Graubünden Magazin Ausgabe 16

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Some think far from home. We think close to private banking.

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Thinking New Perspectives.


I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

06 EDITORIAL GRAUBÜNDEN ERLEBT DIE ZEIT DER BLÜTE UND DER REIFE

08 ABENTEUER FELSEN UND FLUTEN

17 HANDWERK PRÄZISIONSARBEIT ZWISCHEN TASTEN UND TÖNEN

23 MUSIK BLUE NOTES FÜR ST. MORITZ

30 SPORT FITNESSTEST FÜR TRETMASCHINISTEN

37 BANKING NICHTS LÄUFT OHNE ROHSTOFFE

42 TRADITION DAS SANFTE TICKEN DES ENGADINS

50 BAUWESEN UNESCO-WEGUNTERFÜHRUNG KM 61.606

57 N AT U R KARDERN – SPINNEN UND NETZWERKEN

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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

65 WASSER DAILY BUSINESS

73 ARCHITEKTUR MIT HAUT UND HOLZ

81 KUNSTHANDWERK IRDISCHE HÖHENFLÜGE

89 KUNST DAS FANTASTISCHE DES ALLTÄGLICHEN

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RD E U IBTROI R KIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

Der Bergsommer hat gerade begonnen. Graubünden erlebt die Zeit der Blüte und der Reife. Und obwohl doch Sommer ist, schwimmen in vielen der über 700 Seen unseres Kantons noch die Eisschollen. Wenn Sie das nicht glauben, schauen Sie im Buch «Graubünden – Das Blaue Wunder» nach.

Mir selber wäre ein Bad in den meisten Bergseen zu kalt. Ich geniesse lieber Chur, das sich ja die älteste Stadt der Schweiz nennen darf. Hier gibt es – neben vielen Bars und Musik-Clubs – dieses Jahr mit «Niki and Friends» eine Ausstellung, die sich dem Nouveau Realisme um Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely und Daniel Spoerri widmet. Gleich hinter den Kantonsgrenzen – in Bad Ragaz – präsentiert die Ausstellung «Bad Ragartz» ebenfalls plastische Kunstwerke.

Auch in vielen anderen Orten in Graubünden geht in diesem Sommer die Post ab, zum Beispiel vom 16.7. bis 16.8. am «Festival da Jazz St. Moritz», im berühmten «Dracula’s Club», oder an unzähligen Open-Air-Festivals, Opernaufführungen und Kulturveranstaltungen.

Doch Graubünden wäre nicht Graubünden, wenn es nicht mit traditionellem Handwerk – etwa der Engadiner Holzuhr und der Wollkarderei – und archaischer Baukunst, etwa dem Rundholzbau, aufwarten könnte. Eine spannende Kombination der Kulturen erwartet Sie im Artikel über Teppiche aus dem Zadrosgebirge, die auf dem Heinzenberg fotografiert wurden. Zur Gratwanderung zwischen modernen und traditionellen Bautechniken wird die Sanierung der RhB-Brücken, die auf der Albulalinie inzwischen zum Unesco-Weltkulturerbe gehören.

Wie nirgends sonst treffen in Graubünden Kulturen aufeinander, hier – wo der Himmel schon südlich ist, die Luft aber noch klar und kühl – entdecken Sie auch beim zweiten und dritten Blick immer wieder Neues. Lassen Sie sich verführen von dieser grossartigen Vielfalt, und wenn Sie etwas Spannendes finden, berichten Sie mir davon. Vielleicht berichten wir schon im nächsten «Graubünden Magazin» über Ihr Lieblingsthema.

Herzlich, Ihr

Marc Gantenbein, Herausgeber

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FELSEN UND FLUTEN T E X T A N D R E A Z U F F E L L AT O

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F O T O S HUL D I HU G

Klein, ausgesetzt und vollkommen entr端ckt finde ich mich wieder in einer Welt der Extreme. Die Wasser tosen, w端ten und stampfen, sie rollen Zentnersteine wie Gebetsm端hlen und pulverisieren sie zu kristallinem Staub. Wo das Wasser eine Oberfl辰che hat, verleiht ihm der Quarzstaub einen metallenen Glanz. Doch eigentlich kehrt hier selbst das Wasser permanent sein Inneres nach aussen, sehe ich hier direkt in einen offenen reissenden Schlund.

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Das Wasser brüllt und verschlägt mir beinahe den Atem. Ein kurzer Spaziergang über eine ach so liebliche Blumenwiese, ein einfaches Seil um einen Baumstrunk, ein kurzer Lift dem Seil entlang in die Tiefe und schon befinde ich mich in den offenen Vehnen Graubündens, hier pulsiert das Schmelzwasser im Rhythmus des Sonnenscheins. Gischt stiebt mir ins Gesicht, und vor meinen Füssen gräbt sich ein reissender Strom geradewegs in den glatten Fels. Die Wucht dieser Naturgewalten gräbt sich tief in mein Bewusstsein und gibt meinem Verständnis von Fels und Wasser eine neue Prägung. Wasserfälle sind Symbol für Tod und Wiedergeburt, für die Reinigung des Lebensflusses, jeder Wassertropfen löst sich von der Masse, zerstiebt und formt sich neu. Ich spüre förmlich, wie dies Wasserrauschen auf meinen inneren Plusschlag übergreift, und ich höre nun auch mein Blut rauschen. Wie gebannt verweile ich lange Minuten vor diesem flüssigen Urknall und sauge das Schauspiel in mich auf. Belebt und gleichsam aufgewühlt wende ich mich schliesslich mit dem Lauf des Wasser talwärts und steige ein in eine tiefe Schlucht und eine Odyssee in Fels und Fluten.

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ABENTEUER

Gemeinsam

mit einer kleinen Gruppe

guter Freunde folge ich dem Flusslauf, und mit beinahe jedem Meter eröffnet sich uns ein neues Bild und nicht selten ein gänzlich neues Szenario aus Geröll, Steinen und Schluchtenmalereien. Mal wird die tiefe Schlucht zur engen Klamm, und ich kann mit den Händen die Wände berühren. Und wenn auch die letzte Ecke Himmel verschwindet und die überhängenden Felswände sich zu einem monumentalen Gewölbe verbinden, wird mein Sehnen wieder lauter. Wo sind die Sonnenstrahlen geblieben, die das nun gurgelnde Wässerchen unter unseren Füssen dem ewigen Schnee abgerungen haben? Schwemmholz knirscht unter meinen Bergschuhen, bisweilen türmen sich meterhohe Geflechte daraus vor uns auf, versperren als Dämme den Wasserfluss oder kreisen als Adlerhorste in einem Kehrwasser. Ganze Bäume treffen wir an, entwurzelt und geschält, von den Wassermassen abgeschliffen und sandgestrahlt. Sie bilden Brücken und dienen als Rutschbahnen oder zum Befestigen der Seile. Wir folgen dem Spiel von Licht und Schatten, erfreuen uns an den verirrten Sonnenstrahlen, die eine moosbewachsene Stufe über uns in ein grünes Leuchtfeuer verwandeln. Wir entdecken Pioniere, wie Blumen und Flechten, und sogar ein Jungtännchen, das sich besonders waghalsig an die wenigen Ritzen klammert und dem Licht entgegenstrebt. Unser Weg führt uns durch all die Windungen dieses Canyons, Abkürzungen gibt es keine, aber Umwege, jede Menge davon und wunderschöne noch dazu. Wir finden massenhaft Steine, die zum Klettern einladen, ganze Findlinge, unter denen wir hindurchkriechen können, Wegstücke, wo sich die Schlucht weitet und grasbewachsene Böschungen


bis fast zum Wasser reichen und uns endlich wieder die Sonne entgegenlacht. Es locken trügerische Schieferhalden aus brüchigem Geröll, und bei genauem Fährtenlesen entdecken wir hie und da die Spuren eines Hirsches. Spielerische Kindergefühle steigen in mir hoch, ich will etwas wagen und das nächste Becken kletternd der Felswand entlang meistern. Dann gibt es da die Sprünge in die besonders tiefen Becken, je höher, desto aufregender. Im nächsten Schwimmstück finden wir einen Syphon, der zwei Teiche miteinander verbindet, ein türkisfarbenes Auge setzt sich von der dunklen Felsmulde ab. Wir vergewissern uns, dass der Durchgang frei liegt, atmen nochmals ganz ruhig durch, tauchen dann ab und lassen uns erfasst von einer leichten Strömung durch das Auge gleiten. Angekommen im unteren Teich blicken wir uns und die Welt mit grossen und strahlenden Augen an und ziehen langsam weiter. Es folgen einige Naturrutschbahnen und verschiedene Stufen, die wir mit Hilfe der mitgebrachten Seile überwinden.

Und wieder ändert sich das Bild vor meinen Augen. Diesmal ist es der Stein, der meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vom Wasser höre ich nur ein weit entferntes Summen, hier und dort tropft es klatschend auf die Steine, und die stampfenden Wasserfälle weiter oben untermalen die Szene lediglich mit einem synkopen Basslauf. Vor mir erhebt sich ein Felsen wie ein Schiffsbauch aus dem Ozean. Majestätisch ragt er über ein Feld mit runden Kieseln. Die Erdgeschichte hat ihn kunstvoll gezeichnet, Farben und Linien, Einschlüsse und Feinschliff verleihen ihm eine einmalige Ästhetik. Wiedergeben diese feinen geschwungenen Linien die Symphonie des Wasserorchesters, oder ist es die Handschrift des Schöpfers dieses Werkes? Ich bleibe stehen und staune, die geschwungenen Linien, die weichen, runden Formen stehen im krassen Gegensatz zu dem kalten und harten Material, aus dem das Werk geformt wurde. Selbst die härtesten Kanten werden mit der Zeit rund und weich geschliffen. Auch dieses Bild präge ich mir ein.


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Kurze Zeit später durchschwimmen wir nochmals ein Becken und überwinden eine letzte Stufe mit dem Seil. Danach kraxeln wir über eine kleine Uferböschung und finden uns unweit unseres Ausgangspunkts wieder. Erstaunlich, dass man in dieser anderen Welt für einige hundert Meter Luftliniendistanz so viele Stunden braucht. Erstaunlich, aber schön.

Die Schluchten und Canyons Graubündens fesseln mich immer wieder und ziehen mich in ihren Bann. Es sind die Schönheit, die Unberührtheit und die Schlichtheit, die mich faszinieren. Es sind das spielerische Tollen und das abenteuerliche Forschen, das Staunen und die Ehrfurcht. Es sind die tausend Facetten, Formen und Farben die Eindrücke, die beeindrucken. Es ist dieses monumentale Aufeinandertreffen elementarer Urgewalten, es ist die Ästhetik der Natur und die Wirkung auf meine innere Natur, die Berührtheit meiner Seele.

