editorial
DER MENSCH VERBRINGT IM DURCHSCHNITT
28 JAHRE
SEINES LEBENS IM BETT.
inhalt DAS BETT
Bettgeschichte 6 Auf engstem Raum 8
DER SCHLAF Schlaf gut 10 Immer schön wach bleiben 14
DER PYJAMA Pyjama Party 16
Beinkleidung 20
DER TRAUM Träum schön 22
Traumbilder 24 Traum ABC 26
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BETTGESCHICHTE Der Begriff Bett bezeichnet generell ein Möbelstück, das dem Schlafen oder Ruhen dient. Ein einfaches Bett besteht heute in der Regel aus einem Rahmen oder Gestell, auf dem eine Matratze liegt. Zum Teil sind Gestell und Matratze nicht deutlich getrennt. Ergänzt wird das ganze in der Regel durch Bettdecke und Kopfkissen, sowie die dazu gehörigen Bezüge und das Bettlaken.
Schon im alten Ägypten schlief man auf kunstvoll verzierten Liegen, sie wurden, wie später bei den Griechen und Römern, nicht nur zum Schlafen, sondern auch als Liege bei Tisch verwendet, denn bis ins 19. Jahrhundert war es unüblich, Schlaf- und Wohnbereich zu trennen. Die alten Ägypter hatten hochbeinige Bettgestelle, welche mittels eines Trittes bestiegen werden mussten, mit Polstern belegt und mit einem Mückennetz ringsum abgeschlossen waren. Charakteristisch sind die aus Stein, Holz oder Metall gearbeiteten halbkreisförmigen Kopfstützen. Assyrer, Meder und Perser hatten ähnliche Betten mit bunten, prächtigen Teppichen und mit allerlei Zierrat aus Metall, Perlmutter, Elfenbein. Die Griechen hatten hölzerne Bettstellen, oft mit reich verzierten Füßen und lehnenartiger Erhöhung am Kopfende. Auf Gurten ruhten die mit Wolle oder vegetabilischen Fasern gefüllte Matratze und ein rundes Kopfpolster, welche mit Leinentüchern, wollenen Decken, Fellen oder einem Lederüberzug bedeckt wurden. Das Bett der Römer (lectus cubicularis) war ähnlich konstruiert und oft mit großem Luxus ausgestattet. Ein Gestell aus Holz oder Bronze stand auf meist bronzenen Füßen, die mit kostbarem Metall oder Elfenbein verziert waren, und trug auf Gurten die mit Schilf, Heu, Wolle oder Federn von Gänsen oder Schwänen gefüllte Matratze. Die hintere Seite des Bettes war oft mit einer Lehne versehen. Außer diesen Schlafbetten hatten die Römer das Ehebett (lectus genialis), das niedrige Krankenlager (lectus aegrotantis, scimpodium), das Paradebett der Toten (lectus funebris), das Ruhebett (lectus lucubratorius), auf welchem man las, meditierte oder liegend schrieb, und das niedrige, sofaartige Speisebett (lectus, triclinium – ein griechisches Lehnwort). Betten waren zu diesen Zeiten der reichen Oberschicht vorbehalten. Für die breite Masse der Bevölkerung waren Betten purer Luxus, sie schliefen auf dem Boden, hatten einfache Lager aus Strohsäcken oder einfachen Matratzen. Im Mittelalter kamen Himmelbetten in Mode. Das vierpfostige Bett mit Vorhängen diente tagsüber als Sitzgelegenheit, nachts wurden die Vorhänge zugezogen, und es bildete sich ein Alkoven. Die Betten wurden von nun an immer größer und geräumiger, die Stoffe wurden feiner, die Materialien exquisiter und die Schnitzereien kunstvoller. Noch im frühen Mittelalter bedeckte man auch oft den Fußboden mit Teppichen, belegte diese mit Kissen, welche mit Federn (plumit) oder fester mit Wolle oder Haaren gestopft waren (matraz), und benutzte Pelze als Decken. Die Bettstellen waren ursprünglich den römischen sehr ähnlich und aus Bronze gefertigt. Man legte sich damals meist nackt ins Bett und hüllte sich in das große, über die Kissen gebreitete Leintuch (Leilachen, linde Wat, Linten). Vom 13. Jahrhundert an entwickelte sich größerer Luxus,
die hölzernen Bettstellen wurden mit eingelegter Arbeit verziert, geschnitzt und bemalt. Damals entstanden auch bereits die Spannbetten, die am Tag als Sofa dienten. Auf einem vierfüßigen, mit Stricken überspannten Gestell lag das lederne, mit seidenen Stoffen überzogene und mit Federn gefüllte Unterbett, welches mit der gesteppten Decke (Kulter) bedeckt wurde. Auf dieses Möbel wurden für die Nacht ein leinenes Betttuch (Lilachen) gebreitet und einige Kissen, namentlich die so genannten Ohrkissen, hinzugefügt. Als Zudecken dienten seidenbezogene, pelzgefütterte Decken. Bei den gewöhnlichen Betten benutzte man als Unterlage bis in das 12. Jahrhundert hinein nur Stroh. Unterbetten und Matratzen findet man erst viel später. Ein eigenes Bett benutzten damals nur ganz vornehme Leute; das Gefolge, die Ritter mussten zu zweien oder dreien ein schmales Lager teilen. Das Hauptbett für das Ehepaar bildete das hervorragendste Möbel der Kemenate. Bereits damals wurden die Vorhänge und die Betthimmel Mode, und an letzteren befestigte man Hängelampen als Nachtlicht. Das Kopfende des Bettes wurde stets an die Wand gestellt, so dass man von beiden Seiten in das Bett steigen konnte. Dabei aber ließ man zwischen Bett und Wand an der einen Seite einen nicht zu breiten Raum (la ruelle) als Empfangsort für intime Freunde, der Anfang des späteren Boudoirs (ein kleines, elegantes Damenzimmer). Wirkliche Alkoven kamen erst im 16. Jahrhundert in Gebrauch. Allmählich stieg der Luxus, die Ausstattungsstücke der Betten vermehrten sich, und die Größe des Bettes wuchs derart, dass es im 15. Jahrhundert wie ein Haus in der Stube stand, groß genug, eine ganze Familie aufzunehmen. An den Höfen hatte man Paradebetten, welche nicht benutzt, sondern in Prunkgemächern aufgestellt wurden. Ähnlich, wenn auch mit weniger Luxus ausgestattet, waren die Betten des wohlhabenden Bürgerstandes. Allmählich veränderte sich aber die Form des Bettgestells; dasselbe nahm nach und nach die Gestalt eines Kastens an (Bettlade), in welchem dann die Bettstücke aufgetürmt wurden. Im 18. Jahrhundert kamen dann die schweren Federbetten auf. Als das Bett schließlich in Massenproduktion ging, verschwanden die kunstvollen Verzierungen wieder. Die Betten bestanden nun aus einfachen Materialien wie Eisen oder Holz und waren für jedermann erschwin glich. Kunstvolle Verzierungen und teure Materialien spielen heute in der Bettenproduktion kaum noch eine Rolle, viel mehr sind Schlafkomfort und ergonomische Aspekte in den Mittelpunkt gerückt.
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AUF ENGSTEM RAUM
Babybett, Kinderbett, Etagenbett, Futon, Feldbett, Himmelbett, Hochbett, Gitterbett, Ehebett, Wasserbett, Tagesbett, Pflegebett. Ein Leben, viele Bettgeschichten. Der persönliche Bericht eines Mannes über den engsten Wohnraum des Menschen, über Veränderung im Leben und über von Einsam- und Zweisamkeit rund ums Bett.
