Pilz Grundkurs 2020

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Pilz – Grundkurs 2020

Scharfer Korkstacheling Hydnellum peckii


Pilz-Grundkurs-Theorieunterlagen Inhaltsverzeichnis 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 2 3 4 5 6 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 7 7.1 7.2 7.3 7.4 8 9

Allgemeines über die Pilze ..................................................................................................... 2 Was ist ein Pilz ....................................................................................................................... 2 Einordnung der Pilze .............................................................................................................. 2 Ökologie (Lebensweise) der Pilze .......................................................................................... 3 Übersicht Pilzsystematik......................................................................................................... 6 Namensgebung ...................................................................................................................... 7 Pilze als Nahrungsmittel ......................................................................................................... 7 Pilzschutz und Sammlerregeln ............................................................................................... 8 Wichtige Merkmale und Begriffe ........................................................................................... 10 Empfohlene Pilzliteratur, Werkzeuge für die Pilzbestimmung ............................................... 18 Vorgehen beim Pilzbestimmen ............................................................................................. 20 Die wichtigsten Gattungen.................................................................................................... 21 Röhrlinge .............................................................................................................................. 21 Täublinge ............................................................................................................................. 22 Milchlinge ............................................................................................................................. 22 Champignons / Egerlinge ..................................................................................................... 22 Leistlingsartige ..................................................................................................................... 22 Wachsblättler ....................................................................................................................... 22 Ritterlinge ............................................................................................................................. 22 Wulstlinge ............................................................................................................................ 23 Risspilze ............................................................................................................................... 23 Haarschleierlinge ................................................................................................................. 23 Giftpilze – Pilzgifte ................................................................................................................ 27 Vergiftungs-Syndrome.......................................................................................................... 27 Weitere Vergiftungs-Syndrome ............................................................................................ 29 Massnahmen bei Pilzvergiftungen ........................................................................................ 29 Gegenüberstellung von Giftpilzen und deren Doppelgänger ................................................. 30 Botanische Pflanzennamen .................................................................................................. 33 Internet-Links ....................................................................................................................... 34

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Allgemeines über die Pilze

1.1

Was ist ein Pilz

Wenn wir von Pilzen sprechen, meint man im Volksmund den Pilzfruchtkörper. Dieser ist aber nur ein Teil des eigentlichen Pilzes. Der Pilz besteht aus dem Mycelium und dem Fruchtkörper. Das Mycelium ist ein feines Fadengeflecht, welches meist unter der Erde, unter der Baumrinde oder im Holz wächst. Dieses Mycelium ist vergleichbar mit dem Apfelbaum, und der Pilzfruchtkörper mit dem Apfel. Das Mycelium kann Jahre, sogar Jahrhunderte überleben, und wenn die Bedingungen günstig sind, immer wieder Fruchtkörper erzeugen. Sie erscheinen, wann, wo und wie sie wollen. Sie sind unberechenbar, eigenwillig manchmal sogar starrsinnig. Sie halten sich weder an Mondphasen noch an Wetterbedingungen noch an einen sonst erkennbaren äusseren Einfluss. Die Fortpflanzung der Pilze erfolgt durch nur einige Tausendstel Millimeter grosse Sporen, die im Pilzfruchtkörper gebildet werden. Die Verbreitung erfolgt auf verschiedenste Weise, oft werden sie durch den Wind fortgetragen und können sehr grosse Distanzen zurücklegen. Ein Fruchtkörper erzeugt eine Unzahl von Sporen, beim Riesenbovist kann dies fast eine Billion sein. Wenn Sporen geeignete Bedingungen vorfinden, keimen sie und ein neues Mycelium entsteht. Die Pilze zählen, wie die Algen, Moose, Schimmel- und Hefepilze zu den blütenlosen Sporenpflanzen. Ca. 40% der Biomasse auf der Erde besteht aus Pilzen. Hier noch eine „einfache“ wissenschaftliche Definition von Pilzen: Pilze sind eukaryotische, primär heterotrophe Organismen, die ihre Nahrung osmotroph direkt aus ihrer Umwelt aufnehmen.

1.2

Einordnung der Pilze

Die Pilze wurden früher zu den Pflanzen gezählt, da sie sich nicht wie Tiere bewegen und fressen können. Pilze können jedoch nicht wie Pflanzen ihren Energiebedarf mit Sonnenlicht decken. Sie besitzen kein Blattgrün (Chlorophyll). Die Pilze müssen also, wie Tiere und Menschen, organische Stoffe von lebenden oder toten Lebewesen verdauen. Diese Lebensweise nennt man heterotroph (von organischen Stoffen ernährend). Die Pflanzen sind autotroph, das heisst sie ernähren sich von anorganischen Stoffen. Daraus ergibt sich, dass Pilze weder Pflanzen noch Tiere sind. Sie bilden ein eigenes Reich, das Reich der Pilze (Fungi), welches von R. Whittaker (1924-1980) aus dem Pflanzenreich herausgelöst wurde. Diese Einteilung erfolgte erstmals 1969. Die Pilze sind jene Gruppe, die die meisten Arten aufweist, man vermutet mehrere hunderttausend. Allein in der Schweiz gibt es rund 3x mehr Arten von höheren Pilzen als Pflanzen (ca. 6'000). Wir kennen heute folgende Einteilung: • Das Reich der Organismen mit Zellen ohne echten Zellkern (Prokaryota) • Das Reich der Einzeller mit echtem Zellkern (Protista) • Das Reich der Pflanzen (Plantae) • Das Reich der Tiere (Animalia) • Das Reich der Pilze (Fungi)

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1.3

Ökologie (Lebensweise) der Pilze

Pilze werden auf Grund ihrer Lebensweise in drei Kategorien eingeteilt. Dies sind: • Schmarotzer

Parasiten

• Abbauende Pilze

Saprobionten

• Mykorrhiza-Pilze

Symbionten

ca. 10% der Pilze (attackieren gesunde Pflanzen) ca. 60% der Pilze (bewohnen/zersetzen tote Pflanzen) ca. 30% der Pilze (in Lebensgemeinschaft mit Pflanzen)

Die Schmarotzer befallen lebendes Material und zerstören dieses, oft bis zum Tod ihres "Opfers". 90% aller Pflanzenparasiten sind Pilze. Manche sind nicht in der Lage, gesunde Pflanzen anzugreifen, sondern sie nützen schwache Stellen, Verletzungen und dergleichen aus. Diese Arten werden als Schwächeparasit bezeichnet. Ein typischer Vertreter dieser Art ist der Hallimasch. Die Aufgabe der Fäulniszersetzer besteht darin, abgestorbenes Material abzubauen. Diese Pilze zersetzen Zellulose und Lignin, Horn Federn, Haare usw. Es gibt wohl keinen organischen Stoff, welcher nicht von Pilzen abgebaut wird. Dies ist eine sehr wichtige Aufgabe, da sich sonst Laub, Tannzapfen und totes Holz im Wald nicht abbauen würden. Die Folge wären Berge von totem Material. Oft ist eine klare Trennung zwischen Schmarotzer und Fäulniszersetzer nicht möglich, da gewisse Pilzarten als Schmarotzer und Fäulniszersetzer auftreten. Es kommt auch vor, dass kranke Pflanzen oder Bäume von Pilzen befallen werden auch hier ist die Trennung nicht eindeutig ob es sich um einen Schmarotzer oder Parasiten handelt.