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PRÄZISIONSARBEIT ZWISCHEN TASTEN UND TÖNEN T E X T BI G N A BU C HL I

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F O T O S S T E FA N S C HL UM P F

Das Akkordeon – besser bekannt unter dem Namen «Handorgel» – ist ein traditionelles Schweizer Instrument. Trotzdem gibt es schweizweit erstaunlicherweise nur noch zwei Akkordeon-Produktionsstätten. Eine davon betreibt Theodor von Weissenfluh im Industriegebiet von Maienfeld.

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RUBRIK

Ein goldener Teddybär lächelt dem Besucher des Ausstellungsraums von Theodor von Weissenfluh entgegen. Es ist das Markenzeichen der Thedi-Akkordeons, von welchen es zurzeit vier unterschiedliche Modelle gibt. Sie alle werden ausschliesslich auf Bestellung produziert und auf die individuellen Kundenwünsche abgestimmt. Die sichtbaren Unterschiede wie Farbe, Design und Tastenanordnung sind auch für den Laien ersichtlich, doch die Instrumente unterscheiden sich auch betreffend Toncharakter und Qualität. «Die Thedi Classic besitzt einen Resonanzkasten (Kassotto) und zeichnet sich durch einen warmen Toncharakter aus. Sie ist daher für Akkordeonisten geeignet, die auch klassische Musik spielen, und ist mit einem ungefähren Preis von Fr. 23 000.– unser teuerstes Modell», erklärt der passionierte Akkordeonbauer.

Seit seiner Kindheit ist von Weissenfluh begeistert von diesem Instrument. Bevor er vor 17 Jahren den Grundstein für seinen heutigen Betrieb legte, begann er, von der Volksmusik fasziniert, selbst mit dem Spielen des Akkordeons. Während der Lehre als Apparateschlosser und seiner beruflichen Umorientierung als Spengler und Reparateur in der Autobranche widmete sich der heute 61-Jährige in seiner Freizeit immer seinem zweiten Hobby – dem Akkordeonspiel. Langjähriges Musizieren und sein technisches Interesse führten dazu, dass von Weissenfluh eines Tages ein Akkordeon

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in seine Einzelteile zerlegte. Die Finessen und Details des Instruments faszinierten ihn, und so begann er bald darauf mit dem Reparieren und Restaurieren von Akkordeons. Aufgrund der wenigen Restaurateure in der Schweiz und seiner genauen Arbeitsweise verbreitete sich sein Name schnell in der Volksmusikszene, und das Geschäft begann zu florieren.

«Durch das Reparieren begann ich, die Bauweise sowie die verwendeten Materialien zu studieren und erkannte, dass ich einiges optimieren könnte. So wagte ich mich daran, ein Instrument von Grund auf nachzubauen, entwickelte eine neue Tastatur und verwendete anderes Material», erzählt der unermüdliche Tüftler. Beispielsweise ersetzte er die feuchtigkeitsanfälligen Holzverschleissteile durch Metall. Trotz der Verbesserungen an Material und Mechanik, müssen die verkauften Modelle alle vier bis fünf Jahre einem Stimmservice unterzogen werden, welcher einen Aufwand von 15 bis 22 Stunden in Anspruch nimmt. Nebenbei läuft der Instrumentenbau auf Bestellung – im Durchschnitt ein Akkordeon pro Monat – wofür der Erbauer zwischen 140 und 200 Stunden benötigt. Trotz der Unterstützung durch drei Teilzeitangestellte beträgt die Wartezeit für ein Thedi-Akkordeon zurzeit ein Jahr. Der Bau eines Akkordeons verlangt ausserordentliche Präzision und Sorgfalt. Alles beginnt mit dem Gehäuse, für welches ausschliesslich erlesenes, einheimisches Holz verwendet wird. Erle eignet sich dafür besonders gut, da sich diese Holzart nach der Verarbeitung

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HANDWERK

nur gering verändert. Für das Ausfräsen der komplizierten Tastaturmetallteile verwendet von Weissenfluh einen Prototyp einer Maschine, die extra für seine Bedürfnisse entworfen wurde und ihm die Arbeit erleichtert. Das äussere Erscheinungsbild des Akkordeons ist sehr unterschiedlich. Je nach Kundenwunsch variiert die Farbe zwischen Schwarz, Weiss, Blau, Braun oder Rot. Möglich wird dies durch eine farbige PVC-Folie, welche in einer Wasser-Aceton-Lösung eingelegt und somit für die Bearbeitung geschmeidig gemacht wird. Anschliessend lässt sie sich bequem an die Rundungen des Instruments anpassen, wobei genauestens darauf geachtet werden muss, dass keine Luft eingeschlossen wird, da dies nach der Aushärtung zu Blasen auf der Oberfläche führen würde. Für den typischen Glanz wird die Folie geschliffen und poliert. Je nach Kundenwunsch erhält das Instrument Muster und Beschriftung bis hin zur Vergoldung. Nebst des Erscheinungsbildes und des per fekt verarbeiteten Innenmaterials ist das Gewicht des Instruments entscheidend. «Für mich ist es wichtig, dass meine Folklore-Instrumente unter zehn Kilogramm wiegen. Eine Ausnahme bildet die Classic Cristall mit einem Gewicht von 11,6 Kilo.» Stellt man sich einen Volksmusiker einen Abend lang spielend vor, ist es leicht nachvollziehbar, dass das Gewicht einen entscheidenden Faktor darstellt. Momentan tüftelt der Akkordeonbauer in seiner Werkstatt in Maienfeld gerade an einem noch leichteren kleineren Modell. Sein Ziel ist ein «Reise-Instrument» unter acht Kilo zu kreieren, welches im Flugzeug als Handgepäck zugelassen ist. Falls sein Plan aufgeht, wird seine neueste Kreation im September an der diesjährigen Bündner Herbstmesse (Gehla) in Chur an der Sonderschau «Musik für alle» zu bestaunen sein.



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BLUE NOTES FÜR ST. MORITZ T E X T BERNHARD SUT T ER

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F O T O S M AT T HI A S H E Y D E/ P E W E E W IN D MÜL L E R/ D I V E R S E

Mit dem «Festival da Jazz – live at ‘Dracula Club’» erhält der Nobelkurort einen innovativen Musikanlass der Superlative. Weltstars an 25 Konzerten im familiären Rahmen, das sprengt alles im Engadin bisher Dagewesene. Programmiert wird die Reihe vom charismatischen Christian Jott Jenny, Operntenor und Amtsvorsteher aus Zürich.

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Angefangen hat es

im Jahr 2005 in Pontresina. Im «Grand Hotel Kronenhof» legten

der damalige Direktor Henry Hunold und Christian Jott Jenny die kleine, aber hochkarätige Konzertreihe «Jazz & Wine» auf. Dann kam die Totalrenovierung des Hotels. Wegen des Erfolgs wollte Jenny – er steht der Kulturagentur «Amt für Ideen» in Zürich vor und ist selbst Operntenor – weitere Konzerte im Oberengadin veranstalten. So kam es zum «Asylantrag». Jenny ging den Präsident des legendären «Dracula Ghost Rider Club» an. Jenny: «Die Chemie zwischen Rolf und mir stimmte vom ersten Mail an.» Und Sachs: «Eine Art Seelenverwandtschaft lag auf der Hand – Christian liefert die Software, ich die Hardware.» Ab 2007 gewährte Familie Sachs der jungen Jazz-Reihe Gastfreundschaft im sagenumwobenen Starthäuschen des Olympic Bob Run. Dieses aussergewöhnliche Erlebnis im mystischen «Dracula Club» liessen für Jenny, der bereits in jungen Jahren über 150 Jazzkonzerte programmiert hatte, nur einen Schluss zu: Der Jazz muss zurück an seinen Ursprung – in den Club. Die fast private Stimmung im Club der Vampire und die hochkarätigen Klänge aus der Welt des Jazz ergeben die Atmosphäre einer einzigartigen Momentaufnahme: klein, konkret, persönlich und exklusiv. Der Mix zwischen der einmaligen Natur des Oberengadins, dem Staraufgebot, den Geheimnissen des sagenumwobenen Clubs ist es, was dieses Festival 2009 in die Europaliga der Kleinfestivals katapultieren wird. Als «Festival da Jazz St.Moritz» hat sich die Reihe bereits 2008 weiterentwickelt – der Krise zum Trotz. Und sie will sich in Zukunft zum wichtigsten Club-Jazz-Festival in Europa und zum wirkungsvollsten, aber auch kulturell nachhaltigsten musikalischen Sommer-Event im Engadin entwickeln.

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Kulturrevolution im Kurort Das war eines der Ziele und sicher mit ein Grund, weshalb sich das 5-Sterne-Flagschiff «Kulm», unter der Leitung von Dominique Godat, 2008 zur Zusammenarbeit entschlossen hat. Der «Dracula Club» steht auf Kulm-Land und ist quasi zu Fuss über den Golfplatz in Minuten zu erreichen. Und so war denn das erste Sommerjazzfestival in St. Moritz geboren. Die Konzerte fanden in der familiären Club-Atmosphäre grossen Anklang (90 Prozent Auslastung), und sogar Starjazzer Franco Ambrosetti, einst selbst Mitglied des «Dracula», befand, dass in St. Moritz nicht einfach ein weiteres Festival veranstaltet wurde: «Dies ist eine echte Kulturrevolution!», begeisterte sich der Tompentenvirtuose. «Wo sonst kann man in einem Kurort Weltgrössen wie Fred Wesley, Monty Alexander, Richard Galliano, George Gruntz, Billy Cobham neben kommenden Stars wie Sophie Hunger oder dem Rusconi-Trio in einem solch intimen Rahmen hören? That’s Jazz!» Auch Rolf Sachs, Künstler mit Wohnsitz in St. Moritz und London, liess sich von der Idee begeistern, Jazz nach St. Moritz zu bringen – nicht im hergebrachten Stil als Special Act, sondern als durchkonzipiertes Festival im Club, wo die Nähe zum Publikum sprichwörtlich ist. Also hoch stehender Jazz zum Anfassen. «Diese Idee hat mich begeistert, umso mehr als das Festival für Juli und August terminiert wurde, wo der Club bis anhin geschlossen war», sagt Sachs weiter. Die Aufwertung der Sommersaison liegen Sachs als auch Jenny sehr am Herzen: «Alle – vor allem Einheimische – sollen an unserem ‘Festival da Jazz’ Platz haben.» Jenny spricht damit an, nicht einen weitern Cüpli-Anlass veranstalten zu wollen.

