Kunstmagazin 2016

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KUNST GRAUBÜNDEN UND LIECHTENSTEIN

AUSGABE 8



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by Chen Man R

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AUSGABE 1

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

ausgabe 2008

AUSGABE 3

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

ausgabe 2010

AUSGABE 5

ausgabe 5

AUSGABE 7

Christian Bolt Chris Hunter Gaspare O. Melcher Ladina Gaudenz Patrick Kaufmann Peter Nutt Sonja Knapp Stefan Rüesch

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

Corsin Fontana Doris Bühler Evelyne Bermann Hans Rudolf Weber Gertrud Kohli Remo Albert Alig Thomas Zindel Werner Marxer Brigitte Hasler

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

Gaudenz Signorell Georg Malin Hanna Roeckle Hansruedi Giger Martin J. Meier Martin Walch Matias Spescha Robert Indermaur

ausgabe 7

AUSGABE 2

CHF 15.–

KUNST GRAUBÜNDEN UND LIECHTENSTEIN

AUSGABE 2009

AUSGABE 4

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

ausgabe 2011

AUSGABE 6

Evelina Cajacob Gerber/Bardill Gian Häne Jürg Barandun Heinrich Ney Patric Bühler Stephan Sude Sunhild Wollwage

CHF 15.–

kunst graubünden und liechtenstein

Amina Broggi Conrad Jon Godly Gert Gschwendtner Marco Eberle Martin Frommelt Not Vital Rudolf Stüssi

ausgabe 6

Beate Frommelt Catrine Bodum Daniel Rohner Guido Baselgia Jules Spinatsch Lydia Wilhelm Stephan Schenk Walti Roth Wiedemann/Mettler

AUSGABE 8

Bruno Ritter Bruno Kaufmann Zilla Leutenegger Mirko Baseglia Anna Hilti Valentin Roschacher Hansjörg Quaderer Barbara Bühler

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KUNST GRAUBÜNDEN UND LIECHTENSTEIN

AUSGABE 8

w w w. p- m - c .c h P r i n t m e d i a Co m Pa n y C h u r , s P u n d i s s t r a s s e 21, C h -70 0 0 C h u r , w w w. P- m - C .C h


EDITORIAL Liebe Leser Nachdem sich das Team des Kunstmagazins eine kurze Pause gegönnt hat, freuen wir uns, Ihnen die neueste Ausgabe zu präsentieren. Auch in diesem Jahr haben wir uns oft und intensiv in der Kunstlandschaft von Graubünden und Liechtenstein umgesehen, durften zahlreiche Ausstellungen und Ateliers besuchen und blicken voller Freude auf die vielen und spannenden Gespräche mit Künstlern und Künstlerinnen zurück. Unsere Impressionen haben in diesem Heft ihren Niederschlag gefunden. Wie wünschen Ihnen viel Spass und Genuss beim Betrachten der intensiven Malerei des in Zürich lebenden Bündners Reto Cavigelli oder beim Eintauchen in die spannenden Konzepte Gianin Conrads. Lassen Sie sich von den faszinierenden Aquarellen Georg Peter Lucks in die innerste Welt Graubündens und Norwegens entführen, oder wagen Sie mit dem Liechtensteiner Arno Oehri den Quantensprung zwischen Malerei und Klang. Freuen Sie sich zusammen mit uns auf Kunst im öffentlichen Raum: Das eingespielte Team der Art Public verwandelt Chur in diesem Sommer in eine einzige grosse Kunstinstallation. Auch im Forum Würth lesen Sie anders: Denn Magnus Enzensberger gibt unserer Stadt die Ehre. Mehr sei nun aber nicht verraten. Blättern Sie um und werfen Sie einen Blick in die Ateliers des Bündner und des Liechtensteiner Kunstschaffens.

Marc Gantenbein Herausgeber

Andrin Schütz Redaktion


MIt engageMent und erfahrung Treuhand Unternehmensberatung Revision | WirtschaftsprĂźfung Steuer- und Rechtsberatung Liegenschaftsverwaltung

Mitglied

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RRT AG | Poststrasse 22 | CH 7002 Chur | Tel. +41 (0)81 258 46 46 | www.rrt.ch | info@rrt.ch


PARTNER

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FORUM WÜRTH CHUR 18 HUBER UHREN & SCHMUCK

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LEHNER AKUSTIK AG

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SKULPTURENPARK DER GEDANKENBERG

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37 AUSSTELLUNGEN

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GEORG PETER LUCK

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KÜNSTLER

64 80

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72 88

BIANCA BRUNNER

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MANFRED NAESCHER

24

FRÖLICHER | BIETENHADER

40

GIANIN CONR AD

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CAROL WYSS

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ARNO OEHRI

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RETO CAVIGELLI

80

CONSTANT KÖNZ

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BIANCA BRUNNER


Sky 2008

Night 2015

Das visuelle Interesse an Oberf lächen, an All-over-Strukturen und alltäglichen Phänomenen, die eine doppelbödige Struktur auszeichnen, prägt die Arbeitsweise der Künstlerin Bianca Brunner (*1974). Daraus gehen jedoch weder eine dokumentarische Herangehensweise noch Schnappschüsse des Zufälligen hervor, sondern präzise, oft leise und zugleich verführerische Fotografien, die konstruierte Situationen im Atelier oder im Freien zeigen. Die gebürtige Bündnerin Bianca Brunner lebte während mehreren Jahren in London und schloss dort 2007 ihr Fotografiestudium am Royal College of Art ab. 2011 kehrte sie in die Schweiz zurück und lebt seither in Zürich. Neben regelmässigen Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland wurde sie 2010 mit dem Manor-Kunstpreis ausgezeichnet. Ihre Arbeitsweise mit einer analogen Grossformatkamera, der sparsame Einsatz von nachträglicher Bildbearbeitung und die sorgfältigen Handabzüge entsprechen so gar nicht dem Modus des schnellen Digitalbildes; vielmehr gehen die Aufnahmen auf lange Arbeitsphasen und aufwändige Vorbereitungen zurück. Dabei greift die Künstlerin auf einfaches, oft flexibles Material wie Stoff, Karton, Papier, Seile oder schlicht Öl und Wasser zurück. Auch die Motive wirken in dem Sinne offensichtlich, als dass sie sich auf den ersten Blick schnell erfassen lassen: Spiegelungen in einem Teich, pastellfarbene Rhomben, abgerundete vertikale Farbbalken, irisierende Verläufe oder eine gespannte Plache. Erst Details und die Fragen, was in den Bildern zu sehen ist, wie die Aufnahmen entstanden sind und was tatsächlich fotografiert wurde, lassen das vermeintlich gesicherte visuelle Terrain zunehmend vage werden. Exemplarisch für Brunners Verfahren ist eine ab 2008 entstandene Serie schwarz-weisser Aussenaufnahmen. In Sky (2008) etwa wechseln sich im Wasser spiegelnde Baumkronen mit hellen Partien, in denen die indirekte Sicht auf den Himmel frei bleibt. Im unteren Bildteil kontrastiert ein weisses Rechteck die Spiegelungen des organischen Blattwerks. Der Umriss des Fremdkörpers suggeriert ein Volumen, das zugleich durch die monochrome Flachheit negiert wird. Tatsächlich handelt es sich um ein behelfsmässig konstruiertes Sprungbrett, das die Künstlerin als Teil eines Beckens in einen Weiher baute, um eine ruhige Oberfläche zu erhalten. Die überbelichtete Fläche verstärkt die unsicheren räumlichen Verhältnisse der Spiegelung zwischen Präsenz und Absenz: ein wahrnehmbares, aber zugleich flüchtiges und immaterielles Phänomen. Im Bild funktioniert die Leerstelle,

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wo der Abzug ohne Zeichnung bleibt, als blinder Fleck – im Auge bezeichnet er die Stelle, wo der Sehnerv auf die Netzhaut trifft und das Sehfeld eingeschränkt ist. Auch die Naturansichten der kleinformatigen Serie Sticks (2014) werden von einer akkuraten Linie durchkreuzt, deren geometrische Form erneut das organische Umfeld kontrastiert – als wären die Diagonalen nachträglich eingezeichnet worden. Hier endet der Fremdkörper jedoch im Gebüsch und ist im Bildraum verortet. Solch eigenartige Bildelemente – eine Art Leitmotiv von Brunner – irritieren eine kongruente Bildrealität, wie es der Titel ihrer Ausstellung Gap in the Real im Bündner Kunstmuseum Chur von 2010 treffend beschreibt. Entstanden sind die Aufnahmen mithilfe einer weissen Stange, die wiederum eine überbelichtete Stelle als Perforation im Bild hinterlässt und in einer konfusen Schwebe zwischen Fläche und Objekt bleibt. Der Titel Stick deutet die Entstehung der Sujets an. Gelegentlich integriert die Künstlerin solche Hinweise – etwa die sichtbaren Halterungen der Stoffbahnen in Sail (2012) – in die Motive oder legt den inszenierten Charakter in der Serie Scenery (ab 2008) teilweise offen.


Stick 2014


Harlequin 4, 2014

Harlequin 5, 2014

Sail 2012

Harlequin 3, 2014


Daneben arbeitet Bianca Brunner in ihrem Atelier an raumhohen Settings, die einzig in Fotografien überdauern. 2010 begann sie in Harlequin mit der Form des Rhombus zu arbeiten: Die geometrische All-over-Struktur aus benutzten Papiersäcken erfährt durch die Lichtführung und zerknitterten Oberf lächen eine haptische Qualität. In der gleichnamigen Serie von 2014 hat sie dies unter veränderten Voraussetzungen weiterentwickelt: Die f liessenden Rhomben wirken erst einmal wie Aquarelle, gehen jedoch auf ein Setting aus Leintüchern zurück. Erst Details wie die unterschiedliche Opazität der Rauten, Flecken vom Einfärben des Stoffs, durch das flexible Material mitbestimmte Formen und kleine Falten deuten als subtile Irritationen eine räumliche Struktur an. Sie zeugen zudem vom prozessual-experimentellen Vorgehen der Künstlerin, in dem das Auslösen der Kamera einer von zahlreichen Arbeitsschritten ist.

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Sun 2012

Die Struktur der Holzverkleidung von Brunners Atelier als unmittelbares Umfeld der Rhomben und wesentliches Bildelement zeichnet sich in vertikalen Rillen ab. Dieser «leere» Hintergrund verortet – im Gegensatz zu den Leerstellen in der Natur – die Szenerie räumlich, löst aber die unklaren Grössenverhältnisse nur bedingt auf, denn der Bildausschnitt als fragmentierendes Mittel des Mediums Fotografie an sich spielt in diesem Abstraktionsprozess eine ebenso entscheidende Rolle. Bianca Brunner verschränkt in ihrer Fotografie Zwei- und Dreidimensionaliät, extreme Nähe und Distanzierung, Illusion und Zeugnischarakter – «es ist so gewesen», wie der Philosoph Roland Barthes dieses Grundprinzip der Fotograf ie in La Chambre claire (1980) bezeichnet – damit bringt sie die Wahrnehmung visuell und konzeptuell ins Schwanken. Sie bindet die Ambivalenz von Fläche und Raum auch in die Präsentation der Fotografien ein: in tiefen, farblich akzentuierten Rahmen, in der installativen Hängung variierender Motive und Formate oder indem sie die weisse Holzverschalung als Display vor Ort auf baut, setzt sie das reflektierende Spiel mit den genuinen Mitteln und Ambivalenzen des Mediums Fotografie im Ausstellungsraum fort.