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Parasiten und Saprobionten erzeugen oft Weiss- oder Braunfäule. Sicher haben Sie schon Baumstrünke mit Braunfäule oder Äste mit Weissfäule gesehen. Unten sind Beispiele für Braun- bzw. Weissfäule abgebildet. Der Schwefelporling ist ein Braunfäule Erzeuger. Der bekannte Hallimasch verursacht Weissfäule. Die Braunfäule baut die weissliche Zellulose ab. Das Holz wird braun und zerfällt würfelig. Meist auf Nadelholz und seltener auf Laubholz zu finden. Weissfäule baut das rotbraune Lignin und die weissliche Zellulose ab. Das Holz ist weiss, faserig und ganz leicht (Eselsbrücke: Abbau von Lignin und Zellulose = 2 Materialien -> Holz wird leicht). Weissfäule zersetzt meist Laubholz. Braunfäule

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Weissfäule

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Die Symbionten leben in einer Gemeinschaft mit bestimmten Pflanzen, meist Bäumen. Sie haben eine wichtige Aufgabe, sie liefern den Wurzeln der Pflanze Nahrungsteile, die sie selbst schlecht aufnehmen kann (Mineralien, Spurenelemente) und erhalten dafür Kohlehydrate. Die Mykorrhiza schützt auch vor Schadstoffen. Die Pilze halten mit ihrem Geflecht Schwermetalle auf, die sonst von den Bäumen aufgenommen würden. Mykorrhizierte Bäume weisen auch eine erhöhte Toleranz gegenüber verschiedenen Stressfaktoren auf. Sie sind weniger anfällig gegenüber Frost und wiederstandfähiger gegenüber krankheitserregenden Bodenorganismen. Die Pilze sind in Bezug auf Umwelt Veränderungen viel empfindlicher als die Bäume. Sie sterben zuerst, ihr Fehlen wirkt sich dann um Jahre verzögert auf den Wald aus. Untersuchungen haben ergeben, dass mit Ausnahme der Eibe, alle Nadelbäume, sowie die meisten Laubbäume ihre Pilzpartner haben. Fehlen diese, gedeihen die Bäume schlecht. Man ist sogar dazu übergegangen, junge Bäume mit Pilzmycel zu impfen, um das Baumwachstum zu fördern.

Fichtenwurzel ohne Pilzmycel

Fichtenwurzel mit Pilzmycel

Pilzfäden eines Mykorrhizapilzes durchdringen den Boden und vergrössern damit die aktive Oberfläche zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, welche in den sogenannten Rhizomorphen (Fadenbündeln) direkt zu den Mykorrhizen transportiert werden.

Die Bilder stammen aus der Publikation „Mykorrhizza, Eine faszinierende Lebensgemeinschaft im Wald“ des WSL und durften mit dessen Genehmigung verwendet werden. Der grösste Pilz, den man heute kennt, ist ein Hallimasch im Staate Oregon (USA). Man schätzt sein Alter auf ca. 2‘400 Jahre. Er hat eine Grösse von ca. 9 km2 das entspricht ungefähr der Fläche des Lac de Joux. Sein Gewicht schätzt man auf ca. 600 t was etwa drei Blauwalen entspricht. Man nimmt an, dass es sich dabei um den grössten lebenden Organismus, der je entdeckt wurde, handelt. In der Schweiz entdeckte man in der Nähe des Ofenpasses einen Hallimasch mit einer Grösse von ca. 0,35 km2 mit einem geschätzten Alter von ca. 1‘000 Jahren. Verein für Pilzkunde Bern / Stand 01.06.20

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1.4

Übersicht Pilzsystematik

In der Abteilung Pilze werden vier Unterabteilungen geführt: • • • •

Schleimpilze Algenpilze Flagellatenpilze Echte Pilze

Myxomycota Oomycota Chytridiomycota Eumycota

Davon interessieren uns nur die „echten” Pilze, die nach ihren Eigenschaften in: • Klassen • Unterklassen • Ordnungen • Familien • Gattungen • Arten eingeteilt werden. Dieses Ordnungssystem erlaubt die Zuordnung der vielen verschiedenen Pilze abhängig von ihren Eigenschaften/Merkmalen. Die kleinste Einheit mit gleichartigen Merkmalen nennt man Gattung, den einzelnen Pilz (z.B. Steinpilz) nennt man Art. Es gibt zwei Klassen, die Ascomyceten (Schlauchpilze) und Basidiomyceten (Ständerpilze). Weiter existiert noch die Klasse der Imperfekten Pilze (Deuteromycetes), winzige Pilze, die uns ebenfalls weniger interessieren.

PILZE

Ständerpilze Basidiomyceten

Schlauchpilze Ascomyceten

Die Bezeichnung bezieht sich auf die Art des sporentragenden Organs. Bei den Ständerpilzen (Basidiomyceten) befinden sich bis zu 4 Sporen auf Ständerzellen, mit denen sie mit kleinen "Stängeln" (Sterigmen) verbunden sind. Bei den Schlauchpilzen (Ascomyceten) befinden sich meist 8 Sporen in einem Schlauch, diese Zahl kann jedoch strak variieren. Meist haben sie eine gerade Anzahl an Sporen.

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1.5

Namensgebung

Die meisten Pilze haben einen Namen in der jeweiligen Landessprache, der je nach Gegend verschieden sein kann. Sogar ein allgemein bekannter Pilz wie der Steinpilz hat rund ein halbes Dutzend Namen im deutschen Sprachraum. Aus diesen Gründen und damit man auch über die Sprachgrenzen hinweg einen Pilz eindeutig identifizieren kann, hat man sich auf lateinische Namen geeinigt, also weniger wegen der "Wissenschaftlichkeit", sondern aus praktischen Gründen. Aber keine Angst: Im Rahmen dieses Kurses werden wir uns meist auf die deutschen Namen beschränken. Durch die neuen Möglichkeiten der Wissenschaft und Bereinigungen im Einteilungs-Wirrwarr kommt es in letzter Zeit häufiger vor, dass Pilze auch ihren lateinischen Namen wechseln (z.B. aufgrund genetischer Analysen). Böse Zungen behaupten sogar, die deutschen Namen wechseln von Region zu Region und die lateinischen Namen wechseln von Jahr zu Jahr. Ein lateinischer Name besteht meist aus 3 Teilen: • Gattung • Art • Autor, der den Pilz als erster beschrieben hat Beispiel: Cantharellus cibarius Fries = Eierschwamm Übrigens: Elias Fries (1794-1878), ein schwedischer Naturforscher, war der grosse Pilzforscher der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er beschrieb und malte unzählige Pilze und gab ihnen einen lateinischen Namen. Aus den oben genannten Gründen kann es sein, dass Sie schon andere Namen für denselben Pilz gehört haben als nun in unserem Kurs. Momentan werden durch die Genetik (molekularbiologisch) auch bei den wissenschaftlichen Namen so viele Änderungen vorgenommen, dass man als Laie die Übersicht verliert. Deshalb halten wir uns im Kurs noch an die bekannten Pilznamen, da man diese in den meisten Büchern auch noch so findet.

1.6

Pilze als Nahrungsmittel

Zur heutigen Zeit sind Pilze nicht mehr als Grundnahrungsmittel anzusehen. Sie dienen mehr zur Erweiterung unseres Speiseplans und sollten als Genuss angesehen werden. Vom Nährwert her, bieten die Pilze auch nicht viel. Denken Sie also beim Sammeln von Speisepilzen daran, nur die schönsten Exemplare fürs Pilzgericht in den Korb zu legen. Auf dem Markt würden Sie auch nur schöne Exemplare kaufen. Der Nährwert der Pilze, lässt sich mit dem von Gemüse vergleichen: Wassergehalt Eiweiss Fett Kohlenhydrate Vitamine

88% - 94% 3% - 6% 0,2% - 0,5% 3% - 6% A, B1, B2, C, D

Kaloriengehalt pro 100g Frischpilze ca. 20 - 40 kcal Mit einigen Pilzarten lässt sich auch Pilzpulver zum Würzen von Speisen herstellen. Das Pilzeiweiss kann Allergien auslösen. Chitin, welches in den Pilzen vorhanden ist, ist schwer verdaulich und kann zu Beschwerden führen. Als Grundregel gilt nicht mehr als 200-300g Pilze pro Woche und Person zu geniessen. Empfehlung: KEINE Pilze an Kinder unter 5 Jahren.

