Leseprobe Unternehmer-Manifest

Page 1

StĂŠphane Etrillard

DAS Unternehmer Manifest Vom GlĂźck, sein eigener Chef zu sein

Midas



StĂŠphane Etrillard

DAS Unternehmer Manifest Vom GlĂźck, sein eigener Chef zu sein

Midas


1. Auflage © 2017 Midas Management Verlag AG ISBN (print) 978-3-03876-504-2 ISBN (epub) 978-3-906010-04-5

Lektorat: Dr. Marietheres Wagner, München Satz und Layout: Simone Pedersen, St. Gallen Autorfoto: Gabi Peto, Tel Aviv Druck und Bindung: CPI, Leck Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 Zürich E-Mail: kontakt@midas.ch, www.midas.ch, www.facebook.com/midasverlag


INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort: Der souveräne Unternehmer

7

1. Die Unternehmerpersönlichkeit trägt das Unternehmen

11

2. Es ist ein Privileg, ein eigenes Unternehmen zu führen

15

3. Mensch und Unternehmer lassen sich nicht trennen

19

4. Profit allein ist noch kein Erfolg

23

5. Die Unternehmensführung erfordert Professionalität

28

6. Niemand kann es sich leisten, kein Geld zu verdienen

31

7. Gute Leistungen kosten Geld

36

8. Werte sind das Fundament unseres Handelns

41

9. Manchmal ist es gut, Vergangenes einfach abzuhaken

46

10. Chancen gibt es genug

51

11. Stillstand gefährdet das Geschäft

55

12. Der Kunde ist die Quelle des Einkommens

59

13. Souveräne Unternehmer gehen ihren eigenen Weg

65

14. Regeln selber gestalten

69

Epilog

73

Weitere Titel

75

Autorportrait

78



Der souveräne Unternehmer »Unser großes und ruhmreiches Meister­­­­stück ist es, angemessen zu leben.« Michel de Montaigne

Wer in einem Lexikon den Begriff Unternehmer nachschlägt, wird so etwas lesen wie: Ein Unternehmer ist eine Person, die selbstständig und eigenverantwortlich ein Unternehmen leitet und dabei zu umfassenden Entscheidungen befugt ist. Das klingt nach einer präzisen Definition. Und es stimmt ja auch, was dort steht. Doch wir lesen nichts darüber, was das genau bedeutet oder wie jemand über längere Zeiträume ein Unternehmen leitet und in den vielen, teilweise sehr unterschiedlichen geschäftlichen Situation die richtigen Entscheidungen trifft – und dabei auch noch ausreichend an sich selbst denkt. Menschen, die erfolgreich ein Unternehmen führen, vollbringen eine enorme Leistung und meistern zahlreiche persönliche und fachliche Herausforderungen. Das verdient große Wertschätzung. Es ist wichtig, sich die Vielfalt der Leistungen und Herausforderungen des tatsächlichen Unternehmerdaseins vor Augen zu führen. Denn Unternehmer erbringen jeden Tag weit mehr als die reine Arbeitsleistung: Sie sind Ideengeber, Entscheider, Personalchef, Stratege, Planer, Organisator, Problemlöser, Initiator und Controller in einer Person. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens. Ihr Handeln trägt die gesamte Unternehmung.

7


Außerdem brauchen sie für die Unternehmensführung eine Vielzahl von Qualitäten, Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die die wenigsten Menschen von vornherein mitbringen, sondern sich vielmehr teils hart erarbeiten müssen. Angefangen bei den fachlichen Qualifikationen bis hin zu Aspekten der Mitarbeiterführung, des Projektmanagements, der Buchhaltung, des Marketings, der Kundenkommunikation, des Arbeitsrechtes oder auch die Erfordernisse einer modernen Büroausstattung. Darüber hinaus durchlaufen Unternehmer mit der Zeit wichtige persönliche Entwicklungsprozesse. Sie werden zum Beispiel souveräner in Verhandlungen oder insgesamt selbstbewusster, schärfen ihren Blick für das Wesentliche, lernen, Prioritäten zu setzen, entwickeln ein zuverlässiges Gespür für gute (oder auch schlechte) Ideen, agieren zunehmend selbstorganisiert, eigenverantwortlich und unabhängig oder verbessern ihre rhetorischen Fähigkeiten. Unternehmer, die ein klares Bewusstsein dafür haben, was sie alles leisten und wie wertvoll diese Leistungen sind, erfüllen bereits eine wichtige Voraussetzung für die Unternehmer-Souveränität. Denn sie erlangen damit wichtiges Selbstbewusstsein, auf dem die Souveränität aufbauen kann. Diese unternehmerische Realität ist jedoch nur die eine Seite. Auf der anderen Seite steht der Mensch. Da ein Unternehmen immer von der Unternehmerpersönlichkeit getragen wird, lassen sich Mensch und Unternehmer nicht voneinander trennen. Eine Unternehmung kann auf Dauer nur gelingen, wenn beide miteinander in Einklang stehen. Deshalb brauchen Unternehmer eine klare Antwort auf die Frage: Was für ein Mensch und was für ein Unternehmer will ich sein? Unternehmer, die genau wissen, was ihnen wichtig ist und wie sie sein wollen, können ihr Handeln daran ausrichten und das Unternehmen in Übereinstimmung mit ihren inneren Überzeugungen führen. So agieren sie zielstrebig, selbstsicher, 8


