frauen
Josh Sims
MIT
Stil
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7.
FREIZEIT- UND BADEKLEIDUNG Der Badeanzug / Der Bikini / Der Jumpsuit / Der Leotard
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DER BADEANZUG
In einem Zeitalter der biomimetischen Technologien, von UV-durchlässigen Stoffen und knappen Badeanzügen, die auch als Bikinis durchgehen würden, ist es kaum mehr vorstellbar. Doch es ist wirklich wahr: Frauen im viktorianischen Zeitalter, als die Entwicklung der Eisenbahn den Transport an die Küsten erleichterte und das Konzept von Ferien am Meer und öffentlichem Badevergnügen aufkam, streiften Badeanzüge aus Serge oder dunklem Flanell über. Ihr Name – Badekleider – deutete auf die Moralansichten jener Tage hin: Frauen sollten möglichst verhüllt bleiben, egal, was sie taten. Die einzigen Zugeständnisse an die Praktikabilität bestanden darin, dass die Jacke kurze Ärmel hatte und unter einem knielangen Rock eine Hose getragen wurde. Es war das erste Mal, dass hosentragende Frauen toleriert wurden, auch wenn Hosen als normale Alltagskleidung erst in den 1920er Jahren gesellschaftsfähig wurden. Die Schwimmkleidung änderte sich nur langsam, doch mit jedem Entwicklungsschritt wurde etwas mehr Haut sichtbar: Flügelärmel legten z. B. den Oberarm frei und kürzere Unterhosen ließen die Waden hervorblitzen.
Gegenüber: Marilyn Monroe, in James Joyces Ulysses vertieft und in einem gestreiften Badeanzug (1955). Unten: Entwurf des Malers Arthur C. Michael für ein Poster, das modische Strandkleidung der 1930er zeigt, hergestellt für Southern Railway und London and North Eastern Railway.
Erst im 20. Jahrhundert kam ein Kleidungsstück in Mode, das speziell für diesen Zweck geschaffen wurde. Aber selbst dann bestanden die figurnahen, ärmellosen »Tank Suits« der 1920er, inspiriert vom Design des Badeanzugs für Männer der Portland Knitting Company aus dem Jahr 1913, immer noch aus Wolle und sollten vor allem den Anstand wahren. In den 1930ern erfolgte ein Wechsel zu bedruckter Baumwolle und einem kürzeren, rückenlosen Schnitt – Sonnenbaden war jetzt modern. Allerdings wurde dennoch oft ein Rock dazu getragen, der bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Bis das einteilige Badekostüm schließlich in den Blickpunkt der Mode rückte.
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Oben: Die amerikanische Schauspielerin Ann Miller, ca. 1950. Unten: Das ultimative Pin-Up-Girl des 2. Weltkriegs, die US-Schaupielerin Betty Grable – ihr Studio hatte ihre Beine für 1 Million Dollar versichert. Gegenüber: Eine kolorierte Sepia-Farbtafel eines 1910 modernen Badeanzugs.
