moritz juni 2006
nr. 57
das greifswalder studentenmagazin
Einfach w채hlen? Landtagswahlen in M-V Rechtsextremismus in Vorpommern
editorial
Es ist ein Kreuz, liebe Leser! Alle vier Jahre wieder wird es gemacht. Mal hier, mal da, mal auch gar nicht. Wer die Wahl hat, hat die Qual. So geht es mir, so wird es auch Euch manchmal gehen. Meine Redaktion hat dieses Phänomen gerade am eigenen Leib erlebt. Einige längere bis äonenlange Diskussionen nach der Idee war dann eines klar: Wir können uns mit einer kleinen redaktionsinternen Mehrheit dafür entscheiden, die Landtagswahlen als Titelthema dieses Heftes zu handeln. Die alternative Idee, den Rechtsextremismus in Vorpommern zu beleuchten, wurde so zum zweiten Schwerpunkt unserer Arbeit. Diesen Themenkomplex servieren wir Euch im Ressort Hochschulpolitik. So hatten auch wir die Wahl und haben sie getroffen. Ganz basisdemokratisch. Wie es sich gehört. Liebe Leser, Ihr haltet ein volles Heft in der Hand. Prominente Interviews, politische Artikel, die geliebte Kultur, all das natürlich garniert mir schönen Fotos. Ein letztes Mal in dieser Form Arvids Kolumne. Ich möchte Euch mit dem moritz zufrieden stellen. Ihr sollt alle etwas darin finden, das Euer ganz persönliches Interesse bedient. Darum bin ich auch immer dankbar für Briefe Eurerseits oder interessierte Neuzugänge, dieTeil meines ätherischen Körpers werden wollen. Erst einmal jedoch viel Spaß mit diesem Heft. Genießt es!
Arndt des Monats
Warum hassen auch die Bewohner Nordamerikas, die Kanada am Huron- und Eriesee bewohnen und südlich der Vereinigten Staaten die La-Plata-Staaten und Chile bewohnen, die Sitten und die Vornehmheit der Europäer wie die Pest und leisten dem Vordringen der Kultur und einer angenehmen Lebensführung äußersten Widerstand? Wenn Menschen von Natur zur Geselligkeit gebracht werden, wenn sie im Laufe der Zeit freiwillig sich zur bürgerlichen Gesellschaft zusammenschließen und sich ihr anpassen, wie kann es dann geschehen, dass sie durch die Beispiele von 300 Jahren nicht dazu gebracht werden konnten, ihr wildes Leben abzulegen und ihren unbildsamen Sinn dem Ackerbau und den Künsten zur Verfeinerung zu öffnen? Denn man könnte doch glauben, dass sie auch denen nützen und die fördern könnten, die unter dem Erdgleicher oder in der Nähe wohnen, wie wir es oben gezeigt haben. So sehr sich auch hierüber die Meinungen streiten, darin sind sie alle einig, dass die Amerikaner in der Geschichte der Welt eine Sonderklasse darstellen und dass dem, der darauf achtet, viele Besonderheiten aufstoßen, die auf kein anderes Volk der Welt zutreffen. Wer aufmerksam den Plan, die Neue Welt zu entdecken, und ihre Entdeckung verfolgt und bei sich überdenkt, dem muß vieles auffallen, was gegen die Regel und die üblichen Gewohnheiten ist, und wie alles ein anderes Gesicht hat als in der Alten Welt. Niemals hat man ein Volk gefunden, das so energielos und faul und derart roh und gefühllos in seinen Sitten war, ohne alle Kraft und Tüchtigkeit. In der Bewaffnung waren sie den Spaniern gewiß weit unterlegen, aber dafür hatten sie den Vorteil ihrer unglaublichen Massen und den der genaueren Kenntnis ihres Landes. ... Die Bewohner des Nordens wurden von wenigen Kolonisten kampflos von den Küstengebieten gewaltsam vertrieben. ... Wenn sie wirklich keinen Bartwuchs haben, der doch als Zeichen der Männlichkeit bei allen Völkern gilt, wenn ihre Frauen unfruchtbar sind und vorzeitig altern – zeigt das vielleicht fehlerhafter Bau der Glieder eines entarteten und gleichsam verderbten Geschlechts an? ...
editorial
Die Indianer Nordamerikas
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leserbriefe / asta leserbriefe Leserbrief zu „StuPa wählte AStA“ und zum Kommentar „Uni-Jubiläum Pro und Contra: Wissenschaftlich feiern?“ (moritz 56)
leserbriefe / asta
Wenn unter dem ausgerufenen Motto „weniger Professionalität, mehr Dialogbereitschaft“ über die Arbeit des StuPa inhaltlich falsch berichtet wird, so mag man das konsequent nennen. Ärgerlich wird es, wenn sowohl das Motto als auch inhaltlich falsche Berichte im moritz von einem StuPisten selbst kommen. Bedauerlich ist die Darstellung zudem, da dieser StuPist zu StuPa-Sitzungen anwesend ist. Richtig ist, dass mit gegenwärtig 6 Nachrückern für das StuPa die Liste nicht unerschöpflich ist, allerdings könnte jeder StuPist, der gewähltes AStA-Mitglied ist, auch wieder von seinem AStA-Amt zurücktreten. Eine zwangsläufige Analogie zwischen gewählten StuPisten mit AStA-Amt und der Nachrückerliste herzustellen, ist daher falsch. Auch in den zurückliegenden Legislaturen war es Gang und Gebe, dass AStA-Referenten zeitgleich Mitglied des Studierendenparlaments waren. Falsch ist weiterhin, dass der Co-Referentin für Unijubiläum „künftig mehrere mögliche Mitarbeiterstellen“ zur Verfügung stehen. Das StuPa richtete auf seiner Sitzung am 25. April 2006 lediglich und ausdrücklich eine Mitarbeiterstelle ein. Weitere Stellen wird es nicht geben. Besonders bedauerlich ist diese falsche Darstellung, weil sie im Widerspruch zu dem Kommentar über das Uni-Jubiläum steht. Seit Mai 2005 gibt es im AStA eine Co-Referentin für das Uni-Jubiläum, Stefanie Hennig. Seit einem Jahr wird das Uni-Jubiläum geplant und konzipiert, es ist falsch zu behaupten, „bis vor drei, zwei Monaten machte keiner was“. AStA und StuPa waren von Anfang an in die Planungen eingebunden. Mitglieder beider Gremien arbeiteten in der eigens eingerichteten AG seit Mai 2005 mit. Also: Mehr Professionalität beim moritz? Wenn dies sich nicht mit den persönlichen Feldzügen eines ehemaligen Chefredakteurs vereinbaren lässt, dann möge er sich entscheiden, entweder als Redakteur über StuPa und AStA zu berichten oder konstruktiv als StuPist zu arbeiten. Beides zusammen scheint nicht zu funktionieren! Kathrin Berger, Thomas Schattschneider
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Ja, es stimmt, ich, Ulrich Kötter, sowohl StuPist als auch moritzRedakteur, habe im letzten und auch bestimmt in den moritzen davor den einen und anderen Fehler gemacht. Es ist gut, dass ihr endlich mal aussprecht, dass studentische Hochschulpolitik auch ein persönliches Machtspiel ist. Und auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt: Die studentische Selbstverwaltung hat ein Nachwuchsproblem, das nicht verschwiegen werden sollte. Wenn sich politisches Handeln im Lesen von StuPa-Unterlagen und Prüfen von moritz-Artikeln auf Korrektheit erschöpfen sollte, kann es mit dessen Bewältigung nichts werden. uli Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten.
AStA
Allgemeiner Studierendenausschuss Ihr findet den AStA im Audimax in der Rubenowstraße 1. Telefon: 03834/861750 oder 561751 • Fax: 03834/861752 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Internet: www.asta-greifswald.de Vorsitzender Alexander Gerberding, vorsitz@asta-greifswald.de Co-Referentin für Partnerkontakte, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Anja Goritzka, presse@asta-greifswald.de Co-Referent für Internet und Technik: Michael Krause, internet@asta-greifswald.de Referent für Hochschulpolitik Simon Sieweke, hopo@asta-greifswald.de Referent für Fachschaften und Gremien Thomas Schattschneider, fachschaften@asta-greifswald.de Referent für Finanzen Martin Hackober, finanzen@asta-greifswald.de Co-Referent für Buchung und Beschaffung Eric Kibler, buchung@asta-greifswald.de Co-Referent für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Christian Bäz, asta@uni-greifswald.de Referent für Soziales, Wohnen und Gleichstellung Alexander Schulz-Klingauf, soziales@asta-greifswald.de Co-Referent für BAföG und Studienfinanzierung Mirko Wahlen, bafoeg@asta-greifswald.de Referentin für Studium und Lehre Kristina Kühn, studium@asta-greifswald.de Co-Referentin für Studierendenaustausch und Internationalisierung Monika Peiz, austausch@asta-greifswald.de Co-Referent für Evaluation und Hochschulentwicklung André Kaminski, evaluation@asta-greifswald.de Referentin für Kultur und Erstsemesterwoche Franziska Lenk, erstsemester@asta-greifswald.de Co-Referentin für das Universitätsjubiläum Stefanie Hennig, jubilaeum@asta-greifswald.de autonomer Referent für Schwule und Lesben (Queer) Patrick Leithold, slreferat@asta-greifswald.de autonome/r Referent/in für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten behinderte@asta-greifswald.de autonomer Referent für Ausländerfragen Robert Wollenberg, auslaenderreferat@asta-greifswald.de
StuPa
Studierendenparlament der EMAU Präsidentin: Kathrin Berger Stellvertreter: Philipp Kohlbecher, Christopher Trippe E-Mail: stupa@uni-greifswald.de Internet: stupa.uni-greifswald.de
inhalt t i t e l t he m a
Programme der Parteien
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moritz stellt die politischen Ziele der Partein zur Landtagswahl im September in Mecklenburg-Vorpommern vor.
NPD in M-V?
ho c h sc hu l p o li t i k
20/21
Welche Rolle spielt die Partei in der politischen Landschaft von M e c k l e n b u r g - Vo r p o m m e r n ? Welche Verbindungen besitzt sie? Welchen Einfluss besitzt sie unabhängig von der bevorstehenden Landtagswahl bereits jetzt?
t i t e l t he m a 7 Hochschulpolitischer Abriss/Fakten 8/9 Programme der Parteien 10 Die kleinen Parteien 11 Studenten treten zur Wahl an 12 Greifswalder Direktkandidaten 13 Wahlkampfthemen Interview: Dr. Gerhard Bartels, Landtags- 14/15 abgeordneter für Linkspartei.PDS 16 Kommentar / Umgang mit Rechts
ho c h sc hu l p o li t i k
In Planung
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Der Neubau der Mensa steht zur Diskussion. Das im Jahre 1973 gebaute Gebäude ist sanierungsbedürftig. Soll sie durch öffentliche Förderung oder durch private Hand bewirtschaftet werden? Die Würfel sind nicht gefallen!
ho c h sc hu l p o li t i k
Der Streik der Ärzte
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Die Tarifverhandlungen für die Ärzte laufen. Im Gesundheitsland MecklenburgVorpommern legten Betroffene die Arbeiten an den Universitätskliniken in Rostock und Greifswald nieder. moritz recherchierte für euch die Forderungen und ihre Folgen.
Europa zu Gast
fe u ille t o n
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Keine Utopie: Impressionen vom diesjährigen U-Rope Festival.
u ni ju b il äu m Mucchi im Landesmuseum Diskussion: Zukunft der Uni Jubiläums-DVD / Greifswalder Köpfe Finnen in Greifswald Antijubiläum / Unichor in Stettin
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f e u ill e t o n GrIStuF / Interview: Hans Martin 34/35 Tillack, Journalist 100 Jahre Koeppen / Das Treibhaus 36 10. Stralsunder Brauerei Hoffest 37 38/39 Interview: Prof. Cockiewicz (Slawistik) über Stanislaw Lem DVD - Tipps 40 41/42 CD´s / Theater 43 Bücher
u ni ve r su m
Reisebericht St. Petersburg Teil III Vorteile des KuS Boddenschwimmen / sportliche Uni
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s pie l u nd s p a ß
Zum letzten Mal
s pie lu nd s p a ß
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Eine gute Tradition geht zu Ende: Arvids Kolumne zieht um! Lest selbst zum letzen Mal an bisheriger Stellle, was unserem Kolumnisten über Gott und die Welt unter den Nägeln brennt. Ab Oktober wird es anders!
m.trifft: Andreas Zachhuber, ehemaliger Trainer vom FC Hansa kreuzmoritzel Tapir: Die Rache des bösen Witzes Zum letzten Mal: Arvids Kolumne
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Editorial / Der Arndt des Monats AStA, Leserbriefe Impressum
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inhalt
ho c h sc hu l p o li t i k
17 Weiche Schale, rauher Kern 18 Opfer rechter Gewalt 19 No Go Areas / historischer Abriss 20/21 Die NPD in M-V 22 Interview: Prof. Dr. Buchstein (Politikwissenschaft) 23 Fakten / Maßnahmen gegen Rechts 24 Prüfungsanmeldung / Lehrerbildung 25 Der Streik der Ärzte 28 Mensa Neubau
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kurznachrichten Wettbewerb der Ideen Bis zum 15. September werden inovative Geschäftsideen zum Uni-Jubiläum aus den Instituten und Forschunglabors gesucht. „Die Initinatoren wollen einen frühen Kontakt zu Gründungsinteressenten und sie auf ihrem Weg begleiten und gezielt unterstützen“, so Projektbetreuerin Tatjana Simonova vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebliche Finanzwirtschaft. Gefragt sind Ansätze für Produkte, Verfahren und Dienstleitungen in knapper und präziser Darstellung, die in Greifswald und Umgebung realisiert werden könnten. Eine externe und unabhängige Jury aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ermittelt dann im Oktober die besten Projekte und vergibt in einer Abschlussveranstaltung Preisgelder in einer Gesamthöhe von 12.000 €. Weitere Informationen unter: www.unigreifswald.de/foerdern-kooperieren/ideenwettbewerb.html.
Studierendenschaft des Sommersemesters 2006 ab 19.30 Uhr statt. Über den gegenwärtigen Stand eines dringlichen Neubaus der Mensa wird dabei informiert und anschließend zur Diskussion.
Mehr Integration Ausländische Studierende sollen nach dem Willen des Studentenwerkes beispielsweise durch eine gleichmäßige Verteilung auf die einzelnen Wohnheime in der Makarenkostraße stärker integriert werden. Zudem wird das bisher durch den DAAD geförderte Projekt der Wohnheimtutoren aus eigenen Mitteln der Anstalt des öffentlichen Rechts weitergeführt. Mit diesen Vorhaben sollen die Bemühungen der Universität Greifswald um mehr Internationalität unterstützt werden.
Ausgabe der Gerichte.
Gewählt Der Verwaltungsrat des Studentenwerks wählte auf seiner Sitzung am 25. April den Studenten Eric Kibler als seinen Voritzenden.
Informativ Bis zum 23. Juni findet im Greifswalder Rathaus die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ statt. Hilfreich
kurznachrichten
Mit den Themen „Studienwechsel – Studienabbruch?“ beschäftigt sich ein Workshop am 28. Juni von 15 bis 20 Uhr im SeminarVerändertes Angebot raum des Max-Kade-Hauses in der Hans-Beimler-Str. 9. TeilnehDurch die zu geringe Inanspruchnah- mer sollen an konkreten Beispieme der Abendmense fällt das bishe- len beim Treffen ihrer Entscheirige durch die Zuschüsse des Bun- dung geholfen werden. Informadeslandes ubventionierte Mensaessen tionen und Anmeldung gibt das weg. Das derzeitige Cafetariaangebot Studentenwerk Greifswald unter Achtung: Vollversammlung!!! wird nicht bezuschusst und sollkosten- Tel. 0 38 34 – 86 17 04 oder deckend wirtschaften. Die finanziellen beratung@studentenwerk-greifsAm 5. Juli 2006 findet in der Mensa Gründe lagen im zusätzlichen personel- wald.de. Die Teilnahmegebühr am Schießwall die Vollversammlung der len Aufwand bei der Vorbereitung und beträgt 5 €.
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historie vol.1
Irrungen und Wirrungen Was jetzt folgt, ist die Wahrheit, mit der es ja freilich so eine Sache ist. Manche behaupten gar, es gebe mehrere Wahrheiten, wir wollen uns im Folgenden aber auf die eine harte beschränken. Hart ist sie für uns Redakteure, die wir uns selber geißeln, wenn wir erst das Falsche geschrieben haben und es jetzt richtig stellen. Weich umschmeichelt sie dagegen hoffentlich die Betroffenen der Falschmeldungen, bei denen wir uns hiermit entschuldigen möchten. In der Umfrage „In Feierlaune oder doch „alles egal“?“ im letzten moritz haben wir Georg Meier, Student der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte, so falsch zitiert, dass er gar vor seinen Freunden in Erklärungsnot geriet. Richtig ist, dass er sich durchaus für Veranstaltungen des Jubiläum interessiert, weil er sogar selber an einigen aktiv teilnimmt – als Sänger des Uni-Chors. Im Artikel „So günstig wie möglich – Fundraising soll das Unijubiläum finanzieren“ haben wir Sabine Große-Aust, Chef-Fundraiserin und Jubiläumsorganisatorin, im letzten moritz gleich zwei Zahlen in den Mund gelegt, von denen weder die eine noch die andere richtig war. Von der ganz großen Zahl – also den 400.000 Euro, die das Unijubiläum gekostet haben sollte – will inzwischen überhaupt niemand mehr etwas wissen, auch Uni-Kanzler Thomas Behrens nicht. Stattdessen bewilligte der Senat seinerzeit 200.000 Euro für die Deckung aller anfallenden Kosten des Unijubiläums, Punkt aus. Dieses Geld soll möglichst durch Spenden wieder herein kommen und Sabine Große-Aust ist mit der bisherigen Spendenbereitschaft sehr zufrieden. Ja, sie ist sogar zuversichtlich, den gesamten Betrag einzuwerben. Politisch-persönlich hat die Unwahrheit im letzten moritz den langjährigen studentischen Hochschulpolitiker Simon Sieweke getroffen. Eine Aufzählung seiner bisherigen Ämter würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen, wobei sich Simon immer an ein Prinzip hielt: Sobald er in den AStA gewählt wurde, trat er umgehend von seinem StuPaMandat zurück. Insofern war der Hinweis in dem Artikel „StuPa wählte neuen AStA“ falsch, dass er dieses nach seiner Wahl zum hochschulpolitischen Referenten nicht getan hätte. Er tat es unverzüglich, weil er ein Problem darin sieht, sich als StuPist und AStA-Referent selbst zu kontrollieren. Die Redaktion
The same procedure as every year Ein Rückblick auf 16 Jahre Landeshochschulpolitik Schon vor 16 Jahren demonstrierte die Uni, damals kurz nach der Wende freilich um ihre Existenz. Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 1990, rollte im Rektorat in der Domstraße ein längeres Stück Papier aus dem Faxgerät. Die soeben gewählte CDU/FDP-Regierungskoalition unter Ministerpräsident Alfred Gomolka (CDU) hatte ihre Entscheidung getrofffen, welche Hochschulen in die „neue Hochschullandschaft“ nach der Wende übernommen werden sollten. Greifswald war dabei, doch es folgten weitere Faxe. In denen war zu lesen, welche Institute abgewickelt werden sollten und welche neu zu gründen seien. Eine Entlassungswelle rollte über die Uni. Der einzige gemeinsame Konsens, den Rektor Zobel unter diesen Vorzeichen erreichen konnte, war die Volluniversität, also erst einmal Existenzsicherung für alle und jeden, der übrig geblieben war. Klar war allerdings auch damals schon, dass das Geld für zwei Universitäten und drei Fachhochschulen im Land nicht ausreichen würde. Das Theater der Schließungen gerade wieder eröffneter Studiengänge begann gleich im Jahr eins nach der Wende, als die Wirtschaftswissenschaft plötzlich wieder zur Debatte stand. Wirtschaftswissenschaft und Juristenausbildung waren ganz bewußt wieder eröffnet worden, jetzt folgte Kultusminister Oswald Wutzke (CDU) einer Empfehlung des Wissenschaftsrates und verweigerte erst einmal weitere Einschreibungen. Der Rat hatte angeregt, Jura und BWL jeweils nur einmal im Land vorzuhalten. Zum Wintersemester 1993 ermöglichte das Kabinett dann aber doch wieder Einschreibungen in den BWL-Studiengang in Greifswald. Am 26. Januar vor 12 Jahren wurde das erste Landeshochschulgesetz (LHG) im Landtag verabschiedet. Kultusministerin Steffie Schnoor (CDU) bezeichnete es als das „modernste in Deutschland“, unter anderem drohte Studenten bei zwei Semestern Überschreitung der Regelstudienzeit eine zwangsweise Prüfungsanmeldung zur Abschlussprüfung, und danach gar Zwangsexmatrikulation. Der Greifswalder AStA trommelte spontan zur Demo nach Schwerin zusammen und besetzte gar zusammen mit den Rostockern für eine Stunde den Landtag – geholfen hat es indes nicht, das LHG wurde verabschiedet. Bei der Landtagswahl 1994 schaffte die
FDP den Sprung über die Fünf-ProzentHürde nicht mehr und es kam zur Großen Koalition, weiterhin unter Ministerpräsident Bernd Seite und mit der neuen Kultusministerin Regine Marquardt (SPD). Die sah sich im August 1996 dann zu „Strukturmaßnahmen“ genötigt, als im Landeshaushalt des Finanzministeriums die zunehmende Geldnot offenbar wurde. Die Uni strickte schnell ein paar Kürzungen zusammen – von allen etwas ohne ein ganzes Institut zu schließen – und 1.800 Studenten protestierten im Oktober in Schwerin. Die dritte Legislaturperiode begann 1998 mit der ersten SPD/PDS-Koalition bundesweit unter Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD). Schon ein Jahr zuvor hatte die bundesdeutsche Studentenstreikwelle Greifswald erreicht: Anlass war diesmal keine neue Schließungsorgie vom Land, sondern die allgemeine Forderung nach mehr Geld für Bildung und allem Bodenständigen, was dazu gehört. Letztlich konnte zwar die Umwandlung des Mensaclub in eine Bibliothek verhindert werden, wesentlich mehr Geld gab es aber nicht. Im Frühjahr 1999 debattierte die Uni über die Privatisierung des Uniklinikums, wiederum hatte der Wissenschaftsrat seine Finger im Spiel. Währenddessen beschäftigte sich der Landtag mit einer Neufassung des LHG. Das Studiengebührenverbot, eine größere Hochschulautonomie und sogar Planungssicherheit für die Hochschulfinanzierung konnten nach zähen Verhandlungen Ende 2002 festgeschrieben werden. Doch die LHG-Novelle beeindruckte die neue alte Landesregierung wenig. Kaum 2002 ins Amt gewählt, stellte das Finanzministerium Ende 2002 ein Personalkonzept für die Uni vor, dass 158 weitere Stellenstreichungen in der nahen Zukunft vorsah. Eigentlich sollten die Unis nach dem neuen LHG erst einmal gründlich überlegen, wie sie sich inhaltlich ausrichten wollen, um dann über Stellen nachzudenken – doch dazu kam es nicht. Ausgerechnet mit dem ehemaligen Greifswalder Rektor Hans-Robert Metelmann als Bildungsminister kamen im Herbst 2003 sowie im Frühjahr 2005 weitere Kürzungsrunden. Schließlich wurde den Unis im Januar 2006 die Möglichkeit wieder genommen, selber über Strukturen zu entscheiden. Und nun steht die Landtagswahl bevor und es ist offener denn je, wie es mit der Hochschulpolitik vom Land weitergeht. uli
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fehler-moritzel
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wahlprogramme
Nichts als Leerformeln Die Parteien enthalten sich konkreter Zusagen bei der Hochschulpolitik 2002 war die Hochschulpolitik ein Hauptthema des Landtagswahlkampfes. Auch in den aktuellen Wahlprogrammen wird die Bedeutung der Hochschulen betont. Sie seien „Entwicklungszentren des Landes“ (CDU), „elementare Bereiche der Landesentwicklung“ (FDP) und „Ausgangspunkt für technologische, wirtschaftliche und kulturelle Innovation“ (Grüne). Zudem sollen sie „eine für die Landesentwicklung herausragende Bedeutung“ haben (SPD). Trotzdem besteht der Eindruck, dass die Parteien die Hochschulpolitik nicht unbedingt als zentrales Wahlkampfthema nutzen wollen. Die Regierungsparteien haben angesichts der erheblichen Proteste gegen ihre Hochschulpolitik in den vergangenen Jahren auch wenig Interesse an einer tieferen Beschäftigung. Die Opposition wiederum ist sich bewusst, dass sie den Hochschulen zwar viel Geld versprechen, aber wohl kaum mehr Geld zahlen kann. Daher ist auch bei einer neuen Koalition nach der Wahl nicht mit einer grundlegend anderen Hochschulpolitik zu rechnen. Dennoch lohnt ein Blick in die Wahlprogramme der Parteien. Immerhin verfolgen sie zu den für die Hochschulen zentralen Themenkomplexen – Studiengebühren, Hochschulbau, Hochschulautonomie und Hochschulfinanzierung – zumindest teilweise unterschiedliche Pläne.
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Finanzielle Ausstattung
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Mehr Geld will keine der drei großen Parteien den Hochschulen geben. Immerhin planen die Parteien keine einschneidenden neuen Kürzungen. Aber vor vier Jahren waren ja auch keine Kürzungspläne in den Wahlprogrammen zu finden. Am Ende gab es trotzdem drei Kürzungsrunden in vier Jahren. Insgesamt finden sich in den Wahlprogrammen wenige Aussagen zur geplanten Finanzausstattung der Hochschulen. Die SPD will eine verstärkt erfolgsorientierte Mittelzuweisung an die Hochschulen, abhängig von der Anzahl der Studienabschlüsse. Wie das im Detail funktionieren soll, wird nicht dargestellt. Die CDU will eine „verlässliche“ Finanzausstattung bereitstellen, eine Erhöhung der Gelder ist nicht vorgesehen. Auch sollen die Hochschulen selbständiger über die Verwendung der Mit-
tel entscheiden. Die Linkspartei strebt eine Ausstattung der Hochschulen auf dem Niveau des OECD-Durchschnitts an. Leider wird nicht benannt, welcher Durchschnitt damit gemeint ist. Wie viel Geld die Hochschulen erhalten sollen, bleibt daher vollkommen unklar. Mehr Geld für die Hochschulen wollen nur die Grünen ausgeben: Bei den Ausgaben für die Hochschulen wollen sie sich an den Bundesländern orientieren, die die höchsten Ausgaben pro Einwohner haben. Dazu müsste das Land seine Ausgaben um circa 70 Prozent erhöhen. Die FDP äußert sich zur zukünftigen finanziellen Ausstattung nicht.
Hochschulbau In Greifswald sind in den letzten vier Jahren große Bauprojekte begonnen und abgeschlossen worden. Für das meiste Aufsehen sorgte die Grundsanierung des Hauptgebäudes, das seit April im neuen Glanz erstrahlt. Finanziert wurden die Bauten nach dem Hochschulbauförderungsgesetz je zur Hälfte von Bund und Land. Dies soll sich, wenn es nach den Verhandlungsführern der Föderalismusreform geht, zukünftig ändern. Der Bund soll den Hochschulbau nur noch fördern können, wenn dadurch Forschung von überregionaler Bedeutung gestärkt wird. Diese Voraussetzungen werden bislang durch keine Hochschule in M-V erfüllt. Somit wird der Bund den Hochschulbau im Land nicht mehr fördern. Als Ausgleich für die wegfallende Förderung erhalten die Länder in den nächsten Jahren die Bundesgelder zwar weiter, ihren eigenen Zuschuss können sie aber streichen. Erfahrungsgemäß vermeidet das Land gerne Investitionen, wenn es sie allein bezahlen muss. Dabei sind viele Gebäude der Universität dringend sanierungsbedürftig. Von daher ist es kein gutes Zeichen, dass das Thema „Hochschulbau“ in den Wahlprogrammen wenig Beachtung gefunden hat. Linkspartei, FDP und CDU äußern sich gar nicht zur Zukunft des Hochschulbaus. Die Grünen wollen zukünftig Bauprojekte über die jeweiligen Hochschulgrenzen hinaus verwirklichen. Dadurch sollen Kosten gesenkt werden. Wie viel Geld die Grünen für den Hochschulbau ausgeben wollen, bleibt allerdings offen. Die SPD will jährlich mehr als 70 Millio-
nen Euro für den Hochschulbau zur Verfügung stellen. Zum Vergleich: Zwischen 2004 und 2006 lagen die Ausgaben bei 85 Millionen jährlich. Angesichts dessen wird eine Grundsanierung der Mensa keine Angelegenheit von Jahren, sondern von Jahrzehnten.
