Leseprobe »Unternehmer-Souveränität« (Stéphane Etrillard)

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S t ép han e E t r i l l a r d

Unternehmer Souveränität LEIDENSCHAFT KLARHEIT ORIENTIERUNG

Midas Management verlag



Stéphane etrillard

Unternehmer-Souveränität Leidenschaft – Klarheit – orientierung

midas management verlag St.Gallen i Zürich


Unternehmer-Souveränität Leidenschaft – Klarheit – Orientierung

1. Auflage © 2016 Midas Management Verlag AG ISBN 978-3-907100-84-4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de

Lektorat: Dr. Marietheres Wagner, München Satz und Layout: Simone Pedersen, St. Gallen Cover: Agentur 21, Zürich Autorfoto: Sylke Gall, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 Zürich E-Mail: kontakt @ midas.ch, www.midas.ch, www.facebook.com/midasverlag


inhaltsverzeichnis

Einleitung: Mehr Leidenschaft, mehr Klarheit, mehr Orientierung ................. 11

1

Unternehmer aus Leidenschaft.........................................15

1.1

Die Freiheit nehm‘ ich mir .......................................................... 16 Der unabhängige Unternehmer .................................................. 17 Die Freiheiten des Unternehmers................................................ 18 Freiheiten und Annehmlichkeiten ............................................... 20 Die Verantwortung des Unternehmers ........................................ 21

1.2

Unternehmerisches Ethos........................................................... 23 Fairness ..................................................................................... 23 Persönliche Wertvorstellungen ................................................... 27

1.3

Gute Geschäfte machen............................................................. 29 Unternehmer dürfen Geld verdienen! Auch viel Geld! ................. 29 Sich der eigenen Leistung und des eigenen Wertes bewusst sein ............................................... 31 Dachdeckermeister Brauner........................................................ 34 Den gewünschten Lebensstandard finanzieren können ............... 36

1.4

Der wahre Reichtum .................................................................. 37 Gesundheit................................................................................ 38 Freundschaften und Beziehungen............................................... 41 Lieben, was man tut .................................................................. 44 Mythen und Fakten des Unternehmerdaseins ............................. 46


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Unternehmer-SoUveränität

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Der Unternehmer, der ich sein will ...................................51

2.1

Der souveräne Unternehmer ...................................................... 53 Werte geben Orientierung.......................................................... 55 Vom Wert der Arbeit .................................................................. 57

2.2

Sich selbst erkennen .................................................................. 59 Was wir sein wollen................................................................... 60 Der Mut, zu sich selbst zu stehen ............................................... 62 Zehn Gründe, warum Sie als Unternehmer sich selbst treu bleiben sollten ................................................... 64 Sie haben mehr zu bieten als den niedrigsten Preis..................... 65 Nutzen Sie Ihre Stärken.............................................................. 69 Ein Klavierbauer ist kein Buchhalter ........................................... 70

2.3

Den Kompass neu ausrichten ..................................................... 73 Eigenverantwortliches Handeln .................................................. 74 Wie uns andere Menschen beeinflussen ..................................... 75 Gewohnheiten und Denkmuster hinterfragen ............................. 78

2.4

Meine Ziele und Entscheidungen................................................ 82 Das Ziel ist das Ziel .................................................................... 83 Lieber den Spatz in der Hand… ................................................. 86 …als die Taube auf dem Dach ................................................... 90

3

Zur wahren Größe finden .................................................97

3.1

Handeln .................................................................................... 98 Pragmatismus.......................................................................... 101 Tipps für mehr Effizienz............................................................ 103 Gelegenheiten ergreifen .......................................................... 104


INHALT

3.2

Vereinfachen ........................................................................... 106

3.3

Loslassen ................................................................................ 110 Manchmal ist es besser, eine Sache einfach abzuhaken............. 111

3.4

Verwirklichen .......................................................................... 114 Nur wir selbst können unsere Wünsche realisieren.................... 116 Ja, aber doch nicht in Krisenzeiten! .......................................... 118 Lust auf (neue) Leistung........................................................... 120

4

Der Unternehmer als Mensch .........................................123

4.1

Keine Unternehmung ohne Risiko ............................................ 124 Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft .............................. 124 Umgang mit Risiken ................................................................ 126 Risky is the new safe? ............................................................. 132

4.2

Veränderungen bestimmen unser Leben ................................... 134 Verunsicherung vs. Veränderung............................................... 134 Meine Klientin Marta ............................................................... 136 Unternehmer-Souveränität als stabile Basis .............................. 137

4.3

Höhen und Tiefen .................................................................... 139 Erfolg und Misserfolg............................................................... 140 Glück und Unglück .................................................................. 143

4.4

Die menschliche Komponente .................................................. 146 Kunden und Partner, die mir (nicht) guttun ............................... 147 Wenn Mitinhaber oder Mitgesellschafter nicht mehr mitspielen .............................................................. 148 Einen Kunden aufgeben? ......................................................... 151 Mitarbeiter, die wirklich zu mir passen...................................... 154

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Unternehmer-SoUveränität

5

Positionierung durch Klarheit, Klarheit durch Positionierung.........................................159

5.1

Den eigenen Weg finden .......................................................... 160 Ihr Kapital ist Ihr Kopf .............................................................. 161 Querdenker sind gefragt .......................................................... 163

5.2

Eine neue Unternehmenskultur ................................................ 164 Steinway & Sons gibt den Ton an ............................................. 167

5.3

Unternehmer-Souveränität durch Spezialisierung ...................... 170 Spezialisierung bedeutet Differenzierung .................................. 172

5.4

In Erinnerung bleiben .............................................................. 174 Gezielte Imagesteuerung durch Selbstmarketing....................... 174 Jeder Kunde macht sich ein Bild von seinem Anbieter ............... 175 Markenbildung erfordert die Konzentration auf das Wesentliche ................................................................ 178 Die Qualität persönlicher Kontakte ........................................... 180 Mit besten Empfehlungen ........................................................ 184 Tipps für eine bessere Marktposition ........................................ 187

6

Potenziale der neuen Arbeitswelt ..................................191

6.1

Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung ........ 193 Informations- und Kommunikationsflut bändigen ..................... 194 Neue Technologien, Angebote und Trends einschätzen .............. 197 Verschränkung von Arbeitszeit und Freizeit ............................... 199 Schutz der Privatsphäre ........................................................... 201 Datenschutz, -verwaltung und -sicherung ................................. 202


INHALT

6.2

Arbeiten in einer digitalisierten und globalisierten Welt ............ 204 Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse ........................... 206 Unternehmenskommunikation und Selbstdarstellung................ 208

6.3

Mitarbeiterführung unter neuen Bedingungen .......................... 212 Neue Herausforderungen für Arbeitgeber ................................. 214

6.4

Social Media für Unternehmer.................................................. 217 Social Media für mein Unternehmen? ...................................... 217 Potenziale für Ihr Unternehmen................................................ 220

Nachwort: Unternehmersouveränität – zwischen Unternehmerdasein und Unternehmerbewusstsein .................................................. 223

Anhang ................................................................................. 227 Anmerkungen ......................................................................... 229 Literaturverzeichnis .................................................................. 231 Digitale Quellen....................................................................... 235 Weitere Titel ............................................................................ 236 Über den Autor........................................................................ 239

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Unternehmer-SoUveränität


Einleitung: mehr Leidenschaft, mehr Klarheit, mehr orientierung

Das selbstständige Unternehmerdasein kann viele Vorteile mit sich bringen: Gestaltungsmöglichkeiten, Wohlstand, Freiräume und Freude an der Arbeit. Auf der anderen Seite stehen Verpflichtungen, eine hohe Verantwortung, Stress und Unsicherheit. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer neigen eher zu dieser Seite, sind orientierungslos und mehr aus Pflichtgefühl als aus Leidenschaft bei der Sache. Sie haben ihren inneren Kompass verloren und sind sich über die eingeschlagene Richtung nicht im Klaren. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung und auch keine guten Bedingungen, um ein bereits bestehendes Unternehmen neu auszurichten und fit für die Zukunft zu machen. Vor allem nicht in Zeiten der steten Veränderungen, wie wir sie momentan erleben. Doch es gibt Wege, wie Selbstständige sich selbst und ihr Unternehmen neu positionieren können und zugleich mehr Klarheit über ihre eigene Identität als Unternehmer sowie über wichtige geschäftliche Fragen erlangen. Ein wichtiger Schritt ist die Neuausrichtung des eigenen inneren Kompasses, um so zu dem Unternehmer zu werden, der man selbst sein will. Und wenn die Leidenschaft für die eigene Arbeit verloren gegangen ist, hilft es, das eigene Dasein als Unternehmer einmal aus einer neuen, frischen Perspektive zu betrachten. Denn wer als Unternehmer zu seiner wahren Größe findet, ist in der Lage, Dinge voranzutreiben, ohne sich im Detail zu verzetteln. Er kann sich von Störfaktoren befreien und sich darauf konzentrieren, das zu verwirklichen, was echten – persönlichen und wirtschaftlichen – Gewinn verspricht.


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Unternehmer-SoUveränität

Da Unternehmerinnen und Unternehmer zuerst Menschen sind, die mit anderen Menschen zusammenarbeiten, hängt der berufliche und persönliche Erfolg zu großen Teilen von der (zwischen)menschlichen Komponente ab. Wer erfolgreich sein und effizient arbeiten will, braucht einen klaren Blick auf sich selbst und auf seine Geschäftspartner, um souverän entscheiden zu können, welche Partner, Mitarbeiter und Kunden überhaupt zum eigenen Unternehmen passen und welche nicht. Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer braucht eine klare Positionierung, sowohl für sich selbst als auch für die Zielmärkte. Nur so erhält man die nötige Orientierung und kann seinen Weg finden und auch souverän mit den teils drastischen Veränderungen der modernen Arbeitswelt umgehen. Globale Vernetzung, virtuelle Teams und Marketing über digitale Kanäle sind nur einige der relevanten Stichworte, die jedoch oft noch Unsicherheiten erzeugen und neue Fragen aufwerfen. Der moderne Unternehmer braucht deshalb vor allem Klarheit, Orientierung und neue Lust auf Leistung. Dann wird es ihm möglich, sicher zu agieren und eine ganz neue Unternehmer-Souveränität zu entwickeln. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen eine ganz neue Sichtweise auf Ihr eigenes Unternehmen und auf sich selbst als Unternehmerin oder Unternehmer eröffnen. Mit neuer Leidenschaft, mehr Klarheit und den passenden Orientierungspunkten können Sie aus Ihrem Beruf eine Berufung und aus Ihrem Unternehmen ein Lebenswerk machen. Selbstständige gelten als nimmermüde Macher, Entscheider und Problemlöser, wobei zu selten hinterfragt wird, was sie wirklich antreibt oder was sie vom Erfolgskurs abbringt. Wer als Entrepreneur neu auf den Markt kommt, weiß oft noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Bei erfahrenen Unternehmern ist dagegen im Laufe der Jahre vieles zur Routine geworden. Vielfach ist ihnen die Freude an ihrer Arbeit abhandengekommen und die Bereitschaft, noch einmal ganz neue Wege zu beschreiten, ist verloren gegangen. Doch nur mit Klarheit über die eigenen Ziele, Bedürfnisse und geschäftlichen Potenziale ist es möglich, auch in Umbruchzeiten auf Erfolgskurs zu bleiben.


