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Impressum

moritz - Studentische Medien Greifswald Rubenowstraße 1, 17487 Greifswald Hausadresse: Wollweberstraße 4 Tel: 0 38 34 / 86 17 59 (Reda); -58 (GF) Fax: 0 38 34 / 86 17 56; e-mail: moritz@uni-greifswald.de Chefredaktion: Kai Doering (ring), Uwe Roßner (ur) Geschäftsführung: Tobias Linke, Christian Bäz Herausgeberin: Studierendenschaft der Universität Greifswald (AStA) V.i.S.d.P.: Kai Doering Hochschulpolitik: Kai Doering (ring) Uni-Versum: n.n. Feuilleton: Uwe Roßner (ur) Mitwirkende an dieser Ausgabe: Peer-Arne Arweiler (par), Christian Bäz (chris), Florian Benkenstein (flo), Anne Bringezu (abri), Arvid Hansmann (aha), Delia Holm (dee), Kilian Jäger (kj), Melchior Jordan (mel), Joel Kaczmarek (jmk), Ulrich Kötter (UK), Stephan Kosa (kos), Verena Lilge (lil), Sarah Rieser (sari), Katarina Sass (kats), Christina Schmidt (tina), Anne Schuldt (enna), Katja Staack (tja) Ein besonderer Dank geht an: Anja Frank, Karsten Linde, Julia Schrod, Philipp Wichter, Jonas Wipfler

Gestaltung: Kai Doering, Ulrich Kötter, Tobias Linke Titelbild: Tilo Siewert Zeichnungen: Juliane Hesse Anzeigen: Geschäftsführung Druck: Druckhaus Panzig, Studentenberg 1a, 17489 Greifswald

moritz erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren. Anzeigen- und Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist der 07. April. Die nächste Ausgabe erscheint am 18. April. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Ich hätte viele Dinge verstanden - hätte man sie mir nur nicht erklärt.

Glaube kann Berge versetzen - oder umbenennen. Ob da wohl jemdand an Foto: ring uns gedacht hat?

Hallo Leute!

Na, seid Ihr alle gut gerutscht? Sicher hat auch Euch der eine oder die andere zum Jahreswechsel einen „guten Rutsch“ gewünscht. Doch wie soll man bei zumeist 10 Grad „Hitze“ und ohne Schnee und Eis richtig rutschen? Außerdem: Möchte man das überhaupt, auch wenn es gut sein soll? Doch halt: Der „Rutsch“ zu Silvester hat ja gar nichts mit gleiten, schlittern oder ähnlichem unsicherem Fortbewegen zu tun. Um der Sache auf den Grund zu gehen habe ich mal wieder „gegooglet“ (das ist nicht so gefährlich wie rutschen) und bin auf eine interessante Erklärung gestoßen. So geht der „Rutsch“ auf das jiddische „rosch“ zurück, das sich wiede-

rum aus dem hebräischen „rosh“ herleiten lässt. Beides heißt schlicht „Kopf“ oder „Anfang“ und hat mit Glatteis überhaupt nichts zu tun. Wenn Euch also jemand einen „guten Rutsch“ gewünscht hat, meint er damit einen guten Jahresanfang. Nun ja, Rutschfreudige werden aber wohl doch noch auf ihre Kosten kommen - schließlich steht uns der Winter im Januar und Februar erst noch bevor. Kälteerfahrene Greifswalder wissen das ja. Ein gutes, gesundes und möglichst rutschfreies Jahr 2005 wünscht Euch


ll e ess ee rr b b rr ii ee ff ee in den Einkaufsregalen stehen werden. Und noch ein Tipp für das kommende Jahr: Schreibt eure guten Vorsätze am besten noch gleich in der Silvesternacht auf. Zuviele knallende Sektkorken können das Gedächtnis mitunter stark in Mitleidenschaft ziehen. Euer Weihnachtsmann

Erst mal ausnüchtern

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Populär und selbstzentriert

Zurücklehnen und Ausspannen

Zu: „m. trifft...“ (moritz 45 / November und moritz 46 / Dezember)

Zu: „Hallo Leute!“ (moritz 46 / Dezember)

Eine Sache muss ich ja mal loswerden: Mit welcher Absicht habt ihr die letzten beiden Leute für „m.trifft...“ ausgewählt? Mehr als Partytauglichkeit kann das wohl nicht gewesen sein. Da wird sich die Hälfte aller Studenten fragen: Warum nicht ich? Da gibt es einen Haufen Leute die mehr vollbringen und vollbracht haben. Oder sucht ihr Stadtgesichter? Da gibt es sicherlich auch interessantere Leute. Einfach mal die Augen auf. Vor allem können hier noch Überraschungen und Interessante stecken. Da ist zum Beispiel diese alte Frau, die Gasthörerin an der Uni ist und immer mit ihren Plastebeuteln durch die Straßen schleicht. Die hat oft Zettel aushängen, dass sie eine WG sucht und hat schon hier in Greifswald in WG mit Studenten gewohnt. Na ja, nur ein Vorschlag. Da ich die aktuelle Ausgabe gerade vor mir liegen habe noch eine Frage zu „m.trifft...“: Unterstützt ihr Leute in ihrer Popularität und Selbstzentriertheit, wenn sie Sätze sagen wie: „Gelten Frauen als Handwerk?“ Damit müsst ihr jetzt fertig werden.

Hallo alle zusammen, Nach den beiden letzten stressigen Tagen, in denen ich nun wirklich jeden Weihnachtsbaum auf der Welt gesehen habe, kann ich mich nun wieder ein bisschen zurück lehnen. Im Internet bin ich auf DIE Wellness-Region in Deutschland gestoßen, die Müritzer Seenplatte, und hab mich dann ganz spontan entschieden, dort ein bisschen auszuspannen. Bloß habe ich da keinen einzigen vernünftigen Internetanschluss gefunden. Deshalb bin ich einfach ein paar Kilometer weiter in die Stadt Wittstock gefahren (die übrigens auch sehr schön ist) und habe mir dort das erstbeste Notebook unter den Nagel gerissen. Ich möchte euch auf diesem Wege bitten, die Lichterketten nicht morgen gleich wieder auf dem Boden zu verstauen und den Weihnachtsgedanken noch etwas weiter zu tragen. Dazu an dieser Stelle ein schönes Zitat von einem Pfarrer zur Weihnachtsgeschichte: „Sowohl Hirten als auch Könige kamen in den Stall nach Bethlehem. An Weihnachten sind sie alle gleich und suchen alle dasselbe.“ In diesem Sinne vergesst mich noch nicht gleich wieder, auch wenn ab morgen wahrscheinlich Osterhasen

Frohes Fest und Guten Rutsch, Thomas Maier

Zu: „Zur Lage der Nation“ (moritz 46 / Dezember) Werter moritz-Autor, herzlichen Dank für die umfangreiche Darstellung von hart recherchierten Fakten „Zur Lage der Nation“. Wurde doch mal wieder in die altbekannte Grube geschüttet, was der Mensch als solcher so alles falsch macht. Naatüürlich war früher alles besser!!! Heutzutage sind alle dumm und freuen sich auch noch darüber; mit zugedröhnter Birne wird Politik gemacht; ein Määh schwebt über der bizarren Lächerlichkeit der eigenen Existenz... Hallo?!? Was ist denn hier schief gelaufen? Hatte der Autor nicht erst ausnüchtern sollen, bevor ihm ein solches Thema anvertraut wurde? So ein klein wenig Objektivität – ich verlange ja keinen Optimismus – wäre durchaus nicht verkehrt gewesen. Köpfe sollen denken und Hände zugreifen (vor dem nächsten Artikel aber bitte nicht wieder zur Bierflasche). Was soll ich schwarzmalen, wenn die Palette voller Farben ist? Ich will nicht sagen, dass die Welt um mich herum schön und sorglos sei – einfach weil sie es lange nicht ist. Aber statt nur zu meckern, sollten wir... Ach, was soll’s! Bin ich nicht auch nur ein Schaf, ein Auswuchs der Volksverblödung? Laut Artikel sollte mir auch der Artikel egal sein. Und so werde ich mich wieder dukken und mich in der Masse einreihen. Määh! Ein (wieder) treues Schaf moritz


ii n nhh aa lltt moritz gelesen? Nachgedacht? Meinung schreiben!

moritz@uni-greifswald.de, Betreff: Leserbrief

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Einblick in die Irrungen und Wirrungen der Berliner Republik - auch hinter die Kulissen

politik

Gebühr, Prorektorenwahl Kurznachrichten Blickpunkt Bundestag Akkreditierung AStA-Reform Hochschulgruppen: Julis

uni-versum

Pol&IS serie: Greifzelmännchen Uni-Sammlung GrIStuF Uni-Jubiläum Nähkästchen Altertumswissenschaft, Lucia

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Berühmt

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Wolfgang Koeppen gehört zu den bekanntesten Literaten Deutschlands - und stammt aus Greifswald

titel

Kennen Sie Koeppen? LiteraTour Biographisches C.D. Friedrich depressiv? Romantik pur Katja Barthel Koeppen-Haus

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Jahreshoroskop moritsel m.trifft...

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playmoritz

Besessen?

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George W. Bush bekommt eine zweite Amtszeit. Doch was wird er alles verändern?

feuilleton

George W. Bush die Zweite 32 Der andere Gerhard Schröder 33 schreib-moritz 34 Die Nanny 35 Anleitung zum Witzigsein 36 DVD-Rezensionen 37 CDs: Neue Platten 38 Musik-DVDs 40 Bücher 41 Weihnachtsmarkt: Ein Nachtrag 42 Kolumne: It’s not a war 46

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januar 2005

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Bundestag


Das Semester wird teurer

Ab dem Winter erhebt die Uni eine Rückmeldegebühr von 10 Euro Zwölf Minuten dauert die persönliche Einschreibung eines NeuStudenten in Greifswald. „Zu lange“, meint das Rektorat, da hierdurch während der Immatrikulationszeiträume zu viel Personal gebunden werde. Zusätzlich zu den 80 Cent Porto, die das Versenden der Leporellos pro Student verursache, entstünden so enorme Kosten. Kosten, die die Universität nicht mehr länger allein tragen möchte. Aus diesem Grund hat der Senat am

15. Dezember gegen die Stimmen der studentischen Vertreter beschlossen, dass jeder Student ab dem kommenden Wintersemester eine Rückmeldegebühr in Höhe von zehn Euro zusätzlich zum Semesterbeitrag zahlen soll. „Dies ist der Einstieg in ein kostenpflichtiges Studium“, ist aus dem AStA zu hören, nach dessen Ansicht die Einführung einer solchen Gebühr gegen § 6 des Landeshochschulgesetzes verstößt. Laut dem Gesetz ist die Erhebung von Gebühren für ein Erststudium verboten. „Sollte es tatsächlich zu einer Einführung kommen, streben wir daher eine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht an“, ist von Simon Sieweke, dem hochschulpolitischen Referenten, zu erfahren. Die Chancen für Den Studiengebühren Tür und Tor geöffnet? Jeden- einen Erfolg sieht er „etwa fifty-fifty“. falls nicht, wenn es nach dem AStA geht.

„Bei der Rückmeldegebühr handelt es sich nicht um eine Studiengebühr, sondern um eine Verwaltungsgebühr“, setzt Kanzler Dr. Thomas Behrens den Bedenken des Studierendenausschusses entgegen. Einem möglichen Rechtsstreit sieht er deshalb mit großer Gelassenheit entgegen. „Ob sich die Studierenden damit aber einen Gefallen tun, bleibt abzuwarten.“ Ihm sei es lieber, wenn die Studierenden ihre Energie weniger in einen „vergleichsweise lächerlichen Prozess“ steckten, sondern sich vielmehr an sinnvollen Modellen für eine sozial verträgliche Gebührengestaltung beteiligten. Ob die Gebühr ab dem Wintersemester 2005/2006 dann tatsächlich in Greifswald kommen wird, hängt nun auch am zuständigen Bildungsministerium in Schwerin. „Dies hat noch nicht grünes Licht gegeben“, so Simon Sieweke. Er habe jedoch einen Brief geschrieben, in dem er den Standpunkt der Studierenden noch ring einmal verdeutliche.

Simon Sieweke ist vom Engeren Senat nicht für die Wahl zum Prorektor nominiert worden. Der derzeitige AStA-Referent für Hochschulpolitik und ehemalige Vorsitzende war bei der Senatssitzung am 15. Dezember angetreten, nachdem ihn der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät mit 13 zu 7 Stimmen als Kandidat nominiert hatte. „Mehr Transparenz“ hatte Simon Sieweke bei der Kandidatenvorstellung gefordert und außerdem auf das Problem hingewiesen, dass die Anzahl der Master-Studenten in Greifswald immer weiter abnehme. Er werde daher für breitflächige Evaluationen eintreten. Seine Kernforderung war jedoch der Erhalt aller fünf Fakultäten der Universität gewesen. „Eine Universität braucht die ganze Breite“, so Sieweke. Eine

sen. „Ich habe das Gefühl, dass da eine Menge Druck ausgeübt wurde“, gibt sich Sieweke enttäuscht. Seiner Meinung nach würden viele einen Kurswechsel des Rektorats im Umgang mit der Landesregierung befürworten, doch „wenn man unzufrieden ist, muss man auch aufstehen und das auch sagen.“ Rechtlich wäre die Wahl von Simon Sieweke ins Rektorat möglich gewesen. Nach der neuen Grundordnung der Universität aus dem Jahr 2002 muss einer der beiden Prorektoren Professor sein, der andere kann ein Angehöriger der Universität sein – ob nun ein Mitglied des öffentlichen Dienstes oder ein Student. Die Prorektoren bilden zusammen mit Rektor und Kanzler das Rektorat, des etwa über die Öffnung oder Schließung von Studiengängen entscheidet. Wäre Simon Sieweke also erfolgreich gewesen, hätte die studentische Seite auch einen Vertreter in einer Schlüsselstellung der Universität gehabt. Die nächsten Rektoren- und Prorektorenring wahlen finden 2006 statt.

Von einem, der auszog, Prorektor zu werden

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Meinung, der sich die beiden Gegenkandidaten nicht anschließen wollten. „Eine Amputation führt zwar immer zu einem Leben mit Behinderung, doch manchmal stellt sie das einzige Überlebenskonzept dar“, so Prof. Claus Dieter Classen, derzeitiger Prorektor bei seiner Vorstellung. Ihm sei ein „exquisites Geschäft“ lieber als ein „Gemischtwarenladen“. Eine Meinung, die den Großteil der 22 Mitglieder des Engeren Senats offenbar überzeugte. Er nominierte mit großer Mehrheit Classen sowie Prof. Otto-Andreas Festge für die Wahl, die am 19. Januar stattfinden wird. Simon Sieweke erhielt die erforderlichen zwölf Stimmen nicht. Dabei hätten bei der Nominierung durchaus drei Kandidaten berükksichtigt werden können. Eine Vorauswahl wäre nicht nötig gewe-

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AStA

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Achtung! Während der Ferien gelten andere Sprechzeiten! Telefon: 0 38 34 / 86 17 50 -51 Fax: 0 38 34 / 86 17 52 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Vorsitz Thomas Schattschneider Mo und Do 10-12 Uhr

Referentin für Ausländerfragen: Jana-Elena Koser Di 14-16 Uhr, Mi 10-12 Uhr Referentin für BAföG und Studienfinanzierung: Christin Püschel Di 14-16 Uhr, Mi 12-14 Uhr

Referentin für Erstsemesterarbeit: Katharina Winkel Di 10-12 Uhr, Do 12-14 Uhr Referent für Fachschafts- und Gremienarbeit Felix M. Prokoph Mo 16-18 Uhr, Do 11-13 Uhr Referent für Finanzen: Eric Kibler Mo 12-14 Uhr, Do 16-18 Uhr

Referat für Hochschulpolitik: Simon Sieweke Do 14-16 Uhr, Fr 09-11 Uhr Referentin für Soziales: Constanze Rogge Mo 10-12 Uhr, Fr 12-14 Uhr

Referent für Studium und Lehre: n.n. Referent für Ökologiefragen: n.n.

Präsidenten des Studierendenparlamentes: Philipp Kohlbecher Alexander Gerberding (Stellvertreter) stupa@uni-greifswald.de Gleichstellungsbeauftragte(r): n.n.

Beauftragte(r) für Schwule und Lesben: Matthias Müller Do 12-13 Uhr Beauftragte(r) für Internetpräsenz: Christian Heise

Beauftragte Campus Europae: Katharina Miller januar 2005

Einstellung der Magisterstudiengänge Das Rektorat hat beschlossen, das Verfahren zur Aufhebung der Magisterstudiengänge zum Wintersemester 2005/2006 einzuleiten. Um allen Studenten den Abschluss ihres Studiums zu gewährleisten, ist beabsichtigt, eine Übergangsfrist von etwa 11 Semestern vorzusehen. Dieser Zeitraum endet mit Ablauf des Wintersemesters 2010. Der AStA verhandelt diesbezüglich. B.A.-Immatrikulation nur noch im Herbst Immatrikulationen für BachelorStudiengänge sind in Zukunft nur noch zum Wintersemester möglich. Dies hat der Senat bei seiner Sitzung am 15. Dezember beschlossen. Die Philosophische Fakultät sei in Teilen durch die Sommerimmatrikulation kapazitär überfordert, hieß es in der Begründung. „Uni im Rathaus“ wird fortgesetzt Die Vortragsreihe „Universität im Rathaus“, in deren Rahmen Dozenten den Hör- gegen den Bürgerschaftssaal tauschen, wird auch im Jahr 2005 fortgesetzt. Organisator ist Prof. Karl-Heinz Spieß (Mittelalterliche Geschichte).

Gremienwahlen vom 18. bis 20. Januar In der Zeit vom 18. bis 20. Januar wählen die Studierenden ihre Vertreter im Akademischen Senat sowie in den Fakultätsräten. Das Wahlbüro wird im Foyer der Mensa jeweils von 09 bis 16 Uhr geöffnet sein. Umweltreferent zurückgetreten Der Referent für Ökologie- und Umweltfragen im AStA, Thomas Maier, ist aus persönlichen Gründen zum 31. Dezember 2004 von seinem Posten zurückgetreten. Unterstützung von Opfern rechter Gewalt Die Studierendenschaft hat jeweils 500 Euro für die Wanderausstellung „Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990“ sowie an den Verein „LOBBI e.V.“ gespendet. Letzterer unterstützt Opfer rechter Gewalt in verschiedenen Orten in Mecklenburg-Vorpommern. Die Mittel waren von verschiedenen Personen im Jahr 2000 zweckgebunden gespendet worden. Spenden für Flutopfer Vom 31. Januar bis zum 02. Februar wird moritzTV Spenden für die Flutopfer in Südostasien sammeln. Eine Sammelbox wird während der Öffnungszeit des Speisesaals in der Mensa aufgestellt. Auch danach können Spendenwillige Geld auf das Konto der Studierendeschaft überweisen, das dann an Hilfsorganisaring tionen weitergeleitet wird.

Entscheidung über Studiengebühren Am 26. Januar entscheidet das Bundesverfassungsgericht darüber, ob ein Verbot von Studiengebühren, das im Hochschulrahmengesetz des Bundes verankert ist, rechtswidrig ist. Wird das Verbot gekippt, kann jedes Bundesland selbst entscheiden, ob es Studiengebühren erhebt. Die Urteilsverkündung wird ab 10 Uhr im Mensaclub übertragen. Im Anschluss finden Am 7. Januar um 18.40 Uhr gaben Kanzler ThoDemonstrationen in den mas Behrens, Justizminister Erwin Sellerin und Hochschulstädten statt, Oberbügermeister Arthur König (v.l.) den Senso auch in Greifswald. debetrieb von Radio-98eins frei. Foto: Sophia Penther

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Allgemeiner Studierendenausschuss

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Im Labyrinth der Mächtigen Eine Woche Berlin, Politik und Medien / Von Jonas Wipfler 40 Schüler und Studenten nahmen Anfang Dezember am Workshop „Medien und Demokratie – eine (un)geliebte Beziehung“ teil, einer Veranstaltung des Bundestages, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Jugendpresse Deutschland. Sie lernten in einer Woche in Berlin ausgerüstet mit Presseausweisen des Bundestages die Arbeit der Politiker und Journalisten hinter den Kulissen kennen.

Kampf mit Worten

Statement „unter eins“, so kann es mit Angabe des Namens zitiert werden, „unter zwei“ wird ein solches Zitat mit einer abgesprochenen Floskel versehen, etwa „aus Regierungskreisen“ und schließlich die Abmachung „unter drei“ bedeutet, dass die Information als Hintergrund für den Journalisten zum Verständnis dient, jedoch nicht weiter in den Medien verwendet werden darf.

Vielleicht ist Politik in Berlin nicht nur das Bohren dicker Bretter, sondern auch der Kampf mit Worten und Stapeln von Blättern. Und oft auch einer mit der Zeit. Im ARDHauptstadtstudio sitzt Anna Kyrieleis, sie ist mit 28 Jahren die jüngste der 22 Eine gute Portion HauptstadtkorresponIdealismus denten des Senders und spricht über ZeitAber nicht nur berlin-intern gibt es management. Wenn man für die Medien eigene Gesetze. So ist den Aufwand an – die ganbeispielsweise das Hauptstadtzen Überstunden – Zeit studio der ARD mit der Nachrichmit der Bezahlung gegentenredaktion in Hamburg verrechne, dann werde man knüpft, die letztlich entscheidet, was diesen Job wohl kaum auf die Agenda und in eine Sendung machen. Nach der normakommt. So werden manchmal fertilen Arbeitszeit stehen oft ge Beiträge aus Berlin nicht gesenHintergrundgespräche mit det oder die Wichtigkeit von Politikern an oder bestimThemen in Berlin und Hamburg mte regelmäßige Treffen unterschiedlich beurteilt. Zu dem verschiedener InformaBeruf des Hauptstadtkorrespontionskreise. ExklusivinforAbgeordneten-Fahrräder vor dem Kanzleramt: denten gehört aus allen diesen mationen kann sich in der Über Frustration sprechen nur wenige Politiker. Gründen wohl auch eine gute verschärften KonkurrenzFotos: J. Wipfler Portion Idealismus. Gefragt, ob es situation in Berlin nur erIn den wenigen Tagen Berlin nicht auch deprimierend sei, wenn hoffen, wer diese Treffen besucht wiederholten sich manche Sätze von man jeden Tag wieder von vorne mit und stetigen Kontakt zu Politikern Abgeordneten immer wieder, solche der Arbeit anfangen müsse und hält. Im ARD-Hauptstadtstudio stewie „Politik ist das Bohren dicker hen die meisten Türen Bretter“ oder „die Kunst des Machzu den Büros offen baren“ und „Demokratie ist das und fast überall wird Organisieren von Mehrheiten“. Das solchen Informatioklingt nach Frustration, denn kurznen hinterher telefofristige Veränderungen sind anniert. Aber nicht scheinend Mangelware und gerade alle Informationen, die Arbeit der Opposition ist oft verdie die Journalisten gebens. Über diese Frustration erhalten, finden sich selbst sprechen nur wenige Poliin den Medien wieder. tiker, wie beispielsweise die rheinEs gibt festgelegte land-pfälzische CDU-Politikerin Regeln, etwa zur VerJulia Klöckner, wenn sie sagt, dass traulichkeit von Insie am Anfang ihrer Arbeit in Berlin formationen die den Versagensängste gehabt habe oder Umgang mit Gedass es ihr noch immer schwer falle sprächsinhalten einsich einen privaten Freiraum abseits schränken; diese sind der Arbeit zu schaffen. Manchmal mit Ziffern gekenn- Greifswalder CDU-Abgeordneter Adam: „Wissen, seien es dann zum Beispiel zeichnet. Läuft ein was für Socken die anderen Leute im Büro tragen.“

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Radionachrichten, die sie wieder an die Tagespolitik an Berlin erinnerten.