Raumschiff Enterprise. Zu den größten Errungenschaften meines aufstrebend pubertären Lebens gehörte mit 15 die Trennung von meinem Kinderbett. Es war für mich im doppelten Sinne zu klein geworden. Zwar hatte ich von nun an keinen Ort mehr, wo meine bis dato prestigeträchtige Hanuta-Bilder-Sammlung hätte weiter wachsen können aber die Zielgruppe, von der ich jetzt bewundert werden wollte, hatte sich ohnehin geändert: Mädchen stehen nicht auf Star-Wars-Bildchen. Mädchen stehen auf Typen mit riesigem Bett. Glaubte ich zumindest. Besser gesagt: sie stehen bzw. liegen auf eine(r) Matratze auf dem Boden. Ganz ohne Bett, bzw. maximal auf eine Matratze auf Europaletten, die den damaligen Kompromiss der Verhandlung mit meiner Mutter darstellten. Von nun an war ich die nächsten Jahre damit beschäftigt, von meinem „Raumschiff Bett“ aus neue Welten zu entdecken, neue Lebensformen und neue Zivilisationen. Obwohl immer noch in meinem Kinderzimmer liegend, war ich in meinem Bett viele Lichtjahre von gängelnden Eltern entfernt und drang in Bereiche vor, die ich nie zuvor gesehen hatte. Meine Leben spielte sich jetzt zu Hause komplett im Bett ab. Musikhören, Hausaufgaben, telefonieren, langweilen, Freunde treffen: auf der Matratze. Und natürlich: die fremden Welten des weiblichen Körpers erforschen. Streng genommen verbrachte ich dort aber auch eine unglaubliche lange Zeit mit schlafen. Schlafen war mein Hobby geworden und es galt ein bisschen Rekorde zu brechen: ein tolle Party zeichnete sich allein dadurch aus, dass man möglichst erst ins Bett kam, wenn es hell wurde und ich erst dann wieder aufwachte, wenn der nächste Tag zu neige ging. Es gab am nächsten Schulmorgen keinen besseren Bericht als „am Samstag erst zehnnachsieben morgens ins Bett gekommen, aufgewacht erst zur Tagesschau“ der Rest war völlig egal, die eigene Bewunderung sicher. Wahrscheinlich muss ich meine Eltern eines Tages zu Rate ziehen, um aus ihren Fehlern zu lernen, wie ich meinen Kindern eines Tages im gleichen Alter besser vermitteln kann, welche unglaubliche Verschwendung von Lebenszeit das
ist. Ich fürchte aber, damit zu recht genauso zu scheitern wie sie damals mit ihren Versuchen und es gilt leider „das ist hier kein Hotel“ -Sätze zu vermeiden, wenn man sich nicht selbst ständig daran erinnern will, dass man diese Sätze eigentlich nie denken oder gar sagen wollte. Raumdominanz. Dieses verkörperte Stück Freiheit „Bett“ sollte natürlich auch in meinem ersten WG-Zimmer dominieren. Ich hatte ein wenig Geld gespart und konnte mir einen kleinen Luxus an zusätzlicher Freiheit und Größe leisten: eine noch größere Matratze. Das war jetzt nicht mehr nur einfach eine Matratze, nein, es war das bildliche Symbol dafür, dass ich nun mein Bett auch mal über einen längere Zeitraum mit jemanden teilte. Ich war Stolz in einem Alter angekommen, in der man(n) eine „Beziehung“ hatte. Und zwei Kopfkissen. Toll. Was mir damals nicht auffiel, mir aber heute auf Fotos grotesk ins Auge sticht: mein Zimmer bestand damit eigentlich nur aus Matratze. Drum herum nur ein winziger Spalt Teppich zur Wand. Aber das war egal. Besser zu kleiner Lebensraum als zu kleines Bett. Sonderraum. Leider (oder zum Glück?) erweiterte sich der Wohnraum ein paar Jahre später, weil eine zweite Zahnbürste samt Eigentümerin diese Freiheit dauerhaft mit mir teilen wollte. Damit bekam die Matratze nicht nur einen hölzernen Unterbau, sondern auch ein eigenes Zimmer. Nur fürs Bett. Superluxus. Ausgeburt an Freiheit. Böse Zungen (im Mund meiner Eltern) nannten das „Schlafzimmer“ und meinten sich über unsere angeblich „eheähnlichen Verhältnisse“ lustig machen zu können. Aber sie hatten in Wahrheit nichts verstanden. Es gab jeweils einen Raum mit Schreibtisch für mich und sie zum studieren und einen weiteren, größeren, in der das Bett stand. Für uns zur freien Entfaltung. Das „uns“ hat über die Jahre mehrfach in seiner Zusammensetzung gewechselt, das Bett und die Freiheitblieb. Tauziehen. Über die Jahre wechselte jedoch auch meine Einstellung zu meiner überdimensionierten Bettdecke. Zwar war sie eigentlich riesig, aber nur einmal vorhanden und musste damit nächtens geteilt werden. Was Anfangs einen besonderen Kuschelfaktor hatte, wenn man das Bett nicht dauerhaft und in allen Lebenslagen, sondern nur gelegentlich und in besonderen Lebensstunden teilte, sorgte nun immer wieder für nächtliches Tauziehen. Und kalte Füße. Die Bettdecke war zu klein geworden. Die Nächte berufsbedingt auch kürzer. Dafür der Geldbeutel etwas größer und ich konnte mir zwei große neue Bettdecken leisten. Aus feinster Daune. Das fühlte sich am Anfang ein wenig kribbelnd exotisch an wie im Skiurlaub, wenn man
begraben unter einer voluminösen aber für ihre Größe gleichzeitig unpassend leichten Decke lag, aber es offenbarte sich leider gleich auch ein zweites Problem: das Bett war zu klein für die Decken. Denn die Matratzengröße war geblieben. Groß, aber kein Doppelbett. Denn ein großes Einzelbett hatte den Duft von Freiheit und Jugend, ein Doppelbett hingegen war „Schlafzimmer“. Das war: „jeder eine Lampe“. Das war: „Eheleben“. Das war: „ich mach´ schon mal das Licht aus“. Ein Doppelbett war damit eigentlich undenkbar. Nicht das Schlafzimmer, die Lampen, das Eheleben - das war schon längst Tatsache, ein Doppelbett würde diese Tatsachen aber manifestieren. Das dürfte nicht sein. Ich war doch erst knapp über 30! Diese Freiheit zu mehr Größe nahm sich dann jedoch meine Frau, nannte es „der Wahrheit ins Auge blicken“ und stellte mich vor die Wahl: die neue Bettdecke wieder abgeben und gegen eine klitzekleine tauschen oder ein neues Bett kaufen. Ich tröstete mich in meiner über-30-Jugend damit, dass ich das Bett in einem unglaublich trendigen Laden mit lauter Musik kaufte und es dort „king-size“ hieß und nicht „Doppelbett“. Etikette ist alles. Der größte Trost war aber, dass es sich wirklich wie „king“ darin schlief. Unglaublich viel Platz. Riesige Bettdecke. Ich war endlich auf dem Maximum angekommen.... Auf engstem Raum. Aber nur für ein paar Jahre. Das Bett ist jetzt noch da. Die große Bettdecke auch. Auch die Mitschläferin hat nicht gewechselt. Aber plötzlich ist kein Platz mehr für mich da. Nachts wache ich auf und finde mich am Fußende eingekauert wieder. Mein Bett gehört nicht mehr mir allein. Die Luxusposition nehme jetzt mit ausgebreiteten Armen zwei kleine Menschen ein, die mir Abends zuvor noch vorspielten, fest in ihren eigenen Betten zu schlafen und dort auch bleiben zu wollen, um dann, sobald ich selbst eingeschlafen bin, heimlich und leise samt schwitzigem Kuscheltuch mein Bett zu erobern. Und mich zu verdrängen. Und mir meine Inkonsequenz zu zeigen. Denn sobald ich sie schlaftrunken und verspannt greife, um meine Freiheit wieder zu erlangen und sie schon aus Prinzip (Erziehung ist wichtig!) wieder in ihre Betten zu bringen, versage ich. Sie klammern sich eng. Und flehen. Und können das Wort „Bitte“ schneller und öfter wiederholen, als es mein gegensteuernder Freiheitsdrang ertragen kann. Und sie gewinnen. Fast immer. Das Prinzip Hoffnung. Und die Hoffnung stirbt zu letzt. Irgendwann ist auch das vorbei. Und sie wollen zunächst ihre eigene große Matratze auf dem Boden ihres Zimmers. Und später dann ihr WG Zimmer mit einer viel zu großen Matratze ausfüllen. Und bei mir hinterlassen sie dann ein freies Zimmer. Vielleicht lege ich dann dort eine große Matratze auf Paletten für mich hinein?