W W W.BOLTEL ANG.COM TE X T: ANNA FR ANCKE FOTOS: GIAN PAUL LOZZA

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Flag 2012

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HANS MAGNUS ENZENSBERGER WORTSPIELZEUG IN DER SAMMLUNG WÜRTH 18


«Die Kunstwelt ist ja eine geschlossene Veranstaltung. Entweder man gehört dazu oder man gehört nicht dazu, und ich gehöre nicht dazu. Und zum ersten Mal habe ich hier jetzt jemand, mit meinem Freund Jan Peter Tripp zusammen, er hat gesagt, die sollen doch nicht in irgendeinem Depot verschimmeln, sondern die sollen mal gezeigt werden, ausgestellt werden!» Hans Magnus Enzensberger Wort, Objekt und Besucher: ein gemeinsames Spiel Mit seinen WortSpielZeugen ist Hans Magnus Enzensberger def initiv ein faszinierender Teilnehmer an der geschlossenen Veranstaltung «Kunstwelt» geworden. Und: Die Veranstaltung ist keineswegs eine Geschlossene: Denn seine Objekte und Installationen regen den Betrachter dazu an, sich aktiv an der Ausstellung zu beteiligen und damit ein Teil des Spieles zu werden. Um die Objekte zum Sprechen oder gar zum Schreien zu bringen, müssen Knöpfe gedrückt, Platten gedreht, gekurbelt werden. So gilt es zum Beispiel am Weltempfänger eifrig zu kurbeln, um sich die von Autoren in ihrer jeweiligen Muttersprache aufgesprochenen Gedichte zu hören, oder den Knopf an der Gegensprechanlage zu drücken, um zu erfahren, was es denn mit dem Wort «Fortschritt» auf sich haben mag. Ver m it tler, Weltenbü rger und kritischer Geist Hans Magnus Enzensberger ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker nach 1945. Er wurde bekannt mit seinen Werken im zeitkritischen Ton. Alfred Andersch formulierte für seinen Kollegen die Bezeichnung «zorniger junger Mann». Seine Streitbarkeit hat er sich bis heute bewahrt. Die Werke verbinden poetologische und politische Ref lexion. 1963 wurde Hans Magnus Enzensberger mit Deutschlands renommiertestem Literaturpreis, dem Georg-BüchnerPreis, geehrt. Zahlreiche Preise sollten folgen, u. a. 1985 Heinrich-Böll-Preis, 1998 Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf, 2002 Ludwig-Börne-Preis, Einblick in die Ausstellung «Literatur kann man sehen» in der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, 2006/2007 mit «WortSpielZeug» von Hans Magnus Enzensberger. Foto: Volker Naumann, Schönaich


Riccordi di Laura, 2003-2006, Sammlung WĂźrth


Einblick in die Ausstellung «Literatur kann man sehen» in der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, 2006/2007 mit «WortSpielZeug» von Hans Magnus Enzensberger. Foto: Volker Naumann, Schönaich

2006 Premio d’Annunzio für sein Gesamtwerk, 2006 Medienpreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2015 FrankSchirrmacher-Preis. Hans Magnus Enzensberger wurde 1929 in Kaufbeuren im Allgäu geboren und lebt seit 1979 in München. Enzensberger ist kein Dachstubenpoet, sondern Mann der Öffentlichkeit, Medienkritiker, Mediengründer, kritischer Theoretiker, Übersetzer, Vermittler, Weltgeist auf Achse – und man merkt, er ist schwer fassbar als Autor. Im Forum Würth Chur begegnet man ihm auf überraschende Weise. Achtzehn Sprach-Objekte vereinigen sich unter dem Titel «WortSpielZeug» und laden zu einer spielerischen, hintergründigen, intellektuellen wie anregenden und vor allem körperlichen Auseinandersetzung mit Wort, Text und ihrem Bedeutungsgehalt ein. Ein faszinierendes Text-Theater en miniature «Ob das ‹Kunst› ist, weiss ich nicht. Es ist lange her, dass Jean Paul einem seiner ersten Werke einen schönen Titel gab: Er nannte es Belustigungen unter der Hirnschale einer Riesin. Die Riesin, mit der wir es hier zu tun haben, ist die deutsche Sprache.» So kommentiert Hans Magnus Enzensberger selbst sein bildnerisches Unterfangen zwischen Kunst und Nonsens, das als «Text-Theater en miniature» ganz andere Möglichkeiten der Lektüre eröffnet. Auf und Ab, 2003-2006, Sammlung Würth

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Daktyloskopie, 2003-2006, Sammlung Würth

Le mystère dans les Lettres, 2003-2006, Sammlung Würth

«WortSpielZeug» entstand in den Jahren 2003 bis 2006 und wurde durch die Förderung der Würth-Gruppe ermöglicht. Erste Ausstellungen erfolgten 2006 in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall sowie anschliessend im Literaturmuseum der Moderne in Marbach. Zuletzt waren 2015/16 Objekte in der Ausstellung «Von Hockney bis Holbein. Die Sammlung Würth in Berlin» im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Vom 22. April bis 23. Oktober werden die Werke von Enzensberger im Forum Würth Chur präsentiert und laden zum Spiel mit der Sprache ein. Zur Ausstellung wird ein abwechslungsreiches Begleitprogramm angeboten. Mit Führungen, Workshops, Lesungen, einer Slam-Poetry-Session oder mit Improvisations-Theater am Internationalen Museumstag wird Literatur auf verschiedenen Veranstaltungen erlebbar.

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W W W.FORUM-WUERTH.CH/CHUR TE X T: ANDRIN SCHÜTZ FOTOS: WÜRTH INTERNATIONAL AG


WortSpiel Zeug

HANS MAGNUS ENZENSBERGER SAMMLUNG WÜRTH

22.4. – 23.10.2016 täglich 11-17 Uhr

Begleitprogramm zur Ausstellung FÜHRUNGEN jeweils donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr, CHF 8.Daten 28. April (FC), 16. Juni (FC), 21. Juli (FC), 18. August, 22. September, 20. Oktober 2016

Samstag von 17 bis 18 Uhr 11. Juni 2016 Poetry-Slam: Die drei Spoken Word Artisten Christoph Simon, Stefanie Grob und Simon Chen slammen im Forum Würth Chur um die Gunst des Publikums. Wer hat das Zeug zum WortSpiel? CHF 20.-

THEMATISCHE VERANSTALTUNGEN jeweils sonntags von 14 bis 15 Uhr 8. Mai 2016 Lesung: Ralf Schlatter liest aus seinem Werk ”Verzettelt” Während zehn Jahren hob der Autor und Kabarettist verlorene, von Hand beschriebene Zettel von der Strasse auf. Zu den Schönsten dachte er sich berührende, witzige und skurrile Geschichten aus. Zum Muttertag gibt’s noch Überraschungs-Geschichten. CHF 15.19. Juni 2016 Thematische Führung: ”SchriftBilder” (FC). CHF 10.11. September 2016 Lesung: Ursina Trautmann ˮSubjekt : Subjäggt” Die Bündner Schriftstellerin Ursina Trautmann liest aus ihren Kurzgeschichten, spielt mit Gedichten und tummelt sich auf anderen Wortspielplätzen. CHF 15.25. September 2016 Thematische Führung: AEIOU - Sprachalchemie vom Raymundus Lullus bis Hans Magnus Enzensberger. CHF 10.-

Forum Würth Chur Aspermontstrasse 1 7000 Chur ●

Tel. 081 558 0 558 www.forum-wuerth.ch Mo - So 11 - 17 Uhr ●

23. Oktober 2016 Thematische Führung: BLABLA & DADA Unsinnspoesie des Homo ludens. CHF 10.-

Alle Aktivitäten des Forum Würth Chur sind Projekte der Würth International AG.

WORKSHOPS FÜR ERWACHSENE ”Wortmalerei - Bilderschrift - Buchobjekt” Nach einer Einführung in die interaktive Ausstellung ”WortSpielZeug” von Hans Magnus Enzensberger werden im Atelier Buchstaben, Worte, Texte und Bücher zum künstlerisch-literarischen Experimentierfeld. Spielerisch gestalten, verändern und erfinden wir ausgehend von den Grundformen des Alphabets neue Wortbildkreationen, Buchstabenarchitekturen, Textcollagen und vieles mehr. Wir sezieren, bemalen, überschreiben in allen Facetten der schönen Künste beispielsweise Bücher und edieren so einzigartige bibliophile Buchkunstwerke. Es sind keine Vorkenntnisse nötig. Teilnehmer: max. 12 Personen pro Workshop Kosten: CHF 150.- (inkl. Material) Zeit: 10 – 16 Uhr (individuelle Mittagspause) Anmeldung: chur@forum-wuerth.ch Daten 20. August, 24. September und 22. Oktober 2016



MANFRED NAESCHER

Das Geburtshaus von Peter Kaiser in Mauren, 20 x 15 x 4 cm, 2015


Manfred Naescher beim Aufbau der Ausstellung Bilder und Objekte für Peter Kaiser, Kulturhaus Rössle, Mauren (Liechtenstein), im August 2015. Foto: Ana Petrovic

Ein Einblick in das perspektivenreiche Werk des Künstlers Manfred Naescher «Die Arbeiten werden zu Zeugen ihrer eigenen Transfor mation, Illusion wird konkrete Form. Was bleibt, ist die Erinnerung» (Naescher in seinem Artist Statement 2013) Manfred Naescher, 1973 in Liechtenstein geboren, wohnhaft in Berlin, ist ein vielseitig aktiver Künstler (Zeichnung, Video, Installation, Künstlerbücher und Editionen). Im Zentrum seiner künstlerischen Praxis steht die Zeichnung – das Aquarell. Für Naescher manifestiert sich nämlich im Medium Aquarell ein Grundgedanke seines ref lektierten Schaffens: «Die Idee der Erinnerung als eine Idee des Bilder-Machens: [...] Wasser und Farbe hinterlassen Spuren, eine räumlich-zeitliche Kartografie, in der der Werdegang, die Biografie des Bildes ablesbar wird.»

« E r i n ne r u ng : D ie Sa m m lu ng als Gedächtnis, das Gedächtnis als Sammlung, das Museum als Erinnerungsapparat» (Naescher zu seiner Serie Recollection 1, 2014) Im Rahmen einer Carte blanche im Kunstmuseum L iechtenstein schuf Naescher 2014 mit Recollection 1 ein für seine Arbeitsweise paradigmatisches Werk. In der Auseinandersetzung mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums erstellte er 24 kleinformatige Aquarelle: «Keine direkten Abbildungen, sondern Versionen, die nur in den Umrissen die Form der ursprünglichen Werke andeuten». Ausgehend von bereits Bestehendem als Grundlage der Reflexion entstanden Zeichnungen, deren Bildinhalte zwischen vertraut und undurchdringlich oszillieren. So wurde beispielsweise aus Meret Oppenheims Gespenst mit Leintuch (1962) eine filigrane Schattenfigur mit angehauchter Totenmaske.

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Die titelgebende Recollection («Erinnerung») enthält die Sammlung («collection»), kombiniert mit re («wieder»). Hierin, in der Idee der Erinnerung als «Wieder-Sammlung» zeigt sich Naeschers grundsätzlich eher konzeptueller Ansatz: Er beginnt nicht bei der Zeichnung, sondern mit einer Idee. Das Bild ist lediglich das sichtbar werdende Resultat seiner Arbeit, geschaffen in einer sie abschliessenden Geste. Recherche und Ref lexion stehen bei Naescher vor dem künstlerischen Akt. So ist auch die Anzahl der Versionen keinesfalls zufällig, sondern verweist «auf JeanLuc Godard´s 24 Bilder pro Sekunde, die im (analogen) Kino die Illusion von Leben herstellen». Zu Recollection 1 erschien ein Künstlerheft mit allen Abbildungen der Serie (erhältlich im Kunstmuseum Liechtenstein). «Ich kann nicht mit Ferdinand Nigg über sein Werk sprechen, aber ich kann sein Werk konsultieren, das still weiterlebt in mir als


To Catch a Thief, Aquarell auf Fabriano-Papier. Foto: Pedro Malacas

Betrachter» (Naescher in «Das bewegte Bild», einem Essay zu Ferdinand Nigg, 2015) Naeschers Ansatz zeigt sich besonders anschaulich in seiner facettenreichen Arbeit zum Leben und Werk von Ferdinand Nigg (1865–1949): Ferdinand Nigg mit den Tieren umfasst eine zweiteilige Aquarell-Serie im Grossformat sowie deren kleinformatige Reproduktion in Form einer PortfolioEdition. Sie verbindet damit «Strategien der zeichnerischen und publizistischen Tradition mit einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem Textilkünstler Ferdinand Nigg ». A ls Gesamtheit bietet das Werk einen guten Einblick in die Perspektivenvielfalt Naeschers, die als ein Charakteristikum sein Schaffen durchzieht.

