moritz Oktober 2007
No. 65
das greifswalder studentenmagazin
Wir und Bus? Mit neuen Konzepten zu mehr Fahrg채sten
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IMPRESSUM Redaktion & Geschäftsführung Wollweberstraße 4, 17489 Greifswald Telelfon: 03834/861759 Telefax: 03834/861756 E-Mail: moritz@uni-greifswald.de Internet: moritz-magazin.de Postanschrift::
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Geschäftsführung Christin Kieppler, Carsten Mielsch Anzeigen: Christin Kieppler, Carsten Mielsch Chefredaktion Judith Küther (V.i.S.d.P.), Björn Buß Hochschulpolitik: Feuilleton: Universum: Kurznachrichten:
Maria Trixa Sarah Bechimer n.n n.n.
Redakteure: Alexa Bornhorst (ab), Cornelia Bengsch (cb), Björn Buß (bb), Sarah Bechimer (sb), Maximilian Fleischmann (mpf), Arvid Hansmann (aha), Anke Harnisch (keh), Alina Herbing (lah), Robert Heinze (rh), Stephan Kosa (kos), Ina Kubbe (ik), Johannes Kühl (jk), Frauke Kibscholl (keki), Judith Küther (juk), Uta-Caecilia Nabert (ilia), Martina Pape (mp), Grit Preibisch (grip), Anne Regling (ar), Uwe Roßner (ur), Maria Trixa (mt), Maria-Silva Villbrandt (msv), Sara Vogel (sar) Freie Mitarbeit: Christian Willy Bülow, Beatrice Lindhorst, PD Dr. Frank Möller, Ester Müller-Reichenwaller, Marc Tanzmann, Thomas Vagt Dank an: Innokentty Kreknin Gestaltung: Björn Buß, Judith Küther Titelbild: Robert Tremmel, Christin Drühl Tapir: Kai-Uwe Makowski Herausgeber: Studierendenschaft der Universität Greifswald (vertreten durch das Studierendenparlament, Domstraße 12, 17487 Greifswald)
EDITORIAL Tach! So sieht man sich wieder. Das Semester beginnt und sicher freut Ihr Euch schon auf Eure interessanten Veranstaltungen. Doch nicht nur die Uni-Kurse beginnen, sondern auch der moritz ist für Euch am Start. Und wenn Ihr schon immer einmal Medienluft schnuppern wolltet, bietet sich Euch nun die einmalige Gelegenheit dazu. Wir sind immer auf der Suche nach Schreiberlingen, Fotografen und Layoutwütigen - und solchen, die es werden wollen. Also, keine Scheu und ab zur donnerstäglichen Redaktionssitzung um 18 Uhr in die Wollweberstraße 4. Oder schreibt uns einfach Themenvorschläge - auch Leserbriefe - an moritz@uni-greifswald.de. Wir sind gespannt! So, was erwartet Euch nun im ersten der ersten moritzAusgabe des Wintersemesters? Wir sind mit leeren Bussen in Greifswald gefahren und gehen der Frage nach, ob eine Preissenkung gen Null Sinn macht. Ob die Arbeit des Bildungsministers Henry Tesch dagegen Sinn macht, beantwortet unserer Rückblick auf zwölf Monate Große Koalition in Schwerin. Für weitere Ablenkungen während einer Vorlesungen ist ebenfalls gesorgt: Jede Fakultät ist vertreten. Denn wer suchet, der findet. Zum Schluss das Beste oder das Beste zum Schluss: Die Kulturseiten wanderten ans Ende des Heftes. Feedback erwünscht!
Druck: Druckkaus Panzig, 17489 Greifswald moritz erscheint während des Semesters monatlich in einer Auflage von derzeit 3.000 Exemplaren. Die Redaktion trifft sich während des Semesters donnerstags um 18 Uhr in der Wollweberstraße 4. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist der 24. Oktober 2007. Die nächste Ausgabe erscheint am 8. November 2007. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte und Leserbriefe redaktionell zu bearbeiten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in Artikeln und Werbeanzeigen geäußerten Meinungen stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Alle Angaben sind ohne Gewähr!
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Arndt des Monats Der Name Franzos muss ein Abscheu werden in deinen Grenzen, und ein Fluch, der von Kind auf Kindeskind erbt. Arndt, Ernst Moritz: Über Volkshaß und den Gebrauch einer fremden Sprache, Leipzig, 1813, S. 18. Es gibt in jeder Ausgabe des moritz den „Arndt des Monats“, in dem das jeweils angeführte Zitat Ernst Moritz Arndts einen kurzen, aber erschreckenden Einblick in die Gedankenwelt dieses Mannes geben soll.
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INHALT
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Auswahlgespräche in der Medizin
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Unigebäude im Jahr 2020
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Busfahren in Greifswald
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Fusionsforschungsreaktor im IPP
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Hochschulpolitik CDU und SPD regieren seit einem Jahr in Schwerin: Ein Rückblick Die Medizinische Fakultät sucht sich ihre Studenten selbst aus Dozenten stellen ihr Bild eines „idealen“ Studenten dar Das Masterstudium an der Alma Mater Ein Student im Rostocker Rektorat: Interview mit Johannes Saalfeld In welchen Gebäuden wird 2020 gelehrt? Baumaßnahmen an der Uni Eine Veranstaltung macht Probleme: Der Studiengang Biomathematik Humanmediziner und ihre Studienordnung Hintergründe zum Weggang Professor Becks und Interview mit selbigen
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Universum Warum fahren Studenten in Greifswald nicht Bus? Der Fusionsforschungsreaktor Wendestein 7-X in Greifswald Auslandssemester im Baltikum: Zuerst Lettland, dann Litauen Internationales Forschungsprojekt zu Verkehrsunfällen Für Studenten mit Nachwuchs interessant: Neue Kindertagesstätte Siberien im Sommer: Ein Exkursionsbericht „Das liberale Europa und der eindringliche Islam“ als Thema einer Diskussion
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INHALT
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Neue Kita für Studentenkinder
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Podiumsdiskussion im St. Spiritus
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Alexander Osang las im Kino
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m. trifft... Steffi Derenz
Feuilleton Ostberliner in Greifswald: Alexander Osang liest im Kino Guatemalas Botschafter auch in Greifswald: Ausstellungseröffnung Kino: Disturbia; Shoot ‘Em Up; Das Bourne Ultimatum; Zimmer 1408 DVD: Ein kurzer Film über die Liebe; Kansas City Feltrinelli; Lichter der Vorstadt CD: Cobblestone Jazz; Ben Harper and the Innocent Criminals me succeeds; Schwervon! Buch: Lucy Fricke; Robert Saviano Alexander von Sobeck; Günter Lier; Silja Ukena
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Schluss m. trifft... Steffi Derenz Für Kinokartengewinner: Sudoku Der Tapir und die Feinde der Erzählstruktur
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Was in keine andere Rubrick passt Editorial, Impressum Kurznachrichten, AStA
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inhalt
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AStA
Allgemeiner Studierendenausschuss Domstraße 12 Telefon: 03834/861750 oder 561751 Fax: 03834/861752 E-Mail: asta@uni-greifswald.de Internet: asta-greifswald.de Vorsitzender: Thomas Schattschneider vorsitz@asta-greifswald.de Co-Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Lisa Steckel presse@asta-greifswald.de Co-Referent für Internet und Technik: Eric Bernstein internet@asta-greifswald.de Referent für Hochschulpolitik: Konstantin Keune hopo@asta-greifswald.de Co-Referent für hochschulpolitische Bildung Alexander Köcher bildung@asta-greifswald.de Referent für Fachschaften und Gremien: Dirk Stockfisch fachschaften@asta-greifswald.de Referent für Finanzen: Martin Rebling finanzen@asta-greifswald.de Co-Referentin für Finanzen und Nachhaltigkeit: Michaela Bade beschaffung@asta-greifswald.de Referent für Soziales und Wohnen: Zoran Vasic soziales@asta-greifswald.de Co-Referent für BAföG und Studienfinanzierung: n.n. bafoeg@asta-greifswald.de Referentin für Studium und Lehre: Kristina Kühn studium@asta-greifswald.de Co-Referentin für Studierendenaustausch und Internationalisierung: Monika Peiz austausch@asta-greifswald.de Co-Referent für Evaluation & Hochschulentwicklung: Christian Müller evaluation@asta-greifswald.de Referent für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche: Christian Bäz erstsemester@asta-greifswald.de Autonomer Referent für Queer- und Genderangelegenheiten: David Puchert queer@asta-greifswald.de Autonome Referentin für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten: Catharina Frehoff behinderte@asta-greifswald.de Autonome Referentin für Ausländerfragen: Sabryna Junker auslaenderreferat@asta-greifswald.de
StuPa
Studierendenparlament der ErnstMoritz-Arndt Universität Greifswald Präsident: Frederic Beeskow Stellvertreter: Philipp Kohlbecher, n.n. E-Mail: stupa@uni-greifswald.de Internet: stupa.uni-greifswald.de
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KURZNACHRICHTEN Umzugshilfe und Strom geschenkt
Längere UB-Öffnungszeiten
150€ Umzugsbeihilfe gibt es für den Erstwohnsitz in Greifswald. Anmeldungen sind im Einwohnermeldeamt in der Spiegelsdorfer Wende Haus 1 oder bis zum 19. Oktober in deren Außenstelle im Rathaus möglich.Wer seinen Hauptsitz in Greifswald hat, darf auch bei der Wahl des Oberbürgermeisters im nächsten Frühjahr mitbestimmen. Einen weiteren Bonus bekommen „Neugreifswalder“ von den hiesigen Stadtwerken: 100 Kilowattstunden Strom, was einem Wert von 17 € entspricht, können neu hauptamtlich gemeldete Studenten als StarterKit einfordern. Diesen Bonus gibt es einmal pro Haushalt wenn man die Anmeldebescheinigung und eine Einzugsermächtigung für alle von den Stadtwerken bezogenen Leistungen im Kundenzentrum in der Gützkower Landstraße 19-21 vorlegt.
Seit Oktober bieten die Zentrale Universitätsbibliothek und die Bereichsbibliothek Am Schießwall erweiterte Öffnungszeiten an. Von Montag bis Sonnabend können beide Einrichtungen bis 24 Uhr genutzt werden. Erstmals ist auch am Sonntag der Gang in die Bibliotheken möglich. Zwischen 9 und 17 Uhr sind die Freihandbestände und angebotenen Onlinedienste zugänglich. Serviceleistungen wie Auskunft, Ausleihe und Rückgabe werden weiterhin zu den eingeschränkten Zeiten angeboten. Vorerst gelten die neuen Öffnungszeiten für ein halbes Jahr. Werden diese durch die Bibliotheksnutzer intensiv wahrgenommen, ist an eine dauerhafte Verlängerung gedacht.
Existenzgründerseminar Unternehmensgründer auf ihre Selbstständigkeit vorzubereiten ist das Ziel des Existenzgründungsportals MVwin. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel lobte Anfang September 33.000 Euro Preisgeld für den Business-Wettbewerb 2007 in M-V aus. Dabei sei MVwin offen für alle Branchen und Formen von Unternehmungsgründungen und verfolge das Ziel, Gründer gut auf ihre Selbstständigkeit vorzubereiten. Am 3. November findet in der Rubenowstraße 2, SR 2 von 9 Uhr bis 17 Uhr eine Marketingveranstaltung statt. Es referiert Peter Braun, Unternehmensberater aus Flensburg. Informationen und Anmeldung: mvwin.de oder 0395/3694913
Vereine telefonieren kostenlos Greifswalder Organisationen aus den Bereichen Bildung, Kultur und Soziales können sich mit ihren Ideen bei der Kluth Telemarketing GmbH bewerben um insgesamt 1001 Stunden kostenloses Telefonieren zu erhalten. Bewerbungsschluss für die Initiative 1001 ist der 31. Oktober. Das Bewerberformular ist online unter dem Verweis „Gesellschaftliches Engagement“ verfügbar. Internet: kluth.de oder 7710303
Stipendium für Forgeschrittene Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. nimmt bis zum 30. November Bewerbungen für ein Stipendium für das kommende Jahr entgegen. Das Alfred-Toepfer-Stipendienprogramm fördert die Abschlussphase eines Studiums oder einer Promotion an einer deutschen Hochschule in einem Förderungsumfang von monatlich je 920€. Gefördert werden vor allem europäische Studien auf dem Gebiet der Kultur-, Geistes- und Gesellschafts wissenschaften, aber auch Studien der bildenden und darstellenden Künste. Zielgruppe sind Studierende unter 30 Jahren aus Mittel- und Osteuropa in Vorbereitung eines Studienabschlusses mit Ausnahme von BachelorStudiengängen Informationen und Bewerbung: toepfer-fvs.de
Oktober-Sendetermine MoritzTV MoritzTV, die Fernsehredaktion der Studentischen Medien der Greifswalder Hochschule, beschäftigt sich in seiner Oktobersendung mit Nichtregierun gsorganisationen in Afghanistan, die Gelder nicht der dortigen Bevölkerung zugänglich machen. Die Sendung ist im Kabelnetz auf Greifswald TV (GTV) vom 5. bis 12. Oktober jeweils um 1 Uhr, 9 Uhr, 17 Uhr und 23 Uhr zu sehen. Außerdem ist die Oktoberausgabe online verfügbar. Internet: moritztv.de
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KURZNACHRICHTEN Academic Campus in Stettin
Forschungsförderung
Umfrage zur psychischen Belastung
Vom 7. bis zum 14. September fand in Stettin der Academic Campus statt. Zu diesem waren auch Studenten der ErnstMoritz-Arndt Universität Greifswald eingeladen. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) setzte diese Einladung am 3. September auf seine Homepage und informierte die Studierendenschaft in einer E-Mail vom 4. des Monats über die Veranstaltung. Zu Recht kam von einzelnen Studenten Kritik an der Kurzfristigkeit der Informationen. Der AStA war jedoch nicht in der Lage, frühzeitig über die Veranstaltung zu informieren, da diese ihm selbst erst Ende August mitgeteilt wurde. Die Idee stand zwar längerfristig im Raum, eine konkrete Zusage über Zeitpunkt und Anzahl an Teilnehmern, kam jedoch erst am 30. August zustande. Daher war es dem AStA nicht möglich, die Veranstaltung adäquat zu bewerben, um genügend Teilnehmer zu finden.
Greifswald ist exellent. Jedenfalls wenn es nach Bildungsminister Henry Tesch (CDU) geht. Fünf Forschungsprojekte erhalten insgesamt 1,35 Millionen Euro Förderung aus dem Zukunftsfonds des Landes. Darunter sind auch vier Vorhaben Greifswalder Wissenschaftler. Der Politikwissenschaftler Professor Hubertus Buchstein erhält zusammen mit seinem Rostocker Kollegen Professor Nikolaus Werz 274.400 Euro für die Erforschung rechtsextremer Aktivitäten im ländlichen Raum. Das Land fördert auch zwei Projekte der Greifswalder Pharmakologie. Einen Förderbescheid in Höhe von 219.000 Euro erhält Professor Dieter Rosskopf für Untersuchungen zum Auftreten von Genvarianten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit. Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Heyo Kroemer, forscht zusammen mit Professor Klaus-Peter Schmitz (Universität Rostock) an Grundlagen zur Stenttechnologie. Die Fördersumme beläuft sich auf 280.266 Euro. Das vierte Projekt von Dr. Michael Lalk und dem Rostocker Professor Peter Langer - bis 2004 im Arbeitskreis für Bioorganische Chemie an der hiesigen Uni tätig - erhält 249.190 Euro.
Das Studentenwerk Greifswald und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) führen im November eine Befragung von Studenten zur psychischen Belastung während des Studiums durch. Sowohl Online, als auch als Papier-Bleistift-Umfrage kann der Fragebogen ausgefüllt werden. Die Auswertung erfolgt anonym. Eine rege Teilnahme ist aufgrund der dann besseren Datenlage wünschenswert. Informationen zur Umfrage: studentenwerk-greifswald.de asta-greifswald.de
Keine Ehrendoktorwürde Der Senat der Greifswalder Uni setzte in seiner August-Sitzung die Verleihung der Ehrendoktorwürde für Dr. Jürgen Radomski aus. Das Mitglied des Siemensvorstands sollte die Ehrung von der Medizinischen Fakultät erhalten. Aufgrund des Siemensskandals wurde im höchsten Hochschulgremium der Antrag gestellt, das Verfahren auszusetzen um einen möglichen Schaden von der Universität abzuwenden. Mögliche Verstrickungen von Radomski sind nicht bewiesen, aber Vermutungen wurden hierzu in diversen Medien veröffentlicht. Nachdem sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Senat für die Aussetzung, aber nicht die Aufhebung aussprach, verlas Rektor Professor Rainer Westermann einen Brief Radomskys. Dieser bat, von der Verleihung abzusehen. Radomski betreut die „Medical Solutions“ der Siemens AG.
24-Stunden-Vorlesung Am 19. Oktober ab 16 Uhr findet im Audimax die 24-Stunden-Vorlesung statt. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Dem Geist bieten Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Nahrung. 24-Stunden-Vorlesungsplan: asta-greifswald.de
Buchgutscheine für Plakataktion Für die kommende Wahl zum Studierendenparlament (StuPa) ist ein Wahlplakatwettbewerb mit drei Buchgutscheinen als Hauptgewinne ausgerufen. Information: asta-greifswald.de
AStA-Referat wieder frei Seit Anfang Oktober ist das Co-Referat für BaföG und Studienfinanzierung im Greifswalder Allgemeinen Studierendenauschuss (AStA) frei. Der bisherige Referent Mirko Wahlen trat von seinem Amt zurück, da er einige Monate nicht in der Hansestadt verweilt.. Interessenten für die freigewordene Stelle können sich bis zum 22. Oktober, 12 Uhr beim Studierendenparlament (StuPa) bewerben. Informationen zum Co-Referat: stupa.uni-greifswald.de
Hilfe für Bachelor-Studenten Das Dekanat der Philosphischen Fakultät schuf zum Wintersemester eine wissenschaftliche Hilfskraftstelle zur Unterstützung der dritten Säule der Bachelorausbildung, den General Studies. Zukünftig sollen Hilfestellungen gegeben, Beratungen durchgeführt und Informationen gesammelt werden. Die halbe Stelle ist auf 12 Monate befristet. Erste wissenschaftliche Hilfskraft ist Kathrin Berger, ihres Zeichens Absolventin der Greifswalder Uni, ehemalige Präsidentin des Studierendenparlaments (StuPa) und Mitglied diverser Hochschulgremien. Die Stelle wurde ihr vom Dekanat im Sommer angeboten. ANZEIGE
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TESCH IN SCHWERIN
hochschulpolitik
Ein Jahr große Koalition in M-V moritz-Bilanz in Sachen Landesbildungspolitik
Henry Tesch ist Bildungsminister in der Landesregierung. An den Hochschulen wurde er bisher nicht gesichtet.
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in seiner Bilanz nach den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit zum Thema Bildung: „Für diesen Bereich bin ich vor allem damit sehr zufrieden, dass es uns gelungen ist, für die Schulen im Land zusätzlich 12,6 Millionen Euro nachträglich in den Haushalt des Landes einzustellen. Damit können wir zum einen 100 zusätzliche Lehrerstellen für die Berufsschulen schaffen und zum anderen die Unterrichtsversorgung verbessern“. Ferner wurden die Schulen aufgerufen, zum Zwecke des Bürokratieabbaus Kritik beim Ministerium einzureichen, welche Erlasse und Verordnungen den Schulalltag erschwerten, einen übermäßig bürokratischen Aufwand erforderten oder überholt seien. Es wurde auch eine Stabsstelle „Schulentwicklung“ unter Leitung des Staatssekretärs des Bildungsministeriums Udo Michallik eingerichtet. Dies sind selbstredend positive Entwicklungen, die geeignet sind, die Arbeitsweise der Schulen im Land positiv zu beeinflussen. Doch was hat das Bildungsministerium unternommen, um die Hoch-
schulen im Land zu begünstigen und ihre Arbeit zu erleichtern? Ein Lehrer besucht Schulen Der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Greifswald, Thomas Schattschneider, findet die Arbeit des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur mangelhaft. Tesch sei zudem im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger, Robert Metelmann, sehr viel weniger kooperationswillig gegenüber den Studierendenschaften. Dies sei eventuell damit zu erklären, dass er, im Gegensatz zu Metelmann, kein Professor sondern Lehrer ist. Schattschneider: „An den Schulen ist Herr Tesch auch viel häufiger zu sehen.“ Er hege aber die Hoffnung, dass in der Bildungspolitik noch mehr geschehe. Nur die Einhaltung der gesetzten Ziele aus dem Koalitionsvertrag hält er für illusorisch: „Die Modernisierung der Hochschulen im Hochschulbau bis zum Jahr 2010 abzuschließen
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Foto: landesregierung-mv.de, photocase
Am 7. November dieses Jahres wird die große Koalition in Mecklenburg-Vorpommern das erste Viertel ihrer Legislaturperiode bestanden haben. Es stellt sich jedoch die Frage, ob hierbei von einem Bestehen mit Bravour gesprochen werden kann. Im Hinblick auf das innenpolitische und mediale Debakel während des G8-Gipfels in Heiligendamm ließe sich zumindest eine derartige Auslegung konstruieren, leitet sich der Begriff der Bravour doch von soldatischer Kühnheit ab. Doch was bleibt heute, wo Bravour einzig ein Bestehen mit Auszeichnung meint, davon übrig? Hat die große Koalition gar nur mit Ach und Krach bestanden? In Sachen Bildung ist nicht viel passiert in einem Jahr. Zwar hat das Bildungsministerium die Bildungspolitik unter die Maxime „Lebenslanges Lernen“ gestellt, doch es konzentrierten sich der Landtag sowie das Ministerium unter Bildungsminister Henry Tesch (CDU) auf die Schulpolitik. Sie ließen die Hochschulpolitik mehr oder weniger Hochschulpolitik sein. So sagte Henry Tesch
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hochschulpolitik
grenzt an Unmöglichkeit. Dies wird nicht funktionieren. Ebenso ist nicht ersichtlich, wie die Mittelwerbung für die Hochschulen wirklich von statten gehen soll. An einer verstärkten Umwerbung der Alumni ist schon sein Vorgänger Professor Metelmann gescheitert.“ Was war los? Es kam im November 2006 zu einer Einigung im bundesweiten Hochschulpakt, wobei Mecklenburg-Vorpommern ein sehr gutes Ergebnis erzielt hat. Dem Land stehen danach bis 2010 Mittel in Höhe von über 10 Mio. Euro zu, wenn es die Studierendenzahlen aufrechterhalten kann. Dieser Prozess war aber schon im Gange, die Teilhabe daran lässt sich nicht der Bildungspolitik der Landesregierung zuschreiben. Weiterhin haben sich die Bildungsminister der norddeutschen Bundesländer auf eine verstärkte Zusammenarbeit vor allem bei der Anwerbung und dem Austausch von Studierenden geeinigt. Dies ist in Zeiten, in denen die Öffentlichkeitswirksamkeit von Hochschulen am wichtigsten erscheint, wohl zumindest vertretbar, von der Landesregierung allerdings kaum beeinflussbar. Im Endeffekt profitieren die Hochschulen hiervon nur insofern, als die Mittel aus dem Hochschulpakt sicherer werden. Ausgelastet sind die Universitäten ja jetzt schon, das Wahlversprechen der CDU, für größere Hörsäle und Arbeitsräume in den Hochschulen zu sorgen, ist anscheinend auch in Vergessenheit geraten. Im März dieses Jahres kam es zudem zu einer endgültigen Einigung mit der
Universität Rostock. Darin wurde nach langem Hin und Her festgelegt, wie die Universität sich in Zukunft entwickeln soll. Somit wurde der lang andauernde Streit um die Rechtswissenschaften in Rostock beigelegt. Nun sollen in Rostock ab 2008 keine Studenten mehr für Jura als Hauptstudium immatrikuliert werden und die Rechtswissenschaft soll insgesamt mit der Betriebswirtschaftslehre verzahnt werden. Rostock und Greifswald sollen eine gemeinsame juristische Fakultät gründen, wie das jedoch in der Praxis funktionieren soll (Entfernung, Aufteilung der Veranstaltungen) ist unklar. Immerhin steht nun fest, dass die Universität Rostock den Studiengang Zahnmedizin aufrechterhalten kann. Das Hochschulgesetz und die Studenten Und was ist aus dem Landeshochschulgesetz (LHG), der Grundlage jeder universitären Handlung und Handlungsfreiheit, geworden? Hierzu hat die oppositionelle FDP-Fraktion im April einen Antrag im Landtag eingebracht, in dem verlangt wurde, die Änderungen am LHG aus dem Jahr 2006 teilweise zurück zu nehmen. Gemeint war Paragraf 15 Absatz 4 LHG, der seit 2005 die Aufhebung und Einrichtung von Studiengängen durch die Landesregierung ermöglicht, was die Hochschulautonomie massiv einschränkt (moritz 51). Das war auch die Begründung der FDP-Fraktion für diesen Antrag, er wurde jedoch erwartungsgemäß abgelehnt. Die FDP hat hier wohl in erster Linie eine „Pflicht zur Opposition“ wahrgenommen. Nun ist eine weitere Novellierung des LHG auf dem Wege (moritz 64), der
Ob die Hochschulpolitik vor dem Schweriner Schloss baden geht?
Gesetzgebungsprozess soll wahrscheinlich am Ende dieses Jahres in die entscheidende Phase treten. Auch hier wundert sich der AStA der Universität Greifswald über das Handeln des Bildungsministeriums. Nachdem für sechs AStA-Mitglieder aller Hochschulen ein Termin mit Minister Tesch für Oktober vereinbart worden war, bei dem man die geplanten Änderungen am LHG besprechen wollte, verschob dessen Mitarbeiterin diesen Termin auf Grund von Terminschwierigkeiten in den Dezember. Nun fürchtet Thomas Schattschneider auf die lange Bank gesetzt zu werden, damit die Einflussmöglichkeiten von Seiten der Studenten möglichst unterminiert werden. Im Dezember könnten die wichtigen Vorverhandlungen zur LHG-Novelle nämlich schon abgeschlossen sein. Irrungen und Wirrungen Eine Menge seltsamer Signale, die da von Schwerin ausgehen. Studenten scheinen noch weniger gern als sonst auf dem politischen Parkett gesehen zu sein und der Handlungswille der Bildungspolitiker wirkt eher wenig energisch. Der Bildungsminister scheint eine erstaunlich große Affinität zu roten Bändern und Scheren zu entwickeln und man fragt sich, wer oder was bleibt. Es wirkt im Endeffekt doch so: Es ist weitaus weniger konfrontativ für Politiker, Schulen zu besuchen, als sich mit hochschulpolitischen Themen zu befassen. Schulpolitik nämlich ist meist etwas weniger grundsätzlich und sorgt somit generell nicht für so viel aktiven Unmut bei den Betroffenen wie die Hochschulpolitik. kos
Bedankt Euch bei Henry Tesch!