Hollywood half beträchtlich dabei, Trends zu bestimmen. Zu nicht geringem Teil lag das an dem neuen Interesse am Synchronschwimmen oder »Wasserballett«, einem Sport, der sich in den nächsten zehn Jahren in den USA entwickelte. Das spiegelte sich in einer Flut von »Aqua-Musicals« wider, die aus Dorothy Lamour und, vor allem, Esther Williams Stars machten, deren erster Technicolor-Film, Badende Venus (George Sidney, 1944), den Begriff bekanntmachte. Unternehmen wie Cole of California – die Badeanzüge mit Pailletten, Perlen und Drucken verschönerten – schufen den Esther-Williams-Badeanzug (»Wie Esther hat dieser Badeanzug alles« lautete eine Werbeanzeige), und schließlich brachte Williams ihre eigene Kollektion mit Badebekleidung heraus. Die Bereitschaft von Starlets, sich am Pool fotografieren zu lassen, trug zur Verbreitung der glamouröseren Trends bei und unterstrich das Image von Rita Hayworth und Betty Grable (die höchstbezahlte Hollywood-Prominente jener Zeit, deren berühmte und oft gezeigte Beine für 1 Million Dollar versichert wurden). Mit zunehmendem Selbstbewusstsein in den 1940ern, das zweifellos von der Nachfrage nach enganliegenden, hohen, gerade geschnittenen Badeanzügen unterstützt wurde, kamen Unterwäschehersteller mit »Swimwear Stretch Control Panels« auf den Markt – oft mit Lastex, einem elastischen Faden auf Gummibasis, der in den 1930ern von Dunlop entwickelt worden war. Dank Brustunterstützung konnten die ersten trägerlosen Modelle entworfen werden. Die weite Verbreitung des Lastex-Ersatzes Lycra sowie von Nylon in den 1960ern sorgte dann für das Aufkommen enthüllender und aparter Badeanzüge, die inzwischen in direkter Konkurrenz zum Bikini standen. Ausgeschnittene Bereiche, die manchmal mit Netzstoffen oder Plastikringen gefüllt waren, gehörten zu den Entwicklungen, die – abgesehen von der Textilwissenschaft – den Badeanzug in die moderne Zeit überführten. Er konnte nur noch enthüllender werden. Und manchmal geschah das ganz spektakulär. 1964 stellte der Designer, Provokateur und Nudist Rudi Gernreich den Monokini vor, einen Oben-ohne-Badeanzug. Dieser inspirierte zwar eine Welle von Obenohne-Nachtclubbesuchen, fand jedoch anfangs keinen Anklang als Strandkleidung. Eigentlich hatte Gernreich ihn als Protest gegen eine repressive Gesellschaft gedacht und nicht als kommerzielles Produkt. »Frauen lassen jetzt schon ihre Bikini-Oberteile fallen, also schien dies der nächste logische Schritt zu sein,« sagte Gernreich damals. In den 1980ern jedoch gewann der Monokini eine gewisse Popularität – wenn auch im Gegensatz zu einem gleichzeitigen Trend hin zu sportlicheren, schnittigeren Badeanzügen, die die Stile der 1920er imitierten. Gernreichs nachfolgender Versuch, einen »Pubikini« herauszubringen – der den Schambereich, engl. pubic area, freiließ – war, was kaum überrascht, nicht erfolgreich.
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DER BIKINI
Der ultimative Augenblick für Badebekleidung im Kino: Ursula Andress entsteigt dem Meer in Dr. No (1962).
Als Ursula Andress im ersten James-Bond-Film Dr. No (Terence Young, 1962) dem Meer entstieg, war es nicht ihre Muschelsammlung oder ihr Tauchermesser, das Eindruck erweckte. Was diesen Augenblick zu einem Klassiker der cineastischen Sinnlichkeit machte, war Andress’ Bikini, der von der Kostümbildnerin Tessa Prendergast extra für diese Szene entworfen worden war. Er signalisierte außerdem einen wichtigen Übergang für die Frauenkleidung: Der einteilige Badeanzug (siehe S.139), selbst erst seit der Wende zum 20. Jahrhundert respektabel – vorher mussten Frauen sich zum Baden in knöchellange Gewänder hüllen – war out. Schließlich gab es jetzt den Bikini: voller Kurven und strategisch erotischer Enthüllungen. Im selben Jahr erschien er auf dem Cover des Playboy und 1964 dann auf dem Cover der ersten Bademodenausgabe von Sports Illustrated. Die sexuelle Revolution der 1960er hat