„wie transparente Käfige“

Ulrich Adam, der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Greifswald, Demmin und Ostvorpommern, sitzt zurückgelehnt an seinem Schreibtisch vor den großen Fenstern oben im Paul-Löbe-Haus, in einem der vielen Abgeordnetenbüros. Über die große freie Fläche vor dem Reichstag hinweg sieht man weiter hinten die Siegessäule. 17,2 Quadratmeter misst jedes dieser Büros, gegenüber sieht man unzählige weitere in einem anderen Gebäudeflügel, dort sitzen andere Abgeordnete oder deren Mitarbeiter. „Wie transparente Käfige“ seien diese Büros, sagt der CDUPolitiker, man müsse ja nicht unbedingt wissen, was für Socken die Menschen in den anderen Büros tragen. Das ist die eine Hälfte der Antwort auf die Frage, welche negativen Seiten sein Job habe. Dann sagt er, dass es natürlich ein Zeitproblem gebe und dass diese Arbeit seine Familie sehr fordere – das müsse man wissen und akzeptieren. Bevor er nach Berlin gegangen sei, habe er das anders eingeschätzt. Zu Greifswald gefragt, erzählt er von seinem Werdegang. Eigentlich sei die Entscheidung, nach Greifswald zu ziehen, für ihn eine pragmatische gewesen, denn seine Frau bekam einen Arbeitsplatz an der Universität und so zog er ihr hinterher. Im Grunde sei es also der Universität zu verdanken, dass er dort gelandet sei, meint er und lächelt ein wenig: „Die Universität ist wichtig für den Standort Greifswald. Außerdem beleben die Studenten das Stadtbild.“ Die Entwicklung und den Zustand in seinem Wahlkreis beurteilt er weniger positiv: „Wirtschaftlich und was die Arbeitslosigkeit betrifft, ist die Lage unbefriedigend. Eine Besserung der Gesamtstimmung kann nur durch einen wirtschaftlichen Aufschwung erreicht werden.“ Die Wirtschaft ankurbelnd wirke sich im Moment die Aufhebung der EUjanuar 2005

Kontingent-Regelung für den Schiffbau aus. Andere Branchen wie der Tourismus seien bereits gut ausgebaut, aber er allein könne die Probleme nicht lösen. Darüber hinaus seien „Biotechnologie und weitere Innovationen eine Zukunftsperspektive für Mecklenburg-Vorpommern“. Er macht keine großen Gesten, und es ist, als rufe er sich die Bilder, von denen er erzählt, alle noch einmal einzeln ins Gedächtnis, er doziert ein bisschen, um dann aber gleich wieder zu sagen: „Unterbrechen Sie ruhig, fragen Sie ruhig.“

unterirdischen Fußmärsche der Politiker, Journalisten und Angestellten durch Gänge unter dem Reichstag und den angrenzenden Gebäuden, in denen teilweise unverkleidet die Rohre an der Decke verlaufen. Die elektronischen Tafeln, die dort ähnlich den

fünfmal Wasser, dreimal Orangensaft, zweimal Apfelsaft

Vielleicht sind es besonders die kleinen Einblicke in den Berliner Bundestagskosmos, die Flaschendreieck: Man trinkt sie aus, gedankenlos. den Teilnehmern des Foto: J. Wipfler Workshops in Erinnerung bleiben werden. Wie schnell Abflugzeiten an Flughäfen die nächman sich beispielsweise daran gesten Ausschusssitzungen mit wöhnt, dass in den Ausschusssälen Uhrzeit, Partei und Ort angeben. auf dem Tisch immer schon diese Aber auch kurze Statements von kleinen Flaschen stehen – immer den Menschen, die in Berlin Politik gleich angeordnet und abgezählt: machen. Regierungssprecher Bela fünfmal Wasser, dreimal OranAnda, der, gefragt nach der gensaft, zweimal Apfelsaft. Immer Bedeutung der Eitelkeit in seinem in einem gleichschenkligen Dreieck Metier, sagt: „Ich bin nicht eitel.“ angeordnet, man trinkt sie aus, Oder Wolfgang Thierse: „Meines gedankenlos, zwei Stunden später, schönen Bartes wegen werde ich wieder zurück im Raum sind sie wie nicht gewählt.“ Wie um es zu beweivon selbst wieder aufgefüllt. Oder sen, ist er kurz danach auch schon die Aktenhalter auf den Toiletten wieder unterwegs zu einem weiteren und die seltsamen Kunstwerke, die Termin. Es gibt immer eine nächste überall zu finden sind. Aber auch Sitzung, ein nächstes Hintergrunddie normalerweise unsichtbaren gespräch, ein nächstes Interview.

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nicht wisse, ob sie sich lohne, sagt die junge Korrespondentin, sie sehe das genau andersherum: „Es ist doch schön, jeden Abend nach Hause zu gehen und einen Beitrag von Anfang bis Ende fertig zu haben.“ Vielleicht ist es dieses Gefühl, für dass sie die zeitlichen Strapazen ihres Jobs auf sich nimmt.

Öffentlichkeitsarbeiter Anda, Politiker Thierse: Schon wieder unterwegs zu einem weiteren Termin.

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Auf Herz und Nieren

Greifswalds Masterstudiengänge befinden sich im Akkreditierungsverfahren. Eine Zwischenbilanz. Von Uwe Roßner

Das Ergebnis einer Akkreditierung ist ein Gütesiegel einer unabhängigen Agentur. Diese vergibt richtungsweisende Noten für Studien-

im Landeshochschulgesetz begründet. Innerhalb des sogenannten Anerkennungsverfahrens (LHG §§ 108-112) ist eine Universität verpflichtet, sich nach einer internen Einführung von neuen Studiengängen einer externen Prüfung zu unterziehen.

22 Master-Studiengänge auf dem Prüfstand

Erhielt Besuch von fleißigen Akkreditierern: Philosophen-Dekan Prof. Manfred Bornewasser Foto: Archiv

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gänge, die von der Universität freigegeben wurden. Dies ist somit der Auftrag einer Bildungseinrichtung an spezielle Agenturen. Das jeweilige Resultat weist die Qualität eines Studiengangs aus und hebt gleichzeitig das Prestige einer „alma mater“. In Zeiten knapper Kassen und der Umwerbung von Studenten für den eigenen Hochschulstandort, bedarf es harter Standortvorteile und eines bundesweiten guten Rufs. Die Begutachtung an der Greifswalder alma mater liegt

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Erstmalig erfolgte dies im Bereich der Bachelorstudiengänge Ende 1999/Anfang 2000. Derzeit werden die siebzehn Master of Arts (M.A.)und fünf Master of Education (M.Ed.)- Studiengänge auf Herz und Nieren geprüft. Die Kosten der Begutachtung bewegen sich nach einer Rückfrage beim Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Manfred Bornewasser die Kosten im fünfstelligen Bereich. Durch den Bologna-Prozess gaben die Kultusministerien bundesweit die Evaluierung in die Hand von Agenturen. Die Kosten hierfür müssen inzwi-

schen die Universitäten tragen, die somit unter neuerlichen finanziellen Druck gerieten. Bisher wurden in Greifswald diese Aufwendungen durch die gesamte Universität getragen. Ab diesem Jahr jedoch sollen die Fakultäten aus ihrem Budget die Mittel für die Akkreditierung selbst aufbringen. Verlierer werden damit die Reformwilligen sein. Die Unterlagen aus Greifswald wurden im vergangenen Jahr eingereicht. Vom 5. bis zum 7. Januar weilte dann die zuständige Akkreditierungskommission der Agentur Aquin in Greifswald. Die in drei Gruppen aufgeteilte Kommission untersuchte vorschriftsgemäß die betreffenden Studiengänge gemäß einer Bündelung. Die gut 20 Gutachter reisten aus der ganzen Bundesrepublik in die Hanse- und Universitätsstadt, wurden herumgeführt und fragten bei Professoren, Studenten, Fachschaftsräten und im AStA nach. Spannend werden letztlich die offiziellen Ergebnisse der komplexen Analyse sein. Voraussichtlich ist damit im April zu rechnen. Denn dann zeigt sich, was top ist oder was nachgebessert werden muss.

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Fleißige Reformatoren Reformen sind zurzeit sehr in Mode. Gesundheitsreform und Arbeitsmarktreform sind in aller Munde, doch nicht nur in Berlin, sondern auch direkt vor der eigenen Haustür werden Strukturen verbessert und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. So hat das Studierendenparlament (StuPa) während seiner Sitzung am 14. Dezember eine umfangreiche Reform des AStA beschlossen, die nach der Neuwahl im Mai in Kraft treten soll.

Heute bleibt die Türe zu, denn ...

Foto: ring

„Die Idee einer AStA-Reform hat es bereits in den letzten Legislaturperioden gegeben“, berichtet der AStA-Vorsitzende Thomas Schattschneider. „Leider ist die Idee immer wieder verworfen worden.“ Das aktuelle StuPa habe sich jedoch mit dem Uni-Jubiläum, der Begleitung des Bologna-Prozesses und der Strukturreform früh die Eckpunkt seiner politischen Arbeit gesetzt. So wurde bereits im Juni 2004 eine Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Toralf Stark gegründet, die ein Reformkonzept entwickeln sollte. „In den letzten Jahren sind die Studierendenzahlen rapide gestiegen“, erklärt Toralf. „Um da noch einen vernünftigen Service des AStA zu gewährleisten, musste die Arbeit

dringend auf mehr Köpfe verteilt was ich mir gewünscht habe“, sagt werden.“ Ein erster Schritt sei die er zufrieden. Eine Einstellung, die Neuschaffung eines Referats für viele StuPisten teilen. „Mit der Fachschaftsangelegenheiten geweReform ist uns ein großer Wurf sen, das Felix Prokoph seit Nogelungen“, sagt beispielsweise vember innehat. „Dies reichte Tobias Linke. jedoch nicht aus“, gibt Thomas Doch nicht jeder ist mit der Lösung Schattschneider, der auch zur zufrieden. „Ich finde es schade, dass Struktur-AG gehörte, zu bedenken. die Möglichkeit zu tief greifenden So wurde weiter nach einer neuen Veränderungen nicht wahrgenomStruktur gesucht. men worden ist“, meint Simon Der Vorschlag, der auf der DezemSieweke, Referent für Hochschulbersitzung verabschiedet wurde, politik im derzeitigen AStA. Er hatte sieht nun ein Drei-Ebenen-System selbst ein Reformkonzept vorgelegt, vor: Der AStA gliedert sich zukünfdas stärker auf Vollzeitkräfte setzte. tig in vier Aufgabenbereiche. Es gibt So sollten die Kernreferate sowie einen hochschulpolitischen, einen der Vorsitz hauptamtlich geführt administrativen, einen sozialen sound mit 500 Euro monatlich vergolwie einen studienorganisatorischen ten werden. „Ich bin der Meinung, Bereich. Diese werden jeweils von dass wir Top-Kräfte brauche“, ist einem Referenten geleitet, welche sich Simon sicher. die erste Ebene bilden. Ihnen unterAuch wenn die jetzige Lösung mit steht jeweils eine unterschiedliche einer Bezahlung von 260 Euro für Anzahl von Co-Referenten, die für die Referenten und 160 Euro für die spezielle Teilbereiche eines Referats Co-Referenten günstiger ist, wird zuständig sind. Die dritte Ebene eine Erhöhung des Anteils am schließlich bilden autonome RefeSemesterbeitrag, den das StuPa renten, die projektbezogen arbeiten. ‘verwaltet’, angestrebt. „Ich denke, Die Gesamtverantwortung trägt der eine Erhöhung des SemesterAStA-Vorsitzende. Er besitzt, dem beitrags um 1,50 Euro ist sinnvoll“, Bundeskanzler vergleichbar, Richtso Toralf Stark. „Unser Haushalt ist linienkompetenz, kann also Arbeitsverhältnismäßig klein. Hätten wir aufträge erteilen. „Einer muss den mehr Geld zu Verfügung, könnten Hut aufhaben“, ist der derzeitige wir auch mehr bewegen.“ Eine Vorsitzende überzeugt. Einstellung, der auch Thomas Den besonderen Clou des neuen Schattschneider zustimmt. Er hält Systems erklärt Toralf Stark: „Die sogar eine Anhebung um zwei Euro Struktur ist sehr flexibel. Bis auf die für angemessen. Festlegung der vier Bereiche, kann Besserer Service kostet Geld. Dies die Aufgabenverteilung zu jeder ist nicht nur in der Bundespolitik so. Legislaturperiode neu festgelegt werden. Kurz: Jedes StuPa kann sich seinen eigenen AStA ‘bauen’.“ So können Co-Referate jedes Jahr bei Bedarf neu geschaffen beziehungsweise geschlossen werden. Ein Umstand, der in der derzeitigen unsicheren Situation nicht zu verachten sei. „Das neue Kon- ... der AStA hat nicht nur gut Lachen sondern demFoto: ring zept ist genau das, nächst auch eine neue Aufgabenverteilung.

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Neue Strukturen und mehr Service beim AStA / Von Kai Doering

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se s er r ii e e :: h ho oc ch hs sc ch hu u ll p po o ll ii t t ii s sc ch he e g gr ru up pp pe en n

Abseits der Hochschulpolitik Ein Hauch Baden-Württemberg bei den Jungen Liberalen

Von Kai Doering

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Liberal – was heißt das eigentlich? hochschulpolitische Engagement ihr Hauptaugenmerk nicht auf die Dem Duden nach ist ein liberaler auch größer gewesen. „Eine hochHochschulpolitik. „Zurzeit stecken Mensch vorurteilslos. Doch hat schulpolitische Mannschaft wäre wir all’ unsere Energie in den ‘Ring Liberalismus nicht auch immer attraktiv“, so Robert Gabel, „doch es Politischer Jugend’ (RPJ)“. Hierbei etwas von Beliebigkeit, blickt man ist hart, dafür geeignete Leute zu handelt es sich um einen Zusametwa auf die stets wechselnden Koafinden.“ Deshalb engagiere man sich menschluss aller politisch aktiven litionspartner der FDP in der Geauch nicht im StuPa oder beim Jugendorganisationen in Greifsschichte der Bundesrepublik? AStA. Dies heißt jedoch nicht, dass wald. „In Anbetracht der Entwick„Keinesfalls“, ist sich Robert Gabel die Julis keine Meinung zu aktuellen lungen in der rechten Ecke, ist es besicher. „Liberale sind nur besonders hochschulpolischen Themen hätten. sonders wichtig, dass wir zusamfrei in ihrer Denkweise und menarbeiten“, betont der nicht an Ideologien gebunVorsitzende. Er wolle besonden“, sagt der 25-jährige ders an den Schulen AufkläStudent der Politikwissenrungsarbeit leisten und Juschaft. Robert ist Vorsitzengendliche für Politik begeider der Liberalen Hochstern. „Langfristig ist es vielschulgruppe. „Wir sind jeleicht sogar möglich, einen doch auch offen für NichtJugendgemeinderat zu grünStudenten“, fügt er schnell den, wie es in Baden-Würthinzu, „denn in der Hochtemberg Gang und Gebe ist.“ schulpolitik sehen wir nicht Doch trotz der guunser Hauptbetätigungsten Zusammenarbeit im RPJ feld.“ So seien Hochschulhalten die Julis nicht viel von gruppe und „Junge Libe- Junge-Liberale-Treffen im Stahlwerk: „Aktiv gegen rechte den anderen Parteien. „Wir rale“ („Julis“), wie die Ju- Ecke.“ haben die Verpflichtung zu Foto: ring gendorganisation der FDP zeigen, dass unsere Politik genannt wird, in Greifswald ein und „Wir wollen schon das Bewusstsein gut ist“, ist Robert Gabel überzeugt. dasselbe. für Studiengebühren schärfen“, „Die Wege der anderen Parteien Die Julis gibt es seit 1994 in der meint Robert. Der wichtigste Aspekt sind für uns Liberale nicht gangbar.“ Hansestadt. Gegründet wurden sie werde nämlich noch immer verDass die Julis nicht an vom damaligen Studenten und jetzidrängt. „Sollten Studiengebühren Altem kleben zeigt schließlich auch gen Ratsherrn Sebastian Ratjen. tatsächlich kommen, müssten sie an ihre Forderung nach einem ZusamHört man den Julis bei ihren eine Autonomie der Hochschulen menschluss von Greifswald und Gesprächen eine Zeit lang zu, merkt gekoppelt sein.“ Gebühren als AllStralsund zu einem Kompetenzman schnell, dass Ratjen, der inzwiheilmittel der verfahrenen Situation zentrum. „Greifswald ist die perfekschen zu ihrem Ehrenvorsitzenden in Lehre und Forschung zu sehen, te Ergänzung zu Stralsund“, sind sie ernannt wurde, nach wie vor eine sei hingegen ein Fehler. überzeugt. Ob hier die Gedanken wichtige Rolle spielt. Häufig bezieDoch wie gesagt: Die sechs jungen etwas zu frei schweifen, wird erst die hen sich die Jungpolitiker auf ihren Leute, die sich wöchentlich um 21 Zukunft zeigen. Gründer. Zu Ratjens Zeiten sei das Uhr im „Stahlwerk“ treffen, richten

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moritz


Pol&IS - Politik und Internationale Sicherheit

Pol&IS - Was verbirgt sich hinter dieser Abkürzung? Um des Rätsels Lösung zu finden, machten sich Anfang Dezember 38 Studenten der Politikwissenschaft auf den Weg nach Straussberg. In der Akademie für Information und Kommunikation (AIK) der Bundeswehr hofften sie, die Lösung zu finden. Während in den Vorlesungen und Seminaren zu Internationalen Beziehungen mit unter der Praxisbezug etwas zu kurz kommt, das Stoffgebiet aber eigentlich interessant ist, soll die Simulation einen Einblick in die Realität der Weltpolitik ermöglichen. Wer jetzt denkt, die Studenten mussten früh morgens ihre Turnschuhe schnüren und ihre Runden laufen, der irrt. Die Bundeswehr hat lediglich für die Materialen für das Spiel, die Unterkunft und die Verpflegung gesorgt. Jugendoffizier Hauptmann Dover leitete die Simulation und stand den Teilnehmer mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Was genau verbirgt sich nun aber hinter der Abkürzung Pol&IS? In dieser Simulation, von einem Politikwissenschaftler entwickelt, geht es in erster Linie darum, dass die Teilnehmer Kooperation einmal selbst ausprobieren können und merken, dass Probleme, die in der realen internationalen Politik existieren, hier im Kleinen ebenfalls auftreten. Die Welt ist bei Pol&IS in elf große Regionen eingeteilt Nordamerika, Südamerika, Westeuropa, Osteuropa, Afrika, Arabien, Asien, China, Japan, Ozeanien und die GUS. Jede Region wird repräsentiert von einem Regierungschef, einem Staatschef, einem Wirtschaftsminister und einem Oppositionsführer, die alle zusammen versuchen ihre Region durch das Poli&IS-Jahr zu bringen. Zu Beginn des Spieles erhält jede Region entsprechend ihrer Position in der realen Welt Energie-, Industrie- und Agrarpunkte und Geld. Dann fehlt noch die Truppenstationierung auf der großen Weltkarte, die mitten im januar 2005

Raum stand und so manches Mal nehmer organisiert. So besuchten Brennpunkt heftiger Diskussionen sie das Auswärtige Amt und das war. Sobald das Formale erledigt Bundesministerium für Verteidiund die Spielregeln erklärt waren, gung in Berlin. Im Auswärtigen Amt konnte das Verhandeln zwischen hielt Knut Abraham, Referent für den Regionen beginnen. Während Verteidigungs- und Sicherheitspodie Wirtschaftsminister auf einem litik, einen Vortrag über die diploeigenen Kongress um die nötigen matische Rolle der Bundesrepublik Energie-, Industrie- und Agrarin der internationalen Politik, wobei punkte feilschten, sie kauften, versein Focus auf Afghanistan lag. Im kauften oder tauschten, und somit Bundesministerium für Verteidifür die Verhandlungsgrundlage für gung sprachen die Studenten mit das nächste Jahr sorgten, vereinOberstleutnant Altmannsperger barten die anderen Regierungsmitund erfuhren viel über die militäriglieder auf dem internationalen sche Seite der Außen- und Sicherpolitischen Parkett neue Verträge, Abkommen und Vereinbarungen für das nächste Poli&IS-Jahr. All dies geschah unter den Augen der Weltbank, die vor allem den internationalen Handel beaufsichtigte und Kredite an Regionen wie Asien und „Und was machen wir morgen Herr Hauptmann?“ Afrika vergab. „Dasselbe was wir jedes Semester tun - Wir versuchen, Foto: chris Dann gab es noch die Weltherrschaft an uns zu reißen!“ die internationale Presse und die UNO, die gleichzeitig heitspolitik der Bundesrepublik. auch die Spielleitung übernahm und Was bleibt nun als Resultat der vier die geschlossenen Verträge überTage in Straussberg? Bei Organisaprüfte und bewertete. tor Julian Feld, Politikstudent im 4. Nach jeder Spielrunde gab es dann Semester, überwiegen die positiven eine Vollversammlung der UNO, in Erfahrungen. "Mein Ziel war es, vor der die einzelnen Mitglieder der allem den Erstsemestern etwas zu Regierungen den anderen Mitspiebieten, bei dem sie sich selbst auslern Rede und Antwort standen. probieren und die Theorie aus den Die größte Aufregung in der interVorlesungen mit Praxis unterfütnationalen Gemeinschaft gab es, als tern können", so Julian. Bedenken, die GUS, in dem aufgrund der gemit der Bundeswehr zusammen zu ringen Teilnehmerzahl nicht mitarbeiten, hatte er nicht. Julian und spielendem Ozeanien ihre Truppen Hauptmann Dove werden sich in stationierte. Sofort beantragten die diesen Tagen mit Prof. Reinhard anderen Staaten eine Sondersitzung Wolf (Lehrstuhl für Internationale und nach heftigen Diskussionen Beziehungen) zusammensetzen und konnte auch dieses Problem gelöst die Erfahrungen auswerten. Mögwerden. licherweise ergibt sich eine dauerNeben der Simulation hatte Haupthafte Zusammenarbeit zwischen der mann Dove auch ein kleines RahBundeswehr und dem Institut für menprogramm für die Pol&IS-TeilPolitikwissenschaft.

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Wie es ist, selbst einmal Regierungschef von Nordamerika oder Wirtschaftsminister von Asien zu sein Von Verena Lilge

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Drei Engel fürs Wohnen Wohnraum ist ein Problem in Greifswald; das ist nichts Neues. Die mittlerweile über 10 000 Studenten wollen nicht nur in der Stadt studieren, sondern auch wohnen. Dass dies klappt, dafür sind Karl-Heinz Daus und seine zwei Mitarbeiterinnen Edda Nehls und Annette Krehmke zuständig. "Wir wollen die Studierenden, die gerade neu nach Greifswald gekommen sind, nicht allein lassen", sagt der Abteilungsleiter für Bau und Technik, wie Daus’ offizielle Berufsbezeichnung lautet. 846 Wohnheimplätze von der Makarenkostraße bis zur Fleischerwiese betreuen die drei von ihrem Büro in der Mensa aus. "Wir bekommen jedoch auch Anträge, die für Stralsund oder Neubrandenburg bestimmt sind, die wir weiterleiten." Dies liegt daran, dass das Studentenwerk auch für die beiden Fachhochschulstandorte verantwortlich ist.