Studiengebühren Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Januar 2005, wonach das Studiengebührenverbot im Hochschulrahmengesetz verfassungswidrig ist, kämpfen die Studierendenvertretungen bundesweit gegen die Einführung von Studiengebühren. In ganz Deutschland fanden Demonstrationen mit jeweils mehreren tausend Studierenden statt. Genutzt hat es wenig: Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben bereits Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester eingeführt. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat dabei einen besonders cleveren Weg gefunden, von Protesten der Studierenden verschont zu bleiben. Dort entscheiden die Hochschulen selbst, ob sie Gebühren erheben. Die Proteste der Studierenden richten sich daher in erster Linie gegen die Rektoren und Senate. Einige Senatssitzungen wurden deshalb an geheime Orte verlegt. Und die Zahl der gebührenpflichtigen Bundesländer wächst weiter: Hamburg, Hessen und das Saarland wollen noch in diesem Jahr Studiengebühren einführen. In M-V war zeitweise von Gebühren für Studierende aus anderen Bundesländern die Rede, dies verstößt gegen das Grundgesetz, weshalb die Debatte dazu eingeschlafen ist. Nach den Landtagswahlen könnte die Diskussion aber neu aufbrechen, wenn SPD, CDU und FDP ihre Pläne umsetzen wollen: Die SPD plant „zur Erhöhung der Ausbildungseffizienz“ Studienkonten einführen. Danach erhält jeder Student ein Konto, das sich aus dem Umfang der Regelstudienzeit plus eines gewissen Prozentsatzes errechnet. Ein vergleichbares Modell gibt es zurzeit in Rheinland-Pfalz. Das Guthaben darf in einem festgelegten Zeitraum genutzt werden. Ist das Konto aufgebraucht, fallen für jedes weitere Semester Gebühren an. Details, insbesondere die Höhe der Gebühr, werden im
wahlprogramme
Hochschulautonomie Autonomie bedeutet, selbst über eigene Angelegenheiten entscheiden zu können. Nach Ansicht der Hochschulrektoren muss dieses Recht der Hochschulen so weit wie möglich erweitert werden, damit die Hochschulen sich im zunehmenden Konkurrenzkampf behaupten können. Insbesondere sollen die Hochschulen selbst über ihr Personal und ihre Studenten entscheiden können. Die meisten Bundesländer sind diesem Wunsch zumindest in Ansätzen gefolgt. Auch Mecklenburg-Vorpommern wollte mit dem 2002 verabschiedeten Landeshochschulgesetz die Hochschulautonomie deutlich ausweiten. Diese Freiheit ging der Landesregierung bei der letzten Kürzungsrunde aber deutlich zu weit. Sie fürchtete, dass sie die geplanten Schließungen mit der damaligen Gesetzeslage nicht verwirklichen konnte. Die Regierung legte dem Landtag daher einen Gesetzentwurf vor, der intensiv beraten und schließlich im Januar verabschiedet wurde. Jetzt können „Zielvorgaben“ mit Zustimmung des Landtages erlassen werden.
Zukünftig können die Hochschulen aber unter Umständen auf mehr Freiheit hoffen, denn abstrakt wollen alle Parteien mehr Hochschulautonomie schaffen. Wie dies konkret aussehen soll, wird in den Programmen von SPD und Linkspartei jedoch in keiner Weise thematisiert. Dies weckt erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der entsprechenden Aussagen in den Wahlprogrammen. Dagegen finden sich bei der CDU konkrete Pläne: Sie will die Einschränkung der Hochschulautonomie umgehend zurücknehmen. Ferner will sie die Verantwortung über das Personal, Gebäude und Liegenschaften auf die einzelnen Hochschulen übertragen. Die Grünen wollen den Hochschulen zukünftig die Entscheidung über die Besetzung von Stellen und die Einrichtung oder Aufhebung von Studiengängen übertragen. Die am weitest reichenden Pläne verfolgt die FDP. Sie will zur Stärkung der Hochschulautonomie dem Land die Möglichkeit nehmen, Zielvereinbarungen zu kündigen. Außerdem will die FDP die
Hochschulen in Stiftungen umwandeln. Dadurch sollen sie Personal- und Projekthoheit erhalten. Die Hochschulen erhalten nach der Umwandlung in eine Stiftung ausschließlich Globalzuschüsse, über deren Verwendung sie selbstständig entscheiden. Eine solche Änderung hat es bereits in Niedersachsen gegeben, die Erfolge sind umstritten.
Stand der Wahlprogramme SPD, Linkspartei und Grüne haben ihre Wahlprogramme bereits beschlossen. FDP und CDU werden ihr endgültiges Wahlprogramm erst nach Redaktionsschluss (am 17. und 24. Juni) verabschieden. Bei CDU und FDP wurde deshalb der Entwurf des Wahlprogramms zugrunde gelegt. Falls es in den endgültigen Wahlprogrammen noch Änderungen geben sollte, werden wir diese auf unserer Internetseite (www.moritz-magazin.de) veröffentlichen. Simon Sieweke, hochschulpolitischer Referent des AStA
kommentar Die Wahlprogramme enthalten viel Prosa, die sich beim ersten Lesen schön anhört. Mehr Freiheit, verlässliche Finanzierung und – zumindest bei einigen Parteien – keine Studiengebühren. Hinter der Fassade dieser Eckpunkte findet sich aber wenig Konkretes. Teilweise ist sogar noch nicht einmal die Fassade zu wichtigen hochschulpolitischen Themen erkennbar.Von daher verdienen die Programme ihren Namen eigentlich nicht. Sie enthalten Stichpunkte für die zukünftige Hochschulpolitik, aber keinen Gesamtplan, wie die Hochschulen des Landes in Forschung und Lehre an Qualität gewinnen können. Angesichts dessen weiß niemand, welche Hochschulpolitik die Parteien nach der Wahl betreiben werden. Dies erschwert die Wahlentscheidung erheblich und widerspricht einer transparenten Politik. Die Parteien sollten daher unverzüglich nachbessern, denn die „Entwicklungszentren des Landes“ haben einen wirklichen Entwicklungsplan verdient. Simon Sieweke, hochschulpolitischer Referent des AStA
titelthema
Wahlprogramm nicht genannt. Die CDU erwägt sogar, allgemeine Studiengebühren einzuführen, macht dies jedoch von den Erfahrungen anderer Bundesländer abhängig. Unter welchen Voraussetzungen und welcher Höhe Studiengebühren erhoben werden sollen, wird nicht thematisiert. Die FDP will wie in Nordrhein-Westfalen die Entscheidung über die Erhebung von Studiengebühren den Hochschulen überlassen. Dagegen lehnen Linkspartei und Grüne Studiengebühren weiterhin in jeder Form ab.
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die kleinen
Die Qual der Wahl Kleinstparteien offenbaren ein buntes politisches Spektrum Neben den fünf im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien buhlten bei den zurückliegenden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern weitere neun Parteien um die Stimmen der Wähler. Wie viele Kleinstparteien am 17. September auf den Stimmzetteln zu finden sein werden, bleibt bis zum 31. Juli Verschlusssache des Landeswahlleiters Klaus Hütterbräuker in Schwerin. „Bis dahin kann ich nur die Parteien nennen, die ihre Beteiligung an der Wahl nicht anzeigen müssen“, konstatiert er. „Das sind die fünf Bundestagsparteien“. Einige der Kleinstparteien sind jedoch ganz sicher wieder dabei.
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Offensive D
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Die „Offensive D – Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ (ehemals „Schill-Partei“) erreichte bei den Landtagswahlen im Jahr 2002 1,7 Prozent der Zweitstimmen. Die Bundespartei versichert, dass man „auf dem Boden des Grundgesetzes“ stehe und sich „gegen alle extremistischen Bestrebungen, sowohl von rechts als auch von links“ wende. In einem kurzen Programmentwurf fordern die Rechtsstaatlichen den Bürokratieabbau, die Förderung von innovativen Wirtschaftszweigen, wie dem Gesundheitsmarkt, sowie die Stärkung von Universitäten und Fachhochschulen. Ihrem Grundsatzprogramm entsprechend verlangen sie schließlich auch für Mecklenburg-Vorpommern die „Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit“, was sie dazu veranlasse gegen Missbrauch im Asylrecht vorzugehen. „Kernpunkte unseres Engagements sind die Weichenstellung für mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze, eine intensivere Mittelstandsförderung und familienorientierte Erwerbspolitik“.
NPD Die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) kreuzten 2002 lediglich 0,8 Prozent aller Wahlteilnehmer an. Bei der diesjährigen Wahl fürchtet man den Einzug der Partei in den Schweriner Landtag. Um dies zu erreichen startete die NPD am 1. Mai den Wahlkampf unter dem Motto „Arbeit zuerst
für Deutsche“. Die Partei hält nicht viel von Wahlprogrammen. Diese streuten den Bürgern Sand in die Augen, heißt es auf der parteieigenen Internetseite. „Wir verzichten daher bewusst darauf und machen sie statt dessen mit unserem Aktionsprogramm für ein besseres Deutschland bekannt“. In dem knapp 80seitigen Papier finden sich überdurchschnittlich oft Worte wie „deutsch“, „BRD“ und „Volksgemeinschaft“ positiv, während Begriffe wie „multikulturell“ und „Globalisierung“ negativ konnotiert werden. Ein „5-Punkte-Plan zur Rückführung der Ausländer“ kommt dabei ebenso zur Sprache wie eine Globalisierung, die „Arbeitslosigkeit, Lohndumping, Sozialabbau, Naturzerstörung und Krankheit“ verursache. Etliche Forderungen wie beispielsweise nach einer „raumorientierten Volkswirtschaft“, die dem Volk zu dienen habe, durchziehen den Aktionsplan. Gemein ist fast allen Aussagen ihre abstrakte und allgemeine Formulierung. Dies trifft auch auf den größten Teil des Programmbereichs „Bildungs- und Forschungspolitik“ zu. Auffallend eindeutig lehnt die NPD Studiengebühren ab. Man trete einem Rückzug des Staates aus dem Bildungswesen entschieden entgegen, „ebenso jedem Versuch, den Zugang zu höherer Bildung von finanziellen Voraussetzungen abhängig zu machen“.
Die Grauen Die Partei „Die Grauen - Graue Panther“ erreichte 2002 lediglich 0,2 Prozent der Zweitstimmen und versteht sich selbst als Generationenpartei. Das universelle Wahlprogramm gilt von 2002 bis 2006 und wird derzeit überarbeitet. Der Entwurf fällt durch einen wohlgeordneten Forderungs- und Maßnahmenkatalog auf, der nur in einigen Punkten auf der allgemeinen Ebene verharrt. Oft wird auch deutlich, wie das Geforderte finanziert werden soll. Die Kernforderung der Grauen ist die Einführung eines „Nationalen Sicherheitsfonds für Sozial-Wirtschaft“ (SO-WI). Dieser setzt einen nationalen Mindestlohn von circa 1.250 Euro brutto bei einer 35-Stunden-Woche an. Ziel des SO-WI sei die „Finanzierung von Arbeit statt von Arbeitslosigkeit“. Weiterhin verlangen die Grauen Panther
einen sofortigen Stopp der Staatsverschuldung zur Unterstützung kommunaler Haushaltsplanung. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Ruf nach einer „Welt-Ressourcensteuer gegen die Verschwendung nicht erneuerbarer Rohstoffe“. Der Bereich Hochschulpolitik fällt dagegen mau aus. Die Grauen möchten bestehende Studiengänge straffen und generell die Ausbildungsund Studienzeiten für Hochschulabsolventen verkürzen. Aussagen über Studiengebühren sucht man vergeblich.
PBC Die „Partei Bibeltreuer Christen“ (PBC) erreichte bei der Wahl 2002 nur 0,1 Prozent. In der Präambel ihres Wahlprogramms schreiben sie die generelle Ausrichtung auf biblische Werte fest, ohne deren Beachtung eine Gesellschaft dauerhaft nicht existieren könne. Ihr zweiseitiger Programmentwurf für die kommenden Landtagswahlen enthält neben schwammigen Formulierungen auch einige konkrete Forderungen. So möchte die PBC zusammen mit den Bürgern „Ressourcen entdecken“ und „Perspektiven in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus und Gesundheit entwickeln“. Dazu bedürfe es unbürokratischer Rahmenbedingungen. Kernpunkt des Entwurfs ist der Appell zur Schaffung starker Familien. Zu Fragen der Finanzpolitik äußert sich die PBC weniger eindeutig. So müsse zwar die Staatsverschuldung „zielstrebig abgebaut werden“ aber konkrete Einsparvorschläge sollen „von einer unabhängigen Kommission aus Finanz- und Wirtschaftsexperten erarbeitet werden“.
Noch Unklarheiten Mit der „Spasspartei“ (2002 – 0,7 Prozent der Stimmen), der „Bürgerpartei M-V“ (0,3 Prozent), den „Republikanern“ (0,3 Prozent), der „Volkspartei Mecklenburg Vorpommern“ (0,2 Prozent) und der „Sozialliberalen Partei“ (0,1 Prozent) traten bei der vergangenen Wahl noch Kleinstparteien an, die seither weitestgehend von der politischen Bildfläche verschwunden sind. Unklar ist zurzeit auch, ob die WASG, wie in Berlin, in Opposition zur Linkspartei.PDS antreten wird. sv
volksvertreter
Studenten in den Landtag! moritz sprach mit zwei Jungpolitikern, die in das Schweriner Schloß wollen DIE ANTWORTEN
von Thomas Müller (SPD)
Marc Reinhardt studiert seit 2001 Wirt- Thomas Müller studierte seit 1999 Politikwisschaftsrecht an der Hochschule Wismar senschaft und Geschichte in Greifswald und und wird sein Studium vorraussichtlich im schloß 2002 mit dem Bachelor ab. Danach August abschließen. Zur Zeit ist er Lan- war er ein Jahr lang in Frankreich. 2003 desgeschäftsführer der Jungen Union, Mit- begann er den Master-Studiengang Politikwisglied im Kreistag Güstrow, Mitglied im Kreis- senschaft in Greifswald, zurzeit arbeitet er an vorstand der CDU, Senator der Hochschu- seiner Abschlußarbeit. Seit zwei Jahren ist er Fotos: uli le Wismar und Vorstandsmitglied im Stustellvertretender Kreisvorsitzender der SPDdentenwerk Rostock. Ostvorpommern. Zwischen 2001 und 2004 DIE FRAGEN Außerdem war Marc Reinhardt mehrere war er Stadtvertreter in Wolgast, seit FrühSemester im AStA und im Studierendenparjahr 2006 ist er es wieder. lament der Hochschule Wismar tätig. Wann bist du warum in die Partei 1 eingetreten? bin seit 1998 in der SPD. Ich 1 Ich Ich bin 1998 in die CDU eingehatte damals auf einen Regierungs1 treten, weil ich es nicht ertraist deine Position zu wechsel verbunden mit einem Politik2 Was gen konnte, dass mit der PDS eine ParStudiengebühren? wechsel gehofft. Mein Eintritt war also tei wieder in die Regierung kommt, die eher mit der Person Oskar Lafontaine acht Jahre zuvor aus den Ämtern gejagt als mit Gerhard Schröder verknüpft. Deine Position zur finanziellen 3 Ausstattung der Hochschulen? wurde. 2 Ich bin gegen Studiengebühren. Studiengebühren können sinnvoll Deine Position zur 2 sein, wenn es sich um ein nach- 4 Hochschulautonomie? finanzielle Ausstattung der 3 Die laufendes Modell handelt. Ferner müsHochschulen könnte besser sein. sen die Hochschulen selbst darüber hoch sind die Kosten Deines Ich sehe aber auch die finanziellen Eng5 Wie entscheiden können, ob sie die GebühWahlkampfes und wer bezahlt diese? pässe des Landes. Klar ist, dass bei den ren erheben und die Gelder müssen Bildungsausgaben weniger gespart werden Hochschulen zusätzlich zur VerfüWie hoch schätzt Du deine Chancen, den darf als in anderen Bereichen. 6 in den Landtag zu kommen? gung stehen. bin da hin und her gerissen. 4 Ich Die finanzielle Ausstattung der Welchen Arbeitschwerpunkt Letztlich sind wir in einer Demo3 Hochschulen ist zu gering. In den 7 möchtest du im Parlament setzen? kratie, so dass es Parlament und Regieletzten vier Jahren ging es ständig nur rung möglich sein muss, in die Hochum Stellenkürzungen. Es ist wichtig, hier schulpolitik einzugreifen. Andererseits wieder zu Kontinuität zu kommen. weiß ich auch, welche Vorteile Autonomie hat. Im Bereich der Schulen sind wir gerade dabei, deren Selbstständigkeit zu stärHochschulautonomie existiert seit der letzten Ände- ken. Von daher gibt es ein klares „sozialdemokratisches Jein“. 4 rung des Landeshochschulgesetzes im Land nicht mehr. Diese Änderung muss wieder zurückgenommen werden. Kostenplanung liegt bei rund 11.500 Euro. Die Lan5 Die des-SPD gibt 3.000 Euro. Für die restlichen Gelder bin Kosten liegen bei rund 10.000 Euro. Diese trage ich ich auf Spenden von Parteimitgliedern und Privatleuten ange5 Die alleine, wobei ich von meiner Familie und Sponsoren wiesen. Auch mein Sparschwein muss dran glauben. unterstützt werde. Von der Partei bekomme ich nichts. kandidiere im Wahlkreis 30, Usedom, Wolgast und 6 Ich Ich habe zwar nur Listenplatz 24. Mein Wahlkreis, der Lubmin. Auf der Landesliste habe ich Platz 20, womit die 6 Wahlkreis 14, wurde aber bislang immer direkt von der Chancen, über die Liste ins Parlament einzuziehen, sehr gering CDU gewonnen, beim letzten Mal allerdings nur sehr knapp. sind. Ich konzentriere mich daher noch stärker auf den DirektVon daher stehen meine Chancen mindestens 50 zu 50. wahlkampf und gehe auch davon aus, dass ich das Direktmandat gewinne. Zwar hat die SPD diesen Wahlkreis noch nie Ich möchte schon gerne Hochschulpolitik machen, direkt gewonnen, allerdings tritt die CDU mit einem neuen 7 aber das ist schwierig, da dieser Themenbereich zurzeit Kandidaten an. schon mit jungen Leuten besetzt ist. Da ich aber mit meiner Hochschule eng verbunden bin, wird Hochschulpolitik immer Schwerpunkt meiner Arbeit soll im Bereich der Bil7 Der ein Thema für mich sein. Als weiteren Schwerpunkt kann ich dungspolitik liegen, die für mich im Kindergarten beginnt mir Wirtschaft oder Landwirtschaft vorstellen, da diese The- und bis zu den Hochschulen geht. men in meinem Wahlkreis sehr gefragt sind. Interviews: Simon Sieweke, hochschulpolit. Referent d. AStA
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von Marc Reinhardt (CDU)
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disput
Erinnerungen an „Herzblatt“ Die Vorstellung der Greifswalder Direktkandidaten blieb ohne Sieger
titelthema
„Das Duell der Direktkandidaten“ – Unter diesen Slogan veranstalteten der AStA und der Debattierclub am 7. Juni eine Podiumsdiskussion mit den Greifswalder Direktkandidaten. 60 Zuhörer folgten der Einladung, um die politischen Vorstellungen von Erwin Sellering (SPD), Ulrich Rose (B90/Grüne), Sebastian Ratjen (FDP), Egbert Liskow (CDU) und Mignon Schwenke (Linkspartei) zu allen Themen rund um die Universität zu hören. Sie erlebten eine Veranstaltung, die an manchen Stellen an „Herzblatt“ erinnerte. So erfuhren sie, dass Sebastian Ratjen (FDP), anders als Dr. Mignon Schwenke (Linkspartei), nicht in einer Plattenbauwohnung wohnt, jedoch häufiger in einer solchen übernachtet. Erwin Sellering (SPD) betonte, dass Mecklenburg-Vorpommern weniger Juristen brauche. Das brachte Jura-Student und Moderator Matthias Bartsch zu der Frage, ob denn wenigstens die anderen Kandidaten ihn noch im Lande haben wollen. Dr. Ulrich Rose, der für die Grünen antritt, betonte stets, dass es leider keine rot-grünen Gemeinsamkeiten mehr gebe, was er selbst als „running gag“ bezeichnete. Inhaltlich wurden drei Themenblöcke bearbeitet. Im sozialen Bereich herrschte Einigkeit, dass Greifswald eine neue Mensa braucht. Bei der Frage, wie die Arbeitslosigkeit bekämpft werden
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Das Karrussell der Direktkandidaten (von oben im Uhrzeigersinn): Mignon Schwenke, Ulrich Rose, Egbert Liskow, Erwin Sellering, Sebastian Ratjen. könne, betonten alle die Bedeutung der Universität. Dabei verkaufte sich Sebastian Ratjen als Existenzgründer, der zwei Arbeitslose und einen Hartz IV-Empfänger in Lohn und Brot gebracht hat. Er riet allen Politikern, diesem Beispiel zu folgen und nicht immer nur Solidarität zu fordern. Ferner forderte
er eine stärkere Entbürokratisierung, wofür er von Erwin Sellering kritisiert wurde. Sellering verwies darauf, dass das Land viele Vorschriften abgeschafft habe und dass der größte Gegner von Entbürokratisierung die Wirtschaft selbst sei. Zuletzt wurde über die Zukunft der Universität debattiert. Sellering betonte, dass die Universität ihre Spitzenposition verteidigen müsse, wofür die jährliche Steigerung des Universitätshaushaltes um 1,5 Prozent eine gute Grundlage sei. Mehr Geld könne das Land aber wegen des sinkenden Haushaltes nicht zur Verfügung stellen. Der anwesende PDS-Landtagsabgeordnete Gerhard Bartels wies Sellering jedoch gleich darauf hin, dass wegen der jährlichen Preissteigerungen von rund 3 Prozent dies eine jährliche Kürzung von 1,5 Prozent sei. Wie man damit die Universität stärken könne, sei für ihn nicht erkennbar. Daraufhin kritisierte Sellering, dass Bartels wie Oskar Lafontaine aus der Verantwortung geflüchtet sei, wofür er Buhrufe von den Zuhörern erntete. Dagegen erklärten Ratjen, Rose und Liskow, dass sie die Mittelzuweisungen für die Hochschulen erhöhen wollen. Auch bei der Frage der Hochschulautonomie waren klare Unterschiede zwischen den Opposition- und Regierungsparteien erkennbar. Während Sellering und Schwenke die bestehende Gesetzeslage beibehalten wollen, erklärten die anderen Kandidaten, dass sie die Änderung des Landeshochschulgesetzes vom Januar 2006 zurücknehmen wollen. Einen Sieger hatte die Diskussion nicht. Sellering konnte mit seinen rhetorischen Fähigkeiten punkten, wirkte bei den Fragen zur Universität aber nicht überzeugend. Bei Egbert Liskow war dies genau umgekehrt. Ratjen punktete zwar mit viel Fachwissen zur Universität, benahm sich jedoch zu häufig wie ein Komiker. Dr. Rose und Dr. Schwenke wirkten sehr sympathisch und bürgernah, Fachwissen über die Universität konnten sie leider nicht vorweisen. Simon Sieweke,hochschulpolitischer Referent des AStA
brennpunkte
Catch them all Welche Aussagen treffen die Parteien zu Themen wie Arbeit, Soziales und Umwelt?
Die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen haben sich alle antretenden Parteien auf die Fahnen geschrieben. Die CDU schreibt an der Spitze ihres noch nicht beschlossenen Programmentwurfs, Arbeit müsse „Vorfahrt haben“ und will dies über die weitere Modernisierung der Wirtschaftsinfrastruktur erreichen. Mit Liquiditätsbeihilfen soll der Mittelstand weiter gestärkt werden. In dasselbe Horn stoßen SPD und Grüne. Auch sie wollen kleine Unternehmen fördern, betonen dabei aber mehr den Bürokratieabbau, bei Existenzgründungen etwa. Die Linkspartei.PDS möchte Existenzgründungen durch zinsgünstige Kredite erleichtern. Darüber hinaus will sie verhindern, dass Niedriglöhne in MV die Regel werden und eine Anhebung der Löhne auf Westniveau erreichen, ebenso die Einführung eines Mindestlohns. Letzteres will auch die SPD. Außerdem scheinen sämtliche Parteien auf den Wellness-Trip gekommen zu sein: M-V soll nach dem Gutdünken aller Gesundheits- und Tourismusland Nummer eins werden.
Umwelt/Energie Dieses Feld ist – nomen est omen – das Revier der Bündnisgrünen. Das Flächenland M-V bietet laut ihrem Programm beste Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Energieerzeugung mittels Windkraft. Ausgebaut werden soll nach dem Willen der Grünen auch die Energieproduktion durch Biomassekraftwerke. SPD und Linkspartei schlagen energiepolitisch eine ähnliche Richtung ein, wenn auch dieses Thema eine weniger zentrale Stellung in ihren Programmen einnimmt. Die CDU äußert sich in dieser Hinsicht zurückhaltend. Man möchte einen ausgewogenen Energiemix anstreben. Subventionen für Windkraft werden abgelehnt. Was den Naturschutz angeht, sind ebenfalls die Grünen die ambitionierteste Partei. Der CDU scheint dieses Thema weniger wichtig zu sein. Man möchte diesbezüglich besonders die Eigenverantwortung der Bürger mit einspannen und will Umweltrichtlinien „mit Augenmaß umsetzen“. Linkspartei.PDS und SPD beziehen hier eine klare Stellung. Die Linkssozialis-
ten wollen wie die Grünen erneuerbare Energien stärker unterstützen - man sieht hier das Potenzial, den Strombedarf komplett mit Wind, Sonne und Biomasse zu decken. Weniger optimistisch klingt hierzu das SPD-Programm. Der derzeitige Koalitionspartner sieht den Umweltschutz eher als eine Möglichkeit, Arbeitsplätze in der Tourismuswirtschaft zu schaffen.
Soziales Die Familienförderung wollen alle Parteien ernst nehmen. Dies heißt vor allem Vereinbarkeit von Familie und Beruf über den Erhalt der kostenlosen Kita. SPD und Linkspartei.PDS möchten sich dabei um kinderfreundlichere Kommunen bemühen, soll heißen: Gründung lokaler Bündnisse zur Unterstützung der Familien. Ein anderes großes Thema aller Parteien ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Sicherlich treffen die Grünen hier die deutlichsten Aussagen. Auch die Besserstellung von MigrantInnen ist für sie wie auch für die Linkspartei wichtig. Zur besseren Integration von Menschen mit Behinderung ins gesellschaftliche Leben äußern sich Grüne, SPD und Linkspartei.PDS ebenfalls positiv. Letztere will außerdem nach wie vor im Bund Hartz IV bekämpfen.
Bildung/Forschung Ginge es nach den Grünen, würde die politische Bildung zukünftig eine größere Rolle spielen. Dies gilt gesamtgesellschaftlich, aber insbesondere auch für die Schulen. Hier soll außerdem der integrative Unterricht bis zur achten Klasse eingeführt werden, was unter dem Arbeitstitel „Gemeinschaftsschule“ läuft. Umweltfragen sollen verstärkt im Lehrplan berücksichtigt werden, Die Abschaffung der Trennung nach Leistung ist auch ein Thema von SPD und Linkspartei. Beide Parteien wollen bei der Einführung der Gemeinschaftsschule aus den Erfahrungen unserer skandinavischen Nachbarn profitieren. Dabei sollen auch verstärkt Ganztagsangebote zum Einsatz kommen. Die Linkssozialisten wollen außerdem eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Hort und Grundschule und das Abitur mit Berufsausbildung einführen. Die CDU ist gegen
solche „Strukturbasteleien“, wie sie es nennt, und will sich für die Wertevermittlung an Schulen einsetzen. Alle Parteien möchten die vorschulische Bildung verbessern. Die CDU trifft hierbei allerdings nur unbestimmte Aussagen im Gegensatz zur SPD, die zum Beispiel die Sprachkompetenz von Kindern fördern möchte, und zur Linkspartei. PDS, die den Übergang von der Kita in die Schule verbessern will. Ein zweiter großer Komplex ist die Forschung. Die CDU sieht M-V als ein mögliches Hochtechnologieland an und will zur Erreichung dieses Ziels Netzwerke im Bildungs- und Forschungssektor unterstützen. Ähnliches ist im Programm der SPD zu finden: Forschung soll unternehmerorientiert sein und über die Zusammenarbeit der Hochschulen mit der Wirtschaft laufen. Die Linkspartei und noch mehr die Grünen befürworten eine Forschung im Sinne der Umwelt. Alles in allem benennen alle Parteien dieselben Themen. Klar, man will ja nach dem Motto „catch them all“ möglichst viele Wähler gewinnen und deckt dementsprechend viele Bereiche ab. Nach einigem Filtern stellen sich dann aber doch wieder typische Zuordnungen heraus: Die CDU guckt eher auf die Wirtschaft, die Grünen mehr auf die Umwelt und die derzeitigen Koalitionäre SPD und Linkspartei.PDS versuchen die beiden Themen irgendwie mit dem Sozialstaat zu verbinden. Also alles wie gehabt? Vielleicht nicht, denn alle Parteien haben erkannt, dass – wahrscheinlich wie sonst nirgendwo in Deutschland – die Faktoren Umwelt und Wirtschaft in M-V durch den Tourismus stark miteinander verbunden sind und damit für das strukturschwache Bundesland eine ganz besondere Bedeutung haben. Wie immer wird jedoch erst die Zukunft zeigen, was tatsächlich getan werden kann und getan werden wird. Zwar haben sie alle hohe Ansprüche, doch vergessen wir nicht, dass der Rahmen der Machbarkeit politischer Inhalte vom Wahlgewinner beziehungsweise von dem zu treffenden Koalitionsvertrag abhängt. Und auch noch von den Faktoren der Politik im Bund und nicht zuletzt der parlamentarischen Auseinandersetzung bestimmt wird.Vom lieben Geld sprechen wir dabei noch gar nicht. rh
titelthema
Arbeit/Wirtschaft
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landespolitik
Demo anläßlich der Debatte um die LHG-Novelle im Schweriner Landtag am 25. Januar dieses Jahres.