authentisch, entschlossen, konzentriert und mit Begeisterung für ihr Tun; sie haben Freude an der Arbeit und am Leben und übernehmen Verantwortung für sich und andere. Das gibt ihrem Handeln Sinn und macht sie zufrieden. Mensch und Unternehmer stehen dann nicht im Widerspruch zueinander, sondern harmonieren miteinander. Und hier beginnt die Unternehmer-Souveränität, denn sie umfasst sowohl eine unternehmerische als auch eine persönliche Dimension. Hier ist die Gesamtheit des unternehmerischen Handelns entscheidend. Es reicht nicht aus, ein finanziell erfolgreicher Unternehmer zu sein. Wem dabei aufgrund seiner Arbeit die persönliche Zufriedenheit oder gar die Gesundheit abhandenkommt, der ist kein souveräner Unternehmer. Souveräne Unternehmer denken auch an sich selbst und nicht nur ans Geschäft. Gleichzeitig braucht es selbstverständlich ausgeprägte unternehmerische Qualitäten, damit es gelingt, als Unternehmer auch in Anbetracht von Druck und Turbulenzen, bei Veränderungen am Markt und ökonomischen Zwängen das Ruder selbst in der Hand zu halten, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die eigenen Ziele zu verwirklichen. Und das über Jahre hinweg. Deshalb sind souveräne Unternehmer Menschen, die dauer­ haft in der Lage sind, ihr Unternehmen sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch persönlich zufriedenstellend zu führen. Souveräne Unternehmer wissen, was Erfolg für sie persönlich bedeutet, was ihnen wichtig ist und wofür sie arbeiten. Sie übernehmen nicht die Wertvorstellungen und Denkmuster anderer, sondern agieren selbstbestimmt und reflektiert. Das ist das wahre Glück, sein eigener Chef zu sein. Dieser Essay-Band beschreibt die unterschiedlichen Facetten des Unternehmertums und ist ebenso Leitfaden wie Programm für alle Unternehmer, die ihre Souveränität zum Vorteil ihres Unternehmens und für sich selbst nutzen wollen. 9


Eine erhellende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Stéphane Etrillard Berlin, Sommer 2017

PS: Um Ihnen die Lektüre dieses Buchs zu erleichtern, habe ich es größtenteils geschlechtsneutral formuliert. Wenn also von Unternehmern die Rede ist, spreche ich in diesem Buch selbstverständlich auch Sie, liebe Unternehmerinnen, genauso an.

10


1. Die Unternehmerpersönlichkeit trägt das Unternehmen

Der Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit bringt nicht nur persönliche Autonomie mit sich, sondern erweist sich oft auch finanziell als durchaus lohnend. Auch deshalb hat sich in den vergangenen zwei oder drei Jahrzehnten hierzulande eine stärkere Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit entwickelt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, von der die Konsumenten ebenso wie die Wirtschaft in vielfacher Weise profitiert haben. Waren es früher letztlich meist Ausnahmen, gilt die Selbstständigkeit inzwischen für viele Menschen als ernsthafte Alternative zur abhängigen Beschäftigung. Gleichwohl sind Unternehmer noch immer in der Minderheit und jedes Unternehmen bleibt etwas Besonderes. Mit der Anzahl der Unternehmungen ist auch die Zahl der Weiterbildungsmöglichkeiten gestiegen, die sich speziell an selbst­­ständige Unternehmer richten. Und immer mehr Unternehmer nutzen diese Angebote, um fachliche Mankos auszugleichen, neue Fachgebiete zu erschließen oder sich weiter zu professionalisieren. Allerdings stellt sich auch immer wieder heraus, dass ein Unternehmen nicht wie eine Maschine funktioniert. Hier eine Schraube anzuziehen und dort etwas zu ölen, hilft zwar dabei, den Betrieb aufrechtzuhalten – doch um das Unternehmen dauerhaft erfolgreich zu führen, es weiterzuentwickeln und zukunftssicher zu machen, reicht dies nicht aus. Hier spielt dann 11


die menschliche Komponente – also der Unternehmer oder die Unternehmerin selbst – die entscheidende Rolle; und dennoch wird sie dabei allzu leicht vergessen. Jedes Unternehmen wird von der Persönlichkeit an seiner Spitze getragen. Je kleiner ein Unternehmen ist, desto unmittelbarer wirken sich die persönlichen Eigenschaften, Ansichten, Gefühle, Wünsche oder Fähigkeiten des Unternehmers auf seine Geschäfte aus. An diesem Zusammenhang bestehen keine Zweifel. Dennoch fehlt es an der Konsequenz: Ist ein Unternehmer zum Beispiel unzufrieden, wird immer noch viel häufiger versucht (auch von den Unternehmern selbst), an einzelnen Stellschrauben des Unternehmens zu drehen, statt einmal das Ganze auf den Prüfstand zu stellen und mit dem Befinden des Unternehmers in Beziehung zu setzen. Das ist genau genommen sogar etwas kurios, denn die Unternehmer selbst waren es, die gemerkt haben, dass die Arbeitsleistung von Mitarbeitern stark zunimmt, wenn diese mit der gesamten Arbeitssituation möglichst zufrieden sind. Seither ist die Mitarbeiterzufriedenheit eine nicht mehr wegzudenkende Größe, die bei allen strategischen Entscheidungen berücksichtigt wird – und das völlig zu Recht. Die Mitarbeiterzufriedenheit ist also in aller Munde. Ein Begriff wie Unternehmerzufriedenheit fällt dagegen, wenn überhaupt, höchst selten. Woran liegt das? Von Unternehmern wird erwartet, dass sie sich um ihre Geschäfte kümmern und nicht um sich selbst. Manche Unternehmer denken heute noch so, dabei ist dieser Gedanke von Grund auf falsch. Eine Unternehmung kann auf Dauer nur funktionieren, wenn sich das Unternehmen ebenso entwickelt wie der Unternehmer selbst. Zudem ist eine Unternehmung in der Regel auf lange Sicht angelegt. Das gilt umso mehr, weil die meisten Unternehmen erst nach drei oder fünf Jahren nach ihrer Gründung zu florieren beginnen. Ein Geschäft aufzubauen, nur um 12