Doch schon mit Greifswald haben Karl-Heinz Daus und seine beiden Mitarbeiterinnen alle Hände voll zu tun. So wurden zum vergangenen

Sorgen für die Studentenbude: Edda Nehls, Karl-Heinz Daus, Foto: ring Annette Krehmke (v.l.) Wintersemester gut 1200 Anträge auf Wohnheimplätze gestellt. "Wir haben alle beantwortet", so Daus. Entscheidend sei bei der Platzvergabe die Reihenfolge der Antragseingänge. Ausnahmen bilden jedoch Schwerbehinderte sowie

Studierende mit Kind, die bevorzugt behandelt werden. Doch auch um all diejenigen, die eine Absage bekommen haben, kümmern sich die drei. So geben sie Listen mit Privatanbietern heraus, damit kein Student ohne Dach über dem Kopf seine Zeit in Greifswald beginnen muss. Ab und zu kommt es dennoch zu Problemen. "Manch einer versteht einfach nicht, dass die Plätze irgendwann weg sind." Besonders stressig geht es in den Räumen neben dem Speisesaal zu, wenn es "freie Vergabe" heißt. Hier werden zweimal im Jahr, jeweils kurz vor Semesterbeginn, die Plätze vergeben, die nicht angenommen wurden. "Wer zuerst kommt, malt zuerst", heißt es auch hier. "Ab acht Uhr geht es hier hoch her", so Daus. Mittlerweile würden Nummern vergeben, damit niemand den ganzen Tag warten müsse. "Letztes Mal hat es bis abends um neun gedauert." Aber nun ist es doch sicher ziemlich ruhig geworden, wo jeder eine Bleibe gefunden hat? "Keinesfalls", sagt Karl-Heinz Daus und schmunzelt, "uns liegen bereits wieder knapp 70 Bewerbungen für das ring Sommersemester vor." A NN ZZ EE II GG EE A


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Lernen von ausgestopften Tieren

Von Anne Bringezu

januar 2005

Heute befindet sich im ersten Stock des Gebäudes die speziell eingerichtete zentrale Demonstrationssammlung, die nach Hohltieren, wirbellosen Tieren und Wirbeltieren systematisch geordnet ist, also alle Tiergruppen enthält. Diese Präparate werden vorwiegend in Vorlesungen eingesetzt oder können von Interessierten nach Anmeldung besichtigt werden. Dort kann man dann unter anderem Seesterne oder Krebse bewundern, aber auch ein Eichhörnchen und einen Biber und sogar ein Skelett eines Straußenvogels. Den umfangreichsten Teil macht die wertvolle Sammlung einheimischer Vögel (Pommernsammlung) aus. Sie ist eine der vollständigsten Regionalsammlungen in Deutschland. Man kann hier unter anderem einen ausgestopften Uhu, Rotkelchen, sowie einen Falken sehen. Der über einen Meter große Kondor gehört natürlich nicht zu dieser Sammlung, da er nur in Südamerika vorkommt. Er ist aber ein Beispiel für die Vielfalt an Arten, den die Zoologische Sammlung auch insgesamt vorzuweisen hat. Außerdem ist auch der Reichtum an so genannten "Typen" der Sammlung bemerkenswert, von denen hier übe 600 vorhanden sind. Typen sind diejenigen Exemplare, die der Beschreibung einer Art oder Unterart zugrunde gelegen haben. Sie sind also sehr bedeutsam für die Festlegung von zoologischen Namen. Denn mit dem Typusverfahren wird ein wissenschaftlicher Artname mit einem Typus verbunden, und ist dann in allen biologischen Fachbereichen gültig. Der Hauptanteil an vorhandenen Präparaten ist jedoch ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke vorgesehen. Sie sind magaziniert, so wie zum Beispiel die Insektensammlung mit über 2.100 Insektenkästen. In ihrer Ergänzung und

Erweiterung liegt ein Schwerpunkt der Weiterführung der Sammlungsteile.

Im Dachgeschoss des Hauses befindet sich schließlich noch eine Skelettsammlung, die aber aufgrund des erwähnten Platzmangels nicht geordnet und ausgestellt ist. Zwei Walskelette sind an das Meeresmuseum in Stralsund verliehen. Die Zoologische Sammlung ist ein weiterer kleiner Schatz der Universität, der ihr hoffentlich lange erhalten bleibt. Nach Absprache sind Besichtigungen der Demonstrationssammlung möglich. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 86 42 71 an Dr. Dietmar Schittek wenden.

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In der Bachstraße befindet sich das so genannte Zoologische Museum, welches eigentlich keines ist. Denn nur ein Teil der im Zoologischen Institut befindlichen Sammlungen ist für die Öffentlichkeit zugänglich, und das auch nur nach telefonischer Absprache mit einem der Verantwortlichen. Außerdem sind gar nicht alle Sammlungen ausgestellt, da dem Zoologischen Institut wie anderen Instituten auch die Räumlichkeiten dafür fehlen. Was einst als "Naturalienkabinett" im Hauptgebäude der Universität begann, entwickelte sich in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. zu der Zoologischen Sammlung, auch aufgrund des wissenschaftlichen Fortschritts des Zoologischen Institutes. Im Jahr 1836 verselbständigte sich das Zoologische Museum, da das Institut die Räume in der Bachstraße erhielt. Diese gehörten seit 1834 der Uni und beherbergten vorher einen Teil der Anatomie. Sie mussten jedoch nach zwei Jahren ausziehen, da die Bürger sich beschwerten, die die Anatomie nicht gerne mitten in der Stadt sahen.

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Verantwortlich für... Topics

Die ersten Gäste des Students’ Festivals EVS-ler zu Gast bei GrIStuF Text und Fotos: Julia Schrod

Jakob schlüpfte irgendwann aus einem Nest in Berlin und dümpelt nun in Greifswald rum. Im Sommer 2003 fing er beim Students’ Festival an. Im Moment ist er Leiter der Themen-(Topic) Gruppe und zuständig für zwei Kulturprojekte.

Wie bist Du zu GrIStuF gekommen? Das Greifswalder Studententheater StuThe wollte einen Ansprechpartner beim Festival haben. Ich wurde schnell überzeugt und bin seitdem dabei. Jedoch war ich vom Konzept und der Idee des Ganzen sehr beeindruckt und so blieb es nicht beim Ansprechpartner.

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Was sind Deine Aufgaben? Zunächst besteht meine Funktion darin, der Topic-Gruppe Domizil und Kekse zu bieten, Termine festzulegen und die Übersicht über alle Projekte zu behalten. Hinzu kommt das Werben, Anschreiben und Kontakthalten mit Referenten aus Politik und Wirtschaft, die Betreuung der Homepage und die bundesweite Werbung für Groupleader. Innerhalb der Kulturgruppe organisiere ich mit Unterstützung den International Brunch auf dem Markplatz und die Eröffnung des Festivals. Was erwartest Du vom "Students-Festival"? Ich stelle mir vor, die Gesamtsituation eine Ecke besser zu machen und der "Das - Hat - Doch - Eh -Alles - Keinen - Sinn" - Fraktion zu zeigen: Es klappt doch!

GrIStuF in drei Worten ist… …fordernd, visionär, gemütlich. Jakob kann man erreichen unter jakob@gristuf.org

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Seit Anfang Januar kann das OrgTeam des Student’s Festival auf vier weitere unterstützende Hände zählen. Diesmal aber keine Greifswalder, sondern zwei vom Europäischen Freiwilligendienst (European Voluntary Service, kurz EVS): Laura, 20 Jahre alt aus Italien und Mathieu, 22 Jahre alt aus Frankreich. Die beiden werden das nächste halbe Jahr mit dem Team zusammen die Umsetzung des Festivals vorantreiben, das am 4. Juni dieses Jahres beginnt und Greifswald für neun Tage in einen Ausnahmezustand versetzen wird. Doch was ist eigentlich EVS? "EVS ist ein Förderprogramm der Euro-

europäische Land oder sogar in einigen Fällen in ein Drittland wie Lateinamerika oder Russland gehen kann." Beim EVS können übrigens junge Menschen aus ganz Europa mitmachen, die sechs bis zwölf Monate an einem Projekt im Ausland mitarbeiten wollen. Ihnen entstehen im Ausland keinerlei Kosten für die Anreise, die Unterkunft und Verpflegung oder den Sprachkurs. "Informationen zum EVS kann man bei "Jugend für Europa", der deutschen Nationalagentur erhalten", ergänzt Virginia, "oder über die http://www.exInternetseiten evs.de und http://www.4evs.net."

Schau mir in die Augen, Kleiner: Die zwei EVSler Laura und Mathieu verstehen sich schon gut päischen Union, bei dem jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren die Möglichkeit gegeben wird, sich in gemeinnützigen Projekten im Ausland zu engagieren und ein anderes Land, eine andere Kultur und eine andere Sprache kennen zu lernen," erklärt Virginia, die seit einigen Monaten mit das Students Festival organisiert und selbst als EVS-lerin im Ausland war. "Die Erfahrungen, die man dabei machen kann sind enorm groß", sagt sie, "zumal man in jedes

"I really fell in love with that project”, sagt der quirlige Mathieu begeistert und lacht verschmitzt dabei, als er vom Students’ Festival erzählt. Laura nickt zustimmend und fügt hinzu: "Die Beschreibung des Festivals war so interessant, dass ich mich riesig über die Antwort von GrIStuF im August letzten Jahres gefreut habe, dass ich ein EVS-ler bei euch bin." Beide strahlen um die Wette, scheinen sich in ihrer ersten Woche schon in Greifswald akklimatisiert zu haben, moritz


obwohl für jeden von den beiden etwas Anderes im Vordergrund steht. Mathieu erklärt seine Beweggründe für die Teilnahme an einem EVS-Programm: "Als erstes bin ich auf der Suche nach mir selbst, also nach meiner Identität wo gehöre ich hin? Was soll ich spä-

wortet er: "Gedanken und Realität unterscheiden sich ja meistens. Und trotzdem: Es wird ein großartiges Erlebnis werden, das ich nie vergessen werde. Ich freue mich auf die jungen Menschen aus aller Welt, mit denen man erst die Gedanken austauscht und später vielleicht

Verantwortlich für... Participants

Susi Baude (22) kommt aus einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg und studiert EWi und DaF in Greifswald. Zu GrIStuF kam sie im Sommer 2003 und übernahm im September 2004 die Leitung des Participants-Teams.

ter machen? Zu Hause habe ich genügend abschrekkende Beispiele gesehen: Junge Menschen, die nicht wissen, was sie tun sollen. EVS ist eine Chance, die man nutzen sollte als junger Mensch, zumal einem eine Vielzahl interessanter Projekte angeboten wird." "Für mich ist es wichtig, etwas für andere Menschen zu machen und gleichzeitig zu reisen und dabei andere Leute kennen zu lernen. Ich glaube, dass EVS für mich ein gutes Erlebnis wird", betont Laura. In einem Punkt sind sich die beiden einig - in Deutschland sind sie gelandet, weil das Projekt entscheidend für sie ist und sie das Students’ Festival in Greifswald begeistert und angesprochen hat. " Ich habe bereits zwei Studentenfestivals mitorganisiert", sagt Mathieu, "das eine war ein professionelles, bei dem ich nur im Finanzierungsbereich mitarbeiten konnte und nichts anderes machen durfte. Aber das ist das Schöne an diesem Festival hier in Greifswald - ich kann in alle Bereiche reinschnuppern, mit jungen Leuten zusammen arbeiten, Verantwortung tragen und die vielen Möglichkeiten innerhalb des Festivals nutzen." Auf die Frage, wie er sich das Festival im Juni vorstellt, antjanuar 2005

sogar die Adressen." Laura sagt auf die gleiche Frage entschieden: "Die Welt findet sich an einem Platz zusammen - hier in Greifswald." Die ersten Eindrücke von Greifswald und den Menschen beschreiben beide als sehr positiv. "Es ist eine nette Stadt mit tollen bunten Häusern am Marktplatz. Besonders schön finde ich Wieck. Die Menschen hier sind zu jedem nett, offenherzig und hilfsbereit. Früher habe ich immer meine Heimat vermisst, wenn ich weg war - hier ist das anders; ich fühle mich fast wie zu Hause", fasst Laura zusammen. Mathieu grinst und fügt hinzu: "Die Landschaft hier oben erinnert mich an Holland und ich mag dieses Land sehr. Jemand erzählte mir in Portugal, dass Greifswald sehr hässlich sein soll, aber ich habe mich nicht beirren lassen und kann mir jetzt meine eigene Meinung bilden. Das Meer ist hier so nah, Eldena ist wunderschön und ich finde Fahrradfahren klasse. Gestern war ich auf meiner ersten Party. Hier ist abends mehr los als in der Stadt aus der ich komme." Nervt ihn denn das schlechte Wetter nicht? "Das Wetter spielt keine Rolle", lässt er wissen, "denn nur die Sonne im Herzen der Menschen zählt!"

Was sind deine Aufgaben? Im Bereich Participants wählen wir die Teilnehmer aus und laden sie ein. Gleichzeitig müssen wir Visa und Versicherungen beschaffen und uns um die Verpflegung kümmern. Wenn die Gäste ankommen, ist meine Gruppe für den Check-In verantwortlich und für die Verteilung auf die Hosts. Außerdem bin die Kontaktperson für Laura EVS zu uns gekommen ist.

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Wollen Greifswald in den Ausnahmezustand versetzen: Mathieu und die Mitglieder von GrIStuF

Wie bist du zu GrIStuF gekommen? Meine Freundin hatte von dem Verein gehört und hat mich zu einer Präsentation mitgenommen. Dann wurde auch gleich ein Workshop angeboten um uns Neuen einen Einblick zu geben. Die Vorstellung, bei einem so riesigen Projekt mitzuwirken, hat mich schnell begeistert.

Was erwartest du vom Students-Festival? Ich wünsche mir, dass es für alle eine spannende Woche wird mit guten Diskussionen und vielen internationalen Begegnungen, die man so schnell nicht vergisst. Ganz wichtig: Der Spaß und das Feiern dürfen nicht zu kurz kommen. GrIStuF in drei Worten ist… …. multikulturell, spaßig und bereichernd! Susi ist zu erreichen unter: susi_b@gristuf.org

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Die Essenz der Dinge Ein Zeichen ist etwas, das für etwas Anderes steht - so lautet eine sprachwissenschaftliche Definition des Zeichenbegriffs. Somit erfüllen Zeichen eine bestimmte Funktion. Ein Stoppschild etwa soll Autofahrer veranlassen, anzuhalten, der Pfeifton des Wasserkessels zeigt an, dass das Teewasser kocht. Zeichen kommunizieren also etwas. Eine besondere Art des Zeichens sind "icons". Diese bilden etwas Konkretes ab und sind meist recht einfach und auf Anhieb zu verstehen. Icons sind also wunderbar dazu geeignet, einprägsam wichtige Dinge zu vermitteln. So werden sie auch in der neuesten Broschüre der Jubiläumskommission benutzt um bereits jetzt über die wichtigsten Ereignisse im Jubiläumsjahr zu informieren. Der moritz darf heute bereits einige der icons zeigen, bevor dann im Februar die Broschüre den gesamten Überblick verschaffen wird. ring

Freitag, 07. Juli

Enthüllung des Rubenowdenkmals

Kinderuni

Sonntag, 02. Juli

Montag, 03. Juli bis Donnerstag 07. Juli

Lange Nacht des Theaters

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Montag, 03. Juli

Quiz-Show Donnerstag, 06. Juli

Uni-Meile

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Verleihung akademischer Grade

Samstag, 08. Juli

Lange Nacht der Poesie Dienstag, 05. Juli

Essen auf dem Markt Samstag, 08. Juli

10 km-Gesundheitslauf Sonntag, 09. Juli moritz


Hier wird aus dem Nähkästchen geplaudert... Was machen Landschaftsökologie-Studierende eigentlich so am Abend?

Von Peer-Arne Arweiler

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Nun, einige von ihnen treffen sich langen Atem haben." Er möchte sich dem Arbeitsmarkt. Darüber weiß während der Vorlesungszeit monin seiner Doktorarbeit mit der Jonathan wenig Erfreuliches zu betags um 19 Beweidungsprorichten: "Wer exzellente Noten und Uhr im IKUblematik in Aserviele Praktika vorzuweisen hat, WO-Café zum baidschan ausbekommt häufig schon während der Plauderstündeinandersetzen, Anfertigung der Diplomarbeit Jobchen, dem sonachdem er sich angebote. Alle anderen müssen sich genannten bereits für seine meist – wenn sie überhaupt Arbeit Nähkästchen. Diplomarbeit eifinden - mit kurzfristigen Hiwi- oder Bei einer Tasnige Monate in Werkverträgen zufrieden geben. se Tee oder diesem Land aufOder sie werden schwanger", auch einem gehalten hat. Jobemerkt Jonathan scherzhaft. Wie Bierchen wernathans Erfahsehr sich doch die Probleme ähneln, den hier in rungen stoßen auf möchte man da als Geisteszwangloser besonderes Interwissenschaftler in spe aufseufzen. Atmosphäre esse bei Kai, BioIn Hinblick auf die bald danach folErfahrungen logie-Student im genden Prüfungen, wird das letzte ausgetauscht. 9. Semester. Auch Treffen am 17. Januar stattfinden. Für Nakula, er möchte sich im "Das Nähkästchen wird aber auf Laök-Student Rahmen seiner jeden Fall auch im nächsten Seim 1. SemesDiplomarbeit mit mester fortgeführt", versichert Anja. ter, liegt der dem KaukasusDas vorerst letzte Treffen wird wohl besondere Staat befassen. gleichzeitig das Highlight: Professor Reiz des Näh- Ein idealer Ort für entspannte PlaudeDas Nähkästchen Dr. Succow, die graue Eminenz der k ä s t c h e n s reien: das IKUWO Landschaftsökologen und AlternaFoto: par ist also offendenn auch im sichtlich nicht tiver Nobelpreisträger, wird seinen geselligen Beisammensein. "Vor nur für Studierende in den ersten Studierenden Rede und Antwort allem gefällt mir, dass man hier mit Semestern und nicht nur für stehen. älteren Semestern ins Gespräch Landschaftsökologen ein Gewinn. kommt und von ihren Erfahrungen "Wir möchim Studium profitieren kann", führt ten auch geer näher aus. zielt Biolo"Dieses Semester haben wir das gieund Nähkästchen unter das Thema ‚Was Geographiekommt nach dem Studium?’ studierende, gestellt. Wir laden zu den Treffen die sich eijeweils einen Gast ein, der sein nen landStudium bereits abgeschlossen hat. schaftsökoEr erzählt uns dann von seinem logischen Leben nach dem Studium", sagt SchwerAnja. Zusammen mit Franziska und punkt setSusanne organisiert sie die Treffen. zen anspreDer heutige Gast ist Jonathan. Mehr chen", klärt als zwanzig Interessierte haben sich Anja auf. eingefunden, um seinen Worten zu Eine brenlauschen. Jonathan hat letztes Jahr nende Frage sein Landschaftsökologie-Studium der Anwein Greifswald abgeschlossen und senden ist bemüht sich zur Zeit um ein Stijene nach pendium für seine geplante Doktorder Situaarbeit. "Es ist sehr schwer ein Stition von pendium zu erhalten. Auf wenige L a n d - Greifswald sucht den Superstar: Mit Professor Succow beehrt Plätze kommen häufig bis zu 200 schaftsöko- einer der bekanntesten Dozenten das Nähkästchen Foto: S. Sauer Bewerber. Man muss schon einen logen auf dezember 2004

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Zwischen Apollon und Dionysos Institut für Altertumswissenschaften feiert 10jähriges Bestehen

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„Für die Ewigkeit“, so steht es seit dem 16. Dezember 2004 am Eingang des „IfA“. Die Worte des griechischen Geschichtsschreibers Thukydides haben, in den dunklen Stein gefasst, etwas sepulkrales an sich; als wollte man sagen: „Hier ruhen einige der ältesten und traditionsreichsten Lehren unserer Universität – zum Tode verurteilt im beginnenden 21. Jahrhundert ...“. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. So ist es nicht verwunderlich, dass die Neugründung des Instituts für Altertumswissenschaften 1994 zu ihrem 10jährigen Jubiläum mit großen Festlichkeiten gefeiert wurde. Neugründung daher, da man in der DDR-Kulturpolitik der 1960er Jahre radikal auf Studiengänge verzichtete, die hier teilweise bereits seit der Gründungszeit der Alma Mater existierten. Erst nach der Wende konnten diese „wiederbelebt“ werden. Die Lehrstühle für Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Latinistik und Gräzistik haben seit dem einen respektablen Stellenwert erlangt, sowohl innerhalb der Uni, als auch teilweise im internationalen Bereich. Es sei nur an die spektakuläre Ausgrabung auf der Mittelmeerinsel Pantelleria im Sommer 2003 erinnert, bei der vor laufender ZDFKamera die besterhaltenste CäsarBüste entdeckt wurde, die bisher bekannt ist. Heute ist der Lehrstuhl für Klassische Archäologie vakant. Nicht nur dessen Neubesetzung sondern die Zukunft des gesamten Instituts wird seit einiger Zeit diskutiert.

Vor diesem Hintergrund war die Feier in der vorweihnachtlichen Zeit ein Akzent, den man nicht so leicht übergehen sollte. Der Abend wurde mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Wulf Raeck in der UB eingeleitet, der seinerzeit zu den Erstberufenen des Instituts gehörte. Seinen Ausführungen zu den Darstellungen von Emotionen in der Antike wurde in andächtiger Weise gelauscht, während man den eigenen Emotionen im Anschluss erheblich mehr Spielraum geben konnte: In der knapp 100 Jahre alten und mühsam sanierten Villa in der PetershagenAllee, welche heute alle Lehrstühle unter ihrem Dach vereint, wartete bereits ein vielgestaltiges Buffet auf die große Anzahl der Gäste. Sowohl Professoren und Dozenten, als auch Studenten der verschiedensten Fachrichtungen fanden sich zu lebendigen Gesprächen und Scherzen (begeleitet von dezenter LiveMusik) in den Räumlichkeiten ein, die schon im alltäglichen Lehrbetrieb an ihre Grenzen gehen und nun „aus ihren Nähten platzten“. Doch zuvor wurde in Fackellicht die erwähnte Tafel enthüllt. Der eisige Wind kam einem dabei wie ein böses Omen vor und man entsann sich der Worte, die der Institutsdirektor Prof. Dr. Gregor Vogt-Spira kurz zuvor in seiner Laudatio vorgetragen hatte: „Das gezielte Eliminieren wichtiger Bestandteile unserer Universität ist durchaus mit den Abrißplänen für die Greifswalder Innenstadt vergleichbar. Mein kunsthistorische Kollege, Prof. Dr. Bernfried Lichtnau, hat uns kürzlich eindrucksvoll vorgeführt, wie die Altstadt nach diesen Plänen im Jahre 2000 ausgesehen hätte: Sie wäre bis zum Bahnhof hin abgerissen worden und hätte alles verloren, was ihre Besonderheit und Vielfalt ausmacht, die sie heute so anziehend wirken läßt. Dies sollte uns Mahnung sein, einen die Geschichte negierenden Diskurs scheinHoffentlich überdauert nicht nur die Tafel sondern barer Rationalität nie auch das dazugehörige Institut die Zeiten. Foto: aha wieder zuzulassen!“ aha

Luciadagen im Lutherhof

Sankta Lucia, Sankta Lucia - erstmalig feierte das Nordische Institut das traditionelle schwedische Fest außerhalb der schönen Instituts-Villa. Zuflucht gewährte der Lutherhof. Fotos: Anja Frank


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Eine Umfrage unter Greifswalder Studenten Von Delia Holm und Anne Schuldt

Kathleen Viergutz Anglistik

Ulrike Joachim Biologie

m o r i t z : W e l c h e Persönlichkeiten verbindest du mit Greifswald? Ulrike: Berühmtheiten oder Künstler? Da fällt mir eigentlich nur Koeppen ein. Was weißt du über Wolfgang Koeppen und seine Literatur? Nicht wirklich viel und was ich weiß, ist auch eher vage, aber in der Bahnhofsstraße gibt es das Koeppenhaus. Ehrlich gesagt, habe ich mich nie für regionale Autoren interessiert. Also waren dir die Namen Koeppen oder auch Fallada bis du nach Greifswald gekommen bist, kein Begriff? Nein, erst seit dem ich hier studiere sind mir die Namen hin und wieder mal zu Ohren gekommen. Das könnte jedoch auch an meinem Studienfach liegen. Ein Germanist könnte bestimmt besser auf diese Fragen antworten.

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moritz: Welche Persönlichkeiten verbindest du mit Greifswald? Kathleen: Soweit ich weiß, waren Hans Fallada und Caspar David Friedrich gebürtige Greifswalder. Kennst du Werke von Caspar David Friedrich oder hast du schon einmal etwas von Hans Fallada gelesen? Ehrlich gesagt hab ich noch nichts von ihm gelesen, ich weiß zwar, dass er "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" geschrieben hat, aber dann hört es auch schon auf. Hier in Greifswald soll es ein Falladahaus geben, aber wo, weiß ich auch nicht so genau. Und Caspar David Friedrich? Bilder von ihm habe ich schon gesehen, gleich um die Ecke ist das Caspar David Friedrich Haus, drin war ich leider noch nicht. Aber manchmal hat man in Greifswald das Gefühl, dass das, was man gerade sieht, bereits in einem seiner Bilder verewigt wurde.

