Magazin 2017
Mozart 36 Was ist Reife? Konzerte, Künstler, Programme Das Mozartfest 2017
René Jacobs Der Stardirigent zu Gast in Würzburg
Wie viel Mozart braucht der Mensch? Fragen aus dem Hier und Jetzt
© Schmelz-Fotodesign
Verehrte Gäste, liebe Musikfreunde!
Mozart 36 – Was ist Reife? von Ulrich Konrad
Intendantin Evelyn Meining
Gesichter bilden die Collage auf D rei dem Titel dieses Magazins. Da ist
Mozart, das Wunderkind. Dann Christiane Karg, unsere Artiste étoile 2017, deren Karriere zwischen Amsterdam, Salzburg und New York jetzt so richtig durchstartet. Und schließlich Herbert Blomstedt, Grandseigneur unter den Weltklasse-Dirigenten, der kurz nach seinem 90. Geburtstag Würzburg die Ehre gibt. Drei Gesichter, drei Lebensalter – und ein Versuch, das diesjährige Thema in ein Bild zu fassen. »Mozart 36 – Was ist Reife?« haben wir das Mozartfest 2017 überschrieben. Wie verhalten sich Lebensalter und Reife zueinander? Was haben Begabung und Reife miteinander zu tun? Bedingen sich künstlerische und menschliche Reife? Mozart blieben nur knapp 36 Lebensjahre: 23.000 Seiten Notenpapier hat er hinterlassen. Allein sie abzuschreiben, würde ein Vielfaches der Zeit erfordern, die er selbst zum Komponieren benötigte. Von einem »beängstigend atemlosen Prestissimo« sprach schon Egon Friedell: »Die Produktion Mozarts ist in ihrer Fülle und Vielseitigkeit vielleicht das erstaunlichste Phänomen der gesamten europäischen Kunstgeschichte.« Was also kennzeichnet Reife? Wo kommt sie her, wo führt sie hin? Bedeutet eine Hochbegabung Befreiung oder Bürde? In diesem Magazin fragen wir unsere Künstler und Mitwirkenden, was Reife für sie persönlich bedeutet.
© H. Blomstedt/Martin U.K. Lengemann, C. Karg/ Gisela Schenker, Collage: Q Kreativgesellschaft
Außerdem fragen wir Persönlichkeiten, die dem Mozartfest verbunden sind: »Wie viel Mozart braucht der Mensch?« Überhaupt scheint es in diesen Tagen mehr Fragen als Antworten zu geben. Konzerthäuser, Musikfestivals und Theater positionieren sich, indem Themen mit gesellschaftlicher Brisanz ihre Programme bestimmen. Es geht um
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Möglichkeiten und Herausforderungen von Hochkultur angesichts einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Um Identität, das Eigene und Fremde, um Zeitfragen. Auch das Mozartfest lebt in Würzburg nicht im Elfenbeinturm. Bei uns ist es das MozartLabor, das Raum gibt zum freien, interdisziplinären Gedankenaustausch weit über Klänge hinaus. Ausgehend von Mozart und seinen Werken forschen prominente Dozenten und junge Stipendiaten über Wahrnehmungswelten aus Bild, Sprache, digitalen Medien und Musikmanagement. Die Teilnehmer des MozartLabors diskutieren über den Beruf des Musikers zwischen Kunst und Kommerz, über das Elitäre und das Bemühen, Angebote für alle zu schaffen. Auch wenn wir in einem kulturell reichen Land leben – mit der weltweit höchsten Dichte von Orchestern, Festivals, Opern- und Konzerthäusern –, kann Kultur zwar vieles sein, aber kein Wundermittel. Wie viel Verantwortung also (ver-)trägt Kultur? Musik trägt aufklärerische Werte in sich. Werte, die auch unsere Zukunft bestimmen. Das Mozartfest 2017 mit seinen 60 Konzerten will eine Plattform sein, um Menschen zu verbinden im toleranten und interkulturellen Miteinander. Dass wie in jedem Jahr Weltklasse-Künstler von René Jacobs bis Herbert Blomstedt, von Isabelle Faust bis Christiane Karg dabei sind, versteht sich von selbst. Wir möchten Sie einladen, das Mozartfest in seinem 96. Jahr zu besuchen und den weltoffenen Geist dieses Traditionsfestivals und der Stadt Würzburg zu atmen. Denn wir halten es mit den Worten unseres diesjährigen Porträtkomponisten Wolfgang Rihm: »Wenn es eine Tradition gibt, der ich mich angehörig fühle, so ist es diese: Kunst als Freiheit zu verstehen. Aus Freiheit entstanden, zur Freiheit verpflichtet.«
Ihre Evelyn Meining und das Mozartfest-Team
Titel Drei Gesichter, drei Lebensalter, drei Generationen bilden das Erkennungsmerkmal des Mozartfestes 2017, das die Frage stellt: Was ist Reife? Herbert Blomstedt (links), Christiane Karg (rechts) und der kindliche Wolfgang Amadé Mozart
es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.« Die»H err: ser Vers von Rainer Maria Rilke mag einem beim
Nachdenken über Reife spontan in den Sinn kommen. Bilder herbstlicher Fülle, von Schatten auf den Sonnenuhren, von letzter Süße in schwerem Wein. Was gemäht, gepflückt, ausgegraben werden kann, ist reif, hört auf, weiterzuwachsen und zu gedeihen, hat das Ende einer Entwicklung erreicht. Reife als Zustand, als lange erwartetes, vielleicht gefährdetes, schließlich erreichtes Ziel. In der Natur bedeutet Reife die Peripetie im Lauf von Werden, Wachsen, Blühen, Welken und Vergehen – Höhe- und Umschlagpunkt zugleich. Auch der Mensch in seiner Leiblichkeit folgt diesem Lauf. Reif sein, das setzt gelebte Jahre voraus, Jahre der Adoleszenz, der wachsenden Daseinserfahrung, der Entfaltung eines erwachsenen Selbstbewusstseins, aus dem heraus eigenbestimmt und verantwortlich gehandelt wird. Wolfgang Amadé Mozart – ein reifer Erwachsener? Menschen, die ihm nahestanden, meinten eher, nur in der Kunst sei er erwachsen geworden, im Leben aber Kind geblieben, ein »lustiger aufgeräumter närrischer Mensch« (wie der Vater Leopold den 22-Jährigen charakterisiert). So zeichneten ihn auch Peter Shaffer und Miloš Forman in ihrer filmischen Kunstfigur des Amadeus, eines kindlich gackernden, pubertär orientierungsschwachen, dafür auf allen Feldern der Musik unüberbietbaren Genies. Also, zwei Mozarts? Mit einem unharmonisierbaren Nebeneinander von sozial-zielloser Unerwachsenheit und geistig-schöpferischer ZWEI MOZARTS? Reife? Ordinär und sublim in einem? ORDINÄR UND
SUBLIM IN EINEM?
Vielleicht führt es in die Irre, die eigentliche Bedeutung von Reife, die mit der Vorstellung von Natur und Erntezeit einhergeht, mit dem übertragenen Sinn des Wortes engzuführen, geht dieser doch entschieden über das Natürliche hinaus, betrifft weniger ein Faktum als vielmehr eine Zuschreibung. Von reifer Kunst, von Mozarts Reife in der Kunst, von seiner Kunst der Reife zu reden, geschieht zwar vor dem Horizont der Biographie und der Persönlichkeit Mozarts, löst sich jedoch zugleich von deren historischer Wirklichkeit, wie auch immer diese tatsächlich gewesen sein mag. Denn würden wir das Dramma giocoso »Don Giovanni«, das Klarinettenquintett, das Requiem etwa nicht als in ihrer Gattungsgeschichte ungewöhnlich reife Ausprägungen von Oper, solistischer Kammermusik und Musica sacra erkennen, wenn uns ihr Schöpfer unbekannt wäre? Umgekehrt, auf welche Art von Künstler ließen uns diese Kompositionen schließen, stünde nicht Mozarts Name auf den Partituren?
