Leseprobe zu: »Wie schlimm sind Bananen?« von Mike Berners-Lee

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»Ich weiss nicht ob ich jemals ein gleichzeitig so faszinierendes, nützliches und unterhaltsames Buch gelesen habe.« Bill Bryson

mIke berners-lee

Wie schlimm sind Bananen? der co2-Abdruck von Allem

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IERTE U N KORRIG

L E S E P RO B

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© 2020 Midas Verlag AG ISBN 978-3-03876-535-6 1. Auflage 2020 Übersetzung: Claudia Koch Lektorat und Korrektorat: Patrick Brauns Layout: Ulrich Borstelmann Projektleitung: Gregory C. Zäch Printed in Europe Die Herstellung dieses Buches erfolgt klimaneutral (www.evers-reforest.com). Die englische Originalausgabe ist unter dem Titel »How Bad are Bananas?« erschienen. © Mike Berners-Lee 2020 Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH-8044 Zürich Website: www.midas.ch / Mail: kontakt@midas.ch / Social Media: @midasverlag Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Erstellung und Verbreitung von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet.


I N H A LT

Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Was ist neu an der neuen Ausgabe?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ist CO2 wie Geld?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Legen Sie los. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Der CO2-Fußabdruck – ein Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Was ist CO2e?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Achtung bei den Zehen: Direkte und indirekte Emissionen. . . . . . . . . . . . . . 12 Das wichtige aber unmögliche Maß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Die Zahlen verstehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ein 5-Tonnen-Lebensstil?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Das verbleibende CO2-Budget der Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Kann man CO2 ausgleichen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Kapitel 1: Unter 10 Gramm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Ein halber Liter Leitungswasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Eine E-Mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Eine Google-Suche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Eine Kurznachricht (SMS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Ein Plastikbeutel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Hände trocknen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Kapitel 2: 10 Gramm bis 100 Gramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Papiertragetasche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Ein Hemd bügeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Ein Zoom-Telefongespräch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Eine Portion Karotten (100 g) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Ein Apfel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Fahrt auf dem E-Bike (1 Meile – 1,6 km) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Einen Liter Wasser kochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Eine Busfahrt (1 Meile, also 1,6 km) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Radfahren (1,6 km, also 1 Meile) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35


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INH A LTS VERZ EICHN IS

Eine Reise im Zug (1,6 km, also eine Meile). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Durch eine Tür gehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 (...) Kapitel 13: Was können wir tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Warum Einzelaktionen helfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Wie kann ich meinen Fußabdruck verringern?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Auf Veränderungen drängen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Endnoten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61


EINFÜHRUNG

Die Anfänge dieses Buches liegen bereits im Jahr 2007. Ich arbeitete im gerade aufkommenden Bereich des CO2-Fußabdrucks – versuchte herauszufinden, wie viel alltägliche Dinge zu den CO2-Emissionen beitrugen –, und erklärte mich bereit, mit einer Journalistin, die über Lebensmittel mit geringem CO2-Ausstoß schrieb, durch einen Supermarkt zu gehen.Während wir also mit dem Diktiergerät die Gänge auf und ab liefen, löcherte sie mich mit Fragen, von denen ich die meisten leider nicht beantworten konnte. »Was ist mit diesen Bananen? Und der Käse? Er ist Bio, er muss besser sein! Salat ist doch harmlos, oder? Hätten wir besser mit dem Bus herkommen sollen? Wie schlimm sind Lebensmittel eigentlich?« Es war überhaupt noch nicht klar, was die CO2-bewussten Einkäufer kaufen sollten, und an jenem Tag konnte ich dazu nicht viel beisteuern. Tatsächlich ist nie etwas aus dem Artikel geworden, und das war vermutlich gut so. Aber seitdem stelle ich lange und breite Betrachtungen über den CO2-Abdruck an und führte schon einige Studien dazu durch, unter anderem für eine Supermarktkette. Dieses Buch, dessen erste Ausgabe 2010 erschienen war (und das für 2020 komplett überarbeitet wurde), ist eine Antwort auf die Fragen jener Journalistin … und vieler anderer. Als ich zu schreiben begann, war klar, dass es mehr sein sollte als ein Buch über Lebensmittel und Reisen. Ich wollte ein Gefühl für den CO2-Ausstoß vermitteln – also die Auswirkungen auf den Klimawandel – und zwar von allem, was wir konsumieren, tun, worüber wir nachdenken, an der Arbeit und zu Hause. Ich wollte helfen, dass wir einen CO2-Instinkt entwickeln. Obwohl ich den Abdruck von knapp 100 Dingen diskutiere, hoffe ich, dass Sie beim Lesen ein Gefühl dafür entwickeln, woher der CO2-Ausstoß kommt, und künftigIhnen über den Weg läuft. Diese Einschätzung ist vielleicht nicht exakt, doch ich hoffe, Sie kommen wenigstens auf die korrekte Zahl von Nullen. Und vielleicht können Sie sich (hoffentlich) vorstellen, wie schlimm Bananen sind (Spoiler: gar nicht schlimm; sie haben zwar Probleme mit der Nachhaltigkeit, ihr CO2-Abdruck ist jedoch gering).


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Was ist neu an der neuen Ausgabe? Wie gesagt, fast alle Zahlen mussten für die neue Ausgabe aktualisiert werden. Der größte Unterschied nach zehn Jahren ist jedoch, dass sich der Kontext deutlich gewandelt hat. 2010 war der Klimawandel nur »sehr ernst«. Vier Jahre waren vergangen, seit der seit der von dem britischen Ökonomen Sir Nicholas Stern verfasste Bericht1 den Klimawandel in die britischen Medien holte und ins öffentliche Bewusstsein rückte, und es war höchste Zeit, auch im Alltag ein CO2-Bewusstsein zu entwickeln. Heute jedoch haben wir den Klima-Notstand, denn die globalen Emissionen sind weiter gestiegen, als hätten wir das Problem nie bemerkt.2 Inzwischen sind die wissenschaftlichen Werte durchaus furchteinflößend: Ein Temperaturanstieg um 1.5 Grad (gegenüber Vor-Industriezeiten) gilt inzwischen als deutlich gefährlicher als die 2 Grad, die wird damals annahmen.3 Und wir sind auf dem schnellsten Weg dahin. Während ich das schreibe, stehen wir bei 1,1 Grad, verglichen mit den 0,88 Grad im Jahr 2010 (ein Anstieg um 25 % in zehn Jahren). Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits auf der ganzen Welt spürbar: Gletscher sind geschrumpft, Pflanzen- und Tierbestände haben sich verschoben, Bäume blühen früher, der Verlust am Meereis ist dramatisch und die Meeresspiegel steigen schneller. Wir erleben intensivere Klimaereignisse, mit längeren, intensiveren Hitzewellen, Feuersbrünsten und Dürrephasen. Methan ist explosiv aus dem schmelzenden Permafrostboden ausgetreten und hat Krater von etwa 50 Meter Durchmesser hinterlassen. Das sind die schlechten Nachrichten. Doch auf der positiven Seite entsteht endlich der Eindruck, dass die menschen aufwachen und die Herausforderung erkennen. In den letzten Jahren erlebten wir Extinction Rebellion auf den Straßen und Greta Thunberg als Anführerin einer globalen Bewegung streikender Schülerinnen und Schüler. Die »Debatte« über den Klimawandel ist beendet, und Medienhäuser wie die BBS geben durch die Brennstoffindustrie geförderten Leugnern des Klimawandels nicht mehr ebenso viel Gewicht wie den Wissenschaftlern. Und ein Klimabewusstsein beginnt, sich in den Entscheidungen in Politik und Wirtschaft niederzuschlagen. Es ist durchaus noch ein weiter Weg und wir dürfen keine Zeit verlieren. Aber im Vergleich zu 2010 spüre ich mehr Hoffnung, mehr Furcht und vor allem eine größere Dringlichkeit. Bei der Überarbeitung der Einträge in diesem Buch – und bei den neuen Abschnitten, die vor zehn Jahren noch nicht auf dem Radar waren, wie Elektrofahrräder, Kryptowährungen und die Forderungen der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) –, habe ich versucht, den Ton des Originals


E inführung

zu treffen. Es soll ebenso Spaß machen wie praktische Hinweise geben, auch wenn es heutzutage schwerer ist, Witze über das Klima zu machen. Außerdem bin ich weniger schüchtern, was meine Botschaften an Politiker angeht, sowohl in diesem Buch als auch bei Gesprächen mit den Medien. Wir müssen es für Politiker unmöglich machen, so zu tun, als verstünden sie die Grundlagen des Klimanotstandes nicht. Am Ende des Buches habe ich einen neuen Abschnitt eingefügt, was jeder von uns tatsächlich tun kann, um bei der Bewältigung des Klimawandels zu helfen. Zum Teil geht es dabei um die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Der Rest sind meine Überlegungen zu all den anderen Aktionen, die wir unternehmen können, um Regierungen, Arbeitgeber und die Gesellschaft zu den großen Veränderungen zu drängen, die wir so dringend brauchen. Ich versuche nicht, jemandem Vorschriften zu machen, aber wenn Sie schon danach fragen, habe ich deutlich mehr und genauere Vorschläge als beim letzten Mal.

Grundlegende Annahmen Die Welt der CO2-Aufzeichnung hat sich in den letzten Jahren etwas bewegt, fühlt sich jedoch noch immer etwas an wie der Wilde Westen. Da gibt es diesen bösen Fehler namens Abbruchfehler (trunkation error – ich bespreche ihn am Ende des Buches), der dazu führte, dass Regierungsorganisationen und große Unternehmen wie Apple, Dell und HP ihren CO2-Ausstoß um bis zu 40% unterschätzt haben. Mein eigener Grundsatz zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks – den ich akademisch an der Lancaster University und geschäftlich als Berater für Small World (ein Beratungsunternehmen in Sachen Ökologie) praktiziere – hat sich kaum geändert, doch ich möchte annehmen, dass ich besser bin als 2010. Und ich hoffe zumindest, dass wir uns auf drei grundlegende Fakten einigen können: ■■ ■■ ■■

Wir befinden uns mitten im Klimanotstand. Er ist von Menschen gemacht. Wir können etwas daran ändern.

Ich hoffe auch, dass wir uns über die Perspektive einig sind. Ein Freund fragte mich einmal, wie man sich im Büro die Hände trocknen sollte, um den CO2Fußabdruck zu reduzieren – mit Papierhandtüchern oder einem elektrischen Trockner. Gleichzeitig flogen er und seine Kollegen Dutzende Male pro Jahr über den Atlantik. Hier sollte man ein Gefühl für den Maßstab entwickeln.

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Fliegen ist zehntausendmal wichtiger als Hände abtrocknen. Mein Freund lenkte also einfach von dem Problem ab. Ich möchte Ihnen ein Gefühl dafür geben, wieviel CO2 im Spiel ist, wenn Sie einfache Entscheidungen treffen – wohin Sie reisen, wie Sie dorthin gelangen, ob Sie etwas kaufen, den Fernseher auf Standby lassen und so weiter. Und natürlich wo Sie das meiste für Ihren Aufwand bekommen. Dieses Buch soll Ihnen helfen, Ihre Baustellen zu finden. Wenn es Ihnen hilft, das eine oder andere zu überdenken, was Sie in Ihrem Leben verbessern können, um Ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, dann hat es sich schon gelohnt.

Ist CO2 wie Geld? In gewisser Weise ja. Bei den meisten Dingen kennen wir den ungefähren Preis bereits, ohne auf das Preisschild zu schauen. Wir kennen vielleicht keine genauen Zahlen, wissen aber, dass eine Flasche Champagner teurer ist als eine Tasse Tee und viel billiger, als eine Wohnung zu mieten. Unser Gespür für die finanziellen Verhältnisse erlaubt uns gute Entscheidungen zu treffen. Wenn ich unbedingt Champagner trinken will, weiß ich, dass ich ihn bekommen kann, wenn ich dafür etwas anderes einspare, das mir weniger wichtig ist. Ähnlich müssen wir unseren Instinkt für CO2 anpassen. Doch hier beginnen die Unterschiede. Im Unterschied zu Geld sind wir es nicht gewohnt, über die Kosten von CO2 nachzudenken. Wir können auch viel schwerer entscheiden, wieviel wir ausgeben, denn wir können es nicht sehen und die Zahlen stehen nirgendwo. Außerdem spüren wir die Konsequenzen unseres CO2-Abdrucks nicht persönlich, denn sie teilen sich auf über 7 Milliarden Menschen und viele Jahre auf.

Legen Sie los Wir in der entwickelten Welt – ich schließe mich selbst mit ein – haben in unserem Leben jede Menge Müll, der nicht zur Lebensqualität beiträgt. Das ist tief in unserer Kultur verankert. Wenn wir den rauswerfen, wird das Leben aller besser, vor allem Ihr eigenes. Ich habe den großen Gewinn gelandet, indem ich mein tägliches Solo-Berufspendeln im Auto gegen Fahrten mit dem Rad und Fahrgemeinschaften getauscht habe. Für mich funktioniert das, doch wir sind alle verschieden. Ich hoffe, dass diese Seiten allen ein paar praktische und wünschenswerte Ideen liefern, wie wir unseren CO2-Abdruck reduzieren können, um durch Achtsamkeit ein besseres Leben zu führen.


E inführung

Wie Sie das Buch lesen, liegt ganz bei Ihnen. Eigentlich ist es dazu gedacht, es irgendwo aufzuschlagen und herumzublättern. Doch es besitzt einen umfassenden Index, und in den Endnoten finden Sie weitere Informationen und Links, die Sie als weitere Informationsquellen nutzen können. Sprechen Sie mit Ihren Freunden darüber – und lassen Sie mich wissen, was ich besser machen kann (info@howbadarebananas.com). Mike Berners-Lee Lancaster, August 2020

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D E R CO 2 - F U S S A B D R U C K – EIN ÜBERBLICK

Der Begriff »CO2-Fußabdruck« wird fürchterlich missbraucht1. Ich möchte hier meine Definition klarstellen. Im gesamten Buch verwende ich »Fußabdruck« als Metapher für die gesamten Auswirkungen, die etwas hat. Und ich nutze die Formel CO2 als Chiffre für alle verschiedenen Treibhausgase, die zur globalen Erwärmung beitragen. Der Begriff »CO2-Fußabdruck« steht hier also als Kürzel für die bestmögliche Schätzung der gesamten Auswirkungen auf den Klimawandel, die etwas hat. Dieses Etwas könnte alles sein – eine Aktivität, ein Gegenstand, ein Lebensstil, ein Unternehmen, ein Land oder sogar die ganze Welt.

Was ist CO2e? Der von Menschen gemachte Klimawandel, auch bekannt als globale Erwärmung, wird durch den Ausstoß verschiedener Gase in die Atmosphäre verursacht. Das vorherrschende Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO2), das immer abgegeben wird, wenn wir fossile Brennstoffe verbrennen – zu Hause, in Fahrzeugen, in Unternehmen oder Kraftwerken. Andere Treibhausgase sind aber ebenso wichtig. Methan (CH4) zum Beispiel, wird vor allem in der Landwirtschaft und von Deponien abgegeben, und es ist 28 Mal stärker als CO2, wenn man die Auswirkungen der beiden Gase über einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet. Noch potenter sind Stickoxide (N2O), sie werden jedoch in geringeren Mengen abgegeben und entstehen vor allem in Verarbeitungsprozessen der Industrie und in der Landwirtschaft. Die Auswirkung von Stickoxiden ist jedoch im selben Zeitraum 265 Mal stärker als die von CO2. Hinzu kommen Kühlgase, die typischerweise tausendfach stärker wirken als CO2. In Großbritannien§§ lassen sich die Auswirkungen von Treibhausgasen auf das Klima so berechnen: CO2 (81 Prozent), Methan (11 Prozent), Stickoxide (5 Prozent) und Kühl- bzw. andere Gase (3 Prozent).


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Während diese Faktoren zu beachten sind, wenn man von den Auswirkungen der Gase über einen Zeitraum von 100 Jahren ausgeht, sind die Berechnungen etwas komplizierter, denn die Gase wirken unterschiedlich. Methan zum Beispiel ist viel kurzlebiger als CO2. Das heißt, es richtet seinen größten Schaden in den ersten 10 der kommenden 100 Jahre an, bis dahin hat CO2 lediglich ein Zehntel seiner Auswirkungen entfaltet, die es über 100 Jahre auf unsere Erde haben wird. Wenn Sie also auf eine kurzfristigere Analyse aus sind, ist Methan 28 Mal mächtiger als CO2. Angesichts der Tatsache, dass eine einzige Aktivität den Ausstoß verschiedener Treibhausgase bewirken kann, alle in unterschiedlichen Quantitäten, kann der ausformulierte CO2-Fußabdruck ziemlich verwirrend sein. Um das zu vermeiden, drückt man den CO2-Fußabdruck in CO2-Äquivalenten (CO2e) aus. Diese umfassen die gesamten Auswirkungen aller Treibhausgase auf den Klimawandel, die durch einen Gegenstand oder eine Aktivität freigesetzt werden, und zwar anhand der Auswirkung, die CO2 im Laufe von 100 Jahren hätte.

Achtung bei den Zehen: Direkte und indirekte Emissionen Eine der häufigsten Verfehlungen beim Einsatz des Begriffs »CO2-Fußabdruck« ist, dass einige oder die meisten der Emissionen ausgelassen werden. Viele Online-Rechner für den Fußabdruck beziehen ausschließlich Ihren Energieverbrauch zu Hause und Ihre Reisegewohnheiten ein, dabei ignorieren sie die Waren und Dienstleistungen, die Sie einkaufen. Ebenso mag ein Zeitschriftenverlag behaupten, man habe seinen Fußabdruck gemessen, doch dabei wurden lediglich die Büros und Dienstwagen einbezogen, nicht jedoch die hohen Emissionen durch den Druck bei der Produktion der Zeitschriften selbst. Auch Länder tun das, bei ihren Berechnungen lassen sie häufig den Abdruck importierter Waren aus (von Modeartikeln bis hin zu Stahl und Zement), dazu sogar ganze Branchen wie Luftfahrt und Versand. Diese Fußabdrücke sind eher »Zehenabdrücke« – sie liefern eben nicht das gesamte Bild.