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Pilzschutz und Sammlerregeln

Pilzschutz muss ein Anliegen für jedermann werden. In unserer Zeit steigt die Umweltbelastung, die Pilze gehen zurück. Wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, sind die Pilze eminent wichtig für die natürlichen Kreisläufe. Aber auch in manchen Bereichen unseres Lebens spielen sie eine nicht wegzudenkende Rolle, so gibt es Brot und Bier (Alkohol generell) nur dank der Hefepilze, auch Antibiotika und andere Heilmittel werden aus Pilzen gewonnen. Und dann natürlich die Köstlichkeiten, die sie uns in der Küche bescheren! Da wir also alle daran interessiert sind, dass es den Pilzen und damit uns gut geht, fragt es sich, welche Massnahmen zum Schutz der Pilze sinnvoll sind und was wir dazu beitragen können. Die heutigen, vom Gesetzgeber getroffenen Massnahmen, sind zum Grossteil nur Symptombekämpfung. Sammlerbeschränkungen oder Betretverbote von ganzen Wäldern bringen kaum etwas. Natürlich muss man etwas gegen massloses Ausrupfen von Pilzen tun, aber das ist wenig im Vergleich dazu, was ein wirkungsvoller Schutz der Biotope bringen könnte. Der natürliche Mischwald sowie Altbaumbestände existieren kaum noch. Saurer Regen und Umweltgifte kontaminieren die Böden und vernichten so die empfindlichen Pilze, vor allem die wertvollen Symbionten. Damit leidet der Wald, Folgen sind unter anderem Erosion, mehr Lawinen, ein Rattenschwanz von Negativfolgen... Fazit: Ein gesundes Umweltbewusstsein jedes Einzelnen zählt, nur so besteht Hoffnung, dass wir uns langfristig nicht die eigene Lebensgrundlage zerstören. Und ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Umwelt sind die Pilze. Aber: Massvolles Sammeln schadet NICHT! Sammeltipps: Ein kühler August gibt eine frühe Ernte, ein warmer eher eine späte Ernte (Simon Egli WSL) Mehlräslinge zeigen meistens Steinpilzwuchs an. Die Mehlräslinge erscheinen meist ca. zwei Wochen vor den Steinpilzen. Die Fliegenpilze erscheinen meist ca. zwei Wochen nach den Steinpilzen. Hauptsaison für Steinpilze ist von der dritten Augustwoche bis zur dritten Septemberwoche. Unter Birken, Tannen, Buchen kannst du Pilze suchen unter Eschen, Erlen, Linden wirst du nicht sehr viele finden

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Für das Sammeln und Aufbewahren der Pilze geben wir Ihnen folgende Ratschläge: • •

• • • • • • •

Bewahren Sie die Pilze luftig auf, ein Korb oder ausnahmsweise Leinensack ist gut. Niemals Plastiksäcke. Durch die rasch einsetzende Zersetzung riskieren Sie eine Eiweissvergiftung. Schneiden oder Ausdrehen: Beides ist in Ordnung, knorpelige Pilze, wie Morcheln eher schneiden, fleischige, wie Steinpilze, eher ausdrehen. Immer darauf achten, das darunterliegende Mycelium so wenig wie möglich zu schädigen. Das entstehende Loch im Boden leicht mit der Hand zu drücken. Keine unansehnlichen, zu alte oder zu junge Pilze sammeln, nur 1. Qualität ist gut genug. Schonen Sie die seltenen Pilze, auch wenn sie essbar sind - es gibt ja genug andere! Pilze im Wald grob rüsten, Abfälle im Wald lassen. Bitte kein "Sammelrausch": Pilze schmecken frisch am besten, nehmen Sie also nur so viel, wie Sie auch verwerten können. Eigentlich selbstverständlich: Unbekannte oder auch als giftig erkannte Pilze nicht „umstüpfen", auch sie erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Natur! Von unbekannten Pilzen 1-2 Exemplare getrennt mitnehmen und dem Pilzkontrolleur vorlegen oder an die Bestimmungsabende in den Verein bringen. In diesem Fall darauf achten, dass die wichtigen Bestimmungsmerkmale wie Stielbasis gut erhalten bleiben. Pilze kühl aufbewahren. Nach höchstens 2 Tagen konsumieren. Bei einigen eher zähen Pilzen (Eierschwamm) geht es länger, bei manchen weichen Pilzen (Schopftintling) auch nur einige Stunden. Übrigens: Wenn ein fertiges Pilzgericht kühl aufbewahrt wird (NICHT in Metallbehältern!), kann es ohne weiteres am nächsten Tag aufgewärmt werden (über 70C erwärmen), aber bitte nur einmal!

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Wichtige Merkmale und Begriffe

In der Pilzbestimmung werden oft zwei fatale Fehler gemacht: • Vergleichen von Bildern in Pilzbüchern oder in Handy Apps mit dem Pilz • Befolgen von Pauschalregeln (z.B. "alle blauen Pilze sind essbar") Dieses Vorgehen führt fast immer zu Fehlbestimmungen, die im schlechtesten Fall lebensbedrohend sein können. Eine einzige Pauschalregel hat Gültigkeit: Lernen Sie die Merkmale der Pilze so gut wie möglich kennen! Nachstehend wird aufgezeigt, welche Merkmale von Bedeutung sind. Die meisten davon können ohne weitere Hilfsmittel durch einfache Beobachtung festgestellt werden. Man kann sie z.B. auf einem Blatt (nachstehend ein Muster zum Kopieren) notieren. Durch Vergleichen, der in der Literatur beschriebenen, mit den festgestellten Merkmalen erfolgt die Bestimmung. • •

• • • • • • •

Welche Jahreszeit Standort • Wo kommt der Pilz vor (Erdboden, totes Holz, lebendes Holz, Brandstelle, usw.) • Wie ist der Boden: sandig, moorig, Nadelstreu, Humus, ... • Welche Bäume sind in der Nähe Pilz Form generell (Stiel + Hut, kugelig, keulenförmig, ...) Hutform und Beschaffenheit Stielform und Beschaffenheit Beschaffenheit der Fruchtschicht (Lamellen, Röhren, usw.) Geruch Geschmack (Vorsicht: die gefährlichsten Giftpilze muss man kennen, da hier bereits eine kleine Kostprobe zu Beschwerden führen kann) Eigenschaften für den Fortgeschrittenen: • Mikroskopische Eigenschaften (Sporenform, Beschaffenheit bestimmter Gewebeteile) • Chemische Reaktionen

