Impressum
moritz - Studentische Medien Greifswald Wollweberstraße 4, 17487 Greifswald Tel: 0 38 34 / 86 17 59 (Reda); -58 (GF) Fax: 0 38 34 / 86 17 56; e-mail: moritz@uni-greifswald.de Chefredakteur: Kai Doering (ring) Stellvertreter: Norman Gorek (nogo) Geschäftsführer: Tobias Linke Stellvertreter: Christian Bäz Herausgeberin: Studierendenschaft der Universität Greifswald (AStA) V.i.S.d.P.: Kai Doering Hochschulpolitik: Kai Doering (ring) Uni-Versum: Yvonne Mathei (yvo) Feuilleton: Norman Gorek (nogo) Mitwirkende an dieser Ausgabe: Anne Bringezu (abri), Arvid Hansmann (aha), Juliane Hesse (juli), Sebastian Jabbusch (sj), Kilian Jäger (kj), Melchior Jordan (mel), Jens Kirch (jeki), Ulrich Kötter (UK), Stephan Kosa (kos), Verena Lilge (lil), Katja Neichel (kat), Manuel Nüsser (manü), Uwe Roßner (ur), Katarina Sass (kats), Anne Schuldt (enna), Kathrin Sommer (kaso), Katja Staack (tja), Eric Wallis (ede) Ein besonderer Dank geht an: Wijdan Glaidos, Sarah Spiegel, Anne Waldow Gestaltung: Kai Doering, Norman Gorek Titelbild: Tilo Siewert Zeichnungen: Juliane Hesse Anzeigen: Geschäftsführung Druck: Druckhaus Panzig, Studentenberg 1a, 17489 Greifswald moritz erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren. Anzeigen- und Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist der 03. Januar. Die nächste Ausgabe erscheint am 17. Januar. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Life is a journey, not a destination
Und noch ein Roter, der den moritz liest. Frohes Fest!
Hallo Leute!
Über den Weihnachtsmann erzählt man sich ja so einiges. Manch einer behaupter, er lebe am Nordpol, andere sagen, er habe sein Heim in Finnland, wo es ein ganzes Weihnachtsdorf geben soll. Auch ist immer noch nicht so ganz klar, wie er es schafft, in einer einzigen Nacht alle Kinder dieser Erde mit Geschenken zu beglücken und was er in den Häuser macht, die keinen Kamin haben. Das größtes Rätsel ist aber wohl immer noch die eine Frage: Wie heißt der Weihnachtsmann eigentlich mit Vornamen? Als ich neulich so über den Weihnachtsmarkt schwebte, am Glühwein des einen oder anderen Besuchers bereits gerochen hatte, war zufällig auch gerade
Foto: ring
der alte Herr dort und verteilte Geschenke an Kinder, die ihm ein Gedicht aufsagten. Danach schlenderte er noch ein wenig über den Markt als plötzlich jemand rief: „Thorsten, warte mal!“ Und tatsächlich blieb der Weihnachtsmann stehen und drehte sich um. Ein wenig geschockt bin ich ja noch immer. Thorsten Weihnachtsmann - ich weiß nicht, ob das wirklich passt. Moritz gefiele mir da besser. Aber man kann ja nicht alles haben - auch nicht zu Weihnachten. Schöne Feiertage wünscht Euch
AStA
ku k ur rz zn na ac ch hr r ii c ch ht te en n .. .. ..
Allgemeiner Studierendenausschuss
Bibliothek geschlossen
Zwischen dem 20. Dezember und dem 02. Januar bleibt die Universitätsbibliothek sowie die Fachbibliotheken geschlossen. Ab dem 03. Januar erfolgen Öffnungs- und Ausleihzeiten wieder nach Plan.
Neue Erstis bald nur noch im Winter? Für die Philosophische Fakultät wird die Sommerimmatrikulation in Zukunft ausgesetzt. Dies hat der Senat bei seiner letzten Sitzung beschlossen. Die studentischen Senatoren haben jedoch ein Veto eingelegt. Endgültige Entscheidung am 15. Dezember.
10 Euro Verwaltungsgebühr? Ebenso wurde die Erhebung von 10 Euro pro Semester als Verwaltungsgebühr beschlossen. Auch hier ein Veto der Studenten und endgültiges Ergebnis am 15. Dezember.
Eine Spendenaktion für die UB... ...führt der Verein von Freunden und Förderern der EMAU zum diesjährigen Weihnachtsfest durch. Die Verteilung des Geldes soll sich an der Bedarfssituation der einzelnen Institute orientieren. Dafür sind alle
Ihr findet den AStA im Audimax in der Rubenowstraße 1, Raum 13a. Professoren aufgerufen, sich um Mittel aus den eingegangenen Spenden zu bewerben.
Spendenkonto: Förderverein der Uni Greifswald Kto.Nr. 2100 BLZ 15050500 bei der Sparkasse Vorpommern
Gleichstellungsbeauftragte zurückgetreten Die studentische Beauftragte für Gleichstellung, Anja Jungchen, ist zum 30. November zurückgetreten. Ihre Stelle ist ab sofort vom Studierendenparlament ausgeschrieben
24-Stunden-Vorlesung im Januar
Vom 14. auf den 15. Januar findet eine 24-Stunden-Vorlesung statt. Sie wird durchgeführt von einer eigens dafür gegründeten AG des Studierendenparlaments und gestaltet von Lehrenden der Universität. Auch Studierende sind als Referenten dabei. Weitere interssiere Referenten wenden sich an Thomas Schattschneider (vorsitzt@uni-greifswald.de)
Telefon: 0 38 34 / 86 17 50 -51 Fax: 0 38 34 / 86 17 52 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Vorsitz Thomas Schattschneider Mo und Do 10-12 Uhr
Referentin für Ausländerfragen: Jana-Elena Koser Di 14-16 Uhr, Mi 10-12 Uhr Referentin für BAföG und Studienfinanzierung: Christin Püschel Di 14-16 Uhr, Mi 12-14 Uhr
Referentin für Erstsemesterarbeit: Katharina Winkel Di 10-12 Uhr, Do 12-14 Uhr Referent für Fachschafts- und Gremienarbeit Felix M. Prokoph Mo 16-18 Uhr, Do 11-13 Uhr Referent für Finanzen: Eric Kibler Mo 12-14 Uhr, Do 16-18 Uhr
Referat für Hochschulpolitik: Simon Sieweke Do 14-16 Uhr, Fr 09-11 Uhr Referentin für Soziales: Constanze Rogge Mo 10-12 Uhr, Fr 12-14 Uhr
Referent für Studium und Lehre: n.n.
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Referent für Ökologiefragen: Thomas Maier Mi 08-12 Uhr, Fr 11-13 Uhr
Präsidenten des Studierendenparlamentes: Philipp Kohlbecher Alexander Gerberding (Stellvertreter) stupa@uni-greifswald.de Gleichstellungsbeauftragte(r): n.n.
Beauftragte(r) für Schwule und Lesben: Matthias Müller Do 12-13 Uhr
Die Ehemaligen und die Neuen: Am 23. November wurden Kathleen Böhm (links) und Katja Kriege als neue Chefredakteure von moritzTV gewählt. Sie lösen damit Matthias Schmeling (rechts) und Johannes von Kirschbaum ab. Foto ring
Beauftragte(r) für Internetpräsenz: Christian Heise
Beauftragte Campus Europae: Katharina Miller
ii n nh h aa ll tt moritz gelesen? Nachgedacht? Meinung schreiben!
moritz@uni-greifswald.de, Betreff: Leserbrief
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Um Hochschulpolitik ging es während eines Wochenende auf Rügen
politik Kurznachrichten Leserbriefe Nachbetrachtung Internet Kinder-Uni Fachschaftsräte: Germanistik HoPo-Wochenende Was kostet ein Student? Baumängel an der Uni Uni-Ranking SmartCard
uni-versum Schreibwerkstatt Radio 81.1 GrIStuF Tierschutzbund Uni-Sammlung
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Welt
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Das globale Dorf wird immer kleiner. Ausländische Studenten leben hier und Greifswalder im Ausland. serie: Greifzelmännchen Umsonstladen Amnesty International
titel
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Überblick 24/25 Bericht aus Dänemark 26/27 Studienkolleg 28 Aus Eritrea nach Greifswald 29 Stranger in Greifswald 30/31 Tutor - Was ist das? 32
playmoritz moritsel m.trifft... Leseplätze
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Weihrauch
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Eminems T-Shirt ist schon mal nicht schlecht, doch kann man das auch über seine neue CD sagen?
feuilleton
Kommunikationskulturen 33 Literaturpodium 34 Zur Lage der Nation 36 Rechtsextremisten auf neuem Kurs: 38 Thor Steinar, „No Exit“ Kino: Fette Jahre 40 Theater: „Falsch gepaart“ 41 Musik: Klassik 42 Szene: PolenmARkT, „Nachtwege“ 43 Musik: Klassiker 44 Musik: Pop, Platten des Jahres 45 Kolumne: Biblia Pauperum 50
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Wochenende
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Die Redaktion behält sich sinngemäße Kürzungen vor
Jusos von Kapitalisten unterwandert?
Als Leser war ich doch verwundert, wie gut die Juso-HSG da weggekommen ist. "Jeder kann mitgestalten!" Daß Beliebigkeit herrscht, ist wohl kaum zu bestreiten: "...so unterschiedlich seien die Standpunkte der einzelnen [hochschulpolitischen] Gruppen gar nicht..." Ist es diese Beliebigkeit, dieses Unpolitische, was die Jusos dazu bringt, Studiengebühren -wenn auch nachgelagerte - zu fordern, statt gegen die Einführung von Gebühren zu kämpfen? Oder sind die Jusos gar längst von Kapitalisten unterwandert?Auch beim Thema Zweitwohnungssteuer soll von studientischer Seite was getan werden, nämlich gezahlt. Oder wie ist die Vorsitzende der Juso-HSG sonst zu verstehen?Auch wenn es sich um eine "Wiederbelebung" der Hochschulgruppe handelt, kann man beim Mitwirken aktiver und ehemaliger hochschulpolitischer Schwergewichte das Fehlen einer Programmatik nicht verzeihen. Sollte es sich jedoch bei den Aussagen um eine Programmitik handeln, so wäre das wahrscheinlich noch schlimmer. Also, moritz, das nächste Mal: Ran an die Bouletten und Standpunkte bewerten! Der geneigte Leser, Tobias Linke
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Mit dem Beil des Zynismus zugeschlagen
Liebes moritz-Team, auch wenn es mich nach einem Jahr an der EMAU mittlerweile berufsbedingt wieder nach Bielefeld verschlagen hat, lese ich immer noch mit großem Interesse den "moritz". Diesmal hat mich die Lektüre jedoch auch betroffen und ratlos gemacht. Es war sicherlich gut gemeint, die Ansichten eines "Ossis" und eines "Wessis" über die jeweils "andere Seite" einander gegenüber zu stellen, aber was dabei an Pauschalurteilen und Beleidigungen herauskam, hat meine persönliche Schmerzgrenze doch weit überschritten. Die kritische und selbstkritische Stellungnahme zu Vorurteilen
gegen "die Ossis" ist von wohltuender Sachlichkeit und Vernunft geprägt. In völligem Widerspruch dazu steht jedoch leider der Beitrag "Ellenbogenmentalität", dessen Autor nicht mit dem Florett der Ironie ficht, sondern mit dem Beil des Zynismus zuschlägt. Ohne jede Relativierung werden "die Wessis" pauschal als unsolidarisch, arrogant und als Lügner bezeichnet. Es gibt jedoch solche und solche überall. 15 Jahre nach der Wende ist es meines Erachtens an der Zeit, gegenseitige Vorurteile zu überwinden und zu einer differenzierteren Sicht zu gelangen. Gerade die jüngeren Menschen und nicht zuletzt Studenten sollten dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Insofern wünsche ich meinem geschätzten "moritz" für die Zukunft viele (selbst-)kritische, nachdenkliche und konstruktive Beiträge. Ihre Dr. Elke Prestin
Neue Formen der Kommunikation entwickeln!
Lieber moritz, in Deiner letzten Ausgabe konnte ich einen offenen Brief über die miserable Situation an der Greifswalder Universität lesen. Daß die schlechte Ausstattung mit Personal und Material einmal zu Sprache kommt, ist zweifellos richtig. Daß sich alle studentischen Vertreter auf eine Formulierung einigen konnten, macht Hoffnung. Nur das dies praktische Konsequenzen haben wird, daran habe ich so meine Zweifel. Denn die Antwort des Landtages und der Landesregierung wird so einfach wie vorhersehbar sein: Wer mehr Geld für die Uni will, muß welches mitbringen. Gespart werden muß überall. Warum sollten dann Studenten und Hochschulen eine Ausnahme bilden? Das Problem kann letztlich nur durch eine Privatisierung der Universitäten gelöst werden, da eine marktwirtschaftlich eingestellte Hochschule die Wünsche Ihrer Kunden (Studenten) bei Strafe ihres Untergangs erfüllen muß. Es erscheint mir aber zweifelhaft, daß die Autoren des Briefes tatsächlich
gemeint haben: "Privatisiert die Universitäten!" Statt dessen erscheint es mir so, als ginge es hier um Freiheit. Der Zugang zu Wissen ist an das Vorhandensein von Geld gebunden. Hier bildet die staatliche Hochschule eine ausdrückliche Ausnahme, weil sie eben nicht an den marktwirtschaftlichen Zwang zum "Geld verdienen" gebunden ist. Als Kritiker der real-existierenden Zustände befindet man sich also in einem Dilemma: So wie es ist kann es nicht bleiben, aber die offensichtlichen Alternativen sind unbefriedigend. Die daraus folgende Sprachlosigkeit läßt sich in schöner Regelmäßigkeit an den Studentenprotesten mit ihren Metaphern von "Bildung-geht-baden" bis "liebernackt-als-ungebildet" ablesen. Die Aufgabe einer innovativen studentischen Kritik wäre also, neue Formen der Kommunikation zu entwickelt, Kommunikation, die tatsächlich "die Verhältnisse zum Tanzen" bringt. Ich fürchte, ein offener Brief an Landtag und Regierung ist Leo Holz genau dies nicht.
Beispiel für Kompromissbereitschaft
Hallo liebe moritz Redaktion, leider musste ich in der Ausgabe Nummer 45 einige Dinge lesen die einer Richtigstellung bedürfen. Im Artikel "Die neue Dreieinigkeit" wird bei der Besetzung des neuen Referates für Fachschaftsangelegenheiten die Rücknahme meiner Kandidatur völlig kommentarlos erwähnt. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe, weil die Gefahr bestand, dass bei Aufrechterhaltung meiner Kandidatur das Referat erneut unbesetzt bleibt. In diesem Fall wäre die effektive Amtszeit auf unter zwei Monate gefallen. Das wäre angesichts des zu bearbeitenden Berges an Akten und Problemen nicht akzeptabel gewesen (bzw. mit einem erheblich größeren Aufwand an Arbeitszeit verbunden). Ich will nicht mein Ego pflegen. Vielmehr sollte in der Hochschulpolitik gelegentlich ein gewisser Pragmatismus Einzug halten und Kompromissbereitschaft gezeigt werden. Daher soll das ganze als kleines Beispiel dienen wie Politik auch einvernehmlich stattfinden Robert Waldheim, kann. StuPist, Senator, FSR Medizin moritz
„Die Missstände sind haarsträubend“
Artikel über das Uni-Homepage löst stürmische Debatte über Inkompetenz und Geldverschwendung der Verwaltung aus.
Hallo liebe moritze, Die Missstände, die ihr aufdeckt, sind haarsträubend. Sie sind ein gutes Beispiel für die zumindest partielle Inkompetenz an entscheidenden Stellen (u.a. Rechenzentrum) an dieser unserer Uni. In diesen Zeiten davon zu lesen, dass ein 6stelliger Betrag in den Sand gesetzt wurde, lässt eine gewisse Wut aufkommen - ist die Finanznot noch nicht gravierend genug? An der EMAU können Verantwortungsträger scheinbar ungestört ihrer eigenen Inkompetenz nachgehen - zum Schaden der Uni. Wenn der Rektor sagt, er würde nie einem bestimmten Mitarbeiter die Schuld geben, so ist das im besten Falle überzogene Menschenfreundlichkeit und im schlechtesten Falle nunja, unterlassene Wahrnehmung von Amtspflichten.
„ Ist denn die Finanznot noch nicht gravierend genug? “ Eine Kassiererin bei Plus bekommt eins auf den Deckel, wenn mal die Kasse um ein paar Euro nicht stimmt. Passiert ihr das öfter, ist sie ganz einfach ihren Job los. An einer Uni dürfen nun aber ungestraft 10.000e Euro in den Sand gesetzt werden, und die Verantwortlichen werden nicht belangt? Weiter noch, die Vorgänge werden noch nicht einmal vom Rektor gerügt, stattdessen herrscht das Prinzip FriedeFreude-Eierkuchen? Die Freude will irgendwie zu mir nicht übersprinAndré Kaminski gen... Hi Sebastian, Dein Artikel könnte ja der Anfang zu einem „Schwarzbuch“ werden. In dezember 2004
deinem Artikel steht viel Richtiges, aber der Zugang zur neuen Homepage ist inzwischen durch ein Passwort gesperrt. Ist da womöglich versteckte Scham über die eigene Medien(in)kompetenz im Spiel? Und zweitens: Gibt es eine Spiegelung der Seite? Jan Schledermann
Vielmehr meinen wir, dass es Aufgabe der zwei Gremien gewesen wäre, die Öffentlichkeit zu alamieren. Schließlich bezieht das AstA auch Stellung gegenüber Beschlüssen der Landesregierung, obwohl auch dort keine „Kontrollfunktion“ existiert. b) Gerne hätten wir Herrn von Pechmann interviewt und werden das, sobald er zurück kehrt gerne tun. Noch ist dies nicht der Fall. Wir wollten den Artikel jedoch nicht ins
Die Seite wurde sofort nach Erscheinen des Artikels von Herrn Raymond Jarchow aus dem Rechenzentrum gesperrt. Begründung: „Sie fänden es bestimmt auch nicht so schick, wenn jemand ihre Skizzen veröffentlichen würde.“ Der Rektor lehnte die Freigabe folgendermaßen ab: „Der Passwortschutz ist notwendig, weil eine unbegrenzte Zugänglichkeit der Entwürfe rechtliche Auch die Ostsee-Zeitung hat das brisante Thema aus Probleme nach sich dem moritz am 16. November aufgegriffen. ziehen könnte.“ / Eine Spiegelung SJ haben wir nicht. nächste Jahr verschieben. Das Pechmann bisher nicht Stellung Lieber Sebastian, beziehen konnte, ist deshalb im auch wenn ich ein Anhänger des inArtikel extra herausgehoben. SJ vestigativen Journalismus bin (dein Artikel zum „Atomklo Lubmin“ Sehr geehrter Herr Jabbusch, etc.), muss beim letzten Artikel vielen Dank für Ihre Anfrage bezügetwas richtig gestellt werden: lich der Plazierung Ihrer Uni in 1. Das Studierendenparlament hat unserem Homepage-Ranking. Die Uni Greifswald belegt im Homeseine Kontrollfunktion über die Hochschulleitung nicht unzureipage-Ranking aller Universitäten chend erfüllt – es hat nämlich keine! den 277. Platz. Nur 7 Hochschulen 2. Einen Artikel ohne den Komsind schlechter. Es ist wohl auch die mentar von einem der Haupteinzige Hochschule [Deutschlands], akteure, namentlich dem Pressedie ihren Internetauftritt seit 1998 sprecher der Universität, Dr. nicht verändert hat... Professor Uwe Kamenz; Infos zur Edmund von Pechmann, zu schreiRanking-Studie: ben ist journalistisch unseriös. Ofwww.profnet.de/im unter „Aktuell“ fenbar musste dieser Artikel mit (17.10.2003). aller Gewalt in den November-moThomas Schattschneider ritz? „ Die EMAU belegt im
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Im letzten Moritz haben wir berichtet, wie Rektor und Verwaltung durch unzulängliche Kommunikation und mangelnde Kontrolle das Projekt „Neue Uni-Homepage“ an die Wand fuhren. Und wie dabei eine sechsstellige Geldsumme verschwendet wurde. Seit dem wird an der Universität über das Thema kontrovers diskutiert:
a) Richtig ist, dass der AStA & das StuPa „formal“ keine Kontrollfunktion über das Rektorat haben.
