Mobimo Magazin 2012

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20 12 MOBIMO MAGAZIN FRAU GEROLDS

GARTEN LAUSANNES TRENDQUARTIER

AARAUS

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HERZ SPIROS WERK


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EDITORIAL Zürich West boomt, der Lausanner Stadtteil Flon entwickelt sich zum schweizerischen Vorzeigequartier, Aarau erhält im Torfeld ein neues Stadtquartier und auf dem Expo-

VISION

Areal in Biel kehrt mit «AGGLOlac» neues Leben ein. Diese Entwicklungen sind das

EINE BAUSTELLE MIT CHARAKTER

Resultat gezielter Investitionen und sorgfältiger Planung. Bei allen vier Beispielen ist Mobimo beteiligt. Das macht uns stolz

Im Zentrum Aaraus entsteht ein Quartier, so gross wie seine

und verpflichtet uns: Mobimo wird künftig

Altstadt: Und auch «Torfeld Süd» lebt von der Vergangenheit.

noch konsequenter auf Nachhaltigkeit beim Bauen achten. Wie wir uns das vorstellen, lesen Sie im ersten «mobimomagazin».

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Lassen Sie sich informieren über das Portfolio und die aktuellen Projekte von Mobimo. Ausserdem finden Sie im neuen Magazin, das Architektur, Design und Lifestyle vereint, unter anderem ein Gespräch mit der Lichtkünstlerin Chiara Dynys, die Geschichte von

INSPIRATION

«Monsieur Flon» Paul Rambert und

DIE LICHTGESTALT

ein Gespräch mit der Architektin Sara Spiro, die von der Schweiz

Die Künstlerin Chiara Dynys ist eine Nomadin.

mehr Mut statt Mittelmass verlangt.

Und kehrt doch immer wieder nach Mailand

Ganz unsere Meinung.

zurück – mit neuen Ideen für ihre Licht-Werke.

Dr. Christoph Caviezel, CEO

Impressum Herausgeber: Mobimo Management AG Projektleitung: Christine Hug, Mobimo Management AG, Redaktion: Matthias Mächler, www.diemagaziner.ch Optik/Realisation: Baldinger & Baldinger AG, Aarau, Korrektorat: Ilse Rimoldi, Rimoldi AG, Produktion: Christoph Zurfluh, www.diemagaziner.ch, Druck und Versand: Urs Zuber AG, Reinach, Auflage: 6000 Exemplare, Erscheint: einmal jährlich, Bestellungen: Mobimo Magazin, Seestrasse 59, CH-8700 Küsnacht, christine.hug@mobimo.ch, Titelbild: Katja Weber / im Hintergrund «No Problem Sculpture» von Not Vital und «Mobimo Tower», Foto: Lukas Lienhard. In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar.


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INDEX ANDERSWO «Spinnenmenschen»: In Hongkong balancieren Bauarbeiter auf wackligen Gerüsten. Seite 2

GESPRÄCH

VERWANDLUNG

SARA SPIRO

In Horgen wird aus der alten Webmaschinen-

Die Zürcher Architektin fordert Mut statt Mittelmass.

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Fabrik ein Hotspot für Oldtimer. Seite 16

MOBIMO PORTFOLIO Von «Pépinières» in Lausanne bis «AGGLOlac» in Biel: die Welt der Mobimo.

LEBENSWERK «DAS WICHTIGSTE IST DIE VISION» «Monsieur Flon» Paul Rambert machte den schäbigen Stadtteil

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in zehn Jahren zum Vorzeigequartier Lausannes.

Seite 27

KOLUMNE Stil-Experte Jeroen van Roijen freut sich diebisch über gerettete «Wegwerfprodukte». Seite 45

24 STUNDEN IM… Einkaufen, shoppen, trinken, essen, schlafen: Was man im «Flon» an einem Tag alles erleben kann. Seite 52

CHECKPOINT ZÜRICH AUF ZACK Vom Industriequartier zum Trendviertel: Zürich West blüht auf und betört mit Herz und Design.

INSIDE Die Kletterei ist für die Bächlis eine Liebesgeschichte – wie ihr Geschäft, mit dem sie neu in die Romandie expandieren. Seite 64


ANDERSWO

S

CHWINDELFREI – 150 METER ÜBER BODEN

«Spinnenmenschen» nennt man in Hong-

material viele Vorteile: Es wächst schnell

Kong Bauarbeiter, die Bambusgerüste

nach, ist leicht, dehn- und recycelbar und

entlang Hochhausfassaden errichten. In

zudem zehnmal günstiger als Stahl. Die

Festlandchina sind die Konstrukte längst

Gerüste werden nicht von Kränen, sondern

verboten, in Hongkong gehören sie immer

allein durch Kletterkunst und Geschick

noch zum Stadtbild. Bambus hat als Bau-

hochgezogen – ohne jegliche Absicherung.

Text: Matthias Mächler

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E

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VISION

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ine Baustelle mit Charakter Mitten im Zentrum von Aarau entsteht ein neues Quartier: Das Areal «Torfeld Süd» werde auch in Zukunft von seiner Vergangenheit profitieren, sagt der renommierte Städteplaner Kees Christiaanse. Text: Caspar Schärer Fotos: Eugen Leu, Donovan Wyrsch, Ruldolf Hunziker

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Mus solorem dolenda ereruptae con re sapernam, simolum con con nit apient.

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Auf die Wand eines kleinen, unschein-

Ein solches Nebeneinander starker

Hier entsteht ein lebendiges neues Quartier:

baren Holzhauses hat jemand Hulk gemalt,

Gegensätze gibt es nur auf alten Industrie-

Für das Grossprojekt Torfeld Süd (3) muss eine

den grünen Muskelberg aus der ameri-

arealen», schwärmt Kees Christiaanse

kanischen Comicserie. Das Haus steht

und blickt prüfend durch ein leeres Fens-

Schuppen (2), sondern auch das Rockwell-

etwas versteckt in der zweiten Reihe. Sein

terloch in eine alte Werkhalle. Der nieder-

Hochhaus. Das Unternehmen findet im «Polygon»

Alter ist schwer zu schätzen, sein Hinter-

ländische Architekt und Städteplaner hat

(1) ein neues Zuhause.

hof mit Sträuchern überwuchert. Nur ein

für das Areal «Torfeld Süd» einen Masterplan

paar Schritte weiter reckt sich ein schlan-

ent wickelt, wie aus der verwunschenen,

kes, nüchternes Bürohaus in den Himmel.

zuweilen gar chaotischen Welt bis in fünf,

Der Turm mit seinen vierzehn Stockwerken

sechs Jahren ein lebendiges neues Quartier

ist das mit Abstand höchste Gebäude weit

entstehen soll.

und breit. Nicht mehr lange allerdings, dann gehört das Rockwell-Hochhaus der

Noch ist es still in den Gassen, als ob das

Vergangenheit an: Die Büros wurden

Areal den Atem anhält. Es stehen ihm

bereits in einen Neubau gezügelt, nur ein

Veränderungen bevor, die vergleichbar

paar Dutzend Meter weiter östlich.

sind mit jenen Zeiten, als sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der Maschinen-

«Das klapprige Holzhaus, das ausgediente

fabrik A. Oehler & Cie. das erste Indust-

Hochhaus, die modernen Neubauten:

rieunternehmen auf dem unbebauten Feld

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Reihe alter Bauten weichen – nicht nur der bunte


Kees Christiaanse (59) Der niederländische Architekt ist Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich und hat nicht nur für «Torfeld Süd» den Masterplan entworfen, sondern auch für den Flughafen Eindhoven, den Science Park der Universität Amsterdam oder den neuen Stadtteil Christiania-Bjørvika in Oslo.

an der Bahnlinie nach Zürich niederliess.

Arbeiter, Prokuristen, Sekretärinnen,

erhalten und wird zu jener Durchmischung

Bald schon folgten weitere Fabriken: Fritz

Laufburschen und Fabrikdirektoren: Sie

beitragen, die so wichtig ist für einen

Aeschbach baute seine «mechanischen

sind inzwischen verschwunden. Geblieben

lebendigen Stadtteil.

Werkstätten», Sprecher & Schuh produ-

sind leer stehende Hallen, wie Zitate aus

zierte hochwertige Elektrotechnik. Bis in

einer anderen Zeit. «Der Eindruck täuscht:

Natürlich geht ein derartiger Umbau nicht

die 1970er-Jahre entwickelte sich das

Die Industrie wird auch im neuen Torfeld

ohne Nebengeräusche über die Bühne.

Gebiet zu einem brummenden Industrie-

Süd ihr Plätzchen einnehmen», sagt Chris-

Das Areal ist nämlich nicht etwa verlassen,

komplex; mehrere Tausend Arbeiterinnen

tiaanse und holt aus seiner Aktentasche

es wird von einzelnen Künstlern genutzt.

und Arbeiter gingen im Takt der Fabrik-

den Masterplan, auf dem die Zukunft

Sie sind es, die den Geist von «Torfeld Süd»

sirenen ein und aus.

schon gezeichnet ist. «Sie wird deutlich

weiter gepflegt haben und nun um ihre

weniger Fläche beanspruchen, aber weiter-

Nische fürchten. Christiaanse kennt deren

hin produzieren.» Der Geruch nach Fliess-

Sorgen, kann aber versichern, dass es

band und Fortschritt bleibt dem Areal

auch auf dem neuen Areal Raum für sie

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Herausragend

Hochhaus

Aeschbachhalle

Die Planungen für das neue Hochhaus in

In der Mitte des Areals bildet die als er-

der Nordwestecke des Areals sind schon

haltenswert eingestufte Aeschbachhalle

weit fortgeschritten: Voraussichtlich im

aus dem Jahr 1910 das Herzstück des

Frühjahr 2013 kann mit dem Bau begon-

neuen Quartiers. Sie wird nicht abge-

nen werden, Ende 2015 ist der Bezug

brochen, sondern bleibt als Zeuge der

geben werde: «Mit Mobimo haben wir

vorgesehen. Mit 50 Metern Höhe wird

Industrialisierung und als Identität stif-

einen Bauherrn im Rücken, dem Atmos-

es zum weit herum sichtbaren Symbol

tender Begegnungsort für die künftigen

phäre und eine gesunde Entwicklung

für den Aufbruch auf dem Areal Torfeld

Bewohner stehen. Kees Christiaanse,

wichtiger sind als ein schneller Erfolg.»

Süd. Die Aarauer Architekten Schneider

der Architekt des Masterplans, wird sie

& Schneider bauen den neuen

umbauen: zum neuartigen Quartierzent-

Auf unserem Streifzug mit Kees Chris-

Geschäftssitz für die Pensionskasse

rum mit Restaurants, Läden, Event- und

tiaanse schlendern wir über leer geräumte

GastroSocial mit einer hochwertigen

Seminarräumen.

Flächen, lassen einen alten Lastwagen

Fassade aus grünem Naturstein.

mit Tessiner Kennzeichen links liegen, schlagen uns durch dichtes Gestrüpp und stehen unvermittelt vor einer mächtigen Industriehalle. «Die Aeschbachhalle mit der filigranen Stahlkonstruktion wurde 1910

Verschwindet aus dem Stadtbild: Das RockwellHochhaus (1) wird abgebrochen. Neues Wahrzeichen wird der 50 Meter hohe Turm aus grünem Naturstein (2). Ein Park wird zum Herzstück von «Torfeld Süd», wo nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt wird (3).

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Ein Areal, fast so gross wie die Aarauer Altstadt: Torfeld Süd ist von grosser städtebaulicher Bedeutung und soll als erstes Schweizer Stadtquartier für seine Nachhaltigkeit zertifiziert werden.

erbaut und diente früher als Schlosserei

mich immer angezogen. Deshalb richte

eines Areals herauszuspüren. Dann etab-

und Schmiede», erklärt der Architekt.

ich mein Büro, wenn möglich, in solchen

lieren wir ein System von öffentlichen

«Sie wird sorgfältig restauriert – und zum

Gebäuden ein.» Wahrscheinlich hat sich

Wegen und Plätzen, die stets mit der

Treffpunkt der Aarauer. Hier wird man

auf diese Weise Christiaanses ausgeprägte

Nachbarschaft vernetzt sind.» Strassen,

alltägliche Dinge einkaufen können, einen

Sensibilität im Umgang mit dem industri-

die auf das Areal stossen, werden verlän-

Kaffee trinken und abends zum Dinner

ellen Erbe entwickelt. Seit den Achtziger-

gert. Wichtige Gebäude wie in Aarau die

ausgehen.» Mit anderen Worten: Die

jahren ist sein Büro KCAP die erste

Aeschbachhalle bleiben bestehen. Ebenso

Aeschbachhalle ist der Identitätsanker für

Adresse, wenn es um die sensible Umnut-

wird darauf geachtet, dass grosse, alte

die neuen Bewohnerinnen und Bewohner.

zung von ausrangierten Hafen-, Bahn-

Bäume nicht gefällt werden müssen oder

und Industriearealen geht. Sein Erfolgs-

dass kleine Dinge wie Mäuerchen, Kopf-

Christiaanse mag alte Industriehallen:

rezept ist die präzise Analyse ganz am

steinpflaster oder Gleisanlagen in die neue

«Diese ganz eigene Raumstimmung hat

Anfang: «Wir versuchen, die Eigenheiten

Überbauung integriert werden.

