Über Polska

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Ãœber



Über

Ein Insider-Guide für Outsider


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• Gdynia •• Gdańsk 2 1

Sopot

fm sp mu2 te4in5 un2

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Olsztyn

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• Szczecin

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•  Bydgoszcz fm4 • Toruń 3

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• Poznań 3 te

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• Łódź

ls1 un11 in1 Legende un UNESCO-Welterbestätten te Theaterfestivals fm Filmfestivals mu Musikfestivals sk Kunstfestivals sp Sportveranstaltungen in Andere Veranstaltungen ls Nationalparks und Naturschutzgebiete

Waldgebiete Nationalparkgebiete Landschaftsparkgebiete Natura 2000-Gebiete

• Wrocław 1  5

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Katowice

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Kraków

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Zakopane

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Inhalt Polska & die Polen

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ls3

Highlights 4 Polska: Gegen alle Logik und Standards 22 Zehn Gründe, die für einen Besuch Polens sprechen 30 Polens wilde Tiere 34 Die Polen – romantische Eroberer 40

Städte Warszawa (Warschau) 48 Łódź 62 Katowice und Schlesien 72 Kraków (Krakau) 84 Rzeszów 96 Lublin 102 Białystok & Podlachien 110 Olsztyn & Ermland 118 Bydgoszcz & Toruń 128 Die Dreistadt (Gdańsk, Gdynia, Sopot) 136 Szczecin 148 Poznań 156 Wrocław 166

• 2

Białystok

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• Warszawa 7  5

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Wirtschaft, Wissenschaft & Innovationen

Lublin

un10

• Rzeszów un13

un14 ls4

Wirtschaft 177 Design 184 Wissenschaft & Innovation 188

Kultur Kino 193 Popmusik 198 Bildende Kunst 202 Moderne klassische Musik 206 Architektur 209 Literatur 214 Darstellende Kunst 218

Sport & Fitness 222 Essen 230


UNESCO-Welterbestätten un1 Białowieża-Urwald un2 Marienburg – Ordensburg des Deutschen Ordens in Malbork un3 Jahrhunderthalle in Breslau un4 Friedenskirchen in Jawor und Świdnica un5 Auschwitz-Birkenau - deutsches nationalsozialistisches Konzentrations-und Vernichtungslager (1940-1945)

un6 Historisches Stadtzentrum von Krakau un7 Warschauer Altstadt un8 Kalwaria Zebrzydowska: der manieristische Architekturund Landschaftspark und Wallfahrtspark un9 Die mittelalterliche Stadt Toruń un10 Altstadt von Zamość un11 Muskauer Park / Park Mużakowski

un12 Königliche Salzbergwerke in Wieliczka und Bochnia un13 Holzkirchen in der südlichen Region Kleinpolen un14 Griechisch-orthodoxe Holzkirchen in der Karpatenregion Polens und der Ukraine

Festivals und Veranstaltungen Theaterfestivals

Filmfestivals

Sportveranstaltungen

te1 International Divine Comedy Theatre Festival – Krakau te2 Internationales Theater-Festival Dialog – Breslau te3 Malta-Festival, Posen te4 Shakespeare-Festival, D ­ anzig te5 Theater-Meetings, W ­ arschau

fm1 D ocs Against Gravity Film Festival – Warschau, ­Breslau fm2 Gdynia-Filmfestival – Gdingen fm3 P KO OFF CAMERA Internationales Festival des unabhängigen Films – Krakau fm4 Internationales Filmfestival CAMERIMAGE – Bydgoszcz fm5 T-Mobile New Horizons International Film Festival – Breslau

sp1 H erbalife Ironman 70.3 – Gdingen sp2 Hubert-Jerzy-Wagner-Memorial – jährlich wechselnder Veranstalter sp3 P olnischer Grand Prix im Speedway- Motorradrennen – Toruń, Gorzów Wielkopolski, Warschau sp4 PZU Marathon in Warschau sp5 FIS Weltcup-Skispringen – Zakopane sp6 T our de Pologne

Musikfestivals

Andere Veranstaltungen

mu1 Off Festival – Katowice mu2 Open’er Festival – Gdingen mu3 Tauron Nowa Muzyka Festival – Katowice mu4 U nsound Festival – ­Krakau

in1 Schlossfest, Bolków in2 Country- und Folk-Picknick, Mrągowo in3 Nachstellung der Schlacht bei Tannenberg in4 Nachstellung der Schlacht um Warschau von 1920 in5 Dominikanermarkt, Danzig

Kunstfestivals sk1 C ontexts – Internationales Sokołowsko-Festival für Vergängliche Kunst sk2 Krakau Photomonth-Festival sk3 SURVIVAL Art Art Review – Breslau sk4 Under Construction Festival – Warschau

Nationalparks und Naturreservate ls1 Naturpark Dolina Barycz (Naturreservat Stawy Milickie, 12 Inseln im Schutzgebietsnetz Natura 2000) ls2 Białowieża-Nationalpark ls3 Nationalpark Biebrza-Flusstal (Biebrza-Sumpfwald – Naturreservat Czerwone Bagno) ls4 Bieszczady-Nationalpark ls5 Bory Tucholskie Nationalpark – Bory Tucholskie – UNESCO-Biosphärenreservat

ls6 Naturreservat Jaskinia Niedźwiedzia (Bärenhöhle) ls7 Nationalpark Kampinos / Kampinos-Wälder, UNESCO-Biosphärenreservat ls8 Masurischer Landschaftspark, Łuknajno-See, UNESCO-Biosphärenreservat ls9 ONationalpark Ojców ls10 Rospuda-Tal (Natura 2000: Reservat Augustów

ls11 Słowiński-Nationalpark  / Słowiński uNESCO-Biosphärenreservat  / Natura 2000: Reservat Słowińska ls12 Tatra-Nationalpark, Tatra – UNESCO-Biosphärenreservat ls13 Nationalpark Warthemündung (Naturreservat Słońsk) ls14 Wigry-Nationalpark ls15 Woliński-Nationalpark ls16 Nationalreservat Wyczółkowski Cisy Staropolskie


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Der Club Warschau-Powiśle von der Poniatowski-Brücke aus gesehen. Der mittlerweile stillgelegte ehemalige Bahnhof Warschau-Powiśle wurde zu neuem Leben erweckt und ist jetzt eine der beliebtesten Bars in Warschau •


6 Polen erstreckt sich von der Ostsee bis hinunter in die Tatra. Polens Ostseeküste ist ein fantastisches Urlaubsziel •


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Ermland und Masuren Polens Land der 1000 Seen. Der Jeziorak ist Polens längster und flächenmäßig sechstgrößter See •


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10 Krakau – eine Stadt mit Tradition und vielen Freizeitangeboten. Das Ufer der Weichsel unterhalb des Königsschlosses auf dem Wawel ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt •


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12 Danzig ist eine der größten Hafenstädte der Ostsee. Im nördlichen Teil des Seehafens können die größten Schiffe ankern, die auf der Ostsee verkehren. Polens modernster Tiefseecontainerterminal, der DCT Gdańsk, wurde 2007 in Betrieb genommen •


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Polen verfügt über 15 Flughäfen und der Wrocław Copernicus Airport ist in Sachen Passagieraufkommen der fünftgrößte des Landes. Sechs Airlines fliegen den Flughafen in Breslau regelmäßig an und bieten während der Sommersaison zahlreiche Charterflüge. Der Copernicus-Airport in Breslau hat in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Business Traveller Award gewonnen •


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16 Warschau – eine pulsierende moderne Hauptstadt mit einer unglaublich spannenden Geschichte •


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18 Die an der polnisch-slowakischen Grenze gelegene Tatra gehört zu den malerischsten Gebirgszügen Polens und ist Teil des UNESCO-Programms Der Mensch und die Biosphäre. Touristen können hier insgesamt 92 Gipfel bezwingen und die polnische Seite des Gebirgszuges zählt jährlich mehr als drei Millionen Touristen. Morskie Oko (dt. Meerauge) ist der größte See in der Tatra •


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Weiße Störche – allgemein bekannt und heiß geliebt

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tausend Storchenpaare leben in Polen. Das sind rund

20% der weltweiten Population

Migration Störche (links) leben etwa fünf Monate im Jahr in Polen. Im August beginnt ihre Wanderung. Bevor sie sich nach Süden aufmachen, sammeln sich die Störche in großen Schwärmen (pol. sejmiki genannt = Ausschusssitzungen), bei der alle Vögel der Umgebung zusammenkommen. Die entsprechenden Standorte werden von den Schwärmen instinktiv ausgewählt. Wenn die majestätischen Vögel Polen verlassen, fliegen sie in Richtung Südosten, überqueren den Bosporus, den Mittleren Osten, die Sinai-Halbinsel und fliegen dann weiter ins östliche und südliche Afrika. Zu ihren Reisezielen gehören der Sudan, der Tschad, Kenia, Malawi, Tansania, Sambia und Südafrika •

Störche legen auf ihrer Wanderung

6-11

tausend km

zurück.

Wenn die Bedingungen günstig sind, können Störche bis zu

250 am Tag fliegen

km


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Polska: Gegen alle Logik und Standards Polen liegt an der Weichsel Und entlang dieses Flusses trugen sich all die mehr oder weniger dramatischen Ereignisse zu, die Polen genau zu dem europäischen Land machten, das es heute ist. Es sind nicht nur die Leuchtreklamen multinationaler Unternehmen, die seit einigen Jahrzehnten Licht in die polnischen StraĂ&#x;en bringen, sondern auch die Veränderungen in den Menschen selbst.


Polska & die Polen

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Oben: Eine Reise durch die Geschichte Krakaus und seiner Protagonisten: von den Bauarbeitern aus Nowa Huta über Papst Johannes Paul II. bis hin zu Literatur-Nobelpreisträger Czesław Miłosz • Links: Das Zwölf-Uhr-mittags-Wahlplakat der Solidarność-Bewegung mit Gary Cooper wurde 1989 von Tomasz Sarnecki entworfen. Die Botschaft ist klar: Stimme ab, um den Kommunismus zu Fall zu bringen •

Polnische Kreativität, Einfallsreichtum, Enthusiasmus und Offenheit sorgten dafür, dass dieses Land, das lange Zeit von internationalen Ranglisten unbeachtet geblieben war, in den Rankings über unternehmerische Initiative, Innovationsfähigkeit und Effizienz nach oben schnellte. Auf einer Welle weltweiter Solidarität zog sich Polen selbst aus einer tiefen Depression, die durch den Kommunis-

mus und den Zugang zu gerade einmal zwei Fernsehsendern bedingt wurde. Möglich war dies aufgrund der Entschlossenheit der Polen, die sich auf ihre reichen Traditionen stützten und es schafften, die schlimmsten Situationen zu meistern – selbst Stromausfälle und Fleischrationierungen. Polen liegt an der Weichsel. An diesem Fluss wuchsen die zeitgenössischen


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Polska & die Polen

Oben links: Das polnische Alphabet basiert auf dem Lateinischen und umfasst 32 Buchstaben. Foto: Das älteste polnische Alphabet, Trinity College, Cambridge University Collection •

­ olnischen Vorbilder heran, Papst Johannes p Paul II. oder Lech Wałęsa beispielsweise, obwohl die Ikone des freien Polens heute der Fußballer Robert Lewandowski ist. Die Nobelpreisträger Wisława Szymborska und Czesław Miłosz verliehen Polen den Ruf eines Landes der Dichter. Die literarische Entfaltung wird durch die klangvolle polnische Sprache begünstigt, die von mehr als 40 Millionen Menschen in Polen und der ganzen Welt gesprochen wird. Wer die Expansionsfreude der Polen kennt, kann nicht ausschließen, dass Polnisch vielleicht auch sonst irgendwo im Universum

links: Zweisprachige Schilder mit den kaschubischen Namen von Dörfern. Gebiete, die von nationalen, ethnischen oder regionalen Minderheiten bewohnt werden, dürfen zweisprachige Schilder mit den Ortsbezeichnungen in ihrer Minderheitensprache verwenden •

gesprochen wird, bestätigt ist dies bisher jedoch nicht. Das Polnische basiert auf dem lateinischen Alphabet und wurde über die Jahrhunderte so geformt, bis es letztlich zu einer der offiziellen Sprachen der Europäischen Union wurde. Seine wohl einzigartigen Regeln der Deklination und Konjugation überraschen jeden, der mutig genug ist, es mit dieser Sprache aufzunehmen. Es ist nur schwer zu verstehen, warum mehrere Freunde, gleich welchen Geschlechts, zusammen jedzą (essen), wenn das Mahl jedoch vorbei ist, die Frauen jadły (gegessen) und die Männer jedli (auch: gegessen)


Polska & die Polen

OBEN MITTE: Das Frederic-Chopin-Museum im Warschauer Ostrogski-Palast. Ein Teil der Sammlung wurde in die Liste des ­UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die multimediale Ausstellung ist als „offenes Museum“ gestaltet, d.h. die Besucher bestimmen ihre Route durch die Ausstellung selbst •

OBEN RECHTS: Der polnische Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai wurde von dem Warschauer Studio WWAA entworfen und passte das Thema

haben. Einen Ausländer wird sicher auch die übermäßige Nutzung von Diminutivformen verwirren. Für ein wenig Annehmlichkeit im Leben geben die Polen kein Geld (pieniądze) aus, sondern „ein wenig” Geld (pieniążki), ein Schluck Kaffee heißt nicht einfach kawa, sondern kawka und wer sich auf einen Spaziergang (spacer) begibt, wird dies nicht tun, ohne diesen vorher zu einem spacerek zu verkleinern. Polnisch tritt in verschiedenen Mundarten und Dialekten auf, die sich aus den geografischen und demografischen Gegebenheiten entwickelt haben. Die Teilung

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des Scherenschnitts – eine alte polnische Volkskunst – auf eindrucksvolle Weise an die Sprache der modernen Architektur an •

Polens zwischen 1772 und 1918 führte zu einer Germanisierung und Russifizierung des Polnischen, was auch heute noch zu bemerken ist. In Schlesien und Pommern ist so mancher fest davon überzeugt, dass der Ausdruck szneka z glancem - ein mit Zuckerguss überzogenes rundes Gebäckstück - eine original polnische Wendung ist. In Wahrheit stammt diese aber aus dem Deutschen und zwar von dem Ausdruck Schnecke mit Glanz. Neben dem Polnischen gibt es noch eine andere offizielle Sprache, das Kaschubische, das von über 100 000 Kaschuben gesprochen wird, den Nachfahren der


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Polska & die Polen

Pomoranen, eines slawischen Stammes, der im Mittelalter die Ostseeküste besiedelte. Über Jahrhunderte galt Polen als ausgesprochen tolerantes Land, das es nationalen Minderheiten wie den Tataren, Karäern, Lemken oder den Roma ermöglichte, Schutz in historisch turbulenten Zeiten zu finden. Und unlängst sogar dem Akkordeonspieler und Sänger Czesław Mozil. In der polnischen Kultur und Erinnerung ist auch immer noch das große jüdische Erbe präsent. Polin, das Museum der Geschichte der polnischen Juden, wurde erst kürzlich in Warschau eröffnet und ist bei einem Besuch in der Hauptstadt wegen seiner Darstellung der Koexistenz von Polen und Juden ein absolutes Muss. Polen liegt an der Weichsel. Dieser Fluss verbindet die Berglandschaften des

Südens mit der Küste im Norden. Die Vielfalt der Landschaften, die Polen bietet, muss selbst auf den abgeklärtesten Besucher, der „alles bereits im Internet gesehen haben will“, Eindruck machen. Die rasch ansteigende Tatra, die bezaubernden Bieszczady und das geheimnisvolle Riesengebirge garantieren frische Luft und wunderschöne Landschaften, die es sich lohnt, in spektakulären Fotos festzuhalten und die in sozialen Medien sicher unzählige Likes einheimsen werden. Der Duft von gegrilltem Fisch, der einem überall an den breiten Sandstränden der polnischen Ostseeküste um die Nase weht, verleitet dazu, sich noch etwas länger an der Küste aufzuhalten und noch eine Forelle oder Flunder mehr zu genießen. Die Masurische Seenplatte stellt selbst die anspruchsvollsten Reisenden


Polska & die Polen

Die Mittsommernacht (Noc Świętojańska) wird in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gefeiert. Es ist ein großes gesellschaftliches Ereignis, das

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Menschenmengen ans Ufer lockt, die dort Blumenkränze ins Wasser setzen •

auf der Suche nach Abenteuern, einsamen Waldgebieten oder Mücken zufrieden. Nicht einmal Reklame ist in der Lage, Polens wunderschöne Landschaften zu verschandeln. Plakatwände, Banner und Tafeln mit Inschriften wie „Sanitärtechnik und Beratung“ sind derart allgegenwärtig, dass sogar die empfindlichsten Ästheten diese nicht mehr bemerken. Polen liegt an der Weichsel. Die Weichsel und ihre Nebenflüsse nähren den Boden und lassen die Landwirtschaft florieren. So wundert es nicht, dass Polen noch unlängst in erster Linie ein Agrar-

land war. Volkskultur und Kunsthandwerk wuchsen rasch und erlebten eine Blüte. Die wichtigsten polnischen Exportgüter waren bemalte Ostereier und Lederpantoffeln der polnischen Bergbewohner, das kulturelle Vorzeigemodell war das Tanz- und Gesangsensemble Mazowsze. Heute ist Polen ein modernes Land, dessen junge Bevölkerung die Komplexe der Vergangenheit abgelegt hat und die Welt in ihre eigenen Hände nimmt. Das heißt jedoch nicht, dass sie ihr volkstümliches Erbe vergessen haben, was auch von der unvergleichlichen, weltweit beliebten Folkband Kapela ze Wsi


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Polska & die Polen

Der Multimediale Springbrunnenpark in Warschau ist ein beliebter Erholungsort •

Warszawa (Warsaw Village Band) unter Beweis gestellt wird. Polen liegt an der Weichsel. Ein Fluss, genauso ungezähmt und unberechenbar wie die Natur der Polen selbst. Viele junge Menschen meiden die ausgetretenen Pfade, weshalb Polen auch für seine innovativen Lösungen, originellen wissenschaftlichen Ideen und ein reiches Kulturleben bekannt ist, was in den zahlreichen Festivals im Lande zum Ausdruck kommt. Dies alles ist auf die unglaubliche Energie zurückzuführen, die dieses sich ständig nach vorn entwickelnde Land in sich trägt. Polens Öffnung zur Welt hin hat die geistigen Horizonte von jungen Menschen durch Reisen ins Ausland, ein Studium oder romantische Begegnungen erweitert. Das Ergebnis ist eine blühende Literatur-, Musik-

und Kunstszene. Die Wirtschaft boomt, und trotz ihres angeborenen Pessimismus werden die Polen nach und nach immer zufriedenere und glücklichere Menschen. Vielleicht muss man sie ab und zu daran erinnern, aber Polen ist ein Land, für das zu arbeiten es sich lohnt. Polen liegt an der Weichsel. Das merken Sie auch ohne Navi. Kommen Sie einfach hierher, geleitet von: (*Zutreffendes ankreuzen) □ Ihrem romantischen Gefühl, □ Ihrem gesunden Menschenverstand oder □ Ihrer Neugierde. Jeder Grund ist ein guter Grund, um das echte Polen kennenzulernen. Und Gründe gibt es mehr als genug •


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Inspiration ist nicht das ausschließliche Privileg der Dichter oder Künstler. Es gab, es gibt und es wird immer eine bestimmte Gruppe von Menschen geben, die die Inspiration heimsucht. Dazu gehören alle, die ihrem Ruf bewusst gefolgt sind und ihre Aufgabe mit Hingabe und Fantasie verrichten. Nobel-Ansprache, 7. Dezember 1996  Wisława Szymborska Polnische Dichterin, Essayistin, Übersetzerin, Gewinnerin des Literatur-Nobelpreises 1996


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Das Leben ist für keinen von uns leicht. Aber was hilft das? Wir brauchen Durchhaltevermögen und vor allem Vertrauen in uns selbst. Wir müssen daran glauben, dass wir eine Begabung für etwas besitzen, und dass genau dies die Sache ist, die wir um jeden Preis erreichen möchten. Siehst du das?

Maria Skłodowska-Curie Zweimalige Nobelpreisträgerin (Physik und Chemie)

Was ist das?

Ich habe endlich den einzigen Ort hier gefunden, an dem noch nie irgendetwas passiert ist!


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10 Gründe, die für einen ­Besuch Polens sprechen von Fanny Vaucher – Grafikerin, Autorin des Blogs Pilules polonaises

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Entdecken, was Geschichte wirklich bedeutet. Polens Geschichte ist derart reich, dass es kaum einen Stein ohne eine dichte und dramatische Geschichte dahinter gibt. In jeder Stadt scheint jedes einzelne Viertel seine eigene bewegte Geschichte und seine unvergessenen Helden zu haben. Manchmal wird mir geradezu schwindelig, wenn ich bedenke, wie stark die Vergangenheit immer noch in der Gegenwart verankert ist.

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Auf einem Spaziergang durch den Wald ein Wisent treffen. Während die meisten Wisente in Europa in Zoos und Wildparks gehalten werden, leben sie in Polen in den Urwäldern des Ostens in freier Wildbahn. Hier bietet sich die einzigartige Gelegenheit, die stillen Wisent-Herden zwischen hohen Eichen grasen zu sehen oder sich von der Silhouette eines Wisents überraschen zu lassen, der die verschneite Landschaft durchstreift.

Monument

Museum

Kirche Kriegsdenkmal

Statue

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Das Ł und das Ą. Die spezifischen diakritischen Zeichen, die das polnische Alphabet setzt, sind die Offenkundigkeit für das Schöne auf Erden. Gut, okay, ich mag Typographie. Aber sie ist nur ein weiterer Anlass, sich nach Polen aufzumachen, das Land der großen Schriftdesigner und Typographen.

Turm

Schloss Helden des Z­ weiten Weltkriegs

Friedhof

Ruinen


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Polska & die Polen

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(Der aktuell total angesagte) Cidre (Apfelwein). Sie dachten bisher, dass dieses seltsame sprudelnde Getränk nur etwas für Bauernjungen aus der Provinz ist? Das wird sich nach einigen heißen Nächten ändern, in denen sie, am Weichselufer sitzend, Ihren Durst damit gelöscht haben. Cidre schmeckt wie tausende süßer Äpfel aus einer polnischen Obstplantage und man wird erst damit aufhören können, wenn der Bauch vor lauter Kohlensäure nur so blubbert.

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Liebe. Nun, was soll ich sagen. Ja, sicher. Sie werden sich verlieben. Natürlich wird es die romantische Liebe Ihres Lebens werden. Selbstverständlich bedeutet Polen „Liebe“ und klar wird es Ihr Leben für immer ändern. Aus Liebe werden Sie Polnisch lernen und eine drei Tage dauernde polnische Hochzeit feiern. Aus Liebe werden Sie nach Radom ziehen und dort bis ans Ende aller Tage glücklich leben.

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Auf sechs verschiedene Kurzformen seines Vornamens hören. Wenn Sie Freunde gewinnen und diese anfangen, Ihren Vornamen in liebevollen Diminutivformen zu verwenden (die bisweilen länger sind als Ihr richtiger Vorname), oder wenn Ihr Herzblatt Sie jedes Mal ein bisschen anders nennt – Sie werden dahinschmelzen. Die Niedlichkeit in Person.

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Pilze. Pilze überall. In jeder Form, in jeder Farbe, in jeder Geschmacksrichtung. Ein wahres Paradies an Waldpilzen. Kleine Gemüsemärkte, voll mit Körben voller Pilze. Getrocknete Pilze in kleinen Plastiktüten. Auf einem Sonntagsspaziergang durch den Wald Pilze sammeln. Pilzsoßen, Pilzburger, PilzCrêpes, Pilzsuppen, Pilz-Tee. Na ja, Pilz-Tee gibt’s zwar nicht, aber trotzdem…

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Hip-Hop auf Polnisch. Hip-Hop in einer anderen Sprache kennenzulernen vermittelt immer einen tiefen Einblick in eine Kultur, die gegenwärtigen Schwerpunkte, Themen und Identitäten. Und da Polnisch die schönste und außergewöhnlichste Sprache auf Erden ist, ist es natürlich auch toll, polnischen Hip-Hop zu hören.

Land in der Nähe von Olsztyn – und alle Zutaten wuchsen im Garten: Gurken, Knoblauch, Dill, Meerrettich und die Blätter der schwarzen Johannisbeere. Ich habe nach den kleineren Exemplaren Ausschau gehalten und den ganzen Tag davon genascht. Einer meiner Freunde hatte ein Baby, das an den Gurken nuckelte wie an einem Bonbon.

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Kunst der Ironie. Der 10 Die polnische Humor scheint

Muntere Gurken. Für ein Glas saurer ogórki – eingelegter polnischer Gurken – die saureren kiszone genannt, die frischen, weniger gesalzenen małosłone – lasse ich jede Schweizer Schokolade liegen. Zum ersten Mal habe ich diese in einer Suppe gegessen und dachte, sie sei verschimmelt. Und trotzdem war es Liebe auf den ersten Biss. Und so habe ich gelernt, selbst Einmachgläser mit ogórki małosolne zu befüllen – im Sommer auf dem

mir eine subtile Kombination aus Ironie und Selbstspott zu sein. Und er zeigt gewöhnlich ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, worum es geht •


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Zu der Vielfalt der in Polen in freier Wildbahn lebenden Tiere gehören Braunbären, Wildpferde, Elche, Hirsche und Feldsperlinge •

Polska & die Polen


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Polens wilde Tiere Der Białowieża-Urwald ist die Heimat einer 500 Tiere zählenden Wisent-Herde (oben). Es ist die größte Gruppe dieser extrem seltenen Tiere (weniger als 4000 weltweit), die bereits im Mittelalter in Europa fast bis zur Ausrottung gejagt wurden. Insgesamt leben mehr als 1000 Wisente im polnischen Białowieża-Urwald, dem letzten Refugium dieser Art in Europa. Daher ist er einer der wichtigsten Naturschätze, nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa und wurde 1979 in die Liste des ­UNESCO-Welterbes aufgenommen •

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Bräuche des Landes

Ein kleiner Leitfaden über die schrägen und ungewöhnlichen Sitten Polens

Śmigus-Dyngus (oben)– Die alte Tradition, Frauen und junge Mädchen mit Wasser zu bespritzen, wurzelt in heidnischen, mit dem Frühling verbundenen Ritualen, die in den christlichen Kalender aufgenommen wurden. Heute wird Śmigus-Dyngus am Ostermontag gefeiert, wobei es in den verschiedenen Regionen Polens bestimmte Eigenheiten gibt • Mittsommerfest (links)– einst in Polen als Noc Kupały oder Sobótki bekannt, vergleichbar dem Valentinstag im Westen. Gefeiert wird das Mittsommerfest in der kürzesten Nacht des Jahres, in der Regel in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni. Je nach Region setzt man Girlanden auf das Wasser, sucht den Glücksfarn oder lässt sich die Zukunft vorhersagen. Heutzutage sind diese Bräuche zumeist eine schöne Zugabe auf Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen •


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Polska & die Polen Der Kreuzweg im Sanktuarium von Kalwaria Zebrzydowska (links), das zum UNESCO-Welterbe gehört. Das Mysterium der Passion Christi wird hier in der Karwoche vor wahrhaft einzigartiger Kulisse aufgeführt •

Die Nachstellung der Schlacht von Tannenberg in den Masuren im Andenken an eine der größten Schlachten des mittelalterlichen Europas (15. Juli 1410). Das alljährliche Programm umfasst mehrere Tage mit Attraktionen rund um das Mittelalter. Der Höhepunkt ist die gewaltige Inszenierung mit Bataillonen von Rittern, die tausende von Menschen aus dem ganzen Land herbeilockt. (Hinweis: Polen ist stets der Sieger über die Ritter des Deutschen Ordens) •

Die Tradition der Herstellung von Weihnachtskrippen, szopki genannt, reicht zurück bis ins Mittelalter. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich jedoch ein ganz eigener Stil, der sich auf die Kirchenarchitektur Krakaus bezieht. Jedes Jahr findet ein Wettbewerb für die beste szopka statt. Reich verziert stellen diese Krippen die

Geburt Jesu in Bethlehem dar. Die Miniaturen sind ein sehr beliebtes Souvenir und eine echte Attraktion in der Weihnachtszeit (prüfen Sie, ob Ihr Reisebüro in dieser Jahreszeit spezielle Ausflüge anbietet) •


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Polska & die Polen

Ertränken der Marzanna – Ein Brauch aus heidnischen Zeiten, der so alt ist, dass sich niemand an den Ursprung erinnern kann. Marzanna (Morena) war die slawische Gottheit des Todes und des Winters. Da allerdings keine Frau, die bei Sinnen war, die Rolle dieser grausigen Figur übernehmen wollte, schuf man symbolische Nachbildun-

gen. Bis heute werden überall, wo etwas im Wasser versenkt werden kann, d.h. in Flüsse, Seen, größeren Pfützen oder sogar Badewannen, MarzannaFiguren versenkt. Dies geht auf den Volksglauben zurück, damit den Frühling herbeizurufen und den Himmel um eine reichliche Ernte und Wohlstand anzurufen. Marzanna wird dermaßen ver-

achtet, dass man ihre Figur vor dem Ertränken in Brand steckt, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich tot ist. Dadurch wird das Ganze natürlich noch spektakulärer. Die Schüler schwänzen an diesem Tag die Schule. Manche gehen und ertränken Marzanna, andere gehen anderen feuchtfröhlichen Vergnügungen nach •

dert initiierte. Ein untrennbarer Bestandteil der Feierlichkeiten in dieser Stadt Masowiens ist die Prozession, die mit einer Messe in der Marienbasilika

beginnt. Von dort aus folgen die Massen einem tragbaren Altar, der traditionell von den Gemeindemitgliedern hergestellt wird. Fronleichnam in Łowicz erlangte aufgrund der ungemein farbenfrohen Prozession und der in ihren traditionellen Trachten gekleideten Einheimischen Bekanntheit, über die das National Geographic Magazine 1930 in einer Ausgabe berichtete. Besucher, die zu anderen Zeiten im Jahr nach Łowicz kommen, sind oft enttäuscht wenn sie merken, dass die Einheimischen ihre bunten Trachten natürlich nicht jeden Tag tragen. Während der Prozession im Mai oder Juni kommen jedes Jahr Touristen aus aller Welt nach Łowicz. Deshalb wird das Evangelium in vier Sprachen verlesen •

Die Fronleichnamsprozession in Łowicz (oben) reicht wahrscheinlich bis in die Anfänge dieses Feiertages zurück, den Papst Urban IV. im 13. Jahrhun-


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Polska & die Polen

Der Schmutzige Donnerstag ist an keinem festen Datum, da das Fest vom Osterkalender abhängt. Es ist der letzte Donnerstag vor der Fastenzeit und der Anfang vom Ende der Karnevalszeit. (Die genaue Bestimmung hängt von Mondphasen, der Frühlingstagundnachtgleiche und etwas Arithmetik ab.) Generell ist dies ein Tag zum Schlemmen, an dem traditionell Krapfen (pączki) und Raderkuchen (faworki) verspeist werden, die jegliche Diätanstrengungen zunichtemachen. Sie werden zu tausenden gebacken und in die Geschäfte und an Unternehmen geliefert, die ihre Mitarbeiter damit beglücken. Die zugelegten Pfunde kann man ja dann in der Fastenzeit wieder loswerden • Das Erntedankfest, auf Polnisch Dożynki (rechts), wird auf dem Land gefeiert, wenn die Ernte eingefahren wurde und die Feldarbeit zu Ende ist. Gedankt wird für die diesjährige Ernte, und man betet dafür, dass sie im kommenden Jahr genauso üppig ausfallen wird. Für die Dorfbewohner eine Gelegenheit, sich in Schale zu werfen und den neuen Traktor oder das neue Fahrrad vorzuführen. Die örtliche Gemeinde kommt zusammen, um zu schlemmen, zu tanzen oder Konzerte zu hören. Im Kommunismus wurde Dożynki sehr ausgiebig gefeiert, allerdings überhäuft von Parteipropaganda. Dies sollte die Solidarität zwischen den Bauern auf dem Land und dem städtischen Proletariat festigen, endete aber oft unter einem Tisch in der nächstgelegenen Kneipe • Feste der Tataren Ausgelassene Tänze zum Ende der von den polnischen Tataren begangenen Feiertage. Dabei handelt es sich um Muslime, die sich im 14. Jahrhundert in der damaligen Rzeczpospolita, der alten Adelsrepublik, niederließen •

Das große Purimfest Der fröhlichste Feiertag im jüdischen Kalender (gewöhnlich im März), zu Ehren von Mordechai und Esther, welche die Juden vor rund 3000 Jahren aus der persischen Diaspora retteten. Jüdische Gemeinschaften feiern diesen Tag mit Kostümbällen •

Zahllose Jahrmärkte und Festivals Zu den wichtigsten gehören der Dominikanermarkt in Danzig (Juli / August), der Johannismarkt in Posen (Juni), und der Jakobsmarkt in Stettin (Ende Juli) •


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Polska & die Polen

Die Polen – romantische Eroberer Die Polen sind eine Nation der Eroberer. In der Vergangenheit haben sie heldenhafte Taten vollbracht, um die eigene Identität zu wahren. Heute erobern sie das Know-how, wie sie ihren Vorlieben nachgehen und diese verwirklichen können. So ist es kein Zufall, dass die Polen in letzter Zeit große Erfolge im Sport verzeichnen konnten. Die Weltmeisterschaft im Volleyball und das hohe Ansehen, das polnische Sportler in der Leichtathletik oder beim Radfahren genießen, sind Ausdruck des polnischen Charakters. Denn um einen Erfolg zu erringen, kämpfen die Polen bis zum Umfallen. Sie erklimmen die Gipfel des Himalayas und erforschen alle Bereiche menschlichen Strebens. Polnische Wissenschaftler, Programmierer, Unternehmer und Künstler müssen sich heutzutage nicht mehr um die Freiheit Polens sorgen. Sie sind bestrebt, ganz nach oben zu kommen und haben dabei keinerlei Probleme mit der Höhenangst. Polen ist eine Nation mit gewaltigem Potential. Dies kommt im einzigartigen Ideenreichtum zum Ausdruck, der jedem Polen angeboren zu sein scheint. Sie mögen es nicht, sich nach Schema zu verhalten oder ausgetretenen Pfaden zu folgen. Sie schaffen neue Konzeptionen und kommen, wie ein Apfel, der vom Baum fällt, von einer Sekunde auf die andere mit neuen Ideen daher. Bisweilen scheint ihre Handlungsweise irrational, und sie ist auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Polen versuchen aber

Gunia Nowik und der in Frankreich geborene Patrick Komorowski, Gründer der Pola Magnetyczne (Magnetfelder), einer der interessantesten Galerien in Warschau, mit Emil Cieślars Music of Stars (2010 – 2015) •


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Polska & die Polen

oben: Die Polen legen großen Wert auf ihre familiären Bande •

stets, die Welt in Erstaunen zu versetzen. Einst nannte man dies die Fantasie der Ulanen, jener schneidigen, farbenfrohen und säbelschwingenden Kavallerieeinheiten der Vergangenheit. Heute sind die Polen die Ulanen des kreativen Denkens. Sie sind davon überzeugt, dass nichts unmöglich ist. Polens junge Bevölkerung findet unkonventionelle Methoden, die Arbeit, das Reisen, das Studium, ja sogar die Ernährung zu organisieren. Die Polen lieben leidenschaftlich und glauben romantisch an das Gute in der Welt. Dies mag der Grund sein, warum so viele von ihnen Dichter sind. Die Polen legen sehr großen Wert auf das Familienleben. Angehörige sind sehr wichtig, was allein schon die enorme Zahl von Gästen auf Hochzeiten widerspiegelt. Ganze Familien leben zusammen, aber nicht nur, weil sich viele jungen Menschen kein eigenes Heim leisten können, sondern wegen der engen Beziehung zu Eltern und Großeltern. Feiertage verbringen sie gemeinsam, und von denen gibt es jede Menge – der polnische

rechts: Die Polen sind ein hart arbeitendes Volk – hier hat man keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen •

Kalender ist reich an rot markierten Tagen. Die Polen lieben es einfach, zu feiern und jede passende Gelegenheit ausgelassen zu begehen. Neben dem Geburtstag feiern die Polen auch den Namenstag, ein Brauch, der längst nicht in der ganzen Welt verbreitet ist. Die Polen arbeiten hart. Gib ihnen eine Chance, und sie werden alles daran setzen, sie zu nutzen, sei es auf einer Baustelle oder am Kopierer eines großen Unternehmens. Sie schrecken vor Herausforderungen nicht zurück. Mit dieser Haltung verwandeln sie ihr eigenes Land in eine treibende Kraft, tragen aber auch in Großbritannien, Norwegen, den USA und in vielen anderen Ländern, in die es heute Direktflüge gibt, zum Wachstum bei. Berichte über den Fund von Wasser auf dem Mars wurden sofort von Spekulationen begleitet, dass sich dort oben auch ein polnischer Klempner befinden müsse. Die Polen sind berühmt für ihre Gastfreundschaft! Dies ist jedoch nicht einfach nur ein Werbeslogan, sondern eine Tatsa-


Polska & die Polen

che, die sich aus dem polnischen Charakter ergibt. Je weiter ein Gast kulturell entfernt scheint, desto herzlicher die Aufnahme. Der Grund mag darin liegen, dass Polen einst eher homogen und ein Ausländer eine Sensation war. Nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Ankömmlinge aus allen Ecken der Welt, die herausgefunden haben, dass Polen ein lebenswerter Ort ist, ändert sich dies jedoch gerade rasant. Die Polen bieten ihren Gästen das Beste, das sie auf Lager haben, sei es der beste Platz am Tisch, ein bequemer Sessel vor dem Fernseher oder ein freundliches Wort. Sie helfen in der Not und zeichnen sich durch ungewöhnliche Großzügigkeit aus. Aus diesem Grund beteiligen sie sich auch so bereitwillig an Wohltätigkeitsaktionen jeder Art. Durch die Freigiebigkeit der Polen wurde das Große Orchester der Weihnachtshilfe, eine große Spendenaktion, die von Jurek Owsiak organisiert wird, zu einem einzigartigen Ereignis, an dessen Finale im Winter riesige Menschenmengen teilnehmen und landesweit Spenden sammeln, um den Kranken, insbesondere Kindern, zu helfen. Im Polnischen gibt es das Verb załatwić, das sich nur schwer in eine andere Sprache übersetzen lässt. Seine Grund-

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bedeutung ist „etwas arrangieren“, das Konzept spiegelt aber den Charakter einer Nation wider, die oft mit sehr ungünstigen Umständen zurechtkommen musste. Jahre des wirtschaftlichen Missstandes und Versorgungsmängel bei grundlegenden Gütern zwangen die Polen, ihrem Erfindungsgeist zu vertrauen, irgendwie zu überleben und sich zu entwickeln. Genau dadurch haben sie einen unglaublichen Ideenreichtum entwickelt, der mittlerweile sozusagen eine vererbbare Eigenschaft geworden ist. Und so können die Polen selbst in den extremsten Situationen zurechtkommen. In den Tagen des Kommunismus war ein Vater stolz, wenn er es „arrangieren“ konnte, Kalbfleisch auf den Tisch der Familie zu bekommen, wenn dieses in den Geschäften fehlte. Heute ist dessen Sohn stolz darauf, wenn er einen lukrativen Liefervertrag für Kalbfleisch mit dem Ausland „arrangieren” kann. Die Anforderungen und die Realitäten in Polen haben sich geändert, Einfallsreichtum kann man jedoch nie genug haben. Die Polen hat ihr nicht standardmäßiges Denken bisher immer weiter gebracht, denn sie schaffen es, ihren eigenen Weg zu gehen. Steuerprüfer können ein Lied davon singen.


