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Adam Kraft

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Vincent van Gogh

Vincent van Gogh

ADAM KRAFT ca. 1460–1509

Adam Kraft war ein Bildhauer und Baumeister, bekannt für ehrgeizige architektonische Entwürfe im spätgotischen Stil. Als Zeitgenosse von Albrecht Dürer lebte und arbeitete Kraft in Nürnberg, bereits damals ein wohlhabendes Handelszentrum. Kraft erfreute sich lukrativer Aufträge, die es ihm ermöglichten, sein Können in beeindruckendem Umfang zu präsentieren. Im Jahr 1493 trat Hans Imhoff, einer der reichsten Nürnberger Adeligen, an ihn heran. Imhoff lud Kraft ein, einen Tabernakel für die mittelalterliche Kirche St. Lorenz zu entwerfen und zu bauen. Imhoff forderte, der Tabernakel müsse »schön gemacht« sein. Kraft antwortete mit einer über 18 Meter hohen Sandsteinstruktur. Sie erhebt sich vom Boden wie ein verzierter Finger, der in den Himmel zeigt. Auf dem Sockel stehen faszinierende lebensgroße Darstellungen des Künstlers und zweier Assistenten. Diese Figuren scheinen das kolossale Gewicht des Tabernakels auf ihren Schultern zu tragen. Kraft macht sich diese heroische Aufgabe leicht: Er blickt mit heiterem Ausdruck nach oben, vielleicht aus Dankbarkeit für sein gottgegebenes Talent. Sein Körper ist athletisch. Zielstrebig greift er zu Hammer und Meißel und sieht aus, als wolle er gleich loslaufen.

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Diskrete Selbstporträts wurden von Handwerkern oft als Signatur eingesetzt – eine Möglichkeit, Spuren zu hinterlassen, ohne einen Mäzen

Adam Kraft

Selbstporträt am Fuß des Tabernakels, ca. 1496 Sandstein, lebensgroß Lorenzkirche, Nürnberg

Der Tabernakel ist wohl ursprünglich spektakulär bemalt worden. Vieles von dieser farbenfrohen Ausführung ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Aufgrund der Gesamthöhe des Tabernakels gilt Krafts heroisches Selbstbildnis als das größte der westlichen Kunstgeschichte.

in den Hintergrund zu drängen. Kraft war jedoch der Erste, der sich eine solch prominente Position geschaffen hat. Er erscheint gigantisch, wenn man ihn mit den kleineren religiösen Figuren vergleicht, die weiter oben im Tabernakel zu finden sind, und er stellt sogar das Imhoff-Wappen in den Schatten. Dieses ungewöhnliche Selbstbildnis weist auf den wachsenden Status und die Bestrebungen des Künstlers innerhalb der Gesellschaft hin. Obwohl Krafts Werkzeuge und Arbeitskleidung seine Stellung innerhalb eines Berufszweigs hervorheben, deutet sein selbstbewusstes Auftreten auf den starken Wunsch hin, als ein einzigartiger Künstler akzeptiert zu werden, der zu intellektuellem Denken fähig ist.

MERKMALE

■ Heroisches Selbstporträt von epischem Ausmaß ■ Bildhauerischer Einfallsreichtum und Innovation ■ Leichtgängigkeit: ein zunehmendes Gefühl von Bewegung und

Fluss innerhalb der Skulptur ■ Eine Anerkennung des zunehmenden Status des Künstlers innerhalb der Gesellschaft ■ Selbstporträt als Signatur eines größeren Auftragswerks

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