Die Presse 05/2010

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eilen ist schön. Nicht teilen ist manchmal noch schöner. Besonders, wenn man Ausblick, Sand, Meer, Sonne, Palmen, Haus, Pool und noch einige andere Annehmlichkeiten für sich ganz allein hat. Robinson Crusoe war einsamer Inselbewohner, weil das Schicksal es so wollte. Heute sind es viele, weil sie es selbst so wollen und das Glück samt Geld dafür haben. „Die Abgeschiedenheit auf einem Eiland wird zunehmend als Privileg gesehen“, sagt der Hamburger Inselmakler René Böhm. Man muss kein Millionär sein, um sich dieses Privileg zu kaufen. Aber es hilft.

Inselschnäppchen, Inseljuwelen. Ringsum nur Sonne und Meer, dazu ein Boot – schon hat man es besser als Robinson ein paar Jahrhunderte zuvor. Um sich diesen Traum verwirklichen zu können, muss man nicht einmal steinreich sein. Bereits mit 100.000 US-Dollar (ungefähr 73.000 Euro) kann man in den Club der Inselbesitzer einsteigen. Doch die Preise für eine Insel können auch in den hohen zweistelligen Millionenbereich steigen. Auf der Homepage des Inselhändlers Farhad Vladi wird ein 20.500 Quadratmeter großes Eiland in der kanadischen Provinz Nova Scotia um 100.000 kanadische Dollar feilgeboten. Auf der bewaldeten Insel, die 30   Kilometer von der Stadt Canso entfernt liegt, gibt es eine Hütte, auch die weitere Bebauung sei grundsätzlich möglich, heißt es. Wasseranschluss und Abwassersystem gibt es allerdings nicht. Tiefer in die Tasche greifen muss man, wenn man etwa eine vier Quadratkilometer große Insel im Ionischen Meer will. Eine solche wird derzeit um 45 Millionen Euro (Verhandlungsbasis) angeboten. Sie liegt sechs Kilometer von der Insel Ithaka entfernt. Auf ihr befinden sich ein Gebäude und eine Kirche, die Errichtung eines Resorts, und damit eine gewerbliche Nutzung, sei möglich. Zur Zeit weiden dort Ziegen. Kein Problem: Das Inserat ver- ��

Nie mehr

Nachbarn

Auf dem Festland wird es eng. Einsame Inseln ganz ohne Gartenzaun sind deshalb umso beliebter. Das Angebot bleibt groß, nicht nur für Millionäre: vom Felsbrocken in stürmischer See bis zur Karibikperle mit eigenem Flugplatz. t e x t: B e at e L a m m e r 40 luxury estate

Fotos: istockphoto.com/maxim bolotnikov

Die schönsten Flecken. Die Grundstücksgrenze ist das Meer: Wer eine Insel besitzt, besitzt den einzigartigen Luxus der frei gewählten Abgeschiedenheit.

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Meerzugang. Wo gehen wir heute ins Wasser? Das Inselleben ist voller unwichtiger Entscheidungen. Was für ein Luxus!

spricht, sie würden abgezogen, sobald sich ein Käufer findet. Die meisten Inseln bewegen sich preismäßig zwischen diesen beiden Angeboten. Wie etwa jene vor der Küste Brasiliens, die der Chemnitzer Makler Andreas Hahn in seinem Portfolio hat: Die Ilha Almeida liegt auf der Höhe von Angra dos Reis und ist so grün wie der atlantische Regenwald auf den Hügeln gegenüber. Sie umfasst 50.000 Quadratmeter, gehört einem Deutschen und lockt zudem mit einer 600-Quadratmeter-Villa. Auch eine Motorjacht ist im Kaufpreis von 3,8 Millionen Euro enthalten, falls man doch bei den Nachbarn gegenüber vorbeischauen möchte. In acht Minuten ist man auf dem Festland. Und von dort in weniger als zwei Stunden in Rio de Janeiro. Auch nicht schlecht.