Foto: kos/Archiv
„Die Regierung hat ihre Aufgaben nicht erfüllt“
titelthema
Der scheidende Landtagsabgeordnete Dr. Gerhard Bartels über das Ende der Hochschulautonomie, faule Zielvereinbarungen und die Föderalismusreform
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moritz: Bei der Debatte um die Änderung des Landeshochschulgesetzes (LHG) wurde von der Regierung vorgebracht, dass das Gesetz die Anforderungen des Landes nicht mehr erfülle. Sehen Sie dies – als einer der „Macher“ dieses LHG – genauso? Dr. Gerhard Bartels: Nein, überhaupt nicht! Die Regierung hat die Aufgaben, die ihr vom Gesetz gestellt wurden, nicht erfüllt. Sie hat nie versucht, auf Grundlage der Hochschulentwicklungspläne die Eckwerte der Hochschulentwicklung zu erarbeiten und dem Parlament vorzulegen. Das ist das einzige Problem. Stattdessen hat sie inzwischen die Geschäftsgrundlage geändert. Diese Änderung, nämlich die Streichung von über 600 Stellen, hat die Hochschulentwicklungspläne zu wertlosen Papier gemacht. Damit ist alles das, was im Gesetz vorgesehen war, nicht mehr machbar. Unterstützen Sie die Pläne einiger Parteien, diese Änderung wieder zurückzunehmen? Ich würde es mir wünschen. Ob es dann wirklich auch geschieht, wird man sehen.
Ich glaube nicht so recht daran. Wenn man aber wirklich Hochschulautonomie machen will, muss man diese Änderung und das Personalkonzept 2004 zurücknehmen. Das Land hat seine neuen Kompetenzen gegenüber der Universität Rostock durch Erlass einer Zielvorgabe bereits genutzt. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach von Rostocker Universitätsmitgliedern geäußert, dass dieses Vorgehen zur Abwahl der Landesregierung führen werde. Teilen Sie diese Auffassung? Das weiß ich nicht. Man muss natürlich sehen, dass Rostock bislang immer eine Hochburg der SPD gewesen ist. Von daher ist diese Einschätzung nicht ohne eine gewisse Basis. Die Studenten hatten gehofft, dass die Fraktion der Linkspartei.PDS die Kürzungen an den Hochschulen nicht mitträgt. Am Ende hat sie es doch getan. Das hat mich sehr enttäuscht. Aus vielen Äußerungen konnte ich entnehmen, dass große Teile der Fraktion der
Linkspartei.PDS diese Politik für richtig halten. Das ist umso bedauerlicher, als dass in den vier Jahren Kampf um das LHG die Fraktion der Linkspartei.PDS geschlossen hinter dem Gesetz gestanden hat. Damals haben mich einige Protagonisten bedingungslos unterstützt, die jetzt das Gegenteil behaupten. Das ist mehr als seltsam und sehr bedauerlich. Glauben Sie, dass das Land die Zielvereinbarungen einhalten wird oder sind neue Kürzungsrunden zu erwarten? Die Zielvereinbarungen haben keine vernünftige Basis in jeweiligen Hochschulentwicklungsplänen. Sie haben keine Basis in einem landesweiten hochschulpolitischen Konzept der Regierung. Insofern ist die Gefahr, dass es in der nächsten Legislatur wieder zu neuen Diskussionen kommt, real. Dazu kommt, dass in den Zielvereinbarungen de facto wieder der Haushaltsvorbehalt steht. Wir haben damals, als wir das Gesetz gemacht haben, heftig darum gekämpft, den Haushaltsvorbehalt aus dem Entwurf der Landesregierung zu streichen.
landespolitik
Wird die Studiengebührenfreiheit in Mecklenburg-Vorpommern in der nächsten Legislatur erhalten bleiben? Klar ist, dass die CDU für Studiengebühren eintritt. Alles andere wird man abwarten müssen. Ich befürchte schon, dass die Diskussion nach dem Motto „Wir können ja nicht als einzige keine Studiengebühren erheben“ laufen wird. Von daher glaube ich, dass nach der Wahl, egal in welcher Konstellation, über die Einführung von Studiengebühren in Mecklenburg-Vorpommern gesprochen wird. Die Finanzsituation der Hochschulen wird das nicht verbessern. Die Einnahmen werden den Hochschulen früher oder später von den staatlichen Zuschüssen abgezogen werden. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum ich gegen Studiengebühren bin. Nach den Plänen der Föderalismusreform soll in Zukunft der Hochschulbau nicht mehr gemeinsam von Bund und Ländern, sondern nur noch von den Ländern finanziert werden. Welche Auswirkungen wird dies auf den Hochschulbau in Mecklenburg-Vorpommern haben? Man muss nur einen Blick in die mittelfristige Finanzplanung werfen. Dort sind ab 2007 keine neuen Bauprojekte vorgesehen. Auch in den Zielvereinbarungen sind nur Bauvorhaben festgeschrieben, die bereits von Bund und Land begonnen wurden. In allen Zielvereinbarungen gibt es einen Absatz über von den Hochschulen für wichtig gehaltene Bauprojekte, wo allerlei Bauprojekte, zum Beispiel ein Hörsaalgebäude für Greifswald, aufgelistet sind. Dazu gibt es keine Meinungsäußerung der Regierung. Das spricht dafür, dass viele Baumaßnahmen, über die man in der Vergangenheit gesprochen hat, entweder gar nicht oder nur verspätet kommen. Das betrifft vor allem die beiden Universitäten. Im Rahmen der Föderalismusreform soll der Bund seine Hochschulkompetenzen fast vollständig auf die Länder übertragen. Ist das sinnvoll? Man muss sehen, wie das am Ende ausgestaltet wird. Solange es die Kultusministerkonferenz mit ihren Beschlussmöglichkeiten und Vorgaben gibt, ist die Reform doch ein bisschen fragwürdig. Ich bin schon dafür, dass in den Ländern und möglichst an den Hochschulen sehr viel
Zahlen zu den Wahlen Am 17. September sind insgesamt 1,4 Millionen Bürger wahlberechtigt. Der Landtag besteht aus insgesamt 71 Abgeordneten, von denen 36 direkt und 35 über die Landeslisten ins Parlament einziehen. Die Wahlbeteiligung bei der letzten Landtagswahl lag bei 70,6 %. Bei der letzten Landtagswahl 2002 errang die SPD 40,6 %, die CDU 31,3 %, die PDS 16,4 %, die FDP 4,7 %, die Grünen 2,6 % und die sonstigen Parteien 4,4 % der Zweitstimmen. Das Land ist in 36 Wahlkreise unterteilt. In den Wahlkreisen treten die Direktkandidaten an. Wer von diesen die meisten Erststimmen erhält, ist in den Landtag gewählt. Seit 12 Jahren besteht der Schweriner Landtag aus drei Parteien (SPD, CDU und PDS).
Seit 8 Jahren regiert in MecklenburgVorpommern eine rot-rote Landesregierung aus SPD und PDS. Damit eine Partei gemäß der Stimmverteilung Sitze zugeteilt bekommt, muss sie mindestens 5 Prozent der abgegebenen gültigen Zweitstimmen auf sich vereinen. Jeder Wähler hat 2 Stimmen: Mit der Erststimme wählt er einen Direktkandidaten in seinem Wahlkreis. Mit der Zweitstimme wird eine Partei gewählt. Durch sie wird festgelegt, wie stark eine jede Partei im Landtag vertreten ist. Zum 1. Mal finden die Landtagswahlen nicht gleichzeitig mit den Bundestagswahlen statt. Bislang wurden landesspezifische oft von bundespolitischen Wahlkampfthemen verdrängt. Das ist nun nicht mehr möglich. Simon Sieweke, hochschulpolitischer Referent des AStA
allein entschieden wird. Das setzt natürlich voraus, dass die jeweiligen Abschlüsse anerkannt werden. Das muss auch zukünftig gesichert sein. Dann halte ich dezentrale Zuständigkeiten für durchaus wünschenswert. Wenn außerdem noch der Wissenschaftsrat nicht mehr so eine gewichtige Rolle spielen würde, hätte ich nichts dagegen. Dass sich der Bund gleichzeitig auch aus der Finanzierung zurückzieht, halte ich jedoch nicht für richtig.
Die Gefahr besteht. Es gibt leider viele Leute, die Hochschulen mit Wirtschaftsbetrieben vergleichen, was völlig inakzeptabel ist. Durch die Schwerpunktsetzung auf die Berufsausbildung, die leider auch im Gesetz zu finden ist, und die Umstellung auf Bachelor- und Master-Ausbildung geht eine eindeutige Verschulung einher. Und zwar eine Verschulung, die in manchen Punkten ausgeprägter ist als zu DDR-Zeiten. Das kann nicht gut sein. Studierende müssen lernen, sich selbst zu Recht zu finden.
Im Moment werden die so genannten „Eliteuniversitäten“ ermittelt, die besonders gefördert werden sollen. Ist das ein richtiges Mittel zur Forschungsförderung – beispielsweise auch in M-V? Ich glaube nicht, dass man „Eliteuniversitäten“ verordnen kann. Dass wer auch immer den Beschluss fasst, dass zehn Universitäten die „Eliteuniversitäten“ Deutschlands sind, halte ich für absurd. Hochschulen müssen sich aus sich selbst heraus entwickeln und dafür entsprechend ausgestattet werden. Es wird immer so sein, dass an jeder Hochschule einzelne gute Leute sitzen, die Studenten anlocken und für einen bestimmten Fachbereich Spitzenleistungen erbringen. Das haben wir hier in Greifswald ebenfalls, als Beispiel sei nur die Arbeit von Professor Hecker genannt. Das so etwas nur an Eliteuniversitäten möglich sein soll, halte ich für ein Märchen. Welches Universitätsbild verbirgt sich hinter der aktuellen Wirtschaftspolitik? Sollen die Universitäten zu Wirtschaftsbetrieben umgestaltet werden?
Was ist das Resümee ihrer Landtagsarbeit? Die erste Quintessenz ist, dass in Sonntagsreden alle die große Bedeutung der Hochschulen für das Land betonen. In der praktischen Umsetzung werden daraus aber keine Konsequenzen gezogen. Dazu kommt, dass es im Landtag keine starke Lobby für die Hochschulen gibt. Zweites Fazit ist, dass ich immer wieder darauf hingewirkt habe, dass die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern enger zusammenarbeiten. Ich muss heute konstatieren, dass das keine Wirkung hatte. Nach wie vor lassen sich die Hochschulen aufeinander hetzen. Das wird zum Teil bewusst gemäß dem Landesprinzip „Teile und Herrsche“ organisiert. Auch bedaure ich, dass die Möglichkeiten zu mehr Demokratie in den Hochschulen, die wir im Gesetz geschaffen haben, bislang kaum genutzt wurden. Zudem ist der Anteil der Studierenden, die sich um die Belange ihrer Hochschule kümmern, leider viel zu gering. Interview: Simon Sieweke, hochschulpolit. Referent des AStA, und Ulrich Kötter
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Das haben wir auch geschafft. Durch den neuen Paragraph 15 Absatz 6, der in allen Zielvereinbarungen enthalten ist, hat die Landesregierung den Haushaltsvorbehalt doch wieder hinein geschrieben. Dadurch hat sich die Landesregierung eine Hintertür für neue Kürzungsdiskussion offen gelassen.
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kommentare
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Undurchsichtig
Kampfansage gegen Rechts?
Der Wahlkampf ist eröffnet und in aller Politiker Munde sind wieder Wahlkampfphrasen und die seit jeher benutzten Schlagwörter wie zum Beispiel „Bürgernähe“ und „Transparenz“. Doch wo bitteschön ist insbesondere letztere zu finden? Jedenfalls nicht in den Wahlprogrammen zur Landtagswahl. Sind die Programme der SPD und Grünen mit 40 beziehungsweise 50 Seiten vielleicht gerade so noch an der Grenze des Erträglichen respektive der Nachttischlektüre, wird diese von der CDU deutlich überschritten: 76 Seiten kommen beinahe einer Körperverletzung gleich. Einzig die Linkspartei.PDS schafft es, ihre Ziele auf deutlich weniger Papier unterzubringen, denn „nur“ 21 Seiten schlagen hier zu Buche. Das ist zwar nominell besser, aber eigentlich noch immer zu viel. Mal ehrlich:Wer nimmt sich die Zeit, das alles zu lesen? Immerhin handelt es sich zusammengenommen um gut und gerne 180 Seiten Wahlkampfrhetorik für denjenigen Wähler, der sich wirklich fundiert über die Absichten der Parteien informieren möchte und sich tatsächlich mal da „durchackert“. Eine mögliche Konsequenz: Kein Mensch blickt durch beziehungsweise er oder sie versucht es erst gar nicht und weiterhin werden die Stammwähler die politische Zukunft in M-V bestimmen – was außerdem zur Folge hätte, dass wieder nur drei Parteien im Landtag vertreten sind. Außerdem ist zu fragen, ob angesichts der Gefahr von rechts solche Undurchsichtigkeiten nicht sogar gefährlich werden könnten. Robert Heinze
Ein letzter Blick auf die Wahlprogramme ten. Aussteigewillige Neonazis sollen in soll an dieser Stelle geworfen werden. entsprechenden Programmen weiterhin Die Frage lautet: Wie wollen die demo- eine Chance erhalten in die Gesellschaft kratischen Kräfte nach der Wahl mit zurückzukehren. Der Linkspartei.PDS geht es zusätzlich Rechtsextremismus umgehen? Die CDU kommt unter diesem Aspekt noch um die Bekämpfung der NPD in nicht gut weg – das Thema wird in ihrem den Kommunalparlamenten. Außerdem Programm noch nicht mal am Rande will man sich um weitere Fördermittel erwähnt. Anders die SPD. Sie will „null für Vereine, die sich gegen Rechts engaToleranz“ gegenüber dem Neonazismus gieren, bemühen. gelten lassen und neben den Parteien Also Antifaschismus allerorten? Oder auch andere gesellschaftfliche Gruppen haben wir solches nicht schon des öftedafür gewinnen, aktiv dagegen vorzugehen. In der Hauptsache seien aber Eltern und Lehrer dafür verantwortlich, dass junge Menschen in M-V nicht nach rechts abdriften – was einer Einschränkung der vorherigen Aussage gleichkommt. Außerdem wollen die Sozialdemokraten weiterhin CIVITAS-Projekte gegen Rechts unterstützen. Ähnliches ist bei Linkspartei.PDS und den Grünen zu lesen. Letztere wollen eine gesellschaft- Was haben die etablierten Parteien rechter liche Auseinandersetzung mit Organisationen wie dem „Heimatbund Pommern“ dem Thema etablieren und den – hier im Herbst 2004 auf dem Greifswalder Foto: Archiv Nazis den öffentlichen Raum Marktplatz – entgegenzusetzen? nicht überlassen. Demokratische und zivilgesellschaftliche Organisationen ren gehört? Und schaffen es die Nazis (zum Beispiel CIVITAS und Lobbi e.V.) nicht dennoch immer wieder Menschen sollen zu diesem Zwecke weiter unter- einzufangen mit ihren kruden Parolen? stützt werden. Präventiv wirksam wer- Vielleicht muss die NPD im September den wollen die Grünen, indem sie jungen tatsächlich die Fünf-Prozent überwinden Menschen Raum für eigenverantwort- und in den Landtag einziehen, damit sich liches Mitwirken an der Gesellschaft endlich etwas tut. geben, zum Beispiel in JugendparlamenRobert Heinze
rechtsextremismus in vorpommern
Weiche Schale, rauer Kern Die so genannten „freien Kameradschaften“ sind in MecklenburgVorpommern, vornehmlich aber in Nord- und Ostvorpommern sowie im Landkreis Uecker-Randow, mittlerweile die gängigste Organisationsstruktur der rechtsextremen Szene. Der große Vorteil dieses Organisationstyps ist aus der Sicht der Szene der relativ lose Zusammenhalt. Im Gegensatz zu Parteien,Vereinen oder
Volkstanz und Singkreise, Familienfeste und „Heldengedenken“. Der HBP als eingetragener Verein ist eine Ausnahme, ist aus oben angeführten Gründen doch eher die Undurchschaubarkeit der Organisationsstrukturen gewünscht. Einschlägig orientiert ist man aber auch hier. So wird auf der Homepage Stellung bezogen: „Der Heimatbund
Demonstration des „Märkischen Heimatbundes“ mit der NPD in Berlin am 2004. Foto: www.adf-berlin.de
Verbänden kennen die Kameradschaften keine festen Mitgliedschaften. Ein loser Zusammenbund, der von Neulingen keine Unterschrift zum Beitritt verlangt, eignet sich besser dazu, Unentschlossene zum Einstieg zu verleiten. Auch ist es so für den Verfassungsschutz schwieriger, die Aktivitäten der Szene zu beobachten und gegebenenfalls ein Verbotsverfahren anzustrengen. Tritt der letzte Fall dann doch einmal ein, ist es wiederum ein leichtes, sich einen neuen Namen zuzulegen und unter diesem die politische Arbeit fortzusetzen. Das erklärte Ziel der Rechten hat sich längst gewandelt. Vom sich selbst ausgrenzenden Bomberjackenschläger orientierte man sich in den vergangenen Jahren hin zu einem braveren Auftritt. Man ist um Akzeptanz in der Mitte der Gesellschaft bemüht. Aus diesem Grunde arbeiten die Kameradschaften, die sich nicht primär der Gewaltausübung und dem Informationskrieg zum Beispiel in der Anti-AntiFa-Szene verschrieben haben, dort, wo sie meinen, nah am gemeinen Bürger zu sein. So gibt es beispielsweise seit August 2002 den Heimatbund Pommern e.V. (HBP). Hier wird gezielt politische Arbeit unter dem Mantel deutschtümelnder Kultur an jungen Menschen betrieben. So gibt es Trachten- und Trommelgruppen,
ist eine Gemeinschaft von nationalen Jugendlichen, denen in dieser Zeit noch Gemeinwohl unseres Volkes gelegen ist und entschieden dafür eintreten.“ Viele Mitglieder sind gleichzeitig in der Ueckermünder Kameradschaft „National-Germanische Bruderschaft“ aktiv. Ebenso gab es mehrere prominente Auftritte beim HBP. Der bekannte Greifswalder Nationalist Lutz Giesen sowie der rechte Liedermacher Jörg Hähnel aus Frankfurt/Oder waren mehrfach Gäste des HBP. Vermutlich gibt es auch gute Verbindungen zum brandenburgischen „Märkischen Heimatschutz“. Der HBP ist eng mit dem Sozialen und Nationalen Bündnis Pommern (SNBP), einer Art Dachverband für Kameradschaften in Vorpommern, verknüpft. Beide teilen sich eine Internetdomain (hbp.snbp.info). Das SNBP fungiert als organisatorische Instanz fürAktionen und Zusammenarbeit in der rechten Szene Vorpommerns. In ganz Deutschland, vermehrt aber in und um Berlin, in Nordrhein-Westfalen und dem mitteldeutschen Raum greift das Modell der Kameradschaft um sich. Als schwer durchschaubare Alternative zu öffentlicheren Plattformen der Rechten wie der NPD setzen die Kameradschaften darauf, ihre aktiven Unterstützer mit Zuckerbrot und
Peitsche an sich zu binden. Auf der einen Seite stehen hier ideologische Schulung, Akzeptanz und Verbrüderung mit dem Einzelnen über nationalistische Einstellungen, Deutschsein und gemeinsames Auftreten auf der Straße im Vordergrund. Auf der anderen Seite wird in der Kameradschaft für gewöhnlich ein strenges Regiment geführt.Aussteiger, die Hilfe durch entsprechende Programme angenommen haben, berichten häufig über das Verbot einer kritischen Hinterfragung der Kameradschaft, auch vor gewaltsamer Unterdrückung werde nicht zurückgeschreckt. Ins Mecklenburg-Vorpommern ist die extreme Rechte über das Kameradschaftsmodell bestens organisiert. Die NPD ist in den Regionen im Osten des Landes weniger engagiert. Dieser Umstand schwächt sie jedoch nicht im Geringsten. Wer sich in der Kameradschaftsszene nicht nur aktiv beteiligt, sondern sich auch einen Namen macht, ist nicht nur gewogen, der NPD seine Stimme zu geben. Beim kommenden Landtagswahlkampf werden auch Kameradschaftsmitglieder auf der Liste der NPD stehen. Dies war schon im Bundestagswahlkampf der Fall und wird zusammen mit Parteibeitritten wahrscheinlich noch zunehmen. Ideologisch haben Kameradschaften und NPD genügend Überschneidungen, um die Zusammenarbeit fortzusetzen. In den klassischen Themenbereichen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und völkisches Gedankengut ist man im Großen und Ganzen einer Meinung. Der Trend spitzt sich zu in den Ambitionen der NPD, bei den Landtagswahlen dieses Jahres ins Schweriner Schloss zu ziehen. Starke Verflechtungen zwischen NPD und den Kameradschaften deuten darauf hin, dass die Szene sich nicht mit örtlichem Einfluss zufrieden geben, sondern massiv Einfluss auf das politische Geschehen ausüben will. Zwar reiben sich die verschiedenen Gruppierungen immer wieder aneinander. Dies liegt in vielen Fällen jedoch nicht nur an ideologischen Meinungsverschiedenheiten. Vielmehr entstehen häufig Konflikte um Einfluss und die Verwendung von eigenen Ressourcen. Schlussendlich kann man der rechten Szene heute starke politische Ambitionen, gestützt von einer gut organisierten und getarnten Infrastruktur attestieren. kos
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In Vorpommern setzt sich das Kameradschaftsmodell durch
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rechtsextremismus in vorpommern
Nicht allein Umfassende Hilfe und Beratung bei rechter Gewalt Immer wieder gibt es rechtsextremistisch motivierte Übergriffe. In letzter Zeit ist häufig von den so genannten NoGo-Areas die Rede, die der ehemalige Regierungssprecher Heye in die Diskussion gebracht hat. MecklenburgVorpommern und auch Greifswald haben nicht gerade eine weiße Weste, wenn es um derartige Delikte und Gegenden geht. Wenn man Opfer einer Aktion von rechts wird, gibt es unterschiedliche Wege, darauf zu reagieren. Man kann einen solchen Vorfall ignorieren, aber damit räumt man dem Täter/den Tätern einen Freiraum ein, der ihnen vielleicht nicht gebührt. Die Polizei ist eine mögliche Anlaufstation, hier kann man Anzeige erstatten.
hochschulpolitik
Lobbi e.V.
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Der Verein Lobbi (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) berät und unterstützt Opfer, damit diese nicht in eine passive Opferhaltung verfallen und sich so möglicherweise selbst vor einem psychischen Schaden bewahren. Der Verein geht aktiv Tatbeständen mit einem rechten oder rechtsextremen Hintergrund nach. Sie besuchen die Opfer und bieten ihre Unterstützung an. Eine Anzeige bei der Polizei ist für die Hilfe von Lobbi keine Voraussetzung, und Anonymität wird auf Wunsch hin garantiert. Die Hemmschwelle ist deswegen geringer, und wer direkt angesprochen wird, spricht möglicherweise eher darüber, was ihm zugestoßen ist. Die Arbeit von Lobbi besteht in der Information über gesetzliche Möglichkeiten, der Unterstützung bei Suche nach Zeugen und der Beantragung von finanzieller Entschädigung. Auf Wunsch wird psychologische Hilfe vermittelt. Lobbi begleitet, beobachtet und dokumentiert auch zustande kommende Prozesse gegen die Täter, häufig aber ziehen Opfer ihre Anzeige zurück, wenn sich der Prozesstermin nähert. Der Verein hält es für wichtig, nicht nur die Betroffenen zu unterstützen, sondern gleich deren Umfeld mit. Denn
derartige Angriffe richten sich Lobbi zufolge selten nur gegen Einzelpersonen, sondern fast immer gegen Gruppen. Denn die Reduzierung auf bestimmte Merkmale ist ja eines der Kennzeichen rechter Ideologie. Über diese konkreten Hilfestellungen hinaus führt der Verein Statistik über rechtsradikale Delikte und Straftaten, wodurch versucht wird, das Ausmaß des rechten Problems deutlich zu machen. Nach dessen Angaben gibt es nämlich eine große Differenz der LobbiStatistik von rechten Gewalttaten und Übergriffen zu dem, was offiziell dazu an Zahlen vorgelegt wird. Auch die Polizei versucht, die Zivilcourage zu stärken. Vom Landeskriminalamt ist eine Hotline gegen Rechts eingerichtet worden. Hier kann man Vorfälle per Telefon oder per email melden, die mit Rechtsextremismus in Verbindung stehen. Von der umfassenden Hilfe, die Lobbi anbietet, ist eine solche Hotline jedoch weit entfernt und was konkret mit den Angaben passiert, die dort eingehen, davon ist nirgendwo die Rede.
EXIT-Deutschland Hilfe anderer Art bietet die Initiative EXIT-Deutschland an. Sie bietet keine Opfer-, sondern Täterhilfe an. Wer aus der rechten Szene raus will, dem hilft EXIT. Es gibt zwar kein Geld und auch für begangene Straftaten muss der/die Aussteigende selbst gerade stehen, aber die Initiative, die von einer ehemaligen Nazi-Größe und einem ExKriminialoberrat gegründet wurde, hat die notwendige Erfahrung und weiß, welche Schritte nötig sind, um sich von einem rechten Umfeld loszumachen. Perspektiven außerhalb der rechten Szene sollen aufgezeigt und Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. EXIT hilft nicht nur betroffenen Jugendlichen und Erwachsenen, sondern unterstützt auch Eltern, deren Kinder mit der rechten Szene in Kontakt stehen. Zwar versuchen EXIT-Leute auch gezielt, Menschen zum Ausstieg aus der Szene zu bewegen, zumeist helfen sie aber Personen, die freiwillig zu ihnen kommen und raus wollen aus ihrem rechten Umfeld.
Der Bund Der Bund beteiligt sich an vielen Initiativen gegen rechts über die drei Förderprogramme CIVITAS, XENOS und ENTIMON, deren Fördermittel jedoch Ende 2006 auslaufen, und es ist noch nicht klar, wie weiter gefördert wird. Es gibt jedoch Zusagen seitens des Bildungministeriums, dass weitergefördert werden soll.
Die Stadt Die Hansestadt Greifswald organisiert jährlich eine Präventionswoche (dieses Jahr vom 24. bis 30. September), in der es um Kriminalitätsprävention im Allgemeinen geht. Ein Schwerpunkt liegt allerdings auf der Bekämpfung von Rechtsextremismus. Außerdem gibt es einen Präventionsrat,dessenVorsitzender der Oberbürgermeister ist und an dem sich Vertreter von Polizei, Uni, Kirche und verschiedenen Ämtern beteiligen. Auch in diesem Rat geht es wieder um Kriminalität im Allgemeinen, es wurden aber eine AG Opferschutz und eine AG Rechtsextremismus gegründet, die sich gezielter mit den Problemen und möglichen Lösungen dieses Phänomens auseinandersetzen sollen.