Homepage-Ranking aller Universiäten den 277. Platz. Bei 300 Platzierungen. “
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Wenn Kinder in die Uni gehen Tausend schöne Sachen, die gibt es überall zu sehen Von Verena Lilge Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Als wir noch in dem Alter waren, in dem wir all-abendlich vor dem Fernseher gesessen haben um uns die Sesamstraße anzusehen,
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Kindern möglichst früh das Interviele ist das sehr wichtig, denn mitesse für Wissenschaft und Forunter wollen die Kinder die gezeigschung wecken", meint Dr. Hans ten Experimente zu Hause noch einPlagemann, persönlicher Referent mal ausprobieren. "Nach der ersten des Rektors der Fachhochschule Veranstaltung bekam ich von einiWismar. Seit Sepgen Eltern die Rückmeldung, dass tember finden jeam Wochenende zu Hause sämtliden letzten Freitag che Flugexperimente ausprobiert im Monat Vorlewerden mussten", erzählt Dr. Hans sungen für die Plagemann. "kleinen" StudenOhne Scheu und wie selbstverständten statt. lich bewegen sich die NachwuchsAuch am 26. NoStudenten in den Gängen und vember 2004 ist Räumen der Hochschulen und viele der Hörsaal mit fast Universitäten und Hochschulen 250 Kinderstudenkönnen den Andrang der Kinder ten bis auf den letzkaum bewältigen. Daher müssen sie ten Platz gefüllt. sich vorher anmelden. Zum richtiWie im wirklichen gen Studenten gehört auch ein Unialltag müssen Studentenausweis. Den bekommt Professor Wilichowskij und Fritz erklären den Weg des Stühle aus dem Nejedes Kind und die meisten zeigen Fotos: lil Wassers benraum geholt ihn stolz den Eltern und Freunden. werden, damit alle Für jede besuchte Vorlesung wird haben wir nicht davor zurückgeeinen Platz finden. Wissbegierig sitder Studentenausweis abgestemschreckt, unseren Eltern Löcher in zen sie in den Reihen, einige von pelt. Da kann keiner schummeln. den Bauch zu fragen. Frei nach dem ihnen haben sogar Stifte und Wer nicht da war, bekommt auch Motto: Wer nicht fragt bleibt Schreibblock herausgeholt und warkeinen Stempel. dumm. Unbekümmert und frei herten auf den Dozenten. Das Thema Abgesehen davon gibt es kaum aus stellten wir unsere Fragen, wollder Vorlesung lautet "Trinkwasser – Unterschiede zu "großen" Studenten alles ganz genau wissen, ausweiVon der langen Reise eine Wasserten festzustellen. Wer ehr-fürchtichende Antworten akzeptierten wir tropfens". Der Wassertropfen heißt ges Schweigen erwartet hätte, als nicht. Fritz und erklärt Was uns Eltern, Großeltern, Lehrer den Kinderstudenoder ältere Geschwister nicht beantten auf spielerische worten konnten, erklärten uns Weise die TrinkErnie, Bert, Krümelmonster und Co. wasseraufbereiaus der Sesamstraße oder Christoph tung. Im Hörsaal aus der Sendung mit der Maus. sitzt auch Tim KuhHeute stellen die Kinder ihre Fragen low, der bereits zum Dozenten an Universitäten und dritten Mal dabei Fachhochschulen. Zwischen acht ist und heute von und zwölf Jahren alt sind die neuen seiner Oma begleiStudenten, die seit einigen Monaten tet wird. Viele in die Hörsäle der deutschen HochEltern stehen an schulen strömen. Mögen einige dender Tür zum Hörken, es sei der Regierung neu-ster saal und sind genaStreich in Sachen Bildungspolitik. uso neugierig wie Gespannt und ungeduldig wie die Großen: NachIn Wirklichkeit handelt es sich um ihr Nachwuchs. wuchsstudenten in Wismar das deutschlandweite Projekt der Aber drin bleiben "Kinder-Uni". Sicherlich scheint die dürfen sie nicht. Das würde die der Dozent den Hörsaal betrit, der berüchtigte PISA-Studie unter anKinder eventuell verunsichern oder irrt. Ein unter-schwelliges derem der Anstoßpunkt für dieses ablenken. Wer möchte, kann sich im Gemurmel begleitet die gesamte Projekt gewesen zu sein. "Mit der "Elternhörsaal" die Vorlesung per Vorlesung. Dafür werden die Fragen Kinder-Uni möchten wir bei den Videoübertragung ansehen. Für des Dozenten mit mehr Eifer beantmoritz
wortet, als wir es tun würden. Die Arme schnellen nach oben und (fast) jeder möchte etwas beitragen. Probleme, Mitstreiter für die "Kinderuni" zu finden, hatte Dr. Plagemann keine. "95% der Kollegen haben sofort ihr Interesse signalisiert, obwohl mir zu Anfang nicht bewusst war, was es an Arbeit bedeutet, eine `Kindervorlesung` vorzubereiten", erzählt der heutige Referent Prof. Matthias Wilichoskij. Für die Dozenten ist es eine große Herausforderung, die Themen kindergerecht umzusetzen. Wie erklärt man Kindern, wie eine Email auf den Bildschirm kommt (Thema in Bamberg) oder was es mit „Isaac Newton and the Philosopher`s Stone“ (Thema in Oldenburg) auf sich hat. Aber auch Themen wie "Warum knabbert ein Kaninchen?", "Warum brauchen wir Geld?" "Wahlen und Wahlkampf" oder gar der "Einblick in die Geschichte der Erziehungswissenschaft - Den Eltern auf der Spur. Wie Kinder früher erzogen wurden" - stehen auf den Stundenplänen der Kinderstudenten. Angesichts der großen Erfolge der "Kinder-Unis" stellt sich die Frage, warum es sie nicht schon längst an der EMAU gibt. Interesse von Greifswalder Schülern gäbe es
reichlich. "Ich würde eine KinderUni in Greifswald es sehr begrüßen!", so Rektor Rainer Westermann. "Derartige Projekte kann man aber leider nicht einfach im Rektorat oder im Senat beschließen, sondern sie brauchen auch immer eine Persönlichkeit, die sie mit Herzblut konzipiert und organisiert, und zwar zusätzlich zu ihren zahlreichen eigentlichen Aufgaben in Forschung, Lehre und Selbstverwaltung", so der Greifswalder Rektor Rainer Westermann. Veranstaltungen wie die Vortragsreihe "Universität im Rathaus" zeigen bereits, dass das Interesse durchaus vorhanden ist, akademische Welt und Alltag miteinander zu verbinden. Wenn am 13. Januar 2005 die Naturwissenschaftler wieder zur "Langen Nacht der Physik" einladen, scheint das ein weiterer Schritt zu sein, um die Universität für interessierte Kinder und auch für ihre Eltern zu öffnen. Ihnen die Angst vor der Institution Uni zu nehmen und ihr Interesse zu wecken, ist das Ziel der "KinderUni". Dr. Hans Plagemann ist sich sicher, dass das eigene Erleben während der Vorlesungen die Kinder prägt. Vielleicht kann dadurch die Motivation - bei Kindern und Eltern - gesteigert werden, sich nach
der Schule für ein Hochschulstudium zu entscheiden. Aber noch einmal zurück zur Kindervorlesung in Wismar. Während wir "Großen" durchaus zufrieden sind, wenn der Dozent seine Veranstaltung mit einer PowerPoint-Präsentation auflockert, reicht das bei den "Kleinen" keinesfalls aus. So hat Wichilowskij einige Experimente vorbereitet und erklärt den Kindern auf diese Weise, warum die Oberflächenspannung des Wassers für Wassertiere überaus wichtig ist. Auch die Frage, wie das Wasser zu Trinkwasser wird, zeigt er mithilfe eines Experiments. Und immer noch dabei ist Fritz der Wassertropfen. Als Fritz den gesamten Wasserkreislauf einmal durchlaufen hat, schwimmt er wieder glücklich in seinem Fluss. Ein Blick auf die Uhr sagt, dass es kurz vor Dreiviertel ist. Die Kinder werden unruhig, da stehen sie den "Großen" in nichts nach. Nachdem sich der Dozent von seinen Studenten ver-abschiedet hat, erzählen die Kinder ihren Eltern was sie heute gelernt haben. Einige von ihnen schauen sich die Experimetaufbauten an oder stellen den Dozenten einige Fragen. Eins ist sicher. Zur nächsten Vorlesung werden sie auf jeden Fall wiederkommen.
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Problemen meiner Kommilitonen auseinanderzusetzen." Dies d i e s m a l : g e r m a n i s t i k / k o m m u n i k a t i o n s w i s s e n s c h a f t findet auch das "Nesthäkchen" des Fachschaftsrates, ChrisGermanisten interessieren sich Anregungen", sagt Gundula Fasold. toph Schuchardt. Der Einundzwannicht für Politik. Dies könnte man Die Dreiundzwanzigjährige hat zu zigjährige ist ebenfalls zum ersten zumindest meinen, wenn man einiBeginn dieses Semesters Eileen Mal in den FSR gewählt worden und ge Monate zurückblickt. Was war Gorisch (23) als Vorsitzendes des möchte sich deshalb auch besonders geschehen? Im Mai dieses Jahres FSR abgelöst, die wegen ihres für die Erstsemester einsetzen. stand in der deutschen Philologie Studiums etwas kürzer treten woll"Meine eigene Ersti-Woche war te. Dennoch engagiert recht ansprechend, aber es gibt sie sich nach wie vor für sicher noch Reserven, die wir die Belange der Lehrgemeinsam ausschöpfen sollten." Es ämter, die leider nicht sei außerdem sein Ziel, das kultureldurch einen Vertreter le Angebot des philologischen Inim Fachschaftsrat unstituts zu erweitern. terstützt werden. "Ich Das Quintett vervollständigt Alexawollte eigentlich in meinder Gerberding (23), der sagt: "Mir ner Amtszeit mehr war damals wichtig, dass ein durchsetzen", sagt EiFachschaftsrat zustande kommt. leen. Einiges, wie etwa Jetzt ist unser Hauptanliegen, die ein Bücherflohmarkt, derzeitigen Probleme am Institut zu sei jedoch bisher am bewältigen." Probleme gab und gibt Finanziellen gescheitert. es genug. "Der alte Fachschaftsrat "Zumindest haben wir hatte uns da ganz schöne Altlasten unsere Öffentlichkeitshinterlassen", so Gundula. So musarbeit wesentlich verste zunächst der Haushalt vom stärkt und sind damit Christoph Schuchardt, Steffi Besch, Eileen GoFinanzreferenten Alex auf Vorderrisch, Alexander Gerberding und Gundula Fasold auf positive Resonanz mann gebracht werden, wofür sich Foto: ring im Institut gestoßen. die restlichen 4/5 des FSR herzlich Dritte im Bunde ist bedanken. Wichtig sei nun, die die Wahl des Fachschaftsrates Steffi Besch, die vor ihrer KanStruktur des FSR an die wachsen(FSR) an. Das einzige Problem: Keididatur bereits von Erfahrungen an den Studierendenzahlen des Instiner der über 1000 Studierenden der Humboldt-Universität profitietuts anzupassen. "Zurzeit arbeiten wollte kandidieren. Das konnte ren konnte. "Zwei meiner Freunwir daher an einer neuen Ordnung." nicht sein, sagten sich damals fünf dinnen sind dort im Fachschaftsrat Nach dieser werden dann bis zu 8 Mutige und traten an. Ein halbes und haben mir einiges erzählt und Studierende den Fachschaftsrat bilJahr später blicken sie nun zurück somit mein Interesse geweckt", den. Engagierte Vertreter für eine und ziehen eine positive Bilanz. berichtet die Zweiundzwanziggroße Fachschaft – für Politikver"Wir sind ein junger, motivierter jährige. "Für mich ist es eine drossenheit ist da wirklich kein Fachschaftsrat und stets offen für Herausforderung, mich mit den ring Platz!
d i e s m a l : g e rm a n i s t i k/ ko mm u n i ka t i o n s w i s s e n s c h a ft
Die perfekte Welle
Erfahrungsbericht vom hochschulpolitischen Wochenende / Von Anne Waldow Die volle Wirklichkeit also. Völlig überfordert vertagte daraufhin "Professor Steuermann" die Sitzung. Natürlich kam an diesem Wochenende auch der Spaß nicht zu kurz. Unseren ersten Abend ließen wir ganz gemütlich bei Eis und Glühwein in einem italienischen Café ausklingen. Erst hier sind dann die wirklich interessanten Gespräche entstanden, der anfänglichen Kennenlernrunde zum Trotz. Was bei einem Besuch auf Rügen natürlich auch nicht fehlen darf, ist die Besichtigung der "Kreidefelsen". Daher machten wir uns am Samstag auf den Weg dorthin - per Schiff natürlich, wie es sich gehört. Bei starkem Seegang traute sich dann sogar ein Teil unserer Gruppe an Deck, in der Hoffnung dort den besten Ausblick genießen zu können. Vollkommen unerwartet wurden sie dort jedoch von einer Bugwelle erwischt und mussten sich total durchnässt aufs Unterdeck flüchten. Das war die perfekte Welle! Das war der perfekte Tag! Erschöpft, aber glücklich, wieder an
Land angekommen zu sein, fuhren wir mit unserer vertagten Senatssitzung fort. Diesmal allerdings in Schlafanzughose, als trockene Alternative zu unseren triefnassen Kla-
Üben für den Erstfall: Uni-Simulation in der Jugendherberge Binz
motten, die nun sämtliche Heizköper bekleideten. Letztendlich einigten wir uns doch noch problemlos auf einen fairen und ausgeglichenen Haushaltplan für unsere "Uni Rügen". Nicht nur das: Darüber hinaus stellten wir fest, dass unser Streit um das Geld überflüssig gewesen war, da uns von Anfang an genug davon zur Verfügung gestanden hatte. Danach kam auch Katharina Miller, Campus-Europae-Beauftrage des StuPa, noch zu Wort und erzählte uns einiges über die Studienmöglichkeiten innerhalb Europas. Abschließend bekamen wir noch einen Einblick in die Zukunftsaussichten der Hochschullandschaft, bevor wir unsere Sachen packten und uns von Rügen verabschiedeten. Mit fröhlichen Liedern auf den Lippen (wirklich!) und vielen neuen Informationen im Gepäck, traten wir unsere Heimreise an, mit dem Wissen: So wird Demokratie gemacht!
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Freitag, 26. November, 16 Uhr – eine Gruppe von 22 Studenten macht sich auf den Weg nach Binz,, die Hochschulpolitik der EMAU kennen zulernen. Unter ihnen Vertreter von AStA und StuPa, Campus Europae und nicht zuletzt, der studentischen Medien, die natürlich auch für die Dokumentation des Wochenendes zuständig sind. Eingestimmt durch das Meeresrauschen der Ostsee, erfuhren wir zunächst von Simon Sieweke und Thomas Schattschneider, Mitglieder des AStA und des StuPa, Theoretisches über die Struktur und Funktion der Uni-Politik. Praktisch wurde es dann, als wir uns selbst in einer nachgestellten Senatssitzung in die Rollen von Kanzler, Rektor & Co. hineinversetzten: 500.000 Taler für die "Uni Rügen" hieß es möglichst gerecht zu verteilen! Besondere Höhepunkte waren dabei Klüngeleien zwischen der Agrarwirtschaftlichen Fakultät und der Arabistik, polemische Anfeindungen der Professoren untereinander und sogar ein Antrag auf Abschaffung des Rechenzentrums.
Gruppenbild mit weihnachtlichem Hintergrund: Schließlich war das erste Fotos: ring Adventswochenende
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Was kostet ein Student? Von Ulrich Kötter und Peer-Arne Arweiler "Studenten kosten uns vor allem Nerven, wenn sie immer noch nicht begriffen haben, dass das Prüfungsamt umgezogen ist", witzelt Bernd Ebert, Leiter des Studentensekretariats. Eigentlich kosten Studenten die Universität - oder besser: das Land - sowieso nur Geld, wenn man einmal von Rückmeldegebühren oder Druckkosten im Rechenzentrum absieht. Und dann ist da noch die Stadt Greifswald, die für die Studenten scheinbar so viel Geld ausgibt, dass sie eine Zweitwohnsitzsteuer einführen will. Seit Mitte der 90er Jahre fängt man an den Hochschulen an, betriebswirtschaftlich zu denken. Die Hochschulen sollen autonomer werden und in den Wettbewerb mit anderen Hochschulen treten, wofür man ihnen einen sogenannten Globalhaushalt mit freier Verteilung zuwies. In Zeiten knapper Kassen bedeutet das für die einzelne Universität eine Kosten-Nutzen-Rechnung um das Lehrangebot insgesamt effizienter zu gestalten. Zunächst werden alle laufenden Kosten - von der Putzfrau bis zum Professor - zusammengerechnet und dann auf die Institute verteilt. Bei den Profs und wissenschaftlichen Mitarbeitern ist das noch einfach, die Toilettenspülkosten im Audimax werden jedoch nach einem Schlüssel auf die Institute umgelegt:
Wer viel Personal und viele Studenten hat, zahlt auch mehr, was im Übrigen auch für die UB oder das Rechenzentrum gilt. "In Greifswald könnten wir gut in kostengünstigen Studienplätzen sein, wenn wir die unterschiedlichen Auslastungen nicht hätten", erklärt Uni-Controller Peter Rief. Weil nämlich zum Beispiel in der Baltistik im Jahre 2002 69 Studenten hätten studieren können, es aber nur 8 getan haben, wird der einzelne Student "sehr teuer". Wesentlich billiger als bei den "Orchideenfächern" kam die Uni zum Beispiel in der Psychologie weg: Dort waren vor zwei Jahren 307 Studierende eingeschrieben, obwohl eigentlich nur für 235 Platz gewesen wäre. Das mag ja betriebswirtschaftlich erfreulich sein, für Studenten und Lehrende ist es das aber keineswegs. Nun zu der Frage aller Fragen: Was kostet ein Student? Nicht gerade wenig, wenn man Physik studiert. Der Physikstudent in der Regelstudienzeit kostete im Jahr 2000 rund 40.000 DM pro Semester. Ausgesprochen günstig sind nicht nur Psychologen mit 4.700 DM sondern auch Juristen mit 5.000 und Betriebswirtschaftler mit 5.300 DM. Die Zahlenspielereien haben allerdings mehrere Nachteile: Erstens fallen etliche Dinge heraus. Die
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BIER IM MENSACLUB: 1,50 PULLOVER VON H&M: 25,-
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BRILLE VON FIELMANN: KOSTENLOS EIN STUDIUM: UNBEZAHLBAR Foto: UK
Mediziner - angeblich die teuersten von allen - werden gar nicht erst beziffert, Langzeitstudenten fallen ebenfalls heraus. Zweitens dauert die Datenaufbereitung durch die Hochschul-Informations-System GmbH, eine bund- ländereigene Agentur mit Sitz in Hannover, rund 2 Jahre, so dass die "aktuellsten" Zahlen auf einer Erhebung von 2002 beruhen. Drittens werden die Zahlen gerne politisch mißbraucht, nicht nur von der Unileitung sondern auch von Landespolitikern wie zuletzt dem SPD-Landtagsabgeordneten Mathias Brodkorb. Im Gegensatz zur Universität wisse die Stadt Greifswald nicht genau, was sie ein Student kostet, wie aus der Stadtverwaltung zu erfahren ist. Für den Finanzausgleich aus Landesmitteln werden pauschal pro Einwohner für das Jahr 2005 873,55 Euro als Kosten veranschlagt, die als Berechnungsgrundlage für verschiedene Zuschüsse dienen. Obwohl die Stadt somit keine Kosten-Nutzen-Rechnung für ihre "studentischen Einwohner” erstellt, erwägt sie die Einführung einer Zweitwohnsitzsteuer. Die ist als "Mehraufwandssteuer” gedacht, unterstellt also den Studenten, dass sie sich - vergleichbar einer Ferienwohnung - eine Zweitwohnung "leisten”. Laut Professor Manfred Jürgen Matschke, Kritiker dieser Stadt-Politik, ist jedoch unstrittig, dass "Stadt und Land von den Studenten erheblich profitieren". Er hält von der Zweitwohnsitzsteuer gar nichts und merkt an, dass sich "die Hansestadt als ‚Universitätsstadt‘ einen Bärendienst erweist". Das könnte letztendlich dazu führen, dass irgendwann immer weniger Studenten nach Greifswald kommen. Darüber würde sich Bernd Ebert, Leiter des Studentensekretariates, nicht so sehr freuen: "Als wir weniger Studenten hatten, kamen mehr mit den ewig gleichen Fragen. Heute sprechen sich die Studenten besser untereinander ab und es kommen meist nur noch einer oder zwei mit einem Problem zu uns." moritz
Verfallsdatum überschritten...
Eine Begutachtung von Katja Neichel & Melchior Jordan Wer mit offen Augen durch Greifswald spaziert, kann viele eigentlich wunderschöne Unigebäude entdecken. Nur braucht man dazu eine Menge Fantasie, denn leider verrotten und vergammeln viele Objekte im Besitz der EMAU. Wie schön könnte das Stadtbild sein, doch es fehlt scheinbar am nötigen Kleingeld um die Häuser zu restaurieren. Das Kapital der Universität verfällt, was hier mit einigen Bildern belegt wird.
Hier fällt einem die Decke auf den Kopf: Stralsunder Straße 10
Verfallsidyll in der Kapaunenstraße
Fenster (der Musikwissenschaft) zum Hof
Wo die Farbe von der Wand bröckelt Blick in die Musikwissenschaft
So schön kann Verfall aussehen, wie in der Kapaunenstraße
Verrankt
Wieder mal erregt ein Uni-Ranking die Gemüter Von Kai Doering
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"Politik-Elite studiert in Greifswald" - so titelte die Ostseezeitung am 23. November in ihrem Lokalteil. Ausgangspunkt ist das neueste Hochschulranking, diesmal durchgeführt vom SPIEGEL, bei dem die Politikwissenschaftler aus Greifswald den vierten Platz von 43 Universitäten belegten. Für die Verantwortlichen in Institut und Universität sicher erfreulich, für viele jedoch auch eher fragwürdig. Wie kam das Ergebnis eigentlich zustande? DER SPIEGEL hatte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen McKinsey, sowie des Internet-Dienstleisters AOL zwischen April und Juli deutschlandweit über 50 000 Studenten via Internet befragt. Das Neue im Vergleich zu anderen Rankings: Nicht die Leistungsfähigkeit der Hochschulen wurde gemessen und bewertet, sondern die Studierenden standen im Mittelpunkt. Es ging um ihre Werdegänge, ihre Erfahrung bei Praktika sowie um Qualifikationen, die sie sich als studentische Hilfskräfte oder im Ausland angeeignet haben. Ziel war es, herauszufinden, an welchen Universitäten die Besten studieren. Die erfreulichen Ergebnisse aus Greifswalder Sicht: Die Politikwissenschaft belegt, wie erwähnt, den vierten von 43 Plätzen, die Biologie den 12. von 43 und die Medizin landet mit dem 16. Platz von 35 Universitäten immerhin im oberen
Von Leuchttürmen in der Hochschullandschaft war in den vergangenen Monaten häufig zu lesen
Mittelfeld. Die Studie verfolgte den Ansatz, die Diskussion um Elitehochschulen, die Anfang des Jahres hoch kochte und um die es in den letzten Monaten ruhig geworden ist, mit einem Fokus auf die Studierenden zu beleuchten. Die vorgelegten Zahlen zeigen allerdings, dass die Un-
terschiede in der Qualität der Studierenden zwischen den deutschen Universitäten nicht sonderlich groß sind. So liegen in der Chemie beispielsweise zwischen dem achten und dem 30. Platz gerade mal drei Punkte. Es ist also fraglich, ob dieser Ansatz, wie er von SPIEGEL und Co. gewählt wurde, in Anbetracht der gleichmacherischen Zugangsverhältnisse an deutschen Hochschulen heute bereits Ergebnisse zeigen kann. Solange die Universitäten ihre Studierenden noch nicht selbst aussuchen dürfen, werden die Unterschiede in der Qualität der Studenten in den einzelnen Fachbereichen gering bleiben. Da ist es doch auch zu verkraften, dass die EMAU in der Gesamtwertung, in die alle Hochschulen mit einbezogen wurden, an denen mindestens acht der 15 untersuchten Fächer gelehrt werden, gar nicht erst auftaucht.
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Kartenspiele für Studenten Eine Chip-Karte als Alleskönner Von Katarina Sass und Kai Doering
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den geltenden Datenschutzbestimmungen übereinstimmt. Überhaupt gibt es einige Vorbehalte gegenüber der Karte. So könne sie auch als Zugangsberechtigung zu Uni-Gebäuden benutzt werden, wie dies zurzeit bereits im ComputerPool des Rechenzentrums der Fall ist. Dies sei zwar prinzipiell zu begrüßen, doch könne dadurch ein genaues Bewegungsprofil eines jeden Studenten erstellt werden, so die Kritiker. Ein weiteres Problem stellt aus ihrer Sicht der MIFARE Chip dar, auf dem die Informationen gespeichert werden sollen. Dieser soll auch aus der Ferne abfragbar sein, was bei einigen Erinnerungen an George Orwells Big-Brother-Gesellschaft wachruft. Bedenken, die Michael Barsch nicht teilt. "Der Chip wird zwar berührungslos abgefragt, aber dies kann
kontrollen, Geldbörse und Prüfungsanmeldungen halten wir für bedenklich." Außer dem Namen und Vornamen, werden hier das Geburtsdatum, die Matrikel- sowie eine PIN-Nummer auf der Karte gespeichert. Alles Daten, die einer datenschutzrechtlichen Prüfung standhielten. Ein Potsdamer Student muss einmalig zehn Euro Pfand für seine Allround-Karte bezahlen, die er mit dem Semesterbeitrag entrichtet. Alternativ kann er die Karte für ebenfalls zehn Euro erwerben und hält dann seine Rückmeldung, das Semesterticket, seinen Bibliotheksausweis sowie eine Kopierkarte in Händen. Darüber hinaus kann er mit Hilfe der Karte seine Prüfungsergebnisse abrufen. Was in Potsdam bereits Realität ist, ist in Greifswald noch Zukunfts-
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Wir leben in einer Gesellschaft der Multifunktionalität. Es gibt Handys mit eingebauter Kamera und MP3Player und Computer, mit denen man gleichzeitig Radio hören, Fernsehen gucken und Briefe schreiben kann. Nun hat es auch unsere Ernst-Moritz-Arndt Universität getroffen. Sie sagt dem Kartendurcheinander im studentischen Portemonnaie den Kampf an. Statt verschiedener Karten für Mensa, Bibliothek und Kopierer soll es in Zukunft nur noch eine einzige so genannte "SmartCard" geben. "Wir wollen den Verwaltungsaufwand verringern und die Servicequalität erhöhen", erklärt Michael Barsch die Ziele, die hinter der Einführung der Karte stehen. Barsch ist Mitarbeiter des Rechenzentrums und erarbeitet seit Anfang 2004 einen Antrag für die Finanzierung des Alleskönners. "Erst wenn Kostenplanung und Finanzierung feststehen, kann eine deutschlandweite Ausschreibung erfolgen." Das größte Problem: Die Kosten des Projekts sind schwer kalkulierbar. Neben der Herstellung der Plastikkarten sollen auch Terminals aufgestellt werden, an denen sich die Studierenden dann mit ihrer smarten Karte zum Semesteranfang zurückmelden können. Die Bezahlung soll dann bequem bargeldlos erfolgen. Doch das Aufstellen dieser Terminals kostet erstmal viel Geld. Geld, das die Universität zurzeit nicht hat. "Ich selbst bin für die Einführung der Karte", erklärt Kanzler Thomas Behrens, "allerdings kann ich mir aufgrund der Kosten nicht vorstellen, dass es damit im Jahr 2005 klappt." Er selbst tippe da eher auf 2006, obwohl den neu immatrikulierte Studenten die SmartCard bereits bei der Einschreibung angekündigt worden war. Sogar ein Passbild mussten sie bereits abliefern, dass auch schon eingescannt wurde. Ein Vorgang, bei dem sich viele fragen, ob das mit
Bald auch in Greifswald? Die schlaue Karte aus Potsdam nur im Zentimeter-Bereich geschehen." Ortswechsel. An der Uni Potsdam gibt es die SmartCard, die hier "PUCK" (Potsdamer UniversitätChipKarte) heißt, bereits seit dem Sommersemester 2004. "Bei uns gab es ein Hickhack um die Funktionen der Karte", ist dort aus dem AStA zu erfahren. "Zugangs-
musik. "Wir werden die Karte nur einführen, wenn alle in einem Boot sitzen", erklärt Kanzler Behrens. "Schließlich müssen die Studierenden die Karte akzeptieren." Bis es also tatsächlich soweit ist, wird noch eine Menge Wasser den Ryck hinunter fließen und die Kartenspiele in den studentischen Portemonnaies weitergehen.