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Polen zieht viele Ausländer an. Der berühmte britische Geiger Nigel Kennedy (ganz oben), ist der künstlerische Gastdirektor der Krakauer Karol-Szymanowski-Philharmonie, wo er regelmäßig auftritt. Sie finden ihn aber auch in Krakauer Jazzclubs, denn er ist bekannt dafür, sich gerne Jam-Sessions anzuschließen. Die Liebe der für ihre Schönheit bekannten polnischen Frauen (oben) hat schon so manchen Ausländer dazu bewegt, in Polen zu bleiben •

Polska & die Polen

Den Polen ist es gelungen, die Möglichkeiten voll auszunutzen, die sich aus dem Beitritt zur Europäischen Union für sie ergeben haben. Allein die Tatsache, dass der Europäische Rat von einem Polen geleitet wird, gibt Anlass zum Stolz, insbesondere wenn man bedenkt, dass dies noch vor einigen Jahrzehnten einer wilden Fantasie gleichgekommen wäre. Damals nämlich starrte jeder Pole in Richtung Westen wie auf mit Zuckerguss überzogenes Gebäck hinter der Glasscheibe einer Konditorei. Heute nun ist eine bessere Welt in direkter Reichweite und die jungen Polen fühlen sich frei. Die Grenzen sind gefallen und die Polen reisen mit großer Begeisterung durch die ganze Welt. Sie wagen sich in alle Ecken dieser Erde vor und erweitern ihren Horizont, haben keinerlei Probleme im Kontakt mit anderen


Polska & die Polen

Nationen und lieben es, Fremdsprachen zu lernen, sei es Spanisch oder Portugiesisch, Deutsch oder Russisch. Nicht zu vergessen Englisch, das sich die jüngere Generation genauso schnell aneignet wie das Einmaleins. Die Polen haben die Angewohnheit, permanent nach ihren Wurzeln zu suchen. Sie legen sehr großen Wert auf ihre Herkunft, sie achten das, was sie erreicht und schätzen all die Lebensaspekte, die sie geprägt haben. Gut ausgebildete Polen werden sich immer stärker darüber bewusst, wer sie sind und was sie erreichen möchten. Hierbei berufen sie sich auf ihre Tradition, aus welcher sie ihre kreative Kraft schöpfen. Dies mag auch einer der Gründe für das im ganzen Land stark anwachsende Interesse für die jüdische Kultur sein, die seit Jahrhunderten untrennbar mit Polen verbunden ist.

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Polen ist eine Nation, die slawische Empfindsamkeit mit europäischem Pragmatismus verbindet. Vielleicht erklärt dies die außergewöhnliche Kreativität der Menschen zwischen Ostsee und Hoher Tatra. Den Polen wohnt ein kreatives Potential inne, das noch nicht voll ausgeschöpft ist. So ist es auch kein Wunder, dass das kulturelle Leben blüht und Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts dabei eine aktive Rolle übernehmen können. Polnische Kunst, Literatur und Kinematografie setzen ihre dynamische Entwicklung fort - alles inspiriert durch Künstler, die in der Lage sind, das komplexe polnische Seelenleben, das sie am globalen Firmament kreativen Schaffens abhebt, nach außen zu tragen. Polnische Männer haben einen ganz eigenen Charme, und die Polinnen zäh-


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Polska & die Polen

Jedes Jahr strömen die Menschenmassen zu Krakaus Festival der Jüdischen Kultur •

len zu den attraktivsten Frauen der Welt. Vielleicht ist das der Grund, warum einige Besucher immer wieder nach Polen zurückkommen. Viele sind von der Schönheit polnischer Frauen oder dem Geschmack von einzigartigen polnischen Gerichten wie Bigos begeistert – und so entscheiden sie sich für einen längeren Aufenthalt. Nach einigen Jahren, in denen sie auch all die anderen Annehmlichkeiten eines Lebens an der Weichsel erfahren haben, gibt es auch diejenigen, die sich hier auf Dauer niederlassen. Hier können sie ihren Interessen nachgehen und schaffen es, auch jenseits der Grenzen Polens Bekanntheit zu erlangen. Die besten Beispiele sind die ewig jungen Musiker John Porter und Nigel Kennedy. Viele Ausländer, die hier leben, tragen zur Verbesserung des Lebensstandards in Polen bei, indem sie aktiv am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen, wie etwa solche herausragenden Persönlichkeiten wie Mamadou Diouf vom Multikulturellen Zentrum in Warschau oder Larry

Okey Ugwu vom Baltischen Kulturzentrum in Danzig. Durch Ausländer, die sich in Polen niederlassen, wird das Land an der Weichsel immer multikultureller, was sich nicht anhand der Anzahl an Frühlingsrollen oder Kebabs ausdrücken lässt, die in den Straßen angeboten werden. Generell sind die Polen eher gelassen, haben jedoch einen Hang zum Jammern. Ihre Seelenstimmung wird oft von vielen Faktoren beeinflusst: der Zusammensetzung der Regierung, den Staus in den Straßen, einer Warteschlange auf dem Postamt, Schwierigkeiten, den entsprechenden Fachmann zu finden… ja sogar vom Luftdruck! Denn man glaubt, dass sich der Luftdruck auf das Gemüt auswirkt. Voller Energie? Dann ist der Luftdruck oben. Niedergeschlagen? Dann geht das Barometer nach unten. Befassen Sie sich mit diesen Theorien und Vermutungen, bevor Sie nach Polen kommen. Denn das kann Ihnen in der alltäglichen Kommunikation tatsächlich behilflich sein! •


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Polen hat 38 437 239 Einwohner, davon: 19,839,248 Frauen – d.h.

18 619 809 Männer – d.h.

51,6% Die nationale und ethnische Identität, die von den Befragten als ihre erste Wahl angegeben wurde*

48,4% Altersstruktur

0,7 Millionen anders als: Polnisch.

435,8 Tsd.

Schlesier

74,5 Tsd.

0–9 10-19 20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 80–99 10,3% 10,0% 14,2% 16,4% 12,9% 14,0% 12,0% 6,2% 3,9%

Deutsche

38,4 Tsd.

Religionen**

Russisch-Orthodox   0,41%

Ukrainer Zeugen Jehovas 0,36% 36,4 Tsd. Weißrussen Protestanten (Lutheraner, Kalvinisten, Methodisten) 0,18%

17,7 Tsd. Kaschuben 12,6 Tsd. Roma

37,3 Mio. Polen

Griechisch-Orthodox 0,09%

8,2 Tsd. Russen

Mitglieder 0.07% der Pfingstkirche

7,1 Tsd. Lemken

Mariavitisten 0,03%

5,6 Tsd. Litauer 3,6 Tsd. Vietnamesen

Andere 0,15%

3 Tsd. Armenier 2,5 Tsd. Juden 2,3 Tsd. Slowaken 1,7 Tsd. Italiener 1,6 Tsd. Engländer 1,5 Tsd. Franzosen 1,3 Tsd. Tschechen 1,2 Tsd. US Amerikaner 1,1 Tsd. Griechen 0,9 Tsd. Holländer 0,5 Tsd. Spanier 22.3 Tsd. Andere

Keiner Kirche z­ ugehörig

Ohne Angaben

2,4%

87,7%

Römisch-Katholisch

1,63%

Unbekannt

7,1%

Source: Central Stati­stical Office of Poland, *National Census of Population and Housing 2011, Warsaw 2015 **Religious creeds in Poland 2012–2014, Warsaw 2016 Zum ersten Mal konnten die Befragten die nationale und die ethnische Identität ihrer ersten und ihrer zweiten Wahl angeben.


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Warszawa (Warschau) Lernen Sie unsere dynamische Hauptstadt kennen. Der SchlĂźssel zum Verständnis dieser eklektischen Stadt ist, sich bewusst zu werden, wie oft Warschau wieder von vorn anfangen musste - so wie die AnkĂśmmlinge heute, die weit entfernt von ihrer angestammten Heimat eine neue Existenz suchen. Mehrmals wurde Warschau infolge kriegerischer Angriffe, Aufstände oder VergeltungsmaĂ&#x;nahmen zerstĂśrt. Als 1944 Warschau, auf dessen Wappen eine Meerjungfrau mit Schwert und Schild abgebildet ist, mit 90 % zerstĂśrter Gebäude praktisch nicht mehr existierte, schienen die Tage der Stadt gezählt zu sein.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Chopin-Flughafen ­Warschau – 7 km î ? Flughafen ­Warschau-Modlin – 34 km îĄ? Berlin – 520 km Prag – 520 km Vilnius – 395 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1323  î Žâ€† 1,8 Mio. î Ľâ€† 517 km2 î Š 5 386 PLN î € 255 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & ­Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 59 î † 44 î ‚â€† 88 

 23 Tsd. î ƒâ€† 3,3 Tsd.   531 


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Der Grzybowski-Platz und die Allerheiligenkirche mit Wolkenkratzern im Hintergrund •

Aber bereits ein Jahr später kehrten die Menschen bereits wieder in ihre geliebte Hauptstadt zurück und bauten sie in mühevoller Arbeit Stein für Stein wieder auf. Ihre heutige Gestalt deutet auf schnell erstellten neuen Raum hin, der verschiedene Bedürfnisse decken musste. Hier gibt es moderne Wohnsiedlungen, die bisweilen neben alten Mietshäusern stehen und es gibt viele klassische Gebäude, die an das 19. Jahrhundert erinnern. Genauso gibt es Überreste des Sozialistischen Realismus aus der Zeit der sowjetischen Vorherrschaft, wie beispielsweise den Kul-

tur- und Wissenschaftspalast. Dieser steht mitten im Zentrum der Stadt und ist ganz einfach nicht zu übersehen. Die Atmosphäre des alten Warschau lässt sich am besten auf einem Spaziergang durch die Straßen des Stadtteils Praga am östlichen Ufer der Weichsel genießen. Der Fluss ist auf dieser Seite durch natürliche Dämme mit dichtem, durch das EU-Programm Natura 2000 geschütztem Grün von der Stadt getrennt. Die Warschauer strömen geradezu in diese Wildnis, um Erholung zu suchen, sie ist aber auch eine Oase für viele wild lebende Tiere und Vogelarten •


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Ausgefallene Plätze und ausgefallene Dinge

Denkmalcharakter, die seit dem 17. Jahrhundert ohne Unterbrechung in Betrieb ist. Die Stoffe wurden auf Bestellungen von Modehäusern wie Chanel, Dior oder Givenchy hergestellt. Die Warschauer Modemeile im Stadtzentrum ist die Mokotowska-Straße. Bevor Sie Ihren Spaziergang durch die Mokotowska beginnen, machen Sie am nahe gelegenen Shopping-Center Mysia 3 halt, das für das Modedesign in Warschau dasselbe ist, wie das Corso Como für Mailand. Anna Orska, die kreativste Schmuck-Designerin Polens,

Anna Pięta und Magda Korcz – die Organisatorinnen der „HUSH Warsaw“, des größten Marktes für original polnisches Modedesign Für eine Portion Modegeschichte sollten Sie die Manufaktura Królewska (Königliche Manufaktur) im Łazienki-Park besuchen, Europas einzige Textilfabrik mit

führt hier eine Boutique. Dort befindet sich auch der Concept Store SHE / S A RIOT, der eigene Markenkleidung, Parfüm aus aller Welt, Zeitschriften, ja sogar Schokolade anbietet. Der Shop NAP Moda bietet eine umfassende Auswahl polnischer Marken wie EST by ES., Zofia Chylak und Anna Gregory. Überall auf der Mokotowska findet man versteckte Juwelen, von der Öko-Boutique Wearso bis zum Shop der bekannten polnischen Designerin Ania Kuczyńska. Und das ist nicht alles. Einfach überall reinschauen und die besten polnischen Marken entdecken. Sonntags wird die Musik der unter freiem Himmel stattfindenden Chopin-Konzerte im Łazienki-Park (oben rechts) zu den Radwegen entlang der Ujazdowskie-Alleen herübergetragen. Bevor Sie das Zentrum für Zeitgenössische Kunst im Schloss Ujazdowski mit seinen das soziale Bewusstsein ansprechenden Freilicht-Exponaten erreichen, müssen Sie unbedingt die Koszykowa-Straße und die bezaubernde Aleja Róż, die Allee der Rosen, entlangspazieren! Die Boutiquen hier sind eine ausgezeichnete


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Das lebende Gedächtnis ­Warschaus Jan Ołdakowski ist der Direktor des Museums des Warschauer Aufstandes, einer der geschäftigsten und lebendigsten Institutionen der Stadt, die an den am 1. August 1944 ausgebrochenen Aufstand gegen die Nazi-Besatzung erinnert.

Gelegenheit, Ihren Schrank wieder auf Vordermann zu bringen. Versuchen Sie es im Kyosk (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE UNTEN) und im Laden Kaaskas. Köstlichen Kuchen finden Sie im stilvollen Lukullus, vor allem in den Zweigstellen auf der Mokotowska (unten links) und auf der Francuska im Bezirk Saska Kępa. Die Inneneinrichtung ist überwältigend und die Kuchen werden gemäß alten polnischen und französischen Rezepten gebacken. Magdas Favoriten sind die Limoncello-Tartes und die „Armani“-Kuchen. Die Besitzer arbeiten eng mit ansässigen Künstlern zusammen und verkörpern die Geschichte Warschaus und dessen unkonventionelle Atmosphäre. Im Museum für Neonreklame in der Soho Factory, Mińska-Straße 25, ist das Design der polnischen Neonwerbung im Laufe der Jahre dokumentiert. In der Zeit des Kommunismus war Neonreklame das von den Behörden zur Werbung für die staatlichen Geschäfte bevorzugte Medium, und einige dieser bisweilen bemerkenswerten Überbleibsel sind hier zu sehen •

„Es ist fantastisch, am 1. August bei den Jahresfeierlichkeiten des Warschauer Aufstandes dabei zu sein” , sagt Ołdakowski. „Um 17:00 Uhr legen die Sirenen los, und in genau diesem Augenblick kommt die ganze Stadt zum Stillstand. Diesen gigantischen „Flashmob“ zu sehen, wenn hunderttausende Menschen eine Minute in Stille verharren, Autos und Fahrräder anhalten, all das zu Ehren der gefallenen Hauptstadt Warschau – das macht immer einen gewaltigen Eindruck. Die Einwohner Warschaus fühlen sich einfach mit der Geschichte ihrer Stadt verbunden, obwohl diese sehr verworren ist und sich zwischen zwei totalitären Systemen abspielte – dem der Nazis und dem der Sowjets. Dies hat das heutige Warschau geprägt: rein optisch etwas chaotisch und oftmals unschön, aber dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – hochdynamisch, kreativ und ständig in Bewegung” •


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Eine Nacht in der Stadt! Michał „Borek” Borkiewicz – Kulturimpresario und Gründer der legendären Warschauer Cafés und Clubs Plan B, Plac Zabaw und Dwa Osiem Der Plac Zbawiciela (GEGENÜBERLIEGENDE Seite) muss nicht groß vorgestellt werden und gehört zu jedem Warschau-Besuch dazu. Er ist ein lebendiges Symbol für den gesellschaftlichen Wandel als die Menschen ihre Häuser verließen und auf die Straße gingen! Angefangen hat alles in unserem kleinen Club Plan B mit kleinen Konzerten, Meetings und Partys. Später folgten das Charlotte, ein Café mit Bäckerei, sowie verschiedene andere Bars und informelle Restaurants, womit der Plac Zbawiciela zum bevorzugten Treffpunkt für Warschauer Künstler, Aktivisten, Freiberufler oder den intelligenteren Schlag von Trinkern wurde. Manche bezeichnen diesen Bezirk als entspannt und aufgeschlossen, für andere tummeln sich hier nur Angeber und Hipster (wen auch immer man dazuzählen möchte). Ich liebe ihn! Lado ABC ist das wichtigste unabhängige Musiklabel

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in Warschau, vielleicht sogar in ganz Polen. Es ist aber auch eine Gruppe von Künstlern, eine Gemeinschaft, eine Marke, eine Szene Dutzende von Musikern kommen hier zusammen, um unzählige stilistisch abwechslungsreiche Projekte zu verwirklichen. Es gibt kein Büro, keine offizielle Distribution und auch keine Marketingstrategie, es wird kein großes Geld gemacht, dafür wird aber eine Menge an gutem Material herausgegeben. Die Musiker spielen sowohl auf internationalen Festivals als auch in kleinen Clubs. Der Plac Zabaw ist die Freilichtbühne des Plan B unten am Fluss und ist jeden Sommer Schauplatz eines kleinen Festivals des Lado ABC. Auf dem Plac Defilad (unten) trifft auf Initiative der städtischen Behörden die Energie vieler treibender kultureller Kräfte Warschaus aufeinander: die der Café-Clubs im Kultur- und Wissenschaftspalast (die Bar Studio und das Café Kulturalna) und

die des Teams des Teatr Studio. Diese haben dem sichtbarsten, aber wohl mit am wenigsten genutzten Platz der Hauptstadt, dem Plac Defilad, neues Leben eingehaucht. Hier wird ein abwechslungsreiches Programm aus Kulturveranstaltungen, Debatten sowie sozialen und lokalen Initiativen mit offiziellen städtischen Events verbunden. Das Ufer der Weichsel war in Sachen Essen und Kultur bislang ein Ödland, das man mit Grillwurst und Prügeleien zwischen Gruppen von Schlägertypen assoziierte. Heute zieht es Menschen jeglicher Couleur hinunter zum Fluss und so mancher verbringt hier den ganzen Sommer. Es lohnt sich ganz bestimmt nachzusehen, was gerade im Cud nad Wisłą, Pomost 511, Kurort, Sezon, Hocki Klocki, Barka und dem nahe gelegenen Plac Zabaw (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE UNTEN) geboten ist. Alle haben ein ausgesprochen reiches Kulturprogramm!


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Wenn Sie Musik in einer stilleren und intimeren Atmosphäre suchen, empfehle ich Ihnen Free-Jazz im Pardon To Tu, in der Klubokawiarnia Towarzyska, dem Oleandrów 3, dem Chmury (im bunten Stadtteil Praga auf der Ostseite der Weichsel), der Kawiarnia Fawory und danach hervorragende Falafel im Bejrut in der Senatorska-Straße. Alles übrigens bequem mit dem Fahrrad zu erreichen! •

Der Warschauer Slang Die Warschauer Umgangssprache enthält nicht nur ganz eigene Wörter und Ausdrücke, sondern weist auch einen ganz besonderen Tonfall, verbale Kürzungen und Verdrehungen sowie humoristische und angeberische Anspielungen auf. Am besten lernen Sie es bei einem Taxifahrer oder auf den Straßen von Praga, auf der Ostseite der Weichsel. Je nach nachbarschaftlichem Umfeld, Beruf oder dem Einfluss des Deutschen oder Jiddischen tauchten oft verschiedene Versionen dieser besonderen Sprache auf. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren diese Unterschiede

deutlicher zu spüren als heute. Nach dem Krieg wurde der Slang wissenschaftlich untersucht und auch in der hohen Literatur verwendet. Heute hat die Gesellschaft für die Warschauer Umgangssprache die Aufgabe, das Warsiaski nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es werden Workshops und andere Events veranstaltet, die die Tradition aufrechterhalten, Online-Glossare veröffentlicht und sogar Unterricht wird erteilt. Somit wird dieser clevere Warschauer Slang auch weiter gesprochen werden und nicht aussterben •

Einige Beispiele für Begriffe des Warsiaski-Slangs graba – Hand gablota – ein Auto, das einer „Glasvitrine“ für Wertgegenstände jeder Art ähnelt piterek – Portemonnaie

doliniarz –Taschendieb, ein „Talbewohner” ,der sich auf den Grund der Taschen der Leute begibt taryfiarz – Taxifahrer, der den „Fahrpreis“ (taryfa) aushandelt


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Milchbars für alle Ein Phänomen, das nicht nur in Warschau vorkommt, das sich hier jedoch besonderer Beliebtheit erfreut, sind die „Milchbars“, ein Überbleibsel aus kommunistischen Zeiten. Trotz des Namens bieten sie sehr viel mehr an als nur Milch: schlichte polnische Küche (Suppen, Knödel, Pfannkuchen und dergleichen) zu erschwinglichen und subventionierten Preisen. Sie brauchen sich daher nicht zu wundern, wenn Sie hier einen Geschäftsmann im Anzug neben einem Obdachlosen essen sehen. Einige dieser Milchbars behielten ihre Retro-Atmosphäre bei, während sich andere einem Facelifting unterzogen haben. Der Fall der Bar Prasowy (Bar der Presse; rechts) in der Marszałkowska-Straße wurde zu einem öffentlichen Anliegen als die städtischen Behörden ankündigten, sie schließen zu

wollen. Aktivisten schlugen zurück, besetzten die Bar Prasowy und servierten die Speisen selbst. Schließlich erzielte man eine Einigung und

die Bar überlebte. Mit einem neueren, klaren Design aufgepäppelt ist sie heute nach wie vor in Betrieb •

der Stadt. Derzeit ist es im ehemaligen Verkaufsraum der „Emilia”-Möbel untergebracht (oben), doch wo auch immer es gerade seinen Standort hat (irgendwann vielleicht ja endlich in seinem eigenen, von Thomas Phifer & Partner entworfenen Gebäude), man wird dort immer

kritische Ausstellungen, interessante Menschen, die erlesensten Kunstbände und -alben und eine Tasse köstlichen Kaffee finden! •

Museum im Bau Das Museum für Moderne Kunst in Warschau ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine Wanderinstitution. Während es bereits seit Jahren auf seine endgültige Heimstätte wartet, sorgt es unentwegt für kreative Unruhe im künstlerischen und gesellschaftlichen Leben


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Die Stadt gehört uns! Städtische Aktivisten in Aktion Joanna Erbel – Soziologin, urbane Aktivistin, Kandidatin der „Grünen– für das Amt des Stadtpräsidenten Warschaus 2014.

Die Osiedle Jazdów ist eine grüne Enklave im geschäftigen Zentrum der Stadt, zwischen Weichselhängen und dem Ujazdowski-Park. Diese Siedlung aus finnischen Holzhäusern aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war von 2012 bis 2015 Schauplatz eines offenen Schlagabtauschs zur Rettung dieses Raums. Ursprünglich sollten die Häuser abgerissen werden, um Platz für Sanierungsmaßnahmen zu machen, nach zahlreichen Happenings von Aktivisten der Gruppe „Offenes Jazdów“ wurde jedoch

eine Absichtserklärung mit der Stadt unterzeichnet, um durch gemeinsame Maßnahmen das kulturelle Erbe dieses Ortes zu schützen. Abgesehen von langjährigen Bewohnern ist Jazdów die Heimat zahlreicher Nichtregierungsorganisationen, zweier Gemeinschaftsgärten (oben) und Bienenkolonien. Die weiteren Pläne für dieses Gebiet sind das Ergebnis des ersten mit Bürgern durchgeführten sozialen Dialogs in Warschau. Die Siedlung Przyjaźń (Freundschaft) ist ein weiteres mit finnischen Häusern bebautes Gebiet, jedoch weiter vom Zentrum entfernt im Bezirk Bemowo gelegen. Wie im Falle von Jazdów wurden diese nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet, um den Arbeitern, die für Warschaus Wiederaufbau hierher verlegt wurden, ein Dach über dem Kopf zu geben. Nachdem diese wieder gegangen waren, entstand hier ein legendäres akademisches Städtchen mit einem Kino, einem Badehaus, Cafés, einem Krankenhaus und einer Vorschule. Dieser Bezirk ist Zeuge des Wiederaufbaus der polnischen Hauptstadt und dank des Engagements von

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Aktivisten wurde es 2015 vom Bürgermeister Warschaus zu einem Wahrzeichen der Stadt erklärt. Wenn Sie sich also an den hiesigen Grünflächen erfreuen, werden Sie bestimmt die soziale Energie zum Schutze der lokalen Gesellschaft und ihres Erbes spüren. Das stillgelegte Beton-Velodrom Nowe Dynasy im Bezirk Praga Południe, Podskarbińska-Straße 11, ist zu einem Schwerpunkt städtischer Aktivisten geworden, die versuchen, die lokale Geschichte in Erinnerung zu halten und die Strecke gemäß ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder für Radrennen zu reaktivieren. Im Jahr 2014 haben eine Gruppe des Café-Clubs Dwa Osiem, die Theatergruppe Koło, die Zmiana Organizacji Ruchu (Verkehrsänderung) und das Studio Robot eine öffentliche Debatte über die Wiederbelebung dieses Objekts eingeleitet. Das Geld zum Bau einer Mini-Rennstrecke wurde über eine Crowdfunding-Seite beschafft. Es ist der erste Schritt, dem Velodrom Nowe Dynasy wieder seinen alten Glanz zu verleihen •


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Einzigartig unter Europas Großstädten: das weitgehend wilde, überwachsene und naturbelassene Ostufer der Weichsel. An seinen Sandstränden veranstalten die Anwohner Picknicks und Lagerfeuer. Auf der anderen Seite, am „zivilisierten“ Westufer, strömt man in Cafés, Nachtclubs und das Wissenschaftszentrum Kopernikus, das 2010 eröffnete. Dieses wissenschaftliche „Exploratorium” ist eines der interessantesten Zentren dieser Art in Europa, mit einem Planetarium und einem

Dachgarten mit Blick auf die Weichsel. „Ich empfehle auch den Blick vom Wasser auf das Warschauer Panorama“, sagt Ołdakowski. „Aus gemieteten Kajaks, von der Fähre oder aus Wassertaxis, die im Sommer auf dem Fluss unterwegs sind. Der beste Blick eröffnet sich in der Nähe der Gdański-Brücke mit der Altstadt im Vordergrund, so wie auf den Gemälden Bernardo Bellottos aus dem 18. Jahrhundert – nur, dass man heute im Hintergrund die Wolkenkratzer sieht. Eine der modernsten Brücken ist die

Świętokrzyski-Brücke (unten), die den Stadtteil Powiśle mit dem Bezirk Praga Północ verbindet •


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Ein ­architektonisches Wunder Genau diese Worte waren in den 1950er-Jahren auf den Straßen Warschaus zu hören, einer Stadt, die in ihrer tragischen Geschichte oft niedergeschmettert wurde und durch die Bemühungen der gesamten Nation wieder zum Leben erwachte. Man darf nicht vergessen, dass Warschau eine komplett neue Stadt ist, auch die Altstadt (links), denn sie wurde in den 1950ern nach der totalen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg völlig neu aufgebaut. Die Altstadt wurde als außergewöhnliches Projekt des Wiederaufbaus im 20. Jahrhundert in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Was dem Besucher sofort ins Auge sticht, ist die Warschauer Innenstadt mit ihrem sozrealistischen Turm, dem Kulturund Wissenschaftspalast, der von modernen Wolkenkratzern umgeben ist. Einzeln genommen sind diese Hochhäuser vielleicht nicht besonders prägnant, aber als Ganzes gesehen heben sie sich von anderen europäischen Hauptstädten, die nicht so hoch bauen, doch ab. Für die neueste Architektur steht Powiśle. An erster Stelle steht die Bibliothek der Universität Warschau, entworfen von Marek Budzyński und Zbigniew Badowski, die der letzte große postmoderne

Grzegorz Piątek – Architekturkritiker, Kurator von Architekturausstellungen und künstlerischen Projekten

Entwurf in Polen ist. Sie wird von Fachleuten aus der Architektur und normalen Nutzern gleichermaßen bewundert. Das Gebäude, das sowohl Studenten als auch der Öffentlichkeit offen steht, verfügt über einen Dachgarten, von dem aus man das Panorama der Stadt bewundern kann. Als nächstes lohnt ein Besuch im gegenüberliegenden und völlig neuen Gebäude der Akademie der Schönen Künste in der Straße Wybrzeże Kościuszkowskie, entworfen von dem Architektenstudio JEMS. Diese rationale Konstruktion aus Beton und Glas, eher farbenfroh als kalt, Das Wohnhaus von Barbara und Stanisław Brukalski (1927 –1929) •


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Dieses modernistische Gebäude wurde 1952 als Sitz des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (der Kommunistischen Partei) fertiggestellt (links). Heute ist es ein Bürozentrum des Bankenund Finanzsektors (CBF – Centrum Bankowo-Finansowe) und Standort einer Reihe beliebter Bars, die sich auf Handwerksbiere und prima Cocktails spezialisiert haben (oben) •

ist ein Zeugnis für die zeitgenössische polnischer Architektur. Freunde der Moderne sollten in der nahe gelegenen Bar Warszawa Powiśle vorbeischauen und pierogi oder Steak Tatare versuchen. In den Räumen war ab den 1950ern ursprünglich die Schalterhalle für die S-Bahn untergebracht. Ein echtes Warschauer Vorzeigeobjekt ist das Polin, das Museum der Geschichte der polnischen Juden (oben), das von dem finnischen Architekten Rainer Mahlamäki stammt. Man sollte dieses Museum aber nicht allein wegen seiner eindrucksvollen Ausstellung über die tausendjährige gemeinsame Geschichte von Juden und Polen, sondern auch wegen der beeindruckenden monumentalen Architektur besuchen. Architekturfans könnten von all dem eine

trockene Kehle bekommen. Ein guter Ort für einen Drink ist die ehemalige kommunistische Parteizentrale (oben), in der später ironischerweise die Warschauer Wertpapierbörse untergebracht war. Die Bar Cuda na Kiju serviert das jetzt so beliebte Bier aus Handwerksbrauereien, während das Zamieszanie für seine Cocktails bekannt ist. Die informelle coole Stimmung in diesen Kneipen untergräbt das Gewicht dieser monumentalen Architektur der Macht und an warmen Abenden werden aus den Warschauer Höfen pulsierende italienische Piazzas •


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Kultur- und Wissenschaftspalast wy 231 m bu 1955 ar Lew Rudniew Cosmopolitan wy 160 m bu 2014 ar Helmut Jahn

Warschau schießt nach oben Im Mittelalter wurde die Skyline von dem aus Backstein errichteten Glockenturm der Kirche Mariä Heimsuchung in der Neustadt dominiert. Im 17. Jahrhundert wurde das ausgedehnte Königsschloss mit der Sigismundsäule zum Symbol der neuen Rolle Warschaus als Hauptstadt Polens. Bis ins späte 19. Jahrhundert hatten nur die wenigsten Häuser mehr als drei oder vier Stockwerke. Neue Baumethoden erlaubten es lokalen Bauherren dann, die 50-Meter-Marke zu durchbrechen. Der Rekord wurde im Jahr 1908 bei der Fertigstellung eines Turms im mittelalterlichen Stil für die schwedische Telefongesellschaft Cendergren (heute: PAST-Turm oder Pasta) aufgestellt. Im Jahre 1933 übernahm das 66 Meter hohe, von Marcin Weinfeld

und Stefan Bryła entworfene Prudential-Hochhaus im ArtDeco-Stil die Führung. Mitte der 1950er-Jahre wurde die Messlatte mit dem Kunst- und Wissenschaftspalast, damals das zweithöchste Gebäude Europas, weiter nach oben gelegt. Büro- und Wohntürme haben unlängst sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrer Höhe stark zugelegt und machen die Skyline von Warschau zu einer der dynamischsten und spektakulärsten ihrer Art auf dem Alten Kontinent. Der Apartment-Turm Cosmopolitan, entworfen von dem deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn, hat für sein elegantes Design bereits Auszeichnungen erhalten •

Prudential-Hochhaus wy 66 m bub1934 ar Stefan Bryła, Marcin Weinfeld Polnisches Telekommunikationsgebäude (PASTA) wy 51 m bu 1908 ar Bronisław Brochwicz-Rogoyski

Glockenturm, ­Königsschloss wy 40 m bu 1622 ar Matteo Castelli, Gaetano Chiaveri Sigismundsäule wy 22 m bu 1643 ar Agostino Locci, Constantino Tencalla Marienkirche, Neustadt wy 32 m bu 1411 ar Unbekannt


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Ĺ ĂłdĹş Kreatives Ĺ Ăłdź Im Vergleich zu anderen polnischen Städten ist die Geschichte von Ĺ ĂłdĹş (dt. Lodsch) ziemlich auĂ&#x;ergewĂśhnlich. Obwohl Ĺ ĂłdĹş bereits im Mittelalter als Stadt erwähnte wurde, kam es vor dem 19. Jahrhundert zu keinem beträchtlichen BevĂślkerungszuwachs. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs war die BevĂślkerung von Ĺ ĂłdĹş von nur einigen hundert Einwohnern auf rund eine halbe Million angestiegen. Der Grund fĂźr diesen Anstieg lag in der industriellen Revolution, die Ĺ ĂłdĹş zu einem der fĂźhrenden Zentren der Textilindustrie in Europa gemacht hatte. Diese Meisterleistung wurde von Polen, Deutschen, Juden und Russen gleichermaĂ&#x;en vollbracht.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Ĺ Ăłdź â€“ 7 km îĄ? Warschau â€“ 120 km Berlin â€“ 425 km Prag â€“ 400 km Ăœberblick đ&#x;›Ą 1423  î Žâ€† 711 Tsd. î Ľâ€† 293 km2  î Š 3837 PLN î € 83 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 19 î † 36 î ‚â€† 43

 5848  î ƒâ€† 727   97 


Łódź

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rechts: Księży Młyn (Priestermühle) ist ein großer Stadtteil von Łódź, der seit der industriellen Blüte der Stadt nahezu unberührt überdauert hat. Karl Wilhelm Scheibler, einer der wichtigsten Fabrikbesitzer im 19. Jahrhundert, ließ diesen Fabrik- und Wohnkomplex als „Stadt in der Stadt” errichten • links: Das Nationale Zentrum für Filmkultur ist Teil von EC1 – Stadt der Kultur – das neue Zentrum von Łódź, einem Kultur- und Sanierungsprojekt. Das EC1 ist der massive, postindustrielle Komplex des ersten Kraftwerkes in der Stadt, der sich in der Nähe des Hauptbahnhofes von Łódź, Łódź Fabryczna, befindet. Nach 2010 wurde dieser Ort einer Umgestaltung und Anpassung unterzogen, so dass das Objekt heute zu kulturellen und zu Unterhaltungszwecken genutzt werden kann. Es ist Teil eines spektakulären Entwicklungsprogramms zur Schaffung eines 100 ha großen Areals im Zentrum von Łódź •

Die Auswirkungen dieser Vielfalt spiegeln sich aber nicht nur in den städtischen Palästen der (Textil-) Hersteller und den postindustriellen Industriegebieten wider, sondern auch auf den Friedhöfen und in den Kultstätten der jeweiligen hier vertretenen Religionen. Während der kommunistischen Herrschaft wurde die Filmschule Łódź gegründet (allgemein auch Filmówka genannt) und diese Bildungseinrichtung brachte einige der bekanntesten polnischen Regisseure hervor, u.a. Andrzej Wajda, Roman Polański oder Krzysztof Kieślowski. Die politischen Umwälzungen des Jahres 1989 führten jedoch zum Zusammenbruch der Textilindustrie, was auch die Stadt selbst in eine Rezession stürzte. Łódź hat aber vor Kurzem so etwas wie eine Wiedergeburt erlebt und be-

gonnen, ihren innovativen und kreativen Esprit wieder zu entdecken. Hier finden Großveranstaltungen wie das International Festival of Comics and Games, das Festival der vier Kulturen, das Design Festival Łódź und die FashionPhilosophy Fashion Week Poland statt, die kreative Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen anlockt. Łódź ist dank der biotechnologischen Unternehmen, die sich im Umfeld akademischer Institutionen angesiedelt haben, auch ein Marktführer bei der Herstellung von Medikamenten zur Krebsbehandlung geworden •


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Łódź

Filme und woonerfs Łukasz Dzięcioł – Filmproduzent, Opus Film

Struktur von Łódź ist vorwiegend von ehemaligen Fabrikgebäuden gekennzeichnet, die sich perfekt für diese künstlerischen AktivŁódź ist ein außergewöhnlicher itäten eignen. Die Hauptstraße Ort für Filmemacher. Angefanvon Łódź ist die wundervolle ulgen bei der Hilfe der Stadt und ica Piotrkowska (unten), die seit ihrer lokalen Behörden bis hin jeher das Herz des städtischen zur Freundlichkeit und Unterstützung der Einwohner – es gibt Lebens ist. Es gibt einen Punkt, an welchem ein Teil dieser Enkeinen offeneren Ort für Filmproduktionen und nirgendwo ist ergie umgeleitet wurde, und zwar in die Manufaktura (das es einfacher, Filme zu machen. Die Situation hier ist wirklich ein- Kunst- und Einkaufszentrum von zigartig. Nirgendwo auf der Welt Łódź), die, obwohl sie zugegetrifft die Filmproduktion auf eine benermaßen eine kommerzielle solche Hilfsbereitschaft und auf Unternehmung ist, eine ausgezeichnete Mischung aus Kulso viel Verständnis. Die urbane

tur und Entertainment darstellt. Zusätzlich zu den Konzerten und Ausstellungen, die hier organisiert werden, bietet Łódź auch das größte Museum für moderne Kunst in Polen – das ms2. Piotrowskas Seitenstraßen verwandeln sich jedoch zunehmend in sogenannte. woonerfs oder verkehrsberuhigte Wohnstraßen. Dies sind Straßen, die ganz bewusst den Autoverkehr begrenzen und Fußwege schaffen. Die ulica 6 Sierpnia ist besonders beliebt, denn sie ist der erste woonerf in Łódź – und ununterbrochen kommen neue hinzu •


Łódź

Viele der alten Fabriken wurden abgerissen, einige wurden jedoch in moderne Einkaufs- und Unterhaltungszentren verwandelt, wie die alten Fabrikgebäude Izrael Poznańskis, die jetzt die Manufaktura beherbergen, oder Ludwik Geyers Weiße Fabrik in der ulica Piotrowska, in der mittlerweile das Zentrale Museum für Textilien unterge-

bracht ist. Bis heute sind überall in der Stadt noch über hundert Fabrikschornsteine zu sehen. Der Neoplastic Room (unten) im Kunstmuseum Łódź wurde von Władysław Strzemiński entworfen. Das Museum konzentriert sich vor allem auf das Studium und das Ausstellen von Avantgarde-Kunst und progressiven künstlerischen Anstrengungen •

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Liebe deine Stadt

Pola Stępień – Bekleidungsdesignerin und Schöpferin der Marke Moda Polka. Die Kulturtage „Pograjka łódzka“ (oben) sind eine Serie von Zusammenkünften, die während des Jahres gewöhnlich in Form von informellen Treffen stattfinden, es gibt aber auch Musik-Workshops. Dieses Projekt dient der Förderung der Volkskultur, wobei Unterhaltung im pädagogischen wie im künstlerischen Sinne geboten wird. Es macht viel Spaß: Man tanzt durch bis zum frühen Morgen und kann bei den Klängen von Folk-Rhythmen seinen eigenen Körper spüren. Normalerweise finden die Partys im Szwalnia-Theater in der ulica Struga 90 statt. Das Marek-EdelmanDialogzentrum ist eine Einrichtung, die das multikulturelle und multiethnische Erbe der Stadt Łódź aktiv fördert, wobei der jüdischen Tradition

Łódź

sowie anderen Kulturen, die die Entwicklung der Stadt beeinflusst haben, besondere Beachtung geschenkt wird. Das Zentrum befindet sich in der ul. Wojska Polskiego 38. Mein Lieblingsrestaurant ist das ‚Lokal‘. Sein Motto: „Iss lokal – handle global. Unterstütze lokale Initiativen, kaufe lokale Lebensmittel, hör dir lokale Bands an, geh auf deren Konzerte und fördere lokale Künstler. Studiere, arbeite und lebe HIER. Liebe deine Stadt.“ Es ist politisch und freundlich zugleich: leckeres Essen, anregende lokale Küche, regelmäßige künstlerische Programme und Konzerte oder Musikveranstaltungen am Abend. Seit Jahren schon sage ich, dass man den besten Kaffee im Owoce i Warzywa (Obst und Gemüse) bekommt. Dieses findet sich nun in der kürzlich renovierten Umgebung der ulica Traugutta, die in einen woonerf, also einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt worden ist. Ulica Traugutta 9. Gleich nebenan befindet sich die beste Eisdiele überhaupt! Die ‚Łodziarnia‘ – Eis vom Hahn sozusagen. Hergestellt nur aus natürlichen Zutaten, ohne künstliche Zusatzstoffe – und alles direkt an Ort und Stelle zubereitet. Ulica Sienkiewicza 13. Der interessanteste Music-Club in Łódź, das DOM, wur-

de von lokalen Underground-Veteranen gegründet und befindet sich im OFF Piotrkowska in der ehemaligen Baumwollspinnerei Franz Ramisch. Hier finden sich heute zahlreiche Clubs, Restaurants, Ausstellungsräume, Proberäume, Showrooms, Concept-Stores und Designstudios sowie ein Club-cum-Café. Ulica Piotrkowska 138 / 140 •


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Łódź Das OFF Piotrkowska (links) ist derzeit einer der angesagtesten Plätze in ganz Łódź. Die alte Fabrik von Franz Ramisch wurde in einen Schmelztiegel kreativer Produktivität verwandelt. Das Zentrum kann sich mit Modeund Designerstudios, Music-Clubs, Restaurants, Ausstellungsräumen, Proberäumen und vielem, vielem mehr brüsten •

Die Hinterhöfe von Łódź

Die Wandmalerei in der Roosevelta 5 (oben) wurde von den Straßenkünstlern Os Gemeos aus Brasilien und Aryz aus Spanien im Rahmen des Projektes Urban Forms Gallery geschaffen •

Der Bezirk Bałuty in Łódź, berüchtigt für seinen zweifelhaften Ruf, spielt in den Arbeiten des Comicautors Robert Popielecki eine zentrale Rolle. Einige versteckte Gassen überraschen mit Pracht, aufgehübschter Eleganz, hippen neuen Restaurants oder faszinierenden künstlerischen Angeboten. Andere hüten ihre Geheimnisse sorgsam, indem sie sich von Passanten durch Eisentore und Gegensprechanlagen abschotten, fast so, als ob irgendein ungeladener Gast den Anwohnern die Parkplätze für ihre betagten „Be-EmKas“ (BMW) oder Audis wegnehmen könnte, von denen selbstverständlich alle auf den günstigeren Gasbetrieb umgestellt wurden. Andere Gassen können nur auf eigene Gefahr betreten werden. Wie auch immer, ein Spaziergang durch die Hinterhöfe und Gassen von Łódź vermittelt Ihnen einen guten Eindruck von der Stadt.


