http://www.pressebox.de/attachment/220910/Vortrag Thomas Sattelberger

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Berlin, 20. Juli 2009

Pressekonferenz Statement Thomas Sattelberger MINT Zukunft schaffen: Fachkräfte-Fundament sichern und ausbauen, in der Krise für den Aufschwung vorarbeiten Sehr geehrte Damen und Herren, die deutsche Wirtschaft ist sich ihrer Verantwortung gegenüber der jungen MINTGeneration vollends bewusst. Wo die Krise kurzfristig Berufsaussichten verdunkelt, setzen die Unternehmen alles daran, den MINT-Absolventen gezielt Brücken in den Arbeitsmarkt zu bauen. Die konjunkturelle Krise darf unseren Blick auf die strukturelle Fachkräftelücke nicht trüben. Ein naturwissenschaftlich-technischer Abschluss bietet heute und in Zukunft sehr gute Berufsaussichten. M I N und T stehen für die Kräfte, die unsere Welt am Laufen halten. Damit meine ich natürlich unsere physikalische Umwelt, aber genauso unsere Volkswirtschaft. Innovationen aus Naturwissenschaften und Technik haben Deutschland an die Spitze der hochentwickelten Volkswirtschaften katapultiert. Deutschlands Zukunft liegt in den Märkten

für

Dienstleistungen.

wissensintensive Der

MINT-Technologien

vorangegangene

Aufschwung

hat

und die

industrienahen Propheten

der

industriefreien Gesellschaft widerlegt. MINT ist und bleibt das Rückgrat unserer Volkswirtschaft. Die Hiobsbotschaft von Prof. Dr. Klös muss uns aufrütteln! Der Fachkräftemangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen ist die Achillesferse unserer Volkswirtschaft. Im nächsten Aufschwung droht ein neuer Rekordengpass. Damit wird der Fachkräftemangel zum Klotz am Bein jeder konjunkturellen Erholung. Wir müssen jetzt handeln und unsere Fachkräftebasis für den kommenden Aufschwung halten, sichern und ausbauen! Im Mai 2008 hat die deutsche Wirtschaft die Initiative „MINT Zukunft schaffen“ ins Leben gerufen, um das vielfältige Engagement der Unternehmen und Verbände für


den MINT-Nachwuchs zu bündeln und zu multiplizieren. Schon damals war uns bewusst, dass wir einen mehrjährigen Marathonlauf vor uns haben. Es dauert zehn Jahre, um aus einem raumfahrtbegeisterten 10-Klässler einen Astrophysiker oder Raumfahrtingenieur

zu

machen.

Mit

der

Weltwirtschaftskrise

hat

sich

der

Schwierigkeitsgrad – zumindest in der Wahrnehmung – nochmals erhöht: Jetzt laufen wir bergauf! Die Koordinaten von Unternehmen wie Politik haben sich fundamental verschoben. Im Aufschwung drängte der augenfällige Fachkräftemangel alle zum Handeln. Heute treiben die Mahnungen vor einer MINT-Lücke nur den vorausschauenden Managern und Politikern die Sorgenfalten ins Gesicht. Es droht die Gefahr, alte Fehler zu wiederholen! Im Krisenjahr 1993 sind viele Unternehmen in Panik verfallen. IngenieurAbsolventen standen plötzlich vor verschlossenen Türen und Schulabgänger entschieden sich gegen ein zukunftsträchtiges Ingenieurstudium. Im folgenden Aufschwung fehlten die Fachkräfte. Deshalb ist jetzt Kontinuität in Kommunikation wie Handeln oberste Pflicht. Wir müssen das zarte Pflänzchen MINT hegen und pflegen. Im Wintersemester 2008/2009 haben endlich wieder mehr Schulabgänger ein Ingenieursstudium aufgenommen. Auch in den anderen MINT-Fächern sind die Zeichen positiv. Zyklisches Verhalten und eine entsprechende Kommunikation von Unternehmen, Medien und Politik würden alle Anstrengungen konterkarieren, mehr junge Menschen auf einen MINT-Karrierepfad zu führen. Wo es notwendig erscheint, müssen die Unternehmen den MINT-Absolventen Brücken in den Arbeitsmarkt bauen! •

Arbeitgeber und Gewerkschaften in besonders betroffenen Branchen haben beherzt reagiert und erste Beschäftigungsbrücken für MINT-Absolventen geschaffen. Die Vorteile für Absolventen liegen auf der Hand: Arbeitslosigkeit wird vermieden, ein Arbeitsvertrag über zwölf Monaten gibt Sicherheit und im Aufschwung werden sie bevorzugt eingestellt.

