Leseprobe_1000_Gebote

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THILO BAUM

DAS BUCH DER

1000

GEBOTE So funktioniert das Leben

MIDAS



Thilo Baum

Das Buch der

1000

Gebote SO funktioniert das Leben

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MIDAS


Das Buch der 1000 Gebote So funktioniert das Leben

1. Auflage © 2015 Midas Management Verlag AG

ISBN 978-3-907100-66-0

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

Lektorat: Jutta Cram, Augsburg Redaktionelle Mitarbeit: Frank Eckert, Berlin Layout und Typografie: Ulrich Borstelmann, Dortmund Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in Seminarunterlagen und elektronischen Systemen. Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH-8044 Zürich E-Mail: kontakt@midas.ch, Tel. 0041 44 242 61 02, www.midas.ch


i n ha lt I.

Das Leben

9

II. Die Menschen

31

III. Das Denken

53

IV. Das Handeln

75

V.

97

Die Kommunikation

VI. Die Gemeinschaft

119

VII. Der Erfolg

141

VIII. Die Arbeit

163

IX. Der Sinn

185

X. Die Zukunft

207


inhalt

I. Das Leben Akzeptieren Sie das Dasein! 10 • Würdigen Sie das Leben! 12 • Erkennen Sie Ihre Autonomie! 14 • Ertragen Sie Ungewissheit! 16 • Schulen Sie Ihre Wahrnehmung! 18 • Respektieren Sie Tiere! 20 • Verstehen Sie die Zeit! 22 • Erweitern Sie Ihren Horizont! 24 • Schaffen Sie die Wirklichkeit! 26 • Akzeptieren Sie den Tod! 28 II. Die Menschen Seien Sie wohlwollend! 32 • Haben Sie keine Angst vor Menschen! 34 • Seien Sie souverän! 36 • Seien Sie glaubwürdig! 38 • Schätzen Sie Menschen richtig ein! 40 • Erzeugen Sie Gefühle! 42 • Stärken Sie andere Menschen! 44 • Umgeben Sie sich mit guten ­Menschen! 46 • Trennen Sie sich von den falschen Menschen! 48 • Ertragen Sie Disharmonie! 50 III. Das Denken Machen Sie sich Ihr Denken bewusst! 54 • Denken Sie unvoreingenommen! 56 • Denken Sie klar! 58 • Denken Sie differenziert! 60 • Denken Sie groß! 62 • Akzeptieren Sie die Realität! 64 • Akzeptieren Sie das Irrationale! 66 • Schulen Sie Ihren gesunden Men­ schenverstand! 68 • Pflegen Sie Informationshygiene! 70 • Durchschauen Sie Manipulationen! 72 IV. Das Handeln Finden Sie zu innerer Ruhe! 76 • Seien Sie gesund! 78 • Machen Sie sich unabhängig! 80 • Setzen Sie Prioritäten richtig! 82 • Treffen Sie Entscheidungen richtig! 84 • Tun Sie das Richtige! 86 • Handeln Sie koordiniert! 88 • Improvisieren Sie richtig! 90 • Multiplizieren Sie das Gute! 92 • Werden Sie aktiv! 94 V. Die Kommunikation Hören Sie zu! 98 • Definieren Sie das Thema! 100 • Sagen Sie, was zu sagen ist! 102 • Drücken Sie sich verständlich aus! 104 • Würdigen Sie das Handwerk der Sprache! 106 • Kommunizieren Sie positiv! 108 • Verstehen Sie das Handwerk der Kritik! 110 • Fragen Sie richtig! 112 • Spielen Sie keine Spielchen! 114 • Verstehen Sie die Medien! 116

6


INhalt

VI. Die Gemeinschaft Verstehen Sie die Vielfalt! 120 • Verstehen Sie den Staat! 122 • Verstehen Sie Regeln! 124 • Pflegen Sie gute Beziehungen! 126 • Berücksichtigen Sie die Lage Ihrer Mitmenschen! 128 • Verstehen Sie Andersdenkende! 130 • Handeln Sie in Konflikten klug! 132 • Lernen Sie, Nein zu sagen! 134 • Lernen Sie zu kämpfen! 136 • Bereichern Sie die Gesellschaft! 138 VII. Der Erfolg Geben Sie! 142 • Entwickeln Sie Geschäftssinn! 144 • Entwickeln Sie gute Geschäftsideen! 146 • Verfolgen Sie Ihre Ziele! 148 • Positionieren Sie sich! 150 • Finden Sie heraus, wie Erfolg entsteht! 152 • Setzen Sie Ressourcen klug ein! 154 • Handeln Sie verantwortungsvoll! 156 • Machen Sie sich bekannt! 158 • Erzeugen Sie einen Sog! 160 VIII. Die Arbeit Seien Sie Geschäftspartner! 164 • Arbeiten Sie professionell! 166 • Behalten Sie die große Sache im Blick! 168 • Arbeiten Sie gern! 170 • Verstehen Sie Führung und Teamarbeit! 172 • Stoppen Sie Ärger! 174 • Bewirken Sie Lösungen! 176 • Würdigen Sie fremde Ressourcen! 178 • Überschreiten Sie Ihre Kompetenz! 180 • Vernetzen Sie sich! 182 IX. Der Sinn Finden Sie den Sinn des Lebens! 186 • Vertreten Sie Werte! 188 • Unterwerfen Sie Konventionen einem Sinn! 190 • Stellen Sie den Sinn über Abläufe! 192 • Seien Sie nicht dekadent! 194 • Seien Sie in moralischen Dingen klar! 196 • Tragen Sie zur Zivilisation bei! 198 • Handeln Sie konstruktiv! 200 • Gehen Sie sinnvoll mit Rückschlägen um! 202 • Seien Sie ein Vorbild! 204 X. Die Zukunft Haben Sie keine Zukunftsangst! 208 • Seien Sie visionär! 210 • Kämpfen Sie für die Klugheit! 212 • Kämpfen Sie für die Freiheit! 214 • Kämpfen Sie für die soziale Verantwortung! 216 • Gestalten Sie die Zukunft! 218 • Tun Sie, was zu tun ist! 220 • Sorgen Sie vor! 222 • Handeln Sie nachhaltig! 224 • Werden Sie Sie selbst! 226

7



I . Das L e b e n

Akzeptieren Sie das Dasein!

10

W端rdigen Sie das Leben!

12

Erkennen Sie Ihre Autonomie!

14

Ertragen Sie Ungewissheit!

16

Schulen Sie Ihre Wahrnehmung!

18

Respektieren Sie Tiere!

20

Verstehen Sie die Zeit!

22

Erweitern Sie Ihren Horizont!

24

Schaffen Sie die Wirklichkeit!

26

Akzeptieren Sie den Tod!

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I. Das Leben Akzeptieren Sie das Dasein! 001 Machen Sie sich bewusst, dass Sie da sind! Zahlreiche Philosophen haben zahlreiche kluge Gedanken über das Sein angestellt. Die letzten Fragen nach dem Warum (→ 224. Gebot) und dem Sinn (→ 801. Gebot) sind bisher unbeantwortet – und sie bleiben es womöglich auch. Statt sich das Gehirn zu zermartern, können Sie auch einfach akzeptieren, dass es Sie gibt. Sie sind! Sie existieren. Machen Sie es sich bewusst? Es könnte anders sein. 002 Freuen Sie sich darüber, dass Sie da sind! Es gibt Milliarden Menschen auf der Welt. Sie sind einer davon. Doch die hohe Zahl unserer Mitmenschen schmälert in keiner Weise die Bedeutung des Einzelnen (→ 241. Gebot). Es ist nicht irgendeine Kleinigkeit oder Selbstverständlichkeit, dass es Sie gibt. Dass Sie geboren wurden, dass Sie leben, ist bemerkenswert. Freuen Sie sich darüber, dass Sie sich heute, jetzt im Augenblick, in diesem Leben befinden! 003 Würdigen Sie Ihr Dasein! Angenommen, wir könnten unsere Existenz von außen betrachten (→ 238. Gebot), so würden wir feststellen, dass unser Dasein höchst unwahrscheinlich ist. Im Grunde ist es unglaublich. Dass es Sie gibt, ist ein sehr, sehr hoher Wert (→ 918. Gebot). Ob Sie Ihr Dasein religiös, philosophisch oder gar nicht zu erklären versuchen, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass Sie sich Ihres Wertes als Wesen an sich bewusst sind. Würdigen Sie sich selbst! Dann können Sie auch andere würdigen (→ 161. Gebot). 004 Machen Sie sich die Gegenwart bewusst! Viele Menschen hängen der Vergangenheit nach, andere befinden sich gedanklich bereits in der Zukunft (→ 951. Gebot). Doch es gibt streng genommen keine Vergangenheit, und es gibt streng genommen keine Zukunft. Es gibt nur eine Gegenwart. Die Gegenwart von gestern ist vorbei, die von morgen naht, und diese Gegenwart werden wir konkret spüren. Wenn Sie sich auf die Gegenwart konzentrieren und schauen, dass die Gegenwart morgen gut wird, steht einem guten Leben wenig entgegen. 005 Schätzen Sie Situationen! Die Einzigartigkeit des Daseins ist den wenigsten Menschen klar. Erschreckend viele leben in den Tag hinein und würdigen die Situationen nicht, in denen sie sich befinden. Doch jede Situation ist einzigartig, und sei sie noch so banal. Es regnet, und Sie hören die Nachbarn streiten? Nehmen Sie es zunächst einmal wahr und zur Kenntnis (→ 235. Gebot)! Es ist das Leben. Wenn Sie jede Situation als grundlegend neu im Leben betrachten, werden Sie bald sehr entspannt denken können (→ 358. Gebot). 10


Akzeptieren Sie das Dasein! 006 Machen Sie sich klar, dass auch andere sie selbst sind! Ist es besser, Katze zu sein oder Hund? Fragen Sie mal einen Hund! Ein Hund will keine Katze sein. Und die Katze will kein Hund sein. Bei Menschen ist es ähnlich: Kaum jemand will mit einem anderen tauschen. Ist das nicht faszinierend? Die Menschen wollen sie selbst sein. Das heißt: Wir sind mit unseren Identitäten weitgehend zufrieden (→ 994. Gebot). Wie viele Spielarten des Daseins es doch gibt! Machen Sie sich das immer wieder klar? 007 Wehren Sie sich gegen die Gleichgültigkeit! Sicher: Im konkreten Alltag sind viele Dinge nicht so bedeutsam, wie wir denken (→ 769. Gebot). Doch im Kern ist es nicht egal, was geschieht. Die Dinge geschehen, und sie geschehen zu einhundert Prozent. Und die Dinge haben Bedeutungen. Es kann sein, dass wir einer Bedeutung keinen Wert beimessen oder ihr keine Beachtung schenken, aber die Dinge bedeuten etwas. Sind Sie sich dessen bewusst? Nie ist wirklich alles egal (→ 84. Gebot). 008 Wehren Sie sich gegen die Beliebigkeit! Um die Dinge auf der Welt und unser Dasein wahrzunehmen und zu würdigen, bedarf eines klaren und präzisen Blickes. Ihr Nachbar hat drei Hunde? Die Hunde scheinen nur deswegen austauschbar, weil Sie sie vielleicht nicht kennen (→ 550. Gebot). Wer ehrlich zu sich selbst ist, weiß: Nichts ist beliebig, auch wenn es so scheint. Sobald Sie sich mit etwas intensiver befassen, merken Sie das (→ 732. Gebot). 009 Pflegen Sie den Zugang zu Ihrem Wesen! Die meisten Menschen haben keinerlei Verbindung zu sich selbst. Obwohl ihr Wesen deutliche Signale sendet, gehen die Menschen nicht darauf ein. Eine wichtige Basis für Glück und Erfolg aber ist eben der Zugang zu unserem Wesen, unserer Psyche. Praktizieren Sie die Verbindung zwischen Ihrem Denken und Ihrem Fühlen (→ 46. Gebot)? Beziehen Sie Ihr Fühlen in Ihr Denken ein? Versuchen Sie es mal – es ist gar nicht so schwer. Sie müssen nur trainieren, auf sich zu hören. Und achten Sie darauf, diese Verbindung niemals zu verlieren. 010 Seien Sie im Hier und Jetzt! Machen Sie sich bewusst: Sie leben hier und jetzt. Sie sind ein Mensch, der sich momentan hier auf dieser Erde befindet, und zwar in genau der Situation, in der Sie sind. Momentan lesen Sie das zehnte von tausend Geboten. Genau das ist im Augenblick Ihre Gegenwart. Darum herum haben Sie mit genau den Aufgaben und Problemen zu tun, mit denen Sie zu tun haben. Es hätte auch anders kommen können. Wäre es nicht klug, sich mit dieser Situation abzufinden und im Hier und Jetzt zu sein (→ 302. Gebot)? 11