es nach wenigen Jahren wieder zu verlassen, ist sicher nie das Ziel eines Unternehmers und auch wirtschaftlich wenig sinnvoll. Nichts liegt also näher, als dass Unternehmer finanziell und persönlich langfristig erfolgreich sein wollen. Doch das wird vor allem dann gelingen, wenn sie sich von Anfang an ebenso um sich selbst kümmern wie um das Geschäft. Die persönliche Zufriedenheit ist dabei kein Luxus oder etwas Nebensächliches, sondern vielmehr eine Grundbedingung für einen langfristigen Erfolg. Die Mitarbeiterzufriedenheit wurde ja deshalb zur festen Größe betriebswirtschaftlicher Überlegungen, weil mit ihr die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter steigt. Mit Unternehmern verhält es sich nicht anders: Mit ihrer persönlichen Zufriedenheit steigt ihre Leistungsfähigkeit, treffen sie die besseren Entscheidungen, machen die lukrativeren Geschäfte – und handeln insgesamt souveräner. Natürlich geht es keineswegs darum, permanent um sich selbst zu kreisen und nur noch die eigenen Befindlichkeiten zu pflegen. Doch mit der eigenen Zufriedenheit legt jeder Unternehmer die Basis für seine geschäftlichen Erfolge. Denn niemand kann auf Dauer erfolgreich gegen eigene Widerstände arbeiten. Unternehmer haben viele und obendrein sehr unterschiedliche Verpflichtungen, die es allesamt zu erfüllen gilt. Das geht vom Kundengespräch bis zur Buchhaltung und umfasst auch vermeintlich profane Aspekte wie die Anschaffung einer neuen Büroausstattung oder dergleichen. Das alles landet letztlich auf dem Tisch des Unternehmers, der an dem einen Tag im Anzug in einer wichtigen Verhandlung sitzt, am nächsten Tag womöglich eigenhändig einen neuen Schreibtisch aufbaut oder neues Druckerpapier ordert, um gleich danach eine weitreichende strategische Entscheidung zu treffen. Bei einem Unternehmer hat man das Bild eines nimmermüden Machers, Entscheiders und Problemlösers im Kopf. Obwohl viele Unternehmer nach außen genau dieses Bild ausfüllen, 13


sieht es innen oft doch ganz anders aus. Vielfach werden manche Arbeiten nur halbherzig oder aus reinem Pflichtbewusstsein erledigt. Das kann eine Weile gutgehen, nur eben nicht auf Dauer. Gerade in Anbetracht der vielfältigen Verpflichtungen nehmen sich viele Unternehmer kaum einmal die Zeit, sich den eigenen Standpunkt zu vergegenwärtigen, das eigene Handeln zu hinterfragen und sich mit der Frage zu befassen, was sie zufrieden macht und was nicht. Ein unzufriedener Mitarbeiter hat drei Möglichkeiten: Er versucht etwas an der Situation, die ihn stört, zu verändern. Wenn ihm das nicht gelingt, kann (und wird) er seine Leistungen zurückfahren und nur noch Dienst nach Vorschrift leisten. Und in letzter Konsequenz wird er sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Unternehmer haben dagegen nur eine einzige Option: die Probleme identifizieren und selbst eine im wahrsten Sinne des Wortes zufriedenstellende Lösung finden. Ein Unternehmer kann nicht einfach das Unternehmen wechseln; er kann auch nicht seine Leistungen herunterfahren. Damit schadet er nur sich selbst. Was jeder Unternehmer jedoch machen kann, ist, sich die Zeit zu nehmen und etwas im ganz persönlichen Sinne zu ändern und zu verbessern. Unternehmer brauchen dafür niemanden um Erlaubnis zu bitten. Sie haben freie Hand und können handeln, wann immer es erforderlich ist. Diesen großen Vorteil aller selbstständigen Unternehmer gilt es zu nutzen. Denn nichts ist wichtiger als die ganz persönliche Zufriedenheit des Unternehmers. Gerade weil die gesamte geschäftliche Entwicklung an seine Persönlichkeit gekoppelt ist, ist eine erfolgreiche Unternehmung in allen Fällen auch eine persönlich zufriedenstellende Unternehmung. Und wer dauerhaft in der Lage ist, ein Unternehmen sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch persönlich zufriedenstellend zu führen, ist ein souveräner Unternehmer.