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Łódź

Modisches Łódź Geboren in der Tradition des Textilhandels, setzt Łódź dieses Erbe in Sachen Kleidung weiter fort, wenn auch viel kreativer als das industrielle Vorbild. Łódź entwickelt sich zum Mailand Polens, zur Hauptstadt für Mode und Design und richtet die wichtigsten inländischen Mode-Events aus. Dazu zählen die Fashionphilosophy Fashion

„Pan tu nie stał” (Du hast hier nicht gestanden!) – ein 2006 gegründetes, in Łódź ansässiges Bekleidungs- und Textilunternehmen. Es führt eine reiche Auswahl an hipper Kleidung und Accessoires, die von der Ästhetik des polnischen Kommunismus der 1960er-, 1970erund 1980er-Jahre inspiriert ist (rechts) •

Week Poland, Złota Nitka, The Diploma Fashion Show des Fachbereiches für Modedesign der Strzemiński Kunstakademie, Fashion Lab sowie die RE-ACT Fashion Show, bei denen die Arbeiten sowohl von Newcomern als auch von namhaften Designern und Marken zu sehen sind. Designer und Textiltechniker werden an meh-

reren Hochschuleinrichtungen in Łódź ausgebildet: am Fachbereich für Design der Akademie der Schönen Künste, an der Technischen Universität und am Fachbereich für Werkstofftechnik und Textildesign an der Technischen Universität Łódź. Daneben bildet das in der ehemaligen Fabrik Ludwik Geyer beheimatete Zentralmuseum für Textilien Studenten in der Geschichte der Bekleidung, des Webens und der Bekleidungsherstellung aus •


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Łódź

Das Design Festival Łódź (oben & links) Ein weiteres Beispiel für das Engagement von Łódź im Bereich kreativer Produktion. Es hat zu Recht den Ruf, das wichtigste Event dieser Art in Mittel- und Osteuropa zu sein. Das Festival stellt viele Facetten modernen Designs vor: vom Industrie-Design über Kunsthandwerk und Grafik-Design bis hin zu Architektur und, natürlich, aktueller Mode •


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Der Poznański-Palast Die großen textilproduzierenden Familien wie die Poznańskis, die Scheiblers, die Heinz, die Herbsts oder die Biedermanns hinterließen monumentale Paläste. Der beeindruckendste von allen ist der der Familie Poznański, der wegen seiner prächtigen architektonischen Details auch „Der Louvre von Łódź“ genannt wird •

Łódź


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Das gelobte Land des polnischen Kinos Ĺ ĂłdĹş diente als Drehort fĂźr rund 150 Filme und die Filmhochschule in Ĺ ĂłdĹş hat eine nicht gerade geringe Anzahl weltweit anerkannter Regisseure hervorgebracht • Andrzej Munk î €  1951 

Andrzej Wajda î €  1953 

Kazimierz Karabasz Die Musiker LĂśwe von San Marco, Venedig đ&#x;?†  1959  î € Roman PolaĹ„ski

 1960  Roman PolaĹ„ski Das Messer im Wasser Cul-de-sac Regie: Roman PolaĹ„ski Goldener Bär, Berlin fm đ&#x;?†  1962   1963   1966   1967  î € đ&#x;?† Jerzy Skolimowski Jerzy Skolimowski Le dĂŠpart Goldener Bär, Berlin Tango Das gelobte Land Regie: Zbigniew Regie: Andrzej Wajda ­RybczyĹ„ski fm fm  1975  Der Mann aus Eisen Zbigniew Regie: Andrzej Wajda Legend ­RybczyĹ„ski fm Tango Andrzej Wajda đ&#x;?† Awards Oscar, Bester Der Mann aus Eisen fm Premiere Animierter Cannes, Goldene Palme î € Graduation of filmmakers Kurzfilm Jan Jakub Kolski đ&#x;?† đ&#x;?† î €  1981   1982 1983   1984  1985 î € đ&#x;?† Piotr Kielar Ilona Ĺ epkowska Krzysztof Zanussi î € Ein Jahr der ruhenden Sonne Drei Farben: Blau Regie: Krzysztof KieĹ›lowski Goldener LĂśwe, Venedig

fm Goldener LĂśwe, Venedig đ&#x;?†  1993 

Pan Tadeusz Regie: Andrzej Wajda fm  1995  1998  1999  î € î € Xawery ĹťuĹ‚awski MaĹ‚gorzata Szumowska  2000  Roman PolaĹ„ski đ&#x;?† Andrzej Wajda Der Pianist Goldener Ehrenbär, Andrzej Cannes, Goldene Palme Berlin Wajda đ&#x;?† đ&#x;?† Ehren-Oscar  2002   2003   2006  fĂźr Lebensđ&#x;?† werk Roman PolaĹ„ski Black Hawk Der Pianist Down Oscar fĂźr die Ida Kamera: Beste Regie Body / CiaĹ‚o Kamera: Ryszard Lenczewski, ­SĹ‚awomir Regie: MaĹ‚gorzata Ĺ ukasz Ĺťal Idziak Szumowska fm fm  2013   2015 


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Katowice & Schlesien FĂźr den Wandel Schlesien legt seine alten Kleider ab. Die Region wurde auf Kohle aufgebaut, erfindet sich heute aber neu und unternimmt dabei mutige Schritte in Kultur und Innovation. Hier kĂśnnen Sie Kunstzentren in alten Kohlegruben besichtigen oder sich auf einigen der besten Musikfestivals in Europa unter die Leute mischen. Auch auĂ&#x;ergewĂśhnliche Startups schieĂ&#x;en in Katowice aus dem Boden. Bei ihrer unentwegten Suche nach dem Neuen vergessen die Schlesier jedoch nicht, was sie so besonders macht, nämlich ihre sprachlichen Wurzeln, die sich vom Rest Polens unterscheiden, eine von harter Arbeit gekennzeichnete Bergbautradition und die postindustrielle Architektur.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Katowice â€“ 24 km îĄ? Prag â€“ 330 km Bratislava â€“ 270 km Wien â€“ 300 km Budapest â€“ 310 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1865  î Žâ€† 305 Tsd. î Ľâ€† 165 km2 î Š 5 199 PLN î € 58 Tsd. Kultur & Natur đ&#x;?Ś 5 î † 10 î ‚â€† 11

Kulinarisches & Ăœbernachtung  3,3 Tsd. î ƒâ€† 409   74 


Katowice & Schlesien

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oben: Ein Konzert in dem Steinkohlebergwerk Guido in Zabrze (Hindenburg) •

Das Rückgrat dieser Region bildet eine Reihe von Städten, die per Bahn oder Straßenbahnen miteinander verbunden sind und von denen eine jede ihren eigenen Charakter hat: Katowice (dt. Kattowitz), Zabrze (Hindenburg), Bytom (Beuthen), Chorzów (Königshütte) und viele andere postindustrielle Gemeinden. Zusammen bilden sie den Metropolverband Schlesischer Städte

mit rund drei Millionen Einwohnern, allgemein bekannt als Metropolia Silesia. Ein Besuch des historischen Bergwerks „Guido“ in Zabrze, bei dem es mit dem Aufzug tief nach unten geht, ist vielleicht der beste Weg, um den Kontrast zwischen dem einstigen und dem heutigen Schlesien wirklich zu verstehen. Ausgestattet mit Bergbauhelmen und Laternen können die Besucher


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Katowice & Schlesien

Der „Kulturbezirk” von Katowice befindet sich auf dem Grund der einstigen Kohlengrube Katowice, gelegen zwischen dem bereits ikonenhaf-

ten „Spodek“ (unten) und den neuen Gebäuden des Internationalen Kongresszentrums, des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rund-

mit der einzigen für Touristen freigegebenen Einschienenhängebahn Europas selbst sehen, wie die Arbeit in einer Grube im 19. und 20. Jahrhundert ausgesehen hat. Anschließend warten, 320 Meter unter Tage, ein Pub mit erfrischenden Getränken sowie das Teatr na Poziomie, in dem man sich auf Europas tiefster Bühne eine Vorstellung ansehen kann. Eine Kulturmine Schlesische, global agierende Unternehmen wie Kopex oder FAMUR setzen die Bergbautraditionen weiter fort und stellen Bergbauzubehör für Gruben in solch weit entfernten Ländern wie China her. Wer sich jedoch genauer umschaut, der wird feststellen, dass immer weniger Schorn-

funks und des Schlesischen Museums •

steine Asche in den Himmel blasen und immer mehr Kultureinrichtungen entstehen. In Katowice, der Hauptstadt der Region Oberschlesien, ist die einstige industrielle Kraft immer noch in der modernistischen Vorkriegsarchitektur und den beeindruckenden Projekten aus der kommunistischen Ära erkennbar, wie z.B. der Arena „Spodek“, die ihren Namen ihrer Ähnlichkeit mit einer fliegenden Untertasse verdankt. Wenn aber Aliens heute hier landen würden, fänden sie neue, nicht weniger beeindruckende architektonische Wunder vor: die neue Konzerthalle des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks, das Internationale Kongresszentrum und das neue Schlesische Museum in der ehemaligen Grube Katowice (mit einer phänomenalen Sammlung naiver


Katowice & Schlesien

Kunst). Diese kulturelle Achse bildet das aufregende neue Gesicht dieser postindustriellen Stadt. Kleine Heimat Die Vergangenheit ist in den einzigartigen industriellen Gebäudekomplexen in Giszowiec und Nikiszowiec mit ihren typischen, aus rotem Backstein erbauten Mehrfamilienhäusern, familioki genannt, erhalten geblieben. Diese Siedlungen zeugen von der komplexen Geschichte dieser an Mineralien reichen Region, die für die drei einstigen Großmächte Russland, Österreich und Deutschland gleichermaßen interessant war. Diese teilten Polen untereinander auf und regierten es bis 1918. Später dann war

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das Gebiet zwischen Polen und Deutschen aufgeteilt, bis letztlich die gesamte Region 1945 dem polnischen Staat zugeschlagen wurde. Trotz aller historischer, wirtschaftlicher und sozialer Wirrungen hat Schlesien das Glück, über ein Volk zu verfügen, das seine „eigene kleine Heimat” liebt. Die Schlesier bewahren ihre eigene Sprache und sind eine Gruppe mit einer einzigartigen Identität, die durch das Zusammenspiel von polnischen und deutschen Einflüssen entstanden ist. Wie sich heute zeigt, sind die Bedeutung familiärer Bande und eine hervorragende Arbeitsmoral – beides Folgen der langen Bergarbeitertradition in der Region – auch bei der Entwicklung der Architektur, bei der Gründung von Cafés und Clubs oder auch bei der Organisation von Musikfestivals sehr hilfreich! •


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Katowice & Schlesien

Schlesien durch die Hintertür Przemo Łukasik – Architekt (Medusa Group), Designer des Bolko Loft (UNTEN), eines von der Kritik gefeierten Hauses in einer umgestalteten Lampenstube des ehemaligen Kohlenbergwerks in Bytom, wo er mit seiner Familie lebt. Schlesien ist eine Gegend, die auf verschiedene Weise verstanden werden kann. Ich schlage vor, Schlesien nicht auf den offenkundigen Wegen, sondern über die Hintertür zu betreten. Fahren Sie mit dem Zug, zum Beispiel von Chorzów über Ruda nach Bytom und Katowice und lassen Sie das Antlitz Schlesiens von den Eisenbahnschienen aus auf sich wirken. Es ist ein ungeschminktes und ungepudertes Gesicht, mit vulgären Graffitis von Fußball-Fans, Grillfeten in winzigen Hinterhöfen und Menschen, die

keinen Hehl daraus machen, wer sie sind. Draußen vor dem Fenster ziehen familoki vorbei (oben), Backsteinhäuser für die Fabrikarbeiter entlang der Kohleroute. Dies ist insbesondere für diejenigen interessant, die eine Reise vor allem mit der Kamera in der Hand erleben. Hier lassen sich wirklich alle paar Meter faszinierende Bilder schießen. Die schlesische „Alternatif turistik” ist ein Begriff, der vor einigen Jahren auftauchte, als die Kronika, Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Bytom, den Fremdenführer für postindustrielle Gebiete von Marcin Doś und Radek Ćwieląg veröffentlichte. Gebäude, die bis vor Kurzem nicht einmal fotografiert werden konnten, sind nun (inoffiziell zumindest) für Besucher zugänglich. Oft begebe ich mich mit einer Gruppe, die sich über Internetforen gefunden hat, in diesen Gegenden auf Erkundung. Wir fahren oft mit


Katowice & Schlesien

dem Rad von einer Fabrik zur anderen (oben), spielen dort Turbo-Golf (unten) und bewundern die Schönheit der Strukturen. Eines dieser Gebäude ist das Kraftwerk Szombierki in Bytom, ein faszinierendes Bauwerk mit dem gleichen architektonischen und historischen Potential wie das Schlesische Museum in der stillgelegten Grube Katowice. Wie der Rest Schlesiens ist es noch immer auf der Suche nach einem neuen Drehbuch für sich selbst. Vielleicht ja in Form eines populärwissenschaftlichen Exploratoriums? •

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Katowice & Schlesien

Picknick auf der Halde

Michał Kubieniec und Dominik Tokarski – Gründer des legendären Café-Clubs Kato und des schlesischen Design-Conceptstore Geszeft im Stadtteil Koszutka von Katowice.

In Katowice ist die Nachkriegsmoderne an vielen Gebäuden aus der kommunistischen Epoche sichtbar, die, wie der Schriftsteller Filip Springer treffend sagte, „missraten“ aussehen. Der Spodek, die „fliegende Untertasse” , ist ein Wahrzeichen von Katowice, es gibt aber auch noch die 187 Meter lange, Le Corbusiers Wohnblöcken nachempfundene Superjednostka (Superwohneinheit) oder die Osiedle Tysiąclecia (oben), die „Siedlung des Millenniums“, so benannt, um an das tausendjährige Bestehen des polnischen Staates zu erinnern (umgangssprachlich „Tauzen“ genannt). Definitiv etwas für jemanden, der innovative Lösungen historischen Marktplätzen vorzieht. Koszutka ist der kleinste Stadtteil von Katowice, aber ein sehr fruchtbarer Boden für Basisinitiativen, Aktivisten und urbane Handwerker. Hier sind die informelle Pobudka Koszutka Initiative („Wach auf!“) sowie Paweł Jaworskis Vereinigung Napraw Sobie Miasto („Repariere deine Stadt“) aktiv. Sie

organisieren Nachbarschaftsfeste und lokale Kampagnen (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE GANZ UNTEN). In diesem Stadtteil finden Sie den besten Schneider der Stadt, ein Geschäft mit modischem Herrenzubehör, das Poszetka (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE ZWEITES BILD VON UNTEN), die Café-Bäckerei Lokal sowie die von Maciej Skobel betriebene, wohl interessanteste unabhängige Galerie in Katowice, die Dwie Lewe Ręce (Zwei linke Hände). Darüber hinaus gibt es hier jede Menge Gemüsestände, einen traditionellen Basar, ein Geschäft mit arabischen Produkten, einen Imbiss mit frittiertem Fisch und noch viele andere interessante Plätze. Wie wäre es mit einem Picknick auf einer Abraumhalde, einem typisch schlesischen Freizeitvergnügen? Abraumhalden, Überbleibsel des Kohlebergbaus, haben sich zu einem zentralen landschaftlichen Merkmal schlesischer Städte entwickelt und werden von den Einwohnern gerne für cPicknicks, Grillfeste oder einfach zur Entspannung genutzt. Mein Tipp ist die Halde


Katowice & Schlesien

im Katowicer Stadtteil Kostuchna mit der Grube Boże Dary, in der immer noch unter Tage gearbeitet wird und von wo aus in der Ferne die Tatra zu sehen ist. Die Festivals Tauron Nowa Muzyka, Off Festival und Ars Cameralis legen ihren Schwerpunkt auf anspruchsvolle Musik. Zudem finden sie auch noch an interessanten Orten wie etwa im Schlesischen Museum (ein ehemaliges Bergwerk), im Tal der drei Seen (Dolina Trzech Stawów) oder, wie im Falle des Ars Cameralis, an verschiedenen Orten in Schlesien statt. Für schlesische Küche gibt es das Restaurant SITG im hübschen postindustriellen Stadtteil Nikiszowiec oder die Karczma pod Młynem (Gaststätte zur Mühle) in Dąbrówka Mała. Hier können Sie eine klassische schlesische Mahlzeit probieren: Roulade, Kraut und Knödel und zum Nachtisch Obstkompott. Mit solch einer Mahlzeit im Magen haben Sie wieder genügend Energie, um sich die Stadt weiter anzuschauen! •

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Sightseeing mal anders

Karol Piekarski – Medienexperte, der für die Kulturinstitution Miasto Ogrodów (Stadt der Gärten) in Katowice arbeitet. Kurator des experimentellen Media Lab Projekts Katowice; er verbindet kreative Arbeit mit Forschung und Bildung. Wer sich Katowice auf eine unkonventionellere Art ansehen möchten, sollte sich für die Fassaden-Tour (unten rechts) entscheiden. Sie gewährt Einblick in die Innenhöfe der Stadt, die in Zusammenarbeit mit den Bewohnern als Teil des Projekts

Katowice & Schlesien Plac na Glanc (Mitte links) wiederbelebt wurden, schließt aber auch die Erkundung der städtische Leuchtreklamen, einen Besuch des Skateparks in der Paderewa sowie interessante Restaurants in der Nähe der Mariacka-Straße mit ein. Besuchen Sie am besten auch ein Konzert im Leśniczówka im Zentrum des großen, retromäßig angehauchten Park Śląski in Chorzów (unten links). Im Konzertsaal des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks werden nicht nur klassische Symphonien gespielt, sondern es finden auch regelmäßige Auftritte des Orkiestra Muzyki Nowej statt, insbesondere Premieren moderner Kompositionen. Das Sound Bureau Katowice bringt Musiker zusammen, die in regelmäßigen Workshops und Performances mit elektronischer Musik experimentieren. Was mir persönlich an Schlesien am meisten gefällt, ist die

Verbindung von dynamischer Urbanisierung und Natur. Abgesehen vom Park Śląski (Schlesischer Park) empfehle ich auch Dolina Trzech Stawów (das Tal der drei Seen) und die Wälder, die sich im Süden von Katowice in Richtung Mikołów (Nikolai) und Pszczyna (Pleß) erstrecken und die man stundenlang mit dem Fahrrad erkunden kann. Schlesisches Design ist besonders wegen seiner modernen Anspielungen auf die Geschichte dieser Region interessant, beispielsweise Sadza Soap (oben rechts), Brokatschmuck aus Kohle oder aber auch das Porzellan Spodek von Bogdan Kosak. Mit echt schlesischem Schnickschnack können Sie sich im Gryfnie (rechts) eindecken, ein Geschäft, das von Krzysztof und Klaudia Roksela, zwei Liebhabern und Verfechtern des schlesischen Dialekts betrieben wird •


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Katowice & Schlesien

Ein Schloss voller Design Cieszyn (Teschen), die Hauptstadt der Kleinregion Teschener Schlesien (Śląsk Cieszyński), bietet eine atemberaubende Zahl architektonischer Wahrzeichen von der Romanik bis hin zum Jugendstil. Die Stadt lebt allerdings nicht nur von ihrer Vergangenheit. Sie ist auch die Heimat des Designinstituts Zamek Cieszyn (Teschener Schloss; oben & ganz oben). Es ist ein Zentrum, das mo-

dernes Design mit traditioneller Handwerkskunst und aussterbende Berufe mit innovativen Technologien verbindet. Es ist der Sitz der schlesischen Design-Gruppe, welche die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und den Designern fördert, darüber hinaus ist es der Initiator des EIDD Design for All Europe, das sich für sozial engagiertes Design stark macht •


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Katowice & Schlesien

owice above and below ground

Oben: Der Konzertsaal des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks wurde von Tomasz Konior entworfen und ist dafür bekannt,

mit die beste Akustik in ganz Europa zu haben •


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Katowice über und unter Tage

34 19

2 m s6 au hh oc H

62 m

1890 1913 Grube Ferdynand Grube Wujek 473 m 540 m

Ansicht (gegenüberliegende Seite oben) und Querschnitt (unten) des Komplexes des neuen Schlesischen Museums, das sich auf dem Gelände der ehemaligen Grube Katowice befindet. Das Bergwerk aus

dem 19. Jahrhundert wurde mit modernen Ausstellungsräumen unter Tage kombiniert. Das Hauptgebäude des Schlesischen Museums verfügt über sieben Etagen, von denen drei unterirdisch sind •

5 m 12 er tz ra nk ke 5 m ol 10 W er s – w tu To Al  m ce 03 ffi 99 O 20 rt o ce p in ex ov al n Pr St he r 85 lic de at  m 19 er ta 90 tz r S en ra de ahn nk  m ke de b ol 83 äu sen W k b i c e 81 G E lo , 19 70 74 nb 19 oh ße W ra  m – St 73 R a- s HP sk au cu hh 68 19 an oc Fr oh 35 ür 19 B

Die höchsten Gebäude und tiefsten Gruben in ­Katowice

Schlesisches Museum

1934 Grube Wujek 613 m

73 m

1962 Grube Wujek 680 m

83 m

90 m

1970 Grube Staszic 720 m

125 m

99 m

105 m

1981 Grube ­Wujek 730 m

2011 Grube Murcki-Staszic 980 m

Bearbeitet von Infographic – Medialab Katowice für Apetyt na radykalną zmianę ­(Appetit auf radikale Änderungen), Katowice 1865 – 2015 – Ausstellung


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KrakĂłw (Krakau) Krakau (polnisch KrakĂłw) ist eine wĂźrdevolle kĂśnigliche Stadt der Gotik und Renaissance, die stolz auf ihre Traditionen ist und im Schatten des KĂśnigsschlosses auf dem Wawel liegt, wo die einstigen Herrscher Polens ihre letzte Ruhe fanden. Krakau ist aber auch Polens Party-Hauptstadt, denn hier pulsiert das Leben rund um die Uhr. Krakau zieht massenweise ausländische Touristen an, die es sowohl auf die beeindruckenden SehenswĂźrdigkeiten der Stadt als auch auf SpaĂ&#x; und Unterhaltung abgesehen haben.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Krakau â€“ 11 km îĄ? Warschau â€“ 255 km Bratislava â€“ 295 km Wien â€“ 330 km Budapest â€“ 295 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1257  î Žâ€† 759 Tsd. î Ľâ€† 327 km2 î Š 4153 PLN î € 171 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 51 î † 45 î ‚â€† 42

 20 Tsd. î ƒâ€† 1333   238 

links: Krakau in Hartmann Schedels Nßrnberger Chronik aus dem Jahr 1493 •


Kraków

Kennenlernen können Sie das traditionelle Antlitz Krakaus bei einem Bummel auf dem Königsweg, der am Barbakan beginnt, vorbei an der Marienkirche mit ihrem gotischen Altar von Veit Stoss (oben) führt und im Königsschloss aus der Renaissance auf dem Wawel endet. Das ehemalige jüdische Viertel Kazimierz vermittelt einen ganz anderen Eindruck: Nach Jahren des Niedergangs wurde es zu einem Zentrum stimmungsvoller Restaurants und Bars, die an die Atmosphäre und den Charakter Kazimierzs vor dem Holocaust erinnern. Der postindustrielle Stadtteil Zabłocie hat sich

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in letzter Zeit zu einem angesagten Viertel entwickelt, wo das Museum für Zeitgenössische Kunst MOCAK in der ehemaligen Emailwarenfabrik Oskar Schindlers eröffnet wurde, was der Revitalisierung dieses Bezirks einen Energieschub versetzte •


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Kraków

Symbolträchtiges Krakau Krakau wurde 1978 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Als einstige Hauptstadt des Landes ist es jedoch seit jeher von großer Bedeutung für Polens Traditionen, Kultur und das v.a. symbolische Andenken, das mit der nationalen Identität verbunden ist. Die Kathedrale auf dem Wawel (unten; mit dem Königsschloss) wurde zum ersten nationalen Pantheon mit den Gräbern nahezu aller polnischen Könige und deren Familien. Das erste gekrönte Haupt, das hier ruht, ist Władysław I. Ellenlang, der 1333 verstarb. In den folgenden Jahrhunderten wurde Krakau zur Grabstätte herausragender Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft, nationaler Dichter und führender Köpfe. Die Rolle als nationales Mausoleum übernahm im 19. Jahrhundert die Krypta Herausragender Polen auf dem Skałka-Hügel in Krakau, Ruhestät-

te unter anderem von Karol Szymanowski, Stanisław Wyspiański und Czesław Miłosz. Nowa Huta, heute ein Stadtteil von Krakau, wurde in stalinistischen Zeiten als eigene Arbeiterstadt mit einem riesigen Stahlwerkskomplex gebaut, die als Gegengewicht zu dem konservativ-intelligenten Bildungsbürgertum Krakaus dienen sollte. Entworfen wurde Nowa Huta als erste völlig sozialistische Stadt Polens, schön und komfortabel, aber auch als symbolische Hochburg des Proletariats und Wegweiser auf dem Weg zur Sowjetisierung, in deren Richtung das ganze Land streben sollte. Diese Strategie der kommunistischen Machthaber ging jedoch nach hinten los, denn Nowa Huta entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der Solidaritätsbewegung und ist heute ein kurioses Beispiel für die Fans utopischer Architektur und Städteplanung •


Kraków

87 links: Błonia, eine große Wiese im Stadtzentrum, befindet sich nicht ganz 2 km vom zentralen Platz der Altstadt entfernt. Das Zentrum von Krakau ist dicht bebaut und bietet nur wenige Grünflächen und da dieser große, weitläufige Park so nah an der Innenstadt liegt und eine beeindruckende Aussicht auf den Kościuszko-Hügel und die Anhöhe Sowiniec bietet, ist er ein beliebter Treffpunkt zum Radfahren, Spazierengehen oder für andere Freizeitaktivitäten •

rechts: „Nowa Huta ist kein Stadtteil, sondern eine „Stadt in der Stadt” – künstlich angelegt in einem Niemandsland“ sagt Karol Konwerski, Computerspiel-Entwickler und Einwohner von Nowa Huta. Anders als Krakau ist es kein Flickenteppich aus Miethäusern mit Wahrzeichen-Charakter, Kirchen und historischen Stätten. „Huta” ist ein nach dem Vorbild der idealen Gartenstadt der Renaissance entworfenes großes Ganzes, eine Stadt des sozialistischen Realismus mit zumindest einem Baum und einem Schutzbunker für den atomaren Ernstfall pro Einwohner •

links: Krippen im Krakauer Stil (szopki) sind reich verzierte, mehrstöckige Gebilde mit Miniaturen der architektonischen Schmuckstücke Krakaus. Sie stellen die Szene der Geburt Christi dar und wurden im 19. Jahrhundert zu einer Krakauer Tradition. Mittlerweile haben sich diese Krippen jedoch in einer Weise weiterentwickelt, die europaweit, ja vielleicht weltweit einzigartig ist •


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Kraków

Das Trompetensignal der Marienkirche (rechts) – Eine Melodie, die täglich jede Stunde oben von einem der Türme der Marienkirche von einem Trompeter gespielt wird. Das Spiel um 12:00 Uhr mittags wird stets vom Ersten Programm des Polnischen Radios weltweit übertragen. Jeweils zwei Trompeter der Berufsfeuerwehr teilen sich die 24 Stunden dauernden Schichten, während denen sie das Signal jeweils 48 Mal spielen, da die Melodie immer in allen vier Himmelsrichtungen erklingt •

Das im brutalistischen Architekturstil erbaute Gebäude des einstigen Hotel Forum (links) wurde von Janusz Ingarden entworfen. Die Bauarbeiten dauerten von 1978 bis 1988 und bis zu seiner Schließung 2002 war das Hotel gerade einmal 14 Jahre in Betrieb. Mittlerweile wurde dieses grimmig anmutende Gebäude vom trendigen Café-Club Forum Przestrzenie (oben) wieder zum Leben erweckt, der mit Artefakten aus den glorreicheren Jahren des Hotels dekoriert ist •


Kraków

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Von Podgórze nach Zabłocie Artur Wabik, Straßenkünstler, Wandmaler und Autor von Kunstinstallationen an öffentlichen Plätzen Etwa im Abstand von fünf Jahren werden in Krakau neue Stadtteile in. Vor einiger Zeit wurde das dem Stadtzentrum gegenüberliegende Podgórze auf der anderen Seite der Weichsel ein beliebter Ort für Künstler und unabhängige Kultureinrichtungen. Studios, Galerien, Cafés und alternative Clubs wie z.B. die Spółdzielnia Goldex Poldex haben sich hier niedergelassen. In nur wenigen Monaten wurden Straßen wie die Mostowa, die Brodzińskiego, die Nadwiślańska und die Józefińska von dunklen Gassen in angesagte Bummelmeilen voller überfüllter Restaurants und Bars mit Gärten umgewandelt. Auf den Seitenwänden heruntergekommener Mietshäuser tauchten

plötzlich Malereien wie etwa die „Glocke“ des berühmten italienischen Straßenkünstlers Blu auf. Im Laufe der Zeit folgten große private und öffentliche Entwicklungsmaßnahmen wie im Falle des neuen Gebäudes der Cricoteka, dem Dokumentationszentrum der Kunst Tadeusz Kantors (oben), das 2014 eröffnete. Unlängst erst gab es eine allmähliche, aber deutliche Verschiebung künstlerischer und kultureller Aktivitäten von Podgórze in Richtung des benachbarten Zabłocie, dessen postindustrieller Charakter Künstlern einen größeren Handlungsfreiraum lässt. Dies geschah nach der feierlichen Eröffnung des MOCAK, des Museums für Zeitgenössische Kunst in Krakau (rechts). Spaziert man von Podgórze nach Zabłocie, vom Gelände des ehemaligen Ghettos hin zu Schindlers Fabrik, darf man auf keinen Fall Mirosław Bałkas Skulptur „Auschwitz Wieliczka“ verpassen, die erste Arbeit dieses Künstlers von Weltrang, die in Polen an einem öffentlichen Ort auf Dauer installiert wurde. Ein weiterer Ort, den es sich lohnt aufzusuchen, ist der Ge-

bäudekomplex der einstigen Miraculum Kosmetik-Fabrik, wo in den Jahren 2010 – 2012 verschiedene Kultureinrichtungen angesiedelt wurden, die mit dem Music-Club Fabryka verbunden sind. Gleich in der Nähe, in den postindustriellen Seitengassen des Bezirks Zabłocie, kann man authentische Straßenkunst bewundern, die mit keinerlei Institution verbunden ist: Aufkleber, Poster und Schablonenzeichnungen, Keramik-Kompositionen, illegal installierte Skulpturen und Graffiti auf den Dächern •


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Kraków

Johannes Paul II

Er liebte Sport und das Theater. Sein ganzes Leben wanderte er durch die Berge. Und er immer gut für einen Spaß und fand schnell eine persönliche Verbindung mit jedem Menschen, den er traf. Karol Wojtyła, war als Johannes Paul II. das katholische Kirchenoberhaupt für nahezu 27 Jahre und änderte das Bild des Papsttums. Er öffnete den Vatikan für die Menschen. Sein Leben war alles andere als idyllisch. Er wurde am 18. Mai 1920 in eine bescheidene, galizische Familie in Wadowice geboren. Er lernte die Tragik des Lebens als acht jähriger Junge kennen als seine Mutter starb, wenig später verstarb auch sein älterer Bruder, ein Arzt. Trotz der einfachen Umstände in denen er erzogen wurde, war “Lolek“ (so sein Spitzname) der Klassenbeste, schrieb Gedichte und nahm eifrig an Schultheatervorstellungen teil, so auch das Stück “Antigone”. Er spielte häufig Fußball, meist als Torwart, fuhr Ski und war ein ausgezeichneter Schwimmer. 1938 begann er Polnische Literatur an der Jagiellonen Universität in Krakau zu studieren. Als der zweite Weltkrieg ausbrach musste er sein Studium unterbrechen und arbeitete hart in einem Steinbruch. Dennoch fand er Zeit seine Theaterleidenschaft

zu stillen indem er das Rhapsodische Theater mit Freunden gründete. Nach dem Tod seines Vaters, welcher ihm stark zusetzte, trat er 1942 einem Seminar in Krakau bei und wurde vier Jahre später zum Priester geweiht. Seit der Wahl zum Papst am 16. Oktober 1978 und während seiner Amtszeit hielt er direkten und lebendigen Kontakt besonders zu jungen Menschen. Er war es, der den Weltjugendtag ins Leben rief, ein Begegnungstreffen zwischen dem Pontifex und der Jugend in Form eines religiösen Festivals. Es wurde das erste Mal in Rom im April 1984 gehalten und 300.000 Menschen kamen. Der Weltjugendtag fand zum ersten Mal in Polen 1991 statt und zog über 1,5 Millionen junge Pilger aus aller Welt an, um den Papst in Częstochowa zu treffen. Während seiner zahlreichen Pilgerreisen – Johannes Paul II. besuchte 135 Nationen während seiner Papstzeit - scharte er immer Menschen um sich, nicht nur für Messen. In der Straße Ul. Franciszkanska 3 in Krakau befindet sich ein berühmtes Fenster vor dem sich die Gläubigen sammelten als Johannes Paul II. Polen besuchte. In diesem Fenster stehend hielt er einen


Kraków

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Johannes Paul II. war bekannt für seine Reiselust. Einst schrieb er: „Vom ganzen Herzen ersehne ich, dass meine Reisen stets Früchte tragende Begegnungen sein mögen: mit mir selbst, mit anderen, und mit Gott.“ •

Dialog mit der Menge bis in den späten Abend. Während seiner ersten Pilgerfahrt, am 6. Juni 1979, scherze er: “Als ich früher in Krakau war, war ich ein ganz normaler Mensch. Ich lehnte mich nie aus dem Fenster. Und nun, schaut was aus mir geworden ist!” Die Berge waren seine natürliche Umgebung. Dorthin floh er um zu denken und durchzuatmen. Als Papst war er regelmäßiger Gast in den Alpen, aber am meisten lag ihm die Tatra, wo er in den Dreißigern mit seinem Vater und seinem Bruder und auch später als junger Priester mit Freunden und Studenten der Gemeinde des Hlg. Florian zu Krakau wanderte. Es geschah während einer dieser Ausflüge, welche mühsam sein konnten, so erinnert sich ein Teilnehmer, dass die Studenten begannen, ihn “Onkel” zu nennen, so kam es, dass der sowjetische Geheimdienst argwöhnisch beobachtete wie doch ein Priester sich derart mit Studenten verbrüderte. Am Anfang der Arbeit mit seinen Studenten gab es auch Paddelausflüge, zum Beispiel die Strecke des Elbląg-Ostróda Kanals bis zum See Jeziorak und die Route Rurzyca, Slupia, Brda und Wda (wo nun ein “Johannes Paul II. Pfad“ angelegt wur-

de). Jeder Tag begann mit einer Messe auf einem Altar, welcher aus Kayaks und Paddeln gebaut wurde, und endete mit Gesang und Gebet um das Lagerfeuer. Während einer dieser Expeditionen erfuhr er von seiner Ernennung zum Bischoff. Später, nach der Ernennung zum Papst, erzählte er seinen Freunden, dass er “vom Kajak zum Schiff des heiligen Petrus umstieg”. Als Wojtyła Kardinal in Krakau war, wurde er gefragt, ob denn Skifahren angebracht sei für einen Kardinal. Der künftige Papst antwortete auf seine eigene Art: “Das Einzige, was einem Kardinal nicht steht, ist schlecht Ski zu fahren!”. Begierig fuhr er in der Tatra, auf dem Nosal, nahe Kasprowy Wierch und Dolina Chochołowska. Als Papst kehrt er zurück zu den polnischen Bergen in den Jahren 1983 und 1997. Als er die Chance zur Erholung von seinen Papstespflichten hatte, stürmte er aus für eine zumindest kleine Wanderung in den Hängen von Abruzzo. “Der Mensch braucht die Schönheit der Landschaften”, sagte Johannes Paul II. über seine geliebten Berge. Dort konnte er mit Sicherheit entspannen und das Priestergewand gegen Sportbekleidung und Sonnenbrille tauschen •