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«Keinerlei Differenzen»

Aaraus Stadtbaumeister Felix Fuchs

lich auf dem ganzen Areal mit einer

staunt über die umsichtige Planung.

Fläche von immerhin zehn Hektaren nur noch zwei grössere Grundeigentümer

Was ist bisher geschehen auf dem Areal

blieben. Aus Sicht der Stadt ist das

«Torfeld Süd»?

vorteilhaft, Planung und Koordination

Auf dem Areal produzierten bis vor

werden einfacher. 2008 waren die

Kurzem traditionsreiche Firmen. 2003

Grundlagen geschaffen, um ein neues

hatte eine private Gruppe die Idee, auf

Projekt anzugehen. Mobimo ergriff

dem Areal ein neues Stadtquartier zu

schnell die Initiative, darum steht bereits

Wir lassen die Halle hinter uns und stossen

bauen, in das auch das neue Fussball-

der erste Neubau vor dem Bezug.

in die Mitte des Areals vor. Ein schmaler,

stadion des FC Aarau integriert worden

üppig überwucherter Fahrweg führt

wäre. Das Projekt «Mittelland-Park»

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

schnurgerade nach Südwesten. Grün wird

hatte aber ein Problem mit dem Mass-

Mobimo hat sehr viel zu einem guten

hier auch in Zukunft als Farbe dominieren,

stab. Der «Mittelland-Park» wurde in

Einvernehmen mit den Behörden

allerdings etwas geordneter: Ein Park soll

einer Volksabstimmung 2007 abgelehnt.

beigetragen. Die Beteiligten ziehen jetzt

zum Herzstück des neuen Quartiers

Mit den neuen Plänen «Torfeld Süd»

am gleichen Strick und sprechen die

werden und sich bis an die Buchserstrasse

entstand eine mehr als gute Alternative.

gleiche Sprache. So war es für Mobimo beispielsweise selbstverständlich,

erstrecken. «Direkt am Park werden sogenannte Stadtvillen entstehen» – der

Welche Rolle spielte Mobimo dabei?

dass die Stadt Aarau ihre Anliegen bei

Architekt zeigt auf ein mehrstöckiges In-

Mobimo sicherte sich schon früh drei

der Ausschreibung der Studienaufträge

dustriegebäude, das den Villen weichen

strategisch günstige Grundstücke auf

einbringt. Bei der Beurteilung der

dem Areal. Nach und nach wurden

Studien gab es dann keinerlei

MO MA weitere Parzellen gekauft, bis schliess-

Differenzen.

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Soll erhalten bleiben: Die Aeschbachhalle – heute erste Adresse für Kunst- und Kulturschaffende – gilt als schützenswert. Sie soll soziales und kulturelles Herzstück von Torfeld Süd bleiben.

wird – «und dahinter kommen dann die

und möchte mit niemandem tauschen:

ein noch höheres Bürogebäude ersetzt.

Reihenhäuser.» Christiaanse ist bei sei-

«Ich wohne urban, dicht, relativ zentral und

Auch das Holzhaus mit dem grünen Hulk

nem Lieblingsthema angelangt. «Das Rei-

habe doch viel Natur um mich herum.

wird verschwinden. Ein Zyklus endet, und

henhaus ist eine städtische Wohnform,

Was will ich mehr?»

ein neuer beginnt. Es ist ein vibrierendes

die oft unterschätzt wird», sagt er. In den

Gefühl, derzeit an dieser Schnittstelle zu

Niederlanden, seiner Heimat, sei es weit

Mit dieser verlockenden Vorstellung von

stehen, hier auf dem Areal «Torfeld Süd»,

verbreitet, in der Schweiz hingegen eher

Wohnen im Grünen, keine fünf Minuten

und mit der Geschichte im Rücken bereits

selten. Dabei biete es einen hohen Wohn-

vom Bahnhof Aarau entfernt, machen wir

die Zukunft zu erahnen.

komfort. Christiaanse selbst lebt mit sei-

uns auf den Weg zurück zum Hochhaus.

ner Familie in einem Reihenhaus in Zürich

Bald schon wird es abgebrochen und durch

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«Wir kommen, um zu bleiben»

Das klingt nach einer weitsichtigen

also den gesamten Lebenszyklus der

Planung …

Immobilien. Das macht diese Zertifizie-

Nachhaltigkeit umfasst für uns nicht nur

rung für uns so interessant. Nachhaltig-

Energiefragen, sondern auch soge-

keit bedeutet, dass die Menschen gern

nannte «weiche» Faktoren wie etwa die

im neuen Quartier wohnen und sich

soziokulturellen Zusammenhänge. Wenn

damit identifizieren können. Wir haben

wir in Aarau ein Areal entwickeln, das

das DGNB-Modell voll in den Business-

annähernd so gross ist wie die Altstadt,

plan integriert, damit von Anfang an ein

hat das eine grosse gesellschaftliche

umfassender Begriff von Nachhaltigkeit

Relevanz. Da stehen wir in der Verant-

berücksichtigt wird.

Für Stefan Dambacher, Leiter Projekt-

wortung. Deshalb hören wir am Anfang

entwicklung Mobimo, ist Nachhaltigkeit

erst einmal zu und ermitteln zusammen

nicht einfach ein Trendbegriff.

mit einem breit abgestützten Begleitgremium eine möglichst optimale Lösung.

Facts & Figures Wie geht Mobimo bei einer Entwicklung

Mobimo strebt eine Zertifizierung nach

Arealfläche

50 000 m2

wie «Torfeld Süd» vor?

den Richtlinien der Deutschen Gesell-

Park

5000 m2

Unser Grundsatz lautet: «Wir kommen,

schaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)

Nutzung

1100 Arbeitsplätze

um zu bleiben.» Voraussetzung dafür ist

an. Was ist darunter zu verstehen?

380 Wohungen

gegenseitiger Respekt. Es ist in unserem

In der Schweiz sind wir die ersten, die

(Miete/Stockwerkeigentum)

Interesse, dass sich die Menschen, die

ein ganzes Stadtquartier nach DGNB

Retail, Gastronomie,

später dort wohnen, im neuen Quartier

zertifizieren lassen. DGNB bewertet

Gewerbe

wohlfühlen und diejenigen, die bereits

sowohl ökologische wie auch ökono-

Nachhaltigkeit DGNB Zertifikat «Stadt-

dort waren, sich auf das Neue freuen und

mische, soziale und technische Fakto-

quartiere» in Silber

es unterstützen.

ren, ja sogar den Prozess der Planung,

angestrebt

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INSPIRATION

L

DIE ICHTGESTALT

Die Mailänder Künstlerin Chiara Dynys muss reisen,

um bei sich anzukommen. Das Resultat dieses Prozesses ist Licht. Ein Atelierbesuch in Mailand. Text: Nina Merli Fotos: Lorenzo Palmieri

«Ich könnte ewig an dieser Fensterfront

im Wohnzimmer etwa thront eine Arbeit

stehen und hinausschauen», sagt Chiara

aus Plexiglas, daneben liegen stapelweise

Dynys. Sie zeigt auf die dichten Baum-

Broschüren und Werkkataloge, dazwischen

kronen im «Parco delle Basiliche», wie sie

Mitbringsel von Reisen – ihrem Lebens-

an diesem grauen Tag im Herbstwind

und Arbeitselixier.

tanzen: «Man wähnt sich auf dem Land und weiss sich doch mitten in der Gross-

«Ich bin eine Nomadin und habe mich

stadt. Solche Überlagerungen gefallen mir.»

ganz dieser Lebensform verschrieben, mit allen Konsequenzen», sagt sie und fährt

Und weil ihr gefällt, wenn sich die Dinge

sich dabei durch ihr perfekt frisiertes brau-

vereinen, dient ihr das Appartement im

nes Haar. Chiara Dynys ist eine gepflegte

Herzen Mailands nicht nur als Zuhause,

Erscheinung, eine typische, attraktive

sondern auch als Atelier. Keine Nische

Mittfünfzigerin aus der Modemetropole,

ohne ihre Werke. Keine Fläche, die unge-

scheint es. Deshalb fällt im ersten

nutzt bleibt: Auf dem schwarzen Flügel

Moment die Vorstellung nicht ganz einfach,

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wie diese Frau in der herben Wüste Syriens

Begonnen hat Dynys Mitte der Achtziger-

die Visualisierung der Entwürfe zuständig

einen Film über die Freundschaft zwischen

jahre mit grossformatigen Gemälden, um

ist und Andrea die logistische Arbeit über-

zwei Männern gedreht hat. Oder dass sie

sich später immer mehr auf Lichtinstal-

nimmt. «Man muss sich mein Appartement

sich am liebsten ganz allein ins Engadin

lationen zu spezialisieren. «Ich merkte:

als eine Art Kommandozentrale vorstellen,

verzieht, um ihre Gedanken zu ordnen. Je

Ich konnte mich noch intensiver mit dem

von wo aus die Produktion minutiös aufge-

länger man ihr zuhört, desto fassbarer

Element Licht auseinandersetzen, die-

gleist wird», sagt Dynys. Ist die Kopfarbeit

wird ihre Leidenschaft, ihre Sehnsucht nach

ser ‚Nicht-Materie’, die mich fasziniert wie

erledigt, werden die fertigen Pläne im Aus-

immer neuen Orten. «Wo immer ich kann,

kaum etwas anderes im Leben.» Inhaltlich

land realisiert. Zum Beispiel in Damaskus,

fotografiere ich die Menschen, befasse

sind ihre Werke mit demselben Leitmotiv

wo sie bis vor Kurzem sämtliche Lichtboxen

mich mit der Architektur und fülle meine

verbunden: Passagen, Übergänge in andere

für ihre Werke in Handarbeit herstellen

Skizzenbücher – fremde Länder sind meine

Dimensionen, Anfangs- und Endpunkte,

liess. In den aktuellen Kriegswirren ist das

grosse Inspirationsquelle.»

die sich suchen und den Kreis schliessen.

nicht mehr möglich. Doch noch trauriger macht Dynys, was ihr ihre Freunde berich-

Im übertragenen Sinn findet sich diese

ten: «Was in Syrien passiert, ist etwas vom

Kontinuität auch in ihrem persönlichen

Grausamsten, das ich je gehört habe.»

Leben: So kehrt die Nomadin immer wieder nach Mailand zurück. Die Stadt ist

Vor der Fensterfront ist ein Gewitter im

seit über zwanzig Jahren ihre Basis. Dynys

Anzug, der Himmel hat sich verdunkelt, der

braucht sie für die Umsetzung ihrer

Abend ist angebrochen. Die Zeit, in der

Projekte, wobei ihr Assistent Giovanni für

die Künstlerin am aktivsten ist. «Ich bin

Chiara Dynys und ihr Werk 1958 in Mantua, Italien, geboren, lebt und arbeitet die Künstlerin in Mailand. Sie stellt seit Mitte der 1980er-Jahre regelmässig aus und ist in wichtigen Sammlungen vertreten. Bilder: im Atelier (links), «Passage Video» (2010), Galleria Fumagalli (unten); «Più luce su tutto» (2010), Galleria Marie-Laure Fleisch (rechts).

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definitiv kein Morgenmensch», lacht Dynys. Vor drei oder vier Uhr morgens gehe sie so gut wie nie ins Bett. «Es ist für mich zum Ritual geworden, den Tag mit einem guten Film zu beenden, am liebsten einem alten Schwarzweiss-Klassiker.» Das helfe ihr abzuschalten und sich zu entspannen. Allerdings habe genau dieser Zustand wiederum zur Folge, dass sie eine Idee oder ein Gefühl viel konkreter beschreiben könne. Natürlich sei es ihr dann unmöglich, mit den Notizen bis zum Morgen zu warten.

«Es ist wohl einfach so: Ein Künstler kann nie loslassen, denkt immerzu an seine Kunst.» Sie schaut sich in ihrer Wohnung

«Ich könnte ewig an dieser Fensterfront stehen und hinausschauen»

um, diesem Spiegel jahrzehntelangen Schaffens: «Ich bin meine Arbeit.»

Ansicht der Eingangssituation «Secret Garden», give me your light, 2011, von Chiara Dynys. (Stahl, Plexiglas und Neon).

