GoSixt, Prinz Poldi

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»ich bin down to earth« Der Mann hat gut lachen. Leopold Prinz von Bayern, Rennfahrer und Markenbotschafter von BMW, kennt keinen Dünkel. Für GoSixt stürzte sich Königliche Hoheit in die Serpentinen von Hochsölden Von Wolfgang Timpe und erol gurian (Fotos)


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»ich bin down to earth« Der Mann hat gut lachen. Leopold Prinz von Bayern, Rennfahrer und Markenbotschafter von BMW, kennt keinen Dünkel. Für GoSixt stürzte sich Königliche Hoheit in die Serpentinen von Hochsölden Von Wolfgang Timpe und erol gurian (Fotos)


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1 Das Label des Prinzen: Die Trachtenkollektion „Poldi“ von Loden-Frey hat er mitentworfen. 2 Die Landestreue des Wittelsbachers: Das blauweiße Karohemd und die Manschettenknopfsaphire sollen schon sein. 3 Die Lust am Risiko: Der BMW-Instructor kann Gefahren professionell abschätzen. 4 Die Kraft des Saphirs: Der Verlobungsring bewahrt seit 35 Jahren die Liebe zu Ehefrau Ursula. 5 Der Stil des Sponsors: Das Tragen der Da-Vinci-Uhr von IWC mit 18 Karat Gold sorgt für Umsatz. 6 Die Kälte des Gletschers: Die Wärme eines Wintertages flüchtet in die Dämmerung.

Seine erste große Liebe, eine Bürgerliche, konnte Prinz Leopold im Elternhaus nicht durchsetzen: „Damals war ich noch zu jung, um dagegenzuhalten.“­


GO My Way Zur Person Leopold Prinz von Bayern, 63, steht der Wittelsbacher Linie der Adalbertiner vor, ist Nachkomme von Ludwig I., König von Bayern (1825–1848). „Poldi“ fährt 35 Jahre Autorennen für BMW und arbeitet heute als Markenbotschafter. Mit Ehefrau Uschi (59) ist er seit 29 Jahren verheiratet. Sie haben vier Kinder: Manuel (33), Pila (28), Felipa (25) und Konstantin (20).

Zum automobil

BMW X3 3.0sd, 2993 cm³ Hubraum, 286 PS, 580 Nm bei 1750/min, 240 km/h, Turbodiesel, 0–100 km/h in 6,6 Sekunden, Allradantrieb xDrive, Sechs-Gang-Automatikgetriebe, 8,7 l im Mix, Preis: ab 50.300 Euro. Zwei Turbolader bringen volle Power ohne Ansprechverzögerung auf alle vier Räder und sorgen für dieseluntypische Topleistung.

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ie Sonne strahlt mit dem stahlblauen Gletscherhimmel um die Wette. Die Turbolader des BMW X3 jagen den Offroader pfeilschnell vom Gletscher Richtung Sölden hinab. Links geht’s senkrecht dem Abgrund entgegen. „Wo sind hier die Murmeltiere?“, fragt plötzlich der Fahrer, duckt sich übers Lenkrad und schaut rechts den Steilhang hinauf. Tempo 80 km/h, 11 Prozent Gefälle. Der X3 schießt auf die Haarnadelkurve zu. Links geht’s immer noch in die Tiefe, der Driver studiert die Felsformationen und sucht kauzige Fellteile. Ein Ruck, Kopf zackig zurückgedreht, Blick auf die Straße: Der rasende Tierfan haut in die Bremsen, die Reifen qualmen. Wir sind noch nicht ganz in der Kurve, da gibt er schon wieder voll Stoff, und 18 go sixt cruisen