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Kraków

Zakopane

Polens Winterhauptstadt Bei klarem Himmel und schadstofffreier Luft (was in Krakau nicht gerade oft vorkommt), können Sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt vor dem Panorama der entfernt gele-

genen Tatra, dem höchsten Gebirge Polens, bewundern. Die Schönheit der Berge und ihr gesundes Klima ziehen bereits seit dem 19. Jahrhundert Touristen an und machten Zakopane zu einem beliebten Urlaubsort. Bis heute ist Zakopane die Winterhauptstadt Polens. Aber nicht nur das: Zakopane wurde neben einem Erholungsort auch ein Zentrum der Kultur, das von vielen prominenten Kulturschaffenden gerne besucht oder bewohnt wurde, wie z.B. den Autoren Henryk Sienkiewicz und Stefan Żeromski, dem Komponisten Karol Szymanowski, dem Architekt Stanisław Witkiewicz und seinem Sohn, dem Künstler Stanisław Ignacy Witkiewicz (Witkacy). Stanisław Witkiewicz schuf den für Zakopane typischen architektonischen Stil, indem er Elemente der Volkskunst der Region Podhale mit dem Jugendstil verband. Villen dieses Stils (wie z.B. die Villa Atma und Dom pod Jedlami) wie auch die Kapelle Jaszczurówka (links) sind immer noch eine Zierde der Stadt, die von ansehnlichen Menschenmengen besucht wird, insbesondere in der Wintersaison •


Zakopane

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Für alle Aktiven

Jagna Marczułajtis, Snowboarderin, 14-malige Goldmedaillengewinnern der polnischen Snowboardmeisterschaften, zweimalige Junioren-Weltmeisterin, Gewinnerin der Gold- und Silbermedaille bei den Europameisterschaften Abgesehen vom hübschen Städtchen Zakopane sollte auch ein Besuch des größten und anspruchsvollsten Snowparks Polens in Witów auf dem Programm stehen. Jeder Wintersportfan wird begeistert sein! Im Sommer findet hier ein großes Mountainbike-Rennen statt, das Joy Ride BIKE Festival (oben rechts). Während des restlichen Jahres ist im Stadtteil Harenda immer etwas geboten. Im Sommer locken einige sehr anspruchsvolle Tracks für Radfah-

rer und Mountainbiker, der Winter ist mit allem verbunden, was man mit Schnee assoziiert. Ich empfehle allen, das Olympia-Vorbereitungszentrum zu besuchen, wo Olympiateilnehmer das ganze Jahr über trainieren – darunter auch Skispringer und die mehrfache Langlaufweltmeisterin Justyna Kowalczyk. Ich persönlich liebe den Berg Kasprowy Wierch, der

das ganze Jahr über herrlich ist. Die Aussicht begeistert einfach immer und die Fahrt mit der Seilbahn (ganz oben) ist ein unvergessliches Erlebnis. Generell ein fantastischer Ort! Wieder in Zakopane würde ich das Witkacy-Theater empfehlen. Die Stücke können zwar eine echte Herausforderung sein, sind aber sehr intensiv mit der lokalen Kultur verbunden •


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Oben: Das jüdische Kulturfestival im Krakauer Stadtteil Kazimierz findet seit 1988 statt und ist gegenwärtig eines der ältesten und größten Festivals dieser Art weltweit. Jedes Mal gibt es über 200 Veranstaltungen, die jedem der mehr als 30 000 Teilnehmer die Gelegenheit geben, die jüdische Kultur nicht nur zu beobachten, sondern auch selbst zu erleben • Rechts: Das Salzbergwerk Wieliczka liegt nicht weit von Krakau entfernt. Es ist einer der ersten zwölf Orte, die 1978 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurden. Die neunstöckige unterirdische Stadt hat ihre eigene, gut entwickelte Infrastruktur und ist über 700 Jahre alt •

Kraków


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Krakau setzt auf Tourismus

10

Mio. Touristen

aus Polen und dem Ausland besuchen Krakau jedes Jahr

Besucher nach Nationalitäten Engländer 20 % Deutsche 13,8 % Spanier 9,3 % Italiener 9,1 % Franzosen 8,4 % Russen 6,7 % US-Amerikaner 4,5 % Iren 3,6 % Ungarn 2,3 % Israelis 1,8 % Tschechen 1,6 % Schweden 1,6 % Holländer 1,6 % Ukrainer 1,4 % Japaner 1,4 % Kanadier 1,3 % Österreicher 1,2 % Norweger 1,2 % Belgier 1,1 % Finnen 0,8 % Slowaken 0,7 % Dänen 0,7 %

45

Mio. PLN

werden hier jährlich von Touristen ausgegeben

20%

aller Krakauer arbeiten in der Tourismusbranche


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RzeszĂłw RzeszĂłw ist eine Stadt, die gerade so etwas wie eine Metamorphose durchläuft. In den vergangenen Jahren hat sie sich von der relativ armen Hauptstadt des Karpatenvorlandes zu der sich am dynamischsten entwickelnden Stadt Polens gemausert, die in den Ranglisten fĂźr Lebensqualität eine Spitzenposition einnimmt und hier sogar Warschau Ăźberholt hat. Mit gerade 200 000 Einwohnern ist RzeszĂłw sicher keine Metropole, aber der VorstoĂ&#x; in Richtung Innovation versetzt immer mehr in Staunen.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Airport â€“ 8 km îĄ? Warshau â€“ 255 km Bratislava â€“ 415 km Wien â€“ 455 km Budapest â€“ 355 km Kiew â€“ 610 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1354  î Žâ€† 183 Tsd. î Ľâ€† 117 km2 î Š 4 087 PLN î € 47 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 7 î † 2 î ‚â€† 14 

 2412  î ƒâ€† 226   28 


Rzeszów

97 LINKS: Polens erste runde Fußgängerbrücke. Der Außendurchmesser beträgt 39 Meter und durch die leichte und flache Außenumrandung scheint sie in der Luft zu schweben. Der Übergang wurde von MWM Architekci und der Promost Consulting entworfen • UNTEN: Das Lubomirski-Schloss ist eines der bemerkenswertesten historischen Sehenswürdigkeiten in Rzeszów. Heute beherbergt das Schloss Ausstellungen und bietet Raum für Konzerte, während in seinem Innenhof Aufführungen unter freiem Himmel stattfinden •

Zu den wachsenden innovativen Branchen zählen die Pharmaindustrie und der IT-Sektor. Es ist jedoch der Luftfahrtsektor im nahe gelegenen Aviation Valley, der zum Stolz der Region wurde. Der Flughafen Rzeszów-Jasionka und die Autobahn A4 sorgen für eine gute Verbindung mit dem Rest der Welt. Wer allerdings einen ruhigeren Lebensstil bevorzugt, kann Rzeszów als Ausgangspunkt für Ausflüge in die traumhaft schöne und nahezu unberührte Karpatenregion nutzen. Dieses Gebiet ist ein kultureller Schmelztiegel verschiedener ethnischer

Traditionen, was insbesondere in der lokalen Küche, dem Handwerk und der Architektur zum Ausdruck kommt. Orthodoxe Holzkirchen gehören hier zum Landschaftsbild in einer Region, die über Jahrhunderte die Heimat von Ukrainern, Slowaken, Lemken, Bojken, Ungarn, Juden, Deutschen und Ruthenen gewesen ist •


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Rzeszów

Die Harmonie der Proportionen Grażyna Bochenek, Radio Rzeszów

Rzeszów ist eine Stadt, die Gäste wie Gastgeber gleichermaßen genießen können. Ihre Lebensqualität entspringt der perfekten Balance zwischen Größe, Anspruch und dem, was die Stadt zu bieten hat. Derzeit wird ein Netz von Radwegen angelegt und ein System für den städtischen Fahrradverleih ist bereits geschaffen, das es einfach

macht, die Flussufer der Wisłoka zu erkunden. Im Sommer kann man auf dem Fluss Kajak- oder Bootsfahrten unternehmen, im Winter ist es ein beliebter Ort, um die Schwäne zu füttern. Sie können aber genauso gut die Statue von Staszek Nitka und seines Kahns erklimmen. Dieser legendäre Fährmann brachte bis in die 1980er-Jahre jeden über

den Fluss, der es wollte. Er sagte nie ein Wort, rauchte nur seine übel riechenden Zigaretten. Ich kann mich noch erinnern, wie wir als Bezahlung für die Überfahrt Geld in die Tasche seiner dunklen Jacke steckten. Zu den stimmungsvollsten Plätzen der Altstadt gehören die Alleen Pod Kasztanami und Lubomirskich. Es lohnt sich immer, einen Abendspaziergang vorbei an den wunderschön beleuchteten städtischen Jugendstilhäusern zu unternehmen (oben). Theater-Liebhabern wird ein Besuch des Lubomirski-Palais (links), dem Geburtsort des weltbekannten Theater-Erneuerers Jerzy Grotowski aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, viel Freude bereiten •


Rzeszów

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Rzeszów ist für seine sehr originellen Statuen berühmt. Da wäre das Monument der Revolution (rechts), das wegen seiner an eine Vagina erinnernden Form Kontroversen auslöste, die Statue des Fährmanns von Rzeszów, Stanisław Nitka, sowie die des berühmten Bluesmusikers und Gitarristen Tadeusz Nalepa, der die Ulica 3 Maja entlangschlendert. Andere recht ungewöhnliche Skulpturen sind die Statue eines Rabauken, der mit einer Handschleuder schießt, eine Komposition, die The Double Short Spike genannt wurde und ein Volleyballspiel zeigt, sowie ein Denkmal, das an Kazimierz Górski, Polens größten Fußballmanager erinnert •

Die Stadt der Gute-Nacht-Cartoons Jakub Półtorak WW – Unabhängiger Theaterdirektor Die Ulica 3 Maja (Straße des 3. Mai) ist die Hauptstraße von Rzeszów und gespickt mit Attraktionen und sehenswerten Plätzen. Es gibt dort schöne

historische Stadthäuser, Kirchen, den Komplex des Piaristenklosters oder das Bezirksmuseum, in dem die Werke einiger klassischer Maler Polens ausgestellt sind, z.B. Stanisław Ignacy Witkiewicz (Witkacy), Jacek Malczewski, Józef Chełmoński und Józef Mehoffer. Am Eingang zum Kino Zorza müssen Sie unbedingt das bes-

te Eis in ganz Rzeszów kosten, das von den Einheimischen nur „Lody u myszki“ (Eis beim Mäuschen) genannt wird. Die Eisdiele verdankt ihren Namen dem Schild, auf dem Mickey Maus abgebildet ist. Weitere Attraktionen sind die Touristenroute aus unterirdischen Korridoren sowie das Museum der Gute-Nacht-Cartoons (unten) •


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Rzeszów Natalia Hładyk, Verband der Lemken

Die Lemken Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Lemken eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich an über 300 Orten in Polen niedergelassen hatte und über ihre eigene Sprache und Kultur verfügte. Aufgrund des politischen Bestrebens, aus dem multiethnischen Polen ein homogenes kommunistisches Land zu machen, wurde beschlossen, die Lemken zu zerstreuen. Heute erlebt die Kultur der Lemken eine Renaissance •

Bei einer Reise durch dieses Gebiet lohnt es sich, auf dem Weg einige Veranstaltungen dieser Volksgruppe zu besuchen. Der Łemkowski Kermesz (Jahrmarkt der Lemken) in Olchowiec, ein jährlich stattfindendes lemkisches Kulturfestival, ist eine zwei Tage andauernde Feier der lokalen Gemeinschaft. Es handelt sich um ein Kulturevent mit religiösen Elementen und einer Kirchweih, bei der die Teilnehmer ihre Handarbeiten und ihr Kunsthandwerk vorstellen, Konzerte oder Sportwettbewerbe veranstalten sowie einen Markt abhalten. Am letzten Wochenende im Juli veranstaltet der Verband der Lemken das Fest Łemkowska Watra (oben), bei dem Volksgruppen traditionelle Musik oder auch Folk-Rock spielen. Es ist auch eine gute Gelegenheit, sich von den Vorzügen der lokalen Küche zu überzeugen. Eine andere Sehenswürdigkeit, die man nicht links liegen lassen sollte, ist Museum der Kultur der ­Lemken in Zyndramowa (unten) ein außergewöhnliches Freilichtmuseum, in demS Sie etwas über traditionelles Handwerk erfahren können •


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Aviation Valley Rzeszów ist der Sitz des „Luftfahrtals“ (Aviation Valley), eines Verbands der Unternehmer der Luftfahrtindustrie. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von Unternehmen,

die Flugzeuge und Flugzeugteile entwerfen, konstruieren oder reparieren oder Entwicklungsforschung im Bereich der Luftfahrt betreiben. Des Weiteren unterhält es auch eine eigene

Flugschule. Der Verband verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit und die effiziente Nutzung innovativer Projekte sowie das Wachstum dieser Branche generell voranzutreiben •

Flugzeugrümpfe (Airbus, Boeing) Sędziszów Małopolski

Elektronische Systeme: Leittechniksysteme, Lenksysteme, Datenerfassungssysteme Mielec Lager Kolbuszowa

Metallbeschichtungen Mielec Pilotentraining Dębica

Flugzeugrümpfe Krosno Fahrwerke Dębica

Propellers Jasienica Elemente von Flugzeugtriebwerken Rzeszów

Fahrwerkselemente Krosno

Elemente von Flugzeugtriebwerken Jasionka

Fettduschen, Unterlegscheiben, Rohrhülsen Jasło

Luft- und Raumfahrtwerkzeuge Instrumentierung & ­Steuervorrichtungen Ersatzteile für die Lager Ersatzteile Werkzeugverwaltung Technologische Dienstleistungen Raumfahrt-Chemikalien KLX – Filiale Rzeszów


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Lublin Eine Stadt der Inspiration Lublin ist Polens Hauptstadt der Jugend. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass jeder vierte Einwohner Student ist. Junge Menschen strĂśmen hier zu Musik- und Theaterfestivals, in die Kinos und selbstverständlich auch in die Clubs. Die Kulisse fĂźr dieses frĂśhliche Treiben bildet die gut erhaltene Altstadt mit ihrem unregelmäĂ&#x;ig geformten Marktplatz, dem Krontribunal, wo die 300 Meter lange unterirdische Touristenroute beginnt, sowie den wunderschĂśnen Gebäuden aus der Renaissance, dem Barock und dem Neoklassizismus.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Lublin â€“ 10 km îĄ? Warschau â€“ 155 km Budapest â€“ 490 km Minsk â€“ 450 km Vilnius â€“ 425 km Kaliningrad â€“ 410 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1317  î Žâ€† 343 Tsd. î Ľâ€† 147 km2 î Š 3 956 PLN î € 71 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtungen

đ&#x;?Ś 9 î † 6 î ‚â€† 10

 2261  î ƒâ€† 350   48 


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Lublin unten: „Urban Highline“ ist eine extremere Form des Slacklinings, bei dem ein Gurtband zwischen zwei Gebäuden befestigt wird. Das Urban Highline Festival ist

eines der größten Highlining-Ereignisse weltweit und das einzige, das in einem Stadtzentrum stattfindet (vorwiegend in der historischen Altstadt) •

Lublin besteht nicht nur aus alten Mauern und offenkundiger Geschichte, sondern ist auch eine moderne Annäherung an das Gedenken und die Avantgarde künstlerischer Initiativen. Ein Ausdruck hierfür sind die zahlreichen Wandmalereien in der Stadt, die oft an Dinge erinnern, über die man sich erst bewusst wird, wenn sie nicht mehr vorhanden sind wie etwa die langen Schlangen vor den Geschäften während des Kommunismus oder die jüdische Kultur (vor dem Zweiten Weltkrieg war Lublin die Heimat des größten Talmud-Studienzentrums der Welt, des Chachmei Lublin Yes-

hiva). Eine andere originelle Methode, die Stadt kennenzulernen, bietet sich während des jährlich stattfindenden Erkundungsganges auf der Route, die von Józef Czechowicz, einem aus Lublin stammenden Dichter, der im Zweiten Weltkrieg umkam, beschrieben worden ist. Die Exkursion findet stets bei Vollmond im Juli statt •


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Oben: Der Marktplatz mit dem Krontribunal in der Mitte. Das Krontribunal ersetzte ein hölzernes Rathaus, das 1389 niederbrannte. Das neue Gebäude wurde im 15. Jahrhundert fertiggestellt • Rechts: Lublin setzt auf Ökologie. Sie ist eine von drei Städten in Polen, die Trolleybusse einsetzt, deren Streckennetz kürzlich erst erweitert wurde. Ein Prototyp eines Elektrobusses ist ebenfalls in Betrieb. Selbst das Wandgemälde eines Trolleybusses von den französischen Künstlern Zoer & Velvet bekommen Sie hier zu sehen•

Lublin


Lublin

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Rechts: Lublin ist eines der ältesten und wichtigsten Theaterzentren Polens, immer offen für alternatives und kreatives Treiben – angefangen beim Zentrum für Theaterpraxis Gardzienice, bis hin zum Karnawał Sztukmistrzów (Karneval für Zirkus und Straßentheater) •

König Kasimir III., genannt der Große, ordnete nach einem Tatarenangriff Mitte des 14. Jahrhunderts an, Verteidigungsmauern und Tore um Lublin herum anzulegen. Von diesen mittelalterlichen Befestigungsanlagen am besten erhalten sind das Krakauer Tor (Brama Krakowska; links), das nach der Route und der Vorstadt benannt wurde, in die es führte, das Stadttor (Brama Grodzka, oben links), das zusammen mit den benachbarten Häusern wiedererrichtet wurde (derzeit Heimat des „Brama Grodzka Gate – NN Theaters“) sowie der runde gotische Turm (OBEN RECHTS) •


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Lublin

Eine Stadt mit Ausblick Jacek Lusiński – Filmregisseur, Drehbuchautor und Liedermacher

Ich liebe es, in das Restaurant im Hotel Victoria (GANZ OBEN) zu gehen. Die riesigen Neon-Buchstaben, die den Namen des Hotels zeichnen, schaffen ein stimmungsvolles rotes Licht. Von dort aus können Sie das Panorama der ganzen Stadt überblicken. Der jüdische Friedhof (oben) ist wunderschön. Sie müssen

zwar einen Termin mit einem Fremdenführer ausmachen, die Mühe lohnt sich aber, denn diese haben immer viele faszinierende Geschichten zu erzählen. Ich selbst erinnere mich besonders an einen geheimnisvollen Grabstein, der völlig anders als alle anderen dekoriert ist. In der jüdischen Tradition haben Gravuren auf den Grabsteinen sym-

bolische Bedeutung und sind auf allen Friedhöfen gleich aber dieser matzevah ist einzigartig wie kein anderer. Niemand weiß, was diese Verzierungen zu bedeuten haben. Der Friedhof ist ein wenig wild und es gibt einiges an Unterholz, was eine unglaubliche Atmosphäre schafft. Zur totalen Entspannung wandert man hinauf auf den Wzgórze Czwartek (den Donnerstagsberg). Dort stehen eine alte Kirche und eine Schule, aber das Ziel dieses Ausfluges ist es, sich im Gras liegend zu erholen, ein Picknick zu genießen und die herrliche Aussicht auf Lublin zu verinnerlichen •


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Lublin

Dorfmuseum Lublin Dieses Freilichtmuseum beherbergt Bauernhütten, noble Herrenhäuser und zwei hölzerne Kirchen – eine griechisch-katholische (oben) und eine römisch-katholische. Die traditionelle holländische Windmühle (links) wurde unlängst dank der Anstrengungen eines erfahrenen Müllers wieder zum Leben erweckt •

Majdanek Das deutsche Konzentrationslager Lublin, gemeinhin als Majdanek bekannt, wurde von Oktober 1942 bis Juli 1944 betrieben. Das Lager sollte als Quelle für kostenlose Arbeitskräfte dienen, die den Aufbau des Dritten Reiches im Osten unterstützen sollten. Die Gefangenen des Lagers stammten aus fast 30 Ländern. Das von Wiktor Tołkin und Janusz Dembek entworfene Monument des Kampfes und Martyriums wurde in Folge eines Architekturwettbewerbs angefertigt, den ehemalige

KZ-Häftlinge gefordert hatten, da sie der Meinung waren, die damals bestehende Gedenkstätte sei zu zurückhaltend.

Dieser Wettbewerb zog in ganz Polen viel Aufmerksamkeit auf sich. Insgesamt wurden rund 140 Entwürfe eingereicht •


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Kazimierz

Ganz oben: Der gepflasterte Marktplatz ist der Mittelpunkt von Kazimierz Dolny. Die den Platz säumenden Arkadenhäuser (links) haben weitgehend unbeschadet bis heute überdauert.

Oben: Der Landschaftspark Kazimierz bietet Europas größte Ansammlung an Schluchten. Eine der spektakulärsten ist die Schlucht Korzeniowy Dół (Wurzelgrube) •


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Kazimierz Die Aussicht von den Hügeln über die Stadt und den Kleinpolnischen Weichselbruch wird Ihnen den Atem rauben. Die Möglichkeiten, sich zu sonnen, zu wandern, Rad oder Boot zu fahren scheinen endlos. Im Winter gibt es mehrere Skilifte in der Nähe. Kazimierz‘ Lage ist auch ideal zum Langlaufen, Rodeln oder für eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten. Die Einwohner tragen zur Magie von Kazimierz bei, indem sie interessante Einzelheiten aus der lokalen Geschichte und Legenden in den um den Markt gelegenen Cafés zum Besten geben. Der Sommer bringt eine ganze Reihe verschiedener Festivals mit sich, wie etwa das Festival für Folkbands und Folksinger Kazimiernikejszyn oder das Festival Dwa Brzegi, bei denen es viel Musik und aktive Erholung gibt. Die Band Dziady Kazimierskie (Die Opas von Kazimierz) singt über die Schönheit ihrer Heimatstadt und der Umgebung und begeistert mit ihren Konzerten alle Altersgruppen •

Stadt der Maler Włodzimierz Dembowski, Musiker der Formationen Łąki Łan und Dziady Kazimierskie Nur 44 km von Lublin gelegen, ist Kazimierz Dolny eine der schönsten und außergewöhnlichsten Städte Polens. Mit seinen zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten gilt es als das Renaissance-Juwel der Region Lublin. Es ist mit tausenden von geologischen Formationen der Mittelpunkt des Landschaftsparks Kazimierz und des Landes der Lössschluchten. Wegen seines pittoresken Charakters wurde Kazimierz zu einer Lieblingsstadt von Künstlern, insbesondere von Malern. Seit mehr als einem Jahrhundert ist diese herrlich gelegene und mit Renaissancebauten übersäte Stadt das Mekka der künstlerischen Bohème - nicht nur für Maler, sondern auch für Vertreter der Literatur- und Filmwelt. Diese Tradition in Sachen Kultur wird heute mit Veranstaltungen wie dem Filmund Kunstfestival Dwa Brzegi (in Kazimierz und Janowiec; auf der gegenüberliegenden Weichselseite) fortgesetzt •


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BiaĹ‚ystok & Podlachien Der neue Osten BiaĹ‚ystok ist eine Stadt an der Ostgrenze Polens, Hauptstadt einer kulturell sehr vielfältigen und von seinen Traditionen durchdrungenen Region. Dennoch blickt es mit Zuversicht in die Zukunft, entwickelt sein innovatives wissenschaftliches Potential weiter und verbindet die Bestrebungen eines an Wachstum orientierten urbanen Zentrums mit dem Charme einer ländlichen Kleinstadt. Genau diesen Reiz verkĂśrpert das neue Opernhaus, ein Gebäude aus Glas und Beton und mit Pflanzen bewachsen.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Olsztyn â€“ 150 km îĄ? Warschau â€“ 175 km Minsk â€“ 305 km Vilnius â€“ 220 km Kaliningrad â€“ 245 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1691  î Žâ€† 295 Tsd. î Ľâ€† 102 km2 î Š 3 707 PLN î € 35 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 6 î † 3 î ‚â€† 11

 1907  î ƒâ€† 242   25 


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Białystok

In Białystok werden Sie sich wie in einem Zug fühlen, der vom 19. ins 21. Jahrhundert fährt. Es ist eine Stadt mit multiethnischer Vergangenheit, die ihr Leben neu in die Hand genommen hat, um zum aufgeweckten, modernen Zentrum des Nordostens Polens zu werden. Um dies live mitzuerleben, genügt ein Spaziergang durch das Stadtzentrum mit einem Halt in der Lipowa-Straße, dem zentralen Punkt der Stadt. Hier können Sie nicht nur die auffällige und moderne St.-Rochus-Kirche, Jugendstilvillen und die orthodoxe St.-Nikolai-Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert sehen, sondern auch die neue „Ikone” von Białystok: das Europäischen Kunstzentrum – Oper und Philharmonie von Podlachien. Mitten im Stadtzentrum ist auch das Branicki-Palais aus dem 18. Jahrhundert zu bewundern, das von märchenhaften französischen Barockgärten umgeben ist. Die einstige Residenz der Adelsfamilie Branicki beherbergt heute den Verwaltungssitz der Medizinischen Universität Białystok

oben: Rathaus in Białystok. Im Gebäude aus der Spätbarockzeit auf dem Kościuszki-Marktplatz ist das Museum von Podlachien untergebracht •

sowie das Arsenal, die absolute Top-Galerie der Region, welche in das alte Pulvermagazin des Palais gezwängt wurde. Zuversichtlich in die Zukunft Von den Barockpalästen bis hin zu seinen kleinen Holzhäuschen mit bemalten Fensterläden – Białystok geht mit Zuversicht und schnellen Schrittes in die Zukunft. Das beeindruckende Zentrum für Moderne Bildung an der Politechnika Białostocka (TU Białystok) hat studentische Projekte wie das preisgekrönte Mars Rover ins Leben gerufen. Eine weitere Neuerung, die die Transformation Białystoks zu einem Neuen Osten vorantreibt, ist das Gründerzentrum des Wissenschafts- und Technologieparks •


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Białystok

Das alternative Białystok Mateusz Tymura – Theaterdirektor, Schauspieler und urbaner Aktivist. Gründer des unabhängigen Theaters Latarnia und Mitgründer der Initiative „Der Stadtteil Bojary wird kultiviert“. Bojary (Mitte rechts) ist ein faszinierendes und unberührtes Viertel mit alten Holzhäusern, die vor unseren Augen verloren zu gehen scheinen. Um ein besseres Gefühl für diesen Ort zu bekommen, zieht man am besten mit einem lokalen Fremdenführer oder einem Alteingesessenen los, der einen vielleicht sogar zu sich nach Hause oder in seinen Garten einlädt. „Up to Date“ ist ein Festival für elektronische Musik (oben rechts), das im September stattfindet. Organisiert wird es von jungen und kreativen Leuten, die es zum besten Musikevent in Białystok gemacht haben. Węglowa ist ein alternativer Raum, der von der Gesellschaft Kreatywne Podlasie (Kreatives Podlachien) in einem alten Militärdepot aus den 1930er-Jahren geschaffen wurde. Białystok ist übrigens auch die globale Hauptstadt

des Esperanto. Hier sitzt das Ludwik-Zamenhof-Zentrum, benannt nach dem Erfinder dieser außergewöhnlichen Sprache • Podlachiens Mosaik der Vielfalt Alle Kulturen und Menschen der Region Podlachien (poln. Podlasie) haben in der Stiftung „Grenzgebiet von Kunst, Kultur und Nationen” ihr symbolisches Zuhause gefunden. Das von Krzysztof Czyżewski (links) geleitete Stiftungszentrum befindet sich in der Stadt Sejny nahe der litauischen Grenze. Menschen aus ganz Europa kommen hierher und es ist auch immer etwas los: Konferenzen, Konzerte, Exkursionen und Workshops. Ein anderer mit dem Begriff „Grenzgebiet“

assoziierbarer Ort von Interesse ist das ehemalige Herrenhaus der Familie des polnischen Nobelpreisträgers und Poeten Czesław Miłosz. Das in dem Städtchen Krasnogruda gelegene renovierte Herrenhaus dient als internationales Zentrum für den Dialog und als Museum, das dem Leben des Schriftstellers gewidmet ist. Das Zentrum bietet ein hervorragendes Programm an sozialen und kulturellen Veranstaltungen und ist eine intellektuelle Anregung für die gesamte Region •


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Białystok

Hausgemachter Tourismus Monika Szewczyk – Direktorin der Kunstgalerie Arsenał in Białystok, die zeitgenössische Kunst fördert und hier den Schwerpunkt auf die kulturellen Beziehungen in Osteuropa legt. Einer der größten Vorzüge von Białystok sind seine wunderschönen gepflegten Parks, wie dieser neben unserer Galerie im Branicki-Palais (oben). Wir haben auch ein Netz an Radwegen, mit dem Sie der Stadt entfliehen können – und zwar in das schöne Städtchen Supraśl mit seinen gut erhaltenen alten Gebäuden und dem ausgesprochen originellen Puppentheater Wierszalin. Wenn Sie am Abend ausgehen und in netter Gesellschaft interessante Events erleben möchten, dann ist das Club-cum-Café Zmiana Klimatu (Klimawechsel) in der Warszawska-Straße genau der richtige erste Anlaufpunkt. Es ist ein zwangloser Treffpunkt, der die Leute einfach einlädt, ein wenig Zeit dort zu verbringen. Weiter empfehle ich die neue (zweite) Filiale unserer Galerie Arsenał, die in dem sehr anregenden, postindustriellen Alten Kraftwerk (oben rechts) untergebracht ist. Der Grundriss des Gebäudes hat es möglich gemacht, dass wir dort auch große Ausstellungen veranstalten können. Ich bin auch ein großer Fan des Pfades des jüdischen Erbes in Białystok, der von der

Stiftung der Universität Białystok eingerichtet wurde. Auf dem Weg nach Kruszyniany, wo eine Minderheit der Tataren lebt, liegt das Städtchen Krynki, Sitz der Kulturorganisation Villa Sokrates, die ich wirklich bewundere. Geleitet wird diese Vereinigung von Paweł Grześ, der mit so herausragenden Künstlern wie

Leon Tarasewicz zusammenarbeitet. Ausgerichtet ist sie auf die einheimischen Werte der Stadt und der weißrussischen lokalen Gemeinde. Vorgestellt werden auch die Arbeiten der herausragendsten Künstler Polens. Deswegen habe ich immer Lust, dort vorbeizuschauen und nachzusehen, was sich dort tut •


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Białystok

Podlachien

Wie ein ­Korallenriff Adam Wajrak – Journalist, Umweltaktivist und Autor mehrerer Bücher zu Umweltthemen. Adam Wajrak lebt gegenwärtig im Dorf Teremiski in Podlachien.

Janów Podlaski Janów Podlaski ist das älteste staatliche Pferdegestüt Polens, das seine jährlichen Auktionen im August abhält. Die Pferde sind für ihre Schönheit bekannt - im Jahr 2015 wurde für die Vollblutstute Pepita die Rekordsumme von 1,6 Millionen Euro erzielt. Die Pferde aus Janów Podlaski sind bei Pferdeliebhabern aus der ganzen Welt populär. Charlie Watts beispielswiese, der Drummer der Rolling Stones, ist mit seiner Gattin bereits seit Jahren Stammgast dieser Auktionen •


Białystok

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Der ganze Stolz der Region Podlachien ist der Białowieża-Urwald, ein in Europa einzigartiges Waldgebiet. Nicht einmal in Nordamerika werden Sie in gemäßigten Klimazonen so gut erhaltene Auwälder vorfinden. Wenn ich einen Vergleich ziehen wollte, dann mit dem Great Barrier Reef. Der am besten erhaltene Teil dieses Waldgebietes ist der Białowieża-Nationalpark (unten), wo man noch Wölfe, Luchse, Hirsche und natürlich Wisente antreffen kann, die letzten Vertreter der europäischen Megafauna, deren Population nur noch geringfügig über der des großen Pandas liegt. Diese in der freien Wildbahn zu sehen, ist wie eine Reise 1000 Jahre in die Vergangenheit. Die Biebrza-Sümpfe und die umliegenden Gebiete des Nationalparks Biebrza sind riesige Freiflächen, die von Elchen sowie, im Frühling, von Kranichen und massenhaft anderen Vogelarten bevölkert werden. Am besten zu sehen ist dies alles vom Anlegeplatz der nahe gelegenen Stadt Strękowa Góra oder bei einer Tour auf dem Fluss Biebrza in „polnischen Kanus“ (traditionellen Langbooten). Weiter empfehle ich einen Ausflug mit Biberbeobachtung im Narew-Nationalpark. Der Fluss Narew breitet sich mit seinen Nebenarmen aus wie eine Art kleiner Amazonas •


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Białystok

Die reiche Kultur der Region Podlachien offenbart sich an jeder Ecke. Die jüdische Bevölkerung in dieser Region hat, so wie in Orla oder Tykocin (oben links), herrliche Synagogen hinterlassen. Beide weisen mit ihrer traditionellen Bauweise und räumlichen Anordnung ein außergewöhnliches Ambiente auf. In Tykocin befindet sich auch die malerische spätbarocke Dreifaltigkeitskirche (unten). Fast jede Stadt in dieser Region kann sich jedoch mit einer schönen orthodoxen Kirche rühmen (oben rechts); die herrlichsten dieser Gotteshäuser findet man in den Städten Grabarka und Kruszyniany. Weiter lohnt sich ein Ausflug zu der aus Holz erbauten Moschee und dem tatarischen Friedhof sowie ein Stopp in einer echten lokalen Jurte, um die tatarische Küche auszuprobieren (mitte) •


117 Sejny

Kulturmix Neben seinem wissenschaftlichen Potential steht Białystok ebenso für sein nicht weniger bedeutendes kulturelles Erbe. Sie werden in der Stadt auf Schritt und Tritt daran erinnert, stehen doch katholische und orthodoxe Gotteshäuser unmittelbar neben nun verlassenen Synagogen. Białystok und die Region Podlachien sind die kulturell vielfältigsten Gebiete Polens. Und obwohl die hiesige jüdische Bevölkerung während des Zweiten Weltkrieges nahezu ausgelöscht wurde, leben nach wie vor starke Minderheiten von Weißrussen, Tataren und Litauern in diesem Gebiet. Umgeben sind die multiethnischen Städte und Dörfer von dem letzten wirklichen Urwald Europas •

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Gabowe Grądy

ck1 Sokółka Knyszyn

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isis Krynki

Supraśl

Tykocin

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Bohoniki

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Białystok

Kruszyniany

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Legende

ck Orthodoxe Kirche ck Orthodoxer Friedhof ck Orthodoxes Kloster unck I konenmuseum muck O rthodoxes Festival für

Bielsk Podlaski

Hajnówka

ck

­ irchenmusik K � Ostkatholische Kirche � Ostkatholischer Friedhof ck1 Altorthodoxe Kirche (Molenna) � Evangelisch-Lutherischer Friedhof kk Katholischer Friedhof is Tataren-Moschee is Mizar (Muslimischer Friedhof) jd  Synagoge jd Kirkut (jüdischer Friedhof)

ckmuck

Góra Grabarka

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Jüdischer Pfad von Białystok

Jüdischer Pfad von Białystok

fmjd Ehemaliges Apollo-Theater und Kino

tejd Ehemaliges jüdisches ­Palast-Theater

jd1 Cytron-Synagoge jdjd2 Piaskower-Synagoge  Denkmal der Großen Synagoge

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von Białystok ry Rynek Sienny (Heumarkt) – Ort des ehemaligen jüdischen Marktes   Ehemaliges jüdisches Viertel

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al. J. Piłsudskiego

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Olsztyn & Ermland Ă–ko-City Olsztyn (dt. Allenstein) entstand auf einem einst von preuĂ&#x;ischen Stämme besiedelten Gebiet, dessen Bewohner Bäume verehrten, und die Stadt hat sich diese enge Verbindung zur Natur bewahrt. Vergleichbares werden Sie nirgends in Europa finden: zahlreiche Seen innerhalb der Stadt und urbane Wälder von mehr als 1000 Hektar sowie der kĂźrzlich angelegte, grĂśĂ&#x;te städtische Binnenstrand Polens. All dies verbindet sich mit dem komplexen multikulturellen Erbe dieser Region und schafft so eine faszinierende kulturelle Mischung.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Olsztyn â€“ 56 km îĄ? Warschau â€“ 175 km Stockholm â€“ 635 Minsk â€“ 470 km Vilnius â€“ 330 km Kaliningrad â€“ 105 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1353  î Žâ€† 175 Tsd. î Ľâ€† 88 km2 î Š 3954 PLN î € 31 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

un 4 î † 8 î ‚â€† 13

 1611  î ƒâ€† 143   38 


Olsztyn & Ermland

Der Anblick, der sich dem Betrachter bei der Ankunft in Olsztyn eröffnet, sind rote Dächer, die zwischen einem Meer aus Grün auftauchen. Dieses Bild wird nicht einmal von den großen Hochhäusern des Stadtzentrums getrübt. Über der Stadt thront das mittelalterliche Kapitel der Bischofsburg des Ermlandes. Die Burg, errichtet vom Deutschen Orden und später Sitz pol-

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nischer Bischöfe (NÄCHSTE SEITE unten), ist heute ein Zwischenstopp auf der Europäischen Route der Backsteingotik. Im 16. Jahrhundert wurde sie von Kopernikus höchstpersönlich, der damals ein ermländischer Kanonier war, gegen die Ritter des Deutschen Ordens verteidigt. An der Wand der Burg ist nichts Geringeres zu sehen als der Aborterker desjenigen Man-


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Olsztyn & Ermland

nes, der die Sonne anhielt und die Erde in Bewegung setzte: Nikolaus Kopernikus. All die Sehenswürdigkeiten erinnern an die komplexe Geschichte dieser Gegend, in der sich der Katholizismus und der Protestantismus aneinander rieben und slawische mit germanischen Elementen in Konkurrenz zueinander standen. Vor dem Zweiten Weltkrieg lagen Ermland (poln. Warmia) und Olsztyn (damals Allenstein) innerhalb der Grenzen Preußens, seit 1945 gehören beide zu Polen. Geschichte und Natur sind hier eng miteinander verbunden. Olsztyn besitzt alle natürlichen Voraussetzun-

gen, eine moderne Öko-Stadt zu werden. In einem zunehmenden Bewusstsein setzt die Stadt auf grüne Technologien, die Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Energiequellen und die Niedrigemission der öffentlichen Verkehrsmittel (das Straßenbahnnetz deckt das gesamte Stadtgebiet ab). Abgesehen von der Natur ist Olsztyn auch die polnische Hauptstadt des Gesellschaftstanzes und der Kampfsportarten, denn die Sportler, die hier trainieren, haben weltweiten Ruhm erlangt, so wie Mahmed Khalidov, der internationale MMA-Champion • Unten: Der See Ukiel, inoffiziell als Jezioro Krzywe (Schiefer See) bezeichnet, ist der größte See in Olsztyn und hat eine maximale Tiefe von 43 Metern. An seinem Ufer finden sich zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie Anlegestellen für Segelboote und Kajaks, ein Stadtstrand oder Erholungszentren •

Oben: Teilnehmer des „Eisbär-Badefestivals“ in einem See bei Olsztyn stellen die polnische Robustheit unter Beweis •


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Olsztyn & Ermland

Kortowo Hanna Wróblewska, Leiterin der Nationalen Kunstgalerie Zachęta in Warschau. Sie kommt aus Olsztyn und ist der Ansicht, die stärksten Argumente der Stadt sind ihre Seen: „Ich erinnere mich, wie seltsam es für mich war, als ich feststellte, dass es Städte gibt, die nicht ein Dutzend Seen haben, an denen man jederzeit spazieren gehen oder schwimmen kann.” Der Kortowo-Campus in Olsztyn, Teil der Universität Ermland und Masuren, wurde in malerischen ehemaligen deutschen Kasernen eingerichtet und liegt direkt am See. Die Studenten können nach den Vorlesungen also direkt an den Strand gehen! •


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Olsztyn: Zwischen Natur und Kultur Edwin Bendyk – Journalist und Reporter für die Polityka, der wöchentlich über Fragen der Entwicklung berichtet und jetzt in Warschau lebt; er blickt stets mit einem Auge auf seine Heimatstadt Olsztyn.