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Beginn einer Tradition Nun geht es also in die Vollen für das «Festival da Jazz» 2009. Bereits jetzt steht für alle Beteiligten fest, dass dies der Grundstein für eine lange Tradition werden wird. Und Jenny strahlt weiterhin positive Vibes aus und ist voller Zuversicht, für nächstes Jahr weitere Stars und Rising-Stars verpflichten zu können. Aber vor allem hofft er nun auf einen verlässlichen Presenting-Partner: Denn ohne diesen wird das «Festival da Jazz» nicht überleben können. «Wir sind dieses Jahr dank der Grosszügigkeit und des Vertrauens der Kulturförderung Graubünden und weiteren privaten Partnern da, wo wir sind», sagt Jenny, «das ist ein grosser Auftrag, eine Verantwortung, die wir mit aller Kraft und viel Enthusiasmus erfüllen möchten.»

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INSERAT Richard Galliano Heidi Happy

James Taylor Thierry Lang

Franco Ambrosetti

Barbara Dennerlein

Rusconi

The Benny Goodman Story

Dracula All Star Explosion

Sophie Hunger

Othella Dallas 50 th anniversary of Miles Davis’ «Kind of Blue»

Billy Cobham

Monty Alexander

Lyambiko Rigmor Gustaffson

Jan Lundgren

Joey de Francesco

www.festivaldajazz.ch *starticket CallCenter: 0900 325 325 (CHF 1.19/Min)

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MUSIK

Christian Jott Jenny Letztes Jahr während des «Festival da Jazz» 30 Jahre jung, ist Jenny bei den Zürcher Sängerknaben gross geworden. Er gründete mit zwölf Jahren die renommierte Konzertreihe «Jazz-Reihe Witikon», welcher er als künstlerischer Leiter vorstand. Der Schweizer Jazzpapst George Gruntz nahm ihn damals unter seine Fittiche. 1999 gründete Jenny das «Amt für Ideen», welches heute zu den innovativsten und kreativsten Produzenten-Teams im Lande zählt. Als Student wurde er im Jahr 2000 an der renommierten Hochschule für Musik «Hanns Eisler» in Berlin aufgenommen und studierte bei Heldentenor Reiner Goldberg Gesang. 2007 schloss er mit dem Operndiplom ab und ist als gefragter Sänger/Darsteller und Tenor auf der Opernund -Konzertbühne zu hören. Jenny verlor dabei nie seinen – wie er betont – britischen Humor. Als Alter Ego und Gesellschaftstenor «Leo Wundergut» tourt er dieses Jahr durch die Lande und verbindet klassische E-Musik mit gehobener Unterhaltung und Satire. Jenny gilt als scharfer Weltbeobachter, der sein Handwerk auf der Bühne, aber auch hinter der Bühne von A bis Z bis ins letzte Detail beherrscht. So war er dieses Jahr Gast im Petersdom, wo er zur Vereidigung der Schweizergarde mit seinen «SwissTenors» sang, aber auch an der VIP-Eröffnungsgala der Euro Pride in Zürich. Er liebt das Engadin, wo er Skifahren lernte, und er ist mit einer Bündnerin «noch nicht» verheiratet.

>>> Infos: www.festivaldajazz.ch und www.chjj.ch



FITNESSTEST FÜR TRETMASCHINISTEN T E X T K A RIN H E T T IN G E R

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F O T O S E S V C HUR

Wer kennt es nicht – das Schienenvelo, mit dem der Eisenbahner über die Schienen flitzen kann. In Graubünden werden die Kultstrecken der RhB nach wie vor von der Kleinen Roten befahren. Deshalb fahren die Mitglieder des Churer Eisenbahnersportvereins Mountainbike abseits der Schienen. Und haben einen Volksanlass der Traditionen geschaffen.

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Ein echtes St端ck



SPORT

440 Höhenmeter

auf einer

Strecke von fünf Kilometern, das schafft selbst die steilste Metro nicht. Wohl aber die Bikerinnen und Biker und die Läuferinnen und Läufer am Bergrennen auf den Mittenberg bei Chur. Die kleine Alp oberhalb der Alpenstadt ist das liebliche Ziel eines Wettkampfes, der heuer ins 19. Jahr geht und der zweimal jährlich, jeweils am ersten Donnerstag im Juni und am letzten Donnerstag im August, bei jedem Wetter ausgetragen wird. Dabei sein können alle – meist geht eine bunte Mischung aus Prominenten, Feierabendund Hobbysportlern an den Start. Unter ihnen waren schon Hockey-Torhüter Renato Tosio oder die Ski-Asse Daniel Mahrer und Heini Hemmi. Richtige Stammgäste sind u.a. der Ex-Fussballprofi Paul Friberg, der Biker Silvio Bundi (er hält mit 16.48 Minuten auch den Streckenrekord) sowie der Churer Stadtpräsident Christian Boner. Doch unter den bis zu 220 Teilenehmenden sind auch Lizenz- und Profisportler, vor allem natürlich die Shooting-Stars aus der Region Chur selbst. Der Plauschanlass hat also durchaus eine ernst zu nehmende und kompetitive Note und zeigt jedem und jeder Einzelnen, wie sich die Fitness in der Haupttrainingszeit vom Juni den Sommer über verbessert hat. Denn in dieser Zeit unternehmen bergverrückte Churer ihre Trainingstouren, die – wie könnte es in einer Alpenstadt anders sein – meist auf einen Berg oder Pass hinaufführen.

Tatsächlich ist der Mittenberg Bike & Lauf aber auch eine intensive Gelegenheit, einen der schönsten Aussichtspunkte über Chur zu entdecken. Der Anfang der Strecke liegt beim Waldhausstall, den in Chur jedes Kind kennt. Von hier beginnen von frühester Kindheit an ausgedehnte Abenteuer-Touren durch den Fürstenwald, hinüber bis nach Trimmis in die Weiten und bis hinein ins geheimnisumwitterte Scaläratobel. Das Mittenbergrennen allerdings folgt einer Naturstrasse, die unter der Roten Platte hinein ins Kaltbachtobel führt und dann weit über dem Lürlibad schräg zum Mittenberg ansteigt. Hier endet die Strasse und damit auch das Rennen auf einer kleinen Alpwiese. Wer weiter will, muss schon den Wanderweg benutzen.


Organisiert wird der Anlass vom Churer Eisenbahnersportverein, der zuerst vor allem die Angestellten der SBB vereinigte, wo heute aber auch Sportler von der Rhätischen Bahn dabei sind. Einer von ihnen ist Lokomotivführer Armin Rogentin, ein Mittenberg-Bike-&-Lauf-Urgestein. Für ihn war die 5-KilometerTour der Beginn einer Hobby-Sportlaufbahn, die ihresgleichen sucht. Er begann 1995 mit einer Zeit von 31 Minuten und 37 Sekunden, mit einer Turnhose und mit einem gewöhnlichen Mountainbike. Dann aber ergriff ihn das Mittenbergvirus, und Rogentin steigerte die Anzahl Fahrten und auch sein Tempo kontinuierlich. Jahr für Jahr ist er dabei – selbst jetzt, wo er wegen eines Unfalls eine Platte und Schrauben im Oberschenkel hat, lässt er sich seine Bergfahrt nicht nehmen. Seine schnellste Zeit ist 23 Minuten und 49 Sekunden und sein bisher stärkstes Trainingsjahr war 2005 – unglaubliche 193 Mal fuhr er in diesem Jahr auf den Mittenberg, bei Schnee, Regen, Eis, Hagel oder glühender Sonne. Natürlich hat sich seither auch Rogentins Ausrüstung geändert. Heute fährt er ein vollgefedertes Carbon-Rad mit Klickpedalen und trägt professionelle Radfahrerkleidung. Einzig seinen – Wind stoppenden – Vollbart trägt er nach wie vor mit Stolz, schliesslich gehts ja bergauf und nicht bergab.

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Was Rogentin und mit ihm die regelmässigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rennens am Mittenberg schätzen: Es ist eine Abendveranstaltung, welche individuell gestartet wird und wo Mitmachen so wichtig ist wie Gewinnen. Wenn man dann, nach dem Rennen beim Waldhausstall im grossen Festzelt sitzt, kann man seine Erlebnisse austauschen und bei der Verlosung der Preise dabei sein. Jeder und jede hat dieselbe Chance auf den Hauptgewinn, da die Preise anhand der Startnummern ausgelost werden.

Der Mittenberg freilich ist für die meisten Belohnung genug, die Aussicht auf das abendliche Chur entschädigt für die Mühen, und da man – seit 2005 – auch als Läuferin oder Läufer teilnehmen kann, ist der Anlass heute wirklich jedem und jeder offen.

>>> Infos zur Veranstaltung unter www.esvchur.ch

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NICHTS LÄUFT OHNE ROHSTOFFE T E X T UND FOTOS GRAUBÜNDNER K ANTONALBANK

Gold, Eisenerz, Erdöl: Ohne Rohstoffe geht es in den Industrienationen und Schwellenländern wie China oder Indien nicht. Rohstoffe sind aber auch eine attraktive Anlageklasse. Investoren steht dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Anlageformen zur Verfügung.

Rohstoffe sind gefragt

– vor allem durch den wirtschaftlichen Aufschwung in

China und Indien. Für deren fortschreitende Industrialisierung sind Rohstoffe als Werk- und Baustoffe unverzichtbar. Auch Industrienationen haben trotz aller Bemühungen um Umwelt- und Klimaschutz noch immer grossen Energiedurst, der vor allem durch Öl und Gas gestillt wird. Zudem entwickeln sich Agrarprodukte und der Lebensrohstoff Wasser zu immer kostbareren Gütern.

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BANKING

Der Rohstoffzyklus wird weitergehen Nach den Preiskorrekturen der Rohstoffmärkte (Ausnahme: Edelmetalle) ist eine Abflachung des negativen Trends zu beobachten. Zahlreiche Faktoren deuten darauf hin, dass der Rohstoffzyklus keineswegs vorüber ist. Bekanntlich unterliegen Rohstoffe einer besonderen Nachfrage- und Angebotsdynamik. Die entsprechenden Zyklen dauern meist mehrere Jahre. Portfolioallokationen in Rohstoffe werden vorzugsweise dann aufgebaut, wenn die Rohstoffpreise unter den marginalen Produktionskosten liegen und somit Investitionen in neue Produktions- und Transportanlagen für die Marktteilnehmer unwirtschaftlich sind. Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich zahlreiche wichtige Rohstoffmärkte genau in dieser Phase. Die mittel- bis langfristigen Trends, welche für einen fundamentalen Wandel in Angebot und Nachfrage zahlreicher Rohstoffe sprechen, sind intakt. Zahlreiche Rohstoffexperten prognostizieren eine deutliche Erholung der Rohstoffpreise.

