Impressum moritz – Studentische Medien Greifswald Wollweberstraße 4, 17487 Greifswald Tel: 0 38 34 / 86 17 59 (Reda); -58 (GF) Fax: 0 38 34 / 86 17 56; e-mail: moritz@uni-greifswald.de Chefredakteur: Kai Doering Stellvertreter: Norman Gorek Geschäftsführer: Tobias Linke Stellvertreter: Christian Bäz Herausgeberin: Studierendenschaft der Universität Greifswald (AStA, Rube nowstraße 1, 17487 Greifswald) V.i.S.d.P.: Kai Doering Redaktion: Florian Benkenstein (flo), Alexander Böber (AB), Finn Breyer (finn), Kai Doering (ring), Alina Götze (aliG), Norman Gorek (nogo), Mirko Gründer (MiG.), An-nett Habermann (nett), Arvid Hansmann (aha), Juliane Hesse (juli), Delia Holm (dee), Sebastian Jabbusch (sj), Melchior Jordan (mel), Joel Kaczmarek (jmk), Jessyca Keil (jk), Laura Keßler (kess), Julia Kindt (juki), Ulrich Kötter (UK), Wenke Krämer (wer), Verena Lilge (lil), Katja Neichel (kat), Yvonne Mathei (yvo), Sarah Rieser (sari), Uwe Roßner (ur), Katja Staack (tja), Britta Voß (boß), Eric Wallis (ede) Gestaltung: Kai Doering, Norman Gorek, Ulrich Kötter Titelbild: Sebastian Ehlert Zeichnungen: Franziska Salopiata, Juliane Hesse Anzeigen: Geschäftsführung Druck: Druckhaus Panzig, Studentenberg 1a, 17489 Greifswald moritz erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren. Anzeigen- und Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist der 29. Oktober. Die nächste Ausgabe erscheint am 15. November. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Re-daktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser-briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Re-daktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
I used to be indecisive - but now I am not sure.
Ein funktionierendes Mautsystem wird Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe zwar auch im moritz nicht finden, doch über das Neueste aus Greifswald informiert er sich gern - schließlich hat er hier 1955 sein Abi gem acht. Foto: ring
Hallo Leute! Puh, war das ein Sommer! Nein, ich meine nicht die zwei Wochen, in denen sich die Sonne mal nicht hinter Wolken versteckt hat. Mir geht es um andere Themen: Den neuen Ost-WestKonflikt etwa oder die Mon tagsd emons trat ion en. Ihr Menschen seid schon komisch. Naja, mich als WOssi (ich war ja nicht nur in Greifswald, sondern auch in Bonn) lässt das kalt. Womit ich doch nochmal zum Wetter komme, denn ich habe ziemlich gefroren. Geht Ihr mal nur mit einem Bettlaken bekleidet in Eldena am Strand spazieren. Gut, dass der Sommer nun vor bei ist und damit auch die
Semesterferien. Ohne Euch Stu denten ist es hier nämlich ganz schön langwei lig. Aus lauter Frust wollte ich schon den Bauarbeitern helfen, die das Hauptgebäude renovieren. Sonderlich begeistert waren die davon allerdings nicht. Ein besonders herzliches Will kommen an die neuen Erstis. Ich freue mich schon, Euch kennenzulernen. Einen guten Start ins neue
Pizzeria Napoletana Italienische Spezialitäten Hunnenstraße 17a 17489 Greifswald
Telefon 0 38 34 - 77 63 07 Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11 – 23 Uhr Sonntag 12 – 23 Uhr Lieferzeiten Montag bis Samstag 11 – 14 und 17 – 23 Uhr Sonntag 12 – 15 und 17 – 23 Uhr
Alle Pizzen und Pasta-Gerichte laut Karte nur 4 Euro! Lieferung frei Haus: Alle Pizzen und Pasta-Gerichte laut Karte nur 4,50 Euro! Auch erhältlich:
Döner Kebap
Döner im Brot – 3 Euro Riesen-Döner – 5 Euro Döner-Teller – 5,50 Euro
Ab einem Bestellwert von 15 Euro liefern wir eine Flache Wein gratis.
inhalt moritz gelesen? Nachgedacht? Meinung schreiben!
moritz@uni-greifswald.de, Betreff: Leserbrief
I
Theater 25
II
Theater 40
III
Werden wir bald durch eine Zweit
Schauspiel in Greifswald - nicht nur
politik
titel
feuilleton
K u r z n a c h r i c h t e n 6 Landeskinder bevorzug 8 A S t A - S e i t e 9 Zweitwohnungssteuer?! 10 Zukunft der ZVS 12 S t u d i e n g e b ü h r e n 14 Hochschulgruppen: RCDS 15
Theatergeschichte 25 Wie entsteht ein Theaterstück? 27 Theater musikalisch 29 Rezension: „Und dann gab’s keines m e h r “ 31 Hintergrund: „Glatzkopfbande. Eri nner ung an Rock’n’Roll.“ 32 Studententheater „StuThe“ 34
Ein bisschen Zuhause 35 DVD-Rezensionen: „Der Einsatz“, „Was das Herz begehrt“, „Van Hel sing 2“ 36 Kino: „Liebe mich, wenn du dich traust“, „Der Untergang“ 37 Musik klassisch: Hille Perl & Lee Santana, Sonja & Shanti Sungkono, Katona Twins 38 Musik Pop: The Stills, The Prodigy
uni-versum
playmoritz
39 Nachbetrachtung 40
Das Mega-Event MoMA auf Reisen
MoMA
inhalt
Theater 17
kurznachrichten... Verkappte Studiengebühren? Der Senat beschloss am 15. Septem ber eine Gebührenordnung, die erstmalig Gebühren für Sprachkurse des Fremds prachenund Medienzentrums ab dem Sommer semester 2005 vorsieht. Die Gebühr wird bei zusätzlich zum Studium belegten Sprachkursen fällig und beträgt je nach Stundenanzahl zwischen 22 und 40 Euro pro Semester. Ebenfalls erhoben wird eine Prü fungsgebühr. „Es schien keine andere Möglichkeit zu geben“, so AStAChef Sieweke, „ansonsten wären gar keine Kurse angeboten worden.“ Desweiteren diskutiert die Sat zungskomission des Senats zur Zeit über Rückmeldegebühren in Höhe von 10 Euro. Mit Übernachtung Am 4. Oktober wurde in die für das Lehramtsstudium notwendigen praktikumsvorbereitenden Semi nare der EWi eingeschrieben. Trauriges Highlight: die „Einfüh rung in das Orientierungsprakti kum“. 4 Veranstaltungen mit jeweils maximal 16 Teilnehmern wurden offeriert. Macht etwas mehr als 60 Teilnehmer. Bereits um 3.15 Uhr waren die ers ten Interessenten – mit Schlafsack bewaffnet – vor das Institut gezogen. Gegen 7.15 Uhr hatten sich bereits 48 Personen auf die inoffizielle Warteliste gesetzt, Punkt 9 Uhr
AStA
Allgemeiner Studierendenausschuss
waren es 200 Studierende, die sich für die Seminare einschreiben wollten. Selbst Viertsemester und höhere, die noch im Vorjahr vorrangig und problemlos zugelassen wurden, hatten diesmal das Nachsehen. Großzügig Die Sanierung des zur Zeit ungenutzten Studentenwohnheimes in der Hans-Beimler-Straße kann beginnen - dank einer Spende über 400.000 Euro und endlich geklärter Besitzverhältnisse. Ab 2006 kann das Studentenwerk somit 120 modernisierte Einzelzimmer mehr vermieten. Rücktritt Zum 1. September verließ der Greifswalder PDS-Abgeordnete Dr. Gerhard Bartels die Landtagsfrak tion der PDS. Er war hochschulpolitischer Sprecher seiner Fraktion und ein wichtiger Kontaktmann des AStA in Schwerin. Bartels erklärte aber gleichzeitig, er werde als fraktionsloser Abgeordneter weiter für die Belange der Hochschulen kämpfen. Er war immer wieder aus dem Chor der Kürzungsbefürworter herausgetreten und forderte eine noch stärkere finanzielle Förderung der Hochschulen. UK
Die Sprechzeiten standen zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Beachtet bitte die Aushänge vor dem AStA-Büro oder schaut im Internet unter www.asta-greifswald. de nach. Ihr findet den AStA im Audimax in der Rubenowstraße 1, Raum 13a. Telefon: 0 38 34 / 86 17 50 -51 Fax: 0 38 34 / 86 17 52 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Vorsitz Simon Sieweke Referentin für Ausländerfragen: Jana-Elena Koser Referentin für BAföG und Studienfinanzierung: Christin Püschel Referentin für Erstsemesterarbeit: Katharina Winkel Referent für Finanzen: Eric Kibler Referat für Hochschulpolitik: n.n. Referentin für Soziales: Constanze Rogge Referent für Studium und Lehre: Thomas Schattschneider
nachrichten
Referent für Umwelt: Thomas Maier Präsidenten des Studierendenparlamentes: Philipp Kohlbecher Alexander Gerberding (Stellvertreter) stupa@uni-greifswald.de Gleichstellungsbeauftragte(r): n.n. Beauftragte(r) für Schwule und Lesben: Matthias Müller Herr der Zahlen begrüßt Zahlenkönigin: Die 10.000-te Studentin, Jessyca Bogs aus Stralsund, mit Uni-Controller Peter Rief am 28. Oktober im Studentensekretariat. Foto: yvo/Pressestelle 6
Beauftragte(r) für Internetpräsenz: Christian Heise
moritz
... und weitere meldungen
Wahltermin für StuPa Wenn es nach dem AStA geht, werden die Wahlen zum nächsten Stu Pa im Frühjahr zeitgleich mit den Wahlen der Senats- und Fakultäts räte stattfinden - und zwar vom 17. bis zum 21. Januar 2005. Design-Offensive Weil sich weder StuPa noch AStA bei der Mehrheit der Studenten zur Zeit besonderer Beliebtheit erfreuen und auch der viel beschworene Nachwuchs ausbleibt, soll dem jetzt eine Corporate-Design-Offensive abhelfen. Ausgeschrieben ist ein Design-Wett bewerb für ein neues Logo von AStA und StuPa; das Preisgeld reicht von 300 Euro für den ersten bis zu 100 Euro für den dritten Platz. Einsendeschluß ist der 15. Januar
2005, nähere Informationen gibt es im AStA-Büro. Ärger um Institutsschlies sungen Tumultartig ging es auf der Sitzung des Fakultätsrates der Philoso phischen Fakultät am 7. Juli zu: Hier sorgte ein Formalienstreit für eine einstündige Verspätung des Sitzungsbeginns. Die studentischen Vertreter hatten zu Recht moniert, dass Dekan Manfred Bornewasser die entscheidende Beschlussvorlage zur Schließung der Romanistik und Altertumswissenschaften zu spät eingereicht hatte. Erst ein Anruf bei der Rechtsabteilung schaffte Abhilfe. Am 28. Juli billigte der Rat dann den Antrag des Dekans, dem Rekto rat langfristig die Schließung der Institute für Altertumswissenschaf ten und Romanistik zu empfehlen. Ein Blick auf die aktuellen (allerdings noch vorläufigen) Einschrei bezahlen zeigt jedoch, dass es die falschen Fächer erwischt: Insgesamt schrieben sich rund 120 neue Studenten an den Instituten ein, darunter nur rund 20 Nebenfächler. Querelen um Hochschulrat Der Senat der Universität wählte am 21. Juli einen Hochschulrat mit 6 Mitgliedern. Es handelt sich um Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft – ganz wie es das Landeshochschulgesetz
Gemütlichkeit, guter Service und kulante Preise werden Sie überzeugen
Probieren hr 20 U ert ß u nla r Ei ang da e t z Let urchg nden D tu 4S Ein / 1 2
nach seiner Novellierung 2002 vorsieht – und sie dürfen nicht der Hochschule angehören. Gewählt wurden unter anderem Prof. Mathias Husmann, Generalmusikdirektor am Theater Vorpommern sowie Prof. Dr. Lesley A. Wilson, Generalsekretärin der European University Association in Brüssel und auch Johan Almqvist, Student der Partneruniversität Lund. Kaum gewählt, gingen die Querelen auch schon los: Noch am 23. Juli verkündete der AStA stolz, dass erstmalig ein Student in einen deutschen Hochschulrat gewählt worden sei, was im übrigen falsch ist und nur eines kleinen Blickes nach Berlins bedurft hätte, da focht der Rektor die Wahl des schwedischen Studenten Almqvist an. Almqvist (27) war an der Universität Lund vielfach in der studentischen Selbstverwaltung tätig und ist inzwischen Vorsitzender der ESIB, der National Unions of Students in Europe in Brüssel. „Nicht ausreichend für eine Persönlichkeit“, so der Rektor und deshalb rechtswidrig gewählt. Die Wahl wurde vorläufig aufgehoben und die Entschei dung lag nun wieder beim Senat. AStA und Alt-Rektor Jürgen Kohler trugen am 15. September erfolgreich ihre Gegenthesen vor, AStA-Chef Sieweke hatte gar ein Rechtsgutach ten erstellen lassen. Der Senat erklärte die Wahl Almqvists für rechtmäßig und somit wird jetzt erneut der Rektor entscheiden.
Gemütlichkeit, guter Service und kulante Preise werden Sie überzeugen
Sie Sauna auch für Studierende
Wann? Di - So 14 bis 22 Uhr Wo? „DE LÜTT SAUNAECK“ Fleischmannstraße 6
nachrichten
Katastrophal So schätzt der AStA nach den Erfahrungen der letzten Wochen die Lage auf dem Greifswalder Woh nungsmarkt ein. Hohe Mieten und widerwillige Vermieter kennzeichneten die momentane Situation und es sei keine Besserung in Sicht. Erfreulich gut habe die Zusammen arbeit mit der Wohnungsbau-Ge nossenschaft Greifswald geklappt, so die Referenten. Das Problem der Ghettoisierung ausländischer Stu denten bestehe jedoch weiterhin und die Studienkollegiaten hätten Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden.
es aus! Eintrittspreise: Einzelkarte 5 Eu ro Abo-Zehnerkarte 46
:
Inh. Brigitte Paschke,17489 Greifswald • Fleischmannstraße 6 • Tel. 28 53 • www.doerte-paschke.de oktober 2004
7
Landeskinder bevorzugt
Gewagte Thesen eines Landtagsabgeordneten zur Zukunft der Hochschulen / Von Ulrich Kötter
Für landesweiten Wirbel an Uni versitäten und Fachhochschulen sorgt ein Buch des hochschulpolitischen Sprechers der SPD-Landtags fraktion, Mathias Brodkorb. Er legte in der zweiten Augustwoche ein Diskussionspapier zur „Zukunft der Hochschullandschaft von M-V bis zum Jahr 2020“ vor. Das 159 Seiten starke Buch des 27-jährigen, zur Zeit beurlaubten Studenten an der Universität Rostock lässt keine kontroverse Frage aus und fordert vom Hochschulsektor einen schärferen Blick auf das Bundesland. Reformen seien unvermeidbar, um den viel zitierten demographischen und finanziellen Entwicklungen nachzukommen, die Brodkorb beinahe prophetisch genau vorhersagt. Er bezweifelt, dass die Hochschulen mit ihrer frisch gewonnenen Auto nomie durch das neue Landeshoch schulgesetz richtig umgehen und die „richtige Hochschule für die Region“ entwickeln. Für bedenklich hält er in diesem Zusammenhang, dass die Anzahl an „Landeskindern“ an den Universitäten weiter zurück gehe und schlägt gar eine „Landes kinderquote“ vor. Brodkorb argumentiert weiter, dass die finanzielle Ausstattung der Universitäten und Fachhochschulen keineswegs so schlecht sei, wie immer behauptet oder gar unter dem Bundesdurchschnitt liege – das
politik Aufrüttler Mathias Brodkorb: Schlechte „Landeswirkung“ von Foto: sj/ Greifswald. 8
Geld werde nur falsch verteilt. Zum Beispiel übermäßig in die Medizin, deren Studenten nicht einmal hauptsächlich aus M-V stammten und dem Land nach dem Studium gleich wieder den Rücken kehrten. Zu allem Überfluss fordert Brodkorb auch noch die flächendeck e n d e Einfüh rung von
Brodkorb-Papier Bachelor-/Master-Studieng ängen oder gar der Konzentration des Bachelor auf die FH und der des Master auf die Unis. Wiederum „beruhigend“: Die Ein führung von Studiengebühren verneint Brodkorb zwar nicht, im Moment sei ein Nachdenken darüber aufgrund der vielen ungelösten Strukturprobleme aber zu früh. Für ihn kommt im Übrigen ein Studienkontenmodell in Frage, bei dem die Studierenden nur bei Überschreitung des „Guthabens“ an Lehrveranstaltungen bezahlen sollen. Bei der Betrachtung der Universitä ten im einzelnen bescheinigt Brodkorb der Universität Greifs wald eine schlechte „Landeswir kung“ und stellt insbesondere die Konzentration der Geisteswissen schaften in Greifswald gegenüber Rostock in Frage. AStA-Chef Sieweke hält die Thesen für „gefährlich“, beruhigend sei aber, dass das Zahlenmaterial veraltet und auch zum Teil fehlinterpretiert sei. Die Diskussion über Hochschul strukturen hat im Senat inzwischen begonnen: Eine Neustrukturierung der medizinischen Fakultäten wird ebenso demnächst zum Thema werden wie die Gespräche der Dekane
Am Rande ...
Laß dich überraschen Pressearbeit ist etwas, was in Zeiten breit gefächerter medialer Möglich keiten sorgfältig und gewissenhaft gemacht werden sollte. In diesem Zusammenhang kann man dem AStA während der letzten und der laufenden Legislaturperiode trotz chronischer Unterbesetzung nichts nachsagen, auch wenn eine gewisse Überpräsenz des Vorsitzenden nicht zu leugnen ist. Öffentlichkeitsarbeit ist jedoch klar seine Aufgabe und der eine mag es mit etwas mehr, der andere mit etwas weniger Getöse. Den sprichwörtlichen letzten Trop fen, der das Faß zum Überlaufen bringt, leisteten sich die AStAKollegen allerdings zum Geburtstag ihres Chefs. Da wurden Ostsee-Zei tung und weitere lokale Printmedien (leider auch noch im Namen des moritz) leicht penetrant aufgefordert, den Geburtstag zu erwähnen. Mit der bitterbösen Kolumne des Kommentators der OZ hatte wiederum niemand gerechnet. Recht hat er allerdings: Wen interessiert der 23. Geburtstag von Simon Sieweke und was hat dieser in der Lokalzeitung (die ja angeblich eh’ kein Student liest) zu suchen? Letztendlich ist das Ganze nicht der Rede wert und ich will hier weder den AStA schlecht reden noch Simon Sieweke im Nachhinein den Geburtstag vermiesen – aber es wäre doch einfach nicht nötig gewesen! In diesem Sinne: moritz wünscht Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Ulrich Kötter
Kolumne im Greifswalder Regio nalteil der OZ vom 22. Juli: Leicht penetrante Pressearbeit. moritz
asta-seite
Hauptwohnsitz Greifswald
Können Nachteile durch eine Anmeldung in Greifswald entstehen? Viele scheuen die Anmeldung des oktober 2004
Erstwohnsitzes in Greifswald, da sie insbesondere finanzielle Nachteile befürchten. Einiges haben wir für dich geprüft: Beim Kindergeld und in der Krankenversicherung entstehen keine Nachteile. Probleme können aber beim „Baukindergeld“ entstehen, denn für die Erteilung ist die Zugehörigkeit des Kindes zum Haushalt der Eltern entscheidend. Die Hauptwohnung des Kindes ist eines der Indizien für die Beur teilung der Zugehörigkeit. Es ist nicht sicher, ob es gelingt, zum Beispiel über die Hinweise auf die Hauptwohnung in einer Wohnge meinschaft und das eigene Zimmer im Haus der Eltern, nachzuweisen, dass du dich trotz der Hauptwohn sitznahme in Greifswald noch nicht völlig von deinem Elternhaus gelöst hast. Es kann im Einzelfall also nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass keine finanziellen Einbußen insbesondere bei den Eltern auftreten. Bei speziellen Fragen, wende dich bitte an die zuständige Behörde oder Organisation. Daneben kannst du dich auch jederzeit an uns wenden. Welche Vorteile gibt es für die Studierenden? Du möchtest einen Wohnberech tigungsschein oder Wohngeld beantragen, dich von den Rundfunk gebühren befreien lassen oder weitere sozialgesetzliche Ansprüche für dich regeln? Das kannst du alles vor Ort im Greifswalder Sozialamt regeln. Du brauchst ein Führungs zeugnis, eine Lohnsteuerkarte oder einen anderen ordnungsrechtlichen Bescheid? Das kannst du alles vor Ort im Greifswalder Ordnungsamt regeln. Du möchtest trotz der allgemein schmalen Studentenbörse am vielfältigen kulturellen und sozialen Leben in Greifswald teilnehmen? Billig mit dem ÖPNV ins Freizeitbad
zum ermäßigten Badespaß fahren, günstig Medien in der Stadtbiblio thek ausleihen oder Kurse in der Volkshochschule belegen? Das kannst du alles mit dem KUS 2004, einem Greifswalder Pass für kulturelle und soziale Vergünstigungen. Von den Stadtwerken Greifswald erhältst du einen 100 kWh-EnergieGutschein, wenn du Einwohner mit Hauptwohnsitz wirst. Bei der Woh nungsbau-Genossenschaft Greifs wald e.G. kannst du zu besonderen Mietkonditionen wohnen. Der Erwerb einer Mitgliedschaft ist nicht Bedingung. Auch die Wohnungs bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald bietet günstigen Wohnraum an, zum Teil provisionsund kautionsfrei. Wo und wie kann man sich anmelden? Die Einwohnermeldeabteilung befindet sich in der Spiegelsdorfer Wende 1, in der Nähe des Süd bahnhofes. Die Öffnungszeiten: Di: 9 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr Mi: 9 – 12 Uhr Do: 9 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr Fr: 9 – 12 Uhr Folgende Unterlagen sind mitzubringen: - die Einzugsbestätigung des Wohnungsgebers, z um Beispiel Studentenwerk, Hauseigentü- mer, Hausverwalter, Hauptmie- ter oder ein aktueller Mietver- trag - gültiger Personalausweis und / oder Reisepass - Abmeldebestätigung der bis- her zuständigen Meldebehörden, falls die bisherige Wohnung auf- gegeben wurde
asta-seite
Warum in Greifswald den Hauptwohnsitz anmelden? Die Einwohnerzahl von Greifswald sinkt seit Jahren. Am 31. Dezember 2003 waren noch genau 52.253 Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet. Da die Stadt für jeden Einwohner mit Hauptwohnsitz im Rahmen des Finanzausgleiches vom Land Mecklenburg-Vorpommern eine Zuweisung erhält, sinken die Einnahmen der Stadt stetig. Dies trägt erheblich dazu bei, dass der kommunale Haushalt inzwischen jährlich ein Defizit von circa 14 Millionen Euro ausweist. Aufgrund dessen muss die Stadt sparen, so dass die freiwilligen Leistungen der ernsthaft in Gefahr sind. Zu diesen Leistungen zählen: Das Theater, die Stadtbibliothek, das Freizeitbad und kulturelle Einrichtungen wie St. Spiritus oder das Klex. Gefördert werden von der Stadt außerdem das Internationale Studentenfestival (GrIStuF), das Festival Nordischer Klang, das Alumni- und Universitätsfest und die Bachwoche. Vor allem aber ist die Stadt für den Erhalt und Ausbau der Fahrradwege verantwortlich. Damit die Stadt diese Aufgaben auch in Zukunft, ist deine Unterstützung gefragt. Bereits mit dem Wintersemester 2004 erwarten wir circa 10.000 Studenten in Greifswald, die hier ihren Lebens mittelpunkt finden und die städtische Infrastruktur nutzen werden. Gegenwärtig aber haben sich nur etwa 2.500 Studenten mit Haupt wohnung in Greifswald registrieren lassen. Und nur für diese 2.500 Stu denten erhält Greifswald einen Lan deszuschuss. Darum: Mit Erstwohn sitz in Greifswald melden!
