"Ich verspüre keinen Hass mehr und das ist mein Sieg"

Page 1

JUGEND

Samstag, 1. Februar 2014

JS_STFW-1

Seite 17

QUASSELSTRIPPE Fon: 03695/55 50 72 Fax: 03695/55 50 88

STREIFZUG heute Bad Salzungen. Pressenwerk: Bambule-Party, 23 Uhr. Bad Salzungen. Haunscher Hof: Cathrin Pfeifer & Band, 20 Uhr. Barchfeld. Eventhalle: Disco Sensation, 22 Uhr. Eisenach. Alte Mälzerei: Hands on Strings, 20.30 Uhr. Zella-Mehlis. Da Capo: Da Capo-Session: Red Stoner Sun & Marceese, 21 Uhr. Fulda. Kulturkeller: Team & Struppi, 20 Uhr. Fulda. Museumskeller: Pride36 – Winter Wonderland, 22 Uhr. Fulda. Neidclub: neidclub – Sunblast Movement and friends, 23 Uhr. Gotha. The Londoner English Pub: Harnstein + Crayfish, 21.30 Uhr. Erfurt. Presseklub: Classixx, 20 Uhr. Erfurt. Centrum: Nacht der Helden, 22 Uhr. Erfurt. Stadtgarten: Moderat, 22 Uhr. Erfurt. HsD: Alin Coen Band, 21 Uhr. Erfurt. Clubeins: We are the Night House Club, 22 Uhr. Erfurt. Neuwerk: Schleck & Stecker, 20.30 Uhr. Sonntag Gotha. The Londoner English Pub: Keimzeit Akustik Quintett, 19.30 Uhr. Montag Bad Salzungen. Turnhalle des SBBZ am Lindig: Hip-Hop-Tanzen für Kinder 5 bis 8 Jahre, 16 Uhr. Hip-Hop-Tanzen für Kinder 9 bis 14 Jahre, 17 Uhr. Bad Salzungen. Turnhalle des SBBZ am Lindig: Videoclip-Dancing für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, 18 Uhr. Stadtlengsfeld. Caritas-Schülertreff, 11.30 bis 16 Uhr. Kaltennordheim. Caritas-Schülertreff, 14 bis 18 Uhr. Kaltenlengsfeld. Caritas-Schülertreff, 14 bis 18 Uhr. Schmalkalden. Jugendhaus Walperloh: Offener Treff für Jugendliche, 14 bis 19 Uhr. Offener Treff für Kids, 14 bis 18 Uhr. Spielenachmittag, 15.30 bis 18 Uhr. Schule, 12 bis 13 Uhr. Fulda. Museumscafé: Winterzeitkino „Fliegende Liebende“, 20 Uhr.

Reise ohne Wiederkehr: Viele sehen die Bahngleise, auf denen die Güterzüge ins Lager rollten, als ein Symbol für den Völkermord.

„Ich verspüre keinen Hass mehr und das ist mein Sieg“ Vor 69 Jahren wurde das ehemalige deutsche Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Das Maximilian-Kolbe-Werk hat einen Austausch von jungen Europäern mit Überlebenden des NS-Regimes organisiert. Von Susann Eberlein

Captain Capa.

Fotos: Agentur

Ira Atari trifft Captain Capa Fulda – Ein Abend mit Audiolith, ein Abend mit Captain Capa und Ira Atari – heute Abend im Kuz Kreuz in Fulda. Wer sich Zeit für eine ausgedehnte Kindheit nimmt, wird eben erst Mitte 20 erwachsen. So durchleben auch Captain Capa erst jetzt mit dem neuen Album „Foxes“ ihr musikalisches Coming-Of-Age. Dort, wo Captain Capa behütet, aber alles andere als bürgerlich in Bad Frankenhausen aufgewachsen sind, leben sie noch immer. Die thüringische Provinz liefert jedoch nicht unendlich Input für kreative Mittzwanziger, was Hannes Naumann und Maik Biermann immer wieder ausbrechen lässt, um Großstadtluft zu schnuppern. Seit 2011 ist das Duo fast unentwegt – und mittlerweile auch international auf Tour – mit rasant wachsendem Erfolg. Es ist viel passiert, seit Ira Atari 2011 ihr Debütalbum „Shift“ veröffentlicht hat. Inzwischen ist sie nicht mehr die Einzige, die bei Audiolith

die Östrogen-Stange hochhalten muss. Mit Neonschwarz und Tubbe hat das Label weiblichen Zuwachs bekommen. Trotzdem steht außer Frage: Unter allen Künstlern Audioliths sticht Ira Atari als „grande dame“ hervor. Die studierte Klavierlehrerin ist von Kassel in die große weite Welt nach Berlin gezogen. Back to zero, einen Neustart machen. Einlass ist ab 19.30 Uhr, Beginn um 20.30 Uhr.