VON MOZARTS KUNST DER REIFE ZU REDEN, LÖST SICH VON DEREN HISTORISCHER WIRKLICHKEIT. Das Verhältnis von Leben und Werk, das uns zirkelhaft und nur scheinbar die Biographie in den Tönen und die Töne in der Biographie erkennen lässt, ist die Leimrute der Geschichtsschreibung, an der wir aus Bequemlichkeit zu gerne kleben. Was aber, wenn Mozart seine zutiefst wissende Musik über die letzten Fragen von Tod und Erlösung in seinem 36. Lebensjahr als tatsächlich nur halbgereifter junger Mann geschrieben hätte? Woher käme dann diese musikalische Reife, mit der danach keine Totenmesse mehr komponiert worden ist? Auch mit einer solchen Frage drehen wir uns im Kreis offensichtlich auswegloser Denkmuster. Jedenfalls lässt sich auf sie keine überzeugende Antwort geben. Weniger ein Faktum als eine Zuschreibung nannten wir Reife in Beziehung auf Kunst im Allgemeinen, auf Mozarts Musik im Besonderen. Reife wäre folglich dort zu suchen, wo aller Sinn von Musik auf so rätselhafte Weise aufgehoben und verborgen ist, nämlich in den Noten. (Dass das Wesentliche von Musik nicht in den Noten stehe, wie häufig mehr tiefsinnig als richtig behauptet wird, lässt offen, wo es denn dann zu finden sei.) Der Spiegel des aus unüberschaubar vielen Zuflüssen gespeisten Mozart’schen Notenmeers ist im Laufe der Zeit unaufhörlich gestiegen und er würde weiter gestiegen sein, wäre die Ursprungsquelle nicht unerwartet versiegt. Allein im Todesjahr trug Mozart 23 Neuschöpfungen in sein eigenhändig geführtes »Verzeichnüß aller meiner Werke« ein. Auf dessen vierzehn danach noch freigebliebenen Doppelseiten hatte der Komponist bereits die Einteilung für weitere 70 Kompositionen vorbereitet.
Diese äußerliche Tatsache zeugt zunächst von Mozarts Lebenszuversicht, vom ungebrochenen Willen, weiter Musik zu schaffen. Gibt sich aber darin nicht auch ein Bewusstsein zu erkennen, das Reife weniger als Zustand, sondern vielmehr als nicht endenden Vorgang begreift? Joseph Haydn, der mehr als das Doppelte an Jahren erreichte als sein jüngerer Kollege, äußerte im Alter, sein »Fach sey gränzenlos« und »das, was in der Musik noch geschehen könne, sey weit größer, als das, was schon darin geschehen sey; ihm schwebten öfters Ideen vor, wodurch seine Kunst noch viel weiter gebracht werden könnte.« Diese Haltung dürfte, ohne dass er sie in Worte gekleidet hätte, auch den »späten« Mozart bestimmt haben, ihn, der von seiner Spätheit ja nichts geahnt haben dürfte. Längst kannte er die Macht der Musik, längst auch hatte er eine kaum mehr zu steigernde Macht über die Musik gewonnen, eine unbegrenzte Verfügbarkeit über alle stilistischen Mittel – die »Zauberflöte« belegt dies wie keine der anderen reifen Kompositionen. Die Kantabilität seiner instrumentalen Themen, die gelegentliche Exzentrik seiner Harmonik, die Komplexität des polyphonen Stimmengefüges, die Beweglichkeit der rhythmischen Bildungen, die Neuartigkeit formaler Dispositionen: Diese und viele weitere Merkmale ihrer poiesis, ihrer Gemachtheit bedingen die Tiefe der reifen Musik Mozarts, einer Tiefe, die an der Oberfläche zu liegen scheint. Denn wie einfach wirkt vieles an ihr, wie oft von ganz unmittelbar eingängiger Ausdruckshaftigkeit, so dass sie den Pianisten Artur Schnabel zu dem überraschenden Dictum veranlasste, Mozart sei für Kinder zu leicht und für Erwachsene zu schwer. In dieser Paradoxie liegt ein Teil von Mozarts Reife. Ein anderer, nicht weniger paradoxer könnte in der Reduktion der Mittel liegen, in einem Weglassen freilich, das im Weniger an Aufwand ein Mehr an Wirkung erreicht. Wer sorgsam in Mozarts reife Musik hineinhört und dabei einen genauen Blick auf die Noten wirft, der wird beim sehenden Hören und hörenden Sehen, mit Friedrich Nietzsche zu sprechen, voller Staunen das Minimum in Umfang und Zahl der Zeichen und das damit erzielte Maximum in der Energie der Zeichen wahrnehmen. Wohin wohl wäre Mozarts Musik weiter gereift?
Der Autor Prof. Dr. Ulrich Konrad ist Kuratoriumsvorsitzender des Mozartfestes Würzburg. Als Professor und Ordinarius am Institut für Musikforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg gehen zahlreiche wegweisende Impulse für die jüngere Mozartforschung von ihm aus. 2001 mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie mehrfach mit dem Musikeditionspreis des Deutschen Musikverleger-Verbandes ausgezeichnet, ist Konrad darüber hinaus Mitglied der Leitungsgremien internationaler Wissenschaftsorganisationen sowie der Akademien der Wissenschaften Göttingen, Mainz und München, der Academia Europaea und der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften).
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» Reife ist Älterwerden mit Happy End « Wann Obst reif ist, da gibt es keinen Zweifel. Aber wie verhält es sich mit dem Menschen? Was kennzeichnet menschliche Reife? Ist künstlerische Reife eine Frage des Alters? Das Mozartfest hat die Frage an seine Künstler und Mitwirkenden der Saison 2017 weitergegeben und ein ganzes Kaleidoskop an Antworten erhalten.
© Martin U.K. Lengemann
eifen ist ein lebenslanger Prozess – und hört im besten Fall nie R auf. Wenn das »Reifen« aufhört, ist nur Rückgang zu erwarten.
So wie Früchte verfaulen. Reifen beginnt als natürliche Entwicklung – so wie ein Kind lernt zu gehen, selbstständig zu denken, Ziele aufzustellen und Methoden zu entwickeln, wie man Ziele erreicht. Reife ist auch die Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen und freiwillig auf alles Nebensächliche zu verzichten, gelassen auf Kritik zu reagieren. Reife ist ein Schwesterbegriff für »Vollendung« – wobei Vollendung ein relativer Begriff ist. Ein Kind kann für sein Alter »vollendet« sein, lange bevor es als Erwachsener eine andere Stufe der Vollendung erreicht hat. Das Tempo des »Reifens« kann sehr unterschiedlich sein. Am Anfang geht es schnell. Meistens wird das Tempo langsamer, je älter man wird. Für einige hört die Entwicklung auf mit 20. Glücklich, wer sich noch mit 80 entwickelt.
ist Älterwerden mit Happy End. J ede Sekunde wachsen R eife wir. Unser Geist, unser Herz, unsere Seele nähren sich nicht nur
vom Nahen, Vertrauten, sondern auch vom Fremden, Unbekannten. Wir schätzen es ein, wir schätzen es ab, und bisweilen lernen wir, es einfach zu schätzen. Das Bewusstsein, dass das Außen uns immer begleitet – in jedem Alter –, ist der einzige Weg zum Älterwerden mit Happy End.
Laufe des Lebens eignen wir uns verschie I mdenste Fähigkeiten an. Wir erlernen Dinge, die teils mit Geschichte zu tun haben, teils mit unserer Gegenwart, teils mit einer gestaltbaren Zukunft. Das gehört zusammen. Kurz: Wir sammeln. Reife ist für mich der Versuch, dieses ganze erworbene Wissen zu bündeln und dann ein- und umzusetzen.
Christiane Karg, Sopranistin und Artiste étoile des Mozartfestes 2017 – zu Gast beim Mozartfest am 2./3. Juni, 11. Juni, 14./15. Juni und 28. Juni 2017 in Orchesterkonzerten und Rezitalen sowie als Dozentin des MozartLabors 2017
© Ralf Brinkhoff
Herbert Blomstedt, Dirigent – feiert am 11. Juli 2017 seinen 90. Geburtstag und ist zu Gast beim Mozartfest am 20. Juli zu »Bruckner im Dom« mit den Bamberger Symphonikern und Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5
© Gisela Schenker
Das Mozartfest fragt »Was ist Reife?«
Dominique Horwitz, Schauspieler – zu Gast beim Mozartfest am 22. Juni 2017 im Kaisersaalkonzert gemeinsam mit dem Fauré Quartett und einem Besuch bei Goethe sowie am 18. Juni 2017 zur Nachtmusik im Hofgarten
– mein erster Gedanke dazu ist ein IdealzuR eife stand souveräner Vollkommenheit, den man als
des »Falstaff« ein: »Tutto nel mondo è burla« – »Alles ist Spaß auf Erden«. Wir Normalsterblichen sind meist geneigt, Papagenos und Papagenas »Pa-Pa-Pa-Pa«-Nonsens-Wortspiel in der »Zauberflöte«, Mozarts letzter Oper, als kindliche Unreife abzutun. Dabei ist es vielmehr die Essenz von Reife – nämlich Freiheit. Wie sie auch aus seinem Klarinettenkonzert spricht. Die Freiheit, nichts tun zu müssen, nicht zwanghaft zu wollen, sondern fließen-, zu- und loszulassen.
