Mit vier Erfahrungsberichten aus der Praxis
MFG Innovation 03
Zukunftsfähig mit IT Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Roadmaps ihre Innovationskraft stärken können
Projektträger:
Projektpartner:
Unterstützung:
STAATSMINISTERIUM
Netzwerkpartner:
Impressum Herausgeber: MFG Baden-Württemberg mbH Innovationsagentur des Landes für IT und Medien Breitscheidstr. 4, 70174 Stuttgart Tel. +49 711 90715-300, Fax +49 711 90715-350 info@mfg-innovation.de, www.mfg-innovation.de Geschäftsführer: Klaus Haasis Konzeption: Felix Jansen, Dr. Andrea Buchholz Redaktion: Felix Jansen, Dr. Kerstin Cuhls, PD Dr. Ralf Isenmann, Dr. Daniel Jeffrey Koch Gestaltung: Jürgen Gerhardt, XX Designpartner, Stuttgart Fotos: MFG Baden-Württemberg mbH, Jürgen Gerhardt, www.istockphoto.com Druck: Druckerei Mack, Schönaich Schirmherrschaft: Helmut Rau MdL, Minister im Staatsministerium Baden-Württemberg Der Bericht wird gefördert durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. © MFG Baden-Württemberg mbH, März 2010
Förderung:
WIRTSCHAFTSMINISTERIUM
Inhaltsverzeichnis
Auf einen Blick Vorwort Minister Helmut Rau MdL Baden-Württemberg braucht einen innovativen Mittelstand .................................. 02 Vorwort Klaus Haasis Zukunftsfähig mit IT – Strategische Innovationsplanung für mittelständische Unternehmen ........................................................................... 03 Innovationswettbewerb „Zukunftsfähig mit IT“ Ausgezeichnet! .......................................................................................................... 04 Roadmapping Mit Struktur in die Zukunft ........................................................................................ 06 KMU-Leitfaden Der Weg zur Roadmap ............................................................................................... 08 Empfehlungen aus der Praxis Tipps für ein erfolgreiches Roadmapping ............................................................... 13 Praxisbericht: BODAN Großhandel für Naturkost GmbH „Wir machen die Zeit reif“ ........................................................................................ 14 Praxisbericht: Epyxs GmbH Roadmapping bei einem Start-up-Unternehmen ..................................................... 18 Praxisbericht: highQ Computerlösungen GmbH eTicketing im Fokus .................................................................................................. 22 Praxisbericht: Kramer Verlags GmbH & Co. KG Der Weg zum neuen Geschäftsfeld ........................................................................... 26 Literaturtipps zum Roadmapping Hilfreich und weiterführend ...................................................................................... 30 Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Vordenker mit Weitblick ............................................................................................ 31 Unternehmensförderung und Innovationsmanagement bei MFG und bwcon In guten Händen ........................................................................................................ 32
01
02
Vorwort
Baden-Württemberg braucht einen innovativen Mittelstand
Wo liegen die Märkte der Zukunft? Und wie sehen künftige Geschäftsmodelle aus? Mit Fragen wie diesen beschäftigte sich das vom Land Baden-Württemberg geförderte Forschungsprojekt FAZIT in den vergangenen Jahren. Die Ergebnisse boten vielen Unternehmen im Land eine wertvolle Orientierungshilfe. Denn gerade der in Baden-Württemberg so starke Mittelstand muss sich fragen, mit welchen Produkten und Dienstleistungen er in den nächsten Jahren noch lohnende Geschäfte machen kann. Erfolgreiche Unternehmer beschäftigen sich zwangsläufig mit strategischen Fragen zur künftigen Ausrichtung. Eine Methode, die ihnen dabei hilft, ist das Roadmapping. Damit lassen sich Technologieentwicklungen analysieren und ganze Geschäftsfelder planen. Mit dem Innovationswettbewerb „Zukunftsfähig mit IT“ hat die MFG Baden-Württemberg einen wichtigen Anreiz für Unternehmer geschaffen, sich mit den Instrumenten der Zukunftsforschung auseinanderzusetzen. Gesucht wurden mittelständische Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial und dem Willen, selbst einen nachhaltigen Strategieprozess bei sich einzuführen. Vier Unternehmen haben dabei besonders überzeugt: die BODAN Großhandel für Naturkost GmbH aus Überlingen, die Mannheimer Epyxs GmbH, die highQ Computerlösungen GmbH aus Freiburg sowie die Kramer Verlags GmbH & Co. KG aus Offenburg. Diese vier Gewinner sind den Weg zur eigenen Roadmap Schritt für Schritt gegangen und haben sich damit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft selbst gestellt. Als Schirmherr erhoffe ich mir, dass viele weitere Unternehmen aus dem baden-württembergischen Mittelstand diesen Beispielen folgen. Der vorliegende Bericht zeigt Ihnen, wie Sie für sich eine eigene Roadmap erstellen können, mit dem Ziel, nachhaltig Mehrwerte für Ihr unternehmerisches Handeln zu generieren.
Helmut Rau MdL Minister im Staatsministerium Baden-Württemberg
Vorwort
Zukunftsfähig mit IT – Strategische Innovationsplanung für mittelständische Unternehmen
„Und als sie das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten sich ihre Anstrengungen“ – so lautet ein Zitat des großen Schriftstellers Mark Twain. Auch manche Unternehmen verlieren ihre Ziele aus den Augen. Häufig fehlen die Zeit oder passende Methoden, um sich systematisch mit künftigen Entwicklungen zu beschäftigen und die strategischen Ziele daran auszurichten. Zwar lässt sich die Zukunft nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Allerdings kann sich ein Unternehmen auf künftige Entwicklungen besser vorbereiten, wenn es den Markt gezielt beobachtet, Tendenzen analysiert und diese systematisch auswertet. Eine Methode für die strategische Planung ist das sogenannte Roadmapping. Der Begriff leitet sich von „Roadmap“ ab, dem englischen Wort für Straßenkarte. Ähnlich wie sie für Orientierung im Verkehr sorgt, bietet die in der vorliegenden Publikation vorgestellte Roadmap Richtungsvorgaben für Unternehmen und Institutionen. Einen Schwerpunkt bilden dabei Fragen rund um die Entwicklungen der Informationstechnologien. Wie sieht die Zukunft von IT und Medien aus und wo entstehen neue Märkte durch IT und Medien? Und wie kann das eigene Unternehmen davon profitieren? Vier kleine und mittelständische Unternehmen aus Baden-Württemberg – die highQ Computerlösungen, der Kramer Verlag, die Sicherheitsexperten Epyxs und der NaturkostGroßhändler BODAN – haben sich mit unserer Unterstützung bereits mit diesen Fragen beschäftigt und entsprechende Roadmaps erarbeitet. Als Gewinner unseres Innovationswettbewerbs „Zukunftsfähig mit IT“ haben sie ein ausführliches und intensives Coaching erhalten, um ihre strategische Geschäftsplanung zu verbessern. Dass sie das Innovationswerkzeug auch in Zukunft einsetzen wollen, freut uns außerordentlich. Jetzt sind Sie an der Reihe! Richten Sie Ihren unternehmerischen Blick gezielt nach vorne! Mit unserem Best-Practice-Bericht wollen wir Ihnen dabei Orientierung und Inspiration gleichermaßen bieten. Lassen Sie uns wissen, ob uns das gelungen ist.
Klaus Haasis Geschäftsführer MFG Baden-Württemberg Innovationsagentur des Landes für IT und Medien
03
04
Innovationswettbewerb „Zukunftsfähig mit IT“
Ausgezeichnet! Wie sieht die Zukunft von IT und Medien aus und wo entstehen neue Märkte durch IT und Medien? Diesen Fragen widmete sich FAZIT, das Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte Informations- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg. Die Ergebnisse aus über vier Jahren Forschungsarbeit sind dokumentiert in den kostenfrei verfügbaren Forschungsbänden der FAZIT Schriftenreihe – darunter auch die Publikation „Neue Märkte durch IT und Medien – Der FAZIT Roadmap-Prozess“. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können die FAZIT-Studien für ihre eigenen Strategiezwecke gut verwenden. So können sie auf Basis der Forschungsergebnisse zum Beispiel eine eigene Roadmap für ihre strategische Planung entwickeln. Da allerdings die Anforderungen an ein Innovationswerkzeug wie die Roadmap je nach Größenklasse und Branchenzugehörigkeit variieren, benötigen Mittelständler in der Regel Unterstützung. Vorausschau-Prozesse müssen individuell angepasst werden.
Fakten zu FAZIT Projektträger: Projektpartner:
Zuwendungsgeber: Laufzeit: Forschungsberichte: Website:
Forschung MFG Stiftung Baden-Württemberg Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Land Baden-Württemberg, aus Mitteln der Zukunftsoffensive III Anfang 2005 bis Mitte 2009 19 Bände der FAZIT Schriftenreihe www.fazit-forschung.de
Genau hier setzt der Innovationswettbewerb „Zukunftsfähig mit IT“ an, den die MFG Baden-Württemberg im Sommer 2009 ins Leben rief. Vier KMU aus Baden-Württemberg erhielten dabei die Chance auf ein individuelles Roadmap-Coaching bei den Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI). Mit ihrer Innovationsfreudigkeit, ihren Ansätzen zum Ausschöpfen des IT-Potenzials und der Entschlossenheit, ihre Zukunft durch strategisches Planen aktiv zu gestalten, konnten folgende Unternehmen die Jury überzeugen: • BODAN Großhandel für Naturkost, Überlingen • Epyxs, Mannheim • highQ Computerlösungen, Freiburg • Kramer Verlag, Offenburg Prämiert wurden die Gewinner am 23. September 2009 im Rahmen der Veranstaltung „Innovationsmanagement mit Roadmaps“. Diese wurde durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt. Die Teilnehmer der Veranstaltung erhielten erste Einblicke, wie sich Roadmaps bei KMU einsetzen lassen. So zeigte Jury-Mitglied Andreas Zipser von CAS Software aus Karlsruhe in seinem Vortrag, wie Roadmaps zu einem stetigen, offenen Innovationsmanagement beitragen können. Dass Roadmapping ein effektives Werkzeug für KMU sein kann, demonstrierte Werner Weiss am Beispiel seiner Firma Insiders Technologies. Bei dem Unternehmen aus Kaiserslautern ist Technologie-Road-
05
Die Jury des Innovationswettbewerbs (v.l.n.r.): Dr. Kerstin Cuhls (Fraunhofer ISI), Thomas Schurr (Technologie-Lizenz-Büro), Dr. Andrea Buchholz (MFG Baden Württemberg), Andreas Zipser (CAS Software)
mapping ein wichtiges Planungs- und Steuerungsinstrument. In seinem Beitrag nannte Weiss zwei wichtige Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Roadmaps in KMU: die Bereitschaft, jederzeit den technologischen Status quo infrage zu stellen, und die feste Verankerung des Roadmappings in Unternehmenspolitik und -kultur. Bis Januar 2010 wurden die vier ausgewählten Unternehmen individuell gecoacht. Für die erfolgreiche Absolvierung werden sie mit dem Qualitätssiegel „Zukunftsfähig mit IT“ ausgezeichnet. Alle vier haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie ihre unternehmerische Zukunft durch
strategisches Planen aktiv gestalten wollen. Mit dem Roadmapping haben sie eine Methodik an die Hand bekommen, die ihnen dabei hilft, ihre Innovationskraft systematisch und vorausschauend auszuschöpfen. Sie haben von den Roadmap-Coachings profitiert und geben jetzt in diesem BestPractice-Bericht allen interessierten KMU Einblicke in ihre Erfahrungen bei der Entwicklung und dem Einsatz von Roadmaps.