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Anderes

Benzin Elektrizität Abgase Lebensmittel

Der Fußabdruck eines Lebensstils ist größer als der Abdruck seiner Zehen.

Viele solche Verwirrungen sind auf die Unterscheidung zwischen »direkten« und »indirekten« Emissionen zurückzuführen. Der wahre Fußabdruck eines Plastikspielzeugs enthält zum Beispiel nicht nur die direkten Emissionen der Herstellung und des Transports des Spielzeugs in den Laden; er enthält auch indirekte Emissionen durch die Förderung und Verarbeitung des Erdöls, um das Plastik herzustellen. Wenn man alle Dinge zurückverfolgt, die für ein Spielzeug nötig sind, ergibt sich eine unendliche – und ich verwende das Wort mit Bedacht – Anzahl von Pfaden, von denen viele winzig, aber dennoch wichtig sind, um in die Summe aufgenommen zu werden. Ein weiteres Beispiel: Der CO2-Abdruck des Autofahrens enthält nicht nur die Emissionen der Auspuffgase, sondern auch die, die entstehen, wenn das Öl gefördert, zu Benzin verarbeitet und zur Tankstelle transportiert wird, außerdem natürlich die hohen Emissionen bei der Herstellung und Instandhaltung des Autos.

Das wichtige aber unmögliche Maß Der CO2-Fußabdruck, wie ich ihn hier definiere, ist der Messwert des Klimawandels, den wir betrachten müssen. Wir haben keine Chance zu verstehen, welchen Einfluss Bananen im Vergleich zu allen anderen Dingen haben, die wir kaufen, wenn wir nicht auch die Landwirtschaft, die Lagerung und die Verarbeitung mit einbeziehen. Wie gehen wir also mit einer Situation um, in der wir etwas unglaublich Komplexes verstehen wollen? Eine verbreitete Reaktion ist, aufzugeben und etwas Einfacheres zu messen, selbst wenn wir dabei die echten Zahlen aus den Augen verlieren, die wir eigentlich brauchen. Der Illusionist Derren Brown bezeichnet eine seiner wichtigsten Techniken als Fehlleitung der Aufmerksamkeit: Indem er sein Publikum auf etwas Irrelevantes fokussiert, sorgt er dafür, dass es das Wesentliche übersieht. Das ist auch bei Unternehmen weit verbreitet – selbst bei

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Regierungen–, die ihren CO2-Abdruck offenlegen. So ergießen sich Flughäfen zum Beispiel über die Energieeffizienz ihrer Gebäude, während sie die Flüge vernachlässigen, die sie möglich machen. Oder Reiseunternehmen brüsten sich mit nachhaltiger Unterbringung, ebenso ohne die Flüge zu erwähnen (ja, die Flüge sind meist das heikle Problem, das verschwiegen wird). Dieses Buch stellt realistische Berechnungen an, die praktisch sind, und es geht auch offen mit Unsicherheiten um. Ich habe versucht, das große Ganze zu betrachten, wo es möglich ist, vor allem, die Größenverhältnisse klarzustellen. Dennoch bleiben große Unsicherheiten, und trotz vieler Wissenschaft sind auch die Fußabdrücke in diesem Buch nur eine qualifizierte Schätzung. Wenn Sie also hier die Zahl »3,2 kg CO2e für einen Cheeseburger« sehen, bedeutet das »vermutlich zwischen 1,5 und 5 kg CO2e und ganz sicher zwischen 1 und 10 kg CO2e«. Das ist die Natur des CO2-Abdrucks. Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Manche Zahlen sind sogar noch weniger sicher, vor allem dort, wo ich versuche, ein Gefühl für die Verhältnisse bei Dingen zu entwickeln, die kaum zu beziffern sind. Dazu gehören zum Beispiel der Fußabdruck, ein Kind zu bekommen, eine E-Mail zu versenden oder Krieg gegen ein Land zu führen. Diese Berechnungen und Annahmen sind höchst diskutabel, doch ich habe sie dennoch hier aufgenommen, weil der Denkprozess eine nützliche Reflexion ist und sie uns dennoch helfen können, uns einen allgemeinen Überblick zu verschaffen. Ich möchte noch einmal betonen, dass diese Unsicherheit nicht die Berechnung negiert. Reale Fußabdrücke sind das essentielle Maß und nichts anderes kann sie ersetzen. Die von mir beschriebene Genauigkeit reicht aus, um das Fliegen vom Händetrocknen zu unterscheiden. Und da wir gerade beim Fliegen sind, noch eine weitere Anmerkung. Für viele von uns Bewohnern der entwickelten Welt stellen Flüge einen Großteil des Fußabdrucks dar. Selbst ein Kurzstreckenflug einmal pro Jahr in den Urlaub kann ein Zehntel unseres Fußabdrucks ausmachen. Ein Langstreckenflug von London nach New York oder von Frankfurt nach Indien oder Thailand wird vermutlich um die Hälfte des Fußabdrucks einnehmen. Jeder, der geschäftlich regelmäßig über den Atlantik fliegt, kommt damit auf das Doppelte des durchschnittlichen Fußabdrucks Großbritanniens. Die Flugzahlen können sogar noch schlimmer sein, denn die Emissionen der Flugzeuge am Himmel wirken sich intensiver aus, als wenn wir dieselbe Menge fossiler Brennstoffe am Boden verbrennen. In diesem Buch habe ich die Flugemissionen mit 1,92 multipliziert. Das ist vermutlich eine konserva-


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tive Schätzung. Manche Experten glauben, die wahren Auswirkungen von Emissionen in großer Höhe könnten viermal so hoch sein wie die regulären Emissionen am Boden. (Auf §§S. 216 finden Sie weitere Diskussionen zu meinen verwendeten Methoden.)

Die Zahlen verstehen Bisher haben wir begründet, was wir testen und messen müssen, doch eine Tonne CO2 ist noch immer höchst abstrakt. Wie sieht eine Tonne CO2e aus? Nun, wenn Sie einige Standard-Regenfässer aus Ihrem Garten mit Benzin füllen und anzünden würden, würde etwa eine Tonne CO2 direkt in die Atmosphäre abgegeben. (Der CO2-Fußabdruck wäre etwas höher, wenn man das Benzin beim Fahren verbrennen würde, die Gründe erkläre ich später.) Würden Sie dasselbe mit einer Milchflasche (ca. 1/2 Liter) voll Benzin tun, entstünde etwa 1 Kilogramm CO2. Und würden Sie einen Tropfen Benzin in Größe einer Kichererbse verbrennen, entstünde etwa 1 Gramm. Um Ihnen ein Gefühl für die Größe zu geben: Ein durchschnittlicher Brite hat einen jährlichen CO2-Fußabdruck von ca. 13 Tonnen (im Vergleich zu den 15 Tonnen vor einigen Jahren, was im Wesentlichen auf mehr Elektroenergie aus erneuerbaren Energien zurückzuführen ist). Das ist in Westeuropa der Durchschnitt. Die US-Amerikaner und Australier haben einen höheren Abdruck, ebenso viele erdölproduzierende Länder am Arabischen Golf. Der Abdruck der weniger entwickelten Welt ist weitaus niedriger. Ein Amerikaner braucht nur wenige Tage, um den jährlichen Fußabdruck eines Nigerianers oder Maliers zu hinterlassen. Der globale Durchschnitt liegt bei etwas über 7 Tonnen pro Person. Wie bereits erwähnt, können internationale Zahlen aufgrund der verwendeten Methoden drastisch voneinander abweichen. Sie erhalten kleinere Zahlen (Zehenabdrücke), wenn Sie nur die offensichtlichen Teile des Abdrucks einbeziehen, wie Energie für den Haushalt oder die Reise, die Emissionen der Waren aus Übersee aber weglassen oder weder Luftfahrt noch Versand betrachten.

Ein 5-Tonnen-Lebensstil? Um Ihnen eine Perspektive zu geben, habe ich einen 5-Tonnen-Lebensstil als weitere Maßeinheit für dieses Buch angenommen. 2009 habe ich noch einen 10-Tonnen-Lebensstil angeführt, aber die Lage hat sich inzwischen geändert, und ein Lebensstil von 5 Tonnen scheint aktuell eher angemessen,

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außerdem auch möglich und notwendig. Ich werde mich hin und wieder darauf beziehen, denn so bekommen Sie eine andere und womöglich klarere Sicht auf die abstrakten Kilogramm und Tonnen CO2e. Eigentlich ist an einem 5-Tonnen-Lebensstil nichts Magisches – es handelt sich um einen Lebensstil, bei dem nicht mehr als 5 Tonnen CO2e pro Jahr entstehen. Das mag sicher nicht für jeden auf der Welt möglich sein, aber wenn jeder in Europa sofort auf 5 Tonnen reduzieren würde, wäre das ein großer Schritt hin zur CO2-armen Welt. Eine Möglichkeit, sich über den Fußabdruck eines Gegenstandes oder einer Aktivität Gedanken zu machen, ist, sie in den Kontext des 5-Tonnen-Stils pro Jahr zu stellen. Ein großer Cheeseburger zum Beispiel (3,2 kg CO2e) entspricht ungefähr 6 Stunden in einem 5-Tonnen-Jahr. Wenn Sie ca. 1.600 Kilometer in einem benzinschluckenden Auto fahren (1,3 t CO2e), entspräche das etwa der Ration für einen Monat. Würden Sie einige der (inzwischen altmodischen) 100-Watt-Glühbirnen für ein Jahr brennen lassen, verbrauchten Sie damit 44 Tage. Ein Premium-Flug London-Hongkong und zurück hinterlässt ca. 4,5 Tonnen CO2e. Das entspricht fast einem ganzen Jahr des 5-TonnenLebensstils, es wäre auf einen Schlag verbraucht, im Budget blieben nur noch 500 kg CO2e für alles andere in diesem Jahr: Lebensmittel, Gesundheitsversorgung, öffentliche Verkehrsmittel, Ihr Beitrag zur Instandhaltung der Straßen, alle Kriege auf der Welt, in die Ihre Regierung involviert ist (ob es Ihnen gefällt oder nicht) – alles halt. Wenn Sie sich fragen, ob es keine besseren Möglichkeiten gibt, dieses Budget (oder ein Budget einer anderen Größe) für Burger, Flüge oder zum Autofahren zu verpulvern, dann ist dieses Buch für Sie richtig.

Das verbleibende CO2-Budget der Welt Da CO2 im Unterschied zu den anderen Treibhausgasen mehr oder weniger für immer in der Atmosphäre bleibt, ist es möglich, ein gesamtes AllgemeinBudget für alles zu berechnen, was wir noch verbrennen können, um im Temperaturlimit zu bleiben. Das ist ein guter Vergleichsfaktor für diese Sichtweise. Die Schätzungen variieren, aber 2018 lag das verbleibende Budget, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bei ca. 400 Milliarden Tonnen CO2. Die Zahl ist erschreckend niedrig, denn sie markiert nur einen Bruchteil der bisher erzeugten Emissionen bzw. den Wert dessen, was wir bei aktuellen Emissionen innerhalb von zehn Jahren ausstoßen würden. (Denken Sie außerdem daran: Ein CO2-Budget ist nicht die einzige Berechnung. Wir müssen gleichzeitig intensiv gegen all die anderen Treibhausgase


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vorgehen. Deswegen nutze ich das weitgreifendere Maß CO2e für dieses Buch.)

Kann man CO2 ausgleichen? »Ausgleichen« ist ein verlockendes Konzept, vor allem, wenn es zu einem geringen Preis von 3 Pfund pro Tonne CO2e angeboten wird – was zu 40 Pfund pro Jahr für den durchschnittlichen Briten führen würde, der damit sein CO2-Gewissen beruhigt. Zu diesem Preis würde die gesamte Klimakrise für schlappe 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelöst. Wenn es doch nur wahr wäre. Leider ist es Blödsinn. All diese »billigen« Ausgleichsoptionen stellen sich als grundlegend fehlerhaft oder massiv eingeschränkt wirksam heraus. Häufig geht es um Dinge wie Solarenergie und Bäumepflanzen, die wir ohnehin brauchen, um zur CO2-freien Welt zu kommen – und wir können damit nicht unsere Emissionen aufrechnen. Der einzige echte Ausgleich ist das Entfernen von CO2 oder anderen Treibhausgasen – indem man sie aus der Atmosphäre entnimmt und dauerhaft speichert. Diese »Negativemissionen« sind teuer, und die nötigen Technologien stecken noch in den Kinderschuhen. Doch für unsere Reaktion auf den Klimawandel werden sie notwendig sein, ich gehe darauf im letzten Kapitel ein (siehe §§S. 185). Doch zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks gibt es keine Alternative.

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Kapitel 1

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Ein halber Liter Leitungswasser 0,2g CO2e ein halber Liter Leitungswasser 18 kg CO2e der jährliche Wasserverbrauch eines typischen Briten§§

Der Wasserbedarf eines Menschen pro Jahr entspricht 56 Kilometer Fahrt in einem durchschnittlichen Auto.1 Darin eingeschlossen ist Wasser zum Trinken, Waschen, Reinigen – eben alles. Im Unterschied zum in Flaschen abgefüllten Wasser, dessen Abdruck 1000 Mal höher ist (siehe Eine Literflasche Wasser S. §§54), sorgt Leitungswasser bei den meisten Menschen kaum für Bedenken, was den CO2-Abdruck angeht. In Großbritannien sorgt Leitungswasser für ca. 0,15 Prozent des CO2Fußabdrucks des gesamten Landes.2 Interessanterweise verdreifacht sich der Abdruck des halbes Liters auf 0,6 g, wenn man ihn in den Ausguss gießt, denn die Behandlung von Abwasser ist CO2-intensiver als die Bereitstellung von Frischwasser3. Wird das Getränk gar ins Klo geschüttet und mit weiteren 6 Litern hinuntergespült, summiert sich das Ganze auf 7g CO2e. Zwar hat Leitungswasser keinen großen Fußabdruck, dennoch sorgt der Klimawandel vielerorts für Wasserprobleme. Nach drei Jahren Dürre entging Kapstadt 2018 der Austrocknung, indem man die Wasserentnahme auf 50 Liter pro Person und Tag beschränkte (in Großbritannien beläuft sich der Durchschnitt auf 140 Liter pro Tag, in den USA gar auf 375 Liter). In Großbritannien als Ganzes ist es eher unwahrscheinlich, dass wir Wasserknappheit erleben, dennoch könnten regionale Umverteilungen nötig sein. Leitungswasser selbst ist das eine, es zu erwärmen etwas ganz anderes, denn das sorgt für einen großen Anteil an den Emissionen eines Menschen (siehe Eine Dusche, S. §§46, und Wasser entsalzen, S. §§90).


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Eine E-Mail 0,03g CO2e Spam-Mail, die von Ihrem Filter aussortiert wird 0,2g CO2e kurze E-Mail von Handy zu Handy 0,3g CO2e kurze E-Mail von Laptop zu Laptop 17 g CO2e lange E-Mail, an der man 10 Minuten schreibt und die in 3 Minuten gelesen ist, vn Laptop zu Laptop 26g CO2e E-Mail, an der Sie 10 Minuten schreiben, die an 100 Empfänger geht, von denen 99 innerhalb von 3 Sekunden feststellen, dass Sie sie ignorieren können, und die nur eine Person liest4

Unser durchschnittlicher E-Mail-Verkehr entspricht ungefähr einer Fahrt von 16 bis 200 Kilometer in einem Benzinauto. Der Fußabdruck einer E-Mail ergibt sich aus der Elektrizität, um die Geräte in jedem Stadium des E-Mail-Schreibens anzutreiben: Das Gerät, auf dem sie geschrieben wird, das Netzwerk, das sie versendet, das Rechenzentrum, in dem sie gespeichert wird, und schließlich das Gerät, auf dem die Mail gelesen wird. Die jeweiligen Endgeräte sind die vorherrschenden Faktoren, selbst wenn Sie große Anhänge verschicken. Wie das Diagramm zeigt, stellen die im Smartphone enthaltenen Emissionen bereits 84 Prozent des Fußabdrucks einer kurzen E-Mail dar. Dieser Anteil ist bei einem Laptop größer, bei einem Desktop-Computer noch höher (mehr zum Fußabdruck des Kaufs und der Nutzung eines Smartphones siehe S. §§116, zum Computer S. §§129). 2019 sendeten die 3,9 Milliarden E-Mail-Nutzer der Welt 294 Milliarden E-Mails pro Tag, davon waren 55 Prozent Spam, also unerwünschte Werbung.5 Der durchschnittliche E-Mail-Nutzer bekam also täglich um die 75 Mails (davon 41 Spam). Wenn Sie so viele bekommen haben, und bei allen Nicht-Spam-Mails die Mail in nur 10 Sekunden geschrieben und von Ihnen in nur 5 Sekunden gelesen wurde, würde der CO2-Fußabdruck des Schreibens, Versendens und Lesens Ihrer Mail 3 kg CO2e pro Jahr betragen, das sind 12 Millionen Tonnen CO2e weltweit. Andererseits, wenn das alles wohl durchdachte Mails waren, die der Versender in 3 Minuten geschrieben hat und bei denen Sie jeweils eine Minute brauchten, um sie zu lesen, addierte sich das auf 37 kg pro Jahr oder 150 Millionen Tonnen global.6 Das hieße, dass E-Mails für 0,3 Prozent des weltweiten CO2-Fußabdrucks verantwortlich wären. Das ist zum Glück nicht der Fall. Obwohl die Mehrheit der empfangenen Mails Spam sind, sind diese Nachrichten nur für 2 Prozent des Fußabdrucks Ihres E-Mail-Kontos verantwortlich, denn sie sind zwar nervig, aber schnell erledigt. Die meisten be-


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kommen Sie nie zu Gesicht, wenn Sie ordentliche Filter installiert haben. Wenn Sie also zu jenen gehören, die Mails unnötig an alle möglichen Personen weiterleiten, um sich abzusichern, dann ist der CO2-Abdruck ein weiterer guter Grund, Ihr Verhalten zu überdenken. Und mit der Zeit werden Sie feststellen, dass Ihre Kollegen Sie deutlich besser leiden können. Eine lange E-Mail, von einem Laptop gesendet, hat ein Zwanzigstel des Fußabdrucks eines Briefes (siehe S. §§49). Das sieht nach einer Einsparung von Emissionen aus, es sei denn, Sie verschicken 30 Mal mehr E-Mails, als Sie Briefe geschickt hätten. Das tun viele – und dazu noch den einen oder anderen Brief. Dies ist ein gutes Beispiel für den Rebound-Effekt – wie eine energieeffizientere Technologie zu erhöhten Emissionen führt, weil wir sie mit jeder Effizienzverbesserung häufiger benutzen. Netzwerke und Rechenzentren 14% Elektroenergie zur Nutzung des Smartphones 2%

Im Smartphone enthalten 85%

Der gesamte Fußabdruck einer kurzen E-Mail, die per W-LAN von einem Smartphone zum anderen gesendet wird; Schreibdauer 10 Sekunden, Lesedauer 5 Sekunden

Wenn es darum geht, wie wir unser Leben verbessern und gleichzeitig pro­ blemlos CO2 einsparen können, stehen Spam und unnötige E-Mails auf der Liste ganz oben, ebenso die altmodischen Werbebriefe. 2019 führte Ovo Energy eine Aktion durch, um Menschen von nutzlosen »Danke«-E-Mails abzuhalten. Ich unterstützte sie damals, um das Thema Klimanotstand besser ins Gespräch zu bringen und klarzumachen, dass alles für CO2-Ausstoß sorgt und es Vorteile hat, allen möglichen Müll aus unserem Leben zu verbannen. Aber die tatsächlichen Einsparungen, wenn man die kleinsten aller E-Mails reduziert, ist winzig – und es kann zuweilen äußerst wichtig sein, auch mal Danke zu sagen! Wenn es doch eine E-Mail-Steuer gäbe! Nur ein Cent pro Nachricht würde die meiste Werbung vernichten. Mit den Einnahmen ließe sich etwas gegen die Armut in der Welt unternehmen oder erneuerbare Energien fördern. Der

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CO2-Abdruck der Welt würde um 2,4 Millionen Tonnen sinken7, der durchschnittliche Anwender könnte jeden Tag ein paar Minuten sparen und pro Jahr kämen knapp 500 Milliarden Euro zusammen. Wenn schon ein Cent ausreichen würde, uns eine diszipliniertere Mailkultur anzugewöhnen – wenn vielleicht nur noch halb so viele Mails gesendet würden –, dann würde der Geldtopf gegen die Armut zwar vielleicht nur noch halb so voll, doch wir würden viel besser leben. Die (geringen) Einsparungen an CO2 wären ein zusätzlicher Bonus.