Stärkung der Zivilgesellschaft Unzählige Initiativen informieren, klären auf und schaffen Strukturen, die sich derartigen Übergriffen widersetzen, Menschen zudem stärken, indem sie für ihre demokratische Lebensform (verbal) einstehen. Auf theoretischer Ebene beschäftigen sich hier in der Stadt Vereine wie das Greifswalder Bündnis gegen Rechts oder das Bürgerforum „Freitagsrunde“ mit dem Phänomen Rechtsextremismus. Beispiele hier in Greifswald für Versuche, die Zivilgesellschaft zu stärken und eine Möglichkeit vorzuleben, mit Andersartigem und Andersartigen umzugehen, findet man im Jugendzentrum KLEX, vor allem aber auch im IKuWo. Der Verein Internationales Kulturund Wohnprojekt verbindet eine internationale Wohngemeinschaft mit einem multikulturellen Café bzw. Kneipe, es gibt Vorträge, Konzerte und Essen aus den verschiedensten Kulturkreisen. Hier wird vom friedlichen Miteinanderleben nicht nur geredet, sondern es wird auch ausprobiert. beb
Weitere Infos unter: www.lobbi-mv.de, www.exit-deutschland.de www.jugendstiftung-civitas.org
rechtsextremismus in vorpommern
Ein Abriss zur Entwicklung der nationalen Rechten in Greifswald Nach vielen Jahren, die wortwörtlich gewaltig waren, ist in Greifswald ein wenig oberflächliche Ruhe eingekehrt. Die Greifswalder Neonaziszene wandelte sich von Brandstiftern zu Biedermännern. Im Jahr 1991 gründete Maik Spiegelmacher, der schon vor der Wende als Neonazi aktiv war, in Greifswald die erste rechtsnationale Kameradschaft, die „Greifswalder Nationalsozialisten“ (GNS). Diese hatten Kontakte zu den so genannten „Freien Kräften“, autonom arbeitenden Gruppierungen der Rechten, sowie zur Greifswalder Burschenschaft Rugia. Als jedoch drei Sympathisanten der GNS im Alter von 14 bis 17 Jahren nach dem Verüben eines Brandanschlags auf ein Flüchtlingsheim angegeben hatten, Spiegelmacher habe sie zu der Tat angestiftet, wurde Spiegelmacher zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Daraufhin lösten sich die GNS wieder auf. Im Jahr 2000 wurden dann zwei
Obdachlose von Jugendlichen erschlagen. Die Polizei hat die Täter in beiden Fällen der rechtsextremen Szene zugeordnet. Maik Spiegelmacher als Anführer der Rechten hatte lange Zeit einen Mitstreiter: Axel Möller. Möller, der vor der Wende FDJ-Agitator war, wendete sich nach dem Fall der Mauer schnell der nationalen Rechten zu.Von der DVU über die Republikaner kam er schließlich zur NPD.Wahrscheinlich betreibt Möller das rechtsradikale Stoertebeker-Netz, die größte Internetseite für Neonazis in Deutschland. Er fiel als Sprecher und Organisator für Demonstrationen auf. Zwischen ihm und Spiegelmacher kam es 2001 allerdings zum Zerwürfnis. Im September 2003 wurde der da schon ehemalige Vize-Landeschef der NPD Maik Spiegelmacher vom Amtsgericht Greifswald wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Nötigung zu einer Freiheitsstrafe
Betreten verboten!
im Nordosten Deutschlands ist man mit rechtsNo-Go-Areas in Mecklenburg-Vorpommern extremer G e w a l t Zur Abwechslung mal eine gute durchaus vertraut. Rostock, Greifswald Nachricht aus Ostdeutschland: Das und jüngst Wismar. Drei Städte. Drei Studentenwohnheim im Ernst-Thälmann- traurige Geschichten. Ob zu Tode Ring in Schönwalde I ist keine No-Go- geprügelte Obdachlose oder ein Area. So lange unsere vietnamesischen überfallener Mann aus Togo an Christi Kommilitonen geradewegs auf Himmelfahrt – die drei Städte den Campus zusteuern und das symbolisieren schreckliche Ostseeviertel links liegen lassen ist alles Höhepunkte hepunkte rechter Gewalt in Butter; so sagt man. Auf Spurensuche vergangener Jahre. in Greifswald fahndet man vergeblich Die Rechtsextremisten nach national befreiten Zonen. Und das beanspruchen den obwohl die ehrwürdige Hanse- und Begriff ‚National befreite Universitätsstadt in der Zeitung ‚Die Zone’ für sich, während hrend Woche’ zur „von Neonazis erfolgreich die Opfer diese Gebiete unterwanderten Stadt“ erklärt wurde. ‚No-Go-Area’ schimpfen. Ein paar Hinweisschilder wären also Ob nun beschönigt nigt oder nicht schlecht. „Achtung: Sie betreten die anglisiert stehen beide Phrasen national befreite Zone Ostseeviertel“. doch für das gleiche Phänomen. Das Die Einwohner von Cottbus könnten die Straßenbild in solchen Gegenden wird kritischen Distrikte wahrscheinlich auch so stark von rechtsextrem Motivierten ohne Hinweisschilder benennen. „Ein geprägt, dass Ausländer und andere Chinese traut sich nicht mehr aus dem von Rechtsextremen als „fremd“ und Haus. Ein Spanier zeigt seine Narben. „feindlich“ bezeichnete Menschen aus Eine Politikerin warnt Ausländer vor Angst vor gewalttätigen Übergriffen Fahrten mit der Straßenbahn. Ist Cottbus Straßen oder bestimmte Einrichtungen eine No-Go-Area?“, titelte ‚Die Zeit’ in meiden.So entsteht ein rechtsfreier Raum, ihrer Ausgabe vom 1. Juni. Doch auch in dem Rechtsextremisten die Macht
von drei Jahren verurteilt. Er hatte gemeinsam mit drei MittäterInnen den damals 18-jährigen Ex-Freund seiner Freundin schwer misshandelt, ihm die Augen verbunden, ihn nackt an ein Straßenschild gefesselt und ihm ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht füttern“ um den Hals gehängt. Da sich der Gewaltausbruch gegen einen ebenfalls national Eingestellten richtete, wurden Forderungen nach einem Parteiausschluss Spiegelmachers laut. Nach der Verurteilung ging Spiegelmachers Steckenpferd, die Ortsgruppe der NPD, den Bach hinunter. Sie schloss sich mit der Kreisverband Ostvorpommern (OVP) zusammen, um zu überleben. Vom Landesverband der NPD ist kaum Engagement in den Landkreisen OVP, Uecker-Randow und in der Kreisstadt Greifswald ersichtlich. Sie ist sich der Unterstützung der Untergrundszene dank vieler persönlicher Verflechtungen auch ohne Wahlkampfaktionen sicher. Man setzte nach den gewaltsamen Ereignissen, über die nicht nur in der lokalen Presse berichtet wurde, auf die tarnende Wirkung eines eher biederen Auftretens. Der Trend zum Kameradschaftsmodell wurde durch diese Zeit stark begünstigt. kos ausüben und „Feinde“ oder Abweichler terrorisieren und bestrafen. Erstmals wurde der Begriff 1991 in einer Publikation des NPD-nahen rechtsextremen Nationaldemokratischen Hochschulbunds als Strategieansatz verwendet und von dort in der Mitte der 90er Jahre in unterschiedliche Diskussionsforen und Websites der Neonazis übernommen. Kritiker meinen, es sei unsinnig, ganze Gebiete mit dem Label „No-Go-Area“ zu versehen, wie es der ehemalige Regierungssprecher UweKarsten Heye vor kurzem tat. Die Gefahr für Fremde sei nämlich nicht nur auf diese Zonen und auf den Osten Deutschlands beschränkt. Doch es brodelt in der Provinz. Wolgast, Usedom, Rostock, Schwerin, Greifswald, Rügen – die NPD ist nirgends offiziell an der Macht. Aber längst übens die nationale Partei und ihre Vasallen Einfluss aus. „No-Go-Area?“, fragt ‚Die Zeit’. „Langsam wird klar, was damit gemeint ist. Es sind gefürchtete Stadtteile, die auch den Verfall und die Ratlosigkeit einer ganzen Gesellschaft symbolisieren – und deren Existenz vielleicht auch deshalb so hartnäckig geleugnet wird“. sv
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Der Weg zum biederen Auftritt
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Kalkuliert Dubiose Machenschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das Haus der Burschenschaft Rugia in der Robert-Blum Straße.
Das Wohnungsangebot klingt irgendwie komisch. Von einem 20 Quadratmeter großen Zimmer für 150 Euro warm schwärmt der Eintrag auf der Homepage des AStA. Stutzig machen nur Ausstattungsmerkmale wie zwei abgetrennte Duschen, ein Urinal, Partyund Sportraum. Adresse: Eine alte Villa in der Robert-Blum-Straße. Intensiv versucht die Burschenschaft Rugia mit solchen vermeintlich attraktiven Angeboten besonders noch unbedarfte Erstsemesterstudenten anzuziehen.
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Aktive NPD - Kader
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Das ist vor allem bedenklich, weil neben der Markomannia vor allem der Rugia seit geraumer Zeit enge Kontakte ins rechtsextreme Milieu Vorpommerns nachgesagt werden. Als konservativ, chauvinistisch und nationalistisch gelten sie ohnehin. „Die sind rechts“, sagt Bernd Biedermann offen und gerade heraus. Er ist Mitglied des Greifswalder Bürgerforums „Freitagsrunde“, das sich in der Stadt seit Jahren mit dem Problem R e c h t s e x t re m i s mu s auseinandersetzt. N a m e n ? „Rochow“, s a g t
Foto: kos
Biedermann. Damit sind gleich zwei hochkarätige NPD-Kader gemeint. Stefan und Mathias Rochow gehören als ehemalige Studenten in den Dunstkreis der „Alten Herren“ der Rugia. Stefan Rochow stieg in der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) bis zum Bundesvorsitzenden auf und ist heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag und im NPD-Parteivorstand tätig. Bereits 2001 zog er von Greifswald nach Gießen und war auch dort bei der Dresdensia-Rugia aktiv. Nach ihm war sein jüngerer Bruder Mathias der Rugia besonders verbunden, der inzwischen zum Bundesgeschäftsführer der JN berufen wurde. Auf ihn ist auch der Internetauftritt der Rugia registriert. Dort lässt sich neben dem Sinn und Zweck der Mensur auch einiges über das Eintreten für ein „freies und ungeteiltes deutsches Vaterland“ nachlesen. Mathias Rochow ließ unlängst selbst verlauten, dass er seine Verbindung zur NPD, wie auch die seines Bruders Stefan und „anderer“ Burschenschaften ffür „nicht so problematisch problematisch“ halte. Dies sei eine „private politische Meinung, die nicht in die Burschenschaft getragen wird wird“.
Kräfte gebündelt Aktuell werden die Kontakte zur rechten Szene „weitgehend über Lutz Giesen koordiniert“, hat Günther Hoffmann von der Initiative
„Bunt statt braun e.V.“ festgestellt. Giesen sei, so Hoffmann, in Greifswald vor allem über die „Heimattreue deutsche Jugend“ sozialisiert und wohnt zudem in der Hansestadt. Der vorbestrafte, zugezogene Neonazi gilt als Kopf der gesamten Kameradschaftsszene in Vorpommern. Im Dezember 2005 trat er, auch um die rechtsextremen Kräfte zu bündeln, selbst in die NPD ein, ist aber schon sehr viel länger als Redner auf Parteikundgebungen gern gesehener Gast – egal, ob er im Namen der NPD Wahlkampf machen oder gegen Hartz IV wettern soll. Seine „Heimattreue deutsche Jugend“ lockt, ähnlich wie der „Heimatbund Pommern“, für den Giesen sich gleichfalls engagiert, besonders junge Menschen mit augenscheinlich unverfänglichen Kulturund Sportangeboten an. Während gemeinsamer Zeltlager oder beim Volkstanz wird bei den Jugendlichen dann ein bisschen am Geschichtswissen geschraubt. Trotzdem teilt das Schweriner Innenministerium auf Anfrage nur kurz und knapp mit: „Burschenschaften sind kein Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes in MV.“ Zu revisionistisch anmutenden Geschichtsstunden laden sie dennoch ganz gerne rechte Ideologen ein. Die Rugia scheiterte im November 2005 daran, Generalmajor a.D. Gerd SchulzeRhonhof gleich direkt und öffentlich im Audimax vortragen zu lassen. „Der Krieg, der viele Väter hatte“, hätte sein Thema lauten sollen. In seinem jüngsten Buch bestreitet der Hobby-Historiker die alleinige deutsche Kriegsschuld. Aber die Uni legte sich nach einigem Hin und
Her damals gerade noch rechtszeitig quer und verriegelte das gesamte Gebäude. Eine generelle Gefahr für kleine Universitätsstädte von der Größe Greifswalds sieht Politikwissenschafter Prof. Hubertus Buchstein. „Es ist beunruhigend, wenn es Burschenschaften mit rechtsextremen Zielsetzungen gelingt, Studenten zu akquirieren und damit den demokratischen Grundkonsens am Rand zu bedrohen“, sagt er. Zwar traut Buchstein den Burschenschaftlern keine große Strategiekompetenz zu, erkennt aber, dass es ihnen gelingt, „über so triviale Dinge wie den Wohnungsmarkt, in Greifswald Fuß zu fassen und nicht in Großstädten unterzugehen“. In Rostock gibt es bisher keine Burschenschaft, der ähnliche Kontakte ins rechtsextreme Lager vorgeworfen werden.
Vital und etabliert In der öffentlichen Wahrnehmung rechtsextremer Aktivitäten steht in Mecklenburg-Vorpommern zumeist allein die NPD im Fokus des Interesses. Besonders vor den Landtagswahlen verstärkt sich der pointierte Blick allein auf die Partei, was kaum verwunderlich ist, da der „Kampf ums Parlament“, wie es in der so genannten Drei-SäulenStrategie der Partei heißt, ausschließlich Sache der NPD sein kann. Zudem dürfte die Berichterstattung nach dem Wahlerfolg der NPD in Sachsen und die Angst vor einem ähnlichen Szenario in Mecklenburg-Vorpommern gehörigen Anteil daran haben. Nicht zuletzt wird seit jeher, wenn rechtsextreme Aktivitäten und Strukturen beschrieben werden, zuerst die NPD genannt. Jegliche Modernisierungsprozesse, die seit den Verboten einiger rechtsextremer Gruppierungen während der 90erJahre stattgefunden haben, bleiben dabei jedoch völlig unterbelichtet. Zu Unrecht. Besonders in MecklenburgVorpommern hat sich in jüngster Vergangenheit eine vitale, relativ verbotsresistente rechtsextreme Struktur etabliert. Statt althergebrachter Parteilaufbahnen, die für junge Leute ohnehin wenig reizvoll sind, organisiert sich das Gros der rechten Szene in freien Kameradschaften, Bündnissen und Kulturkreisen. Etwa 25 namentlich bekannte Gruppierungen dieser Art lassen sich derzeit im Land ausmachen. Die ersten Rechtsextremen, die sich als Kameradschaft organisierten,waren 1991 die „Greifswalder Nationalsozialisten“ (GNS) unter der Führung von Maik Spiegelmacher. Allerdings löste sich die Gruppe schon nach kurzer Zeit wieder auf, als Spiegelmacher sich für einen Brandanschlag verantworten musste.
Auch wenn die freien Kameradschaften vorgeben, als unabhängige und freie Organisationen ausschließlich in ihrem regionalen Wirkungskreis zu agieren, sind sie in eine feste Struktur aus Bündnissen und Aktionsbüros eingebunden, die besonders für die Steuerung von überregionalen Aktionen notwendig ist.
Bundesweit In Mecklenburg-Vorpommern lassen sich im Wesentlichen drei Ebenen erkennen, über die die Arbeit der Kameradschaftsszene gelenkt wird. Ganz oben stehen die so genannten „Aktionsbüros“ oder „Aktionsbündnisse“. Vier gibt es davon bundesweit. MecklenburgVorpommern steht sowohl unter dem Einfluss des „Nationalen Nationalen und Sozialen Aktionsbüros üros Norddeutschland“ (NSAN) und des „Nationalen Nationalen und Sozialen Aktionsbündnisses Mitteldeutschland“ (NSAM). Während das NSAN besonders durch den Zuzug des Hamburger Rechtsextremisten Thomas Wulff nach Amholz im westlichen Teil des Bundeslandes an Relevanz gewann, steht Vorpommern stärker unter dem Einfluss des NSAM. Kontakte der dort ansässigen Kameradschaften nach Berlin und Brandenburg sowie während Demonstrationen mitgeführte Transparente und öffentlich ausgehängte ngte Plakate deuten klar darauf hin. Unterhalb dieser Struktur kümmern sich zwei Bündnisse um die Vernetzung der Kameradschaften im Bundesland selbst. Neben der „Mecklenburgischen Aktionsfront“ (MAF) entfaltet in Vorpommern das „Soziale und Nationale Bündnis Pommern“ (SNBP) seine Aktivitäten.
„Nicht mehr zweckmäßig“ Bis zum 7. Januar 2005 nannte sich dieser regionale Dachverband mehrerer Kameradschaften „Pommersche Aktionsfront“. Auf der dazugehörigen Internetseite wurde dann kurz mitgeteilt: „Mit sofortiger Wirkung löst sich die PAF – Pommersche Aktionsfront auf. Die Gründe dafür liegen darin, dass die Agitationsform einer Aktionsfront nicht mehr zweckmäßig ist.“ Zweckmäßig erschien es den Verantwortlichen stattdessen, sich zunehmend an der Wolf-im-
Schafspelz-Taktik zu orientieren, weshalb der etwas zu radikal anmutende Begriff „Aktionsfront“ durch die zeitgemäßeren Schlagworte „sozial“ und „national“ ersetzt wurde. Der Wechsel ging innerhalb weniger Wochen vonstatten. Bereits am 18. Februar vermeldete das rechtsextreme „StoertebekerNetz“ die Gründung des SNBP, das sich selbst als einen unabhängigen Personenzusammenschluss, der allen, „die sich zu Volk und Kultur bekennen“, als Informations- und Nachrichtenportal dienen solle, bezeichnet. Zudem strebt das SNBP eine verstärkte Zusammenarbeit mit der NPD an. Nicht nur, dass zwei Kandidaten auf der NPDLandesliste für die Landtagswahlen, nämlich Tino Müller und Michael Gielnik (erst im Dezember 2005 traten beide in die NPD ein), fführende Köpfe beim SNBP sind. Auch hat das Bündnis B im gleichen Jahr alle Demonstrationen in Vo r p o m m e r n zusammen mit der Partei organisiert. Zus Zusätzlich ist die Zusammenarbeit zwischen SNBP und MAF 2005 intensiviert worden, wie einige gemeinsam unterzeichnete Demonstrationsaufrufe zeigen. Eingebunden in dieses fixe Organisationssystem agieren die freien Kameradschaften in MecklenburgVorpommern erst unterhalb der Struktur aus „Aktionsbüros“, SNBP sowie MAF. In dieser Hinsicht kann Mecklenburg-Vorpommern als Modellregion gelten, wo Rechtsextremismus, zumindest in einigen Regionen, als soziale Bewegung mit vielfältigen Aktions- du Organisationsformen wahrnehmbar ist. Dagegen verfügt der NPD-Landesverband nur über zirka 200 Mitglieder. Die Partei kann hierzulande also längst nicht den Führungsanspruch innerhalb des rechten Lagers für sich reklamieren. Auch in der Kommunalpolitik ist sie bisher nicht so fest wie beispielsweise in Sachsen verankert. Noch im Jahr 2004 verfügte die Partei gar nur 100 Mitglieder und hat den sprunghaften Anstieg der Mitgliedschaften allein der Aussicht auf den möglichen Sprung in den Landtag zu verdanken, woran auch die Kameradschaftskader partizipieren wollen und deshalb Ende 2005 weniger aus politischer Überzeugung als persönlichem Kalkül massenhaft in die Partei eintraten. Benjamin Fischer
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rechtsextremismus in vorpommern
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rechtsextremismus in vorpommern
„Es gibt keine ethnisch-völkische Definition davon, wer deutsch ist.“ Prof. Dr. Hubertus Buchstein hat am Institut für Politikwissenschaft die Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte inne. Der moritz sprach mit ihm über seine Arbeiten zum Thema Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern.
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moritz: Wie kommt es zu Ihrem Forschungsinteresse auf dem Gebiet des Rechtsextremismus? Prof. Buchstein: Die Gründe sind zweierlei. Zum einen hatte ich aufgrund meiner ideengeschichtlichen Arbeiten schon immer ein Interesse auch an rechtsextremistischer Ideologie und Demokratiekritik. Das zweite ist: Jetzt bin ich hier in der Region, und wenn man als Politikwissenschaftler ein bisschen politisch wirken möchte, schaut man sich nach Themen um, die wichtig für diese Region sind. Ich habe den Eindruck, dass das Thema Rechtsextremismus hier im Bundesland, vor allen Dingen hier in Vorpommern, eines ist, das wissenschaftlich noch nicht adäquat genug bearbeitet wurde.
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Wo setzen Sie die Schwerpunkte? Die Arbeiten, die wir jetzt machen, sind zwei. Das eine ist: Wir forschen ganz konkret über die Kommunalpolitik der NPD hier im Bundesland MecklenburgVorpommern. Das Ziel ist einerseits, wissenschaftliche Aufarbeitung überhaupt zum ersten Mal zu machen. Es gibt aber auch einen Teil, der überlegt, was die „best practices“ im Umgang mit der NPD in Kommunalparlamenten sind. Das zweite Projekt befasst sich genereller mit dem Rechtsextremismus im ländlichen Raum. Auch hier haben wir ein Forschungsthema und eine Beratungsdimension. Wir wollen auf die Interaktion der
Von Toleranz zu Akzeptanz? Das Problem von Ueckermünde sind nicht die Landschaften, die nicht blühen wollen. So sieht es Benjamin Fischer, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte. Vielmehr sei es eine ideologisch motivierte Rechte, die sich im Mittelpunkt der Gesellschaft zu etablieren versucht. Fischer hat dazu ein Büchlein geschrieben, sauber recherchiert und kein bisschen verstockt geschrieben.
rechtsextremistischen mit den demokratischen, zivilgesellschaftlichen Strukturen schauen. Auch hier ist die Idee, zunächst einmal zu beschreiben, welche Strukturen Rechtsextremismus hat und daraus dann „best practices“ zu entwickeln: wo man mit den Gemeinden, mit den Kommunen vor Ort besser die zivilgesellschaftlichen Akteure stärkt, und wo man ein bisschen die politischen Akteure stützt, die doch recht hilflos agieren. Mit ihnen zusammen wollen wir diese Dinge entwickeln. Wie schätzen Sie generell den Rechtsextremismus in MV, in Vorpommern, in Greifswald ein? In Greifswald ist Rechtsextremismus kein großes Problem mehr. Aber es gibt eine Schwachstelle. Das sind zwei Burschenschaften, bei denen einige offensichtlich Verbindungen zu NPDPersonen haben und sich davon nicht absetzen, sondern ganz im Gegenteil mit geschichtsrevisionistischen Thesen versuchen, eine Nische zu besetzen. Ich halte das einer Universität unwürdig und generell für einen Skandal, dass es ausgerechnet im akademischen Milieu Probleme mit Rechtsextremismus gibt. Ostvorpommern und MecklenburgVorpommern kann man gemeinsam abhandeln: In den ländlichen Räumen ist Rechtsextremismus ein Problem. Die NPD ist in einigen Regionen im Augenblick ein bisschen „anverankert“, sie hat ja nur 200 aktive Mitglieder zurzeit. Die so genannten freien Kameradschaften sind in anderen Regionen ein bisschen stärker. Zahlenmäßig hat sich das Potenzial nicht verstärkt, aber unsere Sorge ist, dass über die NPD, wenn sie in den Landtag kommt, eine Art Normalisierung eintritt. Insofern sehe ich das Land in einer Situation, in der man aufpassen soll. Und jetzt das optimistische: Ich glaube, Am Beispiel des öffentlich tolerierten Spielplatzes für Rechtsextreme Ueckermünde beschreibt Fischer eingehend die Vorgehensweisen und Strukturen, in denen „Kameradschaften“ und völkische „Kulturgruppen“ arbeiten. Jedem, der an Einblicken in das rechte Spektrum hier im Land interessiert ist, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Keine wissenschaftliche Arbeit, aber eine konsequente Beschreibung der Situation in Ueckermünde. kos
dass sich die wirtschaftliche Lage in diesem Land über die nächsten Jahre verbessern wird, und das wird einen gewissen Problemdruck nehmen. Was sind die Ursachen dafür, dass Menschen sich dem Rechtsextremismus zuwenden? Ich würde es daraufhin zuspitzen, dass der Rechtsextremismus, den wir hier haben, sich aus zwei Quellen speist: Das eine ist Fremdenfeindlichkeit, und das zweite sind Sicherheits- und Ordnungsorientierungen. Diese beiden Dinge müssen aber nicht automatisch immer sofort bedeuten, dass jemand rechtsextremistisch ist. Aber das sind stark latent vorhandene kulturelle Orientierungen, und die sind vom Rechtsextremismus mobilisierbar. Haben wir in MV denn einen Nachholbedarf im Umgang mit Ausländern? Ich glaube, wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass das Konzept Bundesrepublik Deutschland nicht ethnisch definiert ist. Es geht also nicht darum, den Umgang zu üben, freundlicher, netter zu sein, sondern darum, klipp und klar in den Köpfen zu verankern, dass es keine ethnisch-völkische Definition dessen gibt, und auch laut Grundgesetz nicht gibt, wer deutsch ist. Zum Schluss: Haben Sie einen Rat an Studenten, was man als einzelner tun kann, um Rechtsextremismus zu begegnen und vorzubeugen? Bei uns an der Universität gibt es Rechtsextremismus, soweit wir ihn als Strukturen wahrnehmen können, nur in Teilen dieser beiden Burschenschaften. Insofern die Bitte an Studierende, dass sie, wenn sie Komilitonens aus den Burschenschaften Markomannia oder Rugia kennen, sie zu informieren, wie stark diese mit der NPD vernetzt sind. Dann sollte man als aufrechter, wehrhafter Demokrat fragen, ob sie tatsächlich weiterhin in dieser Burschenschaft agieren wollen, oder ob sie sich nicht distanzieren wollen. Denn zur demokratischen Toleranz gehört ja nicht, dass man toleriert, wenn jemand menschenverachtende Positionen vertritt, sondern zur demokratischen Toleranz gehört, dass man die Grundwerte von Toleranz vertritt. Interview: Katja Staak Das vollständige Interview und weitere Informationen zum Buch von Benjamin Fischer sind ab sofort auf der moritzHomepage unter www.moritz-medien.de nachzulesen.
rechtsextremismus in vorpommern
Was ist Rechtsextremismus? Beseitigung der jetzigen Verfassung angestrebt werden. Diese Merkmale sind allen Formen des Extremismus gemein. Als weiterer begriffsbestimmender Bestandteil kommen jedoch noch die spezifisch rechten Inhalte hinzu: Die ethnische Zugehörigkeit zur deutschen Nation wird überbewertet, was sich in Nationalismus und Rassismus äußert. Eine Ideologie der Ungleichheit weist allen Nichtdeutschen einen minderen Rechtsstatus mit eingeschränkten Ansprüchen zu. Gleichzeitig wird eine Volksgemeinschaft ohne Interessenwettbewerb angestrebt, in der Regierende und Regierte eine Einheit bilden. Ein politischer Autoritarismus schließlich verlangt nach der Willenseinheit von „führender“ Regierung und Volk - der Staat soll die Gesellschaft dominieren. Oberstes Ziel ist es hier, die Homogenität des Volkes zu realisieren, und auch hier
zeigt sich ein klarer Konflikt mit dem Grundgesetz. Vor diesem Hintergrund muss der Rechtsextremismus, anders als Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus, die sich oft genug noch im Rahmen der Legalität bewegen, ganz klar als eine Bedrohung für das politische System der Bundesrepublik angesehen werden. tja
hochschulpolitik
Der Begriff Rechtsextremismus ist in aller Munde, aber was beinhaltet er eigentlich? Der Term setzt sich aus zwei facettenreichen Wörtern zusammen. Unter politischem Extremismus versteht man Einstellungen, die dem modernen Verfassungsstaat, der Demokratie, ablehnend gegenüberstehen. Dabei sind das Mehrheitsprinzip und die Volkssouveränität sowie derenAnbindung an eine auf den Menschenrechten basierende Verfassung die Elemente, die besonders kritisiert werden. Alle Formen des politischen Extremismus verfügen zudem über strukturelle Gemeinsamkeiten: Sie vertreten Absolutheitsansprüche, FreundFeind-Stereotype, Fanatismus und ein antipluralistisches Politik- und Gesellsc haftsverständnis. Es liegt somit auf der Hand, dass eine Überwindung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und folglich auch die
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service / philfak
Elektronische Prüfungsanmeldung – einfach anfangen! Ein Service für Studenten Zum ersten Mal wurde in diesem Semester den Studierenden die Möglichkeit geboten, ihre Prüfungen via Internet anzumelden. Damit folgte das Prüfungsamt dem bundesweiten Trend, langen Schlangen während des Anmeldezeitraumes und dem schriftlichen Ausfüllen von Formularen aus dem Wege zu gehen. Die Prüfungsanmeldung war nunmehr mit Hilfe einer einmalig per Post zugeschickten TAN-Liste von überall möglich. Bereits im Wintersemester 05/06 kamen die Studenten der BWL und teilweise der juristischen Fakultät in den Genuss des bequemen Anmeldens von Zuhause, allerdings nicht für alle Prüfungen. Bei der vom Prüfungsamt initiierten Aktion handelte es sich nach eigenen Aussagen um einen Testlauf, der zwar das ein oder andere Problem verursachte, im Großen und Ganzen aber mit einem positiven Endergebnis abschloss. Etwa 1000 Studenten wählten den elektronischen Weg
der Anmeldung für geschätzte 3200 Prüfungen. Das 14-tägige Widerrufsrecht nutzten circa 50 Studenten um von 70 Prüfungen zurückzutreten. Im Vorfeld des Ganzen versandte das Prüfungsamt circa 5000 Briefe mit einer genauen Anleitung zur Durchführung der Anmeldung und die dazu nötigen TAN-Listen. Leider bekommt man nicht automatisch neue TANs geliefert, wenn die alten aufgebraucht sind, so dass man diese selbstständig mit den letzten zwei TANs per Internet anfordern muss. Anfängliche Software-Probleme wurden im Verlauf der Zeit behoben. Es passierte zum Beispiel, dass Studenten während des Anmeldeprozesses aus dem System gekickt wurden und von vorne beginnen mussten, was negative Stimmung bei den genervten Betroffenen hervorrief. Letztlich war es dem Prüfling in spe jedoch möglich auf alle Bereiche mit ihren insgesamt etwa 5000 eingetragenen Prüfern zuzugreifen.