Geschichte und Geographie auf Lehramt. moritz: Welche Persönlichkeiten verbindest Du mit Greifswald? Torsten: In erster Linie den Romantiker Caspar David Friedrich und Wolfgang Koeppen Bist du schon einmal mit Werken dieser Künstler in Berührung gekommen? Ja, ich habe mich einmal sehr intensiv mit den Werken Caspar David Friedrichs auseinandergesetzt. Wolfgang Koeppen bringe ich in Verbindung mit der Gruppe 47. Gruppe 47? Das ist eine Schriftstellervereinigung die sich 1947 in München unter dem Vorsitz von Hans Werner Richter gegründet hat. Aha, hast du schon mal etwas von Koeppen oder von Hans Fallada gelesen, der auch hier in Greifswald geboren wurde? Zwei Werke von Koeppen wurden mir sehr empfohlen, "Tauben im Gras", sein Hauptwerk, und "Das Treibhaus", allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, sie zu lesen. Also der Name Hans Fallada ist mir auch geläufig. Rudolf Ditzen, so sein korrekter Name, ist mir in erster Linie durch Kulturabende in der Villa Irmgard in Heringsdorf auf Usedom bekannt.

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Kennen Sie Koeppen?

Torsten Priem

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LiteraTour durch Greifswald

Auf den Spuren Hans Falladas und Wolfgang Koeppens Text: Anne Schuldt Fotos: Kai Doering

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Wir treffen uns am Koeppenhaus in mit circa 12000 Briefen und Fotos spitzelte er seine Mitinsassen, was der Bahnhofsstraße. Das regneriim Archiv des Hauses. dazu führte, dass diese ihn schnitsche Januarwetter der letzten Tage Wir verlassen das Koeppenhaus und ten. Letztendlich bescherte ihm gute scheint es gut mit uns zu meinen machen uns auf in Richtung Wall. Führung eine vorzeitige Entlassung und die Chancen, Wir bemerken die aus dem Gefängnis. "Falladas Buch trocken durch die teilweise noch alten ‚Wer einmal aus dem Blechnapf nächste Stunde zu Hinterhöfe der frisst‘ bezieht sich jedoch nicht auf kommen, stehen Bahnhofsstraße, so seinen Greifswalder Gefängnisgut. Es ist 13 Uhr oder ähnlich muss aufenthalt sondern auf einen späteals wir uns mit es wohl auch ausgeren in Neumünster," erklärt uns unserer Stadtfühsehen haben als Franziska Klette. rerin Franziska Fallada und KoepDerweil führt sie uns zur alten UniKlette auf die Spupen den Wall entBibliothek in der Rubenowstraße. ren Wolfgang lang spazierten. Wir Noch im Laufschritt, um nicht alt zu Koeppens und überqueren die Rulange frieren zu müssen, berichtet Hans Falladas mabenowbrücke und sie uns, dass Wolfgang Koeppen chen. folgen dem Weg, bis hier ein häufig gesehener Gast war, Beginnend mit dem wir freie Sicht auf wenn auch illegaler Weise. Er hatte Geburtshaus des das Oberverwalnie die Möglichkeit, offiziell an der einen und abschlietungsgerichts und Ernst-Moritz-Arndt Universität zu ßend mit dem des seinen Hinterhof erstudieren und doch wurde er 1990 anderen, führt uns langen. Früher bezum Ehrendoktor der Universität unser Rundgang fand sich in einem und später zum Ehrenbürger der nicht nur durch die Anbau des Hauses Stadt ernannt. Innenstadt Greifs- Als hätte er den Raum nur kurz ein Gefängnis, welUnser nächstes Ziel ist die walds, sondern verlassen: Koeppens Zeitungen ches auch zu DDRHunnenstraße. Wir stehen auf dem auch durch das LeZeiten noch als Staalten Straßenpflaster und blicken ben und die Literatur der beiden siuntersuchungsgefängnis diente. auf den Dom als Franziska Klette Autoren. Heute steht dort kein Stein mehr, erwähnt, dass Koeppen diesen Weg Unser erstes Etappenziel ist Wolfder an einen solchen Anbau erinnert regelmäßig gegangen sei. Sie zitiert gang Koeppens Geburtshaus, welund doch hat selbst ein Hans ein paar Zeilen aus dem Werk ches heute unter anderem eine Fallada ,welcher nach einem miss"Jugend", die eben dieses Pflaster, Ausstellung, ein Archiv und ein Café lungenen Selbstmordversuch beauf dem wir stehen, beschreiben. beherbergt. Obwohl das Gebäude reits einige Zeit 2002 renoviert wurde, kann man in der Psychianoch immer ein altes Treppentrie verbracht geländer und einen großen Kachelhatte, die Mauofen aus Koeppens Zeiten entdekern des Gefängken. Kurz darauf stehen wir in seinisses von Innem Arbeitszimmer. Es scheint fast nen gesehen. In als hätte er den Raum nur kurz verseinem Werk lassen und käme jeden Moment "Strafgefangezurück. In einer Ecke liegt ein Stapel ner Zelle 32" Zeitungen, die der Literat nicht nur beschreibt er las, sondern mit Randnotizen komseinen dortigen mentierte. Der Schreibtisch steht, Aufenthalt, zu als warte er nur auf seinen Besitzer. dem er aufWolfgang Koeppens Nachlass ging grund von Vernach seinem Tod an den Suhrkampuntreuung verVerlag, welcher Inventarteile, aber urteilt wurde. vor allem Bücher und Schriften des Um an SchreibAutors an das Koeppenhaus weitermaterialien zu Erlebnis, das tief prägte: Falladas Aufenthalt im damaligab. Sie befinden sich zusammen gelangen, be- gen Greifswalder Gefängnis

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Kurz darauf gehen wir die Lange Stadt war ich allein." Wolfgang "LiteraTour durch Greifswald" ins Straße in Richtung Markt. Unsere Koeppen wurde unehelich geboren Leben rief. Mithilfe des KoeppenFührerin erzählt uns, dass Koeppen und obwohl sein Vater die VaArchives und des Falladahauses stets gut für sein leibliches und geiterschaft anerkannte, kümmerte er wurde eine literarische Stadtstiges Wohl sorgte. Leibliches Wohl sich nie um seinen Sohn. Als Kind durch gutes Essen und geistiges verbrachte Koeppen ein paar Jahre Wohl durch Bücher. Als James in Polen, eine Zeit, die er genoss und Joyce Ulysses veröffentlichte, Koepin der er Greifswald hinter sich ließ. pen sich das Als nächstes führt Buch aber uns unser Rundnicht leisten gang zu Koeppens konnte, übeSchule, die gleich in rredete er einer Nebenstraße einen Händdes Marktes liegt. ler, ihm das Koeppen wollte Buch für eistets das Gymnane Woche zu sium an der Bahnüberlassen. hofsstraße besuDie Vorstelchen, musste aber lung, dass es aus finanziellen j e m a n d Gründen auf die schafft, inMittelschule gehen. nerhalb eiDas sture Auswenner Woche diglernen und Wiedieses Werk derholen unterforHinter ihr hat Fallada einige Wozu lesen, derte den intelligenchen verbracht: Die Gefängnistür vielleicht ten und belesenen seiner Zelle sogar mehrJungen und steigermals und es te seine Unzufrieführung vorbreitet, die nicht nur auf auch noch denheit, was dazu Deutsch, sondern auch auf Eng,zu verste- Ausführlich von Koeppen beschrieben: führte, dass er die lisch, Schwedisch und Italienisch hen sorgt Das Kopfsteinpflaster in der HunnenSchule schließlich angeboten wird. Die Idee war, nicht bei uns für straße verließ. nur eine Stadtführung sondern Staunen. Vorbei an dem einen persönlicheren Einblick in Dies könnte jedoch auch darauf zuGymnasium, welches das literarische rückzuführen sein, dass Wolfgang Koeppen so gern beGeschehen Koeppens Stil dem von Joyce aber sucht hätte, führt uns Greifswalds zu auch dem Kafkas ähnelte. Er spielte unser Rundgang zur ermöglichen: mit Worten und stellte aktuelle letzten Station, dem "Es soll nicht Gesellschaftsbilder in den Falladahaus in der nur vorgeführt Mittelpunkt seiner Betrachtung. So Steinstraße. Dieses werden." Und spiegelt sein Buch "Das Treibhaus" wurde 2002 renoviert so gibt es nach den Politik-Sumpf der Nachund die Wohnung, in dem Rundgang kriegszeit wider. Immer noch in der der Fallada 1893 das noch einmal die Langen Straße unterwegs erzählt Licht der Welt erblickte, Möglichkeit bei man uns, dass Koeppen so seine wurde der Pommereiner Tasse Kafganz persönliche Meinung zur schen Literaturgesellfee über das Literatur Falladas hatte. Er bezeichschaft e.V. zur VerfüGesehene zu nete ihn zwar als großartigen gung gestellt. Die 180 sprechen, FraErzähler, aber Literatur sei das seiqm dienen heute als gen zu stellen ner Meinung nach nicht. Hans Treffpunkt für Literaund zu diskuFallada, der eigentlich Rudolf tur- und Kunstliebtieren. Ditzen heißt und dessen Künsthaber aller Art. Außerlername auf Hans im Glück und die dem beherbergen die Gänsehirtin zurückgeht sei stiliRäumlichkeiten eine stisch eher mit Kurt Tucholsky zu Ausstellung, die Le- Endpunkt des Rundgangs: Das vergleichen, verdeutlicht uns unsere bensabschnitte Hans Fallada-Haus in der Steinstraße Stadtführerin. Falladas kennzeichnet. Mit ein paar Anekdoten mehr im So finden wir die Gefängnistür, hinGepäck, erreichen wir den Markt ter der er 1924 ein paar Wochen verWer auf den Geschmack gekommen und das "ratlose Rathaus", wie brachte und die Totenmaske des ist und gern an einer LiteraTour Koeppen es in seinem Buch "JuAutors. teilnehmen möchte, kann sich an gend" bezeichnet. Er fühlte sich in Im Falladahaus treffen wir auch auf Isabelle Tirschmann wenden: Greifswald nie wohl und so zitiert Isabelle Tirschmann, die vergangeTelefon: 1074/9950195 oder Franziska Klette erneut: "In meiner nen Sommer das Projekt E-mail: i.tirschmann@web.de. januar 2005

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Hans Fallada Mit Greifswald verbindet Hans Fallada im Grunde genommen wenig. Außer dass er in Greifswald 1893 geboren wurde und 1924 hier kurzzeitig inhaftiert war. Ansonsten ist sein Lebensweg nicht durch Konstanz gekennzeichnet. 1911 tötet er bei einem Duell einen Mitschüler. Was folgt ist eine gerichtliche Untersuchung und die Einweisung in die Psychiatrie. In den folgenden Jahren verdient er seinen Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Unterbrochen wird seine Berufstätigkeit durch Entziehungskuren wegen seiner Morphiumsucht. 1920 erscheint sein erster Roman "Der gute Goedeschal". 1924 ist er kurzzeitig im Gefängnis von Greifswald inhaftiert. Allerdings wird er 1926 wegen Unterschlagung zu über zwei Jahren Haft verurteilt, die er in Neumünster verbringt. Während der Haftzeit entsteht die Idee zu dem späteren Roman "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst". Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis lässt er sich in Neumünster nieder.

Wolfgang Koeppen

nun folgenden Jahre sind trotz Kritik von Seiten der Nationalsozialisten erfolgreich, weil sie Fallada ein beständiges Einkommen ermöglichen. Es erscheinen Romane wie "Wolf unter Wölfen", "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" und "Der eiserne Gustav". Nach der Scheidung von seiner ersten Frau wird er wegen seines Alkoholismus 1944 in die Landesheilanstalt Strelitz eingewiesen. In dieser Zeit entsteht das Manuskript zu "Der Trinker". 1945 heiratet er erneut und ist kurzzeitig Bürgermeister von Carwitz. Im selben Jahr zieht er nach Berlin. In dieser Zeit bis zu seinem Tod 1947 entsteht der "Alpdruck" und "Jeder stirbt für sich allein". Aus der Sicht eines normalen Menschen erscheint das Leben von Hans Fallada als "ungeordnet". Doch diese Tatsache macht sein literarisches Werk wie auch seine Figuren glaubhaft, sympathisch und menschlich, gerade weil sie ihre Schwächen haben.

Hans Fallada & Wolfgang Koeppen

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Das Schaffen eines Schriftstellers ist Marcel ReichRanicki zufolge immer ein Produkt der zeitlichen Umstände. Ein anschauliches Beispiel dafür ist Wolfgang Koeppen. Er wird 1906 als uneheliches Kind einer Näherin und eines Augenarztes geboren. Nach der Rückkehr aus Ortelsburg 1919 ist er gezwungen aus finanziellen Gründen die Mittelschule zu besuchen. Aus der Abneigung gegen die Schule wie auch der familiären Situation nimmt er eine Stelle als Laufbursche in einer Buchhandlung an. Nebenher ist er Volontär am Stadttheater und besucht Vorlesungen in Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an der Universität. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1925 verlässt er Greifswald entgültig. Zunächst arbeitet er am Theater in Würzburg. Von 1930 - 1933 arbeitet er für den "Berliner

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Dort arbeitet er als Annoncenwerber und Lokalredakteur für den Neumünsteraner "Generalanzeiger". In dieser Zeit lernt er seine erste Frau Anna Margarete Issel kennen. In diesen Zeitraum fällt das Aufkommen der Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein. Die Ereignisse um dieses Aufkommen bilden den literarischen Stoff für den Roman "Bauern, Bonzen und Bomben" von 1931. 1932 erscheint der Roman "Kleiner Mann - was nun?", der ein Welterfolg wird. 1933 zieht er nach Berkenbrück, da er sich dort schon 1931 ein Haus gekauft hat. Von seinem ehemaligen Vermieter in Berkenbrück denunziert, wird er 1933 für 11 Tage von der SA inhaftiert. Er verkauft das Haus und kauft sich bald das Anwesen in Carwitz bei Feldberg. Die

vorgestellt von Melchior Jordan Börsen- Courier". In dieser Zeit verfasst er über 200 Kritiken sowie Reportagen, Essays und Prosaskizzen. Anfang 1934 reist er über Zürich nach Italien. Auf dieser Reise basiert sein erster Roman "Eine unglückliche Liebe". 1935 folgt der Roman "Die Mauer schwankt". Diese beiden Romane fallen in die Zeit der ersten Schaffensphase. 1938 kehrt er aus finanziellen Gründen aus den Niederlanden zurück. Bis 1945 arbeitet als Drehbuchautor bei der Bavaria. Von 1951 - 1954 erscheint die Romantrilogie "Tauben im Gras" (1951), "Das Treibhaus" (1953) und "Der Tod in Rom" (1954). Diese Romane der zweiten Schaffensphase sind cha-

rakterisiert durch die aggressive Kritik an den restaurativen Tendenzen in den frühen Jahren der Bundesrepublik. Die "Tauben im Gras" machen die Düsternis der Adenauerjahre zum Ausgangspunkt. „Das Treibhaus“ legt die "tiefen Leiden" und die Zerrissenheit zwischen der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart der 50er Jahre offen. "Der Tod in Rom" wurde als Zerrspiegel der deutschen Eigenwahrnehmung abgelehnt. Aus diesen Gründen wurde keiner dieser drei Romane zum Verkaufserfolg. In den Jahren bis 1959 unternimmt Koeppen Reisen durch Europa und Amerika.In seinen späteren Jahren werden die Veröffentlichungen weniger und haben einen stärker autobiographischen Charakter. Bei seinem Hauptwerken spiegelt sich eine menschliche Grunderfahrung wider: Es ist die Erfahrung des Reisens. Es ist aber auch die Erfahrung der Vergeblichkeit der Reise, weil der Mensch im Endeffekt doch anerkennen muss, dass die Schauplätze doch alle gleich sind. moritz


Die bewegte Seele

Interdisziplinär untersuchen zwei Greifswalder Forscher Friedrichs Depression / Von Uwe Roßner

Meeresufer im Mondschein, 1835/36, Hamburger Kunsthalle im Mondschein" hängt das zwischen 1835/ 36 entstandene Werk in der Hamburger Kunsthalle. Es ist ein Vermächtnis Friedrichs. Trotz seiner, vom einem Schlaganfall herrührenden rechtsseitigen Lähmung gelingt sein letztes Gemälde. Die Maße der Leinwand sind dabei von ungewöhnlicher Größe: 134 x 169,2 cm. Die auf dunkle Tonwerte beschränkte Palette erfüllt die Leinwand. Todesahnung erfüllt es. "Caspar David Friedrich gilt als einer der bedeutendsten und typischsten deutschen Romantiker", sagt Dr. Birgit Dahlenburg. In seinen Landschaftsbildern artikuliert sich symbolisch die Sehnsucht des endlichen Menschen nach der Unendlichkeit und der Freiheit, die in der wirklichen Welt nicht mehr erreichbar schien. Todesangst und Todessehnsucht sind im Werke vieler Romantiker untrennbar miteinander verbunden. "Caspar David Friedrich hebt sich aber auch von

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den zeitgenössischen Künstlern ab: klinikums für Neurologie. Sein in der Prononciertheit, wie Tod und Wunsch bestand in einer interdisVergänglichkeit eine künstlerische ziplnären Untersuchung von FriedUmsetzung finden und in der richs "Mondscheinlandschaft" aus Radikalität seiner Landschaftsdradem Jahre 1836. "Bei Literaturmaturgie. Wohl kaum ein Künstler recherchen zeigte sich allerdings, hat es vermocht, emotionaler die dass es schon frühzeitiger Hinweise Themen Einsamkeit, Tod und Isolaauf eine psychische Erkrankung tion des Menschen in der Landgab", so Birgit Dahlenburg. schaftsmalerei darzustellen", so die Archivalien, Briefe und zeitgenössiKunstwissenschaftlerin und Kustosche Literatur zogen beide heran, din unserer alma mater. um Hinweisen auf depressive AnAus der Sicht der Psychologie ist zeichen bei Friedrich zu finden und Friedrich ein eindeutiger Fall. "Hinauszuwerten. In den angenommesichtlich vieler Aspekte kann der nen depressiven Phasen wurde zuVerlauf von Friedrichs depressiver dem das künstlerische Werk näher Störung geradezu als prototypisch untersucht. "Eine zentrale These ist, bezeichnet werden", konstatiert Dr. dass Friedrich in seinem 25. Lemed. Carsten Spitzer, Oberarzt an bensjahr erstmalig manifest depresder Klinik und Poliklinik für Psysiv erkrankte und eine rezidivierenchiatrie und Psychotherapie der de depressive Störung entwickelte", Ernst-Moritz-Arndt Universität im so die beiden Greifswalder Forscher. Hanseklinikum Stralsund. Die Ihre Position zeichnet sich durch die Anzeichen liegen für ihn klar auf der Feststellung einer seit 1799 besteHand: die Erstmanifestation liegt henden unipolaren Depression aus. mit 25 Jahren innerhalb der Mitte Diese Krankheit verläuft oft im bis zum Ende des dritten LebensAbstand von mehreren Jahren in jahrzehnts, der Suizidversuch und sog. depressiven Episoden, die die Wiederkehr von dezudem Niederschlag in pressiven Phasen lässt Friedrichs künstlerisich innerhalb einer schen Schaffen findet. jeweils dazwischenliegenAnführbar sei dafür den Zeitspanne von 3 bis die Nutzung einfach 10 Jahren ausmachen. ausführbarer maleriNicht unerheblich ist scher Techniken dabei der frühe Verlust (Sepia, Aquarell) und der Mutter, seiner die häufige DarstelSchwester und Christoflung bestimmter Tofers. Letztgenannter erdesmotive zu bestimtrank bei der Rettung des mten Zeiten stehen im Eis eingebrochenen unter dem Einfluss der Caspar David. Der Tod Krankheit. des Lieblingsbruder hinRuhephasen und Beterließ lebenslange Georg Friedrich Kers- sonderheiten in einiSelbstvorwürfe. Zudem ting: C.D. Friedrich in gen anderen Schafsahen Zeitgenossen wie seinem Atelier, 1811 fensperioden finden so

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"Nach langer Zeit habe ich es gewagt, wieder zu malen, und die Freude gehabt, dass es gegen meine Erwartung gut angefangen. Ich bin begierig, wie das Bild vollendet erscheint." Die Zeilen stammen aus einem Brief Friedrichs an seinen Petersburger Freund und Förderer Wassilij Shukowski. Es ist das Jahr 1835. Der Arzt und Maler Carl Gustav Carus spricht von dem angesprochenen Werk als einer "großen Landschaft mit Gewitterhimmel bei Nacht an der See". Als "Meeresufer

beispielsweise der Naturphilosoph G. H. Schubert im Maler den Prototyp eines Melancholikers. Vor gut drei Jahren trafen die Kunstwissenschaftlerin und der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie auf wissenschaftlicher Ebene zusammen. Anregung für die gemeinsame Arbeit gab Prof. Kessler, der Direktor des Universitäts-

eine Erklärung, die im Zusammenhang mit seinen Depressionen stehen. In der Literatur fand und finden sich immer Hinweise auf den melancholischen Charakter des Romantikers. Abgesehen von zwei medizinischen Aufsätzen seit den 1980-iger Jahren gab es bislang keine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema. 25


Klein aber fein: Das Caspar David Friedrich-Zentrum Von Anne Bringezu und Stephan Kosa

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Caspar David Friedrich war einer der größten Maler der Romantik. Deshalb bekam er pünktlich zu seinem 230. Geburtstag endlich eine neue Wohnungseinrichtung geschenkt, gestiftet von der Alfried Krupp von Bohlen und HalbachStiftung. Die Stadt Greifswald stellt die Räumlichkeiten mietfrei und auf unbestimmte Zeit zur Verfügung. Gegen ein kleines Entgelt von 1,50 Euro (ermäßigt 1 Euro) kann man nun seit dem 5. September 2004 das Caspar David Friedrich-Zentrum in der Langen Straße 57 auf eigene Faust erforschen. Dies taten wir dann auch prompt. Eine freundliche ältere Dame saß am Empfangstisch und freute sich über studentisches Interesse. Sie erklärte sich freundlicherweise bereit, uns nach Möglichkeit Auskunft über das Caspar David Friedrich-Zentrum zu geben. Auch die lichte, freundliche Atmosphäre machte den Besuch sehr angenehm. Wir nahmen uns zuerst eine Schiebetafel vor, der man alles Wissenswerte über Caspar, David und Friedrich entnehmen kann. Diese füllt nebst Museumsshöppchen und Sitztischchen (die Kissen sind mit Motiven Friedrichs bedruckt) den Eingangsraum auch schon aus. Highlights im Shopangebot sind unter anderem Seifen mit dem Originalwappen der ehemaligen Friedrichschen Seifensiederei sowie eine Briefsammlung Friedrichs in Buchform und ein bebilderter Kalender. Nachdem man diese Fülle kleiner Schmankerl eingehend bewundert hat, zieht es einen in den nächsten Raum des Zentrums. Hier wird ein Bezug zwischen Friedrichs zahlreichen Rügenreisen und seinem Werdegang hergestellt. Eine Karte von der Insel Rügen zeigt die verschiedenen Stationen seiner Reisen. Exemplarisch werden einzelne Zeichnungen Friedrichs jener Orte gezeigt, an denen er auf diesen Reisen verweilte. Wir gehen in den Keller. Hier erwartet den Besucher der erste von zwei Kellerräumen, in denen die Friedrichsche Seifensiederei einst untergebracht war. Dieser 26

wurde zur Eröffnung des Zentrums insbesondere für (Dia-) Vorträge hergerichtet. Den zweiten Raum hat man weitestgehend in seinem ursprünglichen Zustand belassen. In ihm befinden sich ein alter Siedekessel, ein Ofen, diverse Kellen sowie ein großer Bottich voller Pottasche. Man kann alle Arbeitsschritte der Seifenherstellung einfach nachvollziehen. Relativ neu ist der Holztisch zum Kerzenziehen, der in der Mitte dieses Raumes steht. An ihm kann der Besucher auch heute noch in angebotenen Workshops die eine oder andere Kerze für sich ziehen, wie es schon zu Friedrichs Zeiten gemacht

wurde. Hier endet der Besuch des Zentrums mit einigen interessanten Eindrücken in das Leben Friedrichs. An manchen Wochenenden, Ende letzten Jahres speziell in der Adventszeit, bietet das Zentrum Vorträge und Workshops an. So konnte man sich zum Beispiel an den Samstagen der Adventswochen von Herrn Dr. Lissok viel Wissenswertes über "Friedrichs künstlerische Zeitgenossen in Vorpommern" erzählen lassen oder "Last-Minute-Geschenke bei Caspar David Friedrich" basteln. Seit dem Jahr 2001 schreibt die Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e.V. jährlich den CasparDavid-Friedrich-Preis aus, der studentischen Künstlern aus Orten, an denen Friedrich gewirkt hat, verliehen wird. Der Preis wird dotiert mit 2.000 Euro. Die Künstler sollen einen geistigen Bezug zu den Werken Friedrichs herstellen und sich in ihrer Arbeit aus dem Bereich der Bildenden Kunst mit aktuellen Fragestellungen zum Verhältnis von

Roman Mensch Natur und Kunst auseinandersetzen. Letztes Jahr wurde der Preis am 5. September verliehen, dem 230. Geburtstag Caspar David Friedrichs. Er wurde dem jungen Künstler Martin Mannig im Pommerschen Landesmuseum überreicht. Wie alle Gewinner des Preises durfte auch er seine Arbeiten dort eineinhalb Monate ausstellen.