06
Roadmapping
Mit Struktur in die Zukunft Wo stehen wir aktuell? Wohin wollen wir? Und wie gelangen wir dorthin? Diese drei Fragen stehen im Fokus jedes Unternehmers. Zwar lässt sich die Zukunft nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Allerdings kann ein Unternehmen den Blick strategisch nach vorne richten, indem es Entwicklungen vorausdenkt, die das eigene Geschäft direkt berühren. So kann es schneller, gezielter und mit bewussten Entscheidungen auf zukünftige Veränderungen reagieren. Die Methode des Roadmappings kann hier eine wertvolle Hilfe sein, denn durch sie lassen sich greifbare Annahmen über die Zukunft nutzbringend dokumentieren. Eine Roadmap veranschaulicht technologische, geschäfts- und markttreibende Entwicklungen in ihrer zeitlichen Abfolge und visualisiert ihre Verknüpfungen zueinander. Unternehmen und Institutionen können sich dadurch besser auf mögliche Zukünfte einstellen und ihre Gestaltung aktiv beeinflussen. Dabei können Roadmaps zur Geschäftsfeldplanung oder zur Projektsteuerung genauso eingesetzt werden wie zur Wettbewerbsausrichtung und zur Koordination betrieblicher Funktionsbereiche. Namenspate beim Roadmapping ist die Straßenkarte. Ein Unternehmen lässt sich in gewisser Weise als Fahrzeug betrachten, das sich auf einer Reise befindet. Die Roadmap unterstützt es bei der Navigation durch das teils bekannte, teils unbekannte Gelände. Mit anderen Worten: Mit Hilfe einer Roadmap erhalten Firmen und Institutionen Orientierungshilfe für ihr strategisches Innovationsmanagement.
Eine Besonderheit von Roadmaps ist, dass sie unterschiedliche Perspektiven in einem einheitlichen visualisierten Bezugsrahmen vereinen. Am Ende des Prozesses steht eine Illustration, die die Ergebnisse der strategischen Planung in einem gemeinsamen Bild darstellt. Dabei können Roadmaps in vielen verschiedenen Formen visualisiert werden: als U-Bahn-Netzplan, als Koordinatensystem oder – ganz einfach – als Zeitstrahl, auf dem verschiedene Etappen auf dem Weg zum Ziel eingezeichnet werden. Ein weiterer Vorteil von Roadmaps ist, dass durch sie ein strukturiertes Vorgehen vorgegeben wird. Implizites Wissen wird schon während des Prozesses verbalisiert und damit explizit. So kann eine gemeinsam entwickelte Vision von der Zukunft des Unternehmens entstehen. Kreativität spielt bei diesem Prozess übrigens eine wichtige Rolle. In Workshops und Brainstormings werden die Ideen und das Wissen aus den verschiedenen Abteilungen zusammengetragen, wodurch sich häufig neue Impulse für Innovationen ergeben. In diesem Sinne kann man das Roadmapping auch als Kanalisierung der Ideengenerierung betrachten. Auf dem Weg zur Erstellung der Roadmap ist eine intensive Informationsrecherche zu leisten. Schließlich sollen genau jene Planungsperspektiven und Entwicklungen in der Roadmap zusammengeführt werden, die für das Geschäft wirklich relevant sind. Das Wissen über die eigenen Stärken und Schwächen, über die Chancen und Risiken ist hier Grundvoraussetzung, um Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
07
7 Grundregeln Selbstverständlich reicht es nicht allein aus, die Roadmap zu visualisieren und Meilensteine zu benennen. Die Aktivitäten und Projekte, die sich aus der Roadmap ableiten lassen, müssen auch geplant und im Unternehmen umgesetzt werden. Gelingt dies, ergibt sich aus dem Roadmapping ein echter Mehrwert, der zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit beiträgt. Und noch eins ist wichtig: Roadmaps sind lebende Dokumente. Das heißt, dass sie kurz nach ihrer Fertigstellung bereits überholt sein können. Aber keine Angst – die geleistete Arbeit war nicht umsonst, denn eine erstellte Roadmap ist immer auch die Grundlage für die nächste, überarbeitete Version. In regelmäßigen Abständen von etwa einem Jahr sollten sich die Verantwortlichen fragen, ob die vereinbarten Ziele noch die richtigen sind oder ob sie eine Anpassung der Roadmap vornehmen sollten.
1. Das Ziel ist die Beeinflussung der Zukunft, nicht die Vorhersage. 2. Roadmaps sind visuell. 3. Genauso wichtig wie das Ergebnis ist der Prozess. 4. Roadmaps erfordern kreatives Denken. 5. Roadmaps müssen relevant sein für das Geschäft. 6. Roadmaps integrieren Planung und Implementierung. 7. Roadmaps sind lebende Dokumente.
08
KMU-Leitfaden
Der Weg zur Roadmap Für kleine und mittlere Unternehmen ist der strategische Blick in die Zukunft mit einigen Besonderheiten verbunden. Was das Personal, die Zeit und die Finanzkraft angeht, verfügen sie im Gegensatz zu Großkonzernen über deutlich weniger Ressourcen. Formalisierte Planungsprozesse sind eher die Ausnahme als die Regel. Und auch im Bereich der Informationsbeschaffung sind die Möglichkeiten von KMU oft eingeschränkt. All diese Spezifika führen dazu, dass das Roadmapping bei Mittelständlern unter einem besonderen Blickwinkel betrachtet werden muss. So ist eine straffe, gut vorbereitete Durchführung ein zentraler Erfolgsfaktor. Hierzu bietet sich zum Beispiel eine halbtägige Workshop-Serie an. Prinzipiell empfiehlt es sich, öffentlich verfügbare Markt- und Zukunftsstudien zu nutzen, um mit einer fundierten Informationsbasis in die Planung einzusteigen. KMU können auch ohne detaillierte methodische Vorkenntnisse sinnvoll mit dem Roadmapping beginnen, wenn sie systematisch vorgehen. Ein solches praxisnahes Vorgehensmodell bildet der Leitfaden, den wir Ihnen im Folgenden vorstellen. Schritt für Schritt zur eigenen Roadmap Die Frage, wie Sie das Roadmapping angehen möchten, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Ihrer eigenen Roadmap. Soll ein externer Moderator den Prozess unterstützend begleiten? Oder benennen Sie einen Roadmap-Verantwortlichen, der sich als Projektleiter um die Entwicklung und Um-
setzung der Strategie kümmert? Im Fall des Innovationswettbewerbs „Zukunftsfähig mit IT“ erhielten die vier geförderten Firmen Unterstützung der MFG Baden-Württemberg und des Fraunhofer ISI. Die Coaches brachten den Unternehmen in Workshops die Methodik näher und begleiteten den Roadmap-Prozess moderierend. Um die inhaltliche Ausgestaltung kümmerten sich die Unternehmen selbst.
Aufgaben- und Fragestellungen auf dem Weg zur Roadmap
Zielfokussierung • Welches Ziel wollen Sie anvisieren? • Wie können IT-basierte Lösungen dabei hilfreich sein? • Wann wollen Sie das Ziel erreicht haben? • Wer ist für den RoadmapProzess verantwortlich (Teambildung, Aufgabenverteilung, interne Kommunikation)?
09
In diesem Schritt legen Sie auch das Roadmap-Team fest, das den Prozess steuert. Neben der Benennung eines Kümmerers und eines Kernteams aus zwei bis vier Mitarbeitern sollten Sie darauf achten, Ansprechpartner aus allen relevanten Funktions- und Arbeitsbereichen mit einzubeziehen. Diese können entweder an den Roadmap-Treffen teilnehmen oder über die Zwischenergebnisse des Prozesses infor-
Bedarfs-/Potenzialanalyse • Welche Informationen sind relevant? • Welche Dimensionen/ Ebenen sind für Ihr Ziel relevant (z.B. Technologien, Produkte, Märkte) und wie schätzen Sie deren Entwicklung ein? • Welche Stärken und Schwächen haben Sie? • Welche Chancen und Risiken gibt es?
miert werden. Dabei sollten Sie gezielt Vorabgespräche führen. So erhalten Sie für das Roadmap-Vorhaben die notwendige Akzeptanz bei den Kollegen und vor allem in der Geschäftsleitung. In der Planungsphase wird außerdem der konkrete Zweck der Roadmap definiert. Soll die Roadmap zur Geschäftsfeld- oder Produktplanung eingesetzt werden oder möchten Sie die Technologieentwicklung in
Konsistenzprüfung • Welche Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Handlungssträngen müssen Sie beachten? • Bauen die einzelnen Schritte plausibel aufeinander auf? • Tun sich zwischen den einzelnen Schritten Lücken auf?
Roadmap • In welcher Form können Sie die verschiedenen Handlungsstränge und Schritte am besten visualisieren? • Welche strategischen Maßnahmen können Sie ableiten? • In welchen Abständen wollen Sie die Roadmap aktualisieren?
10
In einem 1-TagesWorkshop kann man sich Schritt für Schritt der eigenen Roadmap nähern.