Foto: landesregierung-mv.de, photocase
Dem Bildungsminister haben wir viel zu verdanken: Bisher keine Studiengebühren in M-V, super Ausstattungen von Bibliotheken, niemand sitzt in einer Veranstaltung auf dem Boden und auch die Forschung ist exellent und nicht nur am Primat der Wirtschaftlichkeit ausgerichtet. Sagt Henry Tesch Danke: Telefon: 0385-588-70- 00/ 04/ 08 E-Mail: h.tesch@bm.regierung-mv.de Auch Staatssekretär Udo Michallik freut sich über Dankesbekundungen: Telefon: 0385-588-70- 05/ 06/ 09 E-Mail: u.michallik@bm.regierung-mv.de Habt Ihr Probleme im Studium? Tesch und Michallik helfen Euch gern aus der Patsche! Meldet Euch bei Ihnen!
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hochschulpolitik
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AUSWAHLVERFAHREN hochschulpolitik
Medizinstudenten ausgesucht
Aufregende Zeiten für Bewerber an der Medizinischen Fakultät Skepsis vor dem Auswahlgespräch für das Medizinstudium
in Betracht gezogen zu werden. Die hiesige Alma Mater muß als Erstwunsch angeben sein, der Bewerber darf keinen schlechtere Abiturdurchschnittsnote als 2,5 erreicht haben und im Idealfall wählen die Interessierten auch naturwissenschaftliche Leistungskurse in der Oberstufe. Wer zusätzlich noch berufspraktische Erfahrung aufweisen kann, wird ebenfalls bevorzugt. Topform für 20 Minuten nötig
Die Uni wählt sich die Studenten aus Von den 179 Studienplätzen im Fach HuANZEIGE
manmedizin und 49 Plätzen in der Zahnmedizin darf sich die Hochschule einen hohen Anteil selbst aussuchen. „Die Passfähigkeit der Studenten an die Medizinische Fakultät soll durch die Auswahl gesichert werden“, sagt Petra Meinhardt, Referentin des Studiendekanats. Schon seit Mitte der 1990er Jahre nutzt die Fakultät die Möglichkeit, ihre Studenten nach eigenen Kriterien auszusuchen. Anfangs waren es nur 20 Prozent der Studienplätze. Seit dem letzten Jahr entscheidet die Uni über die Vergabe von 60 Prozent aller Studienplätze. Die restlichen Prozent werden durch die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) nach der Abiturbestennote und Wartesemestern vergeben. Alle Bewerbungen laufen über die in Dortmund ansässige ZVS. Wer aber nach Greifswald möchte, mußte zusätzlich noch einen Fragebogen an die hiesige Uni schicken. Die Kriterien 102 Studienplätze vergab die Medizinische Fakultät in diesem Jahr nach ihren eigenen Kriterien. Studienwillige müssen bei der Bewerbung drei Bedingungen erfüllen, um überhaupt von der Hochschule
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Chancen der Zahnmediziner Für angehende Zahnmediziner gelten übrigens die gleichen Kriterien. Natürlich konnten Bewerber, die vorher als Zahntechniker oder ähnlichen Berufen arbeiteten, mit ihren praktischen Erfahrungen punkten. Angehende Zahnmediziner fanden sich für die Auswahlgespräche in der alten Zahnklinik in der Rotgerberstraße ein. Nachdem schon 38 Erstsemester für das Fach feststanden, wurden ebenfalls dreimal soviele Kandiaten für die restlichen Platze eingeladen, wie noch zur Verfügung standen: Um die Chance auf einen der letzten elf Studienplätze buhlten sie. Warten auf ein Ergebnis Schon wenige Tage nach den Auswahlgesprächen bekamen die nach Greifswald Eingeladenen Antwort auf die enscheidende Frage: Habe ich einen Studienplatz in Greifswald erhalten? mp
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Foto: Martina Pape, Universität Greifswald (3)
Aufgeregt stehen sie vor dem Gebäude der Urologie an der Fleischmannstrasse, unterhalten sich, lehnen sich an den Freund. Es sind Anwärter auf einen Studienplatz im Fach Humanmedizin an der Greifswalder Hochschule. Aus allen Ecken Deutschlands sind sie Anfang September in die Stadt am Ryck gekommen.
2694 Bewerber im Fach Humanmedizin kamen für die Greifswalder Hochschulquote in betracht. Nach den drei Kriterien wurden Punkte verteilt und eine Rangfolge aufgestellt. Somit erhielten schon 63 Studienbewerber ihren Platz an der hiesigen Uni. Um die restlichen 39 freien Plätze zu vergeben führte die Fakultät Auswahlgespräche durch. Pro Studienplatz lud die Fakultät drei Bewerber ein. Diese wurden 20 Minuten lang von zwei Medizin-Professoren auf Herz und Nieren geprüft. Es ging um Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Soziales Engagement, aber auch wie die eigene Person dargestellt wird. Damit die Hohe Anzahl an Gesprächen schnell von statten ging, befragten vier Auswahlkommissionen die Bewerber.
LERNENDE
hochschulpolitik
Der ideale Student
moritz fragte Dozenten – und bekam Folgendes zu hören Professor Christfried Böttrich
Foto: Martina Pape, Universität Greifswald (3)
Der Theologe Als Ideal steht ohne Frage, gewogen auf der Zunge Waage, zunächst nicht maskulinum bieder ein „der“ wie stets und immer wieder! Studentin und Student sind beide zu unsrer Alma Mater Freude mit gleichem Recht und gleichen Pflichten willkommen, hier sich einzurichten (zudem vom Förderplan getrieben, die Proportionen zu verschieben). Sie legen vor, um zu studieren, ein Zeugnis gänzlich ohne Vieren, stattdessen mit den besten Noten, denn die sind unbedingt geboten, sofern sie auf das theologisch breite verlockend vielgestaltig weite Terrain sich wagen, um ihr Denken auf Gott und Welt und Mensch zu lenken. Sie sollten, um es gleich zu nennen, das Menschheitsbuch - die Bibel - kennen, und überhaupt mit Texten leben, mit vielen Büchern sich umgeben, von Mommsen, Freud, von Barth und allen die in der Wissenschaft gefallen. Sie lesen, wo sie gehn und stehen, die Philosophen unbesehen, Geschichte lockt sie, Linguistik, Soziologie und Germanistik, denn das sind gute Anverwandte im Sinne familiärer Bande. Latein, das lieben sie schon lange. Vor Griechisch gibt es keine Bange. Hebräisch als ein Abenteuer beflügelt sie ganz ungeheuer.
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hochschulpolitik
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Die Betriebswirtin
Die Biochemikerin
Das Ideal ist kaum zu definieren, denn die Mischung und die Persönlichkeit machen den Studenten schließlich aus. Aber bestimmte Charakteristika lassen sich doch herausstellen: Interessiertheit, Neugier, Selbstdisziplin sowie Fleiß, Zielorientierung und Durchhaltevermögen sind sicher für einen erfolgreichen Abschluss die Erfolgstreiber. Deutlich herausstellen möchte ich aber das Interesse an Neuem und reflektierend über den eigenen Tellerrand hinauszusehen sowie gewissen Spaß an komplexen Thematiken zu haben. Wichtig sind ebenfalls soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, aber auch grundlegende soziale Eigenschaften, wie Freundlichkeit und Höflichkeit. Der Lieblingsstudent von allen, die Klausuren bearbeiten, hat bestimmt auch eine leserliche Schrift.
Wer ist der ideale Student? Ich glaube, den gibt es nicht. Natürlich wünscht man sich als Hochschullehrer interessierte Studenten, die sich ihrem Fach verschrieben haben, die wirklich studieren und nicht in schulischer Manier einfach einem Lehrprogramm folgen, das in Klausuren und Prüfungen abgefragt werden könnte. Ein guter Student ist für mich jemand, der seine Ziele ehrgeizig verfolgt, sich selbst informiert, bildet und überprüft, der Vorlesungen, Seminare und Praktika als Leitfaden, nicht jedoch als alleinige Wissensquelle versteht. Darüber hinaus ist jeder Student eine eigene Persönlichkeit mit individuellen Interessen, Vorzügen, Fehlern. Die Persönlichkeit eines jeden zu erkennen, gezielt zu fordern und zu fördern, das ist die Herausforderung, der sich ein Hochschullehrer jeden Tag aufs Neue stellen muss. Und das ist das Schöne an dem Beruf. Ideale Studenten brauche ich nicht. Interessierte junge Leute mit Esprit und Tatendrang, mit Eigenheiten und Fehlern, Zielen und Träumen, die wünsche ich mir an unserer Universität.
Professor Ricarda Bouncken
Professor Sabine Müller
Gesprächsbereit sind sie und offen. Belastbarkeit ist zu erhoffen. Die Studien- und die Prüfungszeiten und alle Tests, die sie begleiten, die absolvieren sie behende, sind voller Neugier ohne Ende, für neuen Medien zu begeistern, die sie mit Lust und Liebe meistern. Und sind sie fromm, kann’s auch nicht schaden, so passen sie in diesen Laden; doch das steht wirklich erst am Schluss, weil nur sein kann, was nicht sein muss. Wer sich in Denken, Kunst und Leben bereit ist, ganz hinein zu geben, und wer sich vieles vorgenommen, ist herzlich hier bei uns willkommen!
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BOLOGNAPROZESS hochschulpolitik
Den Bachelor in der Tasche
Wissenswertes über das Masterstudium an der Uni Greifswald
Die Bachelor-Studiengänge in Greifswald erfreuen sich zunehmender Beliebtheit - in vielen Fächern sind diese die einzige Möglichkeit ins Studium einzusteigen - und so stehen die Absolventen nach sechs Semestern vor einer wichtigen Entscheidung: Jobsuche, Auslandsaufenthalt, Praktikum und Masterstudium? Greifswald spielte eine Vorreiterrolle bei der Einführung der modularisierten Bachelor- und Master-Studiengänge in Deutschland. Nicht alles klappte sofort, Studien- und Prüfungsordnungen wurden angepasst. Aber aus Fehlern lernten die Verantwortlichen. Die Resonanz für ein Bachelor-Studium an der Alma Mater ist hoch (beispielsweise über 300 Erstsemester für das Fach Politikwissenschaft im Wintersemester), so kämpfen die Angebote für ein Master-Studium dagegen um jeden Willigen. Viele gute Studenten verlassen die Hochschule, um ihren zweiten akademischen Abschluss an anderen Hochschulen zu erlangen. Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität bemüht sich aber selbst auch um Bachelorstudenten aus anderen Städten. Mit Hilfe von Plakaten und Flyern werden die Master-Studiengänge vorgestellt, Ziele, Qualifikationen und Voraussetzungen erläutert. Masterstudiengänge in Greifswald Die ersten Bachelorstudiengänge liefen um die Jahrtausendwende in Greifswald an. Es gab anfangs nur wenige Interessenten, die dieses Angebot nutzten. Parallel zum Bachelor war in vielen Fächern noch die Einschreibung für einen Magisterabschluss möglich. Dennoch wurden gleichzeitig auch entsprechende Masterstudiengänge eingerichtet. Nicht alle haben sich bis heute gehalten. Der Master of Arts „Französische Literatur- und Kulturwissenschaften“ fiel dem Einschreibestopp für Studiengänge am Institut für Romanistik zum Opfer und weil die Universität Rostock zum Zentrum der Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern erkohren wurde, war ein Master of Education in Greifswald überflüssig. Auch der Master „Green Politics“ am Institut für Politikwissenschaft wird nicht weiter angeboten.
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Zur Zeit gibt es verschiedene Master-Programme an der hiesigen Universität: 13 Master of Arts in der Philosophischen Fakultät, zwei Master of Law bei den Juristen, für Ökonomen „Health Care Management“ und zwei naturwissenschaftliche Master of Science. Zusätzlich können zwei Weiterbildungsmaster absolviert werden: Für Juristen, Psychologen oder Sozialwissenschaftler der Master of Law in „Kriminologie und Strafrechtspflege“ und einer für Zahnmediziner. Beide sind kostenpflichtig. Das Angebot an Master-Studiengängen an der Greifswalder Uni wird kontinuierlich erweitert. In diesem Semester werden die beiden Master-Abschlüsse „Niederdeutsch“ und „Vergleichende Literaturwissenschaft“ erstmals angeboten. Zukünftig wird beispielsweise ein binationaler Master hinzukommen: „Baltische Regionalstudien“ beginnt in einem Jahr und wird der einzige Masterstudiengang für Baltistik in Deutschland sein. Das Besondere daran ist, dass man zwei Semester in Greifswald und zwei an der litauischen Universität Vilnius studiert. Im Vergleich zwischen Bachelor-Studenten in einem Studiengang und dem dann möglichen Master-Abschluss haben die verschiedenen Fakultäten bisher sehr unterschiedlichen Erfolg. Waren im vergangenen Sommersemester 169 Bachelor of Law eingeschrieben, nutzten insgesamt 25 Master-Studenten die weitere berufliche Qualifizierung. Dagegen erfreuen sich die Master-Studiengänge innerhalb der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät bisher auf keiner großen Resonanz: Nur sechs Studenten wollten einen Master of Science erlangen. Die meisten Master-Studenten gibt es in der Philosophischen Fakultät: 75 Studenten streben den Master of Arts an. Doch verteilen sich die Studenten hauptsächlich auf die beiden Studiengänge „Sprache und Kommunikation“ und „Politikwissenschaftliche Demokratiestudien“. Die Nordistik und die Slawistik fanden mit ihrem Angebot bisher wenig Anklang. Wie wird man eigentlich Master-Student? Ein Masterstudium dauert normalerweise vier Semester. Die Ausnahme bildet der zweisemestrige Master of Arts „Niederdeutsch“. Eine Zulassungsbeschränkung gibt es bisher nicht. Es müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden: Natürlich ist ein erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss von Nöten, in der Regel der Bachelor. Dabei ist zu beachten, dass man meist eine Mindestanzahl von Leistungspunkten in einem ähnlichen oder gleichen Fach erreicht haben sollte. Beispielsweise 54 Leistungspunkte in einem germanistischen oder kommunikationswissenschaftlichen Fach für den Studiengang „Sprache und Kommunikation“. Für die meisten Masterstudiengänge in Greifswald muss der Bachelor mit der Note 2,5 oder besser abgeschlossen werden. „Politikwissenschaftliche Demokratiestudien“ erfordert sogar einen Durchschnitt von 2,3. Nur bei den beiden Master of Laws reicht ein „befriedigend“ aus, um an der Alma Mater weiter studieren zu können. Unterschiedliche Voraussetzungen Für den Master „Geschichtswissenschaften“ wird zusätzlich das Latinum und die Kenntnis zweier weiterer Fremdsprachen vorausge-
Foto: Judith Küther
Setzt noch einen drauf: Christian Peplow
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BOLOGNAPROZESS
hochschulpolitik
setzt. Unter studienrelevanten Bedingungen müssen Interessierte am Studium der „British and North American Studies“ einen Aufenthalt von mindestens einem Monat in einem englischsprachigen Land nachweisen. Eine Bewerbung für den Master in „Bildende Kunst“ muss eine Mappe mit Arbeiten der letzten beiden Jahre und einen Entwurf für ein künstlerisches Vorhaben während des weiteren Studiums enthalten. Auch wenn sich bisher nur wenige Studenten für ein Masterstudium entschieden haben, wird zukünftig die Nachfrage von Greifswalder Absolventen steigen, da viele Bachelorstudenten ihren Abschluss in der Tasche haben. Unkomplizierte Bewerbung
Zum Weiterstudieren ins Ausland „Durch die Akkreditierung von Studiengängen soll eine europaweite Vergleichbarkeit erreicht werden“, sagt AStA-Referent Dirk Stockfisch. Die internationale Anerkennung des Bachelorabschlusses nutzt beispielsweise Christian Wagner für die Fortsetzung seines Studiums in Frankreich. Doch ganz so unkompliziert ist das nicht. „Ich rate jedem, frühzeitig die Lage zu sondieren und rund ein Jahr für alles einzuplanen. Es kommen ja noch alltägliche Dinge hinzu, wie Krankenversicherung oder Wohnung“, sagt Wagner. Über Fördermöglichkeiten für ein Auslandsstudium informiert das Akademische Auslandsamt. Beispielsweise kann ein Stipendium der Ziel-Universität Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) oder ein Bildungskredit in Frage kommen. Durch einen Bachelorabschluss in Greifswald stehen somit europaweit die Türen der Hochschulen offen. lah ANZEIGE
Foto: Judith Küther
Bewerbungsfristen für ein Masterstudium sind schon im Gange, auch wenn das erste Studium noch gar nicht abgeschlossen ist, da die Abschlussprüfungen noch bevorstehen. An den meisten Hochschulen ist dies aber kein Hindernis für eine Bewerbung. Das hiesige Prüfungsamt ermittelt einen vorläufigen Notendurchschnitt und damit ist eine Bewerbung und Einschreibung für den gewünschten Studienplatz möglich. Um die Immatrikulation abzuschließen, wird das Abschlusszeugnis einfach nachgereicht. Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Dies stellt auch Christian Peplow fest: „Ich wollte eigentlich in Berlin „Alte Geschichte“ studieren, das klappte dann aber nicht wegen der Einschreibefrist.“ Nach seinem Bachelorstudium in Greifswald ist er jetzt einer von drei Masterstudenten am Historischen Institut. Rechtzeitig beworben hat sich dagegen Dorit Broja. Nach Aufnahmetests und Bewerbungsgesprächen studiert die Greifswalder Absolventin in diesem Wintersemester einen Master of Arts „Hörfunk“
an der Leibziger Uni. „Ich hätte gerne den Masterstudiengang Organisationskommunikation in Greifswald wahrgenommen“, bedauert Broja. Diese Spezialisierung wird aber erst ab dem kommenden Wintersemester angeboten. Doch es gibt auch Studenten, die mit dem hiesigen Studienangebot zufrieden sind. Noch zwei Semester und Luise Maschmeier ist ein Bachelor of Arts. Anschließend möchte sie den Master „Geschichtswissenschaft“ studieren: „Zum einen, weil ich mich hier sehr wohl fühle und einen festen Freundeskreis aufgebaut habe. Am wichtigsten ist mir aber, dass ich bereits an einer größeren Uni studiert habe und daher die Vorzüge einer kleineren zu schätzen weiß. Die Kurse sind noch relativ überschaubar und innerhalb des Instituts kennt man sich.“
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hochschulpolitik
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LEITUNG
hochschulpolitik
„Ein Anderer Wind weht durch Uni“
Studentischer Prorektor über die Zukunft der Rostocker Hochschule
Student in Hochschulleitung Der Politikstudent Johannes Saalfeld ist seit einem Jahr „Prorektor für studentische Angelegenheiten“ an der Uni Rostock. Das Landeshochschulgesetz (LHG) ermöglicht den Hoch-schulen, einen Studenten in ihre Leitungsstab zu wählen. Bisher wird diese Möglichkeit in Greifswald nicht genutzt. Dafür müßte die Grundordnung der ErnstMoritz-Arndt-Universität geändert werden. moritz: Herr Prorektor, was ist eigentlich in Rostock los? So viele Feuer, wie Ihre Hochschule innerhalb des letzten Jahres zu löschen hatte, wurden von der Schweriner Landesregierung an der Universität Greifswald nicht angezündet. Johannes Saalfeld: Das kann ich mir kaum vorstellen. Greifswald wie Rostock bekommen doch genauso schwer und schmerzlich die Einsparungen bis zum Jahr 2017 zu spüren. Das Feuer scheint also allerorts gleich hoch zu schlagen. Andererseits wäre es natürlich schlimm gewesen, wenn am größten Bildungsstandort in Mecklenburg-Vorpommern die Einsparvorgaben des Landes stillschweigend hingenommen worden wären. Wir wissen alle, dass dabei leider auch viele persönliche Befindlichkeiten eine Rolle gespielt haben. Dies darf
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natürlich nicht die Grundlage so wichtiger strategischer Entscheidungen sein – zumindest das muss uns für die Zukunft eine Lehre sein und im letzten Jahr scheinen alle Beteiligten diesbezüglich auf dem richtigen Weg zu sein. Trotz aller schmerzlichen Einsparungen, z.B. die Einstellung des Studienganges Rechtswissenschaften, hat schlussendlich die Alma Mater Rostochiensis den Landtagswahlkampf 2006 mitbestimmen können und ist aus den Mediationsverhandlungen mit erfreulich hohen Investitionsmitteln herausgekommen. Ich denke, dass es sich immer lohnt, für seine Positionen intensiv einzutreten. moritz: War es aus Ihrer Sicht vernünftig, die Juristische Fakultät zu schließen? Saalfeld: Es war nicht vernünftig, in Mecklenburg-Vorpommern 600 Stellen an den Hochschulen einzusparen. Alles andere ordnet sich dann nach und ist nur noch eine Sekundär-Diskussion. Über dem Portal unseres Hauptgebäudes in Rostock steht „doctrinas multiplex, veritas una“, was soviel bedeutet, dass es viele Lehren und Wissenschaften um der einen Wahrheit Willen geben muss. Es geht also darum, dass das Konzept „Universität“ nur durch den ihr immanenten Wissenschaftspluralismus funktioniert. Die Diskussion, welche Wissenschaft nun wertvoller oder besser sei als die andere, geht daher am Konzept „Universität“
vorbei und ist unakademisch. Hätte es nicht unsere Juristen getroffen, dann hätte es andere unvernünftigerweise getroffen. Ich möchte noch ganz kurz erwähnen, dass unsere juristische Ausbildung sicherlich große Einschnitte hinnehmen muss (ca. 50 Prozent der Personalstellen), die Juristische Fakultät bleibt jedoch als Nukleus und Kondensationskeim rechtswissenschaftlicher Lehre und Forschung für kommende Tage erhalten. Viel wichtiger scheint mir dagegen, dass viele Bundesländer in diesen Tagen ihre Hochschulen ausbauen, Studienplätze massiv schaffen, in ihre Forschung intensiv investieren – nur in Mecklenburg-Vorpommern nicht, wir wickeln uns hier klammheimlich bis 2017 selber ab. Diese Entwicklung muss nochmals überdacht und umgekehrt werden – gerade auch in Zeiten besserer Kassenlage. Zunehmend entstehen nur noch Arbeitsplätze für hochqualifiziertes Personal und Mecklenburg-Vorpommern hat im Bundesvergleich eine der geringsten Abiturientenquoten, eine der geringsten Studierendenquoten und die schlechteste Ausstattung an den Hochschulen – da wird einem langsam bewusst, was „Strukturschwäche“ wirklich bedeutet. moritz: Jetzt saßen Sie fast ein Jahr im Rektorat, waren vorher auch im Rostocker AStA aktiv und kannten die Hochschulpolitik von Innen. Wie macht sich der jetzige Rektor Professor Thomas Strothotte? Saalfeld: Es weht schon ein anderer Wind durch Rektorat und Universität. Die Ideen des neuen Rektors sind frisch, und zudem versteht er es, diese Ideen auch in die Tat umzusetzen. Diese Fähigkeit ist meines Erachtens eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Rektors – denn was nützen die schönsten Ideen, wenn sie auf dem ohnehin schon sehr schwierigen Terrain der Universität nicht umgesetzt werden können. Prof. Strothotte hat innerhalb eines Jahres in breiter Zusammenarbeit mit Gremien und fast allen Professoren, vielen Mitarbeitern und Studierenden die Stärken der Universität herausgearbeitet und in ein neues Konzept einfließen lassen. Dieses Konzept „UR 2019“ soll die Universität Rostock bis zu ihrem 600jährigen Jubiläum im Jahr 2019 in Forschung und Lehre herausragend aufstellen.
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Foto: Privat, Universität Rostock
Johannes Saalfeld ist der erste Student im Rektorat in der Warnowstadt
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Foto: Privat, Universität Rostock
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moritz: In zehn Jahren will die Uni Rostock in der Spitzengruppe der Hochschulen „mitreden können“ . Dabei fällt sehr oft das Schlagwort „Profillinien“. Führt diese Schwerpunktsetzung nicht zum Ende der Rostocker Volluniversität? Saalfeld: Ganz im Gegenteil: Das Konzept „UR 2019“ mit der Gründung einer Interdisziplinären Fakultät, in der drei Profillinien beheimatet sind, kann nur auf Grundlage einer Volluniversität und mit der großen Breite des Rostocker Fächerspektrums funktionieren. Ich möchte die Frage doch einmal herumdrehen und fragen, welchen Nutzen eigentlich ein Student bisher von einer großen Volluniversität hatte, wenn er ohnehin nur eine Disziplin studieren konnte. Die Interdisziplinäre Fakultät, die im Übrigen jetzt am 11. Oktober feierlich gegründet wurde, soll nicht nur auf der Forschungsebene Themen und Synergien finden, sondern soll auch die Lehre besser koordinieren und den Studierenden in Form neuer interdisziplinärer Module und Studiengänge möglichst viel von der Breite unserer Universität zugänglich machen. Noch etwas grundsätzliches zu unserem neuen Konzept: Die Exzellenzinitiative der Bundesregierung haben vor allem Forschergruppen in der Größenordnung von circa 25 Professoren für sich entschieden. Diese „kritische Masse“ gilt es nun auch hier vor Ort zusammenzuführen. Dabei bleibt die Universität Rostock mit diesem deutschlandweit einmaligen Konzept ihrem Leitspruch „traditio et innovatio“ treu: Denn in der Tat sind die nun gefundenen Profillinien „Life, Light and Matter“, „Maritime Systems“ und „Aging Sciences and Humanities“ Ausdruck jahrelanger Forschung und Lehre an der Universität. Und war es die Universität Rostock, die als erste klassische Universität in Deutschland ihr fachliches Spektrum durch eine Technische Fakultät im Jahr 1963 erweiterte, so ist es nun wiederum die Universität Rostock, die als erste deutsche Universität eine Interdisziplinäre Fakultät im Jahr 2007 gründete. Um die Tragweite des Konzeptes zu veranschaulichen, möchte ich nur darauf hinweisen, dass es erstmals gelungen ist, von den 10 außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern alle 9 Einrichtungen, welche auch in der Region Rostock angesiedelt sind, in das Konzept der Profillinien einzubinden.