Endpunkt jahrelanger disziplinierter Übung und Erfahrung erreichen kann. Aber gibt es ein Korrelat dafür in unserer Gehirnentwicklung? Unser Gehirn ist plastisch, es erreicht einen solchen Endpunkt nicht. Jede neue Wahrnehmung und Erfahrung erweckt neue Gedanken und Ideen, ein nicht endender Vorgang. Der Mensch nimmt in der Welt der bekannten Lebewesen aufgrund der Fähigkeiten seines Gehirns eine Sonderstellung ein. Mit seinem enormen Potential an Plastizität, die uns befähigt, zu lernen, zu erinnern, zu planen und kreativ zu sein, ist es Grundlage dafür, überhaupt einen Zustand wie Reife erreichen und erfassen zu können.
Jörg Widmann, Klarinettist und Komponist – zu Gast beim Mozartfest am 20. Juni 2017 in einer Kaisersaal-Kammermusik gemeinsam mit Tabea Zimmermann (Viola) und Dénes Várjon (Klavier)
Prof. Dr. Michael Sendtner, Neurobiologe – zu Gast beim Mozartfest am 20. Juni 2017 in der Reihe »Allzeit ...« zum Gespräch über das Phänomen der Hochbegabung
ist die hohe Kunst, nichts mehr beweisen zu müssen. R eife Spontan fällt mir dazu die Botschaft von Verdis S chlussfuge
© Marco Borggreve
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Gegensatz zu Mozart, dessen kurzes Leben mei I m ner Meinung nach viele Aspekte von Reife beinhaltet, bin
ich wohl eine langsam Reifende, persönlich, beruflich und körperlich. Und ich habe das Gefühl, der Weg wird noch dauern, bis ich wirklich von »Reife« sprechen kann. Durch mein quirliges Temperament habe ich mir gesangliche Reifeprozesse lange nicht zugestanden, wollte alles schnell können, schnell machen und schnell Erfolge haben, war schnell unzufrieden und suchte ständig nach neuen Impulsen. Ich hatte aber das Glück, nach meinem Gesangsstudium Lehrer zu finden, die auf Natürlichkeit der Stimme und Entspannung in Körper und Psyche Wert legten, und arbeite bis heute an meiner – wenn man so will – entspannten »Stimmreife«. Persönlich reift man sicher schon durch das Leben selbst, durch Erlebnisse, Erfahrungen, Freunde, Lehrer, durch Kommunikation, durch die Beschäftigung mit sich selbst als Ideenentwicklerin und als Teil einer Gesellschaft.
Annette Postel, Opernsängerin, Musik-Kabarettistin und Chanteuse – zu Gast beim Mozartfest am 16. Juni 2017 im Bürgerspital mit ihrem Programm »Sing oper stirb! Operette sich, wer kann«
mich hat die Definition von Reife mit dem Guten zu tun, F ürindem für jedes Geschöpf das Gute in der vollständigen Entfaltung
seines Wesens besteht. Auch wir Menschen sind also zur Entwicklung unserer »virtus«, unserer Tugend, berufen. Gleichzeitig aber müssen wir eine Antwort auf die Frage geben, was unser Wesen überhaupt ist. Der Versuch, diese Antwort zu finden, vereint Wissenschaft und Philosophie, Kunst und Religion sowie alle Disziplinen der menschlichen Erkenntnis. Als Musiker bin ich sehr überzeugt, dass unter den Kunstformen speziell die Musik vieles über das Unsagbare unserer Seele offenbaren kann. Somit wird uns unser Wesen klarer erkennbar und wir werden in unserer Menschenbildung gefördert.
oder schätzt man ein bestimmtes B ewundert Werk eines Komponisten, ohne zu wissen warum, trifft es sich gut, wenn es ein Spätwerk ist – denn man kann ihm Reife zuschreiben. Manch einer geht sogar so weit, jede herausragende Komposition, deren Entstehungszeit jedoch unbekannt ist, dem Spätwerk zuzuordnen. Umgekehrt werden frühe Werke nicht selten mit dem schwer zu widerlegenden Urteil »Mangel an Reife« abqualifiziert. Diese Anschauung geht mit der Erwartung einher, am Ende eines Komponistenlebens müsse eine sich Stück für Stück ankündigende Apotheose stehen, was erstaunlicherweise manchmal zutrifft. Die Frage bleibt aber: Hätte Mozart, wäre er auch nur wenig älter geworden, in voller Reife ausgeführt, was sich in seinen letzten Werken stilistisch andeutet? Es bleibt Spekulation, die jedoch jede Vorstellung von »Reife« umso fadenscheiniger werden lässt.
Kit Armstrong, Pianist und Komponist – zu Gast beim Mozartfest am 28. Juni 2017 in einer Kaisersaal-Kammermusik mit Christiane Karg (Sopran) und Renaud Capuçon (Violine)
© Falk von Traubenberg
© Marco Borggreve
© Felix Broede
Enrico Calesso, Dirigent – zu Gast beim Mozartfest am 8. Juni 2017 im Kaisersaalkonzert gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg und Olga Scheps (Klavier)
© Neda Navaee
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anchmal nehmen wir einen göttlichen Funken wahr, wenn ein Mensch sich äußert. Sich äußert in einer Geste, einem Wort oder einem Kunstwerk. Dieser Funke, ein seelenvoller, liebesschwangerer Funke, ist für mich das wichtigste Phänomen menschlicher Reife. Ihn wahrzunehmen und sich einzuverleiben, ihm nachzueifern, ist es gleichermaßen.
Julian Prégardien, Tenor – zu Gast beim Mozartfest am 4. Juni 2017 als musikalischer Grenzgänger in der Lounge Amadé
es überhaupt einen reifen Menschen? G ibt Reife deutet auf Vollendung hin, auf Ab-
bedeutet für mich zum Beispiel, perR eife sönlich definieren zu können, welche
Dr. Burkhard Rosenzweig, Domvikar und Rektor des Exerzitienhauses Himmelspforten, ist Hausherr beim MozartLabor vom 10. bis 13. Juni 2017 in Himmelspforten
Isabelle Faust, Violinistin – zu Gast beim Mozartfest am 25. Juni 2017 im Kaisersaalkonzert gemeinsam mit Alexander Melnikov (Klavier) und dem Salagon Quartett
schluss eines Prozesses. Reife ist für mich eher ein fließendes Geschehen meiner eigenen Entwicklung, meines Strebens nach Erkenntnis und nach dem Guten; oft unterbrochen durch Rückschläge, die mich aber immer beflügeln sollen, trotz allem »reifer« zu werden. Vollendete Reife ist für mich erst mein Eintauchen in die Transzendenz des Höheren; letztlich erst vor dem Angesicht Gottes.
Werte dir wichtig sind. Es heißt für mich persönlich, zu wissen, was für ein Mensch du sein möchtest, welche Prioritäten du in deinem Leben setzt. Zu erkennen, was dich glücklich oder unglücklich macht. Reife heißt für mich, in der Lage und bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen.
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Mozartfest 2017 DI 06.06. 19 UHR STAATLICHER HOFKELLER VINOTHEK
Freiburger Barockorchester Christiane Karg Sopran Gottfried von der Goltz Leitung
Prof. Dr. Ulrich Konrad (Musikwissenschaftler) und Evelyn Meining im Gespräch
FR 16.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
»Allzeit ... älter und grösser«
Werke von Haydn und Mozart
MI 07.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
SA 03.06. 12–17 UHR INNENSTADT
B’Rock – Belgisches Barockorchester Gent René Jacobs Leitung
Mozarttag
Informationen s. 06.06.
Konzerte verschiedener Ensembles in der Würzburger Innenstadt
Eintritt frei
SO 04.06. 10 UHR ST. STEPHAN
Festgottesdienst in St. Stephan
Eintritt frei
SO 04.06. 16 UHR RESIDENZ GARTENSAAL
Teekonzert Euphorion-Ensemble – Trio d’anches Werke von Mozart, Schulhoff, Huguenin und Beethoven
Lounge Amadé Julian Prégardien Sänger Thomas Dunford Laute DJ Blitzer Dr. Hansjörg Ewert Musikwissenschaftler
DO 08.06. 19 UHR RESIDENZ HOFKIRCHE UND RESIDENZWEINKELLER
DO 08.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Kaisersaal 100 | 80 | 70 | 35 € Weißer Saal 25 | 15 | 10 €
Philharmonisches Orchester Würzburg Olga Scheps Klavier Enrico Calesso Leitung Kaisersaal 80 | 70 | 60 | 30 € Weißer Saal 20 | 12 | 10 €
MozartLabor Eintritt frei
SA 10.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Ostrobothnian Chamber Orchestra Alina Pogostkina Violine Sakari Oramo Leitung
35 | 25 | 15 €
MO 05.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Kaisersaal 100 | 80 | 70 | 35 € Weißer Saal 25 | 15 | 10 €
Informationen siehe Seite 8 in dieser Beilage
SO 11.06. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Lieder und Klavierwerke von Mozart, Schubert, Haydn u. a.