Dynys im «Secret Garden», Zürich

Installiert in der Wohnüberbauung «Secret Garden»*,

«Du bist mein Licht» leuchtet es grün von der

Zürich. Courtesy art agency, Zürich * Liegenschaft der Mobimo, Seite 32

Wand im Treppenhaus, und schräg gegenüber, oberhalb der Lifttür, antwortet ein roter

«Man soll sich in diesem Übergang von

Die acht Werke, geschwungene Neonröhren

Schriftzug «Gib mir dein Licht». Die Leucht-

draussen nach drinnen geborgen fühlen und

in Plexiglas, hat Dynys zu Paaren geordnet

objekte gehören zur achtteiligen Serie «Give

das Gebäude auch wieder mit einem guten

und in den vier Eingangsbereichen von

me your light», die Chiara Dynys für den

Gefühl verlassen», erklärt Chiara Dynys.

«Secret Garden» platziert. Jeder Passage

Zürcher Mobimo-Wohnungskomplex «Secret

Dieses Ziel erreicht die Künstlerin, indem sie

wurde eine der vier Schweizer Landes-

Garden» realisiert hat: Sie empfangen die

auf eine poetische Terminologie setzt und

sprachen zugewiesen, um das Gefühl von

Ankommenden in ihrer Rolle als öffentliche

sorgfältig aufeinander abgestimmte Farben

Gesamtheit und Zugehörigkeit zu verstärken.

Personen und begleiten sie in die Rolle einer

wählt.

Entwickelt wurde das Werk in Kooperation

Privatperson – oder umgekehrt.

mit der Zürcher Kunstvermittlungsagentur art agency. www.art-agency.ch Infos: www.secretgarden-zuerich.ch

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VERWANDLUNG

A

Bald passen die Puzzleteile perfekt

UTOGENE METAMORPHOSE

ineinander. Dann wird aus der alten Webmaschinenfabrik in Horgen eine exquisite Wunderwelt f체r Liebhaber von Oldtimern: das Meilenwerk Z체richsee. Text: Matthias M채chler Fotos: Urs Pichler

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Ein Erfolgsrezept erreicht die Schweiz: Nach Berlin, Düsseldorf und Stuttgart gibt es das Himmelreich für Oldtimer-Fans bald auch bei Zürich (1). Alles was der Oldtimer-Fan begehrt: Im Meilenwerk Zürichsee werden Kompressormodelle aus den Vorkriegsjahren ebenso zu bewundern sein wie alte Ferraris und Bentleys oder ehemalige Alltagsfahrzeuge wie der VW Käfer (2). Hier wird gehandelt, repariert und beraten. Shops für Rennsportartikel und technische Antiquitäten, exquisite Gourmetläden und Restaurants sind Teil der hochwertigen Atmosphäre (3). Hotspot für Events: Neben der faszinierenden Automobil-Ausstellung ist auch die traumhafte Sicht über den Zürichsee ein Argument (4).

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ALS FORUM FÜR FAHRKULTUR GREIFT DAS MEILENWERK FÜR OLDTIMER-FANS NACH DEN STERNEN. Solche Dimensionen sind revolutionär für die Schweiz: In der ehemaligen Webmaschinenfabrik der Firma Grob Textile in Horgen am Zürichsee entsteht ein gigantischer Laufsteg für rare Fahrzeuge. Auf 20 000 Quadratmetern wird das Meilenwerk die Geschichte des Autos präsentieren – nicht als muffiges Museum, sondern als emotionale, stylishe Erlebniswelt, 4

in der Gastronomie- und Clubbereiche, Werkstätten und ein Designhotel mit der Ausstellung verschmelzen. Kleine Gassen führen an den Glaskuben der Anbieter vorbei und machen das Gebäude in seiner Länge von 230 Metern über alle fünf Stockwerke befahrbar. Übrigens: Meilenwerk heisst das neue Mekka für Automobil-Aficionados nicht wegen des Dorfs am gegenüberliegenden Ufer des Sees, sondern wegen des Mutterhauses in Deutschland.

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GESPRÄCH

«Die Schweizer lieben das Mittelmass», sagt Sara Spiro. Genau das Gegenteil dessen, was sie mit ihrer Architektur will.

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GESPRÄCH

ARCHI TEKTUR IST WIE KOCHEN – REGIONAL UND SAISONAL Sie ist eine Ausnahmeerscheinung: Als eine der wenigen Frauen leitet Sara Spiro in der Schweiz alleine ein Architekturbüro, ihre Bauten sind robust, aber voller Sinnlichkeit und zeitloser Eleganz. Im Gespräch erklärt sie, warum Schweizer Architekten mehr Mut bräuchten. Und warum ihr Projekt «Meilenwerk» von oben bis unten von Autos befahrbar wird. Text: Jørg Himmelreich Fotos: Samuel Wimmer

Frau Spiro, sind Sie eine Einzelkämpferin?

Was heisst das?

Was für ein Bild?

Ich arbeite gern allein und intensiv an

Ich packe jedes Projekt anders an. Mal

Mein erster Gedanke ist oft bereits recht

meinen Projekten. Aber letztlich ist

beginne ich mit einfachen Skizzen oder

nah am fertigen Gebäude. Der Entwick-

Architektur ein Gemeinschaftswerk.

schneide etwas aus einer Schuhschachtel

lungsprozess ist dann allerdings weniger

Auch die Generalbauunternehmer und

aus, mal benutze ich bunte Filzstifte oder

gradlinig – weil ich der Wahrnehmung eines

Handwerker spielen eine grosse Rolle.

zeichne direkt am Computer.

Bauherrn zuerst auf die Spur kommen muss, um meine Vision mit der notwen-

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Und wie wichtig sind für Sie Modelle

digen Präzision zu kommunizieren zu

Dass er Spass macht, aber gleichzeitig

beim Entwerfen?

können. Es geht im Prozess immer um eine

todernst ist: Bauten sind immer eine

Ich bastle mir meine Modelle vor allem

Verdeutlichung, Präzisierung des Bildes.

sichtbare Antwort auf die unterschied-

im Kopf. Zu jedem Projekt stellt sich fast

lichsten Anforderungen des Lebens.

sofort ein Bild ein.

Gibt es Themen, die in Ihrer Arbeit

Und ich mag die Selbstständigkeit. Ich

immer wieder auftauchen?

fürchte nichts mehr als Routine.

Ich kann das andersherum besser

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beantworten: Es gibt Themen, die nicht

War das schon immer so?

In der Architektur äussern sich mitunter

vorkommen: Schattenfugen oder zu viele

Tatsächlich. Mein erstes Projekt erhielt ich

auch Zeitgeist und Geschmack – fast wie

Details.

von meiner Professorin Flora Ruchat-

in der Mode?

Roncati: Ich sollte die französische Mittel-

Ich habe in meiner Architektur nie versucht,

Trotzdem wirken Ihre Bauten sehr präzise.

schule an der Zürcher Bergstrasse, die ihre

modisch oder trendig zu sein. Architektur

Das Verdienst der Handwerker?

Tochter besuchte, in eine italienische

muss zwar dann gefallen, wenn sie entsteht,

Ich suche nach Robustheit. Aber ich

umbauen. Natürlich war das Budget klein,

aber genauso wichtig ist, dass sie es über

entwickle Entwürfe nicht aus der Konstruk-

aber die Qualität musste den hohen Anfor-

lange Zeit tut. Meine Bauten sollen in fünfzig

tion oder vom Material her, sondern aus

derungen des Kantons Zürich genügen. Das

Jahren noch Gültigkeit haben. Aber das tut

den räumlichen Aspekten und der Licht-

zwingt zur Kreativität. Auch wenn bei meinen

gutes Modedesign auch – so wie die Blue-

situation. Ein Entwurf muss so robust sein,

ersten Aufträgen die Budgets grundsätzlich

jeans, die seit 150 Jahren getragen werden.

dass ihn Einsparungen der Ausführung

klein waren, habe ich von Anfang an Luxus

nicht zerstören können.

produziert.

Was braucht es, damit Architektur ihre Gültigkeit bewahrt?

Sie leben zurückgezogen, gehen nicht gern

Was verstehen Sie unter Luxus?

Sie muss die Bedürfnisse von Menschen, den

an Vernissagen, Vorträge oder Veranstaltun-

Luxus hat für mich nichts mit Geld, Mate-

Kontext von Stadt und Landschaft, aber auch

gen. Wie akquirieren Sie Ihre Projekte?

rialien, Oberflächen oder Marken zu tun,

die Ausrichtung im Licht und im Gelände

Ich akquiriere nie. Die meisten Aufträge

sondern mit kreativem Reichtum im Über-

berücksichtigen. Materialien müssen robust,

erhalte ich von Leuten, die Bauten von mir

fluss. Architektur ist erst dann spannend,

aber sie dürfen nicht unempfindlich sein. Ein

gesehen haben. Dann rufen sie einfach an.

wenn sie mehr ist als Pragmatismus.

Sandstein beispielsweise kann wunderbar

Schnell dahingeworfene Skizzen: Sara Spiro packt jedes Projekt anders an. Doch am Anfang ist immer das Bild im Kopf.

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«MEINE BAUTEN SOLLEN IN FÜNFZIG JAHREN NOCH GÜLTIGKEIT HABEN.»

altern, obwohl er sehr fleckempfindlich ist.

«Ich fürchte nichts mehr als die Routine»:

Eine lebhafte Patina ist oft interessanter als

Architektin Sara Spiro im Gespräch mit Jørg Himmelreich.

ein Material, an dem ich die Spuren der Zeit

Er ist Redaktor der Schweizer Architektur- und Designzeitschrift «Hochparterre»

nicht sehe.

und kennt die Werke der Zürcher Architektin seit Jahren.

Das klingt, als suchten Sie nach sinnlichen Materialien. Ich suche sie nicht. Als Architektin muss ich vielmehr darauf achten, sie nicht zu unterdrücken. Wenn die Bewohner sich in der Architektur wohlfühlen, entsteht die Sinnlichkeit automatisch.

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VIER LIEBLINGSBAUTEN ANDERER ARCHITEKTEN Parlaments- und Senatsgebäude, Oscar Niemeyer, Brasilia / Brasilien, 1958-1960 «Die Formen der riesigen Schalen waren zu ihrer Zeit völlig neu in der Architektur. Oscar Niemeyer war überzeugt, dass Architektur auch Sache der Einbildungskraft und der Poesie sei.»

Sie haben Projekte in São Paulo, London,

Während meines Studiums habe ich in

der Lärmimission sind alle Blicke auf die

Paris und Rom. Wie unterscheidet sich das

São Paulo ein Praktikum gemacht und

andere Seite, zur riesigen Fläche des Sees,

Bauen im Ausland von dem in der Schweiz?

dabei verschiedene Bauten von Mendes

orientiert. Im Inneren gibt es jedoch Atrien,

Man muss mit dem arbeiten, was vor-

da Rocha kennengelernt. Ich schätze ihn

durch die man die Landschaft hinter der

handen ist. In Brasilien kann man beispiels-

als Mensch und liebe seine Bauten –

Strasse ansteigen sieht und durch welche

weise traumhafte Holzböden machen las-

robust und gewaltig und dennoch nicht

die Sonne in die Räume scheint. Der Innen-

sen, und dank dem warmen Klima müssen

erdrückend. Der menschliche Massstab

raum ist also optisch auf beiden Seiten mit

Verglasungen und Fassaden nicht isoliert

bleibt immer gewahrt, und die Gebäude

dem Aussenraum verknüpft.

und verputzt sein. Beton ist zwar praktisch,

stehen so präzise in der Landschaft, dass

aber verhältnismässig teuer. Manpower

sie sie nicht verletzen.

Wie beurteilen Sie die zeitgenössische Schweizer Architektur?

hingegen ist preiswert. Man versucht also, mit Kassettendecken und dünn auslaufen-

Fliessen Inspirationen aus da Rochas

Ich finde sie zu nüchtern und zu standar-

den Bodenplatten möglichst viel Beton zu

Arbeiten eigentlich auch in Ihre eigenen

disiert. Die Schweizer lieben das Mittel-

sparen.

Arbeiten ein?

mass. Jeder Dritte fährt einen schwarzen

Absolut. Etwa bei der 2008 fertiggestellten

oder silbernen Audi – gute Qualität, aber

Wenn wir grad von Brasilien sprechen: Einer

Wohnanlage Schooren in Kilchberg, einem

langweilig. Da schaut man lieber auf den

Ihrer Lieblingsbauten ist der Club Athletico

120 Meter langen Bau auf einem schwie-

Citroën, der Wenigen gefällt, aber dafür

Paulistano von Mendes da Rocha. Haben

rigen, aber spannenden Grundstück. Die

Sie ein Faible für brasilianische Architektur?