Ira Atari

UND TÄGLICH GRÜSST DAS STREIFENHÖRNCHEN Pfeffer ist scharf, Zimt aromatisch und Zucker ist süß. Aber du wirst rundum würzig. Alles Gute wünschen dir, lieber Michael, deine Frau sowie Antonia und Klein Simon. Wir haben dich ganz doll lieb!

Freuden hier deine Eltern, Schwester mit Familie sowie Tante Inge und Onkel Horst. Prost!

Kannst du es glauben? Ist es denn wahr? Feierst du heut wirklich dieses neue Jahr? Blick in den Spiegel, sieh richtig hin, das macht doch wirklich keinen Sinn! Ein Aussehen wie das blühende Leben hat das Schicksal dir gegeben. Kein Zeichen von Alter oder Schmerzen, du bist ein Mensch mit großem Herzen. Drum gratulieren mit

Guten Morgen, mein Engel, danke für die schöne Nachricht. Das war schön geschrieben. Ich wünsche dir einen ruhigen Dienst. Ich liebe dich.

Die Morgensonne grüßt ganz lieb den Abendstern:-*!*

Freundlich grüßen, schriftlich küssen? Am Dienstag wieder. E-Mail an quergestreift@stz-online.de, SMS an 0160/ 4756377.

Fotos: Susann Eberlein

Oswiecim/Auschwitz – Es ist still an diesem ungemütlichen Januartag, und bitter kalt. Am Stacheldrahtzaun, der das weitläufige und heute nahezu menschenleere Gelände umzäunt, und der so oft fotografiert wird, als Symbol des Terrors, den nur wenige überlebten, haben sich kleine Eiszapfen gebildet. Das Thermometer zeigt minus 13 Grad, ein paar Schneeflocken finden ihren Weg nach unten und ein eisiger Wind fegt stetig über das ehemalige deutsche Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Ihre Mützen tief ins Gesicht gezogen, Mund und Nase hinter dicken Schals versteckt und die Hände in den Jackentaschen vergraben, läuft eine Gruppe junger Menschen über die vereisten und glatten Wege, die vor mehr als 70 Jahren von den Inhaftierten angelegt werden mussten. Von der Hauptwache zu den Baracken und den Ruinen der Krematorien, in denen die Menschen vergast und verbrannt wurden, oft entlang der Bahngleise, auf denen tausende Menschen in Güterzügen ins Lager deportiert wurden und nie wieder entkommen konnten. Auschwitz ist im Gedächtnis von Millionen Menschen als größtes nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager und als Symbol für den Völkermord verankert. „Wir waren alle hungrig. Aber das Schlimmste für mich: Mir war so kalt. Den ganzen Tag draußen, bei Schnee oder Regen“, sagt Jacek Zieliniewicz, der die zermürbende Kälte einst barfuß und nur mit der dünnen, schwarz-weiß gestreiften Häftlingskleidung bekleidet aushalten musste. Im August 1943 wurde er verhaftet, genauso wie weitere 140 Bewohner seiner Stadt. Den Grund dafür kannten sie nicht. „Aber wir haben auch nicht gefragt“, sagt der Pole, der in diesem Jahr seinen 88. Geburtstag feiert. Als politischer Häftling erlebte er das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und nach seiner Verlegung das Konzentrationslager Dautmergen bei Rottweil, erlebte den Terror des Dritten Reichs und die Massentötung von Juden, Behinder-