Für Internetmuffel könnte die elektronische Prüfungsanmeldung eine Schwierigkeit darstellen aufgrund der Fülle an angebotenen Prüfungen. Außerdem kann immer nur ein Prüfer angegeben werden, obwohl zum Beispiel in einer Fachmodulprüfung zwei Prüfer vorgesehen sind. Für derartige Fragen stehen die Mitarbeiter des Prüfungsamtes aber weiterhin zur Verfügung. Und wem die Sache wirklich nicht geheuer ist, kann immer noch persönlich vor Ort im Prüfungsamt seine Prüfungsanmeldung einreichen. Nach Frau von der Gönne-Stübing vom Zentralen Prüfungsamt soll die Anmeldung zukünftig größtenteils über das Internet abgewickelt werden, wenn sich das System bewährt und gut läuft. Damit gehören langes Schlangestehen und die Gefahr der lästigen Übertragungsfehler vom Anmeldeformular in den Computer endgültig der Vergangenheit an. so
Lehrerbildung retten, Ostseeraum wiederbeleben
hochschulpolitik
Der Fakultätsrat der PhilFak einigte sich auf einer Klausurtagung über die Ziele der Politik der nächsten zwei Jahre
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„Wir reden sehr freundlich miteinander“, gab der neue Dekan der Philosophischen Fakultät, Professor Matthias Schneider, im letzten moritz als Losung für die künftige Zusammenarbeit unter den Fakultätsratsmitgliedern aus. Der neue Kommunikationsstil scheint geboten, nach zwei Jahren des Hickhacks, in denen jeder mehr auf die eigenen Interessen als auf das Ganze schaute. Um wieder einen klaren Kurs der Fakultät mit ihren 16 Instituten und rund 4.200 Studierenden zu finden, lud der neue Steuermann kurzerhand den ganzen Fakultätsrat Mitte Mai zur Klausurtagung nach Zinnowitz ein – und alle kamen und diskutierten. Um das Abarbeiten der Kürzungspläne aus den vergangenen Jahren kommt die Fakultät nicht herum. Drei Master-Studiengänge müssen dran glauben, der Mediävistik-Master, der Master Deutsch als Fremdsprache sowie der Master Green Politics. „Der Mediävistik-Master tut uns besonders weh, weil er eigentlich ein gutes Programm enthält“, bedauert Schneider, „allerdings laufen die beteiligten Professorenstellen an den jeweiligen Instituten aus.“ Dann steht das große Thema Lehrerbil-
dung vor der Tür. Dekan Matthias Schneider ist selber einer der Architekten des Greifwalder B.A./M.A.-Modells, so wirkte er als damaliger Studiendekan intensiv an deren Umsetzung mit. Noch sieht er Spielräume, die man nutzen könne. Allerdings müsse das schnell geschehen und vor allem müsse die landesweite Debatte wieder in Gang gebracht werden. „Das Land will ab 2007 die bisherigen Lehramtsstudiengänge einstellen“, so Schneider, „und im Moment sieht es so aus, als ob sich das Rostocker Modell durchsetzt.“ Das wäre aber für Greifswald nur bedingt tauglich, außerdem hatte die Greifswalder Uni mit ihren spezifischen B.A./M.A.-Studiengängen auch ihr eigenes neues Lehrerbildungsmodell, das „Y-Modell“ entworfen. Dafür fanden sich aber bisher keine Studenten und die spezifischen Master of Education standen im letzten Herbst auf der Kippe. Definitiv geschlossen ist das Institut für Erziehungswissenschaft, ein Restbestand wird dennoch bleiben, sich wohl aber nur noch mit der Lehre angehender Lehrer beschäftigen. Ebenfalls aus der Lehrerbildung zurückgezogen hat sich die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, was der neue
Dekan sehr bedauert. „Letztlich hat sie vor dem Problem kapituliert und bildet jetzt einfach keine Lehrer mehr aus“, so Schneider. Den „Life Sciences“ von Alt-Dekan Manfred Bornewasser erteilte die Klausurtagung eine Absage. Stattdessen soll jetzt inhaltlich wieder an einem Schwerpunkt gearbeitet werden, der seit Jahren durch Konzeptpapiere geistert: am Ostseeraum. „Wir planen unverbindlich einen „Master of Baltic Studies“, der Kulturkompetenz, Sprachkompetenz und fakultätsübergreifend auch wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz vermittelt“, so Schneider. Nachdem die inhaltlichen Punkte im Wesentlichen geklärt waren, regte Schneider noch auf der Klausurtagung eine erneute Strukturdebatte an, bei der er aber noch viel Diskussionsbedarf vermutet. „Dennoch wollen wir etwas ändern“, erläutert er den vorläufigen Konsens, „und zwar hin zu größeren Einheiten und mehr Zusammenarbeit.“ Bis zum Herbst soll diese neue Struktur dann auf dem Tisch liegen, damit sie noch in den nächsten eineinhalb Jahren umgesetzt werden kann. uli
universitätsklinikum
Tarifstreit im Gesundheitsland Mediziner legen Arbeit in Greifswald und Rostock nieder Bezahlbare Forderungen? Wenn die Wünsche des Marburger Bundes erfüllt werden, wie werden diese dann bezahlt? Die Kosten medizinischer Versorgung werden zukünftig nicht sinken. Schlagwörter wie der demographische Effekt und das Ungleichverhältnis zwischen in die Sozialsysteme Einzahlenden und Empfangenden sind zu nennen. „Die Gesundheitsreform ermöglicht die Verbesserung der Einnahmeseite“, hofft Diemer. Der Ärztliche Direktor des Greifswalder Universitätsklinikums, Prof. Claus Bartels, hält dagegen die Tariferhöhung für nicht finanzierbar. „Woher soll diese kommen?“, fragt er. „Viele Forderungen des Marburger Bundes, wie zum Beispiel langfristige und übertarifliche Arbeitsverträge mit Leistungsträgern haben wir schon erfüllt.“
Unterm Strich Die ersten beiden Streikwochen im Universitätsklinikum schlagen mit Erlöseinbüssen in Höhe von etwa 300.000 Euro zu Buche. Ungefähr 150 Mediziner beteiligten sich an den Ausständen. Dabei wurden nicht alle Kliniken bestreikt. In der Chirurgie hieß es business as usual, als wenn es keinen Ausstand gäbe. moritz erfuhr aus der universitären Gerüchteküche, dass streikende Mediziner mit Sanktionen, wie zum Beispiel nicht gewährten Vertragsverlängerungen zu rechnen haben. Auch sollen Namenslisten der Streikenden angefordert worden sein. „Aus dem Finanzministerium kam eine Anfrage nach einer solchen. Das Klinikum wird keine Maßnahmen gegen Streikende einleiten. Dies wäre inakzeptabel“, so Bartels. In Schwerin weiß man von einer Anfrage nichts. „Wir haben kein Gesuch nach Namenslisten gestellt“, erklärt Julius Geise, Pressesprecher des Ministeriums. Die universitäre Ausbildung der Medizinstudenten ist durch den bisherigen Streik nicht in Gefahr gewesen. „Es sind keine Lehrveranstaltungen ausgefallen“, sagt Prof. Heyo Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät. „Die Medizinstudenten sind sowohl Mitstreiter, könnten aber auch Opfer des Streiks werden. Dies würden wir aber in Kauf nehmen“, so Montgomery über die bb Rolle der Studierenden.
hochschulpolitik
Einfluß auf den Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, Möllring, ausgeübt werden.“ Dieser soll den Forderungen des Marburger Bundes schließlich entgegenkommen. Der Streik richtet sich nicht gegen die Patienten, die rund 1.500 Medizinstudenten in Greifswald, die einzelnen Klinikchefs und den Vorstand, das Dekanat der Medizinischen Fakultät oder die nichtakademischen Mitarbeiter. Gegner ist Am Verhandlungstisch die TdL. Der Ärztestreik an den beiden Mehrere Ziele möchte die ÄrzteUniversitätskliniken in Greifswald und gewerkschaft erkämpfen. Dazu zählt Rostock geht in die dritte Woche. zum einen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Bisher wurde sieben Jährlich fallen allein Tage lang gestreikt, unter den Ärzten dann eine Woche im Universitätspausiert, aber die klinikum Greifswald gesundheitliche 150.000 unbezahlte Notfall-versorgung Überstunden an. der Bevölkerung Außerdem soll wurde gewährleistet. der VerwaltungsWährend dieser aufwand reduziert Wochen verhandelte Foto: ur werden: Das die Tarifgemeinschaft Plakat in der HNO-Klinik A b r e c h n e n deutscher Länder (TdL) unter dem Vorsitz von Hartmut und Dokumentieren der ärztlichen Möllring mit dem Marburger Bund. Leistungen kostet wertvolle Arbeitszeit. Der erste Verhandlungspartner Des weiteren setzt sich der Marburger ist der Arbeitgeberverband von Bund für längerfristige Arbeitsverträge 14 Bundesländern. Mecklenburg- vor allem für Mediziner in der Vorpommern läßt seine Tarifverträge Facharztausbildung ein. für den öffentlichen Dienst ebenfalls Als weiteres Ziel zählt die Anrechnung durch die TdL verhandeln. Auf der der Forschungs- und Lehrleistung anderen Seite des Verhandlungstisches der Uniärzte zu ihrer Arbeitszeit. Vorbereitungsaufwand für sitzt der Marburger Bund als „Der Arbeitnehmervertreter für rund 100.000 Lehrveranstaltungen darf nicht als Ärzte in Deutschland. Beide Streithähne Privatsache abgetan werden“, fordert Dr. diskutieren schon seit Wochen, treten Wolf Diemer, Mitglied des Greifswalder vor die Öffentlichkeit und versprechen Streikkomitees und Vertreter im eine schnellen Tarifabschluss für die an Landesverband des Marburger Bundes. den Universitätskliniken angestellten Die Gewerkschaft fordert eine Ärzte. Eine Einigung blieb aber bisher signifikante Gehaltserhöhung für die aus. Die streikenden Mediziner in M- Mediziner. Ein zustande kommender V fahren nun einen schärferen Kurs höhereTarifabschluss wird aber weiterhin und drohen mit der ununterbrochen unterschiedliche Vergütungen an ostArbeitsniederlegung bis ihre Forderungen und westdeutschen Universitätskliniken Diese Unterschiede erfüllt werden. In Süddeutschland läuft enthalten. der Streik an den Universitätskliniken sollen aber langfristig verschwinden. Deshalb darf der für die in der TdL schon seit fast drei Monaten. organisierten Bundesländer geltende Flächentarifvertrag nach Maßgabe der Eingefordert Interessenvertretung der Ärzte nicht Montgomerys Visite in Rostock am aufgekündigt werden. Ansonsten wird 17. Juni sollte die anwesenden Ärzte ein Verlust von qualifizierten Mediziner noch mehr zusammen schweißen. aus M-V an Krankenhäuser anderer, mit „Fahren Sie einen härteren Kurs besseren Tarifverträgen ausgestatteten gegenüber ihrer Finanzministerin Sigrid Bundesländern, befürchtet. Das Ende Kehler“, forderte der Vorsitzende des des Gesundheitslandes MecklenburgMarburger Bundes, „denn nur so kann Vorpommern?
Rostock. 12. Juni, 8 Uhr irgendwas.Tosender Applaus schallt durch den Hörsaal der Inneren Medizin in der Schillingallee. Auf dem Podium: Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Das Publikum: Mediziner der beiden Universitätskliniken in Mecklenburg-Vorpommern und eine große Anzahl Studierender.
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mensabau
In Planung Der Neubau der Mensa steht zur Diskussion Die Mensa ist ein Problem“, sagt Eric Kibler,Vorsitzender des Verwaltungsrates des Studentenwerks. „Neubrandenburg und Stralsund sind bereits saniert. Greifswald bleibt als Sorgenkind übrig.“ Seit 1973 steht die Mensa am Schießwall. Die Kapazitätsgrenzen des damals für 1250 Essen pro Tag ausgelegten Gebäudes sind durch die veränderten Studierendenzahlen bereits ausgeschöpft. Doch ein vorübergehendes Ausweichen ist bei laufendem Tagesgeschäft nicht möglich, weil ein entsprechender Ort fehlt. Die Sanierung selbst würde fast ein Jahr dauern, was einen Betrieb deutlich behindern würde. Ein Neubau und die spätere Sanierung der Mensa am Wall bestehen gegenwärtig als Alternative.
Vision des Rektorats
Gesprächsbereit
„Wir sind dabei ein Modell zu finden“, so Dr. Thomas Behrens.„Es gibt die Idee, eine neue Mensa im Private Public Partnership Verfahren zu bauen.“ Ein Grundstück steht am Beitz-Platz bereits zur Verfügung. Eine private Planungsfirma entwirft derzeit eine Idee, die dem Rektorat und dem Studentenwerk in
Den öffentlichen Auftrag für die Bewirtschaftung von Mensen und Cafeterien erfüllt nach dem Studentenwerksgesetz das Studentenwerk. „Wir sehen einen privat finanzierten Neubau als schwierig an“, so Dr. Cornelia Wolf-Körnert, Geschäftsführerin des Studentenwerks. Das Betreiben solcher
hochschulpolitik
Offen geblieben
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Im bisherigen Rahmenplan für den Hochschulbau ist das Vorhaben vorerst nicht enthalten. „Seit Jahren wurde es nach hinten verschoben“, so Eric Kibler. Für den neuen Plan wurde es zwar mit eingereicht, fand sich allerdings im Entwurf nicht wieder. In der am 27. April zwischen dem Land MecklenburgVorpommern und der Universität Greifswald unterzeichneten Mensa Zielvereinbarung taucht der Neubau der Mensa am BertholdBeitz-Platz als Dringlichkeit nicht auf.„Der Entwurf der Zielvereinbarung kam von Ministeriumt“, sagt Kanzler Dr. Thomas Behrens. „Das Rektorat unterstützte nur Vorhaben, die es für durchsetzbar hielt.“ Bedarf erkannt Bisher finanzierten Land und Bund die Bauvorhaben. Ab 2007 entfällt diese Aufgabenverteilung durch die Föderalismusreform für den Bund. Dann erhalten die Länder nur noch einen Pauschalbetrag, der gegenüber den bisherigen Zuweisungen des Bundes deutlich niedriger ausfallen soll. Über 280 Mio. Euro flossen bereits in den Ausbau des neuen Campus am BeitzPlatz für die Naturwissenschaften und die Medizin. In einem Schreiben erkannte die Landesregierung den Bedarf eines Mensaneubaus mittlerweile an.
am Schießwall: 1973 gebaut, heute sanierungsbedürftig den kommenden Wochen vorgestellt werden soll. Dann wird darüber diskutiert. Die Frage nach den Gesamtund laufenden Betriebskosten sieht der Kanzler gelassen: „Ein privater Bauherr kalkuliert anders und zudem ist privates Bauen billiger als staatliches.“ Seitens der kaufmännischen Leitung des Klinikums besteht derzeit ein Interesse, da neben der Versorgung der Studierenden am neuen Campus auch die Patienten und Verpflegung der Mitarbeiter des Klinikums abgedeckt werden könnte. Deutschlandweit würde erstmalig eine Mensa komplett aus privaten Mitteln finanziert werden. „Das ist ein weicher Faktoren bei der Wahl des Studienortes“, unterstreicht Behrens als Mitglied des Rektorates.
Foto: ur
Einrichtungen sei erfahrungsgemäß defizitär und die laufenden Unterhaltungskosten problematisch. Bislang leistete der Staat seinen Beitrag zur Förderung der Studierenden, in dem er Mensen baute, den Studentenwerken mietfrei zur Verfügung stellte sowie für die Bauunterhaltung aufkam. Bei einer privaten Investition müssen diese Kosten zusätzlich aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden. Eine mögliche finanzielle Beteiligung beim Bau einer neuen Mensa durch das Studentenwerks bietet die Geschäftsführerin ausdrücklich an. Weiterhin betont Cornelia WolfKörnert: „Das Studentenwerk sollte mit in den Entscheidungsprozeß einbezogen werden.“ ur
Wirklich wahr?
Staaten und setzte seine Hoffung in die sozialistischen Ideale, die die DDR versprach. 1956 bis 1961 war Mucchi Gastprofessor für Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sein Leben war von nun an durch das Pendeln zwischen Italien und der DDR, zwischen Kapitalismus und Kommunismus bestimmt. Seinem besonderen Interesse für die norddeutsche Küstenlandschaft, die er der mediterranen Adria gegenüberstellte,
Über einen Italiener in Pommern
In schmerzlichster Verzweiflung reißt eine Schwangere ihre Hände im Betgestus in den dramatisch kolorierten Himmel, während sich die Blicke zweier ihrer Kinder auf die offene See richten, in der sich ein gekentertes Schiff abzeichnet; peripher eilen weitere Leute herbei, die dem Geschehen vom Strand aus nur hilflos zusehen können. Der mögliche Verlust des geliebten Mannes und Vaters wird zur Offenbarung größter existenzieller Not. - Ein „realistisches“ Bild? „Der Schiffbruch“, von 1958, ist eines der eindringlichsten Werke des italienischen Künstlers Gabriele Mucchi, eines Mannes, der bereits in seinen Lebensdaten (1899 – 2002!) deutlich macht, was seine Werke reflektieren: das 20. Jahrhundert, mit all seinem Kriegsleid, seiner ideologischen Polarisierung und der Suche der Moderne nach einer besseren Gesellschaft. In all den Wirrungen und Strömungen, die dieses Jahrhundert hervorbrachte bewegte sich Mucchi als „Wanderer zwischen den Welten“, wie er sich später selbst bezeichnete und wie seine bewegte Biographie verdeutlicht: Bereits nach dem ErstenWeltkrieg begann sich Mucchi neben seinem Bauingenieursstudium in der Opposition gegen Mussolini „Der Schiffbruch“ (1958), Öl auf Leinwand. zu engagieren. In den 1920er und 1930er Jahren kam er mit den herausragenden Vertretern der konnte er intensiv nachgehen, als er italienischen Moderne in Kontakt. von 1960 bis 1962 eine Gastprofessur Künstler wie Giorgio De Chirico gehörten am Institut für Kunsterziehung der zu seinen Freunden und Bekannten. Universität Greifswald (aus dem das Seine Mailänder Wohnung wurde ab heutige Caspar-David-Friedrich-Institut 1934 Treffpunkt antifaschistischer hervorgegangen ist) annahm. Künstler und Intellektueller. Im Zweiten Weltkrieg engagiert er sich Mehr als „schmückendes Beiwerk“ im Partisanenkampf und tritt 1945 in die Italienische Kommunistische Partei Diese Verbindung zu unserer Universität ein. Seine Ambitionen, die vor dem gab nun im Jubiläumsjahr Anlass, mit Krieg in begrenztem Maße auch der einer umfangreichen Werkschau das Architektur und dem Möbeldesign galten Leben und Schaffen Gabriele Mucchis konzentrierten sich nun auf die Malerei, zu würdigen. da er überzeugt war, so einer „zivilen Mit über 200 Gemälden und Graphiken, und sozialen Verantwortung“ gerechter zu denen Buchillustrationen zu Werken zu werden. Brechts ebenso gehören, wie Entwürfe Mit Interesse verfolgte er die für Wandgemälde in der Grenzkirche Herausbildung der beiden deutschen von Alt-Staaken bei Berlin und der
Fischerkapelle in Vitt bei Kap Arkona, ist dies eine der größten Ausstellungen zum vielseitigen Oeuvre des Italieners. In Zusammenarbeit mit dem VinetaMuseum in Barth waren es vor allem Studierende des Caspar-David-FriedrichInstituts, die durch mehrere Seminare und praktische Einsätze/... – vom Verfassen wissenschaftlicher Katalogtexte, über die Gestaltung der Plakate und Flyer bis hin zu Transport und Hängung der Exponate – zu einer äußerst ansehnlichen und repräsentativen Ausstellung beigetragen haben. Bei der Vernissage, die am 6. Juni Hof hinter dem Hauptgebäude stattfand, dessen Ungestaltung der Musiker Thomas Putensen in diesem Kontext mit dem Wandel von einem kleinen Arboretum zu einem Exerzierplatz verglich, lobte Rektor Prof. Dr. Rainer Westermann die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Institut, Universität und Museum. Gleichzeitig zeigte er sich betrübt darüber, das Prof. Dr. Matthias Müller, der viele Jahre als Dozent und Vertretungsprofessor dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte innerhalb und außerhalb der Universität prägendes Ansehen verlieh, in diesem Semester einen Ruf zur Universität Mainz angenommen hat. Prof. Müller, der bereits 2004 zusammen mit seiner Frau Dr. Melanie Ehler, der Leiterin des Vineta-Museums, das viel beachtete Ausstellungsprojekt „Schinkel und seine Schüler“ geleitet hatte, kündigte aber an, sich auch vom Rhein aus weiterhin dafür einzusetzen, dass die Kunst an der Greifswalder Universität mehr als nur „schmückendes Beiwerk“ bleibt. Mit der Ausstellung „Wirklich wahr – Gabriele Mucchi und die Malerei des Realismus“ ist dies definitiv gelungen. Wie weit sich der „Realismus“ nun in den Bildern zeigt, kann man noch bis zum 28. Juli 2006 im Uni-Hauptgebäude am Rubenowplatz erfahren. Vom 4. August bis 29. Oktober 2006 wird die Ausstellung dann im Barther VinetaMuseum zu sehen sein. Mit seinem charakteristischen Schmunzeln kommentiert ein älterer Professor das drastische Gemälde „Der Schiffbruch“: „Ja, die armen Fischerfrauen in den Fünfziger Jahren ... Also ich weiß noch, Aal war damals Mangelwahre und für die Fischerfrauen war das ein guter Zuverdienst – so arm waren die damals nicht ...“ aha
feuilleton
ausstellung
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diskussion „von außen“ über die Uni hereinbrächen. Ob sich alles nur noch um das liebe Geld drehe, fragte Co-Moderator Geo Siegwart, was Thomas Schattschneider sofort bejahte. Vom handfesten Materiellen ging die Diskussion zum gedanklich Metaphysischen über. Die Uni sei doch auch ein Ort der Wahrheit, merkte Stegmaier an. Ja, sprach Rektor Westermann, in den „hardcore Life Sciences“ konkurriere man um die beste Erkenntnis. Die Uni sei, so Bildungsminister Metelmann, eine „Kathedrale der Wahrheit“, gleichzeiDisputanten Metelmann, Hecker, Schattschneider: Zwei dösen, einer denkt. Fotos:uli tig aber auch „Fachgeschäft der Berufsausbildung“. Und schon war man beim Thema Bachelor/Master-Studiengänge angekommen. Der Strafrechtsprofessor Wolfgang Joecks polterte erst einmal, das Abitur wäre ja inzwischen auch nichts mehr wert, weil die SchulabgänEine Diskussion zur Zukunft der Uni endet im großen Palaver ger immer weniger wüßten. Qualifizierte Forschung sei somit ohnehin erst im Ein Liebhaber verfehlter Metaphorik aber als lebendigen Organismus, der Master-Studium möglich. Und schwupps hätte am Abend des 23. Mai seine Freu- weiter gedeihen müsse. Rektor Rainer landete die Debatte bei den Akkredide gehabt. Zwischen 18 Uhr und 19.45 Westermann formulierte unbestimmt, tierungsagenturen und der Deutschen Uhr plauderten im gut gefüllten Bürger- Universität sei etwas Gutes, Wolfgang Forschungsgemeinschaft, von denen man schaftssaal acht Herren und eine Frau Joecks diagnostizierte „mehr Eitelkeit ja ach so abhängig wäre heutzutage. über die Frage, was eine Universität ist denn Intelligenz“. Erst der Theologe und Nebenbei regte einer der Moderatound was sie sein soll. Schließlich ist dieses die zwei Naturwissenschaftler brachten ren an, nicht allgemein Studiengebühren Jahr Unijubiläum, da muss man sich auch es auf den Punkt: Die Uni müsse eine zu erheben, sondern nur bei bestimmmal mit Grundsätzlichem befassen. Mini-Gesellschaft sein, an der Studieren- ten, qualitativ hochwertigen Vorlesungen Unter den Diskutanten die üblichen Ver- de und Lehrende gemeinsam forschen, einen Obolus zu verlangen. dächtigen, die etwas über die UniversiDann erschien aber doch noch tät zu sagen haben, angefangen von Bilder Retter des Palavers am Horidungsminister Hans-Robert Metelmann zont, in Person von Altrektor Jürüber Rektor Rainer Westermann bisgen Kohler. Der räumte erst einmal hin zu dem ehemaligen Senatsvorsitzengrundsätzlich mit dem argumentaden Wolfgang Joecks und dem ehemalitiven Kleinklein auf:Was denn diese gen AStA-Vorsitzenden Thomas SchattDetails bei der Frage, was eine Unischneider. Aber auch drei ungewohnte versität sei, verloren hätten? Man Gesichter waren dabei, die Nachwuchsmüsse vielmehr fragen, was diese wissenschaftlerin Joanna Dietzel, der Universität Greifswald sei und wie erfolgreiche Mikrobiologie-Professor sie herausfinden könne, was sie Michael Hecker sowie der Theologiedenn sein sollte. Die Debatte sei Professor Martin Onnasch. Die Moderain falsche Widersprüche verstrickt, toren gaben die Philosophieprofessoren diagnostizierte Kohler, Praxis und Werner Stegmaier und Geo Siegwart. Theorie, Geistes- und NaturwisEs hätte interessant werden können, als senschaften sowie WissenschaftsWerner Stegmaier ganz zu Anfang einige und Berufsqualifikation würden Antworten großer Philosophen auf die Moderator Stegmaier: Die Uni in einem Satz! gegeneinander ausgespielt. Dabei Frage zitierte, was eine Universität sei. sei es gerade Aufgabe der UniverDanach bat er alle Diskussionsteilneh- formulierte Martin Onnasch. Joan- sität, sich jenseits dieser Widersprüche mer – artig in hierarchischer Reihenfol- na Dietzel merkte an, dass Unis nicht als Ganzes zu begreifen. Erst dann könne ge – in einem prägnanten Satz zu for- zu Zulieferbetrieben der Marktwirt- man über sich selber und seine Ziele mulieren, was sie unter einer Universi- schaft verkommen dürften und Michael nachdenken und würde nicht ständig tät verstünden. Natürlich konnte keiner Hecker verglich die Uni schließlich mit von Krise zu Krise stolpern. der Beteiligten diese Aufgabe meistern, einem Fluss, der eine gewisse Breite und Dummerweise war es da aber schon einzig der Ex-AStA-Vorsitzende Tho- eine gewisse Tiefe haben müsse. Uns fünf vor viertel vor, so dass Martin mas Schattschneider las einen kruden fehlten aber die Tiefen, so Hecker. Onnasch nur wenig Zeit blieb, über Bandwurmsatz vor, dessen Quintessenz Was danach folgte, war mehr Mitleids- Geld als fragwürdiges Steuerungsinstirgendetwas mit Staatsfinanzierung zu orgie denn als ein sachlicher Schlag- rument für Hochschulen nachzudenken. tun hatte. Doch der Reihenfolge nach: abtausch von These und Antithese. Pünktlich um viertel vor acht war dann Bildungsminister Hans-Robert Metel- Moderator Stegmaier schnitt das heikle die Frage, was eine Universität sei, vom mann, vormals Professor für Gesichts- Thema „Hochschulautonomie“ an, wor- Konjunktiv in den Indikativ überführt – chirurgie in Greifswald, zückte zwar aufhin Rektor Rainer Westermann über vorerst zumindest, bis in 50 Jahren das nicht das Skalpell, bezeichnete die Uni die permanenten Zwänge jammerte, die nächste Jubiläum ansteht. uli
feuilleton
Argumentatives Kleinklein
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universitätsarchiv
Über die Vergangenheit für die Zukunft des Unternehmens 3N-Mobile werden diese beiden Universitäts-jubiläen jetzt einem größeren Publikum auf einer DVD zugänglich gemacht. Monatelanges Durchforsten von Archivmaterial zum 500. Jubiläum veränderte alle Vorplanungen zu einer filmischen Betrachtung der damaligen Festwoche. Nun wurden auch Zeitzeugen gesucht, gefunden und befragt. Diese steuerten nicht nur interessante Anekdoten bei. Deren private Fotos und Filmmaterial bereicherten den entstandenen Film „Erinnerungen an die 500-Jahrfeier der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald“ ungemein. Heutigen Sehgewohnheiten – kurze Einstellungen, schnelle Schnitte – nicht entsprechend wird die Festwoche vor 50 Jahren chronologisch nachgezeichnet. Vor allem unterhaltsam soll das 50-Minuten-Werk sein. Verständlich, dass so auf kritische Punkte nicht eingegangen werden