Strasse liegt auf der Südseite, doch wegen

MO MA BI GA MO ZIN

24


Sporthalle des Club Athletico Paulistano, Paulo

Prairie House, Herb Greene,

Mendes da Rocha, São Paulo / Brasilien, 1958

Norman / Oklahoma / USA, 1960

«Trotz der unglaublich kräftigen, plastischen Wirkung

«Das Eigenheim des Architekten scheint aus der

der Elemente scheint das Objekt zu schweben –

Savanne herausgewachsen zu sein. Es gleicht

ähnlich wie beim Stadion Letzigrund – der mit Abstand

einem Prairie Chicken, das sich an die trockene

beste Bau der letzten Jahre in Zürich.»

Savanne mit ihren orkanartigen Winden angepasst hat. Dank seiner Konstruktion aus Aluminium und Holz wirkt das Haus zugleich fragil und widerstandsfähig.» Beach House, Nonda Katsalidis, Victoria / Australien, 1992 «Das Haus wirkt wie ein gestrandetes Objekt. Der hohe Tag-Teil erinnert an einen umgedrehten Container. Der niedrigere Teil mit den Nachträumen gleicht einer aus Paletten zusammengezimmerten Kiste. Dies ist mein ruraler Lieblingsbau.

Charakter hat. Es braucht in der Schweiz

Sie arbeiten zurzeit am Meilenwerk in

ten Nut zungen an. Alles findet hinter Glas

mehr Freude an Formen und weniger

Horgen. Hier steht für einmal nicht das

statt, nichts ist versteckt. Man kann

Angst, mal danebenzutrampeln.

Wohnen, sondern das Auto im Vordergrund.

zusehen, wie ein Maserati auf einer Bühne

Richtig. Aber auch wenn ich selber gern Auto

gewartet oder repariert wird, während

Sie sagen, man müsse beim Planen auf

fahre: Dass ich ein Projekt für Autos mache,

nebenan Fahrzeuge schon geputzt beim

die regionalen Besonderheiten eingehen.

ist Zufall. Ich arbeite in der Region und

Händler stehen.

Genau. In der Architektur ist es wie beim

wurde deshalb zum Wettbewerb eingeladen. Sie sind eine der wenigen Frauen, die

Kochen. Ich benutze gern die Zutaten, die einfach erhältlich sind, halt je nach Saison,

… den Sie auch gewonnen haben.

alleine ein Architekturbüro leiten.

oder Einkaufsort. Was erhältlich ist, reicht

Mein Entwurf macht es möglich, die

Das wird sich bald ändern. Bereits heute

vollkommen aus. Ich könnte hundert Jahre

240 Meter lange, ehemalige Textilmaschi-

studieren mehr Frauen als Männer an

kochen und wäre noch lange nicht am Ende

nen-Produktionshalle auf ihren fünf

der ETH Architektur. Aber nicht alle Frauen

der Regale in einem grossen Coop ange-

Geschossen vollständig befahrbar zu

schliessen ihr Studium auch ab oder

kommen. Übertragen auf die Architektur:

machen. Das Meilenwerk umfasst Werk-

machen sich selbstständig. Obwohl Archi -

Ich muss keine neuen Bauteile und Details

stätten, Händlerplätze, Showrooms, Bist-

tektur eigentlich ein perfekter Frauenberuf

erfinden, es liegt nur an der Fantasie.

ros und Autoeinstellboxen. Dabei vermei-

ist: Man braucht nur einen Computer,

den wir den Eindruck eines Warenhauses

Stifte und Papier, dann kann ich – auch

und bieten stattdessen eine Spazier-

als Mutter – überall arbeiten.

und Fahrgasse entlang der verschiedens-

MO MA BI GA MO ZIN

25


SARA SPIROS EIGENE PROJEKTE

GM House, Herrliberg

EGLI Racing, Bettwil

Schooren, Kilchberg

Würden das Ihre Kinder auch so sehen?

Aber es ist eine Herausforderung an

Meine Kinder haben davon profitiert, dass

die persönliche Work-Life-Balance?

ich Architektin bin. Sie haben beobachtet,

Für mich ist alles «life», auch die Arbeit

wie ich mich in Projekte vertiefe und was

an der Architektur. Sie zieht mich an wie

dabei herauskommt. Zudem ist es gut,

ein Magnet. Auch auf der einsamen Insel

eine Mutter zu haben, die nicht dauernd

wären die paar Werkzeuge, die es dazu

präsent ist. Das gibt Freiheiten und macht

braucht, dabei. Architektur ist nicht bloss

«Architektur ist mein Leben»: Sara Spiro

selbstständig.

meine Arbeit, sondern mein Leben.

Die in Zürich geborene Architektin arbeitete nach ihrem Studium an der ETH Zürich bei Santiago Calatrava. 1988 eröffnete sie ihr Atelier in Zürich. Derzeit beschäftigt sie acht Mitarbeitende. Sie verwirklichte Projekte in Zürich, Paris, London und São Paulo. Der Schwerpunkt liegt auf Wohn- und Bürobauten sowie Resorts.

MO MA BI GA MO ZIN

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M O B I M O P O RTF O LI O

MO MA BI GA MO ZIN

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E I N GARTE N U NTE R F R E I E M H I M M E L

Mit dem Bau dreier neuer Gebäude, «Les

eine natürliche und sinnvolle Weiterent-

Das Gebäude A wird die Musikhochschule

Pépinières», beginnt in der weiteren Ent-

wicklung der vorhandenen Umgebung.

(Konservatorium) mit einem Konzertsaal

wicklung des Flon-Quartiers eine neue

Wir respektieren die architektonische

mit 266 Plätzen beherbergen. Im Gebäude B

Phase. «Die drei Gebäude runden die

Vielfalt, die Geschichte des Quartiers

sind Büro und Detailhandel geplant.

Südzone der Esplanade du Flon ab», er-

und die vor Ort bestehende Grünzone.»

Das bedeutendste Gebäude des Projektes

klärt Sonia Romano, Direktorin Mobimo Lausanne. «Es handelt sich dabei um

MO MA BI GA MO ZIN

ist das Gebäude C. Es hat die grösste

28

Fläche und wird das Verschwinden der


Sonia Romano, Directrice, Mobimo Lausanne Les immeubles de la Suisse romande sont gérés par l’équipe de Lausanne. Le portefeuille immobilier de Suisse romande représente une cinquantaine d’immeubles qui sont répartis à raison de 80% en objets commerciaux et 20% en logements. La gestion et la mise en valeur du quartier du Flon constitue néanmoins, à ce jour, l’activité principale de l’équipe de Lausanne.

La plupart des collaboratrices et collaborateurs de Mobimo Lausanne sont issus de LO Holding Lausanne-Ouchy SA. Grace à l’équipe en place constituée de 18 personnes à Lausanne, nous avons pu conserver la maîtrise et la connaissance de notre parc immobilier. Nous pouvons ainsi représenter et promouvoir Mobimo en Suisse Romande, de manière optimale.

Nous partageons avec Mobimo des valeurs et une vision communes. Nous sommes une équipe très motivée et entretenons une formidable collaboration avec Moaktuellen Grünflächen mit einem knapp

Burkhardt + Partner AG beleben das Flon-

bimo Küsnacht. Nous avons appris à nous

700 m grossen, wunderschönen öffent-

Quartier und bieten den dynamischen Mix

connaître, à nous apprécier et à développer une

lichen Dachgarten kompensieren. Nebst

zwischen Kultur, Ausbildung, Unterhaltung,

véritable collaboration depuis 2009, ce qui per-

mehreren Restaurants und einer Disco/

Shopping, Büros und Entspannung zu jeder

met d’envisager l’avenir avec optimisme et confi-

Bar wird das Freizeitangebot durch ein

Tages- und Nachtzeit. Der Baustart erfolgte

ance. Nous pouvons donc compter sur le soutien

Bowling-Center mit 10 Bahnen ergänzt.

MOdie MA im April 2012 und Gebäude werden im

du Groupe pour poursuivre notre dynamique et

2

Die drei Gebäude des Architekturbüros

BI GA Frühjahr 2014 MO bezugsbereit ZIN sein.

29

ambitieux développement sur l’arc lémanique.


L AU S A N N E

ZÜRICH

L AU S A N N E

TO P F I F T E E N

La Poste Avenue d’Ouchy 4–6

Ilot du Centre Rue Beau Séjour 8

Dieses Gebäude ist Teil un-

Die Immobilie beherbergt ins-

Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit öffnete der Mobimo Tower

seres Entwicklungsareals mit

gesamt 107 1– bis 5,5-Zimmer-

im August 2011 seine Tore. Das elegante Hochhaus, entworfen

12 600 m2 an zentralster Lage,

Wohnungen, ist kompakt ge-

vom renommierten Basler Architekturbüro Diener & Diener prägt

nahe beim Bahnhof Lausanne,

baut und umfasst verschiedene

mit seinen 81 m Metern Höhe und 24 Stockwerken die Silhouette

und zeichnet sich u. a. durch

Wohnungsformen (Garten-,

von Zürich West. Der Tower beherbergt auf den ersten 15 Ge-

seine einmalige unverbaubare

Maisonette- und Attikawoh-

schossen das Renaissance Zürich Tower Hotel und bietet in den

Sicht auf den Lac Léman, die

nungen). Alle Wohnungen sind

obersten neun Stockwerken luxuriöse Eigentumswohnungen.

Stadt und die Alpen aus.

nach Süden ausgerichtet

Region

Region

und besitzen eigene Terrassen.

Mobimo Tower Hotel Turbinenstrasse 20

Zürich

Marktwert 130 510 TCHF

Marktwert 100 630 TCHF

Nutzfläche 17 874 m2 Baujahr

2011

Nutzung

Hotel und Stockwerkeigentum

Genfersee

Nutzfläche 33 417 m2

MO MA BI GA MO ZIN

Baujahr

1962

Nutzung

Geschäftshaus

30

Region

Genfersee

Marktwert 73 620 TCHF Nutzfläche 10 211 m2 Baujahr

2011

Nutzung

Mietwohnungen


HORGEN

ZÜRICH

L AU S A N N E

KREUZLINGEN Ziil Center Leubernstrasse 3

Les Mercier Voie du Chariot 4–7

Hochhaus Hardturmstrasse 3/5

Holzbach Seestrasse 43–69

Modernes Einkaufszentrum,

Der Geschäftsbau beinhaltet

Eine Geschäftsliegenschaft

Neu erstellte familienfreund-

das sämtliche Bedürfnisse ab-

Ladenlokale, die unterirdisch

im vom Verkehr hervorragend

liche Wohnüberbauung in

deckt. Hauptmieter sind Coop

mit dem «Parking du Centre»

erschlossenen Stadtentwick-

unmittelbarer Nähe des Zürich-

sowie Coop Bau + Hobby.

sowie mit der Metrostation

lungsgebiet Zürich-West.

sees, des Bahnhofs und des

Region

M2 verbunden sind. Im EG

Markanter, weit herum sicht-

Zentrums.

und in den oberen Stock-

barer Büroturm.

Region

werken befinden sich Büro-

Region

Marktwert 53 900 TCHF

und Gewerberäumlichkeiten.

Marktwert 57 930 TCHF

Ostschweiz

Marktwert 66 660 TCHF Nutzfläche 17 835 m2 Baujahr

1983/2003

Nutzung

Geschäftshaus

Region

Genfersee

Marktwert 60 370 TCHF Nutzfläche 10 468 m2 Baujahr

2008

Nutzung

Geschäftshaus

MO MA BI GA MO ZIN

Zürich

Nutzfläche 8 228 m2 Baujahr

1974

Nutzung

Geschäftshaus

31

Zürich

Nutzfläche 8 606 m2 Baujahr

2011

Nutzung

Mietwohnungen


Secret Garden Manessestrasse 190/192 Apollo Stauffacherstrasse 41

Port Franc / Rue de Geneve

Region

Region

Zürich

Region

Zürich

Marktwert 48 990 TCHF Nutzfläche 6 583 m2

Genfersee

Marktwert 47 820 TCHF

Marktwert 48 020 TCHF

Nutzfläche 6 793 m2

Nutzfläche 9 971 m2

Baujahr

1990

Baujahr

Nutzung

Geschäftshaus

Nutzung

Baujahr

2012

Nutzung

Mietwohnungen

Oh!mega Katzenbachstrasse 221–231 Region

Zürich

Marktwert 45 700 TCHF Nutzfläche 7 961 m2 Baujahr

2009

Nutzung

Mietwohnungen

2007

Die neue Überbauung mit 52

und Stockwerk-

Geschäftshaus

Mietwohnungen steht mitten

eigentum 2009 erstellte Wohnüberbau-

facher, einem wichtigen inner-

Sol dieses Gebäudes befinden

tier der pulsierenden Gross-

ung in ruhiger grüner Lage mit

städtischen Verkehrsknoten,

sich Verkaufslokale, die oberen

stadt Zürich. Die Wohnungen

insgesamt 138 Wohnungen.

befindet sich diese attraktive

Stockwerke werden als Büro-

sind im Eigentumsstandard er-

Optimale Erschliessung

Büro-Geschäftsliegenschaft.

räumlichkeiten genutzt.

stellt und Minergie-zertifiziert.

durch den öffentlichen Verkehr.