Ihrer Branche systematisch analysieren? Zusätzlich gilt es, den Zeithorizont der Roadmap abzustecken. Wichtig ist, nicht nur auf die nächsten Monate zu schauen, sondern den Blick zehn bis 15 Jahre nach vorne zu werfen. So können Sie frühzeitig feststellen, ob und wann eine Anpassung des Geschäftsmodells an zukünftige Marktanforderungen notwendig ist. Analyse in vier Teilschritten Um die eigene Ist-Situation kritisch zu hinterfragen, sollten Sie im nächsten Schritt eine Unternehmens- und Umfeldanalyse
durchführen. Welche Märkte bedienen Sie aktuell und welche Geschäftsfelder haben Sie im Fokus? Welche Produkte und Dienstleistungen bieten Sie an und über welche Ressourcen verfügen Sie? All diese Fragen zielen darauf ab, die eigenen Stärken und Schwächen genauso zu bestimmen wie zukünftige Chancen und Risiken. Neben dem Blick auf das eigene Geschäft ist die Betrachtung des Marktes und der darin zu erwartenden Entwicklungen eine wichtige Aufgabe innerhalb des Roadmappings. Möglichst konkret sollten Sie Markttrends finden, definieren und im Hinblick auf die Bedeutung für das eigene
Der Roadmap-Leitfaden für KMU umfasst fünf Schritte 1 Roadmapping vorbereiten
5 Folgeaktivitäten definieren 3a Ist-Situation analysieren
3b Markttrends abschätzen
4 Roadmap erstellen
3c Produktkonzepte entwickeln 3d Technologieentwicklung abschätzen
Quelle: Fraunhofer ISI
2 Roadmapping planen
11
Geschäft priorisieren. Gesucht werden all jene Aspekte der Produktleistung, die Ihren Kunden wichtig sind und durch den Einsatz bestimmter Technologien realisiert werden können. Je nach Branche und Produkt könnte dies etwa die Größe, die Geschwindigkeit, die Qualität oder die Zuverlässigkeit des Produkts sein. Zusätzlich sollten Sie Ihre Markt- und Geschäftstreiber bestimmen. Markttreiber können etwa der demografische Wandel, die Gesetzgebung oder veränderte Konsumgewohnheiten sein. Geschäftstreiber hingegen sind interne, unternehmensspezifische Faktoren, die in der Regel aus strategischen Zielen abgeleitet sind. Sie begründen, warum bestimmte Projekte oder Geschäfte betrieben werden. Auf Basis dieser Analyse können Sie nun Produkt- und Dienstleistungskonzepte entwickeln. Wichtig ist hier, die strategischen Zielsetzungen in ihrer Wirkung auf die Markt- und Geschäftstreiber zu beurteilen. Hierzu können Sie auch Schlüsselkunden mit einbeziehen. Zum Abschluss der analytischen Vorarbeit sollten Sie noch die technologische Entwicklung abschätzen, die für Ihr Geschäft relevant ist. Diese können Sie zu Technologiefeldern oder Entwicklungspfaden bündeln und hinsichtlich ihrer Wirkung auf Ihre Produktkonzepte einordnen. Beim Roadmapping ist eine intensive Informationsrecherche wichtig, um das
weitere Arbeiten effizient zu gestalten. Das Zusammenführen der dabei gewonnenen Erkenntnisse lässt sich gut in einem 1-Tages-Workshop mit dem RoadmapTeam realisieren. Metaplanwände, Flipcharts und Moderatorenkoffer sind wertvolle Hilfsmittel, mit denen Sie Ihre gemeinsamen Ideen visualisieren können. Von der Analyse zur Visualisierung Haben Sie die wichtigsten Markt- und Geschäftstreiber, Produktentwicklungen und technologischen Lösungsoptionen identifiziert? Dann können Sie diese in die Erstversion der Roadmap einzeichnen. Die aufgenommenen Entwicklungspfade sollten Sie nun systematisch auf mögliche Verknüpfungen zu anderen Planungsperspektiven hin untersuchen. Sie tragen entsprechende Zusammenhänge ein und überprüfen diese anschließend auf Vollständigkeit und Plausibilität. In diesem Arbeitsschritt kann es durchaus vorkommen, dass Lücken sichtbar werden. Diese sollten Sie füllen und entsprechende Perspektiven nachträglich in die Roadmap integrieren. Am Ende dieser Phase steht die erste Visualisierung der Roadmap. Wichtig ist hier, dass sich die darin aufgenommenen Inhalte aktualisieren lassen. Schließlich ist Ihre Roadmap kein festes Bild, sondern ein lebendes Arbeitswerkzeug, das Sie regelmäßig kritisch überprüfen sollten.
12
An der gezeichneten Roadmap lässt sich gut ablesen, wie Ihr Unternehmen im Markt dasteht. Indem konkrete Wissenslücken und Handlungsfelder aufgezeigt werden, können Sie proaktiv agieren und gezielt Projekte initiieren, die Sie auch wirklich voranbringen. Folgeaktivitäten definieren Damit die Roadmap keinen reinen Selbstzweck erfüllt, sollten Sie konkrete Folgeaktivitäten definieren und anstoßen. Welche Aufgaben und Ziele lassen sich ableiten? Und wer ist für die Durchführung dieser neu
identifizierten Handlungsfelder verantwortlich? Durch einen konkreten Zeitplan mit einer klaren Zuordnung von Zuständigkeiten können die neu geschaffenen VorausschauProzesse eine nachhaltige Wirkung erzielen. Dabei sollten Sie die Roadmap nach Möglichkeit in Ihre Gesamtstrategie integrieren. Der vorgestellte Leitfaden soll Ihnen dabei helfen, den Roadmap-Prozess systematisch in Ihrem Unternehmen zu gestalten. Das volle Nutzenpotenzial lässt sich aber nur dann ausschöpfen, wenn Roadmaps Teil des Denkens bei Ihnen werden, wenn sie in andere Aktivitäten integriert und regelmäßig aktualisiert werden.
Bei der Erstellung der Roadmap werden systematisch die einzelnen Planungsperspektiven und ihre Verknüpfungen zueinander eingezeichnet 2010
2020
Marktanforderungen
Produkte und Services
Prozesse/ Know-how
Quelle: Fraunhofer ISI
Technologien
Empfehlungen aus der Praxis
Tipps für ein erfolgreiches Roadmapping
Benennen Sie einen Verantwortlichen, der sich das Grundrüstzeug zum Roadmapping aneignet und dieses den Übrigen in einer kompakten Einführung vorstellt. Binden Sie genügend verschiedene Abteilungen und Entscheidungsträger mit ein und vermeiden Sie eine zu einseitige Zusammensetzung des Roadmap-Teams. Halten Sie das Roadmapping-Vorgehen schlank und vor allem einfach operativ umsetzbar. Die Umsetzung der Methodik sollte wenig Kapazität der Beteiligten beanspruchen. Die Roadmap selbst zu erstellen, ist nicht die schwierigste Übung. Fragen Sie sich, wie Sie zu den Inhalten kommen. Woher stammen die Zukunftsthemen und wie formuliert man die Herausforderungen? Dies sind die Punkte, für die Sie am meisten Zeit einplanen sollten. Lassen Sie Diskussionen laufen und nehmen Sie diese ernst. So nutzen Sie die Motivation aller, regen die Kommunikation untereinander an und es entsteht eine Sensibilisierung für die Herausforderungen, die bevorstehen. Ihre Mitarbeiter sollten das Roadmapping verinnerlichen. Ist einmal eine Roadmap erstellt, kann diese so in unterschiedlichen Teamzusammensetzungen effektiv weiterdiskutiert werden, um Maßnahmen zu überprüfen, Projekte zu priorisieren und innovatives Handeln zu ermöglichen.
13
14
Praxisbericht: BODAN Großhandel für Naturkost GmbH
„Wir machen die Zeit reif“ Die Firma BODAN ist ein Großhandel für Naturkost und damit als Vollsortimenter für den Facheinzelhandel in der Bio-Branche tätig. Dieser Markt ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. In den nächsten Jahren sind Turbulenzen und eine neue Dynamik mit neuen Wettbewerbern und einem strukturell veränderten Umfeld zu erwarten. Auf diese neue Situation möchte sich BODAN proaktiv einstellen. Die Idee, sich für ein Roadmap-Coaching zu bewerben, stammt vom Vertriebsleiter. Ursprünglicher Fokus war eine sehr konkrete, mittelfristige Roadmap als Steuerung für den Vertrieb. Es sollte dabei im Schwerpunkt um die Zusammenführung von Verkauf, Marketing und Vertrieb sowie eine Harmonisierung mit IT-gestützten Systemen
Unternehmsportrait BODAN Die BODAN Großhandel für Naturkost GmbH ist ein Logistik-Unternehmen mit 110 Mitarbeitern und 4 Auszubildenden. Die Eigentümer des Unternehmens sind zu gleichen Teilen als Gesellschafter tätig, erweitert um Partner aus den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette der Naturkostbranche. Bei der Sortimentsführung legt BODAN ein besonderes Augenmerk auf die Vielfalt von frischem Obst und Gemüse. Im Vollsortiment finden sich jedoch mehr als 10.000 Artikel mit über 600 unterschiedlichen Käsespezialitäten, viele Weinsorten, Frischfleischprodukte bis hin zu Kosmetik und Körperpflegeprodukten. BODAN liefert insbesondere im süddeutschen Raum, um optimale Frische und Regionalität bieten zu können und ein Netzwerk der kurzen Wege zu etablieren. Lieferbeziehungen werden nur mit Unternehmen aufgebaut, die bestimmte Kriterien erfüllen und damit zur Philosophie von BODAN passen. Kunden in diesem Sinne sind selbstständige Naturkost-, Facheinzelhändler inkl. Bio-Supermärkte, selbstständige Bio-Märkte, Hofläden auf Bio-Höfen, Bio-Lieferdienste, Bio-Marktbeschicker, ausgewählte selbstständige Reformhäuser sowie Bio-Caterer und -Gastronomiebetriebe. www.bodan.de
gehen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass BODAN die Roadmap für einen breiteren Ansatz auf der Basis einer Vision für das Unternehmen gut gebrauchen könnte. Daher wurde die Roadmap für die Verdeutlichung der Umfeldentwicklungen des Unternehmens und die eigene Positionierung in möglichen zukünftigen Märkten entwickelt. Blick über den Tellerrand hinweg Das Hauptziel des Roadmappings lag und liegt insbesondere in der Entwicklung einer konsistenten Zukunftsplanung für den Naturkost-Großhandel BODAN. Damit soll die Sicht über den Tellerrand hinweg in Branchen fernab des Bio-Sektors ermöglicht werden.