Streichquartette von Mozart, Fischer, Bach und Mendelssohn Bartholdy
50 | 40 | 30 €
SO 11.06. 20.30 UHR HOFGARTEN VEITSHÖCHHEIM
© Molina Visuals
B’Rock – Belgisches Barockorchester Gent René Jacobs Leitung
Mozart Arien aus den Opern »Le nozze di Figaro« und »Die Zauberflöte« sowie Auszüge aus den Sinfonien Nr. 40 g-Moll KV 550 und Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter«
Der Mozartspezialist René Jacobs und das Barockorchester B’Rock verbinden Arien aus großen Opern Mozarts mit Auszügen aus reifen Werken seines sinfonischen Schaffens. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich René Jacobs mit Mozart und hat nicht zuletzt mit der Aufführung und Einspielung von dessen großen Opern eine Neubewertung der Mozart’schen Kunst ermöglicht.
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Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 €
Wildes Holz »Astrein!« – Klassik, Rock, Pop und mehr SO 18.06. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Festival Strings Lucerne Chamber Players
SO 18.06. 16 UHR KLOSTER BRONNBACH JOSEPHSAAL
»Così fan tutte« für Kinder 5 (Kinder bis 12 Jahre) | 15 €
SO 18.06. 21 UHR RESIDENZ HOFGARTEN
Bavarian Brass Connection Christoph Eß Horn & Leitung Werke von Bach bis Brubeck
35 | 25 | 15 €
Nachtmusik
35 | 30 | 25 €
DI 20.06. 19 UHR STAATLICHER HOFKELLER VINOTHEK
DI 13.06. 19.30 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Stipendiatenkonzert des MozartLabors Stipendiaten des MozartLabors als Gäste Minguet Quartett Werke von Mendelssohn Bartholdy, Mozart u. a. MI 14.06. 20 UHR · DO 15.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Bamberger Symphoniker Christiane Karg Sopran Bart Vandenbogaerde Violine Leo Hussain Leitung Werke von Mozart, Rihm und Mendelssohn Bartholdy
35 | 25 €
SA 17.06. 20.30 UHR BÜRGERSPITAL KELTERHALLE
Opera buffa für Kinder nach Wolfgang Amadé Mozart
Serenade Veitshöchheim DI 06.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
»Mensch Mozart« Günther Maria Halmer Sprecher Klenze Duo
Leia Zhu Violine, Daniel Dodds Violine & Leitung Werke von Bartók, Caplet und Mozart
Christiane Karg Sopran Andreas Staier Hammerklavier
Armida Quartett
SA 17.06. 20 UHR KLOSTER BRONNBACH BERNHARDSAAL
Lesung aus Briefen und Lebensdokumenten umrahmt von Werken Wolfgang Amadé Mozarts
SO 11.06. – DI 13.06. EXERZITIENHAUS HIMMELSPFORTEN
MozartLabor
Werke von Bach, Mozart und Mendelssohn Bartholdy
Festival Strings Lucerne Leia Zhu Violine Daniel Dodds Violine & Leitung Werke von Mozart, Tschaikowsky u. a.
SA 10.06. 19 UHR EXERZITIENHAUS HIMMELSPFORTEN
MO 05.06. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL Tianwa Yang Violine Nicholas Rimmer Klavier Sonaten für Violine und Klavier von Mozart, Schumann, Rihm und Brahms
Gunther Rost Orgel
Residenz-Gala mit Diner
Werke von Mysliveček, Mozart und Haydn
Werke von C. P. E. Bach, Sibelius, Rautavaara und Mozart
SA 17.06. 16 UHR KÄPPELE
SA 17.06. 19 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
London Mozart Players Howard Shelley Klavier & Leitung
30 € Freie Steh- und Sitzplatzwahl
Daniel Dodds Violine & Leitung
Ein Rausch der Orchesterfarben: Ein Programm, das die melancholischen Zwischentöne feiert und in dem ein 13-jähriger Felix Mendelssohn erstaunliche Lebenserfarung und Reife verrät.
NeoBarock Werke für Streichtrio von Wolfgang Amadé Mozart
Auftakt und Vernissage
Englischhorn
Werke von Mendelssohn Bartholdy, Vasks, Sibelius und Mozart
Hof-Gala mit Diner
FR 09.06 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Mozart meets Turntables. Ein außergewöhnliches Quartett rund um den Ausnahmesänger Julian Prégardien lässt sich auf die erste Crossover-Lounge des Mozartfestes ein und bringt dazu die grenzenlose Sehnsucht in den Club: Ganz ohne Tabus und Samthandschuhe geht es der Liebe auf die Spur – über alle Stilgrenzen hinweg, vom Minnesang bis in die Charts, von Mozart bis Sting.
Festival Strings Lucerne Dominik Wollenweber
Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 €
Werke von Mozart und Chopin
© Marco Borggreve
SO 04.06. 21 UHR ODEON LOUNGE BALLSAAL
© Achim Bunz
FR 02.06. 19.30 UHR SA 03.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Philharmonisches Orchester Würzburg Frauenchor des Mainfranken Theaters Würzburg Enrico Calesso Leitung Dominique Horwitz Sprecher Werke von Mendelssohn Bartholdy und Mozart
Abendkasse
»Allzeit ... von superieuren Talent« Prof. Dr. Michael Sendtner (Neurobiologe) und Evelyn Meining im Gespräch DI 20.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 €
Jörg Widmann Klarinette Tabea Zimmermann Viola Dénes Várjon Klavier
FR 16.06. 20.30 UHR BÜRGERSPITAL KELTERHALLE
Werke von Schumann, Widmann, Bruch und Mozart
Annette Postel Gesang Klaus Webel Klavier
MI 21.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
»Sing oper stirb! Operette sich wer kann« 35 € Freie Platzwahl am Tisch
Streichquartette von Wolfgang Amadé Mozart
60 | 50 | 40 | 30 €
Cuarteto Casals 50 | 40 | 30 €
FR 30.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Mozart »Don Giovanni«
Les Arts Florissants Xavier de Maistre Harfe Hiro Kurosaki Violine & Leitung
Lautten Compagney Berlin Capella Angelica Wolfgang Katschner, Leitung Informationen s. 23.06.