ZÜRICH MO MA BI GA MO ZIN

32

ZÜRICH

in einem multikulturellen Quar-

L AU S A N N E

Im Erdgeschoss und im Sous-

ZÜRICH

An zentraler Lage am Stauf-


Am Pfingstweidpark (Baufeld C) Region

Zürich

Marktwert 59 060 TCHF Nutzfläche 10 040 m2 Baujahr

2013

Nutzung

Mietwohnungen

Sternmatt 6 Region

Zentralschweiz

Marktwert 37 860 TCHF Nutzfläche 27 605 m2 Baujahr

1986

und Gewerbe/

Nutzung

Geschäftshaus

Retail

Die prägnante Geschäfts-

Labitzke Albula-Hohlstrasse Region

Zürich

Meilenwerk Seestrasse 93

Marktwert 34 050 TCHF

Region

Nutzfläche 7 712 m2

Marktwert 32 110 TCHF

Baujahr

k.A.

Nutzfläche 19 099 m2

Nutzung

Mietwohnungen,

Baujahr

1956

Gewerbe/Retail

Nutzung

Geschäftshaus

Zürich

aussergewöhnlich verkehrs-

Das Areal liegt gut erschlossen

In diesem sehr verkehrs -

den Mobimo Tower angrenzt,

günstig und ist perfekt mit den

zwischen der Hohlstrasse

günstig gelegenen Gebäude

96 Mietwohnungen sowie im

öffentlichen Verkehrsmitteln

und der Albulastrasse. Der

ist die Realisierung des

Erdgeschoss 1300 Quadratme-

sowie über die Autobahn A2

Bahnhof Altstetten ist zu Fuss

«Meilenwerk Zürichsee»

ter für Gewerbe/Retail.

erreichbar.

in fünf Minuten erreichbar.

geplant.

KRIENS

MO MA BI GA MO ZIN

33

HORGEN

diesem Gebäude, das direkt an

ZÜRICH

liegenschaft «Sternmatt» liegt

ZÜRICH

Bis Sommer 2013 entstehen in


E NTWICKLU NG: D I E B U T T E R A U F D E M B R OT Andreas Hämmerli und Peter Grossenbacher im Gespräch Text: Caspar Schärer Foto: Michael Kessler

Welche Rolle spielt der Entwicklungssektor

ausgebaut worden und umfasst heute etwa

bei Mobimo?

dreissig Mitarbeitende vom Projektent-

Andreas Hämmerli Mit der Immobilien-

wickler über den Projektmanager bis hin

entwicklung produzieren wir langfristig

zum Verkäufer.

für das Portfolio. Wir sichern uns einzelne

Andreas Hämmerli Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Entwicklung

Peter Grossenbacher Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Portfoliomanagement

Grundstücke oder gleich ganze Areale,

Es bleibt also alles in einer Hand,

aus denen kontinuierlich Immobilien in das

sogar bis zur Erstvermietung?

Portfolio fliessen.

Peter Grossenbacher Ja, denn es ist

Peter Grossenbacher In den letzten

von Vorteil, wenn wir all diese Tätigkeiten

Jahren haben viele Investoren die Immo-

im Haus ausführen können. So haben

bilien (wieder) entdeckt und ihre Portfo-

wir immer die Finger am Puls des Marktes

lios mit Immobilienanteilen erweitert. Das

und sind in der Hinsicht nicht auf Dritte

führt dazu, dass der Preisdruck auf inte-

angewiesen.

ressante Objekte erheblich zugenommen

Andreas Hämmerli Es gibt einen

hat. Die meisten Investoren kaufen fertige

weiteren Grund: Mit dieser ganzen durch-

Gebäude, und das hält den Druck zusätz-

gehenden Kette an Immobilien-Dienst-

lich hoch. Wir hingegen produzieren selber

leistungen erreichen wir eine sehr hohe

und können so die Entwicklungsmarge im

Kundenzufriedenheit.

Haus behalten. Das hat direkte Auswirkungen auf die Rendite.

Welchen Stellenwert hat die Entwicklungsabteilung bei Mobimo?

Hat Mobimo für die Entwicklung eine

Peter Grossenbacher Mobimo hat ein

neue Abteilung aufgebaut?

Portfolio im Wert von etwa 2,2 Milliarden

Andreas Hämmerli Mobimo hatte schon

Franken. Das Ziel ist, einen Viertel davon

immer eine Entwicklungsabteilung, die

in die Entwicklung zu investieren. Dies

allerdings früher stark geprägt war vom

betrifft Neubauten und Liegenschaften aus

Sektor des Stockwerkeigentums. Diese

dem Portfolio, die weiterentwickelt werden.

Abteilung ist in den letzten Jahren kräftig

Ein Beispiel dafür ist das Letzigraben-Areal

MO MA BI GA MO ZIN

34


in Zürich – ein Gewerbeobjekt, das tech-

nen; da gilt es zunächst, Planungsgrund-

Zusammenfassend: Unterscheidet die

nisch und wirtschaftlich demodiert war.

lagen zu schaffen und die Rechtsgültigkeit

aktive Entwicklungstätigkeit Mobimo von

Dort haben wir einen Architekturwettbe-

von Quartierplänen, Gestaltungsplänen

der Konkurrenz?

werb durchgeführt und werden das Sieger-

usw. zu erwirken. Das kann auch zu Volks-

Andreas Hämmerli Mobimo ist Endinves-

projekt voraussichtlich ab 2014 realisieren.

abstimmungen führen.

tor, Mobimo investiert nachhaltig und langfristig. Ein klassisches General- oder

Wie kam das Letzigraben-Grundstück in

Das heisst aber auch, dass das

Totalunternehmen investiert, um zu ver-

den Besitz von Mobimo?

Entwicklungsgeschäft einiges komplexer

kaufen. Das sind grundsätzlich andere

Peter Grossenbacher Das Grundstück

geworden ist.

Modelle. Wenn wir von Nachhaltigkeit

wurde mit der Absicht gekauft, darauf neu

Peter Grossenbacher Das kann man so

sprechen, bedeutet das, dass wir unsere

zu bauen. Aufgrund von laufenden Verträ-

sagen, ja. Aber wir können das; wir wissen,

Liegenschaften langfristig halten, bewirt-

gen und des langen Planungsvorlaufes bei

wie das geht.

schaften und unterhalten. Wir wollen

einem solchen Vorhaben dauerte die Ent-

Andreas Hämmerli Beim Kauf der einzel-

bei unseren Mietobjekten Wartelisten und

wicklung ein paar Jahre. Das war aber nicht

nen Grundstücke und Areale achten wir

keine Leerstände. Wir sind Besitzer, und

weiter schlimm, da wir ja ein verzinstes

natürlich auf die Lage, Lage, Lage. Wich-

ein Besitzer engagiert sich einfach anders

Objekt hatten, das weiterhin genutzt wurde

tigstes Kriterium ist die Zentralität, die An-

für seine Gebäude.

und deshalb die Mieteinnahmen konstant

bindung an den öffentlichen und privaten

Peter Grossenbacher Es gibt eine weitere

blieben und der Kaufpreis verzinst wurde.

Verkehr sowie die vorhandene Infrastruk-

Konkurrenz: die börsenkotierten Immo-

tur. Solche zentralen Areale eignen sich

bilienunternehmungen und Immobilien-

Kann man aus diesem Beispiel ableiten,

auch gut für eine Zwischennutzung. Der

fonds. Diese bauen in der Regel nicht oder

dass die Entwicklung einen langen Atem

Ertrag dieser Zwischennutzung während

nur sehr wenig, stützen sich auf ihr Bestan-

braucht?

der Entwicklungsphase gibt uns den

desportfolio, kaufen fertige Produkte und

Andreas Hämmerli Es kommt auf die

nötigen Spielraum in der zeitlichen Kompo-

verwalten das Portfolio. Das tun wir auch,

Grösse und Komplexität der Objekte an.

nente einer Entwicklung.

und damit verdienen wir unser Brot. Aber

Bei Einzelobjekten kann es durchaus

durch die Entwicklungskompetenz verdie-

schnell gehen, bei Arealentwicklungen

nen wir uns die Butter auf das Brot. Das ist

wie etwa auf dem Areal Torfeld Süd Aarau

der Unterschied.

muss man gut mehrere Jahre einberech-

MO MA BI GA MO ZIN

35


P ROJ E K T VOR STE LLU N G Kürzlich fertiggestellt oder Bau weit for tgeschrit ten

Adliswil «Wilacker»

Horgen «Holzbach»

Horgen «Visidea»

Horgen «Wisental»

57 Wohnungen (StWE)

80 Wohnungen (Miete)

48 Wohnungen (StWE)

43 Wohnungen (StWE)

Investition ca. CHF 57 Mio.

Investition ca. CHF 49 Mio.

Investition ca. CHF 58 Mio.

Investition ca. CHF 48 Mio.

Bauende

Bauende

Bauende

Bauende

Sommer 2012

Sommer 2010

Sommer 2010

Herbst 2013

Projek te in Planung oder Baustar t kürzlich er folgt

Affoltern am Albis «OVA-Areal»

Kriens «Mattenhof»

Luzern «Büttenenhalde»

Meilen «Feldgüetliweg»

42 Wohnungen (Miete)

Business City

24 Wohnungen (StWE)

14 Wohnungen (StWE)

48 Seniorenwohnungen

Investition ca. CHF 146 Mio.

Investition ca. CHF 26 Mio.

Investition ca. CHF 26 Mio.

Seniorenzentrum (120 Pers.)

Bauende

Bauende

Bauende

Sommer 2016

Investition ca. CHF 75 Mio. Bauende

Frühling 2014

MO MA BI GA MO ZIN

36

Frühling 2015

Frühling 2015


Wädenswil «Triton»

Winterthur «Museumstrasse»

Zürich «Am Pfingstweidpark»

Zürich «Schilf»

16 Wohnungen (StWE)

18 Wohnungen (StWE)

144 Wohnungen (StWE)

11 Wohnungen (StWE)

Investition ca. CHF 22 Mio.

Investition ca. CHF 18 Mio.

96 Wohnungen (Miete)

Investition ca. CHF 22 Mio.

Bauende

Bauende

Investition ca. CHF 206 Mio.

Bauende

Herbst 2011

Frühling 2011

Bauende

Ende 2012

Herbst 2013

Regensdorf «Sonnenhof»

Zürich «Badenerstrasse»

Zürich «Collina»

Zürich «Letzigraben»

141 Wohnungen (Miete / StWE)

44 Wohnungen

17 Wohnungen (StWE)

68 Wohnungen (Miete)

Investition ca. CHF 76 Mio.

Investition ca. CHF 42 Mio.

Investition ca. CHF 22 Mio.

Investition ca. CHF 44 Mio.

Bauende

Bauende

Bauende

Bauende

Sommer 2015

Sommer 2014

MO MA BI GA MO ZIN

37

Herbst 2014

Anfangs 2016


Z U K U N F T S M U S I K : A G G LO L A C Auf dem ehemaligen Expo-Areal in Biel und Nidau soll ein attraktives Wohnquartier an einmaliger Seelage entstehen. Als Investor und Projektentwickler haben die Behörden Mobimo an Bord geholt. Text: Matthias Mächler Visualisierungen: René Giger

Auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Biel und Nidau soll ein riesiges neues Quartier entstehen. Der Weg dahin ist allerdings noch weit.

Man steht noch ganz am Anfang der Vision

alleine tragen. Wir sind auf einen finanz-

ums zeigt sich Mobimo bereit, Mehrheits-

AGGLOlac, es gibt erste Skizzen, Absichts-

starken Partner mit Erfahrung in der Ent-

beschlüsse zu ermöglichen (die Städte Biel

erklärungen, Vorverträge. Doch ein wesent-

wicklung von Projekten dieser Grösse und

und Nidau haben zusammen die Mehrheit

licher Meilenstein ist erreicht: Die Städte

Komplexität angewiesen. Und wir haben

in diesem Gremium); das konnten uns die

Nidau und Biel haben sich für einen priva-

jemanden gesucht, der alle Leistungen aus

anderen Bewerber nicht zusichern. Ausser-

ten Investor und Projektentwickler ent-

einer Hand anbietet, ohne weitere Partner

dem bleiben die planungsrechtlichen

schieden. Biels Stadtpräsident Erich Fehr

im Hintergrund. Mobimo bringt so gesehen

Kompetenzen weiterhin in unserer Hand.

erklärt, warum die Wahl auf Mobimo fiel.

ideale Voraussetzungen mit.