Interview mit Sascha Damaschun, Vertriebsleitung BODAN Großhandel für Naturkost Aus dieser Arbeit soll sich die Definition zukünftiger Anforderungen an den Vertrieb im Rahmen der Einführung eines neuen ERP-Systems ergeben. BODAN erhofft sich damit, eine bessere Kommunikationsfähigkeit über Zukunftsthemen zu erlangen, einerseits im Betrieb selbst, aber auch darüber hinaus mit den Partnern und Kunden. Dafür sollte eine qualifizierte Begleitung mit Erfahrung in der professionellen Zukunftsplanung genutzt werden. Mit Hilfe der Arbeit an der Roadmap erhoffte sich BODAN auch die Erweiterung des eigenen Recherche-Horizonts. BODAN-Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen diskutieren über zukünftige Markttrends.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für den Innovationswettbewerb zu bewerben? Das war eine sehr spontane Idee. Da wir sowieso über die Einführung eines ERP-Systems nachgedacht haben, fand ich eine Strukturierung durchaus angebracht. Ich hatte allerdings insbesondere an ein informationstechnisches System gedacht. Dass wir dann schnell in eine Diskussion über das Unternehmen BODAN als Ganzes geraten sind, war vielleicht symptomatisch. Welchen Mehrwert sehen Sie durch Ihren RoadmapProzess? Durch den Gewinn mussten wir uns in einem relativ kurzen Zeitraum den Freiraum schaffen, um einmal über unsere Zukunft zu diskutieren. Es war sehr hilfreich, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Unternehmen, die sehr unterschiedliche Hintergründe haben, zusammen über die Zukunft des Unternehmens diskutieren zu lassen. Anfangs war es etwas ungewohnt, aber die Strukturierung der Roadmap hat uns gezwungen, einigen Entwicklungen ins Auge zu sehen, die sonst schleichend ablaufen und die wir uns vielleicht nicht vergegenwärtigt hätten. Wir haben aber noch viel Arbeit vor uns, Antworten auf die identifizierten Herausforderungen zu finden. Werden Sie derartige Prozesse weiter fortführen? Ja, ich glaube, wir stehen erst am Anfang. In der kurzen Zeit ist unsere Roadmap auch noch nicht vollständig gefüllt worden. Einige Ableitungen fehlen uns noch. Das werden wir auf jeden Fall noch komplettieren. Die Diskussionen haben uns gezeigt, dass auch in unserer Branche derartige Management-Tools hilfreich sein können. Berührungsängste hatten wir jedenfalls keine. Es wäre sicherlich auch gut, in Abständen wieder Bestandsaufnahmen zu machen und vielleicht andere Vorgehensweisen zu testen. Bemerken Sie denn schon Veränderungen? Allein durch die Diskussionen hat sich im Unternehmen etwas verändert. Eine neue Kommunikationskultur und eine Dynamik haben sich ergeben, die wir unbedingt weiter beibehalten und auch im Sinne unserer Kunden nutzen wollen. Der Prozess war und ist für unsere eigene Motivation sehr wichtig.
15
Visualisierung der Roadmap von BODAN
Teil-Roadmap in der Leistungsdimension „Dienstleistungsplattform“
Treiber
2012
2015
2020
Offene Kalkulation
Vertikale Integration (freilassend, Community)
Differenzierung von Kundengruppen und Leistungspaketen
Transparente Prozesse
Umsetzung von Faktor X
Verstärkte Konkurrenz mit den Logistiksyst. des LEH unter Kostengesichtspunkten
Schlanke Präsenzsortimente, Breite durch Kooperation
Virtualisierung
Produkte
Kennzahlenservice
Bedarfsdeckung bio-regionaler Netzwerke
Sortimentsauswertungen
Warenwirtschaft SaaS
Dekarbonisierte Logistik
Buchhaltungsservice
Unternehmensübergreifende Sortimentspakete
WertschöpfungsCommunities
Online-ShopSysteme mit Integration GH-Laden
Technik
16
Marktforschung
KundendialogSysteme
Mandantenfähiges ERP-System
Mobile Internet
Regionale Bedarfsinformationssysteme Haushalt-Handel
Grüne und humane IT-Werkzeuge
Integrierte OnlineShop-Module, über mehrere Stufen der Wertschöpfungskette
Tourenplanungsmodule im Netzwerk
Branchendatenpool Produkte
Stabile Breitbandverbindung
Effiziente IT-Strukturen für virtuelle Unternehmensnetzwerke
Effiziente Logistikstrukturen
Vernetzung von Regio- und Marktdaten
Integrierte Wertschöpfungsmodelle
Bio-Branche mit Eigenheiten Die besonderen Herausforderungen in der Erarbeitung einer unternehmensspezifischen Roadmap lagen darin, dass Zukunftsplanung in der Branche, aber auch im unternehmerischen Umfeld der BODAN GmbH eher ungewöhnlich ist.
Die Bio-Branche hat stark emotional geprägte Ideale. In einem solchen Umfeld ein eher technisches und stark methodenorientiertes Herangehen in der Prozessanalyse zu beginnen, kostete Überwindung, sind doch stark betriebswirtschaftlich und rein technisch orientierte Vorgehensweisen nur schwer mit den emotionalen Idealen zu ver-
17
einbaren. Da die Logistik-Sparte aber per se professionelles Management erfordert, ist es gelungen, die vorherrschende Diskussionskultur explizit für eine Strukturierung und Prozessanalyse zu nutzen. Eine weitere Herausforderung für BODAN als mittelgroßes Unternehmen war es, die Ressourcen bereitzustellen und die Zeit zu finden, sich jenseits des täglich notwendigen Geschäfts einmal über längerfristige Belange auszutauschen. Es war nicht immer einfach, für ein solch strikt anmutendes, komplexes Unterfangen die Akzeptanz und das notwendige Commitment bei den Beteiligten zu erzeugen. Entsprechend lang war manchmal der Weg vom Allgemeinen hin zum Konkreten. Auch die Prozesskompetenz und -akzeptanz herzustellen und sich das Tool Roadmap inklusive der Hintergrundinformationen zu erarbeiten, bedeuteten einen nicht unerheblichen Aufwand. Vorteilhaft war, dass sich BODAN mit seiner Vision „Wir machen die Zeit reif“ und seiner Philosophie bereits früh auseinandergesetzt hatte, sodass schnell klar wurde, welche Prinzipien des Geschäfts auch in Zukunft unbedingt beibehalten werden sollten. Innerhalb des Roadmappings begann das Kernteam von BODAN damit, die zukünftigen Herausforderungen zu sammeln und in ein Zeitraster einzuordnen. In weiteren Prozessen wurden Teilthemen herausgegriffen und hier einzelne Roadmaps erstellt. Diese enthielten zunächst ebenfalls die angenommenen Herausforderungen. Dann erst konnte nach möglichen Lösungen oder Antworten auf die Herausforderungen gesucht werden. Per Telefoninter-
views wurden dafür etwa zehn Kunden mit einbezogen. Zum Ende der Coachings hat BODAN unterschiedliche Teil-Roadmaps erarbeitet, die im nächsten Schritt in einer Gesamtschau zusammengeführt werden sollen.
Beim Workshop kann der Fußboden zum Planungsinstrument werden.
Nachgefragt beim Roadmap-Coach Frau Dr. Cuhls, was hat Sie als Coach bei BODAN besonders beeindruckt? Mich hat beeindruckt, wie zielführend emotionale Diskussionen doch in eine Bahn gelenkt werden konnten und wie alle Personen, die in den Workshops beteiligt waren, sich in die Diskussionen – frei von Hierarchiedenken – einbeziehen konnten. Auffällig waren dabei die sehr unterschiedlichen beruflichen Werdegänge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens BODAN, die allein schon dadurch viele verschiedene Perspektiven auf ein und dasselbe Thema einbringen konnten. Der Elan, mit dem die „große Vision“ statt des anfangs geplanten kleineren Ansatzes angepackt wurde, war für mich herausragend.
Fazit von BODAN „Zukunftsplanung stellt notwendigerweise vieles Gewohnte infrage. Um hierbei nicht den Boden unter den Füßen und den Blick für die wesentlichen Zusammenhänge zu verlieren, bietet das Roadmapping hervorragende Chancen zu einer strukturierten und gleichzeitig flexiblen Vorgehensweise. Für uns genau das Richtige.“
18
Praxisbericht: Epyxs GmbH
Roadmapping bei einem Start-up-Unternehmen Als Entwickler von digitalen Sicherheitstechnologien befindet sich die Firma Epyxs in einem Umfeld, in dem eine ganze Reihe von neuen Technologien zu Innovationen werden kann. Der Markt, die Kunden, die Analysten und das Unternehmen selbst können nur bedingt einschätzen, welche Technologie über welche Marktreife verfügt. Dies betrifft vor allem die Frage nach Nutzen und Akzeptanz. Epyxs führt eine Liste von mehr als 100 Technologien, die für das Unternehmen ein Substitutionspotenzial haben können. Dabei fehlt dem Startup-Unternehmen eine einheitliche Bewertung. Aus dieser könnten Rahmenbedingungen erarbeitet werden, um ein tieferes Verständnis dafür zu gewinnen, welche Technologie sich tatsächlich am Markt etablieren kann.