Dresdner Kammerchor Bamberger Symphoniker Juraj Valčuha Leitung
Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 € Inkl. Sektempfang
SO 25.06. 10 UHR KILIANSDOM
Pärt »Fratres« für Streichorchester und Schlagzeug Mozart Requiem d-Moll KV 626
Pontifikalamt im Kiliansdom
Opus ultimum. Knapp 36 Jahre ist Wolfgang Amadé Mozart alt, als er die letzten eigenen Noten in die Partitur seines Requiems einträgt und wenig später selbst dem Tod ins Auge sieht. Es geht nicht anders: Man muss diesem Fragment gebliebenen Opus ultimum einfach die Frage stellen, was es über den viel zu frühen Tod seines Schöpfers verrät. Mozart zeigt darin seine vollkommene Meisterschaft. 70 | 60 | 35 | 20 €
SA 24.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Freie Platzwahl in der Reihe
SO 25.06. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Dominique Horwitz Sprecher Fauré Quartett
Andrei Korobeinikov Klavier Werke von Mozart, Beethoven und Schubert
DO 22.06. 20.30 UHR GOLF CLUB WÜRZBURG quattrocelli Filmhits für Celloensemble
Abendkasse
Kleine Opernwelt Ensemblemitglieder der Oper Frankfurt gestalten eine musikalische Entdeckungstour vor, hinter, unter und auf der Bühne eines Opernhauses. 5 (Kinder bis 12 Jahre) | 15 €
Frédéric Cornille Don Giovanni © Ida Zenna Patrick Grahl Don Ottavio Erica Eloff Donna Anna Nina Bernsteiner Donna Elvira Hanna Herfurtner Zerlina Simon Robinson Leporello Magnus Piontek Masetto/Komtur Lautten Compagney Berlin Capella Angelica Wolfgang Katschner Leitung Mozart Don Giovanni KV 527 (konzertante Aufführung)
Rausch und Reife. Don Juan – der Inbegriff von Lust, Täuschung, Egozentrik, Hybris und Triebhaftigkeit. 1787 kleidete Mozart diesen Urtyp der Menschheit in sein unübertroffenes musikalisches Gewand. Gemeinsam mit dem kongenialen Lorenzo da Ponte schuf er eine seiner letzten und eine seiner reifsten Opern. Er hat damit polarisiert, provoziert, begeistert und der Nachwelt eine unsterbliche Musik geschenkt. Diese »Oper aller Opern« (E. T. A. Hoffmann) ist selbst zum Paradigma und zum Gegenstand philosophischer Beschäftigung geworden. Das Mozartfest bringt »Don Giovanni« in konzertanter Aufführung auf die Kaisersaal-Bühne. Kaisersaal 120 | 100 | 80 | 40 € Weißer Saal 30 | 20 | 10 € Inkl. Sektempfang FR 23.06. 19.30 UHR SA 24.06. 19.30 UHR STAATLICHER HOFKELLER RESIDENZWEINKELLER
Eine kleine Lachmusik Klaus Wallendorf Horn & Moderation Andreas Kowalewitz Klavier
Christian Kabitz Buch, Regie & Moderation u. a. Opera buffa für Kinder nach Wolfgang Amadé Mozart
Jupiternacht
60 | 50 | 40 | 30 €
MO 26.06. 20 UHR WÜRZBURGER HOFBRÄU ABFÜLLHALLE
Wellküren
Philharmonisches Orchester Würzburg medlz Marie Jacquot Leitung Werke von Mozart und Márquez sowie Songs von Mozart bis Mercury 45 | 35 | 25 € Inkl. Sektempfang und After-Show-Party
Do 20.07. 20 UHR KILIANSDOM
Bruckner im Dom
DI 27.06. 20 UHR AUGUSTINERKIRCHE
The King’s Singers
Christiane Karg Sopran Renaud Capuçon Violine Kit Armstrong Klavier Werke von Rihm, Mozart, Mendelssohn Bartholdy, Schubert und Strauss
60 | 50 | 40 | 30 €
DO 29.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Amsterdam Sinfonietta Martin Fröst Klarinette Candida Thompson Violine & Leitung Werke von Schulhoff, Mozart und Brahms
Serenade Himmelspforten Azahar Ensemble Werke für Bläserquintett von Mozart, Barber, Kancheli, Reicha und Turina
Restkarten
Bamberger Symphoniker Herbert Blomstedt Leitung Bruckner Sinfonie Nr. 5 B-Dur WAB 105
»Musik berührt unsere Seele und macht uns erst so recht zu Menschen«, sagt Herbert Blomstedt, der sein Publikum in seinen 90 Lebensjahren oft berührt hat. Und er sagt auch, dass er die Bamberger Symphoniker, deren Ehrendirigent er ist, außerordentlich schätzt: »Ich werde jedes Mal aufs Neue überrascht, wie ganz wunderbar hier Musik gemacht wird, mit einer Gelassenheit, Natürlichkeit und Frische, die heute immer seltener wird.« Wie tief die gegenseitige Zuneigung ist, wird in Blomstedts Konzerten mit den Bambergern förmlich spürbar.
DO 29.06. 20 UHR EXERZITIENHAUS HIMMELSPFORTEN
verfügbar
»Così fan tutte« für Kinder
SO 02.07. 19 Uhr VOGEL CONVENTION CENTER
SO 25.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
MI 28.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Mozart »Don Giovanni«
Abendkasse
SO 02.07. 14 und 16 UHR HOCHSCHULE FÜR MUSIK KAMMERMUSIKSAAL
Hans-Bernhard Ruß Orgel Werke u. a. von Purcell, Mozart, Mendelssohn, Reger sowie Volkslieder und Standards aus The Great American Songbook
FR 23.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn Sabine Meyer Klarinette, Ruben Gazarian Leitung Werke von Vivaldi, Holst, Weber und Mozart
Streichquartette von Mozart und Schubert
30 Jahre Wellküren – 30 Jahre musikalische Comedy vom bajuwarisch Feinsten
Mozart am Grün
Nachtmusik
vision string quartet
SO 25.06. 14 und 16 UHR HOCHSCHULE FÜR MUSIK KAMMERMUSIKSAAL
Kammermusiken von Mozart, Saint-Saëns und Chausson 50 | 40 | 30 €
SA 01.07. 21 UHR RESIDENZ HOFGARTEN
SO 02.07. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Isabelle Faust Violine Alexander Melnikov Klavier Salagon Quartett
DO 22.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
»Mache mir ein wenig Lärm vor!« Mendelssohn zu Besuch bei Goethe Lesung aus Zeitdokumenten sowie Klavierquartette von Mendelssohn Bartholdy
Eintritt frei
Werke von Mozart, Krumpholz und Hermann
Abendkasse
ausverkauft
Kartenverkauf
Rückermainstraße 2 97070 Würzburg Tel. +49 (0) 9 31 / 37 23 36 Fax +49 (0) 9 31 / 37 39 39 www.mozartfest.de info@mozartfest.de Öffnungszeiten bis 1. Juni: Mo, Di, Do 10–17 Uhr · Mi, Fr 10–14 Uhr 2. bis 30. Juni: Mo bis Sa 10–14 Uhr Sa 3. Juni: 10–17 Uhr Sa 1. Juli: geschlossen Während des Festivals sind außerhalb unserer Öffnungszeiten Karten in der Tourist Information im Falkenhaus erhältlich (zzgl. Servicegebühr).
© Martin U.K. Lengemann
Mozart »Requiem«
© Peter Eberts
MI 21.06. 20 UHR KILIANSDOM
70 | 60 | 35 | 20 € Freie Platzwahl in der Reihe
Bei Open-Air-Veranstaltungen sind witterungsbedingte Verlegungen möglich. Ausschließlich bei schönem Wetter sind weitere Tickets an der Abendkasse erhältlich. Ausführliche Informationen hierzu unter www.mozartfest.de. Die hier angegebenen Preise verstehen sich zzgl. einer Systemgebühr von 0,50 €. Es gelten die AGB des Mozartfestes Würzburg. Weitere Informationen unter www.mozartfest.de.
Impressum Herausgeber: Mozartfest Würzburg, Rückermainstraße 2, 97070 Würzburg Intendantin: Evelyn Meining Geschäftsführerin: Karin Rawe Texte: Evelyn Meining, Ilona Schneider bzw. wie angegeben Fotos: s. Einzelnachweise Konzept und Umsetzung: MainKonzept, Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Straße 2, 97084 Würzburg Grafik: Stefanie Rielicke, Lektorat: M. Thaller Produktmanagement: Anne Krönert Stand: April 2017, Auflage: 160.000 (davon 22.000 als Beilage in der neuen musikzeitung sowie 5.000 in »Politik & Kultur«, der Zeitung des Deutschen Kulturrates)
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Das MozartLabor 2017
Akteure von morgen im Dialog mit Mozart E
ine aufsehenerregende Konstante hat sich im Mozartfest etabliert: In die vierte Runde geht bereits das MozartLabor, das in schöner Regelmäßigkeit ein interdisziplinäres Forum für die intensive Beschäftigung mit Mozart bietet – für jedermann und quer durch Theorie und Praxis. Eine Frischzellenkur beschert das Labor Mozart und seinem Werk, dessen Beleuchtung es in jedem Jahr neu ausrichtet und das es stets mit der Gegenwart konfrontiert. Aber auch die Protagonisten versprechen frischen Wind, denn hier ist vor allem der Nachwuchs aktiv am Geschehen beteiligt – und das in einem facettenreichen Dialog, der für Studierende aus Wissenschaft wie Kunst beispiellos ist. »Konferenzen stocken häufig, weil der Diskurs ausbleibt, weil viel gelobt, weil wenig versucht wird«, konstatierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung nach dem MozartLabor 2016 und stellte heraus, was in Würzburg Einmaliges geschieht: »Das Mozartfest dagegen gewinnt, weil auch die Akteure von morgen eingeladen waren, nicht nur die altbewährten Gefangenen der Szene.« Für dreieinhalb Tage steht das MozartLabor 2017 nicht allein Künstlern, Wissenschaftlern, Kultur- und Medienschaffenden offen, sondern jedem, der mehr erfahren möchte über die Arbeit mit Mozart, über aktuelle und gesellschaftsrelevante Fragen an sein Werk oder den Umgang mit seiner Kunst im 21. Jahrhundert. Und selbstverständlich fragt auch das MozartLabor: Was ist Reife?
SA 10.06.
Der Auftakt Zum Auftakt lässt das MozartLabor 2017 Bilder sprechen: Der Fotograf Wilfried Hösl, Labor-Dozent der Sektion »Künstlerfotografie«, eröffnet seine Ausstellung »Pur ti miro ...« mit Szenen- und Künstlerfotografien internationaler Opernproduktionen und trifft den Kulturjournalisten Florian Zinnecker (SZ Magazin) zum Podiumsgespräch über »Theater- und Künstlerfotografie gestern und heute«. (Der Eintritt zum Labor-Auftakt ist frei, eine Reservierung wird empfohlen.)
SO 11.06.