die Schockkraft des Bikinis möglicherweise ein wenig gemildert, allerdings kann man das auch als Beweis für die Geschwindigkeit der sozialen Entwicklung betrachten. Nur 16 Jahre zuvor, im Juli 1946, musste sich der Erfinder des Bikinis mühen, überhaupt ein Model dafür zu finden. Sein Radikalismus wurde mit unumwundener Sittenlosigkeit gleichgesetzt. Louis Réard, ein ehemaliger Automechaniker, engagierte eine Nackttänzerin, Micheline Bernardini, damit diese das knappe Teil im trendigen Schwimmbad Piscine Molitor im Zentrum von Paris zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Die Reaktionen fielen erwartungsgemäß aus: ein internationaler Mediensturm, ein sofortiges Verbot in den katholischen Ländern Italien, Spanien und Portugal, sowie in Australien und Belgien, und allgemeine Missachtung in den USA. »Es ist unvorstellbar, dass ein Mädchen mit Takt und Anstand ein solches Ding tragen würde«, schrieb das Magazin Modern Girl 1957. Réard hatte seine Strandkleidung nicht umsonst nach dem BikiniAtoll im Südpazifik benannt, auf dem im gleichen Jahr die ersten Nuklearwaffen der US-Armee getestet worden waren. Er erwartete, dass der Bikini ebenso explosiv sein würde. Und das war kein Wunder: Selbst der Originalbikini war klein, er erforderte nur etwa 76cm Stoff. Es »ist nur dann ein Bikini, wenn man ihn durch einen Ehering ziehen kann«, wie eine Anzeige für den neuen Stil behauptete. All dies hielt die Franzosen jedoch nicht zurück. Knapp 50.000 Menschen schrieben Fanbriefe an Réard und es schien ein Wettbewerb um noch winzigere Bikinis zu beginnen. Ebenfalls 1946 stellte der Pariser Designer Jacques Heim den »Atome« vor. In Anspielung auf die Massenvernichtungswaffe deutete der Name auch auf die Größe hin: Dies ist, so wurde behauptet, der kleinste Badeanzug der Welt, ja, eigentlich eher eine Massen»ablenkungs«waffe.
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Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wurde die französische Riviera zur Heimat des Bikinis, wo Filmsternchen wie Brigitte Bardot auf dem Filmfestival von Cannes der perfekte Anziehungspunkt für Fotografen wurden. Das ging so weit, dass Marilyn Monroe, Jayne Mansfield und die »Millionen-Dollar-Meerjungfrau« Esther Williams aus den USA schon bald ihrem Beispiel folgten. 1960 sagte Brian Hyland mit seinem Hit »Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini« alles – der Stil zog in die Popkultur ein. Der Bikini war jetzt überall: von Annette Funicello in Beach Party (William Asher, 1963), einem Film in der neuen Welle der Surferfilme, bis zu der prähistorischen Interpretation, die Raquel Welch in Eine Million Jahre vor unserer Zeit (Don Chaffey, 1966) ablieferte. Trotz all der Aufregung war die Idee eines zweiteiligen Badeanzugs nicht neu, sondern lediglich der Minimalismus, der mit ihm demonstriert wurde. Zweiteilige Kleidungsstücke wurden schon von den alten Römern und Griechen beim Training getragen. Carl Jantzen entwarf bereits 1913 eine zweiteilige Form, die Schwimmshorts und einem oberschenkellangen Unterhemd ähnelte. Doch selbst das reichte für einen Skandal: Sechs Jahre zuvor war die australische Schwimmerin Annette Kellerman in Boston, Massachusetts, verhaftet worden, weil sie einen körpernahen Einteiler trug. Das alles reichte aber nicht, um den Stil aufzuhalten. Nach und nach wurde immer mehr Haut enthüllt und auch die Rationierung zu Kriegszeiten trug dazu bei, den Badeanzug zu kürzen. Es würde noch weitere 40 Jahre dauern, doch dank der Tatsache, dass Sonnenbräune jetzt chic war, erreichte der Bikini mit Tanga, Thong und brasilianischem G-String einen Punkt, an dem die Trägerin geradezu nackt wäre, wenn man noch mehr Stoff wegließe.
Oben: Die amerikanische Schauspielerin Betty Grable in einem gelben zweiteiligen Badeanzug in den 1940er Jahren. Rechts: Eine junge Brigitte Bardot posiert während des Filmfestivals von Cannes 1953 am Strand.
