September-November 2012 D 8,- € / A 9,- € / I 10,- € / L 9,50 € / E 10,- € / CH 15,50 SFR
IN GOOD WE TRUST
Tel Aviv, c’est la vie Hauptstadt der Hedonisten
Was will man?
French Revolution Die neue Einfachheit in der Küche
Meer!
Die neuen Nobel-Marinas + Inselträume die man kaufen kann + Yachtfieber vor Malaysia
Überdosis Testosteron Gold! Bären!! Alaska!!!
Neu: Centerfold!
Beauty zum Ausklappen, Seite 84
kleine Fluchten
Reich durch die inseln
Die Kundenkartei des Hamburgers Farhad Vladi lässt die meisten Who’s whos erblassen. Von ihm bekommen die Celebs etwas, das andere nicht haben: die schönsten Robinsonaden der Welt.
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er hat den dreh raus seit über 40 Jahren vermittelt der verwirklicher von lebensträumen („Makler” klingt ihm viel zu schnöde) die schönsten Inseln der Welt T r av e l l e r‘ s Wo r l d 125
kleine Fluchten
Von oben herab seine angebote hält vladi mit seiner Hasselblad fest, Johnny depps little Hall’s Pond Cay in den Bahamas, das der Pirat der Karibik bis auf einen anlegesteg für seine Yacht unangetastet gelassen hat, oder (rechts) drei der Thousand Islands im Übergangsgebiet von ontariosee und lorenzstrom zwischen Kanada und Usa
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L
Text: PATRICIA ENGELHORN
Die 10 schönsten Miet-Inseln
ittle Hall’s Pond Cay ist eine dieser Postkarten-Schönheiten der Bahamas, die sofort Sehnsucht auslösen: undomestiziert und wild, mit romantischen Puderzuckerstränden, üppiger Vegetation und einer von Palmen umgebenen Lagune. Ein schlichter Holzsteg ist der einzige Hinweis darauf, dass hier schon mal irgendjemand gewesen sein muss. Irgendjemand? Little Hall’s Pond Cay ist das private Refugium von Johnny Depp. Nach den Dreharbeiten für seinen Piratenfilm war Hollywoods bestbezahlter Schauspieler so begeistert vom entspannten Lebensstil der Karibik, dass er nach einem eigenen tropischen Paradies zu suchen begann. 2004 erwarb er Little Hall’s Pond Cay für 3,6 Millionen Dollar. „Die Insel ist meine Dekompressionskammer“, erklärt der Pirate of the Caribbean, „es ist der Ort, an dem ich zur Normalität zurückfinde, hier kann ich aus der Öffentlichkeit verschwinden.“ Farhad Vladi kennt dieses Bedürfnis. Schließlich hat der Mann viele Kunden, die sich hin und wieder ganz zurückziehen möchten. Solchen Menschen bietet er seine Dienste als Inselmakler an. Obwohl er seine Tätigkeit selbst niemals so nennen würde. „Ich verkaufe keine Inseln“, sagt er, „ich verhelfe Menschen zu ihrem Lebenstraum.“ So wie Johnny Depp. Der sei ihm bis heute dankbar, seine Assistentin rufe gelegentlich an, um „Dinge“ zu besprechen. Genaueres verrät Farhad Vladi nicht. Dafür ist er zu diskret. Aber seine Meinung über den pro-
Île de costaÉrÈs, bretagne
Die Felseninsel liegt unweit der malerischen Côte de Granit Rose im Atlantik und gehört dem Komiker Didi Hallervorden. Zwei kleine Sandstrände laden zum Baden. Und in dem prächtigen Inselschloss schrieb Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz „Quo Vadis”.
tag0mago, balearen
Dies ist eine der ganz wenigen Miet-Inseln im Mittelmeer. Sie befindet sich in Sichtweite von Ibiza inmitten einer felsigen Landschaft und ist vor allem für Ruhe suchende Ästheten geeignet. Die große Villa ist minimalistisch-modern gestaltet, sie hat einen schönen Pool und fünf luxuriöse Suiten.