Unternehmensportrait Epyxs Das Unternehmen Epyxs aus Mannheim entwickelt und vertreibt digitale Technologien sowie darauf basierende Produkte und Lösungen für den Schutz von Marken, Dokumenten und Transaktionen. Epyxs zielt auf den individuellen Schutz auf Objektebene und eine damit verbundene zuverlässige maschinelle Authentifizierung für Anwendungen in Massenmärkten. Den Ansatzpunkt von Epyxs bilden illegale Praktiken wie Produktpiraterie, Nachahmung, Graumarkthandel, unrechtmäßige Überproduktion sowie Fälschung und Manipulation von Dokumenten und Transaktionen. Besondere Aufmerksamkeit schenkt das Unternehmen Lösungen, die Fälschungssicherheit im Zusammenhang mit Produkthaftung erlauben, wenn es sich etwa um medizinische Produkte, Kindernahrung oder elektronische Geräte handelt. Epyxs entwickelt Lösungen, die einen individuellen und skalierbaren Schutz der einzelnen Produkte, Dokumente und Transaktionen anbieten und eine automatische Authentifizierung sowie eine lückenlose Rückverfolgung durch breite Bevölkerungsgruppen ermöglichen. www.epyxs.com
Hinzu kommt, dass die Kunden zunehmend verunsichert scheinen. Es zeichnet sich ein Szenario ab, in dem Technologien aufkommen können, die zwar technologisch nicht die leistungsfähigsten sind, aber schneller am Markt oder in der Wahrnehmung der Kunden Vorteile genießen. Auch ist es nur schwer vorherzusagen, welche Relevanz das Thema Sicherheitstechnologien für die adressierten Märkte hat. Ein Ansatzpunkt für das Roadmapping bei Epyxs besteht demnach darin, ein aus zukünftigen Bedürfnissen abgeleitetes Kriterienset aufzustellen, um die eigenen Markt- und Geschäftstreiber besser verstehen zu können. Auf welche Zukunft müssen wir uns vorbereiten? Die Ziele von Epyxs in der Nutzung des Roadmappings liegen vor allem in der Erhöhung der Effektivität und der Transparenz des Planungsprozesses sowie in der Verbesserung der internen Bewertung von Markt- und Technologietrends. In Bezug auf die hohe Dynamik im technologischen Umfeld ist die Dokumentation von Wissen über Markt- und Technologietrends für das Unternehmen von besonderer Relevanz. Ein interessanter Ansatzpunkt für das Roadmapping bei Epyxs als Start-up-Unternehmen liegt zudem darin, gegenüber Investoren den eigenen Entwicklungs- und Businessplan besser verteidigen zu können. Insgesamt kann man sagen, dass für Epyxs der Mehrwert des Roadmappings vor allem in der operativ praktischen Unterstützung der Technologieplanung liegt. Road-
19
mapping bietet hier die Chance zur Etablierung einer systematischen Vorgehensweise bei der Entwicklung von Leistungsangeboten. Gleichzeitig dient es der besseren Einschätzung der zukünftigen Technologiethemen im Wettbewerbsumfeld. Der von Epyxs bediente faktische Markt der zivilen Sicherheit hat eine signifikante Größe und wird nach Schätzungen auch zukünftig weiter wachsen. Welche konkreten Lösungen zukünftig umgesetzt werden, ist hingegen nur bedingt klar. Für Epyxs stellt sich daher die Frage: „Auf welche Zukunft müssen wir uns vorbereiten?“ Der Zeithorizont der Roadmap fokussiert sich bei Epyxs auf eine Phase bis 2015. Schließlich ist es für das Unternehmen entscheidend, bereits heute die Marktpotenziale und Absatzchancen zu erkennen, die
Nachgefragt beim Roadmap-Coach Herr Dr. Koch, was war charakteristisch für das Roadmap-Vorgehen bei Epyxs? Bei Epyxs haben wir insofern eine besondere Situation, da es sich um ein sehr kleines, junges Unternehmen handelt. Das Vorgehen in einem solch kleinen Team verlangt ein außerordentlich hohes Engagement aller Beteiligten. Außerdem kann das Roadmapping mit dem Kernteam nur ein Kick-off sein, und die Erstellung der Roadmap sollte durch den Einbezug weiterer Stakeholder ergänzt werden. Mit den Coachings ist es uns aber gelungen, durch ein operativ strukturiertes Vorgehen die Grundlage für eine weitergehende Anwendung der Methode zu schaffen.
Auch mit einem kleinen Team kann Roadmapping wertvolle Ergebnisse liefern.
Erstversion der Roadmap von Epyxs
Struktur der vorläuďŹ gen Roadmap
Produkte und Dienstleistungen (Offering)
Markt
2009
Technologie
20
2015
Interview mit Dr. Mario Cameron, Geschäftsführer Epyxs
in der Zukunft im Kerngeschäft und darüber hinaus erfolgversprechend sein werden, um sich erfolgreich am Markt zu etablieren. Roadmaps sind dabei ein Instrument zur langfristigen Abstimmung der zu erreichenden Ziele im Unternehmen. Dynamisches Umfeld als Herausforderung Besondere Herausforderungen an das Roadmapping ergeben sich vor allem aus dem hoch dynamischen Umfeld, in dem Epyxs agiert. Zu den entsprechenden Technologien gibt es nur sehr wenige Marktstudien und kaum valide Vorstellungen zu zukünftigen Entwicklungen. Darüber hinaus besteht das Unternehmen aus einem sehr kleinen Team. Die Einbindung von externen Partnern und Kunden ist daher einerseits notwendig. Andererseits scheint dies aufgrund der zu erbringenden Aufwände als besondere Schwierigkeit. Erschwert ist auch die fokussierte Betrachtung der Technologieentwicklung. Während des Roadmappings ergab sich für Epyxs eine Reihe von Unsicherheiten bei der externen Analyse, und auch bei der Suche nach langfristigen Trends zeigten sich einige Informationslücken. Diese Lücken muss Epyxs nun füllen, um das Roadmapping auf eine fundierte Wissensbasis zu stellen. Bei Epyxs wirken sich dabei die Strukturierungsansätze, die durch das Roadmapping vorgegeben werden, positiv aus. Sie geben dem Start-up einen Rahmen vor, in dem es mögliche Entwicklungslinien in die strategische Planung sinnvoll integrieren kann.
Welche Zielsetzung und Motivation haben Sie beim Roadmapping verfolgt? Unser Ziel war vor allem die Etablierung einer strukturierten Vorgehensweise für die Technologieplanung. Dazu gehört für uns auch der Zwang zum Nachdenken in längeren Zeiträumen. Welchen Mehrwert haben Sie durch das Coaching erhalten? Der Mehrwert des Coachings lag vor allem in der Effizienz der Termine und der Verdeutlichung der Vorgehensweise. Wie schon angeführt, sehen wir im Roadmapping einen großen Mehrwert für uns vor allem in der strukturierten Technologieplanung. In unserem Geschäftsfeld können sich verschiedene Technologien durchsetzen, deren Entwicklungen wir im Auge behalten wollen. Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie? Eine zentrale Herausforderung liegt sicher darin, einen größeren Kreis in das Roadmapping einzubinden: Partner, Kunden, Venture-Capital-Firmen. Wir selber können dafür sicher die interne Planung und Vorbereitung verbessern. Roadmapping soll bei uns in die kontinuierliche Planung einbezogen werden, um weitere Iterationen unter Einbezug unterschiedlicher Stakeholder durchzuführen. Diese Iterationen können genutzt werden, um eine Aktualisierung und Analyse der Roadmaps vornehmen zu können. Die Methodik kann konkret in der Planung eines gemeinsamen Entwicklungsprojekts mit zwei weiteren Partnern verwendet werden und soll somit zu einem zentralen Thema bei der Planung der Technologieentwicklung werden.
Fazit von Epyxs „Wir werden Roadmapping in Zukunft noch stärker nutzen sowie Kunden in den Prozess einbeziehen. Darüber hinaus scheint Roadmapping ein sinnvolles Kommunikationsinstrument für die Diskussion mit Venture-CapitalFirmen zu sein.“
21
22
Praxisbericht: highQ Computerlösungen GmbH
eTicketing im Fokus Als Entwickler von Softwareprodukten und -lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr, Banken und Sparkassen sowie die Hotellerie ist es für die highQ Computerlösungen GmbH unerlässlich, sich mit aktuellen technologischen Entwicklungen kontinuierlich auseinanderzusetzen. Gerade der Bereich eTicketing, der zu den wichtigsten Geschäftssäulen des Unternehmens gehört, ist ein Markt, der sehr dynamischen, technologischen Entwicklungen unterliegt. Um hier auch in Zukunft erfolgreich agieren zu können, ist für highQ eine koordinierte Aufdeckung und Verfolgung zukünftig relevanter Themen ungemein wichtig. Die Technologiebeobachtung erfolgt heute bei highQ personengetrieben. In dem
Unternehmsportrait highQ Die 1996 gegründete highQ Computerlösungen GmbH ist auf die Entwicklung branchenspezifischer Software und Systemlösungen spezialisiert. Kernkompetenzen liegen in den Bereichen ÖPV/ÖPNV und Finanzwesen. Die von highQ für ÖPV/ÖPNV-Anwendungen entwickelten Produktfamilien PlanB und TicketOffice sind bundesweit im Einsatz: Zahlreiche Verkehrsunternehmen, von der Freiburger SBG SüdbadenBus GmbH im Süden bis zum SyltShuttle der DB AutoZug GmbH im Norden, sind heute zufriedene Anwender von highQ-Systemlösungen. Im Finanzbereich bekannt und bei vielen Banken und Sparkassen im Einsatz ist das Bauträger-Kreditabwicklungssystem „abakusBT“. Das in Freiburg ansässige Unternehmen beschäftigt über 20 Mitarbeiter/-innen. Für seine innovativen IT-Lösungen wurde highQ in den letzten Jahren mehrfach ausgezeichnet. So wurde zum Beispiel das von highQ entwickelte Produkt „PlanB ticket“ von der Mittelstandsinitiative als „Innovationsprodukt 2008“ prämiert. Qualitätssicherung und ständige Verbesserung sind bei highQ Programm. Das Qualitätsmanagementsystem ist für den Bereich „Beratung, Softwareentwicklung, Wartung, Support und Projektmanagement für Informationssysteme“ nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert. www.highq.de
Team von über 20 Mitarbeitern verfolgt jeder Einzelne proaktiv, welche technologischen Trends es gibt und welche Veränderungen sich auf den relevanten Märkten ergeben. Jeder Mitarbeiter hält die Augen auf und informiert sich über neue Entwicklungen im Geschäftsfeld des Unternehmens. Für den Mittelständler stellt sich nun die Frage, wie neue Entwicklungen aufgedeckt und verfolgt werden, wenn das Unternehmen weiter wächst und damit auch die informelle, direkte Kommunikation untereinander notgedrungen weniger wird. Genau an diesem Punkt sieht sich highQ derzeit. Kompetenz- und Entscheidungsträger erarbeiten gemeinsam die Roadmap.