Rohstoffe bieten interessante Anlagemöglichkeiten «Langfristig eröffnen Rohstoffe Ertragschancen, die sich weitgehend unabhängig von Aktien- und Obligationenrenditen entwickeln. Oft sind schwache Aktienjahre deshalb gute Rohstoffjahre. Dank dieser Eigenschaft lässt sich ein Depot mit Rohstoffen zusätzlich diversifizieren», erklärt Robert Bianchi, Leiter Investment Center der Graubündner Kantonalbank. Die Graubündner Kantonalbank setzt innerhalb ihrer Anlagestrategie einen Mix aus Rohstoff-Fonds und Rohstoffaktien ein.

Nebst den erwähnten Rohstoff-Fonds beinhaltet die Anlagestrategie der Bank zudem ein Investment in physischem Gold. Obwohl der Goldpreis bereits seit der Jahrtausendwende nach oben tendiert, sieht die Bank weiteres Steigerungspotenzial. Aktuelle Risiken wie die wachsende Inflation, starke Währungsschwankungen sowie die Zahlungsunfähigkeit einzelner Staaten treiben den Preis.



«Rohstoffe bilden die Grundlage der modernen Wirtschaft. Der Bedarf nimmt stetig zu. Deshalb sollten diversifizierte Rohstoffanlagen immer ein fester Bestandteil des Anlageportfolios sein», so Robert Bianchi. Zusätzlich bieten Rohstoffe einen gewissen Schutz vor der Geldentwertung: Steigt die Inflation, ziehen in der Regel die Preise für Erdöl, Gold und Metalle ebenfalls an. In Kombination mit der stabilisierenden Auswirkung auf ein Portfolio stellen Rohstoffe somit eine interessante Depotbeimischung dar.

Gastfreundlich und weltoffen Die Graubündner Kantonalbank bietet umfassendes Private Banking – von Anlageberatung über Vermögensverwaltung bis hin zu Finanzplanung und Services, die über die reinen Finanzdienstleistungen hinausgehen. Berücksichtigt werden dabei die unterschiedlichen Anlageziele der Kunden, die sich im Laufe des Lebens naturgemäss verändern können. Das Private Banking der Graubündner Kantonalbank ist von bewährter Tradition ebenso geprägt wie von fortwährender Innovation. So ist sichergestellt, dass die Bedürfnisse der Kunden nach Sicherheit, Kontinuität, Mitbestimmung und Best Service rundum erfüllt werden. Die Graubündner Kantonalbank ist mit drei Private-Banking-Zentren in Chur, St. Moritz und Davos sowie über 30 Private-Banking-Beratern in den Regionen Graubündens stark verankert und pflegt ein weit verwzeigtes Netzwerk, das über die Kantonsgrenzen hinausreicht. Offene Fragen lassen sich auf diese Weise schnell, unbürokratisch und direkt beantworten. Apropos direkt: Chancen und Probleme offen anzusprechen, gehört zum Wesenszug des Bündners. Dies ist wohl mit ein Grund, wieso immer mehr ausländische Kunden die Dienste der Graubündner Kantonalbank in Anspruch nehmen. Wollen Sie mehr über die Anlagemöglichkeiten in Rohstoffe erfahren? Ihr Private Banker der Graubündner Kantonalbank berät Sie gerne. Rico Willi, Leiter Private Banking, rico.willi@gkb.ch, Telefon +41 (0)81 256 94 40, www.gkb.ch/privatebanking

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kĂźche bad mĂśbel licht

innenarchitektur


DAS SANFTE TICKEN DES ENGADINS T E X T F R I D O L IN J A K O B E R

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FOTOS ANDRE A BADRUT T

Ein aussergewöhnliches Hotel im alten Engadinerhaus, eine Waagbalkenuhr und eine Holzmanufaktur haben – auf den ersten Blick – wenig Gemeinsames. Wie die Unternehmerfamilie Cadonau in Zuoz, S-chanf und Brail nachhaltig und Schritt für Schritt in die Zukunft geht.

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Die Worte Tick und Tack sind eindeutig zu grob, wenn man das beruhigende Geräusch beschreiben will, welches das Hin und Her des Foliots erzeugt. Dieses Holzstück – auch «Löffel- oder Balkenwaag» genannt – mit den beiden mit Blei gefüllten Holzgewichten ist der früheste Gangregler mit Spindelhemmung für Uhren, bereits im 14. Jahrhundert wurde es eingesetzt, und es blieb – bei den Holzuhren der einfachen Leute – bis ins 17. Jahrhundert in Schwung.

Da Räderuhren teuer waren und Holz billiger als Metalle, entstanden – vorwiegend im Winter – Holzuhren in Heimarbeit. Die Zahnräder aus Nussbaum wurden mit einem Zirkel auf Holzbretter aufgezeichnet und exakt mit einer Säge ausgeschnitten. Ein Stein- oder Eisengewicht hält das Uhrwerk bis zu zwölf Stunden in Gang, dann muss das Werk wieder aufgezogen werden. Zweimal täglich, eine Erinnerung an das Ablaufen der Zeit. Gerade mal 30 Teile sind nötig, um so eine Uhr herzustellen, und mit ihrer grosszügigen Einzeigeranzeige misst sie die Viertelstunden in gemächlicher UnGenauigkeit. Vor allem im Jura, im Schwarzwald, aber auch in der Landschaft Davos oder im Engadin entwickelten sich solche einfachen Uhrenmodelle, welche handwerklich begabte Schreiner nachbauen konnten.

Diese Wunderwerke aus einer Epoche, wo die Menschen noch nicht durch die Zeit getrieben waren, faszinierten auch den Engadiner Uhrmacher Giosuel Bott, und so baute dieser begabte Tüftler, von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre, die Engadiner Holzräderuhr als liebevolle Reminiszenz an eine vergangene Zeit. Dann starb er und hinterliess in einer

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zur Werkstatt umfunktionierten Wohnung Tausende von Holzteilen und einige halb fertige Uhren. Dieses Vermächtnis wurde von seiner Tochter an Johann Bernhard Cadonau weitergegeben, der in S-chanf zusammen mit seiner Frau Brigitta und seinem Sohn Marco eine Holzmanufaktur führt.

Auf einer unterlegten Holzwerkbank setzt er jetzt die Wunderwerke der frühen Technik zusammen und versendet sie – zusammen mit den geschmiedeten Gewichten und der Schnur für den Aufzug ins halbe Europa. Immer wieder sind auch Reparaturen an den lieb gewonnenen Stücken auszuführen oder Teile zu ersetzen. Jede Reparatur wird auf der Uhr verzeichnet, sodass die Liebhaberstücke von Jahr zu Jahr wertvoller werden.

Dass Vater Johann Bernhard Cadonau diesem Steckenpferd nachgehen und so eine alte Tradition fortführen kann, verdankt er unter anderem seiner Frau Brigitta, die in Zuoz eine Wohnboutique mit Inneneinrichtungsgegenständen betreibt. Hier können die Holzuhren – zusammen mit den kunstvoll gearbeiteten Möbeln der IN-LAIN-Holzmanufaktur Cadonau – bewundert werden. Ob schlicht oder mit original Engadiner Schnitzereien verziert – sie atmen die Geschichte der Landschaft. Die Holzmanufaktur hat sich neben der Anfertigung von Einzelstücken in der überlieferten Engadiner Formensprache auch auf den Innenausbau mit Massivholz spezialisiert und bietet dem Kunden die Möglichkeit, selbst ausgefallene Wünsche zu realisieren, von der Idee bis zum letzten Schliff inklusive Projektierung und professioneller Wohnberatung.

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Das vielleicht spannendste Ausbauprojekt stammt derzeit übrigens ebenfalls aus der Familie, es ist das IN-LAIN-Hotel «Cadonau», welches Sohn Dario Cadonau zusammen mit seiner Frau Tamara in Brail bei Zernez aufbaut. Hier – wo einst die Grosseltern in einem Engadinerhaus aus dem 17. Jahrhundert ein kleines Hotel Garni führten – entsteht ein Hotel der ganz anderen Art, wo die Gäste das ursprüngliche Engadin hautnah erleben sollen. Für den Ausbau verwendet die Holzmanufaktur von Bruder Marco und Vater 400-jährige Stall-Lärche. Bereits im kommenden Winter soll dann das Restaurant «Vivanda» für exklusive Anlässe eröffnet werden. Hier empfängt der gelernte Sternekoch Dario seine Gäste unter anderem in einem alten Gewölbekeller und mit einer Schaukäserei. Neben dem Engadinerhaus entsteht der elegante Neubau des IN-LAIN-Hotels «Cadonau». An unverbaubarer Lage mit Blick in die grandiose Landschaft Richtung Nationalpark mit Suiten und einem gehobenen Restaurant.

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Vor dieser Landschaft

und vor der unablässig voranschreitenden Zeit erscheinen

wir Menschen alle klein und unser Leben vergänglich. Doch es sind die einheimischen Familien mit ihrem Zusammenhalt und ihren Traditionen, welche das Engadin zu dem machen, was es ist: zum grossartigsten Hochtal der Schweiz, das mit seinem kulturellen Reichtum auch künftige Generationen von Gästen und Einheimischen bezaubern wird. Davon erzählt die Holzräderuhr mit ihrem ins Sonnenlicht geflüsterten «Tick» und «Tack».

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UNESCOWEGUNTERFÜHRUNG KM 61.606 T E X T F R I D O L IN J A K O B E R

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FOTOS ANDRE A BADRUT T

Ihre drei gemauerten Bogen haben der Witterung hundert Jahre Stand gehalten. Sie ist eine von 591 Brücken auf dem Schienennetz der Rhätischen Bahn (RhB). Jetzt wird sie – gemäss den Spielregeln der Unesco – saniert. Über eine konzertierte Nachtaktion an einem kulturellen Erbe, das Graubünden seine Zukunft sichert.

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Ihr Name ist längst vergessen. Vergessen ihre Pläne. Vergessen der Steinbruch, aus dem die Kalksteine kamen. Vergessen auch der Schweiss und die Namen der Männer, die sie gebaut haben. Die kleine Brücke bei Kilometer 61.606 führt über einen bäuerlichen Fahrweg, kurz bevor das Schienengleis der Rhätischen Bahn die wohl berühmtesten Monumente der Albulastrecke erreicht: den Schmittenertobel-Viadukt und den Landwasser-Viadukt.