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minenten Kunden äußert er gerne: „Depp baute nur diesen schmalen Holzsteg, um mit seiner Yacht anzulegen“, sagt er, „das ist nicht nur umweltschonend, sondern auch sehr clever. Er braucht weder einen Verwalter noch eine Versicherung. Und eingebrochen wird bei ihm auch nicht.“ „Lebensträume“ verkauft Farhad Vladi seit 1971, im Schnitt 40 pro Jahr. „Ich bin Inselfan, seitdem ich lesen kann“, gesteht der Sohn einer Hamburgerin und eines Geschäftmanns mit russischen Wurzeln. Wie Millionen Jugendliche hat er Daniel Defoe und Robert Louis Stevenson gelesen, doch ihn machten „Robinson Crusoe“ und „Schatzinsel“ süchtig: „Der Wunsch nach einer eigenen Insel ließ mich nicht mehr los.“
E Fotos: LPLT (CC) (1), Rick Fatica (1)
r war noch Student der Volkswirtschaft, als er eines Tages zufällig in einer Zeitung über einen Mann las, der gerade für 5000 Mark eine Seychellen-Insel erworben hatte – keine Unsumme. Also setzte er sich in seinen klapprigen Käfer und fuhr von Hamburg zur Botschaft der Seychellen nach London. „Habt ihr noch andere Inseln zu verkaufen?“, fragte er den Botschafter. Der lachte ihn aus: Für 5000 Mark gäbe es nicht einmal einen Stein, der aus dem Wasser ragt – die Zeitungsnachricht war eine Ente. Doch Vladi gab nicht auf. Er investierte 100 Mark für ein Inserat in der „Seychelles Gazette“, die er in der Botschaft gesehen und mitgenommen hatte: „Vladi sucht Insel“. Und siehe da, er fand eine: Cousine Island, heute als Öko-Urlaubsparadies weltberühmt, damals einfach nur
Forsyth Island, neuseeland
Die sechs bis acht Gäste auf Farhad Vladis eigener Insel dürfen sich auf 50 Kilometer Wanderwege, Mountainbikes, Kajaks und ein Motorboot freuen. Oder einfach auf den Cinemascope-Blick mitsamt umwerfendem Sonnenuntergang von der Terrasse der großzügigen Lodge.
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unberührt und wunderbar. 100.000 Dollar wollte der Besitzer dafür haben, das waren ein paar Nullen zu viel für den Studenten. Um trotzdem ins Geschäft zu kommen, suchte er in der Hamburger Unternehmerwelt nach finanzkräftigen Käufern und vermittelte 1971 Cousine Island an ein illustres Trio: Bauunternehmer Robert Vogel, KaffeeKönig Albert Darboven und Bankier Baron von Marcard. Die 30.000 Mark Provision imponierten sogar seinem Vater, der die Aktivitäten seines Sohnes mit Argwohn verfolgt hatte. Trotzdem bestand der auf einer Banklehre im Anschluss ans Studium. Das Insel-Business schien ihm noch zu windig. Vladis erster richtig prominenter Kunde war der Schah von Persien. Er hatte einen Bericht über den Inselhändler aus Deutschland gelesen und bekundete Interesse. Farhad Vladi flog mit den Pahlavis auf die Seychellen und vermittelte die paradiesische Île d’Arros mit Puderzuckerstränden, Seevögelkolonien und Riesenschildkröten. Die Insel blieb 23 Jahre lang in Familienbesitz, dann erwarb sie L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt, drittreichste Frau der Welt. Die Liste der prominenten Kunden von „Vladi Private Islands“ ist inzwischen länger geworden: Leonardo Ferragamo kaufte eine Grenadinen-Insel vor Carriacou, Dietrich Mateschitz (Red Bull) Laucala in den Fidschis, Didi Hallervorden eine Schloss-Insel in der Bretagne. Derzeit sucht Farhad Vladi einen Käufer für Céline Dions Île Gagnon in der Rivière-des-Mille-Îles nordöstlich von Montreal. Sie kostet 29 Millionen Dollar. Inklusive des 2001 errichteten Châteaus.
cayo espanto, belIze
Nicht nur Taucher erleben hier ein Naturwunder. Auch Schnorchler können das weltweit zweitgrößte Korallenriff erkunden und Fliegenfischer kommen von überall, um Barrakudas oder Snapper zu angeln. An Land stehen ein paar zauberhafte weiße Karibik-Villen mit Platz für 18 Gäste.