Lobhudelei in eigener Angelegenheit ist nicht meine Sache. Ich würde mich aber freuen, wenn ich mit meiner ersten Amtszeit bewiesen hätte, dass die studentische Position im Rektorat für die Universität als Ganzes Vorteile bringt. Der sogenannte „Prorektor für Studentische Angelegenheiten“ ist einerseits mit eigenen Aufgaben wie Lehrveranstaltungsevaluation, Alumni-Betreuung oder Studierendenwerbung betraut, darüberhinaus ist er aber auch in alle anderen Entscheidungen des Rektorats gleichberechtigt miteingebunden. Neben den sich daraus ergebenden Mitgestaltungsmöglichkeiten gilt es auch als Mittler zwischen Rektorat und Studierendenschaft zu wirken. Das neu geschaffene Amt des studentischen Prorektors hilft somit, Konflikte zwischen Universitätsleitung und Studierendenschaft zu vermeiden, indem die gegenseitigen Positionen kontinuierlich vermittelt werden. Dafür würde ich gerne vom Konzil eine weitere Amtszeit bekommen – StudentINNenrat und Rektor haben mir dieser Tage das Vertrauen hierfür bereits ausgesprochen.
wusst keinen Talar auf akademischen Festveranstaltungen, um ein ganz „normaler“ Student zu bleiben. Denn ein studentischer Prorektor soll keinen professoralen Prorektor imitieren oder ersetzen. Er ist etwas anderes und darin liegt ja auch der Gewinn für die Hochschulleitung. Ich hielte es sogar für unangemessen, den langen Weg der studentischen Partizipation, der 1968 unter anderem mit dem Hamburger Transparent „Unter den Talaren, Muff von 1000 Jahren“ begann, mit dem Überwerfen eines Talars abzuschließen.
moritz: Haben Sie Ihre Ansichten zur Hochschulpolitik durch die Innenansicht innerhalb des letzten Jahres verändert? Sind Sie noch ein „normaler“ Student? Saalfeld: Sicherlich wird der Blick auf Sachverhalte komplexer je mehr Informationen zugänglich sind. Aber ich bin schon der Überzeugung, dass ich meinen Grundprinzipien treu geblieben bin und wie auch am ersten Tag studentische Interessen im Rektorat vertrete. Ich trage auch ganz be-
moritz: Das Studienende nähert sich auch bei Ihnen. Was machen Sie dann mit dem dem erworbenen Wissen? Saalfeld: Schaden wird es sicherlich nicht. Aber ganz im Ernst: Vielleicht spielt Wissenschaftsmanagement in meiner Zukunft eine gewisse Rolle, dazu sollte man aber eine eigene Wissenschaft gut beherrschen. Dieser würde ich mich gerne in naher Zukunft noch weiter widmen wollen. Das Gespräch führte Björn Buß.
moritz: Ist Ihr Amt überhaupt neben dem Studium ausführbar? Saalfeld: Ja und Nein. Ja, weil es unglaublich wichtig ist, nicht den Kontakt zur Lehre und zu den Studierenden zu verlieren und noch selbst in Veranstaltungen zu sitzen. Und Nein, weil das Amt doch eine ganze Menge Arbeit mit sich bringt. Ich besuche daher nicht mehr so viele Veranstaltungen wie früher, aber es ist mir schon wichtig, dass ein studentischer Prorektor auch ein Student bleibt.
Das Hauptgebäude der Universität Rostock
moritz:Sie kandidieren für eine zweite Amtszeit als Prorektor. Warum sollte das Konzil der Uni wieder für Sie stimmen?
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hochschulpolitik
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ZUKUNFT hochschulpolitik
Strukturiert
Skandinavistik
Baumaßnahmen werden neu
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tung. Begonnen wurde mit dem Ausbau der RSF-Bereichsbibliothek, der Grundsanierung des Audimax aus Spenden- und Körperschaftsmitteln und der Aufgabe der Gebäude in der Stralsunder Straße 10 und 11. Für das nächste Jahr sind 30, 8 Millionen Euro in Aussicht gestellt für die Grundsanierung der ehemaligen Augenklinik in der Rubenowstraße 2, in die die Zentralverwaltung einziehen wird. Bis zum Jahr 2020 werden die Gesamtbaukosten auf 130,725 Mio. Euro geschätzt. Zusätzlich sollen – so ist es in den Zielvereinbarungen festgehalten – noch weitere Mittel bis zum Jahr 2020 für Bauunterhaltungszwecke und -maßnahmen, welche nicht nach dem Hochschulbauförderungsgesetz förderfähig sind, bereit gestellt werden. Abgestoßene Gebäude Neben der Verwaltung werden die finanziellen Mittel auch für die Bündelung der Fachbereiche verwendet. Erklärtes Ziel dieses Konzeptes ist die Konzentration zusammengehöriger Institute, die Aufgabe unwirtschaftlicher Splittergrundstücke und die Senkung der Betriebskosten und die Vermeidung von Leerstand. Folgende Gebäude werden mittel- und langfristig aufgegeben: Anorganische Chemie (Soldmannstraße 16), Pharmazie (Karl-Liebknecht-Ring), Dekanat/RSF/Rechtswissenschaften (Domstraße 20), Zoologisches Institut und Museum (Bachstraße 11-12), Caspar-Davis-Friedrich-Institut für Kunstwissenschaften (Bahnhofstraße 46/47), Psychologie/Erziehungswissenschafte/Mathematik (Mehringstr. 47/48), Historisches Institut (Bahnhofstraße 51), Chemie (Villa, Soldmannstraße 17a), Institut für Altertumswissenschaften, Nordisches Institut, Nordistik (Falladastraße 20), Studienkolleg/Lektorat Deutsch/Geographie (Makarenkostraße 22), Zentrale Verwaltung (Domstraße 58a), Fremdsprachen- und Medienzentrum(FMZ)/Kirchenmusik/Kunst (Bahnhofstraße 50), Universitäts- und Rechenzentrum (URZ) (Felix-Hausdorff-Straße 12), Baracke Physik (Felix-Hausdorff-Straße 14), Pharmazie (Karl-Liebknecht-Ring) und Urund Frühgeschichte/Turnhalle (Falladastraße 1), Weitere finanzielle Unterstützung hat der
Foto: Thomas Vagt (6)
Psychologie
Im Jahre 2020 wird der Uni-Campus ein anderer sein als bisher bekannt. Zu dem Zeitpunkt werden Fakultäten neu strukturiert sein, was sich auch im baulichen Konzept widerspiegelt. Ein Konzept, das die Verwaltungs- und Lehrgebäude der Uni wirtschaftlich strukturieren und fachgemäß bündeln soll, legte diese in Zusammenarbeit mit dem Betrieb für Bau und Liegenschaften MV vor. Dieser basiert auf Grundlage des 34. Rahmenplans für den Hochschulbau 2006 bis 2009. Die Ausarbeitung beinhaltet eine Planung der Alma Mater bis zum Jahr 2020. Als Bestandteil der im April 2006 geschlossenen Zielvereinbarungen zwischen Bildungsministerium und Universität sieht es unter anderem vor, dass neben der Grundsanierung des Hauptgebäudes weitere Projekte realisiert werden. Das Zielkonzept der Ernst-Moritz-ArndtUniversität sieht zwei Hauptstandorte und einen befristeten dritten Standort bis zum Jahr 2025 vor. Der erste Hauptstandort in der Greifswalder Innenstadt beinhaltet die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen. Dazu gehören die Theologische, die Rechts- und Staatswissenschaftliche und die Philosophische Fakultät, Anatomie und Pathologie. Das Sonderbaugebiet Hochschulbau Jahnstraße/Fleischmannstraße/Sauerbruchstraße gliedert sich in Mathematisch-Naturwissenschafliche Fakultät, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum, Zentralen Hörsaalkomplex mit integrierten Flächen für das Rechenzentrum und Mensa mit Cafeteria. In der Fetten-Vorstadt befinden sich – vorläufig bis zum Jahr 2025 - Einrichtungen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät mit dem Botanischen Institut und dem Botanischen Garten. Dazu gehören unter anderem der Neubau eines Fachbereichsgebäudes Chemie/Biochemie, der Neubau Fachbereich Physik, ein Neubau des Universitätsklinikum K1.3 bis K2.2, der Erweiterungsanbau Zahnmedizinische Klinik sowie die Grundsanierung und der Umbau des Diagnostik-Zentrums und die Grundsanierung und Herrichtung der Rubenowstraße 2 für die Zentrale Verwaltung des Hochschulbereiches vor. Dafür flossen in diesem Jahr bereits insgesamt 34,7 Millionen Euro unter anderem für den Ausbau der universitären Verwal-
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ZUKUNFT
hochschulpolitik
und verplant
Mathematik
es Bild des Uni-Campus prägen Unternehmensstifter Berthold Beitz dem Rektor Reiner Westermann Anfang Juni für die Sanierung der Altkliniken in der Loeffler- und Wollweberstraße zugesagt. Dessen Höhe werde vom Beitrag des Landes abhängen. Die Zentrale Verwaltung, bestehend aus vier Dezernaten, Archiv, Kustodie, Arbeitsschutz, Personalrat und Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) soll in der Rubenowstraße 2 konzentriert werden. Diese Umsetzung soll bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein. Entwicklungsziel ist es weiterhin, die existierende Fachbibliotheken der Philosophischen Fakultät (ohne Germanistik, Kunst und Geschichte) in eine gemeinsame Bereichsbibliothek (BB) für Geisteswissenschaften zusammen zu führen in den Jahren 2010 bis 2012. Geplant ist hierfür ein Neubau in der Loefflerstraße 23. Dort sollen dann folgende Institute und Fächer untergebracht werden: Anglistik/Amerikanistik, Baltistik, Nordistik, Romanistik, Slawistik,
Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Kirchenmusik und das Fremdsprachen- und Medienzentrum. Baulich umgesetzt werden soll dieses Projekt in den Jahren 2010 bis etwa Mitte 2012. Der Entwicklungsplanung ist zu entnehmen, dass weiterhin die Hörsäle mit 250 Plätzen für die Naturwissenschaften und 200 Plätzen größtenteils für die Medizin in einem zentralen Hörsaalkomplex in der Jahnstraße integriert werden sollen. Der Hörsaal mit den 470 Plätzen werde für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaft auf dem Campus Loefflerstraße 23 benötigt. Durch den Abriss mehrerer Baracken sei der Platz dann dort vorhanden. Dies soll Ende des Jahres 2016 fertig sein.
Nordische Geschichte
Gebündelte Fachbreiche Weiterhin sind zahlreiche Umbaumaßnahmen festgehalten. Zu nennen wären hier die Herrichtung der Alten Bibliothek in der ANZEIGE
Foto: Thomas Vagt (6)
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Wen oder was suchen wir? Ohne Rücksicht auf Orthographie suchen wir natürlich - wer hätte es nicht erraten - einen Wahlleiter! Genauer gesagt handelt es sich um ein/e Wahlleiter/in und eine/n Stellvertreter/in für die Wahl des Studierendenparlaments im Januar 2008. Als Wahlleiter bist du für die Organisation und die Durchführung der Wahl zuständig. Das heißt du hast einen Job mit hoher Verantwortung, der viel Organisationstalent und Kreativität erfordert. Neben Prestige und Ehre erhält die Wahlleitung eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro. Deine Bewerbung schickst du bitte bis zum 23. Oktober, 12 Uhr, an den Referenten für Hochschulpolitik, Konstantin Keune: hopo@asta-greifswald.de. An diese Adresse kannst du dich auch wenden, wenn du mehr über das Aufgabenfeld erfahren möchtest. Am gleichen Abend findet ab 20 Uhr die Wahl der Kandidaten durch das Studierendenparlament statt.
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ZUKUNFT feuilleton
Zukünftiger Standort der Jura
Kirchenmusik
Noch Teil des Klinikums
Rubenowstraße 4 zur Teil-Bereichsbibliothek Geisteswissenschaften (BBN1). Das ehemalige Institut für Physik in der Domstraße 10a wird nach beendeter Umbauzeit im Jahr 2009 von der Philosophischen Fakultät bezogen. Die Fächer Geschichte, Altertumswissenschaften, Psychotherapieambulanz werden hier einziehen während die Sternwarte bleibt. In den Jahren von 2015 bis 2017 wird das Historische Institut in der Domstraße 9a umgebaut, die Hörsaalgebäude im Audimax werden schon Ende des Jahres wieder nutzbar sein. Das Institut für Poltikwissenschaft und das Universitätsarchiv aus der Baderstraße 4/5 ziehen Mitte des Jahres 2012 in die Wollweberstraße 1. Hinzu kommen ab Mitte 2012 die Institute der Psychologie, Kommunikationswissenschaft und Erziehungswissenschaft. Nach einer Bauzeit von 2011 bis 2013 wird die jetzige Klinik für Innere Medizin in der Friedrich-Loeffler-Straße 23a von Bild, Kunst, Musik, FMZ, IZFG und Studienkolleg bezogen. Die Friedrich-Loeffler-Straße 23b wird Ende des Jahres 2011 zur BBN2 fertiggestellt sein. Die Uni-Verwaltung hat bereits eine Vorlage zur Beantragung der BBN2-Baumaßnahme in Höhe von maximal einer Million Euro zur Herrichtung der jetzigen Chirurgischen Klinik Loefflerstraße
23b für Geistes- und Rechtswissenschaften erstellt und mit Zustimmung des Rektorats beim Bildungsministerium eingerecht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit Blick auf die Philosophische Fakultät durch die Zusammenführung und Konzentration zusammengehörender Fachbereiche 15 Gebäude an Einzelstandorten aufgegeben werden. juk
Wer zahlt für den Hochschulbau? Hochschulbau und dessen Finanzierung ist Ländersache. Der Bund soll sich nach den Plänen der Koalition nach und nach vollständig aus der Hochschulbaufinanzierung zurückziehen. Im Zuge der Föderalismusreform ging die Finanzierung des Hochschulbaus am 1. Januar 2007 in die Kompetenz der Länder über. Künftig könnten die Länder jeweils allein und ohne bürokratischen Aufwand über die Verwendung ihrer Investitionen im Hochschulbau entscheiden. Der Bund werde den Ländern als Kompensationsbeitrag ab diesem Jahr einen Anteil von jährlich rund 695 Millionen Euro für den Hochschulbau direkt überweisen. Noch einmal rund 298 Millionen Euro stünden pro Jahr für Forschungsbauten einschließlich Großgeräte zur Verfügung. juk
Frauenklinik ist Zuhause für die sozialwissenschaftlichen Fächer
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Zoologie
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KAPAZITÄTSPROBLEM feuilleton
Wohin mit den Studenten?
Hohe Nachfrage nach Biomathematikstudium stößt an Grenze 1 + 14 = Der Raum ist voll
ge. Doch mit nur 14 Arbeitsplätzen konnte der Bedarf im diesem Wintersemester nicht gedeckt werden. Drei Studenten hätten außen vor bleiben müssen. Glücklicherweise wurden Ausweichlösungen gefunden. „Zwei Studenten waren in der vorlesunsgfreien Zeit im Friedrich-Loeffler-Institut im brandenburgischen Wusterhausen, zwei andere sind in der Medizin untergebracht“,
sagt Anna Schulze vom Fachschaftsrat Mathematik und Informatik. In diesem Jahr ist also alles in Butter - sogar noch ein Platz frei. Doch was passiert in der Zukunft? Die Übung wird nur einmal jährlich angeboten und der Großteil der 53 Erstsemester aus dem Wintersemester 2005/06 kommt in einem Jahr ins 7. Semester und spezialisiert sich nicht auf Ökologie, das andere Wahlfach, sondern auf Molekularbiologie. „Es ist beruflich interessanter“, erklärt das Fachschaftsratsmitglied und selbst Biomathematikerin. Trotz Einberechnung von Studienabbrüchen wird in einem Jahr diese einzige Übung nicht ausreichen. Eine Lösung muß her. Entweder wird eine identische Veranstaltung angeboten oder die Studenten experimentieren außerhalb der Uni. Dem Institut für Mathematik und Informatik ist die Problematik bekannt. „Wir lassen die Studenten nicht im Regen stehen“, sagt Institutsleiter Professor Volkmar Liebscher. bb ANZEIGE
Foto: Thomas Vagt (6)
Was machen, wenn die Nachfrage nach einer Pflichtveranstaltung höher ist als das Angebot der Uni? Mit diesem Alltag haben viele Studenten zu kämpfen, doch im Studiengang Biomathematik sollte so ein Problem eigentlich nicht auftauchen. Mal teilen sich die Biomathematiker die Sitzplätze mit Mathematikern, mal mit Biologen. Bei keiner Veranstaltung herrscht Platzmangel. Doch haben die angehenden Naturwissenschaftler den Wunsch sich im biologischen Wahlfach auf Molekularbiologie zu spezialisieren und stehen dann vor ihrem 7. Semester, taucht erstmals ein Kapazitätsproblem auf. Nicht im gesamten Wahlfach, nur eine einzige Veranstaltung ist - durch die Raumgröße auf zwölf Personen ausgelegt - betroffen. Und der Dozent nimmt schon 14 Studenten mit ins Labor. „Aus Sicherheitsaspekten“, sagt Professor Hans-Joachim Schüller. Denn in der Molekularbiologischen Übung wird experimentiert und ein Biomathematiker hat weniger Laborerfahrung als beispielsweise ein Biolo-
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HUMANMEDIZIN
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Patientenorientiertes Lernen Neue Studienordnung macht sich bemerkbar
Die Zeiten haben sich geändert. Suchte man vor ein paar Jahren nach einem Studienort für Medizin, so kam einem sicherlich nicht primär Greifswald in den Sinn. So manch einer musste sogar zum Schulatlas greifen und sich der geographischen Lage dieser Stadt bewusst werden. Mittlerweile greifen die angehenden Mediziner anstatt zum Atlas wohl eher zum nächsten Telefon, um sich zu informieren wie teuer eine Zugfahrt in die schöne Hansestadt ist, denn studieren in Greifswald ist attraktiv geworden. Die jüngsten Zahlen der studentischen Nachfrage bei der Ortswahl für ein Medizinstudium sprechen für sich.
Medizinstudenten Josefine Haak, Christian Scheer und Anja Fiedanowski (v.l.n.r.)
Sprunghafter Bewerberanstieg dienordnung Medizin grundlegend neu zu gestalten.” Bei der Organisation der neuen Studienordnung hatte man klare Ziele vor Augen. Gemäß der Vorgabe durch die neue ÄAppO rückt der patientenorientierte und praxisbetonte Anteil der Ausbildung in den Vordergrund. Ein sogenanntes BedsideTeaching mit einem Betreuungsverhältnis Student/Dozent von 2:1 wird angestrebt, so dass die Lehre parallel zur Krankenversorgung stattfinden kann. „Wir haben ein Drittel der Vorlesungen im klinischen Abschnitt des Studiums gestrichen und den Stundenumfang von praktischen Übungen, die von Seminaren zur Wissensvertiefung begleitet werden, erhöht”, erklärt Petra Meinhardt, Referentin des Studiendekanats für Medizin. Man verfolge das Prinzip einer Lehr-Lernspirale, in dem sich der Unterricht von organbezogen über symptombezogen bis zu krankheitsbezogen entwickelt.
Neue und alte Studienordnung der Medizin für den zweiten klinischen Abschnitt
Zusammenhänge koppeln Ein weiteres Ziel bestand in der frühzeitigen Schaffung von zusammenhängenden Freiräumen innerhalb des Studiums, die für Famulaturen, Auslandssemester und/oder eine Promotionsarbeit genutzt werden sollen. „Wir wollen, dass sich die Studenten an der wissenschaftlichen Forschung der Uni beteiligen”, sagt Petra Meinhardt. „Hierfür schaffen wir nach dem ersten klinischen Jahr einen Freiraum von sieben Monaten.” Wem die sieben Monate für eine Doktorarbeit nicht genügen, hat sogar die Möglichkeit ein Promotionsjahr ranzuhängen. Dass dies vor allem für wissenschaftlich interessierte Mediziner ein Zugewinn ist, bestätigt Felix Schwentheit: „Da ich mir vorstellen kann, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, war es für mich wichtig, das Promotionsjahr in Anspruch zu nehmen und voll in den Laboralltag einzusteigen.” Ebenfalls neu ist die Lehrevaluation, welche bisher auf freiwilliger Basis durchgeführt, jedoch nach der neuen ÄAppO zum festen Bestandteil des Studiums wird. Petra Meinhardt bringt es auf den Punkt: „Ohne Evaluation, kein Schein! Somit bekommen wir ein Feedback von jedem Studenten und können zeitnah und effektiv auf Kritik und Verbesserungsvorschläge reagieren.” Theorie und Praxis Frühzeitiger Patientenkontakt, Klinikalltag hautnah miterleben, Lehre direkt am Patientenbett: Was sich in der Theorie so ein-
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Die Gründe für die steigende Nachfrage mögen vielfältig sein. Zu diesen zählt unter anderem die Möglichkeit, über ein Auswahlverfahren einen Studienplatz für Medizin bekommen zu können. Auch die neue Studienordnung scheint möglicherweise für eine verstärkte Nachfrage zu sorgen. Seit der Einführung der neuen Studienordnung im Wintersemester 2003/2004 sind die Bewerberzahlen noch einmal sprunghaft angestiegen. Studiendekan Professor Claus-Dieter Heidecke, Direktor der allgemeinen Chirurgie in Greifswald erklärt, wie es zur Umstrukturierung der Studienordnung Medizin kam: „Im Zuge der Mitte des Jahres 2002 erlassenen neuen Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO), in der vor allem gesteigerte Ansprüche an eine praxisrelevantere Ausbildung beschrieben sind, haben wir die Chance wahrgenommen, die Stu-
HUMANMEDIZIN hochschulpolitik
fach und ideal anhört, muss nun aber auch in der Praxis bestehen. Wie sieht es aus im Greifswalder Klinikalltag? Können die Ziele der neuen Studienordnung zu aller Zufriedenheit umgesetzt werden? Christian Scheer, Medizinstudent aus Greifswald, verweist auf die alltäglichen Probleme: „Wegen eines allgemeinen Personalmangels in vielen Fachbereichen werden Seminare teilweise ungenügend umgesetzt. Häufig fallen sie entweder aus oder ein Student im Praktischen Jahr (PJ) unterrichtet uns, hat aber selbst noch unzureichende praktische Erfahrungen.“ Der Wille, eine gute Lehre zu praktizieren, sei vorhanden, jedoch die Umsetzung noch nicht in allen Bereichen zufriedenstellend, erklärt die Medizinstudentin Anja Fiedanowski. Dabei sind regelmäßige und qualitativ hochwertige Seminare überaus wichtig, da die theoretische Wissensvermittlung in den Vorlesungen zugunsten der praktischen Ausbildung stark komprimiert wurde. Die meisten Medizinstudenten wünschen sich mehr Theorie: „Man lernt lediglich die Basics, hat aber keine Möglichkeit sich tiefer in die Materie einzuarbeiten“, sagt Josefine Haak. Andererseits freuen sich die Studenten aber auch über die Möglichkeit, frühzeitigen Patientenkontakt zu haben und den Krankenhausalltag hautnah mitzuerleben, welches ihnen einen frühen, realistischen Blick auf die Berufswelt ermöglicht. Viele Klinikärzte stöhnen mitunter bei dem Versuch, den Spagat zwischen Lehre einerseits und Patientenbetreuung andererseits zu schaffen. Einen möglichen Ausweg zeigt Dr. Uwe Zimmermann, Oberarzt in der Urologie Greifswald, auf: „Es ist wichtig, dass eine klare Definition der Lernziele vorgenommen wird.“ Dies sei in Form
Laborarbeit und Experimente für die wissenschaftliche Laufbahn
von Lernzielkatalogen, die fachspezifisch erstellt werden, umzusetzen. Diese Lernzielkataloge seien im Internet für jedermann einsehbar und sollten den Standard vorgeben, an dem sich Studenten und Dozenten orientieren. Dann könne man durchaus Studenten im letzten Studienjahr als Lehrende einsetzen, meint Zimmermann. Wer eine Pause vom alltäglichen Stress in der Klinik braucht, nutzt die mehrmonatige freie Zeit nach dem ersten klinischen Abschnitt für eine experimentelle oder klinische Promotionsarbeit. Zusätzliche Förderung Robert Fechter, Medizinstudent und Doktorand im Institut für Pharmakologie in Greifswald, freut sich über die interessanten Einblicke in die Forschung. Er fühlt sich in der
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Petra Meinhardt und Professor Claus-Dieter Heidecke
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Pharmakologie als Promovierender hervorragend betreut und erzählt: „Ich kann mir durchaus vorstellen, demnächst in einer Klinik mit integriertem Forschungsanteil zu arbeiten.“ Eine zusätzliche Förderung von „forschenden Medizinern“ gebe es durch die Möglichkeit, ein Promotionsjahr während des Studiums zu nehmen, um die wissenschaftliche Arbeit zu vertiefen, erklärt Petra Meinhardt. Da während diesen Jahres eine finanzielle Unterstützung durch das BaföG-Amt ausfällt, bietet unter anderem das Graduiertenkolleg des Alfred-KruppWissenschaftskolleg Greifswald Stipendien an. Eine weitere Möglichkeit, sich frühzeitig wissenschaftlich weiterzubilden, gibt es durch die zukünftige Zusatzausbildung des Bachelor of Medical Science. (moritz 64) Baustellen beheben „Bei all den schönen Aussichten, die das Medizinstudium in Greifswald zu bieten hat, dürfe man nicht vergessen, dass das Hauptziel die Lehre von medizinischen Wissen und Fertigkeiten sein sollte“, sagt Christian Scheer. Bei der Umsetzung dieses Zieles engagieren sich einige Studenten, indem sie an Fakultätsratssitzungen teilnehmen und im direkten Austausch mit den Dozenten Kritik und Verbesserungsvorschläge besprechen. In Zukunft fasse man den Aufbau von Standards bei Prüfungsmodalitäten und die stete Erneuerung der Lernzielkataloge ins Auge. „Eine Reform ist immer ein langer Prozess“, stellt Petra Meinhardt fest. Die Baustellen der neuen Studienordnung wären da, jedoch werde stets dran gearbeitet, sie zu beheben. ab
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Beck ist weg und doch da
FU Berlin neue Heimat des Kommunikationswissenschaftlers Das Wichtigste zuerst: Im Wintersemester fallen keine Lehrveranstaltungen im Fach Kommunikationswissenschaft aus. Nachdem Professor Klaus Beck Mitte September einen Ruf der FU Berlin annahm, ist der einzige Lehrstuhl des Faches an der Greifswalder Uni unbesetzt. Stefan Wehmeier, seines Zeichens Inhaber der Juniorprofessur für Kommunikationswissenschaft, soll ab dem Wintersemester die Lehrstuhlvertretung übernehmen. Somit ruht dessen eigene Professur bis zur Wiederbesetzung des Lehrstuhls. Die Entscheidung zum Wechsel an die Berliner Hochschule traf Professor Beck zwar erst kurz vor Ende der vorlesungsfreien Zeit, doch zwitscherten die Spatzen schon im August von den Dächern, dass der Kommunikationswissenschaftler Greifswald verlassen werde. Mit der Überschrift „Beck ist weg - Lehrstuhl unbesetzt“ beschäftigte sich dann auch am 22. September die Lokalausgabe der Ostsee-Zeitung mit der nun „verweisten“ Professur. Bemüht sich die Greifswalder Hochschule ansonsten, nur positive Berichte über ihre Presseagentur an die Öffentlichkeit zu geben, so brachte Professor Beck den Grund seines Weggangs einfach auf den Punkt: Der Lehrstuhl ist personell unterbesetzt. An der FU Berlin übernimmt Beck nun die Professur an der Arbeitsstelle Medienpoli-
tik/Medienökonomie des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (PuK) und bietet dort am Donnerstag und Freitag fünf Veranstaltungen an. Parallel dazu erhält der Kommunikationswissenschaftler für das Wintersemester an der Ernst-Moritz-Arndt Universität einen Lehrauftrag. Seine drei Veranstaltungen finden am Dienstag statt. Inhaltliche Überschneidungen zwischen den in Berlin und Greifswald angebotenen Seminaren und Vorlesungen sind vorhanden. Auf den Weggang des Lehrenden reagierte das Institut der Deutschen Philologie sehr schnell. Innerhalb weniger Tage verfasste der Germanistik-Professor Jürgen Schiewe zusammen mit dem Politikwissenschaftler Professor Hubertus Buchstein
Berliner Zustände in Greifswald?