Eine Google-Suche 0,5 g CO2e für eine einfache Suche 5,6 g CO2e 5 Minuten Web-Suche auf dem Smartphone 8,2 g CO2e 5 Minuten Web-Suche auf dem Laptop8

Es ist gut, auf dem Laufenden zu sein. Basierend auf Googles Schätzung des eigenen Energieverbrauchs (und etwas mehr für Ihren Computer oder Ihr Smartphone und das Netzwerk) entspricht eine einfache Websuche für 3 Sekunden einem Fußabdruck von 5 Tonnen, während eine 5-Minuten-Suche auf dem Laptop ungefähr 50 Tonnen entspricht. Um diese Zahlen herzuleiten, begann ich mit einer Google-Schätzung von 2009, die 0,2g CO2e für die Elektrizität betrug, die man dort für eine Suche verbrauchte; ich nehme an, das ist inzwischen doppelt so effizient.9 Hinzu fügte ich 30 Sekunden Smartphone-Nutzung,während der Sie den Suchbegriff eingeben, auf das Ergebnis warten und es anschauen, inklusive verbrauchter Energie und enthaltenes CO2. Das Netz (wenn Sie mit mobilen Daten surfen) fügt weitere 0,4 g hinzu, was uns zu 0,5g bringt. Für die höchste Zahl nahm ich ein einigermaßen effizientes Laptop an, das mehr Energie verbraucht als ein Smartphone und (vor allem) bei der Herstellung energieintensiver ist. Fast ein Viertel der Laptop-Suche kommt vom W-LAN. Wenn Sie Informationen zum Fußabdruck von Websuchen recherchieren, finden Sie gänzlich verschiedene Zahlen basierend auf unterschiedlichsten Annahmen in zahlreichen Blogs und Artikeln. Rechercheure sind sich nicht immer einig, aber die Zahlen hier sollten einigermaßen ins Schwarze treffen. Google hat schätzungsweise mit 3,5 Milliarden Anfragen pro Tag zu tun (im Vergleich zu 200 – 500 Millionen im Jahr 2010).10 Wenn wir mit den Zahlen für den Fußabdruck einer einzelnen Suche auf einem Smartphone über


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mobile Daten rechnen, sind Google-Anfragen für fast 630.000 Tonnen CO2e pro Jahr verantwortlich. Das klingt nach einer großen Menge, tatsächlich ist es aber weniger als 0,0001 Prozent des Fußabdrucks der Menschheit. Wir können hier wohl recht entspannt sein. Das zu lesen, was wir gefunden haben, ist jedoch CO2-hungriger – siehe Ein Computer und seine Benutzung, S. §§129.

Eine Kurznachricht (SMS) 0,8 g CO2e einfache SMS (Kurznachricht)11

Eine SMS ist kein Problem – die 9,5 Billionen SMS der Welt sorgen nur für 0,01 Prozent der jährlichen globalen Emissionen. Auf der ganzen Welt werden pro Jahr um die 9,5 Billionen SMS verschickt.12 Der offensichtlichste Beitrag einer Kurznachricht zum CO2-Fußabdruck ist die Energie für das Handy, während Sie tippen – und die des Adressaten, während dieser die Nachricht liest. Wenn das Tippen bzw. Lesen der Nachricht ca. 1 Minute dauert und jedes Handy in dieser Zeit 2 Watt Energie verbraucht, beträgt der Fußabdruck ungefähr ein Fünfzehntel Gramm. Das sind jedoch nur 2 Prozent der realen Zahlen. Wieder besteht der Hauptanteil des Fußabdrucks aus dem CO2, das in den Handys enthalten ist, hinzu kommt, dass Sie sie bei jeder Benutzung etwas mehr abnutzen (siehe S. §116). Die Übertragung einer Nachricht von 1540 Zeichen über ein Netzwerk schlägt kaum zu Buche – ungefähr 0,0001 Gramm. Der durchschnittliche britische Handynutzer sendet 2,5 Nachrichten pro Tag, das gesamte Vereinigte Königreich verschickt also 74 Milliarden SMS pro Jahr; der durchschnittliche erwachsene US-Amerikaner sendet 15 Nachrichten am Tag.13 Die meisten Menschen nutzen zunehmend Online-Nachrichten-Apps wie WhatsApp, Facebook Messenger oder WeChat, deren Fußabdruck denen der SMS ähnlich ist, allerdings ist der des Netzwerks dabei größer. Generell kommt man jedoch auf ca. 0,8 Gramm pro Nachricht, je 30 Sekunden zum Lesen und Schreiben mit eingerechnet. Und wo landen wir insgesamt? Bei einem globalen Fußabdruck von 7 Millionen Tonnen. Klingt viel, ist aber nur 0,001 Prozent des globalen CO2-Fußabdrucks. Oder anders gesagt, Textnachrichten spielen keine große Rolle.

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Ein Plastikbeutel 3 g CO2e für einen sehr leichten Beutel 10 g CO2e für eine schwerere Supermarkt-Tragetasche14 50 g CO2e für eine schwere wiederverwendbare Tragetasche

Plastiktaschen sind aus vielen Gründen übel – das CO2 spielt dabei jedoch kaum eine Rolle. Plastik ist ein klassisches Beispiel dafür, dass wir Menschen Dinge erfinden und nutzen, ohne uns über ihre Auswirkungen im Klaren zu sein. Endlich scheinen wir jedoch das gigantische Verschmutzungsproblem erkannt zu haben, das wir in den letzten 50 Jahren ohne Nachzudenken in die Welt gebracht haben. Seit der ersten Ausgabe dieses Buches haben viele Länder eine Pflichtabgabe auf Plastiktüten eingeführt, die ein solches Signal waren, dass inzwischen jeder Plastiktüten reduziert – selbst Menschen, die sich weder Gedanken ums Geld noch um die Umwelt machen. Das alles ist gut, aber hat es geholfen, den Klimanotstand in den Griff zu bekommen? Nicht wirklich. Plastiktüten haben einen recht geringen CO2-Fußabdruck. Wenn Sie pro Woche sechs »altmodische« Tüten verwenden, addiert sich das zu 3 kg pro Jahr – was einem Beefburger entspricht. Oder um es anders zu formulieren, wenn Sie Ihren Einkauf in einer Wegwerftüte nach Hause tragen, ist die Tüte für ein Neuntausendstel des Fußabdrucks der Lebensmittel in der Tüte verantwortlich. (Und Achtung, wenn Sie eine schwere, wiederverwendbare Tasche weniger als fünfmal benutzen, sind Sie, was die Emissionen angeht, mit einer Wegwerftüte besser dran.) Natürlich gibt es andere gute Gründe, nur einmal verwendbare Plastiktüten abzuschaffen. Plastik hat die schlechte Angewohnheit, dass es im Ökosystem verbleibt, dort Hunderte von Jahren herumliegt, Tiere tötet und hässlich ist. Wenn wir über einen Abbau im Laufe der Zeitsprechen, meinen wir damit eigentlich, dass es in immer kleinere Teile zerfällt; soweit wir wissen, bleibt es für immer erhalten. Und wir nutzen unglaublich viel davon. Wäre alles weggeworfene Plastik der Welt Frischhaltefolie, könnten wir die Erde damit 1,5 Mal einwickeln.15 Wie werden wir das Plastik dann wieder los? Beim Verbrennen entstehen bösartige Toxine – und CO2 noch dazu – obwohl die Technologie besser wird. Rein aus der Perspektive des Klimawandels wären Deponien nicht schlecht. Die Tüten werden nicht abgebaut, also würden alle Kohlenwasserstoffe in den Boden zurückkehren, aus dem sie einst gekommen sind, um dort für


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lange Zeit gespeichert zu werden. Doch Deponien sind aus anderen Gründen scheußlich (siehe 1 kg Müll auf einer Deponie, S. §§66).

Hände trocknen 0 CO2e abtropfen lassen und an der Luft trocknen 2 g CO2e Dyson Airblade 10 g CO2e ein Papierhandtuch 11 g CO2e Standard-Elektrotrockner

Wenn Sie sechs Mal am Tag auf die Toilette gehen, könnten durch das Händetrocknen 3 bis 24 kg CO2e pro Jahr entstehen. »Wie trockne ich meine Hände möglichst ökologisch?«, werde ich häufig gefragt. Also werde ich sie beantworten, auch wenn – wie ich bereits in der Einführung erwähnte – andere Fragen durchaus wichtiger erscheinen, wenn Sie mit Ihrem Lebensstil Ihre CO2-Emissionen verringern wollen. Am CO2-armen Ende steht die Trocknung mit dem Dyson Airblade. Der Trockner schafft das in ca. 15 Sekunden mit 1,6 W Energie.16 Sein Geheimnis ist, dass er die Luft nicht erwärmt, sonder nur kräftig bläst. Das macht ihn so viel effizienter als andere Händetrockner. CO2-intensiver sind Papierhandtücher und konventionelle WärmeHandtrockner. Die Berechnungen für die Papierhandtücher beziehen sich auf 10 g Recyclingpapier niedriger Qualität pro Blatt und nur ein Blatt pro Handtrocknung.17 (Wenn Sie zwei Blätter verwenden, verdoppelt sich der Fußabdruck natürlich.) Konventionelle Händetrockner sind viermal schlimmer als der Dyson, denn sie brauchen etwas länger und dazu noch 6 kW Energie (um Wärme zu erzeugen, ist viel Energie notwendig). Dennoch sind die elektrischen Händetrockner fast ebenso gut wie Papierhandtücher, weil das §§britische Stromnetz inzwischen deutlich weniger CO2-intensiv ist als noch vor zehn Jahren (siehe Eine Einheit Elektrizität, S. §§51). Ganz unten auf der Leiter steht, seine Hände gar nicht zu trocknen oder tatsächlich ein kleines Handtuch zu nutzen, das mehrmals verwendet und dann bei geringen Temperaturen gewaschen wird. Ich bin zwar kein Hygieneexperte, aber man sagte mir, keine dieser Optionen wäre aus dieser Sicht optimal, vor allem nicht in Waschräumen, die von mehreren Menschen genutzt werden – und noch dazu in Zeiten einer Pandemie. Im Gegenteil, sie könnten den ohnehin beträchtlichen Fußabdruck des Gesundheitswesens weiter erhöhen (siehe S. §§135).

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Abschließend: Um die Hände trocknen zu können, müssen Sie sie zuerst einmal waschen. Dazu ist warmes Wasser zwar CO2-intensiver, aber aus hygienischen Gründen sinnvoll, und Mischbatterien sind den typisch britischen Waschbecken mit zwei Wasserhähnen haushoch überlegen, bei denen man erst Wasser ins Becken einlassen oder zwischen zwei laufenden Hähnen hin- und herwechseln muss, um sich möglichst nicht die Hände zu verbrühen.


Kapitel 2

1 0 G R A M M B I S 10 0 G R A M M

Papiertragetasche 12 g CO2e leicht und recycelt 80 g CO2e glänzende Modetasche aus neuem Papier

Taschen sollten immer wiederverwendet werden. Das Gerücht, Papiertaschen seien sowohl ökologischer als auch weniger CO2-intensiv als Plastiktaschen, hält sich hartnäckig. Die Annahme über das CO2 ist falsch, denn die Papierindustrie ist höchst energieintensiv. Bedrucktes, neues Papier erzeugt zwischen 2 und 3 Kilogramm CO2e pro Kilogramm hergestelltem Papier, vergleichbar also mit einem Kilogramm PolypropylenPlastiktüten. Papiertüten müssen jedoch deutlich schwerer sein, darum ist ihr Fußabdruck auch größer. Recyclingpapier lässt sich halb so energieintensiv herstellen wie Neupapier. Doch selbst eine leichte Recyclingpapier-Tüte, die für Obst und Gemüse nicht immer funktioniert, sorgt für etwas höhere Emissionen von Treibhausgasen als eine typische Plastiktragetasche. Bei der Entsorgung gibt es jedoch ein weiteres Problem, das ich nicht in meine Berechnungen aufgenommen habe. Wenn Sie sie nicht recyceln – was wir natürlich alle tun sollten – endet Ihre Papiertasche wahrscheinlich auf einer Deponie, wo sie verrottet und weiteres CO2 und, noch schlimmer, Methan an die Umwelt abgibt. Deponien können Methan unterschiedlich stark aufnehmen und verbrennen, doch keine nimmt alles auf, sodass typischerweise ca. 1 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen pro Kilogramm Papier auf einer Deponie entsteht (siehe 1 kg Müll auf der Deponie, S.§§66)1. Wie bei Plastiktaschen ist es immer am besten, auch Papiertaschen wiederzuverwenden – und immer zu recyceln. Noch besser ist es, sie gänzlich zu vermeiden, indem Sie eigene, wirklich »lebenslang« verwendbare Beutel und Taschen nutzen. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie nicht beim


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ersten Regentopfen auseinanderfallen und ihre soeben gekauften Äpfel über die Straße kullern lassen.

Ein Hemd bügeln 8 g CO2e schnelles Glätten eines leicht feuchten Hemdes durch einen Bügelexperten 14 g CO2e Durchschnitt 40 g CO2e arg zerknittertes Hemd

Ein Jahr lang fünf Hemden pro Woche zu bügeln, entspricht ungefähr einer Strecke von 11 Kilometer in einem Mittelklassewagen. Eine Freundin von mir bügelte sogar die Socken ihres Gatten (inzwischen sind sie geschieden). Wenn Sie in ähnlichen Gewohnheiten feststecken, hoffe ich, das CO2-Argument gibt Ihnen etwas mehr Durchsetzungsvermögen. Zwar ist Bügeln nicht das größte Umweltproblem, doch hier lässt sich etwas CO2 einsparen – ein besserer Lebensstil eingeschlossen. Wenn Bügeln unumgänglich ist, sollten die Sachen der Umwelt zuliebe leicht feucht sein, der Trocknungsprozess kann mit dem Bügeln abgeschlossen werden. Das spart gleichermaßen Zeit wie CO2 (vor allem wenn Sie ansonsten auf einen energieintensiven Wäschetrockner zurückgreifen müssten, siehe S. §§29). Noch effizienter wäre es, das Bügeleisen seltener zu benutzen. Für viele Menschen ist Bügeln eine Art Hobby oder Meditation. Falls das bei Ihnen so ist, habe ich gute Nachrichten für Sie: Duch den inzwischen in Großbritannien angebotenen Energiemix entstehen durch eine Stunde Bügeln ca. 140 g CO2e, deutlich weniger als die 250 g CO2e bei der ersten Auflage dieses Buches im Jahr 2009. Das ist vergleichbar mit einer Stunde Fernsehen, (schlechtere Ökobilanz seit unseren Studien von 2010), allerdings nicht, wenn Sie beides gleichzeitig tun.