Akademische Ahnengalerie Im Jubiläumsjahr beleuchten auch Universitätsarchiv und Kustodie eine Epoche in der Geschichte der Greifswalder Alma Mater. ‚Greifswalder Köpfe’ versammelt erstmals die universitären Gelehrtenportraits aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und stellt neben einem Katalog der Kunstgeschichte auch eine Sozialgeschichte der damaligen Landesuniversität vor. Die Universitätssammlung umfasst insgesamt 79 Ölgemälde überwiegend aus dem 17. Jahrhundert, auf denen Professoren der Universität dargestellt sind.Neben Universitätsgründer Heinrich Rubenow sind weitere Rektoren wie Petrus Bestenboestel und Barthold Krakewitz, aber auch Professoren der Medizin und Theologie abgebildet. Diese Sammlung ist nicht zentral zu besichtigen, sondern hängt in verschiedenen Instituten und Dekanaten. „Wir wollten dieses Erbteil der Universität, das nur sehr wenigen Menschen komplett bekannt ist, zusammentragen und zugänglich machen,“ sagt Dr. Dirk Alvermann, Leiter des Universitätsarchivs. Dazu wurden nicht nur vom Stettiner Fotografen
Grzegorsz Solecki hochwertige Fotografien der Portraits angefertigt, sondern auch, soweit möglich, Lebensdaten und Biografie der jeweils dargestellten Person recherchiert. Die entstandenen Lebensläufe zeigen einen faszinierenden Einblick in die Sozial- und Bildungsverhältnisse der Frühen Neuzeit. So waren soziale Herkunft, der Besuch eines renommierten Gymnasiums wie Stralsund oder Stettin und die Wahl des Studienortes entscheidende Kriterien, um einmal Professor an der ‚Familienuniversität’ Greifswald werden zu können. Wissen wurde nicht stationär vermittelt, sondern über mitunter jahrelange Bildungsreisen durch Europa angeeignet. Schillernd und abenteuerlich sind die Ereignisse, die die beiden Herausgeber verarbeitet haben: Greifswalder Gelehrte erkunden Heilquellen in Barth, erstellen Horoskope für den
kann. Die ältere Zielgruppe des Films könnte sich an Darstellungen von KZHäftlingen während des Festumzugs im Jahr 1956 stören. Im ungeschnittenen Bonusmaterial der DVD ist diese Szene aber enthalten. Somit kann der 1956er Festumzug historisch korrekter nachvollzogen werden. Die „Eindrücke zur 525-Jahrfeier der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald“ entstanden im Jahr 1981. Der Film ist in seiner Originalversion auf der DVD enthalten. Das beigelegte Booklet enthält Kommentare zu diesem Film. Entstanden sind diese durch Studenten des Historischen Instituts und stellen einen zeitgeschichtlichen Zusammenhang her. Lobenswert: Filmische Auswertungen der beiden vorherigen Jubiläen der Universität Greifswald sind nun erhältlich. Doch wird auch der 550. Geburtstag dieser Lehr- und Forschungsanstalt medial konserviert werden. Bisher scheint es, das zukünftige Generationen bb in die Röhre schauen. Schade! Die DVD „Jahresringe – Die Jubiläen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 1956 und 1981“ ist im Greifswalder Buchhandel erhältlich. Kriegsgegner Wallensteins und erleben die schwedische Niederlage in Poltawa. Auch die Tätigkeiten eines Professors werden beschrieben. So wird etwa zu Konrad Tiberius Rango bemerkt, er habe als Hochschullehrer ‚selten disputiert und niemals Vorlesungen gehalten’. Als besondere Zugabe haben die Verfasser jedes Portrait mit der eigenhändigen Unterschrift der jeweiligen Person versehen. „Das war manchmal kriminalistische ergänzt Spürarbeit“, Alvermann, „denn es ist gar nicht so einfach, von einer Person, die vor 400 Jahren verstorben ist, eine eigene Unterschrift zu finden.“ Für die Lebensgeschichten der Greifswalder Professoren gab es hingegen eine zuverlässige Quelle: Die meisten stammen aus Trauergedichten und Leichenpredigten. Alvermann, Dirk; Dahlenburg, Birgit: Greifswalder Köpfe. Gelehrtenportraits und Lebensbilder des 16. bis 18. Jahrhunderts aus der pommerschen Landesuniversität. Hinstorff, 2005. Marlene Sülberg
unijubiläum
Der Tag des 17. Oktober spielt für die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald eine bedeutende Rolle. Die jeweiligen runden Geburtstagsfeiern könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Vor 50 Jahren feierte die Universität ihr Bestehen mit einer Festwoche, die unter einem starken Fokus auf die Tradition der Universität und ihrer Stadt stand. Die politische Realität der noch jungen DDR war während dieser Woche spürbar, prägte die Veranstaltung aber nicht in dem Maße, wie dies 25 Jahre später geschah. Das 525. Jubiläum der Universität Greifswald wurde 1981 viel stärker als Forum zur Darstellung der Gegenwart der sozialistischen Bildungseinrichtung genutzt. Diese beiden unterschiedlichen Feierlichkeiten geben Aufschluss über das Selbstbild der Universität und ihrer gesellschaftlichen Umwelt. Durch das Bemühen des Universitätsarchivs Greifswald, der Mitarbeit des Historischen Instituts und
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potentieller partner
Hyvää päivää! * Finnische Studentinnen besuchten Uni und Greifswald Seit März 2006 stellte sich die Universität Greifswald mit einer Posterausstellung an den Partnerhochschulen in St. Petersburg, Kaliningrad, Tartu, Riga, Vilnius, Szczecin, Poznan, Joensuu, Jyväskylä, Göteburg, der Södertörn Universität in Stockholm und Helsiniki vor. In der finnischen Hauptstadt wurde sie im Frühjahr im Rahmen einer Vortragveranstaltung der Deutschen Philologie eröffnet und dort entstand auch die Einladung des Akademischen Auslandsamtes an finnische Studenten zum Universitätsjubiläum. Dank der Bewilligung des DAAD-Antrages besuchte eine dreizehnköpfige Gruppe finnischer Germanistikstudentinnen vom 10. bis zum 13. Mai die Hanseund Universitätsstadt, sah sich um, besuchte Veranstaltungen des Instituts für Germanistik und des Nordische Instituts, erlebten den Nordischen Klang und genossen das sommerliche Städtchen. “Da die meisten hiesigen
Studierenden des Faches Deutsche Philologie sich während ihres Studiums bisher eher selten in Norddeutschland Foto: so aufhalten“, so Zu Gast bei moritz und moritz-TV Germanistik-Dozentin Jana Möller von der Universität Helsinki. Frau Dr. Carola Häntsch. Verschiedene „Es war für die Exkursionsteilnehme neue Austauschverträge befänden rinnen ein besonderes Erlebnis, den neben den bestehenden Programmen nordöstlichen Teil Deutschlands seitdem in Vorbereitung. Damit während einer Studienreise kennen können langfristig beide Universitäten lernen zu dürfen.“ Ihre Erwartungen stärker zusammenrücken und ihren wurden dabei übertroffen: „Eine tolle Studierenden die Gelegenheit bieten, Reise und hoffentlich nicht die letzte sich am jeweils anderen Ort ausbilden in diese Richtung“, so Studentin Veera zu lassen. Eine Partnerschaft zwischen Lampi. „Wie sich alles irgendwie um Helsinki und Greifswald ist noch ein die Uni kreiste war schon witzig.“ bisschen Zukunftsmusik. Dennoch blickt Das Akademische Auslandsamt ist Carola Häntsch optimistisch nach vorn: auch zufrieden: „Wir freuten uns „Es wäre schön, wenn mindestens die sehr, dass sie zu uns nach Greifswald Exkursion zu einer guten Tradition gekommen sind und dass sich Helsinki wird.“ als Hauptstadtuniversität auf seine * Hyvää päivää – Guten Tag (finn.) Partner im Ostseeraum besinnt“, so ur
feuilleton
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antijubiläum/unichor
Das Institut für Anglistik/ Amerikanistik zum Unijubiläum Entläßt eine Aktiengesellschaft Mitarbeiter, freuen sich die Vorstandsmitglieder und verkünden den Aufschwung, den – insgeheim als „collateral profit“ verbucht – auch ihr eigenes Depot nehmen wird. Ähnlich mutet die zur Schau gestellte Hausse an, die mit dem 550er Jubiläum an der Universität Greifswald Einzug gehalten hat. Man feiert sich, und wie es sich für eine Feier großen Stils gehört, werden den höheren Mächten Opfer dargebracht. Was aber, wenn der aufsteigende Rauch
verpufft ist? Nun, der Futures-Index läßt verheißungsvoll Zukunftsmusik erklingen – wenngleich nicht für alle. Im Verbund mit der Greifswalder Universitätsleitung „bereinigt“ derzeit die Landesregierung ihr Portfolio der Hochschulbildung und opfert im Jubiläumsjahr durch Jahre des Erfolgs gehärtete Werte, darunter das derzeit noch voll funktionsfähige Institut für Anglistik/Amerikanistik. Als im 19. Jahrhundert die Universitäten gründlich nach Humboldtschen Maßstäben reformiert wurden, nahmen die an den Philosophischen Fakultäten versammelten Disziplinen einen ungekannten Aufschwung. Nicht zuletzt der philologische Bereich erstarkte in einer Weise, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu einer Diversifizierung und zur Etablierung neuer Fächer führte. Damals gelang es der Universität Greifswald, nicht nur mit der allgemeinen Entwicklung mitzuhalten, sondern – zumindest punktuell – Vorreiterin zu sein. Die Einrichtung ordentlicher Lehrstühle für die modernen Philologien Romanistik und Anglistik im Jahr 1881 gehörte dazu und war angesichts der
CineExtra im CineStar Greifswald jeden Mittwoch um 17.15 Uhr und 20.15 Uhr für nur 4,50 Euro
Bedeutung dieser Fächer sowie der durch sie vertretenen Sprachen im folgenden Jahrhundert zukunftsweisend. Es ist dies nicht der Ort, die mit den in der Folge etablierten Instituten verbundenen Namen herausragender Forscher und Hochschullehrer im einzelnen aufzuführen – dafür wird andernorts Gelegenheit sein. In der jüngsten Vergangenheit, und bislang noch immer, gehört das Institut für Anglistik/ Amerikanistik mit ca. 800 Studierenden zu den studentenstärksten Einrichtungen der Universität. Die hier ausgeübte Lehre und Forschung und die auf beiden Gebieten erfolgreich etablierten langjährigen internationalen Kontakte haben die Universität stets bereichert. In Zeiten, wo die allgemein prekäre Lage bereits der ordentlichen Abwicklung des regulären Lehrbetriebs zunehmend engere Grenzen setzt, verbuchen wir dies durchaus als Erfolg. Dennoch soll das Institut im 125. Jahr seines Bestehens nach den Maßgaben des Landes und der Universitätsleitung jedoch keine Option auf Zukunft mehr erhalten und kurzerhand wesentlich dezimiert, potentiell gar ganz abgeschrieben werden. Die ProfessorInnen, MitarbeiterInnen und Studierenden der Anglistik/ Amerikanistik begegnen diesen Plänen jedoch nicht in stillschweigendem Einverständnis. Nach einer Vielzahl von Protestaktionen in der Vergangenheit, die durch zahlreiche Unterstützer aus dem In- und Ausland mitgetragen wurden, werden wir die erfolgreiche Arbeit des Instituts und seiner noch existenten Teilbereiche mit einem Fest würdigen. Noch einmal – zum letzten Mal? – wollen wir so die Rolle des Instituts innerhalb der Philosophischen Fakultät, für die Universität sowie für den Unistandort Greifswald vor aller Augen und für alle Ohren deutlich machen. Daher laden wir all diejenigen herzlich zu einem Straßenfest ein, die sich dem Institut, seinen Mitarbeitern und Studierenden verbunden fühlen und die wie wir nicht verstehen, daß eine auf Internationalität setzende Universität im 21. Jahrhundert darauf verzichten will, die englische Sprache und die Literatur und Kultur Großbritanniens und Nordamerikas in einer angemessenen und notwendigen Breite zu erforschen und zu lehren. Dirk Schultze
Mitgesungen Der Universitätsmusikchor zu Besuch in Stettin Auf Einladung des Festivaldirektors Professor Eugeniusz Kus nahm der Universitätschor unter der Leitung von Harald Braun neben 25 anderen Ensembles am 5. Internationalen Chorfestival in Stettin teil. „Im Herbst des vergangenen Jahres saßen wir zusammen und es gab die Anfrage, ob wir uns nicht beteiligen könnten“, so Universitätsmusikdirektor (UMD) Braun. Nicht als Gäste, sondern als Partner reisten die 50 sangesfreudigen Studenten nach Stettin. Den Bus für die zweitägige Reise stellte die Universität, während Hotel und Verpflegung von polnischer Seite aus übernommen wurden. Mit der Aufführung der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart in der Stettiner Kathedrale St. Jacobi erhielten die teilnehmenden Chöre, die Solisten und die Stettiner Philharmonie unter dem Dirigat von Eugeniusz Kus freudigen Beifall. „Für uns war das Ganze sehr positiv“, so der UMD. „Die späteren Diskussionen zeigten, wie spannend es ist, eine andere Chor- und Klangkultur zu erleben.“ In Greifswald gibt der Universitätschor sein nächstes Konzert mit Leonard Bernsteins Chichester Psalms und Wolfgang Amadeus Krönungsmesse am 24. Juni um 19 Uhr im Dom. ur
feuilleton
Frust statt Lust
28.6. Capote - 5.7. Syriana - 12.7. Knallhart 19.7. Brokeback Mountain 26.7. Transamerica - 2.8. Die Wolke
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u-rope das Kleinkunstfest fast ins Wasser. Der sich anschließende Festumzug, welcher die Studenten durch die Stadt führen sollte, musste kurzerhand in die Nexö-Passage verschoben werden, was aber dem Programm keinen Abriss tat. Somit wurden neue Räume sichtbar in Greifswald, die man in der Form noch nicht kannte. Dafür muss man vor allem den Helfern des IKUWO danken, deren Haus die gesamte Woche über als zentrale Anlaufstelle diente und deren Interieur aus Sofas, Tischen und Teppichen sich wie ein gemütlicher roter Faden durch die einzelnen Veranstaltungen zog. Wer war schon mal in der Nexö-Passage? Oder im Waschsalon in der Gützkower Straße, um eine Lesung zu hören? Wann gab es schon mal eine Open-Air-Party vor dem Jahn-Gymnasium, unter dem dicken Baum an dem eine Schaukel hing? Und so konnte man immer mit einer Überraschung rechnen bei den einzelnen Veranstaltungen, die einem in ihrer ganz eigenen Form ein neues Gesicht unserer Stadt offenbarten – wenn man die Augen und Ohren offen hielt. Das International Students Festival 2006 war ein Gefühl von Offenheit, Verbundenheit, Neuheit und ganz viel Kreativität. Und dafür sei dem GrIStuF e.V. herzlich gedankt. so
Ganz neue Gesichter unserer Stadt Mit U-Rope 2006 zog ein Gefühl von Europa in Greifswald ein en masse, mit den angereisten Studenten in Kontakt zu treten – es soll an dieser Stelle nur die Welcome-Party in der Mensa genannt werden. Um dem gemeinen Greifswalder Studierenden noch mehr ins Geschehen zu involvieren, wurde auch um heimische Studenten geworben, die als Teilnehmer an den 14 Workshops partizipierten. Was bei diesem, mittlerweile dritten Students-Festival besonders auffiel, war neben der allgemein guten Organisation die Flexibilität der Veranstalter, die sich aufgrund des schlechten Wetters oftmals schnell etwas Neues einfallen lassen mussten. So fiel zum Beispiel
Foto: so
↑ weitere Fotos: Roman Cieslik →
feuilleton
Ab dem 27. Mai zog internationales Flair in Greifswald ein, wie auch schon im vergangenen Jahr um die gleiche Zeit. Was konnte erwartet werden nach nur einem Jahr Vorbereitung und einem sehr erfolgreichen Festival 2005 mit über 200 Gästen aus aller Welt? Aller Skepsis zum Trotz schaffte es das Org-Team des GrIStuF e.V., unsere beschauliche Hansestadt eine Woche lang in einen Ort der Begegnung zu verwandeln. Dem, der es zuließ, bot sich die Möglichkeit, fast alle europäischen Nationen sozusagen in Vertretung persönlich kennen zu lernen. Es gab nicht nur auf den zahlreichen abendlichen Happenings Gelegenheiten
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europa
„Es gibt keine demokratische Kontroverse in der EU“ Hans Martin Tillack, ehemaliger Brüssel-Korrespondent des Stern, über Demokratie in der EU, europäische Werte und Ethik im Journalismus
moritz: Während ihres Vortrags sprachen Sie von Macht und einer fehlenden Opposition in der Europäischen Union. Wie demokratische ist die EU? Hans Martin Tillack: An dieser Stelle kann man EU-Kommissar Günter Verheugen zitieren, der – als er neu in Brüssel war – meinte, die EU wäre so undemokratisch, dass sie sich selbst nicht den Beitritt erlauben würde. Wenn die EU also ein Mitglied ihrer selbst werden würde, müsste man sie zurückweisen. Tatsächlich ist die Kommission nicht vom Parlament gewählt und das Ergebnis ist, dass es keine Kontroverse zwischen einer Regierung und einer Opposition gibt. Es gibt keine demokratische Kontroverse,
die den Bürgern Europas helfen würde zu verstehen, was in ihrem Namen in Brüssel verhandelt wird. Gibt es eine europäische Öffentlichkeit und welche Anstrengungen werden unternommen, um sie zu modellieren? Heutzutage gibt es lediglich dann eine europäische Öffentlichkeit, wenn es Themen auf der europäischen Ebene gibt, wie beispielsweise BSE, wie den Sturz der Kommission 1999 oder die potentielle Teilnahme am Irak-Krieg.Wenn es demokratische Politik in der EU gäbe, würde es auch eine europä- Tillack im PLM. ische demokratische Öffentlichkeit geben. Aber die europäischen Institutionen sträuben sich gegen die demokratische Auseinandersetzung und es wird wohl in der nahen Zukunft keine europäische Öffentlichkeit geben. Sie sprachen über europäische Werte und über Pressefreiheit als ein europäischer Wert. Wie kann man Pressefreiheit zu einem solchen werden lassen? Die europäische Gemeinschaft beruht
auf der modernen Demokratie, die in Europa 1789 in Frankreich erfunden wurde. Ohne diesen Demokratieanspruch ist die EU undenkbar. Demokratie funktioniert wiederum nur mit Pressefreiheit, weil die Bürger unabhängige Informationen brauchen, um an der Debatte teilzunehmen. Pressefreiheit ist essentiell für Europa und in unserem eigenen Interesse. Außerdem kann die EU nur in anderen Ländern für Pressefreiheit kämpfen, wenn sie in sich dabei glaubwürdig ist. Sie sprachen ebenfalls über Ethik und Moral im Foto: uli Journalismus. Haben sie während der täglichen Arbeit Zeit, ihr Handeln zu reflektieren? Man muss das tun. Man kann gar nicht journalistisch arbeiten, ohne es zu tun – insbesondere wenn man attackiert und angeklagt wird, wie es mir geschah. Journalisten arbeiten nun einmal auf dem Präsentierteller. Jeder kann unsere Arbeit lesen und die Frage, wie Artikel entstanden sind, ist erlaubt und Gegenstand einer offenen Debatte. Interview: Ulrich Kötter ANZEIGE
feuilleton
Hans Martin Tillack kam vor fünf Jahren nach Brüssel. Schnell merkte er, dass dort das „politische Drama“ fehlt.. Nichtsdestotrotz betrieb er investigativen Journalismus und löste unter anderem den Finanzskandal der EUROSTAT-Behörde aus. Die Offiziellen waren verschreckt und bezichtigten Tillack des Kaufs von Informationen, woraufhin die Polizei sowohl sein Zuhause als auch sein Büro filzte und und erst einmal alles konfiszierte. Tillack zog vor Gericht und prozessierte bis in dieses Jahr, immer mal wieder unter Verdacht stehend. moritz traf den ihn am Rande eines Vortrags, den er im Rahmen von GrIStuF im Pommerschen Landesmuseum hielt.
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koeppen/theater
Leben in Fragmenten Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Koeppen
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„Schriftstellerjubiläen sind ja eigentlich ist, dass man anhand dieser kleinen immer ein Anlass, daran zu erinnern, Fragmente nachvollziehen kann, wie warum ein Autor immer noch aktuell Koeppen an einem Text gearbeitet hat, ist“, sagt Prof. Walter Erhart, Leiter erklärt Anja Ebner, wissenschaftliche des Greifswalder Koeppen-Archivs, Mitarbeiterin des Archivs. „Diese „zu Wolfgang Koeppen müssen wir kleinen Notizen sind die Grundlage allerdings anmerken, dass es dafür fast seines Lebens und Schreibens, so dass eines dieser Fragmente noch zu früh ist. Sein einen ganzen Text genauer Platz in der entschlüsseln kann“, Literaturgeschichte ist ergänzt die Literaturnoch nicht endgültig wissenschaftlerin. geklärt.“ Koeppen war sich der Im Jubiläumsjahr Problematik dieser des Greifswalder Arbeitsweise durchaus Schriftstellers (der bewusst, nachzulesen in Romanautor wäre am einigen seinerTexte über 23. Juni 100 Jahre alt die Schwierigkeiten des geworden) und 3 Jahre Schreibens. Das zeigen nach Einrichtung des auch seine essayistischen Wolfgang-KoeppenSchriftstellerportraits, Archivs hat der die er vor allem Suhrkamp Verlag mit Autoren widmete, ‚Ich bitte um ein Wort’ die in ihrer Zeit nur den Briefwechsel wenig Anerkennung zwischen Koeppen und Beachtung und seinem Verleger Foto: ur fanden. Gesammelte Siegfried Unseld F. W. Bernsteins Koeppen Rezensionen und veröffentlicht. Die entscheidende Frage nach Koeppens Anmerkungen zeigen, dass Koeppen viertem Roman blieb dabei am Ende genau wusste, was im literarischen ungeklärt, ein Fazit, das noch am Ende Leben vor sich ging, sich aber mit vieler Detailfragen rund um den Nachlass Äußerungen zurückhielt. „Koeppen war Koeppens steht. Stattdessen entstand bei ein Außenseiter,“ resümiert Erhard, „er der Aufarbeitung der Dokumente ein hatte kaum freundschaftliche Kontakte zu unmittelbarer Einblick in die Arbeitsweise anderen Autoren und hat sich meistens des Schriftstellers. Koeppen schrieb viel, ausgegrenzt. Außerdem gilt er heute als aber selten strukturiert oder mit einem ein typischer Nachkriegsautor der 50er klaren Ziel. Ungeordnete Notizzettel Jahre. Was die Forschung angeht, wissen und Projektskizzen zeigen, wie der wir noch zu wenig von ihm, besonders Schriftsteller immer wieder versuchte, über die kleinen Erzählungen, um sein eine Figur zu schaffen und Texte zu komplettes Werk eindeutig bewerten zu Marlene Sülberg konstruieren. „Das interessanteste können.“
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Anregend und kritisch: Das Treibhaus. Foto: Theater Vorpommern
Nur politisch? In die Reihe der Gratulanten an Koeppens Wiege und Bahre gesellt sich im Jubiläumsjahr auch das Theater Vorpommern. Mit der Uraufführung des für die Bühne eingerichteten Romans „Das Treibhaus“ erweist es dem Greifswalder Ehrenbürger und –doktor die Ehre und legt besonderen Wert auf die politische Dimension seines Schaffen. Zwischen Wiederaufbau und Restauration öffnet sich für den Abgeordneten Keetenheuve Anfang der 50er Jahre in der BRD die Kluft an hohen moralischen Ansprüchen und der eigenen Unfähigkeit zum Handeln. Innerhalb einer Gesellschaft, die die Humanität durch Orientierung am Profit zerstört, sieht der im privaten und öffentlichen Leben gescheiterte Politiker im Suizid seinen letzten heroischen Abgang. Die Inszenierung von Michael Baumgarten versucht die dramatischen Strukturen des Romans, viel mehr noch die sinnliche, klangvolle Sprache für die Bühne behutsam freizulegen. Ob Keetenheuve sich allein als ein moralischer Hamlet der frühen 50er Jahre vermarkten lässt, mag letztlich an Koeppens vielschichtiger Sprache gemessen werden. ur
festival
Rockte auch im Regen Viel Regen, viel Bier und viel Musik beim 10. Stralsunder Brauerei Hoffest
Stralsund ist eine dankbare Stadt. Weil wir ihr Pils trinken, dürfen wir dort jedes Jahr auf´s Neue nationale und internationale Stars der Musikszene erleben. Gesponsert und organisiert von der Stralsunder Brauerei, die eigens dafür ihr Gelände hinter der Brauerei zur Verfügung stellte. So wurden in diesem Jahr „Wir sind Helden“, „Gentleman and the Far East Band“, sowie Melanie C., die Münchener Freiheit, Hot Chocolate, und die Hemes House Band an die Küste geholt, um den eifrigen Biertrinkern ihren Dank auszudrücken. 17.000 Menschen sollen am Freitag und Samstag gekommen sein. 17.000 Menschen, die den Tag danach vermutlich im Bett verbracht haben. Denn es regnete fast ununterbrochen in Strömen. Erstaunlicherweise war das dem größtenteils jüngeren Publikum egal. Denn man hatte ja die grell-orangen, von einer bekannten Schnapsmarke verteilten Hüte, die auch noch am Ende von den Helden verspottet wurden. Echte Helden waren die, die ein oranges Regencape ergatterten. Denn die reichten gerade mal für 20 Prozent der Besucher. Der Großteil ging leer aus, dafür aber mit einem Erlebnis hautnaher und hautnasser Open-Air Festival Erfahrung mehr. K Klar, Kommerz war auch diesmal viel dabei. Hotdogs für drei Euro, eine Sprite für zwei. Auch die Regencapes gab´s
Fotos: kats
natürlich nicht umsonst. Und dem Regen konnte man als normaler Besucher, der immerhin 35 Euro im Vorverkauf zahlte, nicht entweichen. Wohl mit Schadenfreude und einem süffisanten Lächeln müssen dieVIP- Gäste mit ihrem Gläschen Champagner hinter der überdachten Glasfront, hermetisch
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Melanie C.
abgetrennt vom „Mob“, den tropfnassen Besuchern zu geprostet haben. Dafür erlebten sie Gentleman nur als kleine helle Figur irgendwo dahinten auf der Bühne. Auch bei Melanie C. dürften sie nur den blau-nebligen Hintergrund wahrgenommen haben, vor dem sie in schwarzen Lack-Outfit ihre altbewährten Hits trällerte. Wem der anhaltende Regen bislang noch nicht in den nächsten Bus gen warmes Bett getrieben hat, der wurde kurz vor Mitternacht mit „Wir sind Helden“ belohnt. Judith Holofernes war überrascht und ein bisschen überwältigt von der Hartnäckigkeit des Publikums. Das kann nur der raue Norden sein. Und wer hart genug war, der kam am nächsten Tag wieder zu Hot Chocolate, der Hermes House Band und der Münchener Freiheit. Für viele wird sich das Geld, trotz Regen gelohnt haben, denn die Musik und vor allem die Stimmung waren einmalig. Wer mehr erwartete musste zwangsläufig enttäuscht werden. Die Pressekonferenz mit Gentleman blieb nur einigen Auserwählten vorbehalten, Unterstellmöglichkeiten gab es keine, die Regencapes reichten bei weitem nicht, und Fotos durften im Fotograben nur ohne Blitz gemacht werden. So endete das 10. Stralsunder Brauerei Hoffest und die Veranstalter dürfen sich erneut auf die Schulter klopfen, dass sie den Menschen der Region ihren Dank ausdrücken und nebenbei noch Geld einnehmen konnten. Ein Hoch auf das Stralsunder Pils! kats
Gentleman und „Wir sind Helden“ sorgten für Stimmung.
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Querdenker
Mit einem Augenzwinkern Ein polnischer Blick auf Stanislaw Lem Am 27. März 2006 verstarb Stanislaw Lem. moritz sprach mit Professor Waclaw Cockiewicz vom Institut für Slawistik über den Autor, sein Verhältnis zur Literatur und seine Position im geistigen Leben des heutigen Polen.
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moritz: Stanislaw Lem kennen die meisten Deutschen vor allem als einen Science-Fiction-Autor. Aber er hat ja noch einiges mehr geschrieben, was in Deutschland nicht so bekannt ist. Als wen sehen ihn seine Landsleute?