Der Stimmetag
MozartLabor im Konzert MATINEE
SO 11.06. 11 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Christiane Karg Sopran Andreas Staier Hammerklavier Werke von Mozart, Haydn, Schubert und Mendelssohn Bartholdy (nur mit gesonderter Eintrittskarte)
LECTURE-KONZERT
MO 12.06. 19.30 UHR EXERZITIENHAUS HIMMELSPFORTEN
»Anfänge im Kleinen und Spätzeiten im Großen« Minguet Quartett Wolfgang Rihm Prof. Dr. Ulrich Konrad Werke von Wolfgang Rihm (Eintritt im Laborpass enthalten)
Die Vokalmusik steht 2017 im Fokus des Mozartfestes, und auch das MozartLabor widmet sich der Stimmkunst: »Mozart und seine Sänger: Zwischen klassischem Ideal und lebendiger Praxis«, lautet etwa das Thema, das die Artiste étoile des Mozartfestes 2017, Christiane Karg, und der Tenor Julian Prégardien gemeinsam mit dem Musikhistoriker Dr. Hansjörg Ewert diskutieren. In einem Künstlerporträt erzählt Christiane Karg außerdem über ihren Werdegang und ihre besondere Beziehung zu Mozart. Dem Phänomen der Mozart’schen Hochbegabung gehen darüber hinaus an diesem Tag der Würzburger Mozartforscher Prof. Dr. Ulrich Konrad und der Heidelberger Psychologe Prof. Dr. Andreas Kruse nach.
MO 12.06.
Der Kompositionstag Mit der Herausforderung, Neue Musik auf die Konzertbühne zu bringen und ein breites Publikum dafür zu öffnen, setzt sich am Kompositionstag ein Podium mit Interpreten, dem Kulturmanager Peter Gartiser und dem Komponisten Wolfgang Rihm auseinander. Rihm, der Porträtkomponist des Mozartfestes 2017, gestattet zudem in einem Gespräch mit dem Musikhistoriker Prof. Dr. Ulrich Konrad Rückblicke auf sein bisheriges Schaffen und Einblicke in seine Gedankenwelt zum Thema Reife. Offene Proben geben die Gelegenheit, den Labor-Dozenten Christiane Karg, Wolfgang Rihm und den Mitgliedern des Minguet Quartetts bei ihrer Interpretationsarbeit mit Kammermusik-Stipendiaten zu beobachten.
LABOR-FINALE
DI 13.06. 19.30 Uhr RESIDENZ KAISERSAAL
Stipendiatenkonzert des MozartLabors Stipendiaten der Sektion Kammermusik Minguet Quartett Werke von Mozart, Mendelssohn Bartholdy, Schostakowitsch und Rihm (nur mit gesonderter Eintrittskarte)
Sämtliche Informationen zum MozartLabor 2017 finden Sie im gesonderten Labor-Flyer (im Kartenbüro des Mozartfestes erhältlich) sowie unter www.mozartfest.de/mozartlabor.
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DI 13.06.
Der Stipendiatentag Der Finaltag des MozartLabors gehört der Zukunft: In fünf Sektionen arbeiten 2017 ausgewählte Stipendiaten zu den Bereichen Musikwissenschaft, Musikjournalismus, Künstlerfotografie, Publikumsentwicklung und Künstlermanagement. Gemeinsam mit ihren Dozenten stellen sie in einzelnen Lectures die Ergebnisse ihrer Laborarbeit vor und geben Ausblicke auf ihre zukünftigen Projekte in und außerhalb des Mozartfestes.
»Ich werde immer neugieriger« René Jacobs zu Gast beim Mozartfest Würzburg
I
n Acht nehmen sollte man sich vor diesem Mann. Gerade noch gleitet die Musik lyrisch dahin, eben noch macht sie ein unschuldiges Gesicht – und dann diese Angriffe. Ein heimtückisch platzierter Akzent, ein plötzlich dreinfahrendes Forte oder ein ansatzloses Piano mit sofortiger Crescendo-Walze, ein Hammerklavier, das sich vorlaut präludierend ins Orchester drängelt: Bei René Jacobs kann man sich seiner Hörsache nie sicher sein. Erst recht nicht im Falle von Mozart, dem sich der Belgier in zwei Würzburger Konzerten widmet. Die Überraschung als Interpretationsprinzip? So etwas kann sehr schiefgehen, man registriert es bei manchen Kollegen. Dann ist es schnöde Effekthascherei, die Flucht nach vorn ins Dramatische – oft begegnen einem diese Stilmittel auf einem Musikmarkt, der angesichts der Übersättigung vor allem die Extremisten belohnt. René Jacobs aber denkt und fühlt anders. Wo andere Platzpatronen zünden, herrscht bei ihm, so nennt er es selbst, Subversivität. Wie passend gerade bei Mozart, der nicht nur in seinen Opern, sondern auch in seiner Instrumentalmusik auf doppelten bis dreifachen Böden operiert. Denn das ist das Entscheidende: Ausgangspunkt ist für diesen Dirigenten stets das Material, der Duktus und der Gehalt der Partitur, auch das Umfeld des Komponisten. Ein Werktreuer, der im genauen, historisch belegbaren Befragen der Stücke Verblüffendes zutage fördert. »Mozart liebt dramatische Vielfalt«, sagt Jacobs. »Und wer ihm darin nicht folgen will, lässt das Stück zu Tode bluten.« Auch deshalb haben seine Einspielungen der MozartOpern allesamt Referenzcharakter. Das geht so weit, dass die Singspiele »Die Entführung aus dem Serail« und »Die Zauberflöte« dank ihrer minutiösen Dialogregie, ihrer Geräuscheffekte und musikalischen Extras zu spannenden, so nie erlebten Hörspielen wurden. Aber auch die anderen Aufnahmen ragen aus der Diskographie heraus, weil sie zum Beispiel mit penibler Detaillust die Rezitative emanzipieren. Für René Jacobs lässt sich dies ebenfalls aus der Entstehungszeit begründen. Die Momente des Sprechgesangs, so betont er, hätten mit Mozart eine nie da gewesene Qualitätssteigerung erfahren. Eine Wertung – hier die hochwertige Arie, dort das schnell zu absolvierende Rezitativ – lehnt Jacobs folglich ab. »Diese Aufführungen damals müssen sehr schöpferisch, persönlich geprägt, kurz: lebendig gewesen sein.«
© Molina Visuals
Ein herausragender Mozart-Spezialist gibt sein Mozartfest-Debüt: René Jacobs kommt in die Würzburger Residenz und präsentiert seine Sicht auf den Meister der Wiener Klassik. Auf Einladung des Mozartfestes hat er ein Programm erarbeitet, das musikalische Zusammenhänge in Mozarts reifen Opern und Sinfonien aufdeckt und vor Ohren führt. Der Münchner Musikjournalist Markus Thiel hat den belgischen Stardirigenten für das Mozartfest porträtiert.