wir sausen wie auf Schienen der nächsten 180-Grad-Biegung entgegen. „War das zu heftig?“, entfährt es dem Höllenreiter, als er das Weiße in den Augen des Begleiters sieht. Gemach. Sei doch ewig das Gleiche mit den Kurven: „Immer kurze Konzentration. Entfernung abschätzen, Krümmung analysieren. Das war’s. Sie müssen vor der Kurve alles beendet haben. Dann nur noch ausfahren.“ Eye, eye, Captain. So sind sie halt, die Rennfahrer. Beim Gasgeben immer den eigenen Thrill im Blick, aber nicht das kleine Beifahrerleben. Dieser Lenker kennt keine Nerven. Sein Titel: Königliche Hoheit. Sein Name: Leopold Prinz von Bayern. Seine Profession: Rennfahrer. Reifegrad: 63 Lenze jung. Knapp 40 Jahre fährt „der Pol-



GO My Way di“, wie ihn viele bajuwarisch-kumpelig nennen, nun schon im Dienste seiner Bayerischen-Motorenwerke-Majestät, kurz: BMW. Bei so viel Treue fällt fast unter den Tisch, dass dies 1963 ein Eklat war. Als Nachfahre von Ludwig I., König von Bayern (1825– 1848), hätte der junge Wittelsbacher ausgiebig studieren, Ländereien bewirtschaften und den Familienwohlstand mehren sollen. Oder zumindest in die Politik gehen sollen wie der Vater, der für die CSU im Deutschen Bundestag gesessen hat. Aber Werksfahrer von BMW in der Deutschen Tourenwagen- und Supertourenwagenmeisterschaft? „Ich habe halt früh mein Talent gespürt und mich sportlich durchgesetzt.“ Der Rennfahrervirus hat den blaublütigen Buben früh infiziert. Schon mit fünf Jahren thront er auf dem Schoß des großväterlichen Chauffeurs und lenkt den Wagen durch den Park von Schloss Umkirch, Freiburg. Hier, wo er aufwächst, versteht Leopold es schnell, mit stibitzten Zigaretten aus dem Schlosssalon den Fuhrparkchef zu bestechen. Und so kurvt der kleine Prinz mit zehn Jahren stolz wie Oskar in „Großvaters Brezelkäfer mit geteilter Heckscheibe und Benzinreservehebel“ neben dem Gaspedal durchs königliche Anwesen. „Ich wollte immer Rennfahrer werden“, sprudelt es heute noch aus ihm mit kindlicher Begeisterung heraus, „und würde alles wieder genau so machen.“ Zwei Jahre lang „baggerte“ er bei seiner Mutter, bevor sie ihn widerwillig für den erfolgreichen Benzinsport freigab. Apropos Herkunft. Wie spricht man denn nun den Prinzen formvollendet an? Die korrekte Anrede sei deshalb „Königliche Hoheit“, weil man eben aus einem ehemals regierenden Königshaus stamme, den Wittelsbachern. „Ich habe zwar den Titel, aber ich bin es nicht“, sagt er ohne aufgesetztes Understatement. Er findet die Verwendung bei offiziellen Anlässen der Staatskanzlei über karriere »Ich war früher richtig ehrgeizig. Ich kenne das Terriersyndrom: Man will einfach immer puschen.«

oder des Landes Bayern zwar angemessen, aber für sein Selbstwertgefühl braucht er den Titel nicht. „Nennen Sie mich Prinz Leopold. Das ist es.“ Überhaupt, steife Royalsrituale und königliche Distanz sind seiner Rennfahrerhoheit fremd. 800 Jahre führten die Wittelsbacher die Geschicke Bayerns „zum Besten“, wie er findet, gründeten Universitäten, schufen dank Ludwig II.,