einen Ausschreibungstext für die offene Stelle. Dieser wurde dem Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät noch in seiner Septembersitzung vorgelegt und von deren Mitgliedern beschlossen. Nun muss der Senat der Hochschule noch seine Zustimmung zur Ausschreibung geben und eine Berufungskommission aufstellen. In der Stellenbeschreibung wird ein Passus enthalten sein, der auf den geplanten neuen Master of Arts-Studiengang „Organisationskommunikation“ hinweist. Das Berliner Institut PuK besetzt mit Professor Beck einen seiner vakanten Lehrstühle. In den letzten Jahre war es nicht gut um das Institut bestellt: Aufgrund unbesetzter Professorenstellen war ein ordnungsgemäßes Studium kaum möglich. Mit Professor Becks Berufung sind jetzt nur noch drei von acht Professuren unbesetzt. „Ich bedauere den Weggang von Professor Beck sehr“, sagt Professor Schiewe. Damit steht der Sprachwissenschaftler nicht allein da: Auch Jörn Sander vom Fachschaftsrat Germanistik/Kommunikationswissenschaft findet es schade, dass mit dem Wissenschaftler in kurzer Zeit der dritte Professor das Institut mit den meisten Studenten verlässt. „Konstanz soll wieder ins Insitut kommen und die freien Lehrstühle besetzt werden“, wünscht sich der angehende Deutsch- und Geschichtslehrer für die Zukunft. bb
„Meine rheinische Frohnatur“
moritz: Herr Professor Beck, bis Ende September konnten sich Studenten für Seminare im Fach Kommunikationswissenschaft einschreiben. Auch für die von Ihnen angebotenen Veranstaltungen. Wird jetzt trotzdem ein ein ordnungsgemäßes Studium möglich sein, da Sie einen Ruf an die FU Berlin annahmen? Professor Klaus Beck: Ja, denn das Lehrangebot im beginnenden Wintersemester bleibt nahezu unverändert: Die einführenden Bachelor-Veranstaltungen und das Examenscolloquium werde ich wie angekündigt anbieten. Stefan Wehmeier hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, meine beiden Hauptseminare in praktisch unveränderter Form zu übernehmen. Im Winter werde ich also nach wie vor wöchentlich in Greifswald sein und hier auch Sprechstunden anbieten, Prüfungen abnehmen und Abschlussarbeiten betreuen.
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moritz: Welche Verantwortung wird nun Juniorprofessor Stefan Wehmeier übernehmen? Beck: Wenn Institut, Fakultät und Rektorat meinem Vorschlag folgen – wovon ich ausgehe – wird Professor Wehmeier im Wintersemester meine Stelle vertreten. Das ist auch im Interesse der Studierenden sicherlich die beste Lösung, denn auf diese Weise können alle angekündigten Lehrveranstaltungen tatsächlich durchgeführt werden, und mit Stefan Wehmeier wird der Lehrstuhl nicht nur wissenschaftlich kompetent vertreten, auch organisatorisch ist der Kollege ja längst in die Greifswalder Abläufe „eingeweiht“. moritz: Nehmen Sie auch Greifswalder Mitarbeiter nach Berlin mit? Beck: „Mitnehmen“ klingt mir zu sehr nach „Gutsherrenart“, aber ich habe zwei Kolleginnen angeboten, im Laufe des nächsten Jah-
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Professor Klaus Beck über Zukunft des Faches in Greifswald
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res nachzukommen und hoffe sehr, dass beide das Angebot annehmen werden. Aber auch hierdurch werden zumindest kurzfristig keine Lücken in Greifswald entstehen, denn die Lehre im Wintersemester ist hiervon gar nicht berührt. moritz: Im Jahr 2003 kamen Sie als erster „echter“ Kommunikationswissenschaftler nach Greifswald. Verlassen Sie die Hansestadt jetzt mit einer Träne im Auge oder ist das Berliner Nummernschild Ihres Sportwagens ein Zeichen, dass Sie sich hier nie wohlgefühlt haben? Beck: Die Entscheidung ist mir ausgesprochen schwer gefallen, und zwar nicht nur wegen der unbestritten einzigartigen „weichen Standortfaktoren“ Greifswalds, sondern auch weil ich hier eine Reihe sehr schätzenswerter Kollegen in Institut und Fakultät kennen gelernt habe, mit denen ich ebenso gerne weiter zusammengearbeitet hätte wie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lehrstuhls. Aber für mich waren letztlich zwei Gründe ausschlaggebend, ein fachlicher bzw. hochschulpolitischer und ein privater. Die abenteuerliche Wissenschaftspolitik des Landes gepaart mit einer strukturkonservativen, ja zum Teil selbstmitleidigen Mehrheit in der Fakultät lässt befürchten, dass die Entwicklungsmöglichkeiten für die Kommunikationswissenschaft in Greifswald sehr begrenzt bleiben werden. Auch in Berlin ist die finanzielle Situation wie die Lage am Institut nicht einfach: „arm, aber sexy“ wie das der Regierende Bürgermeister nennt. Trotz der Haushaltsnöte habe ich dort die Chance am (Wieder-)aufbau eines Instituts mit acht Professuren für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mitzuwirken, in einem Fachbereich für Politik- und Sozialwissenschaften, in dem ich auch Kooperations- und Forschungspartner im eigenen Fach ebenso finden kann wie in der Politologie oder der Soziologie. In Greifswald sehe ich auf absehbare Zeit nicht, wie eine „kritische Masse“ mit Forschungspotential entstehen kann, schon gar nicht so lange die Fakultät ihre auch weiterhin schrumpfenden Mittel in den Erhalt gescheiterter Strukturen und Studiengänge investiert. Das zeigen letztlich auch die Wechsel der Kollegen Friedrich, Erhart und Lübke, auch wenn im Detail sicher noch ganz andere Gründe eine Rolle spielten. Wären in den letzten zwei, drei Jahren die Weichen anders gestellt worden, hätte ich mich vielleicht gar nicht in Berlin beworben oder ich hätte wie vor einigen Jahren den Ruf aus der Schweiz abgelehnt. Aber ich will meinen privaten Grund nicht verschweigen. Greifswald hat eine ganze Reihe von Vorzügen, die schon erwähnten weichen Standort- und Wohlfühlfaktoren. Aber es gibt auch ein für die Uni kaum lösbares Problem, das letztlich die vielen Berliner und anderen auswärtigen Kennzeichen auf Institutsparkplätzen erklärt: Es gibt jenseits der Universität kaum qualifizierte Arbeitsplatzangebote und in Deutschland ist es im Gegensatz zum Ausland noch absolut unüblich, dass Hochschulen auch den Ehepartnern akzeptable Jobchancen bieten. Offenbar will man HochschullehrerInnen, die ihren PartnerInnen zumuten, auf eine attraktive Berufstätigkeit zu verzichten oder man will die viel geschmähten „Pendelprofs“, die de facto übrigens oftmals präsenter sind als ortsansässige KollegInnen. Für mich stellte sich die Alternative, entweder noch 25 Jahre zu pendeln, was irgendwann auch mit dem schönsten Auto keinen rechten Spaß mehr macht. Von einschlägigen Regionalexpresserfahrungen durch die alkoholisierte Uckermark ganz zu schweigen; letztlich bedeutet beides nichts anderes als verlorene Lebens- und Arbeitszeit. Oder eben: Mit meiner Frau gemeinsam in der reizvollsten Großstadt Deutschlands leben und arbeiten, die ja auch nur gut zwei Stunden vom Lubminer Strand entfernt ist.
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Beck war Inhaber der ersten Professur für KoWi in M-V
moritz: Für die Entwicklung des Faches taten Sie in Greifswald einiges: Ein zweiter Masterstudiengang Organisationskommunikation ist geplant und zusammen mit der Politikwissenschaft wird zukünftig ein neues Institut gebildet. Warum ernten Sie nicht die Früchte Ihrer Arbeit? Beck: Die positive Greifswalder Entwicklung ist ja nicht alleine mein Verdienst. Wenn die Saat aufgeht, dann stehen die Früchte vor allem denen zu, für die ich gemeinsam mit den KollegInnen in Institut, Fakultät und was die Organisationskommunikation betrifft auch darüber hinaus gearbeitet habe: den künftigen Studierenden, für die wir solche Master-Programme entwickeln. Eine ähnliche Erfahrung habe ich schon einmal gemacht: Aus Erfurt bin ich nach Leipzig gewechselt, als in Erfurt die Mühen des Anfangs gerade bewältigt waren und es anfing, richtig gut zu laufen. Vielleicht bin ich also einfach nur zu ungeduldig. moritz: Mag denn die FU Berlin für Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn förderlicher sein als die Provinzuni Greifswald? Beck: Zu einer „Provinzuni“ wird eine Universität, das zeigen Beispiele im Ausland ebenso wie Konstanz, nicht durch ihre Lage, sondern durch die Hochschulpolitik. Die Lage in der geografischen, politischen und vor allem wirtschaftlichen Provinz macht es der
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Uni Greifswald sicherlich besonders schwer. Die ökonomische Situation Mecklenburg-Vorpommerns, die absehbare demographische Entwicklung, das Auslaufen des Solidarpakts, aber auch der mangelnde Mut, wirklich Schwerpunkte zu setzen und sich von teuren, aber ineffektiven Strukturen zu lösen, sind ausschlaggebend. Berlin zählt ja nun wirklich nicht zu den wohlhabenden Bundesländern und auch dort wurde, gerade an der Freien Universität, brutal gekürzt. Aber Berlin scheint mir, ob mit oder ohne Exzellenzuniversität, sehr viel stärker auf Bildung und Kultur, also seine traditionellen Stärken zu setzen. Dort gibt es objektiv andere Möglichkeiten, und insofern ist es nicht ganz fair Berlin und Greifswald bzw. Mecklenburg-Vorpommern miteinander zu vergleichen. Aber, wie gesagt, natürlich sehe ich im Ergebnis für mein Fach und für mich selbst, die weitaus besseren Voraussetzungen und Chancen an der Freien Universität. Im übrigen, und das erklärt vielleicht auch ein wenig meinen Wechsel, habe ich ja vor meinen „Lehr- und Wanderjahren“ in Erfurt und Leipzig an der FU Berlin studiert, dort auch promoviert und insgesamt sieben Jahre als WiMi gearbeitet, genau in dem Arbeitsbereich, den ich nun übernehmen werde. Insofern ist Berlin für mich vielleicht eher die Provinz, zumindest aber meine Wahlheimat. moritz: Viele Studenten bedauern Ihren Weggang, andere weinen Ihnen keine Träne nach. Als zu theorielastig wird der Studiengang kritisiert. Haben diese Stimmen den Sinn einer sozialwissenschaftlichen Ausbildung missverstanden? Beck: Dass einige auch froh sind, sich nicht mehr mit mir herumärgern zu müssen oder mir keine Träne nachweinen, ist völlig in Ordnung. Wenn es daran liegt, dass meine Lehrangebote für zu theoretisch gehalten werden, habe ich meinen Job richtig gut gemacht. Kommunikationswissenschaft ist eben eine Wissenschaft, die aus guten Gründen wenn auch unter wechselnden Namen seit fast 100 Jahren an Universitäten betrieben wird, und keine Berufsausbildung oder Lehre in „Kommunikation“ oder „Medien.“ Wer im Vorfeld recherchiert, sich beraten lässt und lesen kann, der weiß worauf er oder sie sich einlässt. Wer glaubt, auch mit weniger Theorie gute Praxis betreiben zu können, hat möglicherweise sogar Recht, ist dann aber an der Fachhochschule, einer Journalistenschule oder
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in den Journalistik-Studiengängen der Unis besser aufgehoben. Dort gibt es erstklassige, praxisbezogene Ausbildungsgänge, die aber nicht für Forschung und andere anspruchsvollere Führungsaufgaben in der Kommunikations- und Medienbranche ausbilden. Das Theorie-Praxis-Problem ist übrigens so alt wie das Fach: Schon in den 1910er und 20er Jahren haben sich Verleger, die zum Teil Studiengänge finanziert haben, darüber beschwert, dass das Studium zu theoretisch sei; offenbar suchten einige eher Lohnschreiber als Analytiker oder gar Intellektuelle. Und wer weiter unbeschwert über seine eigenen Medienerfahrungen schwadronieren will, ohne dabei empirische Forschungsergebnisse zu kennen, der soll das gerne tun. Aber bitte nicht an der Universität, sondern am Biertisch oder sonstwo. moritz: Medienwissenschaftliche Studiengänge erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Allein an der hiesigen Uni sind fast 500 Studenten im Fach Kommunikationswissenschaft eingeschrieben. Doch der Wissenschaftrat stellt fest, dass diesen Fächern der wissenschaftliche Nachwuchs fehlt. Wollen die Absolventen lieber „irgendwas mit Medien“ machen oder mangelt es an deren Befähigung? Beck: Es mangelt weder an Befähigung noch an wissenschaftlicher Motivation. Das gilt in Greifswald ebenso wie für alle Universitäten, die ich kennen gelernt habe. Auch die Zahl der DoktorandInnen ist gewachsen, die durchaus gezielt eine Perspektive in der Wissenschaft suchen. Das Problem liegt wo anders: Es gibt nicht genug Nachwuchsstellen, also Planstellen für Graduierte mit Magister- oder Master-Abschluss, die promovieren und anschließend habilitieren oder eine Juniorprofessur wahrnehmen. Und: Unsere Absolventen können auch attraktive und wissenschaftsnahe Stellen außerhalb der Uni bekommen, die zum Teil deutlich besser honoriert sind. Es ist also ein Ressourcen- und ein Verteilungsproblem, bis hinunter in die Fakultäten: Die 500 Studierenden sind ja nicht völlig überraschend und schlagartig in Greifswald aus dem Boden geklappt, sondern im Laufe der Jahre zu uns gekommen. Aber selbst nachdem mein Lehrstuhl eingerichtet und dann besetzt war und von den Dekanen Spieß, Bornewasser und Schneider auch nach Kräften mit Stellen versorgt worden ist, besteht weiterhin ein krasses Missverhältnis. Werfen Sie mal einen Blick auf die Auslastungsquoten, und die Betreuungsverhältnisse zwischen Lehrenden und Studierenden in verschiedenen Fächern. Aufgrund der gewachsenen und leider auch erstarrten Strukturen gibt es an einigen Instituten Betreuungsverhältnisse wie auf einer Intensivstation, an anderen Stellen, etwa in der Politik- und Kommunikationswissenschaft, aber auch Teilen der Germanistik sehen die Belastungen ganz anders aus. In der Kommunikationswissenschaft kommen im Bundesdurchschnitt laut Wissenschaftsrat rund 122 Studierende auf einen Prof, in Greifswald sind wenn man die Juniorprofessur voll einrechnet noch immer 280! Der Ostsee-Zeitung entnehme ich dann, dass offenbar die Zulassungszahlen noch weiter erhöht wurden, übrigens ohne dass es auch nur eine Rücksprache mit uns gegeben hätte. So etwas schlägt sich dann rasch in wachsenden Seminar- und Übungsgruppengrößen nieder und konterkariert unsere Qualitätsansprüche. moritz: Ebenfalls merkt der Wissenschaftsrat an, dass die Kommunikationswissenschaft ihren Bedarf an Professoren kaum decken kann. Müssen sich die Studenten in Greifswald für die nächsten Semester mit Lehrstuhlvertretern begnügen? Beck: Das eine hängt nur bedingt mit dem anderen zusammen.
Foto: Judith Küthers
Welcher ordentliche Professor bezieht das Büro?
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Auch wenn es beliebig viele, qualifizierte und sofort verfügbare KollegInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen auf dem Markt gäbe, muss der Lehrstuhl bis zum Abschluss eines ordentlichen Berufungsverfahrens vertreten werden. Bevor ich die Stelle in Greifswald angetreten habe, habe ich mich zwei Semester selbst vertreten. Daran sehen Sie, dass solche Verfahren kaum unter einem Jahr dauern. Wenn die Stelle schon im Herbst wieder ausgeschrieben wird, dann kann der Lehrstuhl mit etwas Glück zum Wintersemester 2008/09, spätestens zum Sommer 2009 wieder besetzt sein. Der Wissenschaftsrat spricht ja von einem mittel- und langfristigen Strukturproblem, was aber kurzfristig nicht die Greifswalder Situation betrifft. Greifswald hat ja auch etwas zu bieten und Wissen lockt ja bekanntlich; ich bin jedenfalls sehr gerne von Leipzig an den Bodden gekommen und werde auch gerne weiter Werbung für Greifswald machen. moritz: Eine Zehn-Jahres-Prognose zum Abschluss. Wo sehen Sie sich selbst, die Disziplin Kommunikationswissenschaft im allgemeinen und in Greifswald im speziellen? Beck: Fangen wir mit dem vermeintlich leichtesten Teil Ihrer Frage an: 2017 bin ich KoWi-Prof an der FU Berlin, betreibe dort gemeinsam mit den KollegInnen und Mitarbeiterinnen drittmittelfinanzierte Forschungen in den Feldern Kommunikationspolitik, -ökonomie und -ethik. Und an manchen Tagen, nach ätzenden Verwaltungsschlachten und Gremiensitzungen noch dazu bei gutem Wetter, werde ich mich ärgern, vor 10 Jahren Greifswald verlassen zu haben. Wenn Sie mich allerdings vor vier Jahren gefragt hätten, hätte ich Ihnen vermutlich gesagt, dass ich im Jahre 2013 KoWi-Prof in Greifswald sein würde... Die Kommunikationswissenschaft als Disziplin wird sich auch an
geisteswissenschaftlichen Traditionsuniversitäten und –fakultäten fest im Konzert der Sozialwissenschaften etabliert haben, dafür sprechen schon die auch vom Wissenschaftsrat erhobenen, vergleichsweise sehr guten Berufsaussichten unserer Absolventen. Das Fach wird sich inhaltlich weiter geöffnet und gleichzeitig ausdifferenziert haben: So, wie dies in Greifswald seit Beginn angelegt war und wie ich es auch als Stärke einschätze, wird die medienvermittelte und die nicht medienvermittelte interpersonale Kommunikation nahezu unstrittig auch andernorts zum Gegenstandsbereich der Kommunikationswissenschaft zählen. Gleichzeitig werden die interdisziplinären Brücken und Teildisziplinen nicht nur im sozialund geisteswissenschaftlichen Spektrum, sondern auch im technik- und naturwissenschaftlichen sowie im ästhetischen Bereich an Bedeutung gewonnen haben. In Greifswald wird die Kommunikationswissenschaft über drei Professuren und eine Juniorprofessur sowie sechs bis acht wissenschaftliche Mitarbeiterstellen verfügen. Außer dem BA-Studiengang, der nach dem weitgehenden Scheitern der Bologna-Reformen wieder dem Magister-Konzept angenähert wurde, werden gemeinsam mit den sozial- und geisteswissenschaftlichen KollegInnen sowie der Community Medicine drei erfolgreiche Master-Programme mit jeweils 15 Studierenden aus ganz Deutschland und dem Ostseeraum angeboten: Organisationskommunikation mit den Schwerpunkten Politische Kommunikation, Wirtschaftskommunikation, und Gesundheitskommunikation (Health Communication). Hoffentlich war das nun zum Schluss nicht zuviel Optimismus, manchmal schlägt dann doch meine rheinische Frohnatur durch. Aber im Ernst: Die Uni Greifswald besitzt Potential, wenn sie (die richtigen) Prioritäten setzt. Das Gespräch führte Björn Buß.
Foto: Judith Küthers
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Schwarzfahren in Greifswald Was bringt das Busfahren in der Universitätsstadt?
Mit 18 Busse bedient der Verkehrsbetrieb Greifswald sechs Linien
dagegen steigen nicht. Da hilft auch keine Preissteigerung wie in diesem Sommer. „Mit der Erhöhung auf 1,70 Euro für eine Einzelfahrt wollten wir mehr Dauernutzer dazu bringen, eine Wochen- oder Monatskarte zu lösen. Doch das ist bisher nicht so“, bedauert der Diplom-Ökonom. Dabei lässt sich mit Zeitkarten durchaus Geld sparen.
Septembernachmittag an einem ganz normalen Wochentag in Greifswald. An der Europakreuzung steht ein Bus und wartet auf die nächste Grünphase. Genauso wie Autos, Radfahrer und Fußgänger. Beim flüchtigen Blick in den Bus, scheint nur eine Person im Fahrzeug zu sein: der Fahrer. Beim zweiten Blick erkennt man vereinzelte Passagiere. Also doch keine „Dienstfahrt“. Die Anzeige verrät, dass es sich um die Linie Vier auf dem Weg nach Schönwalde handelt. Mit dem Stadtbus unterwegs Mit dem Bus zu fahren war vor rund 20 Jahren in Greifswald ein anderes Erlebnis. Bedeutend weniger Autos waren in Greifswald zugelassen und neben dem eigenen Fahrrad wäre ohne die Leistungsfähigkeit des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) die Mobilität in der Hansestadt bedeutend eingeschränkter. Jede Altersgruppe nutzte den Bus um von A nach B zu kommen. Die 40 Ikarus-Gelenkbusse beförderten rund 3,5 Millionen Passagiere im Jahr. Und das alle sieben Minuten in der Hauptverkehrszeit. Man ging einfach zur Haltestelle und wusste: Gleich kommt ein Bus und fährt mich zu meinem Ziel. Am gewünschten Ort kommen die Nutzer des Nahverkehrs auch heute noch an. Doch beförderten im letzten Jahr 21 Busse nur 1,8 Millionen Menschen in Greifswald. Das sind rund 4900 Menschen am Tag. Das Linien- und Streckennetz wurde seit der Wiedervereinigung ausgedünnt, die Ab-
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fahrtszeiten der einzelnen Busse liegen weiter auseinander und auch die Fahrpreise haben sich erhöht. Für eine Einzelfahrt bezahlt man seit diesem Jahr 1,70 Euro – Zehn Cent mehr als noch 2006. Defizite im Verkehrsbetrieb „Wir erwirtschafteten im letzten Jahr einen Fehlbetrag von 1,5 Millionen Euro“, sagt Manfred Kleinfeld, Geschäftsführer des Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH. Dieser gehört zu 100 Prozent den Stadtwerken Greifswald und diese kommen für den Fehlbetrag ihres Tochterunternehmens durch die Gewinne aus anderen Sparten auf. Einfach ausgedrückt: Mit der Stromrechnung finanzieren Kunden der Stadtwerke den Öffentlichen Nahverkehr in Greifswald mit. Eigentlich müsste eine Einzelfahrt 2,40 Euro kosten um alle Ausgaben zu decken und eine ausgeglichene Bilanz innerhalb des Verkehrsbetriebes zu erwirtschaften. Doch dies ist politisch nicht durchzusetzen. Denn der Auftraggeber des ÖPNV ist die Stadt Greifswald und die Bürgerschaft beschließt den Nahverkehrsplan. Diesen muss der Verkehrsbetrieb dann umsetzen. Im letzten Jahr wurden Vorgaben bis 2011 beschlossen. Das bedeutet den Wegfall von zwei Linien und außerdem werden Parallelfahrten ausgeschlossen. Dadurch spart der Verkehrsbetrieb bis zu drei Busse ein. „Unsere Ausgaben sinken so um einen Betrag zwischen 200.000 und 250.000 Euro im Jahr“, sagt Kleinfeld weiter. Die Einnahmen
Studenten zählen bisher nicht zu den Nutzern des Busverkehrs in Greifswald. Höchstens im Notfall, beispielsweise bei schlechtem Wetter wird der Bus genutzt. „Mit dem Fahrrad ist man schneller als mit dem Bus“, erklärt Christian Bäz, AStA-Referent für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche. Denn Radfahrer stehen nicht im Stau und müssen nur vor roten Ampeln Halt machen. „Die 30er-Zonen und vielen Baustellen senken die Fahrtgeschwindigkeit nochmals“, sagt Kleinfeld. Auch wenn die sechs Buslinien durch alle Stadtviertel fahren und so immer in die Nähe von Veranstaltungsgebäuden und Wohnheimen kommen, für Studenten sprechen zwei Dinge gegen die Benutzung von Bussen: Die schlechte Taktung und der für einige Geldbeutel zu hohe Fahrpreis. Zwar können Studenten den Kultur- und Sozialpass (KuS) der Hansestadt nutzen: Eine Karte für zwei Fahrten kostet dann nur 1,70 Euro. „Aber nur 156 Studenten besitzen überhaupt den KuS“, sagt Christian Bäz. Deshalb fordert der AStA-Referent, dass Studenten bessere Angebote unterbreitet werden. Beispielsweise durch eine längere Nutzungsdauer der Einzeltickets, einer besser abgestimmten Taktung oder die Möglichkeit zwischen 8 und 18 Uhr mit dem Bus gratis zu fahren. „Wenn ein Bus sowieso leer fährt, können Studenten doch viel günstiger als momentan mitfahren“, fordert der gebürtige Greifswalder und erklärt weiter: „Bei Studenten ist nun mal kein Geld zu holen.“ Vor neun Jahren gab es auch in Greifswald Überlegungen zur Einführung eines Semestertickets wie es in größeren Universitätsstädten üblich ist. „Wenn bloß die Hälfte aller Studenten den Nahverkehr nutzen würden, träten schon Kapazitätsproblem auf“, sagt Manfred Kleinfeld. Denn Studenten würden den Nahverkehr hauptsächlich zu Stoßzeiten nutzen.