I. Das Leben Würdigen Sie das Leben! 011 Erkennen Sie das Leben als ein Wunder an! Es ist schwierig zu bestimmen, wo das Leben beginnt und wo es endet. Beinhaltet ein Stein Leben oder nicht? Wir Menschen gehen – wie so oft – von uns selbst aus (→ 188. Gebot) und definieren »Leben« als das, was wir und einige andere Wesen tun: Wir betreiben Stoffwechsel. Wie auch immer Sie das Leben definieren: Es ist ein Wunder. Ihm auf den Grund zu gehen, ist uns möglicherweise nicht vergönnt (→ 223. Gebot). Würdigen Sie das Leben als ein Wunder? 012 Machen Sie sich klar, wo Sie herkommen! Ist Ihnen Ihre Herkunft bewusst? Was auch immer wir im Leben erreichen – wir sollten nicht vergessen, wo wir herkommen. Unsere Basis ist wichtig, denn sie prägt uns. Der eine kommt aus schwierigen sozialen Verhältnissen, der andere aus einer Künstlerfamilie. Die meisten Menschen empfinden ihr Erleben als normal und denken nicht darüber nach, dass genau die vorliegenden Umstände sie prägen. Ist Ihnen bewusst, wo Sie herkommen (→ 847. Gebot)? 013 Stellen Sie Ihre Bedürfnisse nicht über das Leben anderer! Ist es nicht sehr egoistisch, wenn wir nur von uns ausgehen und nur unsere Bedürfnisse sehen? Mit welcher Begründung sollten wir – von außen betrachtet – unsere Bedürfnisse über die Bedürfnisse anderer stellen? Was gibt uns das Recht dazu, wenn nicht eigenmächtige Willkür mithilfe von Macht und Gewalt? Überlegen Sie mal, wo Sie Ihre Bedürfnisse über die Bedürfnisse anderer stellen. Wann ist es gerechtfertigt und wann nicht (→ 851. Gebot)? 014 Töten Sie nicht ohne Sinn! Es gibt nur zwei sinnvolle Gründe zu töten: zur Verteidigung und um unerlässliche Nährstoffe zu gewinnen, die sich sonst nicht gewinnen lassen. Natürlich töten Katzen auch Vögel, die sie dann nicht fressen (→ 366. Gebot). Aber als Mensch können Sie sich steuern. Wozu sollten Sie eine Wespe erschlagen? Sie will Sie nicht stechen, weil sie kein Blut trinkt. Sie will nur ein Stück von Ihrem Kuchen (→ 818. Gebot). 015 Vermindern Sie Leid! Es ist ein schwacher Trost, dass das Leid mehrerer Wesen nicht kumuliert. Jedes leidende Individuum leidet individuell. Entwickeln Sie einen Blick dafür und vermindern Sie Leid! Nur weil ein leidendes Wesen Ihnen kein klares Signal gibt, bedeutet das übrigens nicht, dass es nicht leidet (→ 47. Gebot). Und wenn Sie klare Signale erkennen – dann erst recht! Wäre eine Welt ohne Leid nicht schön? 12


Würdigen Sie das Leben! 016 Erkennen Sie die Feinde des Lebens! Nicht jeder würdigt das Leben. Das Leben hat Feinde: Sadisten, Mörder und alle anderen Menschen, die das Leben anderer geringschätzen. Die Feinde des Lebens greifen die Integrität anderer Wesen an, mindern ihren Wert, fügen ihnen Schmerzen zu und töten sie unnötigerweise unter sinnlosem Leid (→ 868. Gebot). Kennen Sie solche Menschen? Machen Sie sich klar, dass Sie es mit Feinden des Lebens zu tun haben (→ 382. Gebot)! 017 Unterscheiden Sie klar zwischen Täter und Opfer! Ein Täter sucht Opfer, die er misshandeln kann – nicht umgekehrt. Viele Menschen akzeptieren simple Fakten nicht und drehen es so hin, dass ein Mensch selbst schuld sei, wenn er zum Opfer wird (→ 254. Gebot). Ein Opfer ist auch nicht selbst schuld, weil es Täter anzöge, wie manche Vertreter des »Gesetzes der Anziehung« behaupten (→ 691. Gebot). Wehrt sich ein Opfer, stellen es Täter und Mitläufer gerne als Spielverderber hin – auch das ist niederträchtig, weil es die Wirklichkeit verzerrt (→ 128. Gebot). Lassen Sie sich darauf nicht ein! Verursacher des Leids ist der Täter. 018 Machen Sie nichts und niemanden lächerlich! Wie bemitleidenswert sind Menschen, die es nötig haben, sich über andere lustig zu machen. Besonders schlimm ist es, wenn darunter Wesen leiden, ob Mensch oder Tier. Dabei geht es nicht um eine Humorfrage, sondern um die Frage des Respekts vor der Integrität des Gegenübers (→ 102. Gebot). Wer dem anderen – ob Mensch oder Tier – Respekt zollt, macht sich nicht auf seine Kosten lustig. 019 Machen Sie sich nur über sich selbst lustig! Wer zu Schadenfreude und Häme neigt, ist arm genug. Aber vielleicht könnten Sie, wenn Sie sich angesprochen fühlen, sich zunächst einmal über sich selbst lustig machen? Hier zeigt sich die Schnittmenge von Humor und Respekt – und wahrer Charakter (→ 700. Gebot). Wenn Sie über sich selbst lachen können, brauchen Sie andere nicht mehr zur Projektion. 020 Retten Sie Leben! Ständig sind wir in der Situation, Leben zu retten. Warum verschenken wir Schnittblumen statt Topfpflanzen? Warum lassen wir einen verletzten Vogel elend verrecken, statt ihn in eine Wildtierauffangstation zu bringen? Ein Leben nicht zu bewahren und zu retten, bedeutet, den Wert des Lebens mit Füßen zu treten. Christlich argumentiert, spottet jeder Mensch Gottes Schöpfung und damit Gott, wenn er sich zum Herrscher über Leben und Tod erhebt. Retten Sie Leben! Es hat einen Wert (→ 918. Gebot). 13


I. Das Leben Erkennen Sie Ihre Autonomie! 021 Erkennen Sie Ihre Macht! Wer entscheidet, was Sie essen? Wer entscheidet, wen Sie heiraten? Wer entscheidet, wie Sie Ihr Geld verdienen, mit wem Sie Ihre Zeit verbringen, wohin Sie reisen, was Sie lesen, welche Musik Sie hören und welchen Gedanken Sie sich öffnen oder verschließen? Wer entscheidet, was Sie denken, fühlen und tun? Sie. Erkennen Sie diese Macht (→ 571. Gebot)? 022 Akzeptieren Sie, dass Untätigkeit Tätigkeit ist! Die Hollywood-Dramaturgie unterscheidet zwei Arten von Geschehen: Entweder jemand entscheidet und handelt (»action«), oder etwas geschieht (»event«). Denken Sie nicht, Sie seien dem Geschehen unterworfen – Sie können es gestalten! Durch Entscheidungen und Handlungen (→ 349. Gebot) bewirken Sie Ergebnisse, und Sie führen Geschehnisse herbei. Auch Unterlassungen sind Entscheidungen für etwas – dafür, was aus ihnen folgt (→ 82. Gebot). Akzeptieren Sie, dass Untätigkeit Tätigkeit ist? 023 Akzeptieren Sie die Ergebnisse Ihres gestrigen Handelns! Heute erleben Sie die Folgen Ihrer Entscheidungen und der Ereignisse, die Sie gestern herbeigeführt oder nicht verhindert haben (→ 951. Gebot). Akzeptieren Sie das – auch wenn Ihnen der momentane Zustand nicht gefällt? Sie haben gestern auf diesen Zustand hingewirkt. Die Verantwortung dafür abzulehnen, wäre nicht nur unklug, sondern auch falsch: Wer sollte für Ihre heutige Lage verantwortlich sein, wenn nicht Sie? 024 Treffen Sie heute die Entscheidungen für morgen! Da die Vergangenheit vergangen ist, geht es darum, die Gegenwart von morgen zu gestalten (→ 4. Gebot). Wollen Sie morgen glücklich, zufrieden und erfolgreich sein? Wenn ja, sollten Sie heute die richtigen Entscheidungen dafür treffen – damit morgen das Richtige geschieht und das Falsche ausbleibt. Dabei sollte Ihnen klar sein, dass Sie morgen die Folgen der Dinge erwarten, mit denen Sie sich heute befassen (→ 355. Gebot). Orientieren Sie sich (→ 343. Gebot): Was soll morgen geschehen? Wie können Sie darauf einwirken? 025 Entscheiden Sie jeden Tag neu! Wissen Sie, dass jeden Morgen ein neuer Tag beginnt (→ 4. Gebot)? Es erscheint banal, und trotzdem lassen die Menschen wie ferngesteuert ein Programm ablaufen. Wer zwingt Sie, Ihre Entscheidungen so wie bisher zu treffen (→ 821. Gebot)? Jeder Tag ist ein neuer Tag! Sie sind frei und haben die Macht, jederzeit die Richtung zu ändern. Die Vergangenheit ist geschehen und unumkehrbar – aber die Zukunft können Sie gestalten. 14


Erkennen Sie Ihre Autonomie! 026 Nehmen Sie Raum in Anspruch! Wo der König ist, ist das Reich. Wo Sie sind, ist Ihr Wesen. Erkennen Sie an, dass Sie Raum in Anspruch nehmen dürfen? Solange Sie niemandes Integrität verletzen (→ 537. Gebot), steht es Ihnen zu, präsent zu sein mit Ihrem Körper, der Ihr Wesen transportiert. Wie viel sind Sie sich wert? Wie viel Platz steht Ihnen zu? Probieren Sie es aus – es lohnt sich (→ 398. Gebot). 027 Wissen Sie, was Sie wollen! Täglich sind wir zahlreichen Einflüssen ausgesetzt. Menschen reden auf uns ein. Sie wollen uns von Meinungen überzeugen, sie wollen uns von Vorhaben abbringen, sie wollen uns zu Handlungen nötigen (→ 323. Gebot). Wenn Sie gut überlegt haben, was Sie tun, ist es richtig, es zu tun. Sie wissen, was Sie wollen (→ 129. Gebot). Die anderen haben sich selten Ihre tiefen Gedanken gemacht und haben oft keine Ahnung. Lassen Sie die anderen reden – und lassen Sie sich nicht vom Gegenwind umwehen (→ 571. Gebot)! 028 Lassen Sie nicht Gelegenheiten entscheiden! Vielleicht kennen Sie es, wenn Ihnen der Schaffner im Zug Süßigkeiten anbietet. Warum sollten Sie zugreifen? Sie wollen keine Schokolade. Wenn Sie Schokolade wollten, hätten Sie am Bahnhof welche gekauft. Und manch ein Existenzgründer mietet ein unnötiges Büro, nur weil es sich anbietet. Lassen Sie nicht Gelegenheiten darüber entscheiden, was Sie tun! Sie wissen, was Sie wollen (→ 27. Gebot). Danach handeln Sie. 029 Lassen Sie sich nicht vereinnahmen! Die meisten Menschen fallen auf Provokationen herein und reagieren. Reaktion ist das Gehorchen auf die Aktion eines anderen. Doch wer oder was sollte Sie dazu zwingen zu reagieren? Sie müssen nicht einmal Fragen beantworten (→ 478. Gebot). Müssen Sie denn über jedes Stöckchen springen (→ 292. Gebot)? 030 Lernen Sie, frei zu sein! Wer niemals frei war, steht der Freiheit mitunter gegenüber wie ein von Geburt an Blinder dem Licht. Frei zu sein, müssen wir lernen. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie im Kern selbstbestimmt sind und dass Zwänge lediglich Folgen ihrer gestrigen Entscheidungen sind (→ 23. Gebot). So, wie ein Mountainbike abseits der Straße fahren will, will die Freiheit, dass wir sie nutzen. Lassen Sie sich Ihre Freiheit beschneiden von Menschen oder Organisationen, die so tun, als wären sie größer, wichtiger oder wertvoller als Sie (→ 707. Gebot)? Vielleicht sollten Sie sich auf Ihre Autonomie besinnen. 15