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DER JUMPSUIT
Ein ideales Beispiel für ein Kleidungsstück, dessen Ursprünge in seiner Praktikabilität liegen, das aber dank der Änderungen an Schnitt und Stoffauswahl einen Glamour erreichen konnte, der normalerweise für ein Abendkleid reserviert ist. Der Jumpsuit ist schließlich in mehr als einer Hinsicht das Gegenteil von modisch. Er ist an die schützenden Overalls von Fabrikarbeitern, Fliegern, Feuerwehrleuten, Rennfahrern und Skiläufern angelehnt und so gestaltet, dass er sehr schnell angezogen werden kann – wie Winston Churchill, einer seiner Fans, erkannte. Außerdem repräsentierte er die Art von Kleidung, die man in der Zukunft tragen würde, wenn die Gesellschaft die Mode als redundant erkannt hätte, eine Zukunft, die entweder technisch hoch entwickelt und glanzvoll oder dunkel und dystopisch sein würde. Die Arbeiter in George Orwells 1984 trugen Jumpsuits. Gewiss, unter den Futuristen des frühen 20. Jahrhunderts fand der Jumpsuit seinen ersten Ausdruck außerhalb der Arbeitswelt. 1919 schlug der Florentiner Maler Ernesto Michahelles (Thayaht) eine minimalistische Form aus Baumwolle und Leinwand vor – T-förmig, mit Knöpfen und einem Gürtel –, um Modeforderungen abzuwehren und den Träger von der Notwendigkeit zu befreien, sich täglich um seine Kleidung kümmern zu müssen. Das Kleidungsstück wirkte zwar geschlechterübergreifend, schien aber an einer Frau subversiver zu sein, obwohl viele Frauen in ganz Europa während des 1. Weltkriegs, der ein Jahr zuvor beendet worden war, in Fabriken gearbeitet hatten. 1923 begannen der russische Konstruktivist Alexander Rodtschenko und seine Frau Warwara Stepanowa, »Produktionskleidung« zu tragen. Diese bestand aus einem einteiligem Overall, den Stepanowa genäht hatte. Er griff die Idee des Jumpsuits als dem praktischsten, unkompliziertesten und logischsten aller Kleidungsstücke des täglichen Lebens wieder auf.
Gegenüber: Die amerikanische Schauspielerin Heather Locklear posiert 1981 für eine Modeaufnahme. Unten: Die amerikanische Schauspielerin Lana Turner macht es sich in einem Jumpsuit mit V-Ausschnitt bequem (1955).
Elsa Schiaparelli war die erste echte Modeschöpferin, die in den 1930ern mit dem Gedanken spielte, den Jumpsuit aus der Welt der Funktionalität in die Welt der Mode zu holen. Ihr Entwurf war teils praktisch, teils stilvoll, in hellblau gehalten, mit einer Kapuze, geflochtenen Bändern an Bündchen, Knöcheln und Taille und sogar
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einer umgehängten Wasserflasche. Bis zum Ende der 1950er wurden Jumpsuits von Frauen in der Kriegsindustrie getragen – was zu Norman Rockwells ikonenhaftem Propagandabild »Rosie the Riveter« in The Saturday Evening Post führte. Die Hollywood-Stars Katharine Hepburn (in einem Seidenanzug mit Monogramm), Veronica Lake und Lauren Bacall stellten währenddessen aufregendere Versionen zur Schau. Vermutlich wenig überraschend, war es der ehemalige Bomberpilot Emilio Pucci, der 1960 den Jumpsuit dann endgültig auf den Laufsteg holte. Hergestellt wurde dieses Stück aus seinem patentierten Stoff Emilioform, einem synthetischen Jersey. Ihm folgten die Designerin Irene Galitzine, die Palazzo-Hosen mit einem latz-artigen Oberteil entwarf, die das Ganze femininer wirken ließen, und Norma Kamali, während André Courrèges und Pierre Cardin futuristische Varianten vorstellten. In Großbritannien schließlich verhalf Diana Rigg dem Stil zum Durchbruch: Als Emma Peel in der Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone war sie in einem hautengen Leder-Jumpsuit des Kostümbildners John Bates zu sehen. Auch Valentino zeigte einen Jumpsuit, zuerst 1966 und dann noch einmal 1971: Er verbannte jeden Gedanken an manuelle Arbeit, indem er weißes Material wählte und das Oberteil wie eine zweireihige Jacke aussehen ließ. Es war noch ein langer Weg bis zur Einteiler-Welle von 2012.