Doch in dieser Nacht steht diese Kleinbrücke im Fokus von drei Teams mit insgesamt 20 Mann. Kaum ist der letzte Zug von Tiefencastel nach St. Moritz um 21.10 Uhr vorbei, wird die Strecke gesperrt. Scheinwerfer erleuchten die Nacht, Sirenen ertönen. Wie eine Gottesanbeterin hat sich ein Bauarbeiter der Firma Berther in einem Menzi-MuckBagger auf die Brücke gesetzt und trägt mit der Schaufel den obersten Meter der Brückenkrone ab. Die Schaufel saust Zentimeter an den Köpfen der anderen Bauarbeiter vorbei, die ersten grossen Kalksteinbrocken krachen in die Senke hinter dem Gleis. Wie Dominosteine schubst die Schaufel sie in die Mitte, wo eben noch ein Schotterbett die Gleise befestigte. Jetzt klafft dort ein Loch. Schon kratzt die Gottesanbeterin weiteres Material zusammen, und wieder ist ein halber Meter Brückenkrone weggefressen.

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BANKING


BAUWESEN

Gleichzeitig führt

ein anderer

Trupp die Betonelemente vom Bahnhof Alvaneu heran. Der mit Diesel betriebene Schienenkran – ein 92-t-Prototyp, der eigens für die RhB angepasst wurde – legt sie eins ums andere ins Gras. 22.30 Uhr: Inzwischen sind vielleicht 15 Meter der Brückenkrone abgebrochen. Knapp über den tragenden Bogen liegt ein Splittplanum, das die Betonelemente tragen soll. Schon fährt der Kran mit dem ersten Element heran. Es hatte keinen Platz mehr neben den Gleisen. Zum Ende der Schienen fehlt den Rädern kaum mehr als ein Meter. Doch der mächtige hydraulische Arm schafft es locker, bis zu 25 Tonnen bis zu zehn Meter weit eine geraume Zeit lang zu halten. Die Betonelemente der Wegunterführung sind da schon fast Leichtgewichte mit ihren neun Tonnen. Trotzdem gilt es, sie millimetergenau zu positionieren und zu verschrauben. Kaum liegt das erste Element, rennt ein Bauarbeiter mit angemachtem Zement drauf und beginnt, die Stirnseite fürs zweite Element vorzubereiten.

Unterdessen ist die Gottesanbeterin schon hinter der Brückenmitte. Mit Pickeln, Schaufeln und Presslufthämmern lösen die Arbeiter 100 Jahre alte Mörtelverbindungen, die Senke hinter der Brücke ist fast aufgefüllt. Wieder ertönt die Sirene des Krans, wieder wird ein Element positioniert. Dann werden die ersten beiden Elemente verschraubt. Es ist 22.49 Uhr.


Durch die feuchte Nacht irren Scheinwerfer. Es ist die Vorspann-Equipe. Wenn alles glatt läuft, wird sie um 4 Uhr in der Früh die elf Elemente mit einer hydraulischen Presse vorspannen und eine feste Betonbrücke schaffen, die sich selbst trägt und nur noch von den Aufliegern links und rechts getragen wird. Jetzt gerade ist noch keiner von ihnen da, der Weg hierher führt zu einem abgelegenen Hof und von dort über die Wiese weiter. Dichtes Gebüsch wächst links und rechts der kleinen Brücke. Karl Baumann, Projektleiter der RhB lacht. «Mal schauen, ob sie uns finden.»

So drei bis fünf solcher Objekte sanieren Baumann und seine Leute pro Jahr mit dieser Technik. Eine wasserdichte Betonwanne schützt nach der Sanierung die tragende Konstruktion vor eindringendem Wasser und Schnee. Ausserhalb der Wanne werden die alten Steine wieder aufgemauert, nur ein relativ schmaler waagrechter Betongrat verrät, dass nicht mehr alle Teile der Brücke 100 Jahre alt sind.

Doch Baumanns Gedanken sind schon einige hundert Meter weiter oben. Dort wird der weltberühmte Landwasser-Viadukt rot eingerüstet. Dieses Wahrzeichen stellt sowohl denkmalpflegerisch wie auch logistisch weit höhere Ansprüche. Die

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schützende Wanne wird vor Ort betoniert, alles soll nachher aussehen, wie es die Fotos der Touristen zeigen. Selbst die inzwischen historischen Granitplatten, welche neben den Gleisen verlaufen, werden nach Möglichkeit wieder verwendet.

Um 24 Uhr liegen die ersten vier Elemente, um 2 Uhr kann der erste der beiden Gleisroste wieder versetzt werden. Denn jetzt muss der Schienenkran auf die Brücke fahren, um die Elemente sieben bis elf zu versetzen. Alles läuft ab wie ein genau geprobtes Ballett. Ein Brückenbaumeister aus dem Aargau verfolgt das Geschehen und dokumentiert es mit Fotografien. Später soll diese Technik im Unterland an anderen Steinbrücken angewendet werden.

Noch sind vier Stunden übrig, dann muss die einspurige Strecke wieder für den Bahnverkehr freigegeben werden. Wenn alles gut geht, können die Arbeiter in der kommenden Nacht das Gleisbett definitiv ausschottern und den Abraum zur Wiederverwertung abführen. Denn jene Menschen, welche die Albulalinie heute mit dem Glacier-Express befahren, wollen Fotos machen, von der Bilderbuchlandschaft, von historischen Brücken und vielleicht auch von der neuen Wegunterführung, wenn da der Bauer durchfährt oder vor dem Indiandertipi der nahe gelegenen Farm die Kühe weiden.

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KARDERN – SPINNEN UND NETZWERKEN T E X T N A D J A W I E L AT H

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F O T O S D O L O R E S R U PA

Die Wollkarderei de Sax in Disentis ist eine handwerkliche Delikatesse. Sie ist einzigartig und der älteste Wollverarbeitungsbetrieb der Schweiz. Über die Jahrhundertwende konnte sie ihren ursprünglichen Charakter und ihre Ausprägungen bewahren. Sie ist zu einem lebenden Museum mutiert.

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Es ist anno dazumal. Wir schreiben das Jahr 1870. In der Wollkarderei de Sax in Disentis stehen modernste Kardmaschinen des Urgrossvaters von Roland de Sax. Die Wollwäscherei, sämtliche Gerätschaften und der Verkaufsladen sind im Erdgeschoss des Hauses. An dem Haus fliesst ein Bach vorbei. Dieser treibt die Maschinerie an. Sie rattert, knattert und schnattert – und kämmt und zupft dabei die Wolle zu einer gleichmässigen Vliesdecke. Eine Armee von kleinen parallel ausgerichteten Häkchen, alles fleissige Stahlsoldaten, befreien die Wolle von sämtlichen Knoten und fügen sie zu einer flauschigen, luftdurchlässigen Decke zusammen. Diese immer noch riemenbetriebenen Maschinen entstammen nicht dem digitalen Zeitalter, keine blinkenden Lämpchen und Touchscreens – dafür laufen sie mechanisch einwandfrei und sind extrem robust.

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EVENT

Heute sieht alles noch genauso aus: das Haus, die Maschinen, die Waschküche, die Openair-Trocknerei und -Färberei, der Verkaufsladen ... Die Zeit ist stehen geblieben und hat alles konserviert. Der Urenkel, Roland de Sax, der gelernter Bauzeichner ist, absolvierte bei seiner Oma ein Sommerpraktikum im Kardern und Kadern. Er kam, blieb und wurde oberstes Kader. Vier Jahre nach seiner Übernahme stellte er eine Mitarbeiterin an. Eine Praktikantin, Julia aus Deutschland, schrieb ihm, sie möchte gerne in die Schweiz kommen und bei ihm das spezielle Handwerk erlernen. Auch Julia blieb. In der Zwischenzeit sind sie verheiratet und verarbeiten zusammen die Wolle nach alter Familientradition. «Unser Leben hat sich immer ergeben», erzählt Roland de Sax, «wir sind irgendwo hineingeraten und haben die Chance gepackt. Einmal ist eine Türe links aufgegangen, einmal rechts.»

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Jolie heisst das Schaf. So steht es auf dem überquillenden Papiersack, der gefüllt ist mit schmutziger, frisch vom Schaf kommender Rohwolle. Die kleinen Dimensionen dieser archaischen Maschinen erlauben es den Saxen, jedem Kunden seine eigene Wolle oder spezielle Faser separat zu verarbeiten. Die Wolle wird eingeweicht und mehrmals von Hand im handheissen Wasser mit Seifenflocken gewaschen, geschleudert, ausgeflottet und draussen auf Wäscheleinen zum Trocken aufgehängt. Dieser Prozess weist einen Gewichtsverlust von bis zu 40% aus, da die Rohwolle an Feuchtigkeit, Mist und Fett verliert. Etwas des wertvollen Lanolins, dem Wollfett, bleibt zurück, wodurch Schmutz und Wasser abgewiesen werden. Endlich kann die Wolle kardiert werden. Auf Wunsch der Kundschaft wird das gekämmte und gezupfte Wollvlies auch zu Wollfaden gesponnen in der hauseigenen «Stiva da launa», im Wullestübli. In der Pflanzenfärberei sind die Saxen künstlerisch tätig mit dem Pflanzenfärben. Aus einheimischen und ausländischen Pflanzen wird der Färbsud gekocht. Damit die Pflanzenfarben wasch-, licht- und reibecht werden und bleiben, wird die Wolle oder Seide beim Beizen und Färben aufgekocht.

Die Wollkarderei de Sax ist auch ein Museum. Jeden Donnerstag

findet

eine

geführte

Besichtigung

mit

Demonstration statt. In der Zwischenzeit wird ganz normal auf den Maschinen gearbeitet. Es ist ein strenges und aufwändiges Handwerk. Vor allem weil der Zeitgeist gewechselt hat. Der Mensch ist zum hedonistischen Konsumenten mutiert. Die Unterhaltungs- und Spassgesellschaft braucht Zeit für urbanere Vergnügungen. Die rauschlosen Stunden zum Spinnen und Stricken fehlen. Der produzierende Bauer ist zum kaufenden Städter geworden. Dennoch haben die Saxen ihre Kunden, die sich an den speziellen Fasern erfreuen können. Im kleinen Verkaufsladen bieten sie vor allem Wolle, Seide und aussergewöhnliche Fasern aus ihrer Produktion – mit diesem Hauch von Natur – an. Ebenso werden Spinnräder, Strickzubehör, Schmuck und Handarbeiten feilgeboten.