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Der Schlaf ist ein faszinierendes Phänomen. Das wusste bereits Leonardo da Vinci. Er brachte das Paradoxe und Geheimnisvolle des menschlichen Schlafes mit diesem Rätsel auf den Punkt: „Was ist das? Der Mensch wünscht es sich herbei, und wenn er es endlich hat, lernt er es nicht kennen.“
Beispiel, so die Theorie, während des Schlafes „aufgeräumt“. Am Vortag Gelerntes wird jetzt dauerhaft abgespeichert, unwichtige Informationen werden gelöscht.Der Schlaf ist Bestandteil der sogenannten zirkadianen Periodik unseres Körpers. Der Begriff „zirkadian“ setzt sich aus zwei lateinischen Wörtern zusammen. „Zirka“ für „ungefähr“, „dies“ für „Tag“. Würden wir ohne Kenntnis der Uhrzeit und abgeschlossen von der Umwelt leben, würde sich unser Körper statt auf einen 24-stündigen auf einen ungefähr 25-stündigen Rhythmus einstellen. Die zirkadiane Periodik regelt den zeitlichen Ablauf vieler verschiedener Körperfunktionen. Ein Beispiel ist die Ausschüttung von Hormonen (Hormonhaushalt). In den ersten Stunden des Schlafes produziert unser Körper zum Beispiel verstärkt Wachstumshormone. Gegen Morgen, vor dem Aufwachen, steigt wiederum der Spiegel des Stresshormons Kortisol.
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Der Schlaf führt normalerweise ein Schattendasein. So sehr wir uns auch bemühen, wir werden ihn nie bewusst wahrnehmen können. Und doch spielt der Schlaf eine herausragende Rolle in unserem Leben – immerhin verbringen wir rund ein Drittel unseres Daseins schlafend. Dabei ist der Schlaf für uns so selbstverständlich wie der abendliche Sonnenuntergang. Wir verschwenden keinen Gedanken an ihn, solange er sich mit gewohnter Regelmäßigkeit einstellt. Für viele Menschen ist der gesunde Schlaf jedoch ein Wunschtraum – über 30 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern leiden mittlerweile an Schlafstörungen. Vielen Dichtern, Malern und Denkern der vergangenen Jahrhunderte erging es ebenso. Ihr gestörtes oder auch besonders freundschaftliches Verhältnis zum Schlaf inspirierte zu unzähligen Zeilen und Pinselstrichen. Und auch die medizinische Forschung hat die enorme Bedeutung unseres nächtlichen Begleiters erkannt. In den letzten 40 Jahren wurden erstaunliche Erkenntnisse über die Grundlagen des Schlafs und seinen Einfluss auf unsere Gesundheit gewonnen – und das Verständnis über den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Erkrankungen wächst. Wie wichtig gesunder und erholsamer Schlaf ist, darauf weist auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hin. Wir brauchen unseren täglichen Schlaf, um uns zu erholen und um Energie zu sparen. Der Körper schaltet während des Schlafes auf eine andere Funktionsweise um. Viele Körperteile, die wir tagsüber beanspruchen, kommen nicht mehr oder anders zum Einsatz. Unser Gehirn wird zum
Diese hormonelle Arbeitsteilung wird von unserer inneren Uhr koordiniert. Durch bestimmte Signale steuert sie auch unser Bedürfnis zu schlafen. Eines dieser Signale ist die Körpertemperatur. Während des Tages ist sie deutlich höher als in der Nacht, sie sinkt jedoch stetig. Wenn sie am niedrigsten ist, in der Nacht, ist unsere Schlafbereitschaft am größten. Gegen Morgen steigt sie wieder an und unsere Schlafbereitschaft nimmt ab. Wir wachen wieder auf. Tag und Nacht, Wachen und Schlafen stehen also in einem engen, wechselseitigen Zusammenhang. Ebenso wie der gesamte Tag durch eine bestimmte Periodik geregelt wird, hat auch der Schlaf charakteristische Phasen. Bestimmte Körperfunktionen, die mit Hilfe der sogenannten Polysomnographie gemessen werden, markieren wiederum verschiedene Schlafphasen. Nach dem Einschlafen nimmt die Herzfrequenz ab, der Blutdruck sinkt. Unsere Atmung wird regelmäßiger, langsamer und flacher. Die Körpertemperatur sinkt bis in die frühen Morgenstunden ab.
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Erst im REM-Schlaf verändern sich die Körperfunktionen wiederum charakteristisch. Wir atmen unregelmäßig, die Herzfrequenz schwankt, der Blutdruck steigt. Die Durchblutung des Gehirns nimmt zu, ebenso die der Sexualorgane. Männer bekommen eine Erektion. Unser Hormonhaushalt kommt in der Nacht in Schwung. Die Ausschüttung einiger Hormone ist dabei nicht nur von der Tageszeit, sondern auch vom Schlafen abhängig. Die Konzentration des Hormons Renin, das für die Nierenfunktion wichtig ist, ist zum Beispiel während der ersten Stunden des Schlafes am höchsten. Auch die Produktion von Wachstumshormonen ist zu diesem Zeitpunkt am größten. Der Spiegel des Stresshormons Kortisol sinkt im Gegensatz dazu ab und erhöht sich erst wieder in den frühen Morgenstunden. Die Physiologie des Schlafes ist also keineswegs eine reduzierte Form der Wachheit, sondern ein komplexes Zusammenspiel verschiedener, lebenswichtiger Körperfunktionen. Ebenso wie unser Körper, schaltet auch unser Geist während des Schlafens nicht ab, sondern um: das Träumen löst den „wachen“ Verstand ab. Der Wechsel von Tag und Nacht - also Licht und Dunkelheit – gibt letztlich den Rhythmus unseres Lebens vor. Dennoch folgen Lebewesen den periodischen Schwankungen der Umwelt (neben Tag und Nacht auch der Wechsel der Gezeiten und der Jahreszeiten etc.) nicht nur passiv, sondern sie haben im Lauf der Evolution auch so genannte endogene Rhythmen entwickelt, die von unserer inneren Uhr geregelt werden. Ihr verdanken wir auch die präzise Steuerung unseres Schlaf-Wach-Verhaltens. Diese interne Körperuhr ist bei Säugetieren im Zwischenhirn lokalisiert und besteht aus einem winzigen Zellhaufen, dem sogenannten suprachiasmatischen Nucleus, kurz SCN. Seine Nervenzellen geben rhythmisch Signale an andere Gehirnregionen. Diese reagieren auf die Impulse und schicken ihrerseits Nervenreize oder Hormone durch den Körper. Auf diese Weise werden die Zeiten der Ruhe und Aktivität unserer Organe gesteuert. Über unsere Augen wird das von außen einfallende Licht aufgenommen und an unsere innere Uhr weitergeleitet, auf diese Weise kann sich der SCN immer wieder neu an die aktuelle Umwelt anpassen. Aber auch ohne äußeren Zeitgeber schwingt der SCN ungefähr im 24-Stunden-Takt weiter und gibt uns vor, wann wir abends müde und morgens wieder munter werden.
Ein wichtige Rolle spielt dabei der körpereigene Botenstoff Melatonin. Die Dauer der Schlafzyklen ist abhängig vom Alter des Menschen. Bereits in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts entwickelte der Jenaer Psychiater Hans Berger eine Methode, mit der er minimale elektrische, vom Gehirn produzierte Ströme auf der Kopfhaut messen konnte. Das sogenannte EEG oder Elektroenzephalogramm, war geboren und wurde ein wichtiges Instrument zur Erforschung des Schlafes. Der gesunde Schlaf eines Erwachsenen kann in drei verschiedene Phasen unterteilt werden: Wachzustand, NonREM-Schlaf, zu dem der Leicht- und Tiefschlaf zählt und REM-Schlaf, der auch Traumschlaf genannt wird. Im ruhigen Wachzustand, kurz nach dem Zubettgehen, ist unser Gehirn noch relativ aktiv. Unsere Augen bewegen sich und unsere Muskeln sind gespannt. Innerhalb von circa 30 Minuten gleiten wir nun in den sogenannten NonREM-Schlaf, Stadium 1. Unsere Gehirnaktivität verlangsamt sich, die Augen beginnen zu rollen, die Muskelspannung lässt nach. Je mehr die Aktivität dieser Körperteile nun allmählich abnimmt, desto tiefer fallen wir in den Schlaf. Medizinisch ausgedrückt erreichen wir die Non-REM-SchlafStadien 2,3 und 4. Die Stadien 3 und 4 werden auch als Tiefschlafstadien bezeichnet. Die erste Tiefschlafphase der Nacht endet normalerweise nach 1 - 2 Stunden. Eine Körperbewegung leitet den sogenannten REM-Schlaf ein. Eine Phase, die den Forscher noch einige Rätsel aufgibt: wahrscheinlich träumen wir in diesem Stadium besonders intensiv. Der REM-Schlaf verdankt seinen Namen den schnellen Augenbewegungen, die nun beginnen. REM ist die Abkürzung für Rapid Eye Movement, übersetzt: schnelle Augenbewegungen. Unsere Muskelspannung fällt in diesem Zustand völlig ab. Nur die lebenswichtigen Muskeln, wie z.B. Herz und Zwerchfell, arbeiten weiter. Diese erste REM-Periode der Nacht dauert meist nur einige Minuten. Jetzt wechseln sich Non-REM- und REM-Phasen ab. Eine Abfolge der beiden Stadien wird auch als Zyklus bezeichnet. Pro Nacht „durchschlafen“ wir drei bis fünf solcher Zyklen. Wirklich tief schlafen wir nur in den ersten beiden Zyklen der Nacht, dann wird unser Schlaf leichter, die REMPhasen werden länger. Durch eine sogenannte Polysomnografie kann Ihr charakteristisches Schlafprofil, der individuelle Wechsel von NonREM- und REM-Phasen, gemessen werden.
