Handelsblatt 02.07.2010

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IMMOBILIEN 37

FREITAG / SAMSTAG, 02. / 03.07. 2010, Nr. 125

Mein Haus, mein Boot, meine Insel Das private Eiland gilt als Inbegriff des Luxus. Dabei ist so manche einsame Insel nicht einmal halb so teuer wie ein Münchener Einfamilienhaus. Anette Kiefer München

www.vladi-private-islands.de

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ie Idee klingt nicht mal schlecht: Soll das bankrotte Griechenland doch Inseln verkaufen, um seine Schulden loszuwerden, forderten vor einiger Zeit CDU-Politiker. Die Griechen lehnten den Vorschlag empört ab. Offenbar aus gutem Grund, denn auch private Inselbesitzer scheuen sich derzeit, ihre Schätze auf den Markt zu bringen. Sie wissen: In Krisenzeiten ist eine Privatinsel eine vergleichsweise sichere Kapitalanlage. Einige Zehntausend Inseln weltweit befinden sich in Privatbesitz. Die Sängerin Diana Ross hat eine, der Schauspieler Nicholas Cage ebenfalls, und auch sein Kollege Johnny Depp kaufte sich sein eigenes Eiland, nachdem er bei den Dreharbeiten zu „Fluch der Karibik“ auf den Geschmack gekommen war. Dennoch: „Die Prominenz ist überhaupt nicht unsere Zielgruppe“, sagt René Boehm, Inselmakler aus Hamburg. Die aufstrebenden Sternchen wollen sehen und gesehen werden – eine einsame Insel taugt dazu nicht; und wer es schon zum Superstar gebracht hat, will eine Insel oft nur für ein paar Wochen mieten, um unbehelligt von Paparazzi urlauben zu können. Viele Inselbesitzer sind daher weder prominent noch Millionäre. Denn selbst für Normalverdiener sind Inseln durchaus erschwinglich: Schon für 60 000 Euro ist Raspberry Island vor der Küste Kanadas zu haben, inklusive Sandstrand, wilden Blumen und Himbeersträuchern. Und für 300 000 Euro stehen gleich mehrere Inseln im Pazifik zur Auswahl. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus in München kostet mehr als das Doppelte.

Die zum Verkauf stehende Insel Goat Cay in der Karibik „Im Moment ist die Nachfrage größer als das Angebot“, sagt Farhad Vladi, einer der bekanntesten Inselmakler der Welt. „Vor zehn Jahren hatte ich fast 20 Objekte vor der schottischen Küste im Angebot. Heute ist kein einziges zu haben.“ Schottland ist genau wie Kanada und Schweden vor allem aufgrund der kurzen Wege zur Zivilisation – insbesondere ins nächste Krankenhaus – beliebt bei der Kundschaft.

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Vladi, ein Hamburger Geschäftsmann, der seit fast 40 Jahren mit Inseln handelt, unterteilt die Eilande dieser Welt in drei Kategorien: unbewohnbare Inseln, zum Beispiel mit spitzen Felsen; Abenteuerinseln mit extremen Wetterbedingungen, weit draußen gelegen und ohne Hoffnung auf eine Baugenehmigung; schließlich Qualitätsinseln nah am Festland und in politisch stabilen Regionen. In der dritten Kategorie brummt der Markt, derzeit sogar noch stärker als vor der Wirtschaftskrise. Die Sorge vor steigenden Meeresspiegeln durch die Erderwärmung sei unbegründet, wiegelt Vladi ab: „Die flachste Insel, die wir im Angebot haben, liegt etwa zweieinhalb Meter über Normalnull.“ Natürlich sei es denkbar, dass die Meeresspiegel irgendwann einmal so stark steigen, „aber dann müssen wir uns um Hamburg, London, Florida oder die Niederlande mindestens ebenso Sorgen machen.“ Viele Privatleute nämlich sehen den Kauf einer Insel vor allem als In-

vestition in die Zukunft. „Wenn man den Quadratmeterpreis ausrechnet, bewegen sich die Inseln im gleichen Rahmen wie ganz normale Immobilienpreise“, sagt René Boehm. Von einer Überbewertung könne daher keine Rede sein – Boehm erwartet, dass die Preise in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Allerdings wehren sich die Makler dagegen, ihren Beruf als reines

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Infos zum Inselshopping handelsblatt.com/ Immobilien

Banken verspekulieren sich mit Hotels

Weil die Businesspläne der Investoren nicht aufgehen, geraten Finanzierer in die ungewohnte Rolle des Hoteliers.