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Scriptorium – Nur was für Mönche? Das Projekt "Schreibwerkstatt / Von Jens Kirch
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"Produzierst Du auch Leerstellen?" So lockte eines schönen Herbsttages ein Plakat im Institut für Deutsche Philologie. Mein erster Gedanke ging in die Richtung: "Hm, wenn ich im Zug sitze und meine Schuhe ausziehe, dann entsteht schon so manches Mal eine Leerstelle neben mir". Doch kurz darauf fiel mir wieder ein, wo ich mich befand und fühlte mich schnell an meinen Einführungskurs in die Literaturwissenschaft erinnert. „Leerstelle: Ein Zwischenraum im Text, der markiert oder versteckt sein kann und durch den Leser ausgefüllt werden muss - Das Nicht-Gesagte, dass konstitutiv für das ist, was der Text sagt“ Also etwas, was ein Schriftsteller in einen Text legt, damit der Leser auch zum Nachdenken angeregt wird. Es geht also um die Praxis des Schreibens. Hört sich doch recht interessant an, denn wer hat denn noch nie versucht ein Gedicht, eine Kurzgeschichte oder eine Erzählung zu schreiben? Dem wollte ich also auf den Grund gehen und so besuchte ich nach dem ersten Treffen die Organisatorin Haike Püschel. Sie erzählte davon, dass sie es immer schade gefunden habe , dass es in Greifswald keine geeignete Plattform für (junge) Studenten gäbe, die sich mit den erlernten Fähigkeiten der Textinterpretation und - produktion intensiver beschäftigten. Als sie von der SchreibAkademie in Leipzig hörte, fasste sie deshalb den Entschluss, so etwas Ähnliches auch in Greifswald zu versuchen. Dieses Projekt, also die so genannte "Schreibwerkstatt" soll allen Schreiberlingen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und über ihre Werke zu diskutieren. Dadurch sollen die individuellen Fähigkeiten aus- und weitergebildet werden.
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Haike hat die Hoffnung, dass „durch das Ausprobieren der theoretischen Methoden eine neue Generation von Schriftstellern entsteht“, die bewusst Ideen anwendet, welche von anderen entwickelt wurden und es so zu einer n e u e n Qualität der Literatur führt. In der Praxis soll das so aussehen: Alle Interessierten treffen sich einmal pro Woche und unterhalten sich über ihre Schriftstücke. Seien es Dramen, Gedichte, Kurzgeschichten oder was man sonst noch so produziert. Es werden Auszüge vorgelesen und vorher schon per e-mail zur Vorbereitung verschickt. Nun wird in der Runde darüber geredet. Über Stil, Wirkung, Inhalt und Struktur. Es entsteht ein ehrliches Austauschmedium, welches dem Autor ein unmittelbares Feedback gibt. Das erste Treffen der „Schreibwerkstatt“ verlief, laut Haike, sehr positiv. Fanden sich doch 16
Schreibwütige ein, die dem Ruf folgten. Haike selbst war zunächst etwas verschüchtert, da sie, obwohl auch sie schon ein kleines Büchlein herausgegeben hat, nicht damit gerechnet hatte, dass schon Profis anrücken, die eine ganze Reihe an Veröffentlichungen aufweisen können. Aber es waren auch „normale“ Schreiber da, die einige Gedichte dabei hatten und diese nicht in der Schublade verstauben lassen wollten. Nach kurzem Kennenlernen kam es zu einer angeregten Diskussion über Literatur. „Eigentlich haben sich alle gefreut, dass so ein Forum nun endlich in Greifswald existiert“. Angestrebtes Ziel der Gruppe ist es, nach jedem Semester eine Anthologie aus den erarbeiteten Texten zu erstellen, die dann in Form einer Lesung vorgestellt werden soll. Wer sich nun angesprochen fühlt und sich dieser Gruppe nähern möchte, kann das jeden Donnerstag abend von 18-20 Uhr im Institut für Deutsche Philologie (R.1.22) tun oder sich direkt an Haike_Pueschel@gmx.de wenden.
Schreiben um gelesen zu werden: Haike Püschel (im Bild rechts) und ihre Schreibarbeiter Foto: ede moritz
98.1 -Von Studenten für Uni und Stadt Studentenradio ab ersten Januar on air Von Anne Bringezu und Kathrin Sommer Am siebten Januar 2005 startet Radio 98.1 mit einem Lokalprog r a m m unter dem M o t t o "Besser am Abend" für "Greifswald. Entstanden ist Radio 98.1 aus dem Eventradio, das speziell von den Verantwortlichen des „Greifswald International Students Festival" (GrIStuF) im Mai 2002 ins Leben gerufen worden war. Über die Dauer des gesamten Festivals wurde mittels einer Veranstaltungsfrequenz 24 Stunden am Tag gesendet. Anschließend begann die Suche nach einer eigenen Frequenz. Es folgten lange Verhand-
lungen und parallel dazu wurde über das Internet gesendet. Anfang Mai 2004 wurde ein eigener Verein gegründet, um GrIStuF zu entlasten. Durch die Kooperation mit dem Offenen Kanal Neubrandenburg kann Radio 98.1 ab Januar 20 Stunden die Woche senden. 70 Leute sind im Moment dabei den "On-air"-Gang vorzubereiten. Es wird Montag bis Freitag von 19 bis 23 Uhr Programm geben. Das Sendekonzept orientiert sich an Studenten, soll aber für alle Greifswalder interessant sein. Von 19 bis 20 Uhr läuft täglich "Radiologie" – eine Magazinsendung. Darauf folgen zwei Stunden Musiksendung, in denen ein für Greifswald einmaliges Spektrum an Musikrichtungen geboten werden soll. Von Schlager über Jazz zu Metal wird alles zu hören sein. Die
letzte Stunde ist stets verschiedenen Sendeformaten vorbehalten. Diese sowohl thematisch als auch strukturell sehr unterschiedlichen Sendungen laufen jeweils einmal die Woche. Alle, die aktiv beim Radio mitmachen wollen, müssen an Fortbildungen in den Bereichen Nachrichten, Technik und Moderation teilnehmen. Sie finden das nächste Mal zu Beginn des Sommersemesters 2005 statt. Radio 98.1 feiert am 7. 1. 2005 ab 21 Uhr eine große Eröffnungsparty. Von 21 bis 23 Uhr wird dort die Radiosendung live übertragen. Danach sorgen vier DJ’s für die entsprechende Stimmung auf der Premierenparty.
Verantwortlich für... Culture
Maria Wolke (24) stammt aus Berlin und ist 1999 nach Greifswald gekommen. Bei GrIStuF engagiert sie sich seit Juni 2004, wo sie seit August die Kulturgruppe leitet. Wie bist Du zu GrIStuF gekommen? Ich habe das letzte Festival miterlebt und war beeindruckt von der Idee. Nachdem ich dann dieses Jahr ständig an den gelben "GrIStuFwirbt-Mitglieder"-Plakaten vorbei gegangen war, ging ich eines Mittwochs endlich auf die Sitzung und bin dann gleich dabeigeblieben.
Post aus Baku
Die ersten Anmeldungen fürs Students’ Festival sind angekommen / Von Melchior Jordan Das internationale Studentenfestival 2005 in Greifswald wirft bereits seine Schatten voraus. Die Idee ist, man sollte es nicht glauben, bis Baku (Azerbaytschan) vorgedrungen. Diese ehemalige Sowjetrepublik liegt am Kaspischen Meer, dem größten Süßwassersee der Erde. Neben Erdöl und Erdgas stellt die nicht unbeträchtliche Störpopulation (Kaviar) die Reichtümer dieser Region dar. Doch ansonsten ist diese Gegend Asiens der europäischen Wahrnehmung weitgehend entzogen.
tasie mangelt es Qualib auf jeden Fall nicht, wenn man seine Fotos und Zeichnungen betrachtet, die er seiner Bewerbung beigelegt hat. Vielmehr mangelt es ihm an Englischkenntnissen um sich verständlich zu machen. Wirklich bemerkenswert ist sein starkes Vertrauen in Gott. Was manchem von uns als irrational erscheinen mag, ist aber doch für ihn eine wichtige Vorraussetzung um seine Ideen zu verwirklichen. Wie hoch die Chancen sind, dass er am Studentenfestival teilnehmen darf, sei dahingestellt.
Was sind Deine Aufgaben? In erster Linie plane ich gemeinsam mit meinem Team den kulturellen Rahmen der Woche. Dazu gehört das Erstellen von Konzepten von der Idee bis zum konkreten Verlauf. Momentan organisieren wir diesbezüglich ein Treffen mit relevanten Kulturträgern der Stadt, das am 9. Dezember stattfinden soll.
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Was erwartest Du vom "Students`-Festival"? Ich hoffe, ein Gefühl der Verbundenheit zwischen jungen Leuten zu erleben, die sich mit aktuellen Themen auseinander setzen und sich in der Stadt und abends auf unseren Veranstaltungen wohl fühlen. Ich glaube, eine solche Woche in der Stimmung von Zusammengehörigkeit wäre die schönste Belohnung für unsere Arbeit. GrIStuF in drei Worten ist… …verbindend, herausfordernd und chancenreich. Maria ist zu erreichen unter maria@gristuf.org
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Kreatives Bewerbungsschreiben aus Baku Durch Zufall fand Qualib Mizzaliyev Museyib die Internetseite des Greifswalder Studentenfestivals und beschloss, sich zu bewerben. Er ist Kunststudent an der Universität Baku und 19 Jahre alt. Wie viele junge Menschen aus dem Ausland träumt er davon sein "junge Leben" eben nicht in den beengenden Verhältnissen des eigenen Landes zu verbringen. So zeigt sich wieder das menschliche Dilemma, dass die wahrgenommene Welt reflektiert, aber mitunter nicht im ausreichenden Maß gestaltet werden kann. An Phan-
Foto: ring
Doch ist eines sicher: Er würde es verdienen eingeladen zu werden – allein schon um den persönlichen Mut ,sich auch auf die "Gefahr einer Absage" zu bewerben, zu belohnen und seinem "jungen Leben" in der Enge Bakus doch etwas Sinn zu geben, wenn auch nur für acht Tage.
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Ein Haufen verrückter Idealisten
Der Tierschutzbund bietet für Studenten viele Möglichkeiten Von Melchior Jordan "Wir sind ein Haufen verrückter Idealisten, die Tag und Nacht arbeiten – für das Wohl der Tiere.", sagt die zweite Vorsitzende des Tier-
gemeinnützig und förderungswürdig eingestuft. Während das Tierheim in Diedrichshagen einen Vertrag mit der Stadt Greifswald hat und nur für die Aufnahme von Fundtieren zuständig ist, verfolgt der Tierschutzbund einen weitsichtigeren Ansatz. Im Tierschutzhaus in der Vulkanstrasse werden zwar Tiere aufgenommen, doch ist es nicht als Auffangstation gedacht. Vielmehr geht es um Aufklärung.
rent a cat
schutzbundes Greifswald und Umgebung e.V. Anne Wenger über sich und ihre Mitstreiter. Idealismus ist unter den gegebenen Umständen wahrlich mehr als nötig, denn im Büro ist es kalt an diesem regnerischen Tag - der hohen Betriebskosten wegen. Auch ansonsten ist der Tierschutzbund Greifswald, der dem Tierschutzbund Deutschland angehört, finanziell chronisch klamm. Ein Jahresbeitrag von 60 Euro (ermäßigte Beiträge, Geld-, und Sachspenden mitgerechnet), 20 Mitglieder und die freiwillige Hilfe von Sympathisanten decken nicht die laufenden Kosten, wenn eine Kastration schon 65 Euro kostet und sich die Behandlung eines verletzten Tieres auf 200 - 300 Euro beläuft.
gute Praktikumsmöglichkeiten
Für soziales Engagement bietet der Verein gute Möglichkeiten. So kann man ein freiwilliges ökologisches Jahr kann absolviert werden. Für Studenten besteht die Möglichkeit dem Universitätsmuff zu entkommen und sich in der Praxis ihre Fähigkeiten zu entfalten: z. B. Juristen (Rechtsberatung) oder Geisteswissenschaftler (Öffentlichkeitsarbeit, Layout, Organisation von Veranstaltungen aller Art). Oder einfach als Mitstreiter für eine gute Sache. Die Sprechstunde ist jeden Mittwoch von 17.30 - 19.00 Uhr. Der Stammtisch findet jeden letzten Dienstag im Monat 19.00 Uhr statt. Der Tierschutzbund Greifswald und Umgebung e.V. befindet sich in der Vulkanstrasse.
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moritz als Raubtierdompteur mit dem Tiger im Tank Fotos: nogo
Dieses Problem zeigt sich vor allem bei der starken Vermehrung der freilebenden Katzen in Greifswald. Ein großer Teil dieser Katzen wird nicht kastriert, um den Bestand auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. So gibt es viele "wilde" Futterstellen von tierliebenden Bürgern, die nicht bekannt sind und so eine flächendeckende Kastration erschweren. Die Vermittlung von verletzten Tieren steht im Mittelpunkt der Vereinstätigkeiten. Es werden weiterhin Patenschaften angeboten. Es gibt auch die Möglichkeit für Tierliebhaber und die, die es werden wollen, verletzte Tiere während des
Genesungsprozesses für einige Monate aufzunehmen. Hier sind besonders Studenten angesprochen ("Katze zum Studium").
förderungswürdig
Im Unterschied zum Tierheim in Diedrichshagen ist der Tierschutzbund Greifswald rechtlich als dezember 2004
Kater am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
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dii ee ss m d m aall :: dd ii ee m m ee ddii zz ii nn ggee ss cchh ii cchh tt ll ii cc hh ee ss aam mm mll uu nn gg Die Sammlungen der Universität Greifswald
Laserchirurgie, satellitengestützte Kartographie, ambulanter Kaiserschnitt - in der Wissenschaft und Praxis hat man es ständig mit neuen Entwicklungen und Techniken zu tun, die das Leben und Arbeiten einfacher machen sollen. Der letzte Schrei ist heute gerade gut genug und morgen schon wieder von gestern. An die neuen, angenehmen Methoden von heute gewöhnt man sich so schnell, dass man sich schon bald ein Leben ohne die eine bestimmte Technik gar nicht mehr vorstellen kann. Dass es vorher auch ohne ging ist klar, aber wie ist die Frage. Auf der Suche nach Antworten kann ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit sehr nützlich und interessant sein. Engagierte Menschen an unserer Uni, die sich das auch dachten, haben in großer Sorgfalt Sammlungen historischer Gegenstände und Akten aus den Bereichen Medizin, Kartographie, Geburtshilfe und Kunst zusammengetragen, die in unterschiedlichem Umfang der Öffentlichkeit zum Betrachten und Studieren zugänglich sind. Für die Zukunft plant die Universität ein Schaumuseum, in dem alles zentral und attraktiv arrangiert ausgestellt werden kann. Momentan befinden sich die Sammlungen allerdings noch in den jeweiligen Instituten, in Lageräumen und Kellergewölben, wo sie auf so engem Raum leider weder vollständig noch im optimalen Licht ausgestellt werden können. moritz hat sich auf die nicht ganz einfache Suche nach den versteckten Relikten der Wissenschaft gemacht und wird euch in einer neuen Serie die Sammlungen der Universität vorstellen.
Zeitreise in die Achtziger Von Juliane Hesse und Anne Schuldt
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Eine der Kandidatinnen mit akutem Platzproblem ist die medizingeschichtliche Ausstellung. Seit 1994 geführt und zu den Unitagen 2003 eröffnet, befindet sich diese zurzeit im Keller eines Plattenbaus in der Walther-Rathenau-Straße.
medizinisches Equipment aus dem vergangenen Jahrhundert
aus den 80ern, mit der man selbst noch in Berührung gekommen sein könnte, schon der Geschichte angehören. So sind sicher einige von uns im heute völlig veralteten, in dezenten Brauntönen gehaltenen 80sInkubator (Brutkasten) aus Budapest ausgebrütet worden. Ein Gerät, das durch sein kantiges Design durchaus den modischen Geschmack seiner Zeit vertritt.
Optisch wie technisch fügen sich noch einige andere Geräte in die 70er und 80er Jahre: zum Beispiel der, die oder das Elektrodermatom, seiner Zeit in Rumänien gefertigt. Bei Verbrennungen verwendete man ihn, um dünne Hautschichten abzutragen, eine Aufgabe, die heute wohl mit größter Wahrscheinlichkeit ein Präzisionslaser übernehmen würde. Oder der Narkose-
Wer bei dem Wort geschichtlich gleich an mittelalterlichen Hokuspokus oder Aderlass denkt, wird von dem nicht weniger interessanten Sortiment an medizinischen, hauptsächlich aus der DDR stammenden, Gegenständen überrascht sein. Auf etwa 60qm hat Kathrin Pscheidel, Historikerin und gelernte Krankenschwester, medizinisches Equipment des letzten Jahrhunderts zur Präsentation aufgebaut und szenentypisch ein Krankenhauszimmer und eine Arztpraxis eingerichtet. Beim Betrachten der Ausstellungsstücke im ersten Raum wird bewusst, dass selbst Ausstattung
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Stumpfe Spritzen tun halt weh Im Praxisraum gibt es einen großen Arztschreibtisch, eine ungepolsterte Holzliege und wenig Vertrauen erweckende Arzneimittel der letzten 50 Jahre zu sehen. Alte Spritzen und Nadeln, die noch vom Arzt selbst sterilisiert wurden, zeigen wie gut wir es doch heute eigentlich haben. Interessant vor allem zu wissen, dass die Verschleißerscheinungen an den Spritzen meistens Widerhaken an den Nadelspitzen oder Stumpfheit waren. Es tat eben alles
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etwas doller weh.... Ein großer Teil der bislang nur bruchstückhaft ausgestellten Sammlung, unter anderem Krankenakten aus den 20er Jahren, befindet sich leider eingemottet im
schwester, die in grauer Vorzeit z.B. auch Nähen und Bügeln umfassten, bis hin zu Flammenphotometern oder antiquierten Fitnessfahrrädern, persönlich erklären lassen. Dabei gibt es zweifellos viel zu
Back to the Eighties: Kaum vorstellbar, dass hiermit mal Kranke transportiert wurden Fotos: enna Lager und wartet darauf, im Schaumuseum wieder das Tageslicht zu erblicken. Bis es soweit ist, kann man sich aber nach kurzer telefonischer Rücksprache jederzeit die bereits bestehende Ausstellung ansehen. Je nach Interessenlage kann man sich von der Ausstellungsbetreuerin alles, von Aufgaben einer Kranken-
bestaunen und trotz der Gewissheit, nie mit einer überdimensional großen, im Do-ist-yourself-Verfahren sterilisierten Kanüle ein für heutige Verhältnisse schlechtdosiertes Medikament verabreicht zu bekommen, verirrt sich schon der eine oder andere Schauer über den Rücken des Betrachters.
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automat aus einer Zeit, als man sich noch mit Stickstoffmonoxid in den Operationsschlaf lachte. Das Schmuckstück der Gerätesammlung ist jedoch der mintgrün-metallige Otlaphari, eine HNO-Untersuchungsstation im Retrolook, mit der in den 70ern die oberen Körperöffnungen untersucht wurden. Sehr stylisch! Im "Krankenhauszimmer” fällt unter anderem. der Schieberständer ins Auge, in dem etwa acht der weißblau emaillierten Nachttoiletten morgens abgestellt wurden, um dann von Hand gereinigt zu werden. Natürlich ohne Handschuhe, denn die brauchte man damals für solche banalen Tätigkeiten nicht. Dass aber früher nicht alles schlechter war, sieht man zum Beispiel am speziellen Lichtbogen, mit dem die Betten für frisch operierte Patienten angewärmt wurden. Etwas, wofür heute bestimmt keine Zeit bleibt.
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Bitte lächeln!
Sie hat Jahre ihres Lebens in der Dunkelkammer verbracht, hat seit etlichen Dekaden den gleichen Arbeitsplatz und erlebt doch immer wieder Neues und Spannendes. Die Rede ist von Sabine Haase, unserem Dezember-Greifzelmännchen. Frau Haase ist 62 Jahre alt und arbeitet seit 1960 in der Photostelle der Pressestelle der Universität, die zu DDR-Zeiten noch Hochschul-Film-und Bildstelle hieß. Ihre Aufgabe zusammen mit 13 weiteren Angestellten war die Photodokumentation aller wichtigen Uni-Events und der involvierten Personen. Außerdem wurden früher alle Promotionen und Habitilationen Photographisch hergestellt. In ihrer Arbeitszeit hat sie etliche Studenten vom Studium bis zur Professur begleitet, und hatte somit sehr persönlichen Kontakt zu den Rektoren und vielen Professoren.
Auch Nationalpreisträger, sämtliche Bundespräsidenten ihrer Karriere
Seit 45 Jahren in der Photostelle: Sabine Haase Photo: privat
und auch das Schwedische Königspaar hatte sie schon vor der
Einkaufen kostenlos
Seit einem Monat gibt es einen "Umsonstladen" in Greifswald
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Ein Geschäft, in dem man Waren bekommt, ohne dafür zu bezahlen? Dieser Traum ist am 19. November in Greifswald wahr geworden. An diesem Tag hat in der Wolgaster Straße 2 der "Umsonstladen" eröffnet. "Ein Laden, in den Menschen die Dinge bringen, die sie nicht mehr brauchen und sich das mitnehmen, was sie brauchen können", so fasst Markus Fugmann die Idee des Umsonstladens zusammen. Und das Konzept des Einunddreißigjährigen geht schon bei der Eröffnung auf. Menschen jeden Alters drängen sich auf den 35 Quadratmetern und bringen Kisten mit Büchern, Haushaltsgeräte oder sogar Musikinstrumente vorbei. "Alle Dinge müssen funktionstüchtig sein, denn wir haben keine Mög-
lichkeit, sie zu reparieren", erklärt Markus eine wichtige Regel des Ladens. Die beiden anderen: Jeder darf pro Tag nur drei Dinge mitnehmen und wird um eine
Spende gebeten. "Wir m ü s s e n schließlich die Miete bezahlen." Man darf übrigens auch Dinge mitnehmen, ohne etwas da zu lassen. Ansonsten bietet der Umsonstladen jede Menge Freiraum. "Jeder soll
Linse. Zudem war sie noch für die Erstellung von Wissenschaftlichen Filmen verantwortlich und hat somit den einen oder anderen 16mm Film im OP gedreht oder vorlesungsbegleitende Medien erstellt. Seit 1993 ist ihre Stelle die einzige, die in diesem Bereich erhalten blieb. Da Einer nicht die Aufgaben von Dreizehn übernehmen kann wurde der Einsatzbereich auf die Dokumentation und Archivierung der großen und kleinen Unihöhepunkte beschränkt. Obwohl sie im Januar in Rente geht, will sie beim Uni-Jubiläum unbedingt dabei sein. Außerdem möchte sie bei der Digitalisierung ihres 100.000 Negative umfassenden Archivs helfen. "Das sind 40 Jahre Uni-Geschichte, die unbedingt erhalten bleiben müssen.” Ihre Freizeit nutzt Frau Haase zum Lesen oder für ehrenamtliches Engagement in ihrer Kirchengemeinde, wo sie sich nach ihrer Pensionierung noch stärker einbrinjuli gen möchte.
sich mit seinen Ideen einbringen und kann sich hier ausprobieren." Dies ist den Initiatoren wichtig. Die Belohnung für die bisher sechs ehrenamtlichen Mitarbeiter lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Spaß an Begegnungen. Einen praktischen Aspekt gibt es aber doch noch: "Jeder Mitarbeiter besitzt ein Vorrecht auf die gebrachten Waren." Die Idee des Umsonstladens ist übrigens nicht neu. "Ich bin in Hamburg darauf aufmerksam geworden. Dort ist ein Netzwerk gegenseitiger Hilfe entstanden." Dies strebt die Gruppe auch für Greifswald an. Dabei kann jeder mithelring fen, der Interesse hat. Der Umsonstladen hat geöffnet dienstags von 12 bis 15 Uhr sowie freitags von 15 bis 18 Uhr. Wer Lust hat, sich im Umsonstladen zu engagieren, erreicht Markus Fugmann unter markus.fugmann@gmx.de.