Olsztyn & Ermland

Olsztyn steht irgendwo zwischen Natur und Kultur, wobei die Natur die Oberhand behält. Mehr als eine Provinzstadt, aber nach wie vor keine Großstadt. Olsztyn versucht kontinuierlich, mit wechselndem Erfolg, die außergewöhnlichen Energiequellen seines sozialen Kapitals zu nutzen, die durch Gesellschaften wie Tratwa (die lokale Gemeinschaften und kulturelle Minderheiten fördert; unten) und Borussia (die eine Dialogkultur zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten und Traditionen schafft) verkörpert wird. Eine Hoffnung für die Zukunft ist OKO – Obywatele Kultury Olsztyna (Kulturbürger von Olsztyn), eine progressive Kulturbewegung der Stadt, die noch in den Kinderschuhen steckt.

In Sachen Natur ist der sehr beliebte Jezioro Długie (Langer See) ein wirklich bezaubernder Ort, an dem Olsztyn immer noch ein wenig unkonventionell ist und wo sich die kosmopolitische Mittelschicht trifft, um ihre Sportlichkeit unter Beweis zu stellen und mit dem Rad eine Runde um den See zu drehen. Dieser ist eine Schnittstelle zwischen Kultur und Natur. Sein Nordufer verläuft am Stadtwald (oben) entlang, dessen imposante, dichte Bäume die Fantasie beflügeln, sich auf die Spuren des legendären Smętek zu begeben, eines Dämonen aus der ermländischen Volksmythologie, der von Kobolden, kłobuki genannt, begleitet wird und der in unterschiedlichen Gestalten auftritt. Mein anderer Lieblingsort in Olsztyn befindet sich in der Altstadt und ist eine Bar mit dem Namen Vinyl. Sie steht bei Fans lokaler Biersorten und Liebhabern der guten, alten Musik von Vinyl-Schallplatten hoch im Kurs •


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Olsztyn & Ermland

Zatorze und der Stadtwald Karol KRL Kalinowski – Karikaturist und Comiczeichner, der in der Stadtbibliothek Olsztyn arbeitet. Sein Werk Łauma hat 2009 beim Internationalen Comicfestival in Łódź den Preis für den besten Comic gewonnen und wird gerade in einen Animationsfilm voller Länge umgesetzt. Besuchern empfehle ich immer Zatorze (oben) – so bezeichnen die Einwohner von Olsztyn alles, was sich „auf der anderen Seite der Eisenbahnschienen“ befindet. Es ist der schönste Teil der Stadt, voll von charmanten Stadthäusern, Kirchen, Parks und Friedhöfen, und genau das Richtige für Besucher, die es nicht nur auf die typischen Postkartenmotive abgesehen haben. Der Bezirk hatte einst einen fragwürdigen Ruf, aber alles, was davon geblieben ist, sind Ruhm und eine außergewöhnliche

Atmosphäre. Erholung finden wir am Stadtstrand des Jezioro Krzywe (Schiefer See, auch Ukiel genannt), der ein beeindruckendes Freizeitangebot bietet. Wer gerade faul sein will, der legt sich an den Sandstrand und / oder bräunt sich in der Sonne, wer etwas Action möchte, geht zum

Jachthafen oder nutzt das Angebot an verschiedenen Wassersportarten, deren Namen ich nicht einmal kenne. Gleich rechts neben dem Pier ist das Restaurant Przystań, das mit dem Boot erreichbar ist •


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Olsztyn & Ermland

Das Ermland Diese grüne Stadt ist das Herzstück Warmias bezaubernder natürlicher Landschaft. Die Topographie der Region erinnert mit kleinen Hügeln, kleinen Seen und riesigen Wälder an ein Zwergenland. Zu entdecken gibt es jede Menge Natur sowie auch gut erhaltene deutsche Architektur in Form der ikonenhaften „preußischen Wände - aus roten Ziegeln und hölzernen Balken - eine lokale Varietät der Fachwerkbauweise. Die touristische Infrastruktur dieser Region besteht vor allem aus gemüt-

lichen Pensionen und kleinen traditionellen Gehöften. Auch eine große Artenvielfalt ist hier zu finden. Dieses Gebiet war schon immer berühmt für seine mosaikartig angelegten Felder mit einer guten Mischung aus Getreide, Raps, ein paar Gemüsegärten und noch einigen Obstgärten. Das Ermland ist ein fantastischer Ort für einen Urlaub auf dem Land und Begegnungen mit unberührter Natur. Es gibt immer mehr gestresste Städter, die sich entscheiden, hier auf Dauer Fuß zu fassen •


Olsztyn & Ermland

Urbane Flüchtlinge

Joanna Posoch aus Warschau betreibt die Lavendelfarm Lawendowe Pole (links), das Lavender-Living-Museum sowie einen agrotouristischen Bauernhof in Nowe Kawkowo, Ermland.

Viele „Großstadtflüchtlinge” leben im Ermland, wo sie endlich den Raum finden, um ihre Träume zu verwirklichen, für die Ihnen bisher die Zeit und auch das entsprechende Umfeld fehlten. Glendoria ist ein Ort in der Gemeinde Ględy und fördert das sog. Glamping (glamouröses Camping). Die Gäste wohnen in geräumigen exklusiven Zelten mit Holzboden, die Scheune in der Mitte des Anwesens wurde in ein Clubhaus umgestaltet, das Slow Food und Massagen anbietet (unten rechts). Zum mobilen Wellnessangebot gehören auch Anwendungen an der freien Luft (ganz unten).

125 Marcin Wiechowski ließ sich vor einigen Jahren in Włodowo nieder und entdeckte, dass sich die sauren Früchte der Apfelbäume im Ermland ideal für verschiedene Sorten von Cidre eignen (unten links). Also gründete er die Farm Kwaśne Jabłko (Saurer Apfel), auf der er der Herstellung von Cidre nachgeht. Seine Apfelweine haben Auszeichnungen gewonnen und werden in den besten Restaurants angeboten. Zudem bietet die Farm auch Agrotourismus, bei dem traditionelle Architektur und modernes Design eine harmonische Verbindung finden.


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Olsztyn & Ermland

Das Dorftheater Węgajty (rechts), gegründet vor 30 Jahren, nimmt auf der Kulturlandkarte des Ermlandes eine ganz besondere Stellung ein mit Aufführungen von Stücken des polnischen Theaterpioniers Jerzy Grotowski. Die Schauspieler setzen alte Rituale aus dem Ermland in die Moderne um, wobei sie mit Instrumenten durch die Dörfer ziehen und sogar Stücke von Witold Gombrowicz in einer Scheune aufführen. Die Stiftung Revita Warmia hat ihren Sitz in der kleinen Stadt Jeziorany, die in Polen für ihre populäre Radiosendung bekannt ist. Die Stiftung wurde von Rafał Mikułowski gegründet, der sich hier nach Jahren in Mali und Frankreich niederließ. In einer Galerie auf dem Hauptlatz schufen er und seine Frau Marcelina einen offenen Raum für Begegnungen mit Besucherinformationen über das Ermland (unten). Sie präsentieren dort lokales Handwerk, fördern

ansässige Hersteller traditioneller Lebensmittel und leiten generationenübergreifende Workshops sowie ein soziales Textilstudio •


127

Die Wälder umfassen 1900 ha Der Ukiel-See umfasst eine Fläche von

412

ha

21,5% des Stadtgebietes

und zählt damit zu den 100 größten Seen Polens.

Olsztyn Die Flüsse in Olsztyn haben eine ­Gesamtlänge von 24 km, wobei

17,5

km

des Flusses Łyna innerhalb der Stadtgrenzen fließen.

Die Stadt ist Lebensraum

2

geschützter Pflanzenarten, darunter das Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)

130

hier nistender Vogelarten, darunter der Wachtelkönig


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Bydgoszcz & ToruĹ„ Die gerade einmal 50 km voneinander gelegenen Städte Bydgoszcz (dt. Bromberg) und ToruĹ„ (dt. Thorn) trennt seit dem Mittelalter ein Konflikt. ToruĹ„ wurde von Hermann von Salza, dem GroĂ&#x;meister des Deutschen Ordens gegrĂźndet, welcher dort fĂźr die nächsten 221 Jahre regieren sollte. Bydgoszcz erhielt seine Stadtrechte von Kasimir dem GroĂ&#x;en und war während des Krieges der polnischen Krone gegen den Deutschen Orden von groĂ&#x;er Bedeutung. Diese Teilung klingt noch bis heute in den neckischen Spitznamen der Bewohner nach: die Einwohner von ToruĹ„ werden die „Teutonenâ€? genannt, die Bewohner von Bydgoszcz werden aufgrund der Seuche, die hier im 17. Jh. wĂźtete, als „Typhus“ bezeichnet.

Bydgoszcz

Toruń

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen î ? Flughafen Bydgoszcz Bydgoszcz – 44 km – 4 km îĄ? Warschau îĄ? Warschau â€“ 185 km – 225 km Bydgoszcz ToruĹ„ – 46 km – 46 km Berlin Berlin – 360 km – 315 km Ăœberblick

đ&#x;›Ą 1346  î Žâ€† 359 Tsd. î Ľâ€† 176 km2 î Š 3678 PLN î € 36 Tsd.

đ&#x;›Ą 1233  î Žâ€† 203 Tsd. î Ľâ€† 116 km2 î Š 3876 PLN î € 27 Tsd.

Kultur & Natur đ&#x;?Ś 6 î † 3 î ‚â€† 31

đ&#x;?Ś 5 î † 8 î ‚â€† 4

Kulinarisches & Ăœbernachtung  2361  î ƒâ€† 327   36 

 2670  î ƒâ€† 189   56


Bydgoszcz & Toruń

129 Bydgoszcz ist eine phänomenale Stadt für Musik. Die Opera Nova (links), gelegen am Ufer der Brda (Brahe), ist eines der modernsten und abwechslungsreichsten Musiktheater Polens. In dem stimmungsvollen Musikbezirk befindet sich die nach Ignacy Jan Paderewski benannte Pommersche Philharmonie, deren Konzertsaal für seine ausgezeichnete Akustik bekannt ist. Hervorragende Musiker von Weltrang sind hier aufgetreten, darunter Rafał Blechacz, Absolvent der Musikakademie Bydgoszcz und Sieger des 15. Internationalen Frederic-Chopin-Klavierwettbewerbes 2005 •

Oben: Ein Blick auf die mittelalterliche Altstadt von Toruń, den ältesten Teil der historischen Stadt (zu der auch die „Neustadt“ und die Kreuzritterburg

gehören). Von Beginn an war Toruń eine Geschäftsstadt und ein wichtiges Zentrum des internationalen Handels. Im Mittelalter war Toruń auch eines

der größten Kunstzentren Europas. Heute zeugen zahlreiche erhaltene historische Gebäude und Artefakte von der einstigen Stellung der Stadt •


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Bydgoszcz & Toruń

Bydgoszcz

Bydgoszcz fließt voran! Die am Fluss Brda (Brahe) und am Bromberger Kanal gelegene Stadt Bydgoszcz ist auf natürliche Weise mit dem Wasser verbunden. Die Häuser aus dem 19. Jahrhundert, die entlang des Młynówka-Armes gegenüber der Wyspa Młyńska (Mühleninsel; links) liegen, bilden das Herz der Stadt. Die Kornspeicher (oben), die im späten 18. Jahrhundert von dem Kaufmann Samuel Gottlieb Engelmann am Fluss entlang erbaut wurden, bieten jenen charakteristischen Anblick, der auch auf dem Logo der Stadt zu sehen ist •


Bydgoszcz & Toruń

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Die musikalische Seite der Stadt Sławomir Janicki – Gründer des berühmten Bromberger Musikclubs Mózg, der mit der alternativen Rock- und Jazzszene verbunden ist. Bydgoszcz ist Gastgeber mehrerer großer Festivals vor allem der zeitgenössischen Musik: das Fonomo Music & Film Festival und das Internationale Festival für Zeitgenössische Musik und Bildende Kunst Mózg. Das Bydgoszcz Music Festival, 1963 ins Leben gerufen, ist eines der ältesten in Polen. Das 1966 initiierte einzigartige Musica Antiqua Europae Orientalis Festival der Alten Musik Mittelund Osteuropas lockt führende

Künstler aus ganz Europa an. Das Highlight im Frühling ist das Bromberger Opernfestival (oben), das im modernen Gebäude der Opera Nova

stattfindet. Alle drei Jahre erhält das musikalische Profil der Stadt mit dem Internationalen Paderewski-Klavierwettbewerb einen kräftigen Schub •

Das internationale Theaterfestival Inne Sytuacje (Andere Situationen; oben) probiert neue Phänomene der darstellenden Kunst aus. Das bekannteste

Festival in Bydgoszcz ist jedoch das internationale Filmfestival Camerimage, das der Arbeit und der Kunst der Filmschaffenden gewidmet ist•


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Toruń

Gotisches Toruń Die gotischen Mauern der Sehenswürdigkeiten von Toruń, darunter auch die in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommene Altstadt (oben), laden die Besucher zu einer Zeitreise zurück in die Vergangenheit ein. Spuren der Geschichte sind leicht zu finden, insbesondere jene über das Leben des berühmten Astronomen Nikolaus Kopernikus (unten links), dessen Entdeckung das Universum auf den Kopf stellte. Der Weg von dem spätgotischen Haus, in dem Kopernikus geboren wurde (rechts), zu dem modernen Planetarium verbindet mittelalterliches Denken mit den modernen Populärwissenschaften •

Bydgoszcz & Toruń


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Bydgoszcz & Toruń rechts: Eine auf dem Bella Skyway Festival präsentierte Arbeit. Das seit 2009 ausgerichtete Festival ist eines der zahlreichen im europäischen Rahmen stattfindenden Kulturevents in Toruń. Es war ursprünglich Teil der Bemühungen der Stadt, 2016 eine Kulturhauptstadt Europas zu werden •

Die Stadt ­entdecken Magdalena Wichrowska, Lehrbeauftragte und Autorin des Buchs Toruń, Stadt der Frauen Verbringen Sie ein paar Stunden im Zentrum für Zeitgenössische Kunst Znaki Czasu (Zeichen der Zeit; links). Neben interessanten Ausstellungen ist das Zentrum für Moderne Kunst in Toruń ein angenehmer und einladender Raum, wo man fast den gesamten Tag verbringen kann. Das dortige Kino bietet eine gute Auswahl an Arthouse- und Independent-Filmen. Durchstöbern Sie die gut sortierte Kunstbuchhandlung oder den benutzerfreundlichen Sömmerrings-Leseraum, bevor Sie einen kurzen Stopp im Café Parter einlegen und bei einem leckeren Snack neue Kraft für die weitere Erkundung Toruńs sammeln. Das Panorama der Altstadt von der Terrasse des Kunstzentrums betrachtet ist ein absolutes Muss! •


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Bydgoszcz & Toruń

Toruń – das Kosmische und das Alltägliche Robert Czekański, aus Toruń stammender Unternehmer und BrettspielFanatiker

Das Zentrum Młyn Wiedzy (Mühle des Wissens) wurde in der alten Richter-Mühle eröffnet und verfügt über ein über 15 Meter langes Foucaultsches Pendel (rechts), während das Astronomiezentrum Toruń in der Nähe der kleinen Stadt Piwnice, das von der Nikolaus-Kopernikus-Universität betrieben wird, im Besitz von Polens größtem Radioteleskop ist. Liebhaber von Süßigkeiten und Backwaren sollten sich das Lebkuchenmuseum nicht entgehen lassen (oben und gegenüber), ein neues interaktives Zentrum, das ausschließlich der Geschichte der bekanntesten Knabberei aus Toruń gewidmet ist •


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Lebkuchen aus Toruń Die Lebkuchen aus Toruń sind schon seit dem späten 14. Jahrhundert berühmt, als die hiesige Bäckerszunft anfing, sie herzustellen. Als Mitglied der Hanse hatte Toruń relativ leichten Zugang zu Gewürzen, die zur Herstellung des Lebkuchenteigs unverzichtbar sind. Auch lokaler Honig bester Qualität und importiertes Mehl waren zur Hand. Lange Zeit konkurrierte Toruń mit Nürnberg darum, wer die besseren

Lebkuchen herstellte. Am Ende dann kamen die beiden Städte zu einer Übereinkunft und tauschten 1556 ihre Rezepte aus. Bis heute jedoch ist die Variante aus Toruń dafür bekannt, mehr schwarzen Pfeffer zu verwenden als das deutsche Gegenstück. Es gibt zwei Arten von Lebkuchen in Toruń: • die kuchenähnliche süße, würzige und weiche Variante, der perfekte Genuss zu jeder Zeit, und

• die härtere Ziervariante (unten), die mit sorgfältig geschnitzten Holz- oder Wachsformen hergestellt wird. Die zweitgenannte Variante gibt es in einer Vielzahl an Formen. Sie wird meist als Andenken gekauft oder verschenkt. Natürlich werden die herzförmigen Lebkuchen als Zeichen der Liebe weitergegeben •

Fisch – ein beliebtes Muster, da es in Toruń eine große Gemeinschaft von Fischern gab. Skyline von Toruń mit den Silhouetten der wichtigsten Gebäude.

Herz mit Kräuterdesign – Kräuter und Gewürze wurden von der Stadtbevölkerung gerne verwendet.

Kutsche – so reiste der Adel.

Pferd – der größte Teil der Formen zeigt Pferde. Nikolaus Kopernikus – ein Sohn der Stadt Toruń.

Reiter – Nur die Reichen konnten sich ein Pferd leisten. Die meisten Menschen reisten zu Fuß.


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Die

Dreistadt

GdaĹ„sk, Gdynia, Sopot Ein Meer an MĂśglichkeiten Polens Dreistadt ist ein urbanes Phänomen. Ein Ballungsraum mit mehreren Zentren und einer BevĂślkerung von Ăźber einer Million, wobei jede Stadt ihren ganz eigenen Charakter hat. GdaĹ„sk ist die Wiege der Freiheitsbewegung, die den Kommunismus in Europa zu Fall brachte, Sopot ist ein eleganter, blĂźhender Badeort und Gdynia eine lebendige Hafenstadt, die fĂźr ihre modernistischen Gebäude aus den 1930er-Jahren bekannt ist. Das S-Bahn-System SKM verbindet diese drei Zentren miteinander und macht es den Besuchern leicht, das charakteristische Flair einer jeder der drei Städte kennenzulernen.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? GdaĹ„sk Flughafen  – 11 km* îĄ? Warschau â€“ 300  km* Berlin â€“ 405 km* Vilnius â€“ 430  km* Stockholm â€“ 555  km* * Entfernungen von GdaĹ„sk GdaĹ„sk Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1264  î Žâ€† 462 Tsd. î Ľâ€† 262 km2 î Š 4814 pln î € 79 Tsd. Gdynia Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1926  î Žâ€† 248 Tsd. î Ľâ€† 135 km2 î Š 4458 pln î € 15 Tsd. Sopot Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1901  î Žâ€† 37 Tsd. î Ľâ€† 17 km2 î Š 4646 pln î € 2 Tsd. Combined tourist facilities Kultur & Natur đ&#x;?Ś 15 î † 7 î ‚â€† 5

Kulinarisches & Ăœbernachtung  20 Tsd. î ƒâ€† 76   8 


Dreistadt – Gdańsk, Gdynia, Sopot

Gdańsk

Stadt der Freiheit Die erste Station ist der Długi Targ (Langer Markt) in der Altstadt von Gdańsk, mit dem Renaissance-Rathaus und dem Dwór Artusa (Artushof), wo sich einst die Kaufleute trafen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg umfassend wieder aufgebaute Altstadt erinnert an die wirtschaftliche Macht dieser Hafenstadt mit ihrer langen Geschichte, in der sich slawische und deutsche Einflüsse kontinuierlich miteinander vermischten. Gdańsk war eine königliche Stadt und Mitglied der Hanse, eines Verbundes der Nordund Ostseehäfen und Handelszentren, der seit dem Mittelalter bestand. Gdańsk ist

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Oben: Der Alte Hafen in Gdańsk mit mittelalterlichem Hafenkran (Żuraw) •

zudem der Ort, an dem der Zweite Weltkrieg ausbrach, und genau hier entsteht auch das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die legendäre Danziger Werft war Schauplatz der Streiks, die von dem charismatischen Elektriker, Friedensnobelpreisträger und späteren Präsident Polens Lech Wałęsa, angeführt wurden. Die Streiks führten zur Gründung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność (Solidarität), was für den Kommunismus in diesem Teil Europas den Anfang vom Ende bedeutete. Wenn Sie das Europäische Zentrum der Solidarność (NÄCHSTE SEITE OBEN) besuchen, sollten Sie


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Dreistadt – Gdańsk, Gdynia, Sopot

Das Stadion Energa Gdańsk (oben) wurde für die von Polen und der Ukraine ausgerichtete Fußball-Europameisterschaft 2012 erbaut. Es bietet Platz für 41 620 Zuschauer •

auch die alte Schiffswerft nicht vergessen und sich selbst überzeugen, wie in diesem postindustriellen Raum gesellschaftliche und künstlerische Initiativen, beispielsweise das Instytut Sztuki Wyspa (Kunstinstitut „Die Insel“), oder auch ein neuer Stadtteil, der Młode Miasto (Junge Stadt) genannt wird, gedeihen. Gdańsk ist die Heimat großer Wohnblocksiedlungen wie Przymorze,

in der sich Polens längstes Gebäude befindet, das „Falowiec” (860 m; oben links). Daneben gibt es aber auch den idyllischen Stadtteil Oliwa mit seinem schönen Park, seinen alten Häusern und Antiquitätenläden und der herrlichen Kathedrale von Oliwa (wo das Internationale Festival für Orgelmusik stattfindet) •


Dreistadt – Gdańsk, Gdynia, Sopot

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Meine Wahlheimat Danuta Wałęsa – Polens First Lady von 1990 –1995. Ehefrau von Lech Wałęsa (rechts: Foto aus den 1980ern), dem legendären Vorsitzenden der Solidarność und ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Nachkriegspolens, und Mutter von acht Kindern. Ihre 2011 veröffentlichte Autobiografie Träume und Geheimnisse wurde ein Bestseller. Ich bin eine Danzigerin, aber nicht durch Geburt, sondern durch freie Wahl. Hier in Gdańsk lernte ich meinen Mann kennen, gründete eine Familie, durchlebte die tragischen Ereignisse des Dezember 1970, den fröhlichen August 1980 und die Geburt der Solidarność, mit der die Hoffnung auf Freiheit aufkeimte, die Trauer infolge des Kriegsrechts und letztlich den Untergang des Kommunismus 1989. Nach all den Jahren denke ich, dass Gdańsk der Ort ist, an dem ich wieder geboren wurde. Als mein Mann der erste demokratisch gewählte Präsident im Polen der Nachkriegszeit wurde, hatte ich die Gelegenheit, viele, viele Orte auf der ganzen Welt zu besuchen. Jeder von ihnen hatte seine ganz eigene, faszinierende Geschichte, es gab interessante Bauwerke mit einem eigenen Charakter und einer außergewöhnlichen Atmosphäre. Aber Gdańsk ist etwas ganz Be-

sonderes, und ich würde dieses unglaubliche Flair gegen nichts in der Welt eintauschen wollen. Beginnen wir mit dem Europäischen Zentrum der Solidarność auf dem alten Gelände der Schiffswerft Gdańsk. Mit seiner Form und der besonderen Beschichtung sieht es aus wie ein im Bau befindliches Schiff. Die reiche Ausstellung präsentiert die Geschichte der Solidarność und anderer Freiheitsbewegungen, die zum Fall des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa beigetragen haben, und dokumentiert den Fall des Eisernen Vorhangs und die Einigung Europas. Gdańsk ist jedoch viel mehr als nur ein Ort moderner Geschichte, an dem der Untergang des Kommunismus begann oder der Zweite Weltkrieg ausbrach. Es ist eine Stadt, deren Geschichte sich über ein Jahrtausend erstreckt. Über Jahrhunderte war es die größte und wohlhabendste Stadt der polnischen Rzeczpospolita. Die

Schönheit der Stadt eröffnet sich bei einem Spaziergang entlang des Königsweges, der am Goldenen Tor startet und über die Długa-Straße und den Langen Markt, auf dem sich der Neptunbrunnen befindet, bis zum Grünen Tor verläuft, wo man sich das Innere des Rathauses und des Artushofes ansehen kann. Bevor man sich jedoch auf den Königsweg begibt, lohnt es sich, einen Abstecher in das weltweit einzigartige Bernsteinmuseum (unten) zu machen. Für viele ist Gdańsk die Welthauptstadt des Bernsteins. Hier kann man den Duft eines wahren Bernsteinwaldes einatmen, erfahren, wie das Baltische Gold vor Millionen von Jahren entstanden ist und alte und neuer Wunder aus diesem Material bewundern. In der Mariacka-Straße scheint die Zeit seit Jahrhunderten still zu stehen. Die Marienkirche ist die größte Backsteinkirche der Welt, deren 80 Meter hoher Turm einen Blick auf Gdańsk und die Bucht gewährt. Ein Tipp für alle Damen: Viele Straßen sind mit Kopfstein gepflastert, so dass die hochhackigen Schuhe lieber zu Hause bleiben sollten. Wenn Ihnen nach einem Spaziergang durch Gdańsk der Sinn nach etwas erholsamer Musik steht, empfehle ich ein Orgelkonzert in der Kathedrale von Oliwa •


140 Vorführung des Films Olter während des Streetwaves Festival Gdańsk. Streetwave ist eine städtische Initiative, die den Beginn des Sommers dadurch einläutet, dass sie Kunst aus den Clubs und Galerien herausholt und in die verschiedenen Stadtteile von Gdańsk bringt. Das Festival geht über das Stadtzentrum hinaus und sucht neue Orte, an denen sich Kunst und Kultur entfalten können •

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Europäischer Schick Prof. Jerzy Limon – Literaturwissenschaftler, Direktor des Shakespeare-Theaters Gdańsk Das im Nationalmuseum Gdańsk ausgestellte, atemberaubende Triptychon „Das Jüngste Gericht” von Hans Memling (rechts) ist neben Leonardo da Vincis „Dame mit dem Hermelin“ in Kraków das vorzüglichste Gemälde, das in Polen zu sehen ist. Allein für dieses Gemälde ist das Museum einen Besuch wert, es verfügt jedoch auch über eine einzigartige Ausstellung holländischer und polnischer Malerei. Der Rote Saal im Rechtstädtischen Rathaus mit den bedeutenden Werken des flämischen Malers Isaak van den Blocke.

Das beeindruckende Deckengemälde, das aus mehr als einem Dutzend einzelner Bilder besteht, ist eine Allegorie auf den Handel zwischen Gdańsk

Kunst belebt die Stadt Aneta Szyłak – Kuratorin und Kunstkritikerin, künstlerische Leiterin des Alternativa-Festivals. Das Shakespeare-Theater Gdańsk ist ein architektonisches Juwel, das von dem venezianischen Architekten Renato Rizzi entworfen wurde. Aufgrund seiner länglichen Form und der dunklen Keramiküberdeckung bisweilen mit einem Sarg verglichen, spielt das Gebäude auf die Architektur in Gdańsk an, stellt aber auch den zeitlosen roten Backstein

der Stadt in Frage. Das offene Dach ermöglicht Aufführungen unter freiem Himmel, was perfekt zum Elisabethanischen Theater passt. Das Shakespeare-Festival findet hier einmal im Jahr statt. Das Zentrum für Zeitgenössische Kunst wird in der Schiffswerft Gdańsk errichtet, einem Komplex voller Wahrzeichen, in dem seit fünf Jahren

und Polen. Zahlreiche biblische Motive, Genreszenen und das Panorama der Stadt runden dieses Meisterwerk ab • auch das Internationale Festival für Bildende Kunst Alternativa stattfindet. Alternativa steht auch hinter der Gemeindeinitiative Otwarty Ogród (Offener Garten; links). Das Museum wird auf der Halbinsel Drewnica am Ufer der Martwa Wisła (Tote Weichsel) mit Blick auf die Verladekräne der Industrieinsel Ostrów stehen, zwischen dem Europäischen Zentrum der Solidarność und dem Museum des Zweiten Weltkriegs, und nur schwer zu übersehen sein. Die Sozialkooperative Dwie Zmiany wurde von Künstlern in dem legendären Restaurant Złoty Ul im Bezirk Monciak in Sopot gegründet. Die Wiedergeburt der Genossenschaftsbewegung ist insofern besonders spannend, als hiermit Künstlern in Geldnot geholfen wird. Neben guten Gerichten gibt es Versammlungen, ­Konzerte und Kunstausstellungen •


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Gdańsk Sopot Gdynia

Selbst entdecken Magdalena Grzebałkowska – Schriftstellerin, Reporterin, Autorin der umstrittenen historischen Reportage 1945: Krieg und Frieden. Lebt in Sopot. In Gdańsk nehme ich Besucher immer nach Biskupia Górka mit, ein Viertel, das etwas abseits der Innenstadt und ihren Sehenswürdigkeiten liegt. Die Gebäude sind zwar nicht im besten Zustand, haben dafür aber ihre ursprüngliche Architektur erhalten und die alten deutschen Inschriften kommen unter dem abbröckelnden Putz hervor. Żabi Kruk in der Unterstadt, an einem Arm der Motława (Mottlau) gelegen, bietet Kajakverleih an. Sie erhalten eine Karte und paddeln dann in der Altstadt umher, nicht viel anders als in den Kanälen von Amsterdam. Sie können durch Schleusen navigieren, in den Hafen hineinpaddeln und so die Stadt aus einer völlig anderen Perspektive kennen lernen!

Ich lebe schon lange in Sopot, habe aber vor Kurzem erst beim Wandern über die in Paweł Huelles letzter Novelle Śpiewaj ogrody beschriebenen versteckten Pfade die Waldoper für mich entdeckt. In der kommunistischen Ära war dieses Amphitheater im Wald Schauplatz populärer Musikfestivals. Meist vermeide ich die lauten Unterhaltungsgegenden von Monciak, gehe aber gern durch das obere Sopot mit seinen Villen, Gärten und magischen Ecken – perfekt für einen Spaziergang. Empfehlen möchte ich die herrliche Villa Juncke in der Goyki-Straße 3 mit ihrem rechteckigen Turm und dem Park rundherum, die einst für einen Weinhändler aus Gdańsk errichtet wurde. Sehr schön

finde ich auch das eindrucksvolle Berger-Haus in der Straße Obrońców Westerplatte 24, eines der schönsten Beispiele für die Villenarchitektur in Sopot. Das Herz von Sopot ist seine Mole. Sie ist meist überfüllt, aber immer noch bezaubernd. Die domestizierte Seemöve Kasia lebt unten, ganz am Ende der Mole. In Gdynia sind die modernistischen Wohngebäude entlang der Świętojańska-Straße ein absolutes Muss! Und natürlich der Hafen von Gdynia: Entlang der Nabrzeże Francuskie kann man mit den Schiffen auf Tuchfühlung gehen und somit hautnah verstehen, was eine Hafenstadt ausmacht. Gegenüber befindet sich die historische Marinestation von 1931 (oben), wo Emigranten mit dem Ziel Südamerika an Bord gingen. Heute ist sie der Sitz des neuen Museums der Emigration, das das Schicksal polnischer Auswanderer beleuchtet. Was ich in Gdynia ebenfalls sehr mag, ist das Restaurant Serio (LINKS), das in einem industriellen Raum mit markanten visuellen Details ausgezeichnete italienische Küche serviert •


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Gdynia

Bauhaus – à la Polska

Die jüngste der drei Städte, Gdynia, entstand in den 1920er- und 1930er-Jahren an der Stelle eines alten Fischerdorfes und ist durch die modernistischen Strukturen des in diesen Zeiten vorherrschenden Geistes des Bauhaus-Stils charakterisiert (GANZ OBEN und rechts). Errichtet wurde die Stadt als großes Projekt des wieder erstandenen polnischen Staates, der einen Hafen frei vom Einfluss Deutschlands benötigte, welcher damals in Gdańsk vorherrschte. Errichtet wurde Gdynia in etwas mehr als einem Jahrzehnt als eine moderne Hafen- und Industriestadt (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE UNTEN) und es hat diese Rolle bis heute inne. Die 2009 fertiggestellten und unterschiedlichen Nutzungszwecken dienenden Hochhäuser Sea Towers blicken über das Museumsschiff Dar Pomorza (oben). Die Stadt ist auch Gastgeber einer Reihe hervorragender Kulturevents, darunter das Open‘er Festival (gegenüberliegende Seite oben), das zu den besten in Europa zählt, das Ladies‘ Jazz Festival und das Globaltica Weltkulturen-Festival •


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Sopot

Urlaubsort mit Stil Zweiter Halt: Sopot. Der auf dieser Seite der Ostsee bestens bekannte Erholungsort hat seine Atmosphäre von Parks und Villen erhalten. Die längste Mole Europas (GANZ OBEN), der Jachthafen und weiße Sandstrände machen Sopot zu einer berühmten Touristenattraktion. Bekannt ist Sopot auch für seine ungezwungene Cafészene, die während der Sommermonate in der zentralen Fußgängerzone der Stadt, der Straße Bohaterów Monte Cassino, im Volksmund „Monciak“ genannt (OBEN RECHTS), allgegenwärtig ist. Entfliehen Sie den Urlaubermassen und erkunden Sie die

Seitenstraßen, die von Jugendstilhäusern und Spa-Einrichtungen gesäumt und von schönen Grünflächen umgeben sind. In Sopot findet auch kulturelles Leben statt, darunter das immer im September ausgerichtete Artloop-Festival, das Kunst in den öffentlichen Raum bringt, auch in die weniger bekannten Ecken der Stadt •


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Die Dreistadt – ein Verkehrsknotenpunkt Polens Ostseehäfen gehören zu den sich am dynamischsten entwickelnden Umschlagsplätzen im baltischen Raum und stellen bedeutende Drehscheiben für den internationalen Transport dar. In Einklang mit der Strategie der Europäischen Union ist der Danziger Hafen ein wichtiges Glied im transeuropäischen

dddd ddd Brofjorden

s ssss ssss swww wwww Ventspils

Göteborg kkkk kkkk dddd dddd Aarhus kkkk

ssss sss Rostock

Verkehrskorridor Nr. 4 (Ostsee-Adria-Korridor). Der DCT Gdańsk ist der größte und modernste Containerterminal in Polen. Er hat eine Kailänge von 650 m, mit 13,50 m Tiefe auf 265 m und 16,50 m Tiefe auf 385 m. Gesamtfläche: 49 ha • kkkk Helsinki

dddd dddd Butinge

Stettin/ Świnoujście ssss ssss ssss wwww w

Die längste Mole Die nach Papst Johannes Paul II. benannte Mole (rechts) ist die längste ihrer Art an der Ostsee. Ihre Funktion hat sich im Lauf der Geschichte mehrmals geändert. Sie wurde von einer örtlichen Anlegestelle zu einem Terminal für Wasserflugzeuge, dann zu einer Passagierbrücke für Gäste von Kreuzfahrtschiffen und dann zu einer Promenade mit einem kleinen Jachthafen an ihrem Ende, was sie bis heute ist •

kkkk kkkk www Gdynia Gdańsk kkkk kkkk kkkk ssss ssss dddd dddd wwww w

Klajpeda kkkk ksss ssss sss ssss

kkk kkkk kkkk kkkk kkkk kkkk ssss ssss dddd dddd wwww Petersburg

kkkk kk Kotka/  Hamina

kkkk ssss ssss ssss ssss ssss swww wwww wwwwwww Riga

Ust-Luga ssss ssss ssss ssss ssss wwww wwww wwww wwww wwww w

Schlüssel k  Container (Standardcontainer) (10 000 Stück) d  Mineralöl (1000 Tonnen) s  Trockengüter (1000 Tonnen) w  Kohle (1000 ­Tonnen)


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Szczecin Schwimmender Garten Wasser, viel Grßn und offener Raum, dies sind die drei dominanten Kennzeichen des Stadtbildes von Stettin (poln. ­Szczecin). Obwohl die Stadt nicht direkt an der Ostseekßste liegt (wie viele Polen denken), ist sie dennoch von Wasser umgeben.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Szczecin-GoleniĂłw „NSZZ SolidarnoĹ›Ä‡â€œ – 29 km îĄ? Warschau â€“ 455 km Berlin â€“ 125 km Kopenhagen – 281 km Prag â€“ 370 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1243  î Žâ€† 408 Tsd. î Ľ 301 km2 î Š 4 177 PLN î € 45 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

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 3805  î ƒâ€† 443   62 


Szczecin

Stettin liegt an der Mündung der Oder, die einen Teil der polnischen Westgrenze bildet und in das Zalew Szczeciński (Stettiner Haff) fließt. Ein anderer Fluss, die Regalica (Rgilica), fließt durch die Stadt und in den See Dąbie, der sich vollständig innerhalb der Stadtgrenzen befindet. Weitere Gewässer sind u.a. die drei Seen Szmaragdowe (oben), Słoneczne und Głę-

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bokie, die alle im Wkrzańska-Wald liegen. Umgeben ist Stettin von drei großen Waldgebieten: Wkrzańska, Bukowa und Goleniowska. Das Stadtzentrum, dessen Alleen von 213 Platanen gesäumt sind, ist sehr grün und hat über 15 Parks, darunter der Park Kasprowicza (der größte unter ihnen), der Ogród Różany (Rosengarten) und der Jasne Błonia. Ein weiteres typisches


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Szczecin

Mit den Augen einer ­Einheimischen Maja Holcman-Lasota, Fotosession-Produzentin, Stylistin und Innenarchitektin Wenn ich Gäste in Stettin herumführe, liebe ich es, ihnen zuerst den Ausblick von der Terrasse am Wały Chrobrego, den Jungfernturm oder das Schloss der Herzöge von Pommern zu zeigen. Aber natürlich sind dies die bekanntesten Orte, die in jedem Reiseführer zu finden sind. Daher empfehle ich, Stettin aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Folgen Sie der Nehringa-Straße bis hinauf auf den Berg und genießen Sie von dort die Aussicht auf den See Dąbie. Das beste Eis gibt es bei Lody Marczak, für eine richtige Mahlzeit empfiehlt sich das Public in der alten „Neustadt” . Sehen Sie sich Hasiors Vogelskulpturen im Park Kasprowicza

(unten) an und schlendern Sie durch die Straßen des Stadtteils Pogodno. Setzen sie sich in einen Korbstuhl auf dem Damm, sehen Sie sich einen Film im Pionier an, dem ältesten Kino in Europa, oder aber besteigen Sie den Turm der Kathedrale und bewundern sie das Panorama. Und wenn sich die Gelegenheit bietet, nehmen sie sich ein Boot und sehen Sie sich die Kräne der Werft Gryfia vom Wasser aus an und entdecken Sie die Geschäftigkeit und die kleinen Buchten rund um die Stadt •


Szczecin

Links: Das älteste noch immer funktionierende Kino der Welt steht in Stettin – das Helios, gegründet 1909 (heute heißt es Pionier) • oben links: Das Zentrum für Zeitgenössische Kunst TRAFO ist die jüngste Institution dieser Art in Polen • Links: Das Schloss der Pommerschen Herzöge auf Stettins Schlossberg. Im Inneren des Schlossturms aus der Renaissance können die Besucher ein Foucaultsches Pendel, eine wissenschaftliche Demonstration der Erdrotation sehen •

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Merkmal der Stadt sind Magnolien, die hier im Frühling in den Gärten und auf den Wiesen immer herrlich blühen. Der dem 19. Jahrhundert entstammende städtebauliche Grundriss von Stettin orientiert sich an Paris, was an den Kreisverkehren und den Boulevards entlang der Oder zu sehen ist, die die Stadt offen und luftig erscheinen lassen. Eine herrliche Aussicht bietet sich von den Terrassen am Flussufer, die als Wały Chrobrego (Hakenterrassen) bekannt sind. Von hier kann man hervorragend die schönsten Segelschiffe der Welt (oben und vorherige Seite oben) bewundern, die jedes Jahr nach Stettin kommen, um an dem hier ausgetragenen Großsegler-Rennen teilzunehmen •


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Szczecin

Zu Fuß oder auf zwei Rädern

Inga Iwasiów, Schriftstellerin – Stettin ist Schauplatz und Hauptdarsteller ihrer Bücher, etwa Bambino und Ku słońcu Stettin kann man zu Fuß oder auf dem Fahrrad erkunden. Es gibt hier keinen Mangel an Radwegen, die Stadt ist umgeben von Wäldern, Seen und den Gewässern des Zalew Szczeciński (Stettiner Haff). Es ist eine Stadt für aktive, eher nachdenkliche Touristen, eine Stadt mit zahlreichen grünen Ecken, unter denen der Park Kasprowicza der beliebteste Treffpunkt ist.