Mobimo verhält sich flexibel und kooperativ – und hat diese Haltung bereits bei ande-

Herr Fehr, warum haben die Städte Biel

Geben Sie mit einem privaten Projektent-

ren Projekten bewiesen, die wir studieren

und Nidau für das Projekt AGGLOlac einen

wickler nicht zu viel Macht aus der Hand?

konnten.

privaten Partner gesucht?

Das hat uns bei der Offerte von Mobimo

Als öffentliche Hand können wir das finan-

besonders gefallen: Für den Fall von

zielle Risiko eines solchen Projekts nicht

Differenzen innerhalb des Lenkungsgremi-

MO MA BI GA MO ZIN

38


Apropos Finanzen, in welcher Grössenord-

Danach wird unter anderem bestimmt, wel-

nung bewegt sich die Offerte von Mobimo?

che Flächen freigehalten werden können

Auch da präsentierte Mobimo das attrakti-

und/oder sollen. Dabei spielen verschie-

vere Kaufpreisangebot als ihre Mitbewerber

dene Faktoren eine Rolle wie die Anforde-

– mit einem festen Preis von 917 Franken

rungen der Archäologie, die Verhältnisse

pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche

des Baugrundes oder die Anforderungen

(BGF). Also rund 110 Millionen Franken ins-

des Ortsbildschutzes (ISOS). Zudem soll im

gesamt, ausgehend von den heutigen An-

Rahmen des Wettbewerbs auch aufgezeigt

nahmen betreffend die realisierbare BGF.

werden, dass genügend und attraktive Freiräume geschaffen werden können.

Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit

Mobimo unterbreitete zudem ein transpa-

mit Mobimo?

rentes System zur Anpassung des Kaufprei-

Die bemerkenswerte Erfahrung mit ähnlich

ses an die Teuerung und offerierte einen

komplexen Projekten und politischen Ab-

Bonus von 2 bis 6 Millionen Franken für den

läufen wird es Mobimo ermöglichen,

Fall, dass der Landkaufvertrag innerhalb

während des gesamten Prozesses auf pro-

von drei bis fünf Jahren beurkundet wird.

aktive und ruhige Weise vorzugehen, obwohl dieses Projekt nicht einfach wird

Wie gehts jetzt weiter?

und bestimmt von allen Seiten gute Nerven

Als nächster Schritt soll das Geschäft im

verlangt. Die finanzielle Kapazität und

Juni kommenden Jahres den Stadträten von

Sicherheit machen Mobimo zu einem zu-

Nidau und Biel unterbreitet werden.

verlässigen Partner.

Dann folgt der städtebauliche Wettbewerb.

Vorschusslorbeeren Der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr über Mobimo: «Mit diesem Partner gewinnen wir nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch viel Erfahrung mit Projekten in dieser Grösse und Komplexität.»

MO MA BI GA MO ZIN

39


M O B I M O -T E A M K Ü S N A C H T

MO MA BI GA MO ZIN

40


ÜBER UNS Die Mobimo-Gruppe wurde 1999 gegründet und verfügt heute über einen attraktiven Portfoliomix von Anlageobjekten mit stabilen Erträgen und Entwicklungsobjekten mit hohem Wertsteigerungspotenzial. Das Portfolio beinhaltet derzeit 127 Liegenschaften im Wert von rund CHF 2,3 Milliarden mit einem Soll-Mietertrag von ca. CHF 100 Millionen pro Jahr.

Derzeit plant und realisiert Mobimo Anlage- und Entwicklungsobjekte mit einem Investitionsvolumen von rund CHF 1,6 Milliarden. Neben diesen Objekten bietet Mobimo Entwicklungsleistungen für Dritte bis hin zu schlüsselfertigen Immobilienanlagen für institutionelle und private Investoren an. Dabei werden Gebiets- Areal- und Projektentwicklung marktgerecht und nachhaltig realisiert.

Mobimo weist konstant eine hohe Ausschüttung aus. Seit dem Börsengang 2005 wurden jedes Jahr CHF 9.00 in Form einer verrechnungssteuerfreien Nennwertrückzahlung an die MobimoAktionäre ausbezahlt. Die Ausschüttungsrendite der letzten sechs Jahre betrug jeweils rund 5%, berechnet auf dem jeweiligen Jahresendkurs der Aktie.

Weitere Informationen unter www.mobimo.ch

Es sind nicht alle Mitarbeitenden auf diesem Bild vertreten. Foto: Michael Kessler

MO MA BI GA MO ZIN

41


N A C H H A LT I G K E I T Interview mit Christoph Caviezel, CEO Text: Matthias Mächler Foto: Michael Kessler

chen Verkehr – und grösstmögliche Transparenz.

schung gefördert und der Energieverbrauch

Diesen Ansprüchen versuchen wir gerecht zu

reduziert. Mit unserem nachhaltigen Ansatz

werden, ohne unsere betriebswirtschaftlichen

stärken wir nicht nur das Image unserer Kunden,

Ziele zu vernachlässigen. Damit erzielen wir einen

sondern auch unsere eigene Geschäftsentwick-

Wettbewerbsvorteil.

lung.

Herr Caviezel, welche Bedeutung hat

Das ist nicht erst seit gestern so:

Die Nachhaltigkeit bezieht sich vor allem

Nachhaltigkeit für Mobimo?

Mobimo beschäftigt sich schon lange

auch auf das Mobimo-Portfolio?

Die Immobilienbranche befindet sich in einem

mit dem Thema …

Wir verstehen Nachhaltigkeit als ganzheitliches

enormen Wandel. Fakten wie die begrenzte

Am Anfang wurden «Häuser ohne Kamin»

Konzept. Es umfasst unsere externen Partner

Verfügbarkeit von Erdöl und Erdgas und der

sogar belächelt. Heute ist unsere Kompetenz

genauso wie die interne Unternehmenskultur:

geplante Atomausstieg fordern Antworten. Es ist

beim Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Wett-

Im übertragenen Sinne orientiere ich mich am

nur logisch, dass sich ein langfristig orientiertes

bewerbsvorteil. Wir setzen alles daran, mit

bewährten Grundsatz, wonach in einem Wald

Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit

unseren Projekten die Grundlage für ein moder-

nicht mehr Holz gefällt werden soll, als jeweils

auseinandersetzt, Ressourcen schonende Strate-

nes, gesundes, verantwortungsvolles und

nachwachsen kann.

gien verfolgt und Energieeffizienz als wichtiges

umweltgerechtes Wohnen und Arbeiten zu

Thema behandelt.

legen.

Ist Nachhaltigkeit überhaupt messbar? Wir arbeiten mit Partnern wie MINERGIE, DGNB,

Entspricht man damit auch dem

Was heisst das konkret?

2000-Watt-Gesellschaft zusammen. Sie prüfen

Kundenbedürfnis?

Mobimo hat klare strategische Nachhaltig-

die Nachhaltigkeit von Gebäuden und Arealen

Das kommt hinzu: Das Thema Nachhaltigkeit

keitsziele und konkrete Massnahmen zu deren

nach klaren Kriterien in den Bereichen Umwelt,

beschäftigt auch die Kunden. Es gibt Anleger und

Umsetzung formuliert. Wir fokussieren primär

Wirtschaft und Gesellschaft. Solche von unab-

Käufer, die nur noch in grüne Gebäude investie-

auf zukunftsorientierte Immobilien und Areale

hängigen Organisationen erstellte Zertifikate sind

ren, bzw. Mieter, die nur solche Gebäude oder

an zentralen Standorten, die sehr gut mit dem

absolut glaubwürdig und schaffen Transparenz.

Räume mieten. Unsere Kunden wünschen ver-

öffentlichen Verkehr erschlossen sind. Areale

Ausserdem dokumentieren wir die stetige kriti-

mehrt vernünftige, lokale Materialien, eine intelli-

werden qualitativ hochwertig verdichtet,

sche Verbesserung aller Unternehmensbereiche

gente Architektur, die Anbindung an den öffentli-

der Wohnungsbestand erhöht, die Durchmi-

nach den Richtlinien der Global Reporting

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Initiative (GRI). Ich denke, Mobimo macht ein Maximum und übernimmt damit eine klare Vorreiterrolle.

Wo liegen die grossen Herausforderungen in der Entwicklung der Immobilienbranche? Rund 75 Prozent des Gebäudebestandes in der Schweiz sind über 30 Jahre alt. Sanierungen und Entwicklungsprojekte von heute werden also für mehrere Jahrzehnte CO2-Emissionen, Energieund Wasserverbrauch der Gebäude beeinflussen. Die Immobilienbranche muss sich dringend der Zukunft verpflichten und die grosse Verantwortung wahrnehmen, die uns unsere Zeit aufzwingt.

Was bedeutet das für Mobimo? Als führendes Immobilienunternehmen darf Nachhaltigkeit für uns nicht nur eine Investition

Die Mobimo hat seit dem Geschäftsjahr 2011 einen ausführlichen Nachhaltigkeits-

in Einzelobjekte und in den Anlagebestand sein.

bericht, für welchen sie das GRI Label «C» erhalten hat.

Wir müssen und wollen auch Engagement im

(Weitere Informationen unter www.mobimo.ch/de/portrait/nachhaltigkeit)

Interesse der heutigen und der künftigen Gesellschaft beweisen. Wir kommen also nicht drum herum, auf umweltrelevante, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen zu achten und Einfluss zu nehmen.

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Mobimo Management AG Seestrasse 59 CH-8700 Küsnacht Tel. +41 44 397 11 11 Fax +41 44 397 11 12

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Mobimo Management SA Rue de Genève 7 CH-1003 Lausanne Tel. +41 21 341 12 12 Fax +41 21 341 12 13


KOLUMNE

S

OLLBRUCHSTELLEN

Meine erste Wohnung

habe das Gefühl, dass diese präzise

war eine kleine Mansarde in einem alten

Modernität zeitgemässen Bauens nur

Wohnblock. Ich wollte dem leicht ange-

lebenswert wird, wenn man ihr Dinge

jahrten Bau vor gut zwanzig Jahren etwas

gegenüberstellt, die als Sollbruchstellen

Modernes entgegensetzen und kaufte mir

fungieren. Wenn man sie mit Fundstücken

Stahlrohrmöbel, ein schwarz lackiertes

arrangiert, die das gebaute Bestreben

Bett mit breiter Umrandung, einen kubisti-

nach Perfektion mit ihrer leicht schiefen

JEROEN VAN ROOIJEN, 42

schen Tisch und als Sitzmöbel den damals

Natur verlachen. Mit dieser Idee bin

Studierter Modemacher

relativ neuen, filigranen Stuhl «Juliette» von

ich wohl nicht allein, denn

und kinderlos verheiratet,

Hannes Wettstein, mein erstes «Design-

der Handel mit «Vintage»

ist Stil-Sachverständiger

stück». Vielleicht lag es am Umstand, dass

boomt.

und Modekritiker der «Neuen Zürcher Zeitung».

auch meine nächste sowie die darauf folgende Wohnung Altbauten waren, dass

Und so kommt es, dass

Er wohnt abwechslungs-

dieser Stil doch eine ganze Reihe von

zwei meiner schönsten

weise in einer kleinen Stadt-

Jahren hielt.

Stücke heute nicht presti-

wohnung in Zürich und in

geträchtige Lounge Chairs

einem grosszügigen Loft in

Seit etwa zwölf Jahren wohnen wir nun

oder Daybeds sind,

Frauenfeld.

nicht mehr in solchen Altstadthäusern,

sondern kleine, industri-

sondern – mit drei Wechseln – in alten

elle Beistelltischchen, die ihr Leben lang

Prachtstück ist ein Mechanikertischchen,

Fabriken, die zu Lofts umgenutzt wurden.

wohl nicht ahnen konnten, ihre alten Tage

ebenfalls auf Rollen, lindgrün und schwer

Und damit hat sich mein Interesse an

in solch feiner Gesellschaft zu verbringen!

angeschlagen – ich fand es im Alteisen der

Möbeln stark gewandelt. Statt diese glatt

Das eine ist ein rollbares Stahlrohr-Ärzte-

letzten Schweizer Nähmaschinenfabrik.

gegossenen Betonböden und weiss ge-

tischchen mit Glasplatte und einer aus-

Man hatte es mitsamt der Produktion, die

kalkten Wände mit kühl-minimalistischen

schwenkbaren Halterung für Gefässe.

nach Asien verlagert wurde, einfach weg-

Entwürfen neuerer Art zu bespielen, suche

Was dieses Spitalmöbel wohl schon alles

geworfen. Ich freue mich jeden Tag die-

ich heute nach etwas in die Jahre gekom-

erlebt hat? Geburten? Transplantationen?

bisch darüber, wie wir diesem unverdien-

menen Klassikern, alten Originalen und

Amputationen? Jetzt steht es still da und

ten Schicksal ein Schnippchen schlagen

industriellen Möbeln mit Patina. Denn ich

geniesst seinen Ruhestand. Das zweite

konnten.