Friedrichs 230. Geburtstag

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Feier zu Friedrichs 230. Geburtstag statt. An diesem Sonntagnachmittag veranstaltete das Pommersche Landesmuseum am Schießwall unter strahlend blauem Himmel ein Hoffest, dessen Themenschwerpunkt Caspars Bruder Christian Friedrich war und zu dem auch Familien mit ihren Kindern eingeladen waren. Die Kleinen durften sich im Hof an Mitmachständen versuchen, zum Beispiel an der Holzschnitttechnik. Alternativ konnten sie das auch bei Bildbetrachtung und dem Anfertigen von Collagen tun, Betreuung natürlich inklusive. Wem das nicht reichte, der schaute sich das niedliche Figurentheater in der Galerie an. Für die Großen lief dort anschließend ein Diavortrag über ein Bildnis, welches Friedrichs Bruder Christian darstellt. Später waren in der Museumsstraße einige musikalische Beiträge und Gedichte nicht alltäglicher Art zu genießen. Den Abschluss des Abends bildete die Vorführung eines Films des WDR, der anlässlich des 200. Geburtstags Friedrichs gedreht wurde. Sein Titel, bezeichnend für das, wofür Friedrich meist versinnbildlicht wird, was aber sein Schaffen und seine Interpretation der Kunst exakt beschreibt: "Caspar David Friedrich Leben und Werk des romantischen Malers". Öffnungszeiten des Zentrums in der Langen Strasse 57 / Eingang Turmgasse von Januar bis Mai 2005: Dienstag bis Samstag 11.00 - 16.00 Uhr

www.caspar-david-friedrich-gesellschaft.de

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geboren am 5. September 1774 in Greifswald

n

n ab 1790 erster Zeichenunterricht in Greifswald bei seinem späteren Freund und Mentor Johann Gottfried Quistorp n 1794 - 1798 Studium an der Kunstakademie Kopenhagen

1801 einschneidendes Treffen mit Philipp Otto Runge, von dem Friedrich bedeutende Anregungen erhält

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n Sommer 1801 und 1802 erste und zweite Rügenwanderung

n 1806 Reise nach Greifswald und dritte Rügenwanderung

1816 Mitglied der Dresdner Kunstakademie

n

n

1818 Heirat mit Caroline Bommer

n

1819 Rügenreise mit C.G. Carus

n seit 1818 Freundschaft mit dem Dresdner Mediziner und Maler Carl Gustav Carus

1824 Professor an der Kunstakademie Dresden erste Krankheit und damit verbundene Erholungsreise nach Greifswald und Rügen

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1835 Schlaganfall lähmt seine rechte Hand, er ist unfähig zu malen

n

n gestorben am 7. Mai 1840 in Dresden

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Ein Gemälde auf Achse

Von Stephan Kosa

Auch das beste und schönste Gemälde kommt einmal in die Jahre, gibt es doch vor dem Verfall des Materials kein Entrinnen. Die "Klosterruine Eldena im Riesengebirge" von Caspar David Friedrich, das er in den letzten Jahren seines aktiven Schaffens um 1830/34 gemalt haben soll, war bis vor Kurzem ein Paradebeispiel dafür. Zwar gingen die Ansichten über eine durchzuführende Restaurierung auseinander. Manch einer hielt solch eine Restaurierung einfach nicht für notwendig. Andere wiederum waren der Auffassung, dass kleine Mankos wie die feinen Bläschen, die die Ecke unten rechts im Gemälde seit einem Brand im Caspar David Friedrich-Haus im Jahre 1901 zierten, nun auch Teil der Geschichte des Bildes seien. Die Entscheidung sollte allerdings anders ausfallen. "Hilft alles nichts!", sagten sich nämlich Frau Dr. Frenssen, die freundliche Kunsthistorikerin im Pommerschen Landesmuseum, sowie viele andere, die dazu befragt wurden. Ihre Entscheidung sollte sich während der Arbeiten noch als gerechtfertigt erweisen. Man suchte sich also einen Restaurator. Herr Prof. Tim aus Berlin, der als ein Meister seines Fachs gilt und häufig Aufträge von der Nationalgalerie ausführt, hatte auch schon den "Watzmann" von Friedrich restauriert. Er nahm den Auftrag begeistert an und verwendete 2003 ca. 9 Monate darauf, der Klosterruine wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Dr. Frenssen hatte als Ansprechpartnerin alle Hände voll zu tun, auch wenn sie an der Restaurierungsarbeit kaum beteiligt war. Spenden wurden gesammelt und der Kontakt zu Prof. Tim aufrecht erhalten. Das letzte Wort zu einzelnen Arbeitsschritten sollte den Kollegen aus Greifswald gelassen werden. Auch eine vorbereitende Strahlendiagnostik wurde noch hier in Greifswald durchgeführt. Letzten Endes machte sich das Gemälde dann aber doch noch auf den Weg

nach Berlin, wo der spannendste Teil der Arbeit stattfinden sollte. Im ersten Arbeitsschritt wurde die so genannte Duplierung vom Gemälde getrennt. Das ist eine zweite Leinwand, die von hinten mittels einer Wachsschicht auf der bemalten ersten Leinwand aufgetragen wird. Die Leinenfasern drücken dadurch allerdings bis zu den obersten Ölschichten hindurch, so dass auf dem Gemälde selbst die Maserung der Leinwand zu sehen ist. Nicht schön, aber bekannt von vielen Werken früherer Künstler. Also musste die Duplierung ab. Danach wurde der Firnis abgenommen, eine dünne Stoffschicht, die der Künstler unter die letzten Ölschichten legt. Darunter kam also das original-Original zum Vorschein. Nun wurden in einer Röntgenbehandlung winzige Löcher in der Leinwand gesucht. Als davon keine gefunden wurden, entfernte Herr Tim die alten Retuschen, welche laut Frau Frenssen zum Teil sehr schlecht gewesen sein sollen. Irgendwann zwischen diesen Arbeitsschritten soll sich auch das wahre Ausmaß der Schäden am Werk offenbart haben, die eine Restauration notwendig machten und im Nachhinein rechtfertigten. Nachdem alle Schäden, wie zum Beispiel die Brandblasen, ausgebessert waren, war die Professionalität von Herrn Tim besonders gefordert. Er musste alle nötigen Retuschen von Hand und in Kleinstarbeit auftragen, eine schwere und langwierige Prozedur. Am Ende kam natürlich noch ein neuer Firnis drauf, die letzten Farben wurden aufgetragen: Voilà! In neuem Glanz erstrahlte die Klosterruine. Jetzt darf sie wieder im Pommerschen Landesmuseum bewundert werden, wo sie einen ganzen Raum dominiert. Herr Tim soll laut Frau Frenssen ein wirklich starkes Interesse an der Restauration der Gemälde Friedrichs gehabt haben. Nachdem er den "Watzmann" restauriert hatte, habe er die Restauration der "Klosterruine" als wahre Bereicherung empfunden.

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tik pur

Klosterruine Eldena restauriert!

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Des Malers geistige Erben

Ein Gespräch mit Katja Bartel über Friedrich, Koeppen und ihre Künstlerund Forschungsarbeit in Greifswald / Von Uwe Roßner Ist Caspar David Friedrich heute noch aktuell? Auf jeden Fall. Es gibt viele zeitgenössische Maler, sowohl der figurativen (z.B. Wolfgang Mattheuer, Arnulf Rainer) als auch der non-figurativen Kunst (z.B. K.R.H. Sonderborg, Mark Rothko), deren Werke geistige Bezüge zum Oeuvre von Caspar David Friedrich aufweisen. Darüber schätzen viele Kunstinteressierte und Kenner Friedrichs Leistungen. Seine Werke sind vielschichtig und verleiten den Betrachter zum Träumen, Mitempfinden und Reflektieren. Der Romantizismus ist mit dem Ende der romantischen Bewegung nicht verloren gegangen. Ganz im Gegenteil. Im 20. und 21. Jahrhundert hat er neue Wurzeln geschlagen.

sollte, dass der Künstler handwerkliche Fähigkeiten besitzt und in der Lage ist, persönliche Botschaften auf überzeugende Weise an den Rezipienten heranzutragen. Zudem sollte das Kunstwerk das Wesen des Künstlers widerspiegeln. Ein Leitspruch lautete in der Tat: "Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht." Friedrichs dargestellte Landschaften sind immer ein Spiegel seiner Seele und keine reinen Abbilder, wie vermutet werden könnte. Wie kamst Du mit Friedrich in Kontakt? Erstmalig in der Schule. Genauer gesagt während der Auseinandersetzung mit der Landschaftsmalerei, speziell mit Empfindungs- und Stimmungslandschaften, wenn ich mich recht erinnere. Die Tiefe, die in Friedrichs Gemälden wohnt, begeisterte mich bereits damals. Durch die wissenschaftliche Auseinanderset-zung mit d e m Greifswalder Künstler schlechthin - dem Begründer der romantischen Landschaftsmalerei -, erhielt ich entscheidende Impulse und Anregungen für meine eigene künstlerische Tätigkeit.

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Was fasziniert Dich an Caspar David Friedrich? Seine Persönlichkeit, seine Arbeitsweise und seine Aussagen zur Kunst. Wenn ich Caspar David Friedrichs Gemälde betrachte, habe ich einen ernsten, eigensinnigen, anspruchsvollen, selbstkritischen und zugleich einen humorvollen, treuherzigen, einfühlsamen und ehrlichen Menschen vor Augen, der ein zurückgezogenes, einsames Leben führte, aber auch dem Frequentieren von geselligen Kreisen nicht abgeneigt war und stets Wie hast Du Dich seine sozialen Konmit Friedrich wähtakte pflegte. rend Deines StudiIch bewundere ums auseinanderFriedrichs von gesetzt? Ausdauer geprägIm Rahmen meiner tes Arbeiten, sein ersten Beleg- und rastloses Ringen Studienarbeit, die im um Anerkennung ersten Semester erseiner künstlerifolgte, setzte ich mich schen Lei-stungen mit dem geistesgeund die Tatsache, schichtlichen Ansatz dass er beim Malen bei Friedrich auseinseinem eigenen ander. Mein Interesse Gesetz folgte. Friean der Künstlerperdrichs Gemälde, sönlichkeit wuchs seit die reichhaltig an diesem Zeitpunkt, und Formen, Inhalten und Mo-tiven sind, Katja Bartel mit ihrem Künstlerbuch ich begann, mich auch kunstpraktisch mit halten Themen be- „Manchmal noch Sterne“, 2003 Caspar David Friereit, die Menschen drich und dem romantischen Gedanjeden Zeitalters bewegen können. Ich kengut zu beschäftigen. Dabei bin ich teile außerdem Caspar David Friebis heute, kann ich sagen, geblieben, drichs Auffassung, dass aus ästhetiwas nicht heißen soll, dass ich mich schen Objekten ersichtlich werden

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nicht weiterentwickelt habe und über keine anderen, das heißt, über die Romantik hinausgehenden, Interessenschwerpunkte verfüge. Meine Erste Staatsexamensarbeit, die ich im März 2004 beendete, setzte sich noch einmal mit Caspar David Friedrich auseinander. Gab es von Dir Ausstellungen in Bezug auf Caspar David Friedrich? Einzel- und Gruppenausstellungen. Im letzten Jahr beispielsweise stellte ich im Café Koeppen Malereien aus, die sich generell auf die romantische Weltsicht sowie speziell auf das von Friedrich häufig verwendete Motiv der Rückenfigur beziehen. Was kann man von ihm als Maler lernen? Caspar David Friedrichs Werke sind im Grunde genommen sehr realitätsbezogen und gesellschaftskritisch, auch wenn dieser Aspekt nur unterschwellig in seinen Arbeiten zum Tragen kommt. Dominant ist stets Ruhe und Ausgewogenheit. Kurz, die melancholische Stimmung. Der Betrachter schlussfolgert demzufolge oft sehr voreilig, es würde sich bei Friedrichs Arbeiten nur um die Wiedergabe von Gemütsstimmungen oder um die Schilderung eines Natureindrucks handeln. Dies ist verkehrt. Caspar David Friedrich ließ sich nicht ausschließlich von seinem Gefühl während des Schaffensprozesses leiten, sondern er hat sich gleichzeitig auf seinen Intellekt berufen und den Blick von der Realität nicht ganz abgekehrt. Es lohnt sich, Friedrichs Bilder während der Beschäftigung mit Farb- und Formkontrasten sowie mit der Komposition heranzuziehen. Die Gemälde zeugen davon, dass Friedrich die grundlegenden künstlerischen Gestaltungsregeln beherrscht und imstande ist, die sichtbare Realität naturgetreu wiederzugeben, aber diese auch entsprechend seiner persönlichen Aussageabsichten mittels der Anwendung der Montagetechnik abzuwandeln. Warum hast Du über Friedrich geforscht? Dies geschah aus einem inneren

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Was bedeutet für Dich der Preis des Caspar-David-Friedrich Instituts unser alma mater, der Dir im Sommer 2004 überreicht wurde? Bei der Wahl des Themas meiner Ersten Staatsexamensarbeit war es erforderlich, eine in der Forschung bis dahin offen gebliebene Fragestellung zu finden. Während der Recherchen bin ich auf das Prinzip der Polarität gestoßen. Daraufhin war es mir wichtig, Friedrichs mögliche Quellen geistiger und künstlerischer Anregungen hinsichtlich dieses Prinzips aufzuzeigen. Das Thema ist äußerst komplex. Leider muss in diesem Rahmen eine Andeutung der Breite der Arbeit genügen: Polarität äußert sich in Friedrichs Oeuvre vor allem anhand der formalen Gestaltung seiner Kompositionen, in der Wahl der Themen, in dem Reichtum an symbolhaltigen Motiven sowie in dem umfangreichen Bestand von Bild- und Gegensatzpaaren. All dies gründet sich maßgeblich auf seine psychische Verfassung. Meine Abschlussarbeit, für die ich im vergangenen Sommer einen Institutspreis erhielt, konzentriert sich auf den Zeitraum von 1800 bis 1818. Die Wertschätzung meiner Leistung während der Preisverleihung durch die Jury aus dem Bereich der Kunstwissenschaften des CasparDavid-Friedrich-Institutes hat mich sehr geehrt und gefreut. Gibt es andere Studenten, die sich ähnlich intensiv wie Du, sich mit Friedrich auseinandersetzen? Ist er unter Studierenden noch interessant? Wie empfindest Du diese Situation? In der Bibliothek des Instituts für Kunstgeschichte, das heißt im Regal der Magister- und Staatsexamensarbeiten, habe ich bislang keine Hinweise darauf gefunden, dass sich jemand in ähnlicher Form mit Caspar

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David Friedrich auseinandergesetzt hat. Aber ich möchte keine falsche Auskunft geben, zumal sich das in der Zwischenzeit wieder geändert haben kann.

Siebruck aus dem Künstlerbuch „Wie sprödes Glas“, 2003

Darüber bin ich jedoch nicht auf dem Laufenden. Sicher bin ich mir, dass Friedrich für viele Studenten noch interessant ist. Allein schon deshalb, weil er in Greifswald geboren wurde, weil das Kunst-Institut seinen Namen trägt und weil aus seinen Werken eine Stimmung hervorgeht, die sich mit dem Greifswalder Klima und den allgemeinen Ansichten über die Stadt deckt. Aber es muss letztlich gesagt werden, dass die Studenten, vor allem diejenigen, die künstlerisch-praktisch tätig sind, im allgemeinen doch eine größere Begeisterung für eine möglichst skurrile und ungegenständliche Kunst hegen, wobei die Malerei als Gattung sowie die traditionellen Werte und Gestaltungsweisen etwas an Wert verloren haben. Schade.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Caspar David Friedrich und Wolfgang Koeppen? Woran lässt sich dies nachweisen? Wolfgang Koeppen sah in Caspar David Friedrich ein großes Vorbild. Dies spiegelt sich in der Wahl der Themen und Motive, welche kennzeichnend für seine Romane sind, wider. So trifft der Leser häufig auf Themen wie Melancholie, Einsamkeit, psychische Zerrissenheit, Zerbrechlichkeit, Schmerz und Angst. Das Motiv des Todes und des Friedhofes spielt auch keine unwesentliche Rolle bei Wolfgang Koeppen. Außerdem verknüpfte Wolfgang Koeppen wie Caspar David Friedrich in seinen künstlerischen Arbeiten Gegensätze wie Reales und Irreales, Wirklichkeit und Traum, Endliches und Unendliches. Werk und Biographie bilden auch bei ihm eine Einheit.

Wie bist Du darauf gestoßen? Im Rahmen des Kunststudiums habe ich mich etwas näher mit Wolfgang Koeppen beschäftigt, insbesondere mit seinen Romanen „Jugend“ und „Morgenrot“. Im letzten Jahr habe ich im Rahmen künstlerisch-praktischer Seminare drei Künstlerbücher geschaffen. Zwei, im Siebdruckverfahren erstellte Bücher, die jeweils den Titel „Flucht“ und „Wie sprödes Glas“ tragen, beziehen sich auf Koeppens Roman „Jugend“. Das Künstlerbuch „Manchmal noch Sterne“, welches Tiefdruckarbeiten enthält, ist in Anlehnung an die Lektüre „Morgenrot“ entstanden. Mein Ziel war es, die sich in Koeppens Romanen manifestierende romantische Welt-sicht sowohl durch die Wahl der Text-passagen, als auch durch die Wahl der Farben, Formen und Motive zu verdeutlichen. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte und genutzt habe, mich mit Wolfgang Koeppen zu beschäftigen. Was ist Koppen und Friedrich gemeinsam? Was unterscheidet sie? Was fasziniert Dich an ihnen? Ihre Handschriften sind ähnlich, aber unverwechselbar. Beide Persönlichkeiten reflektierten sehr tiefgründig über Existenzfragen. Beide waren Einzelgänger. Sie fühlten sich von den meisten Menschen ihres Umfeldes nicht verstanden und thematisierten oft den Konflikt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Sie waren auf der Suche nach Harmonie, nach der Überwindung ihrer inneren Unruhe und Unausgeglichenheit. Wolfgang Koeppens Werk ist im Gegensatz zu Friedrichs Kunst eher laut und expressiv. Die Kontraste treten stärker hervor. Der Umgang mit den künstlerischen Mitteln ist freier und offener; die künstlerische Formensprache abstrakter und fragmentarischer. Der hohe Anspruch, den beide an sich selbst stellten und dem sie sich während ihrer künstlerischen Tätigkeit auch gerecht geworden sind, fasziniert mich. Koeppen und Friedrich hielten nichts vom M i t l ä u f e r d a s e i n . Sie wollten etwas Innovatives, Originelles und Geniales hervorbringen. Dies ist ihnen allemal gelungen.

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Bedürfnis heraus nach der langjährigen kunsttheoretischen und kunstpraktischen Auseinandersetzung mit Caspar David Friedrich und mit dem Geist der Romantik. Die europäische Geistesströmung der Romantik markiert den Beginn des Zeitalters der Moderne und fungiert als Quelle schöpferischer und geistiger Impulse für viele Kunstströmungen, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Daher sollte dem Werk Friedrichs auch in der heutigen Zeit noch große Aufmerksamkeit geschenkt werden und keinesfalls in eine Schublade getan werden.

Vielen Dank für das Gespräch. (Katja Bartel (24) ist Lehramtsstudentin für Kunst und Gestaltung und Französisch. Derzeit befindet sie sich im Prüfungssemester und beendet im Sommer ihr Studium.)

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Großartige Aussichten

Ein Gespräch mit Ruth Müllejans über den Erfolg und die Zukunft des Koeppenhaus Von Uwe Roßner Was zeichnet das Koeppenhaus als einen Ort der Kultur aus? Das Koeppenhaus bietet eine gelungene Synthese von Veranstaltungsort, Forschungs- und Gedenkstätte. Diese Kombination, ergänzt durch das Literaturcafé, ist einzigartig in diesem Bundesland. Welche Entwicklung nahm das Koeppenhaus nach der Sanierung im Jahre 2002? In den vergangenen zwei Jahren, also in verhältnismäßig kurzer Zeit, hat sich das Koeppenhaus als eine feste Größe in der regionalen Kulturlandschaft etabliert. Welche Rolle hat dabei das Literaturzentrum Vorpommern? Das Literaturzentrum bietet seit seiner Gründung 2002 wöchentlich Veranstaltungen zu aktuellen und auch klassischen literarischen Themen - wenn wir uns die Besucherzahlen ansehen, scheinen wir dabei auf großes Interesse des Greifswalder Publikums zu stoßen. Im vergangenen Jahr ist daneben vor allem der Ausstellungsbereich ausgebaut worden: Wechselausstellungen zum Spannungsfeld zwischen Kunst und Literatur werden im Erdgeschoss gezeigt.

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Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Arbeit und welches Konzept steht dahinter? Der Trägerverein IKAZ e.V. ist vor zwei Jahren angetreten mit dem Ziel, ein Haus zu schaffen, in dem die literarische Erinnerung an Wolfgang Koeppen wach gehalten wird. Daneben möchten wir unser Publikum mit der aktuellen Literatur zu konfrontieren und interessante Autoren nach Greifswald zu holen. Von Beginn an wollten wir verschiedene Generationen in unserem Haus zusammenführen und ein vielfältiges Publikum ansprechen. Das scheint gelungen.

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Welche wichtigen Höhepunkte gab es in der Geschichte des Koeppenhauses bisher? Natürlich werden uns die Tage mit Günter Grass und Peter Rühmkorf im November 2003 (moritz Nr. 40) immer als großartig in Erinnerung bleiben. Aber auch die Lesungen und Begegnungen mit Wladimir Woinowitsch, Monika Maron, Max Goldt, Lars Gustafsson oder der Abend, an dem Greifswalder aus Koeppens Roman "Jugend" lasen, waren Erlebnisse, nach denen wir irgendwann spät in der Nacht glükklich nach Hause gegangen sind. 2004 fallen mir die "Nacht im Norden" mit dem DeutschlandRadio ein, Ausstellungen und Lesungen zu Arno Schmidt und F. W. Bernstein, der großartige Bloomsday, die Lesungen mit Viktor Jerofejew und Wibke Bruhns und die Kulturnacht, bei der Hunderte von Besuchern bis spät in die Nacht bei uns waren. Wie viele Besucher kamen im vergangenen Jahr in das Koeppenhaus? Es werden ungefähr 6000 gewesen sein - ohne diejenigen, die zur neuen Lesereihe "TresenLesen" mit dem Theater Vorpommern in’s Café kommen. Wie viele Veranstaltungen gab insgesamt? Mit den Lesungen, Vernissagen, Vorträgen und Kinderveranstaltungen sind es 2004 über 80 Veranstaltungen geworden. Was versteckt sich hinter dem Literaturfestival im Koeppenhaus?