Île de chantemesle, beI parIs
Etwa 50 Kilometer nordwestlich von Paris schwimmt eine dicht begrünte Insel in der Seine. Darauf stehen zwei Villen, eine für die Hausangestellten, die andere, 400 qm große, für bis zu zwölf Personen, die selbstverständlich Pool, Tennisplatz und zwei Motorboote nutzen dürfen.
kleine Fluchten
anFängerglück vladis erster Coup war Cousine Island, ein unberührter Fleck in den seychellen. Heute gibt es kaum eine Insel auf der Welt, deren vermittlung nicht über seinen schreibtisch am Hamburger Ballindamm liefe, vom einsamen südseeparadies bis zu sagenumwobenen Felsenformationen vor schottlands Küsten (oben links)
lIttle whale cay, bahamas
Malerische Karibikinsel mit rosa schimmernden Stränden, Palmenhain und Flamingos. Die im lokalen Baustil errichtete Villa beherbergt bis zu zwölf Gäste, die sich mit Schnorcheln, Fischen, Tennis oder Yoga die Zeit vertreiben dürfen. Wer möchte, kann sich in der inseleigenen Kirche trauen lassen.
hunt Island, nova scotIa
Maximal sechs Gäste passen in das rustikalgemütliche, zweistöckige Holzhaus, das ganz für sich auf der dicht bewachsenen Insel im tiefblauen Ponhook Lake steht. Der See bietet sich zum Baden und für Wassersport jeder Art an, mit dem hauseigenen Kanu lässt sich die umliegende Inselwelt erkunden.
sanda Island, schottland
Eigentlich wollte der Besitzer, ein Architekt aus Zürich, die knapp 178 Hektar große Insel am Mull of Kintyre. privat nutzen, doch dann richtete er fünf luxuriöse Gästezimmer ein, die er als Ensemble vermietet. Sanda Island ist ein Paradies für Naturfreunde, die hier Zugvögel und Wale beobachten können.
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genialer Fisc labo. Ipid quid quid molupta quas everorr umquis esed que excernam dolum accabor simi, quid et licab illisto maximaio vitistent entur si intotam sunt vendit la pernate quae ex et acernat emperatem faccusa dolorum endae. Uptatus, quid maionsequis quae nis dolo et facestemod estiumet lamus, net
der herr als hirte Forsyth Island, seine eigene Insel in Neuseelands Marlborough sounds, teilt vladi mit Ziegen, schafen und lamas. Und wenn er selbst nicht da ist, vermietet er sie auch Überhaupt gibt es heute weltweit kaum einen Insel-Deal, den nicht „Vladi Private Islands“ vermitteln würde. Die Fäden laufen in einem Büro am Hamburger Ballindamm zusammen. Vom Besprechungstisch aus ist die Binnenalster zu sehen, an der Wand hängt ein Kalender mit Inselfotos, die Farhad Vladi mit seiner Hasselblad vom Helikopter aus geschossen hat. In den Nebenräumen telefonieren Mitarbeiter mit Kunden aus Australien oder der Schweiz, in den Fluren stehen stählerne Aktenschränke mit dem Insel-Archiv, geordnet nach Ländernamen in alphabetischer Reihenfolge. Griechenland ist dabei vergleichsweise unterrepräsentiert: „Es gibt dort viele Inseln in Privatbesitz, die meisten sind wunderschön“, erklärt Vladi. „Aber leider muss jeder Ausländer, der eine davon kaufen möchte, 32 Bewilligungen unterschreiben lassen, angefangen vom Verteidigungsministerium bis hin zum Bürgermeister der Nachbarinsel. Ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem das gelungen wäre.“ vladi-private-islands.de
melody key, FlorIda
Eine einzige, cool designte Villa steht inmitten eines üppigen Palmenhains auf einer nur zwei Hektar großen Insel im türkisfarbenen Wasser ca. 40 Kilometer vor der Küste Floridas. Ein Steg lädt zum Baden und Erkunden der fischreichen Wasserwelt ein, ansonsten ist hier „dolce far niente” angesagt.