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Studenten fahren Rad
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In Münster – gemeinhin als die Fahrradstadt Deutschlands bezeichnet – wird ein Semesterticket angeboten. Zusätzlich zu den Semestergebühren bezahlen die dortigen Studenten jeweils 65,20 Euro und dürfen alle öffentlichen Verkehrsmittel ein halbes Jahr nutzen. Das Einzugsgebiet der Münsteraner Uni ist viel größer, als das von Greifswald, daher sind die Studenten auf den ÖPNV angewiesen. Der Clou besteht aber darin, dass solange Platz vorhanden ist, ein Fahrrad mitgenommen werden darf. In Greifswald würde die günstigste Möglichkeit regelmäßig den Bus zu nutzen monatlich 18,90 Euro kosten, mit dem KuSPass. Das wären 113, 40 Euro im Semester und damit fast doppelt so viel, wie das Semesterticket in der Fahrradstadt Münster. Kostenloser ÖPNV Seitdem die belgische Stadt Hasselt seit 1997 den Nahverkehr gratis anbietet vervielfachten sich die Nutzerzahlen. (siehe Kasten) In den brandenburgischen Kleinstädten Templin und Lübben fanden darauf hin Pilotprojekte statt, die zu einem ähnlichen Passagierzuwachs und einer Aufwertung der Innenstadt kamen. „Kostenloses Busfahren macht aber nur Sinn, solange sich eine Kommune ein Nahverkehrskonzept gibt, welches den Straßenverkehr beschränkt und den ÖPNV somit aufwertet“, sagt Daniel Kluge, Pressesprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Diese Zuckerbrot-und-Peitsche-Taktik ist durch die Einberechung der versteckten externen Kosten des Autoverkehrs umzusetzen: Umweltverschmutzung, Lärm, Verkehrsunfälle, durch Staus verursachte Wartezeiten, Kosten für den Bau und die Instandhaltung von Straßen verteuern den Verkehr zu den reinen Anschaffungs- und Ver-
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1,6 Millionen Passagiere 2006
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Hasselt - Eine belgische Stadt ist Vorreiter des kostenlosen Busfahrens Mit einem ehrgeizigen Nahverkehrsprojekt machte die belgische Stadt Hasselt vor über zehn Jahren auf sich aufmerksam: Für alle Einwohner und Besucher ist seit 1997 die Beförderung mit den örtlichen Bussen kostenlos. Noch 1980 fuhr der Durchfahrtsverkehr von Brüssel nach Maastricht Mitten durch die Stadt – genau am Marktplatz vorbei. Zwei Ortsumgehungen wurden zur Entlastung gebaut, doch auch diese Ringstraßen waren bald sehr stark vom Straßenverkehr frequentiert. Mitte der 1990er Jahre sollte deshalb ein dritter Straßenring gebaut werden. Doch als ein neuer Bürgermeister Herr im Rathaus wurde, setzte er ein neues Verkehrskonzept auf die Agenda. Auf den Bau der weiteren Entlastungsstraße wurde verzichtet – auch aufgrund der hohen kommunalen Verschuldung – und allen Nutzern stand der ÖPNV gratis zur Verfügung. Was sich zuerst paradox anhört, denn wie kann eine Stadt, die kein Geld hat auf die Einnahmequelle durch Fahrtentgelte verzichten, entwickelte sich ein bis heute erfolgreiches Verkehrskonzept. Waren es vor der Einführung des kostenlosen Busangebots nur rund 1.000 Fahrgäste täglich, die die acht Busen auf zwei Linien nutzten, so sind nun 46 Stadtbusse auf elf Linien in geringeren Zeitabständen unterwegs und beförderten im letzten Jahr täglich 12.600 „Schwarzfahrer“. Parallel dazu wurde die Innenstadt autofrei. Aus dem Stadtsäckel fliesen – genauso wie vor zehn Jahren – rund eine Million Euro an das Busunternehmen. Den Rest begleicht die Provinz Limburg. Nicht nur die Busse waren voller, auch die Geschäftsleute in Hasselts Innenstadt profitierten vom kostenlosen Angebot. Vom Imagegewinn, einer sauberen Umwelt und dem hohen internationalen Bekanntheitsgrad durch das Verkehrskonzept der Kommune ganz zu schweigen. bb brauchskosten eines Autos zusätzlich. Dafür müsste der ÖPNV ausgeweitet werden. Der VCD selbst hält ein flächendeckendes kostenloses Busangebot nicht für möglich. „Im begrenzten Umfeld einer Kommune wäre aber über eine stufenweise Einführung nachzudenken“, sagt Kluge. Sowohl AStA-Referent Christian Bäz, als auch Manfred Kleinfeld vom Verkehrsbetrieb Greifswald glauben nicht daran, dass die Möglichkeit des Gratisbusfahrens zu einer bedeutenden Steigerung des Passagieraufkommens führen würde. Erst wenn eine höhere Taktfolge der Busse angeboten würde, stiege die Nachfrage. Dafür müssten aber mehr Transportmittel vorhanden sein. „Der Verlust des Verkehrsbetriebs würde dabei bedeutend höher ausfallen“, sagt Kleinfeld. Denn nicht nur die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf fielen weg. Der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern würden keine Ausgleichzahlungen mehr für den ÖPNV an die Stadtwerke überweisen. Dies beträfen Einnahmen aus der kostenlosen Beförderung von Schwerbehinderten, der Ausgleich der Differenz zwischen ermäßigten Zeitkarten und dem Normalpreis und Zuweisungen für den öffentlichen Nahverkehr. Durch kostenlose Busfahrten verlieren die Stadtwerke somit ihre Einnahmequellen. Eingebettet in ein Gesamtverkehrskonzept, dass den ÖPNV gegenüber dem Auto bevorzugt und die jeweiligen Kosten korrekt
ermittelt, wäre über solch ein gratis Angebot aber nachzudenken. Denn volkwirtschaftlich rechnet es sich. Die Allgemeinheit zahlt schon heute für einen Großteil der Mobilitätskosten, egal ob Nahverkehr oder Straßenverkehr, durch Steuereinnahmen. Begünstigt würden nicht nur die Nutzer des Busverkehrs, auch Autofahrer hätten durch weniger Straßenverkehr aufgrund steigender Passagierzahlen Vorteile. Außerdem profitieren einkommensschwache Gruppen überdurchschnittlich vom kostenlosen Angebot. Weil sich viele Greifswalder den ÖPNV nicht leisten können, fordert Olaf Tammert (parteilos), Kandidat für die im nächsten Jahr stattfindende Oberbürgermeisterwahl: „Zwei Fahrten täglich für 50 Cent.“ Tammert ist auch gegen ein komplett kostenloses Angebot. Ebenso wie der amtierende OB Dr. Arthur König (CDU). „Es ist sicherlich eine schöne Vorstellung, aber die Stadt kann es sich nicht leisten“, sagt der Stadtvater. „Der ÖPNV macht 1,5 Millionen Euro Defizit und die Kunden haben Sparmöglichkeiten, zum Beispiel in Form von Zeitkarten.“ Die belgische Stadt Hasselt hat trotzdem einen Vorbildcharakter eingenommen. Das Nahverkehrskonzept der Stadt läuft sehr erfolgreich. „Es muss aber von der Politik gewollt sein, damit sich andere Konzepte durchsetzen können“, betont Michael Müller vom VCD. bb
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Heiße Teilchen für viel Geld
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und der Fusionsreaktor Montage der Stellaratorspulen
Als Kernfusion wird die Verschmelzung von leichten Atomkernen zu schwereren Kernen bezeichnet. Die dabei frei werdenden Energiemengen sind enorm. Wenn nur ein Gramm dieser leichten Wasserstoffkerne verschmelzen, könnte damit ein Auto etwa 1000 Kilometer weit fahren. Mit zwei Litern natürlichen Wassers und 250 Gramm Gestein wäre es ebenfalls möglich für ein Jahr die Energieversorgung einer Familie zu sichern. Nur die Umsetzung dieser theoretisch frei werdenden Energiemengen in beispielsweise elektrischen Strom ist sehr schwierig, wie die zeitintensiven und kostspieligen Anstrengungen der letzten Jahrzehnte beweisen. Fusion in Greifswald
Besucher, die das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik am Rande von Greifswald betreten, könnten das Gebäude fast für einen normalen Bürokomplex halten. Wenn nicht einige Ausstellungsstücke und Tafeln auf den Zweck der Einrichtung hinweisen würden. Die ungefähr 300 Mitarbeiter des Instituts bauen einen Forschungsfusionsreaktor. Dieser soll die Bedingungen für ein Strom erzeugendes Kraftwerk auf Basis von Fusionsenergie liefern.
Im Max-Planck-Institut Greifswald wird eine Variante für einen Fusionsreaktor gebaut. Dieser weltweit größte Stellarator wird den Namen Wendelstein 7-X tragen. In einem Torus (lat.: Ring), ein hohler Donut von 16 Metern Durchmesser, wird Plasma eingeschlossen. Plasma ist ein Gas, in dem die Atome und Moleküle ihre Elektronen teilweise oder vollständig verloren haben. Das heißt dann ionisiertes Gas. Damit die geladenen Teilchen im Inneren festgehalten werden, winden sich kompliziert verdrehte Magnetfelder um den Ring. Diese Felder wurden basierend auf dem Vorgängerexperiment Wendelstein 7-A(S) simuliert und jetzt realisiert, damit das 60 bis 100 Millionen Grad Celsius heiße Plasma keinen Schaden an der Umgebung anrichtet. Die hohen Temperaturen klingen aber viel gefährlicher als sie sind. Geladene Teilchen bewegen sich auf Grund der Lorentzkraft entlang der Magnetfeldlinien. Da diese einen geschlossenen Kreis im Stellarator bilden, können nur sehr wenig Elektronen und Ionen das Plasma verlassen. Insgesamt werden sich in dem fertig gestellten Reaktor nur maximal 0,1 Gramm Material befinden. Eine wichtige Neuerung ist, dass für die Magnetfel-
Innerer Plasmaraum
Energie wird knapp
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Foto: Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (2)
Die fossilen Brennstoffe sind bald verbraucht. Weltweit betrachtet, reichen einigen Prognosen zufolge Öl, Gas und Kohle im Mittel noch etwa 90 Jahre. In den Diskussionen über die Erschöpfung dieser Vorräte werden viele Alternativen genannt und für die Zukunft in Deutschland auch stark vom Staat gefördert, wie zum Beispiel Windenergie. Die Notwendigkeit eines Energieersatzes ist dringend, weil eine Energiequelle, wie etwa Brennstoffzellen, noch viele Jahre der Forschung benötigen, um als Ersatz für fossile Stoffe in Frage zu kommen. Der Energieverbrauch der Deutschen in Form von Strom und Wärme ist so aber nicht zu decken. Vor über 50 Jahren entwickelten sowjetrussische und US-amerikanische Forscher erstmals Ideen zur Kernfusion auf der Erde, nach dem Vorbild der Sonne. Deren gesamte Energie stammt aus verschiedenen Fusionsprozessen. Unter kontrollierten Bedingungen versuchen Wissenschaftler eine Art kleines Sonnenfeuer zu erzeugen.
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FORSCHUNG universum
derzeugung supraleitende Spulen benutzt werden. Diese müssen auf Minus 269 Grad Celsius mit flüssigem Helium gekühlt werden. Das ist ein sehr großer technischer Aufwand, da sonst die Spulen der Magnetfelder fast die ganze nutzbare Energie, die einmal aus dem Reaktor gewonnen wird, wieder verbrauchen würden. Im Vergleich zum Kernreaktor steht ein grundsätzlich anderes Prinzip hinter dem Fusionsreaktor. In Letzterem erzeugen die radioaktiven Elemente unabhängig von ihrer Umgebung einfach Wärme und müssen für einen Abbruch der Reaktion erst voneinander getrennt werden. Der Fusionsreaktor schaltet sich selbstständig aus, sobald die kleinste Störung auftritt - Fluch und Segen zugleich. Was im ganz Kleinen passiert Eine Kernfusion im Fusionsreaktor beginnt mit der Verschmelzung von Wasserstoffisotopen namens Deuterium und Tritium zu Helium und einem Neutron. Deuterium ist schwerer Wasserstoff und nahezu unbegrenzt vorhanden. In natürlichem Wasser ist es zu 0,02 Prozent enthalten. Tritium kommt dagegen kaum auf der Erde vor, da es radioaktiv ist und schnell zerfällt. Es muss im funktionierenden Reaktor neu aus Lithium „gebrütet“ werden. Lithium wiederum ist ein ungefährliches Gestein, welches ebenfalls überall auf der Erde vorhanden ist. Der Trick besteht nun darin, dass das aus der Fusion übrig bleibende Neutron, das den Großteil der freigewordenen Energie trägt, an bestimmten Stellen der Reaktorwand einschlagen kann und einerseits seine Wärmeenergie abgibt und gleichzeitig aus dem dort befindlichen Lithium neues Tritium bildet. Die Wandstücke an denen diese Kollisionen stattfinden, werden Divertorplatten genannt und sind ein wichtiger Forschungsschwerpunkt, da diese hohen Belastungen ausgesetzt sind, um die restliche Reaktorwand zu schützen.
Foto: Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (2)
Die Probleme sind zahlreich Die Aufgabe der Mitarbeiter des Instituts besteht darin, eine Menge komplizierter Effekte beim Aufbau des Fusionsreaktors im Griff zu behalten. So muss dafür gesorgt werden, dass die hohen Temperaturen im Plasma überhaupt erzeugt werden. Dazu dient eine überdimensionierte Mikrowelle, die so stark wie ungefähr 10000 Haushaltsmikrowellen ist. Außerdem müssen die bei der Fusion freiwerdenden Wärmemengen wegtransportiert werden. Diese beiden Problemstellungen, Heizung und Energieauskopplung aus dem Plasma, sind in Vorgängerexperimenten weitgehend gelöst worden. Aktuelle Schwerpunkte sind die Verminderung der Verunreinigungen des Plasmas durch Atome aus den Wänden und Instabilitäten des Plasmas durch das Magnetfeld. Denn das verdrehte Magnetfeld muss stabil erzeugt werden und sehr exakt den Berechnungen entsprechen, was nicht einfach zu realisieren ist. Seit Montagebeginn im Jahr 2005 sind bereits ein Prototyp der Spulen, Kühlungsapparaturen und Supraleitungskomponenten fertig gestellt und getestet worden. Kernreaktor hat nichts mit Kernfusion zu tun Die am meisten gestellten Fragen betreffen die Sicherheitsaspekte des Fusionsreaktors. Die verwendeten Materialen, die durch die heißen Neutronen radioaktiv werden, müssen möglichst so gestaltet werden, dass diese schnell weniger Strahlung abgeben. Ziel der
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Forschung ist hierbei ein vollständiges Recycling aller Bestandteile des Kraftwerkes. Im Greifswalder Wendelstein 7-X wird jedoch nie Tritium erbrütet und damit auch keine radioaktive Strahlung erzeugt. Der frühestens im Jahre 2012 fertig gestellte Versuchsreaktor, wird kein Strom lieferndes Kraftwerk. Das Projekt ist ein Forschungsreaktor, also rein zur experimentellen Überprüfung der Theorie gedacht. Es werden Bedingungen und Probleme für ein realistisches kommerzielles Kraftwerk untersucht. Wobei aber zu erwähnen ist, dass ein wesentlich größerer und auch erfolgsversprechenderer Versuch der Fusionsforschung in Südfrankreich unternommen wird. Zeitgleich versuchen Wissenschaftler am International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) für über 4,6 Milliarden Euro die Umsetzung des russischen Forschungsansatzes, den Tokamak, zu verwirklichen. Dieser funktioniert aber grundsätzlich anders hinsichtlich der Art und Weise des magnetischen Einschlusses des Plasmas als der Stellarator in Greifswald. Trotz dieser anderen Dimension in der Forschung ist die Arbeit des Plasmainstitutes in Greifswald bei einem Investitionsvolumen von „nur“ 300 Millionen Euro entscheidend, weil niemand genau sagen kann, welches Konzept sich in Zukunft als Lösung der Frage der Energieknappheit erweist und welche Probleme in der langen Geschichte der Hindernisse für Fusionsreaktoren noch auftreten und gelöst werden müssen. Simon Hübner
Steuerverschwendung bei Wendelstein 7-X Der Bund der Steuerzahler kritisiert im „Schwarzbuch 2007“ Verschwendung von Gelder durch Kommunen, Länder und Bund. Auch das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) mit seinem Fusionsforschungsreaktor wird darin angesprochen. „Mittlerweile seien erhebliche Kostenüberschreitungen und deutliche Zeitverzögerungen nicht mehr zu verhehlen“, so der Steuerzahlerbund. 1998 ging die Max-Planck-Gesellschaft von einem Projektende im Jahr 2005 aus. Die Kosten waren auf rund 250 Millionen Euro veranschlagt. Eine Hälfte zahlt die Europäische Union (EU), für die andere kommt der Bund zusammen mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern auf. Aber schon im „Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2004“ konstatierte die Bundesregierung, dass die Kosten im IPP auf knapp 342 Millionen Euro bis zur Fertigstellung im Jahr 2005 ansteigen würden. Im Jahresbericht 2006 verzichtete der Bund ganz auf eine neue Kostenprognose und stellte lediglich ein Projektende im Jahr 2011 in Aussicht. Im Juli diesen Jahres hat das Bundesforschungsministerium auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell (Bündnis 90/Die Grünen) offenbart, dass die Projektarbeiten bis spätestens Ende 2014 zur technischen Inbetriebnahme des Forschungsreaktors führt. Allein der Bundesanteil wird bis dahin auf 446 Millionen Euro steigen. Bleibt die Kostenverteilung zwischen EU, Bund und Mecklenburg-Vorpommern unverändert, droht der Fusionsreaktor „Wendelstein 7-X“ ein Milliardenprojekt mit fast vierfachen Kosten zu werden, so der Bund der Steuerzahler. Das Bundesforschungsministerium begründete diese Kostenexplosion mit Lieferverzögerungen durch das beauftragte Konsortium sowie der Unterschätzung der Komplexität des Aufbauprojekts durch das IPP. Der Steuerzahlerbund erhielt dagegen Hinweise, das Missmanagement und Überforderung auf Seiten des Max-Planck-Instituts für die Kostenerhöhung verantwortlich sind. bb
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AUSLANDSSEMESTER
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Lettische Unterschiede
Ein Jahr an der Latvijas Universitäte (LU) in Riga Richtung Baltikum und blickt auf die Brokkoliwolken hinab. Ankommen in der Fremde
Wenn man Lettland von oben sieht – im Flugzeug sitzend und ein wenig aufgeregt, weil es nun starten soll, das Austauschjahr als Campus Europae-Student – dann wird man überrascht von all dem Grün, den zahlreichen Feldern und Wäldern, doch obendrein von Riga, das so sehr an viele westeuropäische Städte erinnert, im nächsten Moment alles bisher Gesehene verblassen lässt. Vorbereitung hoch drei Plötzlich ist all der Stress vergessen, den man im Voraus hatte. Schon vor Weihnachten im Akademischen Auslandsamt hatte man sich dafür angemeldet. Die ganzen Formulare, Fotos, Nachweise erledigt und am Besten zwei Wochen vor der Frist abgeschickt, weil die Post nach Lettland gern mal länger braucht. Und dann schließlich dieses komplizierte Learning Agreement. Vorlesungsverzeichnisse wurden übersetzt, geguckt, welche Veranstaltungen in Riga mit dem Musterstudienplan der Universität Greifswald ein wenig passen – denn dieses Campus Europae-Jahr ist nicht verloren, alles soll anerkannt werden, alle Leistungen, alle ECTS-Punkte. Drum sollte man gerüstet in die Besprechung mit dem jeweiligem Fachstudienberater gehen, denn der unterzeichnet es letztendlich, das Dokument, das die universitäre Weiterentwicklung sichert. Ist das aber geschafft, dann sitzt man mindestens gedanklich schon im Flieger
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Direkt beim Flughafenausgang warten schon die zwei Campus Europae-Mädels – kaum älter als 21 Jahre und erst frisch zurück von ihrem einjährigen Austausch – und der eigene Buddy. Buddys sind Kontakt- und Hilfspersonen, die die ersten Tage in der Fremde so angenehm wie möglich gestalten sollen. Denn wenn man unter anderem ein Bankkonto eröffnet, dann ist es nützlich, einen Einheimischen zur Seite zu haben. Der erste Unterschied ist jedoch nicht das lettische Konto, zu dem gleich eine VISAKarte gereicht wird, sondern das Verkehrswesen. Am Anfang noch überrascht über die Trolejbusse, Busse mit Leitungen, ähnlich jener von Straßenbahnen, gewöhnt man sich später schnell daran, täglich mit ihnen vorwärts zu kommen in dieser 800.000 Menschen-Stadt. Die Tickets kauft man direkt beim Schaffner, genannt Konduktor, der sich ständig zwischen den dicht stehenden Passagieren hindurchkämpft, sodass Schwarzfahren eigentlich unmöglich ist. Wer sich jetzt schon kontrolliert fühlt, der glaubt im Studentenwohnheim wahrscheinlich, er sei im Gefängnis. Direkt am Eingang sitzen die Kommandanten, eine Art Hausdamen, die darauf Acht geben, dass keine Fremden ins Haus gehen und ein Auge auf jeden Eintretenden werfen. Von 23 bis 6 Uhr darf man sie sogar wach klingeln, damit die Haupttür aufgeschlossen wird. An sich sehr praktisch, dann schläft ein jeder wenigstens beruhigt ein
Unrenovierte, günstige ...
in dieser Gegend Rigas. Denn ausländische Studenten werden von der Universität in eines der ärmsten Viertel gebracht – die Moskauer Vorstadt, in der mehr Russisch als Lettisch gesprochen wird. Vielsprachige Kurse Auch in der Philologischen Fakultät kann man in den Genuss einer Vorlesung in russischer Sprache gelangen; auch wenn russischsprachige Kurse nicht immer gern gesehen werden. Ansonsten werden natürlich Veranstaltungen in Englisch, Lettisch und Deutsch angeboten. Für Wirtschaftsstudenten ist es relativ einfach, eine entsprechende Vorlesung in Englisch zu finden, für Naturwissenschaftler wird es da schon schwieriger. Germanisten fühlen sich hier wie zu Hause, denn sämtliche Seminare und Vorlesungen werden schon ab dem ersten Semester in Deutsch abgehalten. Auch Juristen lauschen in manchen Veranstaltungen deutscher oder englischer Sprache. Insgesamt ist hier alles ziemlich wie in der Schule. Ständig bekommt man Hausaufgaben, mitten in der Vorlesungszeit werden öfters Kontrollarbeiten geschrieben, Vorträge müssen gehalten, Bücher gelesen und danach eine Zusammenfassung geschrieben werden, obendrein noch Hausarbeiten verfassen und erst wenn man das geschafft hat, hat man eine Veranstaltung wirklich absolviert. Das Positive daran ist jedoch, dass man nicht an der Abschlussprüfung teilnehmen muss, wenn man die Kontrollarbeiten im Durchschnitt mit 8,5 (ca. 1,8) oder besser besteht. Dennoch verstehen es die Letten zu feiern – nicht umsonst gibt es zahlreiche Clubs und Bars in Altriga. Doch dazu das nächste Mal mehr. keh
... und renovierte, teure Wohnheime
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Foto: Anke Harnisch (2), Katarzyna Janowska, Maria-Silva Villbrandt
Die Domstraße 11 in Riga
AUSLANDSSEMESTER
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Korruption in Kaunas Die Welt zu Gast in Litauen
Das Erasmus-Austauschprogramm ist wohl jedem bekannt. Litauen, ja so ein kleines baltisches Land, davon sollte man auch gehört haben, aber wo bitte schön ist Kaunas? Na dann ein herzliches Willkommen im Herzen Litauens – Kaunas, der angeblich wahren Hauptstadt Litauens. Pünktlich zum kollektiven Schul- und Unistart am 1. September haben wir Austauschstudenten es in die Hörsäle geschafft. In der ersten Woche gab es neben einer riesigen Willkommenstorte, einem persönlichen Mentor und einer sehr exzessiven Kneipentour vor allem wenig Schlaf.