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

Ein Zoom-Telefongespräch 2 g CO2e pro Stunde mit einem 13-Zoll MacBook Pro 10 g CO2e pro Stunde mit einem durchschnittlich effizienten Laptop 50 g CO2e pro Stunde mit einem Desktop-Computer und Bildschirm + im Computer enthaltene Emissionen - 20 Tonnen CO2e potenzielle Einsparung gegenüber einem Meeting in Hongkong, zu dem zwei Personen aus Europa fliegen müssten

Ein Videoanruf kann etliche Dienstreisen einsparen – oder Tonnen von CO2 bei eine Reihe von Flügen. Der Fußabdruck für einen Videoanruf per Zoom (oder Teams/Skype/FaceTime/Google Hangouts …) besteht im Wesentlichen aus den in der Hardware enthaltenen Emissionen – der Anruf selbst schlägt nur minimal zu Buche und unterscheidet sich kaum von normaler Computernutzung (siehe S. §§§129). Doch die Emissionen, die Sie damit vermeiden, liegen in einer ganz anderen Liga. Angenommen, Sie reisen mit drei Kollegen durchschnittlich 8 Kilometer zu einem Meeting. Fährt jeder mit dem eigenen Auto, entstehen dadurch 16 kg Emissionen; noch mehr, wenn jemand einen spritfressenden SUV fährt. Doch was, wenn das Meeting in Hongkong stattfindet und Sie aus Frankfurt einfliegen, jemand anders vielleicht aus Mailand? Wenn Sie beide hin und zurück Businessklasse fliegen, kämen so 20 Tonnen CO2e zusammen. Nun stellen Sie sich vor, der Zoom-Anruf würde eine Konferenz ersetzen, bei der ein Unternehmen oder einige Universitäten 200 oder mehr Delegierte entsenden würden. Der Nachteil dieser Videokonferenzen ergibt sich dann, wenn Sie gar nicht vorhatten, irgendwo hinzufliegen, aber nach ein paar Anrufen feststellen, dass Sie so gut miteinander klarkommen, dass Sie einander unbedingt treffen müssen. Und wieder treffen wir auf den hässlichen Rebound-Effekt. In diesem Fall ist er durch die unangenehme Tatsache bewiesen, dass wir vor der COVID-19-Krise ebenso einen Anstieg bei Videokonferenzen wie auch bei vermehrten Geschäfts- und Urlaubsflügen zu verzeichnen hatten. Wie wir alle wissen, sind Videokonferenzen seit der Coronakrise allerorts wie Pilze aus dem Boden geschossen, während Unternehmen ins Homeoffice zogen und Flüge unmöglich waren. Der CO2-Abdruck von Pendlern und Unternehmen verbesserte sich. Viele Unternehmen stellten fest, dass sie auch recht gut funktionierten, wenn Meetings online stattfanden. Zwar kann ein Leben ausschließlich über Zoom ziemlich anstrengend sein, aber

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die Welt hat gelernt, dass beides möglich ist und sich nutzlose, zeitaufwändige und CO2-intensive Reisen durch eine einfache Videokonferenz einsparen lassen. In dieser Hinsicht hat die Krise etwas gebracht.

Eine Portion Karotten (100 g) 28 g CO2e lokal, saisonal, volle Größe 83 g CO2e lokal, saisonal, Babykarotten 90 g CO2e volle Größe, Lieferung innerhalb Europas

Karotten sind, aus Sicht der CO2-Emissionen und der Ernährungsphysiologie, das Nonplusultra. Die Zahlen oben gelten für 100 Gramm – das ist schon eine anständige Portion – und sind für andere Wurzelgemüse ebenso gut. Mit ca. 0,7 g CO2e pro Kalorie gehören lokale Wurzelgemüse zu den klimafreundlichsten Lebensmitteln – und obendrein sind sie noch gesund. Wenn Sie sich nur davon ernähren würden, und von anderen mit einem ähnlichen Fußabdruck, könnten Sie sich für ca. 550 kg CO2e pro Jahr ernähren. Saisongemüse haben einen geringen CO2-Abdruck, denn sie wachsen unter natürlichen Bedingungen, werden nicht in Flugzeugen transportiert und sind nicht so ineffizient wie Nahurng aus tierischen Produkten. Die sogenannten Babysorten liefern einen geringeren Ertrag pro Hektar Land, darum sind die Emissionen pro Kilogramm höher. Und wie bei anderen Gemüsen kann die Verwertung von fehlgeformtem Gemüse helfen, den Abfall in der Lieferkette zu reduzieren (siehe Ein Apfel, nachfolgend). Wenn Sie die Karotten zehn Minuten lang kochen, kommen ein paar Gramm CO2e pro Kilogramm hinzu (mehr zum Kochen finden Sie unter Eine Portion gekochte Kartoffeln (200 g), S. §§37). Meine Kinder aßen sie lieber roh, was für mich okay war. Und nicht nur für mich – besser in jeder Hinsicht: weniger Emissionen, weniger Zubereitungszeit und ein höherer Nährwert.


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

Ein Apfel 0 g CO2e gepflückt aus dem eigenen Garten 32 g CO2e lokal und saisonal 80 g CO2e importiert, saisonal 290 g CO2e importiert, außerhalb der Saison, gefroren

Äpfel haben ungeachtet ihrer Herkunft einen geringen CO2Fußabdruck, aber lokale Äpfel in der Saison sind am besten.2 Diese Aussage scheint offensichtlich und unangreifbar. Doch um die Komplexität und Unsicherheit der Berechnung des CO2-Abdrucks zu verstehen, bedenken Sie Folgendes: Die Studie einer Universität in Neuseeland fand heraus, dass die aus deren Land nach Großbritannien exportierten Äpfel einen Fußabdruck von nur 185 g CO2e pro Kilogramm hatte – bedeutend geringer als britische Äpfel, die direkt vor Ort konsumiert werden, nämlich 271 g pro kg3. Es wurde argumentiert, in der britischen Produktion würden mehr fossile Brennstoffe in der Landwirtschaft verwendet, außerdem müssten die Waren stärker gekühlt gelagert werden. Außerdem wies die Studie auf den strengeren Mix der Elektroenergie in Neuseeland hin. Diese Faktoren, wurde behauptet, hoben die Emissionen aus dem Transport um den halben Globus auf. Eine ähnliche Studie des britischen Ministeriums für Umwelt, Lebensmittel und Landwirtschaft (Defra) führte zu ähnlichen Zahlen, fand jedoch umgekehrt heraus, dass für Deutschland lokale Äpfel umweltfreundlicher wären als die aus Neuseeland.4 Die Wahrheit lässt sich schwer herausfinden. Jede Studie geht von leicht unterschiedlichen Annahmen aus. Ohne Frage sind lokale Äpfel während der Saison am besten. Im Frühsommer jedoch, wenn lokale Äpfel bereits monatelang in Kühlhäusern gelagert wurden, sind Importe vielleicht die CO2-mäßig bessere Option. Doch es ist im Grunde nicht so schlimm, Äpfel von irgendwo in der Welt zu kaufen, denn sie werden auf Schiffen und nicht per Luftfracht transportiert. Und noch eins: Wie bei allem Obst und Gemüse ist es eine gute Idee, möglichst das zu kaufen, was von der Idealform abweicht, denn so ermutigen Sie die Lieferketten, fehlgebildetes Obst und Gemüse nicht zu entsorgen. Beispiel dafür wären »Die etwas anderen«-Äpfel, die es auch in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt.

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Fahrt auf dem E-Bike (1 Meile – 1,6 km) 3 g CO2e für ein voll elektrisches Fahrrad bei 20 km/h ohne Hügel oder Zwischenstopp 5 g CO2e bei gleicher Geschwindigkeit mit fünf Zwischenstopps und 20 m Höhenunterschied5 Weitere 10 bis 100g CO2e für das im Fahrrad enthaltene CO2

Die Emissionen eines Elektrofahrrads sind wirklich erstaunlich. In den zehn Jahren seit der ersten Ausgabe dieses Buches sind Elektrofahrräder in Mode gekommen – im Hinblick auf ihren CO2-Fußabdruck sind sie unglaublich. Sie sind so gut, dass ich mir selbst ein elektrisches Klapprad für mein tägliches Pendeln zur Arbeit zugelegt habe. Wie kann das Fahren auf einem E-Bike 20 Mal CO2-freundlicher sein als das Fahren auf einem normalen Fahrrad? Diese erstaunlichen Zahlen ergeben langsam Sinn, wenn Sie überlegen, woher Sie selbst Ihre Energie beziehen – von Bananenbäumen, die deutlich weniger effizient bei der Umsetzung der Solarenergie sind als Solaranlagen, zum Beispiel. Hinzu kommt, dass nur ein kleiner Teil der Energie des Bananenbaums seinen Weg in die Banane findet, die dann wiederum um die ganze Welt zu Ihnen transportiert werden muss. Außerdem sind Elektromotoren bei der Umwandlung von chemischer Energie in Bewegung etwa viermal effizienter als die Beine des Menschen. Käme unsere gesamte Elektroenergie aus Solarkraft, würde das E-Bike ein normales Fahrrad fast um den Faktor 1000 schlagen. Meine Zahlen stehen für eine rein motorisierte Fahrt, dabei müssen EBikes eine Mischung von Treten und Motorkraft bieten, sonst sind sie keine E-Bikes mehr. Sie helfen Ihnen, fahren aber nicht von allein. Das ist auch in Ordnung so, denn damit halten Sie sich auch auf eine E-Bike fit, erweitern jedoch Ihren Radius. Es heißt jedoch auch, dass der wahre Fußabdruck des Fahrens auf einem E-Bike irgendwo zwischen dem konventionellen Radfahren und den hier angeführten Zahlen liegt. Die im Fahrrad enthaltenen Emissionen sind bei E-Bike und Fahrrad ähnlich, abgesehen natürlich vom Motor und dem Akku. Pro gefahrenem Kilometer sind sie aber geringer bei einem E-Bike, denn mit dem fahren sie im Laufe seines Lebens vermutlich weiter als mit dem normalen Fahrrad. Die Batterie sorgt für nur 0,5 g CO2e pro gefahrenen 1,6 Kilometern, wenn Sie sie bis zum Schluss nicht tauschen.6 Ich nehme an, Sie kümmern sich um die Batterie, können Sie also 1000 Mal voll aufladen. Laden Sie sie dazu langsam und überladen Sie sie nicht, lassen Sie sie auch nicht völlig leerlaufen. Und lassen Sie das EBike nicht wochenlang ungenutzt stehen – fahren Sie los und nutzen Sie es!7


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

Einen Liter Wasser kochen 40 g CO2e mit einem elektrischen Wasserkocher 50 g CO2e mit einem Pfeifkessel auf mittelgroßer Gasflamme 115 g CO2e mit einem Topf ohne Deckel auf dem Gasherd

Die Elektroenergie in Großbritannien hat in den letzten zehn Jahren ihren Fußabdruck fast halbiert, darum gewinnt der elektrische Wasserkocher immer. Freunde von uns besitzen einen Teekessel, den sie auf ihrem Gasherd benutzen. Wir haben das Pro und Kontra monatelang diskutiert. Schließlich habe ich einen halben Vormittag mit verschiedenen Messungen verbracht. (Schon traurig, wenn man seine Zeit so verbringt, aber ich musste ein Buch schreiben.) Es stellte sich heraus, dass der elektrische Wasserkocher am schnellsten ist und nur 10 Prozent der Energie verschwendet wurden. Obwohl also Ineffizienzen in unseren Kraftwerken und Verteilungssystemen dafür sorgen, dass Elektroenergie eine CO2-intensive Art der Wärmeerzeugung ist, gewinnt der elektrische Wasserkocher noch immer. Dies geht von der Annahme aus, dass ein großer Teil der Energie aus erneuerbaren Energien besteht und kaum Kohle verwendet wird, wie es aktuell in Großbritannien der Fall ist. Als ich diesen Text für die erste Ausgabe dieses Buches schrieb, hing es noch von der Jahreszeit ab, wie der Teekessel auf Gas gegenüber dem Elektro-Wasserkocher abschnitt. Im Winter gewannen unsere Freunde mit ihrem Gaskessel den Preis für den geringsten CO2-Ausstoß. Schließlich wurde die Wärme, die von der Gasflamme um dem Kessel herum entweicht, nicht verschwendet, sondern wärmte den Raum, nichts von der verbrauchten Energie war also umsonst. In deren Haus war der Gasherd die effizienteste Wärmequelle, denn nichts wurde im Abzug verschwendet (wie bei einem Boiler), in unbewohnte Räume abgegeben oder ging in Leitungen verloren (wie bei einer Zentralheizung). Im Sommer gewannen unsere Freunde noch immer, wenn sie den Kessel auf eine kleinere Flamme stellten, um den Wärmeanteil zu maximieren, der das Wasser heizt, und nichts seitlich entweichen zu lassen. Damit sparten sie im vergleich zum elektrischen Wasserkocher 30 Prozent CO2 ein, es dauerte aber auch dreimal so lange, das Wasser zum Kochen zu bringen (12 Minuten). Mit einer größeren Flamme würden sie etwas mehr CO2 als der Elektrokocher erzeugen – und wären immer noch halb so schnell. Töpfe sind weniger effizient als Kessel. In einem Topf Wasser zum Kochen zu bringen, ist nur dann sinnvoll, wenn sich bereits Kartoffeln im Wasser be-

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finden, die bereits beginnen zu garen, bevor das Wasser kocht. Lassen Sie bei einem Topf den Deckel drauf, sonst verschwenden Sie 20 Prozent Energie, und achten Sie darauf, dass keine Wärme seitlich am Topf entweicht (kleine Flamme). Ebenso wichtig ist, nicht mehr Wasser zu kochen, als Sie wirklich brauchen. Es lohnt sich hier, auf einige nachhaltige Funktionen von Wasserkochern einzugehen, denn es gibt einige völlig simple, die dennoch lange nicht verfügbar waren. Erstens, eine gute Isolation verringert die Kochzeit, spart CO2 und bedeutet, wenn Sie versehentlich zu viel Wasser erwärmt haben, bleibt es länger heiß. Zweitens, mit einem Thermostat können Sie den Wasserkocher auf 85 Grad einstellen, was für einen Kräutertee ausreicht (eigentlich auch für Schwarztee). Das geht schneller, ist billiger, erzeugt weniger CO2, schmeckt besser und reduziert auch noch die Krebsgefahr im Mund.

Eine Busfahrt (1 Meile, also 1,6 km) 6 g CO2e in einem voll besetzten Elektro-Bus (90 Sitze) in Großbritannien 26 g CO2e in einem überfüllten Minibus in La Paz, Bolivien 46 g CO2e in einem halbvollen Routemaster-Bus in London (DieselHybrid) 2,5 kg CO2e pro 1,6 km in einem Überland-Doppelstockbus, in dem nur Sie und der Fahrer sitzen

Die Effizienz eines jeden Busses ist proportional zur Anzahl der Fahrgäste. Außerdem hängt sie davon ab, wie oft der Bus hält und wieder anfährt. Ein konventioneller Doppelstockbus verbraucht zwischen 20 und 40 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer. Vor einigen Jahren fuhr ich mit einem solchen durchs Lake District von Windermere nach Keswick. Die ganze Fahrt über war ich als einziger Passagier mit dem Fahrer alleine unterwegs. Mit vier Passagierkilometern pro Liter fiel die Bilanz deutlich schlechter aus, als hätte man den Bus in der Garage gelassen und ich wäre mit dem Auto gefahren. Man kann es jedoch auch so sehen: Der Bus wäre ohnehin gefahren, also war meine Mitfahrt sozusagen CO2-frei. Die Katze beißt sich in den Schwanz. Niemand will Bus fahren, weil es ebenso billig und bequemer ist, das Auto zu nehmen (wenn man eins hat). Andererseits, würde der Bus dreimal öfter fahren und nur ein Drittel kosten, wäre er wohl sehr beliebt.


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

In La Paz in Bolivien wird dieses Prinzip in Perfektion umgesetzt, wenn man bereit ist, auf etwas Sicherheit und Komfort zu verzichten. In Zwölfsitzer-Minibussen quetschen sich oft mehr als 20 Leute und werden überall durch die Stadt gefahren. Für einen Boliviano, ein paar Cent, kommen Sie überall hin und es ist reines Pech, wenn Sie einmal länger warten müssen. Die meisten Menschen in der entwickelten Welt würden für eine Luxusversion dieses Transportsystems vielleicht den fünffachen Preis bezahlen wollen, doch das Prinzip funktioniert und in Bolivien hat das »Wertversprechen« vor 20 Jahren genau den Bedürfnissen des Marktes entsprochen. Seit der letzten Ausgabe dieses Buches sind die Routemaster-Busse in London so viel besser geworden, dass sie sogar noch die Minibusse in La Paz übertrumpfen, wenn sie voll besetzt sind. Voll elektrische Busse in Großbritannien sind sogar noch besser, denn ihr Fußabdruck beträgt weniger als ein Viertel des neuen Londoner Doppeldecker-Busses mit Diesel-Hybrid-Antrieb. Alle meine Zahlen beziehen die Lieferketten des Treibstoffs ebenso mit ein wie die Emissionen durch den Auspuff. Ich habe außerdem eine Komponente für die Emissionen bei der Fahrzeugherstellung mit aufgenommen, auch wenn das beim Bus eher weniger eine Rolle spielt, da er viele Kilometer zurücklegt, bevor er ersetzt werden muss.8 In Zukunft müssen natürlich alle Busse elektrisch sein. Das wird auch helfen, die 40.000 Todesfälle pro Jahr in Großbritannien zu reduzieren, die allein auf die Luftverschmutzung zurückzuführen sind.9

Radfahren (1,6 km, also 1 Meile) 40 g CO2e angetrieben mit Bananen 70 g CO2e angetrieben mit Müsli mit Kuhmilch 190 g CO2e angetrieben mit Schinkenspeck 310 g CO2e angetrieben mit Cheeseburgern 4,7 kg CO2e angetrieben mit Spargel, per Luftfracht geliefert aus Übersee + 10 – 100 g CO2e für das im Fahrrad enthaltene CO210

Wenn Ihre Energie fürs Radfahren lediglich aus Burgern stammt, sind die Emissionen die gleichen wie beim Autofahren. Alle die Berechnungen hier bauen auf der Annahme auf, dass Sie pro Kilometer 32 Kalorien verbrennen (bzw. 50 Kalorien pro Meile). Die exakten Zahlen hängen von Ihrer Fitness (je fitter, desto geringere Emissionen) ab, außer-

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dem, wie groß, breit und schwer Sie sind (je größer, desto mehr Emissionen, denn Größe bedeutet höheren Luft- und Rollwiderstand), wie schnell Sie fahren (je schneller desto mehr) und wie oft Sie bremsen müssen. All die Energie beim Radfahren muss aus Ihrer Nahrung kommen, die wiederum einen gewissen CO2-Fußabdruck hat. Die gute Nachricht ist dabei, dass Nahrung mit geringerem Abdruck auch als bester Radfahr-Treibstoff gilt. Bananen (siehe S. §§39) sind natürlich brillant. Frühstückscerealien sind auch ziemlich gut (die Kuhmilch ist ein kleiner Nachteil). Schinkenspeck steht mit ca. 190 g CO2e für eine Scheibe von 25 g zu Buche, die jedoch nur Kalorien für 3,2 Kilometer liefert, während Radfahren mit Cheeseburger-Antrieb derselben Distanz in einem effizienten Auto gleichkommt. Um es etwas ins Lächerliche zu ziehen: Wenn Sie Ihre Energie zum Radfahren aus Spargel bezögen, der per Flugzeug vom anderen Ende der Welt angereist ist, landen Sie bei 4,7 kg CO2e pro 1,6 Kilometer (knapp 3 kg pro km) – dann wären Sie sogar im SUV günstiger unterwegs. Die im Fahrrad und der entsprechenden Ausrüstung enthaltenen Emissionen variieren pro Kilometer und hängen im Wesentlichen davon ab, wie oft Sie Ihre Ausrüstung nutzen und ob Sie sie neu oder aus zweiter Hand erworben haben. In Szenarien mit geringere CO2-Ausstoß dominieren die Wartung des Rades und ei Ausrüstung, während die Ernährung eine untergeordnete Rolle sielt. Ist Radfahren also CO2-freundlich? Ja, unbedingt! Angetrieben von CO2freundlichen Kohlenhydraten ist ein gut gewartetes Rad ca. 10 Mal CO2-effizienter als ein durchschnittliches Benzinauto. Außerdem hält es gesund, wenn Sie nicht gerade unter einem Bus landen. (Genau genommen könnte man Sterben als CO2-freundlich einstufen, eine Operation, die Sie jedoch vielleicht benötigen, ist es nicht. Siehe S. §§135) Der Kauf eines Klapprades, um zum Zug zu pendeln, war eine meiner besten Entscheidungen, sowohl hinsichtlich meiner Lebensqualität als auch des CO2-Abdrucks. Ich brauche für den Weg 10 Minuten länger, mache jedoch dafür jeweils eine halbe Stunde Sport und kann 15 Minuten im Zug lesen. Ich habe mir also eine Stunde von den Dingen in den Tagesablauf geschmuggelt, die ich gern tue – während ich dabei noch Geld und CO2 spare. Und indem ich mit meinem Auto nicht durch den Berufsverkehr fahre, wird der Stau für alle anderen kürzer und sie atmen beim Warten weniger Abgase ein (siehe Auto-Pendeln im Stau, S. §§§106).