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IMMER SCHÖN WACH BLEIBEN Tony Wright macht mehr als elf Tage lang kein Auge zu, trotzdem bleibt er geistig und körperlich fit. Andere werden dabei wahnsinnig. Der britische Ex-Gärtner behauptet, er laufe dabei zur Hochform auf. Für ihn sind die Gründe klar: gute Vorbereitung, ausschließlich Rohkost und eine intelligente Koordination der Gehirnhäften. Wir haben und ihn zu seinen Schlafgewohnheiten und seinem Weltrekord befragt.
Während der elf Tage: Wann rebelliert der Körper? Bei mir gar nicht. Bis zum vierten oder fünften Tag war es zäh. Dann aber war ich in der Sache drin. Ich hatte zur Ablenkung ständig Besuch in diesem Pub, von Journalisten und Schaulustigen. Anstrengender als das Nicht-Einschlafen empfand ich, elf Tage in ein und demselben Raum zu sein und mich nicht hinlegen oder ausstrecken zu können. Mister Wright, wie viel haben Sie heute geschlafen? Drei Stunden. Ich bin gegen drei ins Bett und um sechs Uhr von selbst wieder auf. Ich brauche keinen Wecker. Drei Stunden Schlaf sind normal? Für mich ja. Sofern ich mich überhaupt schlafen lege. In dieser Woche bin ich zwei Nächte hintereinander gar nicht ins Bett, das ist Routine. Ich war lange am Computer und plötzlich war es vier Uhr früh. Da dachte ich: Wenn du dich jetzt zwei Stunden aufs Ohr legst, fühlst du dich nachher nur groggy. Also blieb ich wach. Nach 48 Stunden ohne Schlaf oder länger fühle ich mich gut. Ich sehe auch besser aus, sagen die Leute. Nicht so müde (lacht). Schlafentzug soll verrückt machen. Oder zum Tod führen. Ich halte dagegen: Ich lebe. Und ich fühle mich nach über hundert Versuchen bestens. Schlafentzug war nicht immer negativ besetzt, vor tausenden Jahren kam Nicht-Schlafen bei religiösen Riten und Schamanen zum Einsatz. Überliefert davon sind vor allem positive und euphorische Zustände. Auch von Leonardo Da Vinci oder anderen Kreativen weiß man, dass sie mit extrem wenig Schlaf ausgekommen sind. Das hat mich interessiert. Ich bin überzeugt: Schlafen ist sehr viel Hirnsache und im Laufe der Evolution ist bei der Programmierung des Gehirns etwas schiefgelaufen. Wie kommt man als Gärtner auf solche Theorien? Die Evolution hat mich immer interessiert, ich habe außerdem seit langem bei Schlafentzugsprogrammen mitgemacht. Einmal, nach 80 Stunden Nicht-Schlafen, ist dann etwas Sonderbares passiert: Eine Körperhälfte war plötzlich komplett gelähmt, die andere funktionierte normal. Das Ganze dauerte 20 Minuten. So paradox es klingt, ich fühlte mich trotzdem gut, fast euphorisch. Da habe ich bemerkt: Bei langen Wachphasen kommt offenbar eine Teilung im Gehirn zustande. So habe ich nach und nach meine These entwickelt. Und natürlich sind chemische Prozesse im Blut wichtig. Ich setze seit 16 Jahren auf meine „Primatendiät“ – also nur Rohkost, Bananen, Avocados, Nüsse, Salat, kein Fleisch, inspiriert von Menschenaffen, unseren direkten Vorfahren. Diesen Primatenzustand herzustellen, und dazu Schlafentzug, das hat vor mir noch keiner probiert. Und das scheint ein Schlüssel zu sein.
Sie wollen auch Kobolde und Elfen gesehen haben. Die Leute haben fast stündlich gefragt: „Und? Siehst du schon etwas? Halluzinierst du schon?“ Das hat mich irgendwann gelangweilt. Da habe ich eben etwas von Kobolden getippt. Die Wahrheit ist: Ich hatte nie Halluzinationen, bei keinem Schlafentzug. Nur die Augen nehmen die Farben intensiver wahr. Sonstige Beschwerden? Nein, keine Wahnvorstellungen (lacht), ich muss Sie enttäuschen. Man isst vielleicht ein bisschen mehr als sonst. Irgendwann weiß man ja nicht mehr, ob Tag oder Nacht ist, die normalen Lebensrhythmen verschwimmen. Und mir wurde schneller kalt. Ob das daran lag, dass meine Körpertemperatur sank oder ich feinfühliger für die Außentemperatur wurde, weiß ich nicht. Ich hätte gerne einen Wissenschaftler zur Überwachung gehabt. Das ist ja auch eine Chance für die Forschung, es ist ja nicht jeder so verrückt, elf Tage am Stück wach zu bleiben. Der Arzt aber, der Interesse hatte, war im Ausland. Mir fehlte das Sponsoring, um ihn und seine Messgeräte einzufliegen. Was, wenn jemand Ihren Versuch nachahmen will? Ohne Vorbereitung würde ich das keinem empfehlen. Das ist wie beim Marathon. Ein junger Kerl kommt vielleicht untrainiert durch, ohne Schäden. Ein anderer nicht. Ist Schlaf für Sie vergeudete Zeit? Nein. Nur, wenn man zu viel schläft. Und ich behaupte, wir schlafen mitunter zu viel. Es gibt Studien, wonach der Mensch angeblich 30 Prozent seiner Lebenszeit verschläft. Und wie viel Ihres Lebens verschlafen Sie? Um die zehn Prozent, wahrscheinlich nicht viel mehr.
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PYJAMA PARTY Ich mache eine Pyjamaparty und DU bist herzlich eingeladen. Wir starten um 20 uhr und schlagen uns dann die Nacht um die Ohren. Ich hoffe du kommst.
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BEINKLEIDUNG Seinen etymologischen Ursprung hat das Wort in der indischen Sprache Urdu. Pajama bedeutet ursprünglich „Beinkleidung“ und bezeichnet eine leichte Hose, die am Bund von einer Schnur zusammengehalten wird und im süd- und westasiatischen Raum, besonders in Indien getragen wird. Heute wird das Wort als Synonym zu Schlafanzug verwendet.