Der Himmel über Kaunas
Foto: Anke Harnisch (2), Katarzyna Janowska, Maria-Silva Villbrandt
Wachdamen und Alkohol Geschlafen wird in Zweibettzimmerchen im Studentenwohnheim, ein ehemaliges Hotel und das wohl modernste Wohnheim des Landes. Jedoch wurde schnell klar, dass Litauen zwar in der EU ist, hier aber noch ganz andere „Gesetze“ herrschen. Ganz sowjettreu gibt es noch eine Wachdame am Eingang des Wohnheims, die auch jeden Abend kontrolliert, dass ja kein Alkohol eingeschmuggelt und schon gar nicht sich in der Küche versammelt wird. Eine Tafel Schokolade kann da Wunder bewirken. Als Ausländer muss man sich notgedrungen den rauen Gegebenheiten des Ostblocks anpassen, ansonsten geht man leer aus. So kann bei einer aufgegebenen Bestellung im Restaurant schon eine gute halbe Stunde vergehen, ehe man überhaupt ein Bier (Alus) auf dem Tisch zu stehen hat.
ben, denn jeder „Incoming student“ hat seinen eigenen Mentor zugeteilt bekommen. Die erste Woche in Kaunas war durch und durch organisiert, wie Erstklässler wurden wir an die Hand genommen und nahezu liebevoll umsorgt. Bei allen Behördengängen und universitätsinternen Fragen bekommt man hier Unterstützung, was auch von großer Notwendigkeit ist. Wer bisher glaubte, Deutschland sei eine Bürokratiehölle, sei herzlichst eingeladen Bekanntschaft mit der litauischen Papierschlacht zu machen. Um als legal geduldeter ausländischer Student in Litauen zu sein, braucht man nicht nur eine ganze Setcard an Fotos, sondern auch Geduld und vor allem muss man für jeden Wisch irgendwelche Gebühren bezahlen. Selbst in der Bank muss man Wartezettel wie auf dem Arbeitsamt ziehen. Die Bayern Litauens
Babysitter für große Kinder Als Austauschstudent lässt es sich an der „Vytauto Didžiojo Universitetas“ gut überle-
Kaunas ist die zweitgrößte Stadt Litauens und liegt geografisch gesehen zentral, jedoch ist die Hauptstadt Vilnius, Dreh- und
Wendepunkt in Sachen Kultur und Politik. Dies sollte man in der Stadt nicht all zu laut sagen, denn die Leute sind stolz Kaunaser zu sein, wie auch fast peinliche Werbeplakate verraten: „Kaunas - auch hier kann man leben“. Die beleidigte Leberwurst ist also Kaunas, weder Hauptstadt, noch wirklich beliebt, erlaben sich die Einwohner an ihrem hiesigen Basketballteam Žalgiris. Sogar die einzige McDonald’s Filiale der Stadt ist dem Team gewidmet. Im Vergleich zu anderen Städten Litauens leben in Kaunas fast nur Litauer, was möglicherweise zu einem übertriebenen Nationalstolz führen mag. Ein paar Worte auf Litauisch können da auf keinen Fall schaden. Sportdress und Highheels Die Uni gleicht einem Catwalk, während die Herren der Schöpfung auch gerne Jogginganzüge bevorzugen, kommen die Ladys in Highheels und Minirock. Das ist natürlich gewöhnungsbedürftig, genau wie die Unizeiten. Manche Seminare dauern drei Stunden, andere muss man zweimal die Woche besuchen. Für Erasmus-Studenten geben viele Dozenten ihre Vorlesung in Englisch, was dank des osteuropäischen Akzents durchaus unterhaltsam sein kann. Nach der Uni, die zu unserem Graus auch teilweise samstags besucht werden muss, kann man sich in den vielen Restaurants und Bars tummeln. Zum Tanze laden auch ein paar Clubs ein, der beste ist gleich im Wohnheim, mit dem wunderschönen Namen „Amerika in der Sauna“. Warum der Club so heißt, was Cepelinai sind und warum sogar Japaner in Kaunas studieren, das muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Na dann, Zum Wohl - I sveikata! msv ANZEIGE
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FORSCHUNG
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Comics lehren Verkehrssicherheit Projekt zur Prävention und Aufklärung von Unfällen in Vietnam Bartels verwies auf die zum Teil prekäre Situation: „Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, in Hanoi über eine Verkehrsinsel zu gelangen.“ Bei dem starken Verkehr hätte man kaum die Gelegenheit, die Straße zu überqueren. „Es ist unsere Aufgabe, zu helfen und mit gutem Beispiel voran zu gehen.“ Zusammen mit Dr. Lorand Kromek aus Ungarn und Prof. Luong Xuan Hien aus Thai Binh realisierten die Greifswalder Unfallforscher im Dezember 2005 das für zwei Jahre geförderte Projekt SAVE. Kampf gegen Verkehrsunfälle „Aufgrund der finanziellen Beschränkung ist es nicht möglich ein Rettungswesen nach unserem Vorbild in Vietnam zu etablieren. Daher erstellten wir eine große Datenbank, ein sogennantes Traumaregister, in dem Unfallmechanismen, Verletzungsmuster und Notfallversorgungsabläufe evaluiert werden“, sagt Ekkernkamp. Nach der ausführlichen Analyse der Unfalldaten wurden anschließend Präventionsmaßnahmen
eingeführt, wie Professor Bartels erklärt. Im September 2006 organisierten Greifswalder und ungarische Unfallforscher Aufklärungskampagnen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr in Vietnam. Die Forscher richteten sich direkt an Kinder und Jugendliche. Dazu verteilten sie gratis Comichefte, die das Thema „Verhaltensregeln im Straßenverkehr“ darstellen. Zusätzlich etablierten sie Notfallkurse in den vietnamesischen Universitätskliniken, die nun regelmäßig angeboten werden. Auch ein Austauschprogramm zwischen hiesigen und vietnamesischen Unfallmedizinern wird noch in diesem Jahr realisiert. Professor Luong Xuan Hien lobte die gute Zusammenarbeit mit den Greifswalder Unfallforschern und erklärt, dass das Projekt SAVE eine große Hilfe sei, um die Notfallversorgung in Vietnam zu optimieren. Die zweijährige Förderung des Projektes wird Ende dieses Jahres auslaufen, doch Bartels hofft auf eine Fortsetzung: „Wir wollen kein Strohfeuer entfachen, sondern langfristig eine Wirkung erzielen.“ ab
Foto: Judth Küther
Unfallforscher aus Greifswald, Ungarn (Uni Pecs) und Vietnam (Uni Thai Binh) haben jetzt die neuesten Ergebnisse des gemeinsamen Projektes „Study and prevention measures on Accidents in Vietnam and Europe“ (SAVE) vorgestellt. Anlass des Projektes, welches mit 400.000 Euro durch das Asia-Link-Programm der Europäischen Kommission gefördert wird, ist die rasant steigende Zahl der Verkehrsunfälle in Thai Binh in den letzten Jahren, die nicht selten tödlich enden. Im Gegensatz zum deutschen Rettungswesen ist in Vietnam ein Krankenwagen in der Regel nicht nach acht Minuten an der Unfallstelle. Verkehrsopfer sind daher häufig auf die Hilfe von Privatpersonen angewiesen, um schnell ins Krankenhaus zu gelangen. Projektleiter Professor Axel Ekkernkamp, Chefarzt der Unfallchirurgie am Uniklinikum Greifswald, und Professor Claus Bartels, Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Greifswald, verschafften sich persönlich von dem Rettungswesen und der Notfallversorgung in Vietnam einen Eindruck. ANZEIGE
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KINDER
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Spongebob und Quantenphysik Für ür studentische Eltern bietet Kita flexible Betreuungszeiten an
Foto: Judth Küther
Für Eltern, die mit Wissen spielen
Studenten mit Kindern hatten es bisher nicht leicht. Das Jonglieren zwischen Uni und der Organisation der Kinderbetreuung bei abendlichen Veranstaltungen glich oft einem Drahtseilakt. Kinderversorgung in der Studienzeit bedeutete bisher Freunde, Großeltern, Nachbarn einzubeziehen. Manchmal war die Teilname an Seminaren und Vorlesungen nicht möglich. Mit steigenden Studentenzahlen konnte auch die Universität Greifswald diesen Bedarf nicht mehr ignorieren. Planungen für eine studentenfreundliche Kindertagesstätte begannen vor zwei Jahren. Anfang September wurde das Projekt nun realisiert. In der Zeit von 5.45 Uhr und 21 Uhr werden Kinder in der Kita „A.S. Makarenko“ betreut. „Die Nachfrage ist sehr hoch, wir haben momentan Anmeldungen bis August 2008, hauptsächlich im Bereich Krippenkinder“, sagt Kita-Leiterin Roswietha Thomas. Zusätzlich werden auch Kindergartenkinder und Hortkinder betreut. Und jetzt auch die abendliche Betreuung. Momentan bleiben die meisten Kinder bis etwa 19 Uhr. Die spätabendliche Betreuung von studentischen Kindern wurde ermöglicht durch den Ende August unterzeichneten Kooperationsvertrag zwischen Jugendamt, Studentenwerk und AStA. Die Stadt als kommunaler Träger der Kita stellt dieser Personal zur Verfügung. „Die gute und über die sonst üblichen Öffnungszeiten hinaus gehende Betreuung von Kindern von studierenden Eltern sorgt für rasche Studienabschlüsse und wird auch den Lehrveranstaltungszeiten der Universität gerecht,“ freut sich AStA-Vorsitzender Thomas Schattschneider. Für die jungen Eltern entstehen keine
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Mehrkosten, da die Studierendenschaft sich mit eigenen Projekten in den Kita-Alltag einbringt. „Die Betreuung durch die verlängerten Öffnungszeiten entstehen Mehrkosten sollen nicht auf die Eltern umgelegt werden. Das Jugendamt als örtlicher Träger gleicht diese Mehrkosten aus. Bei den studentischen Eltern greift die Kooperationsvereinbarung. Sie besagt, dass das Studentenwerk und AStA die Kita durch Projekte unterstüzt,“ weiß Sachgebietsleiterin Marianne Schwartz vom Greifswalder Jugendamt. Keine Garantie für Kostenübernahme Zusammen mit dem Studentenwerk entwickle man Ideen, berichtet Zoran Vasic, AStA-Referent für Soziales und Wohnen. „Vorstellbar sind zukünftig die Veranstaltung von Kinderfesten, Keksbackaktionen, Sachleistungen wie Spielzeug usw.“ Weiterhin sieht die Vereinbarung vor, dass der AStA die Öffentlichkeitsarbeit für die Kita übernimmt. Kosten entstünden für bedürftige Studenten keine, wenn sie beim Jugendamt einen Studiennachweis vorlegen sowie eine Bescheinigung über die Unterrichtszeiten, die in die Abendzeit fallen. Die Bearbeitungszeit dauere etwa zwei bis drei Wochen, sagt Schwartz. Derzeit liegen die Kosten für die ganztägige Betreuung eines Krippenkindes bei 244,54 Euro, pro Monat für ein Kindergartenkind bei 140,18 Euro. „Ob man den Platz bezahlt bekommt oder nicht, hängt vom jeweiligen finanziellen Leistungsgrad der Eltern ab. Also neben der Frage, ob man Anspruch auf Ganztagsbetreuung oder einen Teilanspruch hat, kann es auch sein, dass man die Kosten ganz oder gar nicht erstattet bekommt,“ wirft Zoran Vasic ein. Der Betreuungsvertrag wird mit den Eltern vor Ort in der Kita geschlossen. Dabei lernen sie das Konzept, Mitarbeiter und Räumlichkeiten der Stätte kennen. „Es herrscht eine angenehme Atmosphäre mit den Eltern, es gibt gegenseitigen Austausch und Gespräche mit Erziehern,“ erzählt die Kita-Leiterin. Nicht mehr Geld für Studentenwerk 24 Mitarbeiter betreuen momentan 184 Kinder, jedoch besitzt die Kita eine Kapazität für bis zu 205 Kinder.
Auf gesunde Ernährung wird ebenso Wert gelegt wie auf den gemeinsamen Lebensmitteleinkauf. In der Kindertagesstätte bereiten die Kinder Frühstück, Vesper und Abendessen selbst zu, sagt Roswietha Thomas. Die größeren Kinder gestalten dann in der für sie eingerichteten Küche zusammen mit den Erziehern die Mahlzeiten. Und natürlich tun sie das, was Kinder in jeder Kita machen: Sie singen, tanzen, lachen, malen und werden unterrichtet in Spracherziehung und Mengenlehre. In Räumen für Keramik, Tanz, Turnen und Malerei leben sie ihre Kreativität aus. „Aus gesetzlicher und gesundheitlicher Sicht dürfen Kinder nicht länger als zehn Stunden am Tag betreut werden,“ wirft Roswietha Thomas ein. Den Kooperationsvertrag entwickelte AStA-Referent Zoran Vasic zusammen mit der stellvertretenden Geschäftsführerin Ina Abel und der Sozialberaterin Dr. Jana Kolbe vom Studentenwerk. Da dieser von freiwilligen Sachleistungen und Projektarbeit ausgeht, konnte eine Anhebung des Semesterbeitrages verhindert werden, berichtet der AStA-Referent. „Sprachunterricht und etwaige Praktika für Lehramtsstudenten sind Projekte, die momentan von mir und Dr. Jana Kolbe bearbeitet werden. Zu klären gilt es folgend, unter welchen Bedingungen Lehramtsstudenten in der Kita Praktika ableisten können. Ich hoffe, dass dies bald geklärt sein wird, so dass tatsächlich Praktika abgeleistet werden könnten,“ ist sich Vasic sicher. Rostocker und Wismarer Studenten werden jetzt neidisch auf die Stadt am Ryck schauen: Dem dortigen Studentenwerk ist es bisher noch nicht gelungen, einen Kindergarten für Studenten zu eröffnen. Obwohl seit meheren Jahren Teile des Semesterbeitrags dafür zurückgelegt werden. juk
Für Fragen zur Kinderbetreuung Kindertagesstätte Makarenkostraße Roswietha Thomas 03834-812145 Jugendamt Greifswald Marianne Schwarz 03834-522401 jugendamt@hnm.de Studentenwerk Greifswald Dr. Jana Kolbe 03834-861704 beratung@studentenwerk-greifswald.de AStA-Referent für Soziales und Wohnen
Zoran Vasic 03834-861450 soziales@asta-greifswald.de
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EXKURSION
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Zwischen Europa und Asien Irkutsk Sommer School 2007 „Exploring Siberia“
Weite Steppenflächen, dunkle Wälder und kalte Winter. Sibirien ist ein Land der vielen Gesichter. Zu Zarenzeiten dienten die unwirtlichen und abgelegenen Gebiete dieses größten Landes der Erde der Verbannung politischer Gegner und Straftäter. Heute aber ist das Sibirien ein Land, das Reisefreudige aus aller Welt anzieht. Sommerurlaub in Sibirien? Warum nicht. Eine abwechslungsreiche Landschaft, gastfreundliche Einwohner und der tiefste See der Erde sind einige der zahlreichen Gründe, die den Besuch des russischen Territoriums lohnenswert machen. Um ausländischen Studenten die Schönheiten Sibiriens etwas näher zu bringen, lud die Universität Irkutsk zu einer Sommer Schule mit dem Titel „Exploring Siberia“ ein. Für zwei Wochen bot sich interessierten Menschen aus aller Welt die Möglichkeit, in der ostsibirischen Großstadt zu leben. Organisiert wurde das Leben in der Fremde von dem „international office“ der Universität Irkutsk.
Irkutsk wurde offiziell 1661 gegründet. An der Stelle, wo der kleinere Fluss Irkut in die mächtigere Angara mündet, wurde die erste Siedlung angelegt. Schnell entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum zwischen russischen und asiatischen Volksstämmen. Beflügelt wurde diese Entwicklung durch die fertiggestellte „Straßenverbindung“ zwischen dem etwa 5000 Kilometer entfernten Moskau und Irkutsk im Jahre 1760. Mit der Entwicklung der Eisenbahn wurde die Stadt als Handelszentrum weiter in seiner Funktion als Umschlagplatz für Waren und Güter ausgebaut. Die Ankunft des ersten Zuges im Jahre 1898 symbolisiert einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufstieg. Es entstanden völlig neue Vororte und die Bevölkerungszahl wuchs rapide bis 1911 auf 100.000 Einwohner. Eine sowjetische Industrialisierung nach dem 2. Weltkrieg brachte eine Art Megaprojekt für Irkutsk mit sich.
Kultureller Mix auf Russisch
Erste Eindrücke in der Fremde
Siebzehn Studenten aus neun Nationen kamen in Sibirien zusammen, um Land und Leute kennenzulernen. Alle Teilnehmer, die oft lange Anreisewege in Kauf nahmen, hatten das gleiche Ziel: Russisch lernen und Sibirien entdecken. Das „international office“ machte den Studenten den Aufenthalt so angenehm wie möglich. Eine intensive Betreuung und ein Sprachunterricht in kleinen Gruppen ermöglichte den Studenten sich intensiv mit der russischen Sprache und Kultur beschäftigen zu können.
Ende der 1950er Jahre wurde ein Staudamm am südlichen Stadtrand fertiggestellt. Dieser staute den durch Irkutsk strömenden Fluss Angara auf und dient bis heute als wichtigste Energiequelle der Stadt. Der erste prägende Eindruck der meisten Studenten, die im Rahmen der Sommer Schule nach Irkutsk reisten, war die Taxifahrt vom Flughafen in die Unterkunft. Der Weg führte über den beeindruckenden Staudamm. Die Fahrt ging zwei bis drei Kilometer in 100 Meter Höhe auf diesem Bauwerk entlang. Dem erstaunten Besucher bot sich ein beeindruckender Blick auf Stadt und Land. Der Blick nach links zeigte eine scheinbar endlose Sicht auf den unberührten und etwa 500 Meter breiten Angara Fluss, der in den Wäldern der Berge zu verschwinden scheint. Der Blick nach rechts zeigte die Kulisse der Stadt, die sich über eine große Fläche nach Norden bis zum Ende des Horizonts erstreckte. Der Bau des mächtigen Staudamms blieb nicht ohne Folgen für den Baikalsee, den tiefsten See der Erde. Der Angara Fluss ist die einzige Abflussmöglichkeit, die der Baikalsee aufweist. Etwa 50 Kilometer lang ist die Strecke des Flusses vom See bis nach Irkutsk. Nach dem Bau des Staudammes Ende der 1950er Jahre erhöhte sich der Pegel des etwa 31.500 Quadratkilometer großen Baikalsees um einen Meter. Unglaubliche Wassermassen sammeln sich dort an.
Irkutsk - Ostsibirische Hauptstadt Neben Sprachkenntnissen lernten die Besucher aber auch allerlei über die Geschichte des Landes und der Stadt. Hautnah erlebten die Studenten das bunte Treiben in Irkutsk.
Eisenbahn und der Baikalsee
Nach einer Woche Aufenthalt in Irkutsk stand ein Ausflug an den berühmten Baikalsee auf dem Programm der Reisegruppe. Einen ganzen Tag lang begaben sich die Studenten auf die Reise mit der Eisenbahn. Ziel war das südliche Ende des Sees, um dann bis zum Ausfluss der Angara zu gelangen. Die Eisenbahnstrecke, die viele reizvolle Aussichten in die umgebende Landschaft bot, erstreckt sich 80 Kilometer direkt am Ufer des Sees. An einigen Stellen hielt der Zug. Die Pausen nutzten die Reisenden für Abkühlung in dem äußerst kalten Wasser. Bei wunderschönem Wetter und Temperaturen von 25 Grad genossen die Urlauber den herrlichen Ausblick über den See, der kein Ende zu nehmen schien. Wassermassen, unterbrochen von Bergen, dominerten das Bild, das die Studenten in
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Foto: Christian Willy Bülow (3)
Einer der beeindruckensten Seen der Erde
EXKURSION
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Reisegruppe aus neun Nationen
beträgt etwa minus 20 Grad. Im Sommer sind wiederum Werte von 25 Grad keine Ausnahme. Teilweise waren die Studenten über 6000 Kilometer gereist, um in Irkutsk und Umgebung zwei Wochen verbringen zu können. Spannend war die Reise für alle Teilnehmer, die die Gratwanderung zwischen Asien und dem europäischem Russland erlebten. Erwartungen an die landschaftlichen Schönheiten wurden übertroffen. Andere Vorstellungen stellten sich als falsch heraus. Die deutliche Mehrheit in den Straßen Irkutsk bilden beispielsweise „europäisch“ aussehende Russen. Die erwarteten äußerst, asiatischen Gesichtszüge waren hingegen nur selten zu sehen. Die Reklametafeln zeigten westliche Produkte. Auch die Supermärkte waren oft westlich geprägt, indem diese auch in Deutschland bekannte Bier- oder Joghurtsorten anboten. Das wohl größte sichtbare Paradoxon war jedoch der Autoverkehr: Die Hälfte der Fahrzeuge hatte ihr Steuer auf der rechten und die andere auf der linken Seite des Vehikels. Begeisterte Besucher
zahllosen Fotos festhielten. Der Baikalsee erstreckt sich über 650 Kilometer. Auf einer Deutschlandkarte entspräche das einer Ausdehnung von Stralsund nach Karlsruhe. Die beeindruckende Wasseransammlung befindet sich in einer geologischen Grabenstruktur. Daraus folgt, dass der See an der tiefsten Stelle exakt 1637 Meter Tiefe misst. Solch einen Wert erreicht kein anderes Süßgewässer der Erde. Zusätzlich ermöglicht die große Ausdehnung ein riesiges Volumen, so dass der Baikalsee etwa 20 Prozent der weltweit verfügbaren Süßwasserreserven beinhaltet. Austausch von Wassermassen Durch die beispiellose Tiefe ist der See auch nicht in der Lage seine Temperatur auf über zehn Grad zu erwärmen. Denn es findet nur ein sehr reger Austausch der Wassermassen statt. Im Winter friert der See sogar gänzlich zu. Denn obwohl sich Irkutsk auf derselben nördlichen Breite, wie z.B. Potsdam befindet, ist das Klima durch den kontinentalen Einfluss der riesigen Landmasse Sibiriens völlig unterschiedlich: Es gibt hier lange und sehr kalte Winter, sowie kurze und heiße Sommer. Die Durchschnittstemperatur im Januar
Sibirien zeigte den Studenten verschiedene Gesichter. Die jungen Menschen waren allesamt begeistert. In zwei Wochen hat die reisefreudige Gruppe ein Land zwischen Europa und Asien kennen und schätzen gelernt. Die Investition von etwa 430 Euro für die Unterkunft in einem Studentenwohnheim sowie zwei Mahlzeiten am Tag hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Dazu kamen 34 Stunden intensiven Russischunterrichts, zahlreiche Ausflüge, Museumsbesuche und Schifffahrten. Auch Freundschaften haben sich auf der gemeinsamen Reise gebildet. Kurz und gut war es eine Reise in eine andere und äußerst spannende Welt, die zwar auf dem asiatischen Kontinent war, jedoch Europa näher schien, als der Globus es zeigt. Christian Willy Bülow
Summer School Die Universität Irkutsk wird im nächsten Jahr wieder eine Sommerschule anbieten. Zur Kontaktaufnahme: Internet: E-Mail:
istu.edu oms1@istu.edu
Foto: Christian Willy Bülow (3)
Bolschoi Koty wurde im 19. Jahrhundert als Goldgräbersiedlung gegründet
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PODIUMSDISKUSSION
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Professor Egon Flaigs Essay ...
Zu Abendbrot
„Das liberale Europa und der ein-
... zum Scharia-Islam und ...
... Menschenrechten erschien im ...
dann eher darüber, wie hier kreativ einzelne Eckpunkte über Jahrhunderte verbunden wurden, ohne nach den Belegen für diese Kausalbeziehungen zu fragen. Die Greueltaten bei der Eroberung spanischer Städte durch die Almohaden waren plötzlich das Vorbild bei dem Blutbad der Kreuzritter in Jerusalem. Und die blutige Verbreitung des Islam seit dem 8. Jahrhundert konnte direkt auf eine Dschihad-Interpretation islamischer Staaten von 1980 bezogen werden. Die Frage, ob das der Methode der Althistoriker entspricht, die ja zu manchen Themen nur alle paar Jahrhunderte eine Quelle vorfinden, muss hier wohl offen bleiben.
Gut besucht ist das St. Spiritus
Geteilte Ansichten an einem Tisch
Argumentationsstil, nicht Inhalt Aber eigentlich spielten Inhalte an diesem Abend nur eine untergeordnete Rolle. Das Spannende war doch, insbesondere wenn man sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte beschäftigt, wie Flaig argumentierte. Die Stringenz seiner Argumente konnte durchaus in den Bann ziehen. Nachdem er seine Thesen, wie in seinen Beiträgen klar gegliedert und verständlich formuliert, vorgetragen hatte, brauchte er sich eigentlich nur darauf ausruhen, dass seine Kombattanten, schlecht vorbereitet und ihrer eigenen wissenschaftlichen Position verhaftet, weder sprachlich noch argumentativ mithalten konnten. Der Greifswalder Politologe Rotholz, zu leise und schwer verständlich, verhedderte sich in einer Mischung unterschiedlichster Argumente und lieferte mit seinen richtigen, aber hier wohl nicht passenden Hinweisen über die westliche Demokratie, die zwar Freiheit erzeugt, aber keine eigenen Werte, Flaig eher noch eine Steilvorlage. Der Is-
Foto: Innokentty Kreknin (12)
... moritz-magazin 60.
Man geht nicht zu Diskussionsrunden, weil man die Argumente der Teilnehmer kennen lernen will – die sind zumeist schon vorher bekannt. Man geht dorthin, um die Argumente persönlich vorgetragen zu sehen, um zu beobachten, wie sie „verkauft“ und verteidigt werden. Unter diesem Gesichtspunkt war die Diskussionsrunde zum Thema „Das liberale Europa und der eindringliche Islam“ im sozio-kulturellen Zentrum St. Spiritus am 26. Juni durchaus ein Erfolg. Man bekam eine One-Man-Show geboten, in der der Greifswalder Althistoriker Professor Egon Flaig mal eben seine Kollegen, Professor Walter Rotholz aus Greifswald und Professor Friedemann Büttner aus Berlin, rhetorisch zum Abendbrot verspeiste. Flaig stellte seine aus der FAZ und auch einem Essay im moritz bekannten Thesen vom welterobernden SchariaIslam vor. Sie lassen sich etwa wie folgt zusammenfassen: Der Aufstieg des Islam seit dem 8. Jahrhundert ist eng verbunden mit dem Dschihad, einer religiösen Begründung eines unbegrenzten Krieges gegen die Nichtmuslime, der erst mit deren endgültiger Unterwerfung enden kann. Dieser religiöse Auftrag des Dschihad führt zu einer besonders grausamen Kriegsführung bis zum individuellen Terror. Unter diesem Gesichtspunkt erweist sich auch die Duldung von Nichtmuslimen in muslimischen Reichen nicht etwa als Toleranz, sondern sie unterliegt den Regeln der „Dimitude“, einer „faschistischen“ – so Flaig – Form der Unterdrückung. Über diese mit zahlreichen historischen Beispielen vorgetragenen Thesen ließe sich wahrscheinlich viel einwenden, wenn man denn vom Thema Ahnung hätte. Als Neuzeithistoriker wunderte man sich
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PODIUMSDISKUSSION
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bei Egon Flaig
Professor Walter Rotholz ...
dringliche Islam“ im St. Spiritus lamwissenschaftler Büttner argumentierte zwar überzeugender, kam aber mit seinen religionsgeschichtlichen Argumenten nicht gegen Flaigs Position an. Wirklich faszinierend war jedoch, wie Flaig jede Schwäche seiner Gegner ausnutzte, um Punkte zu sammeln. Die Bemerkung Büttners, er habe das wichtigste Buch zur islamischen Rechtsauffassung vor 40 Jahren gelesen, konterte Flaig unter Applaus des Publikums, er lese in ihm jede Woche. Überhaupt durften sich Flaigs Mitstreiter des Öfteren sagen lassen, ihre Argumente seien „absurd“. Auch das zumeist studentische Publikum blieb von diesem rhetorischen Stil nicht verschont. Da Flaig darauf bestanden hatte, dass keine Diskussion sondern nur Verständnisfragen erlaubt seien, kam es zu dem sonderbaren Versuch, Meinungen als Fragen zu verkaufen. Viele dieser eher kruden Fragen konnte Flaig einfach ins Leere laufen lassen. Den durchaus berechtigten studentischen Einwand, ob man überhaupt über 1000 Jahre von einer Identität von Scharia-Islam und Dschihad ausgehen könne, bügelte er mit der Bemerkung ab, da müsse man schon mehr als nur ein Buch lesen. Keine wissenschaftliche, sondern eine politische Diskussion! Genau hier liegt wohl der Schlüssel zum Verständnis dieser Podiumsdiskussion und des erfolgreichen Auftretens Flaigs: Er führte gar keine wissenschaftliche Diskussion, sondern eine politische, die sich nur nicht als solche zu erkennen gab. Es ging Flaig niemals um einen akademischen Diskurs, indem man gemeinsam versucht, sich der Wahrheit anzunähern, sondern
... setzte sich in Ausgabe 58 ...