Interview 23 mit Christian Disch, Geschäftsführer highQ Computerlösungen
Roadmapping bringt Ideen zusammen Das Roadmapping bietet highQ die Möglichkeit, die informellen Informationswege zu systematisieren und sie gleichzeitig für die Geschäftsplanung nutzbar zu machen. Ähnlich der Einführung des Qualitätsmanagements geht es highQ beim Roadmapping um die Einführung eines Prozesses zur systematischen Aufdeckung und Verfolgung zukünftiger Entwicklungen, ohne die Proaktivität der Mitarbeiter zu beschneiden, sondern sie zu unterstützen. Durch die Visualisierung der Roadmap will highQ ein gemeinsames Verständnis für die zukünftigen Entwicklungen schaffen. Außerdem sollen Prozesse initiiert werden,
Mit welcher Motivation verfolgen Sie das Roadmapping? Der Blick auf zukünftige Themen funktioniert bei uns heute noch so gut, weil wir Leute haben, die einfach aufmerksam sind und sich für die Entwicklungen in unseren Märkten interessieren. Wenn ein Mitarbeiter etwa mitbekommt, dass ein Hersteller ein neues Gerät entwickelt hat, dann denkt er nicht einfach nur „okay, schön“, sondern ruft an und bestellt sich ein Exemplar zur Ansicht. Dieses probieren wir anschließend aus und entscheiden, inwiefern wir es in unser Portfolio mit aufnehmen wollen. Wenn wir dreimal so viele Leute sind, wissen wir heute nicht, ob diese informellen Prozesse immer noch so funktionieren. Das Roadmapping kann uns bei der Strukturierung von Themen helfen, um diese gemeinsam auf der Agenda zu behalten. Welchen Mehrwert haben Sie durch die Coachings erzielen können? Der Nutzen lag zum einen in der Teamarbeit und zum anderen in der intensiven Vorbereitung auf das Coaching bei uns im Unternehmen. Beides hat dazu geführt, dass wir die Erfahrungen der einzelnen Mitglieder im Team sammeln und weiterentwickeln konnten. Wichtig war sicherlich die Einbindung der richtigen Teilnehmer und der Geschäftsführung bei den Workshops. So konnten wir unsere Erkenntnisse und Einschätzungen zusammenführen und in einem gemeinsamen Bild verankern. Darüber hinaus haben uns vor allem das schrittweise Vorgehen und die Systematisierung der Prozesse neue Erkenntnisse gebracht, die wir gewinnbringend nutzen können. Welche zukünftigen Herausforderungen sehen Sie hinsichtlich des weiteren Vorgehens bei highQ? Die Ergebnisse und das Erarbeitete sollen im nächsten Schritt in der zukünftigen Produktplanung berücksichtigt werden. Vor allem die Integration in den Unternehmensalltag scheint eine besondere Herausforderung zu sein. Dazu gehören beispielsweise die Ableitung konkreter Maßnahmen und die Identifikation relevanter Indikatoren. Schließlich wollen wir im nächsten Schritt das Roadmapping in das bestehende Qualitätsmanagementsystem integrieren.
Visualisierung der Roadmap von highQ
Planungsperspektive „Technologie“ aus der vorläufigen Roadmap
2009
Technologie
24
Nutzermedien (Gerät beim Kunden)
- Überwiegend Papier - Piloten
Stufe 3-System
Techniken, die für Cloud Computing geeignet sind
Verstärkte Nutzung mobiler Endgeräte
Hintergrundsysteme
Nicht interoperabel
Technologien beherrschen
PerformanceOptimierung
Zunehmende Interoperabilität
Nachgefragt beim Roadmap-Coach Herr Dr. Koch, welche besonderen Erkenntnisse haben sich bei highQ ergeben? Für highQ hat sich gezeigt, dass die Einbindung eines größeren Anwender- und Kundenkreises beim Roadmapping sinnvoll ist. Gerade in dem fokussiert betrachteten Bereich eTicketing bedarf es einer konzentrierten Aktion unterschiedlicher Stakeholder, die in den Prozess mit eingebunden werden sollten.
in denen verschiedene Mitarbeiter das Monitoring unterschiedlicher Trends verantworten. Gelingt dies, kann highQ bei steigender Mitarbeiterzahl viel eher sicherstellen, dass bei hoher technologischer Dynamik keine Entwicklungen übersehen werden und eine maximale Flexibilität erhalten bleibt. Neben der Verankerung des Prozessgedankens war es für highQ auch ein Ziel, aus der Roadmap heraus konkrete Projektideen abzuleiten. Anstatt das gesamte Geschäftsspektrum in der Roadmap abbilden zu wollen, fokussierte sich das Roadmap-Team mit dem eTicketing auf
Chipkarten im Cent-Bereich
Multi-Applikationen
einen spezifischen Geschäftsbereich. Diese Eingrenzung des Themenfelds trug bei highQ dazu bei, dass die Roadmap in ihrer Komplexität noch handhabbar und damit nutzbar blieb. Zeithorizont 2016 Das Unternehmen richtete seine Roadmap auf das Jahr 2016 aus, also auf das Jahr, in dem highQ sein 20-jähriges Bestehen feiern wird. Zum Auftakt nahm das RoadmapTeam eine interne Sichtung von Dokumenten und Quellen vor. Zum Thema eTicketing gibt es eine ganze Reihe externer Studien, in denen Entwicklungen angeführt werden, die für die Arbeit genutzt wurden. So konnte highQ eine gute Vorarbeit für die Erstellung der Roadmap leisten. Intern wurde außerdem eine Kurzbefragung durchgeführt, um die Ideen und Wünsche der einzelnen Mitarbeiter zu identifizieren und besser zu verstehen. Der Workshop, in dem die eigentliche Roadmap erarbeitet wurde, fand in einem größeren Kreis statt. Auch die Geschäftsführung
25
2012
Verstärkte Integration
2014
Mobile Geräte
Intermodularer Verkehr (steigend), Fahrrad, MIV, ÖPV, SPV, Taxi
nahm an dem Termin teil, sodass die Sichtweisen aus allen entscheidenden Unternehmensbereichen in die Roadmap einfließen konnten – ein wichtiges Erfolgskriterium, damit das Roadmapping auch seine volle Wirkung entfalten kann. In dem Workshop wurde deutlich, dass neben der Betrachtung der technologischen Entwicklungen noch ein weiterer Aspekt im Fokus des Roadmappings steht: die Kunden. Eine außergewöhnliche Kundenorientierung, verbunden mit entsprechenden Werten und Kulturen, wird bei highQ intensiv gelebt. Eine Integration dieser Werte in das Roadmapping war für highQ entspre-
BIBO/CIBO
2016
NFC-Durchdringung
HGS-TX
chend elementar, da highQ auch zukünftig nicht auf dieses Alleinstellungsmerkmal verzichten möchte. Gleichzeitig sollte durch das Roadmapping eine Diskussion angestoßen werden, wie sich diese Werte in der Zukunft weiterentwickeln und wie das Unternehmen davon profitieren kann. Fazit von highQ „Wir werden das Roadmapping in unsere Prozesse weiter integrieren und es vor allem nutzen, um daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten. Darüber hinaus haben wir geplant, Partner und Kunden in den Prozess mit einzubinden.“
Beim Roadmapping ist die Meinung jedes Einzelnen gefragt.
26
Praxisbericht: Kramer Verlags GmbH & Co. KG
Der Weg zum neuen Geschäftsfeld Als regional tätiger Telefonbuchverlag blickt der Kramer Verlag auf eine langjährige Tradition im Printbereich zurück. Der Markt für reine Printangebote im Anzeigenverkauf dürfte in Zukunft allerdings stagnieren oder sogar rückläufig sein. Hervorgerufen wird dies durch ein verändertes Mediennutzungsverhalten und einen dramatischen Wandel der Branche durch die zunehmende Konvergenz der Medien, die Print- und OnlineAngebote zusehends verschmelzen lässt. Für den Kramer Verlag stellt sich die Frage, mit welchen Produkten und Dienstleistungen er in den kommenden Jahren neben dem etablierten Geschäftsfeld Geld verdienen kann. In diesem Zusammenhang
Unternehmensportrait Kramer Verlag Der Kramer Verlag ist ein regional tätiger Telefonbuchverlag mit Sitz in Offenburg. Er hat eine 56-jährige Tradition im Printbereich. Das Kerngeschäft ist nach wie vor der Anzeigenverkauf für Verzeichnismedien sowie die Herstellung 27 örtlicher Telefonbücher. Auch zwei lokale Anzeigenblätter sind im Portfolio des Verlages. Im gesamten Unternehmen sind derzeit 71 Mitarbeitende beschäftigt. Der Kramer Verlag hat vor wenigen Jahren begonnen, das traditionelle Geschäftsfeld auszubauen und durch Aktivitäten im Onlinebereich zu ergänzen. So produziert der Verlag seit 2006 Media-Online-Spots (MOS), die aus bebilderten und vertonten Multimedia-Sequenzen bestehen. Seit 2008 produziert die MPS GmbH & Co. KG für den Kramer Verlag Video-Online-Spots (VOS). Vor allem KMU nutzen die ansprechend inszenierten Spots als Werbeclips, um sich auf einschlägigen Plattformen wie www.dastelefonbuch.de, www.dasoertliche.de sowie www.gelbeseiten.de zu präsentieren. MPS produziert MOS und VOS mittlerweile bundesweit, auch für Kunden anderer Telefonbuchverlage sowie für ausländische Geschäftspartner in Österreich und Frankreich. Durch das neue Geschäftsfeld im Onlinebereich hat der Kramer Verlag mittlerweile 15 neue Arbeitsplätze geschaffen. www.kramerverlag.de
unterstützt das Roadmapping den Kramer Verlag bei der Entwicklung vom Printmedien-basierten Telefonbuchverlag hin zum modernen Dienstleister mit neuen Geschäftsfeldern insbesondere im Onlinebereich. Die Kramer-Roadmap zielt also auf eine Geschäftsfeldplanung. Es geht darum, das traditionelle Geschäftsfeld im Printbereich und die bereits vorhandenen Aktivitäten im Onlinebereich weiter zu ergänzen und eine zukunftsfähige Geschäftsbasis aufzubauen. Um die inhaltliche und zeitliche Bodenhaftung der Roadmap für den Kramer Verlag sicherzustellen, wurde ein mittlerer Planungshorizont von rund fünf Jahren gewählt. Einerseits bietet der 5-Jahres-Horizont genügend Spielraum für strategische Weichenstellungen, andererseits ist er noch ausreichend überschaubar, um konkrete Maßnahmen für die Planung des zukünftigen Geschäfts ableiten zu können. Intensiver Austausch als Erfolgsfaktor Das Roadmap-Team beim Kramer Verlag hat neben kleineren Zusammenkünften sechs Meetings durchgeführt. Auf einem internen Vorbereitungstreffen hat sich zunächst ein fünfköpfiges Kernteam konstituiert, das aus jeweils einem Spezialisten für IKT, für Produktionsinhalte, Grafik und Marketing sowie einem Abteilungsleiter bestand. In einem Kick-off-Meeting wurden die individuellen Ziele für die Geschäftsfeldplanung präzisiert und ein für den Kramer Verlag maßgeschneidertes Vorgehen festgelegt. Außerdem wurde die Architektur der zu erarbeitenden Roadmap definiert. Mit
27
Gemeinsam werden mögliche Produktinnovationen diskutiert.