Gegenüber: Ein Model in einem gestreiften »Wäschesack«-Jumpsuit aus der »Beene Bag«Kollektion des Designers Geoffrey Beene (1975). Unten: Norman Rockwells Illustration von »Rosie The Riveter« für das Cover von The Saturday Evening Post (1943).
Mit den 1970ern wurden Jumpsuits in allen Ausprägungen zu einem Standard der Mode: rückenfrei, ausladend, gestrickt, in Stretch, mit übergroßen Kragen oder Nackenträgern. Alle vier Mitglieder von Abba liebten ihn und auch im New Yorker Nachtclub Studio 54 tauchte er regelmäßig auf. In Silber und aus Synthetikmaterial zog er auch im Glam-Rock ein, obwohl Suzi Quatro ihn immer nur aus schwarzem Leder trug. Dolce & Gabbana schufen einen Smoking-Jumpsuit für Madonna und Prada stellte eine Version aus karierter Seide her, während Givenchy mit vielen Taschen aufwartete. So unterschiedliche Designer wie Stella McCartney, Thierry Mugler, Yohji Yamamoto und Yves Saint Laurent haben den Stil in der Mode an vorderster Front gehalten.
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DER LEOTARD
Durch das zunehmende Interesse an Gesundheit und Fitness während der 1980er wurde Training als eine Aktivität für alle betrachtet, die über die traditionellen Bereiche von Kraftraum und Sportplatz hinaus ausgeübt wurde. Der Trainingskurs wurde schnell zu einer verbreiteten Methode, um sich unter Anleitung von Experten zu bewegen und zu kräftigen. Aerobic war das Stichwort für diesen Lebensstil, und natürlich war spezielle Kleidung erforderlich: Schweißbänder, Beinstulpen, kurze Jäckchen (diese beiden Elemente waren aus der Ballettkleidung entlehnt) und, am bemerkenswertesten, der Leotard. Doch nicht nur der Begriff Aerobic war zu diesem Zeitpunkt schon alt – er war 1968 geprägt worden –, sondern auch der Leotard. Dieses eng anliegende Kleidungsstück, das ursprünglich lange Ärmel und Beine besaß und über die Kopföffnung angezogen wurde, wurde zuerst von einem Mann getragen, der ihm auch seinen Namen gab: von Jules Léotard im Jahre 1859. Léotard war ein Trapezartist. Seine Spezialkleidung war zwar noch aus gestricktem Jersey – und nicht bereits aus Stretch-Stoffen wie Lycra-Spandex von DuPont, die später üblich wurde –, soll sie seine männlichen Merkmale hinreichend offen zur Schau gestellt haben, die selbst schon eine Attraktion war. Die Idee eines solch eng sitzenden Kleidungsstücks war zu Léotards Zeit nicht neu – ähnliche Versionen waren schon seit Ende des 18. Jahrhunderts unter durchsichtigeren Gewändern getragen worden. Doch dieses setzte sich durch. Es löste einen Trend aus und wurde von vielen verschiedenen Künstlern übernommen, besonders im Zirkus, in der Burlesque und dem Ballett. Die Legende berichtet, dass männliche Balletttänzer einen langen Body unter eng sitzenden kurzen Hosen trugen, bis der epochemachende russische Tänzer Vaslav Nijinsky vergaß, für einen Tanz die Shorts anzuziehen. Die freizügige Natur des Leotard, der bedeckt und gleichzeitig scheinbar alles enthüllt, wurde noch verstärkt, als der Sportkleidungshersteller Danskin ihn schließlich aus Spandex produzierte. Seine Designerin Bonnie August hatte »fast jeden dazu gebracht, mit praktisch nichts herumzulaufen«, wie das People-Magazin 1979 schrieb. August sah das Potenzial des Leotard als Modeartikel, der z. B. zusammen mit einem kurzen Rock getragen werden könnte, aber auch als Sportkleidung. Die kalifornischen Roller-Skater dieser Zeit scherten sich nicht um diese Trennung. Bevorzugt wurde eine Palette greller Farben und neonleuchtender Details, wobei gelb, violett und himmelblau besonders beliebt waren. Lycra wurde zu einem allgemein bekannten Begriff.