EINLEITUNG

Für jede einzelne unternehmerische Herausforderung können Selbstständige auf bewährte Konzepte zurückgreifen, um sich das jeweils nötige Know-how anzueignen. Wenn Wissen fehlt, können sie es hinzulernen. Doch wenn das innere Feuer zu erlöschen droht, hilft reines Fachwissen nicht mehr weiter. Der unternehmerische Erfolg ist eben weit mehr als die Summe unterschiedlicher Fähigkeiten. Und Erfolg hat viele Facetten: Für den einen bedeutet er finanzielle Unabhängigkeit, für den anderen spielen die persönlichen Freiräume die größte Rolle und wieder anderen ist es wichtig, die eigenen Werte und Maßstäbe nicht aus den Augen zu verlieren. Was beruflicher Erfolg bedeutet, kann nur jeder selbst entscheiden. Doch auch dafür braucht man Klarheit darüber, was man wirklich will und ob der eingeschlagene Weg mit den eigenen Zielen übereinstimmt. Vielfach wird die Übereinstimmung von beidem im Laufe der Jahre immer geringer. Das betrifft dann auch die Souveränität im Handeln. Dieses Buch befasst sich daher primär damit, wie Sie Ihre Souveränität als Unternehmerin oder Unternehmer festigen und auch in Anbetracht von Druck, Veränderungen am Markt, ökonomischen Zwängen und von persönlichen Herausforderungen das Ruder fest in der Hand behalten. Ein wesentlicher Aspekt dabei: Selbstständige sind nicht nur Unternehmerinnen oder Unternehmer, die ständig wie eine Maschine funktionieren, sondern schlichtweg auch Menschen. Und vielfach entscheidet gerade die menschliche Komponente darüber, was Erfolg bedeutet und welche Hindernisse sich auf dem Weg dorthin befinden. Selbstständige brauchen neben guten Strategien vor allem Klarheit über sich selbst und das eigene Vorhaben. Denn alles andere würde bedeuten, die eigenen Unternehmungen dem Zufall zu überlassen oder sie sich von anderen diktieren zu lassen. Ob Sie nun neu oder schon seit vielen Jahren im Geschäft sind: Sie und Ihr Unternehmen profitieren davon, wenn Sie sich und Ihre Arbeit aus einer frische Perspektive betrachten und dadurch neue Wege finden, die zu mehr Klarheit über Ihre eigene Identität als Unternehmerin oder Unternehmer führen. Mit den richtigen Orientierungspunkten können Sie sich darauf konzentrieren, das zu verwirklichen, was echten – persönlichen und unternehmerischen – Erfolg verspricht und Ihre Unternehmer-Leidenschaft (wieder) anfacht.

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Unternehmer-SoUveränität

Wahre Unternehmer-Souveränität besteht letztlich darin, ein Unternehmen sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch persönlich zufriedenstellend zu führen. Das kann nur gelingen, wenn Sie auch emotional zu hundert Prozent hinter Ihren Unternehmungen stehen und genau wissen, was Sie antreibt oder vom Weg abbringt. Diese Fähigkeit hält Sie auch in Umbruchzeiten auf Ihrem ganz persönlichen Erfolgskurs. Eine erhellende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Stéphane Etrillard Berlin, Sommer 2016 PS: Um Ihnen die Lektüre dieses Buchs zu erleichtern, habe ich es größtenteils geschlechtsneutral formuliert. Wenn also von Unternehmern die Rede ist, spreche ich in diesem Buch selbstverständlich auch Sie, liebe Unternehmerinnen, genauso an.


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Unternehmer aus Leidenschaft

Wenn Sie einmal einen Unternehmer aus Leidenschaft, wie er im Buche steht, kennenlernen wollen, dann würde ich Sie zu einem ganz bestimmten Bootsbauermeister in Schleswig-Holstein schicken. Der gute Mann heißt Martin und ist inzwischen Mitte fünfzig; er ist seit mehr als zwanzig Jahren selbstständig und beschäftigt in seinem Bootsbaubetrieb derzeit sechs Angestellte plus eine Auszubildende. Kennengelernt haben wir uns vor mehreren Jahren bei einem Geburtstagsessen einer gemeinsamen Freundin. Seitdem begegnen wir uns in unregelmäßigen Abständen ein- bis zweimal pro Jahr und vertiefen uns dann meist in sehr angeregte Gespräche über das Leben im Allgemeinen und das Leben als Unternehmer im Besonderen. Intensiv in Erinnerung geblieben ist mir eine Begegnung, bei der Martin mir erzählte, wie er mit den Jahren mehrere Bekannte, Freunde und Familienmitglieder davon überzeugt hatte, sich ebenfalls selbstständig zu machen. Immer wenn jemand anfing, sich über seine Chefs zu beschweren oder über die ungeliebte Arbeit, über die fehlenden Möglichkeiten, eigenverantwortlich zu agieren und selbst zu entscheiden, über die schlechten Ideen und Führungsqualitäten der Vorgesetzten, über das nicht angemessene Gehalt – immer dann schlug Martin aus tiefster Überzeugung vor: «Dann mach dich doch selbstständig.» Und dann erzählte er seinem Gegenüber von seiner eigenen Arbeit als Unternehmer und was er daran liebte, welche Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten sie ihm bot, jedoch auch, welche Leistungs- und Risikobereitschaft sie ihm abverlangte und welche Rückschläge er schon einstecken musste.


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Unternehmer-SoUveränität

Nicht ohne Stolz berichtete er mir, dass er im Laufe der Zeit fünf Menschen von der Selbstständigkeit überzeugte und diese inzwischen – natürlich mit Höhen und Tiefen – erfolgreiche und zufriedene Unternehmer wären: Sein bester Freund, ein Allround-Handwerker, machte sich mit einem Hausmeisterservice selbstständig und kann sich vor Aufträgen inzwischen nicht mehr retten. Eine Kundin von Martin, Zahntechnikerin mit eigenem Segelboot, kündigte ihren Job bei einem renommierten Zahntechniklabor, machte ihr eigenes Labor auf und kann seit vielen Jahren mit genau den Methoden, Techniken und Materialien arbeiten, von denen sie wirklich überzeugt ist. Sein jüngerer Bruder hat sich Leidenschaftliche Unternehmer haben als Gebäudeakustiker selbstständig gemacht oft eine ganz besondere Ausstrahlung. und eine eigene Firma aufgebaut. Ein eheSie wirken unabhängig, zielstrebig, maliger Azubi von Martin machte auf dessen selbstsicher, authentisch, zufrieden, Rat hin seine Passion für die Restauration entschlossen, begeistert und konzenund originalgetreue Reparatur historischer triert; sie haben Freude an der Arbeit Boote und Schiffe zu seinem Spezialgebiet und am Leben und übernehmen Verund ist mit seinem eigenen Betrieb zu einem antwortung für sich und andere. zuverlässigen Geschäftspartner für Martin geworden. Und Martins Sohn, der mit der Bootsbauerei so gar nichts am Hut hatte, hat nach dem Informatikstudium und nach einem kurzen Intermezzo als Angestellter bei einem Softwareunternehmen mit Unterstützung seines Vaters ebenfalls den Schritt in die Selbstständigkeit getan. Er hat jetzt eine kleine, aber feine IT-Dienstleistungsfirma.

1.1

Die Freiheit nehm‘ ich mir

Vom Bootsbauer Martin habe ich eine Menge über die Motivation, die Leidenschaft und das Selbstverständnis eines Unternehmers gelernt. Er verkörpert geradezu beispielhaft, was Peter Sawtschenko in einem seiner Bücher beschreibt: «Die erste Energiequelle ist immer der Unternehmer. Er ist in den meisten Fällen der magnetische Mittelpunkt der jeweiligen Firma. […] Sein Beruf hat viele positive Seiten. Erfolg motiviert, stärkt das Selbstbewusstsein, führt zu mehr gesellschaftlichem Ansehen, zu Freiheit und Unabhängigkeit.»1


UNTERNEHMER AUS LEIDENSCHAFT

Der unabhängige Unternehmer Begegnet man Martin oder anderen Unternehmern von seinem Schlag, spürt man sofort diese Energie und Anziehungskraft. Solche Unternehmer haben oft eine ganz besondere Ausstrahlung. Sie wirken unabhängig, zielstrebig, selbstsicher, authentisch, zufrieden, entschlossen, begeistert und konzentriert; sie haben Freude an der Arbeit und am Leben und übernehmen Verantwortung für sich und andere. Selbstverständlich gibt es auch Zeiten, in denen sie überarbeitet, sorgenvoll, frustriert oder erschöpft sind. Doch selbst in diesen Zeiten erwecken sie meist den Eindruck, dass sie wissen, wofür sich diese Anstrengungen lohnen, und dass sie diese Motivation nutzen, um sie zu bewältigen. Menschen wie Martin sind aus tiefster Überzeugung selbstständige Unternehmer und können sich meist nicht vorstellen, in ihrem Berufsleben jemals wieder etwas anderes zu sein. Sie schätzen die Freiheiten und Möglichkeiten des Unternehmerdaseins und stellen sich ganz bewusst dessen vielfältigen Herausforderungen. Sie arbeiten gern, sind überzeugt von dem, was sie tun, und haben oft eine immens große Leistungsbereitschaft. Und sie sind so überzeugt von all dem, dass sie so wie Martin eben auch ihren eigenen Freunden und Kindern empfehlen, lieber eine feste Anstellung zu kündigen und sich selbstständig zu machen, als in einem unbefriedigenden Angestelltenverhältnis steckenzubleiben. Doch natürlich sind nicht alle Unternehmer aus demselben Holz geschnitzt; und Martin, der für mich so etwas wie das Idealbild eines Unternehmers aus Leidenschaft darstellt, zählt wahrscheinlich auch eher zu den Ausnahmeerscheinungen. Es gibt am anderen Ende der Skala eben auch diejenigen Unternehmer – und davon vermutlich nicht gerade wenige –, bei denen der Frust und die Sorgen überwiegen und Spaß, Leidenschaft, Motivation und Zuversicht mit der Zeit verlorengegangen sind oder sich nie richtig eingestellt haben. Sie denken vielleicht sogar darüber nach, das eigene Unternehmen aufzugeben, da die finanziellen und persönlichen Erfolgserlebnisse ausbleiben und der Unternehmensalltag zur dauerhaften Belastung geworden ist. Außerdem gibt es auch noch vieles dazwischen. Zum Beispiel Unternehmer,

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die sich so «durchwurschteln», einigermaßen über die Runden kommen, doch ohne echte Leidenschaft und Überzeugung bei der Sache sind und sich als Alternative durchaus ein Berufsleben als Angestellter vorstellen könnten. Oder (potenzielle) Entrepreneure, die noch unsicher sind, ob die Entscheidung für die Selbstständigkeit wirklich die richtige ist; sie blicken meist eher skeptisch in die Zukunft und müssen die Leidenschaft Jeder Unternehmer und Entrepreneur für das Unternehmerdasein erst noch entkann Unternehmer-Souveränität wickeln. Und selbstverständlich gibt es auch entwickeln, ein leidenschaftlicher die Unternehmer, die – aus welchen GrünUnternehmer werden und den Spaß den auch immer – gescheitert sind mit iham Unternehmerdasein finden bezierer Unternehmung. Was allerdings nicht hungsweise wiederfinden. zwangsläufig dazu führen muss, dass sie die Selbstständigkeit aufgeben wollen und mit dem Unternehmertum abgeschlossen haben. Ich habe bereits gescheiterte Unternehmer kennengelernt, die sich nach dem ersten Schock aufgerappelt und mit den Gründen für ihr Scheitern auseinandergesetzt haben, um dann einen Neustart zu wagen. So eine Unternehmerpersönlichkeit wie der Bootsbauer Martin ist zwar vielleicht eine Ausnahmeerscheinung, doch seine Einstellung zum Unternehmerdasein und seine Begeisterung dafür ist nichts, was einer Person in die Wiege gelegt wird. Jeder Unternehmer und Entrepreneur kann diese Unternehmer-Souveränität entwickeln, ein leidenschaftlicher Unternehmer werden und den Spaß am Unternehmerdasein finden beziehungsweise wiederfinden. Die Freiheiten des Unternehmers Alle überzeugten und leidenschaftlichen Unternehmer, die ich kenne, haben etwas gemeinsam: ein klares Bewusstsein dafür, was ihnen die Selbstständigkeit als Unternehmer bedeutet, welchen Wert sie für sie hat. Souveräne Unternehmerpersönlichkeiten wissen genau, warum sie Unternehmer sind und was ihnen eine eigene Unternehmung bieten kann. Im Vordergrund stehen dabei vor allem die Freiheiten und persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, meist im Vergleich zu den Beschränkungen, die Angestelltenverhältnisse nicht selten mit sich bringen.