Vor allem haben sie im Doppelsinn zu den Menschen gesprochen. Jene »Klangrede«, die Nikolaus Harnoncourt nicht nur für Wiener Klassik und Barock forderte, ist ja aus der Sprache und aus der Kantabilität der menschlichen Stimme abgeleitet. René Jacobs hat hierfür, als Einziger im dirigierenden Metier, die besten Voraussetzungen. Parallel zu seinem Studium der Philologie nahm er Unterricht unter anderem bei Countertenor Alfred Deller. Als eine Art künstlerischer Nachlassverwalter führte Jacobs dank seiner Gesangskünste dieses Vokalfach auf eine neue Stufe – und dies in einer Zeit, als Männer in Mezzolage noch Ausnahmen waren. Auch durch den Kontakt mit den Brüdern Barthold, Sigiswald und Wieland Kuijken geriet Jacobs immer tiefer in die Barockszene hinein und gründete 1977 das Ensemble Concerto Vocale. Sechs Jahre später dann das Debüt als Operndirigent bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit Cestis »L’Orontea« – der Rest ist bekannt und einzigartig. Nicht nur als künstlerischer Leiter in Innsbruck (1997 bis 2009), auch als regelmäßiger Gastdirigent an den Opernhäusern von Brüssel, Berlin, am Theater an der Wien oder bei den Festspielen von Salzburg oder Aixen-Provence glückten legendäre Aufführungen. Und dies mit den Klassik- und Barock-Hits, aber auch mit Werken, die – wie Jacobs vor Augen und Ohren führte – zu Unrecht als Archiv-Aschenputtel abgeschrieben waren. Immer wieder beschäftigte sich der vielfach Prämierte auch mit dem rein instrumentalen Repertoire. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil Jacobs gerade bei Mozart strukturelle und klangliche Zusammenhänge erfühlte. Er habe oft bemerkt, wie sinfonisch Mozarts Opern seien, notierte Jacobs einmal. »Ich habe schon nach den ersten Aufnahmen gemerkt, dass es gut wäre, wenn ich auch einige der Sinfonien aufführen würde. Dabei ist mir aufgefallen, wie einzigartig Mozart die musikalische Form manipuliert, meistens die Sonatensatzform.« Beim Mozartfest in Würzburg wagt er nun das Experiment, Mozarts Opern und Sinfonien in einem höchst spannungsreichen Programm in eins zu setzen. Bei all seinen Aktivitäten hat sich René Jacobs als sehr treuer Dirigent erwiesen. Nur mit wenigen Orchestern pflegt er zu arbeiten, weil er Kontinuität und Vertiefung für ausschlaggebender hält als die landläufige Gastierpraxis. Zu den »Auserwählten« zählen das Freiburger Barockorchester, die Berliner Akademie für Alte Musik und seit einiger Zeit auch das 2005 gegründete belgische Ensemble B’Rock, mit dem René Jacobs nun
in Würzburg zu erleben ist. Wie viel Vor- und Probenarbeit dieser Mann investiert, wie eng er mit seinen Klangkörpern zusammengewachsen ist, wie symbiotisch musiziert wird, all das ist an seiner Schlagtechnik abzulesen. Die ist, ganz im Gegensatz zu den emotionalen Selbstverwirklichern, erstaunlich reduziert. Der Puls wird vorgegeben, das eine oder andere empfohlen, doch die Dramatik der Interpretation, die Theatralik im besten Sinne, spiegelt sich in diesem Taktieren kaum wider. »Fleißig durchdacht«, so nannte Emanuel Schikaneder das Textbuch zur »Zauberflöte«. René Jacobs hat den Begriff aufgenommen und als eigenes Credo formuliert. Seinen Deutungsansatz nennt er »neoklassisch« – als Gegensatz zum postromantischen, geglätteten der großen Sinfonieorchester. Dabei dürfe nicht die historische Aufführungspraxis rekonstruiert werden, vielmehr müsse auf das »Vorstellungsvermögen der einzelnen Musikerpersönlichkeiten« reagiert werden. Wie stark diese im Falle René Jacobs’ ist, stellt der Siebzigjährige, dem alles zu Gold wird, was auf seinem Pult liegt, immer wieder unter Beweis. Reife und Erfahrung mögen dabei eine Rolle spielen, in erster Linie aber ein ungebrochener Forschungstrieb. »Ich konstatiere, dass ich immer neugieriger werde.«
RENÉ JACOBS BEIM MOZARTFEST DI 06.06. 20 UHR · MI 07.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
B’Rock – Belgisches Barockorchester Gent René Jacobs Leitung Mari Eriksmoen Sopran Johannes Weisser Bariton Mozart Arien aus den Opern »Le nozze di Figaro« und »Die Zauberflöte« Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter«
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© Oliver Lang
Großes im Kleinformat
N
omen est omen? In diesem Fall nicht unbedingt – und das ist auch gut so: »Kammermusik« nennt man gemeinhin das Musizieren in kleiner Besetzung von Solorezital meist bis Nonett. Das klingt nach überschaubarem Rahmen, nicht nach großer Konzerthalle. Aber es klingt auch nach intimer und trauter Runde, nach Nah- und Unmittelbarkeit. Kammermusik ist eine der intensivsten Formen des Musizierens, sowohl für Interpreten als auch für Hörer. Sie ist auf das Wesentliche konzentriert. In ihrer Reduktion steckt zumeist ein großer Gewinn. GANZ NAH DRAN
Kammermusik beim Mozartfest MO 05.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Armida Quartett
Werke für Streichquartett von Mozart, Fischer, Bach und Mendelssohn Bartholdy DI 20.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL Jörg Widmann Klarinette Tabea Zimmermann Viola Dénes Várjon Klavier
Werke von Schumann, Widmann, Bruch und Mozart MI 21.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL
Cuarteto Casals
Streichquartette von Mozart DO 22.06. 20 UHR RESIDENZ FÜRSTENSAAL
Fauré Quartett Dominique Horwitz Sprecher
»Mache mir ein wenig Lärm vor« – Mendelssohn zu Besuch bei Goethe Klavierquartette von Mendelssohn Bartholdy SO 25.06. 20 UHR RESIDENZ KAISERSAAL Isabelle Faust Violine
Alexander Melnikov Klavier Salagon Quartett
Werke von Mozart, Saint-Saëns und Chausson Für weitere Kammermusiken des Mozartfestes sowie Programmdetails besuchen Sie www.mozartfest.de.
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Jedes Jahr bildet die Kammermusik ein zentrales Konzertformat des Mozartfestes. Aus gutem Grund, denn nirgendwo kann man der Musik, den Interpreten und ihrem Interagieren so nahe kommen wie in der Kammermusik. Herausragende Ensembles, die als festgefügte Formation internationales Renommee genießen, folgen ebenso der Einladung des Mozartfestes wie Star-Solisten, die die Gelegenheit zum konzentrierten Musizieren in kleiner Runde schätzen. Die Pflege der Kammermusik wird beim Mozartfest seit jeher großgeschrieben und findet in Würzburg an zahlreichen Orten ihren idealen Rahmen. Vom fürstlichen Ambiente der Residenz bis zur sommerfrischen Serenade im idyllischen Kreuzgang von Himmelspforten oder der stillen Erhabenheit von Käppele und Hofkirche: So facettenreich wie die Kammermusik selbst, so unterschiedlich und einmalig sind beim Mozartfest ihre Spielstätten. KLINGT GOLD! KAMMERMUSIK IM KAISERSAAL
2017 rückt eine Spielstätte verstärkt in den Kammermusik-Fokus: der Kaisersaal der Würzburger Residenz. Ohnehin für die Mozartfest-Konzerte das Herzstück, öffnet er sich in dieser Spielzeit gleich sieben Mal für Kammermusik. Dann darf sich der prachtvollste Saal der Residenz nicht nur sehen, sondern besonders intensiv hören lassen. Denn seine Akustik leuchtet mindestens ebenso golden wie die atemberaubende Ausstattung. Den Anfang macht im Kaisersaal das Armida Quartett, dessen vier Mitglieder sich ganz bewusst der Kammermusik verschrieben haben: »Sie gibt uns die Möglichkeit, nicht allein die Musik zu präsentieren, sondern auch, was es bedeutet, gemeinsam zu musizieren. Wir lenken die Ohren auf uns als Gruppe, auf die Dynamik innerhalb dieses demokratischen Teams«, formuliert das Quartett, das in seiner jugendlichen Frische eine bewundernswerte Reife ausstrahlt. »JEDER ÖFFNET SEINE SEELE«
Während das Armida Quartett erstmals auf dem Kaisersaal-Podium zu Gast ist, treffen sich Jörg Widmann, Tabea Zimmermann und Dénes Várjon zum wiederholten Mal zur Kammermusik auf der zentralen Bühne des Mozartfestes. Ein herausragendes Ensemble bilden dann diese drei charismatischen Künstler, die ihre internationalen solistischen Tätigkeiten ganz bewusst immer wieder mit Kammermusik ergänzen. »Kammermusik«, formuliert Tabea Zimmermann die Motivation dafür, »muss für mich aus dem inneren Bedürfnis entstehen, sich mit Menschen so zu verschränken, dass jeder seine Seele öffnet und man gemeinsam ausdrückt, was in den Noten steht.« Dass Kammermusik für sie immer an erster Stelle steht, betont auch Isabelle Faust und bedauert, dass sie nicht noch mehr Zeit dafür findet. »Pures Solospiel interessiert mich nicht«, sagt die Geigerin. Auch ihr Konzertrepertoire gehe sie am liebsten kammermusikalisch an. Der Einladung zur Kammermusik im Kaisersaal folgt Isabelle Faust gemeinsam mit ihrem Klavierpartner Alexander Melnikov und dem Salagon Quartett. Von Johann Wolfgang von Goethe stammt die wohl berühmteste Einschätzung zur Kammermusik: »Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten«, schrieb der Dichterfürst über das Streichquartett, die Königsdisziplin der Kammermusik. Eine musikalisch-literarische Reise nach Weimar unternimmt der Schauspieler Dominique Horwitz für das Mozartfest. Gemeinsam mit dem Fauré Quartett lässt er in Wort und Ton lebendig werden, wie zwei Großmeister aus Literatur und Musik aufeinandergetroffen sind.
Wie viel Mozart braucht der Mensch? Es ist eine der zentralen Fragen, die das Mozartfest Würzburg beschäftigt: Wie viel Mozart braucht der Mensch? Denn ein inhaltlich konzentriertes, aber facettenreiches Programm auf ein heterogenes Publikum zuzuschneiden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch noch wichtiger ist, dass Kunst und Kultur dem Hier und Jetzt etwas zu sagen haben. Deshalb hat das Mozartfest jene Frage im vergangenen Jahr erstmals nach außen getragen und sie Persönlichkeiten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen gestellt. Die Antworten waren gedankenreich, teils überraschend und so inspirierend, dass das Mozartfest 2017 die Befragung fortsetzt und ergründet, was Mozart samt Mozartfest den Menschen in der Region Würzburg und darüber hinaus bedeutet.