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ranIa experIence, maledIven
Ein paar Villen, eine Yacht und sehr viel Personal – Urlaub auf der winzigen MaledivenInsel bedeutet Luxus pur. Maximal zwölf Personen werden von ambitionierten Köchen kulinarisch verwöhnt, am Strand massiert und vom Kapitän des Speed Cruiser durch die Inselwelt geschippert.
kleine Fluchten
Zum Glück gibt es Alternativen. Über 2000 Inseln hat das Unternehmen bislang verkauft, von der palmengesäumten Traumstrand-Insel in der Südsee bis zum rustikalen Holzfäller-Paradies an Kanadas Atlantikküste. Wer kann sich das leisten? „Jeder, der sich eine Zweizimmerwohnung kaufen kann“, sagt Farhad Vladi. „Die Preise bewegen sich zwischen 200.000 und 2,5 Millionen Euro. Wir hatten auch schon Inseln für 50.000 Euro im Angebot.“ Und das teuerste Objekt, mit dem er je zu tun hatte? „Liegt in den Bahamas und gehörte den Rothschilds. Die Insel wechselte für 32 Millionen Dollar den Besitzer.“
N
atürlich ist Vladi längst selbst glücklicher Eilandeigentümer. Sein Paradies liegt in den Marlborough Sounds, zwischen Neuseelands Süd- und Nordinsel und nur 15 Helikopterminuten von der Hauptstadt Wellington entfernt. Forsyth Island ist eine ungeschliffene Schönheit, außer seiner großzügigen, auf einem Bergplateau thronenden Lodge gibt es dort 800 Hektar unberührte Natur mit Wäldern und Stränden. Rund 50 schneeweiße Kaschmirziegen, 100 Schafe und zwei Lamas haben von ihm lebenslanges Wohnrecht erhalten, sie danken dafür mit ungewohnter Zutraulichkeit: „Die Ziegen kommen, wenn ich sie rufe“, erzählt Vladi. Und das genau ist es, was ihm am Inselleben gefällt: „Man erlebt eine totale Verschmelzung mit der Natur. Auf der Insel stehe ich auf, wenn es hell wird, und schlafe, wenn es dunkel ist. Das Leben scheint auf einmal sehr einfach.“ Das erlebt auch, wer eine Insel erst mal nur mieten möchte. „Ich empfehle das jedem, der sich für einen Kauf interessiert“, erklärt Farhad Vladi, „man muss ausprobieren, ob man sich für das Inselleben eignet und ob man mit der Isolation klarkommt.“ Mieten ist aber auch für all jene eine Lösung, die gar nicht vorhaben zu kaufen, sondern nur ungestört bleiben wollen: Für den Honeymoon von Prince William und Kate etwa buchte Farhad Vladi die zauberhafte Seychellen-Insel North Island. Aber Prominente mieten nicht nur Inseln, sie vermieten sie auch: Für David Copperfields 60 Hektar große Musha Cay in den Bahamas etwa muss man 37.500 Dollar pro Nacht aus dem Hut zaubern. Dafür stehen den Gästen 25 Strände, fünf Villen und eine eigene Landebahn zur Verfügung. Und wer Richard Bransons Karibikinsel Necker Island mit bis zu 28 Freunden bewohnen möchte, muss mit einem Preis ab 53.000 Dollar pro Nacht rechnen. Immerhin: Speisen, Getränke und 60 Bedienstete sind im Preis inbegriffen. Da kommt Vladis Privatinsel deutlich billiger. Die Lodge auf Forsyth Island bietet mit 240 Quadratmetern immerhin Platz für bis zu acht Gäste und kostet inklusive Catering vergleichsweise günstige 1000 Euro. Dafür dürfen Sie einmal mit Vladis Schafen schlafen. Und entspannen, TW wie es der Herr der Inseln tut. T r av e l l e r‘ s Wo r l d 131