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500–900 Gramm Wolle

oder Haare brauche ich, um mir einen Pullover zu

stricken. Kardiert werden kann fast alles, was woll- oder haarähnlich ist. Zum Beispiel werden Moschus-Ochsenhaare aus der Grosswildjagd als Souvenir mitgenommen und in der Karderei in Disentis weiterverarbeitet. Diese Haare sind besonders weich, und ihr seltenes Vorkommen lässt sie zur gesuchten Rarität werden. Beliebt sind ebenso Edelhaare der Lama, Alpaca, Kamelhaare, Kaschmir, Ramie und die Fäden der Seidenraupen. Sich ein erlesenes Kleidungsstück aus seinem Liebling zu kreieren ist nicht nur salonfähig und chic geworden, sondern voll hip für Fashionists. Bei einem Hund heisst das, ein Jahr lang täglich kämmen und die Haare sammeln. Bei einer Katze dauert das zwei Jahre. Ich schaue Taifuni, meine weisse prättigauische Halbangorakatze, an. Wusch!... Ab durch das Katzentürchen! Taifuni scheint meine Gedanken lesen zu können: ein kuschelig weicher, weisser und warmer Angorapulli. Und meine Idee, ihm öfters eine 5-Millimeter-Rasur zu verpassen, findet er nicht so sexy ...

>>> Wollkarderei de Sax, Via Sontga Gada, 7180 Disentis/Mustér, 079 561 10 51

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RUBRIK

DAILY BUSINESS T E X T F R I D O L IN J A K O B E R

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FOTOS ANDRE A BADRUT T

Ein Plan, bei dem Normalsterblichen die Haare zu Berge stehen: Ein junger Bündner Schwimmer und Abenteurer schwimmt in den eiskalten Bergseen seines Kantons und wird zum Wasser-Botschafter. Doch das Resultat lässt sich sehen: ein ganz persönliches Tagebuch mit atemberaubenden Bildern aus einer Welt, die jeder entdecken könnte und die doch kaum jemand kennt.

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Es ist der 18. August 2008.

Seit 46 Tagen durchstreifen Extrem-

Schwimmer und Projektinitiant Ernst Bromeis und Fotograf Andrea Badrutt zu Fuss und mit dem Mountainbike die Alpenwelt Graubündens. Sie sind auf der Suche nach möglichst vielen der 708 Seen des Kantons. Bromeis – im Neoprenanzug und mit gelber Badekappe – will in diesen Seen schwimmen, in sie eintauchen, sie am eigenen Leib erfahren. Badrutt dokumentiert diese «fantastischen Erfahrungen» mit Bildern. Geplant ist ein Buch über das Wasserschloss der Schweiz, der Titel: «Graubünden – Das Blaue Wunder». An diesem 46. Tag fährt Bromeis hoch zum Flüela-Hospiz – was mit ihm viele Touristen tun, denn der Pass ist die schnellste Verbindung ins Engadin – und schwimmt im Schwarzund im Schottensee, an denen doch die meisten anderen vorbeifahren. Die beiden Seen liegen nicht irgendwo an einem Wanderweg, sondern links und rechts der Passstrasse.

Schwarzsee, so heissen viele Bergseen in der Schweiz – oder Lago Nero, oder Lai Negr. Schottensee auch. Man erwartet einen milchig weissen See und findet oft einen überraschend tiefblauen. Der Name – vom Abfallprodukt Schotte beim Käsen herstammend – erinnert an Schottland, die Wiege aller Spleens. Hier sind verrückte Ideen seit jeher «Daily Business».Wer kennt nicht die Legende von der Entstehung des Golfsports durch die schottischen Schäfer. «Wetten, dass ich mit meinem Hirtenstab diesen Stein in das Loch dort drüben schlagen kann?» Oder die verrückte Idee fanatischer Bergwanderer, alle «Munros» zu sammeln. Nicht weniger als 277 schottische Berggipfel verzeichnet die Liste heute. Sir Hugh Munro stellte sie 1891 zusammen, und der schottische Bergsteiger-Club führt Buch über alle 143, denen es nachweislich gelang, die aufgelisteten Gipfel zu besteigen.

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PORTRÄT

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WASSER

Graubünden

dagegen ist nüchterner,

das Leben hier erlaubt keine Spleens. So ist auch das Projekt «Graubünden – Das Blaue Wunder» alles andere als eine Marotte von einem Abenteurer. Bromeis hat nachhaltige Ziele, will auf die Bedeutung des Wassers hinweisen, und sein Tag ist noch lange nicht zu Ende. «Spaghetti im Hospiz, Büroarbeit am Laptop, Telefonate und Talfahrt mit dem Bike bis zum Einstieg «Jöriseen». Bergsprint mit Stöcken über die Winterlücke zu den Jöriseen, ausser Atem weitere drei Telefonate. Oben angekommen, sechs Seen schwimmen (Ersterer war wieder mal ausgelaufen). Hochsteigen zur Jöriflüelafurgga, Fotoshooting mit Andrea, und im Laufschritt in der Falllinie zur Passtrasse runter (total drei Stunden).» Dieses atemlose Protokoll berichtet von einem langen Sommertag, der mit der Vorbereitung eines Wassersymposiums in Landquart endet. Und mit der Aussicht auf ein Morgen, das unter anderen die Silvrettaseen, die Unghürbodenseen, den Hüenersee und den Schlappinsee bringen wird.


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Entstanden ist ein «Tagebuch» zum Nachschlagen. Es verzeichnet die ungeheure Spannweite, die das Leben in 51 Sommertagen bieten kann. Entstanden ist ein Bildband mit ungewohnten Aus- und Einsichten, der die Perspektive des Zuschauers immer wieder neu wählt und auch die Begegnungen an der Wegstrecke dokumentiert. «Graubünden – Das Blaue Wunder» enthält eine Fülle von lohnenswerten Wanderzielen und beschreibt das Wasser als Element in vielen seiner unzähligen Facetten. Schön ist auch der sprachliche Reichtum des Buches, der sich ganz der jeweiligen Region anpasst und von Deutsch über Rätoromanisch ins Italienische und zurück wechselt. Denn im Gegensatz zu einer Grenzziehung ist das Wasser jenes Element, das Graubünden verbindet. Die Tradition mit der Moderne der Kraftgewinnung, die Sprache über die Namen der Seen und die Berge mit dem Tal über die Vielzahl der Zu- und Abflüsse.

Wenn man heute nach dem wahren Reichtum Graubündens fragt, so ist es nicht nur der Reichtum der Gipfel, der Reichtum an Kristallen oder der Reichtum von Fauna und Flora, es ist vor allem der Reichtum an Wasser, der die Zukunft Graubündens sichern kann. Schon jetzt kommen die meisten der grossen Mineralwässer der Schweiz aus Graubünden. Und die Bedeutung des Wassers kann für die zukünftige Entwicklung der Menschheit kaum unterschätzt werden. Darauf will Bromeis mit seiner Aktion hinweisen – und das bleibt weit mehr als bloss «Daily Business». Weitere Informationen: http://www.graubuenden-dasblauewunder.ch/

>>> Angaben zum Buch: «Graubünden – Das Blaue Wunder», Herausgeber: Ernst Bromeis-Camichel, Fotos: Andrea Badrutt, ISBN 978 3 905688 42 9

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MIT HAUT UND HOLZ T E X T F R I D O L IN J A K O B E R

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FOTOS ANDRE A BADRUT T

Der Grat zwischen Modern und Rustikal ist manchmal ein schmaler. Gerade beim Rundholzbau – also beim Bauen mit nicht behauenem Stammholz. Entsprechend gross ist an gewissen Orten die Opposition der Denkmalschützer gegen den Blockbau aus Kanada. Wie Bergführer Luzi Scherrer stilistische Grate meistert und was es mit dem «Mondholz» auf sich hat.

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Ein Nachmittag

an den Ufern der Landquart. Hier – am Ende des Parkplatzes der Bergbahnen

Grüsch-Danusa – hat Luzi Scherrer derzeit seinen Abbundplatz. Das verrät eine Blache, die an einem Stapel mit Stämmen hängt. Der Bündner Rundholzer ist gerade dabei, einen Stamm zu hobeln. Noch bis vor ein paar Jahren tat er das mit einem Schälmesser, jetzt mit einem Elektrohobel. Der geglättete Stamm ist uneben, zeigt die Male des Hobels. Während wir sprechen, streicht Scherrers Hand über die Oberfläche, prüft, ob irgendwo ein Spliss hervorsteht.

Die Faszination für den runden Stamm, seinen Wuchs, seine Individualität spricht aus jeder Geste. Es kommt auf den Standort an. Auf den Schlagzeitpunkt. Wird der Stamm geschlagen, wenn er im Saft steht, trocknet er zu schnell aus. Durch den beschleunigten Radialschwund würden grosse Risse im Holz entstehen. Die Stämme vor uns zeigen kaum Risse. Sie sind noch frisch und wurden zur richtigen Mondphase geschlagen. Richtig, das bedeutet, zu einer Zeit, wo der Mond möglichst erdnah ist und so – durch den verstärkten Gravitationseffekt – dem Baum den Saft entzieht. Das geschieht immer dann, wenn der Mond abnimmt und wenn er «nidsigend» ist, also zum horizontal tiefsten Punkt seiner Umlaufbahn strebt. Richtig, das bedeutet im Winter, wenn die Bäume ihren Wasserhaushalt zurückfahren.

Bauen mit Rundholz und mit Mondholz ist momentan «en vogue», gehört zum Trend des «Alpine Chic». Doch für Luzi Scherrer knüpft der Rundholzbau an eine urtümliche Bautradition, die von den Walsern bereits im 9. Jahrhundert ver-


ARCHITEKTUR

breitet wurde und die in der Schweiz seit dem Mittelalter den gesamten alpinen Raum prägt. Noch heute zeigen vor allem die einfachen Ställe und alte Gebäude die Meisterschaft, die unsere Vorfahren im Rundholzbau besassen. Er selber hat die Technik in Alaska erlernt, wo er zum Bergsteigen war und wo er sich seinen Lebensunterhalt bei einem ausgewanderten Schweizer verdiente. Hier lernte er die neuen Bautechniken kennen wie etwa die skandinavische Sattelkerbe, bei der die Verbindung an den «Gwätten» von Jahr zu Jahr fester wird.

Denn im Gegensatz zu einem Steinhaus lebt ein Gebäude aus Holz weiter, auch wenn die Bäume längst geschlagen sind. Die Stämme setzen sich, arbeiten. Auch aus energetischer Sicht schneiden Rundholzbauten gut ab. Sie sind optimal, was die «graue» Energie anbelangt, bieten gute Isolationswerte und vermitteln den Bewohnenden vor allem Behaglichkeit, gefühlte Wärme. Von der Architektur und von der Grösse bietet der Bau mit Rundholz die Möglichkeiten, mit den Grenzen des Stammes und mit seiner individuellen Form zu spielen. In Russland z.B. werden bis zu fünfstöckige Gebäude mit Rundholz erstellt. In Kombination mit Beton entstehen für die moderne Architektur rustikale Reibungsflächen, die inspirieren. Doch letztlich ist der Entscheid für ein Haus aus Rundholz immer einer, der aus vollem Herzen kommen muss. Dabei spielt auch der Standort des Gebäudes eine Rolle. Als Maiensäss oder in einem traditionellen Dorf, wo Ställe und Holzhäuser stehen? In einer modernen Siedlung? Der Blick auf die Umgebung gehört in jedem Fall zur Vorbereitung, bevor der Entscheid fällt.