Vertigo, Aquarell auf Fabriano-Papier. Foto: Pedro Malacas

«Der erste Teil der Serie, Ferdinand Nigg, zeigt Szenen aus seinem Leben, basierend auf Schwarz-Weiss-Fotografien und unter Benutzung eines zeitgenössischen

The Birds, Aquarell auf Fabriano-Papier. Foto: Pedro Malacas


Installationsansicht Nitroglyzerin und Chloroform, 22 Aquarelle und Mischtechniken auf Papier, diverse Formate, 2015. Foto: Ana Petrovic

Farbschemas» von Künstlern wie Klee, Kirchner oder Matisse, mit deren Werk Nigg – die Vermutung liegt nahe – wohl vertraut war. Der zweite Teil der Serie, Mit den Tieren, «stützt sich auf die häufig bei Nigg vorkommenden und mit persönlicher Bedeutung besetzten Tiermotive». Eine gewisse innere Spannung verbindet die Bildsubjekte dieser Serie; ihre Bildtitel – Psycho, To Catch a Thief, Suspicion oder The Birds, um vier Beispiele zu nennen – sind Filmtiteln von Alfred Hitchcock entliehen. Die Edition mit ihrer kleinen Auf lage von zehn handgemachten Unikaten knüpft an eine Praxis vom Anfang des 20. Jahrhunderts an, an Editionen wie Alfred Kubins Wilde Tiere von 1920. Die in Leinen gefassten Buchschachteln mit individuell gesticktem Umschlagbild enthalten jeweils 20 Reproduktionen von Aquarellen der zwei Serien. Naescher Installationsansicht Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit, 24 Aquarelle auf Papier, je 30 x 40 cm, 2015 Foto: Ana Petrovic

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erarbeitete die Edition kollaborativ mit der Textilkünstlerin Amanda Fowler, die für jeden Einband ein Motiv in Kreuzstich in Anlehnung an die Tierdarstellungen bei Nigg stickte, sowie mit der Buchbinderin Leah Buckareff, die sich für die Konzeption und Herstellung der Buchschachtel in Handarbeit verantwortlich zeigt. Die Portfolio-Edition wurde 2015 im Kunstmuseum Liechtenstein im Rahmen der Ausstellung Ferdinand Nigg (1865–1949), Gestickte Moderne, vorgestellt. «Die Geschichte ist eine Erfindung, zu der die Wirklichkeit ihre Materialien liefert.
Aber sie ist keine beliebige Erfindung» (Hans Magnus Enzensberger 1972 in seinem Buch «Der kurze Sommer der Anarchie») Auch in der Ausstellung Bilder und Objekte für Peter Kaiser, die 2015 im Kulturhaus Rössle in Mauren (Liechtenstein) stattfand, findet sich eine Vielzahl an Sichtweisen auf ein Subjekt und seinen Hintergrund, das Leben und Werk des Pädagogen, Historikers und Politikers Peter Kaiser (1793–1864) in seinem historischen Kontext. Naescher reflektiert dabei zugleich Fragen der Geschichtsschreibung und was Geschichte eigentlich bedeutet. So fasst der erste von fünf Ausstellungsräumen unter dem Titel Nitroglyzerin und Chloroform einen bewusst subjektiven und fragmentierten Eindruck des Künstlers auf das Erscheinungsjahr von Kaisers Geschichte von Liechtenstein – 1847, es war das erste Werk seiner Art – in 22 Bildern, die alle auf direkten Bildquellen von 1847 beruhen. Dabei verweist die Geste des subjektiven Eindruckes auf die

Manfred Naescher mit Frenzy, Aquarell auf Fabriano-Papier


Subjektivität der Geschichtsschreibung an sich. Nitroglyzerin und Chloroform wurden beide im Jahr 1847 erfunden, ein Sprengstoff und ein Betäubungsmittel, die im übertragenen Sinne für die umwälzenden und bewahrenden Kräfte in der Geschichte des 19. Jahrhunderts stehen. Das begleitende Künstlerbuch, eine eigenständige Edition, die das Bildmaterial der Ausstellung neu interpretiert, trägt ebenfalls den Titel Nitroglyzerin und Chloroform. Die Videoarbeit Der wiederkehrende Spiegel, die sich durch Auszüge aus Briefen von Kaiser der persönlichen Ebene annähert, findet sich neben anderen Videoarbeiten auf Naeschers Website: manfrednaescher.com. Nitroglyzerin und Chloroform, der erste Teil der Ausstellung, wurde in rekonfigurierter Form 2015 für die regionen- und museenübergreifende Kunstschau Heimspiel im Kunstmuseum St. Gallen ausgewählt.

Inventory of Shadows (Shadows 11), Aquarell auf Papier

«In seinen Werken ref lektier t [Naescher] das Wesen und die Formen von Kommunikation. Sein vertieftes Interesse gilt dabei der Erinnerung und der Fiktion» (Christiane Meyer-Stoll 2014 in ihrer Vernissagerede zu Naeschers erster Ausstellung in seinem Geburtsort Eschen in Liechtenstein, in der Galerie hollabolla)

Die flüchtigen Momente aus Geschichte und Kunst, die bei Naescher eine konkrete Bildhaftigkeit annehmen, verheimlichen ihre Herkunft nicht, aber, wie Sartre es in seinen Kindheitserinnerungen Die Wörter festhielt: «Ich habe die Tatsachen so genau mitgeteilt, wie mein Gedächtnis es zuliess. Aber wie weit glaubte ich eigentlich an mein Delirium?»

Naeschers Werk ist geprägt von seinem sensiblen Umgang mit Sprache. Kein Wunder, wie Meyer-Stoll feststellt, betrachtet man seinen Werdegang: Die Sprache an sich als Gegenstand seines Studiums der Literaturwissenschaft und Linguistik an der Universität Bern, die visuelle Sprache der Illustration, Naeschers Schwerpunkt in seinem Studium der Kunst und des Designs an der Emily Carr University of Art and Design in Vancouver (Kanada), und dann die bewegte Bildsprache im Medium Film als metaphorisches Archiv der Erinnerung.

Alle Zitate, sofern nicht anders vermerkt, stammen aus Texten von Manfred Naescher.

W W W.MANFREDNAESCHER .COM TE X T: BEAT OSPELT FOTOS: MANFRED NAESCHER


R1.17 (Giuseppe Penone – Soffio di foglie, 1982)

R1.16 (Meret Oppenheim – Gespenst mit Leintuch [Spectre au drap], 1962)

R1.20 (Richard Serra – Duplicate [Cut Piece], 1970)

R1.6 (Otto Freundlich – Composition, 1933 [Guss 1970])


Tafeltexte


DER GEDANKENBERG

«Ohne Titel 6», Eisen, 2014, 194 × 133 × 145 cm, Foto: Martin Linsi, Werner Schnüriger


Berghirn

Hegels Freunde

Offene TĂźr


Kontemplativer Gedankengang der Wahrnehmung Auf dem Storchenbüel, einem Hügel mitten in Sevelen, haben Mali Gubser und der Künstler Gert Gschwendtner einen eindrücklichen Skulpturenpark geschaffen, den sie als GedankenBerg bezeichnen. Die künstlerische Intervention besteht aus 14 Stationen und ist als eine kontemplative Schule der Wahrnehmung zu verstehen. Seit Mai 2015 ist der GedankenBerg für die Öffentlichkeit zugänglich. Betrachtet man das Œuvre des 1949 geborenen Gert Gschwendtner, wird man stets mit filigranen Figuren, sogenannte Betrachterfiguren, konfrontiert. Wie Ikonen bilden sie den Mittelpunkt seines Schaffens. Durch ihre Lebensgrösse nehmen sie eine vermittelnde Rolle zwischen einer Innen- und Aussenwelt ein. Ihr auratischer Ausdruck verstärkt ihre Funktion als Identifikationsfigur und fordert den Betrachter geradezu heraus, sich der eigenen Wahrnehmung bewusst zu werden beziehungsweise diese zu sensibilisieren. Auch Studien der Kulturgeschichte sowie das Herausschälen tiefgreifender Zusammenhänge sind gleichsam Antrieb und Ausgang in der lang jährigen künstlerischen Auseinandersetzung Gschwendtners. Mit dem GedankenBerg realisierte der in Sevelen beheimatete Bayer ein eindrucksvolles Panoptikum, das Kunst, Natur und Kulturgeschichtliches miteinander in Beziehung setzt und den Rezipienten dazu ermutigt, hinter das tatsächlich Existierende zu blicken. GedankenBerg Das Durchschreiten des massiven Eisentors gleicht einem symbolischen Abstreifen des Alltags und eröffnet dem Besucher einen Spaziergang über verschlungene Wege und Pfade – manchmal gesäumt von assoziativ gestalteten Tafeln mit Textfragmenten und mitunter begleitet von offenen oder geschlossenen Toren, denen trotz ihrer Monumentalität eine eigentümliche Sinnlichkeit innewohnt. Auf weitläufigen Plateaus befinden sich kontemplative Schauplätze: ein einsames Klanghaus, ein beklemmender Bunker, ein grober Steinbrocken, den Sisyphos einst mit stoischer Beharrlichkeit den Berg hinaufgerollt hat, wie auch beschriftete Felsen, die an rätselhafte Zeichen vergangener Zeiten denken lassen. Hilfskonstruktion

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Immer wieder wird der Besucher mit den geheimnisvoll blickenden Figuren konfrontiert, die einzeln oder in Gruppen die Schauplätze bevölkern. Bei einem Abstieg begegnet man Hegels Freunden, einer Skulpturengruppe, die mit ihrer gelassen anmutenden Präsenz darauf hinweisen wollen, dass Gegenwart und Zukunft ohne den zeitgleichen Abgleich mit der Vergangenheit nicht existieren könnten. A k t ive r Tei l de s kol le k t ive n Gedächtnisses Bewusst trutzig steht der GedankenBerg von Gert Gschwendtner fernab einer Spektakel- und Eventkultur und leistet – wenn denn der Betrachter sich darauf einlässt – einen «wesentlichen Beitrag zum philosophischen Diskurs.» Mit dem Kunstpark schuf er eine Distanz zur Aussenwelt und Raum für eine wahrhafte Kontemplation, die es dem Besucher erlaubt, zeitweilig aus der Hektik eines surrenden Alltages zu entschwinden. Durch Gschwendtners unaufdringliche Verzahnung von Kunst und Natur wie auch das Zusammenführen kulturgeschichtlicher Verweise mit aktuellem Kunstschaffen legt er Wesentliches frei, mit der Intention, Unsichtbares sichtbar zu machen. Die Betrachterfiguren fungieEisernes Tor

Gedankenbergwerk

ren im geschaffenen «Wahrnehmungsfeld für ein bewusstes Betrachten.» Oder mit anderen Worten: als Schlüssel, die Gegebenheiten anzunehmen, um auch in der unmittelbaren Gegenwart selbst aktiver Teil eines kollektiven Gedächtnisses zu sein.