Markttreibern, Produkten und Dienstleistungen, Technologien sowie internen Ressourcen wurden die vier Planungsperspektiven der Roadmap festgelegt. Beim dritten Treffen bearbeitete das Team die beiden ersten Planungsperspektiven. Es identifizierte zentrale Markttreiber, die das Geschäft im Onlinebereich prägen werden, und entwickelte Ideen für Produktund Dienstleistungskonzepte mit den entsprechenden Leistungsdimensionen. Auf Grundlage der zuvor gesammelten Konzepte für zukünftige Produkte und Dienstleistungen wurden im vierten Meeting die technologischen Lösungsoptionen identifiziert, die zur Realisierung der zukünftigen Produkte und Dienstleistungen erforderlich sind. Hier wurde deutlich, welche Konsequenzen die Entwicklung des neuen Geschäftsfelds für den Kramer Verlag mit sich bringen wird. Deshalb wurden in einer vierten Planungsperspektive auch die internen Ressourcen wie Organisation, Personalbedarf und Qualifikationen betrachtet. Im fünften Treffen wurden die zuvor erarbeiteten Ergebnisse zusammengetragen und in einer Roadmap visualisiert. Mit der erstellten Roadmap wurde die Basis gelegt, auf der das Roadmap-Team in einem weiteren Treffen konkrete Maßnahmen für das
Nachgefragt beim Roadmap-Coach Herr Dr. Isenmann, welche Effekte konnte der Kramer Verlag durch das Roadmapping erzielen? Beim Kramer Verlag hat das Roadmapping frischen Wind im Innenleben des Unternehmens bewirkt. Das zumeist etwas eingefahrene Räderwerk der Organisation kommt wieder in Bewegung. So haben sich beim Kramer Verlag unabhängig von den Maßnahmen der Geschäftsfeldplanung schöne Begleiteffekte eingestellt: Insbesondere die abteilungsübergreifende Kommunikation wurde angeregt, und auch die Zusammenarbeit zwischen und innerhalb der Abteilungen für den Print- und den neuen Onlinebereich hat spürbare Impulse erhalten – eine positive Erfahrung, die wir in nahezu jedem Unternehmen machen.
erste Halbjahr 2010 zur Geschäftsfeldplanung formuliert hat. Dabei wurde u.a. eine wirkliche Produktinnovation entwickelt, die nun mit Unterstützung der Gesellschafter auf den Markt gebracht werden soll.
28
Interview mit Franziska Mayländer, Assistenz der Geschäftsführung und Roadmap-Verantwortliche Kramer Verlag Was waren die Gründe und worin lag die Motivation, am Wettbewerb zum Roadmap-Coaching teilzunehmen? Wir wollten die Chance für eine strategische Neuausrichtung mit Hilfe eines professionellen Coachings nutzen. Seit 2006 entwickelt sich der Kramer Verlag vom ehemals traditionellen Telefonbuchverlag mit dem Schwerpunkt im Printbereich hin zu einem modernen Dienstleister, der auch in neuen Geschäftsfeldern im Onlinebereich aktiv ist. Mit der Produktion von MediaOnline-Spots und Video-Online-Spots haben wir vor wenigen Jahren neue Geschäftsfelder betreten, die wir weiter ausbauen und mit dem Printbereich verzahnen wollen. Welchen konkreten Mehrwert sehen Sie durch das Roadmapping? Für uns hat sich das Roadmapping schon jetzt in vielerlei Hinsicht gelohnt: Zum einen hat es uns geholfen, die verschiedenen Ideen in unserem Haus zu sammeln und in einen strukturierten Zukunftsplan zu überführen. Zum anderen ist es wichtig zu erkennen, wo Zusammenhänge zwischen Markttreibern, neuen Produkten, Dienstleistungen und Technologien sowie internen Ressourcen bestehen. Wir haben erkannt, wo wir im Organisatorischen und im Personalbereich noch nachlegen müssen. Gleichzeitig wurde uns bewusst, dass wir nicht alle Projekte, die wir anpacken wollen, mit gleicher Kraft realisieren können. Stattdessen nehmen wir uns eine Handvoll Maßnahmen vor, die wir konsequent umsetzen. Unabhängig von den Ergebnissen der Geschäftsfeldplanung haben wir erfahren, wie motivierend das Roadmapping auch für die Kommunikation und Kooperation über die verschiedenen Ebenen und Zuständigkeitsbereiche für uns war. Wir haben das Roadmapping als eine wertvolle und praktikable Methode schätzen gelernt. Gibt es bereits Ergebnisse aus dem Roadmapping? Unsere erste Version der erstellten Roadmap ist noch etwas überladen. Sie bietet Ansatzpunkte für eine Fülle an Maßnahmen, die wir umsetzen könnten. So haben wir aus unserer ersten Roadmap insgesamt vier konkrete Maßnahmen abgeleitet, die uns weiterbringen. Besonders stolz sind wir, dass wir im Rahmen der Roadmap eine wirkliche Produktinnovation gefunden haben, die wir nun in Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern auf den Markt bringen wollen.
Herausforderungen für das RoadmapTeam Beim Kramer Verlag war zu Beginn des Prozesses Überzeugungsarbeit erforderlich, um die Geschäftsleitung vom Nutzen des Roadmappings zu begeistern. Zusätzlich erschwerten das Tagesgeschäft und die tendenziell damit einhergehende Überlastung, dass sich die Mitglieder des RoadmapTeams die notwendigen Freiräume für Vorausschau-Prozesse schaffen konnten. Als herausfordernd für das Roadmapping haben sich noch drei weitere Punkte herausgestellt. Hierzu zählt zum einen die Abschätzung der Markttreiber, da für aufwendige und systematische Marktanalysen oftmals Zeit und Zugang fehlen. Ebenfalls mit Schwierigkeiten verbunden war die Abschätzung technologischer Lösungsoptionen, um die zukünftigen Produkte und Dienstleistungen auch tatsächlich im anvisierten Zeitraum realisieren zu können. Schließlich stellte auch die Verankerung des Roadmappings in das Tagesgeschäft und in die Betriebsroutine eine Herausforderung für den Kramer Verlag dar.
Erstversion der Roadmap des Kramer Verlags
29
Ausschnitt der Roadmap mit ausgewählten Meilensteinen
2015
Markttreiber (extern)
Zielgruppenfokussierung
Geschäftstreiber (intern)
Media-Berater/ Vertrieb stärken
Dienstleistungen
Wissensmanagement
Interne Ressourcen
Technologie
Produkt
Markt
2010
Jedes Kärtchen markiert einen Meilenstein in der Roadmap.
Workshops für Verlage
Kommunikation fördern: Wiki-Software
Media-Berater schulen/ weiterbilden (Online-Affinität) WorkshopReferent(en)
Fazit vom Kramer Verlag „Die Ausgangsfrage für uns lautete: Mit welchen Produkten und Dienstleistungen werden wir in den kommenden Jahren Geld verdienen? Das Roadmapping hat uns eine praktikable Vorgehensweise geboten, um hier die richtigen Antworten zu finden. Es hat uns geholfen, unsere Ideen, die zumeist unausgesprochen und auf viele Köpfe in unterschiedlichen Abteilungen verstreut sind, auf anschauliche Weise zusammenzuführen, sie auf eine einheitliche Marschroute auszurichten und sie viel besser zu kommunizieren – sei es intern oder in Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Geschäftspartnern.“
Literaturtipps zum Roadmapping
Hilfreich und weiterführend Haben Sie sich dazu entschlossen, Roadmapping in Ihrem Unternehmen strategisch einzusetzen? Dann ist es ratsam, sich noch intensiver mit den Möglichkeiten und Grenzen der Methode auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund haben die Coaches des Innovationswettbewerbs „Zukunftsfähig mit IT“ einige Literaturtipps für Sie zusammengestellt.
���������������������������
Schriftenreihe
���������
���������������������������������������������������������
�� ������������������������������
������������������������������� ��������������������������� �
���������������������������
30
FAZIT Schriftenreihe Für die inhaltliche Ausgestaltung Ihrer Roadmap finden Sie interessanten Input in öffentlich verfügbaren Zukunftsstudien. Diese bieten fundierte Prognosen ausgewiesener Experten, die Sie in Ihre Planung gewinnbringend mit einfließen lassen können. Besonders hinweisen möchten wir auf die 19 Forschungsberichte der Schriftenreihe des Forschungsprojekts FAZIT, die kostenlos unter www.fazit-forschung.de zum Download bereitstehen. Die FAZIT-Ergebnisse geben wertvolle Hinweise auf die Zukunft von IT und Medien. Dabei kommen mit Delphi-Befragungen, einer Szenarioanalyse und einem RoadmapProzess verschiedene Methoden der Zukunftsforschung zum Einsatz.
