Makler der Träume

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Von NASTASIA SCHIWEG

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ie Abendsonne taucht Forsyth Island in gelbes Licht, die steilen Hänge leuchten, die einsame Berghütte überragt das Meer – schon durch Fotos entsteht Fernweh ... Die 750 Hektar große Insel liegt mitten im Pazifischen Ozean und gehört zu Neuseeland. Als Farhad Vladi (66) sie zum ersten Mal betrat, fühlte er sich wie „der König dieser Insel“ und kaufte sie. Zur Abwechslung mal für sich. „Ich bin schon 40 Jahre lang Inselmakler und hab in dieser Zeit 40 000 verkauft“, sagt Vladi stolz. Das als Trend für Millionäre abzustempeln, ist falsch. „Ich sage immer jedem: Wer sich ein Auto kaufen kann, kann sich auch eine Insel kaufen.“ Vladi verwaltet den Verkauf von 12 000 Inseln. Frankreich, Griechenland, Kroatien, Karibik, New York, Kanada, Irland. Überall gibt es die kleinen Flecken Erde zu kaufen und zu mieten. „Die meisten Eigentümer betrachten ihre Insel als stabile Geldanlage. In Kanada gibt es Inseln ab 50 000 Dollar zu kaufen. Wenn Sie dieses Geld in einen Investmentfond stecken, sehen Sie das

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Geld nie wieder.“ Vladis Einstieg in die Branche scheint im Nachhinein auch wie ein Traum. Nach seinem Wirtschaftsstudium las er von einem Mann, der sich für 5000 Mark eine Insel gekauft hat. „Da hat es mich gepackt, aber mein Vater wollte nichts davon hören“. Der gebürtige Hamburger schloss sein Wirtschaftsstudium ab, absolvierte eine Lehre bei der Deutschen Bank und hatte dann freie Hand. „Im Nachhinein kann ich meinen Vater verstehen. Was würden Sie denken, wenn Ihr Kind auf die Idee kommt Grundstücke auf dem Mars zu verkaufen? Anfang der 60er Jahre waren Inseln genauso verrückt.“ Als Vladi mit seiner Ausbildung fertig

war, fuhr er mit dem Auto nach Frankreich und las dort eine Anzeige. „Insel in den Seychellen zu verkaufen!“ Dort reiste er hin, fotografierte und zeigte es Hamburgern mit dem nötigen Kleingeld. „Der erste schlug zu und erzählte weiter, dass er jetzt eine Insel besitzt. Danach kamen weitere Freunde von ihm auf mich zu und ich erkannte, dass es dafür einen riesigen Markt gibt.“ Die meisten Insulaner kommen nur im Urlaub auf ihr geliebtes Stück Land. „So mache ich das auch. Auf meiner Insel Forsyth Island habe ich eine SchafFarm. 400 000 Quadratmeter sind umzäunt und die guten Tierchen halten darin das Gras kurz. Die anderen 7,5 Millionen Quadratmeter bestehen einfach nur aus naturbelassener Landschaft. Wenn ich nicht dort bin, habe ich viele Gäste, die begeistert von den Pflanzen und der Ruhe sind.“ In einer 240-Quadratmeter- Lodge kann jeder Urlauber entscheiden, ob er sich allein versorgt oder Service vom Personal in Anspruch nimmt. Vladi: „So ist das auf den meisten Inseln. Inselmakler Farhad Vladi (66) von „Private Islands“

Manche Kunden wollen unberührtes Land und es selbst bebauen, andere wollen mehr Luxus, den sie natürlich auch bekommen.“ Besonders gefragt sind Inseln in Kanada. Aber auch Sonne, Strand und blaues Meer sind oft gewünscht. Vladi: „Europäern empfehle ich häufig die Schäreninseln in Schweden, weil es dort auch nicht gleich zu warm ist.“ Finanziell ist die Bandbreite sehr offen. „Manche Inseln fangen bei 50 000 Euro an, aber man müsste schon bereit sein, 100 000 Euro für den Ausbau zu investieren. Die meisten Inseln kosten um die 200 000 Euro und reichen bis zu zwei Millionen Euro – wie Eigentumswohnungen“, sagt Vladi. Die Insel „Eilan an Seamraig“ in Schottland zum Beispiel, grün, einsam, unbebaut. Auf 15 000 Quadratmetern kann jeder sein Land nach Herzenslust gestalten, das ganze kostet 56 331 Euro. Für Liebhaber der heißeren Temperaturen gibt es auch Objekte zu bestaunen. „Finley Cay“ in der Karibik, weißer Sandstrand und erst in elf Kilometern der

nächste Nachbar. Allerdings ist dieser Inseltraum nur für 1,6 Millionen Euro zu haben. Worin liegt überhaupt der Reiz in einer Insel? Psychologe Martin Krause: „Eine Insel ist ein überschaubares, klar begrenztes Gebiet, was ebenfalls dem Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung zugutekommt. Wenn die Spielregeln und Abläufe der umgebenden Welt durchschaubar und vorhersehbar sind, gibt das ein Gefühl von Sicherheit. Dies ermöglicht Entspannung und Beruhigung, also ein emotionales Fundament für Wohlbefinden.“ Selbst für Partnerschaften sind Inseln wie ein Aphrodisiakum, wie Vladi weiß. „Inseleigentümer sind starke Individualisten. Ich kann mir vorstellen, dass es auch beim anderen Geschlecht sehr interessant macht, eine Insel zu besitzen. Paare die sich gemeinsam ihren Traum verwirklicht haben, blieben besonders stark verbunden. Vor kurzem musste ein altes Ehepaar wegen Krankheit ihre Insel verkaufen. Das geschah unter Tränen“. www.private-islands.com

Fotos: fotolia, Farhad Vladi/zvg

Farhad Vladi verkauft Inseln in aller Welt. Viele kosten nicht mehr als ein Auto

BERLINER KURIER SONNTAG, 29. JULI 2012


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