»Antwort auf die ewigen Sinnfragen«
»Bereicherung und Prägung«
»Stabilität in ungestümen Zeiten«
VON FRANZ ERICH KOLLROSS Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Mozartfestes Würzburg e. V.
VON DR. KLAUS D. MAPARA Inhaber der Krick Unternehmensfamilie, Eibelstadt
VON DR. GUNTHER SCHUNK Stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp
Wenn ich »Mozart« als Inbegriff strukturierter und doch fantasievoller Musik begreife, dann braucht auch der Mensch des 21. Jahrhunderts »Mozart« ohne Ende. Dann brauchen wir vor allem aber »Mozart« live. Die Technik unserer Zeit ermöglicht jedwede Musik als allverfügbare Begleiterscheinung unseres Alltags. Erst die Konzentration auf Klang und Zusammenspiel der Streicher und Bläser, die Spannung und Dynamik der live erlebten Musikdarbietung und der Genius Loci ganz unterschiedlicher Spielstätten machen uns die Zeitlosigkeit der Musik Mozarts fühl- und begreifbar. Das Mozartfest Würzburg ermöglicht den Menschen der Region seit nunmehr fast 100 Jahren diese Erfahrung. Es ermöglicht den Besuchern aus nah und fern mit seinen Konzerten und neuen Musikformaten teilzuhaben an praktischer musikalischer Bildung, die kulturübergreifend in der Lage ist, die ewigen Sinnfragen nach dem eigenen Ich, dem Woher und Wohin ganz individuell zu beantworten. Die Sprache der Musik ist international. Sie wurde gerade zu Mozarts Zeit in ganz Europa verstanden. Schon das ist ein guter Grund dafür, in einer kleiner gewordenen Welt den Menschen möglichst viel »Mozart« mit auf den Weg zu geben.
Die Krick Unternehmensfamilie engagiert sich seit vielen Jahren in den Bereichen Kunst und Kultur in Mainfranken. Wir sind davon überzeugt, dass ein schöner Teil unserer unternehmerischen Verantwortung darin besteht, kulturelle Institutionen und Ereignisse bestmöglich zu fördern. Es sind vor allem diese Bereiche, die einer Region über ihre wirtschaftliche Stärke hinaus eine besondere Prägung verleihen und das Leben bereichern. Mit dem Mozartfest Würzburg verbindet uns eine langjährige Partnerschaft. Als Premiumsponsor sind wir stolz darauf, eines der ältesten und renommiertesten Musikfestivals in Deutschland zu unterstützen. Dem Mozartfest gelingt jedes Jahr auch etwas Besonderes: Es begeistert Kinder und Jugendliche für die über 200 Jahre alte Musik Mozarts, indem neben klassischen Sinfoniekonzerten immer wieder neue Wege beschritten werden. Es vereint Tradition und Fortschritt – dafür stehen auch wir. Nicht zuletzt gewinnt unsere Region Mainfranken dadurch an Attraktivität: für die Menschen, die hier leben, und für Besucher aus anderen Regionen. Darüber hinaus ist Mainfranken natürlich auch als Lebens- und Arbeitsstandort besonders ansprechend. Wir finden, das ist jede Unterstützung wert.
Warum wir Mozart und das Mozartfest brauchen? Weil beides für Tradition und Inspiration steht. In einer ungestümen Zeit vieler Veränderungen und vieler neuer Fragen sind diese Bausteine unentbehrlich, um den Fortschritt und gleichzeitig die Stabilität unserer Gesellschaft zu garantieren. Das Mozartfest ist in seinem Anspruch und seiner Qualität von herausragender kultureller Bedeutung. Weil es aus der Tradition heraus in die Gegenwart und Zukunft agiert, passt es zur Ambition unserer Stiftung, Exzellenz in der Region zu fördern. Kultur ist ein Schwerpunkt der Vogel Stiftung, und die Region Würzburg liegt uns dabei besonders am Herzen. Die enge Verbindung von Mozartfest und Vogel Stiftung wird in jedem Jahr konkret erlebbar durch die Jupiternacht im Vogel Convention Center: Hautnah ist dann für jeden spürbar, wie mit überraschendem, begeisterndem und auch avantgardistischem Programm die Frage, ob der Mensch Mozart braucht, eine lebendige und affirmative Antwort erhält. Wir, die Vogel Stiftung, sind überzeugt, dass Hochkultur und mithin das Mozartfest von bedeutender gesellschaftlicher Relevanz sind, und setzen als Premiumsponsor auf diese gute Partnerschaft für die Zukunft unserer Gesellschaft.
»Mehr als eine Reise wert!«
»Für mich ein kultureller Höhepunkt«
»Gemeinsam mit den Würzburgern«
VON PETER GARTISER Partner und Geschäftsführer METRUM Managementberatung GmbH
VON SABINE UNCKELL Geschäftsführende Gesellschafterin des Hotels Würzburger Hof
VON CHRISTOPH UNCKELL Geschäftsführender Gesellschafter des Best Western Premier Hotel Rebstock zu Würzburg
Zum zweiten Mal reise ich in diesem Jahr zum MozartLabor, um einen Workshop zu Fragen des Kulturmanagements zu leiten. Warum ich zum »Wiederholungstäter« werde? Weil mich überzeugt, wie es diesem kreativen Projekt gelingt, nicht allein für Musik zu begeistern, sondern Menschen unterschiedlichsten Alters und mit verschiedensten Erfahrungshorizonten zusammenzubringen, um gemeinsam Fragen mit, für und durch Mozart zu stellen und Antworten zu finden. Aber »Mozartfest« bedeutet noch viel mehr: Es ist purer Genuss! Die wunderschöne Residenzstadt lohnt mehrtägige Streifzüge durch alle Sehenswürdigkeiten und in die fränkische Umgebung, die Konzerte im Kaisersaal und in den Kirchen, das inspirierende Programm und sein thematischer Bogen, Vorträge und Symposien, interessante und berühmte Künstlerpersönlichkeiten ... Und nach dem Konzert auf einen Schoppen Wein in die Altstadt oder Freunde treffen auf der Alten Mainbrücke – Würzburg, du hast es gut und besonders gut während des Mozartfestes!
Seit Würzburg vor fast 25 Jahren zu meinem privaten und wirtschaftlichen Lebensmittelpunkt wurde, ist das Mozartfest für mich ein kultureller Höhepunkt. Es ist großartig, die hochkarätigen Künstler zu den unterschiedlichen Konzerten erleben zu dürfen, die die Vielfalt des Programms bietet. Vor allem in den vergangenen drei Festivaljahren hat sich das Mozartfest nicht nur zu einem noch bedeutenderen Kulturereignis, sondern auch zu einem wirtschaftlichen Motor für die Stadt und die Region entwickelt und damit eine Wertschöpfungskette mit direkten und indirekten Umsätzen geschaffen. Es ist eine Marke geworden, und das hat mich überzeugt, dass wir als Unternehmer in dieser Stadt mehr als bisher dazu beitragen müssen, dieses große Engagement finanziell und ideell zu unterstützen. Wir alle profitieren in erheblichem Maße vom Imagegewinn der Stadt durch das Mozartfest. Ich freue mich sehr auf die neue Saison und darauf, unsere Festgäste wieder mit einem herzlichen »Grüß Gott« in unserer Stadt begrüßen und verwöhnen zu dürfen.
Jedes Jahr im Juni prägt das Mozartfest das Kulturleben unserer schönen Stadt. Dann ist Würzburg nicht nur Universitäts- oder Barockstadt, sondern steht ganz im Zeichen hochkarätig präsentierter, klassischer Musik. Zahlreiche Gäste aus ganz Deutschland und dem angrenzenden europäischen Ausland bereisen Würzburg zu dieser Zeit, um gemeinsam mit den Würzburgern eine der zahlreichen stimmungsvollen Konzert- und Kulturveranstaltungen im Rahmen dieses herausragenden Festivals zu besuchen. Unser Anspruch in der Hotellerie und Gastronomie ist es, die vielen auswärtigen und anspruchsvollen Gäste neben den kulturellen Genüssen auch kulinarisch zu verwöhnen und ihnen in unseren Hotels einen unvergesslich schönen Aufenthalt zu bieten. Auf diese Weise tragen wir mit zum nachhaltigen Erfolg eines der ältesten Musikfestivals in Deutschland bei und festigen den guten Ruf unserer Stadt als Tourismusmagnet.
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