Insel ist nicht gleich Insel. Wie teuer eine

Die Abgeschiedenheit wird zunehmend als Privileg gesehen. 42 luxury estate

Insel tatsächlich ist, hängt nur am Rande von der Größe ab. In der Bucht von San Francisco muss man etwa für eine 24.000 Quadratmeter große Insel 22 Millionen US-Dollar hinlegen, wie aus der Homepage www.privateislandsonline.com hervorgeht. Auch die Länge der Küste spielt bei der Preisgestaltung eine Rolle, genauso die bereits vorhandene Infrastruktur, die Nähe zum Festland sowie der Zugang zu medizinischer Versorgung. Inseln lassen sich nicht so leicht miteinander vergleichen wie etwa Wohnungen. „Jede Insel ist ein Unikat“, sagt René Böhm. Gutachter müssen sich an vergleichbaren Strandgrund-

stücken auf dem Festland orientieren. Doch muss man auch die Erschließungskosten – dazu gehören Stromanschluss, Wasser, Abwasseranlage und eventuell eine Flugpiste– einkalkulieren. Sieht man davon ab, verkaufen sich Inseln etwas besser als Strandgrundstücke auf dem Festland. „Es gibt eine Tendenz zur Ruhe und Ungestörtheit, die man auf dem Festland einfach nicht bekommt“, stellt Böhm fest.

Achtung, Einsamkeit. Wer eine sehr abgelegene Insel erwirbt, stellt mitunter fest, dass die Einsamkeit doch nicht so das Wahre ist. Potenziellen Inselkäufern rät Vladi deshalb, erst einmal zu testen, ob man für das Inselleben überhaupt geeignet ist. Und dazu kommt, dass nicht jedem Fauna, Flora, klimatische Bedingungen und kulturelle Eigenarten des Gastlandes zusagen. Um Gewissheit zu bekommen, dass man ein „Inseltyp“ ist, kann man sich zur Probe eine Insel mieten. Bereits ab einigen hundert Euro pro Nacht ist das möglich. So kann man mehrere Regionen hintereinander ausprobieren, bis man die Insel findet, die optimal zu einem passt. Ganz ohne Hurrikan und mit möglichst wenigen giftigen und gefährlichen Tieren. Viele Interessenten, die ursprünglich von Palmen und Sandstränden geträumt haben, würden sich letztlich doch für eine Insel in Schottland oder Skandinavien entscheiden, berichtet Vladi. Allen Inselkäufern rät er, sich im Vorfeld zu informieren, ob es unbelastetes Eigentumsrecht ��

F o t o s : i s t o c k p h o t o . c o m / TMSK

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Nur für Millionäre. St.  Cristina, bei Venedig, ein Eiland vor Österreichs Haustür. Ganz links: die Insel Bonefish auf den Bahamas in der Karibik. Noch zu haben.

Trauminseln. Fort Morgan Cay im türkisfarbenen Wasser der Karibik vor Honduras, für 26,5 Mio. Dollar. Ganz rechts: Trinity Island, Griechenland, für 18 Mio. Euro.

Inselbewohner lieben Qualität. Oder Abenteuer. und eine Baugenehmigung gibt sowie Strom, Wasser, Telefon und Internet vorhanden sind. Ein wichtiges Kriterium sei außerdem die Infrastruktur in der Umgebung oder die Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft. Und nicht zu vergessen: Man sollte abklären, ob medizinische Versorgung innerhalb von 90 Minuten möglich ist. Die Finanzkrise hat auch den „Inselmarkt“ getroffen. Zwanzig Jahre lang sind die Preise für Inseln ununterbrochen gestiegen. Das habe Spekulanten auf den Plan gerufen, berichtet Vladi. Deren Pläne habe die Krise jedoch zunichtegemacht. Doch nicht alle Inseln sind von Preisrückgängen betroffen. Vladi unterscheidet prinzipiell „Abenteurerinseln“ und „Qualitätsinseln“. 95 Prozent der privaten Inseln seien Abenteurerinseln, schätzt er. Besonders in diesem Segment habe es starke Preisrückgänge gegeben, meint Vladi. Die Abenteurerinseln finden sich vor allem in Zentral- und Südamerika sowie im Indischen Ozean.