Im Aufschwung ist es jedem Bachelor-Absolventen zu empfehlen, nach dem Abschluss erste Praxiserfahrung zu sammeln und später berufsbegleitend den Master draufzusatteln. Fehlen im Abschwung hingegen passende Angebote auf dem Arbeitsmarkt, bietet es sich an, einen konsekutiven Master anzuschließen und pünktlich zur konjunkturellen Erholung mit frischem Wissen durchzustarten. 2


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen weit über die konjunkturelle Krise hinaus denken! Die Herausforderung besteht heute keinesfalls darin, händeringend gesuchte MINT-Fachkräfte in Beschäftigung zu vermitteln. Wir müssen stattdessen noch viel mehr junge Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium in den MINT-Fächern begeistern. Nur so können wir

die

MINT-Lücke

schließen

und

dem

strukturellen

Fachkräftemangel

entgegenwirken. Die Mond-Landung war in mehrfacher Hinsicht ein großer Schritt für die Menschheit. Die Raumfahrt hat den Menschen einen ganz neuen Vorstellungshorizont eröffnet, neue Forschungsstränge entstanden und junge Menschen öffneten ihr Herz für MINT. Heute fehlen uns sichtbar überwältigende Ereignisse wie die Mondlandung. Dem entgegen spielt sich der technische Fortschritt eher im Verborgenen ab. Mit dem „Large Hardron Collider“ stoßen europäische Forscher in unbekannte Welten vor. Wirkmächtige Bilder und weltbekannte Idole wie Neil Armstrong sind aber Mangelware. Wir müssen viel mehr auf die authentische, persönliche Ansprache und das menschliche Gesicht von MINT setzen. Begeisterte MINT-Köpfe können mit ihrer persönlichen Geschichte die Faszination für MINT neu entfachen. Ich freue mich ganz besonders, Herrn Prof. Dr. Messerschmid zu begrüßen. Er wird uns berichten, wie es sich in den unendlichen Weiten des Weltalls anfühlt. Und er wird darüber erzahlen, wie er seit vielen Jahren als MINT-Botschafter der ersten Stunde junge Menschen für Raumfahrt und Astronomie fasziniert. Unsere MINT-Botschafter sind ein zentrales Standbein der Initiative „MINT Zukunft schaffen“.

Sie

werden

von

prominenten

Köpfen

angeführt, Wissenschaftler,

Abenteurern und Journalisten, die in der Öffentlichkeit stellvertretend für MINT stehen. Prinzipiell kann jede Person MINT-Botschafterin oder MINT-Botschafter werden, die positive Lebenserfahrungen mit MINT verbindet und diese mit jungen Menschen teilen möchte. Zum Beispiel ist vor kurzem Hamit Altintop, Mittelfeldstar von Bayern 3


München, zu unserem Botschafternetzwerk hinzugestoßen. Mittlerweile entfachen 1000 Botschafter neue MINT-Faszination an Schulen in ganz Deutschland. Es ist unser Ziel, in den nächsten Jahren insgesamt 10.000 Botschafter zu gewinnen. “MINT Zukunft schaffen“ versteht sich als Multiplikatorplattform der erfolgreichen MINT-Initiativen der Unternehmen und Verbände. Das MINT-Portal, unser zweites Standbein, ist die digitale Multiplikationsplattform des MINT-Gedankens. Eigentlich ist es kein Portal, sondern ein praktischer Wegweiser durch die MINT-Welt. Mittlerweile sind über 200 Initiativen auf unserem Portal präsent. Seit der Eröffnung des Portals ein Zuwachs um 400%. Ein starker Netzwerkverbund ist der Garant dafür, bis 2013 möglichst viele junge Menschen für MINT zu begeistern. Unser Netzwerk erreicht inzwischen mehr als drei Millionen Schüler, Studierende und Lehrende. Eine gemeinsame Umfrage mit unseren Partner-Initiativen hat ergeben, dass wir ein Netzwerk aufgebaut haben, zu dem 31.000 Unternehmen sowie mehr als 33.000 Schulen und Hochschulen gehören. Es existieren allein 4000 Kontaktstellen zur Förderung der MINT-Ausbildung an Schulen und Hochschulen. Mehr als 88.000 Anfragen erreichen jährlich die Initiatoren im „MINT Zukunft schaffen“ Partnernetz. Dabei erfasst die Befragung nur Aktivitäten, die rein aus Unternehmensmitteln finanziert sind. Die Ergebnisse beweisen: Die deutsche Wirtschaft meint ihr Engagement ernst! Wir können die MINT-Lücke schließen. Lassen Sie uns in Deutschland für Deutschland eine MINT-Zukunft schaffen.

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