Neue Märkte durch IT und Medien – Der FAZIT Roadmap-Prozess Bernd Beckert und Simone Kimpeler (2009) Der Band führt die Ergebnisse aus über vier Jahren Forschungsarbeit zusammen. Darin enthalten ist unter anderem die FAZIT Technologie-Roadmap mit den wichtigsten informationstechnologischen Entwicklungen bis 2020. Technologie-Roadmapping Zukunftsstrategien für Technologieunternehmen Martin Möhrle und Ralf Isenmann (Hrsg.) (2008) Das Buch bietet eine umfangreiche Einführung in die Grundlagen des Technologie-Roadmappings. Neben einem Abschnitt mit Anwendungsbeispielen erfahren Sie unter anderem mehr über die Integration von Roadmapping in umfassendere Management-Ansätze. Praxishandbuch Technologie-Roadmapping Thorsten Laube und Robert Phaal (Hrsg.) (2007) Das Praxishandbuch schließt die Lücke zwischen einer eher theoretisch ausgerichteten Literatur und den Anforderungen aus der unternehmerischen Praxis. Dabei stellen die Herausgeber ein „Workshopkonzept für den schnellen Einstieg“ vor. Foresight-Toolbox für den Mittelstand Z_punkt (2009) Die Toolbox „Roadmapping: Meilensteine zukünftiger Entwicklungen abbilden“ von Z_punkt, einem Beratungsunternehmen für strategische Zukunftsfragen, kann man im Internet kostenlos herunterladen. Archiv von Roadmaps Schließlich gibt es noch eine Reihe von öffentlich verfügbaren Roadmaps, die Sie bei Ihrem eigenen Roadmap-Prozess inspirieren können. Ein solches Archiv finden Sie etwa im Internet beim Institute for Manufacturing der University of Cambridge unter www.ifm.eng. cam.ac.uk/ctm/trm/resources.html
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung
Vordenker mit Weitblick Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Durch seine Forschungs- und Beratungstätigkeit im nationalen und internationalen Rahmen möchte das ISI frühzeitig auf Chancen, Risiken und Hemmnisse neuer Technologien aufmerksam machen, notwendige Anpassungsprozesse und Innovationen fördern und damit zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Mit dem Aufzeigen von Forschungsprioritäten und der wissenschaftlichen Begleitung technologiepolitischer Förderprogramme sollen Entscheidungen von Staat und Unternehmen verbessert werden. Deshalb nutzen Politik, Verbände und Unternehmen das Fraunhofer ISI als vorausschauenden und neutralen Vordenker. Die fachübergreifende Analyse und Bewertung bedingt ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Disziplinen. Insgesamt arbeiten im Institut 135 fest angestellte und etwa 90 sonstige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Ingenieur-, Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Forschungsabteilungen des ISI konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften, Technologie- und Innovationsmanagement und Vorausschau sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und Innovationspolitik. www.isi.fraunhofer.de
Leidenschaft für Innovation – Die Verantwortlichen für das RoadmapCoaching:
Dr. Kerstin Cuhls leitet das Geschäftsfeld Zukunftsforschung und Vorausschau im Competence Center Innovations- und Technologie-Management und Vorausschau (CCV) am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Die studierte Japanologin, Sinologin und Betriebswirtin koordinierte die deutschen Vorausschau-Studien Delphi 93, Mini-Delphi 95, Delphi 98 und den BMBF-Foresight-Prozess von 2007 bis 2009. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt bei Vorausschau-Methoden und ihren Kombinationen. Zudem erforscht sie Innovationssysteme und -politik, Schwerpunkt Japan.
PD Dr. habil. Ralf Isenmann arbeitet seit 2008 am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. Er ist Privatdozent im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft am Institut für Projektmanagement und Innovation (IPMI), Universität Bremen, sowie Lehrbeauftragter an der Universität Kassel. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen in den Schnittstellen zwischen Innovations- und Technologiemanagement, Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility sowie Informationsmanagement. Einen Schwerpunkt bilden Technologie-Roadmapping und Innovationskommunikation.
Dr. Daniel Jeffrey Koch arbeitet seit 2008 am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Dort ist er Projektleiter am Competence Center Innovations- und Technologie-Management und Vorausschau (CCV). Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Ecole Superieure des Sciences Commerciale d´Angers (ESSCA). Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Innovations- und Technologie-Management der Universität Kassel.
31
32
Unternehmensförderung und Innovationsmanagement bei MFG und bwcon
In guten Händen Talente, die ihre Forschungsideen verwirklichen wollen. Gründer, die sich am Markt etablieren möchten. Und Unternehmen, die sich erfolgreich im Wettbewerb behaupten wollen. Sie alle benötigen nicht nur Durchhaltevermögen, sondern oft auch Unterstützung von kompetenten Partnern. Die MFG Baden-Württemberg und die Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg: Connected – bwcon – sind solche Partner. Mit umfangreichen Angeboten und Instrumenten wie beispielsweise dem Innovationswettbewerb „Zukunftsfähig mit IT“ schaffen sie Anreize für Innovationsprozesse und geben Hilfestellung bei deren Umsetzung.
Über die MFG Die MFG Baden-Württemberg ist als Innovationsagentur für IT und Medien mit Schwerpunkt Kreativbranchen, Informationstechnologie und Wissenswirtschaft seit 1995 aktiv und gehört heute zu den führenden Einrichtungen für Innovationsmanagement und Technologietransfer in Europa. Mit ihren nach ISO 9001 zertifizierten Dienstleistungen und rund 100.000 Unternehmensund Personenkontakten gehört die MFG international zu den Vorreitern für systemische Standortentwicklung in öffentlich-privaten Partnerschaften. www.mfg-innovation.de
Karl-Steinbuch-Stipendium Die Innovationsförderung der MFG setzt früh an: Durch das Karl-Steinbuch-Stipendium werden Studierende in ihren kreativen und innovativen Projekten mit IT- oder Medienbezug gezielt unterstützt. Die Projekte, die parallel zum Studium durchgeführt werden, verfolgen entweder ein konkretes Forschungsziel oder weisen einen künstlerischen Wert auf. Bereits 166 Stipendiaten wurden seit 2004 mit einer Summe von insgesamt knapp 900.000 Euro gefördert. www.karl-steinbuch-stipendium.de bwcon: Hightech Award CyberOne Wer ein zukunftsweisendes Geschäftskonzept im Bereich IT und Hightech entwickelt hat, reicht dieses am besten beim bwcon: Hightech Award CyberOne ein. Dabei winken nicht nur Geld- und Sachpreise von mehr als 100.000 Euro. Der CyberOne bietet die Gelegenheit, die Businesspläne von Wirtschaftsexperten und Vertretern von Kapitalbeteiligungsgesellschaften sowie Fachleuten aus der Wissenschaft prüfen zu lassen. www.cyberone.de, www.bwcon.de Heidelberger Innovationsforum Erfolgreiches Networking: Seit 2005 haben mehr als 300 Forscher, Entwickler und Gründer aus über 10 Ländern ihre Ideen vor potenziellen Finanzgebern und Industriepartnern vorgestellt – viele mit Erfolg: Rund 150 Innovatoren haben Geschäftskontakte knüpfen können, wovon 20 Prozent konkrete Transfergeschäfte in Form von Start-upFinanzierungen oder Forschungskooperationen vereinbaren konnten. www.heidelberger-innovationsforum.de
Karl-SteinbuchStipendiaten stellen ihre Projekte beim Creativity World Forum 2009 vor ca. 1.000 Teilnehmern vor.
Coach & Connect Plus+ Junge Managementteams und Unternehmer, die gründen oder ausgründen, finden in dem im September 2008 neu aufgelegten Programm Coach & Connect Plus+ Beratung, Coaching und Networking in einem. Dabei werden die Gründer unter anderem durch erfahrene Manager und Unternehmer aus der bwcon: Coaching Group als Mentoren unterstützt. Für viele bietet Coach & Connect Plus+ außerdem einen Zugang zur Finanzierung durch den High-Tech Gründerfonds und den Seedfonds Baden-Württemberg. www.bwcon.de/bwcon_coach.html FITT Mit dem EU-Projekt FITT schlägt die MFG eine Brücke zwischen IT-Forschung und -Anwendung. Sieben renommierte Technologietransfer-Experten verfolgen hier gemeinsam das Ziel, die Kommerzialisierung europäischer Forschungsergebnisse zu verbessern. FITT setzt dabei auf anwendungsorientierte Werkzeuge für Technologietransfer, ein überregionales Trainingsprogramm für Technologietransfer-Beratungen sowie eine Community of Practice, die einen dauerhaften Erfahrungsaustausch sichert. www.fitt-for-inovation.eu
INNOTRAIN IT Ganz neu in der Liste der MFG-Angebote im Bereich Innovationsförderung ist das Projekt INNOTRAIN IT. In dem bis Anfang 2013 laufenden EU-Projekt entwickeln zwölf Partner aus sechs Ländern gemeinsam eine Online-Trainingsplattform. Diese hat das Ziel, Projektmanager und Leiter von Technologieabteilungen in KMU in der effektiven Anwendung von IT-Service-Management zu schulen. So sollen die Innovationsfähigkeit der Unternehmen gesteigert und Innovationsbarrieren gezielt überwunden werden. Einmal im Jahr verleiht bwcon den HightechAward CyberOne.
Zukunftsfähig mit IT Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Roadmaps ihre Innovationskraft stärken können Seine Märkte verstehen und die Bedürfnisse seiner Kunden kennen; die technologischen Entwicklungen beobachten und aus all dem die richtigen Schlüsse ziehen. Für Unternehmen aller Branchen und Größen sind dies wichtige Aufgaben, um im Wettbewerb zu bestehen. Ein systematischer Blick in die Zukunft hilft, die Geschäftsplanung auf ein solides Fundament zu stellen – auch bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Eine Methode, die sie dabei unterstützt, ist das Roadmapping. Wie Sie trotz geringer Kapazitäten und Ressourcen Vorausschau-Prozesse gewinnbringend in Ihrem Unternehmen verankern können, zeigt dieser Bericht. Darin enthalten ist ein Leitfaden, der Strategiebeauftragten in KMU als praktische Hilfe beim Anstoßen von Roadmap-Prozessen dient. Er gibt Hinweise, welche Schritte sie systematisch durchlaufen sollten und welche Fragen sie sich dabei stellen müssen. Die vier Gewinner des von der MFG Baden-Württemberg durchgeführten Innovationswettbewerbs „Zukunftsfähig mit IT“ haben genau dies erprobt. Sie haben ihre individuelle Roadmap entwickelt und stellen ihre Ziele, ihr Vorgehen und die Herausforderungen, die ihnen dabei begegnet sind, vor. Wertvolle Tipps, die anderen Firmen bei ihrem eigenen Roadmapping-Vorhaben nun helfen. Herausgeber
In Zusammenarbeit mit