9
50 Euro für Neu-Greifswalder?! Im Oktober entscheidet die Bürgerschaft über die Zweitwohnsitzsteuer Von Kai Doering Was haben die Hansestadt Greifs gemeinsam mit dem AStA eine wald und viele Studenten gemeinAlternativlösung erarbeitet“, versam? Beide sind knapp bei Kasse. kündet Hochheim. In Anlehnung an Da sich in den Kassen der Stadt das so genannte „Jenaer Modell“ allerdings im laufenden Haushalts verpflichtet sich der AStA, sich jahr bereits ein Defizit von 14 Mil darum zu kümmern, dass 5.000 lionen Euro angesammelt hat, muss aller Greifswalder Studierenden mit sie nun die ihrem Erst N o t b r e m s e wohnsitz in anziehen. Die der Hanse Lösung: Eine stadt gemelZweitwohn det sind. Ist sitzsteuer – dies Ende oder ein Kom 2005 der promiss mit Fall, wird die den Studie Steuer auf renden. Eis gel egt. „Die Zweit Gelingt es wohnsitzsteu nicht, greift er wurde uns sie rigoros. als gutes „Ich will die I n s t r u m e n t Zweitwohn zur Konsoli sitzsteuer gar dierung unsenicht haben“, res Haushalts s a g t von der Hochheim L a n d e s Drohkulisse aus dem roten Rathaus? weiter, „als Foto: Drohkulisse regierung vor ges chlagen“, müssen wir berichtet Jörg Hochheim, Amts sie jedoch aufbieten.“ Doch was leiter für Wirtschaft und Finanzen springt für beide Seiten bei dem in der Stadtverwaltung. Konkret Handel heraus? Die Stadt Greifs würde dies, gestaffelt nach der wald bekommt pro gemeldeten Kaltmiete, eine Belastung zwischen Bürger, der hier seinen Erstwohn 150 und 300 Euro für all diejenigen sitz hat, eine jährliche Zuweisung bedeuten, die lediglich mit ihrem vom Land Mecklenburgzweiten Wohnsitz in Greifswald Vorpommern. „Im Jahr 2003 waren gemeldet sind. Wen die Steuer in das 397 Euro pro Nase.“ Eine ganze erster Linie treffen würde ist klar: Menge und ein Schritt zur Konso die Studenten. „Deshalb haben wir lidierung des Haushaltes. Bisher
sind die Studenten allerdings mehrheitlich nur mit ihrem zweiten Wohnsitz in Greifswald gemeldet, bringen der Stadt also keine Ein nahmen. Es gibt zwar bereits ein Belohnungsmodell, bei dem all diejenigen, die sich ummelden, nach zwei Jahren auf Antrag einmalig 150 Euro bekommen, doch scheint dies nicht zu wirken. „Deshalb haben wir uns mit dem AStA zusammengesetzt.“ Das neue Modell sieht nun vor, dass alle Studenten, die sich für Greifs wald als Erstwohnsitz entscheiden, als Anreiz jährlich 50 Euro von der Stadt bekommen. Die Zuwendung soll jedoch auf fünf Jahre begrenzt sein und der Antragsteller muss bis zum Ende des Kalenderjahres auch wirklich in Greifswald wohnen. Stichtag ist also der 30. November 2005. Bis dahin müssen sich 5.000 Studenten in Greifswald mit ihrem Erstwohnsitz gemeldet haben, ansonsten wird die Steuer für den zweiten Wohnsitz eingeführt. „Ich glaube an den Kompromiss“, gibt sich Hochheim optimistisch. Entschieden ist nämlich noch nichts, denn das letzte Wort hat die Bürgerschaft. Sie beschließt am 25. Oktober was kommen wird: Zweit wohnsitzsteuer oder KompromissLösung. Entscheidet sie sich direkt für die Steuer, ist jegliche Speku lation hinfällig, ob es dem AStA gelingt, die 5 000 Willigen für den Erstwohnsitz zusammen zu bekommen. Doch dann trifft es alle –
politik 10
moritz
Kommentar
Sein, wo man ist? Gedanken zur Zweitwohnungssteuer
oktober 2004
Wir sollen kassenwirksam werden – als Bürger oder über die Steuer. Dabei sollte die Stadt lieber durch ihre Bürgerfreundlichkeit oder durch andere gut beworbene Anreiz systeme für die Hauptwohnsitz nahme überzeugen. Beides tut sie nicht. Der AStA reagiert auf das Drohen mit Werbung für den Hauptwohn sitz. Das müss11te er nicht. Rechtlich ist nämlich gar nicht klar, ob Studenten zur Zweitwohnungssteu er herangezogen werden können. Denn als Aufwandsteuer soll die Zweitwohnungssteuer die wirt schaftliche Leistungsfähigkeit des
for
moritz Lust auf Journalismus, Fotografie und Layout? Dann meld’ dich unter moritz@uni-greifswald. de
Schönwalde bei Nacht: Studenten doch häufiger zuhause als „zuhau se in Greifswald“? Foto: Einzelnen für das Halten einer weiteren (zweiten) Wohnung besteuern. Die meisten von uns besitzen jedoch gar keine Hauptwohnung im steuerrechtlichen Sinn. Ein Heran ziehen zur Steuer ruft zumindest beim Verwaltungsgericht Lüneburg ernstliche rechtliche Zweifel hervor. Für die zweite Halbzeit sei dem AStA ans Herz gelegt, den Ball flach zu halten, vielleicht eine Broschüre zum Widerspruch gegen die Veranlagung zur Zweitwoh nungssteuer herauszubringen und den Schmusekurs mit der Stadt zu
politik
Deutsche Gründlichkeit kennt keine Grenzen. Das kann gut sein, muss es aber nicht. Das deutsche Melde wesen hat jedenfalls Vorzüge. Es sieht vor, dass jede genutzte Woh nung als Wohnsitz angemeldet wird. Kompliziert wird das ganze, wenn man nicht nur über eine bezogene Wohnung verfügt. Dann wird die Meldung einer Hauptwohnung nötig. Die meist genutzte Wohnung ist per Gesetz die Hauptwohnung. Kann man nicht eindeutig feststellen, wo man häufiger ist, hat der Gesetzgeber ebenfalls eine Antwort parat: In Zweifelsfällen wählt man die Wohnung, „wo der Schwerpunkt der Lebensbeziehungen des Ein wohners liegt.“ Das wäre alles nicht so wichtig, wenn sich mit dem Hauptwohnsitz nicht so einiges an Rechten und Pflichten verbände. Steuerpflichtig für lokale Steuern ist man zum Beispiel an allen Wohn sitzen, das aktive und passive Wahl recht kann man wiederum nur am Hauptwohnsitz ausüben. In einer Welt, in der auf hohe Mobilität Wert gelegt wird, wird man durch diese Bestimmungen des Meldegesetzes quasi ausgebürgert. Die alte Gemeinde verliert nicht nur aktive Bürger, die sich mit ihr identifizieren, sondern auch Finanzmit tel aus den Landeszuweisungen für die Kommunen. Für uns Studenten stellt sich oft die Frage: „Bin ich nun häufiger in Greifswald oder zuhause?“ Ist man in der vorlesungsfreien Zeit in seiner alten Heimat, so kommen schon mal fünfeinhalb Monate zusammen, noch ein paar Wochenenden während des Semesters dazu und das halbe Jahr ist voll. Die Frage nach dem Schwerpunkt der Lebensbeziehungen stellt sich also für viele von uns. Sicher, spätestens nach einem Semester kennt man viele Leute, die für das eigene Leben sehr wichtig sind. Aber identifiziert man sich deswegen mit der Stadt? Die Stadt will uns nun mit der Drohkulisse „Zweitwohnungsssteu er“eine Entscheidungshilfe geben.
11
Das Ende der Zwangs-Verschickungs-Stelle? Unis sollen ihre Studenten zukünftig selbst aussuchen / Von Yvonne Mathei
politik 12
Im Juli dieses Jahres wurde eine sollen sich die Fakultäten ihre „Vorsiebung“ durch die ZVS von Novellierung des Hochschulrah Studenten zu 60 Prozent selbst ausden Hochschulen ausgewählt wermengesetzes beschlossen, die wählen dürfen. Die anderen 40 den. Diese Möglichkeit wurde bis sowohl zukünftige Studenten, als Prozent werden zu gleichen Teilen zum Wintersemester 2003/04 nur auch die Universitäten beeinflussen nach Wartezeit und Abiturnoten unzureichend genutzt: Gerade mal wird. Bundesrat und Bundestag vergeben. Dabei erhalten die Abi 29 von 224 Fakultäten wählten ihre haben sich gemeinsam darauf verturbesten die Möglichkeit, sich ihre Bewerber selbst aus, lieber ließ man ständigt, den Hochschulen in Hochschule auszusuchen. Wie diese sich die Studenten weiterhin schicZukunft (ab Wintersemester Neuerungen in den einzelnen Bun ken. Begründung ist allerorten der 2005/06) mehr Freiheit bei der desländern umgesetzt werden, wird zu hohe bürokratische und organiAuswahl ihrer Studenten einzuräuerst zum Jahresende entschieden. satorische Aufwand. „Mit dem men. Diese Neuregelung betrifft die Sicher ist, dass es sechs Rahmen neuen Verfahren“, so Bundesbil Studiengänge, deren Plätze bisher kriterien für die Auswahl durch die dungsministerin Edelgard Bulmahn, aufgrund eines Numerus Clausus Hochschulen geben wird. Diese „können Hochschulen auch die durch die „Zentralstelle für die sehen unter anderem vor, dass Motivation der Studierenden stärVergabe von Studienplätzen“ (ZVS) durch Landesrecht zusätzlich zur ker berücksichtigen.“ vergeben wurden. Das sind zur Zeit Abitur-Durchschnittsnote weiter Wenn nun die Hochschulen durch BWL, Medizin und Zahnmedizin, Kriterien zur Auswahl herangezodie Auswahl der Studenten ihr Profil weiterhin Pharmazie, Psychologie gen werden können – beispielsweise schärfen, wenn sie die am besten sowie Tiermedizin. absolvierte Praktika oder außergeeigneten Studenten an ihre Fakul Als in den 70er Jahren bundesschulische Aktivitäten. Das weit eine höhere Nachfrage bei größte Gewicht soll aber weiStudienplätzen zu verzeichnen ter auf der Durchschnittsnote war als es Angebote gab, wurde liegen. Werden zusätzliche die ZVS ins Leben gerufen. Man Kriterien angewendet, zum hielt es damals für sinnvoller, Beispiel ein Test, darf dieser eine zentrale Verwaltung zu nur 40 Prozent Anteil an der schaffen, die erst alle Bewerbun Ausw ahl haben. Ein gen sammeln sollte, um dann die Bewerbungsgespräch soll dazu Studenten auf alle vorhandenen dienen, die Motivation und Plätze zu verteilen. Die ZVS hat Identifikation eines zukünftiwährend dieser Zeit rund sechs gen Studenten mit dem Millionen Bescheide verschickt Die Schrecken des bürokratischen Aufwandes... gewähltem Studium festzuund sich mit ihrem riesigen stellen. Postaufkommen eine eigene Post täten holen, ergeben sich damit zwei leitzahl verdient. Aspekte, die bereits in der EliteGreifswalder Oft waren die Studenten mit dem Uni-Diskussion als Ziele genannt Ergebnis des Verteilens nicht zufriewurden. Sollte es in Deutschland Erfahrungen den: Auf den Wunsch nach einem einfacher sein, ein paar Millionen Medizinstudienplatz in Heidelberg Euro bereitzustellen, als organisatoWas sagen Fakultäten in Greifswald folgte die Ernüchterung durch den rischen Aufwand für motivierte zur neuen Regelung, wie groß ist das ZVS-Bescheid. Statt Heidelberg Studenten in Kauf zu nehmen? Interesse an unserer Uni? Professor dann Greifswald - so ergab es sich, Was wird aus der ZVS werden? Sie Hans Pechtl, Prodekan der Rechtsdass die ZVS auch unter „Zwangswird ihre Daseinsberechtigung nicht und Staatswissenschaftlichen Fakul Verschickungs-Stell e“ berühmt verlieren, aber ihre Aufgaben wertät meint, es hätte noch keine berüchtigt wurde. den sich auf Verwaltung und Überlegungen zur Neuregelung Organisation reduzieren. Die Ver gegeben, aber die Abi-Note sei als gabe der Studienplätze nach Abitur Kriterium ausreichend. Die Medi Möglichkeit nicht note und Wartezeit wird weiter eine zinische Fakultät hat bereits genutzt wichtige Rolle spielen, ebenso die Erfahrungen mit der Auswahl von Unterstützung von Studierenden Studenten, allerdings bis jetzt nur Die ZVS vergibt rund 39.000 Stu und Hochschulen im Auswahlver mit „vorgesiebten“ durch die ZVS. dienplätze pro Jahr an Erstsemes fahren. Die Mediziner stehen der vollstänter. Bei der Auswahl für oben digen Selbstauswahl positiv gegengenannte NC-Fächer entscheidet bei über, weil sie wegen der kompletten Neue Ziele 51 Prozent der Bewerber die Durch Umsetzung der neuen Approba schnittsnote des Abiturs, 25 Prozent tionsordnung – dank der vorbildliWie sieht die Neuerung im Detail werden nach Wartezeit zugelassen, chen Arbeit von Studiendekan aus? Ab Wintersemester 2005/06 und 24 Prozent konnten nach einer moritz
„Auswahl der Besten ist eine extrem gute Sache.“ Prof. Heyo Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät, im moritz-Interview
Wodurch hat sich das Bild des medizinischen Studiengangs geändert? Ein wichtiger Teil dabei ist die „Community Medicine“, der andere Punkt ist die geänderte ärztliche Approbationsordnung, die den Fakultäten sehr viel mehr Freiheiten zugesteht. In Greifswald sind sowohl die Leute gut aufgehoben, die praxisorientiert arbeiten wollen, als auch diejenigen, die einen wissenschaftsorientierten Arbeitsschwerpunkt anstreben. Es ist bereits möglich, dass 24 Prozent der Studenten durch die Fakultäten ausgewählt wer den. Macht die Medizinische Fakultät davon Gebrauch? Ja, diese Möglichkeit haben wir genutzt. Die Leute, die wir in diesen Gesprächen sehen, sind ja von der ZVS vorher bereits ausgewählt, denn bis jetzt können sich Bewerber nicht direkt an die Universitäten wenden. Es wird noch mal einen Sprung geben, wenn eine wirklich freie Auswahl durch uns stattfindet. Wie wird die Medizinische Fakultät bei der Auswahl von ab Wintersemester 2005/06 oktober 2004
vorgehen? Es ist noch nichts entschieden, aber ich denke ein Mix aus AbiturDurchschnitt und einem Gespräch ist ideal. Es ist wichtig, in einer Art Vorstellungsgespräch festzustellen, welche sozialen Kompetenzen ein Bewerber hat. Es kann sein, dass jemand in medizinrelevanten Berei chen sehr gut ist, aber in anderen nicht so gute Leistungen erbracht hat. Dann käme er heute vielleicht aufgrund eines schlechten Abitur durchschnitts nicht für ein Medizin studium in Frage. Er kann aber trotzdem ein sehr guter Arzt oder Forscher werden. Meiner Meinung nach werden Gespräche vor Ort dramatisch an Bedeutung gewinnen. Viele Fakultäten scheuen sich vor dem bürokratischen Auf wand, der bei einer Selbstaus wahl auf sie zukommt. Wie sehen Sie den organisatorischen Aspekt? Es wird die für Deutschland typische Schwierigkeit geben, dass alles, was getan wird, eine Form der Gerichtsfestig keit haben muss. Das heißt, abgelehnte Bewerber haben das Recht, zu klagen. In so einem Fall müssten wir genau offen legen und belegen, warum der Bewerber keinen Studienplatz bei uns bekommen hat. Es muss alles nachvollziehbar sein. Deswegen fürchte ich, dass es mit viel Bürokratie verbunden sein wird. Wir können nur versuchen, sie so gering wie möglich zu halten.
zwischen Lehrenden und Lernenden ein anderes sein wird, wenn man denen, die ausgesucht werden, dass Gefühl gibt, sie aus bestimmten Gründen ausgewählt zu haben. Nicht nur die studentische Motiva tion wird sich verändern, sondern es wird sich auch eine andere wechselseitige Beziehung zwischen Institu tion und Student entwickeln. 20 Prozent der Studienplätze sollen weiter über Wartese mester vergeben werden. Brau chen wir diesen Aspekt bei der Vergabe von Studienplätzen? Ich meine, wir brauchen diese Rege lung, denn nicht alle Schüler sind bereits während des Abiturs so weitsichtig, sich anzustrengen. Bei einigen platzt der Knoten eben erst später. Gäbe es diese Regelung nicht, würden wir diese jungen Menschen als Studenten verlieren.
Wird es motiviertere Stu denten an der Fakultät geben, wenn Auswahlge spräche eingeführt wer- Dekan Kroemer: „Den bürokratischen Auf wand gering halten.“ Foto: den? An der Medizinischen Fakul yvo tät gibt es mit der Motivation Von daher denke ich, dass eine eher keine Probleme, unsere Abbrecherquote in den ersten Wartekomponente, die ja auch mit Semestern bis zum Physikum ist einer gewissen Hartnäckigkeit assosehr gering. Ich kann mir aber sehr ziiert ist, nicht verkehrt ist. gut vorstellen, dass das Verhältnis Interview: Yvonne Mathei
politik
moritz: Wie viele Bewerber konkurrieren im Studiengang Humanmedizin um einen Platz? Prof. Kroemer: Im Jahr vergeben wir 175 bis 180 Plätze, weitere 40 in der Zahnmedizin. Darauf bewerben sich 580 Direktbewerber, das sind die Bewerber, die als erste Präferenz ein Studium in Greifswald anstreben. Bei 3,2 Bewerbungen pro Studienplatz ist es eine extrem gute Sache, sich die Besten rauszusuchen, die dann ideal hierher passen. Anfang der 90er Jahre war es für Studenten die größte Katastrophe, wenn sie durch die ZVS nach Greifs wald geschickt wurden. In den letzten Jahren gab es aber dramatische Veränderungen und inzwischen liegen wir bei Umfragen unter Studen ten weit vorn.