„Ich bin ein positiver Mensch, genieße jede Stunde. Das hilft mir beim Jungbleiben.“ seinem Ur-Ur-Großonkel, die Tourischlager Schloss Neuschwanstein, Linder Hof und Herrenchiemsee mit vielen Millionen Besuchern und förderten Richard Wagner. Man spürt stillen Stolz auf die Familiengeschichte, aber Herrschergene oder arrogante Attitüde sind Prinz Leopold fremd. „Ich bin wie alle Wittelsbacher down to earth“, lacht er sein Jungenlachen. „Ich bin ein positiver Mensch, genieße jede Stunde. Das hilft mir beim Jungbleiben.“ Der PS-Karriere hat es auch nicht geschadet. „Ich war früher richtig ehrgeizig. Ich kenne das Terriersyndrom: Man will einfach immer puschen.“ Heute liebt’s der 63-Jährige eher lässig. Cashmere-Pullover, Jeans, blauweißes Karohemd und ab in die Natur. „Ich brauche meine Freiheit“, sagt er. Gediegener Folklore-Luxus mit bayerischen blauweißen Manschettenknöpfen und seinem eleganten Verlobungsring mit Saphiren. Das war’s. „Ich bin kein DesignerSpezl.“ Das Tragen der edlen Da-Vinci-Watch von IWC mit 18 Karat Gold ist seinem Sponsor geschuldet. Da ist er ganz werbegeschulter Rennprofi. In Talkshows legt er bei Fragen immer kurz die linke Hand an die Stirn zur Denkerpose. Das bringt seine Business­partner IWC für einige Sekunden ins rechte Fernseh-

Über contenance »Immer lächeln, immer positiv herüberkommen. Bei BMW habe ich Brand-behaviour gelernt.«

über glauben »Wir sind nicht für eine so kurze Zeit wie das Leben geschaffen. Ich glaube ans Weiterleben.«

So sind sie halt, die Rennfahrer. Beim Gasgeben immer den eigenen Thrill im Blick, aber nicht das kleine Beifahrerleben. 20 go sixt cruisen


GO My Way licht. Wie gesagt, eher locker. Auch bei der nach ihm benannten Trachtenkollektion „Poldi“. „Loden-Frey produziert, ich setze die Akzente. Lässig und schick soll es sein.“ Über 8000 Exemplare sind schon verkauft, und Unternehmerstolz blitzt aus seinen Augenwinkeln. Tja, Royalities sind in, Hochadel verkauft sich. Dass da auch viele kommen, die nur den blaublütigen Verkehrswert seines Namen nutzen wollen, passiert häufig. Wenn’s geschäftlich wird, „ziehe ich manchmal meine Frau hinzu“. Die habe „sensible Antennen“, spüre sehr schnell, ob es einer aufrichtig meine. Neben seinem Dauerarbeitgeber BMW, der ihm „alle Motorsportträume erfüllt“ habe, empfindet er die „Uschi als das Glück meines Lebens“. Sie sind seit 38 Jahren zusammen und seit 29 Jahren verheiratet. Kann man so konsequente Treue leben? „Ja. Weil ich mich vorher ausgetobt habe. Ich war ein Schmetterling!“ Der Rest ist schmunzelndes Genießerschweigen. Und dass er die Heirat mit der bürgerlichen Ursula Möhlenkamp verwirklichen konnte, dazu gehörte die Erfahrung der Niederlage, das Kennenlernen der ganzen Härte royalistischer Konvention. Seine erste große Liebe, auch eine Bürgerliche, konnte Prinz Leo­pold im Elternhaus nicht durchsetzen. „Damals war ich noch

Ein Thema treibt Prinz Leopold um: „In meiner Familie wird der Nationalsozialismus nicht dokumentiert. Das ist falsch.“

