Edith Hessenberger
Menschen-Schmuggler-Schlepper Eine Annäherung an das Geschäft mit der Grenze am Beispiel der Biographie Meinrad Juens
Viele vom nationalsozialistischen Regime Verfolgte versuchten sich 1933 bis 1945 in die Schweiz zu retten. Hier erwarteten sie sich ein sicheres Unterkommen; ihre Hoffnungen wurden aber nicht selten enttäuscht, als sich die offizielle Schweiz zunehmend gegen die „Überfremdung“ durch die Flüchtlinge zu schützen versuchte, und die „Ausschaffung“ zurück in das Deutsche Reich drohte. Die Einreise- und Einbürgerungsbestimmungen wurden seit Anfang der 1930er Jahre immer mehr verschärft. Mit der ersten Flüchtlingswelle aus Deutschland ab 1933 wurde Ausländern zusätzlich jegliche politische Betätigung sowie Erwerbstätigkeit untersagt. Anstrengungen verschiedenster Art wurden unternommen, um die Zahl der Flüchtlinge möglichst gering zu halten. Für die meisten Flüchtlinge war die Schweiz daher nur Durchgangsland. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich führte zu einer Flüchtlingswelle, gegen die sich die Schweiz in der Folge möglichst effizient abzuschotten versuchte. Zunächst wurde die Visumspflicht für Inhaber österreichischer Pässe wiedereingeführt, ab August 1938 wurde die Grenze überhaupt geschlossen und illegal Eingereiste wieder ausgewiesen. In einigen leicht überschreitbaren Grenzgebieten wurden die Grenzposten durch freiwillige Grenzschutzkompanien verstärkt.1 Die Schließung der Grenze und die erschwerten Visa-Bedingungen zwangen viele Flüchtlinge die Grenze illegal zu passieren. Einige versuchten dies auf eigene Faust, andere vertrauten sich professionellen Menschenschmugglern an, so genannten Passeuren, die sie für Geld über die Grüne Grenze brachten.
1 Egger, Gernot: Ins Freie? Die vorarlbergerisch-schweizerische Grenze 1933-1945. In: Johann-August-Malin-Gesellschaft (Hg.): Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933-1945. (= Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 5.) Bregenz 1985. S. 234-257. Hier S. 234f.
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