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

Eine Reise im Zug (1,6 km, also eine Meile) 22 g CO2e Französischer TGV, elektrisch, angetrieben mit Kernenergie 68 g CO2e Zug der U-Bahn in London 72 g CO2e S-Bahn oder Straßenbahn 80 g CO2e Intercity Zweite Klasse 160 g CO2e Intercity Erste Klasse

Eine Zugfahrt von 64 Kilometer hat denselben Fußabdruck wie ein halber Liter Milch. Zwar ist Reisen mit dem Zug eine relativ grüne Variante der Fortbewegung, doch die Zahlen oben machen deutlich, dass die Emissionen einer Bahnreise dennoch höher sind, als man vielleicht denkt. Alle hier genannten Zahlen enthalten die direkten Emissionen und den Energieverbrauch, der für die Bewegung des Zuges an sich nötig ist, beziehen jedoch auch die indirekten Emissionen für die Herstellung des Zuges, die Wartung der Gleisanlagen und den Bertieb der Infrastruktur mit ein.11 Die Energie, die nötig ist, um einen Zug auf den Gleisen zu bewegen, ist nur durch wenige Faktoren bestimmt.12 ■■ ■■

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Wie schnell der Zug fährt. Der Luftwiderstand steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit. Wie oft der Zug hält. Jeder Halt verbraucht Energie – diese ist direkt proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit und dem Gewicht des Zuges. Neuere Züge reduzieren diese Halteenergie durch »regeneratives Bremsen«, ähnlich wie in Hybridautos. Rollwiderstand der Räder auf den Gleisen. Dieser ist für Züge geringer als für Autos, denn Metallräder auf Metallgleisen sind effizienter als Gummireifen auf Asphalt. Der Widerstand steigt direkt proportional mit dem Gewicht des Zuges. Der Treibstoff. Elektroenergie schlägt Diesel, trotz der Ineffizienzen bei der Gewinnung von Elektroenergie aus fossilen Brennstoffen. Der Motor des Zuges kann jedoch fast alle Energie in Bewegung umsetzen, und beim Bremsen kann die meiste kinetische Energie wieder in Elektroenergie umgewandelt werden. Ein Dieselmotor ist weniger effizient. In Großbritannien hat sich der Vorteil elektrifizierter Züge deutlich erhöht, weil der Energiemix im Netz grüner geworden ist.

Intercity-Züge fahren schnell (das ist schlecht), halten aber selten (gut!). In Großbritannien fahren sie meist elektrisch (gut), sind aber extrem schwer

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(schlecht). Ein Zug wiegt pro Passagier ungefähr doppelt so viel wie ein Auto. Professor Roger Kemp13, der diese erstaunliche Tatsache erforscht hat, erklärt das mit übertriebener Sicherheit: Züge wiegen ungefähr doppelt so viel wie nötig, weil wir von Sicherheit besessen sind, obwohl Zugreisen hundertmal sicherer sind als Reisen mit dem Auto. Darum ist ungefähr doppelt so viel Energie nötig, um unsere Züge in Bewegung zu setzen, um den Bahnhof zu verlassen. Die Erste Klasse muss hier erwähnt werden, denn in einen Wagen Erster Klasse (britischer Bahnen) passen nur halb so viele Sitze wie in einen Wagen der Zweiten Klasse. Das bedeutet, das transportierte Gewicht pro Passagier verdoppelt sich noch einmal. Nun sind wir bereits bei dem Gewicht von vier Autos pro Sitz. Ich reise manchmal in Zügen, die fast zur Hälfte aus nahezu leeren Wagen der Ersten Klasse bestehen, während sich im übrigen Zug die Leute drängen – das wahre Gewicht, das pro Passagier der Ersten Klasse transportiert wird, ist also vermutlich noch viel höher. Noch komplizierter wird es beim Eurostar, dem Zug zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland. In Frankreich wird er mit elektrischem Strom aus Kernkraftwerken betrieben. Diese Energie hat einen geringen CO2Abdruck, ungeachtet dessen, ob man Kernenergie an sich für sinnvoll hält oder nicht. Dennoch finde ich es nicht passend, sich den Fußabdruck der Züge in Frankreich geringer vorzustellen als anderswo, wie es zuweilen dargestellt wird, denn die Kernenergie aus französischen Kraftwerken würde auch dann aufgebraucht, wenn keine Züge führen. (siehe Eine Einheit Elektroenergie, S. §§51 – dort finden Sie mehr zum etwas verwirrenden Konzept der Grenznachfrage). Interessanterweise ist der Fußabdruck pro Passagier der Londoner U-Bahn geringer als der der Intercity-Züge, denn die Menschen sind da sehr eng eingepfercht (zumindest vor COVID-19). Außerdem bewegt sich die Tube relativ langsam, ist voll elektrifiziert und die Züge sind leichter. Generell sind Züge viel umweltfreundlicher (und viel sicherer) als Autos, auch wenn ein voll besetztes Auto mit geringem Verbrauch den Fußabdruck eines Zuges schlagen kann. Selbst zwei Personen in einem effizienten Mittelklassewagen reisen umweltfreundlicher als in einem Wagen Erster Klasse. Siehe auch London-Glasgow und zurück (S. §§114).


1 0 G ramm bis 10 0 G ramm

Durch eine Tür gehen 0 g CO2e normale Zimmertür an einem Sommertag 3 g CO2e Haustür an einem kalten Wintertag 83 g CO2e große elektrische Tür in einem große Treppenhaus an einem kalten, windigen Tag

Im Zweifel kostet es so viel CO2 wie eine Banane, wenn Sie ein Gebäude betreten. Am Eingang zu dem Gebäude, in dem ich arbeite, gibt es keine Türklinke.14 Sie müssen einen Knopf drücken und warten, während zwei Elektromotoren summen und surren und sich die Doppeltür langsam öffnet – damit Sie durch eine Öffnung von 2 Metern Breite und 2,50 Metern Höhe hindurchgehen können. Sie betreten ein weitläufiges Treppenhaus mit zwei großen Heizkörpern. Die einzige Dekoration ist ein Zertifikat für die Umweltfreundlichkeit des Gebäudes. Es dauert 18 Sekunden, bis sich die Türen wieder geschlossen haben. Dieses zwölf Jahre alte Gebäude wurde erstaunlicherweise als äußerst umweltfreundlich eingestuft.15 Die Energie für die Elektromotoren ist nicht das Problem. Sie setzen weniger als ein halbes Gramm CO2e frei. Das Problem ist die Fläche, die Sie öffnen müssen (seit meinem ersten Buch bleibt die eine Türhälfte geschlossen, das Problem wurde also ein wenig reduziert), die Dauer der Türöffnung und der riesige beheizte Raum, in den sich die Tür öffnet. Für dieses Gebäude muss es zahlreiche andere Optionen gegeben haben, zum Beispiel manuelle Türen, die sich automatisch schließen und einzeln geöffnet werden können, dazu eine Taste für automatische Öffnung für Körperbehinderte. Drehtüren an Turbinen, die Strom erzeugen, wenn man hindurchgeht, wurden in Holland16 getestet, klingen jedoch nach einer netten Spielerei, um die gute Reputation der erneuerbaren Energien abzuschwächen. In einem durchschnittlichen Privathaus an einem kühlen, windigen Tag, landen die Zahlen wohl eher bei 3 g, wenn man die Tür per Hand öffnet und auch gleich wieder hinter sich schließt. Wie ineffizient der Prozess auch sein mag und wie schlecht designt eine Tür ist, an einem kalten Tag ist es immer besser, sie zu öffnen und zu schließen, statt sie offen stehen zu lassen. Läden, die ihre Türen im Winter ständig geöffnet halten, tun das, ohne auf die Umwelt zu achten.

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Kapitel 13

WA S KÖ N N E N W I R T U N ?

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die einer globalen Lösung bedarf – und leicht beschleicht einen das Gefühl, die eigene Einzelaktion würde nichts bewirken. Man verfällt auch schnell in den Duktus vieler Politiker, die dem Thema Klimaveränderung ablehnend gegenüberstehen – dass »Opfer« eines Landes wie Großbritannien nichts bewirken, denn unsere CO2-Emissionen sind im Vergleich zu denen von China und der USA winzig. Das ergibt jedoch keinen Sinn. Großbritannien ist für ein Prozent (Deutschland für zwei Prozent) der globalen Emissionen verantwortlich, und diesen Beitrag zu halbieren oder gar auf Null herunterzufahren hätte deutliche Auswirkungen, sowohl diese Maßnahme selbst als auch als Wegweiser für die restliche Welt. Und jeder und jede einzelne von uns kann für den Wandel von Bedeutung sein: Wir können ebenso unseren eigenen CO2-Ausstoß reduzieren als auch Druck bei unseren Arbeitgebern und in der Schule ausüben, bei unseren Stadtverwaltungen und Regierungen, auf Unternehmen und Konzerne. Als ich die erste Version dieses Buches schrieb, wollte ich bewusst darauf verzichten, jemandem zu sagen, was er zu tun oder zu lassen hat. Ich selbst bin nicht scharf auf Anleitungen, wie ich zu leben habe, und ich denke, den meisten Leuten geht es ähnlich. Doch die erste Frage, die mir bei jeder Lesung gestellt wurde, lautete: Was können wir tun? Dieses Kapitel ist also mein Versuch einer Antwort oder zumindest von Vorschlägen, die sich nach 15 Jahren Nachdenken, Gesprächen, Forschungen und Beratungen zum Thema CO2-Fußabdruck bei mir angesammelt haben – auch wenn ich das alles selbst nicht so gut umsetze, wie ich es gern würde. Dieses Kapitel besteht aus drei Teilen. Im ersten gehe ich darauf ein, warum individuelle Aktionen noch immer so wichtig und wirksam sind, obwohl das Problem global ist. Im zweiten Teil geht es um die Details der praktischen CO2-Reduzierung. Danach – und das ist vielleicht am wichtigsten – diskutiere ich die Frage, wie wir unseren Einfluss erweitern und Druck für die großen Veränderungen ausüben können, die gerade nötig sind. Unseren persönlichen CO2-Abdruck zu reduzieren, ist entscheidend, doch der Druck auf


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Politik und Wirtschaft ist unter Umständen wirksamer – ich hoffe, das ist im Diagramm zu sehen.

Meinen Abdruck reduzieren

Sich für große Veränderungen einsetzen

Zwei wichtige und miteinander verbundene Aktionsbereiche und ihre relative Bedeutung

Auch wenn keiner von uns in der Lage ist zu zeigen, wie wir die Welt im Handstreich verbessern, können wir doch Teil einer Bewegung werden, die viel einflussreicher ist als jeder Einzelne allein. Und das ist doch schon mal was.

Warum Einzelaktionen helfen Ein erster Grund: Auch wenn jeder von uns nur einen so winzigen Teil der benötigten Veränderungen bewirken kann, können wir dadurch und durch einen bewussten CO2-armen Lebensstil helfen, neue Normen zu schaffen. Indem wir neue Möglichkeiten finden, besser und umweltfreundlicher zu leben, zeigen wir anderen, dass es möglich ist. Es ehrt unsere Bescheidenheit, dass wir meist so sein wollen wie alle anderen. Alles, was Sie also tun, um Ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, macht es für Ihre Mitmenschen normaler, es Ihnen gleich zu tun. Wenn Sie etwas unternehmen, das sich merkwürdig oder ungewöhnlich anfühlt, dann denken Sie daran, dass Sie anderen damit den Weg ebnen. Wenn Sie einem nachhaltigen Trend folgen, ermutigen Sie andere, es Ihnen gleichzutun (bzw. üben zum passenden Zeitpunkt Druck aus). So wird der verschwenderische Umgang mit dem verbliebenen CO2-Budget bald als unverantwortlich und dumm angesehen werden. Indem wir Veränderungen in unserem Leben vornehmen, öffnen wir den politischen Raum und schaffen einen Markt für nachhaltigere Geschäfts-


Was können wir tun ?

ideen. Zum Beispiel finde ich, dass es 2019 streikende Schülerinnen und Schüler und Aktivisten von Extinction Rebellion Großbritannien leichter gemacht haben, seine Klimaziele anzupassen: Im Juni 2019 besserte die britische Regierung das Klimaschutzgesetz von 2008 nach, um bis 2050 CO2-frei zu wirtschaften – immerhin mehr als die Mindestforderung. Außerdem hatten sie großen Einfluss auf die Kommunikation in den Unternehmen, mit denen ich arbeite. Einzelpersonen, die ihre Ernährung umstellen, haben zweifellos Greggs, eine britische Backwaren-Kette, ermutigt, ihre inzwischen berühmte vegane Sausage Roll (veganes Würstchen im Teigmantel) einzuführen. Durch unsere eigenen Veränderungen zeigen wir, dass es uns wichtig ist. So beweisen wir den Politikern und Unternehmen, dass wir es ernst meinen. Im Diagramm ist das der Bereich, in dem sich die Kreise überlappen. Die Reduzierung des eigenen Fußabdrucks untermauert die Forderungen nach einer CO2-armen Welt. Und indem wir selbst CO2-ärmer werden, lernen wir die Probleme der Welt aus erster Hand kennen. Dinge, die uns persönlich zurückhalten (zum Beispiel weniger zu fliegen oder unsere Ernährung umzustellen), haben auch auf nationaler und internationaler Ebene Parallelen. In den Gesprächen mit der Familie und Freunden spiegeln sich die Schwierigkeiten internationaler Klimaverhandlungen wider. Wir dürfen nicht erwarten, dass nachhaltige Entscheidungen immer leichtfallen – und wir müssen auch nicht zu sehr mit uns ins Gericht gehen, weil wir nicht perfekt sind. Im Gegenteil, seien Sie neugierig, wo Sie scheitern.

Wie kann ich meinen Fußabdruck verringern? Jeder hat einen anderen Fußabdruck – in Größe und Form. Um zu entscheiden, wo es sich lohnt, etwas zu ändern, sollten Sie eine Vorstellung davon haben, wie Ihr Fußabdruck aussieht. Dazu brauchen Sie keine perfekte Analyse, nur eine grobe Vorstellung von den Größenordnungen.

Schritt 1: Verstehen Sie Ihr CO2 In Großbritannien liegt der durchschnittliche Fußabdruck einer Person bei 12,7 Tonnen CO2e und sieht wie das nachfolgende Tortendiagramm aus. Dazu gehören ein Überseeflug alle drei Jahre, ein Flug innerhalb Europas jährlich, dazu der Besitz eines Benzin- oder Dieselautos (das sich zwei Personen teilen), das etwas 6 bis 7 Liter Treibstoff auf hundert Kilometer verbraucht und pro Jahr ca. 12.000 Kilometer zurücklegt. Unser Durchschnittshaushalt verbraucht knapp 1.200 kWh Elektroenergie und 5.400 kWh andere Energien pro Person und Jahr. Wir essen im Durchschnitt fast täglich Fleisch

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und werfen ungefähr 20 Prozent (Gewichtsanteil) des Essens weg, das wir gekauft haben. Wir kaufen viel mehr Kleidung, Möbel und andere Dinge, als wir wirklich brauchen, und einiges davon landet frühzeitig in der Tonne.

Wasser, Müll und Abwasser 2 %

Gesundheitswesen, Bildung, öffentlicher Sektor 10 %

Weitere zugekaufte Dienstleistungen 3 % Freizeit, Erholung, Unterhaltung 1 % Einkäufe, außer Nahrung 7 % Züge, Busse, ÖPNV 2 % Nutzung von Fähren und Schiffen 2 % Flugreisen 9 %

Essen und Getränke aus Läden 23 %

Rest 23 %

Reisen 27 %

Autoherstellung 3 % Fahrzeug-Kraftstoff 11 %

Essen 25 % Wohnen 25 %

Essen aus Restaurants 2 % Unterbringung (nicht zu Hause) 3 % Wohnen 6 % Heizung mit fossilen Brennstoffen 11 %

Haushaltselektrizität 5 %

Der durchschnittliche Fußabdruck in Großbritannien: 12,7 Tonnen CO2e pro Jahr.