„Bürgerliche tun uns gut. Es kommt frisches Blut in die Familienlinien.“ zu jung, um dagegenzuhalten.“ Bei Uschi ließ er sich nicht mehr beirren. Man vernachlässigt gerne, wie Hochadelskinder in den 60er-Jahren aufgewachsen sind. Sein Vater hatte noch einen persönlichen Leibdiener, drei Chauffeure, und viele Bedienstete nahmen allen alles ab. „Mir wurde komplett vorgeschrieben, was ich zu welchen Gelegenheiten zu tragen hatte. Mit 18 Jahren war ich noch vollkommen unselbstständig, durfte nichts selbst entscheiden!“ Man spürt, wie wichtig ihm der persönliche Befreiungsschlag aus Wittelsbacher Königsformen war. Diese erste persönliche Krise mit damals 23 Jahren hat ihm mehrfach die Augen geöffnet. „In Bayern kommt man sofort in eine Clique, hat aber noch keine wirklichen Freunde, die bei einem sind, wenn’s hart kommt.“ Wenn das früher der Fall war, fuhr er zum Freund nach Hamburg. Und auch sonst haben die Spuren des Lebens bei ihm aristokratischen Dünkel gar nicht erst entstehen lassen. „Die Bürgerlichen tun uns gut. Es kommt frisches Blut in unsere Familienlinien.“ Dass es andere Hochadelsseelen wie zum Beispiel TV-Seifenoper-Prinz Ferfried von Hohenzollern gibt, entlockt ihm keinen Kommentar. „Wir Wittelsbacher haben zwei Grundsätze: Wir äußern uns nie öffentlich über Familienangehörige und nie zur Politik.“ Und dass er bei CSU-Veranstaltungen mitmischt? „Da repräsentiere ich Bayern. Ich wähle zwar die Richtung, aber bin kein Parteimitglied.“ Eine Ausnahme macht der Prinz. Gefragt, ob es bei 800 Jahren Wittelsbacher Regieren etwas gäbe, wofür er sich schämen müsse, kommt ein klares: „Nein.“ Aber: „In meiner Familie wird der Nationalsozialismus nicht dokumentiert. Das ist falsch“, legt der Familienführer der Adalbertinerlinie sich fest. Das Thema treibt ihn um. Mutter und Vater waren in Konzentrationslagern. „Das ist Teil unserer Geschichte. Wenn wir das nicht festhalten, gehen unsere Erfahrungen verloren.“ Und als ob er die eigene Grenzverletzung sich nicht gesellschaftspolitisch zu äußern rückgän-

gig machen möchte, schiebt er nach: „Das ist meine persönliche Meinung.“ „„Jetza, pack ma’s“, schüttelt der Markenbotschafter von BMW seine trüben Gedanken ab, schaltet die Hightechelektronik wie Antischlupfregelung im X3 aus und driftet im Powerslide um die Kurven. Da ist es wieder, dieses ansteckende Jungenlächeln. „Auf die Berge gehen, Wild beobachten, frische Almbutter und Brotzeit genießen: Da lade ich meine Batterien auf“, sagt’s, gibt Gas und strahlt. „Immer lächeln, immer positiv herüberkommen. Bei BMW habe ich Brand-behaviour gelernt und mitgestaltet.“ Er liebt Technik, aber privat lehnt er zum Ärger der vier Kinder Internet ab. „Wer mich haben will, soll faxen.“ Basta. Und als er dem X3 freudig wieder richtig Zunder gibt, gesteht er: „Innerlich bin ich immer noch ein Kindskopf.“ Der große Prinz in der kleinen tollkühnen BMW-Kiste. Zum Abschied haut er noch ein Bonmot von Formel-1-Pilot Rolf Stommelen heraus: „Fahr nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann.“ Da kommt noch mal die Frage nach der Angst des Rennfahrers vorm plötzlichen Totalcrash auf, zumal sein persönliches BMW M6 Coupé freigeschaltet ist und echte 330 km/h auf deutsche Autopisten presst. „Wir sind nicht für so eine kurze Zeit wie das Leben geschaffen. Ich glaube ans Weiterleben.“ Nach dem Tode? Schweigen. „Ich fühle mich behütet.“ Lächelt und entschwindet im X3 3.0sd mit quietschenden Pneus im fahlen Blau der heraufziehenden Gletscherdämmerung. cruisen go sixt 21




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