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Erklärung einiger Fachbegriffe, die in der Bestimmungsliteratur immer wieder vorkommen: • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Amyloid:

stärkeähnlich, Reaktion bestimmter Pilzteile (Sporen, Hyphen, Asci) auf Behandlung mit Melzers Reagenz (Blaufärbung) Anastomosierend: quer miteinander verbundene Lamellen (Goldblatt) Antrachinone: in Alkohol lösliche Farben (Verwendung bei Hautköpfen) Ascomyceten: Schlauchpilze, Sporen befinden sich in Schlauchzellen (Schläuche sind nur unter dem Mikroskop zu sehen) Basidie: Zelle, auf der die Sporen entwickelt werden (Sporenständer) nur unter dem Mikroskop zu sehen Cortina: Schleier aus feinen Fäden vom Hutrand zum Stiel Epigäisch: Fruchtkörper, die sich oberirdisch entwickeln Epikutis: äusserste Schicht der Huthaut Gastroid: bauchartig Geotrop: der Erde zugewendet Gerieft: fein gestrichelt Gleba: Sporen beinhaltende Fruchtschicht, z.B. bei Stinkmorchel, Boviste Habitus: Form, Gestalt Hyalin: glasig-durchsichtig, farblos-durchsichtig, wasserhell Hygrophan: Fruchtkörper, die bei Feuchtigkeitsverlust heller werden, meist in der Hutmitte beginnend nach aussen gegen den Hutrand wandernder heller Bereich Hyphen: ungeschlechtliche fadenartige Zellen, Hauptanteil des Pilzfruchtkörpers Hymenium: Fruchtschicht Pileat: hutartig, hutförmig Resupinat: umgekehrt, zurückgebogen, meist flacher holzbewohnender Fruchtkörper Scheide/Volva: häutiger Lappen um die Stielbasis (= unterer Stielteil) Trama: steriles Grundgeflecht oder Substanz von Pilzfruchtkörpern Velum: Hülle um den (jungen) Fruchtkörper Zystiden: sterile Zellen, je nach Vorkommen im Pilz unterscheidet man: • Cheilozystiden = Lamellenschneide • Pilozystiden = Dermatozystiden: Hutoberfläche • Pleurozystiden = Seitenflächen der Lamellen, Röhrenwände • Caulozystiden = Stieloberfläche Zystiden sind nur unter dem Mikroskop zu sehen.

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Blatt für die Pilzbestimmung Fundort:

Datum:

Substrat:

Baum:

Deutscher Name:

Lateinischer Name:

Hutform / Hutgrösse Hutfarbe Hutoberfläche Fleisch Lamellen/Röhren-Farbe Lamellen/Röhren-Haltung Sporenfarbe Stiel + Stielmerkmale Geruch Geschmack weitere festgestellte Merkmale

Bemerkungen

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Hutformen

kugelig

halbkugelig

gewölbt

ausgebreitet, flach

niedergedrückt

trichterförmig

kegelig

glockenförmig

trompetenförmig

stumpf gebuckelt

spitz gebuckelt

walzenförmig

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Hutoberflächen

glatt, trocken, matt

filzig

grob schuppig

sparrig schuppig

flockig

hygrophan, bei Feuchtigkeit

schmierig

faltig

behaart

felderig aufgerissen

gezont

radialfaserig

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Hutränder

ganzrandig

faserig behangen

flockig behangen

gerieft

radial eingerissen

eingerollt

Ein Hut kann folgende Eigenschaften haben: Rand:

eingerollt, scharf, aufgebogen, gekerbt, eingerissen, gerieft

Oberfläche: schuppig, flockig, samtig, radialfaserig, glatt, glänzend, trocken, schmierig, schleimig, gezont, gefeldert, aufgerissen, hygrophan, Huthaut abziehbar ja/nein/teilweise Einige dieser Eigenschaften finden Sie in den vorherigen Bildern, welche uns freundlicherweise von Monika Christen zur Verfügung gestellt wurden.

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Stielmerkmale

genattert

genetzt

grubig

mit Haarschleier

mit Tropfen

sparrig

schuppig

längsfaserig

mit Scheide

mit Ring, hängend

doppelter Ring

Ein Stiel kann folgende Eigenschaften haben: brüchig, hohl, gekammert, ausgestopft, faserig, gefurcht, gerillt, grubig, verdreht, mit Netz, schuppig, genattert, mehlig/kleiig, gepunktet, mit Scheide, eingepfropft, mit Manschette/Ring (hängend, aufsteigend, gerieft, doppelt), mit Velumresten oder Cortina, Position (zentral, seitlich), usw. Einige dieser Eigenschaften finden Sie in den vorherigen Bildern, welche uns freundlicherweise von Monika Christen zur Verfügung gestellt wurden. Verein für Pilzkunde Bern / Stand 01.06.20

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Lamellen- bzw. Röhrenhaltung

Lamellenform

Lamellen/Röhren-Beschaffenheit Lamellen: brüchig, elastisch, ablösbar, Schneide: glatt, gekerbt, gesägt Röhren: Röhrenmündungen eng/weit, rund/eckig

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Empfohlene Pilzliteratur, Werkzeuge für die Pilzbestimmung

Bitte beachten Sie, dass Bestimmungsbücher mit Fotos zwar sehr dekorativ sind, ein Buch mit Zeichnungen die wichtigen Merkmale jedoch besser darstellen kann und deshalb vorzuziehen ist. In jedem Fall ist die Qualität der Beschreibungstexte entscheidend. Vor alten Pilzbüchern ist zu warnen. Sie beinhalten zwar manchmal wunderschöne alte Aquarelle, sind aber völlig überholt. Noch in den 20er-Jahren wurden in Pilzbüchern oft der Graue Wulstling und der Pantherpilz verwechselt, ein Irrtum mit unangenehmen Folgen. Auch wurden viele Giftpilze erst in neuester Zeit als solche erkannt (z.B. langfristig krebserregend oder allergieauslösend), davon wussten unsere Vorfahren noch nichts. Um sicher zu gehen, nur aktuelle Literatur für seriöse Pilzbestimmung verwenden! Sogar in einem bekannten Pilzbuch (1993) ist der weisse Rasling noch als essbar geführt!! Folgende Bestimmungsbücher eignen sich sehr gut für Pilzbestimmung: • • •

Breitenbach/Kränzlin: Markus Flück: Andreas Gminder

Und für die Küche: • Karin Montag: • Thuri Maag: • Pilzverein Thun:

Pilze der Schweiz, Band 1-6, ca. Fr. 118.00 bis 160.00 Welcher Pilz ist das? Handbuch für Pilzsammler

Pilz-Art Feine Pilzküche Schweizer Pilz-Kochbuch

Apps: In der neueren Zeit sind immer mehr Apps für Smartphones erhältlich. Ich persönlich bin grundsätzlich nicht gegen solche Apps. Leider sind auch „schlechte“ Bestimmungs-Apps verfügbar. Oft sind sehr schlechte Bilder vorhanden. Wir werden solche Apps bei Bedarf auch im Kurs besprechen. Für weitere spezielle Bücher (bestimmte Gattungen, Monografien, Bücher in anderen Sprachen, usw.) gibt Ihnen der Verein für Pilzkunde Bern gerne Auskunft.

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Sinnvolle Werkzeuge für die Pilzbestimmung • • • • •

Eigentlich selbstverständlich: Ein sehr scharfes Messer mit dünner Klinge, das einen sauberen Schnitt und damit z.B. die Beurteilung der Struktur des Pilzfleisches ermöglicht. Eine gute Lupe mit mindestens 8-10x Vergrösserung, vorzugsweise mit Beleuchtung, beim Optiker für ca. Fr. 25.- zu haben. Stereolupe, siehe Demonstration. Mikroskop, siehe Demonstration. Chemikalien für Reaktionstest, es folgen einige der am häufigsten verwendeten: • KOH Kalilauge, ca. 20% (Vorsicht ätzend) • FeSO4 Eisensulfat • Melzer-Reagens • Die üblichen Färbemittel für die Mikroskopie Nicht zu vergessen: Im Bestimmungslokal oder zu Hause eine gute Lampe, wenn möglich mit Tageslicht, da oft Farbnuancen oder feine Details eine Rolle spielen und gut erkennbar sein müssen.