Luzi Scherrer reizt am Rundholzbau, dass er – als gelernter Forstwart – die ganze Kette anbieten kann. Vom Schlag bis zum fertigen Haus. Sein Blick fällt auf einen Stamm, der etwas abseits liegt. Den hat er ausgeschieden. Das Holz zeigt einen leicht gedrehten Wuchs, würde reissen.

Wie bei jedem Bau steht von Anfang an die Zusammenarbeit mit dem Architekten. Oft kommen die Leute mit eigenen Zeichnungen von ihrem Traum-Rundholzhaus, doch die Planung ist wichtig. Luzi kaut inzwischen an einem Span. Vielleicht kommt dann mal ein Star-Architekt auf mich zu, aber viele Architekten verwerfen die Hände, wenn einer ein Rundholzhaus will.

Jedes Haus ist individuell und exklusiv. Seine Kunden gehen mit ihm in den Wald, wenn er das Holz aussucht, und besuchen die Arbeiten auf dem Abbauplatz. So bekommt das Haus für die zukünftigen Bewohner eine Geschichte. Luzi hat selber einige Ideen, wie sich Beton und Rundholzbau kombinieren lassen. Denn innerhalb der Aussenhaut aus den Stämmen lässt sich unendlich viel verwirklichen.

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«Du musst mal vorbeikommen, du musst es erleben!» Während ich die Mappe vom Holzstock nehme, fällt mein Blick auf vier signalrote Pfosten, zwischen denen ich mein Auto geparkt habe. Hier baut Luzi in den kommenden Wochen ein Haus zusammen, nummeriert jedes Stück und transportiert es dann auf den Bauplatz. «Wir haben Zeit. Sie sind mit dem Betonieren des Fundaments noch nicht fertig.» Der Aufbau erfolgt schnell, ist in ein paar Tagen abgeschlossen und kann dann eingedeckt werden. Doch Luzi hat schon Recht, wenn er sagt: «Mein Haus habe ich selber gebaut. Es ist einmalig. So was siehst du nirgends.» Die Landquart reisst, ein Spaziergänger mit Hund kommt vorbei. Ich fahre mit den Fingern über den Stamm und verabschiede mich. Wir schütteln uns die Hand.

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oyster perpetual day-date 1956 pr채sentierte Rolex die Day-Date, die erste Uhr, die nicht nur das Datum, sondern auch den ausgeschriebenen Wochentag anzeigte. Heute kann die Wochentagsanzeige in 26 Sprachen gew채hlt werden. Ausschliesslich aus Gold oder Platin gefertigt, ist sie so exklusiv wie die Menschen, die sie tragen. ROLEX.COM

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IRDISCHE HÖHENFLÜGE T E X T UND FOTOS GAL ERIE ANNE K AISER

Schönheit ist vergänglich, heisst es. Und doch bleibt sie über alle Zeiten hinweg als Ideal lebendig. Diesem Rätsel der unvergänglichen Vergänglichkeit ging die Galerie Anne Kaiser am Heinzenberg nach.

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Weisse Bergspitzen, blühende W iesen. Selbst die Jahreszeiten scheinen sich harmonisch zu vereinen, hier am Heinzenberg, an diesem durch «seine Fruchtbarkeit und herrliche Ansicht und Aussichten berühmten Berg in Graubünden», wie 1829 selbst eine Enzyklopädie schwärmte. Und mehr noch wird da über den Heinzenberg festgehalten: «Der französische Prinz Rohan, welcher während des Dreissigjährigen Krieges mit eidgenössischer Hilfe die Österreicher aus Bünden vertrieb, nannte ihn den schönsten Berg der Welt.» Diese Schönheit wollte Rohan verewigt wissen und liess den Berg «in einem Gemälde darstellen, welches nach Versailles kam». Doch blieb ihm die Schönheit ebenso wenig erhalten wie die Gunst der Bündner. Rohans Truppen wurden vertrieben, er selbst fiel am französischen Hof in Ungnade. Anderen Kriegsherren mit einem Faible für die Schönheit erging es allerdings noch schlimmer: Der Raub der Helena kostete den Prinzen Paris das Leben und seine Stadt Troja die Existenz. Und selbst Götter hatten kein Glück mit der Schönheit: Als Apoll der Nymphe Daphne nachstellte, verwandelte sich diese in einen Lorbeer. Schönheit, so sagen es alle drei Geschichten, lässt sich weder besitzen noch erhalten. Am Heinzenberg scheint sie zwar auch 400 Jahre nach Rohans Bewunderung noch lebendig, nahezu unverändert, doch schwärmte bereits die Enzyklopädie 1829 nicht nur von dem Berg, sondern wusste auch, dass selbst hier Schönheit und Schrecken nahe beieinander liegen. Der Bergbach Nolla brach über Jahrhunderte hinweg immer wieder aus, die Sturzfluten «verbreiteten ihre Verheerungen bis Thusis und ins Domleschger Thal». 70 Verbauungen brauchte es, bis der Bergbach zu Beginn des 20. Jahrhunderts endlich gezähmt war.

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KUNSTHANDWERK

Am Heinzenberg

liegen

Schönheit und Schrecken naturbedingt nahe beieinander. Kulturgeschichtlich tun sie es aber ebenfalls. Wurde Helena als personifizierte Schönheit dem Prinzen Paris und der Stadt Troja zum Verhängnis, so sollen am Fusse des Heinzenbergs Hexen ihr verführerisches Unwesen getrieben haben, und selbst in modernen Zeiten wird jeder schönen Frau noch das Anrüchige einer Femme Fatale zugeschrieben. Brauchte es am Heinzenberg aber 70 Eingriffe, um dem Schrecken Meister zu werden, benötigte es in der Kulturgeschichte nur der Moral. Wer dem VerführerischVerhängnisvollen widersteht, so die Lehre, dem zeigt sich die wahre Schönheit als tugendhaft und gut. Pech ist das nur für die Schönheit, die zwischen solchen Gegensätzen von Ideal und Sünde ihr Dasein fristen muss. Hoch oben auf dem Heinzenberg aber scheint sich dieser Gegensatz aufzulösen, denn hier, wo die Schönheit enzyklopädisch verbrieft zu Hause ist, ergibt sich ein Schwebezustand zwischen Himmel und Erde, entschwindet der Gegensatz von Tugend und Laster, scheint die Natur der Schönheit gleichbedeutend mit der Schönheit der Natur. Ob sich hier auch der Gegensatz von Kultur und Natur auflöst, das sollte eine künstlerische Intervention zeigen. Eine Intervention mit Kunstwerken aus einem völligen anderen Kulturraum, mit Nomadenteppichen aus dem persischen Zagrosgebirge. Wenn diese Kunstwerke wahrhaft schön sind, so sollten sie auch die Schönheit der Natur nicht stören, sondern vielmehr mit ihr harmonieren, so die Überlegung.




Erstaunlicherweise ergaben sich über die Kulturen hinweg mehr Gemeinsamkeiten zwischen Heinzenberg und Zagrosgebirge als Unterschiede. Allein, weil an beiden Orten die Natur auch die Lebensführung vorgibt. Wird hier in Graubünden Alpwirtschaft betrieben, so ziehen auch die persischen Nomaden im Sommer hoch hinauf ins Gebirge. Und gleich wie hier in Graubünden das Kunsthandwerk und die Baukultur mit der Landschaft harmonieren, zeugen auch die handgefertigten Nomadenteppiche aus dem Zagrosgebirge von Naturverbundenheit. Die Schafwolle, eingefärbt mit Pflanzenfarben, wird von Hand geknüpft, die Teppiche sind ebenso Gebrauchsgegenstände wie die kunsthandwerklichen Erzeugnisse in Graubünden. Das Knüpfen der Teppiche stellt überdies einen Zeitvertreib dar und ermöglicht einen Zusatzverdienst, ganz wie einst in Graubünden das Stricken oder Schnitzen. So also zeigt sich: Zwischen beiden Kulturen bestehen viele Gemeinsamkeiten, was die echte, unverfälschte Kunst betrifft. Hier wie dort zeugen sie von Ursprünglichkeit und von Naturverbundenheit. Ob bei dieser Intervention auch die Natur und Kultur mehr eine Harmonie eingehen, als Gegensätze zu bilden, das sei hier der Leserin oder dem Betrachter selbst überlassen. Das Grundgefühl von der Sehnsucht nach dem Echten, Unverfälschten, nach einer Lebensführung, die sich in Einklang mit der Natur vollzieht, das haben aber wohl alle Menschen. Und vielleicht ist es gerade heute auch nötig, sich auf dieses Ursprüngliche zu besinnen, bevor es sich in Hektik und Hysterie auflöst.

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Niki de Saint Phalle Mythen – Märchen – Träume 27. Juni – 1. November 2009 Mo - So 10 - 17 Uhr Do 10 - 20 Uhr

Kulturforum Würth Chur Aspermontstrasse 1 7000 Chur Tel. 081 558 0 558 www.kulturforum-wurth.ch


DAS FANTASTISCHE DES ALLTÄGLICHEN TE X T THOMAS K AISER

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F O T O S L E O N A R D O B E Z Z O L A U N D C HR I S T I A N B A U R

Die Alpenstadt Chur zeigt mit der Ausstellung «Niki and Friends» herausragende Kunstwerke des «Nouveau Réalisme». Diese stellen auf fantastisch reale Weise die Frage nach dem Verhältnis von Sinn und Sinnlichkeit. Dadurch wird Kunst historisch und philosophisch ebenso neu erfahrbar wie individuell erlebbar.

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Heirat, neue Arbeitsstelle, Verlust von Menschen, Geburt von Kindern: Manche Ereignisse unterteilen das Leben in Zäsuren, gleichsam wie sich in der Weltgeschichte durch Entdeckungen oder Kriege Epochen ergeben. Vergessen geht dabei aber oft das Eigentliche; all die Geschichten, die vor den Zäsuren stehen, sie erst ermöglichten. Der Heirat ging die Liebe auf den ersten Blick oder das langsame Kennenlernen voran, für die Entdeckung Amerikas brauchte es mitunter die Erfindung von Segelschiffen. Auch kulturelle Strömungen versucht man oft in epochale Schubladen zu stecken. Darüber schien sich allerdings bereits René Magritte lustig zu machen, als er 1929 seine berühmte Tabakpfeife malte und darunter schrieb, dass diese Pfeife gar keine sei. Natürlich, Magritte hatte ja auch keine Pfeife geschaffen, sondern nur ihr Abbild gemalt. Mit seinem berühmten Spruch «Ceci n’est pas une pipe» verschrieb sich Magritte aber weit weniger dem Surrealismus oder blossen Witz, sondern vielmehr einer grossen Frage, deren Geschichte bis in die Antike reicht und auch heute noch unbeantwortet ist. Die Frage, was ein Ding überhaupt ausmacht, warum es als solches erkennbar ist. Damit beschäftigte sich Platon, darüber stritten die Gelehrten im Mittelalter, dazu hat sich bis heute kein Konsens ergeben.

