"Schätzt uns, solange wir noch am Leben sind"

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To4ka-Treff: Austausch und junger Journalismus auf Deutsch und Russisch

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To4ka-Treff: Austausch und junger Journalismus auf Deutsch und Russisch http://www.goethe.de/ins/ru/lp/prj/drj/ges/de12660649.htm

Schätzt uns, solange wir noch am Leben sind Seit 1973 setzt sich das Maximilian-Kolbe-Werk für die Unterstützung der ehemaligen Gefangenen der Konzentrationslager ein. Darüber hinaus organisiert der Verein jährliche Treffen der Überlebenden. Unsere To4ka-Treff Autorin hat am diesjährigen Treffen teilgenommen und hat sich mit einer ehemaligen Gefangenen aus dem Konzentrationslager unterhalten.

Der Vater von Janina Feliksowna Demjanez war Pole, ihre Mutter Weißrussin aus einem Dorf nahe der Stadt Baranowitschi. Als der Krieg angefangen hat, brachte der Vater die gesamte Familie von Polen nach Baranowitschi, da es dort ungefährlicher war. Trotz elterlichen Widerstands hat er ein Mädchen aus einer armen Familie geheiratet. 1940 wurde Janina geboren, drei Jahre später ihr Bruder. Während des Krieges befand sich in Baranowitschi das Konzentrationslager Koldytschewa, in dem 22.000 Menschen gestorben sind. Janinas Vater taten die verfolgten jungen Menschen sehr Leid. Er stellte sie bei sich in der Fleischerei zur Arbeit ein und lies sie nicht mehr ins Ghetto zurückkehren. Seinen Worten nach sind sie bei den Bombardierungen gestorben, zu denen es sehr oft kam. So ging es weiter bis ins Jahr 1944. Ihr Vater stand in Kontakt mit der Partisaneneinheit Orlowzy, wohin er die Juden brachte, die er vor dem Tode bewahren konnte. Doch sein weißrussischer Nachbar hat ihn verraten. Im Februar 1944 wurde Janinas Vater festgenommen und gefoltert. Später folgten Janina, ihr Bruder, ihre Mutter und ihre Tante. Janina war erst vier Jahre alt, aber sie kann sich noch genau daran erinnern, dass überall Leichen aufgehängt waren und ihr und ihrem Bruder auf die Hände geschlagen wurde, sobald sie vor Schreck nach ihrer Mutter griffen. Janina und ihr Bruder wurden später in ein deutsches Kinderheim gebracht, wo ihnen Blut für die deutschen Soldaten abgenommen wurde. Einmal kam eine Verwandte am Kinderheim vorbei, sie erkannte die Kinder, fiel vor der Direktorin des Heims auf die Knie und flehte darum, die Kinder für einen Tag mit nach Hause zu nehmen, um sie zu waschen. Die Direktorin hatte Mitleid und ließ sie gehen. Doch die Verwandte hat die Kinder nie wieder zurückgebracht, denn das Einzige, was sie dort erwartete war der Tod durch Erschießung.

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