14


2. Es ist ein Privileg, ein eigenes Unternehmen zu führen

Zum Alltag eines selbstständigen Unternehmers gehören große und kleine Erschwernisse einfach dazu: Stress und Druck, Probleme und Sorgen, Konflikte und Enttäuschungen, Fehlentscheidungen und Rückschläge – kein Unternehmer wird von sich behaupten, dass ihm davon noch nichts begegnet wäre. Und immer steht er dafür selbst in der Verantwortung. Das kann zu einer erheblichen Belastung werden, wenn es das Unternehmerdasein und infolgedessen auch das Privatleben des Unternehmers beeinträchtigt. Nicht wenige Unternehmer empfinden diese Belastungen als dominierend in ihrem Berufsleben und hadern mit ihrer Selbstständigkeit. Und etliche Menschen hält die Vorstellung, ein derartig anstrengendes und aufreibendes Berufsleben zu führen, von der eigenen Selbstständigkeit ab. Was dabei jedoch vollständig aus dem Blick gerät, ist die Vorderseite der Medaille, das Wertvolle und Erstrebenswerte an der Selbstständigkeit. Das Wertvolle und Erstrebenswerte, das sind die besonderen Freiheiten, die die Selbstständigkeit bietet. Denn mit ihnen gehen entscheidende individuelle Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einher. Im Gegensatz zu den meisten Angestellten können Selbstständige alle wichtigen Entscheidungen ihres Arbeitslebens selbst treffen und dabei ganz bewusst ihren eigenen Wünschen, Zielen 15


und Wertvorstellungen folgen. Sie können das tun, was sie lieben und wovon sie überzeugt sind, dass es das Richtige ist. Sie geben die Richtung vor, in die sich das Unternehmen entwickeln soll, bringen ihre eigenen Ideen und Überzeugungen ein und haben es selbst in der Hand, Ideen umzusetzen, Themen aufzugreifen, Ziele zu definieren und ihre Geschäftspraktiken zu gestalten. Unternehmer bestimmen am Ende selbst, welche Aufträge sie annehmen und welche nicht, für wen sie arbeiten und für wen nicht, mit wem sie kooperieren und mit wem nicht, wen sie als Kollegen einstellen und wen nicht. Und auch die ganz praktischen Aspekte ihres Arbeitsalltages können Unternehmer nach ihren Wünschen einrichten – und seien es nur die Größe des eigenen Büros oder die Wahl des Cateringunternehmens für die Weihnachtsfeier. Auch diese vermeintlichen Kleinigkeiten können großen Einfluss darauf haben, ob man morgens gern zur Arbeit und am Abend zufrieden nach Hause geht. Am wichtigsten ist jedoch: Unternehmer können ihr Berufsleben dem widmen, was sie für wichtig erachten. Im Zentrum ihres Berufslebens steht etwas Eigenes, das im Einklang steht mit ihren Wünschen und Werten. Sie arbeiten vor allem für sich selbst. Alles, was sie (er)schaffen und leisten, kommt stets auch ihnen selbst zugute. Außerdem erleben sie, dass sie durch ihre berufliche Tätigkeit sowohl ihren Alltag und ihr Leben als auch ihr Umfeld und die Gesellschaft, in der sie leben, bewusst (mit) gestalten können. Wer als Unternehmer zum Beispiel aus Überzeugung Mitarbeiter einstellt, die es auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise etwas schwerer haben (Ältere, junge Mütter und Väter, Menschen mit Handicap etc.), beeinflusst damit nicht nur sein unmittelbares Arbeitsumfeld, sondern verändert damit – zumindest im Kleinen – den Arbeitsmarkt positiv und auch den Blick der Gesellschaft auf diese Arbeitnehmenden. Und das gute Gefühl, den eigenen Überzeugungen treu geblieben zu sein und etwas Positives zu bewirken, gibt es noch dazu. 16


Selbstständige Unternehmer erfahren auf diese und ähnliche Weise ganz direkt, dass ihr Handeln sinnvoll ist und Wirkung zeigt; und es ist dieses Gefühl von Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit, das Menschen große Zufriedenheit schenkt und ihnen das Gefühl gibt, ein erfülltes Leben zu führen. Unternehmer, denen diese Seite des Unternehmerdaseins bewusst ist, erkennen den außergewöhnlichen Wert der Selbstständigkeit und wissen ihn zu schätzen. Die schwierigen Seiten und Herausforderungen nehmen sie dafür gern in Kauf und achten gleichzeitig darauf, dass sie im Alltag nicht den Ton angeben. Für sie sind die persönlichen Freiheiten und Chancen wichtiger. Denn diese zu nutzen, bringt nicht nur mehr Zufriedenheit bei der Arbeit, sondern macht einfach auch Spaß. Es ist etwas Besonderes und Schönes, seine Arbeitszeit mit Aufgaben und Dingen zu verbringen, die einem wichtig sind und Freude bereiten. Und wenn das alles auch noch in einem Umfeld geschieht, in dem man sich wohlfühlt, kann das Berufsleben kaum besser sein. Dazu gehört auch die Tatsache, dass Unternehmer Verantwortung übernehmen dürfen. Für sich selbst, für das Unternehmen, für die Mitarbeiter und für alles, was sie entscheiden und tun. Manch einer mag dies als schwere Bürde empfinden. Doch in Wirklichkeit ist es ein großer persönlicher Gewinn. So empfinden überzeugte und leidenschaftliche Unternehmer diese Verantwortlichkeit als wichtige Bereicherung für ihr Leben und für ihre Persönlichkeit. Sie wollen Verantwortung übernehmen und es macht sie stolz, dass sie durch ihre Selbstständigkeit diese Möglichkeit haben und sie auch ergreifen. Dadurch gewinnen sie an Selbstbewusstsein, Klarheit, persönlicher Stärke und Souveränität. Und tatsächlich sind nicht alle Menschen bereit oder in der Lage, konsequent für das einzustehen, was ihnen wichtig ist. Manche gehen lieber einen bequemeren Weg und verzichten im Gegenzug auf bestimmte Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten. 17