ten, Homosexuellen, Sinti und Roma. Jacek Zieliniewicz ist einer der wenigen, die dem Terror lebend entkommen sind und einer der wenigen, die heute noch über das Grauen sprechen (wollen). Um seine Geschichte zu erzählen, fährt der 87-Jährige oft stundenlang durch ganz Polen und kehrt immer wieder nach Auschwitz zurück, reist aber auch in das einst so gefürchtete Deutschland und spricht mit Schülern oder jungen Erwachsenen. „Ich verspüre keinen Hass mehr und das ist mein Sieg. Es gibt keine böse Nation, es gibt nur böse Menschen“, sagt der Vater zweier Töchter, der sagt, er habe viele Freunde in Deutschland. Nach seiner Gefangenschaft arbeitete er als Ingenieur in der Jacek Zieliniewicz hat überlebt. Heute spricht er als Zeitzeuge über seine ErfahFleischwirtschaft, ging nach 50 Jah- rungen. ren in diesem Beruf in den Ruhetreffen. Unter dem Titel „Nahaufnah- arbeit vor neuen Herausforderungen. stand. Seine Berufung heute ist es, seine me 2014“ führen sie intensive Ge- Während es schon heute ein Privileg Erfahrungen weiterzugeben, aufzu- spräche, besuchen gemeinsam die ist, Zeitzeugen zu treffen und mit ihklären und somit gegen das Vergessen Orte nationalsozialistischer Verbre- nen reden zu können, werden es in anzutreten. „Ihr seid nicht verant- chen und reflektieren anschließend den kommenden Jahren immer weniwortlich für die vergangene Zeit, aber ihre Erlebnisse. ger sein, die von ihren Erfahrungen in für die Zukunft“, sagt Jacek Zielinie„Mich hat vor allem erstaunt, dass der NS-Zeit berichten können und wicz, dem drei deutsche Wörter be- wir keine Opfer getroffen haben, son- wollen. Auch aus diesem Grund hat sonders am Herdern sehr starke die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zen liegen: „FrieIhr seid nicht verantwortlich Menschen. Es ist entschieden, neben der Pflege des aude, Freundschaft thentischen Ortes und der vielen Rebeeindruckend, für die vergangene Zeit, aber und Freiheit“. Die mit wie viel likte, wie etwa die Koffer, Schuhe oder für die Zukunft Gruppe, die er an Würde sie ihr auch Haare der Häftlinge, einen Teil Jacek Zieliniewicz diesem Januartag, Schicksal ertra- der Erinnerung ins Internet zu verlagen und dass sie gern. Mit Hilfe von Social Media solkurz vor dem 69. Jahrestag der Befreiung von Ausch- gar keinen Hass mehr spüren. Das len all diejenigen erreicht werden, für witz, durch das Lager führt, hört ihm zeigt für mich, dass sie die mörderi- die ein Besuch in Auschwitz aus Kossche Ideologie der Nazis besiegt ha- tengründen oder wegen der Entferaufmerksam zu. Organisiert wurde dieser Austausch ben“, sagt Jens Twiehaus. Der Berliner nung nicht möglich ist. Bisher „gefällt“ die Auschwitz-Birvom katholischen Maximilian-Kolbe- findet es wichtig, mit den Zeitzeugen Werk. Seit fünf Jahren veranstaltet zu sprechen, so lange es noch geht. kenau-Seite auf Facebook knapp das in Freiburg ansässige Hilfswerk für „Unsere Generation hat die Verant- 100 000 Leuten. „Es klingt sehr kodie Überlebenden nationalsozialisti- wortung, diese Geschichte weiterzu- misch, ein ,Fan‘ von der Gedenkstätte scher Konzentrationslager und Ghet- erzählen, wenn die Überlebenden zu sein oder dass einem ein Foto von tos, das den Namen eines im KZ ver- nicht mehr unter uns sind“, sagt der Auschwitz ,gefällt‘. Das ist ein Linstorbenen Pfarrers trägt, diese Art von 26-Jährige und bringt damit die Er- guistik-Problem, das wir gleich zu BeBegegnungen, bei denen junge Men- fahrungen und die Einstellungen der ginn diskutiert haben. Aber nach fünf schen aus Deutschland, Polen und jungen Projekt-Teilnehmer auf den Jahren Erfahrungen zeigt sich, dass anderen Ländern Mittel- und Osteu- Punkt. die Menschen unsere Facebook-Seite ropas Überlebende des NS-Regimes Tatsächlich steht die Erinnerungs- mit großem Respekt behandeln“, sagt Pawel Sawicki, Pressesprecher der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, der außerdem für die Accounts auf Twitter und Instagram verantwortlich ist. Für ihn seien die vielen Follower ein großes Klassenzimmer. „Alles, was ich einstelle, geht an sie. Natürlich sind manche dabei, die nur klicken und es schnell wieder vergessen, aber andere sind sehr aktiv“, so Pawel Sawicki. Die Facebook-Seite zu abonnieren und viele Online-Informationen über die Gedenkstätte zu erhalten, ersetze seiner Meinung nach den tatsächlichen Besuch aber nicht. „Wir wollen diese Erfahrung nicht durch unser Social Media-Angebot ersetzen. Vielmehr wollen wir die Menschen dadurch darauf aufmerksam machen, Was von den Menschen blieb. Der Anblick der Schuhe der Ermordeten erschüttert wie wichtig es ist, hierher zu komviele, die die Gedenkstätte besuchen. men“, erklärt Pawel Sawicki.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.