Öffnungszeiten GedankenBerg 1. April bis 1. November

W W W.GSCHWENDTNER .LI TE X T: GINIA HOLDENER FOTOS: M. MAT TLE, H. HUG ZITATE: G . GSCHWENDTNER


VOM HOUSE OF BRANDS ZUM «BRANDED HOUSE» DER WEISSE WÜRFEL IN VADUZ


Parterre Inneneinrichtung Weisser Würfel

Mit dem Weissen Würfel, dem Huber-Geschäftshaus für Uhren und Schmuck und dem Ausstellungsgebäude der Hilti Art Foundation, erhält das Kunstmuseum Vaduz, der schwarze Kubus, ein optisch markantes Pendant.

Wie ein kostbares Juwel stehe er nun da, der Weisse Würfel neben dem schwarzen Kubus, beschrieb Norman J. Huber kurz und prägnant das architektonische Ensemble mit dem neuen weissen Geschäftshaus neben dem schwarzen Kunstmuseum Vaduz. Mit dem Weissen Würfel sei in Kooperation mit der Hilti Art Foundation ein Gebäude entstanden, welches alle bisherigen Vorstellungen von

Produkt- und Kunstpräsentationen bei Weitem übertreffe. Präsentierte Huber Uhren und Schmuck bisher in seinen Geschäften in Vaduz und Lech die grössten Marken der Uhrenindustrie, so werde der Weisse Würfel nun selbst zur Marke – aus dem «House of Brands» werde ein eigentliches «branded House». Kunst und Kunsthandwerk vereinigt Norman Huber habe sich schon seit Langem mit der Idee eines neuartigen Verkaufs-, Ausstellungs- und Präsentationsraumes beschäftigt. Als auch die Hilti Art Foundation sich mit Gedanken an eigene Museumsräumlichkeiten befasste, waren sich die beiden Unternehmer schnell einig, dieses «recht ungewöhnliche und ambitiöse Projekt», so Michael Hilti in einem Interview, gemeinsam anzugehen. Die spannende Symbiose aus Uhren, Schmuck und Kunst habe Norman J. Huber schon immer sehr gefallen. Die Grenzen zwischen bildender Kunst und hoher Handwerkskunst sei für ihn f liessend. Innert drei Jahren ist nun nach Plänen der Morger Partner Architekten aus Basel (die bereits das Kunstmuseum gebaut haben) aus einer neun Meter

Norman J. Huber, CEO Huber Uhren & Schmuck

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tiefen Baugrube ein 20 Meter hohes Gebäude entstanden, welches moderne Funktionalität in Kombination mit Beständigkeit und Anmut darstelle. Attribute, die auch seine Produkte auszeichnen, so Huber weiter. Kontrast im Innenraum Mit dem Weissen Würfel hat Huber Uhren und Schmuck nun auf zwei Stockwerken rund 300 m 2 Verkaufsund Ausstellungsf läche. Im 2. Stock befindet sich der «Collectors Club», ein Raum von nochmals 150 m 2 , der für Ausstellungen reserviert ist – eine ideale Plattform für Events und Anlässe. Den Innenraum gestaltete das Büro von Tino Zervudachi, eines der führenden Unternehmen für Interieurdesign aus Paris. Tino Zervudachi habe schon sein Geschäft in Lech gestaltet, und Norman Huber habe daher gewusst, dass er auch diese Aufgabe zu seiner vollsten Zufriedenheit lösen werde. Die Inneneinrichtung ist dann auch ein


Kontrast zur eher kühl und futuristisch anmutenden Architektur des Weissen Würfels. Dies gelang, mit dem Einsatz edler Materialien und warmer Farben. «Ein wichtiges Element», so Zervudachi, «sei die Treppe, die in die Salons nach unten führe. Wir haben sie als Wendeltreppe mit einer grossen Öffnung konzipiert, um so viel Tageslicht wie möglich in die unteren Salons zu holen und die beiden Etagen somit zu verbinden.» Ganze Region profitiert Nur mit radikal neuem, kreativem Denken und echten Innovationen, so Norman J. Huber, könne man gegenüber e-Shops und anderen neuartigen Einkaufsmöglichkeiten bestehen. Dies habe auch mit dem Wandel vom Bedürfnis-Kauf zum Ereignis-Konsum zu tun. Schon der Anblick des Weissen Würfels sei ein Ereignis, und nach dem Betreten der Innenräume sollen die Kunden aus der ganzen Welt sofort spüren und sehen, wie Schmuckstücke und wertvolle Uhren

Wendeltreppe Weisser Würfel

durch optimale Präsentation ihre volle Schönheit und Anmut entfalten. Durch die vielen Huber-Kunden aus der ganzen Welt und die grosse Bekanntheit der Sammlung der Hilti Art Foundation werde auch der Tourismus von diesem Gebäude profitieren. Das sei für Vaduz und weit über die Region hinaus sehr positiv zu sehen. Alle Beteiligten sind stolz auf das Ergebnis, denn der Weisse Würfel zählt wohl zu den spektakulärsten Laden-Projekten, die in den letzten Jahren im Uhren- und Schmuckdetailhandel umgesetzt wurden. Ein Ort des sinnlichen Erlebens ist entstanden.

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ÖFFNUNGSZEITEN WEISSER WÜRFEL MONTAG – FREITAG 09:30 – 18:00 UHR SAMSTAG

09:30 – 16:00 UHR

SONN- UND FEIERTAGE GESCHLOSSEN. STÄDTLE 34, FL-9490 VADUZ

W W W.HUBER .LI TE X T: FREICOM FOTOS: STUDIO MAT THIEU SALVAING , PARIS / ADOLF BEREUTER


FRÖLICHER | BIETENHADER


Rauminstallation 2011, Artacker Galerie, Berlin / Fotografie: Friedhelm Hoffmann


JUXTAPOSITIONS 2014, Medieninstallation, Centre PasquArt, Biel


Den Betrachter im Zentrum Dass der Raum die Ausgangslage von f röl icher | bieten hader s Werken bildet, wäre zu kurz gefasst. Vielmehr bleibt der Ort den ganzen Schaffensprozess hindurch Kernpunkt, beschreibt die Ausrichtung der Fragestellung u nd lockt das exper iment ierfreudige Künstlerduo mit seinen Bedingungen. Dieses zerlegt ihn in dessen – häufig unscheinbaren – Eigenheiten und prüft diese neu. Sein Zugang zeichnet sich durch Präzision sowie Unerschrockenheit und Radika lität aus. Aus der Hinwendung zum Detail entstehen Raum und Betrachter umgreifende Erfahrungsräume, die im gegenseitigen Wechselspiel mit dem Ort bestehen. A kzente an den Wänden setzende Fotoprints von vor Ort aufgenommenen Motiven und an die Wand gelehnte Modelle verwiesen auf den räumlichen Selbstbezug und fungierten gleichsam als abstrakte Stilelemente im Raum. Durch die abgedunkelten Fenster schimmerte nur an den Rändern der Abdeckung Licht durch. Der Betrachter von frölicher | bietenhaders Installation in der Berliner Artacker Galerie (2011) fand ein Gegenstück dieses natürlichen Lichts auf den gegenüberliegenden Wänden vor: Dort, in der Fluchtperspektive, warf das scheinbare Schatten-und-Licht-Spiel der Fenster ein faszinierendes geometrisches Muster auf die dunklen Fotografien und die weissen Wände. Wie so viele andere


Medieninstallation 2012, Kunstraum Aarau

Installationen des Künstlerduos handelte es sich um eine sinnlich sehr ansprechende Arbeit, die jedoch ihre Tücken in sich barg: Der Betrachter war versucht, die Lichtbilder als direkte Reflektionen und Schattenbilder des Tageslichts zu lesen – bei eingehendem Vergleich mit dem Format der Verdunkelung wurde man sich indes gewahr, dass eigentlich, statt der Scheibenflächen, die Fensterrahmen hell erleuchtet sein müssten. Zusammen mit den Beamern auf dem Boden konnte das Lichtspiel als technisches Trugbild entschlüsselt werden. Immer wieder überraschen frölicher | bietenhader mit ihren Eingriffen in bestehende Räume, durch die diese ihre Wirkung entfalten. «Der reale Raum und der inszenierte Raum vermischen sich in unseren Arbeiten zu einem Gesamten», so die beiden jungen Kunstschaffenden. frölicher | bietenhader, das sind die Zürcherin Selina Frölicher und der Churer Micha Bietenhader. Beide sind 1985 geboren und arbeiten seit 2008 als Künstlerduo frölicher | bietenhader. In ihrem Atelier in Zürich lassen sie Ideen ausreifen, bauen Modelle, erproben ihre reiche Sammlung an technischen Geräten. Die eigentliche Arbeit entwickeln sie indes stets vor Ort. Als Erstes werden Details erkundet und katalogisiert und daraus Werkansätze generiert. Diese Arbeitsweise bedingt, dass sie sich stets von Neuem auf eine lokale Begebenheit einlassen müssen. Anschliessend reagieren sie: «Durch subtile Eingriffe in das Bestehende entstehen Alternativversionen der

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Medieninstallation 2012, Kunstraum Aarau



Querträger, 2015, Fotografie, Medieninstallation, Galerie Luciano Fasciati, Chur

Räume selbst, sprich Gegenbilder.» (frölicher | bietenhader) Dabei beweisen sie ein feinfühliges Gespür für eine ungewohnte Sicht der Dinge und für den präzisen Einsatz von vielseitigen, modernen wie antiquarischen Medien. Bewusst Irritationen hervorrufend, navigieren sie den Betrachter im Raum und lassen ihn in ein gesamtheitliches Erlebnis eintauchen. Die Faszination des vielseitigen Œuvres liegt zweifelsfrei einerseits in der Intensität ihrer Eingriffe, der man sich kaum entwinden kann, und andererseits sicherlich auch im Bruch der Erwartungen: Die Künstler bauen Illusionen auf, die bei längerer Betrachtung gebrochen werden. Indem ihre Quelle nämlich offengelegt wird – Kabel, Rechner, Projektions- und Endgeräte werden nicht etwa kaschiert, sondern bewusst sichtbar gelassen und damit Teil der Installation, machen die Künstler die Illusion als technisch inszeniert erkenntlich. Es geht somit keinesfalls um Wirklichkeitstäuschungen, sondern darum, abstrakte Möglichkeiten vorzudenken und anzubieten.