Ein guter Zeitpunkt für einen Besuch ist der Frühling, wenn im April das Kleintheater-Festival Kontrapunkt, im Mai das Straßenkunst-Festival (oben rechts) und im Juni das vom Kana Theaterzentrum veranstaltete Festival Kultur Verbindet stattfindet. Das Kana Theater liegt in der Nähe des Platzes Hołdu Pruskiego, dem neuen architektonischen Zentrum und ist ein absolutes Muss. Das wichtigste neue Gebäude ist der Konzertsaal des Symphonieorchesters Stettin (GANZ OBEN), dessen Repertoire

Musikliebhaber unterschiedlichster Genres begeistert. Das Gebäude des Dialogzentrums Przełomy ist teilweise unterirdisch und taucht vor der Philharmonie ab. Der überirdische Teil wird von Rollerbladern vereinnahmt, ebenso wie die Stufen am Wały Chrobrego. Jeder kann sich ihnen anschließen. Unweit befindet sich eine Zweigstelle des Nationalmuseums, in der auch die regionale Sammlung für Zeitgenössische Kunst der Gesellschaft Zachęta (Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych) zu sehen ist •


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Szczecin

Entspanntes Großstadtgefühl Łona, Rapper, Musikproduzent, Juraabsolvent der Universität ­Stettins, arbeitet in einer Anwalt­ skanzlei

Stettin ist das Paris des Nordens, daran habe ich keinen Zweifel. Die mit dem Norden verbundenen Qualitäten der Stadt erkennt man am besten, wenn man sich in die im Norden gelegenen Stadtteile vorwagt. Es sind schöne, mysteriöse, irgendwie vernachlässigte Bezirke, die den Ruf haben, eine raue Gegend zu sein, und wenn Sie hierher kommen, sollten Sie ein gewisses Maß an Vorsicht mitbringen. Besuchern, die weniger daran interessiert sind, die örtlichen, etwas „farbenfroheren“ Gewohnheiten aus der Nähe kennenzulernen, empfehle ich, diese Bezirke von einem Ausflugsschiff aus zu betrachten. Von der Oder aus gesehen ist das nördliche Stettin sogar noch eindrucksvoller.

Ein guter Ort für einen Kaffee ist Stojaki (unten), wo man einen guten Eindruck des genius loci von Stettin bekommt. Einerseits herrscht hier dank des in Stettin boomenden Hipstertums ein gewisses Großstadtflair, andererseits hat es auch etwas von einem kleinen, verschlafenen Städtchen, mit Einheimischen, die wie Katzen zusammengerollt auf den bequemen Kissen der Fensterbänke ihrer Wohnungen dösen. Schauen Sie auf eine Jam-Session im Musikclub Piwnica Kany (etwa einmal im Monat, freitags) vorbei, um gute Songs zu hören, mit den unprätentiösen Künstlern von Stettin ins Gespräch zu kommen oder einfach nur, um ein gutes Bier zu trinken •


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Die Insel der Wikinger Wojciech Celiński, Leiter des Zentrums für Slawen und Wikinger „Wolin-Jomsborg-Vineta“, Veranstalter des Slawen- und Wikingerfestivals (gegenüberliegende Seite), der größten Veranstaltung dieser Art in Polen, bei der letztes Jahr über 2000 Darsteller teilnahmen.

Die Insel Wolin war einst ein geschäftiges Zentrum des Handels, das vor Leben nur so strotzte! Wir versuchen, diese Atmosphäre wieder aufleben zu lassen. Die Touristen, die uns besuchen, lernen etwas darüber, wie das Leben hier vor 1000 Jahren ausgesehen hat. Man kann die tägliche Arbeit von Schmieden, Töpfern oder Webern beobachten, Musik hören, Duelle verfolgen, sich historische Boote ansehen oder Gerichte aus jenen Zeiten

probieren. Jedes Jahr wählen wir ein neues Motto für unsere Veranstaltung, beispielsweise „schön und mutig” in Bezug auf die Frauen jener Epoche, da diese anders lebten, als man vermuten könnte. Wir haben unser Augenmerk auf die faszinierende Figur der Świętosława – Sigrid der Stolzen, der Tochter des ersten polnischen Herrschers Mieszko I. und Königin von Dänemark, Schweden, Norwegen und zwischenzeitlich auch England gelegt •

Links: ­Eiserner Kopf einer Axt (10. oder 11. Jahrhundert), entdeckt im Mündungsarm des Flusses Dziwna

Zentrum für Slawen und Wikinger „Wolin-Jomsborg-Vineta“ Legende 6 Ständerbohlenbau 7 Überdachung für Handwerker 8 Tempelgebäude 9 Holzpalisade mit Strebepfeiler und Holzpodest (305 m)

1 Blockhaus-Konstruktion 2 Haus in Flechtwerkkonstruktion 3 Haus in Palisaden­ konstruktion 4 Haus in Skelettbauweise mit Walmdach 5 Haus in Skelettbauweise mit Satteldach

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10 Holzturm mit Tor 11 Hölzerner Kai (Länge 142 m) 12 Holzturm mit Tor über dem Brückenkopf 13 Plankenweg

9 13

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PoznaĹ„ Das Zentrum des gesunden Menschenverstandes Die Einwohner von Posen (poln. PoznaĹ„), der Wiege des polnischen Staates, gelten als Inbegriff des Geschäftssinns und Vorbild bĂźrgerlicher Stabilität. Diese bĂźrgerlichen und wirtschaftlichen Traditionen stoĂ&#x;en jedoch auf eine städtische Gegenkultur und Initiativen urbaner Aktivisten, wodurch ein kontinuierlicher kreativer Gärungsprozess stattfindet. Posen als Standort der ältesten Messe Polens und Sitz internationaler Unternehmen bietet auch Kulturfestivals, musikalische Tradition und alternatives Theater.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen PoznaĹ„ â€“ 7 km îĄ? Warschau â€“ 280 km Berlin â€“ 240 km Prag â€“ 310 km Wien â€“ 470 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1253  î Žâ€† 548 Tsd. î Ľâ€† 262 km2 î Š 4 354 PLN î € 121 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 18 î † 7 î ‚â€† 43

 7282  î ƒâ€† 819   153 

„Eine alberne Einrichtung!“ Jeden Tag um 12:00 Uhr mittags stoĂ&#x;en zwei GeiĂ&#x;bĂścke auf dem Turm des Rathauses Posen ihre HĂśrner aneinander •


Poznań

Immer um 12:00 Uhr mittags kommen auf dem Turm des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Rathauses auf dem Marktplatz zu dem Signal einer Trompete zwei mechanische Geißböcke zum Vorschein und knallen mit ihren Köpfen gegeneinander. Dieses tägliche Schauspiel ist die Touristenattraktion Posens. Der Turm aus der Renaissance thront symbolisch mit seiner Spitze aus Metall über der Internationalen Messe Poznań, die sich nahe dem Stadtzentrum befindet. Als eine der ältesten und größten Messen in Europa, die seit 1921 ihre Pforten öffnet, zeugt sie von dem in Poznań

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Oben: Porta Posnania ICHOT (dt. Zentrum des Erbes der Interaktiven Dominsel) präsentiert die Geschichte der Ostrów-TumskiInsel, der Dominsel in Posen •

herrschenden Unternehmergeist. Nach Warschau ist Posen die zweitwohlhabendste Stadt Polens und Sitz zahlreicher einheimischer und internationaler Unternehmen. Etwas außerhalb von Posen befinden sich die von Krzysztof und Solange Olszewski gegründete Fabrik Solaris, die hochmoderne Stadtbusse herstellt, sowie die Zentrale des weltweit bekannten und anerkann-


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Poznań

ten Schmuckherstellers Yes. Die Verbindung von Geld und Kultur ist nichts Neues in Posen. Eine der neuesten Ikonen der Hauptstadt der Region Wielkopolska ist das Shopping-, Kunst- und Business-Center Stary Browar (Alte Brauerei), das von Grażyna Kulczyk gebaut wurde, Polens bekanntester Geschäftsfrau und Sammlerin zeitgenössischer Kunst. Musik und Tanz spielen im kulturellen Leben von Posen eine wichtige Rolle. Das preisgekrönte Polnische Tanztheater ist schon seit vielen Jahren hier in Posen beheimatet und die Stadt ist zudem der

Geburtsort des berühmten Knabenchors Posen (früher bekannt als die Polnischen Nachtigallen). Die nach Ignacy Jan Paderewski benannte Musik-Akademie ist die einzige Institution in Polen, die Geigenbauer an einer Hochschule ausbildet. Die Festivals boomen, beispielsweise der internationale Violinwettbewerb H. Wieniawski oder das Theaterfestival Malta, das verschiedene Genres abdeckt und hier seit 20 Jahren an verschiedenen Orten in Posen stattfindet, unter anderem auch im Sportpark am Malta-See. Dieser ist einer von mehreren Gewässern in Posen und liegt am


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Poznań Links: Zuschauer auf dem Plac Wolności (Freiheitsplatz) während des Malta-Festivals in Posen. Malta ist eines der bedeutendsten Festivals für Kunst in Mittel- und Osteuropa mit einem umfangreichen Programm an Theater, Musik, Tanz und Film aus aller Welt. Seit 1991 findet dieses Festival Ende Juni / Anfang Juli statt. Der Name leitet sich vom Posener See mit dem Namen Malta ab • unten: Die Taczaka-Straße • ganz Unten: Das Rathaus von Posen •

Fluss Warta (Warthe) mitten im Zentrum der Seenregion Wielkopolska. Posen ist die Stadt mit der ältesten Hausbesetzerszene Polens (im Rozbrat) und Gründungsort einer der ersten städtischen Bewegungen des Landes, My-Poznaniacy („Wir Posener“). Seit einem Jahrzehnt ist die Taczaka-Straße in der Altstadt das Zentrum eines neuen urbanen Lebens mit unzähligen einzigartigen künstlerisch angehauchten Cafés, Clubs und Boutiquen •


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Einzigartige Orte, die Sie sehen müssen Piotr Voelkel – Unternehmer, Gründer des Möbelkonzerns Vox und der School of Form, die Design anhand der einzigartigen Methode des Design-Gurus Li Edelkoort unterrichtet. Es geht nichts über die Stary Browar (die Alte Brauerei; oben), Gewinner des Preises des International Council of Shopping Centers 2005 für das weltweit beste Einkaufszentrum. Diese beeindruckende Mischung aus einer Brauerei des 19. Jahrhunderts und moderner Architektur bietet ein Einkaufszentrum, eine

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Galerie für zeitgenössische Kunst und ein modernes Tanzzentrum. Hier findet das Art & Fashion Festival statt. Im Innern können sie die Skulpturen von Igor Mitoraj bewundern. Die Skulpturenpark Cytadela umgibt eine historische Festung und beherbergt auch die Installation The Unrecognized der weltbekannten polnischen Bildhauerin Magdalena Abakanowicz. Die Aleje Marcinkowskiego ist die wichtigste Nord-Süd-Durchgangsstraße in Posen und führt vorbei am Nationalmuseum und der Skulptur eines Golem, geschaffen von dem tschechischen Künstler David Černý. Der Plac Wolności (Freiheitsplatz) wird von den Einwohnern nur „Plajta“ genannt. Er ist das Herzstück der Festivals Transatlantyk und Malta. In einer alten Druckerei ist der Sitz von Concordia Design untergebracht, einem Designzentrum mit Konferenzeinrichtungen, einem exzellenten Restaurant und einem Festival

für kindliche Kreativität. Das auf Initiative von Piotr Voelkel gegründete Zentrum wird von seiner Tochter Ewa Voelkel-Krokowicz geleitet. Das legendäre alternative Teatr Ósmego Dnia wurde von Lech Raczak gegründet und später von Ewa Wójciak weitergeführt. Das Centrum Kultury „Zamek“ unter der Leitung von Anna Hryniewiecka zieht kunstinteressierte Besucher vor allem der hoch experimentierfreudigen Art an. Zu sehen gibt es hier auch eine fantastische Fotogalerie. Errichtet wurde das Gebäude im frühen 20. Jahrhundert als Schloss für den letzten deutschen Kaiser Wilhelm II., während des Zweiten Weltkrieges wurde es zur Residenz für Adolf Hitler umgebaut •


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Śródka und Ostrów Tumski Die Einwohner von Posen sind stolz auf ihr Anderssein und ihren Sinn für Lokalpatriotismus. Das ist verständlich, glauben doch einige Historiker, dass der Anfang des polnischen Staates im Jahr 966 auf der Dominsel Ostrów Tumski zu suchen ist. Die gotische Kathedrale der Stadt steht bis heute an dieser Stelle. Śródka, ein Stadtteil an der Warthe, ist wie eine eigenständige kleine Siedlung, die durch das Wasser vom Rest der Stadt getrennt ist. Lange vernachlässigt, wurde es von den beiden Restaurateuren und urbanen Aktivisten Jan und Monika Pawlak wiederbelebt. Sie sind

auch Inhaber des Cafés La Ruina (unten) und des Restaurants Raj, das einerseits asiatisch angehauchte Speisen, aber auch ein kleines Kino mit 22 Sitzen bietet, in dem auch Konzerte und Treffen veranstaltet werden. Schauen Sie in diesem Viertel vorbei, wenn Sie die nahe gelegene Dominsel mit der ältesten gotischen Kathe-

drale Polens besuchen. Ebenfalls in der Nähe finden Sie das Porta Posnania ICHOT. Diese preisgekrönte, minimalistische Baustruktur beherbergt das Interaktive Zentrum für die Geschichte von Ostrów Tumski (ICHOT), in dem Besucher etwas über die Geheimnisse und Geschichte der Posener Dominsel erfahren können •

Ein Gewächshaus der Ideen in einer ehemaligen Druckerei Radek Berent: „In Jeżyce gibt es einen außergewöhnlichen Ort für kleine Firmen wie die unsere (Kwiaty & Miut hat hier seine Firmenräume), und zwar das PZG, die ehemalige Grafikfabrik Poznań in der Wawrzyniaka-Straße 39. Mehr als ein Dutzend junger Firmen hat hier ein Zuhause gefunden, von einer Schneiderwerkstatt und Studios für Poledance, Grafik, Keramik und Fotografie bis hin zum „Betonowy Wojtek“, das Betonplatten auf Bestellung herstellt, und einer alten Graveurwerkstatt, in der die Zeit stillzustehen scheint. Es ist ein Ort mit einer freundlichen Atmosphäre und die Ideen gedeihen hier wie in einem Gewächshaus. Der Do-it-yourself-Betrieb Fab Lab Zakład ist eine Werkstatt, in die jeder gehen und etwas für sich selbst anfertigen kann. Dafür stehen Werkzeuge für die Holzbearbeitung, Metallverarbeitung, zum Schneidern u.v.m. zur Verfügung •


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Das Rezept für einen guten Tag Radek Berent und Łukasz Marcinkowski – Das Duo – ein Fotograf und Grafiker und ein Gärtner und Möbeldesigner – betreibt den originellen Blumenladen und Concept-Store Kwiaty i Miut und sie lieben es, in Posen im Restaurant zu essen! Für ein lecker zubereitetes Frühstück schlagen wir das Yeżyce Kuchnia (oben rechts) vor, das von Julia Klorek und Marcin Czubala betrieben wird. Die Atmosphäre ist minimalistisch, man sitzt an einem Gemeinschaftstisch und wählt aus einer kleinen Speisekarte: nur Slow Food und lokale Küche. Ein guter Ort für einen Kaffee ist die Brisman Coffee Bar, in der Agnieszka Rojewska und Mateusz Gaca, Entertainer und selbsternannte „Kaffee-Anarchisten“, den Kaffeebohnen ihre Geheimnisse entlocken. Zum Abendessen geht es ins Modra Kuchnia (rechts), das moderne polnische Küche ser-

viert. Wer kein Fleisch isst, dem sei das Wypas empfohlen, das von echten Aktivisten betrieben wird, die vegan kochen und hausgemachte Sojaprodukte, Tempeh und Tofu verkaufen. Fast Food höchster Qualität bekommt man im Kraszkebab in der Kraszewskiego-Straße. Es hat exzellente Döner Kebabs und eine unglaubliche Auswahl an Soßen – eine davon aus gebackenen Bananen. Natürlich schauen wir auch in anderen Stadtteilen vorbei. In Łazarz gehen wir auf den täglich auf dem Rynek Łazarski stattfindenden Flohmarkt, wo wir Behälter für unsere Blumen suchen. Im Stadtteil Wilda verkauft die Bäckerei Pracownia GODny außergewöhnliches Brot in drei Varianten: Godny, Luj und Czesław. Die Inhaber sind Brot-Fanatiker, die ihre Rezepte über viele Jahre ausgearbeitet haben. Sie veranstalten auch verschiedene Kochkurse. Die Altstadt vermeiden wir in der

Regel, es sei denn, wir wollen im Bistro Taczaka 20 oder in der Konditorei Piece of Cake vorbeischauen, wo es ausgezeichneten Käsekuchen gibt. Wenn wir nach Grunwald gehen, dann mit unseren eigenen Stühlen und Decken zu den Filmvorführungen im Sommer in die Weinbar Pod Czarnym Kotem, geführt von Marcin und Dorota Kubiak •


Poznań

Wo ­Extreme aufeinandertreffen Kacper Pobłocki – Soziologe an der Adam-Mickiewicz-Universität, urbaner Aktivist, Mitbegründer der Vereinigung My-Poznaniacy (Wir Posener) und des Kongresses für Urbane Bewegungen. Neben Krakau war Posen die einzige polnische Stadt, in der es nach 1945 zu keinem größeren Austausch der Bevölkerung gekommen ist. Die sichtbaren Extreme der Stadt reichen von einer vorwiegend konservativen Gesinnung bis zu Rozbrat, der ältesten Hausbesetzung Polens und einem Zentrum der alternativen Kultur. Es ist sozusagen das Headquarter der Anarchistischen Föderation und von Gruppen wie Resistance Rhythms oder Food Not Bombs. Hier

ist immer etwas los: Konzerte, Debatten, Treffen mit Sozialaktivisten. Der Gebäudekomplex Rozbrat steht in Jeżyce, einem der wenigen alten Stadtviertel in Posen, das noch nicht durch Einkaufszentren ausgeblutet wurde. Das Kulturzentrum Amarant ist ebenfalls in Jeżyce angesiedelt, im ehemaligen Straßenbahnarbeiterheim. Einst ein bekannter

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Ort für das Proletariat in Posen, ist es heute ein Zentrum der alternativen Kultur. Ewa Wójciak, die rebellische langjährige Leiterin des Teatr Ósmego Dnia (Theater des Achten Tages) ist für mich das Symbol dieses freien und von der Gegenkultur bestimmten Posen. Posen ist außerdem die polnische Eiscreme-Hauptstadt! Polens Leidenschaft für die Kunst der Eisherstellung begann in einem Laden in der Kościelna-Straße. Ursprünglich hatte es nur ein kleines Verkaufsfenster, aber die Schlangen davor blockierten die ganze Straße. Die Einwohner von Posen lieben generell süße Snacks wie Käsekuchen und Eiscreme. Die Croissants zum traditionellen Martinstag (Blätterteig mit einer Mohnfüllung) werden am 11. November gebacken •


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Internationale Messe Poznań Die Internationale Messe Poznań wurde 1921 gegründet und ist einer der am längsten bestehenden Messeveranstalter in Europa. Heute umfasst sie eine Ausstellungsfläche von 110 000 m² drinnen und 35 000 m² im Freien. Pavilion 1 – Industriehalle bu 1947–1948 ar Stanisław Kirkin und Lucjan Ballenstaedt wy 32 m breites Mittelschiff, 10 m breite Seitenschiffe Ein eigenes Nebengleis vom Hauptbahnhof Poznań für die Lieferung von großen Ausstellungsartikeln. avillon 2 – Schwer­ P industriehalle bu 1928 ar Roger Sławski Wieder errichtet von Stanisław Kirkin und Lucjan Ballenstaedt, 1947 Pavillon 3A – Veranstaltungshalle (links) bu 1929 ar R oger Sławski, wy 3 5 m hoher Turm Überreste des Englischen Pavillons, der für die Allgemeine Landesausstellung 1929 errichtet worden war

Pavilion 4 – Halle bu 1954–1955 ar Bolesław Szmidt

Pavilion 12 – Messepalais (Pavillon der Metallindustrie) bu 1925, 1947

Pavilion 5 wy D ie größte überdachte Konstruktion, 216 m lang, mit 14 500 m² Fläche.

Pavilion 14 bu 1978 ar Zygmunt Lutomski

Pavilion 6A bu 2010 ar ADS studio (Piotr ­Barełkowski) Pavilions 7, 7A, 8, 8A – „Viererpack“ bu 1958–1977 Pavilion 9 – Italienische Halle bu 1971–1972 ar Zygmunt Skupniewicz

Pavilion 15 bu 1994 ar Wojciech Tkaczyk Pavilion 100 – Messe­zentrum bu 1971–1972 ar Henryk Jarosz Pavilion 101 – Verwaltungsgebäude bu 1925 ar Stefan Cybichowski

Pavilion 10 – Pavillon des Transportministeriums bu 1949 ar Bolesław Szmidt

Pavilion 102/103 – Pavillon des Handelszentrums der Holzindustrie bu 1951 ar Jan Wellenger

Pavilion 11 – Turmspitze bu 1955 ar Bolesław Szmidt

Besteht nicht meh Usa Pavilion bu 1957 ar Buckminster Fuller


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WrocĹ‚aw Niederschlesien & Karpacz Stadt der Begegnungen Hier ist immer etwas los! Breslau (poln. WrocĹ‚aw) besticht durch seine schier grenzenlose jugendliche Energie, seine Geschichte reicht jedoch Ăźber 1000 Jahre zurĂźck bis ins RĂśmische Reich, als die Siedlung an dieser Stelle ein wichtiges Transitzentrum auf der BernsteinstraĂ&#x;e war. Die Anzahl der SehenswĂźrdigkeiten hier, von gotischen Kirchen bis zu den Juwelen der Moderne, allen voran die von der UNESCO als Welterbe gelistete Jahrhunderthalle, ist einfach Ăźberwältigend.

Vor Ort und etwas weiter weg î ? Flughafen Breslau â€“ 11 km îĄ? Warschau â€“ 300  km Berlin â€“ 295 km Prag â€“ 215 km Ăœbersicht đ&#x;›Ą 1214  î Žâ€† 632 Tsd. î Ľâ€† 293 km2  î Š 4 338 PLN î € 126 Tsd.

Kultur & Natur

Kulinarisches & Ăœbernachtung

đ&#x;?Ś 24 î † 14 î ‚â€† 68

 8688  î ƒâ€† 902   155 


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167 Kajakfahrer an einer Schleuse neben dem Hauptgebäude der Universität Breslau, der weltweit längsten Barockfassade •


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Aber es lohnt sich, nach Breslau zu kommen, nicht allein wegen der Touristenattraktionen, sondern auch weil der Veranstaltungskalender das ganze Jahr über vor Festivals und anderen Kulturevents sprichwörtlich überquillt. Es gibt Festivals für klassische Musik (Wratislavia Cantans), anspruchsvolle Filme (das T-Mobile New Horizons International Film Festival), Krimis (das International Crime Festival), Theater über den Untergang bedrohter Kulturen (das Brave Festival) und sogar einen jährlichen Versuch, den Guinness-Rekord für Gitarre spielende Menschenmengen zu schlagen (tausende Menschen spielen während des Festivals Thanks Jimi den Song „Hey Joe“). So ist es kein Wunder, dass diese offene Stadt, in der sich Tschechen, Deutsche, Juden und Polen über Jahrhunderte gegenseitig beeinflussten, zur Europäischen Kulturhauptstadt 2016 ernannt wurde. Das Besondere an Breslau ist auch, dass es den Kern einer anderen Stadt in sich trägt: den der ehemaligen polnischen Stadt Lwów (Lemberg). Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Lwów zum ukrainischen Lviv wurde, zog die intellektuelle Elite aus Mathematikern, Schriftstellern, Rundfunksprechern und Rechtsanwälten gen Westen nach Breslau. Manch einer behauptet sogar, dass diese den genius loci von Lwów mit in die Hauptstadt Niederschlesiens mitgenommen hätten, was den multikulturellen Geist dieser Stadt bis heute prägt • RECHTS: Der höchste gotische Turm Polens und gleichzeitig einer der höchsten in Europa schmückt die St. Elisabethenkirch •

GANZ OBEN: die von Max Berg entworfene Jahrhunderthalle ist eine der krönenden architektonischen Leistungen des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 wurde sie in die Liste des UNESCO-Welterbes als Pionierarbeit in Technik und Architektur aufgenommen •


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Keine Distanz Łukasz Rusznica, Fotograf, Kurator von Fotoausstellungen, ­Direktor der Galerie Miejsce. Ein ausgezeichneter, wenn auch untypischer Ort, den man in Breslau aufsuchen kann, ist die Buchhandlung Tajne Komplety. Dies ist eine ECHTE Buchhandlung, die gute Bücher verkauft und von aufgeschlossenen, sachkundigen Menschen mit Spaß an der Sache betrieben wird. Ein großartiger Ort, um bei Kaffee und Kuchen ein bisschen zu schmökern. Der unterschätzte Stadtteil Nadodrze ist meiner Meinung nach der interessanteste Teil der Stadt. Unlängst gab es hier nur wenig, was Touristen hätte anziehen können, jetzt aber sprießen hier Cafés und Bars wie Pilze aus dem Boden und werden Teil des alltäglichen lokalen Lebens. Zwischen den kleinen Boutiquen werden Sie hier immer noch Schuhmacher oder traditionelOben: Das Städtische Stadion in Breslau wurde als Arena für die Fußball-EM 2012 errichtet. Ein Charakteristikum ist die halbtransparente Fassade aus teflonbeschichtetem Glasfasergewebe. Das Stadion bietet 45 105 Zuschauern Platz •

le Handwerker (UNTEN) finden. Unter den vielen interessanten Orten, die zum Entspannen und Spaß haben einladen, empfehle ich das UR, in dem eine tolle Atmosphäre herrscht und gelegentlich Kulturveranstaltungen stattfinden, einen Club namens Das Lokal sowie das angenehme Esslokal Karawan Bar. Ein Muss ist das TIFF (oben), das gewöhnlich im September stattfindet. Der Name ist die Abkürzung für „Das etwas andere Foto-Festival“. Hier herrscht eine unglaublich freundliche Atmosphäre, welche die Distanz zwischen Künstlern und dem Publikum schwinden lässt. Das Festival findet an verschiedenen Orten überall in der Stadt statt und seine Veranstaltungen sind brillant! •


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Der Geist der Stadt Michał Zygmunt, Schriftsteller

Junge Breslauer, für die der deutsche Touch der Stadt nicht ganz so offensichtlich ist, müssen lediglich einen Kurztrip nach Berlin unternehmen. Die Umgebung dort wird auffallend vertraut wirken: die Fassaden der alten Gebäude, die Architektur der Bahnhöfe aus der Vorkriegszeit, die Anordnung der Parkanlagen, sogar die Form der Pflastersteine. Die Siedlung Sępolno (rechts unten) liegt in der Mitte einer großen Insel, die den östlichen Bereich der Innenstadt von Breslau ausmacht. (Breslau selbst ist auf mehr als 20 Inseln verteilt.) Der Grundriss von Sępolno ist an einem deutschen Adler ausgerichtet, da aber der Adler auch das Symbol Polens ist, kann man sich diesen ja einfach als polnischen Akzent in einer ehemaligen deutschen Stadt vorstellen. Sępolno wurde als preiswerte Gartenstadt für Arbeiter gebaut, heute jedoch ist es ein teures Viertel für die Elite. Gleich nebenan liegt das schöne Zacisze, ähnlich wie Berlin-Zehlendorf

Bourgeoise ­Rebellen Piotr Czerkawski, Filmkritiker Breslau ist wie ein Kind aus einer netten Familie, das gerade in seine rebellische Phase gekommen ist. Es will zwar subversiv wirken, bleibt aber im Innersten doch stabil und bürgerlich. Unter der Woche sind seine Möglichkeiten

ein Bezirk mit monumentalen Villen, in denen die Bourgeoisie wohnt. Die Modellsiedlung WuWa wird unerklärlicherweise von den meisten Touristen völlig ignoriert, Architekturstudenten aus aller Welt sind jedoch voll des Lobes und unternehmen regelrechte Pilgerfahrten hierher. WuWa ist, zusammen mit den in der Innenstadt gelegenen Kaufhäusern Renoma, Feniks und Kameleon (rechts oben) vielleicht das beste Überbleibsel des deutschen architektonischen Erbes in Breslau. Ein weiteres Modell einer modernen Siedlung ist Popowice, das auf Fotografien zwar immer noch begeistert, selbst aber gar nicht mehr existiert, da es während des Kommunismus mit lieblosen Blocksiedlungen wiederaufgebaut wurde. Das deutsche Erbe schaffte es in Breslau, in verschiedenen überraschenden Formen fortzubestehen. Es scheint fast, als sei der Geist der Stadt derselbe geblieben, unabhängig von der Staatsangehörigkeit ihrer Einwohner •

beschränkt, denn da schließen alle anständigen Clubs um zwei Uhr nachts, was jedoch an den Wochenenden nachgeholt wird. Breslau fehlt vielleicht noch das gewisse Etwas, um den Status einer Metropole zu erlangen, Bewohner und Besucher können jedoch bereits jetzt aus einer riesigen Auswahl an Veranstaltungen wählen. Aus gutem Grund wurde Breslau zur Europäischen Kulturhauptstadt 2016 gekürt

und dank des Festivals Nowy Horyzonty im Juni ist sie unter den Städten Polens die Nummer eins wenn es um Filme geht. Diese Veranstaltung dauert zwar nur neun Tage, aber es gibt ja auch noch ein großes Multiplexkino, das das ganze Jahr über Arthaus-Filme zeigt und in Europa seinesgleichen sucht •


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Der im Stil des Brutalismus gehaltene Wohn- und Einzelhandelskomplex in der Nähe des Plac Grunwaldzki (gemeinhin „Toilettensitzgebäude“ oder das „Manhattan von Breslau“ genannt) wurde zwischen 1967

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und 1970 von Jadwiga Grabowska-Hawrylak entworfen. Diese Wohnsiedlung wurde in die Liste des Regionalen Erbes der Provinz Niederschlesien aufgenommen •


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Niederschlesien

Burgen und Wein

Diese an Sehenswürdigkeiten reiche Region ist nicht nur äußerst malerisch, sondern könnte mit seinen 760 Burgen und Schlössern gar dem Tal der Loire den Rang streitig machen. Ein Viertel aller Burgen und Schlösser Polens liegen in Niederschlesien. Orte wie Książ (Schloss Fürstenstein; unten), Czocha (Burg Tzschocha; oben), Chojnik (Kynastburg), Bolków (Bolkoburg), Kamieniec Ząbkowicki (Schloss Kamenz) und Grodziec (Gröditzberg) begeistern Touristen nicht nur wegen der alten Architektur und den ritterlichen Sitten, die man hier pflegt. Europas größtes

­ othic-Musikfestival, die Castle Party, finG det seit zehn Jahren auf der Burg in Bolków statt. Czocha zieht Harry-Potter-Fans zu Live-Action-Rollenspielen (LARP) an, denn dieses polnische Schloss ist ein Double der berühmten Hogwarts Zauberschule. Niederschlesien ist aber auch für seine wiederentdeckte Winzertradition bekannt. Weinberge bei Świdnica und Zielona Góra (nicht weit von der Provinz Woiwodschaft Lebus entfernt) werden häufig von Touristen auf der Weinroute besucht •


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Der Zauberberg Karpacz

Die Stadt Karpacz (dt. Krummhübel) am Fuße der Śnieżka (Schneekoppe), dem höchsten Gipfel der Sudety (Sudeten), ist ein bezaubernder Kurort mit Pensionen aus dem 19. Jahrhundert und einem großen Wintersportzentrum mit gut ausgebauten, modernen Einrichtungen. Dank seiner Lage bietet Karpacz eine breite Palette an Attraktionen von Bergwanderungen bis hin zu einer Sommerrodelbahn. Das interessanteste Merkmal in Karpacz ist der mittelalterliche hölzerne „Wikingertempel” . Die Stabkirche Vang (rechts) wurde im 12. Jahrhundert in Norwegen gebaut, 1842 jedoch zerlegt (eine einfache Sache, denn in dem gesamten Bauwerk gibt es keine Nägel) und über Stettin nach Berlin verlegt (wo sie ursprünglich auf der Pfaueninsel stehen sollte). Schließlich landete sie im Riesengebirge. Seit 1844 dient sie der lokalen lutherischen Gemeinde und ist das älteste hölzerne Gotteshaus Polens.