Michael Maisch London

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ie Finanzkrise hat viele Banken zu unfreiwilligen Hoteliers gemacht. Weil die Institute großzügig Kredite für ehrgeizige Projekte vergeben hatten, dann aber so manches Darlehen in der Krise platzte, müssen viele Geldhäuser die als Sicherheit für die Kredite dienenden Hotels in die eigenen Bücher nehmen. Eine unangenehme Situation für Banken, die wenig bis keine Erfahrung mit dem Management von Hotels haben. Spezialisierte Investoren wie die Londoner Azure Properties sehen die Folgeschäden der Finanzkrise im Hotelgeschäft dagegen als

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Chance. „Wir können den Banken helfen, ihre Hotelbestände zu managen oder zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen“, sagt Azure-Investmentmanager Bahram Sadr-Hashemi. Höhere Renditen hatten eine neue Klasse von Investoren angelockt Seit etwa zehn Jahren gelten Hotels als eigene Investmentklasse am Immobilienmarkt. Traditionell werden die Herbergen wegen ihres höheren Investitionsrisikos mit einer Prämie von zwei bis drei Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Gewerbeimmobilien gehandelt. Dies lockte eine neue Klasse von Investoren an: vermögende Privatanleger, Private-

Equity-Firmen, Pensionsfonds und Finanzhäuser. Sadr-Hashemi schätzt, dass diese Anleger in den vergangenen Jahren etwa 100 Mrd. Euro in europäische Hotels investiert haben. In den Krisenjahren 2008 und 2009 wurden diese Investoren allerdings von der Finanzkrise eingeholt. Zu optimistische Geschäftsprognosen rächten sich, der Cash-Flow brach weg, viele Hotel-Eigner konnten ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen – nun liegen die Hotelschlüssel bei den Banken. So hat die US-Investmentbank Morgan Stanley ein europäisches Immobilienportfolio, zu dem auch eine Reihe von Hotels gehört, im Frühjahr an die Royal Bank of Scotland (RBS) zurückgegeben. Die RBS hatte den

Anlagegeschäft zu sehen. „Inseln sollten keine Spekulationsobjekte sein, dazu ist die Natur zu wertvoll“, sagt Farhad Vladi. Und René Boehm hat schon des Öfteren erlebt, welcher Zauber von einer Insel ausgehen kann: Ein Geschäftsmann auf der Suche nach Bauland in Kanada etwa begleitete den Vermittler nur zufällig auf eine Insel. „Zehn Minuten nach der Ankunft fragte er, wie viel die Insel kostet und ob er sie kaufen könnte“, erzählt Boehm. Wie immer sind den Preisen nach oben keine Grenzen gesetzt. Die Karibikinsel Goat Cay etwa ist für 1,2 Mio. Dollar im Angebot. So viel muss auch mindestens zahlen, wer sein Herz an eine griechische Insel verloren hat: St. Athanasios im Golf von Korinth kostet eine Mio. Euro, für eine Insel im Ionischen Meer wird man sogar rund 45 Mio. Euro los.

Amerikanern für den Kauf von 28 Immobilien 1,9 Mrd. Euro geliehen. In Großbritannien haben sich die Alternative Hotel Group und die Lloyds Banking Group auf Abschreibungen von 700 Mio. Pfund auf Kredite geeinigt. Nun wittern Spezialisten wie Azure interessante Investitionsmöglichkeiten. So haben die Briten das Radisson Hotel in Hamburg aus der Hand der Kreditgeber übernommen und noch einmal 15 Mio. Euro in das Projekt investiert. „Wir haben einfach mehr Erfahrung mit dem Hotelgeschäft und können leichter Werte schaffen als Banken, die unfreiwillig zu Hotel-Besitzern wurden“, meint Sadr-Hashemi.

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Quelle: FMH-Finanzberatung, www.fmh.de


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