Zweifellos ist die Selbstständigkeit eine große Herausforderung für einen Unternehmer. Vor allem ist sie jedoch ein großes Privileg. Denn sie bietet Freiheiten und Möglichkeiten, die Angestellte zumeist nicht haben. Und sie kann zu einer überaus erfüllenden Lebensaufgabe werden, die dem eigenen Handeln Sinn verleiht und einen Menschen zufrieden macht. – Selbstständige, die sich dessen bewusst sind und dieses große Privileg nutzen, werden als Unternehmer und auch als Mensch dafür belohnt werden.

18


3. Mensch und Unternehmer lassen sich nicht voneinander trennen

Es soll Unternehmer geben, die vor allem darauf aus sind, das schnelle Geld zu machen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass es dann so ganz auf die Schnelle in der Regel doch nicht gelingt und dass es den meisten Unternehmern ohnehin um etwas anderes geht: Ja, jeder Unternehmer will und muss Geld verdienen. Und es darf auch gerne etwas mehr sein, als es mit den meisten Angestelltenverhältnissen möglich ist. Das ist legitim und keinesfalls verwerflich. Doch das wahre Ziel ist für viele die Autonomie des selbstständigen Agierens. Die Selbstständigkeit besteht eben nicht nur aus vielen Pflichten, sondern bietet auch unendlich viele Freiheiten. Viele Unternehmer, oft sind es gerade die erfolgreichen, können gar nicht anders, als auch geschäftlich so zu handeln, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht. Diese Unternehmer nutzen ihre Gestaltungsspielräume, lehnen sogar manchmal bewusst bestimmte Kunden oder Aufträge ab, treffen unopportune Entscheidungen und setzen ihre ganz persönlichen Akzente. Wie sich schon vielfach gezeigt hat, kann genau das einen entscheidenden Vorteil bringen. Denn derjenige, der weiß, was für ein Mensch er ist, weiß auch, was für ein Unternehmer er ist. Wer ein Unternehmen aufbaut und führt, wird sich einen ganz erheblichen Teil des eigenen Lebens natürlich mit seinem Unternehmen und den 19


damit zusammenhängenden Herausforderungen befassen. Und das über Jahre hinweg nahezu jeden Tag. Einem Menschen, der ein Unternehmen führt, das zu ihm passt, wird das weitaus leichter fallen als einem anderen, der nicht mit ganzem Herzen hinter der eigenen Unternehmung steht. Davon profitiert sogar die eigene Positionierung. Märkte, Zielgruppen und Kunden oder auch technische Rahmenbedingungen, die das alltägliche Werkzeug bilden, ändern sich unaufhörlich. Und auch die Unternehmer verändern sich im Laufe der Zeit. Unternehmer bekommen dabei immer wieder zu hören, dass sie ihr Unternehmen an den sich verändernden Markt anpassen müssten – nicht nur einmal, sondern im Laufe Zeit immer und immer wieder. Natürlich ist dagegen nichts einzuwenden. Dennoch kann eine unreflektierte Anpassung an den Markt einen nachteiligen Prozess in Gang setzen. Nämlich dann, wenn sich der Mensch und sein Unternehmen immer mehr voneinander entfernen und letztlich vielleicht gar nicht mehr zusammenpassen. Solche Prozesse verlaufen oft schleichend und in dem guten Glauben, geschäftlich folgerichtig zu handeln. Doch mit der Zeit entsteht dann ein Gefühl der Entfremdung von sich selbst und dem eigenen Handeln, sodass sich der ursprünglich erhoffte Effekt ins Gegenteil verkehrt. Vielleicht ist das Unternehmen anschließend tatsächlich besser aufgestellt. Doch ein nachhaltiger Erfolg wird sich nicht einstellen, da es einem Geschäft letztlich schadet, wenn sich der Unternehmer als Mensch zu sehr verbiegen muss. Wer seine eigene Persönlichkeit verbiegt und sich in eine Person verwandelt, die er gar nicht ist, kann sein Potenzial nicht mehr gänzlich entfalten – schon gar nicht über längere Zeiträume. Die Leistungsfähigkeit, vor allem aber Spaß und Freude an der Arbeit gehen dann schnell und mitunter sogar vollständig verloren – das ist fatal für Mensch und Unternehmer. In letzter Konsequenz nützt auch die beste Geschäftsstrategie wenig, wenn 20