I. Das Leben Ertragen Sie Ungewissheit! 031 Haben Sie keine Angst vor dem Unwissen! Ist es schlimm, dass wir manche Dinge nicht wissen? Nein. Warum sollten wir Angst vor dem Unwissen haben? Wir können das Unwissen auch als normal annehmen. Haben Sie den Mut zu sagen: »Das weiß ich nicht.« Das ist auch nicht schlimm. Wir Menschen haben noch nicht einmal die grundlegenden Fragen der Menschheit gelöst: Wir wissen nicht, woher wir kommen, und wir wissen nicht, wohin wir gehen. Weshalb sollten wir dann wegen geringfügigeren Unwissens in Panik verfallen (→ 749. Gebot)? 032 Tun Sie nicht so, als wüssten Sie alles! Manche Menschen tun so, als wüssten sie alles. In jeder Situation sind sie bestrebt, einen kompetenten und wissenden Eindruck zu hinterlassen. Lieber sagen sie etwas Falsches als gar nichts – nur um so zu tun, als ob sie etwas wüssten. Die Folgen sind fatal: Andere verlassen sich darauf, und schon steuert der Tanker in eine falsche Richtung (→ 558. Gebot). Das liegt daran, dass den Alleswissern der eigene Ruf über die Sache geht. Sind das nicht Saboteure? 033 Stehen Sie zu Ihrem Unwissen! Mut zur Lücke ist elementar, wenn es um Wissen geht. Es ist in Ordnung, wenn Sie Dinge nicht wissen, die für andere selbstverständlich sind. Wie auch sollten Sie alles wissen? Was für uns selbstverständliches Wissen ist, hängt ohnehin von unserer Prägung ab und davon, was wir erleben (→ 74. Gebot). Die Fußballnationalelf zu kennen, ist in weiten Teilen der Bevölkerung Basiswissen, aber eben nur in weiten Teilen. Bekennen Sie, wenn Sie etwas nicht wissen – oder fragen Sie (→ 40. Gebot). Das ist besser, als etwas Falsches zu sagen. 034 Widersetzen Sie sich dem Anspruch, alles zu wissen! Wenn andere an Sie den Anspruch hegen, bestimmte Dinge zu wissen, dürfen Sie sich wehren. Was sollen Sie wissen? Wieso sollten Sie das wissen (→ 29. Gebot)? Greift Sie jemand an, weil Ihnen der Name des Torwarts der deutschen Fußballnationalmannschaft nicht einfällt, fragen Sie Ihr Gegenüber mal nach der Summenformel von Saccharose oder dem Namen des russischen Ministerpräsidenten. 035 Gestehen Sie auch anderen Unwissenheit zu! Obwohl wir wissen, dass wir nicht alles wissen, erwarten wir von anderen oft genug, dass sie wissen, was wir wissen. Ist das nicht seltsam? Auch andere Menschen wissen nicht alles – und die Chance, dass wir alle dasselbe wissen, ist denkbar gering. Vielleicht sind Sie ja so freundlich und gestehen auch Ihren Mitmenschen Unwissen zu (→ 432. Gebot)? 16


Ertragen Sie Ungewissheit! 036 Gehen Sie davon aus, dass es Außerirdische gibt! Wenn das Weltall tatsächlich unendlich ist – wieso sollte ausgerechnet die Erde der einzige belebte Planet sein? Es geht nicht um tausend Kubikkilometer oder 100 Billiarden Kubik-Lichtjahre, sondern um die Zahl »unendlich«. Wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, dass es keine weiteren Lebensformen gibt (→ 71. Gebot)? 037 Gehen Sie davon aus, dass es unsichtbare Kräfte gibt! Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob etwas Unbewiesenes (→ 226. Gebot) oder Unbeweisbares existiert (→ 231. Gebot). Doch mangels Beweisen zu sagen, es gebe keinen Gott, ist schon deswegen eine Anmaßung, weil diese Behauptung unser breites Unwissen über die Welt und ihre Entstehung leugnet. Wir wissen so gut wie nichts. Weshalb sollte es keine höheren Kräfte geben? Warum keine Energie, die über unserem physikalischen Energiebegriff steht (→ 959. Gebot)? 038 Operieren Sie mit unbekannten Variablen! Es ist ein Irrtum zu glauben, alle Fakten und Kriterien müssten bekannt sein, bevor wir anfangen zu denken oder zu handeln (→ 928. Gebot). Viele unbekannte Variablen fallen am Ende der Rechnung raus – wir haben sie nie gebraucht. Gewöhnen Sie sich diese Art zu jonglieren an. Es ist, wie wenn Sie mehrere Puzzleteile gleichzeitig zusammensetzen wollen. Erfahrungsgemäß funktioniert es in vielen Fällen am Ende doch – obwohl einige Informationen gefehlt haben. 039 Ertragen Sie kognitive Dissonanzen! Wenn unser Denken, unser Fühlen, unsere Meinungen und die Wirklichkeit einander widersprechen, haben wir es mit einer »kognitiven Dissonanz« zu tun – einem Widerspruch in den Gedanken. Merkwürdigerweise ertragen es viele Menschen nicht, wenn etwas ihrem Weltbild widerspricht (→ 194. Gebot). Dabei gibt es einen Trick: Definieren Sie den Widerspruch einfach als Widerspruch. Oft müssen wir gar nicht für Gleichklang sorgen, sondern können Widersprüche stehen lassen (→ 308. und 569. Gebot). 040 Fragen Sie, wenn Sie etwas wissen wollen! Es gibt auf die großen Fragen der Welt vielleicht Antworten – nur kennen wir sie nicht (→ 262. Gebot). Weswegen sollten wir deswegen beunruhigt sein? Zugleich aber lassen sich viele Fragen beantworten. Fragen Sie, wenn Sie etwas wissen wollen? Zu fragen ist kein Zeichen von Schwäche. Stellen Sie die richtigen Fragen (→ 473. Gebot)? Und haken Sie nach, wenn die Antwort Ihnen nicht genügt oder Sie sie nicht verstehen (→ 479. Gebot)? 17


I. Das Leben Schulen Sie Ihre Wahrnehmung! 041 Beherrschen Sie den Aufnahmemodus! Das wichtigste Instrument einer guten Wahrnehmung ist Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist der zielgerichtete Blick auf etwas (→ 233. Gebot). Wichtig ist, dass Sie in Momenten der Wahrnehmung vollständig bei sich sind und sich konzentrieren können. Stellen Sie sich Ihr Denken wie einen Recorder vor: Drücken Sie nicht »Play«, sondern »Record«. 042 Deaktivieren Sie die Kommentarfunktion! Viele hochintelligente Menschen können nicht zuhören. Manch einer denkt, während Sie sprechen, schon die nächsten Züge voraus und verpasst so, was Sie sagen (→ 32. Gebot). Um Ihre Wahrnehmung zu schulen, sollten Sie die Kommentarfunktion deaktivieren. Unser Gehirn gleicht das, was es aufnimmt, meist sofort ab mit Erfahrungen, Denkmustern und Weltbildern. Bei Widersprüchen schreit es »Alarm!« (→ 39. Gebot), und die Aufmerksamkeit ist verloren. Nehmen Sie wahr – ohne das Wahrgenommene gleich zu bewerten (→ 235. Gebot)? 043 Trainieren Sie Ihre Sinne! Wir sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Trainieren Sie diese Sinne! Schließen Sie die Augen, um sich auf Ihr Gehör zu konzentrieren, orientieren Sie sich mit Ohrstöpseln nur visuell. Trainieren Sie Ihren Geruchssinn bei geschlossenen Augen mit Rosmarin, Thymian, Oregano, Zimt, Zitronengras, Curry, Dill, Minze und Jasmin. So schärfen Sie Ihre Sinne und schulen damit Ihre Wahrnehmung (→ 970. Gebot). 044 Orientieren Sie sich am Minimalen! Nicht Opulenz schult die Wahrnehmung. Durch Opulenz gehen die Bedeutung und die Schönheit der Dinge unter (→ 272. Gebot). Wenn Sie Kompositionen von Minimalisten hören wie Arvo Pärt (geboren 1935) oder Wim Mertens (geboren 1953), hören Sie einfache Musik, die das Gegenteil von banal ist. Orientieren Sie sich am Minimalen – bei der Musik, beim Essen, bei Gesprächen und allen anderen sinnlichen Einflüssen? So verbessert sich Ihr Scharfsinn für das Einfache, Leichte, Subtile. 045 Entwickeln Sie detektivischen Spürsinn! Wir sehen, hören und lesen Dinge, die wir dann informationell verarbeiten. Widersprüche per se sind nicht schlimm (→ 194. Gebot), aber in einigen Fällen müssen wir sie wie bei einer kriminalistischen Ermittlung klären. Wenn Ihr Geschäftspartner kein eigenes Konto angibt, sondern auf das seiner Tochter verweist – könnte es sein, dass er ein Pleitier oder Betrüger ist? Entwickeln Sie ein Gefühl für das Ungewöhnliche! 18


Schulen Sie Ihre Wahrnehmung! 046 Entwickeln Sie eine zuverlässige Intuition! Hören Sie auf Ihre Intuition! Wenn Sie genau hinhören, hören Sie deutlich, was sie sagt. Trainieren Sie Ihre innere Stimme und machen Sie sie zu einem Berater, der Ihnen bei Entscheidungen hilft und durch den Sie sehr viel Zeit und Kraft sparen (→ 662. Gebot). Die Erfahrung sagt: Wenn Sie glauben, dass da etwas ist, dann ist da vermutlich auch etwas. Und wenn da etwas ist, dann ist da vermutlich noch etwas – und Ihre Intuition weist Sie darauf hin. Wenn Sie einen guten Zugang zu Ihrem inneren Wesen haben (→ 9. Gebot), ist die innere Stimme meist sehr deutlich – die Frage ist nur, ob Sie ihr zuhören. 047 Achten Sie auf Nebengeräusche! Wer sich hundertprozentig konzentriert, hört im schlimmsten Fall den Feueralarm nicht. Was geht um Sie herum vor? Sehr viele Dinge transportieren Bedeutungen, die sich uns nicht auf Anhieb erschließen. Warum beispielsweise schweigen plötzlich die Vögel? Seien Sie offen für Nebensignale, Zwischentöne und Subtiles (→ 46. Gebot) – ohne sich dabei in Interpretationen zu versteigen (→ 215. Gebot)! 048 Sortieren Sie schnell! Ganz gleich, ob Sie kognitiv oder affektiv wahrnehmen: Für eine gute Wahrnehmung brauchen Sie ein Gehirn, das Nebensignale und Zwischentöne zuverlässig bewertet. Wie ist das in Ihrem Gehirn? Sortiert es einen Teil sofort als irrelevant aus, den Sie später wieder in Ihre Überlegungen einbeziehen müssen (→ 334. Gebot)? Üben Sie, bei der Unterscheidung zwischen relevant und irrelevant richtig zu liegen! 049 Seien Sie empfindsam statt empfindlich! Der Begriff »Sensibilität« transportiert zwei Bedeutungen: Manche Menschen sind »empfindsam« – sie haben gute Antennen und nehmen zunächst einmal auf. Andere Menschen sind »empfindlich« – sie reagieren auf eingehende Signale sofort und meist emotional. Das ist weniger sinnvoll. Sind Sie eher empfindsam oder eher empfindlich (→ 118. Gebot)? 050 Erkennen Sie Gefahren! Wenn Sie Ihre Sinne schulen, haben Sie zwei hervorragende Instrumente zur Wahrnehmung: Ihre kognitive Aufmerksamkeit (→ 545. Gebot) und Ihre Intuition – also Ihre Antennen für Zwischentöne, Subtiles, Emotionales und Schwingungen (→ 47. Gebot). Mit beiden Instrumenten werden Sie bald ein gutes Gespür für Gefahren entwickeln. Ihre Intuition sagt Ihnen: »Nein, dieser Job tut dir nicht gut« (→ 730. Gebot). Sind Sie gut darin, Gefahren zu erkennen? 19