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5 • • •

• •

Vorgehen beim Pilzbestimmen Als erstes werden alle relevanten Merkmale durch Beobachtung festgestellt und ggf. notiert. Die Lupe ist ein unentbehrliches Hilfsmittel in dieser Phase. Mit Erfahrung, dem Bestimmungsblatt für die Gattungen, einem Computer-Bestimmungsprogramm oder durch Vergleichen in bebilderten Pilzbüchern (an dieser Stelle ist es ausnahmsweise erlaubt) wird versucht, die Gattung zu finden. Innerhalb der Gattung wird nun die Art gesucht. Dies geschieht durch minutiöses Vergleichen der festgestellten Merkmale mit den in einem guten Bestimmungsbuch beschriebenen Merkmalen. Oft wird man durch diese Beschreibung angehalten, weitere Merkmale zu erheben. Beispiel: Sie finden zwischen zwei ähnlich aussehenden Arten ein trennendes Merkmal, in einem Fall ist die Huthaut faserig, im anderen schuppig. Sie überprüfen Ihr Exemplar auf diese Eigenschaft und kommen damit in der Bestimmung weiter. Erst wenn Sie glauben, den Pilz bestimmt zu haben, vergleichen Sie die Bilder mit Ihrem Pilz, wenn möglich in mehreren Büchern. Manchmal kommt es vor, dass dann festgestellt wird, dass das Urteil falsch ist, weil die Bilder zu sehr von der Realität abweichen. Aber Vorsicht: Manche Pilze sind in ihrem Erscheinungsbild äusserst variabel! So kennt man z.B. vom bekannten Frauentäubling eine Unzahl von Farbvarianten (gelb, blau, grün, rot, violett – alles kann vorkommen!) Sofern möglich, überprüfen Sie mikroskopische und chemische Merkmale Lassen Sie sich Ihre Bestimmung von erfahreneren Pilzkollegen bestätigen – auch "alte Hasen" machen Fehler!

Fazit: die konzentrierte Auswertung von beschriebenen Merkmalen ist dem Vergleichen von Bildern unbedingt vorzuziehen! Achtung: kein voreiliges Selbstvertrauen – essen Sie nie einen Pilz, den Sie das erste Mal sehen, und den Sie glauben, richtig bestimmt zu haben – das erste Mal ist die Bestätigung eines Pilzkontrolleurs oder eines wirklich ausgewiesenen Fachmannes unerlässlich. Erst wenn man den Pilz wirklich "im Griff" hat, kommt er in die Küche!

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Die wichtigsten Gattungen

Im Folgenden werden einige wichtige Gattungen vorgestellt. Die Liste ist aus Sicht der Speisepilzsammler zusammengestellt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In der letzten Zeit werden wegen molekularen Untersuchungen, einige Pilze neu eingeteilt. Da ist noch vieles im Wandel. In diesen Unterlagen werden noch grösstenteils die «alten» Bezeichnungen verwendet. In den Theorielektionen werden wir auf diesen Sachverhalt hinweisen.

6.1

Röhrlinge

Röhrlinge sind leicht durch die ablösbaren Röhren an der Hutunterseite erkennbar. Nach neusten Erkenntnissen gibt es einige Röhrlingsgattungen und natürlich auch viele Arten. Auf diese Tatsache werden wir in einem speziellen Vortrag darauf hinweisen. Bei uns in der Schweiz sind keine tödlich giftigen Arten bekannt. Einige Arten können aber zu Magen-Darm Unverträglichkeiten führen. Röhrlinge sind im Allgemeinen Mykorrhizapilze, das heisst sie bilden eine Symbiose mit bestimmten Pflanzen. Generell gilt: Röhrlinge mit rotem Stiel und Netzzeichnung sind keine Speisepilze 6.1.1

Dick(bauch) Röhrlinge

Unter diese Gattung fallen der Steinpilz, Hexenröhrling, Schönfussröhrling, Satansröhrling. Die Hauptsaison der Steinpilze ist im Allgemeinen von der dritten Augustwoche bis zur dritten Septemberwoche. Der Mehlräsling zeigt oft Steinpilzvorkommen an. Der Mehlräsling erscheint meist ca. 14 Tage vor den Steinpilzen. Der Fliegenpilz liebt das gleiche Biotop wie der Steinpilz. Bemerkung: In dieser Gattung sind einige Umstellungen erfolgt. In den Theorielektionen werden wir auf einige Punkte hinweisen. 6.1.2

Filzröhrlinge

Bekannter Vertreter der Filzröhrlinge sind das Rotfüsschen, die Ziegenlippe und der Maronenröhrling. Der Maronenröhrling ist übrigens der schmierigste aller Filzröhrlinge. Die Filzröhrlinge sind alle essbar. Der Maronenröhrling wurde kürzlich den Dickröhrlingen zugeteilt. Nach neuesten Erkenntnissen ist er sogar in einer eigenen Gattung (Imleria). In unserem Kurs belassen wir ihn bei den Filzröhrlingen, da er in der allgemeinen Literatur dort zu finden ist. 6.1.3

Schmierröhrlinge

Der Lärchen- und Butterröhrling sind Vertreter dieser Gattung. Die Schmierröhrlinge haben, wie der Name schon sagt, einen schmierigen Hut. Schmierröhrlinge wachsen nur bei Nadelholz (Lärche, Kiefer, Fichte). Der Speisewert ist jedoch nicht von grosser Qualität. Die meisten sind ein bisschen säuerlich. Es gibt solche mit und solche ohne Ring. Der Sandröhrling ist der filzigste unter den Schmierröhrlingen. 6.1.4

Raustielröhrlinge

Die Raustielröhrlinge haben einen rauschuppigen Stiel. Raustielröhrlinge sind alle essbar. Es gibt zwei Sektionen. Bei den Einen, den Rotkappenartigen, ist die Huthaut überstehend, die Röhren sind jung dunkel und werden im Alter heller. Die Anderen, die Birkenpilzartigen, haben eine zurückgezogene Huthaut und wenig verfärbendes Fleisch. 6.1.5

Strubbelkopf- und düstere Röhrlinge

Diese Arten haben düstere Farben in Hut und Stiel. Der Stubbelkopfröhrling läuft schnell safranrötlich an. Es sind keine Speisepilze.

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6.2

Täublinge

Täublinge sind als Gattung leicht zu erkennen. Das Fleisch hat einen kugelförmigen Aufbau (wie Kreide). Es gibt ca. 150 milde und ca. 80 scharfe Täublingsarten. Im Allgemeinen gelten milde Arten als essbar. Die scharfen Arten sind keine Speisepilze. Der Frauentäubling ist ein guter Speisepilz. Eine logische Erklärung des Namens Täubling, ist die Wirkung der scharfen oder bitteren Geschmacksstoffe einiger Arten der Gattung Täublinge. Diese Geschmacksstoffe können die Zunge regelrecht betäuben. Scharfe Täublinge haben meist eine glänzende oder metallisch überhauchte Hutfarbe.

6.3

Milchlinge

Das Fleisch der Milchlinge ist von gleicher Beschaffenheit, wie das der Täublinge. Bei Verletzungen sondert es jedoch eine milchartige Flüssigkeit ab. Die Farbe der Milch hilft bei der Bestimmung. Milchlinge mit orangefarbener Milch nennt man Reizker. Es gibt ca. 90 Milchlingsarten.

6.4

Champignons / Egerlinge

Es gibt rötende, gilbende, stark gilbende und solche mit unveränderlichem Fleisch. Es sind ca. 145 Arten bekannt. Die Lamellen sind frei. Champignons sind Fäulniszersetzer. Der Karbol-, Rebhuhnund Perlhuhn Champignon sind giftig (stark gilbend auch an der Stielbasis). Es empfiehlt sich, die Champignons wegen der Verwechslungsgefahr mit den Knollenblätterpilzen, der Pilzkontrolle vorzulegen.