... des moritz-magazins mit ...
Der Autor PD Dr. Frank Möller Der Autor lehrt als Geschichtsdidaktiker seit 2006 am Historischen Institut. Nach dem Studium der mittleren und neueren Geschichte, Politikwissenschaft und des öffentlichen Rechts, habilitierte er in Jena zu Heinrich von Gagern.
Der einzige arabische Fragende
... Ernst Moritz Arndt auseinander.
Foto: Innokentty Kreknin (12)
Aufmerksame Diskutanten
sein Ziel war es, die Widersacher seiner Meinung zu „besiegen“. Da Rotholz und Büttner daran festhielten, wissenschaftlich zu argumentieren, war es kein Wunder, dass Flaig sie mit seiner Rhetorik überfahren konnte. Der Diskussionsstil Flaigs entsprach daher eben nicht dem Auftreten der großen Ordinarien vergangener Jahrzehnte, er erinnerte eher an die jesuitisch geschulte Rhetorik des jungen Heiner Geißler. Dass Flaig mit seinem historischen Vortrag eigentlich politische Absichten verfolgte, war dann auch an vielen kleinen Bemerkungen zu erkennen. Erwähnt sei hier nur sein Hinweis, dass die Kreuzzüge unser heutiges Europa gerettet hätten. Wie Flaig mit überlegener Rhetorik seine politische – nämlich anti-islamische – Meinung triumphieren ließ, war durchaus sehenswert. Erschreckend wird das Ganze aber, wenn man hinterher die Begeisterung vieler Studenten hörte, die genau diese rhetorischen Kniffe nicht durchschauten. Dass das monolithische Wissen, das sich immun gegen Argumente gibt, dass das „Runtermachen“ der Diskussionspartner plötzlich zur Autorität überlegenen Wissens mutiert, zeigt im Kern ein Unverständnis von Wissenschaft. Wenn Studenten so rat- und ziellos, so verwirrt über ihre eigene Position an der Universität sind, dass sie Rhetorik nicht als solche erkennen – dann sollte man anfangen, sich Gedanken zu machen.
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BELLETRISTIK
feuilleton
Kein normaler Berliner im Kino Dass Lennon tot ist, weiß auch Alexander Osang zu berichten
Groupies haben bei Alexander Osang keine Chance. Da liest der Autor und Journalist aus seinem neuesten Roman „Lennon ist tot“ (S. Fischer) aus Anlass der Greifswalder Kulturnacht im Kino, schon versucht eine ältere Blondine mit Erholung am Usedomer Strand zu werben. Doch leider hatte Osang keine Zeit. „Vielleicht beim nächsten Mal“, sagte der Schriftsteller nicht ernst.
Ostberliner Autor las im CineStar
Drehbuch für den gleichnamigen Fernsehfilm mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle, schrieb er auch. Sein zweiter Roman „Lennon ist tot“ soll ebenfalls filmisch adaptiert werden. „Von einem Geschäftsessen mit Filmemachern zum nächsten eile ich aber nicht“, meint Osang. Diesesmal wird also ein anderer das Drehbuch schreiben dürfen. Erstmals im Kino
I love Berlin, äh New York Geboren in der Hauptstadt des real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden, erlebte Osang die Zeit politischer und wirtschaftlicher Veränderungen während der Wiedervereinigung hautnah mit. Als Journalist bei der Berliner Zeitung durfte Osang erstmals investigativen Journalismus austesten. Angebote westdeutscher Printwaren nimmt Osang gern an, auch wenn ihm bewußt ist, dass nur seine ostdeutsche Brille auf die Wirklichkeit gefragt ist. 1999 zieht es den Journalisten nach New York. Er arbeitet für das Hamburger Magazin „Der Spiegel“.
Schon neben seinem journalistischen Wirken werden gesammelte Reportagen in Buchform veröffentlicht. Mit „Die Nachrichten“ schreibt Osang seinen ersten Roman und hält ost- und westdeutschen Medienschaffenden einen Spiegel vor. Das
Osangs Professionalität ist während der ganzen Lesung zu spüren. Erstmals las der Ostberliner in einem Kino und unterbrach seinen Lesefluss immer dann, wenn Anspielungen zum Kino im neuesten Roman vorhanden waren. Sehr interessant ist Osangs Sprache: Hört man aus seinem Mund das Selbstgeschriebene in Hochdeutsch, ist von einer Sekunde zur anderen der freie Monolog berlinert. „Ich bin halt Alexander Osang aus Ostberlin“, merkt der Schriftsteller über sein Klischeebesetzung. Damit fährt der 35jährige aber sehr gut. Mal sehen wie Osang der nächsten Verführung widersteht und sich selbst treu bleibt. bb
Im Land des ewigen Frühlings
Auch der studentische Verein realCITY e.V., der an Hilfsprojekten für Guatemala arbeitet, leistete Ende September seinen Beitrag zur 6. Greifswalder Kulturnacht, indem er die Eröffnung der Foto-Ausstellung „Kulturelle Vielfalt in Guatemala“ auf diesen Tag legte. Zum großen Ereignis wurde die Vernissage im Amtsgericht durch die Anwesenheit des guatemaltekischen
Botschafters Heinz Erich Richter de León. Ein exotisches Büfett, Klänge aus dem mittelamerikanischen Land, sowie eine Diashow im Versammlungsraum sorgten für guatemaltekische Stimmung und unterstützten so das Ziel der Veranstaltung, eine von Impressionen gestützte Reise zu der ehemals spanischen Kolonie zu unternehmen.
Der Diplomat im MoritzTV-Interview
Kultur- und Landschaftsaufnahmen Der in der Hauptstadt Guatemala-Stadt geborene Fotograf Diego Molina (1949-1994) entwickelte sich zu einer fotografischen Berühmtheit seines Landes. In Europa sind Molinas Arbeiten weniger bekannt, durchaus aber renommiert. Seine Motive beschäftigen sich insbesondere mit der indigenen Bevölkerung Guatemalas. Zu sehen sind neben zahlreichen Porträts auch Landschaftsfotografien, die einen Einblick in die typische Siedlungsgestaltung des Landes geben. Dabei dokumentierte der Fotograf
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das harmonische Miteinander unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen wie Indigenas und Mestizen. Daher sind seine dokumentarischen Arbeiten über Guatemala vor allem unter ethnologischen Gesichtspunkten interessant. Als Besucher wird man durch Schrifttafeln neben den Bildern über die Bräuche der Einwohner informiert. Ursprünglich umfasste die Exposition 175 Fotos, die in den völkerkundlichen Museen Hamburgs und Münchens gezeigt wurden. In Greifswald werden aus Platzgründen nur 47 ausgewählte Exponate gezeigt. Noch bis zum 11. November finden im Rahmenprogramm der Ausstellung wissenschaftliche Vorträge aus unterschiedlichen Fachbereichen statt, die sich mit den Besonderheiten des Entwicklungslandes beschäftigen. Peter Eitel, Vorstandsvorsitzender des realCITY e.V., empfiehlt, den Ausstellungsbesuch „als Reise mit Auge, Herz und Verstand“ anzutreten. sar
Fotos: Maximilian Fleischmann, Björn Buß
Guatemalas Botschafter zur Ausstellungseröffnung in Greifswald
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Fotos: Maximilian Fleischmann, Bjรถrn Buร layout_moritz_65_Final.indd 39
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KINO
feuilleton
Spannender Ausblick „Disturbia“ von D.J. Caruso
Was macht ein 17-jähriger, der nach einigen kleinen Straftaten zu drei Monaten Hausarrest verurteilt wurde, wenn ihm die eigene Mutter (Carrie-Ann Moss) sämtliche Langeweile-Killer, von Internet bis TV und Xbox, abstellt? Dieser Frage widmet sich der Teenie-Thriller-Komödien-Mix „Disturbia“, in dem Newcomer Shia LeBeouf in der Hauptrolle des depressiven Jugendlichen Kale zu sehen ist. Kale stünden die langweiligsten Sommerferien seines Lebens bevor, wären da nicht die neuen Nachbarn und vor allem deren Tochter Ashley (Sara Roemer), die er zu gerne kennen--lernen würde. Da die richterlich angeordnete elektronische Fußfessel seinen Bewegungsradius auf das Haus und wenige Meter Garten beschränkt, schnappt sich Kale kurzerhand ein Fernglas und entdeckt seine voyeuristische Ader. Gemeinsam mit Kumpel Ronnie (Aaron Yoo) spioniert er schließlich die gesamte Nachbarschaft aus.
Dabei entdecken sie erschreckende Gemeinsamkeiten zwischen dem unscheinbaren Mr. Turner (David Morse) und einem landesweit gesuchten Serienmörder. Inspiriert durch Alfred Hitchcocks„Das Fenster zum Hof“ kämpft der Film wäh-
Die Kamera zum Hof
rend der unspektakulären Eingangsszenen mit skurilen Startschwierigkeiten, wie ins Bild hängenden Mikros und Rechtschreibfehlern in den Untertiteln. Doch spätestens wenn Kales Freizeitbeschäftigung in Obsession umschwingt, wird die Aufregung des Verbotenen und die Angst des Erwischtwerdens auch für das Publikum spürbar. Das anschließende Versteckspiel mit dem Killer ist zwar vorhersehbar, schafft es aber trotzdem, eine angenehm spannende Vorsicht-der-Mörder-ist-hinter-dir-Atmosphäre aufzubauen. „Disturbia“ unterhält vor allem durch filmische Anspielungen, der Bösewicht ist eine Mischung aus Hannibal Lecter und Jack Torrance aus Stanley Kubricks „The Shining“ und gelungenen Stimmungswechseln zwischen Komödie und Horror. Über die zahlreichen logischen Mängel der Handlung kann sich der Zuschauer irgendwann nur noch amüsieren. sb
Ode an die Selbstjustiz Ein Mann (Clive Owen) sitzt an einer Bushaltestelle und knabbert in Ruhe an einer Möhre. Doch jäh zerstört eine hochschwangere Frau, verfolgt von schießwütigen Gangstern, die Idylle. Zögernd entschließt er sich, der Lady in Not beizustehen und folgt ihr in eine verlassene Fabrikhalle. Weitere Gründe braucht dieser Actionfilm nicht, um schon nach eineinhalb Minuten Spielzeit den ersten Showdown zu rechtfertigen. Zwischen zwei Schusswechseln entbindet die Frau und der unbekannte Retter schießt feierlich die Nabelschnur durch. Da ANZEIGE
die Mami leider ein paar Minuten nach der Geburt ihreres Sohnes erschossen wird, flüchtet der Mann mit dem Neugeborenen, verfolgt von einer Armee bewaffneter Ganoven, die nun auch hinter ihm her ist. Der Einzelgänger kann das Baby natürlich nicht allein beschützen und sucht Unterstützung bei der Prostituierten Donna (Monica Belluci). Zusammen gilt es, eine kleine Verschwörung aufzudecken, eine längst vergangene Liebschaft neu zu entflammen und natürlich jede Menge böse Menschen zu erschießen. Dass dem Film eine Handlung fehlt, stört nicht. Es geht um Action, Sex, Gewalt und einen Mann, der zum Helden wird, einfach aber effektiv. Die Hauptfigur, lakonisch mit Mr. Smith angeAntiquariat & Buchhandlung sprochen, braucht Dr. Ulrich Rose keine VorgeschichSteinbeckerstraße 20 te, die würde nur Tel.: 799297 - Fax: 799298 unnötig Zeit für Neue & alte Bücher, Hörbücher, grandios choreo-
grafierte Schießereien stehlen. Clive Owen ist als knallharter Antiheld, der sich und die Welt hasst und nur notgedrungen das hilflose Neugeborene aufnimmt, aufgrund seines harmlosen Dackelblicks nicht optimal besetzt, doch seine skrupellose Coolness beim Töten reicht zur Glaubwürdigkeit. Die Verfolgungsjagd wird kontinuierlich spektakulärer und Mr. Smith immer raffinierter. So schafft es Regisseur Michael Davis, von einer Actionsequenz zur nächsten zu wechseln, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. sb
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Foto: Universal Pictures International, Paramount Pictures International , Senator Film, Warner Bros.
„Shoot ´Em Up“ von Michael Davis
KINO
feuilleton
Das Ende einer Suche
„Das Bourne Ultimatum“ von Paul Greengras
Foto: Universal Pictures International, Paramount Pictures International , Senator Film, Warner Bros.
„Ich wollte mich entschuldigen für das, was ich getan habe; für das, was ich bin.“ Jason Bourne gibt auch im dritten Teil der BourneTrilogie nicht auf und entdeckt eine neue Möglichkeit, Klarheit in seine nebulöse Vergangenheit zu bringen. Der Film setzt dort ein, wo der vorherige endet: in Moskau. Ein Zeitungsbericht führt Jason zu einem britischen Reporter, der ihm vermutlich auf seiner Suche nach einer Antwort auf sein Killerdasein hilfreich sein kann. Jedoch hat auch bereits die CIA ihr Augenmerk auf den Journalisten gerichtet. Der erste Höhepunkt des Films findet auf einem belebten Flughafengelände statt und endet mit dem Tod des Reporters. Es ist evident, dass es besser gewesen wäre, wenn das Stichwort „Blackbriar“ ihm nicht zugetragen worden wäre. Bourne glaubt jedoch, hier die Lösung seines Problems zu finden und geht diesem ominösen Namen nach, wodurch er abermals zu einer Bedrohung für einige CIA-Verantwortliche avanciert, der mit allen Mitteln ein Ende gesetzt werden muss. Nicht nur aufgrund einer erneuten halsbrecherischen Verfolgungsjagd, sondern
auch durch die Gewissheit und steigende Ungeduld endlich in Erfahrung zu bringen, wie Jason Bourne zu einer Killermaschine wurde, werden pure Action und Spannung auch im dritten Teil gesichert. Als ein markantes Merkmal der Bourne-Filme bekannt, scheint aber besonders im abschließenden Teil eine schwer zu kompensierende Bilderflut durch sprunghaft wechselnde Kameraeinstellungen und ständigen Ortwechsel rund um den Globus den Zuschauer zu überwältigen. Wenn auch anfangs gewöh-
nungsbedürftig, trägt diese Technik jedoch wieder hervorragend zum mitreißenden und kulminierenden Handlungsverlauf bei. Ein überraschendes I-Tüpfelchen ist Julia Stiles. An der Seite von Bourne und mitten auf der Flucht werden melancholische Erinnerungen an Jasons Geliebte Marie (Franka Potente) und die Suche nach der Identität und der Lösung der Verschwörung erweckt. Die Hetzjagd endet schließlich im East River und mit ihr einer der besten Action-Thriller. cb
Matt Damon möchte gern der Sean Connery der Jason Bourne-Reihe sein
Überdehnte Zeitschleife „Zimmer 1408“ von Mikael Håfström
Sagen wir mal, es gibt so etwas wie eine Zwischenwelt, in der die ruhelosen Seelen der Toten beherbergt werden. Zumindest gibt es immer wieder Menschen, die behaupten, sie leben in einem Spukhaus. Auch wenn man nicht an Geister glaubt, lässt sich doch Profit daraus schlagen, zumindest indirekt. Denn Mike Enslin (John Cusack) ist dieser Art von paranormalen Phänomenen auf der Spur. Er übernachtet in Hotelzimmern, in denen es angeblich spuken soll, um Stoff für seinen nächsten Roman zu sammeln. Eines Tages findet er eine mysteriöse Ansichtskarte des Dolphin Hotels in seinem Postfach mit der Warnung: „Betreten Sie nicht Zimmer 1408“. Der Hotelmanager, gespielt von Samuel L. Jackson, zeigt sich nicht gerade erfreut, als sich Mike in dieses Zimmer einklagt. Er drückt sich davor, die Schweinerei hinterher zu beseitigen, denn er weiß, dass dieses Zimmer nur Tote hervorbringt. Bislang
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wurden 56 Tode in 95 Jahren gezählt. Alle Warnungen ignorierend übernachtet Mike in 1408. So nimmt das Unheil seinen Lauf. Anfangs konfrontiert mit kleineren Lappalien, bei denen man sich richtig erschrecken kann, steigern sich die unheimlichen, gespenstischen, psychischen
Cusack hat´s mit Köpfen
Angriffe, dass man die Abgründe seiner Seele, seine Fehlschläge und derbsten Wunden so krude präsentiert bekommt, dass der Gruselfaktor von Minute zu Minute rapide sinkt. Der auffällige Bruch, der sich an der Wende von Geistergeschichte zu Psychothriller vollzieht, teilt den Film in zwei Hälften. Überzeugend beginnt der Film des Schweden Mikael Håfströms, doch die vermehrten psychischen Angriffe auf den Hotelgast, sowie fragwürdige Zeitschleifen wirken befremdend. Auf den amerikanischen Kinogänger scheint das aber nicht zuzutreffen. „Zimmer 1408“ gehörte zu den Überraschungserfolgen dieses Kinosommers. Trotzdem gab es bessere Stephen King-Streifen: Frank Darabonts „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“ sind bisher ungeschlagen. Auch „Carrie“ hatte eine abgeschlossene Handlung. sar
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DVD
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Keine Konvergenz „Ein kurzer Film über die Liebe“
Zehn Gebote ergeben zehn einstündige Filme. Jedenfalls für den polnischen Regisseur Krystof Kieslowski. Im Fernsehzyklus „Dekalog“ setzte sich der Ausnahmekünstler mit jeder biblischen Handlungsanweisung auseinander. Dem 5. und 6. Gebot war es sogar vergönnt, auf der Kinoleinwand in längerer Form dargestellt zu werden. Mit „Ein kurzer Film über das Töten“ machte Kieslowski erstmals Furore (moritz 64). Das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ wird in „Ein kurzer Film über die
Gefühlsleere in Magda
Liebe“ behandelt. Tomek, 19 Jahre jung, beobachtet mit einem Teleskop die Nachbarschaft. Genauso wie es James Stewart in „Das Fenster zum Hof“ und Shia LaBeouf in „Disturbia“ taten. Tomek klärt aber keinen Mord auf. Er sucht die Nähe zu Magda, der älteren Frau aus dem gegenüberliegenden Hochhaus. An Liebe nicht glaubend, stürzt diese sich von einer Affäre in die nächste. Alles beobachtet von ihrem Verehrer. Damit sich beide treffen, inszeniert Tomek Begegnungen. Magda hält ihn für einen Voyeur, bietet sich an und treibt den nun verletzten Jungen in Richtung Freitod. Als Magda ihren Fehler bemerkt, ist es zu spät. Die stillen Szenen und Point-of-View-Aufnahmen verstärken die Traurigkeit. Neben der deutschen Fassung ist auf der DVD der polnische Originalton vorhanden. Die Atmosphäre bleibt auch ohne Untertitelfunktion erhalten und dankenswerterweise erscheint im Herbst auch der komplette „Dekalog“ als DVD im Handel. bb
Kindheitserinnerung Amos’n’Andy sind erfolgreiche Komiker im gerade entstandenen nationalen Radionetwork NBC. Die ebenfalls zum Technologiekonzern gehörende Filmfirma RKO will deshalb Synergieeffekte im Marketing nutzen und bringt Anfang der 1930er Jahre drei Kinofilme der von Kritikern als rassistisch bezeichneten Künstler auf den Markt. Das besondere an beiden Darstellern ist ihre Hautfarbe. Weiße spielen Schwarze. Durch die Radio- und Leinwandkomiker inspiriert, raubt ein schwarzer Weißer einen schwarzen Schwarzen im Kansas
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Jazzmusik im Gangstermilieu
City des Jahres 1934 aus. Der Rußschwindel fliegt auf und kaum sitzt der Kleinganove Johnny in der Jazzhöhle des Gangster-Bosses Seldom Seem, darf die verbale Referenz auf Amos’n’Andy nicht fehlen. Damit der unbedarfte Verbrecher aus dieser Hölle entfliehen kann, entführt dessen dunkelhaarige Ehefrau Blondie die drogensüchtige Gattin eines Politikers, damit dessen rechtstaatlicher Einfluss wirksam werden kann. Ausgedacht hat sich diese Figurenkonstellation Robert Altman. Der in Rückblenden erzählende Film „Kansas City“ spielt in der Heimatstadt des 2006 verstorbenen Ehrenoscargewinners. Altmans musikalische Vorliebe für Jazz durchzieht den 111 Minuten langen Streifen und das Bonusmaterial der DVD. Auch hier könnten Synergieeffekte Grund für die Musikauswahl sein. Denn die Soundtrack-CD ist immer noch erhältlich. Für einen elf Jahre alten Independentfilm nicht gewöhnlich. Und wie Altman mit aktuellen Jazzern arbeitete, so eröffneten auch Amos’n’Andy trotz ihrer politisch unkorrekten Späße Musikern wie Duke Ellington eine größere Bekanntheit. bb
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Fotos: Pandora Film (2), Alamode Film, MORE Music and Media
„Kansas City“ von Robert Altman
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Buch als Kulturgut „Feltrinelli“ von Alessandro Rossetto
Über einen italienischen Verleger einen Dokumentarfilm zu drehen, dessen Leben mehr Fragen als Antworten aufgibt, ist keine einfache, nur die Firmengeschichte nachzeichnende Unternehmung. Allessandro Rossetto ist nicht Guido Knopp. Kein Nachspiel historischer Ereignisse. Die Kamera ist stiller, nicht einmischender Beobachter; wirkt unsichtbar, auch wenn sich alle Beteiligten klar über die Aufnahmen sind. Dies ist kein Fernsehdokumentarfilm. Auch wenn ein deutsch-französischer Fernsehsender an der Produktion beteiligt war. „Feltrinelli“ ist mehr erzählerische Kunst, als kurzweilige Unterhaltung. Reich geboren, gründete Giangiacomo Feltrinelli 1957 seinen Verlag und unzählige Buchhandlungen. Verlegen und handeln mit Druckerzeugnissen war für ihn aber nicht nur ein Geschäft. Die Inhalte waren Feltrinelli wichtig. Verlegerische Erfolge wie Pasternaks „Doktor Schiwago“, „Der Leopard“ von Guiseppe Tomasi di Lampedusa
und wissenschaftliche Schriften dienten der Aufklärung, dem Intellekt. Feltrinnellis eigene politische Standpunkte waren nicht nur in den verlegten Büchern sichtbar. Der Italiener war Kommunist, hatte Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften zu Fidel Castro, Che Guevara und Rudi Dutschke. Sein Tod 1972 ist bisher nicht eindeutig geklärt: War es der Versuch, eine Hochspannungsleitung zu sprengen – das Dynamit explodierte vorzeitig – oder eine Ermordung durch politische Gegner? bb
Maximo Lider und Feltrinelli
Der Ausgeglichene
Finnlands einziger Regisseur von Belang ist kein Freund von DVD-Bonusmaterial. Der Poesie abträglich seien solche Produktaufwertungsversuche, meint Aki Kaurismäki. Weshalb auch sein neuester Farbfilm – der aufgrund seiner Erzählstruktur, der spartanischen Ausstattung und den meist starren Kameraeinstellungen schon zu Hochzeiten des Filmnoir entstanden sein könnte – auf ebensolches verzichten muss. In Anlehnung an Chaplins Klassiker trägt des Finnen Film „Lichter der Vorstadt“ als deutschen Titel. Gemeinsam ist beiden die scheinbare Traurigkeit der Titelfiguren. Wie Chaplins Tramp, besitzt der Wachmann Koistinen keinen Drang zum Sprechen. Wollte sich der United Artists-Gründer aber dem Tonfilm nicht verschreiben, so benötigt der von Janne Hyytiäinen gespielte Einzelgänger nur wenige Worte. Denn ein Filmbild sagt mehr als tausend Worte. Schon im ersten Gespräch mit einer Frau, schneidet er das Thema Heirat an. Nicht ernst gemeint, obwohl: Hätte die blonde Mirja zugestimmt, wer weiß ob Koistinen nicht einen Ring aus seiner Tasche gezogen hätte.
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Außerdem ist Koistinen kein einsamer Schwätzer, seine wenigen Worte haben Hand und Fuß. Seine Loyalität hält auch gegenüber seiner Liebe bestand. Obwohl sie ihn austrickste, um an Informationen für einen Einbruch zu kommen und auch seinen Gefängnisaufenthalt mitverantwortet. Doch die Figur gibt niemals auf, nicht wie die dem Amerikanischen-Traum-Verfallenen, sondern wie ein scheinbar depressiver Finne. Selbstbetrug fällt aus, denn desillusioniert ist Koistinen nicht. Anpassungsfähig bb und flexibel trifft es besser.
Finnische Liebe
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Fotos: Pandora Film (2), Alamode Film, MORE Music and Media
„Lichter der Vorstadt“ von Aki Kaurismäki
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CD
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Get relaxed and dance!