Sehen, Hinsehen, Handeln
A.I. - Aktiv für die Menschenrechte / Von Verena Lilge
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RAN-Projekte (Regionales Aktionsnetzwerk), für die sich Ortsgruppen bewerben können. Aus der Greifswalder "ai"-Gruppe engagieren sich Imke und Steffi z.B. für Kampagnen, die sich auf ehemalige SUStaaten wie z.B. Weißrussland beziehen. Sie bekommen das entsprechende Infomaterial von der Dachorganisation, können aber die Aktionen und deren Präsentation eigenverantwortlich gestalten. Im Rahmen der aktuellen Kampagne sind Filmabende für das kommende Jahr im Gespräch, was allerdings mit sehr viel Organisationsaufwand verbunden ist, da man nicht ohne weiteres Filme öffentlich zeigen darf. Aber das beeinträchtigt das Engagement der 12 Greifswalder keineswegs. Für das nächste Jahr ist bereits eine Ausstellung zum Thema "Kinder zeichnen Gewalt, Gewalt zeichnet Kinder" in der Stadtbibliothek organisiert. Auch der Tag der Menschenrechte, der an die Menschenrechtserklärung von 1948 erinnert, steht für die Greifswalder "ai"-Gruppe jedes Jahr fest im Kalender. Am 10. Dezember waren sie wieder in der Fußgängerzone unterwegs und verteilten WeihFoto: v.l.n.r. erste Reihe: Heike Seitz, Steffi Becker, nachtsplätzchen Imke Kortmann, zweite Reihe: Dirk Nilius, Lisa mit kleinen InforMaichle, Ulrieke Kieper, Maria Wulfers, Kristina Luehr, m a t i o n s z e t t e l n Foto:lil über ihre Arbeit. Dritte Reihe: Mareike Sievers, Wilfried de Buhr Wer mehr über dass Staaten die Menschenrechte die Arbeit von "ai" wissen möchte, anerkennen und einhalten. Ein weikann sich per E-Mail unter aiGreifswald@web.de oder telefoteres Beispiel wäre die bereits nisch (03831/271605) bei Wilfried genannte aktuelle Kampagne de Buhr melden. Oder aber schaut "Handeln und Hinsehen". Spezielle einfach vorbei: die "ai"-Gruppe Themenbereiche beziehen sich häuGreifswald trifft sich alle zwei fig auf bestimmte Projekte in einem Wochen donnerstags um 20 Uhr im bestimmten Land oder einer Kindergarten der Gemeinde St. bestimmten Region. In diesem Fall Nikolai, Baustraße 36. handelt es sich um so genannte Wochen Infostände in der Greifswalder Innenstand aufgestellt und erfolgreich Unterschriften für die derzeitige Kampagne "Hinsehen & Handeln - Gewalt gegen Frauen verhindern" gesammelt. Denn vor allem in Krisengebieten wie dem Kosovo, dem Sudan, Mexiko oder Afghanistan sind Frauenhandel, Zwangsprostitution, Frauenmorde und Gewalt gegenüber Frauen leider immer noch Alltag. Vor diesem Hintergrund ist auch die Frage, ob die Arbeit einer einzelnen Ortsgruppe überhaupt Sinn macht, schnell beantwortet. "Jede einzelne Stimme ist wichtig für die Arbeit von "Amnesty International". Schließlich beginnt Engagement beim Einzelnen", so Mareike. Die Petitionen können sowohl allgemeine als auch spezielle Themen betreffen. Allgemeine Kampagnen können unter anderem Forderungen sein,
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Dirk Bach macht es, Franka Potente macht es, Charlotte Roche macht es, Gudrun Landgrebe macht es, Roger Willemsen macht es auch. Die Liste derer, die sich für den Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte sowie für eine Welt frei von Folter einsetzen, ist wesentlich länger und wahrscheinlich würde der Platz hier nicht ausreichen, um alle zu nennen. Dennoch sollen Heike, Steffi, Imke, Dirk, Lisa, Ulrieke, Maria, Kristina, Mareike, Wilfried in der Aufzählung nicht vergessen werden. Sie alle engagieren sich für "Amnesty International" (ai), eine Hilfsorganisation, die 1961 gegründet wurde und unabhängig sowie überparteilich ist und weltweit agiert. Auf Grundlage der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 setzt sich "ai" auf allen Kontinenten der Erde mit zahlreichen Aktionen gegen Folter und gegen die Todesstrafe sowie für den Schutz von Flüchtlingen und für die Freilassung gewaltloser politisch Gefangener ein. "Leider ist die Achtung der Menschenrechte in vielen Ländern immer noch nicht selbstver-ständlich. Unser Ziel ist es, immer wieder durch die verschiedensten Aktivitäten auf diese Missstände aufmerksam zu machen", so Wilfried de Buhr, der Sprecher der Greifswalder "ai"-Gruppe. Gegründet wurde sie 1995 und besteht zurzeit aus 12 Mitgliedern, die überwiegend Studenten an der Universität Greifswald sind. "Aktiv sein und nicht wegschauen" ist das Motto der "ai"-Mitglieder, denn "wer mitmacht, hilft gegen Ohnmacht". Wichtig für die Greifswalder Gruppe ist es, die Öffentlichkeit gezielt über Menschenrechtsverletzungen zu informieren. Häufig werden sie mit Meinungen konfrontiert, die bereits von den Medien vorgefertigt wurden. Daher steht die Aufklärung ebenso wie die Sensibilisierung für die Themen im Vordergrund ihrer Arbeit. So hat die "ai"-Gruppe vor einigen
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unnii iinntteerrnnaattiioonnaall u Auf Marco Polos Spuren Von Kai Doering
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Marco Polo ist wohl einer der berühmtesten Reisenden der Geschichte. Im Jahr 1271 brach der Venezianer zu einer vierundzwanzigjährigen Weltreise auf. Die Route, die er damals absolvierte, ist höchst beeindruckend: Er folgte der Seidenstraße und besuchte die wichtigsten Städte seiner Zeit, überquerte 5000 Meter hohe Gebirgspässe und durchquerte die Wüste Takla Makan bis er das mongolische Großreich unter dem Herrscher Kublai Khan erreichte. 730 Jahre später hat der Duft der großen weiten Welt kein Bisschen an Reiz verloren. Wer sich heute aufmacht, die entlegenen Winkel dieser Erde zu entdecken ist jedoch nicht mehr auf Kamele als Fortbewegungsmittel angewiesen und schon gar nicht auf sich allein gestellt. In Greifswald reicht ein Gang in die Domstraße acht und das Tor zur Welt öffnet sich. Hier beraten Dr. Gesine Roth und Ihre vier Mitarbeiterinnen vom Akademischen Auslandsamt (AAA) all diejenigen, die ein Studium im Ausland planen. "Die meisten Studierenden wollen an eine Univer-
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sität in Europa", erzählt Annette Ehmler, die für die so genannten "ERASMUS-Studenten" zuständig ist. ERASMUS ist ein Teil des EUProgramms SOKRATES, das den Austausch von Studenten und Dozenten in Europa fördern soll. Hieran nehmen die 25 Länder der EU sowie Island, Liechtenstein, Norwegen, Bulgarien, Rumänien und die Türkei teil. "Zurzeit sind etwa 160 Greifswalder Studenten über dieses Programm im Ausland", so Frau Ehmler weiter. Grundlage des ERASMUS-Programms auf universitärer Ebene sind Verträge, die von Hochschulprofessoren für die von ihnen vertretenen Fächer abgeschlossen werden. In den Verträgen wird die Anzahl der Studierenden festgelegt, die im darauffolgenden Studienjahr an der Partneruniversität im vereinbarten Fach studieren können. "Wir können 300 Plätze anbieten, die jedoch gar nicht alle ausgeschöpft werden." So sei der eigentliche Schwerpunkt der Universität unterrepräsentiert. "Nordost-Europa ist nicht sonderlich gefragt. Nach Polen könnten fünf Mal mehr Studenten gehen als sich be-
werben." Dies habe sich seit der Osterweiterung der EU zwar etwas verändert, doch wollten die meisten nach wie vor nach Großbritannien oder in die skandinavischen Länder (Erfahrungsbericht auf Seite 26). Doch was muss ich tun, wenn ich mich entscheide, eine gewisse Zeit im Ausland zu studieren? "Zunächst muss man sich bis Ende Januar in seinem Institut melden", erklärt Annette Ehmler. Dieses treffe dann die Auswahl. Zählt man zu den Glücklichen, die ausgewählt wurden, geht es weiter. "Der ‚Outgoer’ muss verschiedene Formulare der Gast-Universität ausfüllen, die dann bis spätestens Juni an diese zurückgeschikkt werden müssen. Diese nimmt dann direkt mit dem Studenten Kontakt auf und schickt ihm eine offizielle Einladung." Im Idealfall sei ein Wohnheimantrag gleich mit dabei. "Ansonsten versuchen wir aber auch da zu helfen." Klingt alles ganz einfach. "Probleme gibt es natürlich auch", gibt Annette Ehmler zu. So sei die Anerkennug von Prüfungsleistungen noch immer nicht vereinheitlicht. "Da sollte jeder vorher mit seinem Institut moritz
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hinter sich. Um die Betreung der Studenten zu verbessern und ihnen das Einleben in Greifswald zu erleichtern, wurde im Jahr 2002 vom Auslandsamt das Projekt "Vom Erstkontakt zur Integration" ins Leben gerufen. Was sich zunächst bürokratisch anhört, entpuppt sich für die meisten als wahrer Segen. Verbirgt sich hier hinter doch ein System von betreuenden Tutoren, die bereits vor der Ankunft per EMail Kontakt aufnehmen und die ausländischen Studenten am Bahnhof in Empfang nehmen. Während des Semesters nehmen sie auch gemeinsam an Ausflügen etwa nach Rügen oder Berlin teil. Was man als Tutor alles so erleben kann, lest ihr auf Seite 32. Trotz allem bleibt stets ein großes Problem. "Die Kontaktaufnahme zu den deutschen Studenten und der Bevölkerung gestaltet sich häufig sehr schwierig", weiß Dr. Gesine Roth. Dies beträfe besonders die Absolventen des Studienkollegs, die zwar sofort in eine bestehende Gemeinschaft ihrer Landsleute aufgenommen würden, sich jedoch dadurch isolierten. Vielfach ist von einer Art "Ghettoisierung" die Rede, da die Studenten in Gruppen zusammenwohnen und sich abkapseln wie es etwa in der Makarenkostraße zu beobachten ist. "Wir haben einiges versucht, diese Situation zu ändern", sagt Frau Roth, "doch leider wollen die meisten der Studenten die feste Gemeinschaft gar nicht verlassen." Etwas gegen die Isolation zu tun, sollte somit das erklärte Ziel der Zukunft sein. Schließlich hat Marco Polo seine interessanten Erfahrungen, die er in seinem Buch "Die Wunder der Welt" beschreibt, auch erst durch den Kontakt mit den Menschen der verschiedenen Länder gesammelt.
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verhandeln." Besondere Probleme beiterinnen ebenso verantwortlich bereite hier der Bachelor. "Wegen sind. Derzeit studieren etwa 690 des starkt reglementierte StudienAusländer in Greifswald. Sie komaufbaus ist es schwierig, einen Semen aus über 70 verschiedenen mesteraufenthalt an einer europäiLändern - von Afghanistan bis schen Hochschule zu realisieren." Weißrussland. "Die meisten auslänDoch auch hier müsse im Einzelfall dischen Studenten kommen wie in entschieden werden. den vergangenen Jahren aus Polen", Traditionell schieben die meisten berichtet Annette Ehmler. Dieses Studenten ihren Auslandsaufenthalt Semester sind es etwa 120. Mit grönach der Zwischenprüfung ein. ßerem Abstand folgen Marrokkaner "Viele gehen für ein Semester, (etwa 60) sowie Studierende aus manch einer verlängert aber auch Vietnam (gut 40). Damit studieren auf ein ganzes Jahr", so die so viele Ausländer in Greifswald wie Mitarbeiterin. Die Mindestdauer nie zuvor. "Prozentual gesehen betrage drei Monate. "Das lohnt sich nimmt ihr Anteil jedoch geringfügig allerdings fast nicht." ab", gibt Dr. Gesine Roth zu bedenDoch auch wen es richtig weit weg ken, da die Anzahl der deutschen zieht, kann auf Studenten überHilfe im Akadeproportional mischen Ausstärker gestielandsamt baugen sei. en. Die EMAU Die Studenten hat neben euroaus dem Auspäischen Verland bilden jeträgen auch doch keine einAbkommen mit heitliche Grupden Universipe. "Man muss täten in Kaliunterscheiden ningrad und zwischen ERASSankt PetersMUS-Studenten burg sowie eiund Studienkolner Hochschule legiaten", so Anin Kanada genette Ehmler. schlossen. Der Während erstegroße Vorteil re in Greifswald hier: Die Ausstudierten wie tauschstudenGreifswalder, ten müssen die über ERASnicht die teilMUS ins Ausweise recht Tor zur Welt: Das Auslandsamt in der land gehen, Foto: ring auch, hohen Studien- Domstraße 8 würden gebühren beletztere im Stuzahlen. Prinzipiell steht jedoch die dienkolleg während eines Jahres auf ganze Welt offen, denn die einzelihr Studium vorbereitet (siehe nen Institute haben zusätzlich weltBericht auf Seite 28). "Studenten, weite Verträge abgeschlossen. "Hier die das Kolleg besuchen, stammen müssen die Studenten jedoch sehr in erster Linie aus arabischen und viel Eigenengagement zeigen", gibt afrikanischen Ländern." Auch darf Annette Ehmler zu bedenken. "Wer die große Gruppe der Studenten aktiv ist, hat jedoch alle Mögnicht vergessen werden, die zwar lichkeiten." In den Ländern würden aus dem Ausland kommen, aber ihr zwar häufig hohe Studiengebühren gesamtes Studium in Greifswald fällig, die allerdings mit einem absolvieren, genaue wie ihre deutStipendium abgefangen werden schen Kommilitonen. könnten. "Größter Stipendiengeber Die Studenten, die über ERASMUS ist der DAAD (Deutscher Akanach Greifswald kommen, können demischer Austauschdienst)." Für sich jedoch auch auf ihr Studium ein Studium an einer amerikanivorbereiten. "Wir bieten zwei schen Universität könne man sich Wochen vor Semesterbeginn einen auch an die "Fulbright-KomSprachkurs an. Dieser gilt jedoch mission" wenden. nicht für Germanistik-Studenten." Doch neben den "Outgoern" gibt es Wenn die Studenten ihren Sprachnatürlich auch "Incomer", für die kurs beginnen, haben sie bereits ihDr. Gesine Roth und ihre Mitarre ersten Kontakte mit Deutschland
Eine erste Orientierungshilfe für all diejenigen, die es in die weite Welt zieht, bietet die Internetseite des AAA, die über einen eigenen Button auf der Uni-Homepage zu erreichen ist, sowie die Infothek im Hause. Sprechzeiten in der Domstraße 8 sind am Dienstag sowie am Donnerstag von 9.30 bis 12.00 Uhr sowie von 14.00 bis 16.00 Uhr. 25
„Dänemark ist ein Gefängnis“ Das sagt jedenfalls Hamlet / Von Sarah Spiegel
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Auf mein Austauschjahr in Dänemark habe ich mich wunderbar vorbereitet. Fünf Stunden Liveübertragung mit Rolf Seelmann-Eggebert, dem Adelsexperten der ARD, habe ich über mich ergehen lassen, um mich mit den Dänen zu freuen, dass der Kronprinz endlich unter die Haube kommt. Die Monarchie ist ein guter Zugang zu diesem kleinen Land, denn die Dänen sind stolz auf ihre charismatische, kettenrauchende Margarethe und ihren Clan. Wer bei Herrn Olesen letztes Jahr gut aufgepasst hat, weiß, dass das dänische Königshaus das älteste der Welt ist. Gorm der Alte, Namensgeber und Stammvater der Dynastie, erklomm den Thron im Jahre 936. Ein anderer dänischer Prinz ist aber weitaus bekannter: Hamlet heißt er, und im gleichnamigen Drama eines gewissen Shakespeare findet man noch zahlreiche Anspielungen, die sich leicht auf die heutige Zeit übertragen lassen. Beim Anblick meines Kühlschranks im Wohnheim habe ich zumindest einen Eindruck gewonnen, was mit dem bekannten Zitat "Es ist was faul im Staate Dänemark" gemeint sein könnte. Nichts in diesem Haus erinnerte auch nur ansatzweise an die vielgerühmte skandinavische Gemütlichkeit. Im Bad fanden sich interessante Rückstände von Generationen anderer Bewohner, dafür kein Bett in meinem Zimmer. Aber das sind Probleme, die sich leicht lösen lassen. Das eine mit Salzsäure, das andere durch einen Anruf meines Mentors beim Internationalen Sekretariat der Universität. Keine zwei Stunden später hatte ich ein neues Bett - von IKEA. Das ist ein Beisiel dafür, dass man sich hier wirklich sehr viel Mühe mit der Betreuung von Austauschstudenten macht. Jedem Neuankömmling wird ein Mentor an die Seite gestellt, der selbst Student der gleichen Fachrichtung und in den ersten Tagen und Wochen Ansprechpartner ist. Außerdem gibt es
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als Vorbereitung auf das Land einen Monat voller Programm, bestehend aus einem sehr intensiven Sprachkurs vormittags und kulturellen Aktivitäten nachmittags, also Museumsbesuche und Stadterkundung, aber auch mehr oder weniger lustige Kennenlernspielchen und Parties. Schnell habe ich festgestellt, dass viele Vorurteile über Dänemark schlichtweg falsch sind. Dänemark ist nicht flach. Zumindest nicht in
sicher sein, interessante Geschichten aus dem Leben eines völlig besoffenen Ole zu hören. Und Anfang November begibt sich die ganze Stadt in einen kollektiven Rausch - ein jährliches Großereignis ist nämlich der erste Verkaufstag des Juleøl der örtlichen Brauerei.Verschiedene Sorten von Bier, die durch viele Aromastoffe weihnachtlich schmecken sollen, werden auf den Markt gebracht. Vor ein paar Jahren wurde dieser Tag vom
Die Wikinger sind los - in der Sprachklasse Aarhus. Anscheinend haben sich alle Endmoränen des Landes auf dem Stadtgebiet versammelt. Für mich, die ich das flache Pommern gewöhnt bin, ist Fahrrad fahren also unmöglich. Auch, dass es hier keinen Sommer gibt, stimmt nicht. Das ist nur eine Sache der Definition. Sommer ist so lange, wie Sommerzeit ist. Mindestens. Hartgesottene sitzen auch jetzt noch draußen im Café und wärmen sich an einem heißen Glögg. Generell ist Alkohol sehr wichtig. Der skandinavische Wodkagürtel hat auch Dänemark fest umschlungen. Wenn man nach acht Uhr mit dem Bus fährt, kann man
Fotos: Sarah Spiegel
ersten November auf den ersten Freitag des Monats verlegt, weil die Leute sonst einfach am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen konnten. Neben Kampftrinken üben sich die Dänen auch in anderen Disziplinen. Sport ist mindestens so wichtig wie Alkohol. Das Angebot beim Unisport ist überwältigend, und im Vergleich ist alles, was ich in Greifswald gemacht habe, Krankengymnastik. Ihre gestählten Körper hüllen die Dänen dann gerne in extrem schick Kleidung. Norwegerpullis gelten hier als Erkennungsmerkmal für moritz
Skandinavistikstudenten aus Deutschland, der modebewussten Bevölkerung hingegen scheinen sie fremd zu sein. Überhaupt setzen
mich anfangs fragte, wo sich die 25.000 Studenten verstecken. Aber diese Uni hat etwas, das in Greifswald mittlerweile fehlt: Es gibt
Idyllisches Dänemark-Bild: Der Blick über den Hafen von Aarhus
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extrem viel Platz. Die Studenten verstecken sich also nicht, sie verteilen sich einfach nur besser. Bisher habe ich keine überfüllten Seminarräume gesehen, jeder Fachbereich hat für seine Studenten mindestens einen Aufenthaltsraum und eine geräumige Bibliothek, die man rund um die Uhr nutzen kann. Eintrittskarte hierfür ist der Studenten-ausweis, eine schicke Plastikkarte mit Foto und Chip, die zu jeder Tagesund Nachtzeit Zugang zum Institut
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sich Trends anscheinend schneller durch als bei uns: Fängt man in Pommern gerade zaghaft an, seine Jeans in die Stiefel zu stopfen, ist das hier schon wieder out. Dass Mode so ein wichtiges Thema ist, liegt auch daran, dass die Bewohner von aarhus und somit die ganze Stadt in ständiger Konkurrenz zum prestigeträchtigeren Kopenhagen stehen. Aarhus ist in vieler Hinsicht die ewige Zweite, so etwa in der Einwohnerzahl (ca. 250.000). Diesem Image versucht man entgegenzuwirken. "Neapel des Nordens" wird Aarhus wegen seiner Lebendigkeit auch genannt, und man kämpft zumindest darum, die Kulturmetropole des Landes zu werden. Vor kurzem eröffnete das ARoS, ein grandioses Museum für moderne Kunst. Weitere Highligts sind unter anderem die jährliche Festwoche im August, in der sich die ganze Stadt in eine große Bühne für Open-AirKonzerte verwandelt, und ein Kurzfilmfestival. Darüber hinaus gibt es Cafés, Bars und Clubs in rauen Mengen. Ihr jugendliches Image bezieht die Stadt vor allem durch die Universität. Der Campus liegt etwas außerhalb und erinnert selbst zu Semesteranfang mit seinen Ententeichen manchmal eher an einen malerischen Kurpark, sodass ich
verschafft. Dass Bildung in Skandinavien groß geschrieben wird, ist kein Geheimnis mehr. Daher ist die Uni natuerlich extrem gut ausgestattet. Aber auch das Studieren selbst ist effektiver als bei uns. Auch hier ist man auf Austauschstudenten eingestellt, sodass es in fast jedem Fachbereich Seminare auf Englisch gibt. Die Vorbereitung ist zeitintensiver, weil sie meistens in study groups abläuft: Texte und Fragen beantwortet man zusammen mit anderen in einer Gruppe, auf die man sich natürlich auch wieder vorbereiten muss... ein Teufelskreis. Dadurch werden die Seminare selbst aber wesentlich lebhafter, interessanter und anspruchsvoller. Der Umgang zwischen Dozent und Student ist wesentlich lockerer und wenig hierarchisch. Das hängt auch damit zusammen, dass der Dozent greifbarer wirkt, wenn man ihn statt mit seinem akademischen Titel einfach mit seinem Vornamen anredet. Aber vielleicht ist das nur der erste oberflächliche Eindruck, mal sehen, ob ich nach meinen Prüfungen immer noch so denke. Letztlich ist es ja angeblich egal, wo man sein Erasmusjahr verbringt. Jede Stadt, jede Uni bildet dafür nur die Kulisse. Wobei Aarhus aber eine besonders schöne ist. Um noch mal auf Hamlet zurückzukommen: Er kriegt direkt was auf die Mütze. Dänemark ist kein Gefängnis. Denn: "Dann ist die Welt eins".
Flagge bekennen in der deutschen Kulturwoche 27
Vom Lehrer zum Elternersatz
Am Studienkolleg werden ausländische Studenten auf ihr Studium vorbereitet / Von Kai Doering "Wir sind Vater, Mutter, Bruder, Opa - so ziemlich alles auf einmal", sagt Gudrun Schimpfky, wenn man sie über das Verhältnis zu ihren Studenten fragt. Gudrun Schimpfky ist die Leiterin des Studienkollegs in der Makarenkostraße und ihre Studenten kommen aus Marokko, dem Jemen oder Israel.