6.5

Leistlingsartige

Die Leisten sind mit dem Fleisch relativ fest verwachsen. Die bekanntesten Vertreter dieser Art sind wohl der Eierschwamm und die Totentrompete. Es sind keine giftigen Arten bekannt.

6.6

Wachsblättler

Schnecklinge, Saftlinge und Ellerlinge sind Vertreter der Wachsblättler. Die Lamellen sind wachsartig, dick und entfernt stehend. Bei den Schnecklingen gibt es keine giftigen Arten. Die Saftlinge sollten nicht für Speisezwecke verwendet werden. Saftlinge haben oft lebhafte Hutfarben. Neuerdings werden die Ellerlinge auch zu den Saftlingen gezählt.

6.7

Ritterlinge

Die Lamellen sind ausgebuchtet angewachsen (Burggraben). Hut und Stiel sind fest miteinander verbunden. Der Tigerritterling (Tricholoma pardalotum) ruft sehr rasch nach dem Genuss Durchfall und Erbrechen hervor. An der Stielspitze befinden sich oft glasige Tropfen. Der Seifenritterling kann so vielgestaltig sein, dass die Bestimmung oft schwerfällt. Der Stiel hat aber immer eine kupferrötliche Färbung (oft erst nach ca. 24 Stunden). Auch der Geruch ist sehr auffällig (alter, feuchter Waschlappen). Es gibt nur wenige essbare Ritterling z.B. der Erdritterling. Von den braunen Ritterlingen sind keine Arten essbar.

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6.8

Wulstlinge

Bei den Wulstlingen gibt es ca. 70 Arten. Der Genusswert reicht von essbar bis tödlich giftig. Wulstlinge ohne Ring und gerieftem Rand sind Scheidenstreiflinge. Die Lamellen sind frei. Die Lamellen und das Sporenpulver sind weiss. Der grüne Knollenblätterpilz ist tödlich giftig. Sein Gift wirkt leberzerstörend. Der Perlpilz ist essbar.

6.9

Risspilze

Es gibt ca. 150 Risspilzarten. Die Huthaut ist radialfaserig, oder radialfaserig einreissend. Risspilze sind ohne Mikroskop meist nicht bestimmbar. Alle Arten sind giftig oder giftverdächtig.

6.10 Haarschleierlinge Es sind über 800 Arten bekannt, die in sechs Untergattungen unterteilt werden (Hautköpfe, Rauköpfe, Schleimfüsse, Schleimköpfe/Klumpfüsse, Dickfüsse/Seidenköpfe, Gürtelfüsse/Wasserköpfe). Eine makroskopische Bestimmung ist oft schwierig. Deshalb werden nur die Schleiereule, der Zigeuner und der Ziegelgelbe Schleimkopf bei den Pilzkontrollen als essbar freigegeben.

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Vorkommen / Besonderes

Stiel

meist schmierig

angewachsen bis herablaufend

herablaufend, dicklich, nicht gegabelt

Lamellen

meist lebhaft gefärbt

Hygrocybe Saftlinge

nur bei Nadelbäumen

glasig, wachsartig

Sporenfarbe

gelb bis gelbgrün

samtig-filzig, alt bis etwas schmierig

Xerocomus Filzröhrlinge

weiss, gelb oder grau

mehr oder weniger halbkugelig

Leccinum Raufüsse

fleischig

violett, grau, fleischbraun

Lepista Rötelritterl. und Röteltrichterl.

meist verschleimt

Gomphidius Schmierlinge

fleischig, nicht berindet fast immer ohne Ring immer auf Erde

immer auf Erde

ausgebuchtet angewachsen

nie hygrophan

Tricholoma Ritterlinge

zentral oder exzentrisch

rostbraun

ausgebuchtet bis etwas herablaufend, auf Druck rötend, schwärzend, blauend oder dann büschelig wachsend

weiss, grau, braun

Lyophyllum Raslinge

schleimiges Velum Basis gelbfleischig

oliv-schwärzlich, grau

holzbraun, leicht ablösbar weit herablaufend

Rand lange eingerollt

Paxillus Kremplinge

ohne Ring und Velum fleischig-berindet

rosa bis cremgelb

dünn, breit angewachsen, ausgebuchtet angewachsen oder meist herablaufend herablaufend

oft schmierig

alt meist trichterig

Clitocybe Trichterlinge

mit oder ohne Ring Spitze meist dünn, nicht genetzt mit schwärzlichen oder braunen Schuppen oder bauchig meist drüsig

meist schmierig

Suillus Schmierröhrlinge

nicht glasig

Hygrphorus Schnecklinge

bauchig, genetzt oder feinflockig-schuppig

meist trocken

Boletus Dickbauchröhrlinge

Fleisch

Hutoberfläche

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal

Vorkommen / Besonderes

Stiel

Sporenfarbe

Röhren/Lamellen

Fleisch

Hutoberfläche

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal

Merkmale wichtiger Gattungen in tabellarischer Übersicht

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Vorkommen / Besonderes

immer auf Holz

Hut vom Stiel leicht abtrennbar

mit häutigem meist aufsteigend oder hängend beringt, Ring nicht beweglich, oft vergänglich beweglichem Ring beringt

Hut vom Stiel leicht abtrennbar

ohne Ring, mit Scheide

ohne Ring, keine Scheide beringt, Basis knollig mit Volva oder gegürtelt

weiss

Stiel

weiss purpurbraun

rosa

weiss, frei

Sporenfarbe

meist weiss, frei frei, jung nie rein weiss, dunkelbraun, purpurbraun

weiss bis rosa, frei weiss, frei

Macrolepiota Riesenschirmlinge

flockig, schuppig bis kahl grobschuppig bis kleiigwenn >6cm kegelwarzig schuppig

Lepiota Schirmlinge

rosa

rosa

ohne Ring, Scheide

oft rosa, frei

abgerundet bis weit herablaufend, nie frei

weiss oder ± grau

Volvariella Scheidlinge

Lamellen

Fleisch

glatt bis angedrückt schuppig

faserig oder filzig, körnig

Hutoberfläche

Agaricus Champignons

meist zart, brüchig

zart, gebrechlich

weiss, gelblich bis braun

weiss, frei

Amanitopsis Scheidenstreiflinge

zähe, kleine Arten, nach Regen wieder auflebend

zähe, knorpelig bisrosshaardünn

Entoloma Rötlinge

kegelig, glockig, Rand nie gewölbt, glockig oder genabelt eingerollt

Mycena Helmlinge

grau, braun, gelb, weiss oft mit Velumresten

Amanita Wulstlinge

faserig berindet bis gerillt knorpelig, röhrig, zäh

Pluteus Dachpilze

Marasmius Schwindlinge

ausgebuchtet oder gerade nie herablaufend angewachsen

weisslich, braun, gelblich

Collybia Rüblinge

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal

Vorkommen / Besonderes

Stiel

Sporenfarbe

Lamellen

ausgebuchtet bis angewachsen

± hygrophan

Hutoberfläche

Fleisch

weisslich, grau, braun

Melanoleuca Weichritterlinge

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal


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Vorkommen / Besonderes

Sporenfarbe Stiel

Lamellen

Fleisch

Hutoberfläche

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal

Vorkommen / Besonderes

schmutzigbraun

radialfaserig bis faserschuppig, Rand rissig

meist kegelig

Inocybe Risspilze oft gebuckelt, dünnfleischig

Dermocybe Hautköpfe

faserig

auf Erde

bräunlich mit oder ohne Velum

bräunlich schlank mit Cortina

abgerundet angewachsen grünlich, gelb bis orange oder feuerfarbig

meist etwas schmierig

tonbraun bis kakaobraun oft lebhaft farbig

gewölbt, fleischig

Hebeloma Fälblinge

meist gebrechliche Arten

brüchig, mit Milchsaft brüchig

immer ohne Ring, Schuppen oder Fasern

nie Velumreste

gewölbt bis trichterig

Lactarius Milchlinge

immer auf Holz

ocker bis braun

sparrig schuppig (dann Stiel beringt) oder Hut und Stiel kahl

gewölbt oder spitzkegelig

Pholiota Schüpplinge

nie Velumreste

meist lebhaft

gewölbt bis niedergedrückt

Russula Täublinge

Holz, Wald- oder Heidehumus

kein Ring schlank, trocken

weiss bis ocker bräunlich immer mit Cortina (oft nur immer ohne Ring, Schuppen oder Fasern Reste am Stiel)