13
Pauken auf Pump? Was nach der Einführung von Studiengebühren auf uns zukommen könnte
politik
Ende Juli erschütterte eine Mel dung die sich bereits in den Semes terferien befindende Studierenden schaft der Bundesrepublik: Das Bundesverfassungsgesetz hatte die Junior-Professur gekippt. An sich nichts, was den normalen Studen ten in seiner Ruhe stören würde, doch klang stets mit, dass es nun wohl auch mit dem deutschlandweiten Verbot für Studiengebühren vorbei sein werde. Zum besseren Verständnis: In Deutschland sind die Bundesländer für die Bildungspolitik und somit auch für die Universitäten zuständig. Damit es jedoch nicht 16 komplett unterschiedliche BildungsModelle nebeneinander gibt, existiert ein so genanntes „Hochschul rahmengesetz“, das die wichtigsten Standards für die gesamte Bundes republik festlegt. Dort ist auch seit einer Novellierung 2002 auch eine Gebührenfreiheit für das Erst studium gesetzlich verankert, wogegen zurzeit einige Bundesländer vor dem Verfassungsgericht klagen. Sie sehen ihre Kompetenzen durch das Gesetz eingeschränkt. Mit einer Entscheidung der Karls ruher Richter wird Ende des Jahres gerechnet: Da sie im Streit um die Junior-Professur eine Entscheidung zugunsten der Länder getroffen haben, sehen es viele Experten als wahrscheinlich an, dass auch Stu diengebühren in Zukunft Länder sache sein werden. Im Klartext heißt dies, dass die Bundesländer dann in Eigenregie entscheiden dürften, ob sie Gebühren von den Studenten erheben oder nicht. Eines ist schon jetzt klar: Sollte ein Land damit anfangen, werden die anderen schnell nachziehen. Doch was kommt auf uns zu, sollte das allgemeine Verbot von Studien gebühren tatsächlich sein Ende in Karlsruhe finden? Es gibt verschiedene Ideen und Vorschläge. Es könnten direkte, allgemeine Stu diengebühren eingeführt werden, was bedeuten würde, dass jeder Stu dent ab dem ersten Semester eine pauschale Gebühr bezahlen muss. Zur Zeit ist die Rede von 500 Euro pro Semester. Damit das Studium 14
weiterhin jedem möglich wäre, soll die Einführung mit einem Stipen diensystem oder zinsgünstigen Bil dungskrediten verbunden werden. Bisher ist jedoch unklar, wer hier die Anschubfinanzierung leisten soll. Eine weitere Möglichkeit wären so genannte „nachlaufende Studienge bühren“, wie es sie etwa in Aus tralien gibt. Hierbei werden die Gebühren erst nach Abschluss und erfolgreichem Berufseinstieg fällig. Die Höhe der Rückzahlungen richtet sich also nach dem monatlichen Einkommen. Findet der Absolvent keine Arbeit, bekommt der Staat auch nichts zurück. Eine dritte Möglichkeit, die bereits in Rheinland-Pfalz und NordrheinWestfalen praktiziert wird, sind so genannte „Studienkonten“. Sie schaffen Anreize für Studierende, ihr Studium zügig zu Ende zu führen und für Universitäten, ein zügiges Studium zu ermöglichen. Das ganze funktioniert so: Die Hoch schulverwaltung führt für jeden Studenten ein Studienkonto, auf dem er über ein bestimmtes Gutha ben an Semesterwochenstunden verfügt. Das Guthaben überschrei tet die Regelstudienzeit um eine bestimmte Dauer. Für jedes Semester wird ein pauschaler Betrag an Semesterwochenstunden abgebucht, egal, ob der Student sie besucht hat oder nicht. Ist das Guthaben verbraucht, müssen vom Studenten Gebühren in Höhe von mehreren hundert Euro pro Semester aufgebracht werden. Schließt er sein Studium jedoch ab, bevor das Bildungsguthaben aufgebraucht ist, so kann er den Rest für Weiterbildungsmaßnahmen an Hochschulen verwenden. Übrigens werden in Deutschland bereits Studiengebühren erhoben. In Baden-Württemberg etwa werden ab einer Überziehung der Regelstudienzeit von vier Semes tern 500 Euro für jedes weitere Semester fällig. „Langzeitstudien gebühren“ sind nämlich mit dem Hochschulrahmengesetz bereits vereinbar. ring
Kommentar Studiengebühren? aber…
Ja,
Will man in Studentenkreisen eine Diskussion entfachen, braucht man nur ein Thema anzusprechen: Stu diengebühren. Doch bleiben wir ganz sachlich. Sind Studiengebüh ren nicht vielleicht doch ein Weg aus der Finanzkrise der Hochschu len? Eins ist klar: Wie bisher kann es nicht weitergehen. Volle Hörsäle, unbesetzte Stellen oder desolate Ausstattung – ein hochwertiges Stud ium ist unter diesen Bedingungen sicher nicht möglich. Doch anstatt das Land immer wieder in die Pflicht zu nehmen, sollte ernsthaft nach Alternativen gesucht werden. Dabei dürfen auch vor Studiengebühren nicht die Augen verschlossen werden. „Was nichts kostet, taugt nichts“, sagt ein Sprichwort. Das trifft sicher nicht immer zu, doch sollte sich jeder ernsthaft fragen: „Was ist mir mein Studium wert?“ Ich zumindest wäre bereit, einen Beitrag zur Finanzierung meines Studiums zu leisten. Allerdings wird die Uni so zum Dienstleister. Gebe ich ihr Geld, verlange ich auch einiges dafür. Ein Sitzplatz in der Vorlesung, Semin are mit maximal 20 Teilnehmern und ein Professor, der auch mal für mich Zeit hat, sollten dann schon drin sein. Wichtig ist auch, dass das Land weiter in der Pflicht bleibt und sich nicht aus der Verantwortung stiehlt. Studien gebühren können nur eine Ergän zung der Landesmittel sein und nicht ihr Ersatz. Doch wie soll ich 500 Euro pro Semester bezahlen? Nachträglich. Habe ich nach dem Studium meinen Beruf gefunden, bezahle ich die Gebühren zurück. So hat nämlich auch der Staat ein Interesse, mir eine Arbeit zu verschaffen, denn ansonsten bleibt er ja auf meinen Schulden sitzen. Studiengebühren müssen also nicht wie das Weihwasser für den Teufel sein. Sinnvoll eingesetzt, retten sie vielleicht die deutsche Hochschul moritz
neue serie: hochschulpolitische gruppen nur etwa sieben oder acht bei unseren Treffen.“ Karteileichen gibt es also auch hier. Und was macht der RCDS in Greifswald so? „Zunächst einmal unterstützen wir unseren Vertreter im StuPa“, berichtet Max. Dies ist der Vorsitzende der Gruppe, Philipp Wichter, der im Juni nachgerückt ist. „Außerdem werden bei uns häufig Vorträge zu verschiedenen politischen und hochschulpolitischen Themen gehalten.“ Im Sommer semester etwa habe der CDU-Euro paparlamentarier Alfred Gomolka etwas zum Bologna-Prozess erzählt. zeit vierzehntäglich mittwochs um RCDS – Was ist das? Geheimbund, „Unsere Vortragsveranstaltungen 19 Uhr im „Kontor“ am Markt stattDesignerdroge oder Anlagefonds? sind meisten auch öffentlich“, „Nichts von alledem“, erklärt Max finden. „Von unseren 22 Mitglie ergänzt Max. Für das kommende dern erscheinen jedoch meistens von Grone. „RCDS steht für ‘Ring Semester seien eine Party christlich-demosowie ein Schnuppergolfen kratischer Studen auf Usedom geplant. „Dies ten’ und ist die wird auch für Interessenten hochschulpolitioffen sein.“ Politisch strebe sche Gruppe der man darüber hinaus ein CDU“, weiß der Gespräch mit den anderen BWL-Student und politischen Gruppen über stellvertretende die Zukunft der Hoch Vorsitz ende zu schulfinanzierung an. berichten. Die Programmatisch ist der Gruppe stehe der RCDS in Greifswald ein Partei jedoch nur wenig gespalten. „Unser nahe, sei ansonBundesvorstand plädiert sten aber von ihr zwar für Studiengebühren“, unabhängig. So erzählt der stellvertretende müsse man auch Vorsitzende, „doch wir sind nicht CDUin unserer Gruppe uneinig, Mitglied sein um ob eine Einführung sinnvoll an den „Meetings“ RCDS-ler mit politischem Hintergrund: „Uneinig, ob die Einfüh r ung ist oder nicht.“ teilzunehmen, die Foto: ring in der Vorlesungs von Studiengebühren sinnvoll ist.“ Politik ist ein „dreckiges Geschäft“, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte, sind viele Menschen überzeugt. Doch Schröder, Merkel und Co. können auch Vorbild für junge Menschen sein. So gibt es in Greifswald Nach wuchspolitiker, die sich in hochschulpolitischen Gruppen engagieren - nicht (nur) für ihre eigene Karriere, sondern (auch) für die Anliegen der Studie renden. In den kommenden Ausgaben stellt der moritz diese Gruppen vor.
Christlich-demokratisch zum Schnuppergolfen
Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald eG Franz-Mehring-Straße 60 17489 Greifswald Fon (0 38 34) 55 26 Fax (0 38 34) 55 28 00 www.wgg-hgw.de info@wgg-hgw.de
- langjährige Erfahrung mit dem studentischen Wohnen - ständig Sonderangebote - unser Hausmeisterservice - günstige Miete...
Sprechzeiten Mo, Di, Mi, Do 7.30 - 18.00 Uhr Fr 7.30 - 15.00 Uhr
+++schon gehört? die WGG baut jetzt große wohnungen zu kleinen studentenwohungen um!+++ oktober 2004
politik
Ein Zuhause für junge aktive Menschen
Unsere Vorteile für Euch:
Die Welt zu Gast in Greifswald
2005 geht GrIStuF in die zweite Runde / Von Kai Doering
uni-versum 16
Greifswald ist auf den Punkt gekommen. Die kleinen blauen Dinger kleben überall: An Laternenmasten, in der Mensa sogar an der Tür des Audimax sind zwei gesichtet worden. Des Rätsels Lösung ist GrIStuF. Doch was ist das eigentlich? Rückblick: Im Juni 2001 sitzen elf Greifswalder Studenten an einem lauen Sommerabend am Strand von Koserow. Zwischen Sandburgen und Nudelsalat entsteht hier ein Verein, der Greifswald bereits ein Jahr später verändern soll: Der GrIStuF e.V. Hauptanliegen der Vereinigung, die ausgeschrieben „Greifswald International Students Festival“ heißt, ist es, für Toleranz zu werben und gegen Rassismus und Vorurteile anzukämpfen. Wie wichtig dies ist, zeigt sich drei Monate später. Die Anschläge vom 11. September erschüttern die Welt, doch können sie die Planungen in Greifswald nicht aufhalten. Uner müdlich arbeiten die ehrenamtli chen Mitglieder des Orga-Teams, das zum Ende des Jahres bereits auf über 30 Mitglieder angewachsen ist, an der Verwirklichung ihres Ziels. Sie organisieren, planen, übersetzen und schreiben. Als die Finanzierung noch auf wackeligen Beinen steht, gelingt es ihnen sogar, den Bundes kanzler bei seinem Besuch in G r e i f s w a l d davon zu über zeugen, ihnen 10 000 Mark bereitzustellen. Den Lohn für alle Mühen gibt es dann ein halbes Jahr später. Vom 1. bis zum 9. Juni 2002 ist die Welt in Greifswald zu Gast. 450 Studenten aus aller Welt (oder zumindest aus
110 Ländern) kommen in die Stadt gemacht hat, an den Erfolg von am Ryck, um „im Gedan 2002 anzuknüpfen. „Students kenaustausch zu gesellschaftspolitiFestival“ ist der Name des Festes schen Themen ein Zeichen für Off der Kulturen, das Greifswald vom 4. enheit und Toleranz zu setzen“, wie bis zum 12. Juni 2005 ähnliche die Ostseezeitung Verhältnisse damals schreibt. bescheren soll Ein Festival-Radio wie drei Jahre wird aus der Taufe zuvor. „Für uns gehoben. Jeden hat die heiße zweiten Tag Phase bereist erscheint eine engjetzt begonlischsprachige Zei nen“, sagt tung - von Teilneh Julia. „Nun mern für die Teil gibt es kein nehmer. Zurück mehr.“ Auch namh after 1 2 0 0 Besuch kann A n s c h r e i b e n begrüßt werden. So an Unis in aller mischt sich „Sir Welt hat das Vival“ Rüdiger Neh Orga-Team in berg unter die Fes den vergangen t i v a l - B e s u c h e r . Wochen verZ w e i s p r a c h i g Post von GrIStuF - in alle Welt schickt - und Foto: GrIStuF stieß berichtet er in seidabei nem „Querschnitt bereits auf erste durch ein aufregendes Leben/CrossProbleme. Section of an Exciting Life“, wie er 1700 Euro mussten für das Porto vom Bäckergesellen zu einem der aufbracht werden, was für GrIStuF b e k a n n t e s t e n als gemeinnütziger Verein ein groÜberlebensspezialisten der Welt ßer Batzen Geld ist, zumal erst einiwurde. ge der gestellten Finanzanträge Doch auch der Spaß kommt nicht zu genehmigt wurden. „Unser Ziel ist kurz: Beachparty in Eldena, orientaweltweite Aufmerksamkeit. Da darf lische Nacht oder uns so etwas nicht abschrecken“, „ I n d i a n gibt sich Julia optimistisch. Erste Dance“lassen die Reaktionen werden jetzt Mitte Nacht zum Tag Oktober erwartet, denn ab dann werden. können sich Interessierte auf der Am neunten Juni Internetseite www.students-festival. 2002 ist dann de anmelden. „Wir rechnen mit plötzl ich alles etwa 2000 Bewerbungen, aus denen vorbei. Seitdem wir dann 450 Teilnehmer auswähschläft Greifswald len werden.“ Dies geschehe anhand wieder seinen eines bewährten Kriterienkatalogs. Schlaf des Natürlich müssen die ausländischen Gerechten. Bis Studierenden während ihres jetzt. Besuchs auch irgendwo unterkom„Wir wollen men. „Wir werden etwa 500 Hosts Greifswald auf brauchen“, sagt Julia. Hosts sind den Kopf stellen“, verkündet Julia nette Leute, die einen Besucher Schrod. Die 23jährige ist Mitglied während der zehn Tage bei sich aufdes Teams, das es sich zur Aufgabe nehmen. „Eine Luftmatratze und moritz
El-dena geben und auch ein internationaler Brunch ist geplant, bei dem der Marktplatz zum Frühstückstisch werden soll. Vor dem Fest steht jedoch die Planung. Und damit hat das Team noch alle Hände voll zu tun. Zur besseren Abstimmung haben sich fünf Arbeitsgruppen zu den Bereichen „Participants“, „Topics“, „Cul-ture“, „Finance“ sowie „Public Relations“ gebildet. Jeden Mittwoch treffen sie sich um 20 Uhr in der Stralsunderstraße 10 zum Austausch. „Interessierte sind immer herzlich willkommen“, sagt Julia. „Es ist zwar eine ganze Menge Ar-beit aber wir haben auch viel Spaß dabei.“ Die Belohung wird es dann spätestens im Juni nächsten Jahres geben, wenn Greifswald für zehn Tage zum Nabel der Welt wird und alle ein großes Fest feiern. „Und spätestens dann werden wir Organisatoren die langen Nächte am Schreibtisch, im Büro hinter den Computern, unzählige Anträge, Telefonate, E-Mails und den ganzen Stress vergessen haben“, sagt Julia und lächelt zufrieden. Weitere Infos zum Students Festi val gibt es unter www.students-fe-
Verantwortlich für... Public Relations
Julia Schrod (23) stammt aus Kas sel und ist zum Wintersemester 2003/2004 nach Greifswald gekom men. Bei GrIStuF engagiert sie sich seit April 2004, wo sie seit erstem Juli für die PR-Abteilung zuständig ist. Wie bist Du zu GrIStuF gekom men? Durch die ehemalige PR-Leiterin. Ich hatte mich vorher zwar schon mal auf der Internetseite von GrIStuF umgesehen aber letztendlich hat sie mich dazu gebracht. Das „international feeling“ hat mich sofort fasziniert. Was sind Deine Aufgaben? Ich muss in erster Linie Kontakte knüpfen - zu den Medien genauso wie zu möglichen Sponsoren. Dazu schreiben ich Pressemitteilungen, entwerfe Flyer oder stelle Presse mappen zusammen. Zurzeit bin ich dabei, eine Pressekonferenz zu organisieren. Was erwartest Du von GrIStuF? Ich stelle mir eine Stadt voller fröhlicher Menschen vor, die sich treffen, diskutieren und zusammen fei ern. Wenn uns das gelingt, haben wir unser Ziel erreicht und ein Zeichen gesetzt.
uni-versum
ein Schlafsack reichen da schon.“ Auch die Hosts können sich im Internet anmelden. Und wie sieht das Programm bisher aus? „Bewährtes wird es wieder geben, doch es kommt auch viel Neues dazu“, bringt es Julia auf den Punkt. So werde es wieder sechs Workshops geben. Die Themen: „Migration“, „Grüne Globalisie rung“, „Konflikt e und K o n f l i k t m a n a g e m e n t “ , „Interkulturelles Lernen“, „Globale Ethik und Werte“ sowie „Ent wicklungspolitische Zusammen arbeit“ stehen dabei im Vorder grund der internationalen Konfe renz. Untermalt werden sie erneut von öffentlichen Vorträgen namhafter Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kunst und Wissenschaft. „Jede Diskussionsgruppe wird von mehreren internationalen Groupleadern geleitet“, erzählt Julia. “Sie übernehmen die Moderation der Diskussionen, tragen Ergebnisse zusammen und stellen sie hinterher der Öffentlichkeit vor.“ Alle Work shops sollen auf Englisch abgehalten werden. „Es sind jedoch auch alle anderen Sprachen erlaubt - notfalls auch händisch und füßisch.“ Daneben wird es besondere Höhe punkte wie den „Beachtag“ in
GrIStuF in drei Worten ist… …international, motivierend, multikulturell. Julia ist zu erreichen unter jule@gristuf.org
oktober 2004
17
Wo Bildung Chefsache ist Ein Nachruf auf die Universität in Minsk / Von Kai Doering Nach zwölf Jahren kam das Aus. Durch „Eigenbedarfskündigung“ wurde Anfang August die Europä ische Humanistische Universität (EHU) im weißrussischen Minsk geschlossen. Ein weiterer Coup von Präsident Alexander Lukaschenko.
uni-versum
EU-Botschafter ein, doch noch wählaufe alles auf die litauische Haupt rend die Universitätsleitung mit der stadt Vilnius hinaus. Regierung über den geforderten Doch Katharina Miller möchte mehr. Rektorenwechsel verhandelt, kün„Bereits vor der Schließung der EHU digt die Verwaltung des Präsidenten hatten wir über Campus Europae im Juli der EHU den Mietvertrag für vereinbart, dass zwei Studenten aus das Universitätsgebäude. Offizieller Minsk nach Greifswald kommen. Grund: Die Präsi Daran wollen wir auf jeden Fall festdialv erwaltung halten.“ Allerdings habe man durch brauc he mehr die Schließung der Uni den Kontakt Platz für Büros. zu beiden verloren. „Von uns aus Ein geschickter können die Studenten kommen, Schachzug, denn denn hier ist alles vorbereitet“, sagt ohne Räume sei Nadja Dahlhaus, die den Austausch der Lehrbetrieb mit organisiert hat. „Langsam wird nicht sicherge die Zeit allerdings knapp.“ stellt, weshalb Ob Greifswald also tatsächlich Exil man der Univer für ehemalige Studenten der Min sität leider die sker EHU wird, ist bisher noch Lizenz entziehen unklar. Anders sieht es dagegen in müsse, wie es in einer anderen ostdeutschen Stadt einer Erklärung aus. Die Präsidentin der Viadrina, heißt, die drei Gesine Schwan, will 50 bis 60 Ta g e später verStudierenden ihren Abschluss in Uni im Visier: Staatspräsident Lukaschenko öffentlicht wird. Frankfurt/Oder ermöglichen. Die Seitdem stehen beiden Unis hatten bereits vor der 1992 nach dem Fall des eisernen die 1000 Studenten der Europäisch Schließung eng zusammengearbeiVorhangs gegründet, war die EHU Humanistischen Universität auf der tet. Lukaschenko bereits lange ein Dorn Straße - und demonstrieren. Doch in Freiheit für Lehre und Forschung im Auge gewesen. Mit ihren rund 60 einem Land, in dem Parolen wie das humboldtsche Ideal ist auch ausländischen Dozenten und dem „Ich will in Weißrussland nach zweihundert Jahren aktueller Leitbild, europäische klassische Bil studieren“als staatsfeindliche denn je. „Wir sollten uns glücklich dung in Weißrussland zu verankern, Propaganda gelten, wird das nicht schätzen, dass wir in Deutschland galt sie als eine der besten Universi viel nutzen. Stattdessen müssen alle Möglichkeiten habe“, meint täten östlich von Warschau. Der Alternativen entwickelt werden, die Katharina Miller. Ein Satz, über den Erfolg der EHU war nicht zuletzt das den europhilen Studenten ihren vielleicht jeder einmal nachdenken Werk ihres Rektors, des Philoso Abschluss ermöglichen. sollte. phieprofessors Anatolij Michajlow. „Der Gedanke der Universität wird In die Vorstellungen Lukaschenkos, auf jeden Fall weiterleben“, sagt der bereits länger dafür bekannt ist, Katharina Miller, Vorsit Oppositionspolitiker einsperren zu zende des Student Council lassen und Parteien den Garaus zu von Campus Europae. Die machen, passte dies allerdings nicht Greifswalder Studentin hat und so legte er Michajlow Anfang selbst im Rahmen einer des Jahres seinen Rücktritt nahe. „Tour d’Europe“ im verganDa dieser ablehnte, musste „der letz genen Jahr die Minsker Uni te Diktator Europas“, wie Luka besucht. „Zurzeit sieht es so schenko viele nennen, zu anderen aus, dass die EHU zu einer Mitteln greifen. Als sich Michajlow Fern-Uni wird, an der die nach mehreren Morddrohungen im Studenten dann per Inter April in den USA aufhält, versagt die net ihr Studium fortsetzen Regierung seiner Universität die können. Ihr Sitz wird aber Lizenz. Wenig später lenkt sie zwar auf jeden Fall nicht in Die EHU in Minsk nach heftigen Protesten einiger Weißrussland sein.“ Zurzeit 18 moritz
Geschmacksache Mensa-Umfrage gibt über die Essensgewohnheiten der Studenten Auskunft / Von Kai Doering
Sehr zufrieden und zufrieden mit Geschmack und Qualität der Speisen
Gegenstand manchmal heftiger Dis kussionen. Doch die Mensa ist besser als ihr Ruf – das zeigt zumindest die jüngste Umfrage des Studenten werks. Vom 28. Juni bis zum neunten Juli waren Studenten und Mitarbeiter aufgerufen, online über das Angebot in der Mensa und die Qualität des Essens abzustimmen - und 555 Personen nahmen die Möglichkeit wahr. „Mit der Beteiligung sind wir sehr zufrieden“, sagt denn auch Dr. Cornelia Wolf-Körnert, die als Geschäftsführerin des Studenten werks für die Durchführung und Auswertung verantwortlich war. „Das Konzept für die Befragung haben wir gemeinsam mit anderen Studentenwerken entwickelt, mit denen wir eine BenchmarkingGruppe bilden“, ergänzt sie. Somit wurden zeitgleich die Studenten von sechs verschiedenen Studentenwer ken aus ganz Deutschland befragt. Die gemeinsame Auswertung folgt im November. Doch was ist in Greifswald herausgekommen? „Ins gesamt sind die Studenten mit ihrer oktober 2004
Mensa zufrieden“, freut sich WolfKörnert. Lediglich die Gestaltung des Speisesaals bekäme nicht so gute Noten. „Dagegen können wir allerdings leider wenig tun, da uns bauliche Grenzen gesetzt sind.“ Anders sieht es da beim Essen selbst aus. Die Gerichte schneiden zwar gut ab, Saucen und Würzung bekommen jedoch schlechte Noten. „Daran werden wir arbeiten“, verspricht die Geschäftsführerin. Eine Umstellung ist auch bei der Portionsgröße der Mahlzeiten angedacht, denn auch sie wird kritisch bewertet. Hier sind besonders Unt erschiede im Zusammenhang mit dem Geschlecht erkennbar. Männer mögens lieber fleischig und bevorzugen hier große Portionen, während die weiblichen Kunden eher vegetarisch essen. Hier darf es dann auch für sie etwas mehr sein. „Wir werden darauf reagieren, indem wir in Zukunft verstärkt unterschiedliche Portionsgrößen anbieten werden.“ Außerdem sei geplant, neue Rezepte für vegetarische Gerichte auszuprobieren. „Soweit es die Größe des Personals zulässt, werden wir auch noch weniger Fertiggerichte als bisher anbieten.“ Derzeit arbeiten etwa 25
Personen in der Küche. Bleibt das Problem des Andrangs. Der Großteil der Befragten gab an, die Mensa zwischen halb zwölf und halb eins zu besuchen. Häufig kam es im vergangenen Jahr gerade zu dieser Zeit zu Engpässen. Die Lage dürfte sich im kommenden Seme ster durch den Ansturm der neuen Erstsemester nicht gerade verbessern. „Dagegen können wir leider wenig tun“, bedauert Cornelia WolfKörnert. „Die Situation zeigt allerdings, dass der Mensa-Neubau am Berthold-Beitz-Platz dringend notwendig ist.“ Auch der Umbau der Mensa in den Semesterferien ändert an der Situation nichts. „Wir haben lediglich eine neue Geschirrspülma schine eingebaut, damit es in Zukunft öfter sauberes Besteck gibt.“ Insgesamt also ein positives Umfrage-Ergebnis mit Abzügen in der B-Note. „Auf jeden Fall möchte ich allen Teilnehmern herzlich danken, denn sie tragen dazu bei, dass wir uns stets weiter verbessern können.“ Und daran sollte ja allen gelegen sein. Wer an der vollständigen Auswer tung der Umfrage interessiert ist,
Wann suchen Sie die Mensa in der Regel auf? (Angaben in Prozent der Gruppen, n=555) uni-versum
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und so ist auch das Essen in der Mensa häufig
Graphiken: Studentenwerk
19
Denke ich an 2006...