Die Greifswalder Koeppentage fanden erstmals im vergangenen Jahr statt zum Thema "Osteuropäische Gedächtnisräume". Hier fällt mir der beeindruckende Abend mit Herta Müller ein und natürlich die grandiose Lesung Christian Brückners aus Koeppens Reisebeschreibung "Nach Russland und anderswo". Die Koeppentage haben ihren Platz in der Woche um den Geburtstag Wolfgang Koeppens am 23. Juni. In diesem Jahr wird das "Meer" thematisch die Koeppentage bestimmen - wir hoffen sehr, dass wir zumindest eine Lesung auf dem Wasser organisieren können. Koeppen, sein Geburtshaus und der Koeppenpreis - Was gab es da Besonderes im vergangenen Jahr? Hier ist vor allem die Eröffnung des sogenannten Münchner Zimmers zu nennen, das Möbel, literarische und Tondokumente und Erinnerungsstücke Wolfgang Koeppens präsentiert und das seit dem vergangenen Jahr hiesige und zunehmend auswärtige Besucher über Person und Werk Koeppens informiert. Der Koeppenpreis wird alle zwei Jahre von der Hansestadt Greifswald verliehen - in diesem Jahr erstmals im Geburtshaus Koeppens. Das Besondere an diesem Preis ist, dass der neue Preisträger jeweils vom letzten Preisträger bestimmt

Blickt in eine etwas verschwommene Zukunft: Das Koeppen-Haus in der Bahnhofstraße 4/5 moritz


wird: So hat Susanne Riedel 2004 den Wiener Autor Ludwig Fels vorgeschlagen, der wiederum den Preisträger des großen KoeppenJubiläumsjahres vorschlagen wird: Koeppen würde am 23. Juni 2006 100 Jahre. An dem Tag wird im Koeppenhaus übrigens eine große Koeppen-Ausstellung eröffnet.

Publikum dringend angewiesen. Es gibt im Haus zwei Stellen, die von Anett Hauswald, die für den Ausstellungsbereich zuständig ist, und die der Programmleiterin, also meine. Beide sind SAM-Stellen, werden also bisher öffentlich gefördert. Anetts Stelle läuft im Sommer dieses Jahres aus, was de facto auch das Aus für Ausstellungsbereich bedeutet. Meine Stelle läuft noch bis zum Sommer 2006.

Welche Hoffnungen gibt es angesichts der angespannten Situation? Ich neige nicht zum Pessimismus, aber hier von Hoffnungen zu reden fällt schwer. Der Verein bemüht sich nach allen KräfWürde sicher die Ohren anlegen, wenn er wüsste, ten, Mittel zur Fiwas mit seinem Geburtshaus geschieht: Wolfgang nanzierung von PerKoeppen sonal aufzubringen. Realistisch muss man aber sagen, In welcher Situation befindet sich das Koeppenhaus? dass es uns nicht gelingen wird, die Die Situation des Hauses ist sehr Personalkosten für zwei Stellen aufzwiespältig: Auf der einen Seite hazubringen, obwohl wir uns bemüben wir Erfolg mit unserer Arbeit, hen, so kostengünstig wie nur mögwas natürlich enorm motiviert; auf lich zu arbeiten. Dabei ist wahrlich der anderen Seite ist das Haus genug Arbeit für zwei Leute da! durch den IKAZ in freier TräWas wissen eigentlich die Gäsgerschaft, das heißt, dass wir keine te darüber? Ist ihnen die Situinstitutionelle Förderung erhalten. ation bewusst? Wir finanzieren unsere VeranWahrscheinlich wissen sie viel zu staltungen zum größten Teil aus den wenig. Ohne arrogant klingen zu Eintrittsgeldern, sind also auf unser

wollen: Vielleicht läuft das Haus zu gut, als dass man sich vorstellen kann, dass wir im Sommer 2005 hinter uns die Tür abschließen. Was ist aus dem Förderantrag an die Stadt und dem EU-Literaturprojekt im Ostseeraum geworden? Über unseren Förderantrag bei der Stadt ist noch nicht entschieden worden. Das EU-Projekt mit dem Titel "Literaturhäuser rund um die Ostsee", zum dem das Koeppenhaus vom Bildungsministerium eingeladen wurde, steckt noch in der Antragsphase. Worauf dürfen sich die Besucher in diesem Jahr freuen? In diesem werden wir Anfang April den 200. Geburtstag Andersens feiern mit einer Ausstellung von ca. 40 Lithographien, die uns von Günter Grass zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen des Nordischen Klangs werden wir ein Andersen-Klangprojekt aufführen, Max Goldt wird bei uns sein neues Programm vorstellen, die Koeppentage zum Thema "Meer", eine Ausstellung mit Werken von Henri Michaux und natürlich Schiller Lyrik als Open Air-Veranstaltung. Trotz all der wirtschaftlichen Probleme, die wir in diesem Jahr zu bewältigen haben: Es ist großartig, im Koeppenhaus zu arbeiten! Ruth Mülleans ist Programmleiterin des Literaturzentrums Vorpommerns (www.literaturzentrum.org).

Unsere Vorteile für Euch:

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… so help me God

4 weitere Jahre in Gottes Auftrag: George W. Bush Von Sarah Rieser beginnt seine zweite Amtszeit

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Am 20. Januar wird in den USA George Bush offiziell seine zweite Amtszeit antreten und während sich die Europäer und ihr Held Michael Moore noch genüsslich über die Unrechtmäßigkeit des IrakFeldzuges auslassen, tobt innerhalb Amerikas schon lange ein ganz anderer Krieg: Ein Krieg um Moral und Werte. Und wie alle Kriege, die im Namen der Religion ausgefochten werden, wird mit harten Bandagen und allen Mitteln gekämpft. Doch wurde dieser Konflikt mit seinem Helden George Bush an der Spitze bis jetzt vor allem unter der Oberfläche und unter dem Radar der meisten Amerikaner ausgefochten, wird er wohl in den nächsten vier Jahren ganz offen zu Tage treten. George Bush hat nichts mehr zu verlieren, seine zweite Amtszeit wird (nehmen wir jetzt mal an, er schafft es nicht, die Verfassung zu ändern) seine letzte sein. Und die Möglichkeit, Amerika für die nächsten Jahrzehnte seinen Stempel aufzudrücken, wird er sich nicht entgehen lassen. Bei seiner Vereidigung als 44. Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Januar (die mit der Hand auf einer Bibel und nicht auf der Verfassung geleistet wird) werden für George W. Bush und seine Wähler die Schlussworte "…so help me God" (die übrigens nicht als vorgeschrieben in der Verfassung stehen wie die restlichen 36 Worte des Schwurs) nicht nur eine Formalie, sondern ein Versprechen sein. Für den liberalen Teil der Bevölkerung ist es dagegen eher eine Drohung, denn an den jetzt schon republikanisch regierten Bundesstaaten können sie sehen, wie sich Bush die Zukunft des ganzen Landes vorstellt: Homosexualität gilt als Verbrechen, Abtreibung ebenso, Darwin und Aufklärungsunterricht sucht man an vielen Schulen vergebens. Schon bei den Wahlen wurden 10 Referenden gegen die Homoehe mit großer Mehrheit angenommen.

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One Nation, under God - mit Gottes Gesetzen in der Auslegung von Bush und den anderen so genannten "Born Again Christians". Ihr mächtigster Verbündeter könnte dabei

vom Schlage des erzkonservativen Trios Rehnquist, Scalia, Thomas zu ersetzen. Damit würde das sowieso schon fragile 5-4 Verhältnis, mit dem die meisten Entscheidungen

George W. Bush: Der Leidensweg hat gerade erst begonnen das höchste Gericht der Vereinigten Staaten, der Supreme Court, werden. Von den neun Richtern, die auf Lebenszeit ernannt werden, ist schon heute nur einer jünger als 65 Jahre, ihre Vorsitzender, der noch unter Nixon ernannte Rehnquist, ist 80 und schwer krank. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass Bush die Gelegenheit bekommen wird, mindestens einen, wenn nicht sogar mehrere der Posten neu zu besetzen und sich damit eine Schar von Aposteln zu schaffen, die seine Politik auch noch lange nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit sichern und fortführen werden. Besonders den in den Augen der Republikaner viel zu liberalen (er verfasste die Entscheidung, nach der die Gefangenen von Guantánamo ihre Inhaftierung von amerikanischen Gerichten prüfen lassen dürfen) Richter Stevens, mit 84 der Älteste, sähen sie nur zu gerne im Grab, um ihn mit einem Richter

des Gerichts getroffen werden, endgültig zu Gunsten der Konservativen kippen. Vor allem Minderheitenrechte und das Recht auf Abtreibung stehen dann auf dem Spiel. Doch Widerstand formiert sich. Langsam aber stetig erwacht Amerika aus seinem 9/11 Schock und macht seinem Ärger über die Veränderungen im Land der schon lange nicht mehr unbegrenzten Möglichkeiten Luft. Die Demonstranten während des Parteitages der Republi-kaner und der "March for Women’s Lives" im April letzten Jahres sandten das deutliche Signal an die Bush-Administration, dass viele Amerikaner nicht bereit sind, sich von der Regie-rung Bush entmündigen zu lassen. Angesichts der derzeitigen Übermacht erzkonservativer Republikaner bleibt allerdings so manchem Demokraten nur ein hoffendes: "May God bless America!" moritz


Vorbilder hochschulpolitischer Akteure

Der andere Gerhard Schröder Ein Gastbeitrag von Philipp Christian Wichter,

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überlebte Schröder den Zweiten Weltkrieg als einfacher Obergefreiter. Politischen Pragmatismus hingegen bewies er, als er später als Bundesminister der Bonner Republik in den 50er und 60er Jahren sich für eine vorsichtige Belebung der Beziehungen zu Polen und Ungarn stark machte, obwohl jene als Mitglieder des Warschauer Pakts auch die DDR und nicht allein die Bonner Republik als völkerrechtliche Vertretung der Deutschen anerkannten. Um der DDR keinen völkerrechtlichen Vertretungsanspruch überlassen zu müssen, wollte Schröder den Kontakt auch zu dem Europa jenseits des Eisernen Vorhangs nicht verlieren. Politische Bedeutung heute hat Gerhard Schröder jedoch vor allem angesichts seines ständigen Versuchs, die europäische Integration in Einklang zur Partnerschaft mit den USA zu bringen. So kam es hierüber auch zum Streit mit Konrad Adenauer. Auch trat er gegen den Widerstand de Gaulles immer vehement für die Aufnahme Großbritanniens in das politische Europa ein. Der Streit zwischen jenen, die außenpolitisch wie Adenauer vor allem auf Frankreich setzten und denen, die wie Schröder neben dem europäischen Gedanken immer auch die Nicht so bekannt wie sein Namensvetter aber gemeinsamen Werte von durchaus bedeutend: Der CDU-Politiker Europa und Nordamerika Gerhard Schröder berücksichtigen wollten, wurde als Streit zwischen Betonung des Willens am FesthalGaullisten und Atlantikern bekannt. ten an der auf der gemeinsamen, Ein Streit, der in abgewandelter demokratischen und freiheitlichen Form auch heute wieder aktueller Tradition aufbauenden transatlantidenn je ist. Ein Streit heute zwischen Partnerschaft. schen jenen, die aus Abneigung zu Bush jede Kooperation mit der amerikanischen Außenpolitik ablehnen Philipp Christian Wichter ist eheund denen, die in Anerkennung der maliger Gruppenvorsitzender des gemeinsamen demokratischen RCDS Greifswald

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Wer den Namen Gerhard Schröder hört, denkt wahrscheinlich zuerst an den Kanzler der jetzigen und vorherigen Legislatur, denkt an die deutsche Sozialdemokratie, medienorientierte Politik und eine amerikaskeptische Außenpolitik wie noch nie zuvor in der bundesrepublikanischen Geschichte. Aber da gab es auch einen anderen Gerhard Schröder, den CDU-Politiker und werteorientierten Außenminister der 60er Jahre, den Freund angloamerikanischer Kultur. Dieser Gerhard Schröder war eine Persönlichkeit, die in mehreren Beziehungen von Spannungen lebte. Geboren 1910, stammte er zwar aus einer norddeutschen, evangelisch geprägten Familie, wuchs jedoch tief im Westen im katholisch geprägten Trier auf. Ein kulturelles Spannungsverhältnis, das auch seinen späteren politischen Werdegang mitprägte. So begann er zwar seine politische Karriere im rheinischen Landesverband der CDU, profilierte sich später aber auch als Vertreter der vor allem im Norden starken CDU/CSU-internen evangelischen Interessenvertretung. Folge dieser Spannung zwischen den eigenen kulturellen Wurzeln und jenen der Mehrheit innerhalb seiner politischen Heimat war zunächst, dass Gerhard Schröder sich vorrangig auf professionelle Arbeit und nicht auf eine politische Hausmacht stützen musste. Folge war auch, dass zwar die Leitlinien seines Handelns immer an festen Überzeugungen orientiert waren, konkrete politische Entscheidungen aber auch pragmatisch abgewogen wurden. So orientierte sich Gerhard Schröder in der NS-Zeit an festen Grundsätzen, als er sich entschied, im Tausch für einen Verzicht auf alle Annehmlichkeiten einer ihm als promovierten Juristen zustehenden Verwendung als Offizier für die Heirat seiner als "Halb-Jüdin" abgestempelten Frau 1941 eine Sondergenehmigung zu erwirken. Im Interesse des Schutzes seiner Ehefrau

Tradition es vorziehen, in Absprache mit den Partnern Europas jenseits des Atlantiks Einfluss auf die weitere Entwicklung innerhalb des Bündnisses auszuüben. Und auch heute gilt, dass ein deutscher und kleineuropäischer Tunnelblick lediglich schadet und dass Kritik am Partner nicht in einer Art und Weise eingebracht werden darf, die zum auch nur vorübergehenden Bruch der Freundschaft führt. So sind nach meiner Einschätzung zwei Konstanten im politischen Werdegang Schröders auch noch heute Vorbild für politisches Handeln. Zum einen der Ausgleich zwischen der Wahrung der moralischen Integrität und politischem Pragmatismus, zum anderen konkret die

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s cc hh rr eeiibb -- m s m oo rr iitt zz

Für die zweite Ausgabe des schreib-moritz haben wir mehrere Einsendungen erhalten. Unser Dank an die Schreiberlinge! Hier nochmal die Formalitäten: Euer literarisches Werk sollte nicht länger als eine dreiviertel DINA4-Seite (Times New Roman, Schriftgröße 12, einfacher Zeilenabstand) sein. Gerne könnt Ihr eine passende Zeichnung oder ähnliches beifügen! Ihr könnt Euer Werk entweder per e-mail an moritz@uni-greifswald.de (Betreff: schreib-moritz) oder per Post an die moritzRedaktion schicken. Wir freuen uns auf weitere Einsendungen! Kati Sass, Peer-Arne Arweiler, Manuel Nüsser

Mauer

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Bedrohlich ragte sie in den immerwährend, dunklen Himmel. Durchbrach die Glaubst zu wissen, was all grauen Wolken, doch brachte nur noch mehr Schatten. Wo sie endete konnte dies bedeutet? man nicht sehen. Es sah aus als ob sie in der Höhe selbst die Ewigkeit teilen würde. Glaubst zu wissen, wann die Welt Die Mauer. In bunten Funken explodiert Schwarze Steine die das Leben des Mannes bedrohten, leiteten und fast verUnd ein Himmel zerplatzt nichteten. In Bruchstücken herabregnet? Doch er konnte nicht aufhören mit der Arbeit, von der er selbst wusste, dass Glaubst zu wissen wann die Meere sie unmöglich war. Brach und trocken wie die Wüste Bedrohlich zuckten die Blitze am schwarzen Himmel. Die Erde schien unter Ausgetrunken von Göttern dem Donner zu bersten. Schien dieser Gewalt völlig ausgeliefert. Unter dem Erloschener Gläubiger? hellen Schein des Blitzes schlug der Mann seine blutige Faust gegen den schwarzen Stein. Es entstand in ihm nicht nur körperlicher sondern, schon Glaubst zu wissen wann die Berge seit langem, auch geistiger Schmerz. Doch er konnte nicht aufhören. So hoch und doch so tief Hinter ihm stand das Auge des ewigen Feindes und Leiters. Seine Stimme Das ein jeder sie erklimmen kann knurrte und die Wolfsaugen waren auf jede Muskelbewegung gerichtet. Ohne Mühe und Qual? Würde auch nur eine kleine Pause entstehen, wären die scharfen Zähne sofort im schwachen Fleisch des Mannes. Glaubt zu wissen wann die Grenzen So schlugen die blutigen Fäuste wieder gegen den schwarzen Stein. Eingerissen und verwischt Donner, Blitz, Beben und die Steine fielen. Und ein jeder gleich dem Gleichen Es entstand nur ein kleines Loch, direkt in Gesichtshöhe des Mannes. Er sah Gleicht? die Welt dahinter. Schwarz, bebend und bedrohlich. Doch auch dies war der Glaubst zu wissen wann die Menschen Mann schon lange gewohnt. Gewöhnung die seine Hoffnung bluten ließ, wie Längst vergangen und vergessen die schwarzen Steine seine Fäuste. Und neue Kulturen und Reiche Jenes tödliche Knurren zwang den Mann die Steine vom Boden zu erheben. Es Aufgegangen und verblüht? erschien ihm jedes Mal, als würde er sein eigenes Leben von der Erde emporheben. Doch er durfte unter der Last nicht zusammenbrechen. Ingo Löppenberg Sein Bewacher war immer blutdürstig. So setzte er die schwarzen Steine wieder ein, schrammte sich an den scharfen Kanten und blutete noch stärker als zuvor. Als der letzte Stein vor seinem bestimmten Platz gehoben wurde erscholl ein Schrei. Tief, dunkel, bebend und bedrohlicher als alles was der Mann bisher Zu Dir hörte. Auch der Bewacher zuckte. Die Stimme wurde lauter, drang in die Ohren des Mannes und entzündete Mein schwarzes Herz blutet, einen Schmerz der die Welt zu verzehren schien. Die Wanne ist überflutet. Schreiend ging der Mann auf die Knie. Zwischen seinen roten Händen floss Der schwere rote Sarg auch die Röte aus seinen Ohren. Selbst der Bewacher war von einem Schmerz Ist unten im Grab. wie gelähmt. Du sagtest: "Auf Wiedersehen!" In schwarzem Gewand stampfte die Herrschaft über die Welt. Befahl die Blitze Und ich ließ dich gehen. und schwenkte seinen roten Stab der Verdammnis. Nun war sie wieder da. Jetzt kommt meine Seele, War da und war erzürnt über den Bewacher. Ich schreie es mit lauter Kehle: Der tiefe Schrei der riesigen Bedrohung wurde noch lauter. Vom Aufschlagen "Du weißt, ich liebe Dich!" des Stabes auf die Erde unterstützt. Jeder sah dich als nur einen Wicht. Winselnd duckte sich der Bewacher, doch er konnte seinem Schicksal nicht Darum half ich Dir, entkommen. Doch eigentlich nur mir. Die Verdammnis schlug zu. Es heißt ja gemeinsam Mit einer lauten Explosion wurde der Bewacher zerrissen. Rot verteilte sich gegen finstere Einsam´. weit über das Land. Endlich verstummte die Herrschaft und setzte seinen Nun sitze ich in einem Tief, Gang über die Welt fort. Denn ich liebe den Totenmief. Sogleich musste der Mann sich wieder aufrichten und den letzten Stein einNun sehe ich ein helles Licht setzen. und denke: "Bitte nicht!" Hinter ihm war wieder Knurren. Doch ich laufe weiter Auch das war der Mann seit langem gewohnt. und werde langsam heiter. So schlug er die geschundenen Fäuste wieder gegen die Schwärze. Badkat Aloysius

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Mama muss auch mal die Hexe sein Die Supernanny ist los! Unsere der an der Haustür. Fernsehgesellschaft hat einen neuen Es hört sich einfach an, doch aus Superhelden geschaffen. Sie heißt pädagogischer Sicht liegt hier ein Katharina Saalfrank, kommt aus harter Kritikpunkt. Eine Hilfe Berlin und ist Mutter von vier suchende Familie, die auf pädagogiKindern. sche Betreuung angewiesen ist, Mittwochs zieht sie uns in den Bann kann nicht wie am Fließband abgeund Deutschland schaut zu, wenn fertigt werden. Gerade deshalb die Supernanny in die Erziehung kommt es bei so vielen Kindern zu eingreift und Hilfe suchenden einem Rückfall. Hier wäre eine länEltern mit Rat und Tat beisteht. Sie gere Betreuung wichtig, um auch versucht Kinder, die trotzen, schladiese regressiven Phasen erziehegen und einen Willen fern ab der risch zu meistern. Eltern haben, wieder in ein normales Familienleben einzugliedern. Doch was sehen wir da eigentlich? Wir sehen Kinder, die seit langem über die Strenge schlagen und nicht auf ihre Eltern hören. Sie tyrannisieren die Familie und werden als böse hingestellt. Doch wie kam es dazu? Welchem Einfluss unterliegen diese Kinder, damit sie solch einen Charakter entwickeln? Unsere Kinder werden in ihrem Heranwachsen durch mehrere Faktoren beeinflusst: Die Eltern, den Kindergarten, die Familie, Freunde. All diese Menschen bilden ein Umfeld, das Kinder prägt. Es wurde also geschafft, in vier, fünf Jahren ein Kind zum Trotz zu erziehen. Doch erziehen wir sie denn wirklich dazu oder ist es nicht eine normale Phase, in der jedes Kind das Recht hat, Ein Vorbild für die Kindererziehung? Fran einmal bockig zu sein?! Drescher alias Miss Fine in „Die Nanny“ Wenn die Supernanny gerufen wird, ist es meist ein Fall, wo Eltern die Geduld fehlt. Sie setzen sich seit Schön und gut, worum geht es langem nicht mehr mit ihrem Kind eigentlich? auseinander und schließlich ist proUm ein Kind zu einem vollwertigen fessionelle Hilfe notwendig. Mitglied unserer Gesellschaft zu Sie lebt für kurze Zeit bei der erziehen, bedarf es einer Norm- und Familie, stellt Regeln auf und tritt Wertevermittlung, die auch das bei schnellem Erfolg, der sich durch Einhalten von Regeln und das Disziplin der Eltern ergibt, aus dem Setzen von Grenzen bedarf. Diesen Leben der Familie. Es macht einen theoretischen Wert in die alltägliche Anschein wie Mary Poppins, doch Erziehungsarbeit einfließen zu lasper Video beobachtet sie das sen scheint nicht immer ganz einZusammensein weiter und nach fach. Wie man bei RTL sieht, scheidem ersten Rückfall klingelt sie wienen gerade hier vermehrt Eltern januar 2005

Schwierigkeiten zu haben, denn wer will schon erziehen, wie seine Eltern? Oder wer möchte sich nach 1968 noch den autoritären Stiefel anziehen? Daher ist es oft unangenehm Grenzen zu setzen (schließlich ist Kinder erziehen auch anstrengend). Das eigene Kind in seine Schranken zu weisen, ist nicht nur ein autoritärer Akt, sondern drückt auch Zuneigung aus. Es zeigt dem Kind, dass man es respektiert und ihm Aufmerksamkeit schenkt, indem man sich mit ihm beschäftigt. Nur immer das Beste für sein Kind zu wollen heißt nicht, keine Grenzen und Regeln zu setzen. Es ist vielmehr wichtiger zu erklären, warum man hier eine Grenze zieht und selbst wenn es mal heißt: "Weil ich es so mag". Dies gibt dem Kind mehr Vertrauen, als es in seinem Handeln allein zu lassen. Trotz Regeln und Grenzen, trotz Superhelden und Nannys, die tausend Erfahrungen mit Kindern haben, ist Erziehung immer noch Beispiel und Liebe (frei nach Fröbel). Nicht ein perfekter Erzieher, sondern ein Erzieher, der sich um sein Kind kümmert und sich mit ihm auseinandersetzt, wird eine ausgeglichene Beziehung zu seinem Kind erlangen. Eine Nanny, kommt in eine zerrüttete Familie und muss strikte Grenzen setzen, um sich durchzusetzen. Sie stellt Regeln ohne großen Spielraum auf und formt so das Kind nach ihrem Willen. Jedoch geht es im Alltag nicht um die Kontrolle des Kindes nach unseren Wünschen, sondern darum, dem Kind einen freien Willen zu geben. Den Wert der eigenen Entscheidungsfindung und die stete Bereitschaft, unser Handeln zu erklären, schafft eine Eltern-Kind Beziehung, in der gewisse Regeln gelten, es jedoch immer Handlungsspielräume gibt. Kinder brauchen Grenzen - Eltern auch.