Natürlich muss man dazusagen, dass es keinen Durchschnittsmenschen gibt. In Großbritannien, einer ungleichen Gesellschaft, leben wenige Menschen mit einem deutlich höheren Fußabdruck als dem Durchschnitt. Zum Beispiel fliegt die Hälfte der Bevölkerung nie, während 70 Prozent der Flüge von 15 Prozent der Bevölkerung absolviert werden. Wenn Sie zu den Vielfliegern gehören, haben Sie ein großes Potenzial an der Hand, um Ihren Fußabdruck auf den Durchschnitt abzusenken … bis zum 5-Tonnen-Lebensstil, der für uns alle in den nächsten Jahren ein mögliches Ziel zu sein scheint. Basierend auf dem durchschnittlichen Fußabdruck könnten Sie ein grobes Tortendiagramm mit Ihren eigenen Emissionen zeichnen. Ich biete Ihnen mal ein leeres Diagramm an, wenn Sie Lust haben. Wenn Sie zum Beispiel mehr fliegen als der durchschnittliche Brite, wäre der Anteil von Flügen an Ihrem Fußabdruck deutlich höher. Wenn Sie nur einmal pro Woche Fleisch essen, ist Ihr Anteil der Lebensmittel geringer. (Tipp: Zeichnen Sie mit Bleistift.)


Was können wir tun ?

Mein eigener CO2-Fußabdruck sieht ungefähr so aus.

Im Internet finden Sie einen recht einfachen persönlichen CO2-Rechner: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/. Auch der World Wide Fund for Nature hat einen guten unten https://bit.ly/2R3Amf. Ich verwende für meine Berechnungen die Zahlen für einen typischen Einwohner Großbritanniens, Sie können Ihre Prioritäten jedoch anhand Ihres eigenen Tortendiagramms eintragen.

Schritt 2: Wählen Sie Ihre Schlachtfelder Nun, da Sie eine ungefähre Vorstellung von der Größe und Form Ihres eigenen Fußabdrucks haben, können Sie sich entscheiden, wo Sie ansetzen – je nachdem, welcher Sektor in Ihrem Diagramm wie groß ist und wieviel Aufwand Sie treiben wollen. Ich hoffe, dass bei den Vorschlägen zur CO2-Reduzierung für jeden etwas dabei ist. Ein CO2-armer Lebensstil ist nicht nur etwas für die Armen oder die Reichen, auch nicht nur für die Beschäftigten und diejenigen, die viel Zeit haben. Er gilt für alle, doch man kann ihn verschieden angehen. Es lohnt sich also, über den Stil nachzudenken, den Sie übernehmen wollen. Eine Möglichkeit wäre, Ihre Position auf der nachfolgenden Waage zu finden. Auch andere Überlegungen könnten einfließen, wie zum Beispiel die Auswirkungen Ihres sozialen Lebens, die Sie anstreben oder lieber vermeiden wollen.

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Ich möchte Geld sparen

Ist mir egal, ob es Geld kostet

Ich möchte Zeit sparen

Ist okay, wenn ich mir dafür Zeit nehme

Ich möchte dabei gesünder werden

Um meine Gesundheit kümmere ich mich an anderer Stelle

Das Projekt soll Spaß machen

Es muss einfach und locker gehen

Finden Sie Ihre Position auf der Waage. Fügen Sie dann alles hinzu, was Ihnen hierbei wichtig ist.

Schritt 3: Beginnen Sie mit einzelnen Tortenstücken Nun beginnen wir eine Tour durch die Torte, verbunden mit einigen Ideen. Vergessen Sie dabei nicht: Sie brauchen weder traurig zu sein, noch sich selbst für Ihr Scheitern zu bestrafen. Wir sind, wie wir sind, und der Schlüssel ist, nach vorn zu schauen. Wie bei jeder Diät wird es nötig sein, einige Gewohnheiten zu ändern, betrachten Sie es generell jedoch als Chance auf ein besseres Leben. Manchmal führt ein wenig Kreativität zu einem Gewinn an allen Fronten. Ein andermal tun wir etwas nur, weil wir wissen, dass es besser ist. Wenn eine Aktion bei Ihnen allerdings ein schlechtes Gefühl hinterlässt, sollten Sie sie bleiben lassen. Aber geben Sie auch nicht auf. Behalten Sie es im Hinterkopf und suchen Sie mit der Zeit nach einer Lösung, die für Sie funktionieren kann. Beim Durchgehen der folgenden Punkte können Sie Haken, Kreuze oder Fragezeichen bei den Kästchen hinterlassen – so zeigen Sie, was bei Ihnen funktionieren könnte.


Was können wir tun ?

Lebensmittel Lebensmittel sind für ein Viertel des Fußabdrucks einer Person in Großbritannien verantwortlich. Mit den folgenden einfachen Regeln lässt er sich um die Hälfte bis zu Dreiviertel reduzieren, die wichtigsten Maßnahmen kommen zuerst. ■■

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Essen Sie weniger Fleisch und Milchprodukte, vor allem weniger Rindund Lammfleisch. Wenn Sie solches Fleisch kaufen, sollte es von Tieren stammen, die vor allem mit Gras ernährt werden, nicht auf gerodeten Flächen stehen und auch möglichst nicht auf Land, das für den Anbau von Nahrungsmitteln verwendet werden sollte (gute Optionen sind Schafe und Kühe aus den Bergen). Probieren Sie vegetarische Alternativen aus, auch Fleisch aus dm Labor wäre besser als Fleisch aus der Massentierhaltung. Verzehren Sie alles, was Sie kaufen. Prüfen Sie, was noch gegessen werden muss, bevor Sie einkaufen gehen, lernen Sie, Reste zu verwerten und lagern Sie Gemüse im Kühlschrank (außer Kartoffeln). Frieren Sie etwas ein, bevor es schlecht wird. Verschenken Sie Lebensmittel, bevor Sie sie wegwerfen. Kaufen Sie nur so viel, wie Sie verbrauchen können. Besondere Vorsicht ist bei Frischprodukten im Sonderangebot (2 kaufen, 1 bezahlen) geboten. Vermeiden Sie Nahrung, die per Luftfracht transportiert wird. Wenn Obst oder Gemüse von weit her kommen, fragen Sie sich, ob sie robust und dickschalig genug sind, um per Schiff reisen zu können, oder ob sie eingeflogen werden müssen. Die Märkte sollten das besser kennzeichnen, doch meist tun sie das nicht, deshalb hier einige Beispiele: Äpfel, Orangen, Bananen, Ananas und Melonen sollten eigentlich immer okay sein. Alles Gemüse aus Kenia (wie Zuckererbsen oder zarter Brokkoli) sind es meist nicht, ebenso wenig wie Spargel aus Peru oder Weintrauben und Beeren aus Kalifornien. Eine vegane Ernährung kann den Fußabdruck einer Fleischernährung erreichen, wenn man zu viel eingeflogenes Obst und Gemüse isst. (Siehe S. §§133) Versuchen Sie, die Verpackung zu reduzieren, und überlegen Sie, sich einen Laden zu suchen, in dem Sie Ihre eigenen Tüten und Gefäße mitbringen können.

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WI E SCH LIMM SI N D BANAN EN? JAN Artischocke Aubergine Basilikum Blumenkohl Brokkoli Brokkoli (violett) Brunnenkresse Chicoree Erbsen Feldsalat Fenchelknollen Frühkohl Grüne Bohnen Grünkohl Kartoffeln Kartoffeln (neue) Knoblauch Kohlrabi Kohlrüben Kopfsalat Kürbis Lauch Mais Mangold Meerfenchel Möhren Pak-Choi Palmkohl Paprika Pastinake Radicchio Radieschen Rosenkohl Rote Bete Schwarzwurzeln Sellerie (Knolle) Senfgurke Spargel Spinat Stangensellerie Stielmus Süßkartoffeln Tomaten Topinambur Weißer Spargel Weißkohl Zucchini Zucchiniblüten in Dose oder gefroren

FEB MÄR APR

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Was können wir tun ? JAN

FEB MÄR APR

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Apfel Aprikose Banane Birne Blaubeere Bramley-Apfel Clementine Cranberry Dattel Feige Granatapfel Grapefruit Himbeere Holunderbeere Kirsche Nektarine Orange Pfirsich Pflaume Quitte Rote Johannisbeere Schwarze Johannisbeere Stachelbeere Wildapfel Zitrone Zwetschge

Am wichtigsten ist, beim Einkaufen Luftfracht zu vermeiden, der Saison entsprechend zu kaufen und sich möglichst pflanzlich zu ernähren. Diese Tabelle zeigt Saison-Obst und -Gemüse in Großbritannien.

Reisen Reisen nimmt ein weiteres Viertel des durchschnittlichen Fußabdrucks einer Person in Großbritannien ein. Die größten Posten dabei sind Autofahren und Fliegen – und eine Luxus-Schiffsreise ist der größtmögliche vorstellbare CO2Ausstoß. Autofahren ■■ Schaffen Sie das Auto ab. Das wäre die ideale Lösung. Verabschieden Sie sich vom Parkstreifen in Ihrer Straße. Sparen Sie tonnenweise Geld und leben Sie gesünder. Mieten Sie ein Auto, wenn Sie unbedingt eines brauchen. Oder werden Sie Mitglied in einem Carsharing-Verein. Sie werden vermutlich nichts vermissen. ■■ Fahren Sie weniger. Nehmen Sie öffentliche Verkehrsmittel, so oft Sie können. Fahren Sie Rad oder laufen Sie. Besorgen Sie sich ein E-Bike (siehe S. §§28), denn dieses braucht im Vergleich zum Auto verschwindend wenig Elektroenergie (etwa ein Zwanzigstel). Obwohl Sie damit die doppelte Distanz dessen zurücklegen können, was Sie mit einem herkömmlichen

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Fahrrad schaffen würden. Und gesünder leben Sie auch noch. Es gibt sogar Studien, die beweisen, dass Menschen mit E-Bike sich sportlich mehr betätigen als Menschen mit einem herkömmlichen Fahrrad, weil sie damit so viele Kilometer zurücklegen. Ein schönes E-Bike kann zwar recht teuer sein, aber es ist um vieles besser, als ständig im Stau zu stehen. Fahren Sie mit. Das ist nicht nur sozialer, sondern auch billiger. Fahren Sie vorsichtig. Indem Sie Ihre Geschwindigkeit von 130 km/h auf 90 km/h senken, sparen Sie etwa ein Drittel Kraftstoff. Wenn Sie in der Stadt oder auf Landstraßen gewöhnlich heftig aufs Gas treten, können Sie ebenfalls ein Drittel sparen, indem Sie die Straßen besser einschätzen und es sanfter angehen lassen. Beschleunigen und bremsen Sie nicht zwischen Verkehrsberuhigungen. Mit all diesen Schritten fahren Sie nicht nur sicherer, Sie sparen auch Geld und haben weniger Stress – und die Luft bleibt für alle sauberer. Denken Sie gut nach, bevor Sie ein neues Auto anschaffen. Um das im Auto enthaltene CO2 zu reduzieren, halten Sie Ihr Auto so lange wie möglich auf der Straße. Eine Ausnahme wäre, wenn das Auto hoffnungslos ineffizient ist und Sie viel fahren müssen (mehr als 35.000 km pro Jahr), in diesem Fall wäre ein moderneres, effizienteres Auto besser. Wenn Sie ein neues Auto kaufen müssen, sollte es ein kleines, effizientes Modell sein, idealerweise aus zweiter Hand, möglichst elektrisch oder hybrid. Aber glauben Sie nicht, der CO2-Abdruck wäre egal, nur weil das Auto elektrisch fährt, denn auch die Elektroenergie muss irgendwo herkommen, außerdem ist für die Herstellung des Wagens auch viel Energie und CO2 nötig.

Fliegen Mit 9 Prozent (und steigend) Anteil am durchschnittlichen Fußabdruck in Großbritannien ist Fliegen für viele ein unangenehmes Thema, wenn es um den eigenen Fußabdruck geht. Die harte Wahrheit ist jedoch, dss wir noch weit von einer Lösung entfernt sind, wie man ein Langstrecken-Passagierflugzeug am Himmel hält, ohne um die 100 Tonnen fossile Kraftstoffe zu verbrennen. Dabei entsteht ungefähr die dreifache Menge an CO2, der Effekt der Emissionen ist in großer Höhe umso schlimmer. Wir kommen also nicht umhin, weniger zu fliegen. Glauben Sie niemandem, der etwas anderes erzählt.


Was können wir tun ?

Hier einige Tipps, wie Sie weniger fliegen: ■■

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Nehmen Sie den Zug. Züge brauchen länger und sind meist teurer als Flüge (rechtzeitiges Buchen hilft), aber sie sind super-entspannend und hinterlassen meist nur ein Zehntel des Fußabdrucks. Sie können innerhalb eines (sehr langen) Tages von London nach Barcelona im Zug reisen. Doch stellen Sie sich diese Zugreise durch Europa als Teil Ihres Urlaubs vor – und überlegen Sie mal, wo Sie zwischendurch aussteigen könnten. Machen Sie eine Videokonferenz oder rufen Sie an, statt persönlich bei einem Meeting oder einer Konferenz zu erscheinen (das spart reichlich Zeit und Geld, und dazu noch CO2, siehe S. §§25). Machen Sie näher an Ihrem Zuhause Urlaub. Damit sparen Sie bei jeder Reise ein paar Urlaubstage, außerdem können Sie das Geld für den Flug für Nettigkeiten ausgeben, auf die Sie sonst verzichten müssten. Fliegen Sie Economy. Wenn Sie beschließen, dass Ihr Flug wirklich wichtig ist, buchen Sie unbedingt Economy, denn in der Business-Class ist Ihr Fußabdruck gleich doppelt so hoch. Sie könnten auch überlegen, Ihren Flug auszugleichen (siehe S. §§185). Sie müssen mit mindestens 100 Euro pro Tonne rechnen, um das CO2 auszugleichen (siehe S. §§§186). Doch das ist kein Freibrief, eher eine Erinnerung daran, dass Sie die Auswirkungen Ihres Tuns verstanden haben.

Kreuzfahrt Wenn Sie über eine Kreuzfahrt nachdenken, denken Sie bitte weiter. Fährreisen sind besser als Fliegen, Kreuzfahrten sind es nicht, denn der Platzbedarf pro Person ist so riesig – der Treibstoffbedarf pro Person also ebenfalls. Seefracht ist viel effizienter als Fliegen, doch für Menschen würde das nur dann zutreffen, wenn sie sich wie Sardinen nebeneinanderlegen würden, statt in Swimmingpools, Tanzsälen und natürlich eigenen Kabinen unterwegs zu sein. Wohnenergie Emissionen aus unserem Wohnumfeld machen ein Viertel des durchschnittlichen Fußabdrucks aus, und es gibt einige Möglichkeiten, wie Sie diese reduzieren können. Manche Aktionen sparen sofort Geld und CO2 und müssen nicht geplant werden, während andere technisch detalliert bewertet werden müssen und Sie Tausende Euro investieren müssen, die sich erst über Jahre sowohl in CO2 als auch in Geld amortisieren. Und dann gibt es Aktionen, die sich finanziell nicht lohnen. Doch wenn Sie es sich leisten können, ergeben sie durchaus Sinn, um den eigenen Fußabdruck zu reduzieren und

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sich dessen bewusst zu sein. Ich beginne mit den einfachsten und billigsten und steigere mich dann. Grüne Energie ■■ Den Energieanbieter zu wechseln, ich recht einfach. Aber wie finden Sie jemanden, der einen Tarif mit wirklich erneuerbaren Energien anbietet? Manche Anbieter kaufen sogenannte REGO-Zertifikate (Energy Guarantees of Origin; Herkunftsgarantie für Energie), die für den wirklichen Umstieg auf erneuerbare Energien nicht taugen. Was Sie wirklich brauchen, ist ein Anbieter, der 100 Prozent seiner Energie direkt aus Generatoren erneuerbarer Rohstoffe bezieht. §§Informieren Sie sich bei den Anbietern und der Stiftung Ökotest. Sofort Geld und CO2 sparen ■■ Schalten Sie Licht und Geräte aus, die Sie nicht brauchen. Dazu gehören auch WLAN-Router in der Nacht und im Urlaub. ■■ Schalten Sie die Heizung in Räumen aus, die Sie nicht benutzen, und nutzen Sie eine Zeitschaltung, damit nur dann geheizt wird, wenn es nötig ist. ■■ Betreiben Sie Waschmaschinen und Geschirrspüler bei einer möglichst niedrigen Temperatur (ohne dass etwas schmutzig bleibt). ■■ Hängen Sie die Wäsche zum Trocknen raus, statt sie in den Trockner zu werfen. Ihre Kleidung leidet dort außerdem. ■■ Tragen Sie Pullover und dicke Socken, wenn es kalt ist. Halten Sie in Ihrem Wohnzimmer Wolldecken vor. ■■ Nutzen Sie eine Wärmflasche. ■■ Kochen Sie nur das Wasser, das Sie auch brauchen (so geht es außerdem schneller), und wenn Sie Essen kochen, dann tun Sie das sanft (die Temperatur im Topf ändert sich nicht, egal ob Sie sanft köcheln oder sprudelnd kochen, so sparen Sie jedoch Energie). ■■ Duschen Sie kurz und baden Sie mit weniger Wasser, oder nutzen Sie das Badewasser mit Ihren Liebsten gemeinsam. Ein Bad ist ein Genuss. Geringe Kosten mit langfristigen Einsparungen Nun zu den Aktionen, die Geld kosten. Je weiter die Liste fortschreitet, desto mehr Expertenrat ist nötig. ■■ ■■ ■■

Kaufen Sie Wärmflaschen. Setzen Sie überall LED-Leuchtmittel ein. Isolieren Sie Ihren Dachboden.