die eigene Persönlichkeit in Wirklichkeit dagegen rebelliert. Davor kann man sich schützen: Jedes Unternehmen entwickelt sich unaufhörlich weiter, oft ohne dass es dem Unternehmer tatsächlich bewusst ist. Jeder Unternehmer ist daher gut beraten, sich immer wieder selbst zu vergegenwärtigen, wo er als Mensch selbst steht und welche Richtung währenddessen das eigene Unternehmen einschlägt. Wer ein Bewusstsein für die fortwährenden Veränderungsprozesse entwickelt und diese kontinuierlich im Verhältnis zu sich selbst reflektiert, kann jederzeit lenkend eingreifen und selbst bestimmen, wohin es gehen soll. Unternehmer, die sich selbst treu bleiben und Veränderungen ganz bewusst gestalten, schützen sich selbst vor inneren Konflikten und Widersprüchen. Zwar sind Menschen in der Lage, über einen gewissen Zeitraum in eine bestimmte Rolle zu schlüpfen, auch wenn sie nicht vollends zu ihnen passt. Doch darf das kein Dauerzustand sein. Denn die Kluft zwischen einer angenommenen Rolle und dem eigenen Ich sorgt auf Dauer für Spannungen und innere Konflikte, die keinem Menschen, keinem Unternehmer und keinem Geschäft zuträglich sind. Die Entfremdung zwischen Unternehmen und Unternehmer kann allerdings auch eine andere Ursache haben: Nicht nur die Märkte, sondern auch die Menschen ändern sich. Das gilt auch für Unternehmer. Nach fünf oder zehn oder noch mehr Jahren im Geschäft ist niemand mehr die exakt gleiche Unternehmerpersönlichkeit wie zu Beginn der unternehmerischen Reise. Wenn ein Unternehmer spürt, dass er sich selbst mitsamt seinen Ansprüchen und Bedürfnissen geändert hat, muss sich eine solche Veränderung auch im eigenen Unternehmen widerspiegeln. Und genau das macht den souveränen Unternehmer aus und unterscheidet ihn vom Angestellten: die notwendige und fortwährende Arbeit am Unternehmen, an der Weiterentwicklung, am Wachstum und an der stetigen Neuausrichtung. Dabei ist die Unternehmerpersönlichkeit untrennbar mit 21


dem Unternehmen verbunden, das geschäftliche Wachstum ist nicht vom eigenen, persönlichen Wachstum zu trennen, die Unternehmensziele sind fest verknüpft mit den persönlichen Zielen des Unternehmers. Gerade diese menschliche Seite des Unternehmerdaseins ist dabei keineswegs ein Manko. Wer sie bewusst in das eigene Handeln integriert, schöpft Energie, Freude und dauerhafte Befriedigung aus der Übereinstimmung von dem, was man ist, mit dem, was man als Unternehmer macht. Die menschliche Seite des Unternehmertums ist eine Bereicherung, von der jeder Unternehmer beruflich und persönlich in höchstem Maße profitieren kann. Denn selbstständige Unternehmer haben die Möglichkeit, in ihrem beruflichen Handeln ganz bewusst auf ihre menschlichen Bedürfnisse einzugehen. Und es ist auch geschäftlich weitsichtiger, mit und nicht gegen die eigene Persönlichkeit zu arbeiten. Statt sich kräftezehrend zu verbiegen und davon auf Dauer schlechte Laune zu bekommen, ist es sinnvoller, die eigene Persönlichkeit ganz bewusst zur Grundlage des unternehmerischen Handelns zu machen. Selbstständige Unternehmer brauchen sich nicht zu verbiegen, sondern können sich selbst und ihren Überzeugungen treu bleiben und Dinge, die ihnen wichtig sind, durch ihr Handeln gezielt fördern. Oft sind es gerade die sich daraus ergebenden persönlichen Eigenheiten, mit denen Unternehmer wichtige Akzente setzen, die sie damit zugleich von anderen Unternehmern klar unterscheidet. Geschickt in die unternehmerische Praxis umgesetzt, profitiert jedes Unternehmen davon, wenn der Mensch als Unternehmer darin sichtbar wird.

22


4. Profit allein ist noch kein Erfolg

Arbeit und Geld sind für selbstständige Unternehmer untrennbar miteinander verbunden. Denn ohne Arbeit gibt es schlicht kein Geld. Und Freizeit, Urlaub, Krankheit – Tage, an denen Selbstständige nicht arbeiten, sind Tage, an denen sie nichts verdienen. Insofern ist es selbstverständlich, dass für Unternehmer der Profit eine wichtige Rolle spielt. Schwierig wird es allerdings, wenn sie ihn als alleinigen Maßstab für ihren Erfolg heranziehen. Denn Erfolg umfasst in Wirklichkeit weit mehr als nur den finanziellen Erfolg. Dennoch steht am Anfang die Frage: An welchem Punkt beginnt der finanzielle Erfolg? Auf diese Frage gibt es nun keine Antwort, die eine konkrete Einkommensgrenze markiert, an der der finanzielle Erfolg beginnt. Denn für jeden Menschen bedeutet er etwas anderes. Für die einen beginnt er, sobald die alltäglichen Geldsorgen aufhören, die Altersvorsorge gesichert ist und ein paar Reserven zur Seite gelegt werden können. Für die anderen muss dabei schon ein bisschen Luxus herausspringen: eine Eigentumswohnung in zentraler Lage, ein langer Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel, ein prall gefülltes Bankkonto, das auf lange Sicht einen hohen Lebensstandard garantiert. Und für weitere soll ein gutes Einkommen ermöglichen, sich selbst mehr Freizeit und Freiraum zu gönnen. 23