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Kinder erzieht am besten, wer sich mit ihnen beschäftigt / Von Kilian Jäger

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Anleitung zum Witzigsein Anmerkungen zwischen Witz und Ernst Von Karsten Linde

Jeder kennt das Lied von Hans Peter Kerkeling. „Witzigkeit kennt keine Grenzen“. So trällerte es in seiner damalige Sendung und der Abspann von „Kein Pardon“ endete genau mit dieser Feststellung. Pardon! - Hape lügt! Witzigkeit hat Grenzen und Witzigkeit ist individuell und unterscheidet uns wie unsere Fingerabdrücke voneinander.

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Kinoprogramm. Der erfolgreichste bleiben lassen und es einfach tun. deutsche Film ist „witzig“, zuminAuch ein schlechter Witz ist immerdest für die Mehrheit der Humorhin einer. suchenden. Comedy rules! Günther Gehörig Werkmasse zum SelberJauch ist kein Comedian, kommt basteln liefert die Sprachwissenaber unglaublich gut an – wegen der schaft zur Genüge. Homonyme sind lockeren Art. besonders flexibel und exzellent Doch warum wollen wir alle „locker“ dazu geeignet, mal einen etwas ansein und pausenlos lachen? Wir deren Blick auf die Wörter zu werbrauchen Kraft, wir brauchen fen, die wir jeden Tag so bedenkenSelbstbewusstsein, um „da draulos benutzen. Was sagt man zu einer ßen“ erfüllt über Kuh, die man fotografieren möchte? die Runden zu „Kuh guck’!“ Das Einfache ist kommen. Humor manchmal mehr als das große ist der Quell der Brimborium – kompliziert ist die Glückseligkeit. Welt genug! Und wer die „Kuh auf Kein Geringerer der Weide“ sieht und sich fragt, wie als Onkel Goethe die denn auf den „Baum“ hochgeselbst bringt es klettert sein könnte, der wird auch auf den Punkt: die feinen sprachlichen Nuancen in „Weißt du, worin den Tönen seines Kommilitonen der Spaß des deuten können. Denn „krumm“ Lebens liegt? Sei nehmen einem nur diejenigen lustig! - Geht es etwas, die bar jeder Selbstironie ihr Eigenes als „gerade“ ansehen! Komiker Kerkeling (r.): „Witschichgeit gennt geine nicht, so sei vergnügt!“ Grensen!“ Auch Witzig ist nicht jeder. Doch jeder die, die in der Schule den kann eine Wi(n/t)zigkeit dazu beiFaust im Nacken hatten, tragen, sein kleines Leben etwas müssen ihm jetzt beisonniger zu gestalten. Jeder regt pflichten. sich über das zunehmend grauer Auch wenn ich selber und kälter werdende soziale Umfeld nicht witzig bin – mitlaauf, aber nur wenige kämpfen bischen kann ich trotzdem. her dagegen an. Stattdessen stopfen Und zwar überall: In der wir alles in uns rein, Bücher und Vorlesung, in der Mensa Vorlesungen – dass uns dabei das und beim EinkaufsLachen im Halse stecken bleibt. bummel. Auch später Aber niemand bewegt sich locker beim Vorstellungsgeauf dem gesellschaftlichen Parkett, spräch und im Büro, am der nicht wenigstens in Ansätzen Telefon und sogar im Grundregeln des Humors beChat. Aber Vorsicht: herrscht und hier und da mal für „Hütet Euch!“ sagt der einen Lacher sorgt oder mindestens Schäfer zu seinen Schäfanständig mitlacht. Auch wenn sich chen. Hütet euch vor der die wissenschaftliche Lach-ForVerstellung: Der Kampf schung schon eingehend mit dem zwischen Authentizität Thema befasst hat, so wurden Erund Nursotunalsob geht kenntnisse wie „Lachen ist gesund“ auch ohne uns eine eher belächelt. Nicht mal der deutRunde weiter! Dann liesche Volksmund lacht. ber die Gratwanderung Wie groß jedoch die Sehnsucht damachen und noch mal nach ist, zeigt der eine oder andere darüber nachdenken – Lach-Lehrer Linde: „Kuh auf ‘ner Weide gesehen.“ Foto: M. Boortz Blick in das Fernseh- und oder das Nachdenken moritz


Die Geschichte eines vierstündigen Ringens…

Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs Special Extended DVD Edition

Bobbys neuester Streich - ein Klonexperiment

Gentlemen-Raub Marke Coen-Brüder

Durchaus ungewöhnlich: Beim neuesten Film mit Filmikone Robert DeNiro gibt es nicht ein Ende, sondern derer gleich fünf. Die Geschichte ist schnell erklärt: Das amerikanische Bilderbuchpärchen Paul und Jessie Duncan verliert bei einem Autounfall ihren Sohn Adam. Der renommierte Wissenschaftler Doktor Richard Wells bieten daraufhin an, ihren Sohn zu klonen und ihnen eine gänzlich neue Identität zu verschaffen. Nach seinem eigentlichen Todestag fängt der geklonte Adam allerdings an, sich zu verändern… Leider wissen die erwähnten vier englischen Alternativ-Enden nicht gänzlich zu überzeugen, obwohl sie viele mögliche Endszenarios durchspielen. Der Film an sich ist durchaus sehr spannend, durch die hervorragende Schauspielleistung von Cameron Bright als Adam. Ich glaube, er ist der erste kleine Junge, bei dem man es wirklich mit der Angst zu tun bekommt, wenn man ihn diese Rolle spielen sieht. Leider kann man dies nicht von den anderen Rollen behaupten, die alle etwas unausgereift und nicht bis zu Ende gedacht erscheinen. An Extras gibt es eine B-Roll, das die Dreharbeiten einiger Filmszenen zeigt, einen Regiekommentar und verschiedene Statements der Darsteller. Vor dem Film gibt es außerdem vier Trailer, sechs Trailer als Menüpunkt und zwei Trailer und vier Spots des Hauptfilms selbst. Passabel. Die Tonspur ist Dolby Digital 5.1 in Englisch und Deutsch. Ein unterhaltsamer Popcornabend ist also allemal drin, ein Muss ist der Film aber allenfalls für jmk Fans.

Die Coenbrüder Joel und Ethan sind bisher mit Filmen wie "Oh Brother, Where Art Thou?", "Fargo" oder "The Big Lebowski" bekannt geworden. Diese folgen ja eher nicht dem Mainstream-Vorbild Hollywoods, sondern fangen zumeist eine ganz bestimmte Atmosphäre ein. Wer diese Filme mochte, wird auch von Ladykillers nicht enttäuscht. Das britische Original mit Alec Guinness spielt in London und wird geschickt amerikanisiert. Bei dem Worte "Remake" mag man zusammenzucken, doch hier ohne Grund. Ihre neueste Besetzung ist Tom Hanks, der als extravaganter Philologe mit einer Bande von bizarren Gangstern einen Jahrhundertraub vom Hause einer alten Dame aus plant. Der Film begeistert durch schwarzen, skurrilen Humor, vor allem aber durch eine perfekt ineinander greifende komplexe Handlung. Halt irgendwie typisch Coen. An Extras fehlt es jedoch etwas. Lediglich zwei kurze Proben der Gospelmusik des Films, eine Dokumentation über den Musikmacher sowie eine "Ohrfeigenparade" stehen bereit. Das durchaus ansprechende, animierte Menüdesign wiederum entspricht sowohl dem Flair des Films als auch dem der Regisseure und gefällt. Passend zum sprachwissenschaftlichen Protagonisten sind sieben Menüsprachen, vier Tonspuren und acht Untertitel wählbar. Das schwarze Moment der Südstaatenstadt Mississippi findet sich im Gospel-Soundtrack des Films angenehm wieder, welcher wie auch die DVD selbst eine durchaus lohnenswerte Injmk vestition darstellt.

januar 2005

Ein Ring sie zu knechten… – nein, vier! So viele mehrschichtige Ringe sind nämlich in der rechtzeitig zu Weihnachten erschienen Special Extended vom dritten Teil des Herrn der Ringe. Insgesamt ist diese Fassung um 48 Minuten länger als die normale, welche sich vor allem in einer längeren Szene in Isengard und vor dem schwarzen Tor wieder finden. Aber auch sonst gibt es für die Geschichte interessante Neuerungen. Nach einer grünen und einer braunen Box (Teil eins und zwei) ist die dritte nun blau und weiß wiederum mit Freude am Detail zu überzeugen. Die Hülle ist bestanzt und bemalt und auch die Menüs der DVD sind im typischen Herr der Ringe-Design des Buches von Bilbo und Frodo Beutling gehalten. Wer sich noch an unsere Rezension von der normalen Fassung erinnert wird zahlreiche Neuerungen bemerken. Neben der englischen und deutschen Dolby Digital 5.1-Tonspur gibt es jetzt außerdem noch eine gänzlich neue: Deutsch in DTS ES 6.1! Ähnlich wie zur normalen Fassung sind nun noch sieben weitere Dokumentationen verfügbar sowie zwei interaktive Karten der Reiseroute der Gefährten. Während des Films können vier verschiedene Kommentare angehört werden, vom Regisseur, den Designern, den Produzenten und den Darstellern. Sprich: Insgesamt wieder ein Bombast an Extras und ein hervorragender längerer Film, was nicht nur jmk Fans zusagen dürfte.

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Ladykillers

Godsend

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Gonzales Solo Piano No Format!

Jason Beck ist ein wandelndes Namenschamäleon. Da wären beispielweise die Spitznamen "The One-Eyed Jew, "Fuckeye", "The Worst MC" oder "Mr. Wolf". Eine Verwechslung mit britischen Komiker Sasha Baron Cohen (alias Ali G.) gab es bereits im Blätterwald. Die eigentlichen Künstlernamen des gebürtigen Kanadiers rühren aus seinem Neustart in seiner nun einstigen Wahlheimat Berlin. Jemand betitelte ihn von der anderen Straßenseite her mit "Chilly Gonzales". So zumindest soll er es verstanden haben. Nicht unter Gonzo oder Chilly G, sondern unter Gonzales erschien eine 16 Stücke umfassende Aufnahme. Schlicht und einfach lautet ihr Titel "Solo Piano". Anstelle eines aufwendigen Booklets erwartet allen Freunden des Kreativen Schattenrisse, wie sie die Hände bilden können. Sei es auch auf der Klaviatur. "Obwohl es heißt, dass das Klavier das Instrument mit den meisten Klangfarben ist, finde ich darauf tatsächlich nur Schwarz und Weiß so wie in einem

alten Stummfilm", so Gonzales. "Wenn ich auf meine Hände schaue, stelle ich mir jedes Pianostück als Schattenriss an der Wand vor." Mit einer eleganten Linie führt der studierte Jazzpianist hinein in seinen gedämpft zerbrechlichen Klangkosmos. Das Hineinlauschen in die scheinbar einfach gestrickte Musik, das gedankliche Nachhängen während die Tasten weiter, sei es cantabile oder mit so dezent-spannungsreichen Impuls, gestreichelt werden, lädt zum Verweilen ein. Anleihen an Maurice Ravel, Nina Simones, Keith Jarrett und kanadischer Volksmusik schimmern hindurch. Dem nicht genug. Freunden von Eric Satie mag vielleicht beim Hören von "Armellodie" ein Schmunzeln über die Lippen gleiten. Kurz und gut und insgesamt: Ein ur Kleinod für Herz und Ohren.

Gewandhaus-Quartett Ludwig van Beethoven – die Streichquartette NCA

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„Wir sind glücklich und stolz, Ihnen hiermit die erste Gesamteinspielung der Beethovenschen Streichquartette durch das GewandhausQuartett präsentieren zu können.“ Primarius Frank-Michael Erben begrüßt damit die werten Hörer im Begleitbuch des zehnteiligen CDSets. Der Anlass ist so wunderbar wie außergewöhnlich. Denn das aus vier Solisten bestehende Ensemble des Leipziger Gewandhausorche-sters hält einen ausgezeichneten Ohrenschmaus bereit. Keine geringe Ehrung fand der musikalische Marathon im vergangenen Jahr und

Kirchschlager/Bonney First Encounter Sony Classical

Es ist ein Projekt zweier langjähriger Freundinnen. Eigentlich zwei Stars, die sich auch von der Bühne her kennen und einander schätzen. Das Ergebnis der ersten Begegnung von Barbara Bonney (Sopran) und Angelika Kirchschlager (Mezzo) im Tonstudio glückte für Sony Classical. Die Plattenfirma spricht in ihrer Pressemitteilung von einem Traumdoppel. Nun gut. Über den Bezug zum Sport mag man mäkeln, auf keinem Fall allerdings über die herzerfrischende künstlerische Leistung. Hinter "First Encounter" verbirgt sich ein Ohrenschmaus mit Liedern und Duetten aus dem 19. Jahrhundert. Hier finden sich die "Sechs Duette" op. 63 von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Herder- und Mörikevertonungen von Johannes Brahms. gibt einen eindrucksvollen Beweis für die frohe Kunde Martin Elstes, dem Vorsitzenden des Preises der deutschen Schallplat-tenkritik: Kein Mangel an guten CDs! Denn wenn Beethoven als QuartettKomponist ein Mount Everest sei, wie es der ehemalige erste Violinist des Gewandhaus-Quartetts Karl Suske bezeichnete, dann ist der Gipfel nun wahrlich bravourös erklommen. Dem neuen musikalischen Abenteuer wurde schlicht und ergreifend der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik zugedacht. Damit wird der langen Tradition der Quartettvereinigung Rechnung getragen, die seit ihrer Gründung im Jahre 1809 konsequent die Aufführung und Pflege des Beethovenschen Oeuvres betreibt. Über Jahre hinweg kultivierte das Ensemble sein anspruchsvoll pakmoritz


Warner Classics

Nach dem Tode des französischen Komponistens Claude Achilles Debussy (1862 – 1918) hielt Olivier Messiaen innerhalb seiner berühmten Analyseklassen am Pariser Conservatoire die Erinnerung an dessen Schaffen wach. Der französische Pianist Pierre Laurant-Aimard saß als Schüler neben Messaien auf der

Wer Clara Schumanns "Wenn ich ein Vöglein wär" kennt, darf sich von der mehrstimmigen Fassung und anderer Schöpfungen ihres Gatten Roberts überraschen lassen. Da der Erscheinungstermin im letzen Jahr lag, so darf rückblicken auf die Wiederkehr des 100. Todestages von Antonin Dvorák hingewiesen werden. Passend daher auch die zwölf Mährischen Duette des Opus 32. Doch kommen wir noch einmal zu den sechs selten aufgeführten Mendelssohn Liedern zurück. Ihnen folgt eine Rarität. Im Artikel des Fono Forums heißt es seitens Barbara Bonneys: "Dann war es natürlich kein weiter Weg zu Fanny Mendelssohn, denn als Frau möchte man keine Gelegenheit vertun, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen." Mit drei wunderschönen Stücken ist sie dann auch vertreten. Gepflegte Liedkunst kann doch so ur schön klingen.

kendes Zusammenspiel. Die Tradition lastete nicht, sondern belebte kontinuierlich. Die heutige Formation unter Frank-Michael Erben spielt seit 1993 zusammen. Die edle Box umfasst 96 umfassend informative und anregendes Seiten Text neben 512, 28 Minuten Musik aus der Feder Beethovens für zwei Violinen, Viola und Violoncello auf neun CDs verteilt und einer abrundenden Aufnahme mit Gesprächen ehemaliger Mitglieder des Ensembles. Hierbei bringen verschiedenste Tonaufzeichnungen den Beethovenstil vergangener Besetzungen nahe. Und das Herz schlägt bei der von Beethoven selbst für Streichquartett bearbeitete Klaviersonate op. 14 Nr. 1 noch etwas schneller. Welch eine Hommage auf Ludwig van ur Beethoven! januar 2004

Orgelbank. Von ihm liegt eine Einspielung der Images und der Ètudes vor. Wer etwas über den Künstler erfahren möchte, darf nicht das Booklet befragen. Diese bewusste Zurücknahme gibt Raum für gespitzte Ohren während des Hörens. Freunde undefinierter Klangwolken finden bei LaurantAimards Debussyinterpretation unter Umständen kein Gefallen. Keine rükkwärts gewandte Verklärung liegt in seinem Vortrag, sondern die spielerische Plastizität gibt den Blick frei auf die Moderne. Doch hören vielleicht in diesem Zusammenhang dem guten Claude Achilles zu: "Ich überzeuge mich mehr und mehr davon, dass die Musik in ihrem Wesen nach nichts ist, was sich in eine feste und traditionelle Form ergießen kann. Sie besteht aus Farben und rhythmisierter Zeit." Das ist sein Credo aus dem Jahre 1907. Die Befreiung von erstarrten Techniken und bis dato gültigen ästhetischen Maximen findet sich bei ihm erstmalig bei dem Orchesterwerk Prélude à l´après-midi d´un faune. Ja, die Flöte des Faune. Was sich hinter dem Spiel mit Farben und Formen steckt keine bloße Freiluftmalerei. Gewiss. Die Nähe zur

Marie Fredrikson The Change Capitol Records / EMI

Ihre Stimme ist bekannt. Falls nicht, dann bitte die gute alte Erinnerung befragen. In Deutschland wurde sie bisher ausschließlich mit Roxette in Verbindung gebracht. Ihre schwedischen Fans hatten es da viel einfacher. Der gegen Ende der 80´iger gestartete Joyride mit Per Gessle bedeutete für Marie Fredriksson einen Schritt in eine ungewisse Zukunft. Denn der Anspruch, ABBA international zu überbieten, hieß für sie, eine in ihrem Heimatland sichere Solokarriere aufzugeben.

Malerei ist verführerisch. Debussy aber wert sich vehement gegen die Anwendung des Ausdrucks Impressionismus auf seine Musik. "Ich versuche etwas Neues zu bringen – sozusagen Wirklichkeiten-, das, was die Dummköpfe "Impressionismus" nennen, ein Fachausdruck, der hauptsächlich von den Kunstkritikern so falsch wie möglich angewandt wird." Welchen Klangzauber hält die Musik dann bitte noch bereit? Der gute alte Claude meint:"Die Musiker sind dazu ausersehen den ganzen Zauber einer Nacht oder eines Tages einzufangen. Sie allein können ihre Atmosphäre oder ihren ur ewigen Pulsschlag erwecken."

Trotz "The Look" und anderer Ohrwürmer schrieb und veröffentlichte Marie weiterhin Material für den schwedischen Markt. Allerdings findet sich ihre klangliche Handschrift, wenn auch an raren Beispiele, bei Roxette. Ein Tipp: "Go to sleep" auf dem 1994 erschienenen Album "Crash Boom Bang". 2002 - der Schock: Hirntumor. Die Grüße und Gebete der Fans halfen. Die Operation glückte und Marie kehrte langsam in ihren Alltag wieder zurück. Gegen Ende des vergangenen Jahres "The change"- ihr erstes englischsprachiges Album. Ein persönliches Dokument einer glücklich endenden Leidenszeit. Die Spuren der Zeit trägt ihre Musik deutlich in sich. Kratzige Gitarrenriffs voller Lebenslust, dazu ihre mal aufgepeitschte, mal so gelöste bis ironische Stimme. Jedoch immer so tiefglücklich. In Schweden gleich auf eins durchgestartet, hält sich ihre Plattenfirma in Deutschland allerdings mit dem Werbeetat für das Album leider etwas zurück. Zumindest steht "The change" im Laden. Ein Diamant, der die griechischen Wurzeln des Wortes Pathos bis in die letzte Spitze musiur kalisch nachspürt.

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Claude Debussy Images, Études

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We want the light! BBC Opus Arte

The Rasmus Live Letters Universal Music

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N-JOY Campus Tour. 27.Oktober. M.A.U-Club. Rostocker Stadthafen. Der Radiosender N-JOY lud zum Great Jumping ein. Und für 5 Euro für das Frank Pop Ensemble und The Rasmus stehen sich Fans gern stundenlang in der Kälte vor dem Beginn des Konzerts die Füße platt, nur um möglichst früh und dicht an der Eingangstür zu stehen. Die vier Jungs aus dem Land der tausend Seen legten auf der Bühne wie auch auf ihrem Album „Dead Letters“ packende Spielfreude kombiniert mit solidem Handwerk an den Tag. Die ursprüngliche Schülerband mit ihrem ersten Gig im Jahre 1994 brachte in der Folge drei Alben heraus, die mit dem Erscheinen gleich Gold erhielten. Als einstige Vorband der Red Hot Chili Peppers, von HIM und Roxette in Skandinavien scheint die jetzige internationale Karriere im Nachhinein vielmehr zwingend. Die passende DVD als erster Einblick auf den Weg ins internationale Geschäft ist draußen: Live Letters. Sänger Lauri erklärt unbefangen in den Special Features von den Videodrehs. Die Band gibt zudem ein Interview im MTVFormat. Ein Livekonzert in der Schweiz gesellt sich dazu und die Videoclips, mit Ausnahme der USVersion von "In the shadows”, liefen bereits über den Äther. Die Bildgalerie garantiert Bonus-material zum Mitsingen. Live Letters startet gut durch. Und wie begrüßte Lauri doch gleich die Fans in der Schweiz? „Okay, here we go!“ ur

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Für ihre Dokumentationen ist die BBC bekannt. BBC Opus Arte ist ein DVD-Label speziell für den Bereich der klassischen Musik, des Balletts, der Oper, von Konzertmitschnitten und Bühnenaufführungen. Ein Beispiel aus der Produktpalette von BBC Opus ist die Veröffentlichung "We want the light!". Der auf dem ersten Blick recht fordernde Titel ist nicht unberechtigt. Das ansprechende Cover ziert eine gelbe brennende Kerze. Doch die Idylle wird durch um die Kerze herumgelegten Stacheldraht zerstört. "We want the light"/ "Wir wollen das Licht" ist der Titel aus einem Gedicht von Eva Pickova. Die Zwölfjährige schrieb es im Konzentrationslager von Theresienstadt während des Holocaust. Christopher Nupen gelingt ein Spagat zwischen einer reinen Dokumentation und einen bloßen Musikfilm. Von Freiheit, Gefangenschaft, Emanzipation und Assimilation handelt das Werk. Die insgesamt auf zwei CDs aufgeteilten 330 Minuten bieten behutsame und scharfsinnige Einblicke in die Geschichte zwischen Deutschen und jüdischen Mitbürgern. Neben dem eigentlichen Bericht finden sich umfangreiche Interviews mit unter anderem den drei Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch, Jaques Stroumsa und Alice Sommer Herz. Aufführungen diverserer Musikbeispiele, die im Film selbst vor-

kommen oder zusätzlich angeführt werden, lockern den Informationsfluss auf oder können dann kontextabhängig gehört werden. Zweifelsohne ergibt sich dabei eine anrührende Begegnung mit bekannten Solisten wie beispielsweise Vladimir Ashkenazy, Daniel Barenboim oder Evgeny Kissin. ur

Mstislav Rostropowitsch Bach Cello Suiten EMI Classical

Mstislav Rostropowitsch wurde im vergangenen Jahr zum Botschafter der Musik ernannt. Die Deutsche Phonoakademie ehrte damit das politische Engagement des begnadeten Cellisten.