Feste feiern
Im Jahr 2006 wird unsere Uni 550 – die Planungen fürs Fest haben bereits begonnen /Von Kai Doering
Margret und Wolfgang Opdenberg, Touristen aus Lippstadt: „Beim Jahr 2006 denken wir an die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land.“
Studenten feiern gern. Auch wenn dies eine pauschale Aussage ist, gehört „Party machen“ doch einfach zum Studentenleben dazu. Einen wirklichen Grund um einen drauf zu machen gibt es meistens nicht, aber das ist eigentlich auch gar nicht wichtig. Es geht schließlich darum, Spaß zu haben. In zwei Jahren wird das allerdings alles anders sein. Natürlich werden Studenten dann immer noch feiern, doch gibt es dann – zumindest für die Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität – auch einen triftigen Grund: Ihre Alma Mater wird 550 Jahre alt. Solch ein großes Ereignis erfordert natürlich etwas mehr Planung als
Universität leitet. Unter dem Triumvirat haben die Vorbereitungen Fahrt aufgenommen. „Zunächst mussten wir uns darüber klar werden, was wir im Jahr 2006 machen wollen - und können“, erklärt Boris Spix. „Dazu haben wir erstmal recherchiert. Intern: was wurde bei den bisherigen Jubiläumsfeiern geboten und welche Ideen bestehen in den Instituten? Und extern: was haben die anderen Universitäten gemacht?“ Jubiläumsfeierlichkeiten haben an der Ernst Moritz Arndt Universität ja bereits lange Tradition und ein Blick in das Archiv zeigte, was Feste feiern in früheren Zeiten bedeutete.
Thomas Schattschneider, AStAReferent: „Ich denke an das Jubiläum der Uni und die Bundestagswahl. Natürlich wird auch die Fußball-WM ein Höhepunkt werden.“
Zwei, die einen Plan haben: Sabine Große und Boris Spix
uni-versum Petra Hilber, Geschäftsführerin der Greifswald-Information: „Es wir mir zwar wahrscheinlich niemand glauben, aber ich denke dabei an das Uni-Jubiläum. Bei uns ist es schon jetzt gegenwärtig, denn die Touristen fragen uns ständig, wann denn das Hauptgebäude wieder enthüllt wird.“ 20
etwa eine Einweihungsparty und deshalb hat die Universität bereits frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen. „Eigentlich fing es bereits 1996 an“, berichtet Boris Spix, Mitarbeiter des Organisationsbüros für das Univer sitätsjubiläum 2006. „Seit damals", so Spix, „wird an einer Festschrift gearbeitet.“ Der Historiker ist seit April 2003 in Greifswald und koordiniert unter der Leitung von Sabi ne Große die Vorbereitungen der 550-Jahr-Feier. „Dritte im Bunde ist Martina Kasch“, ergänzt die Diplom - Kommunikationswirtin, die neben den Vorbereitungen der Jubiläumsfeiern auch noch das Fundraising & Alumnibüro der
Foto: ring
„Das bietet so manche interessante Anregungen auch für heute“, schmunzelt Sabine Große. Parallel zu der Recherche hieß es, Ideen entwickeln. Unterstützt werden die drei dabei von einer fünfköpfigen Jubiläumskommission bestehend aus den Professoren Dr. Spieß und Dr. Festge sowie den Herren Dr. Schielke, Dr. Alvermann, Schönebeck und themenbezogenen Gästen. Die Kommission trifft sich alle vierzehn Tage um den Stand sowie die Umsetzungen der Planungen zu besprechen und richtungsweisende Entscheidungen zu treffen. Und was ist bisher geplant? „Los geht es im Mai 2006 mit der Hoch moritz
um bieten noch sehr viel Raum. „Wir wollen gern alle Institute der Universität beteiligen und sie in ihrer ganzen Vielfalt zeigen“, betont Spix. Dabei setze man auch beson
zur Person: Sabine Große Sabine Große kommt gebürtig aus Essen und hat den Studi engang Gesell schafts- und Wi r t s c h a f t s kommunikation an der Hoch schule der Kün ste in Berlin als Dipl. Kommunikationswirtin abgeschlossen. Seit April 2004 ist sie die Leiterin des Fundraising- und Alumnibüros der Ernst-Moritz-ArndtUniversität. Foto: B. Eckloff
schulrektorenkonferenz, die zum Jubiläumsjahr in Greifswald tagen wird“, berichtet Boris Spix. „Ein weiterer Höhepunkt der Feierlich keiten wird dann die Festwoche vom
1. bis zum 9. Juli sein.“ Hier werden ein Uniball und Kulturnächte, ein Essen auf dem Marktplatz (Arbeitstitel „So is(s)t die Uni“) mit den Lieblingsgerichten der Studen ten, ein Fußballturnier der Partner universitäten und andere sportliche Aktivitäten geboten. Außerdem soll das Endspiel der Fußball-Weltmei sterschaft auf dem Markplatz übertragen werden. „Die deutsche Mann schaft haben wir dafür bereits engagiert“, verrät Sabine Große mit einem Aug enzwinkern. Den Abschluss dieser rauschenden Woche soll ein großes Feuerwerk bilden. Der offizielle Festakt zum Univer sitätsjubiläum folgt dann rund um den Gründungstag der Universität, den 17. Oktober. „Bei der Festlegung des endgültigen Termins werden wir uns allerdings auch nach den Ehrengästen richten“, sagt Spix. „Hier sind dann ein Festgottesdienst mit anschließender Übergabe der bis dahin renovierten Aula sowie ein Empfang und ein festliches Konzert geplant. „Grob wissen wir, was im Jubiläumsjahr passieren wird, doch mit der Feinplanung können wir erst jetzt beginnen.“ Erst jetzt? Schließlich sind noch zwei Jahre Zeit. „Um ein so vielseitiges Fest erfolgreich zu gestalten, müssen die Vorbereitungen frühzeitig stehen“, erklärt Sabine Große den frühen Beginn der Planungen. Feste feiern - aber mit Plan. Und die Planungen zum Universitätsjubilä oktober 2004
Foto: ring
ders auf die gute Zusammenarbeit zwischen Uni und Stadt. Ein Bei spiel hierfür ist vielleicht die Kin deruni, „bei der wir eine enge Kooperation mit den Schulen anstre ben.“ Schülerinnen und Schüler der Klassen drei bis sieben sollen hier unter der Leitung von UniversitätsDozenten wissenschaftlich aktiv werden. Nachwuchsgewinnung im engsten Umfeld sozusagen. Viel Raum bieten die Vorbereitun gen auch für weitere Ideen und studentische Aktivitäten. Dies ist dem Team zur Vorbereitung des Jubilä ums sehr wichtig. „Bei all unseren Vorhaben setzen wir auf die aktive Mitarbeit und die Ideen jedes einzelnen Studierenden“, sagt Sabine Große. „Denn“, so die Fundraiserin „das Jubiläum soll ein Fest werden für alle - und von allen.“ Eine gute Gelegenheit sich zu präsentieren bietet sich unter anderem im Rah men der Festwoche bei der „Uni meile“. Hier sollen sich die Stände studentischer sowie städtischer Ini tiativen, der Institute und lokaler Geschäfte quer durch die Stadt ziehen - von der Langen Straße bis zur Mensa und entlang des Schießwalls. Es wird auch einige Bühnen geben, auf denen die Studenten dann so richtig zeigen sollen, was in ihnen steckt. Studenten wissen eben am besten wie man feiert. Kontakt: jubilaeum@uni-greifswald.de oder Tel. 861175
Der Begriff Fundraising ist im deutschen Sprachgebrauch nicht alltäglich. Was genau sind Ihre Aufgaben? Die Definitionen darüber, was zum Fundraising gehört, gehen ein wenig auseinander. Im Kern verfolgt Fundrai sing aber das Ziel, Finanzmittel zu beschaffen, die nicht nach klaren Förderbedingungen vergeben werden. Dabei steht Kommunikation im Mittelpunkt, denn Fundraising ist Beziehungsaufbau. Intern, also mit allen Bereichen der Universität und extern - mit potenziellen und tatsächlichen Förderern. Ihnen gegenüber gilt es, die Projekte und auch die Uni versität in Ihrer Bedeutung greifbar darzustellen.
uni-versum
„Und so wird dann der Universitätsball ablaufen.“
Sie sind die erste Fundraiserin der EMAU. War dieser Schritt für die Universität notwendig? Für eine Universität, die den Blick bewusst in die Zukunft richtet, in der sie handlungsfähig bleiben und das Niveau der Forschung und Lehre halten und verbessern will ist dieser Schritt absolut der richtige. Denn die Entwik klungen zeigen, dass auch Universi täten an weiteren Formen der Förde rung arbeiten müssen. Die Ernst-Mo ritz-Arndt-Universität ist hier früh aktiv geworden.
Zeit für eine erste Bilanz: Was haben Sie in den vergangenen Monaten erreicht? Die Projekte sind definiert und wir können nun damit beginnen, sie gegen über potentiellen Förderern zu kom munizieren. Außerdem haben wir eine Dynamik in Gang gesetzt. Informatio nen, Ideen und Initiativen aus den universitären Bereichen fließen. Und 21
Kommen - Kaufen - Freuen
öBay ist ein voller Erfolg / Von Kai Doering Akkordeonmusik weht über den Innenhof des Slawistik- und des Geschichts-Instituts und vermischt sich mit den Düften von frisch gegrilltem Fleisch. Etwa 25 Menschen tummeln sich am Vormittag des dritten Juli auf diesem kleinen Flekken in der Domstraße neun und gucken, feilschen und kaufen. „ÖBay“ heißt der Grund, warum sie hierher gekommen sind, doch ganz so hektisch wie beim Internetportal, geht es beim ersten Studentenflohmarkt des AStA nicht zu. Ganz im Gegenteil. Hier hat jeder Zeit und sieht sich ganz in Ruhe um. An sechs Ständen reicht das Angebot von der CD bis zur Kaffee-Maschine oder vom ausgemusterten Drucker bis zum Ölkanister. Stefan Raabs längst vergessenes Lied „Maschendrahtzaun“ wird ebenso angeboten wie die „Greatest Hits“ von Chopin. Etwas Besonderes bietet Philip Heldt an. Bei ihm gibt es selbst gemachten Schmuck zu kaufen. Er ist zufrie den, obwohl er nicht sehr viel ver kauft. „Die Leute sehen sich die Sachen gerne an, doch sind sie ihnen meist zu teuer“, erklärt er. „Die Atmosphäre hier gefällt mir sehr gut und ich finde es schön, dass dies wirklich mal ein Markt von Stu denten für Studenten ist. Auf professionellen KunsthandwerkerMärkten habe ich mit meinem kleinen Angebot keine Chance.“
Zur guten Atmosphäre trägt besonders Christian Blume bei. Der Kirchenmusik-Student spielt Akkor deon - und das kommt an. „Ich hatte einen Aushang in der Mensa gesehen“, erklärt Christian. „Mit dem suchte der AStA einen Musiker für heute. Da habe ich mich einfach mal gemeldet. Er wäre auf jeden Fall wieder dabei, wenn es eine Wie derholung des Flohmarktes geben würde. Wird es das? „Ich möchte öBay auf jeden Fall im kommenden Semester wiederholen“, gibt Tho mas Maier schon einmal bekannt. Der Umwelt-Referent des AStA hatte den Flohmarkt organisiert und das obwohl er selbst erst einen guten Monat im Amt ist. Feilschen macht hungrig, doch dafür gibt es ein reichhaltiges Grillangebot - natürlich ökologisch. So werden nicht nur Bratwürste angeboten, sondern auch Gemüsespieße, die sich jeder selbst zusammenstellen kann. „Das BioFleisch wird leider nicht so gut angenommen“, erklären die Slawisten, die sich kurzerhand bereit erklärt haben, das Grillen zu übernehmen. Was für ein Glück die ÖBayer mit dem Wetter gehabt haben, zeigt sich um 14 Uhr. Pünktlich zum angepeilten Ende öffnet der Himmel seine Pforten und es beginnt zu regnen. Ein nasses Ende für einen gelungenen Basar.
Thomas Maier: Umwelt-Referent und Erfinder von öBay. Fotos: Wie bist Du auf die Idee gekom men, einen Studentenfloh markt zu veranstalten? Ich selbst fand Flohmärkte schon immer toll, aber die in Greifswald haben mir nicht gefallen. Ich wollte einen Markt, der Spaß macht und auf dem eine coole Atmosphäre herrscht. Deshalb haben wir auch keine großen Anbieter zugelassen. Und wie bist Du auf den Namen „öBay“ gekommen? Der kommt natürlich von „eBay“. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich selbst darauf gekommen bin. Mir war aber klar, dass der Name einen Wiedererkennungseffekt haben musste und so haben wir das For mat von „ebay“ übernommen. Wir mussten den Namen nun allerdings aus rechtlichen Gründen ändern.
uni-versum
Wie ist „öBay“ bei den Besu chern angekommen? Allgemein ziemlich gut. Wir haben Evaluationsbögen verteilt und sind durchweg mit 1 bis 3 benotet worden. Manche fanden den Markt allerdings zu klein. Wie zufrieden bist Du selbst mit dem Verlauf? Ich bin sehr zufrieden. Alles hat gut geklappt und es waren so viele Leu te da, wie ich gedacht, allerdings nicht so viele wie ich gehofft hatte. Ich bin selbst übrigens auch einiges losgeworden. Wird es nun weitere Floh märkte geben? Einer hat direkt in der Ersti-Woche stattgefunden und auch jetzt wollen wir weiter machen. Ob es allerdings im Winter klappt, ist unklar, denn das Greifswalder ist unberechenbar.
22
moritz
serie: die greifzelmännchen
Feuerwehrfrau alter Schule 86 12 86 – eine Telefonnummer, die sicher jeder Magisterstudent schon einmal gewählt hat. Steht ihm doch am anderen Ende 2004 der Leitung Karin Zaffke vom Prüfungsamt mit Rat und Tat zur Seite. Bald wird er sich jedoch an eine andere Stimme gewöhnen müssen, denn Frau Zaffke geht zum ersten Dezember in den wohlverdienten Ruhe stand. Seit Anfang der 80er Jahre ist die gebürtige Dresdnerin für Studienangelegenheiten zuständig. Zu DDR-Zeiten hatte sie auch die Raumverteilung in der Universität übernommen. Seit der Wende gehörte sie dann zum neu entstandenen Dezernat für Studentische Angelegenheiten und war von Anfang an im Zentralen Prüfungsamt für die Magister zuständig. Bei über
50 verschiedenen Studienfächern nicht immer eine einfache Aufgabe. „Dienst nach Vor schrift“ blieb für sie trotzdem stets e i n
F r e m d w o r t . Eine Eigen schaft, die ihre Kollegen besonders an ihr schätzen. So übernimmt sie auch mal die eine oder andere Studienberatung, wenn hilflose Stu
denten zu ihr kommen, gibt Tipps und Hinweise - und das meist mit einem freundlichen Lächeln. „Sie ist immer hilfsbereit und stets bereit, auch mal Arbeit von uns zu übernehmen“, heben ihre Kollegen besonders hervor. Auch ihre Schlag fertigkeit und Offenheit sind Cha raktereigenschaften, mit denen sie stets gut ankommt. So habe sie sich auch nicht beschwert als sie von der Schreibmaschine auf den Computer umsteigen musste. Fragt man nach Karin Zaffke, hört man immer wieder eins: „Ist sie nicht mal als Feuerwehrmann aufgetreten?“ 1986 war das, bei einer Weihnachtsfeier 1986 im Gasthaus „Eichel“. Doch wenn sie Anfang Dezember dann nicht mehr wie gewohnt mit dem Fahrrad in die Rubenowstraße einbiegt, wird man sich dort sicher nicht nur an eine sächselnde Feuerwehrfrau erinnern, sondern vor allem an eine liebe Kollegin mit dem Charme alter Schule. ring Der moritz wünscht Frau Zaffke für
Vom Steinbruch Goldgrube
in
die
Edmund von Pechmann im Portrait / Von Yvonne Mathei
uni-versum
Wie wird ein promovierter Minera loge zum „Vater der frechsten Uni zeitung Deutschlands“? So zumindest bezeichnete „Die Zeit“ den Lei ter unserer Pressestelle im Sommer 1996. Aufmerksame Leser des „UniJournals“ wissen bereits, wer gemeint ist: Dr. Edmund von Pech mann. Sein Kürzel EP steht für fein ironische Beiträge und Bildunter schriften und das weit über die Grenzen Vorpommerns hinaus. Was für den Mann aus Süddeutsch land zunächst wie Pech aussah, stellte sich im Nachhinein als glückliche Fügung heraus - sowohl für die Universität als auch für Pechmann selbst. Hatte er doch Anfang der Neunziger eine Stelle in der Wirtschaft angenommen, die lediglich zehn Prozent Pressearbeit umfasste. Nachdem die zwei Projekte, an denen er ursprünglich mitwirken sollte, in kurzer Zeit gestrichen wurden, machte die journalistische Arbeit plötzlich zu hundert Prozent seinen Arbeitsalltag aus. 1994 zog es Pechmann dann zu seinen pommerschen Ahnen und er trat seinen Dienst in der Pressestelle der Ernst-Moritz-Arndt Universität an. Durch ihn entwickelte das UniJournal seinen unverwechselbaren Stil, der sich liest „wie Simplicissi mus, FAZ und Titanic zugleich“. So
behauptet es zumindest „Die Zeit“. Überhaupt Stil: EP ist auch von seinem Auftreten her ein Original. Mit Fliege, Jackett und vornehmer Anmut hinterlässt er auf jeden einen bleibenden Eindruck. Mit seiner ruhigen Art ist er weniger rasender
Reporter als vielmehr stiller Beobachter, der es schafft, den trockenen Inhalt des Journals in eine unterhaltsame Lektüre zu verwandeln. Freunde schätzen an ihm besonders seine sensible Art, die zurückhalten-
de Intelligenz und seinen Mut, stets seine Meinung zu sagen und auch hinterher noch dazu zu stehen. Auch sein Pragmatismus wird geschätzt. Hat er doch einmal aus einem Berg geschenkter Quitten kurzerhand 60 Gläser Gelee gekocht, wie sich der langjährige Kanzler Carl Heinz Jacob erinnert. Da sich Pechmann nicht verbiegt, hat er sich in seinen zehn Jahren an der EMAU nicht nur Freunde gemacht. So löste etwa ein gewagter Vergleich im Jahr 2001 einen kleinen Skandal aus. Bei der Beschrei bung der abgerissenen Duschbarak ken im Studentenwohnheim Flei scherwiese entglitt Pechmann der Ausdruck „auschwitzartig“, was zu persönlichen Angriffen bis hin zu Morddrohungen führte. Rückendec kung bekam der Pressesprecher damals jedoch von Rektor Metel mann, der Pechmann, genauso wie sein Vorgänger Kohler, alle künstlerischen Freiheiten gelassen hatte. Da diese das Uni-Journal zu etwas Besonderem machen, bleibt zu hoffen, dass dies auch bei den zukünftigen Rektoren so sein wird. Nur so bleibt unser Greifswalder UniJournal ein „Gesamtkunstwerk“ und die „frechste Unizeitung der Republik“. Die moritz-Redaktion gratuliert Edmund von Pechmann herzlich
ANZEIGE
24
moritz
„Bretter, die die Welt bedeuten“
Theater in Greifswald
Studenten spielten eine nicht unwic htige Rolle in der Geschichte des Greifswalder Theaters. Bereits im 17. Jahrhundert traten sie in Kir chen und auf öffentlichen Plätzen in Laienspielen und Fastnachtsscher zen auf. Erste Aufführungen fanden im Rathaus oder auf dem Markt schon vor der Universitätsgründung 1456 statt. Aufgrund des starken Interesses der Studenten im 17. und 18. Jahrhun dert. für Musik und Schauspielkunst ließ die Stadtverwaltung im Jahre 1730 die erste Schauspielgesell schaft nach Greifswald kommen. 1752 erhielt Theaterdirektor Kuni ger in Greifswald Schauspielerlaub nis. Er war der erste, der die Rollen in hochdeutscher Sprache sprechen ließ. Seine Aufführungen fanden im Rehberg´schen Saal, Markt 16 statt, wo es neben der „Schonenfahreroktober 2004
Kompagnie“ die erste feste Bühne in Greifswald gab. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Dozenten und Studenten der Uni aktiver. Viele Studenten hatten großes Interesse an einem musikalischem Nebenstudium. Das Erlernen eines Musikinstrumentes diente außerdem als Nebenverdienst, was die Weiterführung ihrer Studien ermöglichte.Durch seine Begeiste rung von im Berliner Schauspiel haus aufgeführten Klassikern, gründete der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Greifswald kommende Magi ster Raufseyen das erste Studenten theater. Am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts kamen dann immer mehr Virtuosen nach Greifswald, deren Liebe zur Musik und zum mus ik alischen Lustspiel die Begeisterung beim Publikum weck-
te. Die Lust am Musizieren und Theaterspiel wuchs besonders bei den Studenten. Viele Theaterdirektoren wechselten sich in den nächsten Jahrzehnten ab. Die Vorstellungen fanden in dem schon erwähnten Haus Markt Num mer 16 statt. Viele Klassiker wurden inszeniert: Tragödien von Shakes peare, Lessing und Schiller Lustspiele und Arbeiten zeitgenössischer Dichter sorgten für die Entwicklung der Theaterkultur in Greifswald. Unter Theaterdirektor Kübler (17951797) erlebte das Theater einen noch größeren Aufschwung, da Kübler erstmalig Aufführungen der Opern Mozarts realisierte. Zudem wurde sein Antrag, auch sonntags spielen zu dürfen, von der Regierung bewilligt. Dies war bis dahin wegen der Sonntagsruhe verboten gewesen.