W W W.FROELICHERBIETENHADER .CH | TE X T: CÉLINE GAILL ARD | FOTOS: FRÖLICHER | BIETENHADER

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TON, BILD, LICHT, TECHNIK IN KUNST VOLLENDET


Lehner Akustik AG – meisterhaftes Stelldichein von Klang, Bild, Licht und Design Die bei Maienfeld ansässige Lehner Akustik AG ist eine Kapazität in der Unterhaltungselektronik und vereint in ihren modernen Räumlichkeiten Ton, Bild, Licht und Technik zu einer symbiotischen Gesamtheit. Ob für Privatpersonen, Geschäfte oder öffentliche Räume: Das vielseitig geschulte Team der Lehner Akustik AG berät mit seinem umfassenden K now-how L iebhaber von exklusiven Multimediaprodukten und konzipiert für jeden individuell abgestimmte Klangwelten. Dementsprechend repräsentiert das Unternehmen die dänische Edelmarke Bang & Olufsen, welche seit 2014 einen eigenen Flagshipstore in den Maienfelder Geschäftsräumen vorweisen kann. Tea m m it le ide n sc h a f t l ic he r Professionalität Unter der Führung des Firmengründers Pascal Lehner ist ein qualifiziertes 24-köpfiges Team bestrebt, mit Leidenschaft und Professionalität «einzigartige technische Lösungen» zu bieten, die eine « har monische Sy mbiose zw ischen Funktionalität und Design, Sinnlichkeit und Technik» bilden. Das umfassende Angebot der Lehner Akustik AG – mit weiteren Sitzen in Balzers und Zürich – erstreckt sich über beratende Funktionen bis hin zu Planungs- und Handwerksarbeiten. Abgerundet wird die Geschäftstätigkeit mit einer kompetenten Verkaufsberatung wie auch einem Kunden- und Reparaturservice. Ausgezeichnete fachliche Kompetenz sowie eine passionierte Begeisterungsfähigkeit befähigen das Lehner-AG-Team, technisch hochstehende und massgeschneiderte Lösungen zu finden. Event- und Publik-Technik Lehner Akustik AG zeigt sich schweizweit und im Fürstentum Liechtenstein für diverse Ton- und Bildinstallationen bei namhaften Institutionen und Unternehmen verantwortlich; beispielsweise installierte sie die digitale Audiobeschallung des Bündner Kunstmuseums, das im Sommer dieses Jahres wieder seine Tore öffnet. Auch konzipierte sie für die Vaduzer First


The Princely Liechtenstein Tattoo

Musiktheater an der Tamina Music Night im Rahmen der Schlossmediale Werdenberg Foto: Daniel Ammann

Advisory, das älteste Treuhandunternehmen Liechtensteins, die Audio- und Tontechnik, die digitale Signage sowie die Videokonferenzschaltungen. Darüber hinaus greifen zahlreiche Veranstalter von Grossanlässen regelmässig auf das fundierte Wissen des Maienfelder Unternehmens zurück. Unter anderem werden die Tontechnik für das jährlich stattfindende Pferderennen in Maienfeld, die Bild-, Lichtund Tontechnik für Events im Grand Resort Bad Ragaz wie auch die musikalische Umrahmung des Feuerwerks beim Staatsfeiertag des Fürstentum Liechtenstein von der Lehner Akustik AG ausgeführt. Auch beim alle drei Jahren stattfindenden Kunstevent Bad Ragartz vertrauen die Organisatoren auf das Know-how der Lehner Akustik AG.




Bang & Olufsen Beim vielfältigen Angebot (siehe Kasten), das die Bild- und Tonspezialisten offerieren, sind vor allem der Vertrieb und die grossf lächig angelegte Präsentation der erlesenen Multimediaprodukten von Bang & Olufsen hervorzuheben. 1925 von Peter Bang und Svend Olufsen in Dänemark gegründet, kann dieses Unternehmen in seiner 90-jährigen Firmengeschichte auf eine Reihe von bekannten Designern und Produktentwicklern zurückblicken. Diese haben vorwiegend seit Mitte der 1950er-Jahre dazu beigetragen, ein ausgewogenes Zusammenspiel von Funktionalität und Ästhetik zu perfektionieren. Die wechselseitige Durchdringung ist vom Bauhausstil beeinflusst und besticht durch eine einzigartige minimalistische Formgebung. Einen Höhepunkt in ihrer Firmentätigkeit erreichte Bang & Olufsen im Jahre 1978, als sie eine Auswahl ihrer Objekte im Rahmen einer musealen Ausstellung im

Museum of Modern Art in New York zeigen durften. Dieser Umstand ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass in der Geschichte des Museums nur äusserst selten Erzeugnisse eines Unternehmens präsentiert werden durften. Des Weiteren sind 15 Geräte des dänischen Herstellers in der Sammlung des Museum of Modern Art permanent vertreten, da sie durch ihre qualitative und historische Bedeutung die strikten Richtlinien des renommierten Museums erfüllen: «Bang & Olufsen entwirft Audiosysteme als wunderschöne Objekte, die auch losgelöst von ihrer Funktion genau das richtige Mass an Aufsehen erregen» (Museum of Modern Art, New York, März 1978). Derzeit sorgt der neue Lautsprecher von Bang & Olufsen, der BeoLab 90, für Furore: Eigens für den Heimgebrauch konzipiert, beeindruckt die perfekte Fusion aus Design und Akustik. Im neu eingerichteten, weitläufigen Flagshipstore der Lehner Akustik AG kann dieser intelligente Lautsprecher mit Aug und

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Ohr genossen werden: Das Objekt bietet neben einem extravaganten 360-GradDesign und seinen unterschiedlichsten Bedienungsmöglichkeiten eine völlig revolutionäre Klangbühne. Maienfelder Flagshipstore Der neu eingerichtete, weitläuf ige Flagshipstore der Lehner Akustik AG erlaubt es dem Besucher, in ein hochkonzentriert arrangiertes Ambiente – einen Beolink Multiroom von Bang & Olufsen – einzutauchen. In diesem können die Möglichkeiten eines drahtlosen Systems ausgekostet werden, das diverse Klangkörper miteinander verbindet. Unterschiedliche Räume können jeweils individuell beschallt werden. Die einzelnen Wohnbereiche lassen sich aber auch in ein einheitliches Klanggewand hüllen; alles auf einen einzigen Knopfdruck.


Kontakt Maienfeld Showroom Lehner Akustik AG, Untere Industrie 10 CH-7304 Maienfeld T +41 81 308 00 00 F +41 81 308 00 01 info@lehner-akustik.ch

Balzers B端ro Lehner Akustik AG Schliessa 25 FL-9496 Balzers T +423 380 02 02 F +423 380 02 01 info@lehner-akustik.li

Unsere Marken Ad Notam, AKG, AMX, Bose, BSS Audio, Coemar, Contrik, Corwn, Crestron, d&b Audio-technik, Denon, Denon Professional, FIM, JBL, KEF, Linn, Loewe, Meyer Sound, Mitsubishi Electric, Myryad, NAD, Neutrik, Nexo, Piega, Pioneer, Polycom, Rock Cable, Rowen, Sennheiser, Shure, Soundcraft, Swisson, Tascam, Wolf Vision, Yamaha

Z端rich B端ro Lehner Akustik AG Niederhofenrain 12 CH-8008 Z端rich T +41 44 251 04 04 F +41 44 251 04 20 info@lehner-akustik.ch

W W W.LEHNER-AKUSTIK .CH TE X T: GINIA HOLDENER FOTOS: ROL AND KORNER

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EVELINA CAJACOB FRÖLICHER | BIETENHADER MICHAEL GÜNZBURGER BOB GRAMSMA HUBER.HUBER KAPPELER / ZUMTHOR NORBERT MÖSLANG BARBARA SIGNER / MICHAEL BODENMANN ROMAN SIGNER LUCA SISERA’S CONVOY

AM ORT Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur 29. Mai bis 30. Oktober 2016

am-ort.ch Presenting Partner

Projektpartner

Hauptsponsor

Öffentliche Hand

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Sponsoren


GIANIN CONRAD


Was ein KĂźnstler tut, DĂźbendorf 2010


AusSicht, neurologisches Modell einer Panorama-Aussicht, bestehend aus Weidezaun unter elektrischer Spannung. Pontresina 2014

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Schnee im Mai 27. Mai 2015, 15.00 Uhr. Ich stand in der Galerie Sam Scherrer in Zürich und fotografierte eine Skulptur, die zugleich ein Bild ist. Das Objekt zeigt ein Zimmer, in dessen Mitte ein Tisch mit Stuhl steht, dahinter die nackte Wand. Rechts sind fünf Dachlatten aufgereiht, links ein Fenster angebracht, das in die weisse Leere zeigt. Auf dem Tisch steht oder liegt eine wacklige Holzskulptur, darunter liegt oder steht eine Bodenleiste. Das ganze Zimmer ist aus unterschiedlich langen Dachlatten gebaut: das weiss gestrichene Täfer an der Wand, die getäferte Decke und der Parkettboden, dazu ein schokobrauner Holztisch und ein grüner Holzstuhl. Sie alle parodieren Zimmermanns- und Schreinerarbeit, sind aber aufeinander und auf die Galeriewand genagelt. Dies kann man genau studieren, wenn man sich dem Bild von der Seite nähert. Dabei fällt die perspektivische Raumordnung sukzessive in sich zusammen und erweist sich als flaches Holzrelief. Besonders amüsant ist etwa der Blick auf jenes Gebilde, das einen Stuhl repräsentieren soll: Oben ist die Sitzfläche auf die Wand, unten aber schräg auf die darunter liegenden Beine genagelt. Deshalb kippt sie aus der Vertikalen und der Stuhl wird beinahe zum Objekt. Beinahe. Im Bild, das eine Skulptur ist, hängt eine brennende Glühbirne über dem Tisch, darauf liegen Nägel und eine Kartonverpackung, ein Hammer und das Ding aus Dachlatten. Am Tischbein lehnt lässig eine Säge, daneben ein Handschuh, der eine Leiste festhält. Offensichtlich stehen wir im Atelier des Künstlers, und gleich kommt er zurück. Das ist eine sehr erheiternde Vorstellung. Er würde ja, wenn er hämmert, sägt oder malt, dies im Bild, aber zugleich an seiner Skulptur tun. Er würde sich also wie Pinsel und Topf in sein eigenes Bild fügen, weil er es perspektivisch zugerichtet hat.

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Forstwerkhof, Bündner Kunstmuseum, 2010

Ebenso wird die Skulptur zum Bild, weil sie den Rahmen für ein abstraktes Gemälde darstellt; das monochrom weisse Gemälde im Hintergrund. Diese Konstellation zitiert eine berühmte Fotografie von Hollis Frampton aus dem Jahr 1959. Sie zeigt den Maler Frank Stella dabei, ein Gemälde aus der Serie «Getty Tomb» zu malen. Es ist unfertig, deshalb leuchtet in der Mitte noch die nackte, helle Leinwand. Sie ist umgeben von zehn ineinandergemalten, schmalen Torbogen, die eigentlich die Keilrahmen nachziehen, welche die Leinwand an der Rückseite zusammenspannen. Gerade malt der amerikanische Künstler die elfte Rahmung in die Bisherigen. Das vollendete Gemälde wird später den Eindruck erwecken, man stünde vor etwa 20 schwarzen Gemälden, die der Grösse nach hintereinander gestaffelt sind. Es wird aber auch an einen tiefschwarzen Sarkophag oder an einen Tunnel ohne Ausgang erinnern. Auf diese Weise dachte der Künstler über die Möglichkeit nach, die Wirklichkeit in die Fläche eines Gemäldes zu bannen. Auch Gianin Conrad untersucht die Illusionskraft des Bildes, geht aber konträr vor. Seine Rahmen sind aus echtem, hellem Holz. Die Galeriewand hat er nicht vollständig zugenagelt. So wird sie einerseits zum abstrakten Gemälde, andererseits bleibt sie gleichwohl Wand, damit die Holzrahmen zum Täfer eines Bündnerhauses werden können. Dies erheitert abermals, denn nun haben wir es mit einer subtilen Hommage an lokale Architektur der Bergwelt zu tun, die den Vergleich aufnimmt mit der oben erwähnten Hommage Frank Stellas an das kolossale Grabmal von Carrie Elisabeth Getty, das Louis Sullivan als Triumphbogen gebaut hatte, welcher

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Vitrine 3, Kunsthalle Winterthur, 2015

Vitrine 1, Kunsthalle Winterthur, 2015

Atalier-Brunch mit Susann Wintsch, 2015


Ausstellungsansicht Oblichtsaal, Kunsthalle Winterthur, 2015


Gestell mit Tonobjekten, 2015

seinerseits zur Ikone der amerikanischen Architektur wurde. All dies wird nochmals durcheinandergeworfen, weil in unserer hellen Bündner Stube zusätzlich ein Fenster eingebaut ist, aus dem man in die Schneelandschaft zu schauen meint. Um 15.15 Uhr trat der Künstler an meine Seite, dessen Stimme ich schon seit geraumer Zeit im Büroraum des Galeristen zu erkennen glaubte. Die kleinen Reststücke am Boden, so sinnierte er, waren gar nicht so leicht zu platzieren. Aber als sie so dalagen, habe er sein Churer Atelier wiedererkannt. Ja, dachte ich, und erinnerte mich an den 4. April 2015. Der Künstler hatte mich damals in den alten Forstwerkhof, wo er seit etwa zehn Jahren arbeitet, eingeladen, um diesen Artikel hier zu schreiben.