Angesichts dieses weiten Spektrums lässt sich finanzieller Erfolg jedoch wie folgt definieren: Er beginnt dann, wenn ein Unternehmer mit seinen Einkünften den Lebensstandard finanzieren kann, den er sich für sein Leben wünscht. Wie dieser gewünschte Lebensstandard dann aussieht, ist individuell verschieden. Der finanzielle Erfolg ist allerdings nicht gleichzusetzen mit dem persönlichen, dem wahren Erfolg. Das beginnt schon damit, dass das schlichte Vorhandensein von Geld für einen Menschen erst einmal kaum von Bedeutung ist. Geld ist kein Zweck an sich, sondern immer Mittel zum Zweck. Das nachhaltige Gefühl von Erfolg stellt sich deshalb auch erst ein, wenn wir mit dem Geld ein Ziel, einen Wunsch, ein Bedürfnis oder ein Anliegen verwirklichen. Vorher hat Geld nur einen theoretischen Wert. Es wird jedoch sehr wertvoll, sobald wir wissen, was wir konkret damit machen wollen (und können) und was wir (und unsere Mitmenschen) davon haben. Doch Geld, also finanzieller Erfolg, ist ohnehin nur einer von mehreren Bestandteilen des Erfolgs. Zu einem ganzheitlichen Bild von Erfolg – zum wahren Reichtum – gehört noch viel mehr. Denn was nützt einem Unternehmer sein ganzes Geld, wenn er sein Berufsleben nicht in Einklang bringen kann mit seinem Privat- und Familienleben? Wenn Stress und Dauerbelastung ihn unzufrieden und krank machen? Wenn er sich Zwängen unterwerfen muss, die ihn daran hindern, das zu tun, wofür seine Leidenschaft brennt und was ihm wichtig ist? Erfolg heißt deshalb eben auch: die eigene Gesundheit, Freundschaften und Beziehungen sowie das, was man liebt, nicht vernachlässigen zu müssen. Der Begriff Selbstfürsorge fasst diese Aspekte gut zusammen. Man kann daher sagen: Wahrer Erfolg bedeutet, nicht nur für ein gutes Einkommen, sondern auch für sich selbst gut sorgen zu können. Die Selbstfürsorge ist nun allerdings etwas, was bei Selbstständigen oft zu kurz kommt. Gerade die eigene Gesundheit 24


setzen viele Unternehmer fahrlässig aufs Spiel. Sie arbeiten sehr viel, oft auch zu viel und schalten kaum richtig ab. Sorgen oder die Gedanken über wichtige Entscheidungen und Ereignisse begleiten sie oft bis nach Hause und dann auch bis in den Schlaf beziehungsweise in die Schlaflosigkeit. Sie stehen unter Dauerstrom und finden kaum einen Moment, in denen die Gedanken nicht um die Arbeit kreisen. Doch Dauerbelastung stresst Körper und Seele. Typische Folgen sind dann zum Beispiel Erschöpfung, anhaltende Anspannung, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Leistungsabfall, Rückenschmerzen, Magenbeschwerden, Konzentrationsstörungen bis hin zu Burn-out, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Hinzu kommen zusätzliche Belastungsfaktoren, die die Gefahr von Stress, Dauerbelastung und gesundheitsschädlichen Folgeerscheinungen erhöhen. So sind etliche Selbstständige für den Krankheitsfall gar nicht hinreichend abgesichert. Weder finanziell, noch personell oder organisatorisch. Im Extremfall können Ausfallzeiten für Selbstständige sogar existenzbedrohend werden. Folglich sehen sie sich häufig gezwungen, trotz Erschöpfung oder Krankheit weiterzuarbeiten, wodurch sich gesundheitliche Probleme schnell verschlechtern oder manifestieren. Außerdem können geschäftliche Schwierigkeiten oder unklare Zukunftsperspektiven teils massive Existenzängste hervorrufen, die den Stress und die Belastung weiter erhöhen. Auch das Gefühl, für alle Belange im Unternehmen selbst verantwortlich zu sein, kann Selbstständige sehr stark unter Druck setzen. Viele Unternehmer verdrängen, wie wichtig die körperliche und seelische Gesundheit ist. Und statt für sich selbst zu sorgen, beuten sie ihre eigenen Ressourcen aus und vernachlässigen ihr eigenes Wohlbefinden. Dabei ist es so wichtig, immer wieder wirklich abzuschalten, sich ganz bewusst regelmäßig Auszeiten zu nehmen, die eigene körperliche und seelische Verfassung zu 25