Mit der politischen Wende in Deutschland reiste Rostropowitsch unverzüglich nach Berlin. An der "Mauer" spielt er aus Johann Sebastian Bachs Cellosuiten. Ein bewegender Moment. Fernsehkameras hielten sein Spiel im Großformat fest. Im Fernsehen gab es zur Nachrichtenzeit einen Beitrag von mehreren Sekunden. Die sechs Suiten Johann Sebastian Bachs bilden für Mstislav Rostropowitsch einen Meilenstein. Die Bedeutung des Werkes kann sich nun auch der fernsehguckende Zuhörer durch eine zwei CDs umfassende Veröffentlichung erschließen. Ein Einblick in den Interpretationsansatz mittels Kamera und Mikrofon. Bedächtiges Vorankommen in der Einspielung des Materials für die beiden Discs plus didaktisch fabelhaft aufbereiteter Erklärungen des Musikers paart sich mit leidenschaftlichem Spieleifer, die dank der guten Akustik in der gotischen Kirche nachhallt. Rostropowitsch Aufnahmen geben den Anschein eines künstlerischen Vermächt-nisses. Ähnlich wie Glenn Goulds Goldbergvariationen von 1981. Mittelmaß erlaubt Bachs Musik nicht. Rostropowitschs Aussage im Bookelt: "Wenn ich nicht zufrieden bin, kommt alles in den Müll!" ur moritz


von Bastian Sick

Kiepenheuer und Witsch Verlag ISBN 3-462-03448-0 Preis: 8,90 Euro "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache" -So heißt das Buch, in dem Bastian Sick die SPIEGEL-ONLINE-Kolumne "Zwiebelfisch" zusammengefasst hat. "Willkommen im Todestal des Genitivs! Dieses Buch wird ihnen als Reiseführer auf einem abenteuerlichen Rundgang durch die Wildnis der deutschen Sprache dienen" wird der Leser im Vorwort begrüßt. Hört sich gut und interessant an. Mit Sicherheit hat so manche Uneinigkeit, was das "richtige" Schreiben oder Sprechen, zu zahlreichen Diskussionen geführt und eine Lösung wurde nicht gefunden. Heißt es zum Beispiel das Apfelmus oder der Apfelmus, darf man italienische Substantive wie deutsche deklinieren oder wie weit kann man Adjektive steigern? Bastian Sick zeigt in seinen Kolumnen zahlreiche Kuriositäten in der Alltagssprache auf und mit unter gibt er hilfreiche Hinweise, wie man seinen Ausdruck verbessern kann oder einige Fauxpas vermeiden kann. So findet man eine Tabelle mit problematischen Fremdwörtern in Einzahl und Mehrzahl. Denn die Deutschen haben die Angewohnheit Substantive aus anderen Sprachen ohne weiteres in die deutsche januar 2005

Grammatik einzufügen. Das führt dann zum Aha-Effekt und man erinnert sich an die Rechtschreibstunden in der Schule. Aber manchmal sind die Argumentationen von Sick etwas unzulänglich. Wenn er darüber diskutiert, ob man sagen darf "etwas macht Sinn" und zu dem Schluss kommt, dass "Sinn und machen einfach nicht zusammen passen", dann sei dem gegenüber gestellt, dass Deutsch keine statische Sprache ist. Ein Merkmal einer jeder Sprache ist es, dass sie sich in einem ständigen Wandel befindet und es immer wieder neue Redewendungen gibt oder Wortbedeutungen sich ändern. Bedenklich wäre es eher, wenn sich unseres Sprache nicht verändern würde, zu mal es nicht DAS richtige Deutsch gibt, sondern immer nur Variationen. Dennoch ist das Buch von Bastian Sick leicht zu lesen und bietet ein amüsantes Lesevergnügen in diesen trüben Tagen. Schmunzeln muss man mit Sicherheit, entdeckt man sich an so mancher Stelle wieder. lil

Der Turm

von Stephen King

b üücc hh eerr b Nächte seiner Fans, die lange warten mussten, um die siebenteilige Saga um Roland, den Revolvermann beendet zu sehen. Um es vorwegzuschicken: UNERTRÄGLICH! Froh, dass ich nur den letzten Teil dieses maßlos unoriginellen Zyklus lesen musste (Lebenszeit um knapp zehn Stunden verkürzt), enttäuscht darüber hinaus die Schalheit der erschaffenen Welt, das Schema, dem der "moderne Klassiker" King willkürlich oder schlimmer noch unwillkürlich zu folgen scheint. So spielt sein Endzeitszenario in einen Raum zwischen Matrix und Wirklichkeit, Mittwelt und "Lichtung am Ende des Pfades". Dabei stehen Roland und seinen Gefährten(!) niedere Menschen, Vampire erster, zweiter, dritter Klasse, Altvordere und die diversesten Kuscheltierfriedhofmutanten gegenüber. Ergänzt mit erfundenen Sprachen, mit Fabulierbegriffen wie Dan-Tete, Ka-Dinh, `Rizas kreirt der Autor ein Universum, in dem der Schöpfer selbst nicht fehlen darf. Aufgerieben zwischen Killerkämpfen und philosophischem Gedöns light zerbröselt alle Materialität der Helden zu Puzzlestücken der Beliebigkeit. Stephen King hat der Geschichte der Fantasieromans nichts hinzuzusetzen, "Der Turm" ist das Abziehbild eines Abziehbilds eines Abziehbilds eines Klischees. Nachgerade weise begleitet King den Abschluss seiner Romanfolge mit den Worten: "Ende ist nur ein anderes Wort für Adieu." Wie wahr, wie gut, wie boß dankbar!

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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Mittelerde ist passé, Elbisch längst tote Sprache, Frodo und Aragon von gestern. Kaum hat der Tolkin’sche Ring sich geschlossen, ist neuerlich der literarische Kampf zwischen Gut und Böse ausgebrochen. Diesmal beschrieben vom Meister der Alptraumfiktion, Stephen King. "Der Turm" verkürzt nun die

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Zwischen Erzgebirgsimitat und GeisterbahnDer Weihnachtsmarkt in Greifswald Eine Nachbetrachtung von Katja Staack

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Mitte Oktober. Ahnungslos bummelt man durch den Supermarkt, geht in Gedanken den Speiseplan fürs Wochenende durch (Tiefkühlpizza oder doch lieber InstantPasta?) - und plötzlich springen sie einen an: Armeen von Weihnachtsmännern! Wie jedes Jahr bevölkerten diese drollighässlichen Geschöpfe in rot, blau, grün oder orange so auch im jungen Herbst des Jahres 2004 bereits die Regale. Diese Perversion des Einzelhandels ist alt, man kennt es nicht anders und hat sich daher damit abgefunden. Die Weihnachtszeit beginnt sowieso erst mit Advent und dem Weihnachtsmarkt, über den man nach einem stressigen Tag flanieren kann. Im Gedränge schließt man die Augen, atmet den Duft von Glühwein, Maronen und gebrannten Mandeln ein, lauscht den Klängen der Weihnachtsevergreens, bereitet dem wohligen Schwindel von den alkoholischen Heißgetränken ein Ende, indem man die Augen wieder öffnet und sich zwischen gemütlichen Essens- und Handwerksständen wiederfindet. Ein Idyll, zugegeben. In Greifswald sieht das Bild leider ein wenig anders aus. Ein Gedränge gibt es in der Regel nicht, weil es nichts zu sehen gibt (jedenfalls keine geschmackvolle Handwerkskunst). Die Sinne kommen deswegen jedoch trotzdem nicht zu kurz: Glühweinduft wird ergänzt durch wabernde Schwaden von Fettgeruch, wahlweise des Grills oder des Schmalzgebäcks. Das Ohr erfreut sich an fröhlicher Weihnachts-

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musik, die von den Warn- und Beschleunigungsgeräuschen des "Breakdancers" sowie den freundlichen Ansagen des Fahrers und hysterischen Schreien der weib-

lichen Fahrgäste untermalt wird, während das Auge zu differenzieren versucht, ob nun der Weihnachtsbaum oder doch die Geisterbahn im helleren Glanz erstrahlt. Aber auch die Schaukästen des angedeuteten Märchenwaldes verstehen es zu fesseln, mit ihren liebevoll gestalteten Szenen und Figuren, die schon lange keinen Puppendoktor mehr gesehen haben. Reize für alle Sinnesorgane sind vorhanden, aber das ist noch nicht alles. Dem hungrigen Besucher bietet sich darüber hinaus auch eine breite kulinarische Auswahl: Spanferkel, Crêpes, Asiatisch und natürlich süße Leckereien - für jeden dürfte zumindest eine Fressbude vorhanden sein. Und wer eine kleine Unterhaltung sucht, bekommt

diese zumindest vom freundlichen Muzenbäcker vor der Sparkasse gratis dazu. Die Verkäufer von gebrannten Nüssen und Kernen aller Art sind allerdings fast ebenso sozial. Ist der Hunger erst gestillt, gibt es ausreichend Langeweilekiller, für die der Begriff "kirmesähnliche Massenbespaßung" nicht übertrieben sein dürfte. Ärgerlich nur, dass ein Student, der eine Woche lang von 50 Euro leben will, nach sechs Fahrten in Autoscooter, Geisterbahn oder Breakdancer ein Viertel seines Budgets los ist. Haushalten ist eben alles, das lehren uns Politik und Eltern seit jeher, ohne sich dran zu halten. Wieso sollten wir es also anders machen. Was jedoch wäre ein Markt ohne Waren? Diese finden sich in Greifswald kurioserweise außerhalb des eigentlichen Spektakels. Neben Kleidung, Schafsfellen, Kochgeschirr und Schmuck findet sich sogar Handwerk. Die Freude darüber ließ mich fast meine Stilund Geschmacksansprüche vergessen, beim genaueren Betrachten aber stellten sich die Erzgebirgsimitationen als lieblos, minderwertig und überteuert heraus. Das konnte auch die Bauchtanzausrüstung am Nachbarstand nicht wettmachen. Also wird das einzige, was ich dieses Jahr vom Weihnachtsmarkt behalte, eine geklaute Glühweintasse sein. Etwas distanzierter betrachtet (und das ist das eigentlich Tragische) passt dieser Weihnachtsmarkt gut zu dem Bild, das sich die langsam aussterbende Spaßgesellschaft von Weihnachten erhalten hat. Man bekommt offenbar nicht nur Präsidenten, sondern auch Weihnachtsmärkte, die man verdient…

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HOROSKOP 2005 der moritz hat für euch in die Sterne geschaut... STEINBOCK 22.12. – 20.01.

Starten Sie gelassen ins neue Jahr. Legen Sie die Arbeit beiseite und entdecken sie ihre impulsiven, kreativen Seiten. Das Leben hat soviel zu bieten, besonders im Jahr 2005. Flirttipp: Steinbockfrauen sind Fußßballfans!

WASSERMANN 21.01 – 19.02.

KREBS 22.06. – 22.07.

Erobern Sie die Phantasie neu. Scheuen Sie nicht das Ungewisse und freuen Sie sich auf die Zukunft. Sie liegt in den Sternen. Flirttipp: Zustimmung pflegt Harmonie!

Raus ins neue Jahr mit ihnen. Sie sind aktiv, ausgelassen und suchen neue Herausforderungen. Im neuen Jahr sollten Sie sich eine feste Beziehung gönnen, um den inneren Einklang zu finden. Flirttipp: Blumen allein machen glücklich!

LÖWE 23.07. – 23.08.

FISCHE 20.02 – 20.03.

Leistungsbereit und sympathisch gehen Sie durchs Leben. Lassen Sie sich nicht beirren, sondern trauen Sie ihren Kompetenzen. Flirttipp: Lachen und Tanzen!

Nutzen Sie das neue Jahr um ihren künstlerischen Fähigkeiten freien Lauf zu lassen. Gehen Sie ein wenig aus sich heraus und neue Türen öffnen sich. Flirttipp: Aufmerksamkeit ist alles!

WIDDER 21.03. – 20.04.

Inbrünstige Liebesgefühle

und Treulosigkeit zeichneten sich durch ihr Leben. Ihre Abenteuerlust wäre doch mal ein Grund die Moral zu entdecken. Flirttipp: Genießen Sie die Freuden des Gaumens!

STIER 21.04. – 20.05.

Geduld und Selbstbeherrschung sind die guten Vorsätze für 2005. Hand aufs Herz und ab durch die Mitte. Flirttipp: Romantische Musik bei Kerzenschein!

ZWILLING 21.05. – 21.06.

Zu Beginn des Jahres müssen Sie viel bewältigen. Dies zahlt sich aber im Laufe der Zeit aus. Schauen Sie beruhigt in die Zukunft und halten Sie an bestehenden Bindungen fest. Flirttipp: Wein bei Kerzenschein!

januar 2005

Zügeln Sie ihre feurige Leidenschaft. Auch wenn Sie es heute noch nicht sehen, es wird sich bezahlt machen. Flirttipp: Ein Löwe ist und bleibt ein Raubtier. Zähmen Sie es!

JUNGFRAU 24.08. – 22.09.

WAAGE 23.09. – 22.10.

Ausgeglichen und elegant schreiten Sie ins Jahr 2005. Es Ihr Sinn für Schönheit und Eleganz geht ihnen auch 2005 nicht verloren. Ihre Ausgeglichenheit zeigt ihnen den Weg. Flirttipp: Liebesbriefe lassen Herzen dahin schmelzen!

SKORPION 23.10. – 22.11.

Gehen Sie aus sich heraus. Ihre Intuition wird ihnen schon zeigen, was das Richtige für Sie ist. Zeigen Sie sich hilfsbereit und man wird ihre Stärken zu schätzen wissen. Flirttipp: Harte Schale, weicher Kern. Da hilft nur eins: Entschlossenheit!

SCHÜTZE 23.11. – 21.12.

Das neue Jahr ist für Sie eine große Reise. Entdecken Sie abgelegene Strände und gönnen Sie sich, was Sie schon immer mal wollten. Flirttipp: Spaziergänge bei Abendröte!


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Wirrwarr die Zweite Von Kai Doering

Aufgrund der großen Nachfrage gibt es diesmal eine Fortsetzung des Wirrwarrs. Zur Erinnerung nochmal die Spielregeln: Zu den Fragen sind jeweils drei wirre Antworten gegeben, aus denen sich die wahre Antwort ableiten lässt. Diese wird im Lösungsfeld notiert. Danach werden die Buchstaben der sechs richtigen Antworten aus dem Buchstabenfeld unten ausgestrichen. Die verbleibenden Buchstaben ergeben in der richtigen Reihenfolge die Lösung. Der BVB kommt aus...?

Der Bundestagspräsident ist ein...?

HIERAUGE

WOLFLUCHS

MUTMAUS

DANASE

FUCHSLÖWE

FURCHTRATTE

HÜBENOHR

EBERPANTHER

PANIKHAMSTER

Studenten, die verschlafen haben, machen morgens nur...?

Um gut hören zu können braucht man ein...?

PANTOFFELFERTIGER

HUNDEKLEIDUNG

PAUKENPELZ

LATSCHENHERSTELLER

SCHWEINEHOSEN

TAMBURINHAUT

STIEFELBEREITER

KANINCHENKLAMOTTEN

BONGOBALG

Der schnellste Mann Deutschlands ist dem Namen nach...?

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Ä N R B M

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K A S I E

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M T N E C

Z A R L S

W R A E E

R U A E T

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In brenzligen Situationen macht sich aus dem Staub der...?

Lösungen bitte bis zum 31. März an moritz@uni-greifswald.deStichwort: moritsel.

Gewinner!

Stubenhocker nennt man im Englischen umgangssprachlich

COUCH POTATO Dies haben gewusst:

MAREN BAKKEBOE BJÖRN HARTKOPF

NATALIE SCHNEIDER

Eine moritz-Tasse könnt Ihr Euch in der Redaktion oder im AStABüro abholen..

moritz


Alter? 41 Jahre.

Länge? 1,81 Meter.

Sternzeichen? Skorpion.

Genaue Berufsbezeichnung? Abteilungsleiter Studentisches Verpflegen.

Was hat Sie nach Greifswald geführt? Eine Zeitungsannonce. Man guckt was man finden kann. Wie viele Stunden hat ihre Arbeitswoche? Normalerweise 40 Stunden. Dazu kommen noch 20 Überstunden im Monat – offiziell. Deshalb können es aber auch mal 50 Stunden die Woche sein, je nach Aufwand und wie es sich lohnt.

Wie lässt sich ihre Tätigkeit in drei Sätzen beschreiben? Ich bin für vier Mensen und Caféterien verantwortlich. Vor allem für die technische und bauliche Unterhaltung der Gebäude. Dafür geht 50 Prozent der Arbeitszeit drauf. Aber auch das Einkaufen übernehme ich.

m. trifft... Klaus Zeidler,

Abteilungsleiter „Studentisches Verpflegen“ unter anderem für die Universität Greifswald Wie viele Studenten essen denn jeden Tag bei ihnen Mittag? Ungefähr 2000 bis 2200 Studenten in der Vorlesungszeit. Inder Spitze hatten wir auch schon 2800. In den Semesterferien sind es weniger, ungefähr 1200 bis 1400 Studenten.

Wer kocht bei ihnen zu Hause? Das ist aufgeteilt. Meine Frau kocht asiatisch, weil sie mal mit asiatischen Köchen zusammen gearbeitet hat. Und Fisch macht sie auch besser. Alles was mit Fleisch, Hausmannskost und experimentie-

ren zu tun hat mache ich.

Was ist ihr Lieblingsessen? Ich habe kein Spezielles.

Was ist ihr Lieblingsfilm? Der mit dem Wolf tanzt

Welches Handwerk würden Sie gerne beherrschen? Schreiner. Holz ist ein geiler Werkstoff. Er verzeiht keine Fehler. Da muss man perfekt arbeiten. Außerdem habe ich mal bei einem Schreiner zur Untermiete gewohnt. Was würden Sie gerne mal studieren? Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, Philosophie und Geschichte – einfach so aus Spaß. Und Sprachen. Damit kann man immer etwas anfangen.

Wo würden Sie gerne leben? In Portugal! Der Norden und die Mitte sind sehr schön. Dort gibt es das Meer, Wälder und einen heißen Sommer. Außerdem sind die Menschen sehr sehr nett. Waren sie schon mal im Mensaclub? Oh ja, schon öfters...ich bin dort schon ein paar mal versackt...

Was liegt auf ihrem Nachttisch? Ein Buch über Tramper, Rocker, Hippies und die Gegenbewegung in der DDR.

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Ihr Lieblingstier? Wale. Die können die Welt mit ein paar Schwimmbewegungen durchqueren. Außerdem ist es ein riesen Tier und schadet trotzdem seiner Umgebung nicht.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Greifswald? Schwierig. Wenn ich Besuch kriege gehen wir über den Markplatz. Dort zeige ich ihnen Bilder von vorher um ihnen die positive Entwicklung der Stadt zu zeigen.

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Interview: Florian Benckenstein, Christina Schmidt

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Arvids Kolumne

„It’s not a war“ Über Probleme der Identifikation Von Arvid Hansmann

In einer lauen Sommernacht stehen die beiden auf dem von Grün umrankten Balkon und schauen sich tief in die Augen, während sich vor ihnen das flimmernde Lichtermeer der Großstadt auftut. „Du bist meine einzige große Liebe. Ich

"Ja, ja. So war das damals."

Amphore, um 550 v. Chr., heute in Würzburg.

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werde dich nie verlassen.“ - „Ich werde dich auch nie verlassen. Nichts wird uns je voneinander trennen.“ In inniger Weise umarmen sie sich und entschwinden den Blicken des Zuschauers. Dies ist die sinngemäße Wiedergabe einer Szenerie, wie sie scheinbar klassischer in Hollywood nicht seinen könnte: zwei junge Menschen, die sich ihre Liebe gestehen. Doch aus der Sicht des klassischen Hollywood hat die Sache einen Haken: ebenso gleich wie ihre Gedanken sind auch ihre Geschlechter. Homosexualität im Film ? Wir leben doch in einer „offenen Gesellschaft“ und Schwule tauchen doch heute in jeder Komödie auf – ja sie tauchen

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auf, doch inwieweit sind sie es, die den Film bestimmen; bestimmen im Sinne der Selbstidentifikation? Sicher gibt es Leute, die sich in „Der bewegte Mann“ in Joachim Król wieder finden. Der eigentliche Protagonist dieses Films war jedoch der heterosexuelle Til Schweiger, der für die meisten die Vorbildfunktion übernahm. Unsereiner hätte sich wohl am ehesten in dieser "Männerselbsthilfegruppe" wieder gefunden, aber egal. Mit dem frei wiedergegeben Dialog zwischen Alexander und Hephaistion über den Dächern von Babylon wird man nun mit der Situation konfrontiert, dass der eigentliche Fixpunkt eines Filmes ein Mann ist, der das weibliche Geschlecht nur (mehr oder weniger) funktional betrachtet. Darüber hinaus handelt es sich nicht um eine „nette Beziehungskomödie“ sondern um das, was mit einem „Heldenepos“ tituliert wird. Ein schwuler Held? Was Wolfgang Petersen in „Troja“ grobschlächtig umschifft hat, tritt bei Oliver Stone unter dem Aspekt der „historischen Korrektheit“ zutage. Die sexuellen und ethischen Weltanschauungen der Antike werden in einer vermeintlich realistischeren Weise umgesetzt, als es in den tradierten „Historienschinken“ der Fall ist. Stanley Kubrick wurde seinerzeit gerügt, als er in „Spartakus“ dies nur andeutete. Während die homophilen Beziehungen offen ausgebreitet werden und damit keine Rücksicht auf das konservative Publikum genommen wird, ist die ethische Auseinandersetzung mit dem antiken Denken etwas inkonsequenter. Zum einen

legt der alte Aristoteles ein Verständnis von über- und unterlegenen Rassen dar, zum anderen werden durch Ptolemaios die unzähligen Sklaven in Alexanders Heer gewürdigt, die in der antiken Sozialstruktur keiner Erwähnung wert waren. Das permanente Hadern mit der „political correctness“ lässt den Zuchauer ständig zwischen Verständnis und Aversion schwanken. Während diese Ambivalenz bei dem „gebildeten“ europäischen Zuschauer zumindest ansatzweise Interesse zu wecken vermag, bleibt die Sympathie bei der eigentlichen amerikanischen Zielgruppe verborgen. Auch wenn es ihnen, von der biederen Kanzel des „amerikanischen Wertebewusstseins“ herab, nicht von vornherein untersagt werden sollte, in diesen „unsittlichen“ Film zu gehen (und sich stattdessen erneut die „korrekte“ „Passion Christi“ anzuschauen), werden die meisten Besucher hinterher kaum das Interesse aufbringen, den möglichen Unterschied zwischen Seleukiden und Sukkulenten zu erforschen. Was der gemeine Zuschauer will, ist das „wahre Bild“ des Helden. Jemand der am Ende stirbt, hat höchstens eine Erlöser- aber keine Identifikationsfunktion. Erlöser (salvatores) sind im christlichen Verständnis ja schön und gut, deshalb ist der „Gladiator“ so erfolgreich. Aber ein schwuler Christus – das schmeckt den wenigsten. Salvatur bedeutet „erlöst werden“, doch der Kinogänger möchte in der Imagination aktiv teilhaben; er will ein siegreicher Held sein. Zweifel und Schwäche gehören zwar dazu, um die Identifikation leichter zu machen, jedoch ist es der Sieg über einen unerbittlichen Feind und ein Siegespreis (der sich häufig bereits vor der entscheidenden Schlacht durch die leidenschaftliche Hingabe erkenntlich zeigt, wie es in „Last Samurai“ oder „King Arthur“ konstruiert wurde), der einem letztendlich vor Augen schwebt. Ob beispielsweise George Lucas im Mai mit „Star Wars – Episode III“ und dem „Fall“ (lapsus) des Anakin Skywalker zur „dunklen Seite der Macht“ mehr (materielles) Glück als Oliver Stone haben wird, bleibt abzuwarten - zumindest muss er sich nicht das Joch der „Historizität“ auferlegen. moritz



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