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«

LEBENSWERK

»

Das Wichtigste ist

die Vision

Vor 13 Jahren galt «Le Flon» als vernachlässigte Ecke im Stadtgebilde von Lausanne. Heute gilt das Quartier als Vorzeigebeispiel einer modernen Stadtentwicklung. Ohne ihn wäre das anders: «Monsieur Flon» Paul Rambert. Text: Monique Rijks Fotos: Hans Schürmann, Olivier Wavre

«Monsieur Flon» ganz «chez lui»: Im Flon fühlt sich Paul Rambert zu Hause. Er hat das heruntergekommene Lausanner Stadtquartier zur multikulturellen Vorzeigemeile entwickelt.

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Wie eine Kanzel schwebt die Passerelle über der Place de L’Europe, dem Eingangstor zum «Flon». An diesem August-Nachmittag prallt die Sonne auf den Asphalt, die Menschen eilen vorbei, auf der Suche nach ein bisschen Schatten. Nur einer bleibt stehen – Paul Rambert, Architekt, ehemaliger CEO der LO Immobilien und Verantwortlicher für die Entwicklung des Quartiers. Seit über 15 Jahren ist das Gelände, das sich ihm zu Füssen in strengem Schachbrettmuster ausbreitet, der Mittelpunkt seines Lebens. «Monsieur Flon» trägt schwarze Loafers, schwarze Hose, darüber ein enges, anthrazitfarbiges Hemd. Auf seinem Kopf tanzen graue Locken, seine Augen glänzen vor Freude, als sein Blick über den wuseligen Mikrokosmos schweift. Da ist das Multiplex-Kino mit der markanten Glasfassade. Moderne Bauten stehen dicht an dicht neben den ursprünglichen Gebäuden des Quartiers. Fussgängerzonen, die nachts von einem modernen Lampenwerk beleuchtet werden, ziehen sich schnurgerade den Häuserzeilen entlang. Dazwischen stehen Baracken mit buntscheckigen Graffitis, und es öffnen sich grosse Plätze, die Raum für

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1

die Menschen und die auffallenden Kunstwerke bieten. «Le Flon ist nicht gross, nur 350 Meter lang und 100 Meter breit. Und doch haben hier viele, ganz unterschiedliche

2

Paul Rambert im Bistro du Flon (1), auf der «Tour du Flon» mit unserer Reporterin (5) und im Gespräch mit

Welten nebeneinander Platz.»

dem Designer Olivier Rambert (3). Schick statt schäbig: die Einkaufsmeile (2). Ein Blickfang:

Später, als er am langen Tisch in einem eleganten Sitzungszimmer sitzt und an einem

Die Wechselausstellung Flon Square Galerie (4).

Glas Wasser nippt, sagt Rambert: «Wir haben uns für eine multikulturelle Lösung entschieden. Hätten wir alles abgerissen, wäre auch die Seele des Quartiers verschwunden.» Seine Stimme füllt den Raum, während er von den wichtigsten Stationen in der Geschichte des Quartiers erzählt, die auch ein Stück typische Schweizer Geschichte ist: Im Zuge der Industrialisierung wurde die Tal-Mulde des Flon aufgeschüttet, das Terrain mit Lagerhäusern gefüllt, die den Waren, die an der «Gare du Flon» ankamen, ein temporäres Dach über dem Kopf boten. In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Bahnbetrieb eingestellt, die Lagerhäuser leerten sich zusehends, während sich die Subkultur und einzelne Händler im freigewordenen Raum einrichteten. «Der Flon bekam einen schlechten Ruf, die Lausanner mieden das Quartier», erinnert sich Rambert.

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3


Die ersten Versuche, das Gelände zu entwickeln, liegen mehr als zwanzig Jahre zurück und zeugen von grossen Ideen – und noch grösserem Konfliktpotenzial. «Als ich 1998 von der LO Immobilien, der das Gelände gehörte, als CEO angeheuert wurde, waren die Fronten zwischen der LO, der Stadtbehörde und den Bewohnern des Quartiers ziemlich blockiert», erzählt Rambert. Als erste Massnahme zog er den Business-Anzug aus, schlüpfte in eine Jeans und spazierte mit seinem Hund durchs Quartier. Er suchte das Gespräch mit den Geschäftstreibenden, den Bewohnern und den Kreativen, die hier inzwischen heimisch waren: «Die Angst, dass wir sie vertreiben würden, war gross, sie verhielten sich dementsprechend defensiv. Ich habe sie beruhigt, sie aber auch daran erinnert, dass wir und nicht sie die Besitzerin des Geländes seien und ein kooperatives Verhalten erwarteten.»

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5


Flon Facts & Figures Arealfläche

55 000 m2

Anzahl Mieter ca. 215 Parkplätze

925 (Tiefgarage)

Lage

sehr zentral, im Herzen von Lausanne

2 1

Paul Rambert ist kein Einzelkämpfer. Er wirkt im Team. Früh holte er sich zwei wichtige Schlüsselfiguren an Bord – den französischen Urbanisten Charles Lambert und den Kommunikationsberater Edgar Fasel. Zusammen entwickelten sie «Flon-Vision». Sie ist für Paul Rambert bis heute einer der wichtigsten Bausteine in der Erfolgsgeschichte des Quartiers: «Will man etwas bewegen, muss man ganz genau wissen, wohin man will.»

Wenn Paul Rambert durch «sein Quartier» spaziert, ist er «chez lui», auch wenn er eigentlich ein bisschen ausserhalb wohnt und seit drei Jahren pensioniert wäre. Er begegnet Bekannten, tauscht ein paar Worte aus, klettert die Treppe hoch zur Galerie von Frau Pauli, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, tauscht mit der Managerin der Parkgarage ein paar Witze aus, gratuliert dem Töffhändler zu seiner neuen Ausstellung. Mit ihnen allen ist er ein Stück Weg gegangen: Der Töffhändler war einer der ersten, den er «umgesiedelt» hat, Madame Pauli war die erste etablierte Kunsthändlerin, die sich überreden liess, in den Flon zu ziehen und mit der Managerin der Parkgarage verbindet ihn der Stolz, dass ihre Garage 2003 den Preis der European Parking Association für ihre gute Architektur, die Sicherheit und die Orientierbarkeit gewonnen hat.

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Das ganze Leben in einem Quartier: Der Flon ist nicht bloss elegante Einkaufsmeile (1) – man kennt sich: Paul Rambert in der Galerie von Alice Pauli (2). Die Esplanade du Flon (3) das Zentrum eines bunten Viertels mit vielen Cafés, Geschäften, Boutiquen und Galerien (4).

«Mobimo und LO Holding wurden Ende 2009 erfolgreich zusammengeführt. Die beiden Gesellschaften verfolgten eine vergleichbare Geschäftsstrategie und verfügten über ein sich ergänzendes Immobilien-Portfolio. Während die Mobimo-Gruppe als innovatives Ent3

wicklungsunternehmen in den Deutsch-

Langsam senkt sich die Sonne in Richtung

schweizer Wirtschaftszentren bereits

Horizont, ein kühler Wind kommt auf. Paul

über viele hochwertige Anlageobjekte

Rambert setzt sich auf die Terrasse des

verfügte, basierte der Erfolg der LO

Bistrot du Flon, bestellt ein Panaché und

Holding insbesondere auf der erfolgrei-

sagt zum Schluss: «Ich hatte grosses Glück

chen Entwicklung und Verwaltung von

mit dieser Aufgabe, sie hat mein Leben

Immobilienobjekten in Lausanne-Flon.

sehr bereichert.» Le Flon ist auf gutem

Der Zusammenschluss ermöglichte für

Wege. Er entwickelt sich stetig weiter,

LO die planmässige Fortsetzung ihrer

bietet immer noch Platz für neue Konzepte

Expansionsprojekte, und Mobimo erhielt

und vielleicht wird Paul Rambert hier

dadurch den angestrebten Eintritt in den Westschweizer Markt. Unterdessen

seinen Traum umsetzen können: ein einzigartiges Stadthotel in den alten

wurden die gesetzten Ziele und Erwar-

Räumen der Zwillingsgebäude an der

tungen weit übertroffen. Wir sind stolz,

Rue de Genève zu realisieren.

die gemeinsame Geschichte weiterhin

4

schreiben zu dürfen» Urs Ledermann, Präsident des Verwaltungsrates der Mobimo Holding AG

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24 STUNDEN IM… TRENDQUARTIER «FLON» Der Flon ist ein eklektisches Quartier mit einem entsprechenden Angebot. Auf kleinstem Raum kann man hier einkaufen, shoppen, trinken, essen, tanzen und schlafen. Langweilig wird es einem angesichts des abwechslungsreichen Programms garantiert nicht. Ein Vorschlag? Voilà – à vous de jouer.

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1

2

3

4

17 UHR – Ankommen, weil es dann

wechselt die Fassade die Farbe und

20 UHR – Langsam kommt ein Hüngerli

am schönsten ist: zur Apérozeit. Besonders

wirft buntes Stadtlicht in den Himmel.

auf. Angesichts der grossen Auswahl

atmosphärisch: das Bistro du Flon.

www.cineman.ch

muss im Flon niemand darben. Ein einzig-

www.flon-centre-netrics.ch

3

artiges Erlebnis bietet das Copacabana,

1

19 UHR – Zeit für einen zweiten Apéro,

ein spanischer Club mit brasilianischen

18 UHR – Durchs Quartier bis zum

schliesslich ist man hier im Welschland,

Einflüssen, einem Töggelikasten und einer

Arbre du Flon schlendern

der Hochburg der «Petit-Apéro-Kultur».

Vitrine voller Pokale.

beim Cinéma Pathé Flon einen Blick

Ein schöner Platz dafür ist die grosszügige

www.lecopacabana.ch

aufs Kinoprogramm werfen und dabei vor

Terrasse des «Pur», des ersten neuen

allem das Gebäude beachten: Nachts

Restaurants des Flon. www.pur-flon.ch

2

– unterwegs

4

5

22 UHR – Die Nächte im Flon sind lang und voll von heissen Klängen. Im Atelier Volant stimmt man sich mit lateinischer Musik und feurigen Tänzen darauf ein. www.ateliervolant.ch

24 UHR – Der vierstöckige Club Mad ist eine Legende, auch 5

6

wenn er ein eher junges Publikum anzieht. Wenn man schon im Flon weilt, sollte man unbedingt einen Blick hineinwerfen – und sich von der Tanzstimmung anstecken lassen.

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www.madclub.ch

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6


7

8

2 UHR – Zeit zum Schlafen: Das LHotel

9 UHR – Stöbern im FNAC. Das

ist (noch) das einzige Hotel im Flon – und

Gebäude mit der bewegten Geschichte

die junge Dépendance des legendären

ist heute proppenvoll mit Büchern, CDs

Lausanner Palace Hotel. Die Zimmer sind

und Elektronika. www.fnac.ch

9

9

einfach, schön und vor allem günstig. www.lhotel.ch

7

11 UHR – Durch die Gassen spazieren und 8 UHR – Das Vergnügen für die

einen Blick in die Geschäfte werfen, etwa

Frühaufsteher: einen ersten Petit

in die Boutique Oblong

Café im sympathischen Restaurant

Kleiderladen Maniak 12, der schon immer

des Lhotel. www.lhotel.ch

im Flon war und sich mit dem Quartier

8

11

oder in den

erneuert hat. www.oblong-boutique.ch und 11

www.maniakfashion.com

10 UHR – Kleiner Besuch beim angesagten Coiffeur «Shu Uemura», der bei den schicken Lausannern bestens abschneidet. www.shuuemura.com

10

12

10

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15

13

14

12 UHR – Mittagessen: Das L’Epicurious 14 UHR – WC-Stopp im durchsichtigen im Matratzengebäude tischt bei schönem

WC vor dem Stage du Télégramme. 15

Wetter auf der Terrasse auf, wo man einen

17 UHR – Staunen, dass die Zeit so schnell vergangen ist und sich ein letztes Glas hiesigen Weins in der Vinothèque

spektakulären 360°-Blick aufs Quartier

15 UHR – Un brin de Culture? Madame

von Le Nomade 18 gönnen

geniesst. www.epicurious.ch 13

Pauli gehört zu den Pionierinnen des

(www.restaurantnomade.ch), bevor man

Quartiers. In ihrer Galerie Pauli stellt sie

an der Place de l’Europe in die M2

13 UHR – Statt eines Mittagsschlafs

interessante zeitgenössische Kunst

zum Bahnhof steigt. 19

träumt man im charmanten Reisebüro

aus – auch sind das Gebäude und der Raum

Synopsism, das seinen Kunden Ferien

sehr sehenswert.

auf Mass organisiert, ein wenig von der

www.galeriealicepauli.ch 16

wunderbaren weiten Welt.