UNTERNEHMER AUS LEIDENSCHAFT

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Denn in meinem eigenen Unternehmen bestimme ich selbst, was ich tue und wie ich es tue, für wen ich arbeite und für wen nicht, mit wem und mit wem nicht. Ich kann das machen, was ich liebe und wovon ich überzeugt bin, dass es das Richtige ist. Ich treffe die geschäftlichen Entscheidungen. Ich gebe die Richtung vor, die das Unternehmen einschlagen soll, und habe Die Freiheiten des Unternehmers das Steuer in der Hand. Ich setze Schwerzeigen sich im Großen wie im Kleinen. punkte, bringe Ideen ein, nutze Handlungsspielräume. Ich bin nicht abhängig davon, dass beispielsweise mein Vorgesetzter eine Idee von mir gutfindet und «durchwinkt», sondern habe es selbst in der Hand, Ideen in die Tat umzusetzen. Ich bin nicht gezwungen, Entscheidungen umzusetzen, die jemand anderes getroffen hat und die ich unter Umständen sogar für falsch halte. Ich muss mich nicht mit Kollegen arrangieren, zu denen ich überhaupt keinen Draht finde oder denen notwendige Fähigkeiten und Fachkenntnisse fehlen. Ich kann mein berufliches Handeln und Verhalten nach meinen eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen ausrichten, statt mich einer übergeordneten Firmenpolitik zu unterAls selbstständiger Unternehmer könwerfen. Ich agiere selbstbestimmt und nicht nen Sie machen, was Sie lieben und auf Anweisung von Vorgesetzten. Ich erlebe wovon Sie überzeugt sind, dass es das ganz direkt, wie sich meine eigene Leistung Richtige ist. Sie treffen die geschäftbezahlt macht – ideell und finanziell. Und ich lichen Entscheidungen und geben im weiß, wofür ich das alles tue: nämlich für die Unternehmen die Richtung vor. Sache, der ich aus Überzeugung mein Berufsleben widme, und für mich selbst. Ich spüre, dass meine Arbeit sinnvoll ist. Diese Freiheiten zeigen sich in den großen wie in den kleinen Dingen. Im Großen ermöglichen sie Unternehmern, ihre eigene Rolle sowie das Geschäftsfeld und das Angebot, die Ausrichtung, die Methoden und Geschäftspraktiken ihres Unternehmens selbst zu bestimmen. Im Kleinen geht es manchmal nur darum, über die Farbe der Einbauküche im Firmengebäude selbst zu entscheiden oder aus Überzeugung einen Ökostromanbieter zu nutzen, statt den günstigsten. – Das mag vielleicht banal klingen, doch auch solche Entscheidungsmöglichkeiten tragen zur Zufriedenheit und auch zum Spaß an der Arbeit bei. Denn


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es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man zur Arbeit kommt und dort sind die kleinen wie die großen Dinge so eingerichtet, wie man es selbst mag und für richtig hält. Es sind diese Freiheiten, die vielen Unternehmern sehr wichtig sind und die sie ganz erfordern ein hohes Maß an persönlibewusst gewählt haben, als sie sich für die cher Verantwortung. Selbstständigkeit entschieden haben. Und es sind oft auch genau diese Freiheiten, die sie sich ins Gedächtnis rufen, wenn sie Rückschläge erleben oder mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Denn diese Freiheiten wiegen oft stärker als die Probleme, da die Alternative – die zu erwartenden Einschränkungen und Zwänge als Angestellter – für viele überzeugte Unternehmer keine echte Alternative ist. Die Freiheiten des Unternehmers

Freiheiten und Annehmlichkeiten Auf einer Veranstaltung traf ich einmal eine junge Frau wieder, die ich schon aus einem meiner Seminare kannte. Wir begannen einen kurzen Smalltalk und weil ich noch wusste, dass sie mit ihrer kleinen PR-Agentur damals nicht so richtig erfolgreich war, fragte ich vorsichtig nach, wie denn die Geschäfte zurzeit laufen würden. Sie fing an zu lachen und fragte, ob ich etwas Zeit hätte für eine längere Geschichte. Ich hatte Zeit und so erzählte sie mir von den circa zwölf Monaten, die gerade hinter ihr lagen. Ihre Agentur lief tatsächlich nicht besonders gut – beziehungsweise sogar richtig schlecht. Und zwar so schlecht, dass sie sich vor rund einem Jahr dazu entschloss, ihr eigenes Unternehmen aufzugeben und ein Angebot für eine sehr gut bezahlte Festanstellung in einer großen Agentur anzunehmen. Sie war erleichtert über diese Entscheidung, konnte eine Menge Stress und Sorgen ablegen und genoss die Annehmlichkeiten einer Angestellten: ein regelmäßiges gutes Gehalt, bezahlte Urlaubs- und Krankentage, klar definierte Arbeitszeiten mit einem echten Feierabend, keine Sorgen um ausbleibende Aufträge, kein Druck, sich immer um alles selbst kümmern zu müssen, keine Last mehr mit aufwendiger Buchhaltung und Steuererklärung.


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Marlene, so heißt die junge PR-Fachfrau, erzählte fröhlich von ihrem Angestelltendasein und gerade als ich sie fragen wollte, ob sie ihre Selbstständigkeit denn auch ein bisschen vermissen würde, nahm ihre Geschichte eine überraschende Wendung. «Stéphane, wissen Sie, das war wirklich alles richtig gut. Und trotzdem habe ich nach knapp acht Monaten wieder gekündigt und meine Agentur wieder aufgemacht», sagte sie und lachte wieder fröhlich. Ich muss sie ziemlich verdutzt angesehen haben, denn sie beeilte sich, mir ihren Entschluss zu erklären: «Wie gesagt, ich kann wirklich nichts gegen meinen Arbeitgeber sagen. Und trotzdem war das überhaupt nicht das Richtige für mich. Erst als ich nicht mehr selbstständig war, habe ich gemerkt, wie wichtig mir die Selbstständigkeit war. Dass ich mit vielen Entscheidungen und Aufgaben in der Agentur gar nichts mehr zu tun hatte und auch gar keinen richtigen Einblick in die Geschäftsabläufe oder in andere Projekte hatte, empfand ich als total unbefriedigend. Ich hatte das Gefühl, ich mache hier meine Sachen und weiß gar nicht so recht, wofür und warum und wohin das alles führen soll. Und manchmal habe ich sogar meine eigenen Bleistifte ins Büro mitgebracht, weil ich die von der Firma so blöd fand. Können Sie sich das vorstellen! – Ich glaube, ich hatte insgesamt viel zu wenig Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten in dieser großen Agentur, ich war ein Rädchen im Getriebe. Dabei bin ich offensichtlich lieber der Motor.» Diese Einsicht veranlasste Marlene dazu, ihre Selbstständigkeit wieder aufzunehmen. Und obwohl es mit ihrer Agentur immer noch nicht ganz einfach war, wusste Marlene jetzt ganz genau, dass ihr eigenes Unternehmen das Richtige für sie ist. Und sie empfand eine große Zufriedenheit über ihren Entschluss, wieder selbstständig zu arbeiten – auch wenn sie weiterhin ab und zu mit unternehmerischen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten zu kämpfen hatte.

Die verantwortung des Unternehmers Trotz ihrer Freiheiten können Unternehmer in ihrem Berufsalltag natürlich nicht gänzlich frei von (Sach-)Zwängen agieren. Auch für Selbstständige gibt es viele Dinge zu tun, die sie tun müssen, auch wenn sie sie vielleicht nicht gern tun. Und manchmal ist es auch erforderlich, Entscheidungen zu treffen, die einem selbst nicht gefallen, die

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jedoch notwendig und geschäftlich richtig sind. Sich beispielsweise nicht einvernehmlich von einem Mitarbeiter zu trennen, macht vermutlich niemand gern. Doch wenn es keine andere Lösung gibt, haben auch selbstständiAuch Selbstständige können nicht nur ge Unternehmer dazu keine Alternative und das tun, was ihnen Spaß macht. müssen dann eine Kündigung aussprechen. Und natürlich hat auch die Freiheit, selbst entscheiden zu können, für wen man arbeitet, ihre Grenzen: Wenn ein Unternehmen zum Beispiel dauerhaft zu geringe Einnahmen hat, kann man bei den Kunden nur noch eingeschränkt wählerisch sein. Und die von vielen Angestellten oft beneidete Freiheit, die eigenen Arbeitszeiten bestimmen zu können, wird von den meisten Unternehmern, die ich kenne, ohnehin nicht so genutzt, wie Angestellte sich das vorstellen. Meistens arbeiten Unternehmer nämlich eher mehr als weniger, denn die Arbeit muss ja schließlich getan werden und schert sich nicht um Feierabend oder Wochenende. Bereits diese kurz skizzierten Beispiele maUnternehmer wollen ein gutes chen eines deutlich: Die meisten Freiheiten Geschäft machen; doch sie wissen, des Unternehmers haben eine Kehrseite: die dass dieser Anspruch nicht nur für Verantwortung. Das heißt: Die Freiheiten sie allein gilt, sondern auch für alle des Unternehmers gehen mit einem hohen anderen. Maß an persönlicher Verantwortung einher. Denn auch ungeliebte Entscheidungen müssen schließlich von jemandem getroffen und auch unattraktive Aufgaben von jemandem erledigt werden. Bleibt das aus oder werden hierbei Fehler gemacht, gerät im schlimmsten Fall das Unternehmen in Gefahr. Unternehmer tragen mit ihren Entscheidungen und Handlungen daher stets die volle Verantwortung für ihr Unternehmen und gegebenenfalls für ihre Mitarbeiter. Das Unternehmerdasein hat also nicht nur viel zu bieten, sondern verlangt dem Unternehmer auch eine Menge ab. Nicht jeder ist bereit, all das auf sich zu nehmen und notwendige Entscheidungen selbst zu treffen, für das Wohl eines ganzen Unternehmens inklusive Mitarbeiter die Verantwortung zu übernehmen und für das eigene Entscheiden und Handeln konsequent geradezustehen.


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Interessanterweise empfinden Menschen, die aus Überzeugung und mit Leidenschaft Unternehmer sind, diese Verantwortung jedoch nicht als Last, sondern vielmehr als Bereicherung für ihr Leben. Sie übernehmen gern Verantwortung, suchen sie geradezu, wollen ganz bewusst für das einstehen, was sie tun und für richtig halten. Und zwar mit allen Konsequenzen. Sie sehen dadurch ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten erweitert und ihre Persönlichkeit gestärkt und empfinden es als Gewinn, (eigen)verantwortlich agieren zu können. Sie sind stolz darauf, diese Chance zu haben und sie zu ergreifen.

1.2

Unternehmerisches ethos

Souveräne Unternehmer gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie übernehmen nicht nur Verantwortung für sich, ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter, sondern auch für die weitergehenden Auswirkungen ihres unternehmerischen Handelns. Das heißt, sie verpflichten sich einem unternehmerischen Ethos und nehmen auch ihre Verantwortung als gestaltendes Mitglied der Gesellschaft wahr. Fairness Der vielleicht etwas hochtrabend klingende Fairness als Maxime des eigenen Begriff «unternehmerisches Ethos» lässt sich unternehmerischen Handelns ist ein für den Unternehmensalltag gut herunterbrewesentliches Element der Unternehchen auf das Wort «Fairness». Bei Unternehmer-Souveränität. mern, die ich wie oben beschrieben als besonders souverän und leidenschaftlich erlebt habe, konnte ich immer auch erleben, dass sie ganz bewusst einen fairen Umgang mit Geschäftspartnern, Lieferanten, Mitarbeitern und auch mit Kunden und Konkurrenten pflegen. Sie wollen ihren eigenen Erfolg nämlich nicht auf Kosten oder zulasten anderer erzielen, sondern ein geschäftliches Miteinander praktizieren, von dem letztlich alle Beteiligten profitieren.