Gudrun Schipfky leittet das Studienkolleg Fotos: ring
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Am Studienkolleg werden ausländische Studienbewerber in verschiedenen Schwerpunktkursen sprachlich und fachlich auf ihr Studium in Deutschland vorbereitet. Es gibt drei verschiedene Arten von Kursen. "Der M-Kurs richtet sich an diejenigen, die Medizin, Biologie, Pharmazie oder Sport studieren möchten", erklärt Gudrun Schimpfky. Die T-Kursen bereiteten auf technische, mathematische, sowie alle anderen naturwissenschaftlichen Studienfächer außer Biologie vor. "Der G-Kurs schließlich ist zur Vorbereitung auf die sprachlichen, geisteswissenschaftlichen sowie künstlerischen Fächer gedacht." Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Semester und schließt mit einer "Prüfung zur Feststellung der Eignung ausländischer Studienbewerber für die Aufnahme eines
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Studiums an Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland" (oder kurz: Festellungsprüfung) ab. "Danach kann sich der Student an jeder Universität in Deutschland bewerben und wird behandelt wie ein deutscher Kommilitone auch." Dies sei auch der Grund, warum der Unterricht bereits am siebten Januar bzw. siebten Juli ende. "Schließlich müssen ja die Fristen für die NC-Fächer eingehalten werden." Der Ablauf im Studienkolleg erinnert an die Schule, "auch wenn ich den Ausdruck ‚Schule’ im Zusammenhang mit uns nicht gerne höre." Der Unterricht beginnt um acht Uhr und erstreckt sich in sechs bis acht Stunden über den Vormittag. Auch Hausaufgaben gibt es natürlich. Ist das Ende des Semesters erreicht, beginnen für Gudrun Schimpfky und ihre sieben Mitarbeiter (laut Gesetzt muss jeder die Qualifikation zum Gymnasiallehrer besitzen) stressige Tage. Nun heißt es, Klausuren zu korrigieren, damit sich die
Studenten schnell bewerben können. "Eine Prüfung gibt es nach jedem der zwei Semester. Nach dem ersten Semester bekommen die Studenten eine Bewertung, die sie bestehen müssen." Erst dann kämen sie ins zweite Semester, das sie dann mit der bereits erwähnten Feststellungsprüfung beenden. Vorraussetzung um überhaupt am Studienkolleg zugelassen zu werden, ist das Bestehen eines Aufnahmetests im Januar bzw. August eines Jahres. Nur die besten werden zugelassen. Das Greifswalder Studienkolleg ist eines von 25 ähnlichen Einrichtungen in Deutschland. "Wir sind ein eigenständiges Institut und direkt dem Rektor unterstellt", berichtet Gudrun Schimpfky. In Greifswald kämen die Studenten in erster Linie aus den arabischen Ländern. "Das war schon zu DDRZeiten so." Studienvorbereitende Kurse gäbe es hier bereits seit 1979 – und Gudrun Schimpfky ist von Anfang an dabei. "Damals haben wir mit 30 Studenten angefangen", er-
Das Gebäude des Studienkollegs in der Makarenkostraße: Früher war es ein Kindergarten moritz
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Der lange Weg zum Studium Von Wijdan Glaidos Wijdan Glaidos (20) aus Eritrea hat sich zwei Semester lang am Studienkolleg der Universität Greifswald auf ein Medizinstudium vorbereitet. Den nachfolgenden Text verfaßte sie im Rahmen des Deutschseminars. Er wurde vom Seminarleiter geringfügig überarbeitet.
Musste einen langen Weg zurükklegen, um nach Greifswald zu kommen: Wijdan Glaidos Foto: ring An einem sonnigen Tag saß ich bei meiner Mutter. Wir redeten viel und plötzlich kam mein Vater und fragte mich, ob ich in Deutschland studieren wolle. Meine Mutter konnte sich das kaum vorstellen, in einem fremden Land und sogar in Europa zu leben. Nein, das kam ihrer Meinung nach für mich nicht in Frage. Alle redeten und redeten, meine Onkel, Tanten und Cousinen. Wie kann ein kleines Mädchen allein nach Europa fliegen? Meine Meinung dazu interessierte die anderen wenig. Außer meinen Vater, der aus meiner Sicht der beste Vater ist. Er sagte mir, dass es meine Entscheidung sei, einen langen Weg mit vielen Schwierigkeiten zu wählen. Aber ich hatte eigentlich keinen Mut zu entscheiden, wußte nicht, ob ich es schaffen würde, das komplizierte Leben in Europa ertragen zu können. Am Ende, nach vielen Diskussionen , bin ich mit viel Angst
doch geflogen, obwohl die meisten zu Hause meine Wahl abgelehnt haben. Ich bin eine Herausforderung für meinen Vater. Jetzt, nach zwei Jahren in Deutschland, kann ich bestimmter sagen, warum ich hierher gekommen bin. Ich denke, damit ich meine Persönlichkeit und meinen Charakter bilde und lerne, mit verschiedenen Typen von Menschen umzugehen und mich an jede Situation anzupassen. Inzwischen bin jetzt stark genug, um für mich selbst verantwortlich zu sein. Auch die Arbeit in der Semesterpause hier ist eine neue schöne Erfahrung für mich, da ich niemals im Leben gedacht habe, dass ich mit 19 Jahren anfangen würde zu arbeiten. Ich war ein verwöhntes Mädchen. Wenn ich mich an mich selbst vor zwei Jahren erinnere, war ich sehr streng und leise, schwach, mit wenigen sozialen Kontakten. Ich bin total anders geworden. Ich habe also endlich das gefunden, was ich gesucht habe: mich selbst. Ich bin nun sicher: irgendwann werde ich mein großes Ziel, Medizin zu studieren, erreichen. Auch wenn es viele Jahre dauern sollte - auch wenn meine Mutter immer davon spricht, dass meine Freundinnen in meiner Heimat schon mit ihrem Studium fertig oder verheirat sind. Manche haben sogar schon Kinder bekommen. Auch wenn es der Fall sein sollte, dass ich ein oder zwei oder drei Semester nicht bestehen werde. Ich werde meinen Traum nie aufgeben, an dem ich zu Anfang zweifelte, ihn verwirklichen zu können.
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innert sie sich. Heute sind es 130. Da stießen die Kurse häufig an ihre Kapazitätsgrenze. "Eigentlich sollen höchstens zwanzig Studenten in einem Kurs sein; meist sind es jedoch 25." Auch das Haus, in dem sich das Studienkolleg befindet, hat schon bessere Zeiten erlebt. Als Kindergarten gebaut, beherbergt es seit 1997 das Kolleg. "Als wir herkamen, war nichts hergerichtet und wir mussten uns die Möbel selbst zusammensuchen." Ein paar Monate später habe die Uni dann jedoch gehandelt und das Erdgeschoss renovieren lassen. "Wir sind hier ganz zufrieden - zumindest im Vergleich zu früher." Nach der Wende befand sich das Studienkolleg nämlich in der Kapaunenstraße. Irgendwann hätten die Statiker dann herausgefunden, dass das Haus eigentlich nicht mehr nutzbar sei. "Aber wir hatten kein anderes Gebäude." Erst als sich das Haus gesenkt habe, habe man sich wohl oder übel etwas einfallen lassen müssen. "Als Risse in der Wand waren, mussten wir raus." Nach einem kurzen Zwischenspiel in der BWL, sei man dann in die Makarenkostraße gezogen. Heute sieht Gudrun Schimpfky die Probleme woanders. "Dieses Jahr hatten wir besonders mit der Wohnraumsituation unserer Studenten zu kämpfen." Viele hätten kurz vor Semesterbeginn noch keine Unterkunft gehabt. "Ich bin davon überzeugt, dass auch heute noch nicht jeder eine Bleibe hat." Doch es gibt auch positive Erlebnisse. So hätten sich auch viele Studenten in Eigenregie eine Wohnung besorgt und Wohngemeinschaften gebildet. Und wenn es hart auf hart kommt, sind Gudrun Schimpfky und ihre Mitstreiter auch gerne bereit, sich noch nach der Arbeitszeit für ihre Schützlinge zu engagieren. So hätte ein Kollege vor einiger Zeit einige Studenten beim Einzug geholfen und Möbel gefahren. "Das gehört auch zur Betreuungstätigkeit." Kein Wunder, dass die Lehrer so schnell zum Familienersatz werden.
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Bienvenido a Greifswald! Marta Lobato und Adrián Álava haben ihre Schönwetter-Heimat Spanien gegen den rauen Winter Deutschlands eingetauscht. Und doch: Die beiden Erasmus/ Sokrates Studenten leben und studieren gern hier. moritz: Wie seid ihr auf die Idee gekommen in Deutschland und vor allem in Greifswald zu studieren? Marta: Ehrlich gesagt, hatte ich keine große Auswahl, aber mir gefällt es hier sehr gut.
Adrián: Das ist jetzt schon mein drittes Semester hier in Greifswald. Ich interessiere mich sehr für die deutsche Sprache und die deutsche Kultur.
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moritz: So ein Auslandssemester kann ziemlich lang werden, was vermisst ihr am meisten? Marta: Natürlich meine Freunde und meine Familie. Mir fehlt aber auch das Sonnenlicht. Es wird hier immer so früh dunkel und die Nacht ist sehr lang. Adrián: Ich vermisse den Geruch des Meeres, es ist einfach eine andere Seeluft bei uns. Vor allem fehlt mir jedoch das Nachtleben. Ab neun Uhr abends kann man in Spanien in den Straßen kaum noch treten. Alle sind unterwegs, hier ist dagegen ziemlich ruhig. moritz: Gibt es noch mehr worin sich eurer Meinung nach die deutsche Kultur von der spanischen unterscheidet? Adrián: Die Deutschen sind distanzierter. Einfach strenger. Ich glaube, dass viele Europäer gern in Spanien Urlaub machen, weil sie
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dort mit soviel Wärme empfangen werden. Die Deutschen sind etwas kühler, aber dafür sind wir eigentlich nie pünktlich. moritz: Ihr sprecht beide kein Deutsch, ist das ein Problem im Alltag? Was macht ihr zum Beispiel, wenn ihr euch beim Bäcker ein paar Brötchen kaufen wollt? Marta: Ich gehe nur in den Supermarkt. (lacht) In der Freizeit ist das mit der Sprache kein Problem. Aber an der Uni ist das schon ein bisschen schwierig, da meine Psychologievorlesungen alle auf Deutsch abgehalten werden. Oft versteht man jedoch mehr als man denkt und Hilfe habe ich auch. Außerdem kann ich meine Hausarbeiten auf Englisch schreiben. Adrián: Ich verstehe zwar viel, spreche aber nur ein paar Sätze Deutsch. Für mich ist das aber kein Problem. Ich studiere Anglistik und mehr als Englisch muss ich da nicht sprechen. moritz: Es ist Adventszeit. Wie verbringt man in Spanien die besinnlichste Zeit des Jahres. Adrián: Den Heiligen Abend und die Weihnachtsfeiertage verbringen wir im Kreise der Familie. Geschenke gibt es da jedoch noch nicht. Erst in der Nacht vom 5. zum 6. Januar bringen die Heiligen Drei Könige Geschenke. Man stellt ihnen dann abends Milch und Kekse hin. Marta: Am Tag zuvor hat unser König Geburtstag. Abends schauen sich die Kinder die Königsparade im Fernsehen an und gehen ins Bett. Am nächsten Morgen stehen sie besonders früh auf, um nach ihren Geschenken zu sehen. Adrián: Aber da wir dann wieder in Deutschland sein müssen, werden wir diesen Tag wohl in der Uni verbringen. moritz: Und Sylvester? Marta: Wir sind eigentlich die ganze Nacht unterwegs. Außerdem ist es bei uns Brauch, wenn es Mitternacht schlägt, zwölf Weintrauben zu essen, diese bringen einem dann Glück für das kommende Jahr. enna
Strange
Name: Justyna Zagrodzka Alter 26: Herkunft: Polen Studienrichtung: Deutsch als Fremdsprache
Warum bist Du nach Deutschland gekommen? Ich habe in Polen angefangen Germanistik zu studieren. An meiner Uni war viel los. Wir haben eine Germanistenkonferenz, DaF-Studierendentagung und verschiedene Austauschprogramme organisiert und Studenten aus der Ukraine, Slowakei und Deutschland empfangen, Inzwischen war ich mit einem Studentenaustauschprogramm in Saarbrücken, Bayreuth und Ostrova. Jeweils nur für 1 Woche. Und ich hatte Verlangen nach mehr…. Warum gerade nach Greifswald? Ich habe so gut wie alle Internetseiten von deutschen Unis durchgewühlt, Angebote verglichen und dann wusste ich nicht weiter. An der Uni, die ich wählen wollte, sollte DaF angeboten werden und die Stadt sollte auch nicht zu groß sein. Dann bin ich auf Greifswald gestoßen. Das passte - und dann noch die Ostseeküste - herrlich. Was gefällt Dir an Greifswald und an unserer Uni? Als ich das ersten Mal hier war und aus dem Zug ausgestiegen bin, war mein erster Gedanke: "Bin ich jetzt falsch ausgestiegen?" Ganz schnell habe ich meine Meinung geändert. Es war an einem sehr warmen, sonnigen Septembertag und die Stadt sah so frühlingshaft und sonnig aus. Greifswald ist die perfekte Stadt zum Studieren, alles ist in der Nähe, es gibt viele Studierende und die Stadt lebt. Das merkt man vor allem in der vorlesungsfreien Zeit, wenn alle plötzlich weg sind. Gibt es Unterschiede zwischen Deiner polnischen Uni und der deutschen? Ja, und zwar sehr viele. Hier hat man mehr Freiheit. In Polen dagegen habe ich jedes Semester einen neuen Stundenplan in die Hand gedrückt bekommen und alles was drin stand, alle Seminare und Vorlesungen musste ich besuchen. Unabhängig davon, ob ich moritz
er in Greifswald
Wie feiert man in Polen das Weihnachtsfest? Weihnachtszeit in Polen? Ist ähnlich, wie in Deutschland, die Zeit, die man mit der Familie und den engsten Freunden verbringt. Am wichtigsten ist der Heilige Abend. Man setzt sich an den festlich gedeckten Tisch, wenn der erste Stern am Himmel aufleuch-
tet. Man teilt den Weihnachtsoblaten miteinander und wünscht sich Frohe Weihnachten. Am Tisch ist noch ein zusätzliches Gedeck bereit gelegt, für einen Gast, der vielleicht noch unerwartet vorbeikommt. Dieses Gedeck soll auch an die Verstorbenen erinnern. Unter der Tischdecke sollte sich ein kleines Heubündel befinden. Das polnische Abendmahl ist fleischlos. Meist werden 12 Gerichte serviert, weil 12 Apostel Christus gefolgt sind. Die Zahl der Gerichte wird heute nicht immer eingehalten. Der Abend endet meistens mit der feierlichen Mitternachtsmesse in der Kirche. Da ist die ganze Familie, selbst die Kleinkinder mit dabei. Das hat etwas jeki Mystisches an sich. dezember 2004
Wenn die EU eine Praline wäre, hätte Belgien die Schokolade geliefert
Wer ihnen in Brüssel auf der Straße begegnet hält sie für ein ganz normales belgisches Pärchen, das sich beim "Slow" tanzen* kennen gelernt hat, das ordentlich abgeschlossene Studium dazu nutzt bald beruflich durchzustarten und demnächst eine kleine Familie gründet. Wer ihnen in Greifswald begegnet, am Institut oder auf Partys, stellt bald fest: Sophie Martens und Michiel vanHee erfüllen dieses Schema nicht und sind irgendwie was Besonderes. Um sich dem geregelten Leben noch einige Zeit zu entziehen, Neues auszuprobieren und noch mindesten 3 weitere Sprachen zu lernen, haben sich die beiden entschlossen nach dem abgeschlossenen Dolmetscherstudium nach Deutschland an die Uni zu kommen. Falsche Zeugnisübersetzungen in Kombination mit hohen NCs haben den Traum von Berlin schnell zerplatzen lassen. Durch Zufall erfuhren sie von Greifswald, das durch sein gutes Angebot im Bereich der Nordistik und Slawistik und seine formale Unkompliziertheit bestach. "Außerdem hatte es einen Hauch von Exotismus und hat nach Urlaub gerochen” sagt Michiel, den der Osten Deutschlands schon seit längerem interessierte. Mit einem riesigen Anhänger machten sie sich also bald auf nach Greifswald um Polonistik, Nordistik und Russistik zu studieren. Unterschlupf gefunden haben sie stilecht studentisch in einer Platte in Schönwalde, und haben somit die Chance täglich nicht nur mit den Greifswalder Studenten, die sie als sehr offen, diskutierbereit und freundlich empfinden, in Kontakt zu treten, sondern auch andere Deutschen zu
treffen, die sich teilweise als schwierige, gefrustete Zeitgenossen entpuppen. Mit offenkundiger Ausländerfeindlichkeit wurden sich allerdings nicht konfrontiert.
Wenn Sophie und Michiel nicht gerade ihrer Leidenschaft nachgehen Sprachen zu lernen und Vokabeln aus kiloschweren Wörterbüchern lernen oder kleine Comics zu deutschen und niederländischen Sprichwörtern zeichnen, verbringen sie ihre Zeit z.B. beim Ausländerstammtisch im IKUWO, in der "Tschaika", sehen sich ausländische Filme, ‘bitte in Originalsprache’, an, oder beschäftigen sich mit ihrer anderen Leidenschaft, der Musik, sowohl passiv als auch aktiv. Greifswald gefällt ihnen sehr gut, aber empfehlen hierher zu kommen würden sie nur Leuten, die tolerant und absolut offen für Neues sind. Eine gute Priese Humor hilft außerdem alles merkwürdige etwas leichter zu nehmen und bricht das Eis. In diesem Sinne: "Man muss kein Elch sein um sich als Weihnachtsmann zu verkleiden, aber es juli liegt halt viel näher.”
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die interessant gefunden habe oder gar nicht. Das Beste kommt jetzt: am Ende jedes Semesters ist Prüfungszeit, man hat 24 Prüfungen (manchmal auch mehr) innerhalb von 2 Wochen zu bestehen. Jeder ist voll im Stress. Ich finde es aber leichter ein Studium in kleineren Schritten zu schaffen, als sich hier, zum Beispiel für die Zwischenprüfung vorzubereiten und alles, was man in 2 Jahren gelernt hat auf einmal zu wiederholen.
* langsamer Paartanz zu romantischer Musik, bei dem sich alle belgischen Pärchen kennenlernen 31
Tutor - Wer ich?
Vorgestellt: Das LEI Greifswald - Mit Langzeitwirkung / Von Uwe Rossner
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Für alle, die es noch nicht wissen, sei es jetzt einmal gesagt: Tutor werden ist nicht schwer. Wer jetzt an die Belange seines Institutes denkt, an die Erstsemesterwoche oder die ersten Hinweise für all, jene die ihr Studium in Greifswald beginnen, der ist schon auf dem richtigen Weg. Aber nur fast. Mit dem Wort "Tutor" sind vielmehr all jene gemeint, die sich fürsorglich um die ausländischen Studenten, die an unsere alma mater kommen, kümmern und sie durch die ersten Wochen, durch ein oder zwei vielleicht sogar Semester begleiten. Wenn der Kontakt dann auch schließlich länger hält, dann auch ein Leben lang. Als Tutor für ausländische Studenten kann man viel Erleben und lernt Neues hinzu. Aber dazu kommen wir noch. Fangen wir erst einmal an. Auf der Seite des Akademischen Auslandsamts findet sich eine Rubrik, die heißt LEI Greifswald. Hinter LEI verbirgt die LokaleErasmus-Initiative. Weiter heißt es da: "Erasmus von Rotterdam reiste gern in Europa und wünschte sich ein Zusammentreffen der europäischen StudentInnen, so dass sie miteinander und voneinander lernen und ihre Kulturen gegenseitig kennen lernen sollten." Gaststudenten, die nach Greifswald kommen, erhalten eine Bezugsperson, die ihnen hilft, Rat gibt und Probleme wälzt. Jemand, der möglichst passt. Seit dem Wintersemester 2000 gibt es LEI in Greifswald. Am Ende eines Semesters treffen sich die TutorInnen und besprechen die Planung für das kommende Semesterprogramm. Jeder erklärt sich für ein oder zwei Sachen bereit, die er dann organisiert. Adressen, Telefonnummern und Email werden ausgetauscht. Das Akademische Auslandsamt schlägt jedem die zu betreuenden Studierenden vor. Auf einer Liste kann man seine Wunschländer angeben, die dann möglichst berücksichtigt werden. Zwischen Planung und Anreise
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der Stammtisch oder das Sprachtandem. Jede Woche am Dienstagabend findet im Internationalen Kultur- und Wohnprojekt (IKUWO) der LEIStammtisch statt. Ausländische und deutsche Studierende treffen hier bei einem guten Gläschen und sich über ihre Kulturen austauschen. Seit diesem Wintersemester gibt es das Sprachtandem wieder. Wer immer schon einmal beispielsweise Polnisch, Spanisch oder Finnisch mit und von einem Muttersprachler lernen wollte, der sollte sich für weitere Infos an folgende Adresse wenden: EMAU_tandem@hotmail.com Das gilt natürlich auch für alle, die gern einmal Tutor werden wollen, um auf die Gastfreundlichkeit unseres Landes unter Beweis zu stellen. (Adresse siehe unten) Denn das LEI und der Studienort genießen im Ausland ein gutes Ansehen. Daher sollte es nicht verwundern, wenn in jedem Semester die Zahl der Gaststudenten steigt. Daraus lassen sich Kontakt knüpfen, aus den langfristig gepflegten Beziehungen entstehen. Für die Greifswalder Universität als Tor zum Ostseeraum und darüber hinaus, ist dies nicht ganz unwichtig. Außerdem ist es schön, zu Weihnachten eine Karte mit einem Gruß aus der Ferne zu erhalten. Wie gut, dass es die Initiative seitens des Akademischen Auslandsamtes gibt. Bei Fragen bitte eine E-Mail an lei@uni-greifswald.de oder direkt beim Akademischen Auslandsamt vorbeischauen.
steht dann der erste Kontakt. Meist per Mail. Man kommt ins Gespräch, tauscht sich über Anreisetag und Art der Anreise aus. Gut ist dabei, einige Ratschläge zu. Beispielsweise bräuchte dann in Greifswald erst ein unter Umständen teures Vorhängeschloss gekauft werden. Das kann ja von zu Hause mitgebracht werden. Dann geht es ziemlich rasch. Der Zug rollt in den Bahnhof ein, ein Treffen auf dem vereinbarten Parkplatz vor dem Wohnheim oder ein kurzer Anruf aus der Domstraße 8 – die erste Begegnung führt vorerst einmal in das Akademische Auslandsamt. Die Zimmerschlüssel für die Unterkünfte wechseln den Besitzer, gelegentlich ist eine Passkopie noch notwendig. Wenn dann noch Fragen verbleiben, helfen die Beraterinnen vom Akademischen Auslandsamt gern und freundlich. Nach der Anreise fallen zuerst die behördlichen Gänge an. Ein Bankkonto wird eröffnet, die Einschreibung erfolgt, der Mietvertrag wird abgeschlossen, ein Besuch beim Einwohnermeldeamt und der Ausländerbehörde. Im bürokratischen Papierkrieg tut es gut, wenn dann jemand, einmal kurz über die Schulter schaut, ein Wort oder eine Frage der Sachbearbeiter rasch erklärt. Die/ der eine oder andere unter den Schützlingen besucht noch einen auffrischenden Deutschkurs in der Makarenkostraße. Sind die offiziellen Dinge geregelt, dann lockern Fahrten beispielsweise nach Berlin, Partys oder Weihnachtsfeiern den gaststudentischen Alltag auf. Spaß gehört schließlich zum Studium. Dazu kommen Angebote It’s Partytime: Das IKUWO wird regelmäßig zur wie beispielsweise Partyzone für ausländische Studenten Foto: privat
moritz
dezember 2004
Kommunikationskulturen Ein Buch geht der Frage nach, warum Ost und West aneinander vorbeireden / Von Kilian Jäger
umgekehrt. Denn während in der östlichen Kommunikationskultur das Schweigen als "Nein" interpretiert wird, versteht die westliche Kommunikationskultur stillschweigende Zustimmung. Diese Ja-Nein-Falle beendet dann schließlich auch das letzte Gespräch und Olaf Georg Klein kommt zu Hilfe. Zu dieser Ansicht kommt auch die Frankfurter Rundschau, wo Birgit Loff den Autor hoch lobte. Doch nicht immer werden die Ansichten von Klein vertreten und so meint die Süddeutsche Zeitung, dass Klein den Osten zu sehr liebe und den Westen zu wenig kenne um
Problembehebungen zwischen Ost und West bei, jedoch schließt man aus rein kommunikativer Sicht leicht Aspekte aus, die zur Lösung beitragen würden. Zum Schluss ist der politische Wandel nicht zu unterschätzen. Denn wie kann eine Generation, die seit der Weimarer Republik nicht auf demokratischen Boden gelebt hat in gerade einmal 15 Jahren Demokratie lernen? Und auf der anderen Seite, kann eine Generation, die 40 Jahre länger das Gut der Demokratie besaß, kann nicht meinen, von heute auf morgen ein sozialistisch geprägtes
ihn scharfsinnig analysieren zu können. Olaf Georg Klein scheint jedenfalls hinter seinem Konzept zu stehen, das er nach jahrelanger Erfahrung im Praxisbereich mit Wirtschaftsunternehmen gesammelt hat. Bleibt nur noch die Frage offen, ob es denn sinnvoll erscheint, das Problem zwischen Ost- und Westkulturen allein von einer einzigen Seite aufzurollen und sein Gesichtsfeld auf den Aspekt der Kommunikation zu beschränken oder ob man vielleicht auch die politischen, soziologischen und kulturellen Faktoren miteinbeziehen sollte. Klein trägt sicherlich zu den
Land zu vereinnahmen und die Ansicht vertreten, dass der Ossi zum Wessi werden muss, weil er dann ein besserer Mensch ist. Nach 15 Jahren der Einheit gibt es eines ganz gewiss: Zwei Kulturen, die lernen müssen einander zu tolerieren und kennenzulernen. Denn wer sich nicht kennt, kann auch nicht über den anderen urteilen und nur so kann es in Richtung einer wirklichen Einheit gehen. Wenn man dazu Kommunikationstheorien in praktischen Nutzen umsetzt um dem anderen aufgeschlossen entgegenzutreten, dann kann auch Kommunikation zwischen Ost und West funktionieren.