titelthema
Höhen und Tiefen der Theaterkunst Aus der Geschichte des Greifswalder Theater / Von Annett Habermann
25
titelthema
Nach Unterbrechungen durch die Kriege von 1806 bis 1812 war es Graf Hahn, der für einen neuen Auf schwung sorgte. Seine Liebe zum Theater hatte geradezu fanatische Ausmaße. Er wurde Schüler bei The aterleiter Breede in Rostock, von dessen Theater er enorm beeindruckt war und veranlasste diesen schließlich, in Greifswald ein ebenso erfolgreiches Theater zu schaffen. Auf eigene Kosten erbaute er das Haus der „Schonenfahrer-Kompag nie,“ deren Direktor Breede wurde. Der Graf, der sein Leben und sein Geld dem Theater widmete und die durch lange andauernde Kriege zurückgegangene Theaterkunst wieder zu neuem Leben erweckt hatte, verarmte und hatte dadurch keinen Einfluss mehr auf das Greifswald er Theatergeschehen. Der gebührende Dank der Stadt Greifswald blieb aus. Heute ist nicht einmal seine letzte Ruhe stätte bekannt. Durch seine Begeisterung für das Schauspielhaus in Putbus auf Rügen beeinflusst, schlug Kommerzie nrat Gottfied von Vahl 1820 den Neubau eines Theatergebäudes vor. Dies wurde jedoch durch die Verschuldung der Stadt infolge des fran zösischen Krieges abgelehnt. Seine Pläne wurden jedoch wieder her vorgeholt, als man feststellte, dass das Haus am Markt 16 zu baufällig wurde, um ein größeres Publikum aufzunehmen. In der Kuhstraße 44/45 entstand schließlich ein neuer Saal mit Logen. Eine Gesellschaft des Rostocker Stadtthe aters gab hier zwölf Jahre lang Vor stellungen. Dessen Direktor Beth mann brachte Goethes „Faust“ und „Egmont“ zur Aufführung und sorgte für die erste Widergabe von Beet hovens einziger Oper „Fidelio“. Greifswalds Musik liebendes Publi kum war begeistert. In der Stralunder Straße 10/11, wo heute das Studententheater „Stu The“ auftritt, fanden zwischen 1849 und 1852 im Gasthof „Zum Greif“ Vorstellungen einer Frankfurter und einer Stettiner Gesellschaft statt. Als 1882 einer der späteren Direk toren die Leitung des Theaters aufgab, war eine Weiterführung des eigenen Stadttheaters nicht mehr möglich. Man traf ein Abkommen 26
mit der Nachbarstadt Stralsund, woraufhin das Stralsunder Ensemb le zweimal in der Woche nach Greifs wald kam und in der Kuhstraße spielte. Eine sehr fruchtbare Entwicklung für das Kunstleben in Greifswald waren die „Maiopern-Gastspiele“, welche erstmals 1907 unter der Lei tung von Emanuel Voß stattfanden. Durch die großen Besucherzahlen konnte das Theater endlich wieder Überschüsse erzielen. Voß brachte die großen Opern nach Greifswald. Nachdem im Februar 1912 das Kon zerthaus in der Kuhstraße abgebrannt war, fasste man den Plan, ein Stadttheater zu bauen. Es entstand ein Doppelbau: Das Theater und die Stadthalle. Es war Emanuel Voß, der die Mittel für die Anschaffung eines Kostümfundus, von Requisi
1944 wurde das Theater wegen der Kriegslage geschlossen und als Magazin für das Rote Kreuz genutzt. Doch schon im Sommer 1945 begann die neue Theaterspielzeit. Nun sollte sich das Theater selbst erhalten, was durch die geschickte Leitung von Emanuel Voß möglich war. Doch die wachsenden finanziellen Sorgen Ende der 40er Jahre veranlassten Voß zu seinem Rücktritt nach 30jähriger Aufbautätigkeit. „Der Oper galt Pappa Voß´ ganze Liebe, und diese Liebe hat er auf die Greifswalder übertragen.“ schrieb die Schriftstellerin Annemarie LangenKoffler damals in der Greifswalder Zeitung. Er ging ohne Abschied, weil das von ihm vorgeschlagene Abschiedsprogramm nicht genehmigt wurde. In der DDR hatte das Greifswalder Schauspiel die große Theater und Stadthalle in den 20er Jahren Tradition, brisantes, politisches Theater zu machen. Von Seiten der SED und der Staatssicherheit wurden daher immer wieder Aufführungen verboten. 1960 vereinigte sich das Greifswalder Theater mit den Bühnen von Stralsund und Putbus. Greifswald behielt nur das Schaus pielEnsemble. Später wurde es wied er ein Mehrspartentheater. Mit der Wende 1989 ten und anderem benötigen Materi brach eine Zeit der al beschaffte. Seine zweite Berufung Orientierungslosigkeit an, doch es in Greifswald begann mit der Eröff ging weiter. 1994 fusionierte das nung des Theaters im Juli 1915. Theater Greifswald mit dem Trotz sparsamen Wirtschaftens Stralsunder Theater zum „Theater gelang es ihm erneut, den musikaliVorpommern“. Heute sind über 300 schen Geschmack des Publikums zu Mitarbeiter am Theater und in zwei heben und die Liebe zur Oper neu Hauptspielstätten tätig. Was heute zu erwecken. noch immer gültig ist, formulierte Der Mann, dem die Universitäts Prof. Dr. de Boor 1926 folgendermastadt den Höhepunkt ihrer Theater ßen: „Und ich kenne keine Stadt, die geschichte verdankte, verabschiedevon Protesten und Petitionen widerte sich 1936 vom Greifswalder The hallen würde, wenn man ihr das ater. Kaum sechs Jahre später war Theater nehmen wollte. Ich fürchte das Greifswalder Theater dermaßen nur, daß Klagen und Schelten dann heruntergewirtschaftet, dass der zu spät käme.“ damalige Bürgermeister den nun in Hamburg ansässigen Voß aufsuchte Und so mahnt er: und ihn bat, „das lecke Theaterschiff „Warum stehen Sie davor? wieder flott zu machen“. Nur er Offen stehen Tür und Tor. käme dafür in Frage. 1942 überKämen Sie getrost herein, nahm Emanuel Voß zum dritten werden Sie willkommen sein!“ Male die Leitung des Theaters und konnte schon nach Ablauf des ersten Jahres einen Zuschuss verzeichnen. moritz
Was für ein Theater! Es steckt viel Arbeit in einem Stück
/ Von Wenke
Jung und alt, groß und klein, elegant und leger, reich und arm zieht es bei Interesse an Kultur öfter mal ins hiesige Theater. Denn auf dem Spielplan des Theaters Vorpom mern ist für jed en etwas dabei und auch preislich gibt es nichts auszusetzen, insbesondere, wenn man weiß, wie viel Stress, Schweiß und Arbeit in einem Schau spiel steckt, bevor es aufgeführt wird. Zu Beginn jeder Spielzeit wird schon mit der Planung für die jeweils folgende begonnen. Während wir also derzeit in h e r b s t l i c h e r A t m o s p h ä r e mal hie und da einen netten Theaterabend genießen, feilen der Intendant, die Dramaturgen und die jeweiligen Spartenleiter (der Schauspiel-, Opern-, Ballett- und Generalmusikdirektordirektor) schon an dem Plan für die nächste Saison. Dabei überlegen sie, was wen anspricht und gestalten den Spielplan so, dass von jedem und für jeden etwas dabei ist. Es sollen so viele Interessen wie möglich angesprochen werden. Tanz, Musik und Schauspiel für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die dargebotene Vielfalt reicht von traditionellen bis hin zu Gegenwarts stükken. Natürlich müssen sie auch darauf achten, dass die jeweiligen Stücke mit dem Ensemble besetzt werden. Wenn das nicht möglich ist, werden manchmal auch Gastrollen vergeben. Bis auf die Spartenleiter gibt es kei ne fest angestellten Regisseure am Theater Vorpommern. Diese müsoktober 2004
sen für das jeweilige Stück erst gesucht werden. Unter mehreren Bewerbern wird ausgewählt oder auf bereits bewährte zurückgegriffen. Das gleiche gilt für die Kostümund Bühnenbildner. Wenn feststeht, wer bei den jeweiligen I n s z e n i e r u n g e n zus amm enarbeitet, werden ein Konzept und ein Zeitplan erarbeitet und der Premierentermin festgelegt. Normalerweise gibt es für die Theater stücke, die in Greifs wald und Stralsund aufgeführt werden, schon fertige Büh nenfassungen. Dann muss mit den jeweiligen Verlagen um den Preis verhandelt werden. Wenn keine Büh nenfassungen vorhanden sind, müssen die Dramat urgen oder Theaterautoren Textf assungen schreiben. Manchmal gibt es auch Auftragswerke, wie z.B. das Schauspiel „Glatzkopfbande. Erinnerung an Rock ’n’ Roll“ von dem Autor Werner Buhss mit Musik von Wolfram Bodag (mehr dazu ab Seite 32). Da das Stück extra für das Theater Vor p o m m e r n geschrieben wur de, wurde es auch am 22. Mai dieses Jahres in Greifs wald ura uf geführt. Der Probenpro zess beginnt mit der Konzeptions probe, bei der alle M i t w i r k e n d e n anwesend sind: Schauspieler, der Regisseur, die
Bühnen-, Kostüm- und Masken bildner, die Requisite, der das Stück betreuende Dramaturg, der Regieassistent und je nach Vorgabe des Stücks Musiker oder Choreo graphen. Die Schauspieler bekommen die Texte bereits vor der Kon zeptionsprobe und erfahren durch Aushänge, welche Rolle sie spielen werden. Erst bei der Probe erfahren die Schauspieler, welche Kostüme sie tragen werden, welches Bühnen bild sie erwartet und sie werden mit den Vorstellungen und Ideen des Regisseurs bekannt gemacht. Diese versuchen sie dann bestmöglich umzusetzen. Dann wird es ernst, denn nach nur vier bis sechs Wochen Probezeit ist im Allgemeinen schon der Termin für die Premiere angesetzt. Die Probezeiten werden je nach Auf wendigkeit des Stückes festgelegt. Normalerweise sind tägliche Proben von 10.00 bis 14.00 Uhr und 19.00 bis 22.00 Uhr erforderlich. Natür lich nur, wenn keine Vorstellungen in dieser Zeit stattfinden, denn da stehen die Darsteller ja auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Was für eine Gedächtnisleistung müssen unsere Greifswalder Stars aufbringen, wenn sie in mehreren Stücken, die im gleichen Zeitraum im Repertoire stehen, ihr Können dem Publikum präsentieren. Da helfen die bei den Vorstellungen
titelthema
Krämer
27
immer anwesenden Souffleusen, die entweder am Bühnenrand stehen oder für das Publikum nicht sichtbar in das Bühnenbild integriert
werden. In der Probenzeit nach der Konzep tionsprobe werden die Masken, Kostüme und das Bühnenbild in den jeweiligen Werkstätten (Tischlerei, Schlosserei, Malsaal, Dekorationswerkstatt, Schneiderei, Maskenbildnerei und Requisite), die sich teilweise außerhalb des Theaters befinden, angefertigt. Ungefähr eine Woche vor der Pre miere findet die technische Einrich tung statt, die für alle Beteiligten spannend wird: Es werden alle Teile aus den Werkstätten geholt und zum ersten Mal auf der Bühne
zusammengebaut. Dann erfolgen die Beleuchtungs- und Tonprobe und wenn alles stimmt, die erste Komplettprobe. Die Schauspieler agieren in Kostümen und Maske und in Zusammenarbeit mit der Licht- und Tontechnik. Nach einer zweiten Komplettprobe erfolgen die Haupt- und später die Generalprobe. Bei der letzten sitzen manchmal einige Lehrer im Zus chauerraum, um zu sehen, ob sich das Stück in ihren Unterricht integrieren lässt. Eine Premiere ist vor allem interessant, weil die Schauspieler durch das Publikum ihr größtes Feedback und durch einen donnernden Applaus auch die größte Belohnung für ihre Arbeit erhalten und die anschließende Feier lässt oftmals auch noch das persönliche Gespräch zwischen Zuschauern und Bühnenkünstlern zu. Das Schauspielensemble wurde vor zwei Jahren durch vier neue Schau spieler bereichert: Eva-Maria Blu mentrath, Sabine Kotzur, Andreas Dobberkau und Christian Holm. Das freut sicher auch den Bühnen ältesten Rainer Harder, der schon
Demnächst heißt es übrigens TAP statt TIP: Das „Theater im Penguin“ wird es nicht mehr geben, dafür aber das „Theater auf der Probe bühne“, ebenfalls im Haupthaus (Eingang: Robert-Blum-Straße). Hier werden kleinere Schauspiele, Liederabende und Kabaretts aufgeführt. Sehr zu empfehlen ist das Theaterkabarett „Gretchen 89 ff.“ von Lutz Hübner, das am 20.10. im TAP wieder aufgenommen wird.
Kultur muss nicht teuer sein. Schül er und Studenten können vom „Jugendwahlabo“ profitieren. Gegen Vorlage des Schüler- oder Studentenausweises erhalten sie sechs Karten für nur 31,20 Euro (das sind 5,20 Euro pro Karte), die sie bis auf Gastspiele und Sonderveranstaltungen jederzeit einlösen können. Nichtstudenten müssen an Theatertagen (einmal im Monat) auch nur 6 Euro bezahlen.
titelthema Szene aus La Bohème aus dem Jahr 2003 28
Foto: V. Leifer
Wer mal Theaterluft schnuppern und hinter die Kulissen gucken möchte, kann an einer Theaterfüh rung teilnehmen (Anmeldung von Gruppen an der Theaterkasse, Kosten: 1 Euro pro Person). Und für ausgefallene Feste oder Karneval vergnügen findet man im Theater fundus (Brandteichstraße, Tel.: 50 32 28) die verschiedensten Kostü me. moritz
Mit Musik und spitzen Schuhen Das Theater Vorpommern bietet mit der neuen Spielzeit viel Musikalisches und Anregendes – Ein Blick in einige Spielpläne / Von Uwe Roßner
oktober 2004
titelthema
Sinfonie. Das Richard Wagner gewidmete Werk erklang in der von Wagnerzitaten befreiten zweiten Fassung. Die Wahl für eine Bruck nersche Sinfonie am Anfang der Spielzeit besitzt eine kleine Tradi tion. Die insgesamt acht und noch verbliebenen sieben Philharmonische Konzerte laden regelrecht zum Stu
darf man dabei unter anderem auf das vierte Philharmonische Konzert sein, das an einem Abend die Tetra logie „Der Ring der Nibelungen“ präsentiert. Überraschend dürfte dabei auf den ersten Blick die Kür zung der Spieldauer von sechzehn auf zwei Stunden sein. Der scheiDie Spielfreudigen dende Intendant Rüdiger Bloch sorgt dabei mit delikaten Nach einer wohlverZwischentexten von dienten Pause und dem Loriot für wohldosierten großen Theaterfest am Humor. 11. September steht jetzt Ungenannt, wenn auch wieder eine neue Saison nicht in jeder Hinsicht vor der Tür. Das ausgeführt, sollen nicht Philharmonische die Sonder- KammerOrchester setzte unter und Jugendkonzerte bleider Leitung seines ben. Ein Wort zu den drei Generalmusikdirketors Kammerkonzerten. Bevo (GMD) Prof. Mathias rzugter Spielort ist hier Husmann zum Auftakt das Pommersche Landes der Philharmonischen museum. Der Reigen dieKonzerte neue und ser Reihe beginnt am 31. bekannte Akz ente. Oktober unter dem Titel W o l f g a n g - A n d r e a s „Der Elefant im Porzel Schultz erlebte in lanladen“. Aufführungen Greifswald und Stral mit Musik von Robert sund die Uraufführung Schumann und Musik für seiner ersten Sinfonie. Bläserquintett folgen. „Die Stimmen von Cha Der Beginn der Auffüh tres“, so ihr Titel, erhielt rung von Wolfgang Ama seitens des Publikums deus Mozarts Oper „Cosi eine herzliche Auf Fan Tutte“ findet in nahme. Die Umwand Greifswald ab dem 8. lung von Architektur Januar des kommenden und Geistesgeschichte Jahres statt. der gotischen Kirche gelingt dem Kompo „Bilder, die die Musik auslöste“: Ballett „Dornröschen“ von Ralf Namhafte Instrumentalund Vokalsolisten wie nisten bis in die letzte Dörnen in der vergangenen Spielzeit Foto: V. Leifer beispielsweise Susanna Note hinein. Der Weg Henkel und Johannes nach Chatres und durch dieren der ausliegenden Flyer, Geb h ardt unterstützen mit ihrem den Kirchenraum gerät dank der Plakate und Programmankündigun Auftritt als Gäste die Vorhaben des markanten und wohlbalancierten gen ein. Fest stehen Kompositionen Philharmonischen Orchesters Vor Tonsprachen verschiedenster musivon Béla Bartók, Igor Strawinski, pommern. kalischer Stilepochen (Gregorianik, Dimitri Schostakovitsch, Gustav Renaissance, Fernöstliches) zu Mahler, Johann Baptist Vanhal, Der mit der letzten Saison in Greifs einem Hörerlebnis im zeitgenössiGio a cchino Rossini, Richard Wag wald wieder eingeführte zweite Kon schen Tone. An die Seite der Sin ner, Ludwig van Beethoven und zerttag kann wärmstens empfohlen fonie mit dem einladendem Namen Jo h ann Sebastian Bach. Gespannt werden. Dank des guten Kontakts gesellte sich Anton Bruckners 3. Die Glocke läutet. Es ist Zeit, den Platz einzunehmen. Im Saal erlischt das Oberlicht. Das letzte Getuschel bricht innerhalb der Stuhlreihen ab. Spannung. Der Vorhang geht auf. Die Vorstellung beginnt.