Der Schlafanzug, lange Zeit den Männern vorbehalten, hat seine Wurzeln in der indischen und persischen Tracht. Die britischen Kolonialherren lernten diese Art der Beinbekleidung in Indien kennen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gelangte der Pyjama durch sie nach Europa, wo er für eine kurze Zeit als Freizeitanzug in Mode kam. Danach ging das neue Kleidungsstück in Europa allerdings wieder in Vergessenheit. Erst nach 1870, mit dem verstärkten Handel britisch-Indiens mit dem Heimatland, kam der Pyjama erneut nach Europa. Zu den leichten Hosen wurde nun ein hemdartiges Oberteil getragen, das zugeknöpft werden konnte. Die Durchsetzung des neuen Kleidungsstücks gestaltete sich zu Anfang jedoch alles andere als einfach. Anfänglich Zielobjekt gesellschaftlichen Spotts, wurde er in den ersten Jahren anstelle des Nachthemds nur von Männern getragen. Nur einige mutige Frauenrechtlerinnen sollen sich schon damals das vornehmlich männliche Kleidungsstück angeeignet haben. Erst nach dem Ersten Weltkrieg fand er allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz und wurde ab sofort von beiden Geschlechtern als Nachtgewand dem vormals üblichen Nachthemd vorgezogen. Waren es ursprünglich Modelle aus Baumwolle oder Seide, werden Pyjamas heute hauptsächlich aus Strick- und Wirkwaren hergestellt. In den 1930er-Jahren hielt der sogenannte Strand-Pyjama für kurze Zeit Einzug in die Modewelt. Dabei handelte es sich um leichte, weite Hosen - manchmal auch Latzhosen - die zu bequemen Jacken als weibliche Urlaubskleidung am Meer getragen wurden. Ein anderes Highlight war der Palazzo-Pyjama, ein seidener Hosenanzug mit tunikaartigem Oberteil und weiten, nach unten ausgestellten Hosenbeinen, den Prinzessin Galitzine 1959 der Haute Couture in Rom präsentierte. Zu den Kuriosa gehört, dass sich die deutsche Delegation in der Nacht vor der Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo nach Eintreffen der letzten sowjetrussischen Vorschläge zu einer legendär gewordenen „Pyjamakonferenz“ traf, um sich vor Vertragsunterzeichnung noch einmal abzustimmen. In amerikanischen Day Care Centers und Grundschulen wird als Themen-Tag gelegentlich ein Pajama Day veranstaltet, an dem die Schüler im Schlafanzug zum Unterricht erscheinen dürfen.
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Wenn Menschen schlafen, dann träumen sie, alle und immer. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass sich 80 Prozent aller Menschen an ihre Träume erinnern. Und auch wer sich nicht erinnert, träumt jede Nacht. Der Traum ist nicht nur ein Merkmal der menschlichen Existenz, er ist sogar überlebenswichtig, sowohl für den Körper als auch für die Psyche. Der Traum gehört zum Menschen. Was passiert eigentlich im Körper, während wir träumen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Neurobiologen erstmals gegen Ende des 19. Jahwrhunderts. Sie entdecken, dass der nächtliche Traum einer gewissen zeitlichen Struktur folgt. 1880 erkennt der ehemalige Marinearzt Jean Gélineau die vollständige Abwesenheit jeglicher Muskelspannung. Anfang des 20. Jahrhunderts reißt Alfred Maury, Professor am Collège de France, seine Versuchspersonen regelmäßig aus dem Schlaf. Zu seiner Überraschung stellt er fest, dass sich die befragten Menschen nur selten an ihre Träume erinnern. 1944 stellen Neurologen bei schlafenden Männern periodisch wiederkehrend drei bis vier Erektionen pro Nacht fest, ohne sie jedoch in Verbindung mit dem Träumen zu bringen. Später erst erkennt man, dass die jeweils gut 25 Minuten dauernden Erektionsphasen exakt dem Zyklus der Traumstadien entsprechen. 1953 beobachtet Eugen Aserinsky schnelle Augenbewegungen – „Rapid Eye Movements“ (REM) – bei einem schlafenden Kind. Er stellt die Hypothese auf, dass die REM-Phasen die Traumstadien des Menschen sind. 1959 wird das Puzzle aus all diesen Erkenntnissen zusammengesetzt: Der Neurologe Michel Jouvet lässt die Erkenntnisse seiner Kollegen aus den letzten Jahrzehnten Revue passieren und ergänzt diese mit seinen eigenen Forschungen. Demnach gibt es zwei Schlafzustände: Während der Slow-Wave-Phase, der Tiefschlaf-Phase, wird an der Hirnrinde eine immer langsamer werdende elektrische Aktivität gemessen, der Schläfer bewegt nicht die Augen und eine gewisse Muskelspannung ist messbar. Weckt man einen Menschen aus der Slow-Wave-Phase auf, hat er keine Traumerinnerung. Die REM-Phase oder Phase der Augenbewegungen wiederholt sich circa drei- bis viermal in jeder Nacht. Sie zeichnet sich durch ein neuroelektrisch ebenso aktives Gehirn wie im Wachzustand aus, doch die Muskelspannung fehlt völlig. Michel Jouvet nennt die REM-Phase wegen des scheinbaren Widerspruchs von wachem Hirn und schlaffem Körper auch die Phase des paradoxen Schla-
TRÄUM SCHÖN fes. Versuchspersonen, die in dieser Phase geweckt werden, können sich an ihre Träume erinnern. Jouvet schließt aus den Schilderungen seiner Testschläfer, dass die Augenbewegungen der Betrachtung von Traumszenen entsprechen können. Dieser „Traumblick“ stützt Eugen Aserinskys Schlussfolgerung, dass die Traumphase mit der REM-Phase gleichzusetzen ist. Aus neurophysiologischer Sicht ist der Traum ein für den Körper überaus wichtiger Mechanismus. Der Neurologe Michel Jouvet vertritt die These, dass die Bilder und Szenen des Traums zur ständigen Programmierung unserer Gehirnzellen gehören. Dass wir unlogische Ereignisse im Traum nicht als Widersprüche wahrnehmen, liegt laut Jouvet daran, dass bestimmte Neuronen im Gehirn, im Gegensatz zu anderen Nervenzellen, zeitweilig Ruhe brauchen. Im Traum sind sie ausgeschaltet und verhindern das kritische Bewusstsein. Für die Traumpsychologie oder –phänomenologie ist die rein auf die körperlichen Vorgänge bezogene Erklärung für den Traum bestenfalls eine Ausgangsbasis. Denn Neurophysiologen messen der Bedeutung von Träumen für die Psyche keinerlei weitere Bedeutung zu. Bei tiefenpsychologischer Prüfung jedoch ergeben zunächst unverständliche Traumbilder, paradoxe Ereignisse, Widersprüche oder Verschiebungen ihren Sinn. Zwar ist der Traum ein bis heute nicht eindeutig erklärbares Phänomen; es gilt aber als erwiesen, dass bei Menschen, die regelmäßig am Schlafen und somit am Träumen gehindert werden, ernsthafte seelische und körperliche Störungen entstehen.
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TAUMBILDER
In seinem ursprünglichem Sprachbegriff bedeutet Traum Trugbild. Doch dies lässt sich nicht verallgemeinern. Träume sind ein seelischer Vorgang des Halbschlafs. Schon die alten Naturvölker erkannten, dass Träume einen engen Bezug zu unserem Denken haben und vielleicht sogar zu unserer Zukunft...
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Bis zum Aufkommen des Christentums herrschte der Glaube vor, Träume seien indirekte oder verschlüsselte Botschaften von Göttern und Dämonen. Oft wurde ihnen Weissagungs- oder Orakelcharakter zugesprochen. So glaubten Kriegsherren wie der persische König Xerxes (519-465 vor Christus), sie könnten ihre Schlacht nur gewinnen, wenn das Orakel im Traum zu ihnen sprach. Diese Überzeugung reichte bis in die Anfänge des christlichen Glaubens: Vor der Schlacht mit seinen heidnischen Widersachern träumte der römische Kaiser Konstantin der Große (273-337) von einem Engel, der ihm das Kreuz als Siegesfahne entgegenhielt und ihm zurief: „In hoc signo vinces“ – „Unter diesem Zeichen wirst du siegen“. Konstantin zog mit dem Kreuz auf der Fahne in die Schlacht vor Rom und bezwang seine Gegner Licinius und Maxentius. Auch in der Neuzeit finden sich Beispiele für solche vorhersehenden Träume: So soll der frühere USPräsident Abraham Lincoln davon geträumt haben, einem Attentat zum Opfer zu fallen, bevor er drei Tage später tatsächlich im Theater von einem fanatischen Südstaatler ermordet wurde. Eine Fülle von prophetischen Träumen liefert die Bibel. Beispiele für im Schlaf übermittelte Botschaften und Offenbarungen aus dem Alten Testament sind die Träume der
Pharaonen, des babylonischen Königs Nebukadnezar II. (605-562 vor Christus) und der Traum Jakobs von der Himmelsleiter und dem Landversprechen Gottes. Im Buch Genesis 28, 12-13, wird er so dargestellt: „Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.“ Aus dem Alten Testament kennt man zudem den Traum Josefs von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren. Auch die Gründer religiöser Orden wie Franz von Assisi, Don Bosco oder der Heilige Bruno standen angeblich über ihre Träume mit Gott in Verbindung. Den Metaphysikern, den Wissenschaftlern, die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt Liegende und die Zusammenhänge des Seins erforschen Zufolge liegt dem menschlichen Traum der Glaube an die Seele und den Geist zugrunde. Diesen Glauben findet man in fast jeder Religion und Zivilisation. Um 1900 revolutioniert der Psychoanalytiker Siegmund Freud die psychologische Traumforschung. Für den Begründer der Metapsychologie ist der Traum der Hüter des Schlafes und immer Ausdruck eines unterbewussten Wunsches. Ohne Bezug zur Anatomie des Gehirns konstruiert Freud einen vollständigen psychischen Apparat. Er glaubt, Traumsymbole ohne Rücksicht auf die individuellen Erfahrungen eines Menschen eindeutig zuordnen und katalogisieren zu können. Im Gegensatz zu Freud stellt sein Schüler Carl Gustav Jung, bis 1913 ein Anhänger der Freud’schen Psychoanalyse, bei der Traumforschung das individuelle Erleben jedes Menschen in den Mittelpunkt. Jung erkennt, dass sich ein Traumsymbol nicht auf einen einzigen Begriff reduzieren lässt. Für ihn zeigen Träume einen seelischen Tatbestand an. Als fortlaufender Dialog mit dem bewussten Ich wird diesem in jeder Nacht von unserer Persönlichkeit Nr. 2 – ein von Jung geprägter Begriff für das kollektive Unbewusste – ein Spiegel vorgehalten. Nach der Jung’schen Traumlehre ist es an jedem einzelnen, den Traum unter Bezugnahme aller Lebenssituationen richtig zu entschlüsseln.