Wir sassen bei Käse und Erdbeeren und sprachen über das, was wir vor uns sahen. Einige der nass wirkenden, absichtlich unförmigen Skulpturen, die im Folgemonat bei Sam Scherrer in einer Vitrine lagen, waren schon da. Sie wurden mit einem einzigen Handgriff aus nassem Lehm geformt, gebrannt und dann mit einer Farbe bemalt, die sie wieder wie feuchter Lehm erscheinen lässt. In der Galerie waren sie so platziert, dass sie manchmal an einen Torso erinnerten, an eine Badeente oder an den Schädel eines Vogels. «Forstwerkhof 2015» sah ich damals erst im Katalog, den ich auf der Rückreise von Chur nach Zürich las. Besser, darin war «Forstwerkhof 2010» abgebildet, das unserem Bild wie ein Ei dem anderen gleicht. Allerdings sind die Objekte

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anders verteilt: Die Säge hängt sich spiegelverkehrt ans Tischbein, der Pinsel liegt auf einem Topf nunmehr brauner Farbe – als hätten sich die Objekte im Raum gedreht, während man ganz kurz mal weg war.

W W W.GIANINCONR AD.CH TE X T: SUSANN WINTSCH FOTOS: GIANIN CONR AD & RENATO FEURER


CAROL WYSS Fragments Installation, Stahl geäzt, 1998



Signs Installation von gefalteten Papierobjekten mit Radierung, 17 x 17 x 17 cm pro Einheit, 2004


Carol Wyss ist – wie sie selbst sagt – besessen vom menschlichen Skelett oder vielmehr von unseren Knochen, deren Struktur und faszinierenden Formen. «Knochen verkörpern unsere Menschheitsgeschichte, sie sind der harte Kern unseres Seins.» Seit Jahren arbeitet die in London lebende Künstlerin mit unserem Skelett, zerlegt es in seine 206 Einzelteile und kreiert mit diesen Bausteinen immer wieder neue, unterschiedliche Strukturen, die losgelöst von ihrem Ursprung einen neuen Sinn, ein neues Sein vermitteln. Es ist die physische Qualität dieser Knochen, die sie anzieht. Dieses feste, fassbare Gerüst des Menschen, dessen genetische Marker selbst lange nach dem Tod noch Geschichten erzählen können über unsere Krankheiten, Vorfahren oder Verwandten. Vor den Knochen inspirierten sie rostige Maschinenteile, Metallstücke oder ComputerPlatinen... «etwas, das eine Geschichte hat, das man einfangen kann oder mit dessen Hilfe man etwas Vergängliches festhalten kann». Carol Wyss´ Werk wirkt wie eine methodische Suche nach Mustern im Chaos, der Versuch, den tieferen Zusammenhalt des Wesens zu ergründen. Vergleichbar einer Wissenschaftlerin lässt sie sich von Mustern leiten und experimentiert mit ihren Materialien. Sie isoliert, sortiert und systematisiert, bis sich ihr eine neue Form eröffnet, einem ungeschriebenen Gesetz folgend.

Code 20cm x 50 Meter, Radierung auf Japanpapier, 2004


Map to Nowhere, 100 x 74 cm, Siebdruck und Buchkunst, 1996

Das deutet sich bereits in Road to Nowhere (Buchkunst/Siebdruck, 1996) an, einer Strassen-Faltkarte mit einem Gewirr an Linien, die eine Struktur lediglich andeuten mit ihren vielen Wegen und Verbindungen, die überall und nirgends hinzuführen scheinen wie in einer Art Gedankenwelt. «Damals wusste ich nicht so recht, wo ich hinwollte», ref lektiert Wyss. «Ich wollte etwas machen, das mehr mit mir und mit dem Körper zu tun hatte.» So kam sie zum menschlichen Skelett. Sie entgliedert die uns so vertraute Mater ie, entreisst sie ihrer natürlichen Ordnung und re-gruppiert sie, indem sie Abbildungen der einzelnen Knochen als frei modulierbare Konstruktionseinheiten benutzt. Es entstehen neue Kompositionen, d ie scheinbar archaischen Gesetz-

mässigkeiten folgen. Prägedrucke mit anmutigen Kreisen aus Handknochen, Fussknochen bilden Quadrate, die an chinesische Schriftzeichen erinnern, oder reihen sich – scheinbar ihren Ursprung verleugnend – der Grösse nach zu einem losen Turm aneinander. Für 16m (2003) hat sie alle Einzelknochen eines männlichen Skeletts fototechnisch erfasst, sie in Originalgrösse auf einzelne Radierungsplatten umgesetzt, sie dann seriell neu geordnet und f lach hintereinandergereiht auf eine lange Papierbahn gedruckt (Der Durchschnittsmann ist so gesehen 16 Meter lang). Es ergibt sich daraus eine eigentümliche Notation, eine verschlüsselt wirkende Zeichenkombination. Ähnlich ist es bei Script (2004), einem rätselhaften, hieroglyphenartigen Text, der auf sieben lange Papierbahnen

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gedruckt ist oder bei Code (2004), einer 50 Meter langen Radierung auf Japanpapier. Dafür reduziert sie alle Knochen auf dieselbe Grösse und druckt sie rasterartig nebeneinander auf eine lange, blutrote Rolle. Diese Schrift aus einer anderen Zeit s y mbol isier t f ü r Ca rol Wy ss d ie Aufsch lüsselung des mensch l ichen Genoms, inspiriert von der kalten Datenmasse, die bei der Dekodierung durch Computer entsteht, die am Ende so wenig mit dem eigentlichen Leben gemein zu haben scheint. Da s Kon k r ete der K no chen a l s Gegensatz zum scheinbar Abstrakten, Metaphysischen der DNA oder ist es eher die Realität unseres Körpers als Gegengewicht zu unserer digitalen Welt?


Into the Wild – Sommerflieder, Buddleja Davidii, Radierung 116 x 80, 2011–2014

Into the Wild – Flockenblume Centaurea scabiosa, Radierung 116 x 80, 2011–2014

Into the Wild – Rotklee Trifolium pratense, Radierung 116 x 80, 2011–2014

Der physische, bildhauerische Aspekt beim Herstellen der Druckplatten ist für Carol Wyss ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses, die sorgfältige Bearbeitung der Stahlplatten und deren strukturelle Gravur. Die Radierungen lassen ihr Raum für ihre kreative Entfaltung. Sie strebt danach, im Druck den zweidimensionalen Rahmen zu sprengen und durch die Installation eine dritte Dimension zu schaffen. Ein erster Schritt gelang ihr mit Signs (2004), einer Installation aus zu Quadraten gefaltetem Papier mit Radierungen von Knochen, die den sich so bietenden Raum nutzen. Mit ihrer Wildblumen-Serie Into The Wild (2011–2014) wendet sie sich, wie sie sagt, dem organischen Leben, der Natur, wieder etwas direkter zu. Aber auch hier ist nicht alles, was es scheint. Auf den ersten Blick handelt sich um eine Reihe von wilden Blumen oder Unkraut, grosse Schwarz-Weiss-Radierungen. Erst bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass die Abbildungen sich aus menschlichen Knochen zusammensetzen. Hierbei verwendet Carol Wyss die Knochen nicht in ihrer original Grösse, sondern verkleinert oder vergrössert sie je nach Bedarf, ohne jedoch ihre Form zu manipulieren.

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Urlandschaft 6 Radierungen, je 172 x 128 cm Installation 516 x 256 cm

«Diese Blumen oder menschlichen Knochenstrukturen sollen daran erinnern, dass der Mensch ebenso wie das Unkraut Teil der Natur ist, allerdings von einer weitaus invasiveren Art...», so Wyss. Auch bei diesen Radierungen hat Wyss mit Stahlplatten gearbeitet, sie geritzt, behauen, geschmirgelt (abgeschliffen), wiederaufgebaut, um so bessere Schattierungen, Tiefe und Mehrdimensionalität zu schaffen... eine Rohheit, die dem Umkraut gut zu Buche steht (und ihr in Grossbritannien den Ruskin-Preis einbrachten). In ihrem jüngsten Projekt Casting Couch hat Wyss mit der Künstlerin Cathy Gale zusammengearbeitet, ein spielerischer Umgang mit unseren Körper- und Wahrnehmungsformen. Eine am Boden angeordnete Gruppe weisser Gipsabdrücke von angespannten Ellbogen wirken auf manchen wie Brüste, andere erinnern sie an aggressiven Hautausschlag. Der Abdruck von angewinkelten Armen weckt gar Erinnerungen an das menschliche Gesäss. Carol Wyss experimentiert halt nicht nur mit Formen und Strukturen, sondern auch ihren Medien. Die Antwort auf die Frage nach ihrem Lieblingswerk fällt jedoch überraschend aus. Urlandschaft (2002), setzt sich zusammmen aus 24 Radierungen, stark vergrösserten Fotografien der Innenseite des menschlichen Schädels, aus verschiedenen Winkeln aufgenommen, die zusammen eine grossf lächige (ca 5 x 2.5 Meter), archaische mondähnliche Landschaft bilden.

Casting Couch (Collaboration mit Cathy Gale) – Pert Gips, 2014

Für Wyss ist dies eine Art Suche nach dem Ort und Wesen einer Seele, dem Bewusstsein oder Esprit, der die Essenz eines jeden Menschen ausmacht. WWW. CAROLWYSS.NET

«Wo auch immer die Seele in unserem Körper sein mag, ich wollte, dass der Betrachter mitten in dem Teil des Körpers steht, den wir am ehesten mit der Seele identifizieren, und ganz tief hineinschaut.»

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TE X T: HEIKE SCHNEIDER FOTOS: CAROL W YSS


Carol Wyss, Selbstportrait 2015



ARNO OEHRI

Arno Oehri in seinem Atelier in Ruggell


Halifax I (2015), Tafel 3 des Triptychons, K reide und Aquarellfarbe auf Schiefertafel, 23 cm x 15 cm Troiza (Rubljov) (2015) Tafel 1 des 6-teiligen Bildes, Kreide und Aquarellfarbe auf Schiefertafel, 15 cm x 23 cm

Arno Oehri – Ein sirrendes Panoptikum aus Neugier, Wissenschaft, Klang und Bild Schattenhaft und scheinbar nur zum Vorübergehen bestimmt schälen sich Konturen und Gestalten aus schwarzem Grund. In ihrer nahezu fliessenden Erscheinung scheinen Oehris Motive für einen kurzen, vergänglichen Augenblick auf die matten Schiefertafeln gebannt, um sogleich wieder ins Früher oder ins Später hinaus zu verschwinden. Von unglaublicher, beinahe plastischer Präsenz getragen präsentiert sich hier ein nächtlich einsamer Parkplatz, dort eine unnahbare in Tücher gehüllte Gestalt, andernorts wiederum die bildliche Manifestation des Nachdenkens über die Quantenmechanik. War es in den letzten Jahren ein wenig still um die Malerei des 1962 in Liechtenstein geborenen Tausendsassas, lässt sich heute sagen: Das Warten hat sich gelohnt. Man spürt sofort: Der in Ruggell arbeitende Maler, Klangforscher, Videokünstler und Dokumentarfilmer will «weiterwüten»,


Meditation 1 (2016), Aquarellfarbe auf Schiefertafel, 4 Tafeln je 15 cm x 23 cm

will Antworten finden auf die Fragen der Zeitlichkeit und der Physik, will die «Zeitzeugen einer Zeit der Ohnmacht und des Unbehagens» auf seiner unentwegten Spurensuche ins Werk fassen. Er will «weitermachen, hineinschauen, auch wenn es schmerzt. Weiterwüten und zugleich dem Wüten trotzen», so Oehri. Dies ist es denn auch, was die so vielseitige wie konzentrierte Arbeit Oehris im Kern bestimmt: der stets ungebrochene Mut hineinzuschauen, Spuren zu suchen und zu forschen. Die Kunst wird zum gelungenen Experiment, die Welt wird zum Labor.