29
zur Ernst-Moritz-Arndt Universität bietet der Mittwochstermin manchmal eine zusätzliche Einführung in das Programm des Abends. Neue Einblicke und Raum für Fragen bietet nach jedem zweiten Termin der Philharmonischen Konzerte das Nachgespräch im Foyer zwischen Dirigenten, Orchestermitgliedern und dafür aufgeschlossenem Publi kum.
gespürten Emotionen der ausdrucksstarken Musiken in die Sprache des Tanzes um. Bezüglich eines scheinbar abstrakt anmutenden Prozesses liest man vom der Ballettdirektor im Theaterkalender: „Es gibt keinen abstrakten Tanz: Musik wird Emotion, Emotion wird Situation, Situation wird Tanz.“ Der Zuschauer darf und soll sich darin
getanzte Leidenschaft
titelthema
Abwechslungsreich startet ebenso das Ballett Vor pommern. Die Spanierin Dominica Herrero Gime no stößt mit der neuen Spielzeit zu den Tänzern des vorp ommerschen Hauses. Ballettdirektor Ralf Dör nen lädt am 23. Oktober mit einem sehr persönlichen Stück zum ersten Ballettabend der Spielzeit ein. „Nachtwege“ stellt drei verschiedenartige Choreographien zu drei unterschiedlichen Kom positionen vor. Das Bal lett Vorpommern tanzt zu Hector Berlioz´ „Les Nuits d´été“, Béla Bartóks „Divertimento für Streich orchester“ und Benjamin Brittens „Sinfonia da Requiem“. „Nachtwege bringt Bilder auf die Bühne, die die Musik in mir auslöste“, so Ralf Dörnen. Ob neoklassisch, auf Spitze oder mit flachem Fuß getanzt - die Choreographien setzen die heraus30
Märchenhaft wird es wieder mit „Dornröschen“. In der vergangenen Saison ( moritz berichtete) fand die Inszenierung nicht allein bei den Prem ieren eine traumhafte Zustimmung. Frei nach den Motiven von Charles Perrault und den Brüdern Grimm verschmilzt die Welt der Prinzessin Auroa mit der phantasiebeflügelnden Musik von Peter I. Tschaikowsky.
Harmonierend
ausdrücklich einfühlen. Am vierten November zeigt der Tanzabend im Greifswalder Musen tempel „Frieda - Viva la vida“, eine choreographische Seelenlandschaft Frida Kahlos.
„filmtheater“ lautet das Projekt zwischen dem CineStar Greifswald und dem Theater Vorpom mern. Zur großen Freude der beiden Organisatoren startete das Vorhaben während der vergangenen Spielzeit erfolgreich durch. Neben den Vorstellungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten (sollen), werden auf die große Leinwand eine Reihe neu er und alter Filme projiziert. Die bewegten Bilder sausen jeweils an einem Sonntag und Montag im Monat über den Stoff. Dies geschieht auch während des im November stattfindenden Festivals „PolenmARkT“ zum Schauspiel „Tango“ von Slawomir Mrozèk sowie im Mai 2005 für Henrik Ibsens Bühnenstück „Die Frau vom Meer“ zum Nordischen Klang.
moritz
Wer ist der Mörder?
Agatha Christies „Und dann gab’s keines mehr“ im Theater Vorpommern
Der Blick richtet sich in einen gro(A. N.), wissen sie, dass hier „etwas ßen, hellen Raum der ebenso nicht in Ordnung ist“. Und als dann modisch-arvengardistisch wie funknoch eine aufgezeichnete Stimme tional-abweisend erscheint. Ein über Lautsprecher verkündet, dass Mann in einem grellen, blauen ein jeder von ihnen für seine Ver Anzug kommt in bedächtigem brechen in der Vergangenheit büßen Schritt herein - der Butler. Mit stomüsse, stürzt auch schon die erste ischer Miene richtet er sich direkt der zehn „Negerskulpturen“ vom an das Publikum, dessen verwunKamin. Wenig später ist der erste dertes Getuschel er mit einem Gast tot ... „Warnschuss“ aus einem Revolver Mit dem Kriminalroman „Ten little unterbindet. „Bitte erheben sie sich! niggers“ von 1939, der wegen „Ras Sprechen sie mir nach: ‘Ich schöre sismus“-Vorwürfen bei der Bühnen bei diesem engl ischen adaption auf die letzten Worte des Wackelpudding [er verweist auf das bekannten Kinderliedes umbenannt Tablett in seiner Hand], dass ich wurde, schuf Agatha Christie einen weder meinen Ver wandten, Freunden, Bekannten noch sonst jem and em verraten werde, wer der Mörder oder die Mörderin ist.“ Danach kommt die Haus hälterin hinzu und hilft ihm bei der Herrichtung des Zimmers. (Unter anderem stellt sie zehn afrikanische Skulpturen auf den großen Kamin.) Die beiden geben sich bald als Mr. und Mrs. Rogers zu erkennen. Es stellt sich heraus, dass sie sich in einem großen Der Möder ist immer der... - oder doch nicht? Haus auf einer abgelegen Insel ohne Kom munikation zur Außenwelt befinden. Prototyp eines ganzen Genre. Das Nur ein Schiff taucht in der stürmiPrinzip einer kleinen Gruppe von schen See auf und setzt acht Gäste unterschiedlichen Leuten, die auf der ominösen Hausherren ab. einem begrenzten Raum eingeDie acht unterschiedlichen Charak schlossen unter zunehmender tere sind einer persönlichen Einla gegenseitiger Selbstverdächtigung dung gefolgt und treffen hier das um ihr Leben bangen müssen, bildet erste Mal aufeinander. Nachdem die Grundlage vieler Psycho- und sich alle erst einmal freuen, angeHorrorthriller. Nicht zuletzt in viekommen zu sein, tun sich zunehlen „Teenie-Splatterfilmen“ wird mend Fragen auf: Wieso wurden sie dieses Reduktionsprinzip immer an diesem Ort versammelt? Und wieder angewendet. Der dadurch warum kennt niemand die Haus entwickelte parodistische Umgang herren, Mr. und Mrs. Onym, per mit dem dramatischen Ableben der sönlich? Spätestens als man die Ini Protagonisten wird auch in der Ins tialen ihrer Vornamen betrachtet zenierung von Matthias Nagatis im oktober 2004
Theater Vorpommern aufgegriffen. Dabei bildet die Axt im Rücken des Butlers einen „blutigen“ Höhepunkt. Dennoch bleibt einem im Verlauf der Handlung zunehmend das vermeintliche Lachen im Halse stec ken. Denn trotz aller grotesker Momente handelt es sich um eine Tragödie - nomen est omen. Mit der Bühnen und Kostümgestal tung von Johannes Köhler wird die Handlung in ihre Entsehungszeit verlagert - die mondän-moderne Welt der 30er/40er Jahre. Dies unterstreicht die noch starke Präsenz eines „Standesbewusstseins“ Bedienstete und Sekre tärinnen stehen auf einem anderen Level als Staatsanwälte und Ärzte. Das Ensemble des The aters Vorpommern setzt die verschiedenen Cha raktere mit ihren individuellen Eig enarten gekonnt um. So überzeugt Rainer Harder als selbst ischerer Anwalt oder Hannes Rittig als überheblicher Macho. Besondere Symp at hie kann man als Zuschauer für Andreas Dobberkau in der Rolle des Butlers Foto: V. Leifer Mr. Rogers empfinden auch wenn er ein tragisches Ende findet, ist es ja „nur Theater“ und er kehrt am Ende zurück um aus dem Kreise der „Kriminalisten“ im Publikum einen Preisträger bekannt zu geben, denn in der Pause bekommt jeder Zuschauer die Möglichkeit, seinen „Verdächtigen“ zu bennen. „Und dann gab’s keines mehr“ ist seit längerem wieder ein Kriminal stück, das auf der vorpommerschen Bühne zu sehen ist. Durch die lebendige Dialogführung und die gute Ausformulierung der Protagonisten und deren „leidvollen Untergang“ bleibt die Spannung bis 31
titelthema
Von Arvid Hansmann
Hologramm der Gerechtigkeit „Glatzkopfbande – Erinnerungen an Rock’n’Roll“ im Theater Vorpommern Von Robert Tremmel
„Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen einen Rechtsstaat.“ Diesen Satz prägte Bärbel Bohley, Kopf der
nur durch Genugtuung gelindert werden können: Gerechtigkeit durch ein befriedigtes Rachegelüst.
Glatzköpfe unter sich: Freddy (L. Jesse), Zecke (J.F. Krüger) und Juri (R. Harder) Foto: V. Leifer
titelthema
DDR-Bürgerbewegung „Neues Forum“ und 1996 Mitbegründerin des Bürgerbüros, das sich für die Opfer des SED-Regimes einsetzt. Wie eine solche Gerechtigkeit in einer fiktiven „Behörde der Begegnungen“ aussehen kann, lässt Werner Buhss in seinem Theaterstück „Glatzkopfb ande. Erinnerungen an Rock’n’ Roll“ anspielungsreich und überspitzt darstellen. In seiner Behörde treffen die vorgeladenen Opfer in einer Art Cyber space auf die virtuell erzeugten Abbilder der Täter. Diese, und das ist der ganze Stolz der Behörde, „dürfen auch angefasst werden“. Die Leiterin der „Behörde für Begeg nungen“, die mehr rache- als erzengelhafte Frau Gabriel, eisig und schauderhaft dargestellt von Gabri ele M. Püttner, lässt kaum einen Zweifel, dass die Wunden der Opfer 32
Zu einer solchen Mission sind auch Juri, Zecke und Freddy vorgeladen. Sie waren durch eine
Verkettung unglücklicher Umstände mit der Zeltplatzpolizei von Bansin
aneinandergeraten. Auch wenn sie weder Personen- noch Sachschaden verantworteten, wurden sie als „faschistoide Elemente im Auftrag Westberlins“ verurteilt, weil sie „den Sturz der Regierung der Arbeiterklasse in Plan gefasst hatten und mit dessen Durchführung auf dem Zeltplatz von Bansin begannen.“ Das brachte ihnen im August 1961 eine Strafe zwischen vier und acht Jahren Zuchthaus ein. In Wirklichkeit waren die drei harmlos. Aber Lederjacke, Motorrad, Rock’n’Roll und die in einer Bierlaune geschorenen Glatzen machten sie zu idealen Objekten der DDR-Propaganda. Frau Gabriel stellt sie nun, 35 Jahre später, den Tätern in ihrem holographischen Erinnerungskäfig vor: Einem Abschnittsbevollmächtigten, einem Zeugen, Stasi-Offizieren verschiedenster Ebenen, Staatsanwalt, Pflichtverteidiger und Richterin. Doch bevor Juri, Zecke und Freddy mit der Ächtung der Täter beginnen und ihr eigenes Urteil abseits der „liberalen Rechtsprechung“ fällen
können, werden die Ereignisse vom Zeltplatz und danach rekonstruiert. moritz
Wenig engelhaft und unverbessserlich: Frau Gabriel Foto: V. tumben Abschnittsbevollmächtig ten von Bansin zu den Amerika nern und Sowjets, die zusammen mit Ulbricht, Honecker und Mielke die Berliner Mauer aushandeln. Diese multiperspektivische Heran gehensweise unterhält, durch Komödie und Gesang, durch die aufgefahrenen Bilder und Personen in der Inszenierung von Matthias Nagatis. Faszinierend an dem Trei ben auf der Bühne ist die Umsich tigkeit und der Versuch, gerecht zu bleiben. Tragisch ist, dass die Ein gangs erwähnte Gerechtigkeit dabei auf der Strecke bleiben muss. Die „Glatzkopfbande“ entlässt die Täter unverurteilt und verlässt selbst den Schauplatz der „Luft nummer“ unverrichteter Dinge. Zum finalen Zorn von Frau Gabriel, die unverbesserlich bleibt. Die oktober 2004
Werner Buhss wurde 1949 in Magdeburg geboren und wuchs in Frankfurt/ Oder auf. Er machte zunächst eine Lehre zum Stahlbauschlosser und kam später über ein Volontariat bei der DEFA zum Regiestudium in Babelsberg, das er 1973 abschloss. Außer als Dokumentarfilmer war er an verschiedenen Theatern in der DDR beschäftigt, saß zeitweilig im Knast und umging ein Inszenierungsverbot durch Engagements in Bulgarien. Seit 1981 arbeitet er freiberuflich als Autor von Hörspielen und Theaterstücken. 1996 erhielt er den Mühlheimer Dramatikerpreis. Welche Idee steckt hinter Ih r em Theat erst üc k „Glatzkopfbande“? Ich wollte die besondere Situation 1961 darstellen. Die Russen waren nervös und unberechenbar geworden, da ihnen die DDR verloren zu gehen drohte, weil das Volk davonlief. Ich wollte zeigen, dass die Maue r ein Deal zwischen Amerikanern und Russen war. Die verurteilten Jungs der sogenannten „Glatzkopfbande“ waren ja nur zufällig zwischen die Mühlen einer hektischen und paranoiden Staatsführung gekommen, die blind nach Gründen suchte um die Maßnahmen des Mauerbaus zu erklären. Der Kalte Krieg hat nicht nur die Mauer, sondern auch ein sonst zwanghaftes System hervorgebracht. Kann das den Befehlsempfänger, der Unrecht verübte, entschuldigen? Natürlich gibt es eine Eigenverant wortung des Menschen. Jemand, der in einem Verhör Gewalt anwendet, ist schuldig. Das kann man nicht auf einen Befehl abschieben. Ich wollte aber überhaupt nicht über Schuld reden, sondern über die Unfähigkeit, Geschichte rückwärtig bestrafen zu können. Die Glatzköpfe widerstehen am Ende der Verführung, Rache zu nehmen. Widerstehen in einer Situation, in die sie nach dem Systemwechsel von anderen Leuten geführt wurden. Was für Leute? Wer steht hinter der Gabriel-Gestalt des Theaterstücks? Gabriel ist für mich ein Sarkasmus auf die bürgerbewegten Recht haber, die jetzt so eine Art Gerech tigkeit erzwingen wollen. Zum Bei spiel die Gauck-Behörde: Da sitzt so ein Typ Mensch, der glaubt, er hat die Wahrheit gepachtet. Die Gefahr ist, dass solche Saubermänner einen kategorischen Verfolgungswahn haben. Das erin-
Berichtet von Tätern und Opfern: „Glatzkopf“-Regisseur Werner Buh Foto: bert ss. nert an Mc Carthy. Es geht nicht, dass irgendjemand den Opfern die im Gefängnis eingesessene Zeit zurückgeben kann. Wie ginge es besser? Ich will die Täter nicht entschuldigen. Das ist eine Sache zwischen Opfern und Tätern. Wenn jemand jemandem geschadet hat, muss dem Opfer auch Genugtuung widerfahren. Aber ich meine, dass die Täter verstanden werden sollen. Verständnis wäre mir lieber als Schuldzuweisung. Ich habe darauf geachtet, dass die Richterin und der Staatsanwalt nicht von vornherein böse Buben sind. Sondern auch nur Menschen, die in bestimmten Situationen bestimmte Handlungen verüben. Da sind auch Fehler dabei. Aber das birgt die Gefahr eines Relativismus. Das gebe ich zu. Wenn man alles versucht zu verstehen, kommt man auch nicht weiter. Aber ich weiß auch nicht wie man Schuld spricht und die Verantwor tung verteilt. Was geschehen ist, ist geschehen. Das kann man in Zukunft nur besser machen. Mein Theaterstück ist also mehr aus Fragen formuliert. Die Fragen muss der Zuschauer mitnehmen, auch wenn er das nicht gewohnt ist. Ich bin nicht klüger als er.
titelthema
Die Täter kommen zu Wort. Es sind Erinnerungen an Angst vor Rock’n’Roll in Lederjacken und Volksrevolte und noch mehr Angst vor Vorgesetzten und bedrohten Karrieren. Aber nicht nur die Staatsbediensteten stecken in dem System von Belohnung und Bedro hungen fest. Schließlich sind es auch Juri, Zecke und Freddy, die sich aus Angst und in Einzelhaft in Verhören der Stasi gegenseitig beschuldigen: Ohne ihr eigenes falsches Geständnis, so erfahren sie, wären sie nie verurteilt worden. Werner Buhss problematisiert auf Grundlage des authentischen Fal les der „Glatzkopfbande“ die Suche nach den Schuldigen und der Gerechtigkeit. In einem komplexen System kommt er dabei über den
33
„…und ziehe schon an die zehen Jahr“
Das Studententheater StuThe feiert sein Jubiläum / Von Sven Laude
titelthema
Nun, studentisches Theater gibt es immer und auch in Greifswald und natürlich verschiedenster Couleur. Die da feiern blicken allerdings auf einen ununterbrochen Handlungs strang von immerhin zehn Jahren zurück. Ein roter Faden (von recht flexibler Dicke) zieht sich, es gibt eine sehenswerte Menge geleisteter Arbeit, es gibt sogar mehrere Schuh kartons randvoll von Beweisfotos. Und auch jene, die sich gerade eben noch die Windeln dieser Theater initiative wechseln wähnten, müssen einsehen: StuThe wird zehn. Und das kam so: Bis zum Herbst 1994 gab es in Deutschland keine einzige Uni, an der Lehramtstudenten das Fach „Darstellendes Spiel“ belegen konnten. Wer es später unterrichten wollte, musste sich nachqualifizieren oder es aufgrund seiner natürlichen Begabung tun. Es ist der Initiative von Dr. Susanne Prinz (heute Leiterin der Kunstwerkstät ten Jugendkunstschule Greifswald) zu verdanken, dass das Land MV an der Greifswalder Uni einen Model studiengang für dieses Fach sponserte. Zur fundierten künstlerischen Begleitung des Unternehmens wur de Hedwig Golpon engagiert. Darü ber hinaus boten diverse Gastdo zenten Wochenendseminare zu Themen wie Atem- und Stimment wicklung, Pantomime oder Masken bau an. Das ging vier Semester lang gut. Dann kam der krönende Abschluss mit persönlichem Glück wunsch vom damaligen Kultusmi nister Kaufmann. Finanzielle Mittel zur Weiterführung des Begonnenen kamen nicht. Die Fahnen der uniinternen Finanzen wehten sowieso schon in Richtung Einschränkung. Mit Resten der Modelprojektgelder und viel Engagement wurden noch einmal drei Semester aus dem Boden gestampft, bei denen jedoch längst nicht alle Interessenten berück sichtigt werden konnten. Danach wieder krönender Abschluss, diesmal endgültig. Unterdessen war 1995 „Schule mit 34
Clowns“ entstanden, ein Stück für Kinder frei nach Karl Friedrich Waechter. Das gehörte nicht zum Programm des Studienganges, wur de aber notwendig, weil die Spiel freude einiger Studenten offenbar nicht zu bremsen war. Nun ist das Spielen vor Kindern nicht vergleichbar mit einer Darbietung vor einem disziplinierten Publikum, wie es zuweilen Erwachsene abgeben. Kinder sehen alles und kommentieren alles. Sucht man sich auf der Bühne ein Versteck, so kann es gut sein, dass man verpetzt wird. Einmal raubten begeisterte Kinder der Prinzessin Ganz ihren eleganten Umhang (der zuvor schon als Teich, Gebirge, Kletterseil und Versteck [siehe oben] gedient hatte) einfach so von der Schulter weg. Wer solche Momente erlebt (und bewältigt) hat, den lässt das Theater nicht mehr so schnell los.