I. Das Leben Respektieren Sie Tiere! 051 Betrachten Sie Tiere als gleichwertig! Der Zoologe Alfred Brehm (1829–1884) sagte: »Es gibt wohl nur wenige Tiere, die uns für Menschen halten.« In der Tat leugnet der Mensch seine Eigenschaft als Säugetier, erhebt sich über den Rest der Schöpfung und solidarisiert sich nur mit jenen, die ihm ähnlich sind (→ 550. Gebot). Doch weshalb sollte es darauf ankommen, wie wir selbst geschaffen sind? Warum sollten andere Wesen, und seien sie noch so anders, nicht gleichwertig sein? Betrachten Sie Tiere als gleichwertig – nicht nur, wenn sie Ihnen nahestehen! 052 Stellen Sie Tierschutz über Artenschutz! Kein Dinosaurier trauert darum, dass es seine Art nicht mehr gibt. Der Verlust ist lediglich ein nostalgischer. In Zoos leben zahlreiche unglückliche Tiere (→ 56. Gebot), weil Zoos für den Artenschutz eintreten statt für das Wohl des Individuums. Stellen Sie darum Tierschutz über den Artenschutz: Wichtig ist, dass es dem Individuum gut geht. Das Individuum lebt konkret und braucht Sie. 053 Schaden Sie möglichst wenigen Tieren! Ein üblicher Einwand gegen den Tierschutz ist die Frage, wo die Grenze sei: Wir erschlagen doch Insekten und vernichten Bakterien mit Antibiotika! Ja, die Welt ist nicht perfekt (→ 360. Gebot). Deshalb beherzigen Sie einfach folgende Idee: Gelingt es Ihnen, möglichst wenigen Tieren zu schaden? 054 Sensibilisieren Sie sich für die Äußerungen von Tieren! Mit Säuglingen sprechen erwachsene Menschen in aller Selbstverständlichkeit, doch Tieren sprechen sie die Fähigkeit zu kommunizieren ab. Dabei äußern auch Tiere ihre Gefühle und Bedürfnisse – wir müssen nur hinhören. Achten Sie auf Signale von Tieren! Es sind Äußerungen, die lediglich nicht in menschlicher Sprache codiert sind (→ 47. Gebot). Wenn Sie auf Tiere eingehen, entfalten sie sich und geben Ihnen Feedback. 055 Respektieren Sie die Entscheidungen von Tieren! So wie Tiere kommunizieren, treffen sie auch Entscheidungen. Beispielsweise entscheiden Tiere selbst, wo sie sich wohlfühlen. Auf manche Menschen kommen Tiere zu, von anderen bleiben sie fern (→ 934. Gebot). Tiere reagieren damit oft auf die wahre Haltung von Menschen (→ 692. Gebot). Als ein Tierpflegerlehrling im Zoo nach seiner Ausbildung die Tierpflegerstelle bei den Elefanten wollte, sagte der Zoodirektor: »Das entscheide nicht ich, das entscheiden die Elefanten!« Respektieren Sie die Entscheidungen von Tieren? 20


Respektieren Sie Tiere! 056 Halten Sie Tiere artgerecht! Stellen Sie sich vor, Sie seien eingesperrt, angeleint und führten ein fremdbestimmtes Leben unter Zwang. Warum halten so viele Menschen Tiere wie Folteropfer? Wieso halten wir Herdentiere wie Papageien in Einzelhaft (→ 576. Gebot)? Es gibt keinen Grund, die Bedürfnisse eines Lebewesens zu ignorieren. Warum unterstützen wir Pferderennen, Massentierhaltung und Tiertransporte? Doch nur aus Gedankenlosigkeit. Bedeutet systematische Tierquälerei aus Profitgründen nicht organisierte Kriminalität? 057 Seien Sie liebevoll und respektvoll zu Tieren! Geht es einem Tier gut, meinen viele Menschen, das Tier strenger behandeln zu müssen, weil es ihm »zu gut« gehe. Verstehen Sie, dass es niemandem »zu gut« gehen kann (→ 103. Gebot)? Sobald wir etwas von Tieren verstehen, werden wir sie mit Respekt behandeln. Wir werden sie niemals anschreien oder schlagen (→ 864. Gebot). Woher kommt der tiefe Hass, den manche Tierhalter auf sich selbst haben (→ 313. Gebot)? 058 Bestrafen Sie Tiere nicht! Es ist Unsinn, Tiere zu bestrafen. Tiere verstehen die moralische Dimension der Strafe nicht. Sanktionen sind Tieren ebenso fremd wie Rache (→ 886. Gebot) und andere niederträchtige Eigenschaften des Menschen. Sie können einem Tier durch positives Beispiel erwünschtes Verhalten zeigen (→ 891. Gebot). Bei Fehlverhalten korrigieren Sie es freundlich. Aber einen Hund oder eine Katze zu bestrafen, ist Tierquälerei. Das Tier entfernt sich so lediglich von Ihnen. 059 Setzen Sie sich für Tierrechte ein! Tiere haben keine Lobby. Helfen Sie, die Rechte von Tieren zu stärken (→ 383. Gebot)! Obwohl Tierquälerei unter Strafe steht, leiden Millionen Tiere. Hinzu kommen Tausende sinnlose Tierversuche – obwohl es längst synthetisierte Menschenhaut gibt. Geben Sie diesen Geschöpfen, die sich nicht selbst artikulieren können, eine Stimme! Und vielleicht überlegen Sie, ob Sie in Ihrem Auto unbedingt Ledersitze brauchen (→ 948. Gebot). 060 Leisten Sie Tieren Beistand beim Sterben! Viele Tierhalter können es nicht sehen, wenn ihr Tier stirbt, etwa wenn der Tierarzt es einschläfert. Wie egozentrisch (→ 188. Gebot)! Dabei geht es in so einer Situation nicht um das Befinden des Tierhalters. Es geht um das Befinden des Tieres! Das sterbende Tier war vielleicht nur eines von vielen für Sie – aber für das Tier waren Sie vermutlich der einzige Mensch. Begleiten Sie ein sterbendes Tier und zeigen Sie ihm, dass Sie bis zum Schluss bei ihm sind (→ 96. Gebot). 21


I. Das Leben Verstehen Sie die Zeit! 061 Erkennen Sie die Eigendynamik der Zeit! Ob Sie einen Meter zurücklegen, entscheiden Sie selbst: Sie bewegen sich oder bleiben stehen. Ob Sie einen Tag zurücklegen, entscheiden Sie nicht selbst: Die Uhr tickt unaufhaltsam (→ 662. Gebot), und wir bewegen uns mit der Zeit mit. Verstehen Sie die Eigendynamik der Zeit? 062 Verstehen Sie, wie Ihre Zeit sich definiert! Wie alt Sie sind, hängt nicht von den Jahren ab, die Sie schon auf der Erde verbringen, sondern von Ihrer körperlichen und geistigen Verfassung und davon, was Sie tun (→ 392. Gebot). Es bedeutet wenig, wenn Sie ein Jahr älter werden. Bedeutsam sind dagegen Alterserscheinungen. Vielleicht überlegen Sie, wie sich die Zeit individuell für Sie definiert – möglicherweise altern Sie dann nicht so rasch (→ 844. Gebot). 063 Verstehen Sie, dass wir die Zeit nicht verstehen! Immer wieder lesen wir: Die Wissenschaft hat sich jetzt bis auf geringste Bruchteile einer Sekunde dem Urknall angenähert. Schon in den ersten Millionstelsekunden dehnte sich das Universum enorm aus. Schön! Doch was war denn eine halbe Stunde vorher los? Wir sollten akzeptieren, dass wir die Zeit im Kern nicht verstehen (→ 928. Gebot). Wenn die Erde in einigen Jahrmillionen schmilzt, gehen deswegen andere Ereignisse nicht weiter (→ 985. Gebot)? 064 Verstehen Sie, dass wir prinzipiell gleich viel Zeit haben! Sicher kennen Sie die Redensart: »Ich habe keine Zeit!« Die Behauptung ist falsch, denn wir alle haben gleich viel Zeit. Wir haben vierundzwanzig Stunden am Tag. Haben wir zum Geschirrspülen »keine Zeit«, haben wir lediglich andere Prioritäten gesetzt (→ 331. bis 340. Gebot) und gestehen dem Geschirrspülen keine Bedeutung zu. Die Kunst besteht darin, die Zeit als Ressource so einzuteilen, dass das Wichtige stattfindet. Also finden Sie heraus, was das Wichtige ist! 065 Machen Sie sich klar, dass Sie Zeit verlieren! Ganz gleich, wie viel Sie arbeiten: Ihr Geld mögen Sie vermehren, aber Ihre Zeit wird unaufhaltsam weniger. Sie gehen konsequent auf Ihr Ende zu. Und somit haben Sie auch nicht »alle Zeit der Welt«, wie es so oft heißt. Der Saldo Ihrer Zeit sinkt von Stunde zu Stunde: Sie haben jedes Mal, wenn Sie darüber nachdenken, weniger davon. Und wie das bei Ressourcen eben so ist, die immer knapper werden, wird auch Ihre Zeit immer wertvoller (→ 662. Gebot). Nehmen Sie hin, dass die Zeit eine Ressource ist, die sich nicht vermehren lässt wie andere Ressourcen? 22


Verstehen Sie die Zeit! 066 Verstehen Sie, wie Sie Zeit verdichten und lockern! Je mehr Sie innerhalb einer Zeitspanne tun, desto mehr haben Sie am Ende Ihres Lebens getan – Sie hatten scheinbar mehr Zeit als andere. Aber vielleicht hatten Sie auch das stressigere Leben (→ 311. Gebot). Je weniger Sie tun, desto intensiver erleben Sie die Dinge möglicherweise. Oder ist das Richtige für Sie ein Mix aus Tempo und Kontemplation? Finden Sie es heraus – es kommt darauf an, welcher Takt Ihnen individuell gut tut. 067 Verschwenden Sie keine Zeit! Zeit hat einen hohen Wert (→ 65. Gebot). Verschwenden Sie Zeit nicht – ob mit den falschen Gedanken, Dingen oder Menschen. Wenn Sie pro Jahr 60.000 Kilometer mit dem Auto fahren und durchschnittlich 80 Kilometer pro Stunde schnell sind, kümmern Sie sich einen ganzen Monat ohne Pause um Irrelevantes wie Abbiegen, Überholen und Tanken. Wozu (→ 664. Gebot)? 068 Schaffen Sie sich Qualitätszeit! Keine Zeit zu verschwenden, bedeutet nicht, dass Sie sich einem Effizienzwahn unterwerfen, sondern es bedeutet, dass Sie die Prioritäten vom Unwichtigen aufs Wichtige verlagern. Was ist wichtig für Sie (→ 331. Gebot)? Möglichst lange in Ruhe ungestört zu arbeiten? Zeit mit der Familie zu verbringen? Wodurch raubt Ihnen jemand Zeit, die Sie für sich selbst bräuchten? Wie können Sie das ändern? Schaffen Sie sich Qualitätszeit, die Sie in Ihrem Sinne nutzen? 069 Durchschauen Sie den Irrtum des Tempos! Zahlreiche Menschen glauben, schnell sei gut. Doch bei einer Flugreise von Berlin nach München stehen Sie ständig auf, gehen, warten, sitzen, stehen, gehen, warten, sitzen – und man unterbricht Sie ständig. Nehmen Sie eine Direktverbindung der Bahn, sind Sie länger unterwegs, aber die Zeit ist wertvoller (→ 68. Gebot), weil man Sie nicht unterbricht. Erkennen Sie, dass Tempo kein Wert an sich ist? 070 Durchschauen Sie den Irrtum der Langeweile! Für manche Menschen gibt es nichts Schöneres als Aktion. Ständiger Input durch Musik, Fernsehen, Spiele, Chats – und wenn einmal Stille herrscht, wissen sie nichts mit sich anzufangen. Haben Sie es verlernt, mit verrinnender Zeit klarzukommen, in der nichts geschieht? Oft deutet Langeweile auf die Unfähigkeit hin, die Gegenwart und sich selbst wahrzunehmen und zu würdigen. Dabei ist Langeweile im Kern Entspannung. Sollten Sie Ihr Bewusstsein für sich und Ihre Umgebung schärfen? Ein Weg dazu ist die Konzentration aufs Minimale (→ 44. Gebot). 23