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Nach 15 Jahren Einheit spaltet sich unser Land immer noch in zwei Teile. Ost und West. Dass dies nicht an Einkommensverhältnissen oder politischen Ansichten liegt, behauptet Olaf Georg Klein, der Autor des Buches "Ihr könnt uns einfach nicht verstehen – Warum Ost- und Westdeutsche aneinander vorbeireden". Klein, der auch "personal coach" in Berlin ist, bewegt sich auf dem Gebiet von zwischenmenschlicher Kommunikation, wozu schon Paul Watzlawick entscheidende Axiome aufgestellt hat. Die wichtigsten zwei Grundannahmen: "Man kann nicht nicht kommunizieren" und "Jeder Dialog besitzt einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt" werden von Klein voll und ganz aufgegriffen. Auf diese Aussagen gestützt, begründet er, warum "Ossis" und "Wessis" aneinander vorbeireden. Hier sind auf nonverbaler Ebene die Länge des Blickkontaktes, der Abstand zweier Personen im Gespräch, spontane Berührungen und Pausen während des Sprechens entscheidend. In diesen Punkten soll es kulturelle Differenzen geben, so dass in der östlichen Kommunikationskultur ein Blickkontakt von vier Sekunden als normal gilt während in der westlichen Kommunikationskultur alles über einer Sekunde als unangenehm empfunden wird. Anhand dieser Beispiele sieht Klein die Begründung, warum Ost und West sich einfach nicht verstehen können. Denn selbst wenn auf nonverbaler Ebene eine Übereinstimmung erreicht wird, folgt die nächste Hürde der Kommunikation, das Gespräch. Schon in den ersten Worten liegt die Schwierigkeit auf Symphatie zu stoßen, denn in der Gesprächseröffnung gehen westliche und östliche Kulturen verschiedene Wege. Im Osten hebt man sich nicht zu sehr hervor, im Westen hingegen beginnt man ein Gespräch positiv und auf sich selbst bezogen. Kommt es dann auch noch zu einer Diskussion, stehen sich wieder einmal kommunikativ zwei verschiedene Menschen gegenüber. Der eine geht auf Konsens und Übereinstimmung, der andere lebt seine Streitkultur aus und versucht, Probleme offen anzusprechen um sie lösen zu können. Spätestens wenn alle nur noch schweigen, versteht der Wessi den Ossi nicht mehr und
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Schreiben ist Gold Reden ist Silber...
... und von nun an erhalten auch Literaten im moritz ein Podium! Diese Rubrik soll also eine Plattform sein für Studierende, die gerne schreiben und ihre literarischen Werke einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren wollen. Sie soll keinen Wettbewerbscharakter haben. Bei Interesse von eurer Seite ist es aber durchaus vorstellbar, im moritz an anderer Stelle einen Wettbewerb ins Leben zu rufen. Überhaupt würden wir uns über Anregungen freuen. Nun zu euren Texten: Für welche Gattung ihr euch entscheidet, ob nun Gedicht, Kurzgeschichte, Parabel oder was auch immer, ist ganz allein euch überlassen. Da für diese Rubrik leider nur begrenzter Platz zur Verfügung steht, müssen wir aber Grenzen setzen: euer literarisches Werk sollte die Länge einer dreiviertel
Du & Ich Teil I – Ein Film
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Berti war ein böser Geist. Er hatte sich darauf spezialisiert geheime Tötungsgelüste der Menschen in die Tat umzusetzen. So klingelte er in der Gestalt des Hannes an der Tür der bezaubernden Sophia. Sie öffnete die Tür und sah das Schwert in seiner Hand. "Liebster, was soll das bedeuten?" Ein Hieb und sie wäre nicht mehr eins. Es sei doch alles nicht so gemeint gewesen, man könne reden. Ein Hieb und sie war nicht mehr eins. In des gleichen Abends Mondesschein ging er sodann in den schönen Arista-Club. "Hey Sandra, lange nicht gesehen." Diese Worte kamen aus Annas Munde. Wenig später drang durch diesen eine Kugel, ein lauter Knall.
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DINA4-Seite (Word, Times New Roman, Schriftgröße 12, einfacher Zeilenabstand) nicht überschreiten. Gerne könnt ihr eine passende Zeichnung o.ä. beifügen! Ihr könnt Euer Werk entweder per e-mail an moritz@uni-greifswald.de (Betreff: schreib-moritz) oder per Post an die moritz-Redaktion schicken. Wir freuen uns auf Eure Einsendungen! Zum Start dieser Rubrik folgen einige sehr unterschiedliche Texte, lest selbst...
Mit dem Hund der Michelle an seiner Seite machte er sich auf zum nächsten Ziel. "Es ist Zeit, dass Du gehst", waren ihre Worte. Leine los und Hasso sprang. Der Krüger Julian schien schon tot, da röchelte er noch "Warum?". Tränen der Rührung rannen über Michelles Gesicht, denn solch ein schönes Erlebnis war Berti lange nicht vergönnt. Berti ging in sich, für heute sei genug erreicht. Der gute Geist hieß Claudia, stets besorgt um der Menschen Wohl. Man traf sich - wie jede Nacht - im Waltrauds Eck’. "Was Du so treibst, das ist nicht Recht!" "Das mag wohl sein, doch was schert’s mich?" "Dich schert’s, weil es wirkt zurück auf Dich!" "Wenn die Menschen anders denken würden, hätte ich nichts meh zu tun. Wie ein großer Mann schon vor vielen Jahren schrieb: ‚Sich nicht nur bösen Tuns enthalten, sondern auch schon schlimmer Gedanken’."
Kati Sass Peer-Arne Arweiler Manuel Nüsser
Mit vier, fünf Bier stieß man drauf an, dass man sich wohl nie einig wird. Georgs Golf verschaffte ihm einen guten Start in einen neuen Tag. Die Erinnerung an das Entsetzen in den Augen des Herrn Peters würde ihn noch oft erfreuen. Es folgte, sorgsam geplant, schon der Höhepunkt des Tages. +++ stopp Mann läuft Amok auf Hauptgeschäftsstraße. Viele Tote, unzählige Verletzte. Täter richtet sich selbst. Ein Akt beispielloser Brutalität stopp +++ Diese Meldung zauberte ein Lächeln auf Bertis Gesicht. Er freute sich schon auf die Titelseiten. Frau Schneider war nach langer Arbeit auf dem Weg nach Hause. Entsprechend missmutig reagi Peer-Arne Arweiler
moritz
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Du & Ich Teil II – Ein Film Eines Tages ging ich die Straße entlang. Eine Maus kam mir entgegen und sagte: "Hallo, mein Freund!" Ich dachte mir "das kann nicht sein" und trampelte die Mause nieder. Da stand ich nun in ihrem Blute und sprach es aus: "So soll es sein!" Pfeifend ging ich meines Weges fort.
Ich gehe hinauf zum Schloss, um einen Blick in das Verließ zu wagen. Im Graben wohnt das Krokodil, es hat auf mich gelauert. Mit dunkelgrünen Augen hat es mich erfasst und sagt: Siehst du, von wie viel Düsternis ich umgeben bin, der ich so viel mächtiger bin als du, den ich längst bezwungen habe. Es wird Zeit, dass wir unsere Behausungen wechseln. Auch wird es wohl in deiner Absicht liegen, endlich von der letzten Täuschung befreit zu sein, die sich so hartnäckig und ausdauernd in dir festgehalten hat, und die ich nun mit einem einzigen festen Griff aus dir herausziehe: Denn nun erfahre, dass auch der ehrlichste Blick in den Abgrund dir nicht dazu hilft ihn zu überwinden, wo es nichts gibt als bodenlose Tiefe, lassen sich keine Stege bauen. Das Eingeständnis der Angst, auf das du so große Stücke gesetzt hast, ver-
mindert sie nicht und es ist sehr fraglich, ob es dich schöner macht. Im Übrigen, glaube dies ruhig, wenn dir allein dein Glaube etwas sein kann, das ist nicht meine Sache. In welcher Gestalt du dich auch erkennst, es ist mein Anblick, vor dem sie erlischt und der dein Ende bedeutet. Darum stürze nun, stürze hinab dorthin, wovon ich mich jetzt erhebe, und liege da auf deinem Grund, und sei es ein riesenhafter Körper, der sich da in unheimlicher Schwere ausstreckt im faulenden Schlamm... - und versuche, bevor dich die Kälte meines Lagers ganz bedeckt, mit aufgerissenen Augen den sterbenden Lichtern zu folgen, die jenseits der Mauer niedergehen, wenn sich das Gitter schließt. Jan Knechtel
Der schwarze H2
dezember 2004
Xin chào! Eddi lernt vietnamesisch. Eddi lehnt zitternd, mit einem Finger auf dem Lichtschalter, mit seinem Kopf an der Wand im Gang zur Toilette. Die Lampen an, aus, an, aus. Der Himmel zum ersten Mal blau seit ein paar Wochen. Gestern, sagt Eddi, gestern im C9, der S. hat wieder auf’s Maul bekommen. Früh noch zur Polizei. Lustig. Und die Hundesteuer wird erhöht. Wann ist Latein? 16 Uhr? Und dann? Den neuen Wenders gesehen? Eddi kennt sich aus mit Filmen. Wer spielt eigentlich früh um halb 7 Toby Keith? Die L. und der M. sind aus Bulgarien zurück. Hochzeitsreise. War schön. Flug etwas holprig. Irgendwas ist ja immer. Dieser Cervantes und der alte Shakespeare sind auch am gleichen Tag gestorben. Wenn das nichts ist.
Ist das was? Pizza? Lass uns erst noch schnell zur Bank. Nein, warte, P. hat angerufen, sitzt irgendwo besoffen in den Platten von Stralsund. Im Connex nach Berlin. Sie sieht müde aus. Ich bin müde, sagt sie. Ich auch, sag ich. Mit B. und D. und D. nach Polen. Champions League und Lübzer in Werni's Kneipe. Mit J. ("Das Internet wird sich nie durchsetzen.") und A. ("Bald ist Weihnachten.") und E. ("Ja, Weihnachten.") vor dem Hauptgebäude noch schnell eine rauchen. Der schwarze H2 schiebt sich gröhlend und in Zeitlupe an uns vorbei. Zigaretten werden geschnippt, landen kreisend in Pfützen, erlöschen. Es wird Zeit, sagt Eddi. Es ist Zeit.
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Peer-Arne Arweiler
Manuel Nüsser 35
Zur Lage der Nation Dem Deutschen Volke eine Jahresabschlussbilanz Von Eric Wallis Wir Deutschen sind schon ein tolles Völkchen. Ein Volk, das seine besten Zeiten gehabt zu haben scheint. Wir hatten Dichter, Denker, Demagogen, den Dreißigjährigen, Den Ersten und Den Zweiten (Welt)Krieg. Wir hatten alles, was es gibt, sogar Demokratie und Durchbruch. Ja Leute, ich will ehrlich sein, der Drops ist wohl oder übel gelutscht. Den Blick ostwärts gerichtet stelle ich fest, "Jetzt sind andere am Zuge". Vorbei die Zeit der üppigen Industrienation mit einer handvoll Arbeitslosen. Jeder Aufschwung, und sei er noch so schön, ist irgendwann vorbei. Und für uns scheint dieser Zeitpunkt gekommen zu sein. Lange angekündigt, aber nun erst so richtig in Rollen gebracht, beginnt heute die Zeit der deutschen Zurückentwicklung. Oder anders: Jetzt fängt es an Spaß zu machen.
So doof wie Hundert Meter Feldweg ff e eu u ii ll ll e e tt o on n
Da haben wir den ersten Indikator: Die gesamtdeutsche Verblödung. Pisa hin Pisa her, blöd zu sein ist gar nicht schwer. Das Beste daran ist ja noch, dass es den Leuten egal ist, was sie nicht wissen. Doch mal ehrlich, Hand auf Herz: Wie und Wo lernen wir denn heute überhaupt noch etwas? Ist es nicht so, dass ein Großteil der Bürger ihr Wissen bei Galileo und Barbara "Ich will keine Schokolade" Salesch empfängt. Wo ist der Fünfzehnjährige, der den Namen des deutschen Umweltministers weiß? Wo bist du, Oh Herr? Mal ganz abgesehen davon, dass das niemanden wirklich interessiert, sind wir damit schon bei BergabIndikator Nummer Zwo. Politik. Denn wenn einer Schuld am
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Niedergang dieses unseres Landes zu tragen hat, dann ja wohl dieser unfähige Haufen alter S[zensiert]e im Bundestag. Ach wie fühlt man sich da an Heines Wintermärchen
erinnert und möchte am liebsten ein paar Strophen hinzudichten oder zumindest auswendig lernen. Prost Pisa übrigens. Unsere Regierung, dieses Sammelsurium menschlich bedauernswerter Geschöpfe, die sich in dubiosen Machenschaften ergehen jenseits von veruntreuten Parteigeldern. Ach wie haben wir sie lieb. Doch Leute, in einem Punkte, da bin auch ich glücklich über unsere Regierung, da kann sich einfach fast jeder freuen. Das ist der Punkt, da sage auch ich "Ja" zu deutschen Größen wie Fischer, Schröder, Trittin und natürlich auch zu Hans "Ich bin kein Teil des Gliedes" Eichel. Das liegt allein daran, dass nur wegen denen dieses Land nicht von den anderen, der Opposition, gelenkt wird. Wenn es dann doch irgendwann mal die erste schwarze
Kanzlerin gibt, na dann Prosit Merkel, äh, Mahlzeit. Wenigstens würde sich der Bush freuen, denn dann ist Deutschland endlich wieder mit dabei, wenn es heißt, "Endlich Krieg". Und was das Beste daran ist: Am Ende sind wir Schuld. Und in den Geschichtsbüchern, sofern es noch welche geben wird, wohl aber in der BILD-Zeitung, wird stehen: "Deutschland! Schuld am dritten Weltkrieg". Aber vielleicht geht’s dann ja mal wieder bergauf. Kennt doch jeder Geschichtsstudent den Leitsatz: Krise, Krieg Aufschwung. Abgesehen von stupidem Machtgerangel, Bürgerschwindel, Stasiaktenherauskramen von unbequemen Nachfragern, Magenkuhleboxen, ________________, (Platz für eigene Kreationen) haben unsere Politiker also alles andere zu tun, als dieses Land zu regieren. Nichtsdestotrotz aber sind sie doch nur unser, der Bürger, verlängerter Arm. Unsere Repräsentanten. Und wenn man bedenkt, dass man von den Leuten regiert wird, die man verdient, dann wird man erkennen, dass sie eigentlich alles richtig machen beim Repräsentieren. Wir Deutschen selber sind also Indikator Nummer drei. Ein verstrittenes, verbohrtes, jammerndes Häufchen Elend im Herzen Europas. Man mag kaum glauben, dass wir zu einer friedlichen Einigung im Jahre 90 fähig waren. Dass das wir selber, wir das Volk, waren. Unglaublich! Schaut uns doch an. Es kümmert doch keine Sau, wenn selbst dieser unser Feiertag, der Tag des deutschen "Wir sind ein Volk" Volkes abgeschafft werden soll. Feige, und ranzig wie alte Butter, die mit ihrem gelben, zerlaufenen Fett unsere Küche verpestet warten wir auf das Jungle-Camp und die obligatorischen Scheißhausfliegen in Gestalt vergilbter Prominenter. Puh, wie es stinkt! moritz
Wer auf die Straße geht wird ausgelacht. Wer nicht auf die Straße geht, guckt Salesch und Jungle-Camp. Nur meckern tun wir alle. (Außer Herr Esser.) Man hat mittlerweile gelernt immer die anderen für das eigene Elend zu hassen. Das befreit und ist einfach zu machen. So sind irgendwie alle Schuld, nur ist sich dessen keiner bewusst. Haha. Wir graben uns das eigene Grab, verschrumpeln langsam zu einem widerwärtigen Volksgeschwür. Wenn so zusammenwächst, was zusammengehört, na dann Prosit Neujahr Herr Brandt. Das hätten sie nicht gewollt. Doch wer macht uns so träge, so ängstlich, so dumm? Sind es Existenzängste, die gescheut durch Arbeitsplatzerpressung hervorgerufen werden? Eine gute Frage, die uns den vierten Indikator auf dem Weg zum Postentwicklungsland näher bringt. Die gute alte deutsche Industrie. Unsere Zwei Kriege gingen auch auf deren Rechnung, vor allem aber ging die Rechnung für diese auf. Da sind unsere Konzerne, die die Manager mit Geldern bezahlen, die 100 andere zusammen nicht in zwanzig Jahren erwirtschaften. Da sind die Forderungen nach der 50- und 60- bald auch noch 100Stunden Woche. Man droht ganz einfach mit Kündigung und Standortwechsel. Oder man kürzt Zusatzleistungen mit den Worten: "Seid froh, dass ihr noch arbeiten dürft." Da muckt doch keiner mehr auf, hierzulande. Ob die Gewerkschaften ein weiterer BergabIndikator sind, steht auch noch zur Debatte, beweisen doch sie, dass Organisationen ab einer bestimmten Größe irgendwann nur noch zum Selbstzweck wirtschaften. O ja, wie ineffizient wir arbeiten, wir Deutschen. Wenn es eines gibt, was hier noch günstig ist, dann sind es wohl die Managergehälter. Denn die kriegen sogar bei Rauswurf die Millionen nur so nachgeworfen.
Mähh!
"Wir sind ein Dummes Volk. Mähhh." Das habe ich 1992 an einem der Wohnblöcke meiner Heimatstadt gelesen. Von Jahr zu Jahr habe ich mehr das Bedürfnis dem Sprayer für diese Aussage die dezember 2004
Hand schütteln zu müssen. Ich ging jeden Morgen daran vorbei, zur Schule. Ich musste lachen. Heute kann ich nicht mehr lachen. Heute mache ich nur noch Mähhh. Ja und sehen sie, wie einfach es geht! Probieren sie es aus: Mähhh. Mähhh. Mähhhh. Arztpauschale 10 Euro! Mähhh! Geht halt keiner mehr zum Arzt der, keine Kohle hat, steigen halt die verschleppten Grippen, kostet halt 3 Milliarden. Mähh! Senken wir eure Löhne! Und wenn ihr streikt – Mähh. Bauen wir halt ein Werk in der Ukraine! Mähh. Benzin muss teurer werden! Mähh. Das Geld stecken wir uns in den Hintern! Mähh! Zahlt Krankenversicherung! Mähh! Und zahlt eure Medikamente selber! Mähh. Zahlt, Zahlt und macht Mähh, und geht doch zu Hause.
Besten? Sind wir nicht ein Volk? Haben wir nicht die netteste Industrie der Welt?
Ja so könnte ein jeder von uns diesen Schafschor um ein bis tausend Beispiele ergänzen. Mähh! Es ist schon traurig, nicht wahr? Wenn man es sich so vor Augen hält. Fehlt eigentlich nur noch, dass Gott unserem Kanzler erscheint, um ihn von der Richtigkeit seiner Kanzlerschaft zu überzeugen. Es ist, als würden wir bergab rollen, leider noch nicht schnell genug, darum müssen wir treten und treten. Alle Hand in Hand, bringen wir dies Land so richtig die Abfahrt runter, wieso auch nicht: Runter geht ja besser als hoch. Ich bin nur mal gespannt, was unten auf uns wartet. Vielleicht ja wieder mal eine Mauer. Oder ist das alles gar nicht wahr? Bauschen wir diese ganzen Dinge nur auf, um was zum Meckern zu haben oder zum Mähen? Möähh! Geht es uns noch viel zu gut, uns Deutschen? Sind wir nicht noch viel zu klug für Pisa? Sind nicht unsere Politiker die
Minus Weihnachtsgeld, Minus Urlaubsgeld... reichen doch wohl aus, um zu erkennen, dass man nicht bestrebt ist den Osten auf Westniveau zu bringen, sondern den Westen auf Ostniveau. So hat der Osten seine Gleichberechtigung und dem Westen war es ja eh egal. Mähh! Ja genau EGAL. Ist es womöglich jenes EGAL, dass uns geißelt? Das Kifferwort EGAL! Egal ist 88 erklärt dann ja wohl auch die Landtagswahlen in Sachsen Anhalt. Macht das EGAL, die Deutschen so schwach. Lässt sie zwar meckern, aber egal (Mähh!). Vielleicht sollte es uns nicht egal sein, wenn Feiertage abgeschafft werden sollen, Menschen für ihren Rauswurf 30 Millionen. kassieren, Lohn gekürzt und Abgaben erhöht werden. Vielleicht sollte uns Deutschen im Neuen Jahr 2005 einfach nicht mehr soviel egal sein. Aber egal.
Und nun? Was jetzt?