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Keine Frage, diese Unternehmer haben nichts zu verschenken und verschenken auch nichts. Und wenn ein Lieferant schlechte Qualität liefert, bekommt er ein Problem mit ihnen; und wenn ein Kunde nicht bezahlen kann, wird ihm die Rechnung nicht einfach erlassen. Doch sie gehen andersherum auch nicht davon aus, dass andere etwas zu verschenken haben. Für sie ist klar: Alle Beteiligten wollen ein gutes Geschäft machen und haben auch einen Anspruch darauf. Und weil souveräne Unternehmer diesen Anspruch für sich selbst geltend machen, gestehen sie ihn auch anderen zu. Ein schönes Beispiel dafür liefert Mike Fischer in seinem Buch Erfolg hat, wer Regeln bricht. Er wirft eine interessante Frage auf zum Thema Zahlungsfristen: «Angenommen, Sie könnten die Lieferantenrechnung locker bezahlen, tun es aber nicht. Warum tun Sie es nicht? Warum bezahlen Sie nicht sofort?»2 Fischer kritisiert die verbreitete Praxis, das Begleichen von Rechnungen von Lieferanten und Auftragnehmern so lange hinauszuzögern, wie es irgend geht, im Extremfall, bis die zweite Mahnung kommt. Selbst wenn man auf diese Weise vielleicht ein paar Euros (beispielsweise durch Zinsen etc.) gewinnen würde – so führt Fischer weiter aus –, zahlt man als Unternehmer dafür einen hohen Preis an anderer Stelle. Was kostet es Sie? Dass die zukünftige Beziehung zum Lieferanten statt von Wertschätzung von Misstrauen geprägt ist. Und das ist teuer! […] Ihr Lieferant sieht Sie als Ausfallrisiko. Er kann Ihnen nicht vertrauen und er liefert beim nächsten Mal schon etwas weniger gern. So entwickelt sich keine Partnerschaft. Wenn zwischen Lieferung und Bezahlung ein gewisser Zeitraum liegt, dann bedeutet das immer, dass der Belieferte in dieser Zeit vom Lieferanten lebt. Das ist eine asymmetrische Beziehung – der eine nutzt den anderen aus. Noch deutlicher: […] Sie streichen die Zinsen ein, die eigentlich dem Lieferanten gehören. Sie nehmen also Ihrem Lieferanten etwas weg, das Ihnen nicht gehört. […] Es ist uns in unserem Unternehmen völlig egal, welche Summe auf der Rechnung steht. Wir haben ausgetüftelt, dass wir es zu jeder Zeit schaffen, innerhalb von zwei Tagen jede eingehende Rechnung zu prüfen. Egal ob Urlaubszeit oder nicht. Egal welcher Wochentag gerade ist. Egal wie der Krankenstand gerade ist. Da gibt es keine Ausreden.


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Unsere Regel lautet: Jede Rechnung wird innerhalb von zwei Werktagen bezahlt. Da halten wir uns dran. Immer. Und was kommt danach? Danach kommt ein phantastisches Gefühl auf. Nämlich das Gefühl, ein fairer Partner unserer Lieferanten zu sein. Ich sage Ihnen, DAS ist ein Gefühl!3 Ich teile voll und ganz diese Begeisterung für Fairness und möchte sie jedem Unternehmer und Entrepreneur dringend ans Herz legen. Fairness als Maxime des eigenen unternehmerischen Handelns begreife ich nämlich als einen ganz wesentlichen Aspekt von Unternehmer-Souveränität. Denn sie erzeugt nicht nur dieses «phantastische Gefühl», von dem Fischer berichtet, sondern etabliert darüber hinaus eine positive und verlässliche Unternehmenskultur, die alle Bereiche unternehmerischen Handelns umfasst. Dazu gehört zum Beispiel, wenn man selbst Auftraggeber oder Kunde ist, nicht immer auf niedrige Preise und Rabatte zu pochen oder grundsätzlich Zugeständnisse vom Auftragnehmer oder Lieferanten zu erwarten. Denn wer als Unternehmer selbst gute Honorare und Preise erzielen will, muss auch andere gut bezahlen. Und das betrifft natürlich ebenso die Bezahlung der eigenen Angestellten. Auch diese muss angemessen und fair sein – und zwar nicht aus Kalkül, sondern einfach, weil «es sich gehört» und zum Ethos eines souveränen Unternehmers gehört, die eigenen Angestellten vernünftig zu bezahlen. Auch Geschäftspartner verdienen unbedingt eine faire Zusammenarbeit. Machen Sie Partnern zum Beispiel keine unrealistischen Versprechungen, von denen Sie bereits von vornherein wissen, dass sie nicht einzuhalten sind. Halten Sie sich an Zusagen, die Sie geben. Spielen Sie mit offenen Karten über die Bedingungen und die Perspektiven der Zusammenarbeit und halten Sie keine wichtigen Informationen zurück. Schmücken Sie sich nicht mit fremden Federn, sondern teilen Sie die Erfolge und auch die Anerkennung dafür mit Ihren Partnern. Und wälzen Sie umgekehrt Misserfolge und Niederlagen nicht auf andere ab, sondern übernehmen Sie Ihren Teil der Verantwortung. – Wie wollen Sie selbst als Partner behandelt werden? Behandeln Sie selbst Ihre Partner so?

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tipp Denken Sie daran: Unternehmerische Fairness gilt für alle – für Auftragnehmer, Lieferanten, Geschäftspartner, Mitarbeiter, Kunden.

Genauso gehört es zum unternehmerischen Ethos, die eigenen Kunden fair zu behandeln. Das heißt zum Beispiel, ihnen echte Qualität zu bieten und wirklich gute Leistungen. Es darf im Geschäft nicht um den schnellen Euro gehen. Der eigene Anspruch sollte immer sein, Arbeit abzuliefern, für die man voll und ganz einstehen kann und die dem Kunden einen echten Nutzen bringt. Schließlich erwartet man das selbst ja auch, wenn man als Kunde Dienstleistungen in Anspruch nimmt oder Produkte kauft. Das alles heißt nicht, dass Sie als Unternehmer vor allem das Glück der anderen berücksichtigen sollen. Sie selbst haben genau die gleichen Ansprüche wie Ihre Kunden, Partner, Angestellten und Lieferanten. Es heißt nicht mehr und nicht weniger als: Agieren Sie fair und nicht auf Kosten anderer! Zumal es ökonomisch weitaus sinnvoller ist, auf stabile Geschäftsbeziehungen und loyale Kunden bauen zu können, statt nur hin und wieder ein schnelles Geschäft zu machen. Das Schöne am Unternehmerdasein ist, dass Sie es selbst in der Hand haben, dieser Maxime zu folgen und sie zu einem selbstverständlichen Teil Ihres unternehmerischen Handelns zu machen. Und das Schöne ist außerdem, dass faires unternehmerisches Handeln dazu führt, dass es bei allen Beteiligten Zufriedenheit und positive Reaktionen auslöst – auch bei Ihnen Fairness erzeugt Zufriedenheit und selbst. Denn wer Rechnungen pünktlich bepositive Reaktionen – bei anderen zahlt, Auftragnehmer nicht auf Teufel komm und bei Ihnen selbst. raus herunterhandelt und Geschäftspartnern gönnt, was ihnen zusteht, wird statt unfreundlicher Mahnungen und E-Mails oder anstrengenden Verhandlungsgesprächen öfter einmal ein Dankeschön, einen herzlichen Händedruck oder ein Lächeln von seinem Gegenüber erhalten.


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persönliche Wertvorstellungen Genauso wie Sie als Unternehmer Fairness zum Leitbild Ihrer Arbeit machen können, haben Sie auch die Möglichkeit, Ihre persönlichen Wertvorstellungen einzubringen. Das empfinde ich als echtes Privileg. Denn als Unternehmer brauche ich mich nicht zu verbiegen, sondern kann mir selbst und meinen Überzeugungen treu bleiben. Dinge, die mir wichtig sind, kann Als Unternehmer können Sie sich auch ich durch mein Handeln gezielt fördern. So bei der Arbeit von Ihren persönlichen kenne ich zum Beispiel eine Unternehmerin, Wertvorstellungen leiten lassen. die sich in einer Sache ganz bewusst für einen bestimmten Weg entschieden hat: Zu ihren Werten gehört einerseits die Pflege eines gehobenen, man kann schon sagen luxuriösen Lebensstils, den sie sich mit ihrem Unternehmen und einem mehr als sehr guten Einkommen auch leisten kann. Andererseits ist es ihr sehr wichtig, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in Form ihrer Steuerpflicht nachzukommen. Sie ist die einzige Unternehmerin, die ich kenne, die ganz ausdrücklich auf sämtliche «Steuertricks» verzichtet und einfach die Steuern bezahlen will, die dem Staat zustehen. Es gab mehr als einmal eine Auseinandersetzung mit ihrem Steuerbüro, weil die Berater sie davon überzeugen wollten, dass sie durch diesen oder jenen «Optimierungstrick» soundso viel Euro pro Jahr an Steuern einsparen könnte. Die Steuerberater konnten nicht verstehen, dass die Unternehmerin aus Überzeugung darauf verzichten wollte. Immer wieder legten sie ihr nahe, die legalen Möglichkeiten der «Steueroptimierung» zu nutzen, um die Höhe ihrer Steuern zu verringern. Die Unternehmerin suchte sich dann sehr bald ein anderes Steuerbüro, das nicht vorrangig auf Steueroptimierung setzte, sondern das Anliegen der Unternehmerin verstand und umsetzte. Ich habe noch einige weitere Beispiele erlebt, wo Unternehmer sich von ihren persönlichen Wertvorstellungen leiten lassen: Der eine unterstützt seine Beschäftigten durch ganz praktisch umgesetzte Familienfreundlichkeit, um Eltern sowohl ein erfülltes Berufs- als auch ein gutes Familienleben zu ermöglichen. Der andere arbeitet konsequent mit kleinen regionalen Geschäftspartnern und Lieferanten zusammen, um die Region zu stärken und auch kleineren Partnern die Chance auf


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ein gutes Geschäft zu geben. Ich kenne Werbeagenturen, die schon auf sehr große Kampagnen verzichtet haben, weil sie aus Überzeugung für einen bestimmten Kunden nicht arbeiten wollten, mit dessen Geschäftspraktiken sie nicht einverstanden sind. Andere Unternehmer wiederrum sponsern Initiativen oder Vereine, deren Arbeit sie gut und wichtig finden. Ein Unternehmer, dem gute Umgangsformen im persönlichen Miteinander sehr wichtig sind, hat für seine Mitarbeiter einen Verhaltenskodex und eine Kleiderordnung aufgestellt. Und ein Unternehmer-Ehepaar stellt bevorzugt ältere Mitarbeiter ein, weil sie deren Erfahrung, Souveränität und Reife für besonders wertvoll erachten und es falsch finden, diese Werte einfach brachliegen zu lassen, wie es auf dem Arbeitsmarkt häufig getan wird. All das betrachte ich auch als eine Chance zu aktivem Gestalten und Mitgestalten, die Unternehmer ergreifen können. Durch ihre Entscheidungen und Handlungen prägen sie ihr Umfeld und auch unsere Gesellschaft mit ihren eigenen Wertvorstellungen. Das ist eine Möglichkeit, die nicht allen Menschen so einfach zur Verfügung steht. Souveräne Unternehmer wissen, was für ein Privileg das ist, und nutzen diese Chance bewusst und aktiv. Sie realisieren auf diese Weise auch ein wichtiges Stück Selbstentfaltung und finden in den allermeisten Fällen darin eine große Zufriedenheit. Warum auch Unternehmen ein Wertesystem brauchen So wie Werte den Charakter eines Menschen formen, haben sie im Unternehmen die Funktion, Strukturen herauszubilden und Orientierung zu geben. Werte sind das Fundament unseres Denkens und Ausdruck dessen, was für das Unternehmen als Ganzes wichtig ist. Sie geben Mitarbeitern, Führungskräften und Unternehmern wichtige Orientierungshilfen für ihre Handlungen und Entscheidungen. Werte geben dem Unternehmen eine eigene Identität und sind somit auch für die Positionierung von Bedeutung. Sie vermitteln zudem Gemeinschaftszugehörigkeit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Wenn Werte nicht nur als floskelhafte Lippenbekenntnisse in der Firmenbroschüre abgedruckt sind, sondern tatsächlich gelebt werden, haben sie einen ganz konkreten Nutzen für das Unternehmen und steigern sogar seinen Wert.