stärken, auf Warnsignale zu achten und für den Ernstfall vorzusorgen. Und zwar, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Nicht minder wichtig ist es, Menschen um sich zu haben, die einem zur Seite stehen, wenn man Hilfe und Unterstützung braucht. Doch nicht nur deshalb sind gute und enge Beziehungen zu anderen Menschen von immenser Bedeutung für Selbstständige. Funktionierende soziale Beziehungen sind selbst ein entscheidender Baustein des wahren Erfolgs. Starke soziale Beziehungen gehören zu den wichtigsten Dingen im Leben eines Menschen – allen voran die privaten Beziehungen zur Familie, zur Partnerin, zum Partner, zu Freunden und Bekannten, doch genauso die Beziehungen im Berufs- und Geschäftsleben. Gute Beziehungen geben Menschen Halt, machen sie glücklich und zufrieden und erleichtern das Leben. Sie fördern die seelische und körperliche Gesundheit und ebenso das berufliche Fortkommen. Obwohl die meisten Unternehmer all dies ganz genau wissen, gerät die aktive Beziehungs- und Kontaktpflege im Unternehmensalltag leicht zur Nebensache, weil berufliche Angelegenheiten wichtiger und dringender erscheinen. Private Verabredungen werden abgesagt, es ist kaum Zeit für lange Gespräche mit engen Freunden, der Kontakt zu Eltern oder Geschwistern wird immer weniger, neue Bekanntschaften werden nicht mehr vertieft, Freunde und Familie erfahren kaum noch, dass sie eine bedeutsame Rolle spielen. Das ist umso bedauerlicher, weil Unternehmer auf diese Weise das große und ganz unmittelbar erlebbare Glück verpassen, das Freundschaft, Liebe und Beziehungen ihnen verschaffen können. In seinem Buch »Dem Leben Sinn geben« formuliert Wilhelm Schmid es so schön: »Glück ist das intensive Gefühl füreinander, die innere Nähe und die wechselseitig gefühlte Berührung, die für seelischen Sinn sorgt.« – Dieses Glück zu erfahren, ist essenziell für den wahren Erfolg. Wer die persönlichen 26


Beziehungen dauerhaft vernachlässigt, dem wird auf lange Sicht kein Geld der Welt dabei helfen, ein zufriedener Mensch zu sein. Außerdem gilt: Erfolgreich sind diejenigen, die das tun können, was sie lieben, und dabei selbstbestimmt agieren können. Und in diesem Punkt sind Selbstständige sogar im Vorteil. Denn es sind gerade die Freiheiten des Unternehmertums, die es ermöglichen, das Berufsleben genau den Dingen zu widmen, die einem wichtig sind und die man wirklich gern tut. Zudem können Unternehmer selbst bestimmen, wie sie ihre Aufgaben und ihre Arbeit erledigen. Sie brauchen sich nichts vorschreiben zu lassen, solange sie selbst für ihr Handeln und dessen Folgen verantwortlich einstehen. Der wichtige Erfolg besteht dann vor allem darin, mit der Unternehmung die eigenen (Wert-) Vorstellungen und Überzeugungen verwirklichen zu können, sich nicht verbiegen zu müssen, sondern jeden Tag im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit zu agieren. Das alles zusammengenommen ergibt ein ganzheitliches Konzept von Erfolg. Dieses Konzept leugnet nicht die Bedeutung des finanziellen Gewinns, nimmt ihm jedoch den Status des alleinigen Erfolgsmerkmals. Da sich Mensch und Unternehmer nicht voneinander trennen lassen, hat eben auch der Erfolg mehr als nur eine unternehmerische Seite. Erfolg definiert sich auch über die menschlichen Belange des Unternehmers wie Gesundheit, Beziehungen und Freundschaften, Freude an dem, was man tut, Selbstbestimmung, Glück und Zufriedenheit.

27


Stéphane Etrillard ist international tätiger Keynote-

Speaker und zählt zu den meistgefragten Business-Coaches im deutschsprachigen Raum. Der mehrsprachige Vortrags­ redner gilt als Experte für »Unter­ nehmer-Souveränität« und lebt in der Kulturmetropole Berlin. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Philosophie, Literatur und Klaviermusik und lernt mit großer Begeisterung das Klavierspielen. Sein einzigartiges Know-how ist seit über 20 Jahren in der Beobachtung und Begleitung von mehreren Tausend Unternehmern, Führungs- und Nachwuchskräften aus unterschiedlichsten Branchen entstanden. Mit seinen Privatissima und Masterclasses im Bereich Rhetorik, Dialektik und Selbstvermarktung verhilft er seinen Kunden zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen. Zu seinen Klienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker. Er ist Autor zahlreicher Bestseller, darunter die beiden Hauptwerke Prinzip Souveränität und Unter­nehmer-Souveränität, die beide im Midas Management Verlag erschienen sind. 78



DAS UNTERNEHMER-MANIFEST Große und kleine Erschwer­nisse gehören zum Alltag eines Unternehmers: Stress und Druck, Pro­bleme und Sorgen, Konflikte und Enttäuschungen, Fehl­entscheidungen und Rückschläge – kein Unternehmer wird von sich behaupten, dass ihm davon noch nichts begegnet wäre. Und immer steht er dafür selbst in der Verantwortung. Das ist eine große Herausforderung, aber auch ein großes Privileg, sagt Business-Philosoph Stéphane Etrillard, denn Unternehmer­tum bietet Freiheiten und Möglichkeiten, die Angestellte zumeist nicht haben. Selbstständige können alle wichtigen Entscheidungen ihres Arbeitslebens selbst treffen und dabei ganz bewusst ihren eigenen Wünschen, Zielen und Wert­vorstellungen folgen. Sie können das tun, was sie lieben und wovon sie überzeugt sind, dass es das Richtige ist. Dieser Essay zeigt, wie Selbstständigkeit zu einer überaus erfüllenden Lebensaufgabe werden kann, die dem eigenen Handeln Sinn verleiht und einen Menschen zufrieden macht.

ISBN 978-3-03876-504-2

9

783038 765042

www.midas.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.