I. Das Leben Erweitern Sie Ihren Horizont! 071 Erweitern Sie Ihr Vorstellungsvermögen! Halten Sie auch Dinge für möglich, die sich außerhalb Ihres Vorstellungsvermögens ansiedeln? Es ist ein Denkfehler, Dinge auszuschließen, nur weil ihre Existenz nicht bewiesen ist (→ 226. Gebot). Wie flexibel ist Ihr Denken, wenn es darum geht, sich etwas vorzustellen? 072 Erwarten Sie das Unerwartete! Unser Leben kann sich jederzeit ändern (→ 211. Gebot). Dabei wissen wir nicht, wann was geschehen wird (→ 901. Gebot). Störungen sind ebenso möglich (→ 373. Gebot) wie Paradigmenwechsel. Die Berliner Mauer ist gefallen, die Deutsche Bundespost ist privatisiert, und die Erzfeinde Frankreich und Deutschland haben eine gemeinsame Währung. Sind Sie offen für das Unerwartete? 073 Seien Sie immer lernbereit! Manch einer ist Diplom-Ingenieur und meint, nun wisse er alles – ein Irrtum (→ 713. Gebot). Ist Ihnen klar, dass wir lebenslang lernen? Dass die Schule uns das wesentliche Wissen fürs Leben vermittelt, stimmt nicht (→ 519. Gebot), und zahlreiche wichtige Erfahrungen machen wir auch jenseits der vierzig. Vermutlich kommt der Zeitpunkt nie, zu dem wir das gesamte relevante Wissen für unser Leben besitzen. Daher wäre es klug, prinzipiell lernbereit zu sein – in jeder Situation und zu jeder Zeit. 074 Machen Sie gerne Erfahrungen! Wenn wir schon einmal auf der Welt sind – was ein Wunder ist (→ 3. Gebot) –, wäre es natürlich schön, wenn wir uns der Welt und den zahlreichen Überraschungen, die sie bereithält, auch öffneten. Natürlich können Erfahrungen unschön sein – sie können wehtun, enttäuschen und uns auch schaden (→ 881. Gebot). Aber deswegen keine Erfahrungen machen zu wollen, wäre schade. So, wie uns eine Erfahrung enttäuschen kann, kann sie uns auch bereichern. Machen Sie gerne Erfahrungen? Freuen Sie sich auf die Welt? 075 Machen Sie manche Erfahrungen selbst! Es gibt Dinge, die wir selbst sinnlich erfahren sollten, um sie zu kennen. Es genügt oft nicht, davon zu wissen. Ohne die Erfahrung, sich selbstständig zu machen, kann man kaum darüber sprechen – die wesentlichen Erkenntnisse haben Angestellte nicht. Und manch guter Geschäftsmann ist deshalb gut, weil er seine Erfahrungen mit Betrügern (→ 189. Gebot) schon gemacht hat. Überlegen Sie einmal, wobei Sie nicht auf andere hören, sondern Ihre eigene Erfahrung machen sollten! 24


Erweitern Sie Ihren Horizont! 076 Verzichten Sie auf manche Erfahrungen! Viele Dinge sind so gefährlich, dass wir auf die Erfahrung verzichten sollten. Wir müssen das S-Bahn-Surfen nicht praktiziert haben, um es beurteilen zu können. Überlegen Sie, wo Ihre Grenze ist: Müssen Sie durch den Kongo trampen oder sich ohne durchdachte Geschäftsidee selbstständig machen (→ 621. bis 630. Gebot)? In welchen Fällen rechtfertigt die Gefahr die Erfahrung nicht mehr? 077 Fragen Sie andere nach ihren Erfahrungen! Viele Erfahrungen haben andere Menschen schon für uns gemacht (→ 926. Gebot). Fragen Sie sie, wie sie sie erlebt haben. Welche ungewöhnlichen Dinge haben andere Menschen schon erlebt? Wichtig ist dabei, an wen Sie sich mit solchen Fragen richten – bitte nicht an die falschen Leute (→ 290. Gebot). Kluge Menschen berichten übrigens gerne von ihren Erfahrungen, um andere weiterzubringen – oder würden Sie das nicht tun (→ 167. Gebot)? 078 Reisen Sie, statt Urlaub zu machen! »Reisen bildet« – stimmt! Dabei geht es nicht darum, Kirchen zu besichtigen und gotische Fenster zu erkennen. Sondern es geht darum zu erfahren, wie Menschen in anderen Kulturen leben. Überlegen Sie einmal, ob für Sie das ungeschriebene Gesetz gilt, sich regelmäßig in einen Flieger ans Meer zu setzen, um ein paar Wochen in einem Hotel zu verbringen. Wie wäre es, wenn Sie »reisen«, statt »Urlaub« zu machen? Fahren Sie in Gegenden jenseits des Massentourismus, auf eigene Faust (→ 964. Gebot)! 079 Lernen Sie Fremdsprachen! Die deutsche Sprache ist nur eine Möglichkeit des Ausdrucks. Ist Deutsch Ihre Muttersprache, haben Sie sich an die Logik und die Weltbilder dahinter gewöhnt. Eignen Sie sich andere Sprachen an! Plötzlich merken Sie, dass man im Französischen differenziert, was wir pauschal unter »Können« verstehen: »savoir« im Sinne der Kenntnis und »pouvoir« im Sinne der Umstände. Sogar das Glück ist relativ (→ 810. Gebot). Lernen Sie immer wieder neue Sprachen? 080 Probieren Sie Neues aus! Negativistische Denker, Miesmacher und Bedenkenträger (→ 184. Gebot) urteilen über Ideen, ohne sie ausprobiert zu haben. Sie gehen davon aus, alles Neue sei schlecht. Doch wenn die Erfahrung wichtiger ist als das Risiko hoch, sollten Sie Neues probieren. Einer der bekanntesten Aphorismen dazu stammt von Henry Ford (1863–1947): »Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie sich wünschten, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.« Sind Sie bereit, Neues auszuprobieren (→ 844. Gebot)? 25


I. Das Leben Schaffen Sie die Wirklichkeit! 081 Verstehen Sie Objektivität und Subjektivität! Es gibt keine objektive Wirklichkeit. »Objektiv« ist nur das Ding vorne an der Kamera. Die Welt besteht aus dem, was Sie in Ihrer Vorstellung daraus machen: Wirklichkeit ist subjektiv. Andererseits sind bestimmte Dinge nicht diskutabel: Wenn der Umsatz Ihres Unternehmens einbricht, die Bahn nicht fährt oder Sie Ihren Job verlieren, sind das Fakten (→ 255. Gebot). Und Fakten sind nicht zu relativieren (→ 254. Gebot). Um über Fakten sprechen zu können, dürfen Sie Gedanken festhalten, statt sie zu zerreden (→ 190. Gebot). Akeptieren Sie, dass es Subjektivität und Objektivität gibt? 082 Akzeptieren Sie, dass Sie die Welt bestimmen! Wie sich die Welt darstellt, entscheiden wir alle. Akzeptieren Sie, dass Sie dazu beitragen! Wenn Sie sich zurückhalten und die Welt nicht mitgestalten, spürt die Welt die Folgen Ihrer Untätigkeit (→ 22. Gebot). Vielleicht leiden – weil Sie nichts tun – Kinder oder Tiere. Ganz gleich, ob Sie handeln oder unterlassen: Genau dadurch gestalten Sie die Welt. Machen Sie sich das in jeder Situation Ihres Lebens klar (→ 806. Gebot)? 083 Verweigern Sie sich dem Schicksal! »Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es«, sagt Immanuel Kant (1724–1804) und entlarvt damit die Denkfalle des Schicksalsglaubens: Wenn am Ende sowieso etwas Bestimmtes geschieht – wozu sollten wir dann handeln? Es mag ja sein, dass höhere Kräfte uns in bestimmte Bahnen führen, doch solange wir diese Kräfte nicht kennen, hat es wenig Sinn, sich ihnen zu unterwerfen. Verweigern Sie sich dem Schicksal (→ 22. Gebot)! Nichts ist vorherbestimmt. Nur Sie entscheiden und handeln. 084 Verweigern Sie sich fatalen Denkmustern! Ebenso wie Schicksalsglaube (→ 83. Gebot) kettet uns mitunter der Glaube an zwangsläufige Folgen an den Status quo. Wer einmal mit dem Rauchen aufgehört hat und rückfällig wurde, kennt den hoffnungslosen Gedanken, Raucher geblieben zu sein. Doch wir können sofort den nächsten Anlauf unternehmen – und erfahren, dass kein fatales Denkmuster die Realität bestimmt, sondern wir (→ 318. und 890. Gebot). 085 Glauben Sie nicht, dass Sie genetisch verdammt sind! Wer an ein Suchtgen glaubt, versucht oft gar nicht erst, mit dem Rauchen aufzuhören (→ 295. Gebot). Doch selbst wenn die Gene eine Rolle spielen sollten – akzeptieren Sie, dass das Gen-Argument fast immer eine Ausrede ist? Wer helle Haut hat, wird sich gerade deswegen vor Sonne schützen und nicht sagen, er bekomme ja ohnehin einen Sonnenbrand. 26


Schaffen Sie die Wirklichkeit! 086 Verweigern Sie sich dem Diktat der anderen! Der Mensch lernt vor allem durch Nachahmung (→ 891. Gebot). Wir sind an unseren Mitmenschen orientiert und finden relevant, was die Nachbarn denken. Das ist spannend, denn so wie wir an anderen orientiert sind, sind andere an uns orientiert. Wer ist nun der Maßstab? Niemand! Darum können Sie sich getrost dem Diktat der anderen verweigern (→ 536. Gebot). Es muss keine Rolle spielen, was sie sagen. Es kann, aber es muss eben nicht. 087 Erkennen Sie Ihren Einfluss auf Ihre Gefühle! Ist Ihnen Ihr Einfluss auf die Wirklichkeit in jeder Situation bewusst? Er betrifft auch Ihre Gefühle: Es ist unsere Entscheidung, wie wir uns fühlen (→ 671. Gebot). Und natürlich stellt die Welt sich Ihnen negativ dar, wenn Sie sie ständig negativ bewerten (→ 90. und 252. Gebot). Wem also erlauben Sie zu entscheiden, wie Sie sich fühlen? Ihren Mitmenschen? Dem Wetter? Warum geben Sie Ihre Selbstbestimmung aus der Hand? 088 Lehnen Sie die Verantwortung für die Gefühle anderer ab! Natürlich tragen wir mit unserem Handeln und Unterlassen dazu bei, was andere erleben. Doch grundsätzlich liegt deren Leben und Erleben in deren Verantwortung. Sicherlich sollten wir Verantwortung übernehmen (→ 671. Gebot). Doch die grundsätzliche Verantwortung für die anderen haben wir nicht – weder für deren Wohlergehen noch für ihre Gedanken oder Gefühle. So, wie Sie für Ihre Gefühle zuständig sind (→ 87. Gebot), sind andere Menschen für ihre Gefühle zuständig. 089 Werden Sie zum Gestalter Ihres Lebens! Ist es nicht traurig, dass so viele Menschen ihr Leben oder gar die Welt nicht beeinflussen wollen? Sicher: Bei manchen Zeitgenossen können wir darüber froh sein (→ 186. Gebot). Doch da wir die Wirklichkeit selbst bestimmen (→ 82. Gebot), ist es klug, wenn wir uns konsequent darin schulen, Entscheidungen zu treffen (→ 349. Gebot). Arbeiten Sie an Ihrem Gestaltungswillen und Gestaltungsvermögen? 090 Durchschauen Sie sich selbst erfüllende Prophezeiungen! Oft bestimmt sich die Wirklichkeit dadurch, was wir denken oder sagen – das ist die sich selbst erfüllende Prophezeiung nach dem österreichischen Erkenntnistheoretiker Paul Watzlawick (1921–2007). Wenn Sie sich einreden, dass Ihnen ein bestimmtes Projekt nicht gelingen wird, mindern Sie dadurch Ihre Chancen. Ebenso aber können Sie die Chancen steigern, indem Sie an Ihr Projekt glauben (→ 168. Gebot). Durchschauen Sie das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung (→ 214. Gebot)? 27