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1.3

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Gute Geschäfte machen

Zur Zufriedenheit eines Unternehmers gehört in den allermeisten Fällen – Ausnahmen bestätigen die Regel – auch ein gutes Einkommen. Ein gutes Einkommen ist jedoch keine Selbstverständlichkeit und wird manchmal sogar als verzichtbar angesehen, wenn im Gegenzug die persönliche Erfüllung und Selbstverwirklichung im Beruf gefunden wird. Viele Menschen bewundern Unternehmer, die die scheinbaren Sicherheiten eines Angestellten zugunsten der Freiheiten der Selbstständigkeit aufzugeben bereit sind. Zu diesen Freiheiten wird dabei auch die Möglichkeit gezählt, seine Berufung zum Beruf zu machen und sich wirklich mit seiner Arbeit zu identifizieren. Dieses Idealbild der Selbstverwirklichung im Beruf durchzieht inzwischen weite Bereiche der Arbeitswelt und betrifft längst nicht mehr nur Selbstständige. Es führt jedoch immer öfter zu einer Auffassung von Arbeit und Beruf, die zu Recht kritisiert wird: «Arbeit soll als Teil der Selbstverwirklichung begriffen werden, man soll glauben und glaubhaft machen, dass man um der Sache willen arbeitet, l’art pour l’art, und nicht etwa, um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern.»4 Unternehmer dürfen Geld verdienen! Auch viel Geld! Das ist jedoch eine Einstellung zur Arbeit, die man sich erst einmal leisten können muss, Einige Unternehmer haben eine gewisse Scheu davor, ein gutes Einwas wohl auf die wenigsten Unternehmer kommen auf die Liste ihrer eigenen (und auch auf die wenigsten Angestellten) Ziele zu setzen. – Das kann jedoch zutreffen dürfte. Für alle anderen gilt deshalb: nicht der richtige Weg sein. Wer selbstständig sein und bleiben will, muss in der Lage sein, mit seinem Unternehmen mindestens seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich würde noch weiter gehen: Es reicht nicht, mit dem Verdienst gerade das Nötigste abdecken zu können; ein Unternehmer muss mit seinem Unternehmen den Lebensstandard finanzieren können, den er sich für sein Leben wünscht.


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Nicht wenige Selbstständige empfinden jedoch geradezu ein Unbehagen dabei, (sehr) viel Geld zu verdienen oder verdienen zu wollen. Schließlich sind auch sie nicht immun gegen die eben beschriebene Idealvorstellung der Selbstverwirklichung im Beruf. Außerdem ist eine gewisse Bescheidenheit in den eigenen Ansprüchen eine Eigenschaft, die von der Gesellschaft oft positiver bewertet wird als das offensive Streben nach Wohlstand und Reichtum. Dem schnöden Mammon zu dienen, hat nicht gerade ein positives Image und passt dann oft auch nicht zum eigenen Selbstbild als «Unternehmer aus Leidenschaft». Hinzu kommt bei einigen die Befürchtung, sich in gewisser Weise vom eigenen sozialen Umfeld zu entfremden und nicht mehr richtig dazuzugehören, wenn man einen höheren wirtschaftlichen Status erreicht als Freunde und Kollegen oder auch als die eigenen Familienangehörigen. So habe ich es schon einmal erlebt, dass ein sehr erfolgreicher Unternehmer gegenüber alten Freunden aus Studentenzeiten mit seinen (finanziellen) Erfolgen bewusst hinterm Berg hielt, weil einige seiner Freunde ein weitaus geringeres Einkommen hatten und er das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht stören wollte. Auch Unternehmer, die sich aus ihrem ursprünglichen Beruf «hochgearbeitet» haben, empfinden nicht selten gegenüber früheren Kollegen, die jetzt unter Umständen sogar ihre eigenen Angestellten sind, die Sorge einer drohenden Entfremdung. Hatte man früher ungefähr den gleichen beruflichen Status und ein vergleichbares Einkommen, entstehen nun zum Teil recht große Unterschiede. Das schürt die Sorge, dass dieses Ungleichgewicht das kollegiale oder auch freundschaftliche Verhältnis zueinander belasten oder gar beschädigen könnte. – Warum solche Ängste nicht einfach von der Hand zu weisen sind, erklärt Monika Birkner in ihrem Buch Erfolgreich als Solo-Unternehmer: «Zugehörigkeit war in unserer Evolution überlebenswichtig. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist auch ein emotional sehr starkes Bedürfnis. Von daher sind diese Ängste verständlich.»5 Darüber hinaus lässt sich häufig ein weiterer – und im Extremfall sogar existenzbedrohender – Faktor beobachten, der Unternehmer davon abhält, ein hohes Einkommen auf die Liste ihrer persönlichen und unternehmerischen Ziele zu setzen: Es ist die Furcht davor, die selbstge-


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steckten Ziele nicht zu erreichen und sich dann vielleicht das Scheitern der eigenen Unternehmung eingestehen zu müssen. In diesem Falle ist es manchmal einfach leichter, sich mit einem niedrigeren Lebensstandard zufriedenzugeben, als das eigene Unternehmen und auch die eigenen Qualitäten als Unternehmer infrage stellen und entsprechende Konsequenzen ziehen zu müssen. Derartige Befürchtungen können dazu führen, dass Unternehmer es sich selbst nicht erlauben, nach einem sehr guten Verdienst zu streben. Sie geben sich dann mit weniger zufrieden, als angemessen wäre angesichts dessen, was sie zu bieten haben und was sie leisten. – Für eine ambitionierte Unternehmung kann das nicht der richtige Weg sein. Deshalb wiederhole ich mich an dieser Stelle ganz bewusst: Unternehmer dürfen und müssen Geld verdienen! Sich der eigenen Leistung und des eigenen Wertes bewusst sein An dieser Stelle kommt die Unternehmer-Souveränität ins Spiel, denn souveräne Unternehmer: wissen, dass Arbeit und Leistung nicht nur ideell, sondern auch finanziell belohnt werden müssen; sind sich bewusst, warum es angemessen und sogar notwendig ist, dass sie selbst gut verdienen und gute Geschäfte machen; kennen ihre Ängste und Sorgen und setzen sich mit ihnen auseinander; stellen sich etwaigen unternehmerischen Schwierigkeiten. Für souveräne Unternehmer ist klar, dass eine Unternehmung nur gelingen kann, wenn sie auch genug Gewinn abwirft. Ansonsten ist der Fortbestand des Unternehmens akut bedroht. Das vermeintliche Ideal der SelbstverwirkliUnternehmer haben allen Grund chung im Beruf kann deshalb nur aufrechtdazu, einen guten Verdienst zu erhalten werden, wenn es sich löst von der beanspruchen. Option der Selbstausbeutung zugunsten des Ideals und stattdessen einen angemessenen


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Verdienst in das Bild vom «Unternehmer aus Leidenschaft» mit aufnimmt. Denn Unternehmer, die sich unter Wert verkaufen, schaden sich selbst, ihrem Unternehmen und ihren Angestellten. Und nicht selten schaden sie auch der gesamten Branche, weil dadurch die branchenüblichen Preise unangemessen niedrig gehalten und etwaige Partner und Dienstleister in der Folge meist ebenfalls unter Wert bezahlt werden. Unternehmer haben zudem auch allen Grund dazu, einen guten Verdienst zu beanspruchen. Anders als Angestellte gehen sie mit einem eigenen Unternehmen ein hohes persönliches Risiko ein, bei dem unter Umständen ihre gesamte geschäftliche als auch private Existenz auf dem Spiel steht. Wer will angesichts der hohen Sie tragen persönlich sehr viel VerantworAnsprüche an Unternehmer bestreitung, sowohl für sich selbst und ihre Familien ten, dass sie ein gutes Einkommen als auch für Angestellte, Lieferanten, Geverdient haben? schäftspartner und Kunden sowie für sämtliche Geschicke des Unternehmens. Das muss honoriert werden. – Wie sollen Unternehmer beispielsweise ihren Angestellten zuverlässig ein gutes Einkommen sichern, wenn sie selbst nicht genug verdienen? Und wie können sie ihren Kunden, Lieferanten und Partnern eine langfristige und zuverlässige Zusammenarbeit garantieren, wenn sie nicht wissen, ob ihr Unternehmen im nächsten Jahr überhaupt noch existiert? Nicht zu vergessen sind Unternehmer immer auch die federführenden Ideengeber für ihr Unternehmen. Von ihnen kommen die Geschäftsideen, Strategien, Innovationen, Problemlösungen und Impulse für die Weiterentwicklung des Unternehmens. Das zusammengenommen stellt sehr hohe Ansprüche an die Person eines Unternehmers. Um diesen gerecht werden zu können, brauchen Unternehmer eine Vielzahl unterschiedlicher Qualifikationen, Kenntnisse, Kompetenzen und persönlicher Eigenschaften, die sie sich zum Teil hart erarbeiten müssen. – Und sie brauchen die Bereitschaft, all das auf sich zu nehmen! Wer sollte angesichts dessen tatsächlich infrage stellen, dass Unternehmer es verdienen, gut zu verdienen?


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Diese Frage führt uns dann auch zurück zu der oben beschriebenen Befürchtung, ein höherer wirtschaftlicher Status könnte dazu führen, dass ein Unternehmer sich von seinem gewohnten sozialen Umfeld entfremdet. – Natürlich ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass das passiert. Doch betrachten Sie einmal ganz konkret Ihren engen Freundes- und Kollegenkreis: Steht wirklich zu befürchten, dass diese Freunde oder Kollegen die besonderen Ansprüche an Ihre Tätigkeit nicht nachvollziehen können? Ist es nicht viel eher wahrscheinlich, dass sie es ebenso logisch finden wie Sie und ich, dass diese anspruchsvolle Tätigkeit auch ein adäquates Einkommen verdient? Meinen Sie nicht, dass sie sich vor allem mit Ihnen über Ihren Erfolg freuen würden? Geschäftlicher und finanzieller Erfolg ist nichts, was Unternehmer vor anderen verstecken müssten. Es ist etwas, worauf sie stolz sein können, denn dieser Erfolg ist ein Resultat ihrer persönlichen Leistung. Souveräne Unternehmer wissen das und freuen sich darüber – und sie geben ihrem Umfeld die Gelegenheit, sich mit ihnen zu freuen. Und das gelingt am besten, wenn sie selbst genau wissen, dass sie es wirklich verdient haben.

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UNTERNEHMER-SOUVERÄNITÄT

Dachdeckermeister Brauner Vor einigen Jahren coachte ich einen bereits sehr erfolgreichen Dachdeckermeister. Er engagierte mich ursprünglich für ein Coaching in Sachen Verkauf, weil zu seinen Geschäftsfeldern auch die Installation von Solarstromanlagen gehörte. Und die wollte er seinen Kunden noch besser verkaufen. Wir kamen jedoch recht bald auf etwas ganz anderes zu sprechen. Eher beiläufig erzählte er mir bei einer Tasse Kaffee, dass er manchmal gegenüber seinen Angestellten ein schlechtes Gewissen hatte, weil er inzwischen sehr viel mehr verdiente als sie. Vor seiner Selbstständigkeit war er einer von ihnen und bekam ein eher mäßiges Gehalt; jetzt war er ein Geschäftsmann mit einem dicken Auto und teuren Urlaubsreisen. Er fühlte sich manchmal ziemlich unwohl in dieser Rolle. Ich fragte ihn, ob er denn glaubte, dass er dieses hohe Einkommen nicht verdient hätte. Bei dieser Frage kam er ins Grübeln. Deshalb schlug ich ihm vor, das Thema Verkauf kurz einmal beiseite zu legen und stattdessen gemeinsam dieser Frage nachzugehen. Wir sprachen ausführlich über seinen Werdegang vom einfachen Dachdecker zum Firmeninhaber, über seinen Arbeitsalltag und über die Bereiche in der Firma, die er zu verantworten hatte. All das erzählte mir Herr Brauner mit einer Begeisterung, die ansteckend war und überdeutlich machte, dass hier ein außerordentlich leidenschaftlicher Unternehmer vor mir saß. Als er mit seiner Schilderung fertig war und meine Nachfragen beantwortet hatte, fragte ich ihn noch einmal: «Glauben Sie immer noch, dass Sie Ihr hohes Einkommen nicht verdient haben?» Er lächelte, grinste beinahe, und antwortete sehr entschlossen: «Nein.» Damit Herr Brauner sich auch in einigen Monaten noch an unser Gespräch erinnern würde, hielten wir die wichtigsten Erkenntnisse unseres Gespräches schriftlich fest.