„23 Seconds“ von Cobblestone Jazz (Wagon Repair) Tyger Dhula, Mathew Jonson und Danuel Tate sind die Köpfe hinter dem Project „Cobblestone Jazz“. Wie es der Name schon ein bisschen verrät, vereint die Band viele musikalische Einflüße. Alle drei Musiker kommen aus den verschiedensten Bereichen der Musik: Tyger
Dhula ist DJ, Mathew Jonson ist ein Spezialist für das Drum-Programming und Danuel Tate ist „der eigentliche Jazz-Musiker“ in der Gruppe. Im Jahr 2002 begann die Gruppe ihre ersten Songs auf ihrem eigenem Underground-Label „It Is What It Is“ zu veröffentlichen. Mit der Unterstützung der DJs Theo Parrish und Ritchie Hawton (M_nus und Plus 8) wurde aus dem Underground-Label die allen wohlbekannte Plattenfirma „Wagon Repair“. Nach zahlreichen eigenen Veröffentlichungen ist „23 Seconds“ der erste eigene Longplayer. Auf dem Album sind zehn Songs zu finden, die durch ihren Variationssreichtum bestechen. Auf Grund ihrer verschiedenen musikalischen Herkunft haben die drei kanadischen Musiker einen einzigartigen Stil entwickelt. Alle Titel haben neben dem charakteristischen four-to-the-floor-beat sehr dominant pulsierende Bässe, die im
Kontrast zu den schönen, sich dauernd verändernen Melodien stehen. Hervorzuheben sind die Tracks „Slap the back“ und „PDB“, die das Potenzial von Cobblestone Jazz in ihrer gesamten Bandbreite aufzeigen. Die bereits veröffentlichten Songs „Put the limelite in the coconut“ und „Saturday Night“ sind in speziellen Albumversionen ebenfalls auf der CD zu finden.Den Abschluss bildet „W“; ein Song der speziell auf Anfrage der bekannten Plattenfirma Cocoon produziert wurde und hier somit als Zugabe gilt. Auf der Bonus-CD gibt es einen Mitschnitt eines Liveauftrittes der Band. Wer die Gruppe live erleben möchte, hat am 3. November im Berliner „Watergate“ die Chance. Und wenn man diese Zusammenstellung abschließend beschreiben möchte, dann trifft es Loungemusik wohl am besten, jedoch sehr tanzbare. Marc Tanzmann
Ein guter Jahrgang
Wenn es jemanden gab, der uns in den letzten Jahren betreffs qualitativ hochwertiger Musikalien nicht im Stich ließ, dann gewiss Ben Harper. Er und seine Truppe scheinen ein Abo auf gute Platten zu haben. Jedenfalls lassen schon die ersten Riffs der SlideGitarre Harpers keinen Zweifel aufkommen: Auch „Lifeline“ - mittlerweile das zehnte Album des Großmeisters - ist vom Start weg absolut gutklassig. Möglicherweise treten er und die Criminals nun endgültig aus dem schattenreichen Dasein des ewigen Geheimtipps heraus, das ihnen trotz musikalischer Großtaten wie „Burn to Shine“ oder der Live-Platte „Live from Mars“ scheinbar immer noch anhängt. Nach einigen Durchgängen der frischen Scheibe wird ohrenfällig, dass die neuen Tracks einen oder auch zwei Ticks weniger laut und aufgepeppt sind, als wir es in der Vergangenheit von Mr. Harper gewohnt waren. Zwar ist „Fight Outta You“ beispielsweise ein ziemlicher Knaller und zudem als Opener der Platte gut ausgewählt, doch man wird den Eindruck nicht los, dass die Criminals und ihr Chef bei der Arbeit im Studio
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eine ruhige Kugel schieben wollten, was die nächsten Titel stimmungsmäßig bestätigen. Das Kontrastprogramm zum ruhigen Part des Albums stellen die soul-
Mister Laura Dern
lastigen Titel „Put in on me“ und „Say you will“ dar; letzterer besonders wegen seiner Aretha Franklin-mäßigen Backing Vocals. Hier klingt besonders die Harpersche Spezialtität an, das Beherrschen sämtlicher Stile zwischen Blues, Soul und Wer-weiß-wasnoch-alles. Dennoch ist „Lifeline“ insgesamt weniger facettenreich als die Vorgängeralben, doch schlimm ist das nicht. Denn die Gesetztheit der Aufnahme entwickelt sich beim Hören nicht zu bloßer Langeweile – auch wenn mancher das so sehen wird. Stattdessen überträgt sie sich als Gefühl der Ausgeglichenheit auf den Hörer, der darob nicht gelangweilt einschlafen wird, sondern lediglich in die Gefahr gerät, sein Tagewerk für ein paar Augenblicke zu vergessen. So lässt sich sagen, dass das neue HarperWerk so ein bisschen ist wie ein guter Wein: Wenn man die Scheibe in den Player wirft, wird man sogleich von einem angenehm warmen Gefühl durchflutet. Der neueste Streich der unschuldigen Kriminellen und ihres Oberhäutptlings ist somit definitiv ein Fall für diejenigen Leute, die der drohenden Herbstnässe noch ein wenig länger entflierh hen möchten.
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Foto: Sunday Service, wikipedia
„Lifeline“ von Ben Harper and The Innocent Criminals (Virgin USA)
CD
feuilleton
Für Kopfhörerbenutzer
„Riemerling“ von me succeeds (Sunday Service) Die drei Hamburger von me succeeds bringen mit „Riemerling“ ihre nunmehr vierte Veröffentlichung raus und überzeugen mit Verspieltheit und Abwechslungsreichtum. „Riemerling“ zeigt me succeeds irgendwo zwischen Jenana und finn, was sicher aus einigen gemeinsamen Projekten resultiert und was vor allem als durchaus positiv gewertet werden darf. Poppige Grundmelodien treffen auf Beats, treffen auf Xylophon-Triola-Stimmverzerrungs-Spielereien, treffen auf zurückhaltend-zerbrechliche Frauenstimme, treffen auf offensive Chörgesänge, treffen auf Gefallen. „Riemerling“ ist kein Album mit großen Höhen und Tiefen. Diese Platte ist im Ganzen so rund und stimmig, dass man sich nicht traut zu skippen oder nach einem Lied abzuschalten – man will auch nicht skippen oder abschalten. Man will hören. Alles.
Immer wieder von vorn. „Riemerling“ motiviert – zum Bewegen, zum Handeln, zum Aus-dem-Haus-gehen. Vielleicht sind es die dezent wirkenden, aber doch sehr ins Bein gehenden Beats, die aus dem Hintergrund nach vorn drängen und packen. Oder es sind die klaren und einfachen Melodien, im Zusammenspiel mit der Frauen- und Män-
nerstimme und den ganzen anderen, hier und da Indie-Pop-extraordinären Klängen. Oder es ist die Symbiose aus beidem. Man setze sich seine Kopfhörer auf, hole das Fahrrad aus dem Keller und fahre mit me succeeds auf den Ohren durch die Gegend, um sich der Wirkung dieses Albums bewusst zu werden. Beatrice Lindhorst
Mona, Sebastian und Lorin
Auf den Zahn gefühlt
Foto: Sunday Service, wikipedia
„I dream of teeth“ von Schwervon! (Haute Areal) Schwervon! Schwervon? Bei dieser Band ist es wahrscheinlich genauso schwierig, die Herkunft des Bandnamens zu ergründen, wie ihre Musik zu definieren. Schwervon!, das ist ein Schlagzeug-Gitarre-Duo bestehend aus Nan Turner und Major Matt. Die Alben der beiden bewegen sich immer zwischen aggressiven Zwiegesprächen und hoffnungslosen Liebesliedern. Auch auf „I dream of teeth“ ist das nicht anders und das Album erinnert schon manchmal an eine emotionale Achterbahnfahrt oder eine 45-minütige politische Therapiesitzung. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, wenn man weiß, dass der Titel des Album daher kommt, dass Schlagzeugerin Nan zu Beginn der Albumaufnahmen immer wieder Albträume davon hatte, dass ihre Zähne verfaulen. Als dann wenig später Bandpartner Matt ein traumatisches Erlebnis bei
einem Zahnmedizinstudenten hatte, stand der Albumtitel fest. Die beiden teilen sich die Gesangsparts der Songs. Mal steht Matt im Vordergrund, mit seiner beruhigenden, aber zugleich schrägen Stimme. Mal säuselt Nan sanft wie das sprichwörtliche Lamm ins Mikrofon, nur um spätestens im nächsten Track komplett alle Manieren zu vergessen. Kennern der Band dürfte vielleicht beim Einschalten der CD der Anfangstrack et-
was sonderbar vorkommen, welcher nämlich ungemein ruhig, fast schon poppig ist. Doch spätestens im darauf folgenden hat man den treibenden Antifolk wieder, den man bei der Band so sehr zu schätzen lernen kann. Als Anspieltipp für Einsteiger empfiehlt sich der vierte Track „Dogwalkers of the world unite“. Er ist der Schwervon!typischste der Platte, wenn man das bei der Vielfalt an Musik sagen kann. Immerhin ist es ein guter Song, um sich einen Einblick zu verschaffen. Fortgeschrittene oder Mutige hören sich dann eher „Groundogs“ an. Der Titel besticht durch Nan’s wunderbaren Sprechgesang in guter alter „riot girl“-Manie. Insgesamt ist „I dream of teeth“ wieder ein nicht ganz leichtes Album der Band, aber eines, das sich mit ein wenig Mut zum Verständnis zu etwas ganz Wunderbarem entwickelt. Esther Müller-Reichenwallner ANZEIGE
CineExtra im CineStar Greifswald jeden Mittwoch um 17.15 Uhr und 20.15 Uhr für nur 4,50 Euro
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10.10. Der Fluch der goldenen Blume 17.10. Full Metal Village 24.10. Die Töchter des chinesischen Kaiser 31.10. Dunkelblau Fastschwarz 7.11. Du bist nicht allein
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Väter, Wodka & Foltermethoden
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„Durst ist schlimmer als Heimweh“ von Lucy Fricke
Lucy Fricke wurde 1974 in Hamburg geboren. Hinter der Kamera hat sie an zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mitgearbeitet, bevor sie ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig aufnahm. 2005 schrieb sich Lucy Fricke auf den ersten Platz des 13. Open-Mike-
Lucy Fricke im Koeppenhaus
Wettbewerbs in Berlin. Trotzdem konnte sie erst nach einigem Suchen einen Verlag für ihren ersten Roman „Durst ist schlimmer als Heimweh“ (Piper) finden. Judith ist 16, fühlt sich manchmal wie 60 und schafft es abends nicht, ohne Alkohol und Tabletten einzuschlafen. In der Schule war sie schon lange nicht mehr. Sie zieht in eine betreute Wohngemeinschaft, schließt Freundschaften und versucht, Arbeit zu finden. Judith kämpft gegen sich selbst und träumt von einem glücklichen Leben, doch das Erlittene lässt sich nicht so einfach abschütteln. Nach und nach erfährt der Leser, wie es dazu kam, warum sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat und sich mit einem Messer in Arme und Hände schneidet. Nachdem Lucy Fricke ihren Roman fertig geschrieben hatte, schnitt sie den Text in kleine Teile und setzte sie in einer anderen Reihenfolge wieder zusammen, weil die Geschichte ihr zu langweilig erschien; so erzählte die junge Autorin, als sie bei den
diesjährigen Koeppentagen aus ihrem Debüt vorlas. Und tatsächlich muss man lange warten, um dann, am Ende des Buches, den Anfang zu lesen. Doch gerade das fesselt und lässt den Leser auch nicht los, wenn er das letzte Wort des Buches verschlungen hat. Und wäre das Thema nicht so unangenehm, könnte man gleich noch mal von vorne anfangen, um alles mit dem Hintergrundwissen, das man beim ersten Mal noch nicht hatte, neu zu entdecken. Die Selbstironie in Judiths Gedanken wechselt oft so schnell mit der Dramatik des Leidens, dass einem jedes Schmunzeln im Halse stecken bleibt. Auf einfühlsame und zugleich schonungslose Art greift die Autorin aktuelle Themen auf: Drogen, Missbrauch, Gewalt und eine Vergangenheit, mit der es fast unmöglich erscheint weiter zu leben. Dabei lässt sie keine unbequeme Wahrheit aus und ermöglicht es dem Leser , in einer ganz anderen Perspektive auf die Gesellschaft zu blicken. lah
Der lange Arm der Mafia Tote, ermordet auf offener Straße, am helllichten Tage – erschossen, geköpft, verbrannt. Mit Toren abgesperrte Straßenzüge – Versteck und Lager für Drogen aller Art. Entkernte Wohnblocks im Hafenviertel – unauffällige Zwischenlager für geschmuggelte Waren aus aller Welt. Kiesgruben, Äcker, Bauland – ganze Landstriche als Endstation für Industrie- und Giftmüll aus allen Teilen Italiens. Kinder mit schusssicheren Westen, die stolz davon berichten, wie man Magazine auf sie verschießt, damit sie die Angst vor Waffen verlieren und die früh lernen, selbst zu schießen. Dies ist das Reich der Camorra, deren Clans Neapel und seine Vororte untereinander aufgeteilt haben und immer wieder von neuem blutig aufteilen. Aus Casal di Principe, einem dieser Orte, stammt der junge Journalist Roberto Saviano, Autor von „Gomorrha“ (Hanser), das soeben in der deutschen Übersetzung erschienen ist. Das Werk ist eine faszinierende und gleichsam erschütternde Reportage über die Mechanismen der Macht der neapoli-
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tanischen „Mafia“, ihre legalen und illegalen wirtschaftlichen Betätigungen, ihre Verankerung in der Bevölkerung und die Unterwanderung des Staates. Anders als die meisten Reporter, die sich dieses Themas angenommen haben und als Außenstehende über eine ihnen fremde, für immer verschlossene Welt berichten, schreibt Roberto Saviano über eine Umgebung, die er seit seiner Kindheit erlebt hat – als aktiv Beteiligter oder neutraler Beobachter. Wortgewaltig schildert er die Zustände in Neapel - eigene Erlebnisse, im kollektiven Bewusstsein der Bewohner verankerte Begebenheiten, über
Entwirrungsgehilfen?
Bosse und Clans und den Werdegang einiger seiner Bekannten. Dabei analysiert er fortwährend das, was er beschreibt, sucht nach den Zusammenhängen, beleuchtet die Hintergründe und nennt die Beteiligten beim Namen wie kaum ein anderer vor ihm. Die Geschäfte und Verbindungen eines mächtigen Mafia Clans macht er als erster in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Roberto Saviano will mit seinem Buch nicht nur einen Bericht abliefern, es soll den Leser und die Gesellschaft aufrütteln, etwas ändern im Territorium der Camorra. Erfolg hatte er damit bereits. Als das Werk 2006 in die italienischen Buchhandlungen kam, wurde es binnen kürzester Zeit zum Bestseller und löste eine öffentliche Diskussion aus. Roberto Saviano wurde über Nacht zur Ikone im Kampf gegen die Mafia. Morddrohungen ließen nicht lange auf sich warten, woraufhin sich Umberto Eco im Fernsehen italienweit dafür stark machte, dass der junge Schriftsteller Polizeischutz bekam. Heute lebt und arbeitet Roberto Saviano untergetaucht an verschiedenen Orten. mpf
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Foto: Alina Herbing, photocase (2)
„Gomorrha“ von Roberto Saviano
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Vorwärts immer, rückwärts nimmer
Foto: Alina Herbing, photocase (2)
Drei Sachbücher über den Nachbarn im Westen
Mit der Amtseinführung des umstrittenen französischen Staatspräsidenten weht ein neuer Wind durch Frankreich, wenn nicht sogar durch ganz Europa. Eine gewagte These? Europa ist im Begriff, seine Bedeutung zu verlieren wenn es nach Nicolas Sarkozy geht. Dieser lehnte schon den EU-Beitritt der Türkei sowie anderer osteuropäischer Länder ab. Drei verschiedene Autoren setzen sich mit dem westeuropäischen Land auseinander. Der Fernsehjournalist und Leiter des Pariser ZDF-Studios Alexander von Sobeck unterstellt in seinem Buch „Ist Frankreich noch zu retten? Hinter den Kulissen der Grande Nation“ (Ullstein) der französischen Politik, dass sie es versäumt hätten, ihren Bürgern Sinn und Inhalt der EU-Verfassung zu erklären und dass diese Unterlassung Europa in seine vielleicht tiefste Krise seit deren Anfängen stürze. Der Autor gibt zwar interessante Einblicke in die Funktionsweise der französischen Politik, dies jedoch meist subjektiv eingefärbt. In seinem Abriss des französischen Parteiensystems lässt der ehemalige Afrika-Korrespondent auch politische Affären nicht unbeachtet. Ausführlich beschreibt von Sobeck Werdegang und Herkunft der beiden damaligen Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal. Gemeinsam hätten Frankreich und Deutschland Themen wie Arbeitslosigkeit, Abwanderung von Akademikern, maroden Sozialsystemen und grassierender Politikverdrossenheit zu kämpfen. Das französische System sei rückwärtsgewandter, reformunfähiger als das deutsche und dessen Fehlentwicklungen im Land seien weiter vorangeschritten als in Deutschland. Jedoch spricht er den Franzosen mehr Potential im Bereich Schule und Bildung zu als den Deutschen. Der Autor bringt eigene Gespräche mit Politikern, Ministern und gesellschaftlich angesehenen Persönlichkeiten ein, lässt den Lesenden an der Unterhaltung teilnehmen. So wird er im Flugzeug von Jean-Marie LePen, dem Vorsitzenden der rechtsextremen Front National (FN) in ein Gespräch verwickelt. Teilweise driften aber politische Hintergründe ab in Klatsch und Tratsch. Wirtschaftlicher Schwerpunkt bilden der Schnellzug TGV und der Luft-, Raumfahrt-
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Nicht die Wüstenstadt Las Vegas!
und Rüstungskonzern EADS in Toulouse. Von Sobecks mangelhafte geschichtliche Hintergründe macht Günter Lier in seinem Buch „Frankreich. Eine Nachbarschaftskunde“ (Ch.Links Verlag) zum Teil wieder wett. Liehr, der auch als Journalist seit 1977 in
Paris lebt, beginnt geschichtlich bei der Französischen Revolution und liefert aufschlussreiche Hintergründe zum französisch-deutschem Verhältnis. Ebenso lässt er auch den Hassprediger Ernst Moritz Arndt nicht außer Acht (siehe Seite 3). Beide Autoren berücksichtigen Algerien-Traumat, Banlieue-Thematik und das elitäre ENA-System (École Nationale d‘ Administration). Liehr, der seit 1989 als Redakteur bei Radio France Internationale arbeitet, ergänzt seinen historischen Abriss mit Frankreichs Beziehung zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). So sandte Frankreich als erste westliche Macht einen Außenminister in die DDR und empfing als erste Nation deren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Ebenso waren die Franzosen fasziniert vom Fall der Berliner Mauer. Inhaltlich geht er von der Geschichte über zur Französischen Republik, macht einen Zwischenstopp bei Staat und Politik und nimmt wieder Fahrt auf in Bezug auf Gesellschaft, Kultur und hin zur Kommunikation. Von einem Buch mit diesem Titel erwartet man allerdings auch solche Informationen. Den französischen Staat sieht er als Wirtschaftslenker mit seinen Stärken in Atomkraft und Gesundheitssystem. Literarischer kommt Silja Ukena daher mit ihrer Veröffentlichung „Ein Jahr in Paris“ (Herder Spektrum). Die Journalistin vermittelt Wissenswertes als subjektiven Erfahrungsbericht aus dem Pariser Alltag. Manchmal poetisch, manchmal vorhersehbar feiert sie das Chanson, Dessous, die Boulangerie, die stilsichere Französin, die lieber eine Blasenentzündung riskieren als angepasstes Schuhwerk tragen würde. Ja, manche Klischees stimmen tatsächlich, ist sich die Autorin sicher. Sichtweisen auf das westeuropäische Nachbarland gibt es viele. Momentan ist der Fokus noch auf den neuen Staatspräsidenten des Landes gerichtet. Nach und nach erlischt jedoch die Neugier auf Sarkozys schillernder Selbstdarstellung und richtet sich erwartungsvoll auf seine politischen Handlungen. Er werde eine Gesellschaft etablieren, die sehr auf Egoismus setzte, bescheinigt ihm der Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit. Der Politiker ist sich sicher, dass durch die Tatsache, dass Sarkozy alle Fäden in der Hand habe, dies die demokratische Substanz gefährde. juk
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M. TRIFFT... STEFFI DERENZ
schluss
Die Arbeit bei der taz hat mir sehr gefallen, aber ich bekam ein bisschen Berlin-Frust. Ich wollte gerne dahin, wo es ruhiger ist. Aus einer Spinnerei wurde dann ernst und wir haben uns in Greifswald niedergelassen und eine Suppen-Bar eröffnet. moritz: Was für eine Idee steckt hinter der Gründung der s-bar und woher stammt sie? Derenz: Ich fand es schon immer toll Suppen zu kochen. Wenn wir in Berlin Partys hatten, war ich immer für das Suppen-Kochen zuständig. So eine Suppe hat ja auch was, das ist kein hektisches Kochen. Die Kartoffelsuppe war mein Größtes damals. Die Idee ist bei so einer Spinnerei am Abend bei einem Gläschen Wein entstanden. Dann ging alles so schnell, dass wir einen riesigen Schreck bekommen haben, als wir hier standen und gesagt haben: „So. Jetzt geht’s los.“
Viel probiert und studiert Die Mehrzahl sind Stammgäste. Menschen, die in der Nähe arbeiten oder wohnen und natürlich Studenten nehmen gerne den schnellen und gesunden Mittagsimbiss in der s-bar wahr. Zwölf Jahre lebte Steffi Derenz in Berlin, kam dann nach Greifswald und eröffnete 2001 ihre s-bar. Morgens um sechs stehen die ersten Mitarbeiter in der Küche, um ihren hungrigen Gästen rechtzeitig die Suppen zu kredenzen. moritz konnte Derenz (38) kurzzeitig vom Herd weglocken. Lieblingsbücher: Belletristik, Lyrik, Wörterbuch der Gebrüder Grimm Lieblingsfilm: Lost Highway von David Lynch Lieblingsmusik: Klassik, am liebsten aber Konzertbesuche moritz:: Sie haben vorher bei der taz in Berlin gearbeitet, wie kam es, dass sie hier in Greifswald die s-bar eröffneten? Derenz: Das war aus der Not geboren. Mit meiner Ausbildung als Goldschmiedin war es schwierig, etwas anzufangen. In so einem Beruf braucht man eine langjährige Erfahrung und da war ich dann raus wegen meines Philosophiestudiums. Das war zwar sehr interessant, aber auch hier fiel es schwer, mich beruflich zu orientieren.
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moritz: Wie sind Sie auf den Namen gekommen? Derenz: Wir haben lange hin und her überlegt. War schwierig. Aber der Buchstabe S passte zu unserem Angebot: Suppen, Salate und Sandwiches. Darüber hinaus heiße ich auch noch Steffi, wobei aber vor allem auch das ausgesprochene Wort „essbar“ dahinter steht. moritz: Wie würden Sie die s-bar beschreiben? Derenz: Wir versuchen, es den Leuten nett zu machen. Obwohl das Mittagsgeschäft ein schnelles ist, sollen sie doch wenigstens ein klein bisschen Atmosphäre hier haben für die paar Minuten. Ich staune, dass die Leute schnell Kontakt haben und viel miteinander reden. Greifswald ist eine kleine Stadt, freudige Begrüßungsszenen sind hier an der Tagesordnung moritz: Woher stammen die Rezepte? Derenz: Das Internet ist natürlich eine große Fundgrube. Es kommen manchmal auch Leute an und bringen ein Rezept mit. Aber in der Regel kochen wir nicht streng nach Rezept. Viele wandeln wir ab und machen sie für unsere Bedürfnisse brauchbar. Es gibt auch eine Suppe „Bechamel“, die ich vor Zeiten zu Hause selbst kreiert habe. Sie hat mittlerweile das Zeug zum Renner zu werden. moritz: Was ist ihr Lieblingsessen? Derenz: Ich bin eigentlich gar nicht so ein großer Suppen-Freund. Ein Lieblingsessen
habe ich nicht. Ich esse gerne italienisch und auch die französische Küche gefällt mir sehr gut. moritz: Gibt es etwas was Sie gar nicht essen? Derenz: Es gibt wenig Sachen, die ich völlig ablehne, aber Linsen bespielsweise mochte ich noch nie. moritz: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Derenz: Um sechs steh ich auf und fahre mit dem Auto hierher. Ich bin vor kurzem aufs Land gezogen und brauche circa eine halbe Stunde. Vorher bringe ich aber noch meinen Sohn zur Schule. Wenn ich dann halb acht hier bin, übernehme ich entweder das Kochen oder andere Aufgaben. Ab morgens um sechs sind schon zwei Leute am arbeiten, was auch immer keiner so denkt. Bis dann alles steht, ist es so um elf, dann öffnen wir und haben bis 15 Uhr auf. Kommt ganz darauf an, wie ich es mir einteile, sodass ich entweder um 16 oder um 17 Uhr Schluss habe. Zwischendurch fahre ich noch einkaufen und den Bürokram erledige ich zu Hause. moritz: Verwenden sie ausschließlich BioProdukte? Derenz: Wir würden gerne mehr Bio-Produkte nutzen. Ich schaue immer, ob wir es preislich machen können oder irgendwo etwas günstig bekommen. Der Milchreis und der Greis sowie die Milch sind generell Bio und das haben wir immer im Angebot. Ich glaube, dass es allgemein ein Missverständnis ist, das es gibt. Viele denken, dass alles, was wir hier haben, Bio-Produkte sind, aber das ist eben nicht der Fall. Es wäre schön und wir würden es gerne machen, aber das ist nicht ganz so machbar. moritz: Was ist ihr Lieblingsplatz in Greifswald? Derenz: Ich erfreue mich an der Backsteingotik und gehe gern über den Wall spazieren. Den Museumshafen finde ich auch schön, aber da stört die Straße. moritz: Was liegt auf ihrem Nachttisch? Derenz: Da steht ein Wecker und vor meinem Bett liegen immer ganz viele Bücher und zurzeit auch Zeitschriften. moritz: Wie lautet ihr Lebensmotto? Derenz: Für so weise halte ich mich nicht. Aber „Freude ist das, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“, finde ich sehr gut. Das Gespräch führte Cornelia Bengsch.
Foto: Corneli Bengsch
Viel probiert und studiert
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SUDOKU schluss
Das Spiel
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Gewinner der letzten Ausgabe
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Mitmachen
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Björn Rabensdorf (BA Mathe/Informatik) Natalie Schneider (Slawistik) Susi Bordersdorf (Humanbiologie) Herzlichen Glückwunsch!
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Ziel des Spiels ist es, die leeren Felder des Puzzles so zu vervollständigen, dass in jeder der je neun Zeilen, Spalten und Blöcke jede Ziffer von 1 bis 9 genau einmal auftritt.
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Zu gewinnen gibt es 3x2 Kinokarten für eine Vorführung im Greifswalder CineStar. Sende dazu die mit den Pfeilen gekennzeichnete Spalte, Deinen Namen und Studiengang an: moritz@uni-greifswald.de Einsendeschluss ist der 29. September 2007. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: Corneli Bengsch
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Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern.
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