meist faserschuppig, selten ganz kahl

gewölbt bis kegelig, sehr variabel

Cortinarius Haarschleierlinge

beringt oder schleimig beringt

mit oder ohne Ring

Stiel

mit oder ohne Ring

violettgrau, schwarzbraun grau bis schwarzviolett

schwarzbraun bis schwarz

schwarzbraun bis schwarz

Sporenfarbe

tabakbraun

alt grau, oft mit violettlichem Ton

nicht fleckig (im Gegensatz zu Panaeolus)

gelb, braun, olivlich

weiss, grün, gelblich, braun

alt meist zerfliessend

meist dünnfleischig

gewölbt bis gebuckelt

Hypholoma Schwefelköpfe

gewölbt

Stropharia Träuschlinge

Lamellen

Fleisch

oft faltig gefurcht, flockig, faserschuppig bis kahl mit trocken, glatt, nicht bereift oder schuppig oder ohne Velum kleiig, auch kahl

halbkugelig oder konvex

Agrocybe Erdschüpplinge

Hutoberfläche

halbkugelig bis kegeligglockig, selten konvex

Psathyrella Faserlinge

weiss, grau, braun

Coprinus Tintlinge

Hutfarbe

Hutform

Gattung Merkmal


7

Giftpilze – Pilzgifte

7.1

Vergiftungs-Syndrome

Phalloides-Syndrom Wirkung Leberschädigend Latenzzeit 8-12-20 Stunden Symptome Erbrechen, Durchfall Gifte Amatoxine, Phallotoxine Pilze Grüner und die beiden weissen Knollenblätterpilze, Giftschirmling, Gifthäubling Orellanus-Syndrom Wirkung Nierenschädigend Latenzzeit extrem lang, mehrere Tage bis 3 Wochen Symptome Müdigkeit, Appetitlosigkeit, starker Durst, Mundtrockenheit, Erbrechen, Durchfall, Gelenk/Muskel/Kopf-Schmerzen Gifte Orellanus-Toxin ist ein Nephrotoxin (Nierengift) Pilze Spitzbuckeliger und Orangefuchsiger Raukopf, Prächtiger Klumpfuss, alle gelbfleischigen Haarschleierlinge Gyromitra-Syndrom Wirkung Ähnlich Phalloides-Syndrom, zusätzlich zur Leberschädigung können hämolytische und zentralnervöse Erscheinungen auftreten Latenzzeit 6-8-24 Stunden Symptome Erbrechen, Durchfall, Gelbsucht, Benommenheit Gifte Gyromitrin und seine diversen Abbauprodukte, vor allem Methylhydrazin Pilze Alle Lorcheln, Kronenbecherling Muscarin-Syndrom Wirkung Störung des Zentralnervensystems (Ersetzen eines Neurotransmitters) Latenzzeit innert Minuten bis 2 Stunden Symptome Sehstörungen, Pupillenverengung, Blutdruckabfall, Speichel- und Tränenfluss, Asthma, Erbrechen, Durchfall Gifte Muscarin Pilze Alle Risspilze, kleine weisse Trichterlinge, Laubfreundtrichterling, Rettichhelmling Pantherina-Syndrom Wirkung Störung des Zentralnervensystems Latenzzeit 15 Minuten bis 2 Stunden Symptome Verwirrung, Sprachstörungen, Rauschzustände, Halluzinationen Gifte Ibotensäure, Muscimol, Muscazon Pilze Fliegenpilz, Pantherpilz, Narzissgelber Wulstling

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Psilocybin-Syndrom Wirkung Körperliche und psychische Veränderungen Latenzzeit 15 Minuten bis 2 Stunden Symptome Körperlich: Kopfschmerzen, Kribbeln, Schwindel, Blutdruckabfall, Gleichgewicht Psychisch: Halluzinationen (Farben, Bilder), Raum/Zeit/Bewusstseins-Veränderungen Gifte Psilocybin, Psilocin Pilze Kahlköpfe, Düngerlinge, Träuschlinge, Samthäubchen, Risspilze Coprinus-Syndrom Wirkung Kreislaufprobleme, Unfruchtbarkeit Latenzzeit Minuten bis 1 Stunde Symptome Hitzegefühl, Gesichtsröte, Schwindel, Kollaps, hoher Puls, Herzklopfen Gifte Coprin mit Alkohol Pilze Faltentintling, Keulenfüssiger Trichterling, seit 2013 auch der Spitz schuppiger Stachelschirmling. Paxillus-Syndrom Wirkung Ein noch nicht näher definierter Stoff bewirkt, dass der Körper Antikörper ausbildet, die sich nach mehrmaligem Genuss irgendwann in einer heftigen Reaktion gegen den eigenen Körper richten (vor allem Zerstörung der roten Blutkörperchen). Latenzzeit 15 Minuten bis 2 Stunden nach der x-ten Mahlzeit Symptome Kollaps, Koliken, Blut im Urin, Gelbsucht Gifte Hämolysine Pilze Kahler Krempling Anmerkung Die giftige Substanz ist sicher hitzeempfindlich und kann in mehr oder weniger grossen Mengen in allen Pilzen vorkommen, deshalb ist generell auf Rohgenuss von Pilzen zu verzichten. Gastrointestinales Pilz-Syndrom Wirkung Magen/Darm-Störungen Latenzzeit 15 Minuten bis 4-8 Stunden Symptome Erbrechen, Durchfall Gifte Sammlung vieler, teilw. sogar unbekannter Gifte Pilze Karbolchampignon, Riesenrötling, Tigerritterling, Fälblinge, Hautköpfe, Grünblättriger Schwefelkopf, scharfe Täublinge + Milchlinge, div. Korallen, Kartoffelbovist, Ölbaumpilz, Satansröhrling, usw.

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7.2 • • • • • • • •

7.3

Weitere Vergiftungs-Syndrome Pilze, die mit Schwermetallen oder andere Umweltgiften kontaminiert sind (z.B. Cäsium seit Tschernobyl in bestimmten Pilzen, Klärschlamm auf Feldern, die darin enthaltenen Schwermetalle finden sich in den wiesenbewohnenden Pilzen, vor allem Champignons, wieder). Weisser Rasling: Veränderung der Zellinformationen → Krebserreger. Individuelle Unverträglichkeiten, Allergien. Verdorbene Pilze. Zu viele Pilze (Pilze sind schwer verdaulich). Mutterkorn-Syndrom. Mykosen (parasitischer Befall durch Pilze, z.B. Fusspilz). Mykotoxikosen: Vergiftung durch Stoffwechselprodukte von Pilzen (z.B. Aflatoxin von bestimmten Schimmelarten). Massnahmen bei Pilzvergiftungen

• • • • •

Selbst die Ruhe bewahren und beruhigend auf den Vergifteten einwirken. Ärztliche Hilfe anfordern. Wenn möglich Pilzreste der Mahlzeit, Rüstreste, Erbrochenes, Gefrorenes sicherstellen. Keine Hausmittel wie Milch, Schnaps oder Öl geben. Ohne ärztliche Weisung nichts zu essen oder zu trinken geben (weder Wasser, Milch noch alkoholische Getränke). • Toxinfo Suisse Telefon 145 (http://toxinfo.ch) oder bei akuten Fällen die Ambulanz Telefon 144

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7.4

Gegenüberstellung von Giftpilzen und deren Doppelgänger

Merkmal

Hut:

Giftig

Essbar

Karbolchampignon

Anischampignon(s)

Form trapezförmig, Huthaut chromgelb fleckend, nach einiger Zeit wieder ausblassend und bräunlich werdend. Mit stark chromgelb anlaufender Knolle. Karbol- oder tintenartig Gifthäubling

Form kugelig bis flach gewölbt. Huthaut goldgelb fleckend und lange so bleibend.