Im Spielzeugmuseum ist eine Sammlung von Spielsachen und Puppen aus aller Welt zu sehen. Die über 2000 Exponate stammen aus der Privatsammlung von Henryk Tomaszewski, dem Gründer des Pantomimentheaters Breslau. Ein absolutes Muss ist auch der Gipfel der Śnieżka. Auf ihm steht eine Wetterwarte, welche die Form von drei fliegenden Untertassen hat (oben) und in der eine Ausstellung mit Wetterinstrumenten und Fotografien auf die Besucher wartet. Bei guter Witterung kann man bis zu 200 km weit sehen •


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Wrocław

Links: Tumski-Brücke • Ganz Oben: Ostrów Tumski (Dominsel); es ist zwar keine Insel mehr, trotzdem aber der älteste Teil von Breslau • Oben: Grunwald-Brücke •


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Die Rędzin-Brücke auf dem Autobahnring Breslau bu 2011 arJan Biliszczuk wy122 m wy612 m

Die Grunwald-Brücke bu 1910 arRichard Plüddemann Alfred von Scholtz wy20 m wy112.5m

Die Zoo-Brücke bu 1897 arRichard Plüddemann, Karl Klimm wy62 m

Die Tumski-Brücke bu 1889 arAlfred von Scholtz wy6,90 m wy52,19m

Die Sandbrücke bu 1861 (hier stand seit dem 12. Jahrhundert eine Holzbrücke) ar Ernst Uber wy31,74m wy12,02m

Die Stadt der hundert Brücken Breslau besitzt von allen Städten in Polen die meisten Brücken und liegt im europäischen Vergleich nach Amsterdam, Venedig und Sankt-Petersburg auf

dem vierten Platz. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es innerhalb der heutigen Stadtgrenzen 303 Brücken oder Stege. Heute gibt es (die Angaben beruhen auf

etwas anderen Kriterien) noch 117 Stück (davon 27 Stege). Die größten und beeindruckendsten Brücken führen über die Hauptund Nebenzweige der Oder •


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Unternehmungslustiges Polen Von Kohle zum Beacon Valley. Kohle und Textilien. Wenn es das ist, was Sie mit der Wirtschaft Polens assoziieren, dann ist es an der Zeit, umzudenken. Der heutige polnische Unternehmergeist ist ein wahres Phänomen, der das Land auch während der globalen Wirtschaftskrise weiter wachsen ließ. Und dieser Boom hält an. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds wird das Bruttoinlandsprodukt Polens bis 2020 das von Schweden und der Schweiz übertreffen, womit Polen in Sachen Größe zur 22. Volkswirtschaft weltweit avancieren wird. Um zu verstehen, welch ein immenser Erfolg dies ist, muss man bedenken, dass in Polen erst 1989 mit dem Aufbau einer modernen Wirtschaft begonnen wurde. Erst ab diesem Zeitpunkt konnten sich polnische Firmen auf breiter Basis etablieren. Heute beschäftigen kleine und mittlere Unternehmen drei Viertel der Berufstätigen und erwirtschaften 67 % des BIP. Dank seiner Unternehmer ist es Polen gelungen, in vollkommen neue Bereiche einzusteigen. Auf der Grundlage der chemischen Industrie konnte ein moderner Kosmetiksektor geschaffen werden und die traditionelle Textilbranche verwandelte sich in hunderte kleiner Marken mit Designerwerkstätten, deren Kleidung mit den großen globalen Konzernen, die billige Arbeitskräfte in Asien beschäftigen, konkur-

rieren kann. Die Landwirtschaft als eine der traditionellen Stärken Polens hat nicht nur bei der Massenproduktion, sondern auch im Bereich der ökologischen Landwirtschaft ein Comeback erlebt. Auch die Werftindustrie hat nach Jahren erheblicher Probleme ein Geschäftskonzept und eine neue Rolle gefunden. In allererster Linie jedoch ist es der polnische IT-Sektor, der angefangen hat, sich in einem geradezu schwindelerregenden Tempo zu entwickeln. Das Wachstum im Bildungsbereich hat zu einem wahren Boom bei den Startups geführt, so dass Polen in den Bereichen Computerspiele oder Internet der Dinge heute eine starke Position einnimmt •


Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

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The Witcher: Einer, um sie alle zu beherrschen… The Witcher (unten) ist ein Monsterjäger mit besonderen Kräften und das Symbol eines neuen polnischen Spezialgebietes: Computerspiele. Die drei Titel der Witcher-Serie basieren auf den Fantasy-Romanen von Andrzej Sapkowski, die in Polen genauso gefeiert werden wie Tolkiens Werke. Die Spiele haben Geralt von Rivia zu weltweitem Ruhm und den Warschauer Spieleentwicklern von CD Project zu großem Erfolg verholfen. Von den ersten beiden Teilen wurden insgesamt 8 Millionen Kopien verkauft. The Witcher 3: Wild

Hunt erreichte mit 4Millionen Kopien innerhalb des ersten Monats nach der Herausgabe einen echten Rekord. Es gibt mindestens fünf polnische Studios, die sich der Entwicklung von PC-Spielen widmen und pro Jahr zig Millionen Dollar einfahren. Hinzu kommen hunderte von kleineren Firmen, von denen mindestens einige Dutzend mit Spiele-Apps für mobile Geräte erfolgreich sind. Einer der jüngsten Hits ist This War of Mine von den 11 bit studios. Dieses außergewöhnliche Spiel, das eine ganze Reihe von

Auszeichnungen bekommen hat, ermöglicht es den Spielern, den Krieg aus der Perspektive der Zivilbevölkerung zu durchleben und nicht aus der Sicht eines Soldaten, der an der Front kämpft. Die Produktionskosten wurden nach der Veröffentlichung dieses Spiels binnen 48 Stunden wieder hereingeholt •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Industrie Die Öl-Raffinerie Lotos in Gdańsk-Rudniki in der Nähe des Martwa Wisła. Lotos ist die größte Gesellschaft in Pommern und nach Orlen in Płock die zweitgrößte Raffinerie in Polen •


Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

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Lotos Oil refinery in GdańskRudniki, located near the Martwa Vistula river. Lotos is the largest company in Pomerania, and the secondlargest refinery in Poland after the Orlen facility in Płock •

Solaris erobert Europa Die Geschichte der Firma Solaris, die ihren Namen dem Science-Fiction-Roman von Stanisław Lem entnommen hat, wäre wohl selbst Material für einen faszinierenden Roman, mit dem Unterschied, dass nichts davon Fiktion ist! In den 1990er-Jahren haben Krzysztof und Solange Olszewski mit ihrer Firma praktisch bei null angefangen. Heute ist Solaris einer der fünfgrößten Hersteller von Stadtbussen in Europa. Solaris-Busse befördern Passagiere in über 600 Städten und 30 Ländern. Die Busse für einen französischen Kunden z.B. verfügen über Toiletten für Busfahrerinnen, diejenigen für die Alpenstadt Winterthur haben getönte Scheiben, da das Sonnenlicht dort oben in den Bergen so intensiv ist, und die Busse, die für Dubai bestimmt sind, verfügen über Sandfilter sowie getrennte Bereiche für Frauen und Männer. 2014 war für Solaris ein Rekordjahr: Es wurden 1380 Busse und Trolleybusse verkauft, von denen 80 % ins Ausland exportiert wurden •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Werften: Vom Symbol zum Business Die Kräne an der Danziger Werft sind ein Symbol für den Kampf gegen den Kommunismus. Genau hier wurde die Solidarność geboren. Sie war die erste unabhängige Gewerkschaft im kommunistischen Block. Als allerdings das System von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft überging, wurden die Werften paradoxerweise selbst zum Opfer der Transformation. Sie verloren nämlich die großen Aufträge

aus der Sowjetunion und Überbeschäftigung, geringe Produktivität und Desorganisation brachten sie an den Rand des Ruins. Der Entschlossenheit der Menschen ist es zu verdanken, dass die Situation heute sehr viel besser aussieht. Die Werftindustrie Polens hat sich nach dem Vorbild anderer europäischer Werften neu organisiert. Mittlerweile ist die Beschäftigung in den Werften auf 32 000 gewachsen, Produktion und

Verkauf steigen und die Unternehmen vor Ort verfügen über Verträge für mehrere Jahre im Voraus. Die gesamte Branche wurde gemäß europäischen Modellen umgestaltet, so dass nicht länger große, einfache Einheiten, sondern kleinere, teurere Spezialeinheiten hergestellt werden. Heute ist dieser Industriezweig ein Symbol für den Erfolg der wirtschaftlichen Transformation Polens •

Ein Fenster zur Welt Nicht nur ein Slogan! Polnische Fensterhersteller – z.B. Drutex und Fakro – sind angetreten, um den europäischen Markt zu erobern. Beide Firmen verkaufen ihre Produkte in Polen wie im Ausland und sind bekannt für eine hohe Qualität, konkurrenzfähige Preise und zunehmend innovative Designkonzepte •


Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

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Oceanic: Linderung von Allergien Wojciech und Dorota Soszyński. Alles begann mit Ignacy Soszyński. Er war vor dem Zweiten Weltkrieg Besitzer einer Creme-Fabrik, die jedoch leider nicht sehr lange Bestand hatte, da sie erst 1939, unmittelbar vor Kriegsausbruch, gegründet worden war. Der nächste Betrieb wurde nach Kriegsende gegründet, von den Kommunisten jedoch verstaatlicht. Soszyński wanderte aus und betrieb seine Kosmetikunternehmungen in Frankreich und Marokko. Anfang der 1980er-Jahre kehrte er nach Polen zurück und gründete mit seinem Sohn Wojciech eine Firma, die Kosmetika produzierte und vertrieb. 1982 dann gründete der junge Wojciech sein eigenes Unternehmen, Oceanic, das zum Marktführer für hypoallergene Kosmetika auf dem polnischen Markt wurde. Heute verkauft die Firma in 29 Länder auf vier Kontinenten. Wojciech Soszyński leitet das Unternehmen mittlerweile zusammen mit seiner Frau Dorota, die seit 33 Jahren ohne Unterbrechung für Oceanic arbeitet •

Global IT Polnisches High-Tech, das bedeutet auch große Konzerne mit erfolgreichen Operationen in der gesamten Welt. Adam Góral und Janusz Filipiak (oben) stehen hinter dem globalen Erfolg ihrer Unternehmen Asseco und Comarch. Beide Firmen gehören zu den 100 größten europäi-

schen Software-Herstellern. In der Top-100-Rangliste der Truffle Company liegt Asseco mit einem jährlichen Umsatz von über einer Milliarde Euro auf dem 6. Platz und sucht bereits nach Absatzmärkten außerhalb Europas, vor allem in Asien und Afrika. Über 70 % der Verträge werden im Ausland realisiert, beispielsweise die Einführung

eines Abrechnungssystems in Äthiopien oder Investitionen in Kasachstan. Die in Krakau ansässige Firma Comarch kletterte unlängst drei Positionen nach oben und belegt jetzt den 45. Platz. Zu den Kunden zählen globale Spirituosenhersteller wie z.B. der Konzern Diageo, Inhaber von Marken wie Johnnie Walker, Smirnoff oder Captain Morgan •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Technologie

Beacon Valley Die Zukunft der Science Fiction ist dank sogenannter Beacons in Polen bereits Realität. Das sind winzige Computer, die mit Wärme- und Bewegungssensoren sowie Bluetooth ausgestattet sind, wodurch es möglich wird, in einem Umkreis von einigen Dutzend Metern Personen mit Smartphone oder Tablet zu identifizieren. Adam Jesionkiewicz und Michał Polak (oben), die Gründer von Ifinity, glauben, dass diese revolutionäre Lösung das Konzept des Internets der Dinge auf die Straße bringen wird. Sie überzeugten

Warschau, ein Pilotprojekt zu wagen, das darauf beruhte, Beacons zur Navigation für Blinde im Stadtzentrum einzuführen, so dass sich diese frei bewegen können, ohne irgendjemandes Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Es funktionierte. Warschau nahm daraufhin am Mayors Challenge 2014 teil, ein Wettbewerb für die innovativste urbane Idee Europas, der von Bloomberg Philanthropies organisiert wird, und gewann einen der fünf Preise. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar wurde zur Weiterentwicklung des Mikrostandort-Systems verwendet. Geplant ist, mehrere tausend solcher Punkte in Warschau einzurichten •


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Polen in 3D Vor zwei Jahren baute eine Gruppe junger IT-Spezialisten aus der Nähe der masurischen Stadt Olsztyn einen 3D-Drucker. Obwohl weltweit bereits eine ganze Reihe solcher Geräte entwickelt worden waren, konnte die polnische Vorrichtung den größten Stolperstein auf dem Weg zur Verbreitung dieser Technologie aus dem Weg räumen: den Preis. Der polnische Startup-Drucker bietet hohe Qualität zu einem erschwinglichen Preis, den sich z.B. auch ein kleines Architektenbüro leisten kann. Die Gruppe be-

Startups in Polen Es gibt kaum eine größere Stadt in Polen, die nicht über verschiedene Accelerator-Programme oder Inkubatoren, Business Angels oder Fonds

verfügt, die in Startups investieren. Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Startups praktisch bereits vor ihrem Start wieder abgewickelt werden und ihr Business es nie über die reine Konzeption hinaus schafft. Aber nicht gerade wenige von diesen haben sich zu seriösen internationalen Unternehmen gemausert, darunter Brand 24,

schaffte sich auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter das Geld für ihr Projekt und ihr Zorax-Drucker (links) erwies sich als so gut, dass der Computer-Gigant Dell 5000 Stück davon orderte. Andere polnische Firmen sind dem Beispiel von Zorax gefolgt, indem sie ihre eigenen, zunehmend raffinierteren 3D-Drucker für Profis und Halbprofis entwickelten. Heute entfallen 10 % des globalen Marktes im Bereich der 3D-Drucker auf polnische Hersteller •

das ein Marken-Monitoring für soziale Medien anbietet und auf zahlreichen Märkten von Thailand bis in die USA erfolgreich ist. Der Stimmgenerator Ivona wurde von Amazon erworben, das damit seine Sprachanalysetechnik weiterentwickeln will. Ein anderer polnischer Startup, Filmaster.tv, der die Vorlieben von Zuschauern analysiert und ihnen basierend auf dieser Erkenntnis Filme vorschlägt, wurde von den Machern von BitTorrent für eine Million Dollar übernommen. Und in einer starken, auf Unterstützung setzenden Startup-Kultur helfen sich die Unternehmen gegenseitig und lernen voneinander. So funktioniert auch das Geek Girls Carrots Network (oben), das Frauen, die High-Tech lieben, zusammenbringt, lehrt und inspiriert •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Design

Trainingsanzüge, Tüll und Schnurrbart Über viele Jahre stand der Schnurrbart in gewisser Weise für ein traditionelles, provinzielles und eher altbackenes Polen. Vor acht Jahren allerdings wurde Mustache zum Markenzeichen für einen neuen, unabhängigen und zeitgenössischen Bekleidungsstil, entworfen von hunderten polnischer Designer. Mustache ist eine riesige Modemesse, organisiert von Patrick Deba und Konrad Ozdowy, die rund 400 Aussteller anlockt, aber auch eine Online-Plattform, Shop, Clearinghaus und

Wissensbasis für die besten jungen Talente in Mode und Design ist. Der Markt hört hier aber noch nicht auf. Die Plattform HUSH arbeitet in ähnlicher Weise und bringt eine große Anzahl an Designern zusammen, die ihre originelle Mode vorstellen. An der Spitze stehen hier die Messen Pretty Things und Wzory, Knotenpunkte für unabhängige Designer der dekorativen Kunst, von Möbeln und Inneneinrichtung. Diese Initiativen haben stilvolle Basare in die polnischen Städte gebracht •


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Sprechende ­Illustrationen Die Mizielińskis. Sollten Sie diesen Namen bislang noch nicht gehört haben, kann es aber nicht mehr lange dauern. Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński, ein Ehepaar und Grafikerduo, sind ein echtes Phänomen. Innerhalb von nur wenigen Jahren wurden Sie als Autoren weltweit bekannt. Ihre Kinderbücher sind in ganz charakteristischer Weise illustriert und sprechen die Leserschaft überall auf der Welt an. Ihr bisher größter Erfolg ist Mapy (dt. Alle Welt), eine faszinierende Reise durch 42 Länder auf allen Kontinenten. Bisher ist es in 20 Sprachen und 28 Ländern erschienen und gewann neben anderen Auszeichnungen den Prix Sorcières 2013 und den Premio Andersen 2013. Als die New York Times es in die Liste der sechs interessantesten und bestillustrierten Kinderbücher 2013 aufnahm, war es bei Amazon im Handumdrehen ausverkauft •

LATO – eine von Łukasz Dziedzic entwickelte Schriftart, mit der er versehentlich die Welt eroberte! Dziedzic wurde einst von einer Bank engagiert, um ein maßgeschneidertes Schriftbild zu entwickeln, aber der Kunde zog den Auftrag noch vor der Fertigstellung zurück. Also hat der polnische Designer sein Schriftbild als Freeware ins Internet gestellt. Das Ergebnis? Laut Google Analytics ist Lato das am dritthäufigsten heruntergeladene Schriftbild unseres Planeten. Globaler Erfolg lässt sich demnach sogar dann erreichen, wenn man es nicht einmal plant •

Die neue Form traditionellen Handwerks Das Fayencen- und Porzellanwerk in Ćmielów wurde vor 225 Jahren gegründet und ist ein echtes Stück Designergeschichte. Viele, viele Jahre herrschte hier der in Blau und Weiß gehaltene und von der polnischen Folklore geprägte Stil vor, vor Kurzem jedoch

wurden neue Projekte ins Leben gerufen: Qubus, Cosmopolitan und das New Atelier, die sich am klassisch-modernen Designs der 1950er- und 1960er-Jahre orientieren, dabei allerdings sehr viel zeitgemäßer sind •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Design it yourself! Eine Gruppe junger polnischer Designer, Architekten und Unternehmer von Tylko.com bietet eine Applikation an, die es den Benutzern ermöglicht, eigene Möbel zu entwerfen oder Möbel zumindest dem eigenen Bedarf anzupassen. Die App nutzt eine erweiterte Reality-Technologie, mit der der Kunde mit dem Designer interagieren und die

Entwürfe gemäßg seinen Präferenzen an seinen individuellen Lebensraum anpassen lassen kann. Tylko.com hatte seinen ersten Auftritt bei der designjuction2015, der Hauptausstellung auf dem London Design Festival, wo es zu einem der zehn innovativsten Projekte erklärt wurde und von acht ausländischen Investoren insgesamt 1,6 Mio. US Dollar für Investitionen gewann •


Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Möbel Made in Poland Polnisches Möbeldesign kann auf eine lange und angesehene Geschichte zurückblicken. Heute wird diese Tradition von einer jungen Generation polnischer Designer fortgesetzt. Przemysław „Mac” Stopa ist ein visionärer, von Farben, Geometrie und 3D inspirierter Designer. Er ist Gründer des Warschauer Studios Massive Design und Gewinner einer Rekordzahl der renommierten Red Dot Product Design Awards, dem „Design-Oscar“. Im Jahr 2015 gewann er drei Red Dot Awards: für den Stuhl Pelikan, für die Breaking Form Collection aus modularen Bodenbelägen sowie für seine Hybrid Collection, Dekorationen, die durch die Kombination verschiedener Materialien auf einer Glasoberfläche entwickelt ­wurden. Agata Kulik-Pomorska und Paweł Pomorski sind die Gründer des Studios Malafor, in dem sie Möbel schaffen, die sich den Konzepten des Recyclings, der Ökologie und der Wiederverwertung handelsübli-

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Ein 1958 entworfener Sessel aus Polyester des polnischen Designers Roman Modzelewski. Rein formal gesehen war es ein Weltklassebeispiel für eine vollkommen geformte, homogene und organische Sitzschale •

cher Materialien und Objekte verschrieben haben. Im Jahr 2012 gewannen sie einen Red Dot für ihr Blow-Sofa-Design aus aufgeblasenen Recyclingpapiertüten. Auch Oskar Zięta ist für seine aufgeblasenen Möbel bekannt. Er entwickelte eine fortgeschrittene Technik zum „Aufpumpen“ von Möbeln aus Metallplatten. Seine Möbel werden an Orten wie dem Centre Pompidou in Paris und der Pinakothek der Moderne in München ausgestellt. Das Magazin Wired nannte Ziętas Design „die Möbel der Zukunft” , denn diese könnten in der Zukunft tatsächlich auch auf dem Mars Anwendung finden. Im Ernst: Ein erster Entwurf, der auf einem Grundgerüst Ziętas deformierter Profile beruht, ist bereits für die Basisstation auf einem anderen Planeten vorgesehen •

FiDU Eine originelle Technologie, die von dem Designer und Architekten Oskar Zięta entwickelt wurde, um leichte und langlebige Möbel und Blechkonstruktionen anfertigen zu können. Die dänische Firma Hay hat bereits mit der Herstellung des PloppStuhls begonnen, für den Zięta den Red Dot erhielt, den renommiertesten Preis in der Welt des Design. FiDU ermöglicht die Anfertigung von ausgesprochen langlebigen Produkten aus sehr dünnen Metallblechen, wobei das Material auch frei gestaltet werden kann (LINKS) •


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Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

Wissenschaft & Innovation

Im Dienste der Wissenschaft und Menschen Die innovativen, bisweilen gar revolutionären Ideen polnischer Wissenschaftler sind schon seit vielen Jahren weltweit anerkannt. Wenn die Rede von der Eroberung des Mars, von der Rettung eines Menschenlebens durch Endoprothetik oder einer revolutionären Gesichtstransplantation ist, so sind hier auch polnische Wissenschaftler im Spiel. Wenn Sie etwas über Graphen hören, einer der sensationellsten Entdeckungen der letzten Jahre, dann sollten sie wissen, dass auch das aus Polen stammt. Und wenn die nächste Grippewelle vor der Tür steht, können Sie Gliederschmerzen und eine verstopfte Nase dank der Errungenschaften polnischer Wissenschaftler vielleicht vermeiden •

Copernicium (Cn) – ein chemisches Element mit der Ordnungszahl 112, entdeckt 1996, wurde nach dem berühmten polnischen Astronomen benannt •

Ein wenig Geschichte Die polnische Wissenschaftlerin Maria Skłodowska-Curie war die erste Person in der Geschichte, die den Nobelpreis in zwei verschiedenen Bereichen erhalten hat, nämlich in Chemie und Physik. Schaut man auf das vergangene Jahrhundert zurück, so kommt man auch um Prof. Jan Czochralski nicht herum, einen berühmten Erfinder, der durch seine innovative Methode zur Herstellung von Einkristallen die weltweite Aufmerksamkeit auf sich zog. Sein Nachname mag für viele Nicht-Polen ein Zungen-

brecher sein, man sollte ihn sich aber trotzdem merken, da die Silikonkristalle in Handys, Musikgeräten und sogar auf Kreditkarten bis heute gemäß den Verfahren von Czochralski hergestellt werden. Obwohl er hauptsächlich in Berlin arbeitete, ist sein wissenschaftliches Erbe doch eng mit Polen verbunden, denn auch Kopernikus, der die Sonne anhielt und die Erde in Bewegung setzte, sprach wahrscheinlich vorwiegend Latein und war dennoch ein Sohn Polens. Als Beleg für die Langlebigkeit von Czochralskis Errungenschaften wurde

das Jahr 2013 zum Jan-Czochralski-Jahr erklärt und sein wissenschaftliches Vermächtnis wird von uns allen rund um die Uhr verwendet. Ein weiterer hervorragender polnischer Forscher ist Prof. Aleksander Wolszczan. Im späten 20. Jahrhundert entdeckte er die ersten drei Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Ihm haben wir auch das neue Antlitz unseres Himmels im 21. Jahrhundert zu verdanken, da zwei neue Planeten entdeckt wurden. Wolszczans Name ist heute in der ganzen Welt bekannt •


Polnische Wissenschaftler verändern die Welt

Wirtschaft, Wissenschaft, Innovationen

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Ein neues Leben Jedes Mal, wenn Connie Culp lächelt, lächelt sie auch Dr. Maria Siemionow zu, denn dank der Transplantationsspezialistin aus Posen erlangte Connie ihr Aussehen und ihren Lebenswillen zurück, nachdem ihr Mann ihr im Jahr 2004 ins Gesicht geschossen hatte. Connie Culps Gesichtstransplantation, die 2008 von Dr. Siemionow durchgeführt wurde, war die vierte Operation dieser Art weltweit, aber die erste, die erfolgreich ein menschliches Gesicht als Ganzes wieder herstellen konnte – ein Durchbruch in der Geschichte der Weltmedizin. Dabei handelte es sich nicht allein um einen medizinischen Fortschritt, denn Dr. Siemionow überwand auch ethische Barrieren. Da die Gesichtstransplantation keine lebensrettende Operation war, ging es dabei um das Recht einer Patientin, jene Behandlung überhaupt zu bekommen. Dafür kämpfte Siemionow und ihre Entschlossenheit konnte die Mitglieder der Kommission für Bioethik schließlich überzeugen. Alles im Dienste der Wissenschaft und der Menschlichkeit • Polen und die Welt: Hört her! Dank Professor Henryk Skarżyński vom Weltzentrum für Gehör in Kajetany können Dutzende von Menschen die Stimmen ihrer Lieben, Musik und die Geräusche der Welt um sie herum nach Jahren der Stille wieder wahrnehmen – manche zum ersten Mal im Leben. Cochlear MET ist ein neuartiges Innenohr-Implantat. Es ist nicht nur sehr effizient, es hat auch den Markt medizinischer Verfahren für Senioren revolutioniert •

Wie man die Grippe überlistet Dr. Marta Łuksza (oben), eine Polin, die in den USA praktiziert, hat ein System entwickelt, das vorhersagen kann, welche Form von Grippeviren in der nahen Zukunft am weitesten verbreitet sein wird. Diese Technologie hilft dabei, die Herstellung der richtigen Impfstoffe rechtzeitig hochzufahren. Davor hing die Wirksamkeit einer Grippeimpfung weitgehend von der (oft niedrigen) Genauigkeit der Vorhersage ab, welches Grippevirus angreifen würde. Dank der Untersuchungen von Dr. Łuksza erreicht die Genauigkeit der algorithmischen Voraussage heute 93 % •

schaftler eine Zeitmaschine erfinden müssten, um selbst den Überblick über alles zu behalten! Die Einführung der Plattform Zooniverse in das polnische Internet wurde von Prof. Lech Mankiewicz vorgenommen, einem angesehenen Astronomen und Physiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Physik der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Das Engagement der Polen überstieg selbst die kühnsten Erwartungen der Wissenschaftler. Mehr als 150 000 Freiwillige sind an diesem Projekt beteiligt, mehr als aus jedem anderen Land •

Forschung bei jedem zu Hause! Zooniverse.org ist eine Plattform, die es gewöhnlichen Menschen ermöglicht, sich an wissenschaftlichen Studien zu beteiligen. Über einfache Schnittstellen kann ein Benutzer Wissenschaftlern helfen, verschiedene Arten von Daten zu klassifizieren. Es gibt so viele Studien und so viele Informationen überall, dass Wissen-

Die Eroberung des roten Planeten Es könnte in nicht allzu ferner Zukunft durchaus Wirklichkeit werden, dass Menschen zum Mars geschickt werden. Auch Polen hätte sich einen Platz im Raumschiff verdient, um dort seine Fahne zu hissen. Polnische Studenten sind an der Entwicklung eines Fahrzeuges


190 für eine bemannte Marsmission beteiligt und haben in diesem Bereich bereits beachtliche Erfolge erzielt. Und der Mars ist ein sehr polnischer Planet! Zu Beginn des Jahres 2015 gewannen Studenten der Wissenschaftlich Technischen Universität Akademia Hutniczo-Górnicza in Kraków die renommierte European Rover Challenge für Roboter, die die Oberflächen des Planeten erkunden. Den zweiten Platz belegte ein amerikanisches Team, auf Platz drei lag allerdings wieder eine Gruppe aus Polen, die die Technische Universität Breslau vertrat, gefolgt von Studenten aus Białystok. Alle fünf polnischen Teams, die an dem Wettbewerb teilnahmen, belegten einen Platz unter den Top Ten und eroberten damit das Weltall von der Erde aus • Schlafen und Träumen in mehreren Phasen! Wenn Sie keine Zeit haben, zu schlafen… Keine Sorge! Kamil Adamczyk, Janusz Frączek und Krzysztof Chojnowski haben bei der Konzipierung ihres revolutionären polyphasischen Schlafprojekts sicher keine schlaflosen Nächte verbracht. Dieses Projekt teilt die Nachtruhe (was nicht unbedingt nachts sein muss) in kürzere, viel effizientere Fragmente, aus denen sich dann der Schlafzyklus zusammensetzt. Die Hauptschlafenszeit dauert nicht die ganze Nacht, sondern nur einige Stunden. Erholungsphasen werden dann durch kleine, aber gut gewählte Nickerchen eingehalten. Die NeuroOn-Schlafmaske ist mit einer Smartphone-App verbunden, die die Informationen verarbeitet und dabei hilft, den richtigen Schlafzyklus für jeden Benutzer zu berechnen. Mit diesem System können Sie etwas Schlaf sparen und haben somit mehr Zeit, Polen zu erkunden! •

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Es funktioniert! Graphene Eine ungewöhnliche Struktur von Kohlenstoffatomen mit einem großen wissenschaftlichen Potential. Es ist zwar ein internationales Projekt, einige der Atome kommen aber aus Polen! •

ItraPol und LutaPol Ein (im wahrsten Sinne des Wortes) gesunder Wettbewerb für Joanna Jurek und ihren außergewöhnlichen Einsatz von Nanofasern. Stoffe, die im Nationalen Zentrum für Kernforschung entwickelt wurden, können hierbei gezielt gegen Krebszellen eingesetzt werden. Diese Methode basiert auf dem klassischen Einsatz radioaktiver Isotope, die innovativ mit verschiedenen aktiven Substanzen kombiniert werden •

Perowskit Olga Malinkiewicz entwickelte ein Verfahren zur Schichtung des photovoltaischen Materials Perowskit auf flachen Oberflächen. Das Ergebnis ist eine wahre Revo-

lution bei der Herstellung von Solarzellen •

Professor Why Ein fantastisches Spiel für junge Wissenschaftler, das vom Team der CTAdventure entwickelt wurde. Während es unmöglich erscheinen mag, chemische Experimente per Display in die virtuelle Realität zu transportieren, beweist dieses Spiel für junge Chemiker (und ältere auch!), dass in der Welt der Computer nichts unmöglich ist! •

Egzotech Ein polnisches Unternehmen unter Leitung von Michał Mikulski, dem Erfinder und Konstrukteur des Exoskeletts zu Zwecken der Rehabilitation des menschlichen Arms (oben). Es ist eine Vorrichtung, die an den Arm angelegt wird und die die Muskelarbeit analysiert und dabei hilft, die Muskelfunktionen zu verbessern, beispielsweise nach einem Unfall. Bald wird es auch ein ähnliches Exoskelett für die Beine geben •


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Polnische Mars-Rover erobern das Universum! Hyperion 1 ar Studenten des Fachbereichs Maschinenbau der Technischen Universität BiaĹ‚ystok đ&#x;?† 1. Platz â€“ University Rover Challenge 2013 Details: • sechs-Rad-Konstruktion mit innovativer Federung â€“ jedes Rad wird selbständig angetrieben • redundantes visuelles System (3 Kameras an Bord plus zwei Sender auf zwei Frequenzen) • GPS-System zur Navigation in WĂźstenumgebung

• zwei Bordwerkzeuge: ein Greifer (fĂźr Wartungsarbeiten an der AusrĂźstung) und ein Bohrer (zum Sammeln von Bodenproben) • fĂźr Einsätze in der WĂźste, in sandigem und felsigem Gelände ausgelegt; kann Steigungen von bis zu 60 % Ăźberwinden.

Magma 2 ar Studenten des Fachbereichs Maschinenbau der Technischen Universität BiaĹ‚ystok đ&#x;?† 1. Platz â€“ University Rover Challenge 2011

Details: • zwei Hexacopter zur Beobachtung des Terrains; erster Versuch mit einem Flugobjekt bei einem UCR-Wettbewerb • Gelenkmanipulatoren fßr das Sammeln von Gesteinsproben • Erste-Hilfe-Sets fßr verwundete Astronauten.

Scorpion ar Studenten der Technischen Universität Breslau đ&#x;?† 1. Platz â€“ European Rover Challenge 2014 3. Platz â€“ University Rover Challenge 2015 

Details: • Cordura-Reifen (sehr langlebiges und abriebfestes Material) gefĂźllt mit Polystyrolgranulat als Ausgleich fĂźr die starren Aufhängungen, was zu einer ausgezeichneten Geländegängigkeit und Dämpfung fĂźhrt • modifizierte Rocker-Bogie-Aufhängung (wird auch bei NASA-Rovers verwendet) • modulare Konstruktion; der Rover ist hoch anpassungsfähig, neue Module / Funktionen kĂśnnen sehr einfach hinzugefĂźgt werden


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Kultur Die polnische Kultur ist frisch und rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügbar. Sie füllt Büchercafés, Kinos und Theater, moderne Kunstgalerien und pulsierende Nachtclubs, in denen unsere Musik gespielt wird. Adjektive zur Beschreibung des kulturellen Outputs Polens sind u.a. „dynamisch” und „abwechslungsreich” , denn hier ist für jeden etwas dabei. In letzter Zeit ist die polnische Kultur zu einem Übungsplatz für eine experimentelle neue Art geworden, der Welt zu begegnen. Und das tun sowohl junge, frische Künstler als auch alte Hasen. Diese Experimente finden auch die Zustimmung eines globalen Publikums, wie der Oscar für den Film Ida, der Silberne Bär auf der Berlinale für die Produktion Body / Ciało (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE OBEN) sowie zahlreiche Ausstellungen polnischer Kunst in den weltweit führenden Galerien und Museen beweisen. Natürlich gibt es da auch Auftritte bei erstklassigen Theaterfestivals, Übersetzungen polnischer Literatur in andere Sprachen und einen regen Absatz polnischer Musik im Ausland. Unsere Kultur gibt sich nicht mehr damit zufrieden, ihr eigenes Süpp-

chen zu kochen, und hat begonnen, ihre lokalen Eigenschaften für das Herangehen an universelle Themen zu nutzen. Wer sich dazu entschließt, die polnische Kultur wirklich kennenlernen zu wollen, der wird nicht nur einen neuen kulturellen Kontext entdecken, sondern auch seine eigene Welt aus einem neuen Blickwinkel sehen •

Gegenüberliegende Seite oben: Bild aus Warschau ’44 (poln. Miasto 44) vom Regisseur Jan Komasa •

Gegenüberliegende Seite ­unten: Bild aus dem für den Oscar nominierten Kurzfilm Katedra (Kathedrale) von Regisseur Tomasz Bagiński •


Kultur

Kino

Das Kino liebt ­Polen

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Kultur Variety – Rezension über Czerwony Pająk (Die rote Spinne; LINKS) von Marcin Koszałka: „Wie ein Puppenspieler legt Koszałka einen eleganten und selbstbewussten Stil an den Tag und arbeitet so weit wie möglich in der Tradition des Cinéma pur, in der sich visuell starke Szenen entwickeln ohne erklärende Dialoge oder audiovisuelle Hilfsmittel zu benötigen, jenseits bruchstückhafter Radiosendungen oder billiger Warframes“ •

Bild aus Papusza von den Regisseuren Krzysztof Krauze und Joanna Kos-Krauze •

Es war einmal ein Land, in dem ein goldener Oscar und ein silberner Bär lebten… Das klingt wie der Anfang eines Märchens, ist aber kein Zufall. Die Situation des polnischen Kinos hat sich in den vergangenen Jahren geändert, als ob es verzaubert worden wäre. Es geht nicht allein um die längst überfällige Anerkennung des klassischen polnischen Films, den Martin Scorsese so sehr bewunderte, dass er eine weltweite Tour mit 21 Filmen von Regisseuren wie Wajda, Has, Kawalerowicz, Zanussi oder Kieślowski startete. Eine neue Generation von Talenten ist herangereift. Der Großmeister des polnischen

Kinos, Andrzej Wajda, drückt es so aus: „Der polnische Film hat unlängst eine führende Rolle übernommen. Es geht nicht nur darum, beim polnischen Publikum auf Interesse zu stoßen, sondern um die Suche nach einem Platz in der Welt, in der es bereits Preise gewinnt. Nach Jahren der Schwierigkeiten geht es nun aufwärts“. Im Februar 2015 gewann Małgorzata Szumowska bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin den Silbernen Bären für die beste Regie in dem Film Body. Sie sagt, sie habe einen Film über ein körpermüdes, ungeliebtes und vernachlässigtes Polen gemacht, gibt in Interviews aber


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Kino

zu, dass polnisch zu sein ihrer Meinung nach nicht bedeute, ein Kreuz zu tragen, und dass sie auch weiterhin Filme hier machen wolle. Für sie selbst ist Polen ihre Inspiration. Gleiches gilt für einen anderen Regisseur, der Jahrzehnte lang in Großbritannien lebte, aber seinen größten Erfolg mit einem bescheidenen Schwarz-Weiß-Film erzielte, der im Land seiner Herkunft und zur Zeit seiner Kindheit spielt. Gemeint ist Paweł Pawlikowski (unten), der erste polnische Oscar-Gewinner für den besten ausländischen Film, Ida. Er selbst nennt Ida einen „Liebesbrief an Polen” , seine Denkweise, Musik und Kunst. Polen zieht aber auch junge ausländische Filmemacher an. Das beste Beispiel ist der Schwede Magnus von Horn. Er kam vor einigen Jahren nach Łódź, um an der berühmten Polnischen Filmschule zu studieren – und blieb. Seinen ersten Film drehte er auf Schwedisch, obwohl die meisten Beteiligten Polen waren. The Here After wurde auf den Filmfestspielen in

Cannes, der Weltmeisterschaft des Filmwesens, prämiert. Das Publikum in Polen liebt das neue polnische Kino. Polnische Filme lagen bei den Besucherzahlen in den letzten Jahren immer weit vorne und überboten sogar internationale Megaproduktionen wie Der Hobbit. Warum? Die Regisseure haben letztlich einen Zugang zu den Kinogängern gefunden und bieten diesen Krimis, Thriller, Dramen, Komödien und Historienfilme, die auf hohem Standard und mit viel Leidenschaft gedreht werden. Die Zuschauer fühlen sich mittlerweile auch von den polnischen Kinos selbst angezogen, weil sich diese gut entwickelt haben und ein ausgewogenes Repertoire, Diskussionsrunden nach Vorstellungen und Treffen mit den Filmemachern anbieten. Dies schafft einen Gemeinschaftssinn. Selbst auf polnischen Filmfestivals, auf denen die größten Erfolge aus Cannes, Berlin oder Venedig laufen, verkaufen sich die Tickets für die polnischen Filme am schnellsten •

Agnieszka Holland, ­Regisseurin „Die internationalen Preise, die unsere Filme einheimsen, sind der Beweis, dass diese den höchsten Standards entsprechen. Es ist klar, dass das polnische Kino in den letzten Jahren wiederbelebt wurde. Es ist wie ein Phönix aus der Asche auferstanden und Ida ist die Krönung all dieser Bemühungen. Ich hoffe, dies wird ein Antrieb für alle sein. Es zeigt, dass es sich nicht lohnt, immer den leichteren Weg zu gehen. Man sollte hohe Ziele verfolgen” •


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Kultur

Bild aus Bogowie (Götter) vom Regisseur Lukasz Palkowski •

Marcin Wrona, Filmregisseur. Sein dritter Film Demon (oben) erzählt vom unglaublichen Treiben auf einer Hochzeitsfeier. Marcin Wrona starb am 19. September 2015 während der Filmfestivals in Gdynia.

der Welt gezeigt – in Berlin, Venedig, Toronto… Verbunden ist dies mit dem transparenten System der Subventionierung von Produktionen durch das Polnische Filminstitut. Das bedeutet aber nicht, dass Filme jetzt einfacher zu drehen sind als vor 10 Jahren, „In Polen gibt es immer vielfältige- als ich angefangen habe. Die Konre Filme und unsere Streifen wer- kurrenz ist größer, aber dadurch wurde auch die Qualität polniden auf den besten Filmfestivals

scher Filme besser. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer bekommt man nur durch ein interessantes Drehbuch, das wichtige Fragen auf eine ansprechende Art und Weise behandelt. Und wenn man polnische Geschichten erzählt, muss diese auch ein internationales Publikum verstehen. Das ist die größte Kunst und Herausforderung“ •


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Kino Dokumentarfilmer haben große Erfolge erzielt und Auszeichnungen nicht nur in Polen, sondern auch in Locarno, Amsterdam oder Kopenhagen erhalten. Die alten Meister wie Marcel Łoziński oder Jacek Bławut machen immer noch Filme, aber sie haben auch die nachfolgende Generation von Regisseuren auf den Weg gebracht. Einer der meistdiskutierten Dokumentarfilme der letzten Jahre ist das von Marcel und Paweł Łoziński (rechts) gedrehte Diptychon Ojciec i syn (Vater und Sohn) und Ojciec i syn w podróży (Vater und Sohn auf Reisen). Es zeichnet einen gemeinsamen Trip nach Paris nach, wird aber von beiden Regisseuren unterschiedlich Małgorzata Kuzdra, Direktorin des Kinos Muza in Posen. Sind wir denn dazu bestimmt, Filme nur in Multiplexkinos, umgeben vom Geruch von Popcorn zu sehen? Nein, natürlich nicht, argumentiert Kuzdra:

dargestellt, was Fragen über die von zeitgenössischen Dokumentarfilmern verwendeten Verfahren aufwirft • „Programmkinos sind in Polen Kulturzentren, die Tradition und Moderne verbinden. Unter den unabhängigen Kinos, die es in Polen gibt, sind ein Drittel Arthouse- oder Programmkinos im eigentlichen Sinn. Dort stellen wir ein sorgfältig durchdachtes Repertoire aus Filmen zusammen, die auf den wichtigsten europäischen Filmfestivals Auszeichnungen erhalten haben und bereiten Sonderveranstaltungen mit zusätzlichen Attraktionen vor. Beispielsweise hatten wir während unserer Aktion Kino Dy-

namo vier stationäre Fahrräder unter der Leinwand installiert, womit die Besucher den Strom generieren mussten, der für die Ausstrahlung des Films benötigt wurde. Am wichtigsten aber ist, dass wir den Zuschauern nahe sind. Wir kennen sie und wollen den Dialog mit ihnen aufrechterhalten. Deswegen werden Kinos, die guten Filmen ein Zuhause bieten, immer gebraucht werden” •

Hall of Fame der Filmgeschichte Wojciech Kilar ist Polens populärster Komponist für Filmmusik. Unter anderem hat er den Soundtrack für Francis Ford Coppolas Dracula geschrieben. Beinahe hätte der aus Schlesien stammende Kilar auch die Musik zu Peter Jacksons Der Herr der Ringe geschrieben, tat dies dann aber für Regisseure wie Jane Campion, Andrzej Wajda und