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Cockiewicz: Meistens kennen ihn die Leute, wenn sie ihn überhaupt kennen, als einen Science-FictionAutor und als einen Unterhaltung sliteraturschöpfer. Dazu passt mein Lieblingszitat von Lem. Auf polnisch lautet das so: Nikt nic nie czyta. A jak czyta, to nie rozumie. A jak czyta i rozumie, to zapomina.* Also, das ist typisch und ein Gedanke, der diese Verkennung von Lem in hohem Grad erklärt. Beides hat sich bei ihm bestätigt, also manche verstehen von seiner Schöpfung nur diese Science-Fiktion-Geschichten aber bei ihm kann jeder etwas für sich finden. Also, in Russland ist er, auch jetzt, unglaublich populär, aber auch unter Krakauer Physikern, vor allem den theoretischen Physikern. Dabei war er überhaupt nicht ernst, er hat seine Literatur überhaupt nicht ernst genommen. Wenn der Lem selbst davon erfahren hat, dass die Leute ihn so sehen, war er auch nicht zufrieden. Zumindest ab den siebziger Jahren war er immer weniger Romanautor, derjenige, der die Geschichten erzählt, als ein Philosoph der Wissenschaften. Ungefähr ab Mitte der achtziger Jahre hat er seine Erzählungen aufgegeben und sich ausschließlich mit philosophischen und literaturtheoretischen Schriften beschäftigt. In diesem Bereich ist er wenigstens genauso erfolgreich gewesen wie in diesem unterhaltungsliterarischen Bereich. Aber das ist symptomatisch, er hat keine falschen Vorstellungen davon gehabt. Was macht Lem so populär? Das Attraktive an ihm ist, dass er dieses Wissen in sehr leichter Form formuliert
hat und dass er das, was er gesagt und geschrieben hat, mit einer unglaublichen Distanz und Selbstironie betrachtete. Die Bajki robotów (Robotermärchen), das sind solche Erzählungen mit Witz, mit Humor und Ironie und auch einer Distanz, mit der er über virtuelle Welten spricht. Und das sind die Inhalte,
Roman, Wysoki zamek (Die hohe Burg) über seine Lemberger Kindheit gesagt: ‚Die beiden großen Totalitarismen haben mich aufgeklärt. Also, Stalin oder die Bolschewisten haben mir klargemacht, dass meine Abstammung aus der Sicht der Klassentheorie falsch ist, Hitler hat mir dasselbe aus der Sicht der Rassentheorie erklärt.’ Ich finde das ziemlich schonungslos, dem Leser gegenüber. War er wirklich so sarkastisch? Vielleicht klingt das so, aber er hat das mit einem Augenzwinkern geschrieben. Von Zorn gibt es dort keine Spur. Er ist sehr direkt, das heißt aber nicht aus Bosheit, sondern aus dem Respekt für den Gesprächspartner. Er hat es nicht für angemessen gehalten, in Höflichkeiten zu zerfließen. Lem war einfach sehr direkt. Ich habe seine Vorlesungen besucht, Anfang der siebziger Jahre, als ich Polonistik in Krakau studiert habe. Er hat dort Vorlesungen für uns Polonisten in unserem Institut gehalten.
die insbesondere die theoretischen Physiker begeistern, weil das eigentlich ihre Domäne ist. Das, was wir heute im Internet virtuelle Wirklichkeit nennen, das hat er auch vorausgesehen. Das ist das Interessanteste, dass er das vorausgesagt hat. Warum verband Lem so unterschiedliche Wissensgebiete? Er hatte sein Medizinstudium wegen des Krieges nicht abgeschlossen. Sein Vater, Samuel Lem, war Laryngologe. Seine Vorfahren waren jüdisch, aber sein Vater war katholisch, er selbst hatte keine Ahnung von seinen jüdischen Wurzeln. Das hat ihm erst der Hitler klargemacht. Er hat in seinem autobiographischen
Worüber hat Lem diese Vorlesungen gehalten? Über die Problematik, die er später in der Summa Technologiae bearbeitet hat, also über die Perspektiven der Kybernetik, der damals gerade entstehenden Informatik. Er hat damals sehr viel Norbert Wiener und Robert E. Kahn zitiert, weil er gerade auf der Basis ihrer Werke Englisch gelernt hat. Dazu hat ihn ein Philosoph, ein Physiker bewegt, dem er sich quasi anvertraut hat mit seinen Interessen. Als er 1948 nach Krakau übersiedelte, hat er zwei fertige Texte aus Lemberg mitgebracht, den Roman Mensch vom Mars und den Traktat Theorie der Gehirnfunktionen. Und der Mann, dem er sich anvertraut hat, heißt Dr. Mieczyslaw Choynowski. Ja, der Choynowski war von Lem Text damals nicht begeistert, aber von seinen
Querdenker Der Tygodnik Powczechny hatte eine Rubrik, in der der Jesuit Stanislaw Obierek eine Frage an eine Krakauer Kapazität gestellt hat. Das war immer eine fundamentale, existentielle Frage, und im Fall von Stanislaw Lem hat er gefragt: Was erwarten Sie nach dem Tod? Lems Antwort war: Ich erwarte gar nichts. Er hat das ganz einfach mit seiner Erfahrung begründet. Er sagte, es werde genau das sein, was er erfahren habe, als er geboren wurde. Es gab nichts, und so werde es beim Tod ebenso sein. Als ich das damals las, empfand ich es als genial. Wenn man an eine Narkose denkt, oder an einen traumlosen Schlaf, dann kann man sich das vorstellen, wie eine ‚Welt ohne mich’ aussehen könnte. Heute aber ist das für mich eine traurige Gab es dann den Terminus Kybernetik in Perspektive, nicht nur weil Polen nicht, aber Inhalte der für einen persönlich alles Wissenschaft schon? zu Ende geht, sondern auf Doch, es gab den Terminus moralischer Ebene, wenn Kybernetik, aber die es keine Gerechtigkeit Kybernetik alsWissenschaft und keinen Ausgleich für war zu der Zeit Tabu. Man das Unrecht in der Welt durfte darüber öffentlich gibt. Eigentlich bedeutet nicht sprechen. das eine unfreiwillige Lem hat sich mit dieser Akzeptanz, dass die Welt Kybernetik und mit diesen ein Dschungel ist. Das ist wissenschaftlichen Fragen zwar rationalistisch, aber ganz ausführlich vertraut im tiefsten Sinn auch sehr gemacht. Die Physiker, die traurig. ich kenne, waren schon Wenn man Lem immer von ihm sehr aufmerksam betrachtet begeistert. Sie behaupten, hat, dann konnte man in er ist der einzige Humanist, seinen Augen irgendeine der etwas von Physik Traurigkeit sehen, die ich versteht. mir damals nicht erklären Auf der anderen Seite konnte. Ich dachte damals, konnte er aber auch ganz Zeichnung von Stanislaw Lem: Science-Fiction-Autor im Jahre 2507 mit ungezwungen schreiben. angesetztem Bein. Foto:www.lem.pl Lem sei ein interessanter Herr, aber ein bisschen Einer seiner Aufsätze eigenartig. Manchmal wurde einmal in einer polnischen Zeitung nicht abgedruckt, weil Spaß gemacht. Eigentlich ist er immer denke ich immer noch darüber nach. er das Wort ‚Arsch’ enthielt. Der Aufsatz sehr bescheiden gewesen. Sehen sie denn im Moment jemanden, der hieß ‚Traktat o dupie’, Traktat über den Arsch, und er beschreibt, wie sich Wann haben sie Stanislaw Lem zum letzten in Lems Fußstapfen treten könnte? Ganz ehrlich: Im Moment nicht. eine junge deutsche Wissenschaftlerin Mal gesehen? mit diesem Thema in der modernen Ich habe ihn das letzte Mal im Jahre Werbung beschäftigt, und dass sie ihm 2000 gesehen, bei der Verleihung des (Waclaw Cockiewicz ist Professor für ihre Dissertation zu lesen gegeben hat. Ehrendoktorats an der Universität slawische Sprachwissenschaft. Im Juli kehrt Er zitiert reichlich aus dieser Arbeit, Bielefeld. Die Verleihung fand in Krakau er nach einer auf 5 Jahre befristeten und das macht den Artikel wirklich sehr in der altehrwürdigen Aula statt und per Professur für Polonistik in Greifswald witzig. Es war natürlich auffällig, dass er Telebeam konnte man das in Bielefeld zurück an seine Heimatuniversität Krakau. es für angemessen hielt, zu betonen, dass in einem riesengroßen Saal verfolgen. Sein Lehrstuhl wird danach nicht wieder es eine deutsche Autorin gewesen ist, Vor Ort gab es nur eine Delegation, besetzt.) aber er hat es natürlich auch begründet. eine Vertretung, und in dieser Menge ist Er sagte, sie habe das mit ihrer national der kleine Mann einfach verschwunden. * Keiner liest etwas. Und auch wenn typischen Tüchtigkeit gemacht. Keiner konnte ihn sehen und plötzlich jemand etwas liest, versteht er das nicht. sind die Kameraleute wie wild Aber auch, wenn er etwas liest und wenn er Was halten Sie von Solaris? herumgelaufen und haben ihn gesucht. das versteht, dann vergisst er das gleich. Solaris ist sein bekanntester Roman. Jeder hat gefragt: Wo ist der Lem? Wo Marlene Sülberg Das ist eine Geschichte eines totalitären ist der Lem? (lacht wieder) Systems, aber auch viel, viel mehr. Auf diesem Planeten, den Lem beschreibt, 2004 verstarb der polnische Literaturnobel www.lem.pl gibt es keine einzelnen intelligenten preisträger Czeslaw Milosz. Nun Lem … Wesen wie wir, sondern es ist ein einziges totalitäres Wesen, der denkende Ozean. Ein amerikanischer Kritiker, ein Anglist, begann, ihm die unmöglichsten Sachen einzureden und den Text im Geist Sigmund Freuds auszulegen. Er hatte diesen Roman nur auf Englisch gelesen, und als Lem diese Rezension gelesen hat, hat er sich fast totgelacht und gesagt, dass es im polnischen Original aus sprachlichen Gründen überhaupt nicht möglich ist, diese Schlussfolgerungen zu ziehen. Die innere Form der Sprache ist einfach anders und dieser Kritiker hatte alles nur aus der Oberfläche gezogen. (lacht) Also, Lem hat sich wirklich damit amüsiert und das nicht auf eine bösartige Weise verspottet, ihm hat es wirklich
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Interessen schon. Und er wurde zu seinem Mentor, hat ihn in sein Seminar aufgenommen, das Konversatorium über Wissenschaftskunde. Daran nahmen Philosophen, Kernphysiker und Kybernetiker teil. Dabei gab es damals offiziell keine Kybernetik in Polen, das war politisch verdächtig. Die Zensur hat manche seiner belletristischen Bücher verboten, mit dem Vorwurf, sie enthalten die versteckte Verteidigung der bürgerlichen Wissenschaft Kybernetik. Seine Vorlesungen waren zwar sehr interessant, aber nicht besonders effektvoll, weil er mit so leiser Stimme sprach. Ein guter Redner ist er nicht gewesen, er war ein guter Gesprächspartner.
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Konkurrenzkämpfe
Rückschlag nach dem anderen kann selbst den besten Mann aus der Bahn werfen. Nach zwei Jahren ohne Job, unzähligen Geburt, Schule, Studium oder eine Berwerbungsversuchen um einen andere berufliche Ausbildung, der Eintritt neuen Arbeitsplatz ist Monsieur Davert ins Erwerbsleben, Arbeiten, Arbeiten, unzufrieden mit sich, seiner familiären Arbeiten, danach der Beginn der Umwelt und dem Rest der Welt sowieso. Selbstzweifel am eigenen Rente, zum Abschluss der Leistungsvermögen physische Tod. Die Regel führen zu einem rational der menschlichen Existenz kalkulierten Plan: Gib in den westlichen Industrieeine Bewerbungsannonce nationen. Zwischendurch heraus, suche die fünf wird das persönliche Glück besten Kandidaten heraus gesucht: Partnersuche mit erfolgreicher Reproduktion, Mord als Expresslieferung. und töte diese. Somit sind die eigenen Chancen auf möglicherweise neben körperlichen Befriedigungen auch die des einen neuen Job höher. Die Grundidee Geistes. Wird man, das heißt in diesem des nun auf DVD erschienen Werks nach Fall Bruno Davert in dem französischen einem Roman des US-amerikanischen Kinofilm „Die Axt“, aus diesem Kreislauf Krimiautoren Donald E. Westlake unfreiwillig entlassen, beginnt das erklärt sich so einfach. Das Urgestein Aufraffen, ein Neubeginn. Doch einen des politischen Films Costa-Gavras hat
Übers Erwachsenwerden und andere Schwierigkeiten Eine DVD ohne besondere Extras, aber als Film sehr empfehlenswert: Fünf Jahre nach seinem Jahr in der „L`auberge espagnol“ ist Xavier immer noch nicht mit Liebe und Leben zurecht gekommen. Zwar verdient er inzwischen gutes Geld mit dem Verfassen von Drehbüchern zu schmalzigen Liebesfilmen und dem Schreiben von Memoiren 24-jähriger Models, aber den Roman über sein Austauschjahr in Barcelona ist er immer noch nicht losgeworden und er fühlt sich zunehmend unwohl im Gewerbe der leichten Unterhaltung. Sein Liebesleben besteht zu einem Großteil aus kurzen, nichts sagenden Affären. Gut, dass William, der vormals unerträgliche Bruder von Wendy,
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Tod einer Ehe
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Der Stil des norwegischen Schriftstellers Jon Fosse ist gewöhnungs-bedürftig. R a m u a l d Karmakar wagt mit der filmischen Adaption von Fosses Bühnenstück „Die Nacht singt ihre Lieder“ viel. Innerhalb von 95 Minuten reibt sich ein junges Paar (Anne Ratte-Polle, Frank Giering) hart aneinander, spricht von Stagnation der Beziehung, den Schwiegereltern, den gemeinsamen Kind und Trennung. Karmakar will unter Verzicht großer filmischer Grammatik
Sie alle sind wieder mit von der Partie. Foto: TOBIS Film
alle alten WG-Bewohner zu einem „Wiedersehen in St. Petersburg“ einlädt, zu seiner Hochzeit mit einer russischen Balletttänzerin – ein Anlass für Xavier, über seine Gefühle für nicht unterhalten oder entspannen und bleibt zugleich eng an der bisweilen an Fosses statisch-monologisierender Sprache.Die Grenze zwischen eingeübter Rolle und verfahrenem Leben zweier Partner verwischt. Der soziale Sprengstoff löst sich in dem beliebig gehaltenen Wohnzimmer nicht. Die Menschen schweigen. Die Stille spricht. „Ich fand es interessant, eine Liebesgeschichte von jungen Menschen zu erzählen, die nicht glücklich endet“, so Karmakar in einem Gespräch. Nur ungefähr
Monsieur Davert.
Fotos: Alamode Film
sich dessen angenommen und dank des excellenten Charakterdarstellers José Garcia treten die Nöte des Mannes in der Moderne vortrefflich in das Bewußtsein des Zuschauers. Erlebenswert ist die französische Originalfassung auf der Silberscheibe, außerdem ermöglicht ein Interview mit dem griechischen Regisseur nähere Einblicke in diesem ruhigen, gegenüber dem Kapitalismus kritischen Kinofilm. bb Wendy nachzudenken, mit der er an der Übersetzung eines seiner Drehbücher arbeitet und ihr dabei näher gekommen ist. Xavier muss sich darüber klar werden, ob er weiter nach der idealen Frau sucht, nach dem Prinzip „der russischen Puppen“ –„Les poupées russes“ ist der Originaltitel dieses Films - immer nach der kleinsten, der richtigen sucht oder ob er sich mit diesem Suchprinzip nicht um das Glück bringt, was direkt vor seiner Nase liegt. Wie in schon im ersten Teil mischt der französische Regisseur Cédrik Klappisch auch in der Fortsetzung fetzige Musik, kreative Schnitte und rasante Ortswechsel mit einem Sprachkauderwelsch und diversen Liebesverwirrungen zu einem unterhaltsamen, manchmal sehr treffenden Film zusammen. beb
Fotos: absolut MEDIEN
leuchtet alles auf. Die Sätze wiederholen sich, reiben sich in ihrer eigenen Bedeutung und die Ehe des erfolglosen Schriftstellers und seiner ungeduldigen Frau gerät trotz auszerrender Wortgefechte allmählich aus den Fugen. Ja, es tut weh, wenn dann die Augen in der Nacht groß glänzen. Ungewohnt weh. ur
cds
(Concord Records)
VÖ April
Wie wär’s mit ein bisschen Sommer? Heißen lateinamerikanischen und afrikanischen Rhythmen, warmen Soulstimmen und einer Portion feinstem HipHop? Wer diese Mischung liebt, sollte die neue CD von Sèrgio Mendes beim Durchstöbern der CD-Regale ins Auge fassen. Der zu den international erfolgreichsten brasilianischen Künstlern zählende Sèrgio hat in Zusammenarbeit mit Will.i.am von den Black Eyed Peas „Timeless“ herausgebracht, ein
Album, dass in den Kritiken als eines der überraschendsten des Jahres bezeichnet wird (ein Urteil, dem ich mich mit vollem Herzen anschließen möchte!).Sèrgio Mendes, an den Rhodes oder am Piano, wird von zahlreichen zeitgenössischen Künstlern begleitet, darunter Stevie Wonder, Erykah Badu, Black Thought (The Roots), John Legend, India. Arie, der schon erwähnte Will.i.am, der sowohl als Produzent als auch als Rapper in Erscheinung tritt, Q-Tip, Mr. Vegas und so weiter. Es sind aber nicht nur amerikanische Künstler dabei. Auch der zurzeit angesagteste Rapper aus Brasilien – Marcelo D2 – gibt seinen Text in u.a. Fo’-Hop zum Besten. In dieser sehr vielfältigen Zusammenarbeit haben alte Mendes-Hits wie „Mas que nada“, „The Frog“ oder „Surfboard einen neuen Sound bekommen, der bestimmt niemanden mehr auf den Stühlen hält. Etwas mehr als sechzig Minuten kommt Leben in die Beine, ins Herz und in die vom Winter vielleicht noch etwas betrübte Seele. Es ist ein Album von der Sorte „rund um schön und bis ins letzte interessant und abwechslungsreich gestaltet“, bei dem es schade ist, wenn die Spielzeit vorbei ist (aber zum Glück gibt’s ja die Repeattaste -puhhhh-). Mascha
Sportfreunde Stiller: You Have To Win Zweikampf (Vertigo Be Universal) Hip hip hooray, alle Welt schreit Fußball und unterhält sich über Tabellen, Ergebnis und Beine. Jeder weiß Bescheid. auch der ahnungsloseste Fußballlaie wird zum Experten in dieser Zeit. Zu dieser Zeit passt es gut, dass die Sportfreunde aus dem tiefsten Bayern ihre versprochene Hymne zur Weltmeisterschaft abliefern. „54´, 74´, 90´, 2006“ stumpfsinnig genug, das jeder Affe mitgrölen kann. Wenn man aber dem Fußball nicht nur eine Hymne zur WM, sondern gleich ein ganzes Album schenkt, könnte es auch schnell langweilig werden. Und schon malt sich mir ein Bild in meinem Kopf, was ist wenn Fußballdeutschland es wagen sollte wirklich Weltmeister zu werden? Es gibt so viele Gelegenheiten, diesen Liedern nicht mehr entweichen zu können. Musikalisch ist das Album nichts wert, nicht wirklich. Außer man steht auf die Stimme von Peter, ist kaum was Innovatives zu finden. Man muss wohl Fußball- und Sportfreunde Stiller Fan sein, damit das Album an Wert gewinnen kann. Fußball ist dumm und deshalb lieben wir ihn so. Josef Lewe
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Sèrgio Mendes: Timeless
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cds / theater Thorsten Wingenfelder: 360° Heimat
Schule als „Tussi-Tempel“
(Sony/BMG) Auf der perfektenWelle brauchtThorsten Wingenfelder nicht mitzureiten. Mit über 20 Jahren Bühenerfahrung in den Beinen schüttelt der Fury-Gitarrist lässig „360° Heimat“ aus dem Ärmel. Das zehnteilige Wintermärchen versammelt aufrichtige Lieder über die Liebe, ist das Befühlen von durchlebter Geschichte und die Ode eines pochenden Herzens auf die allgegenwärtige Heimat. Weder ist Thorsten Wingenfelder dabei der deutsche Bruce Springsteen, noch übertrumpft er einen sprachlich komplexeren Herbert Grönemeyer.
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Manch einer mag sich an Wolf Maahn erinnert fühlen. Wingenfelder setzt sich dennoch ab, schafft mit Gitarren, Schlagzeug, Klavier und Hammondorgel seine mal melancholische, mal eingängige Klangwelt. Zwischen „Die Unperfekten“ bis hin zu „Von Anfang an zu Ende“ verweben sich schöne Riffs, eingängige Melodien und eine wohltuende Portion Wortwitz. ur
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Wer hätte es gedacht: nach fünf Jahren Pause und diversen Nebenprojekten der Bandmitglieder melden sich Tool wieder zurück. Und wie! Die 2001er-Scheibe „Lateralus“ galt vielen als der Höhepunkt der Band - sowohl schöpferisch als auch finanziell. Trotz ihrer zunächst befremdlich anmutenden und schwer ins Ohr gehenden Musik schafften sie es mit ihren Titeln sogar auf Spitzenplätze der europäischen und US-amerikanischen Charts, die bekannterweise ja eher easylistening-dominiert sind. Mit dem neuen Album „10000 Days“ sollte Tool dies wieder gelingen, denn - und das ist die zweite Überraschung - Maynard James Keenan und seine Kollegen halten das hohe Niveau der Vorgängerplatten. Die insgesamt 11 Songs sind sehr gut produzierte Perlen der Gitarren- und Perkussionshochkultur, tooltypisch sehr komplex und mehrerer Durchläufe bedürftig. „Vicarious“ ist die Overtüre zu einer Reise durch ihre Klangwelt, in der wieder alle Register gezogen werden. „Wings for Marie (Pt.1)“ und „10000 Days (Pt. 2)“ sind die ersten Höhepunkte der Platte. Etwas später folgt mit „The Pot“ eines der eingängigeren Stücke der CD. Das fulminante Ende markiert „Right in two“, flankiert vom rätselhaften „Viginti Tres“. Dass bei Tool nichts dem Zufall überlassen wird, merkt man nicht nur an den brilliant gespielten Stücken, sondern auch an der Aufmachung der CD. Gitarrist Adam Jones höchstpersönlich gestaltete wie schon bei den anderen Veröffentlichungen ein aufwändiges Artwork für das Booklet; ein Booklet, das diesen Namen auch verdient. Soll man dieses Album nun empfehlen oder nicht? Wer Tool-Fan ist, hat es sowieso längst. Aber auch die anderen Leute, die eine Schwäche für die härterte Gangart haben, sollten zwecks Probehören den Weg zum Musikalienhandel ihres Vertrauens ruhig einschlagen und sich auf das bandgewordene Rätsel Tool einlassen. rh
Die Theatergruppe des Greifswalder Humboldt-Gymnasiums hatte in den „Tussi-Tempel“ geladen und zahlreiche Zuschauer kamen dieser Aufforderung nach. Das Theater Vorpommern stellte seine Räumlichkeiten zur Verfügung, während für Schauspiel, Gestaltung und Inszenierung die Gymnasiasten verantwortlich waren. Aufgeführt wurde ein Theaterstück mit dem viel versprechenden Titel „Tussi-Tempel“, dem es an inhaltlichen Schwerpunkten nicht mangelte. So geht es nicht nur um eine Lehrerin, die unter massiven Alkoholproblemen leidet und von Schülern unter Druck gesetzt wird, sondern auch um eine weitere Pädagogin, die eine lesbische Beziehung mit ihrer
Schülerin Christina führt. Des Weiteren werden Mobbing unter Schülern und unter Lehrerkollegen sowie Gewalt an Schulen thematisiert. Der Journalist Herr Fritz gibt sich als Referendar aus, um all diese Probleme aufzudecken und in einer Fernsehsendung, die zugleich die Schlussszene der Aufführung bildet, zu präsentieren. Letztlich stellt das Stück viele Fragen, die weitgehend unbeantwortet bleiben. Wie entstehen Gewalt, Neid und Missgunst? Ist Mobbing ein Problem der Gesellschaft oder des Einzelnen? Wie lässt sich das Schulsystem verbessern? Und vor allem: Wie lassen sich all die Probleme vermeiden? Doch nicht nur solche Denkanstöße, sondern auch Amüsantes und Witziges wusste die Aufführung zu bieten. Originelle Dialoge, viel Musik und gute schauspielerische Leistungen ermöglichten den überwiegend jungen Zuschauern einen gelungenen Abend. Keiner der Anwesenden hatte bereut , den „Tussi-Tempel“ betreten zu haben und so fiel der Applaus für die jungen Schauspieler überaus herzlich aus. grip
bücher
Wenn eine Partei Bilanz über ihre Regierungszeit zieht, horcht sie in sich hinein, inwieweit die Interessen „derer da unten“ umgesetzt wurden. Die SPDPDS-Koalition in M-V war 1998 ein Novum, bis heute wird sie skeptisch beäugt. Die Herausgeber haben Texte und Interviews von und mit PDS-Parteimitgliedern und linken Sympathisanten versammelt, die ehrlich mit Versäumnissen und Erfolgen umgehen. Allgemeine Betrachtungen zu sozialistischen Parteien in Regierungen werden durch Spezialbeiträge zu den einzelnen Politikfeldern in M-V ergänzt. Wer sich mit einem Geleitwort von Hans Modrow nicht anfreunden kann, dem sei die weitere Lektüre nicht empfohlen. Fast alle Autoren haben DDRBiographien und in den Texten wimmelt es zum Teil von Marx- und EngelsFußnoten. Deren Sprache scheint aber wieder höchst aktuell, um die gesellschaftliche Wirklichkeit zu beschreiben. Die Texte sind jedoch nicht ideologisch verbrämt, sondern überraschend pragmatisch. Von dem hehren Ziel der „Transformation“ der „real existierenden kapitalistischen Gesellschaft“, das Modrow zum Geleit ausruft, blieb in den vergangenen sieben Jahren Regierungsbeteiligung nicht viel. Obwohl beispielsweise Hartz IV dem großen, arbeitslosen Bevölkerungsteil in M-V beinahe die Bürgerrechte entzieht, schaffte es die Linkspartei.PDS nicht, dem Gesetz einhellig zu widersprechen. Die Gründe dafür sind vielfältig, angefangen mit dem Kompromißzwang als Koalitionär und endend mit der immer geringer werdenden Gesetzgebungskompetenz der Länder. Nach wie vor Ländersache ist die Hochschulpolitik. Doch Gerhard Bartels, Hochschulexperte der Partei aus Greifswald, zieht in seinem Beitrag eine ernüchternde Bilanz. Dass die Hochschulautonomie im Januar 2006 ad acta gelegt werden würde, ahnt er voraus. Das Fazit der Herausgeber ist nach knapp 300 Seiten durchwachsen: Auf jeden Fall müsse wieder auf die „kleinen Leute“ gehört werden und notfalls auch eine Koalition aufgekündigt werden. Als Leser vermisst man die Erinnerung an 40 Jahre SED-Herrschaft, die nicht nur in der Linkspartei.PDS ihre Spuren hinterließ, sondern auch in der Gesellschaft, und die für viele der aktuellen Probleme verantwortlich ist. Der offene und streitbare Umgangston des Buches läßt aber hoffen. uli
Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders (dtv Verlag) Wer war der Bruder, der 1943 auf einem Russland-Feldzug zunächst beide Beine und dann das Leben verlor? Warum hat er sich freiwillig zur SS-Totenkopfdivision gemeldet? Was waren seine Motive? Und wie hat letztlich die Familie mit der Gesinnung und dem frühen Tod des 19-jährigen Sohnes umzugehen gelernt? Diesen und anderen Fragen stellt sich Uwe Timm. Er macht sich auf die Suche nach seinem 16 Jahre älteren Bruder Karl-Heinz, der nicht zuletzt durch das trauernde Nicht-VergessenWollen der Mutter und das zornige Nicht-Vergessen-Können des Vaters abund zugleich anwesend ist. Dank des Kriegstagebuches des Bruders, weniger persönlicher Erinnerungen und den Erzählungen von Schwester und Eltern, weiß der Autor, sich dem fremden Bruder, der eigenen sowie der gesamtdeutschen Vergangenheit zu nähern. Darüber hinaus schildert Uwe Timm das Schicksal und den Zustand einer Familie in Zeiten des Krieges. Der Vater versucht als Soldat, Pelzmantelhersteller, Präparator und Familienvater glücklich zu werden, doch scheitert er letztlich an eigenen
Neil Strauss: Die perfekte Masche - Bekenntnisse eines Aufreißers Ein charismatischer Comic-Glatzkopf grinst vom silbernen Umschlag des 430 seitenstarken Buchs, das Tipps zum Flirten verspricht, die Gold wert sein sollen. „Die perfekte Masche – Bekenntnisse eines Aufreissers“ ist der verheißungsvolle Titel, der Feministinnen stöhnen und Männerhoffnungen aufkommen lässt. Ohne lange Abschweife steigt Autor Neil Strauss, der bis dahin seine Brötchen mit Biografien für Jenna Jameson oder Marilyn Manson verdient hat, in die Materie ein. Ein frustrierter Loser sei er gewesen, der von Frauen mehr Körbe bekam, als eine Basketballmanschaft in der ganzen Saison. Doch all dies änderte sich, als er durch Zufall auf eine Flirtcommunity im Internet gestoßen wurde, dessen Guru „Mystery“ sich seiner annahm. Mit amerikanisch legerem Stil und stellenweise zynischem Witz beschreibt er, wie man ihn Stück für Stück in die Kunst der „Speed Seduction“ einführte. Von auswendig gelernten Sprüchen, bis hin zu Hypnose arbeitet Strauss, der sich nunmehr „Style“ nennt und von da
Ansprüchen und gesellschaftlichen Bedingungen. Die Mutter, stets treu und ergeben, unterstützt Vater und Sohn in allen Belangen. Obwohl sie an der Richtigkeit des Krieges zweifelt, fügt sie sich dem Schicksal stumm und kritiklos. Die wirklichen Ausmaße des nationalsozialistischen Terrors werden ihr schließlich erst durch den Tod des ältesten Sohnes bewusst. Schwester und Bruder des Verstorbenen wachsen indes mit einem Bild des Bruders auf, das zwischen Bewunderung und Verachtung, Fragwürdigkeit und Schuldzuweisung schwankt. Uwe Timm als einzig noch lebendes Mitglied dieser Familie hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Widersprüchlichkeit zu ergründen. Behutsam und zugleich schonungslos zeichnet Uwe Timm ein alltagsnahes Bild der Kriegs- und Nachkriegswirklichkeit in Deutschland und analysiert, ohne anzuklagen, Motive, menschliche Abgründe sowie die Frage nach Schuld und Verantwortung. Dem älteren Bruder hingegen blieben diese Worte einst verwehrt, denn er beendete seine Tagebucheinträge mit einem für seine Generation bezeichnenden Satz: „Hiermit schließe ich mein Tagebuch, da ich es für unsinnig halte, über so grausame Dinge, wie sie manchmal geschehen, Buch zu führen.“ grip an akribisch an seinen Aufreißermaschen arbeitet. Und er hat tatsächlich Erfolg: Eine Frau nach der anderen liegt ihm zu Füssen. Dies mögen Methoden sein, die man als Idealist mit gesundem Selbstbewusstsein für unnötig erachten mag, wenn es um Liebe geht. Trotzdem scheint etwas dran zu sein, am Prototyp Mensch, beim dem man manchmal nur die richtigen Schalter umlegen muss, um zu bekommen, was man will. Dennoch: auch der aufkommende neue Flirtguru „Style“ muss irgendwann erkennen, dass wahre Liebe keine Tricks braucht. Dem der hofft mit diesem Buch von heute auf morgen bei jeder Frau anzukommen oder umgekehrt jeden Mann durchschauen zu können, sei gesagt, dem ist nicht so. Lockere Sprüche machen das Buch zwar zu einem angenehmen Lesevergnügen, doch den Stein der Weisen in Sachen Liebe bietet es nicht. Kann es nicht und soll es auch nicht. Vor allem betont Strauss auch immer wieder, dass in der Liebe Erfolg zu haben hart an sich zu arbeiten bedeutet. Charme, Selbstvertrauen und Charisma lernt man, wenn überhaupt, nicht von heute auf morgen.Und wie heißt es bei Mark Twain: Was braucht man, um erfolgreich zu sein? Unwissenheit und Selbstvertrauen. jmk
feuilleton
Felfe, Kischel, Kroh: Sieben Jahre PDS Mecklenburg-Vorpommern in der Regierung
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auslandssemester
Gegensätze in St. Petersburg Die St. Petersburg-Reportage im moritz - Teil 3
universum
St. Petersburg im Juni: Regen, Regen, Regen, Sonne und wieder Regen. Das habe ich mir etwas anders vorgestellt - wo sind die warmen und sonnigen Tage geblieben, an denen ich in Sommerklamotten den Newski Prospekt entlang schlendern konnte? Zwar haben die Weißen Nächte begonnen, nur leider ist es teilweise so kalt, dass der Genuss dieses Naturphänomens in einem Straßencafe keine besondere Freude ist, sondern immer nur von drinnen aus zu beobachten ist. Aber die Wetterprognosen geben Hoffnung. Schliesslich moechte ich noch in der Newa schwimmen gehen. Nein, zum Baden ist dieser dreckige Fluss, der nicht nur durch St. Petersburg fliesst, nun gar nicht geeignet. Faszinierend ist es schon, wenn es in der Fünf-Millionen-Metropole im Norden Russlands nachts nicht mehr richtig dunkel wird. Wobei die Stadt durch das Lichtermeer auch im Winter kaum zu übersehen ist. Zwei Sommermonate lang befindet sich St. Petersburg in einer Art
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viele Obdachlose oder benachteiligte Menschen zuvor in keiner Stadt gesehen. Das Leben in St. Petersburg geht an niemanden spurlos vorbei. Anfangs wollte ich dies nicht glauben, aber jetzt merke ich es selbst: St. Petersburg kann ziemlich anstrengend sein. Mein kleiner Wochenendtrip nach Helsinki, den ich vor kurzem unternommen habe, hat mir die Die Newa Intensität des Lebens in Petersburg noch einmal extrem vor Augen geführt. Ungewohnt war es, beim Konzert der Frische Luft, Ruhe, entspannte Finnen mehrfach ausgezeichneten Kubanischen und eine saubere Dusche und Toilette Band bei karibischen, sommerlichen haben bei mir Eindruck hinterlassen. Klängen mit dem Po auf dem Stuhl zu Erst dort wurde mir bewusst, in was für bleiben und einfach nur der Musik zu einem facettenreichen und diskrepanten lauschen, denn es herrschte „Sitzpflicht“. Land ich die letzten vier Monate gelebt Dennoch ist es ihnen gelungen, heisse habe. Dennoch freute ich mich während Rhythmen ins kühle Russland zu bringen der Rückfahrt aus Finnland auf Russland, und uns mit einem strahlenden Gesicht auf mein kleines Zimmer im Wohnheim wieder nach Hause zu verabschieden. und die netten Mitbewohner und ich In der nächsten Zeit geht es gemeinsam meine nicht nur auf die Kakerlaken in mit den Mädels aus Österreich für einen kleinen Ausflug in die Hauptstadt der Küche. Ich bin wohl doch schon ein wenig Russlands: Moskau als politisches, und kulturelles zu Hause in Russland, wenn auch nur wirtschaftliches Zentrum des Landes mit dem Kreml vorübergehend. und dem Roten Platz im Stadtkern, der Lomonossow-Universität, Hochschulen und Fachschulen sowie zahlreichen Kirchen, Theatern, Museen, Galerien und dem 540m hohen Fernsehturm können wir uns einfach nicht entgehen lassen. Mit neun Kopfbahnhöfen, vier internationalen Flughäfen und drei Binnenhäfen ist die Stadt wichtigster Verkehrsknoten und größte Industriestadt Russlands. Die Hin- und Rückfahrt mit dem Zug für ungefähr 30 Euro und ein Aufenthalt in einer Jugendherberge für etwa 20 Euro pro Nacht schaden nicht unbedingt dem Geldbeutel und bieten uns weiterhin die Möglichkeit St. Petersburg und Der Schwanensee - ein unvergessliches Erlebnis Moskau miteinander zu vergleichen. Ausnahmezustand. Wegen der Lage der Und da St. Petersburg stets und Der Dualismus St. Petersburg-Moskau Stadt am hohen Breitengrad ist in dieser ständig Ablenkung bietet, hat Heimweh prägt die russische Geschichte schon Zeit keine vollkommene Dunkelheit glücklicherweise kaum Platz. So vieles über mehrere Jahrhunderte hinweg. möglich, so dass der Himmel in der gibt es noch zu entdecken und kennen Während sich Petersburg schon immer „europäischer als Europa“ gab, war Nacht rotgolden leuchtet. Das lockt zu lernen. nicht nur die Touristen in die Stadt, Im letzten Monat stand unter anderem Moskau schon immer „russischer als sondern auch die Einheimischen auf die das bekannte Ballett Schwanensee und Russland“. Straße, denn 20 Stunden Licht am Tag das Konzert des Buena Vista Social Clubs Wir werden den direkten Vergleich für erheitern das Gemüt der Russen. Gott auf dem Programm. Die faszinierende einige Tage haben. sei Dank, denn den St. Petersburgern Ballettkunst, die Musik Tschaikowskis und Ich bin gespannt auf die naechsten ist der harte Winter noch immer die verrueckten Touristen, die wie wild Wochen in Russland, werde mich von anzumerken. Das spüre ich jedenfalls während der Aufführung fotografierten, Moskau überzeugen und im nächsten täglich, wenn ich mit der Metro zur haben Schwanensee als berühmtesten moritz von meinen Erlebnissen in der Uni fahre. So viele graue und müde aller Ballettklassiker für mich wirklich grössten Stadt Russlands berichten. ik Gesichter. Und allgemein habe ich so unvergesslich gemacht.