Wesentliches statt Zweckdienliches Wenn in diesem Sommer die «Nanas», die fülligen Frauengestalten von Niki de Saint Phalle, in Chur zu sehen sind, wenn Jean Tinguelys magische Maschinen losrattern oder Daniel Spoerrys Arrangements aus Alltäglichkeiten die Sinne verwirren, dann stellt sich diese Frage nach dem Wesen der Dinge erneut. Und zwar auf schönste Weise. Hatte sich René Magritte noch jede Deutung seines Bildes verbeten und deswegen auch den Surrealisten Salvador Dalì aus einer Ausstellung rausgeworfen, thematisierten die Künstler des so genannten «Nouveau Réalisme» wenige Jahrzehnte später das Wesen der Dinge ganz direkt. Sie hatten genug von der abstrakten oder surrealen Kunst, sie suchten nach der direkten Auseinandersetzung mit dem Alltag. Mit ihren eigenen Worten ausgedrückt, suchten sie eine «neue Annäherung der Wahrnehmungsfähigkeit an das Reale».

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Jean Tinguely baute dafür aus industriellen und technischen Teilen Maschinen zusammen, die wahlweise über ihren Höllenlärm oder das poetische Zusammenspiel der Einzelteile das augenscheinlichste Wesen von Maschinen und Dingen überhaupt in Frage stellten: ihre Zweckdienlichkeit. Bei Tinguely macht nicht mehr die Nutzungsmöglichkeit das Wesen einer Maschine aus, viel realer ist bei seinen Werken das Eisen, der Rost, das Rauchen, Kreisen, Kreischen, das fantastisch Reale der zweckfreien Maschinen.

Daniel Spoerri griff in den 1960er-Jahren dagegen im wahren Sinne des Wortes Alltagssituationen auf: Er fixierte Teller und Weinflaschen, Speiseresten und Servietten, brachte diese Szenerien in die Vertikale und erklärte sie so zu eigentlichen Bildern. Wie bei barocken Stillleben scheint den Gegenständen auch hier eine Symbolkraft innezuwohnen – nur steht hier kein Totenkopf mehr für die Vergänglichkeit, symbolisieren keine Blumen mehr die Fülle des Lebens. Hier stehen die Gegenstände für sich selber. Das ist verwirrend einfach. Und dadurch einfach verwirrend.

Kunst als Emanzipationsform Das Fantastische der Tinguely-Maschinen oder das Selbstreferenzielle von Spoerris Fallenbildern findet sich auch bei Niki de Saint Phalle, die weit mehr schuf als die bekannten «Nanas» mit ihrer ambivalenten Magie zwischen urmütterlicher Fülle und mädchenhafter Farbigkeit. Niki de Saint Phalle war auch Aktionskünstlerin, schoss mit Farbpatronen auf Gips-

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flächen, war die vom Vater missbrauchte, von der Kunstkritik stiefmütterlich behandelte Frau, eine Frau aber auch, die sich über die Kunst emanzipierte – und damit auch einen wichtigen Beitrag leistete für einen «Nouveau Réalisme», der damit auch über die Kunst hinausgeht.

Die grosse Sommer-Ausstellung «Niki and Friends» stellt diese Künstlerin nun fern der einstigen, einfachen Zuschreibungen in den Mittelpunkt des Künstlerkreises des «Nouveau Réalisme» und weitet diesen zugleich zu einem wahren Kunstreigen aus: Im Kulturforum Würth, dem Bündner Kunstmuseum, in der Galerie Luciano Fasciati, dem Kunstraum Sandra Romer, im Foyer des Rathauses und auch im öffentlichen Raum der Stadt wird der «Nouveau Réalisme» auf fantastisch vielseitige Weise gezeigt, auch mit Brückenschlägen zur Gegenwartskunst, mit Echos von jungen Künstlern, mit Filmen, Fotografien und auf wirklich bewegende Weise, etwa, wenn Jean Tinguelys «Klamauk»-Maschine durch Chur fährt. Kurzum: «Niki and Friends» macht die Magie der einfachen Dinge jenseits ihrer Zweckdienlichkeit erfahrbar, macht Kunst jenseits von Abstraktion oder elitärem Gestus direkt erlebbar. Damit gibt es diesen Sommer im wahren Sinne des Wortes in Chur Lebenskunst. Das Erlebnis, wie fantastisch das Alltägliche wirklich ist.

>>> «Niki and Friends»: Ausstellung mit Werken des «Nouveau Réalisme» in Chur. Dauer: 27. Juni bis 23. August 2009. www.niki-chur.ch

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DEEP AG: VON 0 AUF 40 IN 9 JAHREN. UND NACH ZUG. T E X T ADRIAN SUT ER

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FOTOS MARCO LOOSER

Mit «Know-how, Biss und Mut» umschreibt Ivo Frei das Erfolgsrezept seiner deep AG. Der Mut zur Innovation zahlt sich aus. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Die deep-Story ist beeindruckend.

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Mit einem Team von mittlerweile 40 Internet-Profis reiht die Firma deep AG – in einer wettbewerbsintensiven Branche – seit 9 Jahren Erfolg an Erfolg. CEO und VR-Präsident Ivo Frei hat die Nase im Wind und setzt mit Fingerspitzengefühl seit Jahren konsequent auf innovative Eigenentwicklungen und hochqualifizierte Mitarbeitende.

Sich mit Know-how zum Branchenleader entwickelt Die Internet-Agentur hat sich längst zum wichtigen Player in der Region entwickelt. So haben sich schweizweit bis heute bereits sechs etablierte grössere Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche für eine Übernahme des Südostschweizer Marktführers interessiert. Doch Frei versichert augenzwinkernd: «Die deep AG bleibt in Bündner Hand, denn wir erobern den Schweizer Markt auch von Chur aus.» Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2000 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Zwei Jahre später wurde aus der GmbH eine AG – und Ivo Frei zum Neuunternehmer des Monats gewählt. Seitens Jury attestierte man Frei – schon damals clever und smart – grosses Know-how und eine «erfrischende Art». Ein Jahr später stand Frei als Neuunternehmer des Jahres auf dem Podest. Und man fragte sich, wie nachhaltig dieser Erfolg sein kann angesichts der hochdynamischen, auch unsicheren Branche, in der das Unternehmen tätig ist.

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Mit Biss im Markt auf Expansionskurs Die Dotcom-Blase forderte weltweit ihren Tribut. Während sich andere Unternehmen weltweit reihenweise von der Marktbühne verabschiedeten, ging Frei mutig und zielstrebig auf Einkaufstour: 2002 befreite deep das ursprünglich bündnerische Internet-Pionier-Unternehmen SPIN GmbH mit dessen Übernahme aus amerikanischer Hand – und führte es als Tochterunternehmen auf die Erfolgsstrasse zurück. 2006 übernahm die deep AG die Internet-Agentur catchme, und 2008 kaufte sie den Internet-Provider Casanova Digital. Drei Akquisitionen in sechs Jahren – vor Augen stets Qualität, Innovation und Service gegenüber einer wachsenden Kundschaft.

Mit Mut der Innovation verpflichtet Besonders der Innovation misst Frei grosse Bedeutung bei: Im Jahr 2003 kündete er der SPAM-Plage schweizweit den Kampf an, lancierte «MailGuard» und bekämpfte damit medienwirksam den 100 000. Virus. Im selben Jahr lancierte Frei den ersten «Hotspot» in Graubünden und das günstigste ADSL aus Graubünden – drei Innovationen in einem Jahr. Das Unternehmen startete durch. Im Jahr 2004 folgte das Sicherheits-Paket Webguard für KMU und das FamilyPaket für Familien. Wieder ein Jahr später präsentiert deep Internet-Telefonie. Zwischendurch engagiert sich Frei für Internet-basierte generationenübergreifende Lernplattformen für Jung und Alt oder Musikplattformen für die Bündner Musikszene. Im Jahr 2009 schiesst Frei den Vogel ab – und lanciert mit deep-TV ein eigenes Fernsehangebot und eröffnet einen zweiten Firmensitz im Zentrum der Stadt Zug. Wie das möglich ist? «Sachverstand, Energie und manchmal etwas viel Mut», meint Frei selbst; wieder augenzwinkernd – eben in seiner frischen Art.

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BUSINESS

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Erfolgreich auch sich selbst geblieben In der Tat hat sich Ivo Frei (31) seinen jugendlichen Charme bewahrt. Man fragt sich, wie. Frei ist ein «Workaholic», aber eben einer mit Köpfchen. Bei seinen Mitarbeitenden gilt er als souveräner Chef: Sein Organisationstalent wird bewundert, sein Auge für das Detail gefürchtet. Der Vollblutunternehmer lässt sich nichts vormachen und redet überall Klartext. Vieles, das er heute vertritt, hat er selbst von der Pike auf gelernt. Seine Sporen verdiente er sich zwischen 1998 und 2000 als Leiter e-Banking der Graubündner Kantonalbank ab. Der Schritt in die Selbständigkeit kam rückblickend zum richtigen Zeitpunkt. Gefragt war Know-how, Biss und eben Mut. Frei vereint dies noch heute perfekt. So gilt er längst als gefragter Interviewpartner oder Fachdozent an diversen Institutionen.

Gut gerüstet für weitere Top-Leistungen Mittlerweile erzählen über 100 Medienberichte Episoden aus der deep-Story. Auch das macht die Firma zur begehrten Arbeitgeberin. Das Unternehmen bietet 40 hochqualifizierte Arbeitsplätze am Churer Hauptsitz und neu auch Ausbildungsplätze. Der Teamgeist ist spürbar wie selten in einem Unternehmen und die Kundschaft freut sich seit Jahren über konkurrenzfähige Qualitätsdienstleistungen aus Graubünden. Angesprochen auf die Zukunft kann sich Ivo Frei ein Schmunzeln nicht verkneifen: 2010 steht die «deep-10-JahreJubiläumsfeier» bevor. Dass man gespannt sein darf auf das Wie, braucht nicht betont zu werden. Ein weiterer Paukenschlag in der Geschichte der deep AG.

>>> www.deep.ch

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