Was können wir tun ? ■■ ■■ ■■

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Wechseln Sie zu einem Anbieter erneuerbarer Energien – und nutzen Sie das nicht als Ausrede, mehr Energie verbrauchen zu können. Rüsten Sie Heizkörper mit smarten Thermostaten aus, um jeden Raum auf die gewünschte Temperatur zu bringen – nicht höher. Warten Sie Ihren Boiler und ersetzen Sie ihn, wenn er nicht so effizient ist, wie er sein sollte (im Unterschied zu Autos sind die indirekten Emissionen eines Heißwasserbereiters gegenüber seinem Brennstoffverbrauch vernachlässigbar). Wenn Sie mit Holz heizen, muss der Brenner effizient sein, das Holz sehr trocken und die Wärme muss effizient eingesetzt werden. Das heißt, das Holz muss vollständig verbrannt werden, jedoch nicht bei so großer Flamme, dass alle Wärme aus dem Schornstein raucht. Wenn Sie in einer städtischen Gegend wohnen, sollten Sie darüber nachdenken, generell auf Holzverbrennung zu verzichten, denn selbst bei dem saubersten Verbrenner ist der entstehende Feinstaub schlecht für die Nachbarschaft.

Große Veränderungen Für alle folgenden Umbauten sollten Sie sich fachmännischen Rat holen, bevor Sie anfangen. Selbst wenn Sie 1.000 € für eine Beratung ausgeben, um die Optionen zu verstehen, könnte das gut investiertes Geld sein. Die Bausubstanz in Großbritannien ist in Sachen Energieverbrauch ziemlich übel, darum sind große Investitionen, wie nachfolgend beschrieben, angesagt. Hier einige Umbauten, die Sie sich überlegen sollten: ■■ ■■ ■■ ■■ ■■

Bauen Sie Ihre Fenster auf Doppel- oder Dreifachverglasung um. Bringen Sie Solaranlagen an. Bauen Sie Wärmepumpen ein. Isolieren Sie Außenwände (aber bitte auf die richtige Luftfeuchtigkeit achten). Bauen Sie ein smartes Heizsystem ein.

Das Ziel ist schließlich ein energie- und CO2-neutrales Haus. Manche schaffen sogar mehr als das. Doch in all unseren Häusern müssen wir irgendwann aufhören, fossile Brennstoffe einzusetzen, und je früher desto besser. Wenn Ihr Haus also bereits energieeffizient ist, überlegen Sie den vollständigen Umstieg auf Elektroenergie. Doch selbst wenn Sie erneuerbare Energie nutzen oder selbst generieren, seien Sie nicht verschwenderisch. Denken Sie daran, der Energieverbrauch in der Welt muss reduziert werden.

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Überlegungen zum Lebensstil Wir müssen uns immer wieder fragen, wo wir leben. ■■

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Es ist CO2-effizienter, wenn wir das gesamte Haus nutzen, die Zahl der Bewohner also zum Wohnraum passt. Verkleinern Sie sich oder nehmen Sie Mieter auf, wenn Sie sich einsam fühlen oder die Räume nicht genutzt werden. Wenn Sie mieten, üben Sie Einfluss auf Ihren Vermieter aus, um die Energie- und CO2-Bilanz des Gebäudes zu verbessern. Wenn Sie ein Haus kaufen, vor allem ein neues, informieren Sie sich intensiv über dessen Energiebedarf. Ein Grund, warum bei Neubauten nicht auf höchste Energiestandards geachtet wird, ist, dass der Kundenwunsch nach Nachhaltigkeit unterschätzt wird.

Ach ja, und wenn Sie einen AGA-Herd, also einen Kochherd mit Wärmespeicherofen, besitzen, sehen Sie zu, dass Sie ihn schnell loswerden. Was immer Ihnen die Verkäufer weismachen wollen, die Dinger sind ein CO2-Albtraum. Sie verbrennen nicht nur fossile Brennstoffe, sondern die meiste Wärme, die sie erzeugen, ist überflüssig. Selbst die elektrischen sind kritisch. Solche Herde sind so schlimm, dass man sie idealerweise noch nicht einmal weiterverkaufen sollte. Dies ist eines der Geräte, die auf dem Wertstoffhof besser aufgehoben sind als bei eBay. Dinge und Dienstleistungen Dieser Rundumschlag nun zum Schluss – hier finden Sie die nicht-essbaren Dinge, die wir einkaufen (außer Autos und Häuser), wie Kleidung, Möbel, Geräte und Technik. Außerdem sind auch private wie öffentliche Dienstleistungen aufgeführt, wie Schulen, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen. Kleidung ■■ Kaufen Sie seltener, dafür bessere Qualität, versuchen Sie herauszufinden, woher die Kleidung kommt und wie dort die Arbeitsbedingungen sind. ■■ Wählen Sie recycelte und nachwachsende Materialien. Die Outdoor-Ausrüstungsfirma Patagonia hat sich zum Beispiel als Ziel gesetzt, ab 2025 nur noch mit solchen Materialien zu arbeiten. ■■ Waschen Sie die Kleidung nur, wenn es nötig ist. Die Fusseln in der Waschmaschine sind Abrieb von Ihren Sachen, die beim Waschen verschleißen. ■■ Reparieren Sie Kleidung oder lassen Sie sie reparieren.


Was können wir tun ? ■■ ■■

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Geben Sie getragene Kleidung weiter, verkaufen Sie sie oder spenden Sie sie an gemeinnützige Läden. Kaufen Sie Kleidung aus zweiter Hand oder mieten Sie sie – das lohnt sich vor allem bei Sachen, die man nur einmal trägt, wie Brautkleidern oder festlichen Anzügen bzw. Kleidern. Reduzieren Sie Ihre Garderobe nur auf die Sachen, die Sie wirklich tragen, sodass der Rest für andere bleibt.

Möbel ■■ Kaufen (und verkaufen) Sie gebrauchte Möbel. ■■ Wählen Sie nachhaltige Materialien. Generell ist Holz besser als Metall, das wiederum ist besser als Plastik. Entscheiden Sie sich für nachhaltiges Holz und, wenn möglich, recyceltes Metall und Plastik. ■■ Stellen Sie eigene Möbel her – vielleicht bauen Sie sie auch aus anderen Dingen zusammen. ■■ Wenn Sie neue Möbel kaufen, versuchen Sie, welche zu bekommen, die in nachfolgenden Generationen weiterleben können. Versuchen Sie, von einem Anbieter zu kaufen, dessen Produkte nachhaltig, langlebig und reparierbar sind. ■■ Reparieren Sie so viel wie möglich. ■■ Recyceln Sie alles Mögliche, zerlegen Sie es dabei in die Einzelteile. ■■ Wenn Sie umziehen, behalten Sie die alten Küchenmöbel, solange sie funktionieren. Reißen Sie nicht alles raus! Die Schränke müssen nicht alle gleich aussehen. Geräte ■■ Reparieren Sie, so viel Sie können (Anleitungen finden Sie auf YouTube). ■■ Kaufen (und verkaufen) Sie aus zweiter Hand (siehe Möbel, S. §§207). ■■ Wenn Sie neu kaufen müssen, entscheiden Sie sich für eine Marke, die langlebige und reparierbare Geräte anbietet. Und kaufen Sie immer möglichst energieeffizient. Fernseher und Datentechnik Heutzutage sind die Energie, die ein Gerät während seines Lebens verbraucht, und das CO2, das es dabei emittiert, geringer als der Fußabdruck bei dessen Herstellung. Es ist also entscheidend, dass die Geräte lange halten. ■■

Kaufen Sie Qualitätsgeräte und kümmern Sie sich um sie, damit sie so lange wie möglich halten. Versuchen Sie, ihr Handy fünf Jahre lang zu

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nutzen, den Laptop zehn Jahre und den Fernseher noch länger. Kaufen Sie Marken, mit denen das möglich ist. Kaufen Sie aus zweiter Hand oder aufgearbeitete Geräte und geben Sie sie weiter, wenn Sie sie nicht mehr nutzen wollen. Besitzen Sie nicht mehr Geräte, als Sie brauchen, darunter auch SmartSpeaker und Smart-Watches. Kaufen Sie keinen unnötig großen Bildschirm – vor allem bei Fernsehern und Laptops. Inzwischen sind zwei Bildschirme am Computer in Mode – brauchen Sie die wirklich? Kaufen Sie Geräte, die möglichst ethisch und nachhaltig hergestellt wurden, repariert werden können und sich auch aktualisieren lassen, zum Beispiel Fairphones. Nutzen Sie WLAN statt mobile Daten, vor allem bei großen Downloads. Eine Kleinigkeit, aber immerhin. E-Mails sind kein Problem, trotz der vielen Geschichten darüber in den Medien. Sie müssen nicht an E-Mails sparen, wenn sie wirklich wichtig sind (siehe S. §§16).

Spielzeug ■■ Kaufen Sie weniger Spielzeug, konzentrieren Sie sich auf welches, mit dem Ihr Kind improvisieren und erfinderisch werden kann. ■■ Werden Sie Mitglied in einem Spielzeugklub oder einer Bibliothek, um Spielzeug auszuleihen. Sie sparen nicht nur Geld, Ihre Kinder haben auch eine größere Auswahl an qualitativ hochwertigen Spielwaren. ■■ Geben Sie Spielzeug in der Gemeinschaft oder der Familie weiter und verkaufen Sie größere Spielsachen auf den entsprechende Webseiten. Hobbys ■■ Machen Sie Sport, am besten in der Gegend. Wandern, Radfahren, Laufen, fast jeder Sport ist gut … oder Gartenarbeit. ■■ Versuchen Sie, Dinge von Null herzustellen, und werden Sie Mitglied im lokalen Reparier-Club. ■■ Überlegen Sie, ehrenamtlich tätig zu sein – zum Beispiel Bäume zu pflanzen.


Was können wir tun ?

Geld Jedesmal, wenn wir Geld ausgeben oder investieren, unterstützen wir die eine Art der Zukunft oder die andere. ■■ ■■ ■■

Wechseln Sie mit Ihrem Bankkonto zu einer Bank, die nachhaltig investiert (GLS Gemeinschaftsbank, Umweltbank etc.). Ändern Sie Ihren Pensionsplan zu einem, der nicht in fossile Brennstoffe investiert. Die Kampagne Make My Money Matter ist eine Möglichkeit, wie Sie helfen können, Druck auf Fonds und Banken auszuüben: www.makemymoneymatter.co.uk

Schritt 4: Wählen Sie die Aktionen aus, mit denen Sie anfangen wollen.

Auf Veränderungen drängen Parallel zum Verringern des eigenen CO2-Ausstoßes ist es wichtig, auf die großen notwendigen Änderungen im System zu drängen. Es geht nicht um das eine oder das andere – wir brauchen beides. Jeder von uns hat andere Einflussmöglichkeiten. Der erste Schritt wäre also, sich über Ihre Einflussbereiche klar zu werden. Dazu könnten gehören: ■■ ■■ ■■ ■■ ■■

Familie Freunde und Bekannte Arbeit, Schule, Ausbildung, Uni Einkaufen Politik

Familie und Freunde Dieser Bereich kann zu einer echten Herausforderung werden. Jeder weiß, wie es ist, wenn man bei einem wichtigen Thema völlig anderer Meinung ist als seine Freunde. Und nicht alle sind auf demselben Stand über den Klimanotstand und wissen, wie sie aktiv werden können. Wir müssen clevere Möglichkeiten finden, uns selbst und uns gegenseitig in die richtige Richtung zu bewegen, um den Menschen näher zu sein, die uns am wichtigsten sind. Arbeit, Schule, Ausbildung und Uni In welcher Position Sie auch immer sind, jeder kann Vorschläge machen, die Kultur einer Firma oder einer Organisation mitzuprägen und das zu hinterfragen, was nicht stimmt. Wenn einer vorangeht, wird es auch für die ande-

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ren einfacher, sich zu äußern. Unternehmen müssen sich immer wieder fragen, welche Rolle sie in der Welt spielen und ob sie einen positiven Einfluss ausüben. Wenn nicht, müssen sie sich ändern. Es kann sehr schwer sein, den Menschen, die einen bezahlen, unangenehme Fragen zu stellen, doch wenn das nicht möglich ist, haben wir zugelassen, dass wir alle zu Knechten geworden sind. Wir müssen uns ganzheitlich in den Arbeitsplatz einbringen, nicht nur unsere Arbeitskraft. Und wir haben die Pflicht, anderen dabei zu helfen. Suchen Sie in der Firma oder an Ihrem Studienort nach ähnlich denkenden Menschen und arbeiten Sie zusammen oder rufen Sie selbst eine Bewegung ins Leben. Sie könnten an einem Klimastreik teilnehmen, Druck auf Ihre Uni ausüben, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und eine Strategie zur Nachhaltigkeit zu entwickeln, oder Sie fordern, dass Ihr Unternehmen die Reduzierung seines CO2-Fußabdrucks zur Priorität erhebt. Wenn Sie eine Führungsposition innehaben, haben Sie mehr Verantwortung, eine solche Kultur zu pflegen, dass auch die großen Fragen gestellt und ernst genommen werden. Beim Einkaufen Wir haben uns an eine Welt gewöhnt, in der man nur schwer Informationen über die Lieferketten der Waren herausfinden kann, die wir einkaufen. ■■

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Fragen Sie sich selbst, wie groß der Fußabdruck einer Ware ist. Hinterfragen Sie all die anderen Dinge, die eine Rolle spielen, wie Arbeitsbedingungen und Biodiversität. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, nichts mehr zu kaufen, ohne sich diese Fragen zu stellen. Versuchen Sie, sich mehr Wissen zu mehr oder weniger nachhaltigen Marken und Produkten anzueignen. Eine sehr gute Quelle wäre Ethical Consumer (www.ethicalconsumer.org).

In der Politik Dies geht über die traditionelle Parteipolitik hinaus. Wir brauchen Politiker, die ehrlich zusammenarbeiten und aktiv werden. Sie alle müssen von uns hören, dass das Klima uns wichtig ist. Wir müssen diese Botschaft nicht nur bei Wahlen vermitteln, sondern auch lange vorher, während sie noch ihre Wahlprogramme schreiben und ihre Politik planen. ■■

Schreiben Sie an Ihren Abgeordneten oder sprechen Sie mit ihm. Wenn Wahlen anstehen, gehen Sie auf Nummer sicher, dass alle Kandidaten wissen, dass Ihnen das Klima so wichtig ist, dass es Ihre Stimmabgabe beeinflusst. Bisher haben das nur wenige Menschen klar zum Ausdruck gebracht, der Unterschied wird also spürbar sein, wenn Sie loslegen.


Was können wir tun ? ■■

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Hinterfragen Sie die Medien. Unterstützen Sie die vertrauenswürdigsten Quellen und behandeln Sie die anderen mit größter Vorsicht – wenn überhaupt. (Schamlose Eigenwerbung: Zu diesem Thema gibt es ein ganzes Kapitel in meinem Buch Es gibt keinen Planet B, das in vielerlei Hinsicht der Begleiter vom »Bananen-Buch« ist.) Wählen Sie Politiker, die den Klimanotstand wirklich verstanden haben und entsprechende Lösungen anbieten. Wenn keiner die Bedingungen erfüllt, wählen Sie den, der dem am nächsten kommt.

Vielleicht doch Protest? Ich bin jemand, der nicht automatisch auf die Straße geht. Doch wir brauchen die Klimawende. Wir haben jahrelang höflich nachgefragt, doch (bis auf eine kleine COVID-19-Delle) steigen die Emissionen ungehindert weiter. Nun haben wir es mit einem echten Notstand zu tun. Wenn es also nur mit Protest zu lösen ist, dann lohnt es sich. Extinction Rebellion (XR) und andere Schwesterbewegungen, darunter die Schulstreiks (Fridays for Future) hatten einen erstaunlich positiven Einfluss. Und meistens waren sie clever, sie haben aber auch Fehler gemacht. Ich habe höchsten Respekt vor ihnen. Folgendes halte ich bei Extinction Rebellion und anderen Bewegungen für wichtig: ■■

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Abgesehen von der Gewaltfreiheit müssen wir mit absolut allen respektvoll umgehen – selbst mit unehrlichen Politikern und Ölmagnaten. Mit absolut jedem. Wir müssen auf der Wahrheit als einem Wert bestehen, als kultureller Norm und politischem Muss. Nicht nur, wenn es ums Klima geht, sondern bei allen Themen. Wir müssen den Leuten einen Vorgeschmack einer besseren Welt geben. Angesichts der Dringlichkeit in dieser kritischen Situation sehe ich die Zeit für respektvolle Disruption gekommen, um für Klarheit zu sorgen, doch unsere allgemeine Botschaft muss positiv sein. Ein Beispiel: Als XR im April 2019 vier Plätze in London besetzte, holten Aktivisten Bäume auf die Waterloo Bridge, richteten einen Skatepark für Kinder und eine Bibliothek ein und verteilten kostenloses Essen. Es gab Gespräche und Musik. Die Stimmung war wunderbar. Die Luft war sauberer, und London fühlte sich wie ein besserer Ort an. Gruppen von Menschen sammelten nicht nur ihren eigenen Müll ein, sondern auch den der anderen. Es gab wiederholte Botschaften an alle Protestierer, respektvoll mit den Menschen umzugehen und keinen Alkohol (oder Drogen) mit an die Protestorte zu bringen. Die Mehrheit der Londoner und deren Besucher erlebten Dank dieser Aktion eine bessere Stadt. Es war wirklich bewegend zu sehen. Die

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Polizei konnte ihren Augen kaum trauen, denn noch nie hatte man so warmherzige, respektvolle Proteste erlebt. Und dennoch war die Botschaft klar und eindeutig. Wir müssen immer besser darin werden, alle Teile der Gesellschaft mit einzubeziehen. XR hat eine recht gute soziale Durchmischung, doch es ist unglaublich wichtig, zu zeigen, dass der angestrebte Wandel für alle da ist.

Schritt 5: Schreiben Sie Aktionen auf, mit denen Sie die dringend benötigten systemischen Veränderungen voranbringen können. Denken Sie an die verschiedenen Gruppen, auf die Sie Einfluss ausüben können, und beschriften Sie die Blasen unten – wählen Sie die größte für den Bereich aus, wo Sie den größten Einfluss haben. Füllen Sie sie nun mit Dingen, die Sie für den Wandel unternehmen können.