Oben: Madonna, passend angezogen für ihre energiegeladene Tanznummer »Confessions on a Dance Floor« (2006). Rechts: Die amerikanische Schauspielerin Jamie Lee Curtis in Perfect (1985), einem Drama, das sich um den Fitness-Wahn dieser Zeit dreht.
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Der Videorekorder – den es zwar schon seit 1964 zu kaufen gab, der aber erst mit dem Betamax/VHS-Format Anfang der 1980er Jahre weite Verbreitung fand – erlaubte es den Leuten, auch zuhause Aerobic-Übungen zu absolvieren. Videos wie das millionenfach verkaufte Jane Fonda’s Workout (1982) – nur eines der 23 Trainingsvideos des Filmstars – machten aus Aerobic einen weltweit verbreiteten Sport. Die Popkultur konnte zu diesem Zeitpunkt die modische Aktualität des Leotard nur unterstreichen. Da inzwischen auch extravagantere Rock- und Popstars, wie David Lee Roth von Van Halen und Freddie Mercury von Queen in Leotards zu sehen waren, wurde der Stil auch von Männern akzeptiert. Das Video für Olivia Newton-Johns Song »Physical« (1981), die Fernsehserie Fame (1982), die Filme Flashdance (Adrian Lyne, 1983), Heavenly Bodies (Lawrence Dane, 1984) und Perfect (James Bridges, 1985) mit John Travolta and Jamie Lee Curtis machten den Leotard zum Modeartikel jener Zeit – und das nicht nur auf der Straße, sondern auch im Tanzstudio.
Unten links: »Bernarr MacFadden enthüllt das Geheimnis von ‘High Powered Health’« auf dem Cover von Physical Culture, 1926. Unten rechts: Die in Jugoslawien geborene Schauspielerin Sylvia Koscina trainiert und posiert in Rom, 1964.
Zumindest für eine Weile. Schon bald wurde zum Sport entspanntere, nachsichtigere Kleidung getragen. Der Leotard hingegen wurde von Designern wie Donna Karan im Jahre 1985 aufgegriffen und als verhüllende Schicht mit halbtransparenter Kleidung sowie als supergeschmeidige Alternative zur Bluse mit einer maßgeschneiderten Jacke kombiniert. Und da der Leotard so eng mit den späten 1970ern und frühen 1980ern verknüpft war, konnte er Jahre später ein erfolgreiches Revival feiern, als Madonna auf ihrer Tour 2006 ein von Jean-Paul Gaultier entworfenes Stück trug.
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Der Trenchcoat / Die Reitjacke / Die Lederjacke / Der Minirock / Der Bleistiftrock / Der Tellerrock / Das Kostüm / Das kleine Schwarze / Das Empire-Kleid / Das Etuikleid / Das Nackenträgerkleid / Das Präriekleid / Das Wickelkleid / Das Hemdkleid
/ Der Kaftan / Das A-Linien-Kleid / Das Faltenkleid / Die Lederhose / Die Palazzo-Hose / Leggings / Der Hosenrock /
Jeans / Hotpants / Der Hosenanzug / Die Haremshose / Die Capri-Hose / Die Pyjamahose / Das Ringelshirt / Die Bluse / Das
Twinset / Das Crop-Top / Das T-shirt / Das Tube-Top / Die Strumpfhose / Der Büstenhalter / Der Unterrock / Das Korsett
/ Der Badeanzug / Der Bikini / Der Jumpsuit / Der Leotard / Der Stiletto / Der Plateauschuh / Ballerinas / Der Reitstiefel / Die Sandale / Der Sneaker / Der Cowboy-Stiefel / Kitten-Heel-Pumps / Peeptoe / Der Keilabsatz-Schuh / Der Seidenschal / Der