vergünstigung
Schlau sparen – der KuS macht‘s möglich von Jörg Weber
Die AStA-Referenten Alexander Schulz-Klingauf und Franziska Lenk
Foto: Jörg Weber
Mitteln mit Hilfe weniger Sponsoren angelegt hat. Geplant wird er von einem Ausschuß an dem auch Mitglieder des AStA der Universität teilnehmen. „Wir arbeiten für euch an der Erweiterung der Vergünstigungen und Angebote es KuS“, so die AStA-Referentin für Kulturelles, Franziska Lenk. Die Stadt macht übrigens keine Werbung dafür - aus Die Vorteile für Studenten umfassen unter anderem: gutem Grund vielleicht, denn die Mittel sind begrenzt und die Beantragung lohnt sich • Theater Vorpommern: 50 Prozent Ermäßigungen auf die ersten drei Preisgruppen an der für diejenigen die es wissen. Abendkasse Anträge können sowohl beim AStA im Audimax • Strandbad Eldena: Erwachsene 1,50 Euro in der Rubenowstraße als • Freizeitbad: Zeitkarte 3 Stunden 1,00 Euro Ermäßigung pro Person auch beim Gesundheits- und • Tierpark: 50 Prozent Ermäßigung Sozialamt der Hansestadt • Stadtbibliothek: für Videoausleihe 6,00 Euro Jahresgebühr Greifswald, in der FriedrichLoeffler-Straße 8, gestellt • Stadtverkehr: Fahrkartenermäßigungen bei der 8er-Karte (6,70 Euro), werden. Leider ist die der 2er-Karte (1,40 Euro) und auf Antrag bei der Monatskarte (18,90 Euro) eigentliche Ausgabe des • Musikfabrik Greifswald: kostenlose Bandbetreuung und Mentortätigkeit durch erfahrene Ausweises nur im Sozialamt Musikpädagogen möglich, was vielleicht nicht die glücklichste Lösung • St. Spiritus: Eintrittsermäßigung von 20 bis 40 Prozent, Kursermäßigung von ist. Benötigt werden nur 20 bis 50 Prozent ein Paßbild, eine aktuelle • Volkshochschule: 30 Prozent Ermäßigung für viele Kurse Studienbescheinigung, sowie einen Nachweis • Mieterverein: Aufnahmegebühr entfällt, ermäßigter Monatsbeitrag von 3,50 Euro über den Hauptwohnsitz • Literatursalon Greifswald: Eintritt nur 2,60 Euro (Personalausweis) und • Kinder- und Ferienverein: auf Antrag Preisnachlaß für Ferienangebote der KuS kann gleich lieber mal den Bus nehmen oder gern im Strandbad Eldena oder dem Freizeitbad in der Pappelallee planschen macht sich der KuS bezahlt. Die verschiedenen Vergünstigungen im sozialen und kulturellen Bereich werden aus einem Topf bezahlt, den hauptsächlich die Stadt aus eigenen
mitgenommen werden.
universum
Seit mehreren Jahren gibt es den Kulturund Sozialpaß (KuS) der Hansestadt Greifswald, mit dem sich wirklich sparen läßt. Aber viele Leute, denen er eigentlich zustünde, wissen gar nicht, daß es ihn gibt. Er steht neben anderen Personengruppen wie beispielsweise Arbeitslosen oder Behinderten auch jedem Studierenden mit Hauptwohnsitz in Greifswald zu, also etwa der Hälfte aller Greifswalder Studenten. Zudem ist der KuS auch kostenlos erhältlich und jeweils ein Jahr lang gültig. Leider wird diese Sparmöglichkeit bisher nur von etwa 1.500 Studierenden genutzt. Alexander Schulz-Klingauf, AStA-Referent für Soziales meint, „wenn nochmal 1.000 dazukommen, wäre das äußerst wünschenswert, denn der KuS ist wirklich nützlich für diejenigen, die sich für kulturelle Veranstaltungen in der Stadt interessieren“. Neben den vielen anderen Vergünstigungen, dürfte vor allem das Angebot an Sprachkursen an der Volkshochschule sein. Eine gute Alternative zu den regelmäßig völlig überfüllten Kursen am Fremdsprachenund Medienzentrum (FMZ) der Universität. Auch für diejenigen die weit entfernt von der Innenstadt wohnen und bei brütender Hitze, Regen oder Schneefall
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sport
Lust auf Boddenschimmen? Am 16. Juli ist es wieder soweit: Wagemutige Schwimmer werfen sich in die Fluten des Greifswalder Boddens. Das vom Sportbund der Universitätsund Hansestadt Greifswald und der DLRG-Ortsgruppe Greifswald veranstaltete Langstreckenschwimmen über etwa 2,3 Kilometer findet auch dieses Jahr statt. Angemeldete oder potentielle Teilnehmer treffen sich um 10 Uhr in Wieck und werden zum gegenüberliegenden Ludwigsburger Strand, dem Startpunkt der Wettkampfstrecke, gebracht. Ziel ist es, von dort die kleine Bucht vor den Toren der Stadt zu überqueren und möglichst schnell und gesund auf der Greifswalder Seite anzukommen. Für die von Begleitbooten und Rettungsschwimmern gesicherte Sportveranstaltung kann sich im Vorfeld unter www. boddenschwimmen.de sowie am Wettkampftag bis 11 Uhr angemeldet werden. Die Teilnahmegebühr von 12 bis 15 Euro beinhaltet sowohl die Starterlaubnis als auch eine Badekappe, ein T-Shirt mit Logo und eine warme Mahlzeit. Jeder Schwimmer erhält eine Teilnahmeurkunde und die besten Schwimmer werden bei der Siegerehrung mit Urkunden und Preisen ausgezeichnet. Voraussetzungen sind Gesundheit und bei Nichtvolljährigen eine schriftliche Erlaubnis der Eltern.Mitorganisatorin Dietlind Behnke wünscht sich „vor allem mehr studentische Beteiligung und viele Leute mit guter körperlicher Verfassung und Spaß an der Freude.“ Das wünschen wir ihr auch. jw
universum
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Run auf die Uni Der Hochschulsport präsentiert in der Jubiläumswoche Hochkarätiges und lädt zum Mitlaufen ein Wer oder was ist Schuld daran, dass das Uni-Jubiläum nicht so richtig läuft? Das Wetter kann es nicht sein, das ist einfach zu gut, die Hochschulpolitiker sind es auch nicht, auch wenn sie manchmal wenig feierfreudig wirken. Da bleibt ja nur noch das National-Event schlechthin übrig: die Fußballweltmeisterschaft. Die dauert glatt einen ganzen Monat und versetzt die sonst so scheue deutsche Nation inklusive Greifswald in Vorpommern in einen Freudentaumel. Aber halt: Vom 30. Juni bis zum 9. Juli findet die Festwoche des Unijubiläums statt und zwischen dem 7. und 9. Juli soll auch der Sport nicht zu kurz kommen. Was nicht bedeuten soll, dass die Uni kollektiv auf dem Marktplatz Bier trinkt und Fußball schaut! Eckhard Schielke, Organisator des Hochschulsports, ruft alle Angehörigen und Sympathi-santen der Uni vielmehr dazu auf, selber aktiv zu werden. Dazu gibt es reichlich Gelegenheit, zum Beispiel beim traditionellen Drachenbootrennen am Freitag, dem 7. Juli von 11 bis 14 Uhr im Museumshafen. Interessierte Mannschaften können sich auch noch kurzfristig beim Uni-Hochschulsport melden, entweder unter 863625 oder unter hss@uni-greifswald.de. Für den darauffolgenden Tag ist es den Organisatoren gelungen, gleich zwei
hochkarätige Sportveranstaltungen nach Greifswald zu holen, und zwar den adh Open Segeln beziehungsweise Nordic Jollencup sowie die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Beachvolleyball. Die Segler starten gleichzeitig mit den Beachvolleyballern um 10 Uhr vormittags. Ab 20.30 Uhr abends findet dann die große Beach-Party mit LiveMusik statt, Eintritt 2 Euro. Das Beachvolleyballturnier geht am Sonntag, dem 9. Juli dann gegen Mittag in die Halbfinal- und Finalrunden, ab 16 Uhr ist Siegerehrung. Die eigentliche Gelegenheit zum Mitmachen für alle bietet der Gesundheitslauf am Sonntag. Es gibt zwei verschiedene Strecken – eine kurze und eine lange – auf der jeder mitlaufen darf und damit seine Zugehörigkeit zur Uni demonstriert. Um 11 Uhr startet der kurze „FamiFotos: Archiv lienlauf“ über zwei Kilometer am Fischmarkt, geht dann über die Baderstraße auf den Wall, an der Mensa vorbei und über die Mühlenstraße wieder zurück zum Fischmarkt. Danach startet der große Lauf über zehn Kilometer, für den schon Uni-Kanzler Thomas Behrens und Prorektor Otto-Andreas Festge unverbindlich zugesagt haben. Die Läufer drehen mehrere Schleifen auf dem Wall, für den großen Lauf ist eine Anmeldung erbeten, die bis eine Stunde vor Beginn möglich ist. uli
m. trifft wenn einer unehrlich ist. Das jemand geradeaus ist und einem die Meinung sagt, Auge in Auge, und nicht nochIrgendwie hintenrumeiert ist mir sehr wichtig. Auch Natürlichkeit. So wie ich bin, bin ich und ich lasse mich da auch nicht verbiegen. Was ist ihr persönlicher Jungbrunnen? Natürlich die Familie, die Ostseeküste und auch tagtäglich mit den jungen Leuten auf dem Platz zu stehen – das macht Spaß und hält jung.
m. trifft Andreas Zachhuber, ehemaliger Trainer vom FC Hansa Rostock und heutiger Cheftrainer des Greifswalder SV 04 Alter: 44 (29.05.1962) Kurzbiografie: Ehemaliger Profifußballer bei Hansa Rostock und Bundesligatrainer vom FC Hansa Rostock und MSV Duisburg und Nachwuchstrainer ebenfalls bei Hansa Rostock. Ab 3. Juli 2006 Cheftrainer des Greifswalder SV 04 (Aufstiegsaspirant; Verbandsliga). Sternzeichen: Zwilling Lieblingsessen: Gefüllte Paprikaschoten. Lieblingsbuch, -musik, -film: Nichts Bestimmtes, da gibt es so viele Gutes, also querbeet. Wie läßt sich Ihre Tätigkeit in drei Sätzen beschreiben? Ich bin Fußballtrainer, Pädagoge und Psychologe in einem. Hauptaufgabe ist es, jedes Wochenende eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz zu haben. Zudem muß ich auch diejenigen motivieren, die hintenan stehen, damit auch sie, falls sie eingewechselt werden, 100% Leistung bringen.
Foto: jw
Wieviele Stunden hat Ihre Arbeitswoche? Mit den Wochen-enden sind es bestimmt 50 Stunden. Welches Handwerk würden sie gerne beherrschen? Handwerklich bin ich nicht sehr begabt. Besonders was das Handwerkliche im Haushalt angeht, könnte ich schon besser sein. Wie sah als Kind ihr Traumberuf aus? Als Kind wollte ich natürlich Fußballer werden. An den Trainerberuf habe ich damals aber noch nicht gedacht. Welchen Menschen der Gegenwart oder der Zukunft bewundern Sie am meisten? Da gibt es keinen Besonderen. Es gibt so viele, die gute Sachen gemacht haben. Da möchten ich keinen hervorheben, auch keinen Fußballer. Wo würden Sie gerne leben? Hier an der Ostseeküste, da fühle ich mich am allerwohlsten. Welches Fach würden Sie in Greifswald studieren? Ich habe ja schon an der Uni Rostock und in Leipzig Sport studiert und den Trainerschein (mit Jürgen Klinsmann, Jogi Löw, Jürgen Köhler, Mathias Sammer, u.a.; d. Red.) in Köln gemacht. Nochmal studieren möchte ich also nicht, jetzt möchte ich nur noch meine Arbeit als Trainer auf dem Platz machen. Worauf schauen Sie bei einem Menschen als erstes und worauf sollte man heutzutage mehr Wert legen? Was ich überhaupt nicht ab kann ist,
Ihr Lebensmotto? Immer geradlinig, immer geradeaus und wenn mal der Tag nicht so läuft wird der nächste Tag besser. Morgenmuffel oder Frühaufsteher? Frühaufsteher. Es geht morgens gleich los, also Morgenmuffel überhaupt nicht. Ich kann morgens gleich um 7 richtig loslegen, telefonieren, machen und tun. (Anmerkung: „Damit sind sie großes Vorbild für elftausend Greifswalder Studenten.“ Zachhuber lacht) Sie waren bereits als Spieler und Trainer in Greifswald. Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Stadt? Ich sitze sehr gerne auf dem wunderschönen Markt. Früher im Sommer war ich, wenn abends Training war, meist vorher nachmittags auf dem Markt und hab einen Milchkaffee getrunken. Bier natürlich nicht. Hoffentlich wird es ein guter Sommer, dann kann ich das wieder genießen.
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moritz-Redakteur Jörg Weber und Andreas Zachhuber (rechts).
Sie hatten oder haben Kontakt zu Größen wie Frank Pagelsdorf, Jürgen Klinsmann, Jogi Löw, Mathias Sammer und Jürgen Kohler. Wer ist der netteste und die wichtigste Frage: wie ist Jürgen Klinsmann? Also nett sind sie alle. Ich habe von allen diesen Leuten auch eine Menge gelernt. Jürgen Klinsmann ist einfach ein Mann, ein Trainer, der seinen Weg gerade geht und auch unbeliebte Entscheidungen trifft und durchzieht, auch wenn sie nicht bei jedem gut ankommen. Ich bin davon überzeugt, dass die deutsche Nationalmannschaft mit Sicherheit ins Halbfinale kommt und würde mich naürlich freuen, wenn es am Ende die Weltmeisterschaft wäre, obwohl mit dieser Mannschaft auch das Halbfinale ein Riesenerfolg wäre.
Ihr Wunsch für die WM? Dass die WM völlig friedlich abläuft, dass es keine Ausschreitungen gibt und vor allem, dass wir viele Tore und schöne Spiele sehen hier im eigenen Land. Gespräch: Jörg Weber
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kreuzmoritzel
1 und 2 und 3...
Wusstet ihr schon, dass...
Und weil´s so schön war an dieser Stelle ein weiteres Zahlenrätsel, dass es zu knacken gilt. Zu gewinnen gibt es diesmal drei mal zwei Kinokarten für das CineStar! Einfach die Lösung per mail an moritz@uni-greifswald.de schicken.
`Likedeeler` Freibeuter und Seeräuber waren, die ab den 1390ern über 30 Jahre lang auf Nord- und Ostsee großen Schaden anrichteten? Einer der bekanntesten Anführer: Klaus Störtebeker (plattdt. = stürze den Becher)
Viel Spaß beim Knobeln!
...dass mittlerweile Krankenwagen und Hubschrauber mit Schwerstverletzten oft erst mehrere Krankenhäuser anlaufen müssen, bevor sich eines bereit erklärt zu behandeln? Schwerstverletzte sind einfach zu teuer, wer soll das bezahlen? ...dass in Holland ein findiger Unternehmer ab diesem Sommer die neueste Extremsportart anbietet? Für eine Stunde lang eingebuddelt im Sarg liegen. Schön, dass er dabei an eine integrierte Sauerstoffversorgung gedacht hat. ... dass Astrid Lindgren am 80.Geburtstag ihrer besten Freundin mit dieser um die Wette auf einen Baum geklettert ist? Schließlich gebe es „kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern“, sagte sie dazu.
Jeweils eine Karte für Wissen.rockt haben gewonnen:
Ulrich Amsel (L.A. Deutsch/ Geschichte/DaF) Sebastian Bick (BWL) Joerg Sonnenberger (Mathematik) Herzlichen Glückwunsch! Die Gewinne könnt ihr Euch dienstags ab 18 Uhr in der moritz-Redaktion Wollweberstraße 4 abholen.
...dass in jeder einzelnen Sekunde unseres Lebens die Urwaldfläche einer Größe von ca. 50 Fußballfeldern abgeholzt wird? ...dass RTL den sog. Bügelfaktor hat? Die Soaps des Senders sind nämlich so aufgebaut, dass Hausfrauen, die vorm Fernseher bügeln, kurz weggehen können, ohne den Anschluss zu verlieren. D.h., jedes kleinste Detail wird zwei- bis dreimal wiederholt. ilia
moritz – Studentische Medien Greifswald
spielundspaß
Redaktion & Geschäftsführung Rubenowstr. 1, 17487 Greifswald Tel: 03834/861759, Fax: 03834/861756 E-Mail: moritz@uni-greifswald.de
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Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Uwe Roßner Stellvertreter: Stephan Kosa Hochschulpolitik: Ulrich Kötter, Sebastian VogtFeuilleton: Björn Buß Universum: n.n.
Sophia Penther (so), Stephan Kosa (kos), Susanne Wächter (susa), Ulrich Kötter (uli), Uta-Caecilia Nabert (ilia), Uwe Roßner (ur), Verena Lilge (lil)
freie Mitarbeit: (98eins), Benjamin Fischer, Marlene Sülberg, Simon Sieweke (hochschulpolitischer Referent des AStA). Vielen Dank! Titelbild: Kai-Uwe Makowski Gestaltung: Katarina Sass, Ulrich Köttter, Susanne Wächter
Druck: Druckhaus Panzig, 17489 Greifswald Herausgeber: Studierendenschaft der Universität Greifswald (vertreten durch das Studierendenparlament, Rubenowstraße 1, 17487 Greifswald)
moritz erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren. Redaktionsschluß der nächsten Ausgabe ist der 29. September. Die nächste Ausgabe erscheint am 16. Oktober. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in Beiträgen und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
IMPRESSUM Redakteure: Arvid Hansmann (aha), Bettina Bohle (beb), Björn Buß (bb), Cornelia Leinhos (cole), Delia Holm (dee), Grit Preibisch (grip), Ina Kubbe (ik), Jessika Wagner (jes), Joel Kaczmarek (jmk), Jörg Weber (jw), Judith Küther (juk), Kai Doering (ring), Katarina Sass (kats), Katja Staack (tja), Michael Boortz (michi), Robert Heinze (rh), Robert Tremmel (bert), Sarah Rieser (sari), Sarah Spiegel (sars), Sebastian Jabbusch (sj), Sebastian Vogt (sv),
Zeichnungen: Franziska Salopiata, Juliane Hesse, Kai-Uwe Makowski, Stephan Matzke Geschäftsführung: Bernhard Schrieber, Carsten Mielsch E-Mail: gefue@moritz-medien.de Anzeigen: Carsten Mielsch
arvids kolumne – das finale
„…und ließe meinen Leib verbrennen“ *
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Die Welt ist rund / Von Arvid Hansmann
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Die Fußball-WM hat begonnen. In Deutschland. „Wir“ haben Costa Rica 4:2 besiegt. Im Hinterhof eines Greifswalder Clubs habe ich das Spiel mehr schlecht als recht auf einer blassen Leinwand und einem Flachbildschirm verfolgt. Während ich mich zusammen mit zwei Kommilitonen kühl und beherrscht über die tiefsinnigen Äußerungen des Kommentators amüsierte, waren die jungen Leute auf der „Bierzeltgarnitur“ neben uns von ausgelassener Euphorie geprägt. Mit allerlei schwarz-rot-golden Accessoires bestückt, war es ihnen egal, ob sie nun jedes Detail des Geschehens nachvollziehen konnten, oder ob ihre Kommentare angebracht waren. Ich dachte an den vorangegangenen Tag, wie ich mit meiner kleinen Digicam die Spiele des „3. Ernst-LohmeyerCups“ der Theologischen Fakultät auf dem Sportplatz hinter der Hans-Fallada-Straße dokumentierte und kam mir mal wieder wie ein emotionaler Eisblock vor. – Man hätte sich ja aktiv am Spiel beteiligen können, aber nein, dafür ist man wieder zu unsportlich. Und außerdem dachte man gleich an den armen Rostocker Kommilitonen, der sich noch vor Spielbeginn einen „Schienbeinkopfbruch“ zugezogen hatte – man dachte schaudernd über den ungefähren anatomischen Aufbau eines Kniegelenks nach, anstatt sich einfach zu vergessen und in die rhythmischen Begleitaktionen mit einzustimmen, die einige junge Damen als „Cheerleader“ unternahmen. Stattdessen tat man nichts weiter als ihre Reize zu digitalisieren, zu archivieren und sie zu einem „historischen Ereignis“ werden zu lassen, dem man dann mit melancholischer Seele noch Jahre nachtrauern kann. Wahrscheinlich ist diese Aussage für die meisten der Leser dieser Seite nicht erst die Initialzündung zu der tiefenpsychologisch-analytischen Diagnose: „Der Typ hat echt ’n Problem“. – Für den Fall, dass mir das jemand mal direkt sagen würde, hatte ich mir folgende „bescheidene“ Antwort zurechtgelegt: „Ego sum spe-
culum mundi.“ – Doch kann man wirklich so ein pauschales Urteil fällen? Soll man der gesamten okzidentalen Kultur einen Hang zu Schwermut und Selbstmitleid unterstellen? Soll man die westliche Welt mit einem alten Aristokraten vergleichen, der in seinem Leben eigentlich alles ererbt und erworben hat und der nun mit beißendem Fatalismus dem Zerfall seines Anwesens zusieht? Ein Kommilitone sage neulich bei einer Flasche Wein zu mir: „Wir sind einfach zu klug für diese Welt.“ – Waren die Schwerenöter und die vermeintlichen Endzeitprognostiker vor 100 Jahren nur Propheten oder aber Katalysatoren der Schrecken des 20. Jahrhunderts? Soll man daraus Analogieschlüsse zu der materiellen Exzessivität „multimedialer Großereignisse“ wie eben der Fußball-WM ziehen, zu dem Verlangen dem vermeintlich nahe stehenden Untergang in dionysischer Ekstase entgegenzutreten? Martialisch donnert die „WM-Hymne“ von Herbert Grönemeyer – doch halt! Hat sich der alte Meister nur derartiger Mittel bedient, um sich einigermaßen Gehör zu verschaffen? „Es ist Zeit, dass sich was dreht!“ – Drehen, wenden, umkehren – darin liegt die semantische Grundbedeutung der Buße. Für etwas büßen? Dem schließt sich scheinbar die Frage an: Was hat man denn verbrochen? - Doch diese enge Fokussierung muss man überwinden. Umkehren heißt seinen Weg zu überdenken. Das Beharren ist es, das zu Fanatismus führt. In dem Film „Paradise Now“, der vor einigen Wochen im Mensa-Kino lief, ist es nur einer der beiden palästinensischen Selbstmordattentäter, der durch den Zweifel bekräftigt bereit ist, umzukehren; sein Freund bringt den teuflischen Plan zum bitteren Ende. Zwangsläufig wird man an das nervige Lied von Xavier Naidoo erinnert: „Bist du am Leben interessiert?“ Der Zweifel ist es, der einen überleben lässt – auch wenn man bereit sein muss zu kriechen. Begriffe wie „Stolz“ und „Ehre“ mögen einem ein postumes Denkmal setzen,
denjenigen, die man zurück lässt, nützt dies wenig. Dem Argument, sich aus einer irdischen Hölle in ein himmlisches Paradies zu begeben, sei entgegengesetzt, dass diese irdische Hölle ein menschliches Produkt ist – der im Film aufgezeigte soziale und materielle Kontrast zwischen Palästina und Israel ist ein Faktum demgegenüber ich, ohne vor Ort gewesen zu sein, kein positionierendes Urteil abgeben kann. Wenn hierzulande der Iran zur Bedrohung heraufstilisiert wird, sei daran erinnert, dass das Land, an dem seit Alexander dem Großen alle westlichen Weltreiche militärisch gescheitert sind, in den Tagen, in denen dieses Heft in den Druck geht und erscheint, ein friedlicher Teilnehmer der WM ist, wie die anderen Länder auch. Um auf den Vergleich mit dem alten Aristokraten zurückzukommen, ist es nun notwenig, in der Weise Buße zu tun, dass man nicht tatenlos zusieht – und dabei womöglich noch Tschaikowski hört -, wenn beispielsweise das „funktionale Meisterwerk“ des neuen Berliner Hauptbahnhofes ein Anschlagsziel wird (ein Hoch auf die Zentralisierung!), oder wenn in unseren Breiten diejenigen, die dem „demographischen Wandel“ noch entgegentreten durch plumpe Parolen zu bereitwilligem Kanonenfutter erzogen werden. Für mich könnte das nun heißen, dass ich mich endlich mal von dem „Ballzauber“ verführen lassen sollte, das lange Überlegen hinten anzustellen und mit Leib und Seele dabei zu sein, wenn Deutschland Weltmeister wird! Wie dem auch sei. Ich habe an dieser Stelle lange genug meine Meinung kundgetan. Nun, da sich auch mein Studium allmählich einem offiziellen Ende zuneigt, ist es an der Zeit hier Platz für etwas Neues zu schaffen. Obwohl, ich habe mir sagen lassen, dass hier demnächst „Der große Makowski“ strandet und der ist schon erheblich länger dabei als ich. In welcher Form mein Schaffen im nächsten Semester im moritz präsent sein wird, wird sich zeigen – vielleicht wird sich „Johannes Adler“ wieder in dramaturgische Abgründe begeben, oder Andreas Braml (als dessen Fan ich mich hier outen möchte) wird einiges bei Radio 98eins rezitieren, oder ... Also dann. Tschüssi!
* 1. Kor. 13, 3