Breiter als der Türsteher (2016), Kreide auf Schiefertafel, 23 cm x 15 cm

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cwf_03_10 (2010), Triptychon a/b/c, Acryl und Aquarellfarbe auf mdf, j e 30 cm x 2 0 cm


Arno Oehri

Kunst, Quantenmechanik und Neurologie Exemplarisch hat Oehri dies 2010 in seinen Arbeiten «Collapse of the wave function» (Kollaps der Wellenfunktion) anhand einer bildnerischen quantenphysikalischen Parabel gezeigt. Stellt die Quantenmechanik in der Physik auch heute noch ungelöste Anforderungen an ein rein kausales und deterministisches Weltbild, tut es die Kunst umso mehr. Denn: «Damit wir die Wirkung eines Bildes in unserer raumzeitlichen Existenz wahrnehmen können, muss sie in die entsprechenden Dimensionen transformiert werden. Das Gehirn vollbringt diese höchst faszinierende Übersetzungsleistung. Das Gehirn ist ein Transformator. Die relevante Wirklichkeit dieses Transformationsprozesses und die relevante Wirklichkeit des Bildes allerdings sind nicht objektivierbar und bleiben höchst private und subjektive Erfahrungen. Die relevante Wirklichkeit des Bildes beruht auf Erfahrungsquanten, oder, wenn man so will, auf Informationsquanten, deren raumzeitliche Beschaffenheit uns verborgen bleibt bzw. bleibt es uns verborgen, wie diese Quanten die Transformation aus einer atemporalen, geistigen Dimension in die raumzeitliche Dimension bewerkstelligen. Vielleicht ist das ein Akt der Schöpfung? Die Kreativität des Malers, der das Bild entstehen lässt, und die Kreativität des Beobachters, der durch das Schauen des Bildes den Kunsteindruck entstehen lässt. Einzig unsere Fähigkeit zum sprachlichen Ausdruck gibt uns die Möglichkeit, die Aussenstehenden zumindest partiell an unserer Erfahrung teilhaben zu lassen.»

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Verschränkung I (2015), 4 Tafeln, Kreide und Aquarellfarbe auf Schiefertafel, j e 15 cm x 23 cm


Der Turm (2013), Multimedia Installation mit Videos / Sounds / Foto im Gasometer, Triesen (LIE)

Ist die notwendige räumliche und zeitliche Kollision von Künstler, Gedanke, Medium und Betrachter noch in der bildsprachlichen Umsetzung vom möglichen Wellen- und Teilchenverläufen gefasst, findet Oehri in den aktuellen Arbeiten «Now» zurück in die figurative Sprache. In der Basis vom selben gedanklichen Konstrukt beherrscht, gewinnen die Teilchen und Wellen nun reale Gestalt. Dies aber ohne jemals zum Abbild der Welt im eigentlichen Sinne zu werden. Analog der Teilchen in der Quantenmechanik verharren Gegenstände und Menschen im kurzen und schwebenden Moment von Gewinn und Verlust von Gestalt und Präsenz. Die Welt der Bilder, die Welt des Künstlers und die Welt des Betrachters fallen idealerweise in der Koinzidenz des Momentes für einen Augenblick zusammen.

WWW.ARTNET.LI / WWW.VIDEOWERK.LI / WWW.KLANGLABOR.LI TE X T: ANDRIN SCHÜTZ FOTOS: ELMAR GANGL, EDDY RISCH, ARNO OEHRI

A mirror & 12 blastings, Multimedia Installation mit Video / Sound / Fotoprints / Fliesen / Tisch / Stuhl / Bücher / Fotokopien, anlässlich der PQ15 im Kafka House, Prag (CZ)


RETO CAVIGELLI



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Bildräume voller vehementer Sanftheit Seit Jahrzehnten beschreitet der Bündner Künstler Reto Cavigelli kompromisslos seinen Weg. Aus Cavigellis beharrlicher Suche wie auch seiner künstlerischen Intuition treten enigmatische Bildwerke von kräftiger Farbigkeit hervor: Bildräume, Landschaften oder verwaschene menschliche Antlitze, deren Konglomerat aus Sanftheit und Vehemenz eine eigentümliche Dynamik erzeugen und den Betrachter unweigerlich in ihren Bann ziehen. Reto Cavigelli wird 1945 in Siat, in einem Bergdorf im Bündner Oberland, geboren. Er lebt und arbeitet in Zürich und im Engadin. Kaum ein Tag vergeht, an dem er sich nicht in eines seiner beiden Ateliers zurückzieht. Cavigelli ist ein Getriebener, für den Kunst eine unabdingbare Notwendigkeit bedeutet. Innerer Drang Schon als Bub entdeckte Cavigelli die Kraft des kreativen Schaffens. Während er die Sommermonate als Gehilfe auf der Alp

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verbringen musste, zeichnete er und schnitzte aus Wurzeln zahllose Figuren. Sein Traum, Bildhauer zu werden, wurde ihm verwehrt und er schloss stattdessen eine Berufslehre ab. Ein tief innewohnender Drang zwang ihn jedoch zu einer erneuten Konfrontation mit der Kunst. Reto Cavigelli begann wieder zu zeichnen. In der Folge entstanden in den 1980er-Jahren – im Umfeld der rebellischen Churer Aquasana-Künstler – expressive figurative Arbeiten, bestehend aus gehetzten, nervösen Strichen und Linien. Alsbald widmete er sich der Ölmalerei, mit der er sich bis zum heutigen Tag intensiv befasst. In intuitiv-achtsamen Arbeitsprozessen durch das Auftragen unzähliger Farbschichten, das Verwischen, das Abtragen und erneute Auftragen von Farbschichten entstehen Landschaften mit rätselhaftem Charakter; manchmal schälen sich aber auch nebulöse Menschenbilder aus der Dichte des Bildraumes heraus.




Beschreiten der Ambivalenz Reto Cavigellis konzentrierte Arbeitsweise führt zu vibrierenden Bildräumen, die zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Wirklichkeit und Illusion wie auch Sanftheit und Härte fluktuieren. Während die ungemein sanft aufgelösten Partien den Betrachter dazu einladen, in die transparenten Schichten einzutauchen, verwehrt eine pastose Dichte andernorts, das Bild Cavigellis zu betreten. Das ambivalente Spiel aus Sogwirkung und Undurchdringbarkeit erzeugt eine innerbildliche Spannung. Eine Ästhetik, die darauf abzielt, in gleicher Weise Enigmatisches zu enthüllen wie auch Geheimnisse zu bewahren. Betrachtet man die Gemälde von Reto Cavigelli in ihrer Gesamtheit, löst sich die evozierte Zwiespältigkeit dahin gehend auf, dass sie den Betrachter schliesslich auf sich selbst zurückzuwerfen vermag. In diesem Sinne können die Malereien des Bündners als Meditationsvehikel verstanden werden, die für jeden Einzelnen eine subjektive Gültigkeit besitzen. Der Rezipient wird geradezu dazu aufgefordert, das Wagnis einzugehen, sich mit sich selbst zu konfrontieren und sein inneres Bild mit dem äusseren abzugleichen, auch wenn dieses Beschreiten der Selbstfindung ein endloses werden kann.

TE X T: GINIA HOLDENER FOTOS: ARCHIV RETO CAVIGELLI UND R ALPH FEINER (GALERIEAUFNAHME UND SEITE 86 UNTEN)

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DIE ARCHITEKTUR DER LANDSCHAFT

GEORG PETER LUCK 88


Maler, stiller Wanderer, Philosoph, Schriftsteller, Gesellschaftskritiker und Familienvater. Der Bündner Maler Georg Peter Luck (1920–1995) hinterlässt ein Œuvre, das so komplex, eigenständig, kreativ und vielschichtig ist, wie er selbst es war. «Ich bräuchte wohl ganze Bibliotheken, um in der Beschreibung der menschlichen Psyche das zu sagen, was sich bei Dir in einem einzigen Bild manifestiert!» Dies die Worte, die der berühmte Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung, angesichts eines Frühwerks in St. Antönien an den noch jungen Georg Peter Luck richtet. Das Lob des namhaften Psychologen lässt das Herz des jungen Künstlers höher schlagen, zu erstaunen vermag es aber kaum. Denn in der Szenerie, die Jung vorfindet, manifestiert sich tatsächlich tiefenpsychologisches Gedankengut. Eine winterliche, gebirgige Landschaft, die sich hinter einem See erhebt, Licht, Schatten und erdige Farbtonalitäten bestimmen das Bild. Sind die Berge weiss verschneit, teils im letzten Sonnenlicht leuchtend, teils schon verschattet, bricht auf dem See hie und da das Eis auf, während sich im unteren Bildbereich am Seeufer bereits die frische braune Erde aus dem Schnee schält. Die Bildkomposition selbst steht ganz im Geiste der Romantik des 19. Jahrhunderts. In klassischer Staffelung eröffnet sich dem Betrachter die Szenerie einer Landschaft, in der sich das romantische Gedankengut in seiner Reinform manifestiert: Unmittelbar auf die erdig-irdische Komponente folgt die weit scheinende, von Wasserspiegeln durchsetzte Eisebene des Sees, und im oberen Bildteil eröffnet die durchbrochene Bergkulisse den Blick in die Unendlichkeit des Himmels darüber und dahinter. Was in der Romantik auf die Sehnsucht nach dem Fernen und Göttlichen in der beständigen Ref lexion und das stete Zurück-geworfenWerden auf das eigene Selbst verweist, transportiert sich in der Sprache der analytischen Psychologie in die Manifestation des Bewusstseins und des Unterbewusstseins in der menschlichen Psyche.

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Die reflektierenden Wasserspiegel im durchbrochenen Eis werden zu Zugängen zum Unterbewusstsein, das sich ebenso in Form von Erde an die Oberfläche zu schälen scheint. Selbst all das Sichtbare und Überhöhte, der Berg und der Himmel sind nur teilweise von Sonnenlicht beschienen. Auch hier bleiben wir zumindest teilweise im Schatten des Traumhaften und Unbewussten gefangen. Dieser kleine Exkurs ins Frühwerk Georg Peter Lucks und die damit verbundene Schilderung der spontanen Reaktion C. G. Jungs zeigt uns, dass Lucks Malerei bereits in seinen jungen Jahren eine konsequente akademische und analytische Basis zugrunde lag. Ist in seinen frühen Schaffensjahren noch vertieft die Auseinandersetzung mit der Bildsprache der Romantik spürbar, folgt bald darauf eine intensive Auseinandersetzung mit dem in der Person von Ernst Ludwig Kirchner in Davos prominent vertretenen Expressionismus. Der freie und intensive Umgang mit Farbe, den Luck in dieser Auseinandersetzung kennenlernt, wird stets Bestandteil seiner späteren Bildsprache bleiben. Im Gegensatz zu den Expressionisten jedoch bleibt Luck der klassischen Kompositionsweise treu.