Nein, ich schreibe hier keine Zusammenfassung, keine belehrenden Worte, die mit Basta enden, ich will nur noch eine Frage stellen, obwohl ich schon viel zu viel gefragt habe. Glaubt ihr im Osten etwa immer noch, dass ihr irgendwann auf Hundert Prozent kommt? Da zumindest eure 100 Prozent den Wessis so was von egal sind, und da es euch Ossis nur um Gleichberechtigung geht, wird zumindest dieses Problem schon seit Monaten gelöst. Stichworte wie Opel, Mercedes,
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Des Nazis schicke Sportklamotte
Thor Steinar als Schafspelz junger Rechtsradikaler Von Stephan Kosa
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Wer in Greifswald und auch sonstwo mit einem Quentchen Aufmerksamkeit unterwegs ist, dem fällt gelegentlich jemand in trendgemäßer Sportswear namens Thor Steinar (TS) auf. Wer es genau wissen will fragt sich dann, was das denn sei und warum diese Kleidung Embleme mit Maschinengewehren und Schriftzüge wie "Hausbesuche" zieren. Doch fällt das oft gar nicht groß ins Auge. Gerade diese Unauffälligkeit ist jedoch der Sinn der Sache, was auch die Gefährlichkeit von TS ausmacht. Es handelt sich bei TS um einen nicht mehr ganz neuen Trend. Nazis verzichten auf das klassische, martialische Outfit von Bomberjacke und Springerstiefeln. Heutzutage kleidet Braun sich trendy. Antifas wurden so anfänglich nicht unbedingt aufmerksam, untereinander erkennt man sich aber als Gesinnungsgenossen. Verkauft wird TS seit eineinhalb Jahren von der Firma MediaTex GmbH aus Zeesen südöstlich von Berlin, registriert auf einen Axel Kopelke. Der Vertrieb organisiert sich über die schicke Internetseite oder auch über Modeboutiquen, die sich nicht am Gesinnungsgehalt der Klamotten stören. Dieser ist nämlich hochbrisant. Das Logo setzt sich aus zwei germanischen Runen, der Tyr-Rune (Todesrune) sowie der Gibor-Rune (Wolfsangel) zu einer sogenannten Binderune zusammen. Die Tyr-Rune war während der NS-Zeit im Zeichen der SAReichsführerschulen und der 32. SS-Division "30. Januar" enthalten. Die Gibor-Rune wurde von der SS-
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Panzerdivision "Das Reich" sowie von Nazi-Werwolfeinheiten und Sabotagegruppen am Ende des Zweiten Weltkriegs verwendet. Doch ist das Logo von TS auch in der Nachkriegsgeschichte nichts Neues – es ist fast deckungsgleich mit dem Symbol des rechtsextremen "Thule Seminar", über das auch der Verfassungsschutz urteilte: "Das Thule Seminar ist [...] auf der Seite derjenigen Rechtsextremisten positioniert, die ihre Ablehung der Institutionen und Wertvorstellungen der demokratischen Verfassungsstaaten aggressiv und offen zum Ausdruck bringen". Der Markenname an sich, vor allem in Verbindung mit dem Namen einer Kollektionsreihe "Division", wird als gezielte Hommage an den von Neonazis verehrten SSGeneral Felix Steiner verstanden. Doch imagepolierende Kampagnen antirassistischen Inhalts wie von der britischen Marke "Lonsdale" sind von der MediaTex GmbH nicht zu erwarten. Zwar sagt Geschäftsführer Uwe Meusel (29) "Wir haben mit keiner Organisation auch nur ansatzweise etwas zu tun". Doch Jonas Grutzpalk vom Brandenburger Verfassungsschutz weiß: "Der Firma gehören Rechtsextremisten an." Auf das Logo angesprochen antwortet Meusel: "Unser Logo? Das ist ein T und ein S, in Runenschrift." Und: "Warum fragen Sie uns nicht, wie viele Arbeitsplätze wir hier in Brandenburg geschaffen haben?" Fragt man ihn dann danach, antwortet er: "Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen." Er ist der Meinung: "Ich muss mich hier nicht distanzieren." Auch der Anwalt der
MediaTex GmbH verweist darauf, dass es nicht das Problem der Firma sei, wenn "Leute, die mit der Verfassung Probleme haben, die Sachen tragen". Klaus Parker, Jurist und Rechtsextremismusexperte, ist da anderer Meinung: "Im Gegensatz zu Lonsdale, die nichts dafür können, gehört Thor Steinar zu den Marken, die eindeutig für die rechtsextreme Szene produziert werden." Der Meinung schloss sich nun kürzlich auch die Staatsanwaltschaft Neuruppin an, die vor dem Amtsgericht Königs-Wusterhausen die Beschlagnahmung der Kleidung verfügte sowie jedem, der die Marke trägt, mit einem Strafverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen droht. (AZ 2.2 GS 594/04) Dr. Gerd Schnittcher, Leitender Oberstaatsanwalt in Neuruppin, erhofft sich eine von diesem Urteil ausgehende Signalwirkung. Sie müsste eine Entscheidung vor einem Oberlandesgericht verursachen. Das Urteil eines Amtsrichters kann in der nächsten Instanz des deutschen Gerichtsweges leicht wieder aufgehoben werden. Außerdem ist das Urteil über dir Beschlagnahme von TS höchst umstritten. Nachdem nun jedoch selbst die London Times auf das Urteil aufmerksam wurde, hat die MediaTex GmbH zwei Tage nach dem Urteil "alle Händler aufgefordert, die Logos zu entfernen oder die Ware zurückzugeben", so der Anwalt der Firma. Und weiter: "Aber ein neues Logo ist bereits in der Mache." Es bleibt also abzuwarten, was aus TS wird. Rechtsextreme sind kaum noch davon abzubringen, sich modebewusst und damit unauffällig doch füreinander erkennbar zu gewanden. Aufmerksamkeit empfielt sich unbedingt. Für aktuelle Informationen zum Thema darf unter folgender Internetadresse nachgeschaut werden: http://www.stop-thorsteinar.de.vu
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Greifswalder Akzente gegen Rechts
„No Exit“ in unserer Stadt / Von Katja Staack
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ist eines seiner Produkte. In ihm werden umstrittene Personalien wie General Erich von Ludendorff als "Große Deutsche Männer" (Ausgabe 08/04) vorgestellt, politische Themen wie die Agenda 2010, das Zuwanderungsgesetz oder die EUOsterweiterung populistisch bearbeitet und schwülstige nationalistische Lyrik zum Besten gegeben.
suchte LOBBI, als Beratungsstelle für Betroffene im vergangenen Jahr selbst 60mal Anschlagsziel, mit Rebecca Forners Ausstellung "Opfer rechter Gewalt in Deutschland" in der Mensa auf diese Tatsache aufmerksam zu machen. Zahlreiche Bilder zeigten Menschen, die ihr Abweichen von den Vorstellungen der Neonazis mit dem Leben bezahlt
Mehr Polizei als Aktivisten – der „Heimatbund Pommern“ auf dem Markt.
Foto: tja
Hintergründe und sachliche Information lässt das Blatt hingegen vermissen. Auch sonst machen die Neonazis keinen Hehl aus ihren Ansichten: Positive Bezüge zur NS-Zeit, die Zelebration von Persönlichkeiten wie Hitlersekretär und -stellvertreter Rudolf Heß als Helden sowie die Darstellung des "deutschen Volkes" als Opfer sind, neben der bekannten antisemitischen und rassistischen Hetze, nur zwei Beispiele ihrer Propaganda. Doch beim Verbalen lässt es die rechte Szene nicht bewenden, sie schreckt vor Gewalt nicht zurück. Meist sind Ausländer, Obdachlose, Sinti und Roma sowie Menschen mit anderen politischen Überzeugungen die Opfer ihrer Übergriffe. In der ersten Novemberwoche ver-
haben. Neben jedem Foto prangte zynisch eine idyllische Ansichtskarte, zudem gab es ein paar Informationen zu den Toten. Dass viele Studierende dennoch an der Ausstellung vorbeigingen, lag sicherlich nicht an ihrem Desinteresse sondern daran, dass Thema und Intention auf den ersten Blick nicht klar erkennbar waren. Auch GrIStuF e.V. nahm sich des Sujets Rechtsextremismus an und lud, unterstützt von der FriedrichEbert-Stiftung, gemeinsam mit dem Filmclub Casablanca zum Filmabend, in dessen Rahmen Franziska Tenners "No Exit" gezeigt wurde. Die Regisseurin und ihr Team begleiten darin eine "freie Kameradschaft" aus Frankfurt/Oder über ein Jahr und zeichnen das Leben der jungen
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Wenn es im öffentlichen Diskurs mal wieder um das Thema Rechtsextremismus geht, scheinen die Fallbeispiele immer furchtbar weit weg, unbedeutend, irgendwie banal und teilweise sogar lächerlich. Aber leider trügt der Schein. Rechtsextreme Gruppierungen sind oft gut organisiert und auf dem Vormarsch. "Salonfähig" geworden, treten sie als Kameradschaften und Bürgerinitiativen auf oder übernehmen bei Volksfesten die Ordnerfunktion. In den ländlichen Gegenden Vorpommerns gehören sie dabei vielfach schon zur Gemeinschaft und zum Straßenbild. Bei ihren Auftritten machen sich die Rechtsextremisten häufig aktuelle Themen zunutze und versuchen auf teils plumpe, teils subtile Weise, aus den Ängsten der Menschen vor Arbeitslosigkeit, Altersarmut oder der omnipräsenten Europäisierung politisches Kapital zu schlagen. Kay Bolick von der Organisation LOBBI (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) weist in seinen Vorträgen auf diese alarmierenden Strategien hin. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von LOBBI und berät seit drei Jahren Opfer rechter Gewalt. In seiner Präsentation im IKUWO am 5. November illustrierte er deutlich, dass sich längst rechte Strukturen etabliert haben, welche sich aus Kameradschaften, nationalistischen Bündnissen und Parteien zusammensetzen, die erstere politisch ergänzen. Obwohl verboten, arbeiten diese Netzwerke sehr effizient: Es gibt gut funktionierende Verbindungen zwischen Gruppierungen in Nord-, Süd-, Ost- und Westdeutschland und darüber hinaus den "Nationalen Medienverbund", der deutschlandweit rechte Schriften herausgibt. Die "Stimme der Heimat", die vom "Heimatbund Pommern" am 6. November auf dem Greifswalder Markt verteilt wurde,
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Mitglieder nach, ihre Kindheit, ihren Alltag, ihre "politischen Schulungen" und ihr soziales Engagement in Altersheimen oder gegen Kinderschänder. Auffällig ist, dass alle vorgestellten Akteure aus zerrütteten Verhältnissen kommen und, neben wenig Bildung, nur sehr triste Zukunftsaussichten haben. Nachdem mit dem 19jährigen Bibi, der wegen Körperverletzung zu 16 Monaten Jugendstrafe verurteilt wird, ein bedeutender Kamerad wegfällt, löst sich das Bündnis schließlich auf. Tenners nüchterne Darstellungsweise fand bei den Zuschauern ein geteiltes Echo. Es wurde Lob geäußert, aber vielfach auch die Befürchtung, dass der Film Mitleid und Verständnis auslösen könnte. Dieser Meinung schloss sich auch Podiumsgast Günter Hoffmann an, der in seiner Funktion als Opferbetreuer die rechte Jugend als aktiver und weniger plump erlebt. Mittlerweile habe sich eine eigene Infrastruktur etabliert, die Bündnisse seien nicht mehr von einer fernen Zentrale gesteuert und verfügten über eigene ökonomische Ressourcen. Auch Michael Toß vom "Mobilen Beratungsteam für demokratische Kultur" sah die Gefahr, dass der Film von der älteren Generation als einfaches Erklärungsmuster für jugendlichen Rechtsextremismus verstanden, das Phänomen unterschätzt und lächelnd abgetan werden könnte. Die Regisseurin jedoch wehrt sich gegen die Versehung des Films mit einem Kommentar, die einer "Entmündigung des Publikums" gleichkäme. Dass auf das Thema Rechtsextremismus aufmerksam gemacht werden muss, steht außer Frage. Allerdings ist gerade hier nicht egal, wie dies geschieht. Informationen müssen unausweichlich, sachlich, klar und für alle unmissverständlich in die Öffentlichkeit gestellt werden. Die hier beschriebenen Institutionen bieten mit ihrer Arbeit einen Einstieg an, nicht mehr und nicht weniger. Wem es nicht egal ist, dass die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg vielfach, so auch von Vertretern des "Heimatbundes Pommern", noch immer negiert und, je nach Belieben, auf Polen oder die USA abgewälzt wird, der sollte an dieser Stelle selbst aktiv werden.
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Ziellose Revoluzzer
Das psychologisches Kabinettstückchen "Die fetten Jahre sind vorbei" überfordert deutsche Jungstars Wenn "die neue deutsche Hoffnung", "der Newcomer", "der Jungstar" Daniel Brühl einem Film seine mimischen Fähigkeiten zur Verfügung stellt, ist das ein Leise-TöneRevoluzzer-Produkt mit einem Extra an Weltverbesserungspotential. Aber: Die fetten Jahre sind vorbei. So gesehen im neuen Film von Hans Weingartner. Julia (Julia Jentsch) darf nach einem selbstver-
Geisel auf einer Alm in den Bergen. Dass der Gekidnappte ein Alt-68er ist, der seine Ideale irgendwann wie Ballast abgeworfen hat, macht die Situation nicht leichter. "Das Rebellieren ist schwieriger geworden", stellt Jan fest. Che-Guevara-Shirts als Modeobjekt, Anti-Haltung als Lebensgefühl, komplette Meinungsfreiheit als Diskussionskiller. Der Film beschreibt das Dilemma vieler
Menage a trois: Stipe Erceg, Daniel Brühl und Julia Jentsch. schuldeten Unfall für die nächsten Jahre den Mercedes eines reichen Managers (Burghard Klaußner) abzahlen, ihr Freund Peter (Stipe Erceg) bricht derweil mit seinem besten Kumpel Jan (Daniel Brühl als Daniel Brühl) in vornehme Villen ein. Dabei sind die beiden nicht auf Beutefang, sondern vielmehr auf Erziehungstour: Teure Vasen, mondänen Kitsch und edle Sessel verknäulen sie zu einem modernen Konsumturm zu Babel. Darauf hinterlassen sie wahlweise die Botschaft "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Sie haben zuviel Geld. Die Erziehungsberechtigten". Verwickelt wird die Situation, als sie in das Haus des Neureichen geraten, an den Julia ihre Schuld abzutragen hat. Eins kommt zum anderen und schwuppdiwupp befinden sich die Drei mit dem Manager als
Rebellen: Denn sie wissen nicht was sie tun. Das "Dagegen" ist klar, das "Wofür" nicht. Die Reflektion der Protagonisten verliert sich zu oft in diffuser Anklage gegen das Establishment, ihr Beitrag zu verantwortungsvollerem Miteinander ist das Möbelrücken und Fernsehantennenkappen. Immerhin, möchte man sagen, immer noch entgegnen. So ziellos wie die Suche nach dem gelobten Staat wirkt stellenweise auch der Film. Die darstellerische Kraft der Schauspieler reicht nicht, um das psychologische Kabinettstückchen zu tragen, dessen Anlagen sich zumindest vermuten lassen. Und die unvermeidliche Liebesgeschichte zwischen Jan und Julia lässt erschaudernd wünschen: Herr Brühl, den nächsten Film ausnahmsweise nicht als Gutmensch! Britta Voß moritz
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Immer das Theater mit den Frauen/Männern!
„Falsch gepaart“ – Ein musikalischer Geschlechterkampf im Theater Vorpommern
manchmal kommt es mir vor, als wäre es ein Traum, die Vorstellung, dass Mann und Frau gleichberechtigt und glücklich zusammenleben könnten. Wohin ich auch schaue, überall teilt sich die Welt in Männlein und Weiblein. Das ZDF bringt den "Pisageschlechterkampf", in Berlin stellt ein einzelner Schauspieler in "Caveman" die Urinstinkte von Mann und Frau dar und selbst hier in Greifswald bringt das Theater ein Stück auf die Bühne, in dem Mann und Frau stets aneinander vorbei reden. Doch warum? Sind wir denn alle falsch gepaart? In diesem Stück, wovon ich gerade sprach, "falsch gepaart", gab es eine Silberhochzeit zu feiern und zu Gast waren drei Paare und ein Single. Eine amüsante Konstellation. Aber noch nicht genug; diese Leute schafften es den ganzen Abend ein Vorurteil nach dem anderen zu bestätigen und nach kurzer Zeit fragte ich mich, warum man eigentlich in einer Beziehung lebt, wenn man sich nur Vorwürfe macht und hinter dem Rücken des Partners mit anderen herumknutscht. Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende hatte ich den Glauben an die wahre Liebe verloren und sah keine große Aussageabsicht des Boulevardtheaters. Ich ging an diesem Abend hinaus und stellte fest, wie verletzlich der Mensch doch ist, wenn er sich auf das andere Geschlecht einlässt. Vielleicht weißt Du mir ja weiter zu helfen und siehst die Welt als Frau mit anderen Augen. Mit freundlichen Grüßen – Kilian Jäger
dezember 2004
Lieber Kilian,
da gebe ich Dir Recht. Mann und Frau passen eben wirklich nur in der Mitte zusammen. Frauen verstehen nicht, wie Männer funktionieren und Männer werden nicht
Aber wollen wir denn diese ganze Harmonie und das alles denn wirklich? Schließlich ist es doch nur der leidige Perfektionismus des Menschen, seine Sehnsucht nach Idylle, die ihm vorgaukeln, alles müsse eitler Sonnenschein sein.
Weiberrunde mit Gast: (v.l.n.r.) Gabriele M. Püttner, Nadja Köcher, Katja Foto: V. Leifer Klemt, Anke Neubauer und Jörg F. Krüger. aus den Frauen schlau. Warum das so ist? Ich glaube, diese Frage wird auch in Zukunft nie beantwortet werden können. Allerdings wird es auch nicht besser, wenn immer die gleichen Klischees bedient werden; die verheiratete, sexuell frustrierte Frau geht fremd und der sexuell befriedigte Mann sitzt ahnungslos mit Bier und Fernbedienung vorm Fernseher und guckt Fußball. Aber haben diese ganzen Vorurteile und Klischees nicht auch ihr Gutes? Was wären wir denn ohne sie? Mann und Frau würden bis an ihr Lebensende in aller Seligkeit friedlich nebeneinander leben bis das der Tod sie scheidet oder zumindest bis zur Silberhochzeit, die dann im tödlichen Dilemma um ein Salzfass endet, wie in dem Theaterstück "Falsch gepaart".
Ich meine, ist es da nicht viel aufregender, wenn man während eines Streits auf die altbackenen Klischees zurückgreifen kann? Vielleicht ist es ja heutzutage auch gar nicht mehr möglich, ohne Klischees zu leben. Denn welcher Topf sucht sich seinen Deckel denn nicht mehr nach den gängigen Klischees aus? Ohne sie wären die Suche nach einem Partner und die anschließende Beziehung doch langweilig. Was würden Alice Schwarzer, Simone de Beauvoir und die ganzen anderen Frauenrechtlerinnen dazu sagen, die Begriffe wie Feminismus, Gleichberechtigung und Sexismus prägten? Ich glaube, auch sie würden unsere Sorgen teilen.
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Liebe Kati,
Mit freundlichen Grüßen – Kati Sass
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Elvis Costello Il Sogno Deutsche Grammophon
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Auf den ersten Blick passen Elvis Costello und William Shakespeares nicht so recht zusammen. Ein bekehrter U-Musiker komponiert Musik für "Ein Sommernachtstraum"? Doch, es geht. Und die mit dem Stift auf das Notenpapier gebrachte Klangwelt hat etwas. Die Welterstaufnahme erschien unter dem Titel "Il Sogno". Die Ballettmusik ist eine Bestellung der italienischen Ballettgruppe Aterballetto. "Ich war total überrascht von dem Auftrag, Ballettmusik zu schreiben", gesteht Costello. Am 31. Oktober 2000 wurde die Produktion im Teatro Comunale in Bologna uraufgeführt. Sein Kommentar zum Orchestererstlingswerk: "Meine Orchestrierung verstößt vielleicht gegen einige Konventionen, aber sie klingt genau so, wie ich es mir vorgestellt habe." Innerhalb von 4 Tagen im April ging die Einspielung des Werks in der Abbey Road, London, über die Bühne. Beeindruckt äußert sich der Dirigent Tilson Thomas über den Allroundmusiker Costello: "Es gibt viel Jazz in dieser Musik, und manche Passagen klingen ganz impressionistisch oder russisch. Elvis hat sich für die Figuren in Shakespeares Stück jeweils unterschiedliche Welten vorgestellt: Pop, Jazz oder Klassik. Er kommt immer wieder auf diese ungewöhnlichen Debussy´schen Harmonien des Anfangs zurück." Glückwunsch. Ein guter Anfang. Dennoch: Spannender ist das Werk Nr.2. Hoffentlich hören wir bald davon. Uwe Roßner 42
Pablo Sáinz Villegas Guitar Recital Naxos
Das spanische Vilareal liegt zwanzig Kilometer von Benicásim entfernt. Hier treffen sich in der ersten Septemberwoche Gitarristen aus aller Herren Länder, um in der Kunst des Gitarrespielens miteinander zu wetteifern. Auf dem Programm eines jeden einzelnen Teilnehmers fehlt und darf auch sein Name nicht fehlen: Francisco Tárrega. Tárrega (1852 – 1909) ist ein Klassiker, der sich maßgeblich durch sein Wirken als Instrumentalist, Bearbeiter, Lehrer und Komponist auf dem Gebiet der Gitarre einen Namen machte. Dabei reizte er technisch und klangfarblich alle Möglichkeiten des Instrumentes aus. Pablo Sáinz Villegas ist der Preisträger des vergangenen Jahres. Seine CD liegt bereits vor. Ein Gitarren Recital der Extraklasse. Für alle die, die gern einen Überblick über die Entwicklung der Gitarrenliteratur ausgehend vom späten 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts haben wollen, ist diese Einspielung eine gute Empfehlung. Namen wie Turina, Torroba, Rodriogo, Gerhard oder de Falla fehlen nicht. Villegas stellt Andrés Segovia mit dessen 5 Anecdotas als einen Komponisten vor. Eine Rarität. Das Booklet bietet prägnante Hintergrundinformationen und das gespielte Programm schließt abrundend mit der Miniatur "Maria-Gavota" von Tárrega. Die Aufnahme lebt vom spielerischen Feuer Pablo Sáinz Villegas. Ungebremster Hörgenuss auf sechs Uwe Roßner Saiten.
Charles Koechlin Le Docteur Fabricius op. 202 & Vers la voute étoile op. 129 Hänssler Classic
Überraschungen gibt es immer noch. Vor allem, wenn sie die Vergangenheit betreffen. Im Bereich der diesjährigen Einspielungen ist die Wiederentdeckung des Elsässers Charles Koechlin (1867 – 1950), dem Dirigenten und Komponisten Heinz Hollinger zu verdanken. Zusammen mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart hebt er die Sinfonische Dichtung „Le Docteur Fabricius op. 202“ nach der Novelle von Charles Dollfus aus der Taufe. Eine Welturaufführung. „Le Docteur Fabricius“ entsteht nach einer zweijährigen Schaffenspause Koechlins, ein glükklicherweise nur mittelfristiges Verstummen des Komponisten nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Der Sternenhimmel klingt hier anders als bei dem Nocturne für Orchester „Vers la Voûte étoilée op. 129“. Die Gestirne erstrahlen in einem jeweils ganz eigenen Glanz der Orchestergruppen und zusammengesetzten Klangfarben. Das Nocturne lässt den Zuhörer erheben, in der Symphonischen Dichtung weitet sich zwar die Brust, die Seele jedoch intoniert aus tiefer Not. Die romantisch-impressionistische Handschrift Koechlins ist ein Stil, der nicht ganz so glatt wie Debussy ins Ohr geht, der dem Hörer allerdings neue Klangräume öffnet. In der Kategorie "Orchestermusik 20. Jahrhundert" wurde die CD für den Cannes Classical Award 2004 nominiert. Die Aufmerksamkeit ist Uwe Roßner berechtigt. moritz
Die Kulturtage des PolenmARkTs boten vom 13. bis zum 22. November eine Fülle von Möglichkeiten, sich kulturell mit dem Nachbarland vertrauter zu machen. Lesungen, Konzerte, Filme und ein Tangoabend im Theater Vorpommern vermittelten beispielsweise ein Gespür für polnische Lebensart. Das Theater Vorpommern startete die Aufführung von Slawomir Mrozèks Dreiakter "Tango" innerhalb der neun Kulturtage. Das Ensemble controverse gab während Eröffnungsveranstaltung einen ersten Einblick in die neuere und neueste Literatur polnischer Kammermusik. "Die Menschen haben Interesse an polnischer Kultur in Greifswald. Die Möglichkeiten sind dafür gewachsen. Es lohnt sich diese Arbeit weiterzumachen", sagt Dr. Ulrich Rose, Vorstandsmitglied des Vereins des PolenmARkTs. Die Vorbereitungen des Festivals leben vom Engagement einzelner Personen, vor allem Studenten der Universität und Greifswalder Institutionen, die ihre Ideen in die Planung eingebracht und ihre Verwirklichung mit Enthusiasmus vorangetrieben haben. Seitdem der Verein das Festival organisiert, mausert es sich von einer einstigen universitätsinternen Veranstaltung zu einer öffentlichkeitswirksamen Kulturreihe. Eine frischerstellte Homepage gab neben dem Flyern Auskunft über das Programm. Im vergangenen Jahr setzte Gertrud Fahr mit ihrem Plakat für einen einladenden Aushang. "Was aus Polen kommt, ist nicht schlecht. Für viele besteht dabei noch eine Hemmschwelle, sich damit auseinander zusetzen", so Dr. Rose. "Der PolenmARkT ermöglicht die Begegnung von Deutschen und Polen auf einer Ebene, bei der sie über ihr Verhältnis nachdenken können. Die Hoffnung, dadurch die Hemmschwelle herunterzusetzen, ist nicht ganz unberechtigt." "Die Polen wissen um die Ängste, die Arbeitslosigkeit und die Armut", sagt Agata Wisniewska-Schmidt, die sich als Projektleiterin für mit einer aufklärenden Ausstellung zum Thema Polenmärkte im Rahmen dezember 2004
des Festivals im Geburtshaus Wolfgang Koeppens engagierte. "Ich war anfangs geschockt wie nah sie bereits einander sind." Die bisherige Forschungsliteratur böte zum Grenzgebietsphänomen PolenmARkT kaum Auskunft. Mit jeweils einem Journalisten und Fotographen aus den beiden Nachbarländern entdeckte sie die Beziehungen zwischen Menschen zweier Nachbarstaaten innerhalb der anfänglichen Rolle von Käufer und Verkäufer, die sich zu herzlicher Freundschaft wandeln kann. Der PolenmARkT erhielt für seine Bemühung um Kulturvermittlung im Jahr des Beitritts Polens in die EU zum Festivalauftakt von offizieller Seite wenig Beachtung. Gemeint sind damit die Vertreter der Stadt und der Universitätsleitung. "Einladungen sind an beide herausgegangen", versichert Dr. Ulrich Rose. Allerdings blieben Antworten aus. Nicht einmal ein beglückwünschender Gruß. Der Festivalauftakt sprach unabhängig davon deutlich für sich. Das Ensemble controverse verzückte
Auf „Nachtwegen“: Barbara Buck und David Blazquez. das Publikum mit neuer polnischer Kammermusik und rahmte den literarischen Teil des Lesungskonzerts. Und dann, im Wechsel und zwischen den einzelnen Stücken: Ungezwungen und herzlich las der polnische Dichter Mariusz Grzebalski seine Texte und die deutsche Schauspielerin Eva-Maria Blumentrath vom Theater Vorpommern die entsprechenden Übersetzungen Seiur te an Seite. Welch ein Anfang!
