La
Di et a
Teoria e pratica
THEORIE UND PRAXIS
Die Mittelmeer-Diät in der Gastronomie Wird sie wirklich angeboten? Gespräch mit einem kritischen Experten
D
ie Mittelmeer-Diät hat ihren Ur-
„Nicht besser oder schlechter als
sprung in der Bodenständigkeit -
bisher! Die Profis sind jene, die aus ihrer
wie eigentlich jede regional geprägte
Küche das Beste holen, um das Image
Küche. Sie ist gesund, schmackhaft
Italiens jeden Tag aufs Neue von seiner
und darüber hinaus relativ günstig. So
besten Seite zu zeigen.
ist die Frage berechtigt, ob wir in der
Dieses Engagement kann man nicht
italienischen Gastronomie in Deutsch-
hoch genug schätzen - aber wie gesagt:
land auch wirklich bekommen, wofür
Es sind nicht viele. Vielleicht nur eini-
das Land so berühmt ist. Eine Frage,
ge Dutzend, und ihnen stehen tausende
die wir an Herrn Stefano Misischia
von Pseudo-Italienern gegenüber!
richten, seines Zeichens seit Jahrzehnten Verkaufsleiter für italienische Lebensmittelfirmen in Deutschland. Seine Einschätzung:
Was meinen Sie mit „PseudoItalienern? „Hinter dem Symbol der Mittelmeer-Diät - und überhaupt hinter dem
in
Made in Italy - verstecken sich viele
Deutschland durchaus gelebt, aller-
Trittbrettfahrer und Improvisierer, die
dings nur von einer kleinen Minder-
dem Prinzip der hohen Qualität trotzen
heit von Profis vom Fach. Der große
und zum Beispiel billige Produkte ein-
Rest weiß zwar, dass es sie gibt, aber
setzen, um den größtmöglichen Profit
versteht sie nicht und kann sie folglich
zu erzielen.
„Die
Mittelmeer-Diät
wird
auch nicht in der Küche umsetzen.
Dann gibt es Restaurants, an de-
Das klingt ernüchternd. Ist es
nen das einzig italienische der Name
um die italienische Küche wirklich so
ist - und selbst dieser ist oft noch falsch
schlecht bestellt?
geschrieben! Genauso falsch wird hier die Küche interpretiert, und da dies im
Der 47-jährige Stefano Misischia kommt aus Rom. Seine Familie arbeitet seit zwei Generationen im Bereich der italienischen Lebensmittel, so koordiniert er heute den Verkauf einiger erlesener Hersteller auf dem deutschen Markt. Stefano hat die Wertigkeit italienischer Nahrungsmittel schon als Kind vom Vater Mario vermittelt bekommen und gilt als Verfechter der italienischen Qualität ohne Kompromisse.
großen Stil geschieht, haben im Lauf der Jahre so-
te die falschen Zubereitungen als die
gar die Gäs-
echten akzeptiert, und somit ein völlig verzerrtes Bild der italienischen Küche übernommen. Dies ist ein gefährlicher Boomerang, denn die Wenigen, die die echte italienische Küche kennen, tendieren inzwischen zum heimischen Herd und bereiten zumindest die einfachen Gerichte selbst zu und meiden die Gastronomie. Was kann man dagegen tun? „Man müsste - kurz gesagt die Glaubwürdigkeit wieder herstellen, und dazu gehört Verschiedenes. Zunächst ist es bekannt, dass man den Wert der Önogastronomie entwickeln und auch der Mittelklasse die Möglichkeit geben muss, zwischen gutem Essen und schlechterem zu unterscheiden.
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Bilder: UFS, At
A tavola! 4 / Juli 2009