I. Das Leben Akzeptieren Sie den Tod! 091 Haben Sie keine Angst vor dem Tod! Wir wissen weder, woher wir kommen, noch wohin wir gehen (→ 31. Gebot). Diese Ungewissheit führt zur Frage: Ist der Tod der gleiche Zustand wie der Zustand vor unserer Geburt? Der Tod ist Teil des Lebens. Wir verlassen unsere sterbliche Hülle – und ob danach etwas kommt oder nicht, wissen wir nicht. Kommt nichts, wird nichts fehlen. Kommt etwas, wird es spannend. Weshalb also sollten Sie Angst vor dem Tod haben (→ 906. Gebot)? 092 Bestimmen Sie nicht über Leben und Tod! Der Tod gehört zu den natürlichsten Dingen der Welt – wir alle werden sterben. Da wir den Tod im Kern bisher nicht ergründet haben, steht es uns nicht zu, über Leben und Tod zu bestimmen. Wir haben den Tod nicht erfunden. Wenn wir töten, missbrauchen wir ein Instrument, das uns nicht gehört. Töten Sie daher nur, wenn der Tod bereits entschieden hat und Sie das Leid lediglich abkürzen (→ 14. und 98. Gebot)! 093 Regeln Sie Ihre Dinge! Sind Sie jederzeit bereit abzutreten? Der Tod kann in jedem Augenblick kommen – ob in Gestalt eines Herzinfarkts oder eines nahenden Autos. Unser Leben kann sehr schnell vorbei sein, selbst wenn es kompliziert ist. Im Idealfall haben Sie Ihre Dinge geregelt. Das heißt, Sie haben ein Testament, eine Patientenverfügung und Ordnung in Ihren Unterlagen – egal, wie alt Sie sind. Haben Sie noch Rechnungen offen? Begleichen Sie sie! Gibt es ungeklärte Konflikte? Lösen Sie sie (→ 980. Gebot)! 094 Bringen Sie sich nicht um! Zu respektieren ist ein Todeswunsch, wenn ein kranker Mensch nicht weiter leiden will. Doch Depressionen lassen sich therapieren, Traumata lassen sich verarbeiten, über widrige Lebensumstände lässt sich hinwegkommen (→ 313. Gebot). Außerdem ist zu überlegen, ob es nicht den Mitmenschen gegenüber verantwortungsvoller wäre zu bleiben. Machen Sie sich den Wert Ihres Lebens bewusst (→ 3. und 918. Gebot) und bringen Sie sich nicht um! 095 Spenden Sie Organe! Der Körper eines toten Menschen ist kein Mensch mehr – er ist Biomasse. Den gestorbenen Körper als solchen zu verehren, geht am Sinn des Lebens und Sterbens vorbei: Er ist ein Ersatzteillager (→ 268. Gebot). Helfen Sie Menschen, am Leben zu bleiben, indem Sie Organe spenden, die Sie nicht mehr brauchen! Es ist nicht pietätlos – im Gegenteil: Sie würdigen damit das Leben. Ihr Leben und das der anderen. 28


Akzeptieren Sie den Tod! 096 Begleiten Sie Sterbende! Ganz egal, ob Mensch oder Tier: Seien Sie dabei, wenn der Sterbende es wünscht. Es kann auch sein, dass jemand alleine sterben will – das können Sie akzeptieren. Sterben ist das Persönlichste, was ein Mensch tun kann. Respektieren Sie seinen Wunsch! Kann sich jemand nicht äußern, gehen Sie davon aus, dass er Sterbebegleitung wünscht (→ 60. Gebot). 097 Sprechen Sie mit Sterbenden normal! Viele Menschen verhalten sich am Bett eines sterbenden Menschen sehr egozentrisch, indem sie ihre Wahrnehmung auch bei dem Sterbenden voraussetzen. Doch nur weil jemand zu schwach ist, um sich klar zu artikulieren, heißt das nicht, dass er schwerhörig oder gar schwer von Begriff ist (→ 215. Gebot). Oft lassen sich die Geräusche schwacher, sterbender Menschen im Ausschlussverfahren deuten: Liegt er oder sie unangenehm? Stört etwas? Nur selten haben Sterbende ausgefallene Wünsche. Meist sind es kleine, naheliegende Dinge (→ 271. Gebot). 098 Lassen Sie andere gehen! Wenn die Natur entschieden hat, dass das Leben aus einem Körper weicht, dann lassen Sie den Sterbenden gehen. Es ist nicht im Sinne eines todkranken Wesens, immer weiter am Leben zu bleiben, nur weil die Lebenden traurig sind. Es geht nicht um uns! Stirbt jemand, geht es um den Sterbenden. Beachten Sie seine Bedürfnisse, nicht Ihre! Sie sollten loslassen. Und das bedeutet vor allem, den Willen des Sterbenden zu respektieren (→ 161. Gebot). 099 Organisieren Sie Ihre Trauerfeier! Es klingt merkwürdig, aber Sie sollten Ihre Trauerfeier organisieren. Laden Sie ein, wen Sie einladen wollen. Laden Sie aus, wen Sie nicht dabei haben wollen. Es ist Ihre Show! Bestimmen Sie, wer Sie am Krankenbett besuchen darf und wer nicht. Bestimmen Sie, welche Musik läuft. Wenn Sie Ihre Trauerfeier schon einmal organisieren, kommen Ihre Hinterbliebenen nicht in Verlegenheit hinsichtlich der Frage, was Sie wollen. Es ist freundlich von Ihnen, wenn Sie das übernehmen (→ 951. Gebot)! 100 Gedenken Sie der Toten! Wohin der Mensch nach seinem Tod geht, wissen wir nicht. Und nur weil wir keine Beweise dafür haben, dass die Seele weiterlebt, heißt das nicht, dass sie nicht weiterlebt (→ 226. Gebot). Ein Wesen war auf der Welt, das wir im Kern nicht verstehen – warum sollte es weg sein? Nur weil wir es nicht mehr sehen? Gedenken Sie der Toten und ihrer Seelen! Und selbstverständlich dürfen Sie über Tote auch schlecht reden. Was sollten wir über Joseph Stalin (1878–1953) oder Adolf Hitler (1889–1945) Gutes sagen? 29



II . Di e M e n s c h e n

Seien Sie wohlwollend!

32

Haben Sie keine Angst vor Menschen!

34

Seien Sie souverän!

36

Seien Sie glaubwürdig!

38

Schätzen Sie Menschen richtig ein!

40

Erzeugen Sie Gefühle!

42

Stärken Sie andere Menschen!

44

Umgeben Sie sich mit guten Menschen!

46

Trennen Sie sich von den falschen Menschen!

48

Ertragen Sie Disharmonie!

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II. Die Menschen Seien Sie wohlwollend! 101 Haben Sie Gutes im Sinn! Das Wichtigste im Umgang mit Menschen ist es, das Gute im Sinn zu haben. Der Gedanke führt zwar zur moralischen Debatte darüber, was gut und böse ist (→ 382. Gebot), aber für den Alltagsgebrauch genügt unser allgemeines Wissen. Sind Sie ein Mensch, der prinzipiell das Gute anstrebt? Wenn nicht, sollten Sie es üben. Es bedeutet, grundsätzlich jedem Menschen das Beste zu wünschen und in diesem Sinne zu handeln. 102 Seien Sie nicht niederträchtig! Handeln Sie nicht aus Hass, Niedertracht, Schadenfreude oder Lust an Häme. Derlei Charakterzüge schleichen sich seit einigen Jahren zum Glück aus unserer Gesellschaft aus. Doch natürlich geht es nicht nur um den Trend, sondern um die Sache: Sollten Sie niederträchtige Gefühle hegen, dann überlegen Sie, woher sie kommen. Weshalb handeln Sie niederträchtig, warum handeln Sie böse (→ 150. Gebot)? Machen Sie sich klar: Böse Menschen erfahren in aller Regel irgendwann selbst Leid und Einsamkeit. 103 Freuen Sie sich über das Wohl anderer! Die einen freuen sich, wenn ihre Mitmenschen versagen (→ 102. Gebot), die anderen freuen sich, wenn sie Fortschritte machen. Wenn jemand glücklich ist, sagen die einen: »Dem geht es zu gut!«, und wollen sein Glück beschneiden – andere gönnen ihm sein Glück. Auf welcher Seite stehen Sie? 104 Kränken Sie niemanden! Ganz gleich, was jemand tut: Es hat niemals einen Sinn, ihn deswegen zu kränken. Das Handeln eines Wesens – ob Kind, Erwachsener oder Tier – ist motiviert, es hat Gründe. Es ist immer klüger, diese Gründe zu untersuchen, als angegriffen zu reagieren und jemanden absichtsvoll zu kränken (→ 118. Gebot). Jemanden zu kränken, hinterlässt Spuren in der Seele, die gären können. Am Ende wissen Sie nie, was dabei herauskommt. Da wir oft nicht wissen, wie der andere gestrickt ist (→ 503. Gebot), sollten wir bedenken, dass er eine Zeitbombe sein könnte. 105 Würdigen Sie niemanden herab! Ebenfalls unabhängig von dem, was jemand tut und wie es auf Sie wirkt, sollten Sie niemanden herabwürdigen. Auch nicht, wenn er Sie herabwürdigt. Erstens wissen Sie nicht sicher, wie er reagiert, und zweitens würden Sie eine Spirale der Herabwürdigung in Gang setzen, die zu nichts Gutem führt (→ 886. Gebot). Eines der wichtigsten Prinzipien des Lebens ist es, andere ihr Gesicht wahren zu lassen (→ 564. Gebot) – und das schließt Herabwürdigung aus. 32


Seien Sie wohlwollend! 106 Vermuten Sie gute Gründe! Handelt jemand auf den ersten Blick unverständlich – wie reagieren Sie? Viele Menschen reagieren negativ und lehnen Handlungen erst einmal ab, deren Gründe sie nicht kennen. Doch mitunter sind Menschen eben vorsichtig und rücken nicht gleich mit allen Informationen heraus. Sind Sie gutwillig und vermuten gute Gründe hinter dem, was jemand tut, auch wenn Sie sich vielleicht noch nicht vorstellen können, welche Gründe das sein könnten (→ 211. Gebot)? 107 Denken Sie grundsätzlich positiv! Wer sich am Positiven orientiert, hält sein Denken rein von gedanklichem Müll und allem, was demotiviert und deprimiert (→ 168. Gebot). Wenn wir uns grundsätzlich eher auf das Gelingen konzentrieren als auf das Versagen, blicken wir auf erreichbare Ergebnisse und haben somit den Erfolg im Fokus unserer Aufmerksamkeit (→ 90. und 201. Gebot). Beherzigen Sie dieses Denken im Grundsatz? 108 Erkennen Sie die Grenzen positiven Denkens! Das positive Denken findet seine Grenzen bei der Gefahrenabwehr (→ 331. Gebot). Wer sich sagt, durch einen Helm würde er auf dem Motorrad den Unfall erst anziehen, handelt naiv und verantwortungslos. Und es ist Unsinn zu glauben, alles hätte etwas Gutes: Was ist das Gute an einem Folterregime für seine Opfer? Achten Sie darauf, dass Ihr positives Denken nicht realitätsfremd wird! 109 Denken Sie kontrolliert negativ! Neben dem Fokus auf das Gute ist es sinnvoll, kontrolliert negativ zu denken. Wenn Sie zum Zelten fahren, könnte es regnen, Sie könnten frieren, es könnte dunkel werden – also nehmen Sie geeignete Klamotten und eine Taschenlampe mit (→ 963. Gebot). Es hat immer Sinn, sich auf Widrigkeiten einzurichten – warum auch nicht? Diese Übung negativen Denkens hat bei allen Vorhaben im Leben positive Folgen. 110 Nutzen Sie die richtige negative Motivation! Wenn Widerstand gefragt ist, dürfen wir uns negativ motivieren lassen, um die Welt zu verbessern (→ 574. Gebot). Gerade indem wir uns auf das Elend in der Welt konzentrieren, können wir etwas dagegen tun. Sind Sie dazu bereit, sich von den vielen schlechten Nachrichten auf der Welt dazu motivieren zu lassen, etwas dagegen zu tun? Sind Sie bereit, aus negativer Kritik die richtigen Schlüsse zu ziehen (→ 465. Gebot)? Dann haben Sie die ideale Balance zwischen einem prinzipiell positiven Denken und sporadischem negativen Denken. 33