Stiel: Standort:

Unterhalb Ring silbrig faserig Meist an Nadelholz, meist gesellig Fliegenpilz

Deutlich braunschuppig Meist an Laubholz, meist büschelig Kaiserling

Farben: Knolle:

Stiel und Lamellen weiss Knolle mit warzigen Gürteln Pantherpilz

Stiel und Lamellen gelb Häutige Scheide Perlpilz

Fleisch: Knolle: Manschette:

Unter Huthaut grau/weiss Randig eingepfopft Lappig, vergänglich

Unter Huthaut rosa/weiss Glatt, innen weinrote Wurmgänge Deutlich gerieft

Stiel: Geruch:

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Nicht mit diesem Merkmal. Anisgeruch Stockschwämmchen

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Merkmal

Lamellen: Stiel:

Giftig

Essbar

Knollenblätterpilze

Essbare Champignons

Weiss Mit Scheide Knollenblätterpilze

Manschette: Hutrand:

Mit Selten gerieft

Ohne Stark gerieft Gallenröhrling

Netz: Fleisch: Röhren:

Nie rein weiss Ohne Scheide Scheidenstreiflinge

Braun Bitter Mündungen älter rötlich werdend

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Steinpilz

Weiss/gelblich Mild Weiss, alt gelb/grün bis oliv

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Merkmal

Hut:

Giftig Lorcheln

Hirnartig glatt gewunden Giftige Täublinge

Essbar Morcheln

Wabenartig Essbare Täublinge

Geschmack:

Scharf bis bitter, teilw. erst nach 30 Sekunden Auch nach 30 Sek. wohlschmeckend Giftige Milchlinge Essbare Milchlinge

Geschmack:

Scharf bis bitter, teilw. erst nach 30 Sekunden Auch nach 30 Sek. wohlschmeckend

Natürlich gibt es zahlreiche Pilze, die ähnliche giftige Doppelgänger haben, diese Liste beinhaltet nur die wichtigsten und ist keinesfalls vollständig! Zusätzliche Giftpilze Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse über die Giftigkeit von Pilzarten. Als jüngstes Beispiel gilt der Gelbfleischige Grünling (Tricholoma equestre), der sogar in neueren Pilzbüchern noch als hervorragender Speisepilz beschrieben wird. Einige Vergiftungsfälle in Frankreich und Polen durch den Gelbfleischigen Grünling gaben Anlass für wissenschaftliche Untersuchungen, welche die Giftigkeit nachweisen konnten. Wieso erst ca. im Jahr 2000 Vergiftungen auftraten ist noch nicht geklärt. Deshalb kann ich nur empfehlen, die selber gesammelten Pilze durch die Pilzkontrolle überprüfen zu lassen. Die Pilzkontrolleure werden laufend über die neuen Erkenntnisse informiert.

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8

Botanische Pflanzennamen

Lateinischer Name Abies Abies alba Acer Alchemilla Alno-Ulmion Alnus Alnus incana Alnus viridis Betula Calluna vulgaris Carex Carpinus Castanea (sativa) Cirsium spinosissimum Codiaeum Coffea Cornus Corylus Crataegus Dauco-SalvioMesobrometum Dicrano-Ouercetum Dicranum scoparium Dryas octopetala Equisetum Equisetum palustre Fagus Frangula Fraxinus Funaria hygrometrica Galeopsis tetrahit Gramineae, Gramineen Impatiens nolitangere Juglans Juncus Larix Lens culinaris Malus domestica Mesobrometum

Deutscher Name

Lateinischer Name

Tanne Weisstanne Ahorn Frauenmantel Hartholz-Auenwälder Erle Grauerle Grünerle Birke Heidekraut, Besenheide Segge, Riedgras, Sauergras Hainbuche, Weissbuche Edelkastanie Alpen-Kratzdistel Wunderstrauch Kaffeestrauch Hornstrauch Haselstrauch Weissdorn ungedüngte Halbtrockenrasen mit Bromus erectus, Daucus carota und Saivia pratensis Gabelzahnmoos-Eichenwald Besen-Gabelzahnmoos Silberwurz Schachtelhalm Sumpf-Schachtelhalm Buche Faulbaum Esche Brandstellen-Drehmoos Gemeiner Hohlzahn Süssgräser, echte Gräser Wald-Springkraut, Rührmichnichtan Walnussbaum Simse Lärche Speiselinse Apfelbaum (= Pyrus malus) Trespen-Halbtrockenrasen

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Molinia Molinietum Origanum Oxycoccus Picea Pinus Pinus cembra Pinus mugo Pinus silvestris Platanus Polytrichum alpinum Polytrichum sexangulare Populus Populus tremula Potentilla palustris Prunus Prunus insititia f. syriaca Prunus spinosa Pteridium aquilinum Pyrus pyraster Quercus Rhacomitrium Rosaceen Rubus Salix Salix herbacea Salix reticulata Salix retusa Scirpus Scrophularia Sphagnum Syntrichia Tilia Typha Ulmus Urtica (dioica) Vaccinium myrtillus Vitis vinifera

Deutscher Name Pfeifengras Pfeifengraswiesen, Streuwiesen Dost Gemeine Moorbeere (Vaccinium oxycoccos) Fichte Kiefer, Föhre Arve, Zirbe, Zirbelkiefer Bergkiefer, Bergföhre, Latsche

Gemeine Kiefer, Waldföhre Platane Alpen-Widertonmoos Sechskantiges Widertonmoos, Schneetälchen-Widertonmoos

Pappel Zitterpappel Blutauge (= Comarum palustre) Steinobstbäume Mirabelle Schlehdorn, Schwarzdorn Adlerfarn Birnbaum Eiche Zackenmützenmoos Rosengewächse Brombeere, Himbeere Weide Krautweide Netzweide Stumpfblättrige Weide Simse, Waldried Braunwurz Sumpfmoos Bartmoos Linde Rohrkolben Ulme Brennessel Heidelbeere Weinrebe

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9

Internet-Links

Nachfolgend sind einige Internet-Einstiegsadressen aufgelistet. Es werden natürlich laufend neue Seiten aufgeschaltet. Auf allen diesen Seiten sind Links für weitere interessante Internetseiten angegeben. So kann man sich von Seite zu Seite verbinden lassen und einen regnerischen Sonntag mit den Pilzen beschäftigen, ohne Nass zu werden. www.pilzverein-bern.ch www.vapko.ch www.pilze.ch www.pilzepilze.de http://www.tintling.de/ http://www.dgfm-ev.de www.123pilze.de

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Verein für Pilzkunde Bern www.pilzverein-bern.ch


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Verein für Pilzkunde Bern www.pilzverein-bern.ch


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