© Gregory Zäch privat
branchen interview
Gregory Zäch
»Wir alle werden aus der Krisenzeit lernen, worauf wir verzichten können – auch in puncto Programm.« Wie liefen die vergangenen Monate der Corona-Zeit für den Midas Verlag? Zäch: Wie wahrscheinlich die meisten Verlage, so haben auch wir uns den Verlauf des Jahres 2020 ganz anders vorgestellt. Zu Beginn waren wir vom Lockdown regelrecht geschockt – haben uns aber nach intensiven Gesprächen mit Vetrieb und Vertretern schon bald dazu entschlossen, das Programm in vollem Umfang zu publizieren. Was uns die momentane Situation einmal mehr zeigt, ist wie wichtig es ist, nur wertvolle Bücher zu publizieren. Werke, die eine thematische Relevanz haben und gleichzeitig top produziert sind.
JUNI M I HT G I L H HIG
Also Reduktion als Folge der Krise? Zäch: Nicht zwangsläufig. Wenn die Strategie passt, braucht man nicht zu reduzieren. Wir werden aber alle aus der Krisenzeit lernen, worauf wir verzichten können, teilweise auch verzichten müssen – allgemein und genauso, was das Programm betrifft.
und an die ich felsenfest glaube. Beim Midas-Sachbuch wollten wir auch ganz bewusst weg vom klassischen Management-Ratgeber, hin zu Popular Science – fundierte Themen in einer gut lesbaren Form. Unser Titel von der Spiegel Bestsellerliste, Planet B, ist ein gutes Beispiel dafür. Hoch kompetent, gut recherchiert und trotzdem sehr unterhaltsam. Das macht den Erfolg aus. Das ist eine Herangehensweise, die im TV schon lange etabliert ist. Im Frühjahr blieb alles gleich? Zäch: Ein wenig adaptiert haben wir die Erscheinungstermine aller FrühjahresNovitäten, die in die Lockdown-Phase von März und April gefallen wären. Diese Titel erscheinen jetzt im Mai, Juni und Juli – also ohne Sommerpause. Im Kinderbuchbereich sind darunter beispielsweise der Atlas der Städte oder Anna und die Bücherbande – übrigens, ein Buch, das extrem gut vorbestellt wurde. Iggy Peck – mein persönlicher Lieblingstitel aus dem Kinderbuch kommt im Juni. Besonders freue ich mich im Bereich Midas Collection auf den ebenfalls im Juni erscheinenden Kunstband Bansky – Provokation. Es ist das aktuellste und umfassendste Buch zu Banskys Werken, eine wahre visuelle Schatzkammer. Das Buch habe ich letztes Jahr eher zufällig an der London Bookfair entdeckt und es ist für mich ein Beweis dafür, dass Messen eben immer noch eine wichtige Funktion haben. Im Juni kommt aus dem Sachbuch auch
Mid
Advertorial
Philosophie der Einfachheit. Dieser Titel hat hervorragende Vormerker und gleichzeitig vorab eine enorme Resonanz bei der Presse. Das Thema trifft scheinbar den Nerv der Menschen – was kommt nach Corona ... die Suche nach dem Sinn des Lebens. Ebenso wird im Juni das Buch von Thilo Baum ausgeliefert, Vom Experten zum Autor. Er kennt sowohl die Verlags- als auch die Selfpublishing-Szene bestens und spricht Klartext – das gefällt mir. Zum Beispiel vertritt er die Meinung, dass es keinen Sinn macht, ein Buch im Selfpublishing herauszubringen, nur weil man von mehreren Verlagen abgelehnt wurde. Es könnte ja auch der Grund dahinterstehen, dass das Buch einfach schlecht ist. Was sind im Herbst die Spitzentitel? Zäch: Der Nachfolgetitel von Planet-B, Wie schlimm sind Bananen?, kommt Mitte September. Er beschäftigt sich mit dem Co2-Abdruck von über 60 Produkten, Produktionsformen, Gesell-
schafts-Ereignissen. Auch Bücher kommen darin vor. Bananen sind beispielsweise gar nicht schlimm in puncto CO2 – sie kommen mit dem Schiff und haben durch ihre Schale schon eine gute Eigenverpackung. Da Planet-B so großartig gelaufen ist, waren viele Verlage an der Lizenz interessiert. Aber wir haben uns durchgesetzt. Der Autor, Mike Berners-Lee, wollte unbedingt, dass auch sein nächstes Buch bei Midas erscheint, da er mit unserer Arbeit sehr zufrieden war. Mir liegt auch der Titel Mutausbruch. Das Ende der Angstkultur am Herzen. Gerade nach Corona brauchen viele Menschen Mut, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen, ihre Firma zu retten ... oder sich neu selbständig zu machen. Studien zeigen nämlich, dass viele durch Corona ihre berufliche Zukunft in fixen, angestellten Umfeldern sehen oder suchen. Das könnte gefährlich werden. Die Natur des Menschen beschäftigt sich mit den großen Fragen: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Wie wurden wir zu dem, was wir sind? Welchen Lebenszweck hat der Mensch? Und natürlich: Was ist der Sinn des Lebens?
Mike Berners-Lee Wie schlimm sind Bananen? Der CO2-Abdruck von allem Midas Sachbuch, 224 Seiten, Hardcover 978-3-03876-535-6, € 20,70 (A), ET: September 2020
Zäch: Ich habe, bei jedem einzelnen, geplanten Titel genau überlegt, wie sehr ich an ihn glaube – wie hoch seine Relevanz ist. Wir haben uns gefragt, was wir verlegen sollten, was der Welt wirklich etwas bringt. Einige Sachbuch-Titel habe ich daraufhin gestrichen. Dann haben wir innerhalb unserer drei Sparten umgeschichtet: deutlich mehr Kinderbuch, weniger Sachbuch, aber die Midas Collection blieb gleich. Mit oder ohne Corona-Auswirkungen – ein kleiner Verlag kann sich ohnedies nicht gut leisten, B- oder gar C-Titel auf den Markt zu bringen. Ich mache nur Titel, hinter denen ich persönlich stehen kann sortimenterbrief 6/20
Beim Zoom-Interview: Gregory Zäch, Ossi Hejlek
Midas Sachbuch Highlights im Herbst 2020
Wie haben Sie in puncto Herbstprogramm 2020 reagiert?
ION OK AT PROV dcover Y S K r N a s, BA tos, H (A) r Tapie S., 200 Fo €40,– , 0 Xavie 4 2 0 2 6 , -1 n 6 llectio 8-3- 0387 as C o 97
© Verlagsbüro Schwarzer
Ossi Hejlek im Gespräch mit Midas Verleger
Charlotte Sleigh, Amanda Rees Die Natur des Menschen. Wie wir wurden, was wir sind Midas Sachbuch, 224 Seiten, Hardcover 978-3-03876-537-0, € 20,70 (A), ET: September 2020 Simone Gerwers Mutausbruch. Das Ende der Angstkultur Midas Sachbuch, 224 Seiten, Hardcover 978-3-03876-531-8, € 22,90 (A), ET: September 2020 sortimenterbrief 6/20
xx