BRAUNER

Warum verdiene ich es, ein höheres Einkommen zu haben als meine Angestellten? Ich trage das volle unternehmerische Risiko der Firma. Ich trage die Verantwortung für alle Angestellten und deren Gehälter (die zudem über dem branchenüblichen Durchschnitt liegen). Ich habe mich aus eigener Kraft und über viele Jahre hinweg gezielt weitergebildet: vom Meister über den Energieberater bis hin zum Fachmann für Solarstromanlagen. Ich arbeitete deutlich mehr als meine Angestellten. Wenn Not am Mann ist, gibt es für mich praktisch keinen Feierabend und kein Wochenende. Ich bin zudem jederzeit Ansprechpartner für Kunden und Mitarbeiter. Ich mute mir und meiner Familie Einschränkungen im Familienleben zu, wenn ich viel unterwegs und zu Stoßzeiten kaum zu Hause bin. Ich entwickele Ideen, um die Firma voranzubringen und neue Projekte zu akquirieren. Ich unterstütze meine Mitarbeiter dabei, sich ebenfalls weiterzuentwickeln. Ich muss außerdem meine komplette Altersvorsorge und etwaige Verdienstausfälle durch Krankheit etc. selbst finanzieren.


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Unternehmer-SoUveränität

Sich seines eigenen Wertes bewusst zu sein, heißt aber eben auch, einen klaren Blick auf die eigene Leistung und die eigenen Fähigkeiten zu haben – und das nicht nur in guten Zeiten. Wenn geschäftliche Probleme auftreten, steht der Unternehmer in der Pflicht. Denn die «ungünstigen Umstände» oder die «wirtschaftliche Gesamtlage» sind in den allermeisten Fällen keine hinreichende Erklärung für schlecht laufende Geschäfte. Sich des eigenen Wertes bewusst zu Sie eignen sich stattdessen als willkommesein, heißt auch, sich gescheiterte ne Ausflüchte und verleiten Unternehmer Vorhaben und unerreichte Zielen dazu, sich mit (zu) niedrigeren Umsätzen einzugestehen, um das Unternehmen und Gewinnen zufriedenzugeben, anstatt an dann wieder auf Kurs zu bringen. den eigenen Zielen festzuhalten und auf Ursachenforschung für die Probleme zu gehen. Das ist jedoch ein Fehler. Unternehmer, die in schwieriges Fahrwasser geraten, dürfen sich nicht treiben lassen. Es ist wichtig, dass sie weiterhin selbst den Kurs bestimmen. Dazu gehören auch eine ehrliche Analyse und Bewertung des eigenen unternehmerischen Handelns sowie das Eingestehen von Fehlern, Ängsten, Defiziten, gescheiterten Vorhaben und unerreichten Zielen. Denn nur auf dieser Grundlage ist es möglich, geeignete Maßnahmen zu identifizieren und zu ergreifen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Den gewünschten Lebensstandard finanzieren können Unternehmer aus Leidenschaft zu sein, bedeutet also mitnichten, um der Leidenschaft willen Abstriche beim geschäftlichen und finanziellen Erfolg machen zu müssen. Doch an welchem Punkt genau beginnt überhaupt der finanzielle Erfolg? – Als Antwort greife ich auf eine zuvor bereits verwendete Formulierung zurück: Der finanzielle Erfolg eines Unternehmers beginnt dann, wenn er mit seinem Unternehmen den Lebensstandard finanzieren kann, den er sich für sein Leben wünscht. Das heißt: Die Schwelle zum finanziellen Erfolg ist individuell verschieden, da auch der gewünschte Lebensstandard von Person zu Person variiert. Der eine wünscht sich für seine Familie eine schöne Wohnung mit kleinem Garten, jedes Jahr einen vierwöchigen Urlaub


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am Meer und eine gute Altersvorsorge. Der andere wünscht sich einen luxuriösen Lebensstil mit allem Drum und Dran. – Die guten Geschäfte des einen Unternehmers müssen daher noch lange nicht die guten Geschäfte eines anderen Unternehmers sein. Gleich bleibt jedoch die Finanzierbarkeit des gewünschten Lebensstandards als eines der unternehmerischen Ziele. Bei der Umsetzung dieses Zieles ist jedoch Ein finanziell erfolgreicher Unternehneben den unternehmerischen Qualitäten mer kann mit seinem Unternehmen und einer Konsequenz im unternehmeriden Lebensstandard finanzieren, den schen Handeln vor allem auch eine bewusste er sich für sein Leben wünscht. Selbstfürsorge gefragt. Denn viel zu oft stellen Unternehmer ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse hinten an, wenn es dem Einkommen und dem Unternehmen (vermeintlich) zugutekommt. Nicht selten neigen sie dazu, ihre eigene Arbeitskraft auszubeuten – im schlimmsten Fall ohne Rücksicht auf das eigene Befinden, das soziale oder familiäre Umfeld und die eigene Gesundheit.

1.4

Der wahre reichtum

«Selbstständigkeit wird zuweilen als Königsweg der persönlichen Weiterentwicklung bezeichnet. Wer als [Unternehmer] erfolgreich sein will, wird immer wieder an bisherige Grenzen geführt – oder auch darüber hinaus.»6 – Dieses «darüber hinaus» ist nun jedoch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann es sehr wertvoll sein, Grenzen zu überschreiten, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Andererseits gibt es auch Grenzen, die aus gutem Grund eine Barriere darstellen. Grenzüberschreitungen, die mir Sorgen bereiten, erlebe ich manchmal bei sehr engagierten Unternehmern und Entrepreneuren, die vor lauter Leidenschaft, spannenden Herausforderungen, Erfolgserlebnissen oder auch Erfolgsdruck nicht merken, dass sie für die Arbeit ihre Gesundheit und ihr Sozialleben vernachlässigen. Dabei ist es längst eine Binsenweisheit, dass Geld und Erfolg allein nicht glücklich machen. Und dennoch ist es immer wieder erforderlich, Unternehmer darauf aufmerksam zu machen, worin letztendlich der wahre Reichtum besteht.


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Gesundheit Es bedarf keiner Erklärungen, warum Gesundheit ein wertvolles und schützenswertes Gut ist. Dennoch ist es ausgerechnet die eigene Gesundheit, die nicht wenige Unternehmer durch ihre Arbeitsweise gefährden. Viele Vor allem sehr leidenschaftliche und Selbstständige arbeiten sehr viel, oft auch zu erfolgreiche Unternehmer scheinen viel. Und auch wenn sie nicht arbeiten, sind manchmal aus dem Blick zu verlieren, sie mit den Gedanken noch beim Unternehworin der wahre Reichtum besteht. men. Selbstständig ist man eben «selbst und ständig», wie die Redensart sagt. Das heißt, wirklich abzuschalten, ist als Unternehmer gar nicht so einfach. Und insbesondere, wenn es mal Schwierigkeiten gibt, begleiten einen die Sorgen nicht selten bis in den Schlaf beziehungsweise in die Schlaflosigkeit. Auch wenn sehr wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, lukrative Aufträge in Sicht sind oder Aufgaben anstehen, die mit besonders hohem persönlichem Engagement einhergehen, lassen sich die Gedanken daran meist nicht einfach abschalten, bloß weil Feierabend ist. Doch Dauerbelastung stresst Körper und Seele. Typische Folgen von Stress und Dauständig. – So sagt es zumindest die erbelastung sind dann zum Beispiel Erschöpbekannte Redensart. fung, anhaltende Anspannung, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Leistungsabfall, Tinnitus, Rückenschmerzen, Magenbeschwerden, Konzentrationsstörungen bis hin zu Burn-out, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Das betrifft selbstverständlich Angestellte genauso wie Selbstständige. Doch bei Letzteren wirken häufig zusätzliche Belastungsfaktoren, die die Gefahr von Stress, Dauerbelastung und gesundheitsschädlichen Folgen erhöhen. Selbstständig ist man selbst und

Das beginnt bereits damit, dass manche Selbstständige für den Krankheitsfall finanziell, personell oder organisatorisch nicht ausreichend abgesichert sind und deshalb dazu neigen, körperliche Beschwerden oder Schwächen zu ignorieren und sich trotz Erkrankung oder Erschöpfung keine Auszeit zu erlauben. Nicht selten verschlechtern oder manifes-


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tieren sich gesundheitliche Probleme dadurch. Hinzu kommt, dass insbesondere bei kleineren oder Einzelunternehmern die Gefahr besteht, dass sie bei längerer Krankheit Aufträge oder Kunden verlieren, was im Extremfall sogar zu einem existenzgefährdenden Risiko werden kann. Die Selbstfürsorge wird dann eher hintenan gestellt. – Gesundheitliche Probleme, die unter Umständen aus Stress und Belastung resultieren, können auf diese Weise also selbst zu Stress- und Belastungsfaktoren werden und die ursprünglichen Probleme in der Folge dann verschlimmern oder auch zusätzliche verursachen. Ein echter Teufelskreis. tipp Achten Sie darauf, dass die Anforderungen und der Druck in Ihrem Unternehmeralltag nicht dazu führen, dass Sie es an Ihrer Selbstfürsorge mangeln lassen!

Doch auch Unternehmer, die bei bester Gesundheit sind, stehen häufig unter großem und anhaltendem Druck, der Stress verursachen und die Gesundheit angreifen kann. So können zum Beispiel geschäftliche Durststrecken oder unklare Zukunftsperspektiven zu teils massiven Existenzängsten führen, die unbestreitbar sehr belastend und stressig sind. Und aus Angst vor solchen Durststrecken werden dann auf der anderen Seite Aufträge um jeden Preis angenommen, auch wenn die Kapazitäten längst ausgereizt sind. Doch wer weiß, wie es in einem halben Jahr aussehen wird! Lieber jetzt auf Nummer sicher gehen und keinen Kunden zurückweisen! Auch das Gefühl, für alle Belange im Unternehmen selbst verantwortlich zu sein (beziehungsweise auch die Unfähigkeit, Verantwortung auf andere zu übertragen!), alle Entscheidungen selbst treffen und über alle Vorgänge selbst genau Bescheid wissen zu müssen, ist zweifellos ein Stressfaktor. Und wer sich so einen Unternehmeralltag einmal im Detail anschaut, wird sicherlich noch viele weitere solcher Stressfaktoren darin entdecken. Unternehmer haben also allen Grund, auf ihre Gesundheit ganz besonders achtzugeben und die Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen. Da sind wir dann auch wieder bei der Verantwortung des Unternehmers – sich selbst und auch anderen gegenüber. Beides steht in Verbindung zueinander, denn: «Wer nicht an sich denkt, denkt auch nicht an andere.»7 Unternehmer müssen auch an sich selbst denken, um ihre Verantwortung für das Unter-

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nehmen, die Angestellten, die Kunden und die Partner wahrnehmen zu können. Deshalb hier einige Hinweise für Unternehmer und Entrepreneure: Machen Sie sich bewusst, wie wichtig Ihre körperliche und seelische Gesundheit ist! Beuten Sie Ihre eigenen Ressourcen nicht aus! Agieren Sie auch in eigener Sache verantwortungsvoll und souverän. Finden Sie heraus, was Ihnen dabei hilft, wirklich abzuschalten. Musizieren, Sport, Lesen, Entspannungsübungen, Kino, Natur, Familie, Freunde, Ausflüge – für jeden gibt es etwas, das ihn auf andere Gedanken bringt. Suchen Sie sich in Ihrem Alltag ganz gezielt Möglichkeiten, um Auszeiten zu nehmen, und nutzen Sie diese Möglichkeiten auch! Nehmen Sie Auszeiten nicht erst, wenn Sie bereits überlastet und erschöpft sind, sondern nutzen Sie regelmäßige Auszeiten, um Überlastung und Erschöpfung vorzubeugen und gesund zu bleiben. Stärken Sie Ihre körperliche Verfassung durch ausreichend Bewegung und Schlaf, durch eine Balance aus Anspannung und Entspannung, durch eine gute Ernährung und eine bewusste Selbstfürsorge und Gesundheitsvorsorge. Stärken Sie auch Geist und Seele, indem Sie intellektuelle Herausforderungen annehmen, Ihr Denken flexibel halten, Ihre Kreativität ausleben, für Neues offen bleiben, sich Wünsche erfüllen, Ihren eigenen Wertvorstellungen treu bleiben, Ihren persönlichen Bedürfnissen Rechnung tragen. Führen Sie sich die angenehmen Dinge Ihres Arbeitsalltags vor Augen und versuchen Sie, diese so oft wie möglich bewusst zu genießen. Gestalten Sie Ihr Arbeitsumfeld und Ihre Arbeitsbedingungen so, dass Sie sich damit wohlfühlen und gern zur Arbeit gehen. Identifizieren Sie Stress- und Belastungsfaktoren in Ihrem Unternehmeralltag und suchen Sie nach Möglichkeiten, diese zu minimieren oder gänzlich zu beseitigen. Achten Sie auf körperliche und seelische Signale, die Ihnen Überlastung anzeigen, und ignorieren Sie sie nicht!