REM-Traum
Traum, der in einer REM-Phase des Schlafs auftritt
Einschlaftraum
Traum der (Ein-)Schlafphase 1. Ein typischer Einschlaftraum ist der Traum vom Fliegen.
Posttraumatische Wiederholung
Nochmaliges Durchleben eines traumatisierenden Erlebnisses, im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das Auftreten ist nicht an einzelne Schlafphasen gebunden.
Träumereien
Wachtraum NREM-Traum
Hier: Traum im weiteren Sinne. Subjektiv kann die Unterscheidung zwischen Wachtraum und Nicht-Wachtraum schwerfallen. Absichtlich herbeigeführt ähnelt der Wachtraum einer Meditation und kann auch die erste Phase eines im Wachzustand eingeleiteten Klartraums sein. Unabsichtliches Auftreten hingegen kann auf Müdigkeit, ein hohes Maß an (ggf. unausgelebter) Phantasie und in Extremfällen auch Realitätsflucht hinweisen. Der Klartraum wird manchmal auch als Wachtraum bezeichnet.
Pavor Nocturnus
NREM-Traum, wird meist der Tiefschlafphase 4 zugeordnet und unterscheidet sich vom Albtraum. Der Pavor nocturnus tritt bei ca. 5 % der Kinder zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr auf.
Traum, der während einer der Schlafphasen 2, 3 oder 4 auftritt
Klartraum
Traum, in dem Bewusstheit über den Traumzustand herrscht. Trauminhalte können vom Träumer gesteuert werden. In der Tradition des tibetischen Buddhismus wird dies als Traumyoga praktiziert. Ziel ist wie bei allen buddhistischen Praktiken, die Gewahrsamkeit des Geistes zu schärfen und es ins Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen. Traumyoga stellt daher eine Ergänzung buddhistischer Meditationspraxis dar, der üblicherweise in weiten Teilen eher unbewusst und ohne die Möglichkeit zur Steuerung abläuft.
Wahrtraum
Im Wahrtraum sind „reale“ Ereignisse offensichtlich. Abhängig vom Zeit- und Ortsbezug wird in retrospektiver, prospektiver und telepathischer Wahrtraum unterschieden. Einige Aspekte der Phänomene können wissenschaftlich erklärt werden, andere sind Gegenstand esoterischer und parapsychologischer Diskussionen.
Albtraum
REM-Traum mit angst- und panikauslösenden Inhalt, wie Katastrophen, Sequenzen von Verfolgungen, soziale Bloßstellung, eigener Tod etc. führt zum Erwachen.
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DAS KLEINE ABC DES TRAUM DEUTENS
lumen. Das weibliche Prinzip und die Kindheit symbolisiert die Blume. Die Knospe verweist auf das Potential, eine sich öffnende Blüte ist ein Hinweis auf eine bevorstehende Entwicklung. Wird ein Blumentraum durch ein Duftreiz ausgelöst, dann ist es ein einfacher Reiztraum. Ansonsten wird ein Blumentraum meist von jungen Mädchen oder Frauen mit jungmädchenhafter Phantasie geträumt. Die Träumerin ist voller Erwartung und Hoffnungen über Liebesdinge. Diese Symbole stehen im Traum für den Gefühlsbereich, sie haben fast immer eine positive Bedeutung. Allerdings darf die persönliche Einstellung des Träumenden zu der jeweiligen Blume nicht außer acht gelassen werden, auch die Farbe kann eine Rolle spielen. Der Vergleich zwischen dem Wachsen und Verwelken der Blume und dem Leben des Menschen liegt nahe und ist vom Traum häufig auf das Leben des Träumenden übertragbar.
Traumdeutung ist die Interpretation der im Traum erlebten Bilder, Handlungen und Gefühle. Über die Funktion des Traums besteht in der wissenschaftlichen Traumforschung keine Einigkeit. Dem entsprechend ist auch die Bedeutung und Deutung von Trauminhalten umstritten.
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sche. Im Traum steht Asche als Symbol für erloschene Gefühle, erschöpfte Kräfte, verlorenes Interesse an einer Sache oder Person, Gleichgültigkeit, auch Resignation, sowie oft für Reue und Kummer. Sie kann allgemein auch ankündigen, daß Erwartungen und Hoffnungen sich nicht erfüllen werden. Befindet sich in der Asche allerdings noch Glut, so bedeutet dies Reife, Persönlichkeitsentwicklung, Selbstbesinnung oder Läuterung. Um den Traum vollständig deuten zu können, ist es wichtig zu wissen, was verbrannt ist oder wurde. Asche kann auf der psychologischen Ebene für Trauer stehen und ist dann möglicherweise ein Hinweis für den Träumenden, sich einer lang schon anstehenden Trauerarbeit nicht mehr länger zu entziehen. Von seiner Erfahrung bleibt nur Asche zurück. Asche deutet auf den Abschluß einer Angelegenheit hin: Man hat etwas verbrannt und steigt gewissermaßen wie ein Phönix aus der Asche.
hef. Der Chef ist meist ein Teil des eigenen Ich, das streng darauf bedacht ist, den Träumer an seine Pflichten zu erinnern. Das Bild des Chefs steht im Traum anstelle einer Vaterfigur oder Respektsperson. Der Träumende kann dieses Symbol als Vorbild empfinden, oder er fühlt sich in seiner Persönlichkeit eingeengt,- das Bild wirkt dadurch bedrückend. Chef kann Energie, Macht- und Besitzstreben symbolisieren, die einen Menschen beherrschen und antreiben,- meist ist er dann als Warnung vor übersteigerten Antrieben dieser Art zu deuten.
reieck. Nach Freund gilt das Dreieck als Vaginalsymbol, aber gerade weil es so einfach ist, kann es so vieldeutig sein. Für die Alchimisten hat es das Wasser symbolisiert, in der Meteorologie bedeutet es Regenschauer. Ein Dreieck auf der Spitze stehend, wirkt dynamisch (nicht statisch wie ein Quadrat) - ein labiles Gleichgewicht, das jeden Moment kippen kann. Dreieck wird ähnlich wie die Zahl Drei gedeutet, wobei man nach alten indischen Traumbüchern darauf hoffen kann, daß man von anderen unterstützt und gefördert wird. Teils steht das Dreieck aber auch als sexuelles Symbol, das entsprechende Bedürfnisse zum Ausdruck bringt, die man nicht übermäßig unterdrücken darf. Obwohl die Drei, wie alle ungeraden Zahlen, männlich definiert wird, ist das Dreieck ein weibliches Sexualsymbol, das mit anderen Traumsymbolen in Zusammenhang gebracht werden muß. Ein gleichseitiges Dreieck kann die Klarheit der Gedanken, den schöpferischen Geist des Träumers andeuten.
mail. Im Gegensatz zum Brief stellt die Email eine noch indirektere Kommunikation dar. Das sieht man schon daran, daß sich die meisten E-mail Nachrichten erschreckend kurz und unpersönlich abgefaßt sind. Das Traumsymbol E-mail deutet auf eine hochentfremdete Kommunikation hin, der die Seele abhanden gekommen ist.