II. Die Menschen Haben Sie keine Angst vor Menschen! 111 Entwickeln Sie positives Grundvertrauen! Natürlich gibt es Schlechtes und Negatives. Natürlich gibt es böse Menschen (→ 150. Gebot). Die Frage ist, mit welcher Einstellung Sie den Menschen gegenübertreten. Wittern Sie bei jedem gleich Betrug und Niedertracht? Vorsicht – dadurch versagen Sie sich jede Menge potenzieller Erfolge, die des positiven Denkens bedürfen (→ 107. Gebot). Besser scheint es zu sein, Menschen mit einem positiven Grundvertrauen zu begegnen. Geben Sie jeder Situation und jedem Menschen die Chance, etwas Gutes zur Welt beizutragen (→ 384. Gebot)? 112 Rechnen Sie mit Wohlwollen! Kaum ein Mensch ist a priori böse (→ 150. Gebot). Die meisten Menschen wollen einfach nur in Frieden und in einer gesicherten Existenz leben. Der Anteil der Soziopathen ist niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, im Alltag auf Soziopathen zu treffen, ist – sofern Sie nicht in der Psychiatrie arbeiten oder dort leben – entsprechend gering (→ 181. Gebot). Es ist also realistisch, dass Sie auch bei Ihren Mitmenschen gute Absichten voraussetzen. 113 Lehnen Sie Angst vor Menschen ab! Viele Gedanken erschließen sich durch einen Blick von der anderen Seite (→ 276. Gebot). Zum Beispiel: Gibt es einen Grund, vor Ihnen Angst zu haben? Wenn ja, brauchen Sie vielleicht mehr Hilfe als nur dieses Buch. Wenn nein, dürfen Sie sich fragen: Weshalb sollten Sie Angst vor anderen Menschen haben (→ 907. Gebot)? Es gibt keinen Grund dazu. 114 Verweigern Sie sich dem Lampenfieber! Zu sagen, was sie denken, fällt vielen Menschen schwer – vor allem vor Gruppen. Doch es gibt keinen Grund zum Lampenfieber: Jeder der Anwesenden nimmt Sie individuell wahr. Ein Patzer multipliziert sich nicht, sondern jeder im Publikum sieht ihn nur einmal und wird ihn Ihnen verzeihen – weil der Anteil der Soziopathen gering ist (→ 112. Gebot). Die allermeisten Leute sind offen für Sie, sie wollen Ihnen zuhören. Warum sollten Sie Angst vor Menschen haben, die Ihnen freundlich zugewandt sind? 115 Sprechen Sie Menschen an, wenn Sie wollen! Stellen Sie sich vor, jemand spricht Sie an. Sind Sie der Situation gegenüber offen oder verschlossen? Sicher kommt es auf die Umstände an und darauf, wie sich jemand nähert. Doch prinzipiell ist es vermutlich in Ordnung, Sie anzusprechen – oder sollte man Angst vor Ihnen haben (→ 113. Gebot)? Wenn Sie vom guten Willen der Menschen ausgehen, darf man Sie ansprechen – und folglich dürfen Sie die Menschen ansprechen. 34


Haben Sie keine Angst vor Menschen! 116 Lernen Sie aus Ablehnung! Wenn Sie auf Ablehnung stoßen, kann das mit Ihnen zusammenhängen (→ 692. Gebot), muss es aber nicht. Vielleicht ist jemand in Gedanken, traurig, befangen – es gibt viele Gründe, weshalb jemand nicht offen ist (→ 583. Gebot). Sollte sich Ablehnung häufen, dürfte es allerdings an Ihnen liegen (→ 803. Gebot). Wo und wie bieten Sie Anlass zur Ablehnung? 117 Unterstellen Sie bei Enttäuschungen keine Absicht! Kaum jemand will zu spät kommen oder Sie ärgern. Doch wenn uns jemand immer wieder enttäuscht oder auch kritisiert, vermuten manche Menschen dahinter Absicht (→ 215. Gebot). Sicher: Es ist nicht schön, wenn jemand unsere Prioritäten verletzt. Aber tut derjenige das, um uns zu kränken? In aller Regel nicht. Sehen Sie, dass Sie bei Enttäuschungen keine Absicht unterstellen sollten? 118 Seien Sie nicht beleidigt! Im Umgang mit Menschen werden wir immer wieder Enttäuschungen und Verletzungen erleben – und manch einer ist schnell beleidigt. Neigen Sie dazu? Sie sollten versuchen, das abzustellen. Enttäuschungen und Verletzungen können Sie zur Horizonterweiterung nutzen: Wie kam es zu der Enttäuschung, und was lernen Sie daraus (→ 805. Gebot)? Der beste Schutz aber sind eine klare Integrität Ihrer Person und die Fähigkeit, das Geschehene nicht sofort zu bewerten (→ 235. Gebot). 119 Ziehen Sie klare Grenzen! Auch wenn Ihnen Negatives widerfährt, das niemand mit Absicht bewirkt: Machen Sie dem Verursacher die Folgen bewusst! Viele Menschen sind so gedankenlos, dass sie ohne klaren Hinweis die Bedeutung ihrer Taten nicht erfassen. Ob Sie jemand absichtlich oder fahrlässig beeinträchtigt, ist dabei im Ergebnis gleich (→ 673. Gebot). Erklären Sie, dass Sie keine Absicht unterstellen, aber ziehen Sie eine Grenze, damit dergleichen nicht noch einmal geschieht. Schadet Ihnen jemand immer wieder oder absichtlich, sollten Sie sich von ihm lösen (→ 573. Gebot). 120 Zweifeln Sie nach Enttäuschungen nicht an sich selbst! Selbst wenn Sie immer wieder Opfer eines Soziopathen, Egozentrikers, Stalkers oder eines anderen kranken Charakters werden, sollten Sie die Schuld wegen der Häufung nicht bei sich suchen (→ 17. Gebot). Haken Sie negative Erlebnisse ab und umgeben Sie sich mit psychisch gesunden Menschen (→ 177. Gebot)! Wenn Sie keine Fehler machen (→ 716. Gebot), brauchen Sie nicht an sich zu zweifeln. 35


II. Die Menschen Seien Sie souverän! 121 Unterscheiden Sie Persönlichkeit und Ego! Viele Menschen verwechseln Persönlichkeit mit Ego. Sie glauben, ein durchsetzungsfähiges Ich sei identisch mit einem starken Charakter. Doch oft ist das Gegenteil der Fall: Ein auf sich selbst bezogener Narzisst (→ 603. Gebot) hat keine Persönlichkeit, sondern ein Persönlichkeitsproblem – ihm fehlt die Fähigkeit zum »Du«. Verstehen Sie den Unterschied zwischen Persönlichkeit und Ego? 122 Akzeptieren Sie, dass Stärke keiner Schwäche bedarf! In den Naturwissenschaften sind Werte relativ. Sind 38 Grad Celsius viel oder wenig? Werte bedürfen der Einordnung: Für eine Tasse Tee sind 38 Grad Celsius zu wenig, für die Körpertemperatur zu viel. Bei Charakteren brauchen wir derartige Vergleiche nicht: Ein starker Charakter ist auch dann stark, wenn ihn starke Charaktere umgeben. Ein starker Charakter bedarf keiner schwachen Charaktere zum Vergleich (→ 700. Gebot). Sind Sie stark? 123 Entwickeln Sie Persönlichkeit! Kennen Sie Menschen mit starker Persönlichkeit? Denken Sie an Nelson Mandela (1918–2013) oder den 14. Dalai Lama (geboren 1935): Nichts an diesen Persönlichkeiten ist angeberisch, selbstgerecht, auftrumpfend, egozentrisch oder unterdrückend. Wahre Stärke entspringt innerer Kraft, nicht äußerlicher Macht. Ein starker Charakter ist sich seiner Schwächen bewusst und arbeitet an ihnen (→ 644. Gebot). Schöpfen Sie die Kraft für Ihre Stärke aus Ihrer Integrität? Entspringen Ihr Selbstbewusstsein und Ihr Selbstvertrauen innerer Ruhe (→ 301. bis 310. Gebot)? 124 Seien Sie nicht stur! Kennen Sie sture Menschen? Stur zu sein, heißt, sich selbst dann neuen Gedanken zu verschließen, wenn sie sinnvoll sind. Sturheit entspringt meist geistiger Starrheit und der Unfähigkeit, Gedanken über Meinungen zu stellen (→ 877. Gebot). Kluge Menschen sind nicht stur. Sie unterwerfen ihr Handeln einem Sinn (→ 366. Gebot), sind nicht eitel (→ 603. Gebot) und lassen sich von guten Argumenten im Sinne der Sache überzeugen. Können Sie Ihre Sturheit – sofern vorhanden – abstellen? 125 Freuen Sie sich über die Stärke anderer! Weil ein starker Charakter zum Vergleich keiner schwachen Charaktere bedarf (→ 122. Gebot), freuen Sie sich natürlich auch über die Stärke anderer. Darüber hinaus stärken Sie andere Menschen (→ 161. bis 170. Gebot). Gelingt Ihnen das? Sind Sie wirklich glücklich, wenn ein anderer Mensch zu Stärke gelangt, ohne dass Sie neidisch, missgünstig oder eifersüchtig werden (→ 127. Gebot)? 36


Seien Sie souverän! 126 Entwickeln Sie Selbstwert! Ein Mensch ist etwas wert – auch wenn er nichts leistet (→ 918. Gebot). Sind Sie sich dessen bewusst bezüglich Ihrer selbst? Ein stabiler Selbstwert bedeutet: Sie wissen, dass Sie etwas wert sind, und Sie sind sich etwas wert. Es ist richtig, dass es Sie gibt! Einen stabilen Selbstwert entwickeln Sie vor allem als reflektierter Mensch. Bearbeiten Sie Selbstzweifel so bewusst, dass Sie sie nicht einfach vom Tisch wischen (→ 470. Gebot)? Arbeiten Sie an sich, um die Ursachen für Ihre Selbstzweifel zu beseitigen? Sind Sie sich Ihrer Unzulänglichkeiten bewusst und entwickeln Sie einen gesunden Selbstwert ohne den Anspruch auf Perfektion (→ 359. Gebot)? 127 Seien Sie nicht missgünstig! »Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten«, sagt Oscar Wilde (1854– 1900). Doch Neid ist etwas anderes als Missgunst: Neid belebt wie Konkurrenz das Geschäft. Wer dagegen missgünstig ist, missgönnt dem anderen das Glück. Sind Sie missgünstig? Dann sollten Sie an Ihrem Selbstwert arbeiten (→ 126. Gebot), durch den Sie Ihre Missgunst verbannen. 128 Verstehen Sie Souveränität richtig! Wehrt sich ein Mobbingopfer, bezeichnen Mobber es gerne als »unsouverän«. So stellen sie das Opfer als Täter dar (→ 17. Gebot). Dabei ist es nicht unsouverän, sich zu wehren. Souveränität bedeutet nicht, dass wir uns mit stoischer Ruhe alles gefallen lassen müssen (→ 585. Gebot). Souveränität bedeutet, im Bewusstsein des eigenen Wertes und der eigenen Integrität zu handeln und Grenzen zu verteidigen (→ 119. Gebot). Erkennen Sie, dass wir uns wehren dürfen, ohne dadurch unsere Souveränität preiszugeben? 129 Lassen Sie sich nicht beirren! Welche Bedeutung hat es, was andere sagen – über Sie, über das, was Sie tun, was Sie vorhaben? Andere Menschen wissen nicht, was Sie wissen und denken. Und es steht niemandem zu, für Sie zu entscheiden, was für Sie richtig ist (→ 932. Gebot). Lassen Sie sich von klugen Leuten beraten (→ 173. Gebot), aber von niemandem beirren! 130 Seien Sie sich Ihrer Integrität bewusst! Im Völkerrecht haben Staaten Integrität: Sie haben den Anspruch, dass man sie nicht in ihrem Wesen beeinträchtigt. Diese Integrität haben Sie als Mensch auch – umso mehr, je stärker Ihre Persönlichkeit ist (→ 123. Gebot) und je mehr Selbstwert Sie besitzen (→ 126. Gebot). Entwickeln Sie das Bewusstsein für diese Integrität! Es ist richtig, dass Sie sind, und Ihnen steht Raum zu (→ 26. Gebot). 37