Und das war‘s schon. Sie haben jetzt – hoffentlich – einen Plan, der sowohl zu Ihren Lebensumständen als auch zu Ihrem Stil passt. Es geht darum, CO2 zu reduzieren, doch er kann viel mehr. Sie üben auch in den wichtigsten Bereichen Ihres Lebens Einfluss aus. Der Plan mag nicht perfekt sein, aber er ist okay. Meine besten Wünsche begleiten Sie. Und, noch besser, alle guten Wünsche von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt sind bei Ihnen, die ebenso aufgewacht sind und Ihnen zur Seite stehen.


Endnoten Einführung 1

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Der »Stern-Report« (2006), https://tinyurl.com/stern-review2006 (engl.). Dies ist ein wegweisender Bericht, der von Tony Blair und Gordon Brown in Auftrag gegeben, und von Sir Nicholas Stern, einem führenden britischen Ökonomen, verfasst wurde. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass eine Befassung mit dem Klimawandel nicht nur – wie Wissenschaftler, Umweltschützer und Baumumarmer seit Jahren propagierten – gut für den Planeten wäre, sondern es sich auch wirtschaftlich um eine gute Idee handelt. Plötzlich war der Klimawandel in der Gesellschaft angekommen, und sogar Topmanager konnten sich damit auseinandersetzen, ohne ihre Karrieren zu ruinieren. Wie kann das sein, wenn wir so viele globale Abkommen und nationale Ziele haben, und außerdem fast alle, die dieses Buch lesen, zumindest irgendwann mal irgendetwas getan haben werden, um den eigenen CO2-Ausstoss zu verringern? Irgendwie wird sich das doch alles summieren?!? Eine kurze Erklärung dazu finden Sie auf §§ Seite XXX, für eine detailliertere Erklärung müssten Sie allerdings einen Blick in eines meiner anderen Bücher werfen: »Es gibt keinen Planet B: Das Handbuch für die großen Herausforderungen unserer Zeit«, Midas-Verlag, 2019. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2018), »Special report: ­global warming of 1.5°C«, www.ipcc.ch/sr15/ (engl.)

Der CO2-Fußabdruck – ein Überblick 1

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Carbon Footprinting: An Introduction for Organisations«, veröffentlicht vom britischen »Carbon Trust« (2007), definiert (auf Seite 1) den CO2-Fußabdruck ähnlich wie ich, aber beschreibt auf Seite 4 »übliche CO2-Fußabdrücke«. Dabei handelt es sich aber eher um Zehenabdrücke als ungefähre Abschätzungen von Fußabdrücken, https://tinyurl.com/carbon-trust2007 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2018), »Special report: ­global warming of 1.5 °C«, www.ipcc.ch/sr15/ (engl.)

Unter 10 Gramm 1

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Basierend auf 142 Liter pro Person und Tag, was ungefähr den Durchschnitt für Großbritannien nach Angaben des Energy Saving Trust im Berich »At home with water« von 2013 darstellt. https://tinyurl.com/energysavingtrust2013 (engl.) 18 kg CO2e pro Person passen auf einen jährlichen Trinkwasserfußabdrucks Großbritanniens von 1,2 Millionen Tonnen CO2e. Dies sind ca. 0,15 % des britischen Gesamtfußabdrucks von 800 Millionen Tonnen CO2e.


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Basierend auf den Zahlen für den CO2-Ausstoß für die Wasserversorgung und -aufbereitung, die durch das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie (BEIS) veröffentlicht wurden. Die vollständige Liste aller Emissionsfaktoren finden Sie beim britischen Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) in »Guidelines to Defra’s GHG conversion factors for company reporting« (2019), https://tinyurl.com/ beis-emission-factors Diese Abschätzungen beinhalten die Emmisionen zur Herstellung des Geräts, der Stromversorgung (ausgehend von der Stromversorgung in Großbritannien) und dem Stromverbrauch für Netzwerke, Rechenzentren und WLAN-Router. Sie basieren auf den Daten für ein iPhone 11 mit 128 GB Speicher, das zwei Jahre genutzt wird (siehe §§Smartphonenutzung §§Seite xxx), und einem 13« MacBook Pro mit 128 GB Speicher, das vier Jahre genutzt wird (§§Computer (und wie sie zu nutzen sind), §§Seite xxx). Beide Geräte sind mit dem WLAN verbunden. Eine Internetsuche über ein mobiles Netzwerk durchzuführen hat einen geringeren Fußabdruck, da hier kein WLAN-Router nötig ist. Die CO2-Emission beläuft sich für die mobile Suche auf 0,11 g CO2e pro Minute, im Vergleich zu 0,4 g CO2e pro Minute für die WLAN-Suche. Für SpamE-Mails nehme ich an, dass diese an so viele Leute geschickt werden, dass der Fußabdruck des Geräts, auf dem die Mail verfasst wird, vernachlässigbar ist. Außerdem liest diese Mails sowieso niemand, weshalb man nur den Fußabdruck der Übertragung betrachten muss, ausgehend davon, dass Netzwerke und Rechenzentren 5 Sekunden zur Übertragung der E-Mail benötigen Nach einer Abschätzung von Radicati wurden E-Mails 2019 von 3,93 Milliarden Menschen genutzt und es wurden pro Tag 294 Milliarden Emails verschickt. Radicati (2018): »Email market, 2018–2022«, https://tinyurl.com/radicati2018 (engl.). Statista schätzt, dass 55% aller 2018 versendeten Emails Spam waren. (https://tinyurl.com/statista-spam (engl.)) Unter der Annahme, dass alle Emails auf einem iPhone 11 gelesen wurden. Ich habe den globalen durchschnittlichen CO2-Faktor für die Stromnutzung von iPhone und WLAN-Router verwendet. Basierend auf einem Fußabdruck von 0,005 g CO2e pro Spam-Email (unter Annahme des globalen durchschnittlichen CO2-Faktors für die Stromnutzung von iPhone und WLAN-Router) und 59 Billionen Spam-Emails pro Jahr. Dies folgt aus einem Spam-Anteil an allen Emails von 55%. (siehe vorrangegangene Anmerkung) Siehe Anmerkung 4 Hölzle, U., »Powering a Google search«, 11. Januar 2009, https://tinyurl.com/ powering-google (engl.) (https://googleblog.blogspot.com/2009/01/poweringgoogle-search.html (engl.)). Google nutzte 2009 Elektrizität mit einem Fußabdruck von 0,67 kg CO2e/kWh. Seitdem ist der globale Durchschnittsfußabdruck auf 0,63 kg CO2e/kWh geschrumpft, wodurch die Emission einer Su-


Was können wir tun ? che von 0,2 g auf 0,19 g pro Suche gesunken ist – nicht wirklich viel. Wenn wir aber annehmen, dass Googles Rechenzentren inzwischen doppelt so effizient sind wie 2009, dann beträgt die Emission durch Google für eine Suche nur noch 0,09 g. 10 Basierend auf der Website »Internet Live Stats«, https://tinyurl.com/googlesearch-stats (engl.). 11 Die Daten basieren auf der Nutzung von zwei iPhones für jeweils 30 Sekunden und einer Übertragungsdauer von 5 Sekunden. Sie beinhalten den Fußabdruck für ein iPhone 11, der durch Emissionen für Fertigung, Transport zum Nutzer und Betreiben des Telefons (Stromversorgung) entsteht (siehe §§§Ein Smartphone benutzen, S. §§§XXX) von ungefähr 0,75 g CO2e. Außerdem sind die Emissionen für den Stromverbrauch in den mobilen Netzwerken für die Übertragung einer SMS mit einer Sendeleistung von 2 Watt (nach Jens Malmodin, Senior Specialist bei Ericsson und Experte für Energie- und CO2-Fußabdrücke von Netzwerken). Für fünf Sekunden Übertragung entspricht dies 0,001 g CO2e pro SMS, unter der Annahme, dass diese innerhalb Großbritanniens über ein Mobilfunknetz mit einer Emission von 0,34 kg CO2e/kWh versendet wird. Das Verschicken einer Nachricht über das Internet mit einer App wie WhatsApp hat einen höheren CO2-Ausstoss, da eine Sendeleistung von ca. 5 Watt in den Netzwerken zur mobilen Datenübertragung und in den Rechenzentren vorhanden sein muss – basierend auf auf Ericsson – Ericsson (2020), »A quick guide to your digital carbon footprint – deconstructing Information and communication technology’s carbon emissions«, https://tinyurl.com/ ericsson2020 und vor allem auf ihrem Hintergrundbericht: https://tinyurl. com/ericsson2020-background. So kommt man auf 0,009 g CO2e für die Übertragung. Da allerdings das Endgerät die größte Rolle für den Fußabdruck für das Versenden einer Nachricht darstellt, spielt die Art der Übertragung kaum eine Rolle. 12 Weltwirtschaftsforum (2019) »Why big data keeps getting bigger«, https:// tinyurl.com/weforum2019. Diese Quelle schätzt, dass 2019 pro Minute 18,1 Millionen Nachrichten verschickt wurden, was 9520 Milliarden Nachrichten pro Jahr entspricht. 13 Ofcom berichtet, dass es 2018 in Großbritannien 79,49 Millionen Nutzer von mobilen Endgeräten gab, und 73,84 Milliarden SMS und MMS über mobile Netzwerke verschickt wurden; Ofcom (2019), »Communications market report 2019«, https://tinyurl.com/comms-market-report. Die Werbefirma SimpleText gab an, dass jeder Amerikaner 15 SMS pro Tag verschickt, basierend auf Zipwhip’s »State of texting report 2019«, https://tinyurl.com/texting-stats. 14 Plastics Europe – Der Verband der Kunststofferzeuger. Emissionsprofile zur Herstellung verschiedener Plastikwerkstoffe sind unter https://tinyurl.com/ plasticseuropeDE einsehbar.

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Berners-Lee, M., »Es gibt keinen Planet B: Das Handbuch für die großen ­Herausforderungen unserer Zeit« (Midas-Verlag, 2019), Kapitel §§»Wieviel Plastik ist in der Welt?« (1. Auflage, Seite 55) Zehn Sekunden Händetrocknen bei 1,6 kW benötigen ca. 0,004 kWh. Die Emissionen von britischem Strom sind 0,34 kg CO2e pro kWh, also emittiert ein Dyson Airblade ungefähr 1,3 g CO2e. Nutzt man die Rechnung für den 6-kWHändetrockner für 15 s kommt man auf einen Verbrauch von 0,033 kWh, was einer Emission von 8,5 g CO2e entspricht. Ich nehme an, dass dieses Papier minderer Qualität nur ein Kilogramm CO2e pro Kilogramm Papier emittiert.

10 Gramm bis 100 Gramm 1

Das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie (BEIS) gibt eine Emission von 1000 kg CO2e pro Tonne Mischpapier in Mülldeponien an. Die vollständigen Angaben für das BEIS, veröffentlicht durch das britische Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten, können unter https://tinyurl.com/beis-emissionfactors-2019 (engl.) heruntergeladen werden. 2 Für die Emissionen der Apfelplantage habe ich einen Bericht des britischen Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) aus dem Jahr 2008 herangezogen: »Final report for Defra project FO0103: comparative life cycle assessment of food commodities procured for UK consumption through a diversity of supply chains«, https://tinyurl.com/defra-fruit (engl.). Dazu habe ich noch die Verarbeitungs- und Transportemissionen, die ich aus unserer Zusammenarbeit mit der britischen Supermarktkette »Booth’s« habe: Berners-Lee, M., Moss, J., und Hoolahan, C. (2014). »The greenhouse gas footprint of Booths«. Small World Consulting, https://tinyurl.com/booths-footprint. Für das Durchschnittsgewicht eines Apfels habe ich 112 g (4 britische Unzen) angenommen. www.gov.uk/government/publications/greenhouse-gas-reportingconversionfactors-2019 liefert einen Fußabdruck von 1000 kg CO2e pro Tonne gemischtes Papier in Mülldeponien. 3 Saunders, C., Barber, A., und Taylor, G. (2006) »Food miles – comparative energy/emissions performance of New Zealand’s agriculture industry. Research Report no. 285«, Lincoln, Neuseeland: Lincoln University, https://tinyurl. com/saunders2006 (engl.) 4

Blanke, M., und Burdick, B. (2005), »Food (miles) for thought-energy balance for locally-grown versus imported apple fruit«. Environmental Science and Pollution Research, 12(3), 125–127. referenziert in Defra (2006), »Environmen-


Was können wir tun ? tal impacts of food production and consumption«, https://tinyurl.com/defrafood, S. 47. (engl.) 5 Für die Energieanforderungen habe ich das durch David J.C. MacKay im technischen Kapitel seines 2009 erschienen Buch »Nachhaltige Energiegewinnung – ohne die heiße Luft«, genutzt. Dieses Buch kann unter www.withouthotair. com/translations.html#german kostenlos heruntergeladen werden. Ich habe außerdem den Einfluss von Hügeln und das in den Batterien gespeicherte CO2, basierend auf 190 Wh Energie und 1000 Ladezyklen über die Lebensdauer der Batterie (Daten von Bosch), noch mit einbezogen. 6 Annäherungen für das pro kWh und Batterie gespeicherte CO2 variieren, und basieren vor allem auf den Emissionen der Fertigungsenergie. Ich habe einen relativ durchschnittlichen Emissionsfaktor von 100 kg CO2e pro kWh Batteriekapazität angenommen und mich damit auf eine Literaturauswertung durch Carbon Brief bezogen: Hausfather, Z. (13. Mai 2019), »Factcheck: how electric vehicles help to tackle climate change«. Carbon Brief, https://tinyurl.com/ hausfather2019 (engl.) 7 Peace, R., »A guide to e-bike batteries«, We Are Cycling UK, 15. Februar 2019. ­Cycling UK, https://tinyurl.com/e-bikes (engl.) 8 Für meine Berechnung habe ich die Abgasemissionen für Großbritannien, herausgegeben durch das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie (BEIS), genommen, und die Lieferkettenemissionen sowie das gespeicherte CO2 für benzin- und dieselbetriebene Busse hinzugenommen. Für den elektrischen Bus habe ich als Beispiel den BYD-ADL Enviro200EV genutzt. Dieser Bus hat Platz für 90 Personen und verbraucht pro Meile 1,34 kWh (0,84 kWh/km). Multipliziert man diesen Wert mit dem britischen Emissionsfaktor von 0,34 kg CO2e pro kWh kommt man auf eine Pro-Kopf-Emission von ca. 5 g CO2e pro Passagiermeile (ca. 3,1 g pro Passagierkilometer). Ich habe weiterhin die gespeicherten Emissionen pro Passagier und Meile mit einem zusätzlichen Gramm (0,625 g pro km) berechnet, um auf eine Endemission von 6 g pro Meile (ca. 3,7 g pro km) zu kommen. Der vollständigen Satz an Emissionsfaktoren kann von der Webseite des BEIS heruntergeladen werden, https://tinyurl.com/beis-emission-factors (engl.). 9 Public Health England (2014), »Estimating local mortality burdens associated with particulate air pollution«, https://tinyurl.com/deathsdiesel (engl.), und Royal College of Physicians (2016), »Every breath we take: the lifelong impact of air pollution« https://tinyurl.com/pollutiondiesel (engl.) 10 In unserem Ein- und Ausgabemodell der Treibhausgasemissionen der britischen Industrie haben Sportartikel typischerweise Emissionsfaktoren von ungefähr 210 g CO2e pro £ Ladenpreis. Wenn wir die außerordentlich vage Annahme machen, dass Radsportartikel normalerweise Sportartikel sind, und wir außerdem annehmen, und außerdem sagen, dass das Finanzamt ihrer Majestät (HMRC) einigermaßen fair ist, und Ihnen 20 Pence pro zu Geschäfts-

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WI E SCH LIMM SI N D BANAN EN? zwecken zurückgelegter Fahrradmeile erstattet, dann müssten wir ungefähr noch 42 g CO2e pro Meile hinzurechnen, um für den Verschleiß an ihrem Fahrrad, ihrer Regenklamotten, an Licht, Helm und allem anderen aufzukommen. Wie auch immer, es gibt so viele Variablen, dass ich eine Emissionsspanne von 10 – 100 g CO2e annehmen würde. Tatsächlich würde ich, als eine Person die regelmäßig zwischen Büros und Bahnhöfen hin- und her radelt und irgendwie versucht Sakko, Krawatte und Laptop trockenzuhalten, vermuten, dass HMRC die Kosten etwas unterschätzt hat, und lieber den vollen Satz von 40 Pence pro Meile zahlen sollte, den sie auch für Autofahrer zahlen. (Das würde außerdem einen hervorragenden Anreiz darstellen.) 11 Direktemissionen von Treibstoff- und Stromerzeugung und -versorgung kommen aus der Auswahl an Emissionsfaktoren, die das britische Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten 2019 veröffentlicht hat. Diese können bei von der Website des britischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie (BEIS) heruntergeladen werden: https://tinyurl. com/beis-emissionfactors-2019 (engl.) 12 David J.C. MacKay erklärt die zugrunde liegende Mathematik sehr gut in »Nachhaltige Energiegewinnung – ohne die heiße Luft«, UIT Cambridge Ltd, 2009, kostenloser Download unter www.withouthotair.com/translations. html#german möglich. 13 Kemp, R. (2007), »Traction energy metrics«. Rail Safety & Standards Board, London. (engl.) 14 Zusammenfassung: eine 5-Quadratmeter-Türöffnung, komplett geöffnet für 15 Sekunden, Windgeschwindigkeit durch die Tür von einem Meter pro Sekunde, Temperaturunterschied von 15 K, Wärmekapazität von 1,2 kJ/m3 und Wärmeversorgung durch Gas bei Emissionen von 0,22 kg CO2e pro kWh. 15 BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) ist eine Methode zur Bewertung ökologischer und soziokultureller Aspekte der Nachhaltigkeit von Infrastrukturprojekten und -gebäuden. (Siehe www.breeam.com (engl.)). Ich verstehe, dass BRE seitdem die Energieeffizienzkriterien etwas verbessert hat. Die Zahlen hier basieren auf einer Temperaturdifferenz von 15 K (typisch für Winter) und einer Strömungsgeschwindigkeit von nur 4 km/h, mit der warme Luft aus dem Gebäude entweicht. 16 Quick, D., »Revolving door generates its own power«, 12. Dezember 2008, https://tinyurl.cenglom/rotating-doors (engl.)


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