Edith Hessenberger
Grenzpunkte Vom Eigentlichen der Grenze zu Grenzen heute
„Grundlegend kann gesagt werden, dass jedes Ding [...] in der Anschauung nur auf Grund seiner Grenze sein kann. Es braucht eine Art Markierung, an der es beginnt bzw. an der es aufhört und die damit erst die Form des Dings beschreibt.“1 Viele Aspekte prägen die Wahrnehmung einer Grenze zwischen zwei Regionen. Grenzüberschreitende Verbindungen werden symbolisiert durch die Beziehungen, die über die Grenzen hinweg bestehen. Gerade der „kleine Grenzverkehr“ ist ein Bespiel dafür, wie Grenzen zum Beispiel durch wirtschaftliche Anreize verbindend wirken können. Die emotionale Trennung nicht nur durch die Grenze, sondern besonders durch etwaige physische Hindernisse (in diesem Fall zwei Gebirge) kann allerdings ebenso wenig bestritten werden. Aus der langen nationalstaatlichen Geschichte heraus stellt die Grenze eine Trennlinie dar – sowohl in Hinblick auf die nächsten Zentren, als auch in Hinblick auf Zuschreibungen, Identifikation, Identität. Sie symbolisiert eine Trennlinie zwischen räumlichen Zugehörigkeiten, die als Identitäten verinnerlicht wurden. Angehörige einer Identität beziehen und begrenzen sich auf Räume (und grenzen sich gegen andere Räume ab), die im Laufe der letzten Jahrhunderte mathematischgeodätisch exakt berechnet und vermessen – zuvor jedoch nie als solche wahrgenommen wurden. Die Staatsgrenze ist vor diesem Hintergrund besehen ein teils über zweihundert Jahre altes Relikt einer politischen Konstruktion.
1 Tippmann, Daniel: Die Frage nach der Grenze. Plessnersche Anthropologie und Systemtheorie. http://userpage.fu-berlin.de/~danitipp/daniel/docs/plessner.pdf am 15.03.2008. S. 5.
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