II. Die Menschen Seien Sie glaubwürdig! 131 Seien Sie sich selbst treu! Sind Sie sich selbst treu? Oder verraten Sie Ihre Ideale und damit Ihr Wesen (→ 9. Gebot)? Machen Sie sich klar, wofür Sie stehen wollen (→ 815. Gebot) und stehen Sie dafür! Sich selbst treu zu sein, bedeutet, dass wir in keinen inneren Konflikt geraten und uns gegenüber uns selbst nicht rechtfertigen müssen (→ 857. Gebot). Wenn Sie sich dagegen selbst verraten, laufen Sie Gefahr, dass Ihre Energie für Auseinandersetzungen draufgeht, die Sie mit sich selbst führen und die völlig unnötig sind. 132 Seien Sie in Ihren Taten plausibel! Natürlich: Es ist wichtig, Widersprüche zu ertragen (→ 39. Gebot). Und es ist nicht nötig, ständig gegenüber jedermann Plausibilität herzustellen (→ 195. Gebot). Doch Ihre Taten sollten plausibel sein. Denn so, wie Sie die Menschen an Taten messen (→ 145. Gebot), messen auch die Menschen Sie an Taten. Ergeben Ihre Taten ein stimmiges Bild? Werden die Menschen klug aus Ihnen, oder handeln Sie wirr? 133 Sagen Sie, was Sie tun! Idealerweise praktizieren Sie die Einheit von Wort und Tat. Das heißt: Sie sagen, was Sie tun. Menschen sehen zwar vielleicht, was Sie tun – aber um es zur Kenntnis nehmen, bedarf es oft klarer Worte (→ 390. Gebot). Wenn Sie sagen, was Sie tun, wird deutlicher, was Sie tun. Und bei Ihren Mitmenschen entsteht ein konsistentes Bild, weil das, was Sie sagen, mit dem übereinstimmt, was Sie tun. 134 Tun Sie, was Sie sagen! Halten Sie Ankündigungen ein, ohne dass Ihr Gegenüber Sie immer wieder nach der Gültigkeit Ihrer Zusage fragen muss? Dann erwerben Sie kontinuierlich Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit – auch hinsichtlich dessen, was man Ihnen auferlegt (→ 718. Gebot). Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit sind zwei der wichtigsten Tugenden, die zwei der meistgehassten Eigenschaften ausschließen: Beliebigkeit und Unzuverlässigkeit. 135 Seien Sie ehrlich! Sicher ermöglichen positive Gefühle das Zusammenleben von Menschen am besten. Doch es bringt nichts, wenn wir dabei nicht ehrlich sind. Wie geht es Ihnen wirklich? Tun Sie nur so, als sei alles in Ordnung, oder ist wirklich alles in Ordnung? Gehen Sie davon aus, dass die Menschen Ihnen glauben, was Sie signalisieren und sagen? Kommt also niemand auf die Idee, Sie könnten ihn über Ihre Gefühle täuschen? Sind Sie ehrlich? Das wäre gut – ansonsten laufen Sie Gefahr, die Verbindung zu Ihrem inneren Wesen zu verlieren (→ 9. Gebot). 38


Seien Sie glaubwürdig! 136 Schaffen Sie Image durch Konsistenz! Wenn Sie beliebig handeln (→ 8. Gebot) und unzuverlässig sind, sind Sie kein attraktiver Partner. Ein gutes Image erreichen Sie durch Konsistenz zwischen Worten und Taten. Auch Sie messen andere vermutlich daran. Einem Betrüger (→ 189. Gebot) wird es nicht gelingen, glaubwürdig zu sein, weil ihm Konsistenz fehlt. Er kann sie bestenfalls inszenieren (→ 683. Gebot). Schaffen Sie Ihr Image durch Konsistenz? 137 Seien Sie loyal! Loyalität ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Menschen. Sie bedeutet, dass wir auch dann zu jemandem stehen, wenn er Fehler macht oder ausnahmsweise eine wirkliche Dummheit begeht. Sind Sie loyal? Oder schicken Sie Vertraute schon beim geringsten Fehltritt weg? Natürlich sollten Sie schauen, dass Sie Ihre Loyalität nur jemandem geben, der Sie und Ihre Loyalität nicht ausnutzt (→ 187. bis 189. Gebot). 138 Seien Sie nicht arrogant! Es ist in Ordnung, wenn Sie stabil sind, in sich ruhen und wissen, was richtig ist. Das ist noch nicht arrogant. Und fühlt sich ein anderer unterlegen, ist sein Vorwurf, Sie seien arrogant, vermutlich falsch. Hegen Sie aber ein Überlegenheitsgefühl (→ 105. Gebot), kann der Vorwurf gerechtfertigt sein. Wichtig ist, dass Sie nicht herablassend sind. Sofern Sie Ihren Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen (→ 707. Gebot), dürfte man Ihnen keine Arroganz vorwerfen. 139 Sagen Sie die Wahrheit! »Wer immer die Wahrheit sagt, kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten«, sagte der deutsche Bundespräsident Theodor Heuss (1884–1963). Das stimmt, denn zu lügen ist aufwendiger als die Wahrheit. Halten Sie sich an die Wendung »Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit«? »Die Wahrheit« bedeutet, dass Sie nicht die Unwahrheit sagen (→ 140. Gebot). »Die ganze Wahrheit« bedeutet, dass Sie nichts unterschlagen (→ 190. Gebot). »Nichts als die Wahrheit« bedeutet, dass Sie nichts hinzudichten. Sagen Sie die Wahrheit? 140 Entlarven Sie Lügen und Unwahrheiten! Im gesellschaftlichen Miteinander geht es oft auch darum, Lügen und Unwahrheiten zu entlarven. Wenn jemand etwas Falsches sagt, muss er kein Lügner sein – er sagt lediglich die Unwahrheit. Der Lügner dagegen weiß, dass er die Unwahrheit sagt. Manchmal ist es nötig, Wirklichkeitsverdreher zu entlarven (→ 190. Gebot). Wenn jemand lügt, dann stehen ehrliche Menschen auf und beziehen Stellung. 39


II. Die Menschen Schätzen Sie Menschen richtig ein! 141 Beurteilen Sie Menschen nicht nach Ihrer selektiven Wahrnehmung! So, wie wir die Welt wahrnehmen, scheint sie zu sein (→ 203. Gebot). Dabei schränkt oft schon der Beruf die Sicht ein: Polizisten sehen Verbrecher, Ärzte sehen Kranke, Lehrer sehen Schüler. Also herrscht Misstrauen gegenüber Bürgern, Therapiewut gegenüber Gesunden und Belehrungswahn gegenüber Erfahrenen (→ 273. Gebot). Machen Sie sich klar, dass ein klarer Blick auf die Menschen von weniger Vorurteilen behaftet wäre? 142 Machen Sie sich klar, dass Sie einen Menschen niemals vollständig kennen! So sehr wir auch versuchen, andere Menschen zu ergründen – es bleibt immer ein unergründlicher Rest (→ 34. Gebot). Wir wissen niemals vollständig, was andere motiviert. Machen Sie sich das klar? Rezepte für Menschenkenntnis und Typologien (→ 143. Gebot), mit denen sich Menschen scheinbar einordnen lassen, geben nur eine ungefähre Orientierung. Hundertprozentig kennen werden wir einen anderen Menschen niemals. 143 Misstrauen Sie Typologien! Immer wieder finden sich Typologien, die Menschen schematisieren wollen – meistens geordnet nach Motiven. Solche Typologien eignen sich für eine grobe Einordnung, so, wie sich Schemata sozialer Milieus zur Definition von Zielgruppen eignen – aber durchdringen werden Sie einen Menschen damit nicht (→ 209. Gebot). Verwenden Sie solche Typologien nur, wenn Sie sich mit deren oberflächlichem Blick nicht begnügen und hinter die Oberfläche schauen (→ 764. Gebot)! 144 Ändern Sie andere Menschen nicht! In ihrem Wesen lassen sich Menschen kaum ändern: Wir handeln aufgrund von Motiven, die uns oft nicht bewusst sind (→ 803. Gebot), und unser Persönlichkeitskern bleibt meistens derselbe. Daher können Sie bestenfalls darauf hinwirken, dass Menschen zwar nicht ihr Wesen, dafür aber ihr Verhalten ändern – was auch ein großer Erfolg ist (→ 469. Gebot). Einzig ändern können Sie vermutlich sich selbst (→ 996. Gebot). Sehen Sie ein, dass Sie andere Menschen nicht ändern können? Und sehen Sie, dass der beste Weg für Veränderung der Weg über das Verhalten und konkrete Handeln ist? 145 Bewerten Sie Taten! Was jemand sagt, sagt er lediglich. Entscheidend ist, was jemand tut (→ 134. Gebot). Achten Sie darum auf Taten! Was tut jemand konkret, um einen Konflikt zu entschärfen, um das Projekt voranzubringen, um Ihre Beziehung zu retten? Absichtserklärungen bringen wenig (→ 183. Gebot). Wenn jemand sagt, er werde Sie dem Chef eines Konzerns vorstellen, ist das noch kein Gefallen. Tun muss er es! Fragen Sie: Wann? 40


Schätzen Sie Menschen richtig ein! 146 Seien Sie skeptisch bei Worten! Betont jemand ständig, dass man auf ihn zählen könne, dass er pünktlich seine Rechnungen bezahle und diese Woche wirklich tue, was er versprochen habe? Dann sollten Sie aufmerken: Möglicherweise beweist die Vehemenz der Behauptungen das Gegenteil (→ 683. Gebot). Ein Trick hält Sie auf der Spur: Fügen Sie hinter alles, was jemand sagt, in Gedanken »sagt er« oder »sagt sie« an. Und dann messen Sie ihn an seinen Taten (→ 145. Gebot). 147 Verstehen Sie die Motive Ihrer Mitmenschen! Selbst wenn wir einen Menschen niemals ganz durchschauen (→ 142. Gebot), sind viele Motive identifizierbar. Was motiviert Ihre Mitmenschen dazu, so zu handeln, wie sie handeln? Menschen haben Anlässe zu handeln, und sie haben Ziele, die sie damit erreichen wollen. Finden Sie heraus, was Ihre Mitmenschen vorhaben? 148 Entdecken Sie das Motiv hinter dem Motiv! Wer hinter jedem Schnäppchen herjagt, könnte ein Zukurzgekommener sein, dessen Grundmotiv die Verlustangst ist. Wessen Motiv die Gleichmacherei aller Menschen ist, könnte Selbstwertprobleme haben. Wer Sie anschreit oder verklagt, könnte gekränkt sein. Oft ist das, was Menschen vorgeben zu wollen, lediglich vordergründig – und das wahre Motiv liegt hinter dem Motiv. Wenn Sie nur auf vordergründige Motive reagieren, bleibt auch Ihre Reaktion vordergründig (→ 764. Gebot). Finden Sie die Motive hinter den Motiven Ihrer Mitmenschen (→ 811. Gebot)? 149 Helfen Sie Menschen, ihre Motive umzusetzen! Wenn Sie mit Ihren Mitmenschen in Ruhe und Frieden leben wollen, sollten Sie ihnen helfen, ihre Motive umzusetzen (→ 606. Gebot). Oft ist das, was Menschen scheinbar wollen, gar nicht das, was sie wirklich wollen (→ 148. Gebot). Ein Schuldner will zwar vordergründig hundert Euro, aber die hundert Euro werden ihm nicht dabei helfen, sein Motiv umzusetzen und seine Geldsorgen loszuwerden. Helfen Sie Menschen dabei, ihre Grundmotive dauerhaft umzusetzen! 150 Entscheiden Sie, ob ein Mensch gut oder böse ist! Letzten Endes zählt bei der Menschenkenntnis nur ein Kriterium: Ist jemand gut oder böse (→ 382. Gebot)? Sind seine Motive gutwillig oder niederträchtig? Manche Leute sind zwar nicht die Hellsten, aber im Kern gut – und das ist wichtig. Kennen Sie gute Menschen, deren Güte Sie bisher noch nicht richtig zur Kenntnis genommen haben?

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DAS BUCH DER 1000 GEBOTE

Was ist richtig, was ist falsch? Was ist gut, was ist schlecht? Zwar können wir theoretisch selbst entscheiden, was wir tun. Doch zugleich sind wir zahlreichen Einflüssen ausgesetzt: Moralisten und Vertreter der politischen Korrektheit wollen uns unsere Meinungen nehmen. Durch zahlreiche Einflüsterer lassen wir uns im harmlosen Fall beirren, im schlimmsten Fall manipulieren. Welche Wahrheit unter den vielen stimmt also? Dieses Buch will dazu beitragen, die Verwirrung zu beenden. Vom Menschsein übers Denken und Handeln bis hin zu Erfolg und Zukunft – die »1000 Gebote« sind ein konstruktiver Vorschlag fürs ganze Leben.

Thilo Baum, Jahrgang 1970, ist Journalist und Autor. Er vermittelt seit 2004 sinnorientierte Kommunikation in Unternehmen und tritt als Keynotespeaker bei Veranstaltungen auf. Thilo Baum hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter »Komm zum Punkt!«, »Mach dein Ding!« (Trainerbuchpreis 2010), »Denk mit!« und »Die Bildungslücke«. Mehr Infos unter: www.thilo-baum.de

DAS BUCH DER 1000 GEBOTE

ISBN 978-3-907100-66-0

ISBN 978-3-907100-66-0, Euro 22.90 MIDAS VERLAG AG | WWW.MIDAS.CH

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783907 100660


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