Glockenhut / Modeschmuck / Die IT-Bag / Das Berett / Midas Collection / Der Trenchcoat / Die Reitjacke / Die Lederjacke / Der Minirock / Der Bleistiftrock / Der Tellerrock / Das Kostüm / Das kleine Schwarze / Das Empire-Kleid / Das Etuikleid
/ Das Nackenträgerkleid / Das Präriekleid / Das Wickelkleid / Das Hemdkleid / Der Kaftan / Das A-Linien-Kleid / Das Faltenkleid / Die Lederhose / Die Palazzo-Hose / Leggings / Der Hosenrock / Jeans / Hotpants / Der Hosenanzug / Die Haremshose / Die Capri-Hose / Die Pyjamahose / Das Ringelshirt / Die Bluse / Das Twinset / Das Crop-Top / Das T-shirt / Das Tube-Top / Die Strumpfhose / Der Büstenhalter / Der Unterrock / Das Korsett / Der Badeanzug / Der Bikini / Der
Jumpsuit / Der Leotard / Der Stiletto / Der Plateauschuh / Ballerinas / Der Reitstiefel / Die Sandale / Der Sneaker / Der
Cowboy-Stiefel / Kitten-Heel-Pumps / Peeptoe / Der Keilabsatz-Schuh / Der Seidenschal / Der Glockenhut / Modeschmuck / Die
IT-Bag / Das Berett / Midas Collection / Der Trenchcoat / Die Reitjacke / Die Lederjacke / Der Minirock / Der Bleistiftrock
/ Der Tellerrock / Das Kostüm / Das kleine Schwarze / Das Empire-Kleid / Das Etuikleid / Das Nackenträgerkleid / Das
Präriekleid / Das Wickelkleid / Das Hemdkleid / Der Kaftan / Das A-Linien-Kleid / Das Faltenkleid / Die Lederhose / Die
Palazzo-Hose / Leggings / Der Hosenrock / Jeans / Hotpants / Der Hosenanzug / Die Haremshose / Die Capri-Hose / Die
Pyjamahose / Das Ringelshirt / Die Bluse / Das Twinset / Das Crop-Top / Das T-shirt / Das Tube-Top / Die Strumpfhose /
Der Büstenhalter / Der Unterrock / Das Korsett / Der Badeanzug / Der Bikini / Der Jumpsuit / Der Leotard / Der Stiletto / Der Plateauschuh / Ballerinas / Der Reitstiefel / Die Sandale / Der Sneaker / Der Cowboy-Stiefel / Kitten-Heel-Pumps / Peeptoe
/ Der Keilabsatz-Schuh / Der Seidenschal / Der Glockenhut / Modeschmuck / Die IT-Bag / Das Berett / Midas Collection / Der
Trenchcoat / Die Reitjacke / Die Lederjacke / Der Minirock / Der Bleistiftrock / Der Tellerrock / Das Kostüm / Das kleine
Schwarze / Das Empire-Kleid / Das Etuikleid / Das Nackenträgerkleid / Das Präriekleid / Das Wickelkleid / Das Hemdkleid
/ Der Kaftan / Das A-Linien-Kleid / Das Faltenkleid / Die Lederhose / Die Palazzo-Hose / Leggings / Der Hosenrock /
Jeans / Hotpants / Der Hosenanzug / Die Haremshose / Die Capri-Hose / Die Pyjamahose / Das Ringelshirt / Die Bluse / Das
Twinset / Das Crop-Top / Das T-shirt / Das Tube-Top / Die Strumpfhose / Der Büstenhalter / Der Unterrock / Das Korsett
/ Der Badeanzug / Der Bikini / Der Jumpsuit / Der Leotard / Der Stiletto / Der Plateauschuh / Ballerinas / Der Reitstiefel / Die Sandale / Der Sneaker / Der Cowboy-Stiefel / Kitten-Heel-Pumps / Peeptoe / Der Keilabsatz-Schuh / Der Seidenschal / Der € 34.90 | CHF 44.00 ISBN 978-3-907100-53-0
Glockenhut / Modeschmuck / Die IT-Bag / Das Berett / Midas Collection / Der Trenchcoat /
Die Reitjacke / Die Lederjacke / Der Minirock / Der Bleistiftrock / Der Tellerrock / Das 9
783907 100530
www.midas.ch
Kostüm / Das kleine Schwarze / Das Empire-Kleid / Das Etuikleid / Das Nackenträgerkleid