16 UHR – Einen Blick in die Navy Boot

www.synopsism.com 14

Boutique werfen – nicht nur der Schuhe wegen: Die elegante Innenarchitektur ist ein Wurf. 17

16

17

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CHECKPOINT

Z

ÜRICH AUF ZACK

Einst verkannt, heute visionär: City West, das Zürcher Quartier um die Hardbrücke, blüht auf. Und betört mit Herzlichkeit – und gutem Design. Text: Beat Krenger

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Fotos: Lukas Lienhard, Ralph Bensberg


Sechzig Freiwillige – ein Garten: So viel Grün kommt nicht von ungefähr.

Frau Gerold hat mehrere Namen: zum Beispiel Katja Weber. Sie ist eine von sieben Jungunternehmern, die das Projekt lancierten.

Zwischen Bahngeleisen und «Freitag»-Tower hat sich Frau Gerold einen Garten gebaut. Auf 2500 Quadratmetern. Mit 15 Schiffscontainern, einem Zeltdach und viel Idealismus. Und mit Blumen, Gemüse und Kräutern, die überall aus Holzkistchen spriessen. Doch wer ist bloss Frau Gerold? Hinter dem Namen verbirgt sich eine illustre Schar von Jungunternehmern: sieben Freunde, die in wechselnden Konstellationen auch die Rio-Bar führen, die Badi Enge, die Maag-Halle oder den Plaza-Club. Treibende Kraft in Frau Gerold’s Garten ist Katja Weber. Und die Diplom-Betriebswirtin mit MBA-Abschluss hat Nachhaltiges vor: «Frau Gerold will dem Quartier Liebe schenken», sagt sie augenzwinkernd. Zum Lunch und Apéro ebenso wie auf dem Flohmarkt am Samstag und unter der Woche in den eigenen Shops.

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Der organisatorische Hochseilakt sei nur möglich, «weil wir alle etwas halsbrecherisch veranlagt sind», lacht Katja Weber. «Und dank vielen Helfern.» Rund sechzig Leute haben letzte Pfingsten beim Gartenbau mitangepackt, Freunde, Freiwillige aus der Stadt und aus der Nachbarschaft. Beete wurden aufgeschüttet. Löcher gegraben. Vierzig Tonnen Erde geschaufelt. Katja Weber erinnert sich: «Den Muskelkater spürten wir noch Tage später, doch es war ein gutes Gefühl.» Weil die urbane Oase in fünf Jahren dem neuen Kongresshaus weichen muss, verliert die Gerold-Crew keine Zeit und trumpft laufend mit neuen Attraktionen auf. Mit dem Quartier-Flohmarkt Go West! etwa oder mit dem Weihnachtsmarkt Heiliger Bimbam, der dieses Jahr in der Maag Halle und im Plaza stattfindet. Eingebettet zwischen Garten, Büros und Künstlerateliers sorgt neu auch eine Containerlandschaft mit Shops für frischen Wind. Neben Lokalmatadoren wie Making Things, Opia, Street-Files und Edition Populaire ist auch Townhouse mit von der Partie. Der Name ist Programm: Vom Niederdorf aus verkaufen Mia Zeltner und Sebastiaan Vadasz seit 2009 unter ihrem Label Kleider, Schmuck und Porzellan in alle Welt, getreu dem Motto «From Zurich with Love». Die Deutsche Vogue und Tyler Brûlé gehören zu den Townhouse-Fans der ersten Stunde.

Wer in diesem Hafen landet, ist definitiv angekommen: In Zürich West zeigt sich die Stadt von ihrer besonders charmanten Seite.

Längst kein Industriequartier mehr: Zürich West ist Hotspot der Kultur, Flaniermeile, attraktive Wohngegend und Shoppingparadies – etwa unter dem Viadukt.

Kleider, Schmuck und Porzellan «from Zurich with Love»: Sebastiaan Vadasz und Mia Zeltner von «Townhouse».


Warum nun der Sprung über die Limmat in den wilden Westen? «Wir lieben die Energie und die Kreativität hier», schwärmt Mia Zeltner. «Die Proportionen sind grosszügiger, die Atmosphäre grossstädtischer. Man spürt die rasante Entwicklung, die nicht nur von jungen Kreativen initiiert, sondern auch von Grossunternehmen getragen wird. Diese Mischung ist in unserer Stadt einzigartig.»

Im Townhouse West gibt es – vom Winterpullover bis zur Handseife – ausschliesslich modern interpretierte Klassiker, die vom Duo in Zürich ausgedacht wurden. Das Lokal teilt es sich übrigens mit Edition Populaire, einem jungen Designteam, das schon im Kreis 4 für Furore sorgte. Ehrensache, dass die komplette Ladeneinrichtung von Handwerkern aus dem Quartier gefertigt wurde.

Zwischen Freitag (rechts) und Flohmarkt: Frau Gerolds Garten mitten im Szenequartier Zürich West.

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Qualitatives Wachstum in jeder Hinsicht: Überbauung «Am Pfingstweidpark» (oben), bessere Erschliessung mit dem ÖV (rechts).

Neue Shops, neue Bars, neue Wohnungen: Zürich West hat endgültig den Nimbus des öden Industriequartiers abgestreift. Und die Neuausrichtung des Viertels bringt Vorteile. «Das ÖV-Netz wurde erweitert, das Unterhaltungsprogramm wächst täglich, wir fühlen uns als Herz der Stadt», sagt Harun Dogan, der das Design Studio Rawcut an der Hard-

Harun Dogan führt das Design Studio Rawcut,

turmstrasse führt. «Langweile? Das gibt es hier nicht.»

tanzt aber auf vielen (kulturellen) Hochzeiten

Dogan ist Allrounder. Ob Mode oder Musik, Kunst oder Design: Der wieselflinke Wechsel zwischen den Sparten ist eine Kunst, die er beherrscht wie kaum ein Zweiter. Im Frühling übertrug man ihm deshalb die künstlerische Leitung der «Grafik12», der ersten Schweizer Messe für visuelle Gestalter. Publikum und Aussteller in der Maag Event Hall waren derart bunt durchmischt, dass selbst die Macher ins Staunen gerieten.

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und fühlt sich hier «im Herzen der Stadt».


Würde gerne selber im Mobimo Tower (rechts) wohnen: Streetstyle-Fotografin Andrea Monica Hug (oben). Rund um die Boutiquemeile «Viadukt» (links) fühlt sie sich heute schon zu Hause.

Ein paar Schritte weiter, unter den Viaduktbögen, treffen wir auf Andrea Monica Hug und ihre Spiegelreflexkamera. Sekundenschnell taxiert sie einen Anzugträger mit farbigen Socken, knippst ein Bild. Die junge Frau ist Streetstyle-Fotografin und für ihren Blog (chic-in-zurich.ch) auf der Jagd nach Leuten mit Stil. Fashion Victims interessieren sie nicht, dafür aber Männer und Frauen, die mit ihrer Kleidung ein individuelles Ausrufezeichen setzen. Und weil Andrea Monica Hug ein so sicheres Auge hat, wurde ein grosses Schweizer Magazin auf sie aufmerksam und fragte sie für eine Kooperation an. Ab Herbst startet das neue Projekt. «Erfolg, der sich auch kommerziell niederschlägt, wäre schon schön», lacht die Bloggerin und zeigt zum Mobimo Tower. «Schliesslich würde ich gern eines Tages dort oben wohnen.»

Bis dahin wird in City West noch einiges passieren. Denn das Stadtquartier ist bei Weitem noch nicht fertig gebaut. Was in Zürich lange als Manko angesehen wurde, ist gerade für Kreative ein Geschenk: Hier gibt es noch Platz für Visionen, Ideen und Veränderungen.

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Perum il et lia aceribe aquiatem nes que net ex etus. Nam iliscipid estempo runditis non nulparum coruptur.

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INSIDE

ICH SUCHE DIE ELEGANTE LINIE Besonders gern klettert Argentine heisst die Wand, weil sie je nach

mir die ‚Dalle Bleue’ am besten – die blaue

Licht silbern glitzert: Der Fels ist Teil eines

Platte. Sie hat zwar nicht den höchsten

am «Miroir d’Argentine» bei

fossilisierten Korallenriffs aus dem urzeit-

Schwierigkeitsgrad, den ich schaffe, aber

Leysin: eine Liebesgeschichte.

lichen Tethysmeer.

sie geizt mit Griffen. Manchmal müssen

Felix Bächli mit seiner Frau

Absätze von ein paar Millimetern genügen.

Aufgezeichnet von Dave Hertig

Unser Wecker klingelt um halb fünf. Das

Eleganz ist mein Ideal – nicht schiere Kraft,

Frühstück vor der Tour ist ein intimer

Geschwindigkeit oder das Hochwuchten.

«Sie war 16 und ich 20, als wir uns kennen-

Moment mit schönen Gesprächen. Gegen

Ich suche die elegante Linie. Wie im

lernten. Umgehend gründeten wir eine

halb sechs geht es los. Eine kurze Auto-

Geschäft. Unsere Mitarbeiter sollen ein-

Seilschaft, obschon Susanna zuvor noch

fahrt nach Solalex, dann beginnt die

ander in die Hand arbeiten.

nie geklettert war. Ich meinerseits war als

Wanderung. Zu Fuss stapfen wir über eine

Sohn zweier Bergsportler bereits ein

Wiese mit hohem Gras, das früh am

Trotz der Absicherung drohen Stürze über

begeisterter Kletterer. Inzwischen sind

Morgen voll Tau ist. So stehen wir gegen

zehn Meter oder mehr. Der Körper spürt

wir seit 14 Jahren verheiratet und haben

sieben fröstelnd und mit nassen Beinen

die Angst und macht mich vorsichtig. Falls

zwei Kinder im Alter von 13 und 9 Jahren.

an der Wand, die über uns 500 Meter hoch

ich trotzdem mal etwas viel wagen will,

Mit Monika, meiner Schwester, bilden wir

in die Morgendämmerung ragt. Vor Mitte

fallen Susanna meine zögerlichen Bewe-

den Verwaltungsrat der Bächli Bergsport.

Nachmittag wird uns auch im besten Fall

gungen auf. Sie liest meine Zweifel und

kein Sonnenstrahl treffen. Die erste von

rät zu einer einfacheren Variante. Seit 20

Wir klettern noch immer am liebsten zu

insgesamt gut 14 Seillängen ist schwierig,

Jahren sind wir am Berg. Ich höre auf sie.

zweit. Ich gehe voraus, dafür trägt Susanna

weil wir mit klammen Füssen klettern.

den schwereren Rucksack. Unsere Lieb-

Da helfen mir die Erinnerungen an schöne

Gut 7 Stunden lang fordert uns die Wand.

lingswand ist der ‚Miroir d’Argentine’ im

Touren und die Freude an der gemein-

Dann gibt es einen Gipfelkuss, einen Blick

Welschland. In dieser Region, in der Nähe

samen Zeit am Fels.

auf die Alpenwelt, und schon steigen wir

von Leysin, besitzt meine Familie ein

wieder ab. Ich freue mich auf die Ankunft

Ferienhaus, von wo aus wir bisher sechs-

Von den verschiedenen Passagen, die wir

im Haus. Dort werde ich uns ein schönes

mal eine Tour zum ‚Miroir’ starteten.

hier bereits kennengelernt haben, gefällt

Steak auf den Grill legen.»

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1974 gründeten Felix Bächlis Eltern Margrit und Heinz Bächli «Bächli Bergsport» in Volketswil. Der Sohn trat 1989 in die Firma ein, leitet sie seit 2003 und wurde 2006 Verwaltungsratspräsident. Nun freut er sich «auf den grossen Schritt» in die Romandie. Bächli Bergsport beschäftigt insgesamt 60 Angestellte.

Neueröffnung, Filiale Lausanne

Bächli Bergsport AG, Filiale Lausanne*

Bächli Bergsport am 6. Oktober 2012.

Avenue d’Ouchy 6, 1006 Lausanne

Auf einer Ladenfläche von 2300 m2 wird

Tel 021 864 00 20, Fax 021 864 00 21

künftig das grösste Bergsportsortiment

www.baechli-bergsport.ch

der Region angeboten.

* Liegenschaft der Mobimo, Seite 30


KAUFEN. MIETEN.

Wohnen im pulsierenden Stadtteil Z端rich-West

Grossz端gige 2.5- bis 4.5-Zimmer-Wohnungen Kontakt: Telefon 044 397 11 61, info@am-pfingstweidpark.ch

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