Seine Landschaftsbilder sind in der Folge akribisch und nahezu architektonisch durchkomponiert. Obwohl er die Last einer früheren Kinderlähmung mit sich trägt, durchwandert er beinahe täglich die so sehr geliebte Landschaft des Prättigaus und ganz Graubündens, um zu skizzieren. Zu Hause im Atelier fertigt Luck vorderhand geometrische Landschaftsanalysen und perspektivische Studien an, aus denen er den für ihn so typischen Umgang mit Flächen und Tiefen entwickelt. Die Basis hierfür bildet stets die Suche nach den elliptischen Schemata innerhalb der vorgefundenen Landschaft, die sich über Tangenten in der Tiefenstaffelung motivisch und kompositorisch miteinander verbinden lassen. Hiermit erreicht Luck die aussergewöhnliche Möglichkeit, grössere, in natura nicht verbundene und in der Tiefenstaf felung hintereinanderliegende Flächen zu vereinen. Dies, ohne dabei eine Tiefenwirkung einzubüssen:

Vielmehr lässt Georg Peter Luck durch ungewöhnliche Verbindung und Auslassung von Bildelementen das Auge die Zweidimensionalität bildlicher Darstellung quasi überspringen. Mit faszinierendem Resultat: Wo auch immer der Betrachter gegenüber dem Bild steht, er findet sich inmitten der Landschaft wieder. Bricht der Bündner Maler zum einen in der Kompositionsweise mit der Tradition und dem Zeitgeist, tut er es zum anderen in Farbe und Duktus. Einmal in der Skizze angelegt, werden die Aquarelle in einem enormen Tempo umgesetzt. Bezeichnend und einzigartig sind hierin eine in der Aquarellmalerei kaum je dagewesene Intensität in Duktus und Farbigkeit. Schnell, vehement, mit energiegeladenem malerischen Gestus und dennoch absolut präzise setzt Luck das längst Gedachte ins

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Werk. Inneres, assoziatives und intuitives Bild, Farbexplosion sowie die Stringenz der kompositorischen Vorarbeit fallen in eines und lassen Landschaften von ungeheurer Tiefe und Intensität vor dem Betrachter entstehen.

Permanente Ausstellung mit Werken von Georg Peter Luck seekultour Alte Spinnerei 8877 Murg

W W W.SEEKULTOUR .CH TE X T: ANDRIN SCHÜTZ FOTOS: © PETER FUCHS PHOTOGR APHER


CONSTANT KÖNZ



1964 – vor 50 Jahren also gelangte ich an Constant Könz mit der Frage, ob er die Illustrationen zu meinem «Vierv ladin», einem Lehrbuch des Unterengadinischen, übernehmen könnte. Ich hatte das Buch eben beendet. Er sagte spontan zu. Glücklicherweise. In 20 einfühlsamen Tuschzeichnungen setzte er Alltagsszenen, Geheimnisvolles aus der einen oder der anderen Werkstatt eines Handwerkers ins Bildliche um, auch Wundersames aus der Märchenwelt oder die mysteriös-leichte und für Normalsterbliche beneidenswert behende Arbeitsweise der Dialen, der weiblichen Sagenwesen, welchen – im Gegensatz zu den Menschen – jegliches Tun leicht fiel. All das ebenso faszinierend wie die Poesie einer Nachtstimmung. Das archaisierende Umschlagbild und das dem Künstler damals schon eigene, typische Schriftbild überzeugen heute noch.

An seinen Kommentar beim Erscheinen des Buches erinnere ich mich sehr genau: «Ün pa pseudo-carigietists am parna, meis disegns», meinte er mit seinem hellem Lachen. Auch als 85-Jähriger nimmt er sich gern zurück und hinterfragt sein künstlerisches Schaffen. Wie früher. Bewusst und ernsthaft. Keine Masche! Er gehört nicht zu jenen, die meinen, eine Lösung gefunden zu haben. Kein Heureka. Viel eher geht es ihm darum, in seinem Schaffen immer wieder neu und erwartungsvoll

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dem Geheimnis des Urgrunds nachzuspüren und diesen den Menschen ergreifenden inneren Vorgang in seiner künstlerischen Sprache zu gestalten, im Spiel der Farben und der Formen, im Spiel des Lichts. Dies kommt, verhaltener, in seinen umfangreichen, vielschichtigen und vielfältigen Sgraffitoarbeiten zum Ausdruck. Tragend wird es in der Intimität der Farbkompositionen seiner Ölbilder und der feinen Kleinkunst seiner Farbstiftzeichnungen. Der damals 35-Jährige hatte sein Architekturstudium an der ETH abgeschlossen und erkannt, dass die Arbeit als Architekt nicht sein Lebensziel sein konnte. So bildete er sich an der Ecole des beaux-arts in Genf in bildnerischem Gestalten weiter. Nach einer kurzen Zeit der Lehrtätigkeit machte er die Neugestaltung von Fassaden zu seinem Hauptberuf: «Üna gronda part da mia vita n’haja passantà in contact cun mias chasas.» Als Sohn des Architekten Iachen Ulrich Könz (1899–1980) war er inmitten der Sgraffitotechnik aufgewachsen und hatte wie seine Brüder die Gesamtrestaurierung des Dorfes Guarda (1939–1945) hautnah mitbekommen. Während der «warmen» Jahreszeit sei er bei jedem Wetter süllas puntinadas, auf den Gerüsten, gestanden oder gesessen. Bei Nordwind sei es mitunter ungemütlich geworden, meint er mit einer Geste des Fröstelns. Die Arbeit habe ihn erfüllt. Er sei immer bestrebt gewesen, sich in den Charakter eines Hauses einzufühlen. Nur so könne man grosszügig an die Arbeit herangehen und eine Fassade gut gestalten. Seine Sgraffiti prägen das Gesicht vieler Dörfer im ganzen Engadin und im Val Müstair.


Sie sprechen «üna lingua tradiziunala», wie Constant Könz sagt, «interpretada da nouv, libramaing». Heiter zum Ausdruck kommend, zum Beispiel, in den spielerischen, schalkhaften Dekorationen am Haus Cortés in Ardez. Das gelungene Zusammenspiel der Fassaden betonend, im Weiler Suren d’Ardez, wo er, wie er sagt, «alchet», etwas Weniges zur «resüstanza davo la guerra» mit beigetragen habe. Im Winter habe er sich dann dem Zeichnen und der Malerei gewidmet, «sco autodicact, per uschè dir». Wir hatten uns während der Kantonsschulzeit (1943–1949) kennengelernt. Ich, als miserabler Zeichner, bewunderte seine Leichtigkeit im Formen und im Skizzieren. Wir waren nicht in der gleichen Klasse, trafen uns aber über Mittag im Konvikt, beim Kadettenunterricht, bei den Jungschützenkursen und dann, sehr wichtig, während der langen kollektiven Bahnfahrten – die ganze Engadiner Kantonsschülerschaft – über den Albula ins Engadin, zu Beginn des Schuljahrs, an Allerheiligen, an Weihnachten, an Ostern und am Schulschluss. Man diskutierte und sang im Zug. Wie bei vielen Mitschülern entstand aus der gemeinsamen Gymnasialzeit eine Freundschaft, die mit wechselnder Intensität andauerte und zu zahlreichen schönen Begegnungen führte. Seine Lebensfreude und sein Humor hat Constant Könz bis heute bewahrt. Auch seine Lust, etwas Neues anzupacken. Sein Tun ist immer verbunden mit einer Spur Nachdenklichkeit, die Leichtigkeit ausstrahlt.

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Seinen «autodidaktischen Weg» als Zeichner und Maler habe ich immer anteilnehmend verfolgt. Die Phase der Batikkreationen in den Sechzigerjahren erbrachte leuchtende Dorfbilder in Frühlingsfarben, gross- und kleinformatig, warme herbstliche Dorfstimmungen, aber beispielsweise auch eine grosse, packende symmetrische Komposition mit zwei sich spiegelnden Pfauen in Brauntönen. Ausgestellt war diese Batikkreation in einem weiten sulèr und so eindrücklich, wenn man sich ihr aus der Ferne näherte, dass wir sie kauften. Heute erfreut sie meinen Sohn in Mailand. Das Zeichnen und die Malerei von Constant Könz gingen zu jener Zeit sozusagen Hand in Hand mit seiner Arbeit an den Gebäuden. An die Frontfassade der Acla Champagna in Samedan malte Constant Könz ein mächtiges Wandbild. Die Symmetrie und die Farbigkeit der zwei sich spiegelnden mächtigen Pferdeleiber fesseln den Blick. Surreal-Märchenhaftes und Reales vermischen sich seinen weiten Kompositionen in Eingangshallen zu Schulhäusern und Hallenbädern und laden zu verweilendem Schauen, in Ardez, in Strada, in Pontresina beispielsweise. Auch das Schalkhaft-Neckische findet seinen Ausdruck. Die feinen Farbstiftzeichnungen der Siebzigerjahre weisen aber bereits auf die dann folgenden immer neuen Variationen von Farbsymphonien in seinen Ölbildern. Auf deren Musikalität und deren meditativ-spirituelle Komponente. Das Geheimnis des Lebens, seine Leuchtkraft und ein leiser Hinweis auf das Mysterium des Urgrunds finden in den gelungensten Bildern einen erfrischenden Ausdruck. Im Jahr 2013 zeigte er im Kunstraum Riss in Samedan eine Serie von Bildern, von welchen ich den Eindruck hatte, das Licht flackere. Sie beunruhigten mich als Zuschauer und beschäftigten mich auch in der Nacht. Später, als ich Constant Könz zufällig traf und wir darüber sprachen, bedeutete er mir, die Serie habe tatsächlich ihre eigene Prägung.


Dafür habe ich zwei neue Farbstiftzeichnungen vom April 2014 vor Augen, die einen wundersamen kleinen Farbenkosmos aufleuchten lassen. Daneben ist Constant Könz auch «ün hom dal public», der am kulturellen Geschehen in der terra ladina regen Anteil nimmt. Mit Reminiszenzen, Buchempfehlungen, Ermutigungen, mit Nachrufen und einer ausgedehnten Korrespondenz. Zu meinem 83. Geburtstag heftete er seinem herzlichen Gratulationsschreiben eine Vogelfeder bei und wünschte mir «Buna penna». Ich hoffe, sein guter Wunsch habe auch zu diesem Text das Seine beigetragen.

W W W.CHASAEDITUR A .CH TE X T: JACHEN CURDIN ARQUINT FOTOS: BENGT FOGELBERG , DANIEL ROHNER UND HELMUT EBERHÖFER


Buch von Constant Könz «Wurzeln und Flügel» Verlag: Chasa Editura Rumantscha, Cuoira Preis: CHF 48.–

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HERAUSGEBER MARC GANTENBEIN REDAKTIONELLE BEITRÄGE ANDRIN SCHÜTZ ANNA FR ANCKE BEAT OSPELT GINIA HOLDENER CÉLINE GAILL ARD SUSANN WINTSCH HEIKE SCHNEIDER JACHEN CURDIN ARQUINT VERLAG PRINTMEDIA COMPANY CHUR SPUNDISSTR ASSE 21, 7000 CHUR TEL 081 286 68 03, W W W.P-M-C .CH DRUCK INTERNATIONAL MEDIA SOLUTIONS AG SONNENSTR ASSE 8, 9434 AU W W W.IMSAG.CH GRAFIK EVELINE PHILIPP, DIEBUENDNER .COM, CHUR AUFLAGE 12 000 EX. PRO JAHR ERSCHEINUNGSWEISE JÄHRLICH EINZELVERKAUFSPREIS CHF 15.– / EURO 12.– (ZZGL. VERSAND­KOSTENANTEIL) PAPIER UMSCHL AG LUXOSAMTOFFSET, HOCHWEISS, GESTRICHEN MAT T, 250 GM 2 INHALT LUXOSAMT­O FFSET, HOCHWEISS, GESTRICHEN MAT T, 170 GM 2 ISBN 978-3-9523366 -7- 0

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