Seltene Inseljuwelen. Nur fünf Prozent aller privaten Inseln seien Qualitätsinseln, so Vladi. Diese zeichnen sich durch Nähe zum Festland und raschen Zugang zu medizinischer Versorgung aus. Aber auch dadurch, dass etwaige Baugenehmigungen bereits vorhanden sind, dazu ist das Erscheinungsbild besonders schön, das politische Umfeld stabil sowie das Klima angenehm. Ähnlich wie bei Qualitätsimmobilien in den Innenstädten dieser Welt spüren auch die Qualitätsinseln die Krise weniger. Die Preise gehen nicht zurück. Sogar das Gegenteil tritt ein: Sie klettern um zehn bis zwanzig Prozent pro Jahr. Allerdings sind solche Pracht44 luxury estate

stücke sehr schwer zu bekommen. Wer eines ergattert hat, trennt sich naturgemäß nur dann davon, wenn er muss. Viele Investoren geben sich daher notgedrungen mit Abenteurerinseln zufrieden und hoffen, dass diese in Zukunft an Wert zulegen.

Preistrend nach oben. Die Krise habe manche gezwungen, von allzu hohen Preisvorstellungen abzurücken, berichtet auch Böhm. Zuvor jedoch habe es exorbitante Steigerungen gegeben. Eine Insel bei Panama etwa, die vor 30   Jahren um 200.000 Euro den Besitzer gewechselt hat, sei heute um die 60 Millionen Euro wert. Inzwischen dürfte sich der Wert auf 40 Millionen eingependelt haben, so Böhm. „Auf 200.000 Euro wird der Preis aber nicht mehr zurückfallen.“ Keinen Einbruch bei den Preisen gibt es laut Böhm in Europa. In Griechenland stehen zwar einige Inseln zum Verkauf, aber es seien keine Notverkäufe. „Die Griechen selbst sind ja noch immer reich, nur der Staat hat kein Geld.“ Und der will die Inseln, die ihm gehören, vorerst noch nicht auf den Markt werfen. Mit ähnlichen Preissteigerungen wie in den vergangenen 30 Jahren darf man aber kaum rechnen. „Doch ich kann mir vorstellen, dass die Preise weiter steigen“, sagt Böhm. Immerhin sind Inseln ein knappes Gut. Viele decken sich daher jetzt mit solchen Objekten ein, um sie später gewerblich nutzen zu können, etwa, um Ferienhäuser zu errichten und sie anschließend zu vermieten. Vor allem an der schwedischen, dänischen, französischen und englischen Küste sowie in Italien werden Inseln zu diesem Zweck erworben. Voraussetzung ist, dass das Festland gut und schnell erreichbar ist. n

Kleine Inselkunde. Die größen Inseln der Erde stehen nicht zum Verkauf. Grönland hat eine Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern, gefolgt von Neuguinea und Borneo (je 700.000 Quadratkilometer). Wie viele Inseln es weltweit gibt, lässt sich nicht sagen, da sich das zum einen von Tag zu Tag ändern kann (weil etwa kleine Flussinseln neu entstehen oder verschwinden) und zum anderen von der Inseldefinition abhängig ist. Atolle sind streng genommen keine Inseln. Ob jeder unbewohnbare Fels eine Insel ist, ist ebenfalls umstritten. Die meisten Inseln sind im Staatsbesitz. Einige befinden sich jedoch in den Händen von privaten Eigentümern und können erworben werden. 60  Prozent der Inselkäufer zieht es in südliche Gefilde. Beliebte Regionen sind Europa, die Karibik, der Südpazifik, die meisten Transaktionen finden in Kanada und den USA statt. In Neuseeland und Australien gibt es nur wenige Privatinseln im Angebot. www.vladi-private-islands.de www.boehm-privatinseln.de www.privateislandsonline.com

F o t o s : w w w. v l a di . d e

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