euer. Ein vieldeutiges Symbol in verschiedenen Zusammenhängen in den wichtigesten Träumen ist das Feuer. Es ist ein archetypisches Bild des Geistes und der Liebe. Es gehört zu den wichtigsten Traumbildern überhaupt, weil es für die Menschen und Zivilisation von grundlegender Bedeutung war. Allgemein kann man es als Ausdruck starker Gefühle, verzehrender Leidenschaften, hoher Ideale und elementarer Kraft und Energie verstehen, die nicht immer ungefährlich sind. Es kann im Traum auf Leidenschaft und Begehren im positiven Sinn und auf Frustration, Zorn, Verdruß und Destruktivität im negativen Sinn hinweisen. Positiv können sie auch als Zeichen für die seelische Reinigung oder für Wandlung und Wiedergeburt aufgefaßt werden.
eburt. Im Traum stellt die Geburt den Beginn einer neuen kreativen Lebensphase dar, die dem Träumenden Bereicherung und persönliches Vorankommen verspricht. Selbst wenn der Geburtsvorgang im Traum sehr real abläuft und es sich um den Traum einer jungen Frau handelt, sollte ein geheimer Wunsch in Erfüllung gehen, das muß aber keineswegs der Wunsch nach einem Kind sein, sondern eher wohl die Sehnsucht, neue Möglichkeiten für sich zu erschließen. Der Mann der selbst ein Kind bekommt, kann wohl bald eine zündende Idee verwirklichen oder auf neue Möglichkeiten im Beruf hoffen.
aar. Träume, in denen Haare eine große Rolle spielen, sind Kommentare zu unserem physischen und psychischen Befinden und symbolisieren Männlichkeit und Lebenskraft. Die Haare haben schon immer bei allen Völkern eine große Bedeutung gehabt. Da das Haar auch nach dem Tod noch wächst, sah man es als Symbol für Lebenskraft und auch sexuelle Potenz. Haare stehen für die ursprünglichen Kräfte. Sie haben nach Freud als sekundäres Geschlechtsmerkmal phallische Bedeutung. Wer von Haaren träumt, sollte nicht nur seine Triebseite, sondern auch seine geistige Einstellung zu den Dingen in Ordnung bringen, denn oft schildern die Haare unseren Seelenzustand,- man achte daher darauf, ob es sich im Traum um volles oder dünnes, gepflegtes oder wirres Haar handelt. Auch die Haarfarbe kann in diesem Zusammenhang einiges aussagen. Besonders in jüngster Zeit träumen Männer häufig von Haaren. Liegt einem solchen Traum nicht die akute Angst vor Kahlköpfigkeit zugrunde, hat der Traum von Haaren immer tiefere Bedeutung.
nsekt. Ameisen, Spinnen, Küchenschaben und ähnliches symbolisieren im Traum meist Inhalte des Unterbewußtseins. Wenn im Traum viele dieser Tiere auftreten, oder aus einem Schrank oder hinter dem Herd hervorkrabbeln und beim Träumenden Angstzustände auslösen, ist dies stets als Gefahrensignal zu verstehen. Die Insekten signalisieren dann nervliche Störungen des Träumenden. Einzelne Insekten können das Gefühl zum Ausdruck bringen, daß den Träumenden irgend etwas stört oder auf die Nerven geht. Ein Insekt weist häufig auf verdrängte Erfahrungen, Ereignisse oder Schuldgefühle hin, die man bewußt verarbeiten muß. Andererseits verkörpern sie möglicherweise Gefühle von Bedeutungslosigkeit und Machtlosigkeit. Wie der Traum gedeutet wird, hängt davon ab, um welche Insekten es sich dabei handelt. Eine Wespe kann auf Gefahr hinweisen, ein Käfer hingegen kann Schmutz, aber auch Schutz symbolisieren. Wird man von einem Insekt gestochen, kann das Krankheit, Mißerfolge und Verluste ankündigen. Tötet man das Insekt wird man mit den Schwierigkeiten bald auf einfache Weise fertig.
ornfeld. Das Kornfeld ist ein Sinnbild für eine Lebensaufgabe, einen langfristigen Vorgang, dessen einzelne Bereiche immer wieder ‚neu bestellt‘ werden müssen. Da das Korn ein Zeichen von Wachstum und Reife ist, verspricht ein ganzes Feld davon eine überaus glückliche Entwicklung Ihres Lebens. Sie scheinen sich ja auch darüber im Klaren zu sein, daß nicht Glück, sondern Ihre harte Arbeit den Erfolg bringen wird. Ihr Traum kann sich aber auch auf das ‚Bett im Kornfeld‘ beziehen, dann hat er Sie mit einer Erinnerung an ein romantisches Liebesabenteuer beglückt.
eiter. Kommt in einem Traum eine Leiter vor, stellt die Fähigkeit des Träumenden dar, zu einer neuen Ebene von Bewußtheit vorzudringen. Er bewegt sich vom Materiellen zum Spirituellen und verschafft sich zugleich Zugang zu seinem Unbewußten. Diese tragbaren Treppen bedeuten übersetzt unsicheres Fortkommen und Unbeständigkeit. Das ‚Sprosse um Sprosse‘ Höhersteigen auf einer Leiter deutet für das Wachleben einen beschwerlichen Weg nach oben an, der Sturz von ihr ist ein Fall ins Bodenlose. Die Ansicht von Freud, das beständige Auf- und Absteigen auf einer Leiter umschreibe den Geschlechtsakt, erscheint uns allzuweit hergeholt. ackpot. Der Jackpot ist leider kein Traum, der einen Millionengewinn ankündigt, sondern nur Symbol für angestrengte Überlegungen über die Chancen, aus einem riskanten (und vielleicht nicht ganz seriösen) Geschäft doch noch Gewinn zu ziehen. Oder: Sinnbild für den Plan, einen finanziell potenten und überlegenen Geschäftspartner zum eigenen Vorteil auszutricksen und möglichst über den Tisch zu ziehen.
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atraze. Wenn ein Traum von einer Matratze handelt, kann dies ein Hinweis darauf sein, wie der Träumende mit seiner Sexualität umgeht, und verdeutlicht, ob er zufrieden ist oder nicht. Wer also nur auf ihr liegt, hat im Leben irgend etwas verpaßt, muß sich mit dem begnügen, was er augenblicklich besitzt. Daß Glück läßt ihn noch warten. Matratze zeigt auch oft Unsicherheit, mangelnde Tatkraft und Entscheidungsschwäche an,- man sollte dann lernen, sich besser zu beherrschen und nicht einfach die Zügel schleifen zu lassen.
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acktheit. Träumt man von Nacktheit hat im Traum nur äußerst selten einen erotischen Charakter. Mit diesem Traumbild ist der ursprüngliche Naturzustand des Menschen gemeint. Sie zeigt im negativen Sinne einen Zustand seelischer Entblößung an, wenn der Träumende sich von seiner Nacktheit peinlich berührt fühlt. Dies kann sich auf eine partielle Entkleidung beziehen. Sie kommt vor allem in Angsträumen vor. Geht der Träumer nackt oder nur notdürftig bekleidet durch belebte Straßen, hat man sich im Wachleben eine Blöße gegeben oder hat Angst, sie sich zu geben, was auf moralische Bedenken oder auf Minderwertigkeitsgefühle schließen läßt. Nacktheit symbolisiert auch Unschuld. Träume, die Nacktheit positiv schildern, geben den Wunsch nach Unabhängigkeit wieder und lassen den Willen erkennen, sich anderen gegenüber auch bei heiklen Themen ohne Hemmungen zu äußern,- für diesen Fall achte man auf weitere Traumsymbole und deren Aussage. Handelt der Traum davon, daß der Träumende nackt in einer Stripteaseshow auftritt, dann könnte dies auf seine Angst, mißverstanden zu werden, verweisen. Zwar ist sich der Träumende dessen bewußt, daß er bereit ist, offen und ehrlich zu sein, aber andere verstehen dies vielleicht nicht.
rgel. Orgelmusik weist auf geistige Probleme und ihre Lösung hin. Manchmal spielt auch Trauer mit, im allgemeinen ist aber der, der im Traum die Orgel spielen hört, mit sich und der Welt zufrieden. Die Orgel gilt als Bild für den Wunsch des Träumenden, sich mitzuteilen, für seine Gefühlstiefe und für geistige Auseinandersetzung. Sie kann auch ein Symbol für Religiosität und Läuterung oder innerliches Sammeln sein. Es kommt immer auf die gesamte Traumhandlung, den Zustand der Orgel, die Musik und die im Traum auftretenden Personen.