Aula der Universität, die bis dahin sicher weder Kinderfahrräder noch Wasserpistolen so parkettnah erleben durfte. Im Jahre 2000 reiste das Studententheater mit „Gamlet“ (Shakespeare) zuerst nach Liège in Belgien, dann nach Compiègne in Frankreich. In beiden Fällen hatten die ortsansässigen Universitäten eigene internationale Theaterfesti vals ausgerichtet. Und 2002 gelang es StuThe sogar, im Rahmen von GrIStuF selbst zum Veranstalter eines Theatertreffens zu werden. In den letzten Jahren ist das Stu dententheater eine feste Größe innerhalb Greifswalds geworden. Es bestehen Kooperationen mit Verei nen, städtischen Ämtern, mit Schu len und Veranstaltern. Für den Ein satz in Klassenzimmern wurden 2001 „Die Physiker“ von Dürren matt interaktiv in Szene gesetzt. 2003 entstand im Auftrag des
Weitere Produktionen folgten: „FrechSachs“ (nach Einaktern von Hans Sachs), „BrechtMittel“ (Lieder und Texte von Herrn B.), „Nepomuk und die idealisierte Schraubenkiste“ (schwer zu beschreiben) und einiges mehr. 1998 dann wieder ein Kinder stück: „Max und Milli“ (von Volker Ludwig). Gespielt wurde in Parks, in Kindergärten und im Sankt Spiritus. Einmal sogar in der erwürdigen
GEBIT „Ex Oriente Lux“, ein thematisches Stück über Europa in seiner Beziehung zur Islamischen Welt. Mit dem Einzug in die Kiste … aber das ist noch mal eine Geschichte für sich. FORTSETZUNG FOLGT
moritz
Ein bisschen zu Hause zum „bitteren Ende“ bestehen. Oktober 1997. Irgend ein stürmischer, verregneter Sonntag, an dem ich in Greifswald ankam und dachte: Bloß weg hier. Der Weg zu meinem neuen Zuhause führte über eine Brücke über die Gleise. Die erste Zeit über diese Brücke war ein Leidensweg, er führte mich manchmal nicht in den Hörsaal oder zur Unibuchhandlung, sondern mit dem vorgesehenem Budget für das neue Botanikbuch direkt und ohne Gepäck auf Bahnsteig 2 in den Zug nach Hause. Ich hatte Heimweh. Ich wollte nicht an diesem trüben Ort bleiben und ich weigerte mich, irgend etwas an Greifswald schön zu finden. Theodor Malade, auch ein hier gebliebener Greifswalder verschlug es ebenfalls an einem trüben Herbsttag nach Greifswald. Bei der Aussicht, längere Zeit an diesem Ort weilen zu müssen, überfiel auch ihn eine Gänsehaut. Und so ging es vielen anderen großen Persönlichkeiten und kleinen Studenten. Sie alle wurden eines Besseren oktober 2004
belehrt. Die ersten Eindrücke und Erlebnisse trogen nicht nur Theodor Malade im Jahre 1906, sondern auch mich. "Sie waren Oberfläche. Das eigentliche Wesen lag tiefer. Es offenbarte sich nicht dem flüchtigen Beobachter, sondern stieg langsam empor aus verborgenen Untergründen, scheu und doch stark..." Heute gehe ich über diese Brücke und bin zu Hause. Hier ist mein zu Hause. Und bevor ich mich dreimal um mich selbst gedreht habe, geht mein Studium zu Ende. Freunde gehen weg, um ein neues Leben nach dem Studium zu beginnen. Es wird mir suggeriert, Greifswald wäre nur die Stadt, in der man studiert. Danach müsse man weg, um sich weiter zu entfalten. Ich möchte mich hier entfalten. Ich bleibe. Ich bleibe, weil ich woanders den Wind vermisse, der mich vom Fahrrad zu holen droht, weil es hier mehr Himmel und viel Meer gibt. Ich bleibe, weil ich noch lange nicht alles gesehen habe und weil es so
viele noch nicht kennengelernte Menschen gibt, die mich interessieren. Ich bleibe, weil ich mich willkommen fühle und weil es meinem Hund gefällt. ICH BLEIBE. Ich bleibe, weil ich meinen liebsten Schauspieler vom Theater beim Einkaufen treffe und weil die Oma mit dem roten Fahrradhelm jeden Morgen beim Vorbeifahren ein Liedchen aus ihrer Jugend trällert. Ich gehe erst, wenn der Wind mich vom Fahrrad geholt hat, wenn die Leute mich nicht mehr interessieren und wenn ich mich unerwünscht fühle. Dann werde ich über die Brücke zum Bahnsteig 2 gehen und den nächsten Zug nehmen. Die kleine Oma möchte ich gern mitnehmen. Und den Wind. Und das Meer. Und dann noch den Blick vom Dom. Ach ja, und auch den Duft vom Bäcker nebenan. Und das Licht, wenn die Sonne hinter dem Deich untergeht. Und noch die Lieblingskneipe samt Bedienung und...
feuilleton
Warum ich hierbleibe / Von Annett Habermann
35
dvd
„Van Helsing – 2 Disc Collector’s Edition“ Buffy, zieh dich warm an! „Der Einsatz“ Verwirrspiel in Bestbesetzung
„Was das Herz begehrt“ All You Need Is Love
Wenn es bei dieser DVD an einem nicht fehlt, dann sind es Trailer. Bevor es losgeht gibt es davon erst einmal zwei. Auch vom Hauptfilm ist ein solcher separat verfügbar. Das Basismenü ist passend zum Film in der Optik einer CIAComputeroberfläche animiert und mit Musik und Filmsequenzen unterlegt. Die Untermenüs hingegen bleiben ruhig und unbewegt. Als weitere Extras stehen noch eine Liste einiger Filme, die die Pro tagonisten sonst noch so verzapft haben zur Verfügung und auch
Was begehrt denn das Herz? Auf jeden Fall nicht so wenig Bonus material. Wie oft muss ich es noch sagen: Auf die Größe kommt es manchmal doch an. Das Basismenü ist mit netter Dudelmusik unterlegt, jedoch nicht animiert. Die Untermenüs bestehen lediglich aus Standbildern aus dem Film. Generell ist das Design genauso weiß, wie Diane Keatons Roll kragenpullis und wirklich gelungen. Auch niedlich ist Amanda Peets Führung durch das Hauptset. Außerdem stehen noch zur Ver fügung: Eine nicht verwendete, witzige Szene, in der Jack Nicholson singt, ein englischer Trailer des Films und natürlich ein Making-Of. Sehr gelungen sind die zwei filmlangen Kommentare der Prota gonisten. Hier wurde sich wirklich Mühe gegeben und besonders Jack Nicholsons Stimme klingt auch und gerade im Original einfach cool. Der Hauptfilm kann in Englisch
feuilleton
Bilder des Films können in einer Galerie begutachtet werden. Insgesamt stehen mit Interviews der Beteiligten, Trailern und Making-Of 23 Minuten Extras auf dem Plan – eigentlich a bisserl dünn, scheint wohl Mode zu werden. Nach dem Motto "Weniger ist mehr" also eine DVD mit durchschnittlichem Bonus, die ein gerade so akzeptables Maß an Zusatzunterhaltung bietet. Der Film ist in den Tonformaten Deutsch und Englisch 5.1 verfügbar, sowie mit Untertiteln selbiger Sprachen. Außerdem kann das Filmchen in "anamorph codiertem" 16:9 genossen werden. Alles ist also angesetzt für einen schönen Thriller mit König Al und Prinz Collin, technisch gibt es zumindest keine Hindernisse für einen gelungen 36
und Deutsch geschaut werden und es stehen sechs verschiedene Untertitel zur Verfügung. Ganz ehrlich muss ich sagen, dass es aber schwierig ist, so einen netten Film auf quantitativer Ebene zu bewerten. Eine Form der BonusMaterial-Selbstberäucherung wäre hier einfach nicht angebracht. Es ist doch irgendwie auch schön, dass dieser Film sich seine schlichte Schönheit bewahrt.
Mit der Luxusausgabe von "Van Helsing" ist Universal wahrlich eine ansehnliche DVD gelungen. Hier nur ein paar Fakten: zwei DVDs, lustige Outtakes, sechs Trailer, Rom-Funktionen zahlreiche Kom mentare, bis zu zwölf Menüsprachen und Hintergrundinfos zu sechs verschiedenen Schauplätzen. Na dann let’s fetz! Denn egal ob Verpackung,
Menüs oder Animationen, alles ist mit viel Akribie schaurig gut designed. Der Zuschauer kann sich außerdem durch Draculas Schloss und Frankensteins Labor klicken. Da wird die Fernbedienung schnell mal zum interaktiven Holzpflock. Dennoch gibt es auch Kritikpunkte, so ist das Basismenü der BonusDisc auf den ersten Blick sehr unübersichtlich und hat eine zu kleine Schrift. Auch die besagten Schauplatztouren sind mitunter verwirrend. Das Tolle an den Extras sind aber einige teilweise echt revolutionäre Ideen: Während der Dreharbeiten waren an den Filmkameras kleinere Kameras montiert, die detaillierte Bilder der Aufnahmen liefern. Die Macher nennen es "Du bist im Film", und tatsächlich sind diese Aufnahmen eine lobenswerte Neue rung neben all den Featuretten. Auch wurden unter dem Motto "30 Tage in 2 Minuten" die Setarbeiten mit Zeitraffern dokumentiert. Fans werden also mit jeglichen zur Verfügung stehenden Infos gefüttert, auch mit exakten Hinter gründen zur Story. So gibt es zu jed em Charakter detailliertes moritz
Die Liebe – ein Kinderspiel? Bildgewaltig: „Liebe mich, wenn du dich traust“ Eine rote Spieldose aus Blech spielt in diesem ungewöhnlichen französischen Film die eigentliche Haupt rolle. Sie ist das Pfand, das für bestandene Mutproben zwischen Sophie und Julien über fast 4 Jahrzehnte hin und her wandert. Wer immer die Dose hat, darf vom anderen fordern, was er will. Zunächst sind es nur kindische Mutproben, die den beiden ungleichen Kindern stets jede Menge Ärger einbringen, ihre Freundschaft zueinander aber nur noch festigen.
10 Jahre vergehen, in denen sie sich nicht wieder sehen und in denen jeder versucht, sein Glück ohne den anderen zu finden. Sophie, das Mädchen aus armen Verhältnissen, heiratet einen reichen Fußballer und lebt fortan im Luxus. Julien hat das vermeintlich perfekte Leben: Frau, 2 Kinder, Reihenhaus und ein guter Job, stirbt aber fast an Langeweile und innerer Leere. Doch auf den Tag genau 10 Jahre nach ihrer Trennung, an seinem 10. Hochzeitstag, bekommt er ein
kino „Der Untergang“ Eine Nachbetrachtung Es muss wohl die Faszination sein, etwas zu sehen, was es so noch nie zu sehen gab, die diesen Film ausmacht. Und es ist der dokumentarische Anspruch eines Films, der mit der naiven Erzählung von Hitlers ehemaliger Sekretärin aus dem Off beginnt und endet. Die Darstellung der geisterhaften Gesellschaft des Führerbunkers ist gelungen, vor allem wegen der hervorstechenden Darstellung Adolf Hitlers durch Bruno Ganz. Er spielt den Starrsinnigen inmitten feiger Generäle und sich davonstehlender Bonzen szenenweise so grotesk, dass man schmunzeln muss. Da sieht man "den Adolf" zitternd und gebeugt Nudelauflauf essen oder gar eine Träne weinen. Ebenso "verzweifelt", aber im Drehbuch eindeutig "untergegangen": Der nie um Worte verlegene Goebbels (brilliant: Ulrich Matthes). Seine Frau (Corinna Harfouch), die todeswillig ihre Kinder ermordet, dafür umso beklemmender.
Aus den achtjährigen Kindern zu Beginn des Filmes werden Erwach sene, aus der Freundschaft der beiden wird Liebe, die aber keiner dem anderen eingestehen kann, er könnte es ja für einen Teil des Spieles halten. Die Aufgaben, die sich die beiden stellen, werden gefährlicher, zynischer, zielen darauf ab, den anderen zu verletzen. Aus dem Spiel, das für die Kinder eine lustige Flucht aus dem Alltag war, ist Ernst geworden, aber aufhören können beide nicht. Als Sophie von Julien fordert, bei seiner Hochzeit mit einer anderen Frau vor dem Traualtar nein zu sagen, wie er es als Kind versprochen hatte, und er das Versprechen bricht, kommt es zum Bruch zwischen den beiden. oktober 2004
Paket. Darin: die Spieldose – und das Spiel beginnt von Neuem. Die Bildgewalt des Filmes ist enorm und erinnert stark an "Amelie". Mit viel Liebe zum Detail erzählt Regisseur Yann Samuell in seinem ersten Film die Geschichte eines Paares, das seinem Schicksal nicht entkommen kann und fast daran verzweifelt, es doch immer wieder zu versuchen. Der Film ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, mal lustig, mal traurig, mal fast zynisch in der Konsequenz seines Endes. (das hier nicht verraten werden soll, aber auf jeden Fall Stoff zum Nachdenken bietet) "Liebe mich, wenn du dich traust" ist ein wundervoller Beweis dafür, dass große Liebesfilme nicht immer aus
In der dunkelgrünen Mini-Hemi sphäre des Bunkers wimmelt es von Figuren – manchmal von zu vielen. Bei einem ausgesprochen eleganten Speer (Heino Ferch) wurde zu viel aus der Autobiografie abgeschrieben und auch der SS-Arzt Schenck (Christian Berkel) war keineswegs der aufopfernde Held, als der er dargestellt ist. Wären da nicht immer wieder die Blicke auf die Berliner Straßen, auf Kindersoldaten und letzte FührerGetreue, so verschwämme die Rea lität, verschwämmen Gut und Böse, Draußen und Drinnen. UK,
feuilleton
Sophie (Marion Cotillard) und Julien (Guillaume Canet) im Streit um das Dosenpfand.
37
musik: klassik
Katona Twins Le Grand Tango Channel Classics
Hille Perl & Lee Santana Marin Marais Pour La Violle Et Le Theorbe BMG Ariola Classics
feuilleton
Die Ehre, die uns Hille Perl und Lee Santana mit ihrer neuesten Ein spielung zuteil werden lassen, ist eine Kunde, die bisher zu wenige Musikliebhaber und Kenner erreichte. Dank ihrer interpretatorischen Sorgfalt und ihres berührenden Spiels erweisen sie dem Gambisten und Kompositeur Marian Marais (1656 – 1728) wie auch dem anspruchsvollen Geschmacks des heutigen Publikums gebührende Ehre. Schon allein aus Liebe zur Musik sollte man dieser Aufnahme sensibelster Kunst einige Zeit sein Ohr leihen. Hille Perl und Lee Santana ist seitens der deutschen Musikindustrie eine besondere, dennoch unvermeidbare Auszeichnung zuteil geworden. Beide erhielten im vergangenen Jahr den so begehrten "Echo" in der Kategorie Klassik für die hier vorgestellte Publikation. Verwundern darf das nicht, zählt Hille Perl zweifelsohne zu den führenden Interpreten in puncto Alter Musik. Die damit verbundene, bisher seltene Wertschätzung Alter Musik darf an dieser Stelle hervorgehoben werden. So darf nun die eingespielte Kammermusik für Viola da gamba und Théorbe des französischen Hofgambenisten des Ludwig XIV. zur vergnüglichen Rekreation des Gemüts und zur Bereicherung der Hörerfahrung wärmstens empfohlen werden. Uwe 38
Sonja & Shanti Sungkono The 20th Century Piano Duets Collection Membran International
Die Entscheidung ist gefallen. Nach der hinreißenden Debut-CD mit Kompositionen für zwei Klaviere von Dmitri Shostakowtisch, Sergej Rachmaninow, Claude Debussy und Francis Poulenc betreten Sonja und Shanti Sungkono mit ihrer neuesten Einspielung die Bahnen der Musik des 20. Jahrhunderts. "Nach ihr suchten wir nicht extra. Während der Konzertreise fand sich mal dieses und jenes. Die Musik hat uns sehr viel Spaß gemacht, so dass wir sie unbedingt auf einer CD einspielen wollten. Daraufhin kamen wir auf die Idee, ein Konzept zu gestalten." Bekannteres gesellt sich hierbei zu Reizvollem. Sieben Kompositionen geben einen Einblick in Béla Bartoks kompositorisch einmaligen Mikrokosmos. Die in Indonesien geborenen Zwillingsschwestern stellen ebenso Witold Lutoslawskis Variationen über das beliebte Thema von Nicoló Paganini mit spielerischer Leidenschaft vor, dem sich, neben anderen, auch Serge Rachmaninow zuwandte. Andere Klangssprachen eröffnen sich hingegen bei Raimo Kangros wirkungsvollen "Klimper", Colin Mc Phees exotischem "Balinese Ceremonial Music" oder Darius Milhauds "ScaramoucheSuite". Manuel Infantes "Danses Andalouse" rundet die CD mit dem informativen Booklet temperamentvoll ab. Uwe Roßner
Was mit einer Fugata beginnt endet auf der jüngsten Einspielung der Zwillingsbrüder Katona im großartigen Tango. Astor Piazolla (1921 – 1992) fasziniert immer noch nicht allein Tangoliebhaber und -tänzer, sondern auch weitere Musiker. Die in Ungarn geborenen Gitar risten wenden sich nach bisherigen Aufnahmen mit klassischem Gitarristenrepertoire (Albéniz, Rodrigo) dem Komponisten des Tangos zu. Die Originalwerke gewinnen dank der einfühlsamen Arrangements von Peter und Zoltan Katona und lassen diese frische Idee der Bearbeitung auf dem Gebiet der klassischen Konzert gitarre leicht zum Ohrwurm werden. Eine Ausnahme ist die TangoSuite, die Piazolla original für zwei Gitarren schrieb. Scheinbar selbstverständlich fließen Passagen mit technischen Raffinessen spielerisch fließendend dahin. Dabei kosten die Geschwister so manche Klang schattierung des sechssaitigen Zupfinstruments bewundernswert im Halblauten aus. Melodielinien schnellen hier temperamentvoll wie Feuerwerk zum Himmel auf und der Rhythmus beginnt beim längeren Verweilen, in den Füßen zu kribbeln. Wer Gidon Kremers Hommage à Piazolla kennt, wird jedoch bei der Milonga en re den so leidenschaftlichen Schmelz der Violine unter Umständen vermissen. Dafür harmoniert das Spiel der Brüder Katona miteinander und zusammen mit Alfredo Marcucci (Bandoneon), Daniel Storer (Bass ) und dem Carducci String Quartet tadellos. Uwe Roßner moritz
musik: pop
679 Recordings
"Logic Will Break Your Heart" – eine These, die was für sich hat. Kann man auch prima am vorliegenden Debütalbum von The Stills sehen. Die vier Kanadier – alles sympathische Leute, die überdies im Widerstand gegen George W. aktiv sind – bieten nun wirklich die ganze Palette auf: Indiepop vom Feinsten, mit "Still In Love Song" einen kleinen Hit, intelligente Texte. Und trotzdem scheint das Album als Ganzes weniger wert als die Summe der einzelnen Teile. Selbst nach dem Xten Durchhören bleibt von "Logic…" rein gar nichts hängen. Warum in drei Teufels Namen? "Lola Stars And Stripes", "Gender Bombs", ein grandioser Song nach dem anderen. Die meisten Bands würden für die Basslinie von "Still In Love Song" all ihre Groupies an einen 5-Dollar-Puff verhökern. Und dann wieder: Letzter Ton ver-
The Prodigy Always Outnumbered, Never Outgunned XL Recordings
Wenn einer seine Musik als "FistIn-The-Air-Riot-Techno-Punk" bezeichnet und dann ein so lahmes Album wie dieses rausbringt, dann stimmt was nicht. Liam Howlett will uns mit "Always Outnumbered, Never Outgunned" eine lauwarme Mischung aus 80er-Jahre Beats und Millennium-Elektro andrehen, die schon in den 90ern langweilig gewesen wäre. Genau zu der Zeit also, als The Prodigy noch so fist in the air waren, dass "Firestarter" in Groß britannien nicht im Radio gespielt werden durfte und sich über "Smack My Bitch Up" sogar die Beastie Boys aufregten. Die neue Platte wirkt dagegen so gefährlich wie ein uralter, zahnloser Pitbull im Tiefschlaf. Nicht mal Feuerstarter Keith Flint ist dabei,
Kritische Geister mit intakten Herzen: The Stills. oktober 2004
dafür darf eben HollywoodSchauspielerin Juliette Lewis ein bißchen rumbrüllen. Das haut beim Opener "Spitfire" sogar hin, danach nicht mehr. Danach haut eigentlich gar nichts mehr hin. Mal versucht Howlett seine kreative Blockade mit Michael Jacksons "Thriller" zuzusamplen, mal mit iranischer Folklore und immer kommt nur
noch mehr Mist dabei raus. Gastsänger Liam Gallagher nervt in "Shoot Down" mit einer Penetranz, dass sogar hartgesottenen OasisFans ganz anders zumute werden dürfte. Und alles verpackt in ein Artwork, wie es der beschissenste Kunststudent nicht unterbieten könnte. Howlett hat für den Nachfolger zu "The Fat Of The Land" sieben Jahre gebraucht, die er offenbar mit Gattin Natalie Appleton (genau, die von den All Saints) ausschließlich im Bett verbracht hat. Filme gukken, ficken und fett werden – dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, erst recht nicht, wenn man das nötige Kleingeld für den mondänen Landsitz beisammen hat. (The Fat! Of The Land! Witz mitgekriegt?) Muss man dann aber nicht unbedingt eine Platte drüber machen. Norman Gorek
feuilleton
The Stills Logic Will Break Your Heart
klungen, memory erased. Vielleicht ist Tim Fletchers Stimme zu nett, vielleicht sind sich die Songs in all ihrer Schönheit zu ähnlich. Vielleicht hätten die Jungs einfach mal zur Auflockerung einen schlechten Song dazwischenhauen sollen. Das mag nicht so ganz logisch klingen. Sicher ist nur, dass "Logic…" von allen Alben, die einen etwas ratlos zurücklassen, das beste ist. Norman Gorek
39
„MoMA ist sexy!“ Eine anregende Pressekonferenz in Berlin / Von Uwe Roßner Berlin. Montag, 20. Septem ber. Wie still ist es doch auf dem Platz vor der Neuen Nationalgalerie. Während das Einstein-Café ausgeräumt wird, stehen vor dem Miesvan-der-Rohe-Bau ein LKW und ein Kran. Die Kunstwerke sind bereits verhüllt. An einer Wand lehnen Klappstühle mit der bekannten
Sound und schiebt eine Kassette in das entsprechende Deck des Geräts. Somit kann keine Sekunde beim Aufnehmen während der Presse konferenz verloren gehen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit trifft ein. Journa listen nehmen Platz. Auf den Stüh len liegen zwei Bulletins der Deut
Das erste Blitzgewitter bricht mit dem Eintreffen der restlichen Red ner los. Nach einem begrüßenden Händeschütteln untereinander folgt das erste fotographische Stelldich ein mit den Bildjournalisten vor dem erwarteten Auftritt. Für Peter Raue, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Natio nalgalerie, ist das MoMA die erfolgreichste von seinem Verein organisiere Ausstellung. Den durchschlagenen Erfolg des Vorhabens sieht er letztlich in der Aura der Kunst werke. 1,2 Millionen Besucher sahen die Ausstellung der über 200 Meister stücke der modernen Kunst innerhalb der vergangenen sieben Monate. Täglich sahen dabei durchschnittlich 6500 Besucher die Leihgaben des New Yorker Modern Museum of Art. Solch eine Anziehungskraft fasste Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Nationalgalerie, in seiner Moderation lässig und knackig mit „MoMA ist sexy“ zusammen.
Verschenkt
Meist war die Warteschlange etwas länger: Das MoMA in Berlin.