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Getanzte Emotionen: „Nachtwege“
Eine Premiere zum ersten Ballettabend der neuen Saison des Theater Vorpommerns. Ralf Dörnen schlug mit "Nachtwege" zwar keine völlig neue Bahn ein, überraschte dennoch das Publikum und zog es in seinen Bann. Während in der vergangenen Spielzeit die "Erste Sinfonie von Johannes Brahms" oder die zeitlich etwas weiter zurückliegende "5. Sinfonie von Peter I. Tschaikowsky" auf die Bühne kamen, geht der Choreograph bei seinen sinfonischen Balletten einen Schritt weiter. "Hier geht es nicht mehr darum, auf die Komponisten-Biographien Bezug zu nehmen oder kulturellen Hintergründen nachzuspüren. Vielmehr stelle ich mir die puristische Frage, wie die Musik unmittelbar heute auf mich wirkt." Musik und Tanz verschmelzen als gleichberechtigte Partner. Bartóks "Divertimento für Streichorchester fügt sich an Hector Berlioz "Les Nuits d´été" und bildet mit Benjamin Brittens "Sinfonia da Requiem" ein Klanggebilde, das den passenden tänzerischen Raum um Melancholie, Verlust und Liebe öffnet. Spitzentanz, neoklassischer Tanz und Anlehnungen an Modern Dance á la Martha Graham verleihen der Musik sichtbare Bewegung. "Musik wird Emotion, Emotion wird Situation, Situation wird Tanz", so Dörnen. Wer nach dem Sinn oder der gültigen Interpretation fragt, wird konsequent auf die Bühne verwiesen. "Mir ist es wichtig, dass die Zuschauer mit offenem Herzen die Aufführung sehen und das sie sich selbst von der Musik und den Choreographien inspirieren lassen", bemerkt Dörnen und fügt hinzu: "So, wie ich von meinen Emotionen geleitet wurde und diese nun als Tanzsprache auf die Bühne bringe, so soll auch das Publikum eingeladen werden, mit seinen Gedanken zu spielen." Wie gut, dass solche Experimente in Greifswald möglich sind und dass das Publikums die Auseinandersetzung sucht. Der enthusiastische Applaus bestätigt es zuminur dest. Bravo!
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m uuss iikk :: kk llaa ss ss iikk ee rr Zwei Empfehlungen zu Weihnachten m
The Velvet Underground & Nico 1967
Polydor
Finden sich in der Plattensammlung des geneigten Lesers Punk-, Glam-, Alternative-, Grunge- oder schlicht Rock`n`Roll-Alben? Hier die Scheibe, die dafür verantwortlich ist. Wegen des wüsten Inhalts durfte die Platte von US-Radiostationen nicht gespielt werden – was auch ein Grund dafür war, dass das Album kommerziell ein grandioser Misserfolg wurde. Der Einfluss des Albums auf alles, was danach kam, war aber gigantisch. Oder, wie es Brian Eno ausdrückte: "Gut, als die Platte her-
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Cypress Hill III (Temples of Boom) 1995
Columbia/Sony Music
Das ultimative Kiffer-Album. Aber auch im Zustand normaler Pupillenweite ein musikalischer Hochgenuss – nicht nur für ausgesprochene HipHop-Freunde. Schleppende Beats, dazu B-Reals nasale Raps, hin und wieder kontra-
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auskam, haben sie vielleicht nur einige hundert Leute gekauft. Aber jeder von denen ist danach losgezogen und hat seine eigene Band gegründet." Lou Reed, Maureen Tucker, Sterling Morrison und der aus Wales stammende John Cale alias The Velvet Underground wurden von Kunst-Guru Andy Warhol entdeckt. Nicht überzeugt von den Frontmann-Fähigkeiten des Kaputtnicks Lou Reed installierte Warhol die blonde ice queen Nico als Zweitsängerin. Warhol designte auch das Cover des Debüt-Albums "The Velvet Underground And Nico" und ist ausserdem als Produzent aufgeführt, auch wenn sich seine Tätigkeit auf das Unterschreiben von Schecks beschränkte. "The Velvet Underground And Nico" erschien auf dem Höhepunkt des "Summer of Love" im März 1967 und war die Antithese zur Love-andPeace-Rhetorik jener Zeit. Die scheinbar dilletantisch eingespielte, schrille Musik und Reeds Texte über
SM-Sex ("Venus In Furs") und Drogen ("Heroin") waren ebenso neu wie verwegen. Lange sollte die Herrlichkeit jedoch nicht währen. Der, gelinde gesagt, schwierige Charakter Reed duldete keine anderen Götter neben sich und feuerte erst Cale, dann Warhol, bevor er 1970 selbst die Band verließ. Er startete eine Solo-Karriere, bei der trotz langer Durststrecken noch mindestens zwei weitere klassische Rock-Alben abfielen ("Transformer", 1972; "Berlin", 1973) und ist bis heute auf der Suche nach dem perfekten Gitarren-Akkord. Norman Gorek
stiert durch kongeniale Parts von Sen Dog. Über den Inhalt der Texte mag sich jeder selbst ein Urteil bilden. Soviel wird schnell klar: die Welt von Temples of Boom ist rauchverhangen und nicht gerade friedlich. Die Beats sind sehr langsam und – obwohl in den Mitteln reduziert – vielschichtig. Der Langsamkeit ist es zu einem erheblichen Teil geschuldet, dass sich durch das gesamte Album eine eindringliche, düstere Stimmung zieht. In diesem Zusammenhang sei auch auf das Cover verwiesen, das die Stimmung der Platte sehr gut einfängt – allerdings auch einer Metal-Band zur Ehre gereichen würde. Mit Temples of Boom hat sich Muggs ein musikalisches Denkmal gesetzt. Und hätte er auch nur diesen einen Track, "Illusions", in seinem Leben produziert, auch dann hätte er Anspruch auf einen Platz im HipHop-Olymp. Die erwähnten nasalen, prägnanten
Raps von B-Real: entweder man verehrt sie oder man hasst sie – es gibt wenig dazwischen. Wenn man sich mit ihnen anfreunden kann, passen sie wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu Muggs Beats. Insofern liegt der Schlüssel zum Verständnis der Platte vor allem bei B-Reals sehr speziellen Rapstil. Ein weiteres Highlight ist "Killa Hill Niggas": produziert von Wu-TangMaestro RZA (und mit Gast-Raps seines Kollegen U-God), zu einer Zeit als der Clan (zu Recht) der heiße Scheiß war im HipHop. Obwohl eben nicht von Muggs produziert, fügt sich der Track geschmeidig in die Stimmung der Platte ein und setzt trotzdem eigene Akzente. Mit "Throw your Set in the Air" hatten Cypress Hill sogar einen kleinen Single-Hit. Ein wahrer Klassiker, auch wenn man nicht zustimmen muss, dass "Everybody must get stoPeer-Arne Arweiler ned". moritz
Aftermath/Interscope
Willkommen in der Bedeutungslosigkeit, Herr Eminem! Mit "Encore" legt der ehemals böseste Mann des Planeten das Album vor, das ihn zum has-been machen wird. Schon die Single "Just Lose It" ist eine Frechheit: Eine uninspirierte Variation des typischen EminemComeback-Songs, garniert mit hohlen Michael-Jackson-Witzen, die nun wirklich soooo einen Bart haben. Zudem ist der Stil des Rappers ganz allgemein glatter, will sagen langweiliger geworden. Doch wer will schon einen erwachsenen Eminem? Eben. Das weiß der gute Mann selber, und daher befinden sich auf "Encore" eigentlich nur zwei Arten von Songs: Diejenigen, die die Fans des bösen Eminem zufriedenstellen sollen und eben der "erwachsene" Kram. Erstere sind nicht mehr als lauwarme Aufgüsse des white rage von gestern – das Thema von "Yellow Brick Road"
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Sony Music
"Jetzt wird abgerechnet", dachte der Rezensent, als die Kunde vom neuen Beautiful-South-Album ins Haus flatterte. Seit Jahren bringt die ehemals beste Band Englands nur noch Mist heraus und jetzt fällt ihnen zu allem Überfluss nichts besseres als ein Cover-Album ein! Das ultimative Eingeständnis, keine Ideen mehr zu haben. Der Rezensent, einst größter BeautifulSouth-Fan der Welt, hatte die Schnauze endgültig voll und überlegte schon, welche Strafen für die
2 .. Beatsteaks 2 Smack Smash 3.. Rammstein 3 Reise Reise
Auf den Plätzen:
Interpol: Antics Jimmy Eat World: Futures Incubus: A Crow Left Of... Green Day: American Idiot PJ Harvey: UhHuh Her Papa Roach: Getting Away With... The Icarus Line: Penance Soirèe Emil Bulls: Monogamy dezember 2004
Band angemessen wären. Mittelalterliche Foltermethoden! Auftritts- und Studioverbot! Wenigstens aber eine moritz-Kritik, die sich gewaschen hat. Die Messer waren also gewetzt, doch leider ruiniert das neue Album die Endabrechnung dadurch, dass es ziemlich gut ist. "Golddiggas…" klingt wie eine gute BeautifulSouth-Platte, diesmal allerdings ohne linksradikale Texte. Allein die Songauswahl ist ein Hingucker: Mit den Ramones und
The Beautiful South Golddiggas, Headnodders & Pholk Songs
H iigg hh lliigg hh tt ss 22 00 00 44 :: Das Leservotum H Franz Ferdinand Franz Ferdinand
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den Stylistics nur zwei übliche Verdächtige, daneben Lieder von John Travolta, Willie Nelson oder den zu Unrecht vergessenen Britpoppern Lush. Als Herzstück des Albums fungiert das anrührende "Don`t Stop Moving" – schwer zu glauben, dass es sich bei dem so bedrohlich melancholischen Stück um einen Hit der Casting-Pop-Nerver S Club 7 handelt. Harter Stoff! Oh yes, indeed! Norman Gorek
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Je eine CD “Ranking & Skanking – The Best Of Punky Reggae“ haben gewonnen: DOREEN ... (sita 84) SINA WILKE Je eine CD “Broken — A Hardcore Compilation“ haben gewonnen: KATHARINA UHR ALEX WELCH
Die CDs liegen im moritz-Büro zur Abholung bereit. Am besten Donnerstags, 19 Uhr, rumkommen. Oder eine e-mail schreiben, wann ihr könnt.
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Eminem Encore
beispielsweise wurde in "8 Mile" doch erschöpfend genug behandelt. Hinzu kommen belastende Kindereien wie "Big Weenie" oder "My 1st Single", deren skatologische Rülps- und Furz-Effekte nichts der Phantasie überlassen. Noch schlimmer die "erwachsenen" Dinger. Ein Gute-Nacht-Lied für die kleine Tochter ("Mockingbird")! Um Himmels willen! Wir wissen ja alle, dass Eminem seine Tochter liebhat – würde sie nicht ständig in seinen Songs auftauchen, würden wir sie wesentlich mehr lieben. Der starke Track "Mosh" reißt da auch nichts mehr. Bleibt "Encore" die letzte LP des Ausnahmerappers? Wenn ja, sollten wir froh sein, dass uns weitere Zeugnisse von Eminems Gutmenschwerdung erNorman Gorek spart bleiben.
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Christmas is Round the Corner Von Vera Doering
Die Lösungsbuchstaben ergeben diesmal - in die richtige Reihenfolge gebracht - das, wozu Ihr zwischen den Feiertagen leicht werden könnt, wenn Ihr nicht aufpasst. Gesucht wird nämlich der amerikanische Ausdruck für „Stubenhocker“ und „Fernsehglotzer“. Also fix die grauen Zellen aktiviert und mitgemacht! Viel Erfolg! Waagerecht: 1. Ersatz für Marzipan aus Pfirsich- oder Aprikosenkernen 10. kleine gefüllte Nudelteigtaschen 12. Längemaß (Abk.) 13. US-Bundesstaat (Abk.) 14. größter Süßwasser-Raubfisch 17. ausgestorbenes europäisches Wildrind 19. Märchen- und Sagengestalt 22. Jahresendfigur mit Flügeln 24. Personalpronomen 25. Abk. „Mitglied der Innung“ 26. frz. „Milch“ 28. schlechte Luft
29. Hetze 30. der Erdball 32. KFZ-Kennzeichen von Augs burg 34. KFZ-Kennzeichen von Bad Oldesloe 35. KFZ-Kennzeichen unserer Hauptstadt
Senkrecht: 1. Unglück 2. Behälter 3. KFZ-Kennzeichen von Regens burg 4. chem. Zeichen für Strontium 5. Abkürzung für „im Aufrag“
6. engl. „Geschenk“ 7. frz. „Nadel“ 8. engl. „nein“ 9. letzter Tag des Jahres 11. chem. Zeichen für Lithium 15. Lehre von den Stoffen und ihren Verbindungen 16. etwas tun 18. ägyptischer Sonnengott 20. Tau 21. KFZ-Kennzeichen von Rosen heim 23. Abkürzung für „Eilzug“ 27. frz. „Knoblauch“ 28. Abkürzung für „Megawatt“ 31. römisches Zahlzeichen für 50 33. chem. Zeichen für Stickstoff
Gewinner! Man mag es für arrogant halten, doch die meisten hat sicher eher gefreut, dass sie so einfach war, die Lösung des letzten moritsels. Sie lautete
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MORITZ
Als Belohnug für drei der vielen, die Ordnung ins „Wirrwarr“ gebracht haben, gibt es jeweils eine moritzTasse. Die Gewinner sind
TONI COZACU
MICHAEL MACH
MARIT SCHÄFER Lösungen bitte bis zum 31. Dezember an moritz@uni-greifswald.de Stichwort: kreuzmoritsel.
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Herzlichen Glückwunsch! Die Tasse könnt Ihr in der moritzRedaktion oder im AStA-Büro abholen. moritz
m. trifft... Arne Seemann,
PoWi, Geograph, MensaclubSicherheitsbeaftragter im Schutzgewerbe
nochmal 4, Samstags 5. Welches Handwerk würdest du gerne beherrschen? Gelten Frauen als Handwerk? Wie sah als Kind dein
Traumberuf aus? Eines der vielen Klischees, die jeder kennt. Was verabscheust du am meisten? Greifswalder Autoverkehr, altkluge, selbstverleumdende Pseudoweisheiten und Mädchen, die sich anbiedern. Welchen Menschen der Geschichte oder der Gegenwart bewunderst du am meisten? Mutti - ihr verdanke ich alles – und Oma und Opa! Denen verdanke ich nämlich Mutti! Und Henning Wo würdest du gerne leben? Überall – Jet Set! Mal im Nichts (Kasachische Steppe, Einöde), mal wo die Action ist (Berlin!) Dein Lieblingstier ist a) zu Hause b) aus Stoff c) ein Braten? Braten, weil: ist lecker, warm und macht mich satt und glücklich. Worauf schaust du bei einem Menschen als erstes? Männer: auf gar nichts, Frauen: auf alle essentiell existentiellen Dinge... Was ist dein persönlicher Jungbrunnen? Dinge mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Scheiß Telomerase! Machst du selber dein Bett? Mutti, falls du das lesen solltest, springe bitte zwei Zeilen weiter...Ich mache mein Bett nie. Was liegt auf deinem Nachttisch? Ich habe keinen, aber wenn vorhanden: eine Lampe, ein intelligentes Buch, Kondome, ein Wecker natürlich noch... das dürfte es gewesen sein. Hast du einen Lieblingsplatz in Greifswald? Nicht die Mensa. Mein Bett, denn wie sagt man so schön: Im Bett ist es am schönsten!
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Alter? 23. Größe? 1, 81 m. Sternzeichen? Löwe. Beruf? Student, Schutzbeauftragter im Sicherheitsdienst. Lieblingsessen? Alles mit totem Tier. Lieblingsbuch? „Die Nachrichten“ von Alexander Osang. Lieblings-CD? Alles, was der Rechner ausspuckt – von zart bis hart. Lieblingsfilm? „2001 – A Space Odyssey“ – genial. „Hör mal, wer da hämmert“ – mehr Power. Wie lässt sich deine Tätigkeit in drei Sätzen beschreiben? Lernen. Lernen. Rumstehen. Wie viele Stunden hat deine Arbeitswoche? 16 SWS. Freizeit sinnvoll vernichten. Donnerstags
Interview: Juliane Hesse november 2004
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Wo und wie liest man
Eric „Ede“ Wallis und Sebastian „Emse“ Emmerling auf der Suche
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moritz
eigentlich den moritz?
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e nach den beliebtesten Arten des studentischen moritz-Konsums
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Arvids Kolumne feat. Uwe
Biblia Pauperum Wenn die BILD mit der Bibel – ein schönes Paar? Von Arvid Hansmann und Uwe Roßner Auf der Banderolle steht´s: Die Volksbibel. Fehlt sie, dann bleibt "Die Bibel" übrig. Kein BILDlogo ziert dann das edel wirkende dunkelrote Kunstleder. Ein Hauch von Boulevardblatt umweht das Buch der Bücher. Die kalkulierte Aura aus
Erleuchtung kniet sie vor BILD und ihrem Chefredakteur nieder und bekennt inbrünstig: "Es wäre auch in diesem Jahr wieder zum Verzweifeln, hätte uns nicht diesmal der Himmel eine Gabe geschickt, die sowohl der christlichen Lehre frönt, als auch ein famoses zeitgemäßes Geschenk ist: Eine Bibel, jawohl, eine Volksbibel, von keinem geringeren Mann herausgegeben als von dem Chefredakteur der größten deutschen Tageszeitung höchstpersönlich.“ Kardinal Karl Lehmann und Bischof Dr. Wolfgang Huber haben mit Diekmann das Vorwort verfasst: "Es ist kein gewöhnliches Buch! Als »Buch der Bücher« gilt es uns, denn es ist eigentlich eine ganze Bibliothek (...) – die Bibel beinhaltet den ganzen Schatz und auch den Abgrund menschlicher Erfahrung."
Zu gewagt für’s Volk? William Blakes „Der große rote Drache und die Frau, bekleidet mit der Sonne“.
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Missionsgedanke und Auflagenerhöhung lässt sich nicht abstreiten. Vielleicht auch wegen des Preises nicht. Der dürfte trotz der bezaubernden Aufmachung nicht die Rolle spielen, denn die Bibel besitzt bereits ihren weltweiten Status. Im Ausklang des Jahres wirkt die Aktion des katholischen Weltbild Verlags und der BILD mit ihrem ebenso konfessionell gebundenen Chefredakteur Kai Diekmann als eine verspätete Nachwehe des Jahrs der Bibel von 2003. Im adventlichen Nachrichtengetümmel heißt es dann: "Die BILD-Bibel bringt die langersehnte Erlösung", so Caren Miosgas am 29. November in ihrer NDR-KlassikClub-Kolumne im Hinblick auf den weihnachtlichen Konsumrausch. Vor lauter
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So neu ist die sogenannte "Volksbibel" gar nicht. Sie ist die 1980 erstmals herausgegebene, "Einheitsübersetzung". Auf diesem Werk, an dessen Ausarbeitung auch evangelische Theologen beratend mitwirkten basiert der heutige katholische Gottesdienst. Anders als die traditionelle "Vulgata" des Kirchenvaters Hieronymus ist ihre Übersetzung der hebräischen und griechischen Quellen wortgetreuer, zudem dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und liest sich damit leichter. Eigennamen sind mehr den Urtexten orthographisch nachempfunden. Anstelle von Sulamith heißt es jetzt Schulammit. Positiv sind zudem die kurzen Einleitungen zu den einzelnen altund neutestamentlichen Texten, so dass eine Erklärung zu Ent-
stehungszeit und Intention geliefert wird. Dies ist besonders für die Schriften interessant, die in der Lutherbibel als "Apokryphen" ("Verborgene") ausgewiesen werden. Bücher wie z.B. "Judit" oder "Tobias (Tobit)" stehen im Kanon des Alten Testaments. Markante Formulierungen, die man langläufig aus der Lutherbibel kennt, finden sich in der Einheitsübersetzung nicht. Deshalb sollte die Überraschung zum Heiligabend nicht allzu groß sein, wenn beispielsweise das vertraute "Es begab aber sich zu der Zeit ..." in der Weihnachtsgeschichte sich im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums nicht findet. Einen wesentlichen Akzent setzen in dieser Ausgabe die 24 Farbabbildungen mit Werken Alter Meiser. Die Entscheidung für Grünewalds "Isenheimer Altar" für die Kreuzigung und Auferstehung Jesu ist keine Überraschung. Diese Akzentsetzung wird auch in der weiteren Bildauswahl deutlich. Mit ihrer Entstehungszeit gehen die Bilder nicht über das 18. Jh. hinaus. Gerhard Richters "Verkündigung nach Tizian" hätte beispielsweise vorzüglich in den meisterlichen Zyklus gepasst. Die süßlich-barocke "Mondsichelmadonna" von Bartolomé E. Murillo hätte man locker durch William Blakes Umsetzung dieses Motivs ersetzen können. Das wäre eine gute Vorwegnahme der Moderne gewesen. Modern ist die Rolle der BILD in dieser fast rein kirchlichen Trias. Nach der Privataudienz im Vatikan heißt es ganz selbstverständlich: "BILD ist die größte Zeitung Europas. Mit über zwölf Millionen Lesern täglich ist uns auch die Verbreitung der christlichen Glaubensbotschaft ein besonderes Anliegen. Wir sind überaus dankbar, dass der Heilige Vater seine Anerkennung für unsere Bemühungen so unmittelbar und deutlich mit einer Einladung zum Ausdruck gebracht hat", so Diekmann. Die "Volksbibel" ist begehrt. Ein Neudruck ist erst für 2005 geplant. Bis dahin müssen die 250.000 Exemplare fürs Volk reichen, denn die Druckerei ist im Zuge des Weihnachtsgeschäfts überlastet. In der seltsamen Ehe zwischen BILD und Kirche profitieren letztendlich beide. Sogar ganz massenwirksam. moritz
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