fütze. Eine Pfütze ist das schmutzige Wasser, das die kleinen Flecken auf unserer Seele umschreibt. Wer in sie hineintritt, dem klebt vielleicht das Pech an den Füßen. Möglicherweise ist es von Bedeutung, was der Träumende in seinem Traum mit der Pfütze tut. Wischt er sie auf, versucht er Gefühle zurückzunehmen, die er für unangemessen hält. Läßt er sie, wo sie ist, hat er wahrscheinlich das Bedürfnis, daß andere Menschen seine oder ihre Gefühle erkennen.
uadrat. Als ideales, gleichseitiges Rechteck ist das Quadrat ein Ganzheitssymbol. Es symbolisiert seelische Ausgeglichenheit. Erscheinen im Traum gleichzeitig Quadrate und Kreise, ist dies ein Bild für die ‚Quadratur des Kreises‘, also für die Unmöglichkeit, ein bestimmtes Problem zu lösen. Ein Rechteck deutet auf die zu starke Ich-Bezogenheit des Träumenden hin. Ist es im Traum nicht in die Höhe, sondern in die Breite gedehnt, heißt dies, daß es der Persönlichkeit des Träumenden an Tiefe fehlt. Kann auch Sinnbild für den Ort, wo auch heute noch Kampfspiele stattfinden, sein: Es bedeutet, daß man sich mit den psychischen Gewalten auseinandersetzt, die das Leben bedrohen, und meist eine ganz simple Lösung findet.
ing. Der Ring symbolisiert Sicherheit, Kontinuität und Unendlichkeit, da er keinen Anfang und kein Ende hat, sowie die Bindung an einem Menschen oder eine Gemeinschaft, ebenso die Treue, mit der wir an einmal eingegangenen Verpflichtungen festhalten. Frauen sind bindungsfreudiger als Männer. Das beweist auch die Tatsache, daß bei Frauen Träume von Ringen sehr häufig, bei Männern dagegen eine Seltenheit sind. Träume sagen meist etwas über die Bindungsfreude über Bindungsangst oder Unfähigkeit eine Bindung zu vergessen aus.
chaukel. Wer im Traum auf einer Schaukel sitzt, dessen Gefühle schwanken hin und her. Vielleicht kann er sich zwischen zwei Menschen nicht so recht entscheiden, unter Umständen sitzt er aber auch augenblicklich im Berufsleben zwischen zwei Stühlen. Wer andere auf der Traumschaukel sieht, ist möglicherweise von unsicheren Kantonisten umgeben, die in ihrer Meinung sehr schwanken. In Frauenträumen soll die Schaukel auch auf erotisches Verlangen schließen lassen, da es ja immer auf und ab geht,- wir halten eine solche Deutung nicht unbedingt für stichhaltig, glauben aber, daß Schaukeln im Traum auch eine Gefahr signalisieren oder auf unbedachtes Handeln schließen lassen kann - vor allem, wenn die Schaukel an einem dürren Ast oder in zu luftiger Höhe hängt.
rommel. Die Trommel hämmert durch unseren Schlaf, ist Teil von Angstträumen, nach denen wir völlig zerschlagen aufwachen. Wenn wir den Grund angeben sollen, warum wir uns vor den Trommelschlägen gefürchtet haben, werden wir keinen finden - es war nun mal so. Nur wenigen Menschen gibt der Klang eine wichtige Nachricht ins Bewußtsein mit, die meisten kostet er ganz einfach Nerven. Nach neuesten amerikanischen Forschungen weisen Trommelträume, wenn sie in mehreren Nächten hintereinander geträumt werden, auf Störungen des Nervensystems hin. Der Träumende sucht im Experiment mit dem Rhythmus eine natürlichere Ausdrucksform. Die Trommel im Traum ist ein Hinweis, daß er die Kontrolle über den Rhythmus und die Klänge in seinem Leben hat. Besonders, wenn er in einer Gruppe mit anderen gemeinsam trommelt, verweist dies auf seine Fähigkeit, wirksam am Leben teilzunehmen.
niform. Die Uniform ist immer eine Berufskleidung, die den Träger mit bestimmten Funktionen und Eigenschaften bekleidet. Trägt eine Person, die in der Wirklichkeit nicht in Uniform auftritt, im Traum eine, so ist dies ein PersonaSymbol, also ein Hinweis darauf, wie der Träumende gern von seiner Umwelt gesehen werden möchte. Uniformen sind meist Hinweise auf Geltungsstreben, Machtgier, Erfolgsstreben und Wunsch nach Selbstbestätigung. Aber auch übermäßige Anpassung kann damit dargestellt werden. Dieses Kleidungsstück kann auf eine gewisse Eintönigkeit hinweisen, auch auf die ewige Gleichmacherei, aus der wir uns absondern möchten. Wenn die Traumuniform schlecht sitzt, hat man im Wachleben vielleicht Angst, sich gehenzulassen,- sitzt sie gut, ist das der Beweis für ein übersteigertes Selbstbewußtsein des Träumers. Oft muß das Recht, die Uniform einer bestimmten Gruppe zu tragen, verdient werden. Wenn der Träumende von der Zugehörigkeit zu einer uniformierten Gruppe träumt, bedeutet dies, daß er sich das Recht auf Anerkennung erworben hat.
ase. Die Vase kann ein Symbol für Geheimnisse oder für den weiblichen Körper schlechthin sein. Darüber heinaus verkörpert sie häuftig den aufnehmende und empfangende Aspekt der weiblichen, intuitiven Seite. In dieses Gefäß stellt man Blumen,- übersetzt: seine besten Gefühle, weshalb es oft mit sexuellen Wünschen in Verbindung gebracht wird. Ist die Vase leer, findet man keine Gegenliebe,- stellen wir im Traum Blumen hinein, kann sich ein bisher loses Verhältnis festigen. Sehen wir eine mit Blumen gefüllte Vase vor uns stehen, soll das ein gesundes Intimleben bedeuten,- wenn sie hingegen zerbricht, trennt man sich möglicherweise von jemandem, den man zu lieben glaubte.
äsche. Seine Wäsche zu waschen signalisiert, daß man mit sich oder anderen nicht ‚im Reinen‘ ist. Große Mengen schmutziger Wäsche verweisen auf Ungerechtigkeiten, die andere einem zufügen. Saubere Wäsche und zum Trocknen aufgehängte Wäsche verheißen Glück und eine positive Lebenseinstellung, die oftmals Probleme zum Guten zu wenden vermag. -Beine. Krumme Beine stehen für Probleme und Hindernisse auf dem Lebensweg, für die man selbst verantworlich ist. Zuweilen kommt darin auch Ungerechtigkeit zum Ausdruck, gegen die man sich wehren muss.
oga. Das Traumsymbol Yoga verweist auf die Ganzheitlichkeit. Das Ziel des Yoga besteht darin, Körper, Gefühle und Bewußtsein zu beherrschen. Meist wird mit diesem Traumbild eine Empfehlung an den Träumenden gegeben, sich ganzheitlich zu entwickeln und sich solchen spirituellen Disziplinen zuzuwenden. Im gleichen Sinn können auch Tai Chi und andere spirituelle Bewegungsübungen gedeutet werden. Wenn Frauen davon träumen, daß sie in einer bestimmten Yogastellung verharren, oder wenn sie einem Menschen zusehen, der gerade eine Yogaübung ausführt, dann ist das ein Hinweis auf ein unbefriedigend verlaufendes Sexleben: entweder ist der Partner nicht in der Lage, die Frau lange genug zu umarmen, oder die körperliche Vereinigung erscheint ihr zu wenig phantasievoll.
ielscheibe. Motivation spielt im Leben eines jeden Menschen eine Rolle. Eine Zielscheibe allein als Symbol für intellektuellen Ehrgeiz ergibt noch nicht viel Sinn, wenn die übrigen Traumelemente nicht untersucht werden. Ein Verkaufsziel kann beispielsweise darauf hinweisen, daß dem Träumenden seine Ziele von anderen Menschen vorgegeben werden. Setzt der Träumende einem anderen Menschen ein Ziel, dann kann es sein, daß dieser andere Mensch in Wahrheit eine Projektion des Träumenden ist.
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