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Auch wenn Sie es vielleicht nicht wahrhaben wollen: Wenn Sie krank sind, sind Sie krank! Dann können Sie nicht arbeiten! Sorgen Sie deshalb für finanzielle, organisatorische und personelle Absicherung für den Fall, dass Sie krank werden. Suchen Sie sich zuverlässige Menschen, die Ihnen zur Seite stehen, wenn Sie Hilfe und Unterstützung brauchen.

Selbstständige arbeiten länger Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten Selbstständige im Vergleich zu Arbeitnehmern ausgesprochen lang: 27 Prozent der Selbstständigen arbeiten länger als 50 Stunden pro Woche. Lange Arbeitszeiten sind insbesondere für Selbstständige mit abhängig Beschäftigten typisch (41 Prozent). Auch Einzelunternehmer arbeiten eher lang als kurz. Rund 22 Prozent haben eine wöchentliche Arbeitszeit von über 50 Stunden. Im Vergleich: Von den Arbeitnehmern arbeiten nur 3 Prozent über 50 Stunden pro Woche. Schon diese Zahlen zeigen, dass die Themen Stress und Gesundheit für Selbstständige von besonderer Bedeutung sind. – Tatsächlich sind gesundheitliche Aspekte und die hohe Arbeitsstundenzahl auch ein häufiger Grund für die Aufgabe der Selbstständigkeit. Hierbei muss es sich nicht einmal um das klassische Burn-out handeln – auch Rückenprobleme, Erschöpfung, ein nervöser Magen oder ständiges Krankwerden führen dazu, dass die Selbstständigkeit wieder aufgegeben wird. Die latente Gefahr, sich zu übernehmen, ist immer vorhanden. Bei der hohen Arbeitsbelastung fehlt es an Zeit für Schonung und für sich selbst. Dabei braucht jeder, der viel arbeitet, psychisch und physisch einen Ausgleich. Wer auf andere Gedanken kommt, abschalten und sich erholen kann, bleibt geistig fit und leistungsstark. Das gilt insbesondere für Selbstständige.

Freundschaften und Beziehungen Der letzte Punkt in der obigen Aufzählung führt uns direkt zu einem weiteren Aspekt, der für mich genauso zum wahren Reichtum gehört

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wie die körperliche und seelische Gesundheit: die Beziehungen zu anderen Menschen. Denn starke soziale Beziehungen geben uns Halt, machen uns glücklich und zufrieden, fangen uns auf, wenn wir einmal in Not sind oder es uns schlecht geht, und sie machen das Leben leichter. Sie dienen unserem eigenen Wohl, sind gut für unsere seelische und körperliche Gesundheit und auch für die Karriere. Sie gehören zweifellos zu den wichtigsten Dingen in unserem Leben – allen voran natürlich die privaten Beziehungen zur Familie, zur Partnerin, zum Partner, zu Freunden und Bekannten, doch genauso die Beziehungen im Berufs- und Geschäftsleben. In dem viel beachteten Buch 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen von Bronnie Ware zieht eine alte Frau, die im Altersheim lebt, Bilanz über die Freunde in ihrem Leben: Am meisten vermisse ich meine Freunde. Manche sind schon tot. Manche sind in derselben Situation wie ich. Zu manchen habe ich einfach den Kontakt verloren. Ich wünschte, ich hätte den Kontakt nie abreißen lassen. Man denkt immer, dass die Freunde immer da sein werden. Aber das Leben geht weiter, und plötzlich stehen Sie da und haben keinen Menschen auf der Welt, der Sie versteht oder irgendetwas über Ihre Geschichte weiß.8 Diese Sätze können wir uns alle sehr zu HerEgal mit wie viel Leidenschaft zen nehmen. Denn den meisten wird es so Sie Unternehmer sind und wie wichtig gehen, wie es diese lebenserfahrene Frau Ihre Arbeit ist – das große Glück, das beschreibt: Man denkt normalerweise nicht Freundschaft, Liebe und Beziehungen daran, dass Freunde und Familie irgendwann Ihnen verschaffen können, lässt sich nicht mehr da sein könnten, dass man irgenddurch nichts ersetzen. wann allein sein könnte. Natürlich wissen wir, wie wertvoll Freundschaften und Beziehungen sind, doch im Alltag ist diese Einsicht oft nicht präsent. Stattdessen betrachten wir Beziehungen als etwas Selbstverständliches, das einfach da ist und schon irgendwie da bleiben wird. Und im (Unternehmer-)Alltag gerät die aktive Beziehungs- und Kontaktpflege dann schnell einmal zur Nebensächlichkeit, weil berufliche Angelegenheiten wichtiger und dringender erscheinen.


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Geht es Ihnen nicht auch so? Fragen Sie sich einmal: Wie oft habe ich in letzter Zeit eine private Verabredung mit Freunden, Bekannten, Verwandten abgesagt, weil es wegen der Arbeit nicht anders ging? Wie lang ist es her, dass ich mir richtig viel Zeit genommen habe für meine beste Freundin, meinen besten Freund? Wie oft habe ich Kontakt zu meinen Eltern und Geschwistern? Wann habe ich das letzte Mal eine Bekanntschaft aktiv vertieft, um daraus eine Freundschaft zu machen, oder einem Bekannten einen kleinen Gefallen getan? Wie zeige ich Freunden und Familie, dass sie mir wichtig sind? Das sind nur einige Fragen, die ich mir selbst hin und wieder stelle, um mir zu vergegenwärtigen, ob der Alltag und der Beruf mich gerade einmal wieder von dem abhalten, was wirklich wichtig ist. Nutzen Sie diese Fragen als Denkanstoß. Denn egal mit wie viel Leidenschaft Sie Unternehmer sind oder wie groß die Befriedigung ist, die Sie aus Ihrem Beruf ziehen, oder wie wichtig Ihre Arbeit ist – das große und ganz unmittelbar erlebbare Glück, das Freundschaft, Liebe und Beziehungen Ihnen verschaffen können, lässt sich durch nichts ersetzen, wie auch Wilhelm Schmid in seinem Buch «Dem Leben Sinn geben» schreibt: Ein Glück ist schon das bloße Dasein des Freundes, der Freundin, die Tatsache, dass es sie oder ihn gibt. Glück sind die schönen Erfahrungen miteinander, die vielen großartigen Stunden, die Freunde miteinander verbringen und die ihr Wohlfühlglück ausmachen […]. Glück ist das intensive Gefühl füreinander, die innere Nähe und die wechselseitig gefühlte Berührung, die für seelischen Sinn sorgt. […] Glück ist nicht zuletzt ein Leben über sich selbst hinaus, zu dem Freunde sich wechselseitig verhelfen.9 Und dieses Glück haben wir selbst in der Hand. Wir können durch unser Verhalten und unsere Handlungen selbst beeinflussen, ob wir gute und verlässliche Beziehungen haben, die uns glücklich machen und uns bis an unser Lebensende erhalten bleiben. Deshalb ist es so wichtig, bei

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aller Liebe und Leidenschaft für die Arbeit, die aktive Beziehungspflege nicht zu vernachlässigen und sich immer einmal wieder ins Bewusstsein zu rufen, welches Glück und welchen Reichtum Beziehungen und Freundschaften uns schenken. Lieben, was man tut Gesundheit und soziale Beziehungen sind zwei Aspekte des wahren Reichtums, die ich Unternehmern und Entrepreneuren vor allem deshalb vor Augen führen möchte, weil diese im Eifer des unternehmerischen Gefechts schon einmal etwas aus dem Blickfeld geraten können. Ein weiterer Aspekt zeichnet sich nun hingegen dadurch aus, dass er durch die Selbstständigkeit geradezu befördert werden kann: Ich spreche von der Liebe zu dem, was man tut. Womit wir den Kreis zum Anfang des Kapitels schließen. Denn es sind eben auch die Freiheiten des Unternehmers, die es ermöglichen, im Beruf das zu tun, was man liebt. Zu tun, was man liebt, ist selbstverständlich nicht das Gleiche wie zu lieben, was man tut. Allerdings gehören diese beiden Dinge für mich zusammen und stehen sowohl in enger Beziehung zueinander als auch zum Unternehmerdasein. Denn wenn man sich als Unternehmer die Möglichkeit Die Freiheiten des Unternehmers schafft, das zu tun, was man liebt, und sein ermöglichen es auch, im Beruf das zu Berufsleben einer Sache zu widmen, die eitun, was man liebt. nem selbst wichtig ist, dann erfüllt man sein eigenes Leben mit Sinn. Diese erlebbare und selbst gestaltete Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens führt wiederum dazu, dass man ganz genau weiß, warum und wofür man arbeitet und sich engagiert. Und das sorgt dafür, dass man letztlich liebt, was man tut. – Und das gilt dann eben nicht nur für die schönen und aufregenden Tätigkeiten, sondern im besten Fall auch für die notwendigen und alltäglichen Aufgaben und für die teils sehr große Verantwortung, die man als Unternehmer trägt. Denn auch diese fügen sich dann in das große Ganze ein, das sinnvoll ist und glücklich macht. Deshalb gilt insbesondere für Unternehmer das, was Anja Förster und Peter Kreuz in ihrem Buch Macht, was Ihr liebt! schreiben:


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[D]ie Einstellung, mit der wir an unsere täglichen Aufgaben herangehen, haben wir selbst in der Hand. Und die beeinflusst unser Wohlbefinden viel mehr als Arbeitsbedingungen selbst. […] Was immer Sie in diesem Moment tun, tun Sie es mit ganzem Herzen. Engagiert. Bewusst. Gern. Mit Freude, Freundlichkeit und einem klaren Commitment. Das ist so viel mehr als einfach nur einen Job zu machen.10 Außerdem – und das halte ich für einen sehr Wenn unsere Arbeit im Einklang steht wichtigen Gesichtspunkt – ermöglicht die mit unseren Wertvorstellungen, WünSelbstständigkeit auch, Aufgaben und Tätigschen und Zielen, dann fällt es uns keiten auf genau die Art und Weise auszuleicht zu lieben, was wir tun. führen, die man selbst für richtig hält. Diese Form der Selbstbestimmung kann größte Bedeutung erhalten, zum Beispiel wenn sie einem verwehrt bleibt, wie bei der Zahntechnikerin, von der ich weiter oben schon einmal kurz sprach. Ihre Motivation, sich selbstständig zu machen, lag nämlich vor allem darin, dass sie als Angestellte auf die Arbeitstechniken, -methoden und -materialen angewiesen war, die ihre Chefs bevorzugten. Von den Techniken, Methoden und Materialien, die sie selbst für viel besser hielt, konnte sie ihre Chefs jedoch nicht überzeugen, sodass sie letztlich dauerhaft mit ihrer Arbeit unzufrieden war und daran auch nichts ändern konnte. Sie konnte daher nicht lieben, was sie tat. Mit der Selbstständigkeit jedoch gab sie sich die Möglichkeit, es zu tun. Die Art und Weise, die man für richtig hält, bezieht sich nun nicht nur auf praktische Fragen der Arbeitsweise, sondern vor allem auch auf die eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen, wie sie weiter oben in diesem Kapitel bereits erörtert wurden. Diese in die eigene Arbeit einfließen lassen zu können, hat ebenfalls größten Einfluss darauf, mit welcher Einstellung wir unserer Arbeit und unseren täglichen Aufgaben begegnen. Denn wenn unsere Arbeit im Einklang steht mit unserer Persönlichkeit, unseren Wertvorstellungen, Wünschen und Zielen, dann können wir sie gern und mit Leidenschaft tun. Dann lieben wir, was wir tun.