Foto:
ur
feuilleton 40
Werbung. Der VIP-Eintritt und die Hinweisschilder weisen auf nun unwiderruflich Vergangenes hin: Das MoMA in Berlin. Tags zuvor warteten hier noch geduldig Besucher in der Schlange, um am letzten Tag noch einen Blick in die Ausstellung werfen zu können. Glenn D. Lowry, Direktor des Museum of Modern Art (MoMA) in New York, erlebte nach seiner Ankunft in der Hauptstadt diese letzten Stunden und sagte staunend: „It´s amazing.“ Kulturforum. Zwischen 10.30 und 11 Uhr. Auf dem aufgebauten Podium steht ein langer Tisch, dahinter sechs Stühle und darauf die Namenskärtchen der Redner. Hastig werden Gläser herbeigeschafft und mit Wasser gefüllt. Der Mann am Mischpult prüft rasch den
schen Bank, die ihr Engagement für Kultur und Gesellschaft schwarz auf weiß bekräftigen. In Sachen Kunst findet sich da gleich die Überschrift „Die Kraft des Originals – Eine halbe Million Menschen haben das „MoMA in Berlin“ allein in den ersten vier Monaten besucht“ auf der Titelseite der einen Ausgabe. Auf der anderen: „Rouseau war nie verreist – Deutsche Bank ermöglichte 1500 Schülern und Studenten einen Ausstellungsbesuch im MoMA in Berlin“. Die Vertreter der schreibenden Gilde studieren mit prüfendem Blick die offizielle Pressemitteilung Nr. 42, andere stellen ihre Kamera für den Mitschnitt ein oder sichern sich zum Fotographieren eine günstige Sitzgelegenheit innerhalb der ersten Reihen.
Der Abstand zwischen dem Podium und den Stuhlreihen der Journa listen klaffte dennoch kurzzeitig deutlich auf. Trotz des herzlich bekundeten Danks an die gesamte Presse stach die kritische Bericht erstattung einiger ungenannt gebliebener großer Blätter als ein Tagesordnungspunkt hervor. Unter anderem bemängelte Die Zeit das Ausstellungskonzept des MoMAs vor der offiziellen Eröffnung. Glenn D. Lowry betonte in seiner Rede die Attraktivität der modernen Kunst, die dank ihrer Verankerung im heutigen Alltag sich für Berlin letztlich zu einem Publikums magneten entwickelte. Die goldenen Zahlen in den Bilanzbüchern des Schatzmeisters und der nie abreißenden Menschenströme zusammen mit einer griffig polierten Aura genügen dennoch nicht allein, um die eigentlichen Gedanken der Meister an einem anderen Ort als New York in einem neuen Lichte zu zeigen. Denn es ist ja gerade die moderne Kunst seit Monets überdimensionalen Seerosenbildern, die mit neuen Sichtweisen überrascht, mit eingeschliffenen Gewohnheiten spielt und das Publikum bereichert. moritz
der Film zum Buch in den Kinos und wir dürfen gespannt sein, ob Regisseur Peter Webber und die Darsteller Scarlett Johansson und Colin Firth dem Film den Zauber und die Sinnlichkeit verleihen, die dem Roman zu Unrecht nachgesagt werden. Wenke Krämer
List Verlag Delft, 1664: Griet ist 16 Jahre alt, als sie die Arbeit als Dienstmagd bei der Familie des berühmten niederländischen Malers Johannes Ver Meer antritt. Der Abschied von daheim fällt ihr schwer und sowohl die Magd Tan neke als auch ihre neue H e r r i n C a t h a r i n a nebst ihren vielen Kin dern machen ihr das Leben nicht leicht. Der einzige Lichtblick neben den Demütigungen und ihrer harten Arbeit ist „er“, der Maler mit der zimtsanften Stimme samt seinen Gemälden, die sie faszinieren. Erst darf sie nur sein Zimmer putzen, dann wird sie seine Gehilfin, später malt er sie, „das Mädchen mit den runden Augen“, heimlich. Das Interessante an diesem Roman ist die Idee: Tracy Chevalier schuf eine fiktive Geschichte, wie das berühmte Gemälde Jan Vermeers van Delft (1632 – 1675) "Das Mädchen mit dem Perlenohrge hänge" (um 1665) hätte entstehen können. Die Bilder des Malers (er schuf etwa 35 Gemälde, besonders Genrebilder) werden eindrucksvoll, wunderbar detailliert und farbig beschrieben. Das Buch ist zwar unterhaltsam, jedoch ohne Span nungsbogen. Ermüdend wird die Arbeit beschrieben, die Griet täglich erledigen muss. Ruhig plätschert die Handlung dahin. Selbst als Griet einen harten Schicksalsschlag erleidet, bleibt man als Leser nahezu unberührt. Seit dem 23. September 2004 läuft oktober 2004
Henning Mankell Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt Paul Zsolnany Verlag Henning Mankell kehrt mit einem neuen Buch zurück. Anders als bisher fordert sein jetziger Fall weniger den Schriftsteller als den Menschen Mankell. Als ein weit hinreichend bekannter Autor, nutzt er seine Popularität für einen guten Zweck. Im vergangen Jahr reiste der Schwede nach Uganda, um sich mit von Aids infizierten Menschen und deren Angehörigen zu treffen. Hier lernte er das Projekt der Erin nerungsbücher, den sogenannten „Memory Books“, von „Plan Inter national“ kennen. In ihnen schreiben infizierte Eltern über ihre Erfahrungen, Wünsche und Hoff nungen. Sie hinterlassen ein Stück Familiengeschichte für die jüngste Generation, die unter Umständen weder Mutter oder Vater kennen
lernen können. Das fast 150 Seiten schmale Bändchen vereint neben Mankells Text eine Beschreibung des „Memory-Books-Projekts“, die Aufzeichnungen der Lehrerin Chris tine Aguga Abishag Owor sowie ein Nachwort der Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung Ulla Schmidt. Behutsam erzählt Man kell in schlichten Worten von Aida, ihrer Mutter Chris tine und einer zarten Mango pflanze. Das Ausmaß und die Konsequenzen der Immunschwächekrankheit treten ebenso scharf und berührend hervor wie auch die Kraft und die Würde der betroffenen Menschen des schwarzen Kontinents. "Meine Sorge ist", schreibt Mankell, "dass wir in unserem Teil der Welt nicht verstehen, dass diese Menschen auf die Solidarität von uns allen angewiesen sind und dass sie ein Recht darauf haben." Der Reingewinn des Buchs kommt ihnen zugute.
feuilleton
Tracy Chevalier Das Mädchen mit dem Perlenohrring
neue bücher
Skandinavischer Aufklärer in Afrika: Henning Mankell. 41
Was Frauen wollen! moritz fragte nach dem bestaussehendsten Greifswalder. Unzählige Studentinnen nahmen ihr Frauenwahlrecht wahr – und hier ist der Gewinner: Justus lieferte sich ein spannendes Kopf-an-Kopfrennen mit zwei Martins und schlug seine Konkurrenten um eine ...äh ... Nasenlänge. Euer Schönster ist 23 Jahre, studiert PoWi, KoWi und EWi und stammt aus Hamburg. Das Votum beschehrt Justus einen Gutschein für zwei Personen im „Lütt Saunaeck“. Also abholen in der moritz-Redaktion und ab in die Hamburger-Braterei!
Justus Martin Martin
playmoritz
1 3
Ihr meintet:
Mein "absoluter" Favorit ist Martin.. unter den vorgestellten "Prachtexemplaren" fuer mich ganz v o r n e . . .
Anja Eindeutig Martin aus Greifswald. 42
2
Ihr meintet: Ich find Justus heiß. Ich vote für ih n .
Kathi Ich
will
Justus!!!!!!!!!!!!!!!!!
Susi ICH WILL JUSTUS (WÄHLEN)!!!!
Ida hallo liebe moritz-redaktion,
Ihr meintet: Hallo moritz – Ich wähle Martin aus Elmshorn. Hallo Martin – Lust auf ein Date?
Juliane (Anruf in der Redaktion): Martin moritz
m. trifft...
Waltraud Kwasniowski Bibliotheksassistentin in der UB Größe: 1,69 m
Wie sah als Kind Ihr Traum beruf aus? Als Kind wollte ich immer Gärtnerin werden.
Sternzeichen: Waage
Wo würden Sie gerne leben? Wo ich jetzt lebe, bin ich ganz zufrieden. Wichtig ist mir ein ruhiger Ort mit viel Natur.
Berufsbezeichnung: Bibliotheks assistentin Lieblingsessen: Da gibt es so viele. Am liebsten vegetarische und indische Gerichte.
Ihr Lieblingstier ist... a) zu Hause b) aus Stoff c) ein Braten Ich mag eigentlich alle Tiere, besonders Wildtiere, die in ihrer natürlichen Umwelt leben können.
Lieblingsbuch: Früher: Der Fremde von B Lieblings-CD: Ich habe einige LieblingsCDs. Was ich sehr gern höre, ist Sarah Brightman, und seit einiger Zeit auch klassische, indische Musik.
Worauf schauen sie bei einem Men schen als erstes? Auf die Augen. Was ist Ihr persönlicher Jung brunnen? Eine gesunde Ernäh rung.
Lieblingsfilm: Wir haben schon seit vielen Jahren keinen Fernseher mehr. Aber was mir gut gefiel, war „Jenseits von Afrika“. Im Fernsehen gab es vor vielen Jahren den Film: „Der Ruhm meines Vaters“. Den fand ich auch sehr schön. Wie lässt sich Ihre Tätigkeit in drei Sätzen beschreiben? Meine Tätigkeit ist eine Dienst leistung für Studenten. Ich verwalte Bücher und gebe den Studenten Auskunft. Wie viele Stunden hat Ihre Arbeitswoche? 40 Welches Handwerk würden Sie gerne beherrschen? Nähen würde ich gerne. Dann könnte ich mir meine Sachen selbst schneidern. oktober 2004
und Liebe hat er Indien von der Kolonialmacht England befreit ohne Krieg.
Machen Sie selbst Ihr Bett? Ja, das macht kein anderer für mich. Meistens mache ich auch das Bett meines Mannes. Was liegt auf Ihrem Nacht tisch? Da steht die Uhr, damit ich morgens rechtzeitig aus dem Bett komme. Manchmal auch ein Buch. Was verabscheuen Sie am meisten? Ich hasse es, wenn Menschen schlecht behandelt werden. Aggressivität und Krieg verabscheue ich.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in Greifswald? Im Arboretum habe ich viele Lieb lingsplätze. Und ich bin gern auf dem Wall.
Welche Menschen unserer Zeit oder der Geschichte bewundern Sie am meisten? Mahatma Gandhi. Ich bewundere, was er getan hat. Mit Gewaltlosigkeit
Fragen und Foto: Annett Habermann
playmoritz
Alter: 51
43
kreuzmoritsel
Very British Von Vera Doering
„Die spinnen, die Briten“, meinte schon Obelix bei seinem Besuch bei Teefax. Etwas Beson deres sind die Inselbewohner allemal, weshalb es heute auch um sie gehen soll. Und so ergeben die Buchstaben aus den grauen Kästchen in die richtige Reihenfolge gebracht diesmal den Held eines Trauerspiels von Shakespeare. Waagerecht: 1. größte Grafschaft Schottlands 7. Währungseinheit der Republik Südafrika 8. Wundabsonderung 10. englische Präposition 11. KFZ-Kennzeichen von Italien 12. Luft, die es eilig hat 13. Gegenteil von „her“ 15. Entertainer im deutschen Fernsehen 16. englisch „Einlass, Zufuhr“ 19. englisch „auf“ 20. nicht gleichmäßig
22. Bewohner einer Insel westlich von England 23. chemisches Zeichen für Thorium 24. Klagelied 26. englisch „oder“ 27. Abkürzung für „Hochdruck“ 28. Gestalt des Alten Testaments
Senkrecht:
5. Berliner Mundart: „Brot schnitte“ 6. polnisch Käse 9. frühere Währungseinheit 14. Tierlaut 15. Gestalt bei Shakespeare 17. Abkürzung für „notabene“ 18. französisch „zwischen“ 21. Missgunst 22. englische Abkürzung für d.h. 25. Abkürzung für „ibidem“
1. weiblicher Vorname 2. Prophet des Alten Testaments 3. Hauptstadt von Schottland 4. berühmtestes Tier Schottlands
Gewinner! Die Lösung unsere letzten moritsels lag buchstäbllich nahe, denn sie lautete
USEDOM
playmoritz
Viele viele haben das herausbekommen und so musste das Los entscheiden. Über eine moritz-Tasse können sich nun freuen:
ANKE GAUDE KRISTIN GEYER ULRIKE STREBELOW Herzlichen Glückwunsch! Die Tasse könnt Ihr in der moritzRedaktion abholen.
Lösungen bitte bis zum 29. Oktober an moritz@uni-greifswald.de Stichwort: kreuzmoritsel. 44
moritz
Greifswald von unten
Bretter, die die Welt bedeuten
Von Friedhelm (mit Annett Habermann)
die vielen unterschiedlichen Gerü che der vielen neuen Menschen in Greifswald lassen mich schlussfolgern, dass das nächste Semester beginnt. Ich bin total gespannt, wen es wohl in diesem Jahr nach Greifs wald verschlägt und hoffe, viele
schönen Frauen in schillernden Kostümen und großen Orchestern. Manchmal kann auch ich den Duft der Theaterwelt in Greifswald riechen. Zum Beispiel, wenn abends in unserer Stammkneipe einige Schau spieler vom Theater auftauchen. Während meine zweibeinigen Freunde vor Aufregung ganz verle-
neue Freunde zu finden. So ist das nun mal. Sie kommen und sie gehen. Und ich bleibe hier. Schließlich ist Greifswald meine Heimatstadt, mein Zuhause. Hier bin ich groß und schön und reich und berühm.... äääh, ja äääh, hier bin ich groß geworden. Bin ja mal gespannt, wo wir wohl hingehen heute abend? Meine zweibeinigen WG-Freunde machen sich gerade schick. Neeeeiiiin, ich sehe Theaterkarten auf dem Küchentisch liegen, was soviel heißt wie: „Bleib schön da und sei artig. Wir sind bald zurück.“ Schließlich gibt es im The ater noch keinen Rang für uns Vier beiner. Sie werden „Frida“ tanzen sehen, und ich träume zu Hause in meiner Kuschelecke von den Bret tern, die die Welt bedeuten, von
gen werden, hab ich als Hund den Euer (neuer) Freund Friedhelm Vorteil, dass ich so tun kann, als würde ich nur Streicheleinheiten wollen (Solltet Ihr auch mal versuchen). Und natürlich kann mir wirklich keiner widerstehen, wenn ich rein zufällig am Nebentisch entlang schlendere. Wäh rend ich mich genüsslich auf den PENSION Rücken drehe und die Hände der großen Schauspieler Brüggstraße 29 17489 Greifswald mir über den Bauch 0 38 34 / 81 09 44 kraulen, atme ich ++ Pizza & Pasta à la carte 4 Euro ++ den Duft der kleinen Greifswalder
oktober 2004
Theaterwelt und verbringe den Abend bei der „Glatzkopfbande“, bis meine Freunde zum Aufbruch mahnen. In dieser Nacht träume ich davon, als Schauspieler einmal groß rauszukommen. Falls jemand von euch Interesse hat, mit einem zukünftigen, großen Schauspieler zusammen zu wohnen, hat er jetzt die einmalige Chance dazu. Dies wird bei späterer Berühmtheit positiv angerechnet. Mein Zweibeiner und ich suchen ab Januar für vorerst drei Monate eine neue Bleibe. Gibt es da draußen jemanden, der uns helfen kann? Ich möchte ja nicht unbescheiden wirken, aber das Zusammenwohnen mit mir hat schon so manchen von seiner Hundeabneigung oder -phobie und sogar -allergie befreit. Wer also irgendwann mal seinen Kin dern und Kindeskindern erzählen will, mit einer Berühmtheit zusammen gewohnt zu haben, der kann uns beziehungsweise meine „Betreuerin“ (weiblich, 27 Jahre, sehr umgänglich und pflegeleicht, stubenrein) anrufen unter: 0 38 34/76 46 44.
playmoritz
Liebe Neubürger, liebes Publikum,
45
degradierten. Alle Menschen sollten „gleich“ sein. Es mussten aber erst die Schrecken des 20. Jahrhunderts über die Welt hereinbrechen, um zu erkennen, dass der Mensch irgendProphezeiungen zu den neuen Kathedralen wann immer das Bestreben hat, wie bei Orwell, „gleicher“ als ein andeVon Arvid Hansmann rer zu sein – wenn ihm die Möglichkeit gegeben wird. Im Bauhaus hatte man versucht, die Idee des Gesamtkunstwerks mit „Salomon, ich habe dich übertrofals mittelalterliches dem Prinzip der Gleichheit zu vereifen!“, sprach der byzantinische Kai „Gesamtkunstwerk“ bez eichn en nen. Die großen urbanen Bauvorha ser Justinian, als er im Jahre 537 die könnte: Projekte, die alle hand ben des modernen Funktionalismus Hagia Sophia in Konstantinopel werklichen und künstlerischen gaben auch den Anschein eines weihte. In weniger als 6 Jahren wur Fähigkeiten in sich vereinen. Vom Erfolges. Dass eine funktionale Plat de ein Bau errichtet, der in den folArchitekten bis zum Maler war jeder tenbauwohnung faktisch einen genden 1000 Jahren in seinen in die Arbeit an diesem einen Werk Anstieg des Lebensstandards mit Dimensionen nicht übertroffen wereingebunden. Wie genau dies, auch sich brachte, war aber schnell verden sollte. Im beginnenden Mittel unter ökonomischen Aspekten abge gessen. Es gab nur zwei Dinge, die alter entstanden, blieb die Kirche laufen ist, wäre eine andere dem System (eine Zeit lang) Bestand der „Heiligen Weisheit“ der größte Geschichte. (Ich muss gestehen, boten: Der Schrebergarten (zur Not Kuppelbau im Okzident und Orient, dass Ken Follets „Die Säulen der auch die Garage) und der Fern bis in der Renaissance die Pläne Erde“ bisher nur rein dekorativ in seher. zum Neubau von St. Peter in Rom meinem Regal steht – man kommt Die Mönchsregeln des Benedikt von aufkamen, dessen Finanzierungs ja auch zu nix.) Nursia, „ora et labora“, wurden hier versuche ja nicht unbedeutenden Die Idee des gemeinschaftlichen nicht zum „Wohle der Gemein Einfluss auf die Reformation hatGesamtkunstwerks setzte sich im schaft“, sondern zur „individuellen ten. Laufe der Jahrhunderte fort. Nur Verwirklichung“ eingesetzt. (Um die Als im späten 9. Jahrhundert die kam zunehmend weniger ein „höheGleichsetzung des TV-Geräts mit noch „heidnischen“ Waräger (die res Wesen“, sondern der Mensch einem „privaten Andachtsbild“ zu schwedischen Wikinger) auf ihren selbst ins Zentrum des Ideals. In rechtfertigen, sei auf Vol. 1, im Handelsreisen durch Russland nach Versailles wurde ein irdischer moritz Nr. 42 verwiesen.) Konstantinopel kamen und in die „Sonnenkönig“ zum Sinnbild der In unseren Tagen, ist die Moderne Kirche traten, „wussten sie nicht, ob Macht. Infolge des Strebens nach immer noch präsent, beginnt sich sie auf Erden, oder im Himmel „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ aber zunehmend zu „transformiesind“. Sie waren überwältigt vom wurden Ideen entwickelt, die das ren“ (etwa in der Fusion von uniforGlanz der Mosaiken und von der „höhere Ideal“ zum „Überbau“ mer Mietwohnung und Bungalow Kuppel, die „über ihrem Fenster im „Eigenheim“). kranz zu schweben“ schien. „Wer Visionen hat, muss mal zum Ein irdisches Abbild einer „himmArzt gehen“, hatte Helmut Schmidt lischen Ordnung“ zu schaffen war vor einigen Jahren gesagt. Gleich mit dem legendären Tempel zeitig diskutierte sein Nachfolger Salomons im Alten Testament mit den Architekten über die „Bild überliefert auf den sich Justinian haftigkeit“ des neuen Bundeskanz bezog. Im Laufe des Mittelalters leramtes: Das Gebäude sollte „den wurde diese Aussage noch Staat reflektieren“. Abstrakt wurde erweitert. Nicht nur der Tempel hier auch auf die Hagia Sophia und Zions, sondern die ganze „heilige andere Projekte angespielt - jedoch Stadt“, das „neue Jerusalem“ der zu abstrakt. Was der Fachmann Offenbarung des Johannes sollte erk enn en mag, bleibt den sich im Kirchenbau wiederspieAdressaten unzugänglich. Erst geln. (Wie man sich diese Vision wenn die japanischen Touristen im beginnenden 17. Jahrhundert wie die Waräger vor Staunen vorstellte, hatte ich das letzte Mal gebannt sind, wäre man auch in mit abgebildet.) der realisierten Architektur den Auch wenn das Raumkonzept einer einstigen Idealen so nah wie gotischen Kathedrale sich von dem damals. eines byzantinischen Zentralbaus Die neuen Kathedralen werden unterscheidet, ist die Intention, jedoch (zumindest vorläufig) nicht „den Himmel auf Erden darzustelaus Stein, Stahl oder Glas sein. Es len“, hier ebenso präsent. Mit diesind die erlebbaren Visionen einer ser Absicht hatten die Erbauer ein Ideal, das es unentwegt zu errei- Ein fehlgeschlagenes Gemeinschaftspro anderen Welt, deren Authenti zitätsanspruch nicht mehr diskuchen galt. Die Resultate dieser jekt: Der Turmbau zu Babel. Mosaik, San Marco, Venedig, 13. Jh. tiert wird. Willkommen im digitaErstrebungen sind das, was man
Arvids Kolumne
Das neue Mittelalter, Vol. 2
playmoritz
(Es muss nicht immer Breughel sein.)
46
moritz
5,-