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Als Unternehmer haben Sie es nun selbst in Hand, Ihre Freiheiten zu nutzen und in Ihrer Arbeit Sinn, Zufriedenheit und Freude zu finden. Gepaart mit Gesundheit und starken sozialen Beziehungen könnten Sie kaum reicher sein. mythen und Fakten des Unternehmerdaseins Gerade in Gesprächen mit Nicht-Unternehmern kann ich immer wieder beobachten, dass die Selbstständigkeit entweder glorifiziert oder geradezu verteufelt wird. Die einen bewundern die vielen Freiheiten, die Selbstbestimmung und natürlich die finanzielle Unabhängigkeit. Für viele andere ist die Selbstständigkeit genau das Gegenteil und gleichbedeutend mit Selbstausbeutung, Opferbringen, Druck, Stress, Unsicherheit, Risiken, Zukunftssorgen, keinem festes Einkommen und allem, was sich an Negativem nur denken lässt. Nach mehr als zwanzig Jahren als Trainer, Coach und Geschäftsführer meines Unternehmens ist mir dieses Schwarz-weiß-Denken doch eher fremd geblieben. Ich bin tatsächlich Unternehmer aus Leidenschaft. Zwar kenne ich etliche Schattenseiten des Unternehmertums auch aus eigener Erfahrung, weshalb mir an einer reinen Glorifizierung des Unternehmerdaseins nicht gelegen ist. Doch sehe ich die Selbstständigkeit als etwas überaus Positives. Also bin ich die sogenannten Schattenseiten einmal durchgegangen und habe Sie mit meinen Erfahrungen verglichen: Arbeitszeiten: Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten liegt hierzulande bei rund vierzig Stunden. Mein persönlicher Durchschnitt liegt sicher weit darüber. Genau genommen kenne ich meine Wochenarbeitszeit jedoch gar nicht. Denn ich arbeite nicht acht Stunden am Tag an fünf Tagen die Woche, sondern manchmal vierzehn Stunden und manchmal auch nur vier. Auch meine Arbeitswoche richtet sich nicht nach Wochenenden und Feiertagen, sondern vielmehr nach den jeweiligen Erfordernissen. Und wenn ich an einem Sonntag Lust zum Arbeiten habe, mache ich das natürlich. – Ein Angestellter mag also auf weniger Gesamtarbeitsstunden kommen, doch


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vermisse ich nichts. Und als Unternehmer habe ich viele Freiheiten, die koste ich aus und arbeite, wenn es erforderlich ist und wenn ich Lust dazu habe. Für mich ist das der Optimalfall. Freizeit: Ich arbeite viel, also habe ich wenig Freizeit. Doch ich liebe meinen Beruf und die ständige Herausforderung inspiriert mich. Deshalb sehe ich die Arbeit auch nicht als Verpflichtung. Oft ist es sogar so, dass ich die Arbeit nicht einmal als solche betrachte – weil ich gerade genau das mache, wozu ich Lust habe. Und für private Aktivitäten bleibt mir letztlich auch noch genug Zeit, die ich übrigens intensiv zu nutzen gelernt habe. Arbeitsplatz: Nein, einen einzigen festen Arbeitsplatz habe ich nicht. Ich arbeite dort, wo ich gerade bin. Das kann zu Hause, im Büro, im Zug oder in einem Hotel sein. Ohnehin reise ich beruflich viel, was in der Tat anstrengend sein kann, jedoch auch überaus inspirierend ist und mir gewiss dabei hilft, neue Ideen zu entwickeln. Jeden Tag am gleichen Ort gleich lange zu arbeiten, kann ich mir als dauerhaften Zustand gar nicht vorstellen. Kunden: Ohne meine Kunden wäre mein unternehmerischer Erfolg natürlich nicht möglich gewesen. Allerdings bringt meine Arbeit auch für den Kunden einen großen Nutzen. Das ist eine klassische Win-WinSituation, was mir und den meisten meiner Kunden auch bewusst ist. Unabhängig davon ist es mir schon seit langer Zeit wichtig, mit den Kunden zusammenzuarbeiten, die wirklich zu mir passen und zu denen ich passe. Das bedeutet eine gewisse Exklusivität und ist auch eine komfortable Situation: Wenn Kunde und Anbieter nicht zueinander passen, was in der Praxis gar nicht so selten vorkommt, ist auch die Zusammenarbeit nicht fruchtbar. Solche Situationen versuche ich zu vermeiden. Nicht zuletzt deshalb habe ich Spaß an meiner Arbeit und viele für mich sehr inspirierende Kundenbeziehungen. Gesundheit: In meinem Beruf kann und darf ich nicht krank werden. Das ist einerseits ein Nachteil. Doch bislang ist es mir gelungen, nicht einen beruflichen Termin aus gesundheitlichen Gründen verschieben zu müssen. Dabei hat mir sicher auch das Glück geholfen, allerdings

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nicht nur: Ich achte bewusst auf Ruhepausen und darauf, Gelegenheiten zu nutzen, um neue Energie zu tanken. Als Selbstständiger kann man lernen, Warnsignale von Körper und Geist ernst zu nehmen, um rechtzeitig einen Gang herunterzuschalten. Sehr wichtig ist mir, keine Energie an unnötige Ärgernisse zu verschwenden. Unterscheiden zu können, was wirklich wichtig und was nicht, hilft dabei genau so viel wie das Gespür dafür, wer und was einem nicht guttut. Daraus gilt es dann, die Konsequenzen zu ziehen. Das heißt, die Selbstständigkeit führt keineswegs dazu, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen – sie bestärkt mich eher darin, die eigene Gesundheit als das kostbarste Gut schätzen zu lernen. Verantwortung: Ja, als Unternehmer trägt man eine große Verantwortung. Das macht es so spannend. Ich kann allein entscheiden, was gerade wichtig ist und um welche Aufgaben ich mich später kümmere. Und ich kann entscheiden, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll, und kann sofort handeln, wenn ich es für richtig halte. Wenn sich der Markt verändert oder ich mich selbst weiterentwickele, kann ich jederzeit Kurskorrekturen vornehmem, alte Themen ablegen und mich neuen Aufgaben zuwenden. In diesem Ausmaß ist das einzig für selbstständige Unternehmer möglich. Superb! Finanzen: Was ein guter Verdienst ist, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Mir geht es darum, dass ich mir den Lebensstandard leisten kann, den ich mir für meinen Alltag wünsche. Das kann ich bereits seit vielen Jahren. Ob ich mehr verdienen würde, wenn ich seit zwanzig Jahren als Angestellter arbeiten würde, weiß ich nicht. Diese Frage stelle ich mir letztlich auch nicht. Denn die Vorteile der Selbstständigkeit sind für mich nicht allein mit Geld aufzuwiegen. Der Preis für ein vermeintlich sicheres, regelmäßiges, immer gleiches Einkommen wäre mir zu hoch. Risiken: Nichts ist ohne Risiko. Abgesehen davon, dass es sicher gefährlicher ist, von Berlin mit dem Auto nach München und zurück zu fahren, als ein Unternehmer zu sein, betrachte ich die Selbstständigkeit nicht als Risiko. Sie ist vielmehr eine ständige Herausforderung, die die Sinne wach hält. Zudem sind meine Risiken nicht zwangsläufig größer als die eines Angestellten. Und ich würde mir im schlimmsten Fall im-


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mer noch zu helfen wissen, weil ich es gewohnt bin, die Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen und ständig Neues zu beginnen. Wenn ein Angestellter seine Arbeit verliert, kann das für ihn ein viel größerer Schlag sein. Mir bereiten die realen Risiken jedenfalls keine schlaflosen Nächte und mit den weniger realen befasse ich mich nicht. Fazit: Ich bin Unternehmer aus Leidenschaft und aus Überzeugung. Meine Persönlichkeit ist einfach gut für das Leben als selbstständiger Unternehmer geeignet. In all den Jahren hatte ich daran nicht einmal auch nur die leisesten Zweifel. Mir ist schon vieles in den Sinn gekommen, jedoch nie, die Selbstständigkeit gegen etwas anderes einzutauschen. Ich kann nur dafür plädieren: Freuen Sie sich über Ihre Selbstständigkeit. Ich kenne nichts Besseres!

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ÜBER DEN AUTOR

Über den Autor

Stéphane Etrillard ist internationaler Keynote Speaker und zählt zu den meistgefragten Business-Coaches und besthonorierten Top-Wirtschaftstrainern im deutschsprachigen Raum. Der mehrsprachige Vortragsredner gilt als führender europäischer Experte für «persönliche Souveränität» und «Unternehmer-Souveränität». Stéphane Etrillard, Kosmopolit französischen Ursprungs lebt in der Kulturmetropole Berlin. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Philosophie, Literatur und Klaviermusik und lernt mit großer Begeisterung das Klavierspielen. Sein einzigartiges Know-how ist seit über 20 Jahren in der Beobachtung und Begleitung von mehreren Tausend Unternehmern, Führungs- und Nachwuchskräften aus unterschiedlichsten Branchen entstanden. Zudem wurde er als Ausnahmepersönlichkeit unter die Top 100 Speakers aufgenommen. Mit seinen Privatissima und Masterclasses im Bereich Rhetorik, Dialektik und Selbstvermarktung verhilft er seinen Kunden zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen. Er steht einigen der angesehensten Familien Europas als Privatcoach mit Rat und Tat zur Seite. Zu seinen Klienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker sowie viele Menschen, die sich bei ihm neue Impulse holen, um ihre Kommunikation noch souveräner und ihr Unternehmerdasein noch erfolgreicher zu gestalten. Er ist Autor von über 40 Büchern und Coaching-Programmen, die zu den Business-Topsellern zählen. Täglich lesen über 30 000 Menschen seine Coaching-Impulse in den sozialen Netzwerken. Sein Standardwerk Prinzip Souveränität ist ebenfalls im MidasVerlag erschienen und liegt bereits in der 3. Auflage vor.

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Ein wertvolles buch für unternehmer, freiberufler und solopreneure Das Unternehmerdasein bietet viele Vorteile, Wohlstand und Freude an der Arbeit. Dennoch sind viele Unternehmerinnen und Unternehmer orientierungslos und eher aus Pflichtgefühl als aus Leidenschaft bei der Sache; sie haben ihren inneren Kompass verloren. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Gründung und auch nicht, um ein bestehendes Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Dieses Buch zeigt, wie Selbstständige sich selbst und ihr Unter­nehmen neu positionieren und zugleich mehr Klarheit über ihre eigene Identität als Unternehmer sowie über wichtige geschäftliche Fragen erlangen können. Die Neuausrichtung des inneren Kompasses hilft, das Unternehmerdasein aus einer neuen, frischen Perspektive zu sehen. Denn wer als Unter­nehmer zu seiner wahren Größe findet, ist in der Lage, Dinge voranzutreiben, ohne sich im Detail zu verzetteln. Er kann sich von Störfaktoren wie starren Gewohnheiten befreien und sich darauf konzentrieren, das zu verwirklichen, was echten – persönlichen und wirtschaftlichen – Gewinn verspricht.

Stéphane Etrillard gilt als Europas führender Experte für persönliche Souveränität und Unternehmer-Souveränität. Mit seinen Vorträgen, Coachings, Seminaren und Masterclasses im Bereich Rhetorik, Überzeugungskraft Unternehmerpositionierung und Selbstvermarktung verhilft er seinen Kunden seit über 20 Jahren zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen.

www.midas.ch ISBN 978-3-907100-84-4

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783907 100844

Midas Management verlag


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