Roman Polański. Ein anderer polnischer Filmkomponist, dessen Musik Filmgeschichte geschrieben hat, ist Krzysztof Komenda, der den Soundtrack zu Rosemarys Baby und Das Messer im Wasser schrieb, bei denen Roman Polański Regie führte. Ohne die Musik von Zbigniew Preisner wären die Filme des Regisseurs Krzysztof Kieślowski

auch nicht zustande gekommen. Ein weiterer polnischer Komponist, Jan A.P. Kaczmarek, erhielt 2003 für seine Filmmusik zu Wenn Träume fliegen lernen sogar einen Oscar. Die neue Hoffnung der polnischen Filmmusik ist der Komponist Stefan Wesołowski, der die Musik für einen Dokumentarfilm über Marlon Brando schrieb •


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Kultur

Popmusik

Reich und abwechslungsreich Die beste Zeit, um die Vielfalt und den Reichtum der polnischen Popszene kennenzulernen, ist im Sommer während der allseits beliebten Festivals. Zu nennen wären hier das hippiemäßige Festival Przystanek Woodstock, das mit seinem wirklich originellen Musikangebot Jahr für Jahr die Besucherrekorde bricht, das mehr auf Mainstream ausgerichtete Open’er Festival, das sich mit den größten europäischen Musikevents messen kann, das alternative OFF Festival in Katowice sowie das Electro-Avantgarde Festival Unsound, das jedes Jahr im Herbst im malerischen Krakau stattfindet. Aber

auch Fans mit einem ausgefalleneren Musikgeschmack werden das Passende für sich finden. Techno-Freunde sollten sich zum Up to Date in Białystok aufmachen, Elektro-Dance (im weitesten Sinne) gibt es auf dem Audio-River in Płock, wer Industrial-Music liebt, der sollte beim Avant Art in Breslau vorbeischauen und Reggae-Freaks werden in Ostróda fündig. Die Wurzeln der modernen Musik können indessen immer noch in Warschau beim Festival „Wszystkie Mazurki Świata” entdeckt werden, wo traditionelle Musikformen von klassischen Musikern, Jazzern oder Dorfmusikgruppen


Kultur

aufgeführt werden. Polens traditionelle Musik war eine besondere Vorliebe Fryderyk Chopins und hat ihre Wurzeln in den drei Volkstänzen – der Mazurka, dem Kujawiak und dem Oberek. Die reiche Auswahl an polnischen Festivals erregt sogar die Aufmerksamkeit meinungsbildender Instrumente der Online-Popkultur, wie z.B. Pitchfork oder Wire, welche oft über Ereignisse in Polen berichten. Die Macht der Unabhängigkeit Unabhängige Plattenlabels sind auch ein Phänomen für sich – von Hip-Hop-Labels mit ihren eigenen treuen Anhängern bis zur stets präsenten Metal-Szene, vom Electronic-Label Lado ABC mit der Band Mitch and Mitch (oben) als Aushängeschild über die

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Indie-Rock-Plattenfirma Thin Man Records bis hin zu dem Urban-Folk-Label Karrot Kommando. Es gibt auch Labels, die in verschiedenen Underground-Stilarten aktiv sind und Musik auf Kassette oder Vinyl produzieren, darunter Recognition Records, Pets Recordings, mik.musik.!., Instant Classic, Sangoplasmo Records, Requiem Records, BDTA oder Transatlantyk. Allein die Zahl der Produzenten im Bereich der Weltmusik stellt sicher, dass Polen den Anschluss zu dieser Szene nicht verliert. Auch bei den verschiedenen Metal-Genres muss man mit und rechnen mit Bands wie Behemoth, Decapitated oder Vader, die zur weltweiten Spitze auf diesem Gebiet zählen •


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Kultur

Auch jenseits des Atlantiks bekannt Pawęł Sęk ist auch auf der anderen Seite des Atlantiks erfolgreich und wurde dort gleich dreimal für den Grammy nominiert. Als Musikproduzent hat er bereits mit Größen wie Taylor Swift, FUN., Jay-Z oder Kanye West zusammengearbeitet und erhielt für seinen Remix eines Beyonce-Songs in Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten JIMEK einen Preis. Eine andere polnische Künstlerin, die aus Łódź stammende Vokalistin Iza Lach (rechts), hat viele Jahre mit der Rapper-Legende Snoop Dogg zusammengearbeitet •

Nicht nur Jazz Włodek Pawlik war Anfang 2014 der erste polnische Jazzpianist, der mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, und zwar in der Kategorie „Bestes Großes Jazzensemble“ für sein Album Night In Calisia. Aufgenommen wurde es in Kalisz zusammen mit Randy Brecker und dem Philharmonie-Orchester Kalisz. Überraschend war die Auszeichnung nicht unbedingt, sie bestätigte vielmehr das hohe Ansehen, das der polnische Jazz in der Welt genießt. Jazzmusiker und Fans aus allen Teilen der Welt können die Namen von Jazzikonen wie Zbigniew Namysłowski, Tomasz Stańko (rechts), Michał Urbaniak oder Krzysztof Komeda im Schlaf herunterbe-

ten. Dennoch entwickelt sich der polnische Jazz unentwegt weiter, insbesondere die Szene in Warschau, die sich um die Label For Tune und Lado ABC oder den Klub Pardon To Tu konzentriert. Musiker wie Marcin Masecki, Wojciech Mazolewski, Mikołaj Trzaska, Jerzy Rogiewicz, Wacław Zimpel, Ksawery Wójciński oder Hubert Zemler bringen neue Elemente ein, wie beispielsweise Ethno, Klassik oder minimalistische Musik, freie Improvisationen, Rock oder Techno. Um hier am Ball zu bleiben, unternimmt der polnische Jazz alles, um klar zu machen, dass eben nicht alles nur Jazz ist •


Popmusik

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Als Favoriten hinzufügen Dawid Podsiadło Der 22 Jahre junge Dawid Podsiadło gilt als das Wunderkind des polnischen Pop, gewann er doch die erste Ausgabe der polnischen Version von X Factor. Jetzt tritt er unter seinem echten Namen solo auf, aber auch als Mitglied der Garage-Rock-Band Curly Heads. Sein erstes Album wurde als Bestseller mit Diamant ausgezeichnet. „Ich bin hoffnungslos anglophil, aber auch in gewisser Weise ein Computerfreak. Die Titel meiner beiden Alben basieren auf Final-Fantasy-Spielen“ • The Dumplings Innerhalb von nur sechs Monaten ist es dem musikalischen Duo (unten) gelungen, sich von schüchternen Schülern der Sekundarstufe zu den meistbegehrten Performern in Polen zu entwickeln. „Wir begannen mit fünfzehn. Unsere ersten Konzerte fanden in der Schule statt, an Weihnachten oder zu Veranstaltungen am Schuljahresende und wir mussten für unsere erste Konzerttour die Erlaubnis unserer Eltern einholen. Wir sind beide

ein wenig seltsam, und das merkt man an unserer Musik und an den Texten. Auf den ersten Blick scheinen diese keinen Sinn zu ergeben, aber es gibt doch jede Menge Anspielungen auf Alltägliches und literarische Trugbilder. Ein Beispiel dafür ist unser Song Słodko-słony cios (Süß-saurer Stoß), der vom Kombinieren von Reiswaffeln mit Nutella handelt” • Król Jedes Jahr im Frühjahr bringt Błażej Król ein neues Album heraus, auf dem er unter dem Namen KRÓL Darc Electro veröffentlicht (zuvor war er Teil des Duos UL / KR). Trifft hier schweizerische Pünktlichkeit auf polnische Melancholie? „Meine Musik ist wie Trance und unberechenbar. Sie soll den Hörer da stechen, wo er gekitzelt werden will und da kitzeln, wo er verletzt werden will. Ehrlich gesagt nehme ich die Alben für meine Frau auf, damit sie beim Autofahren Unterhaltung hat“ • Raphael Rogiński Rogiński (oben), einer der originellsten polnischen Gitarristen, ist beim Spielen von Avantgarde, Jazz, Folk oder einfach gutem altem Rock’n’Roll in seinem Element. Sein musikalisches Interesse wurde jedoch vom jüdischen Klezmer geweckt. „Ich hörte so oft chassidische Musik, dass sie mich sogar im Schlaf verfolgte. Dann gründete ich mit den ausgezeichneten polnischen Musikern Mikołaj Trzaska und Macio Moretti die Gruppe Shofar, und wir versuchten, das wiederzugeben, was ich in meinen Träumen gehört hatte. Doch nicht alle mochten unsere

moderne Herangehensweise an die traditionelle Musik. Auf jüdischen Musikfestivals erwarteten die Leute einen altehrwürdigen, unveränderten Stil und viele Kreativschaffenden haben Angst, im Bereich der jüdischen Kultur neue Wege zu gehen. Sie haben Angst, eine Art Tabubruch zu begehen“ • The Phantom Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich Bartosz Kruczyński, einer der interessantesten Produzenten von elektronischer Musik in Polen. „Ich liebe es, in Warschau Zeit in Stadtparks zu verbringen und an der Weichsel entlang zu schlendern und ich liebe polnische Musik aus den 1960er-, 1970erund 1980er-Jahren. Mein Projekt Ptaki (Vögel) enthält ausschließlich Kompositionen, die ich aus Samples polnischer Musik zusammengesetzt habe – richtige Musik zu machen, das überlasse ich The Phantom. Wenn ich für die Arbeit, die ich mache, Hashtags vergeben sollte, dann wären dies wahrscheinlich #Romantik und #Orientalismus. Mein letztes Album war von extremen Naturereignissen wie riesigen Hagelkörnern oder Meteoritenschauern über Russland beeinflusst“ •


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Kultur

Bildende Kunst

Die Macht der Kunst

Straßenkunst Die polnische Kunst verlässt die Galerien und beginnt, den öffentlichen Raum zu erobern. Joanna Rajkowskas populäre Installation im Zentrum von Warschau, gemeinhin „Palme” genannt oder „Grüße von der Aleje Jerozolimskie“, so der offizielle Name (oben), beweist, dass künstlerische Interventionen die Sprache der Straße sprechen können. Initiativen wie Paweł Althamers Golden Airplane, bei dem der gefeierte polnische Künstler Dutzende von Bewohnern seiner Warschauer Wohnsiedlung als Teil

seines Projekts A Common Task nach Brüssel fliegen ließ, belegen bestens, wie Kunst Barrieren überwindet, die die Politik nicht hinter sich lassen kann. Die Kunst hat diese Macht durch Persönlichkeiten wie Artur Żmijewski und Katarzyna Kozyra immer und immer wieder demonstriert, deren kritische Kunst, wie sie in Kozyras Pyramide der Tiere zum Ausdruck kommt, die Aufmerksamkeit auf Probleme lenkt, die wir heute als selbstverständlichen Bestandteil des öffentlichen Diskurses ansehen: Behinde-

rungen, der Umgang mit Tieren oder Toleranz angesichts ethnischer oder sexueller Unterschiede. Als eine Form der Soft Power beleuchtet und diversifiziert die polnische Kunst die öffentliche Diskussion, während junge Künstler in ihrer künstlerischen Haltung zunehmend autonomer, radikaler und individueller werden. Ein gutes Beispiel sind die Künstler der Gruppe Penerstwo aus Poznań, Wojciech Bąkowski, Konrad Smoleński und Radek Szlaga, deren Arbeiten sehr oft auch im Ausland gezeigt werden •


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Kultur

Polnische Kunst entzündet! Sie peinigt, verstimmt, löst Kontroversen aus… und verändert die Wirklichkeit. Wie Museumsdirektoren überall in der Welt wissen, lohnt es sich, ein Auge auf die Kunst in Polen zu haben. Und auch Sammler wissen dies. Museen, öffentliche Galerien und private Initiativen sind an der Förderung moderner Kunst in Polen beteiligt. Jedes Jahr richten 21 Privatgalerien in Warschau das Warsaw Gallery Weekend (WGW) aus, mit Ausstellungseröffnungen in jeder Galerie, mit Meetings, Vorträgen und Veranstaltungen des Kunstbetriebes. Das WGW fördert die

jüngste polnische Kunst durch die Ausstellung der Arbeiten von Künstlern, die in der Regel noch unter 40 sind. Auch in Städten, die weit von der Hauptstadt entfernt liegen wie Tarnów, Zielona Góra, Bytom oder Białystok gibt viele aktive Kunstinstitutionen. Ihre Sammlungen werden vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe gefördert •

Sturm auf die internationalen Bühnen Als die Künstlerin Katarzyna Krakowiak (rechts) 2012 den Preis der Architekturbiennale in Venedig gewann, war sie die erste Polin, die auf dieser renommierten Veranstaltung ausgezeichnet wurde. Ihre Auszeichnung folgte auf die Goldenen Löwen der Architektur-Biennale vier Jahre zuvor, die die Polen Kobas Laksa und Nicolas Grospierre erhielten. Polnische Künstler agieren international. Die Illustratorin Agata „Endo“ Nowicka zeichnet für den New Yorker und das Wall Street Journal. Joanna Mytkowska, Direktorin des

Museums für Moderne Kunst in Warschau, ist eine der Juroren des Turner Price, der an die interessantesten jungen britischen Künstler verliehen wird. Artur Żmijewski leitete die Berliner Biennale 2012, die Leitung der Documenta in Kassel wird 2017

Adam Szymczyk übertragen, der viele Jahre lang der Kunsthalle Basel vorstand. Und die Werke von Künstlern wie Wilhelm Sasnal, Piotr Uklański oder Mirosław Bałka sind in den Galerien von New York oder London häufiger zu sehen als in Polen •


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Kultur

Portraits

Wojciech Bąkowski (Oben)

Agata ‘Endo’ Nowicka (Oben)

Joanna Mytkowska (ganz Oben)

„Als ich zu studieren begann, wollte ich die Poesie der Wohnblocks in Poznań abbilden und vor allem, auf welche Weise mein Seelenleben mit ihnen verbunden ist” , sagt Wojciech Bąkowski, ein Künstler, der aus der Werkstatt Audiosfery von Leszek Knaflewski hervorging. Als Student hat er in den Experimentalgruppen Kot und Czikita gespielt. Zusammen mit Freunden von der Kunstschule gründete er die Gruppe Penerstwo, die sich auf die Abbildung interner emotionaler Zustände und der scheinbaren Trivialität des Alltags konzentriert. Er ist außerdem der Erfinder der unglaublich originellen Spoken Films und hat in Polen eine Menge an erstklassigen künstlerischen Auszeichnungen gewonnen. Bąkowskis Dichtung kann man noch auf Solo-Konzerten oder auf Aufnahmen der mittlerweile aufgelösten Gruppe Niwea hören •

In den 1990ern fertige Endo ihre ersten Zeichnungen noch mithilfe des Microsoftprogramms Paint an, heute gehören ihre Arbeiten in den Printmedien zu jenen mit dem höchsten Wiedererkennungswert und erscheinen in Magazinen wie Harper’s Bazar oder dem New Yorker. 2013 organisierte sie zusammen mit Maria Zaleska unter dem Namen Painters of Illustrations eine Ausstellung polnischer Illustrationen im Museum für Moderne Kunst in Warschau. Derzeit arbeitet sie für das Wall Street Journal Magazine •

Als sie 2006 in dem neu gegründeten Museum für Moderne Kunst in Warschau das Ruder übernahm, hatte sie bereits jahrelange Erfahrung als Direktorin und Veranstalterin der Galerie Foksal, der Stiftung Galerie Foksal und dem Pavillon Polonia auf der Kunstbiennale in Venedig. Dann nahm sie die Zukunft der größten modernen Kunsteinrichtung Polens in die Hand. Joanna Mytkowska ist eine von vielen Frauen, die derzeit in Polen wichtige Institutionen für Kunst leiten (allein in Warschau werden die Zachęta Narodowa Galeria Sztuki von Hanna Wróblewska, das Muzeum Narodowy von Agnieszka Morawińska und das Zentrum für Zeitgenössische Kunst im Ujazdowski-Schloss von Małgorzata Ludwisiak geleitet) •


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Bildende Kunst

Wilhelm Sasnal (Oben) Als Sasnal 1996 mit Freunden die Gruppe Ładnie (Hübsch) gründete, sorgte dies für eine der radikalsten Kehrtwendungen in der polnischen Kunst der 1990er-Jahre. Ładnie thematisierte Probleme, die die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Veränderungen mit sich brachten, häufig illustriert mit scherzhaft-realistischen Gemälden. Viele von Sasnals Werken liegen der kritischen Kunst sehr nahe, so wie die von den Comics Art Spiegelmans beeinflusste Serie Maus. Mit einer transparenten Bildsprache, humorvollen Inhalten und einer ungewöhnlichen zeichnerischen Kunstfertigkeit wurde Sasnal schnell zum bestverkauften Maler Polens und seine Werke sind in den weltweit führenden Galerien, etwa bei Anton Kern in New York und im Whitechapel in London, ausgestellt. Gemeinsam mit seiner Frau Anna macht er nebenbei auch Filme •

Piotr Uklański (GANZ OBEN RECHTS) Piotr Uklański ist der künstlerische Inbegriff des American Dream. Er lebt und arbeitet in New York City, hat aber auch Kooperationen mit der Fundacja Galeria Foksal in Warschau und der Gagosian Gallery. Uklański springt mühelos zwischen so unterschiedlichen Themen wie der zeitgenössischen Philosophie und der Ästhetik des Kitschs der Popkultur hin und her. Neben Installationen, Fotografien und Fotomontagen war Uklański Regisseur eines Spielfilms des Genres Western, der die Exzentrizität dieses Künstlers in vollem Umfang widerspiegelt •

Anda Rottenberg (oben) Kuratorin und Autorin von Büchern zur Popularisierung der modernen Kunst. Anda Rottenbergs Anschauungen als Kuratorin haben oftmals gesellschaftliche Kritik hervorgerufen, bewirkten Änderungen im öffentlichen polnischen Diskurs und hielten den Krankheiten der polnischen Kultur den Spiegel vor. Eine der größten Errungenschaften von Anda Rottenberg als Kuratorin war 2011 Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte im Martin-Gropius-Bau in Berlin •


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Kultur

Moderne Klassik

Das Beste seit Chopin

So beschreiben Kritiker und Musikjournalisten die Generation der herausragendsten polnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Karol Szymanowski und Witold Lutosławski haben ebenso wie andere mit der Polnischen Komponistenschule verbundene Persönlichkeiten, etwa Krzysztof Penderecki, Henryk Mikołaj Górecki und Wojciech Kilar, internationales Ansehen erlangt. Alle diese Namen haben in der polnischen Musikszene ihren festen Platz und sind nicht nur Teil von Orchesterrepertoires, sondern auch von Konzertprogrammen, die an ein breiteres Publikum gerichtet sind. Ihre Kompositionen sind für junge Künstler, vor allem diejenigen, die ihren eigenen Stil zwischen Klassik, Jazz und Pop suchen, ein wichtiger Bezugspunkt.

Von Bach bis Aphex Twin Pendereckis Kompositionen wurden durch Aphex Twin und Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood wiederentdeckt. Gleiches gilt für das Solo aus Góreckis Dritter Symphonie (Symphonie der Klagelieder), das von Beth Gibbons von der Band Portishead aufgeführt wurde. Die Werke Szymanowskis dienten der ungemein vielseitigen polnischen Gruppe Kwadrofonik als Inspiration. Die Gruppe Lutosphere, die sich aus dem Jazzpianisten Leszek Możdżer, dem Cellisten Andrzej Bauer und dem DJ m.Bunio.s zusammensetzt, wurde im Andenken an Lutosławski gegründet, dessen Geist auch in den Werken der klassisch ausgebildeten Komponisten Paweł Szymański und Paweł Mykietyn


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Kultur

Der Klang der Zukunft

fortlebt. Als wahre Meister der Musik haben die polnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts erfolgreich an der Vielfalt historischer Stilrichtungen gearbeitet und waren mutig genug, aus dem Schaffen solcher musikalischer Giganten wie Bach oder Mozart zu schöpfen. Mit eigener musikalischer Stimme. Die aktuelle polnische Musikszene ist äußerst aktiv. Junge Künstler entfachen weltweit künstlerische und intellektuelle Begeisterung, treten bei den wichtigsten Festivals auf und gewinnen renommierte internationale Preise. Obwohl es nicht möglich ist, hier alle aufzuführen, sollen doch einige von ihnen genannt werden: Agata Zubel, Andrzej Kwieciński, Jagoda

Die hervorragenden polnischen Opernsänger Piotr Beczała, Aleksandra Kurzak und Mariusz Kwiecień haben die bedeutendsten Opernhäuser der Welt erobert. Zu diesen gehören die Metropolitan Opera in New York, die Mailänder La Scala und das Londoner Royal Opera House, wo sie die Titelrollen in Mozarts, Donizettis und Verdis schönsten Opern übernahmen. Auch die polnische Oper hat neue Werke hervorgebracht. In den letzten Jahren lief an der Nationaloper Warschau das Projekt P, das vielversprechenden jungen Komponisten in Polen helfen sollte, ihre Opern aufführen zu können. Zu diesen gehörten u.a. Jagoda Szmytka, Wojciech Blecharz, Sławomir Wojciechowski, Marcina Stańczyk sowie Sławomir Kupczak und Katarzyna Głowicka. „Dafür zu sorgen, dass die Oper die Musik der Zukunft wird, ist mein allergrößtes Anliegen. Wir sind ständig auf der Suche nach dem nächsten Penderecki” , erklärt Mariusz Treliński, künstlerischer Leiter der Nationaloper, bei einem Gespräch über das ­Projekt •

Szmytka (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE), Wojciech Ziemowit Zych, Dobromiła Jaskot, Wojciech Blecharz, Dominik Karski, Cezary Duchnowski, Sławomir Wojciechowski und Aleksandra Gryka. Sie alle arbeiten unermüdlich daran, ihre eigene musikalische Stimme herauszubilden. Sie nutzen neue Arten von Medien, profitieren gekonnt von den neuen Möglichkeiten, Töne und Bilder aufzunehmen und zu bearbeiten, bereichern ihre Kompositionen mit Performance-Elementen. Seit mehr als 10 Jahren spielt das Magazin Glissando bei der Verbreitung ihrer Arbeiten eine wichtige Rolle und es ist die erste Zeitschrift, welche über die interessantesten Entwicklungen in der zeitgenössischen Musik berichtet. Seit Kurzem veröffentlich Glissando auch auf Englisch •


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Wer lässt die Temperaturen steigen? Alte Musik – Persona Grata Das Barockorchester Arte dei Suonatori wurde 1993 von den beiden Violinisten Ewa und Aureliusz Goliński gegründet. Dieses wahrhaft exzellente Ensemble spielt Alte Musik und ist in der internationalen Szene wohl bekannt. Es wurde von den Kritikern für seine Aufnahmen großzügig mit Auszeichnungen bedacht. Arte dei Suonatori ist auch Ausrichter des Musikfestivals Persona Grata, das das ganze Jahr über in verschiedenen Städten Polens stattfindet • Eugeniusz Rudnik (UNTEN LINKS) Ende der 1950er-Jahre richtete das Polskie Radio (Polnisches Radio) sein experimentelles Studio ein, eine der ersten elektroakustischen Einrichtungen in Europa. Eugeniusz Rudnik bekam hier zunächst eine Anstellung als Techniker, wurde später jedoch zum Tontechniker. Er unterstützte auch Komponisten bei ihrer Arbeit, die sowohl aus Europa als auch den USA hierher kamen, um ihre künstlerischen Ideen

Zeitgenössische klassische Musik umzusetzen. Eugeniusz Rudnik nahm aktiv an dem schöpferischen Prozess teil, indem er unterstützend und beratend mitwirkte und auch an der Erstellung des Endproduktes Anteil hatte. Zudem hat er auch selbst als Komponist experimentiert und auf zahlreichen renommierten Festivals Preise gewonnen. Die Tonaufnahmen seiner Arbeit werden heute unter anderem in den Archiven der Französischen Nationalbibliothek sowie in Rudniks Schlafcouch aufbewahrt, in der er seine persönlichen Dinge versteckt. Viele dieser Stücke sind auch auf CD erschienen. Ein Dokumentarfilm mit dem Titel 15 Ecken dieser Welt, in dem sein künstlerisches Schaffen gewürdigt wird, entstand 2014. Regisseurin Zuzanna Solakiewicz erhielt für ihre Darstellung des Komponisten beim Internationalen Filmfest in Locarno eine Auszeichnung • Rafał Blechacz (uben rechts) Mit 20 Jahren sicherte sich der Pianist Rafał Blechacz einen spektakulären Sieg beim Internationalen Chopin Wettbewerb 2005. Er belegte nicht nur den ersten Platz (der zweite Platz wurde nicht einmal vergeben) und erlangte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, sondern erhielt auch weitere Sonderpreise und Auszeichnungen. In den vergangenen 10 Jahren hat er intensiv weitergearbeitet, CDs für das Deutsche Grammophon Musiklabel aufgenommen und ist weltweit auf

Konzerten aufgetreten. Im Jahr 2010, in dem der 200. Geburtstag Fryderyk Chopins gefeiert wurde, übertraf er sogar seinen Jahresdurchschnitt von 40 – 45 Konzerten. „Eine gute Zahl, denke ich” , sagte er in einem Interview mit einer Lokalzeitung. „So kann ich ein gewisses Gleichgewicht im Leben halten und auch andere Interessen verfolgen sowie Zeit für Erholung finden“. Rafał hat darüber hinaus Zeit gefunden, am Institut für Philosophie der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń an seiner Dissertation zu arbeiten. Das Studium der Philosophie hilft ihm dabei, wie er selbst sagt, das wahre Wesen eines Musikstücks zu verstehen. Im Jahr 2014 wurde er mit dem renommierten Gilmore Artist Award ausgezeichnet • Kwadrofonik Das Quartett Kwadrofonik setzt sich aus den beiden Pianisten Emilia Sitarz und Bartłomiej Wąsik sowie den beiden Schlagzeugern Magdalena Kordylasińska und Miłosz Pękala zusammen und hat sich auf moderne Musik spezialisiert. Es spielt Stücke junger polnischer Komponisten und mitunter auch Uraufführungen. Ihre zweite, nicht weniger bedeutende Leidenschaft ist die polnische Volksmusik, die ihre Karriere durch einen Sieg auf dem Festival für Volksmusik Nowa Tradycja (Neue Tradition) befeuerte •


Kultur

Architektur

Das goldene ­Zeitalter der ­Architektur

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Kultur

Die polnische Architektur hat viele Transformationen durchlaufen, bevor ihr im Jahr 2015 eine besondere Ehre zuteil wurde: die Auszeichnung mit dem Mies van der Rohe Award, dem wichtigsten Architekturpreis Europas, für die Konzerthalle der Philharmonie in Stettin (VORHERIGE SEITE). Die Form dieses beeindruckenden Gebäudes wurde mit einem leuchtenden Eisberg verglichen. Das Design der Philharmonie ähnelt einer abstrakten Skulptur, fügt sich aber harmonisch in das Stadtbild ein. Entworfen wurde es von Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga in deren Studio in Barcelona. Aber dies ist nicht das einzige erstaunliche Gebäude, das in Polen in letzter Zeit errichtet wurde. Die Ausstellungsräume des Schlesischen Museums in Katowice wurden von den österreichischen Architekten von Riegler Riewe unter die Erde gelegt, wodurch es möglich war, Wahrzeichen des Bergbaus auch an der Oberfläche zu erhalten. Die einfache und elegante Konzerthalle des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks in Katowice (entworfen vom Studio Konior) ist eine moderne Paraphrase der Architektur der Bergbausiedlung Nikiszowiec des frühen 20. Jahrhunderts. Das Nationale Forum der Musik in Breslau hinge-

Porta Posnania ICHOT ist mit der Dominsel über einen Steg über den Fluss Cybina verbunden. Entworfen von den Architekten von Ad Artis Emerla, Jagiełłowicz und Wojda •

gen (entworfen von Kuryłowicz & Co.) fand seine Inspiration in dem Resonanzkörper einer Geige. Die Cricoteka in Krakau, das neue Zentrum für die Kunst Tadeusz Kantors (entworfen von Wizja + nsMoonStudio), ist ein brückenförmiges Gebäude aus rostbedecktem Cortenstahl, das sich über den Anlagen eines ehemaligen Kraftwerkes erhebt. Polin, das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau, ähnelt einem Glasperlenkasten, der nicht nur eine außergewöhnliche Ausstellungsfläche, sondern auch eine spektakuläre und ausdrucksstarke Halle mit wellenförmigen Betonwänden bietet (entworfen von Lahdelma & Mahlamäki). Obwohl die Entwürfe für große öffentliche Kultur- und Sportinstitutionen in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erregt haben, sind „gewöhnliche“ Wohn- und Büroprojekte nicht weniger gut durchdacht. Die Interessen polnischer Architekten gehen aber noch sehr viel weiter. Viele von ihnen verbinden ihre architektonische Arbeit mit sozialen Initiativen und suchen Alternativen zu traditionellen Baumaterialien und erdrückenden Stereotypen darüber, wie Design umgesetzt werden sollte. Dies geschieht zum Wohl des öffentlichen Raums der polnischen Städte und der Einwohner, die diesen Raum nutzen •


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Architektur

3 — Konzepte für die Zukunft Cohabitat Wie lässt sich eine Zivilisation entwerfen, die auch noch in 1000 Jahren bestehen kann? Dazu braucht es Werkzeuge für die effiziente Regeneration der menschlichen Gesundheit und die Erneuerung der Umwelt. Die Stiftung Cohabitat stellt sich dieser Herausforderung und baut ein Modell der autonomen Stadt der Zukunft. Unter dem Slogan „Machen wir’s zusammen“ experimentiert sie mit Konstruktionen aus Stroh- und Lehmblöcken, der Stromerzeugung aus Biomasse und der lokalen Fertigung. Tausende von Menschen beteiligen sich an Online-Seminaren und Workshops dieser Stiftung und lesen die von Cohabitat veröffentlichten Bücher •

1 — Mut WWAA (oben) „Wir sind ständig bemüht, in unserem Team den Geist der Offenheit für neue Konzeptionen aufrecht zu halten und den Eifer für neue Herausforderungen zu fördern” , so Natalia Paszkowska und Marcin Mostafa, die Gründer des jungen und dennoch erfahrenen Studios WWAA. „Wir scheuen uns nicht davor, mit Größe, Funktion, Ästhetik oder technischen Lösungen zu experimentieren. Gleich, ob es um Wohnhäuser, Raum für Museumsausstellungen, temporäre Pavillons oder öffentliche Gebäude geht. Wir glauben, dass alles gleichermaßen interessant und wertvoll ist. In Zeiten, in denen unser Beruf immer diversifizierter wird und sich in immer engere Spezialgebiete aufteilt, möchten wir nach wie vor die richtige Balance halten und an möglichst vielen verschiedenen Aspekten der architektonischen Gestaltung teilhaben.“ •

2— Community H2 Architekci und die ­Vereinigung Odblokuj Diese Arbeiten liegen an der Grenze zwischen Architektur und sozialem Aktivismus. Als aktive Designer entwerfen die Architekten des Studios H2 Konzepte für öffentliche Gebäude, Büchereien oder Gemeindezentren, bei der Gesellschaft Odblokuj (Entsperren) entstehen in meist abgewertetem, vergessenem und vernachlässigtem urbanem Raum Projekte wie etwa

große Wohngebiete. Mit vorübergehenden Initiativen kann diesen Orten durch das Aufzeigen der jeweiligen Geschichte und der Herausstellung des einzigartigen Charakters wieder ein Gefühl der Identität gegeben werden. Die Vereinigung arbeitet bei ihren Unternehmungen eng mit den Einwohnern vor Ort zusammen, da Aspekte wie Community-Building und die Integration der lokalen Gesellschaft zentrale Ziele ihrer Tätigkeit sind •


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Kultur

4 — Originalität


Architektur

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KWK Promes & Robert Konieczny (oben: Der Bogen von Konieczny – das Haus des Architekten selbst!) „Was mich an der Architektur am meisten interessiert, ist der doppelte Boden” ,sagt Robert Konieczny, einer der gefeiertsten Architekten Polens, dessen Einfamilienhäuser internationale Berühmtheit und Anerkennung gefunden haben. „Ich schätze Ideen oder Konzepte, ganz gleich ob räumlich oder formell, die nicht auf den ersten Blick offenkundig schei-

nen, deren Umsetzung jedoch etwas Außergewöhnlichem verspricht. Die zeitgenössische Architektur wird von einem lauten Design dominiert, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dem jedoch der Charakter der Einmaligkeit fehlt. Ich denke, dass in der Architektur die Wände weniger wichtig sind als die Räume zwischen ihnen. Mode vergeht, Material

altert, aber Raum wird, wenn er gut entworfen ist, überdauern und seinen Wert nicht einbüßen. Ich hoffe, dass wir dieses „Etwas“ in einigen unserer Projekte erreicht haben, etwa mit dem Atrial House, dem OUTrial House und dem Safe House. Es zu erreichen ist zwar nicht immer möglich, aber genau das ist die Art der Architektur, die ich am meisten schätze“ •


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Kultur

Literatur

Schriftsteller schreiben und L ­ eser lesen Die größten Veränderungen und schwierigsten Herausforderungen, vor denen die polnische Literatur steht – ebenso wie der Literaturbetrieb anderer kleiner und mittelgroßer Länder und Sprachen –, ergeben sich aus der Notwendigkeit, sich in den globalen kulturellen Kreislauf (also die englischsprachige Kultur) einzubringen und dabei gleichzeitig ihre Eigenheiten und ihren Lokalkolorit zu verteidigen. Die Prosaliteratur der kommenden polnischen Generationen muss nicht zwangsläufig zum Ableger der englischsprachigen Literatur oder Weltliteratur – oder gar der polnischen Literatur selbst – werden. Die polnische Literatur in der Mitte des zweiten Jahrzehntes des 21. Jahrhunderts kommt mit den Gegebenheiten des freien Marktes für Kulturgüter bestens zurecht. Die Autoren haben gelernt, wie man aus der Sprache und den Traditionen literarischer Konventionen zu schöpfen vermag. Literaturkritiker haben langsam begonnen, den Autoren ihre Vorstellungskraft zu verzeihen. Verleger haben verstanden, dass Bücher heute im Wettstreit um die Gunst der Leser gegen Filme, soziale Medien und TVShows antreten müssen – ganz besonders gegen TV-Shows. Und dennoch: Leser lesen noch immer! •

Lexikon der literarischen Phänomene Polens in gekürzter Fassung Gebrauchsanleitung: Lesen Sie die Beiträge in beliebiger Reihenfolge. Versuchen Sie dabei, sich von Ihrer Intuition leiten zu lassen.

K wie Kinder Die Erziehung von Kindern zu hingebungsvollen Konsumenten von Literatur! Die verantwortungsvolle Aufgabe, die Magie des Lesens mit Jugendlichen zu teilen, ist in guten, talentierten Händen. Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński haben die Welt mit ihren Büchern Alle Welt. Das Landkartenbuch und Was wird aus dir? erobert. Der Verlag Dwie Siostry ist bei der Förderung wertvoller und einzigartiger Kinderbücher führend, mit einem Team talentierter Autoren und Illustratoren der jungen Generation, z.B. Grzegorz Kasdepke, Agata Królak und Agata Dudek (oben). Es herrscht auch eine starke Nachfrage nach Neuauflagen bereits veröffentlichter Klassiker, etwa nach den innovativen Arbeiten von Stefan und Franciszek Themerson •


Kultur

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A wie Autoren

F wie Festival Welcher Weg ist der beste, um Leser anzusprechen? Das weiß keiner so genau. Vielleicht hilft es aber ja, aufdringlich und hartnäckig zu sein und viel Werbung zu machen. Die Warschauer Buchmesse, die im Nationalstadion von Warschau stattfindet, zielt auf ein breites Publikum ab, wohingegen das Conrad Festival in Krakau Literaturpreise für Debütanten der literarischen Szene bereithält. Von Literaturliebhabern organisierte Initiativen bieten eine Alternative zu Massenveranstaltungen, werden durch Crowdfunding unterstützt und sind darauf ausgerichtet, die Leser fest in literarisches Erzählgewebe und urbanen Stoff einzubinden. Warsaw Reads ist eine Veranstaltungsreihe, die sich auf ein einziges Buch beschränkt, welches durch eine formlose Umfrage ausgewählt wird. Czytaj! (Lese!) ist das in Częstochowa stattfindende Festival zur Dekonstruktion des Wortes und beruht auf transmedialen literarischen Praktiken. Haben Sie vielleicht jemals versucht, ein Gedicht mit Nadel und Faden zu nähen? •

Schriftsteller haben keine leichte Aufgabe: Sie müssen die Aufmerksamkeit eines Publikums erwecken und halten, das von der einfachen Kultur von TV-Shows und des Internet bombardiert wird. So sind Schriftsteller zu Marken geworden, die sorgfältig ein konsistentes Image vermitteln und eine Botschaft hinterlassen müssen. Michał Witkowski, Autor der kontroversen Homosexuellen-Novelle Lubiewo, elektrisiert sowohl die Onlineseiten der Klatschpresse als auch die der Literaturkritiker mit seiner provokativen Inkarnation einer Literatur, die schon fast an darstellende Kunst grenzt. Jacek Dehnel (links) verzaubert die Leser mit der Aura eines schreibenden Gentlemans. Seine Prosa ist gelehrt, trägt nostalgische Züge und arbeitet mit Anspielungen auf die klassische Literatur. Eine

andere Strategie verfolgt Szczepan Twardoch, Autor des Bestsellers Morphine. Er ist ein wahrhaftiger Spezialist für die schlesischen Gefilde und die maskuline Eleganz des rauen James-Bond-Typen. Eine Art literarischen Mittelweg geht die Kriminalliteratur mit Autoren der gehobeneren Art und echten Krimi-Spezialisten (zu nennen wären hier Marek Krajewski, Katarzyna Bonda und Zygmunt Miłoszewski). Immer wieder stoßen Literaturkritiker die Diskussion an, ob es besser ist, die populäre Literatur zu fördern, um die resistenten Massen anzulocken, oder ob man diese in Richtung anderer Medien ziehen lassen sollte, um sich auf die Verfechtung der Werte der höheren Kunst zu konzentrieren. Eine eindeutige Antwort darauf ist bisher nicht gefunden • links: Bild aus dem Comic Mikropolis von Krzysztof Gawronkiewicz / Dennis Wojda •

C wie Comics Dieses Medium, liebevoll als Stiefkind der Kultur bezeichnet, wurde lange Zeit nur mit Serien über tapfere Polizisten oder amerikanische Helden in Strumpfhosen assoziiert, wird heute jedoch als frisches und geschicktes Werkzeug zur Darstellung der Wirklichkeit eingesetzt. Fugazi, ein Take der Musikszene der 1990er-Jahre von Marcin Podolec, wurde von einem nicht-polnischen Verlag nach dem anderen aufgegriffen (Frankreich, Italien, Spanien,

Kanada, Deutschland), während Maciej Sieńczyks verschachtelte Geschichte-in-der-Geschichte Przygody na bezludnej wyspie (Abenteuer auf einer unbewohnten Insel) in Großbritannien und Italien veröffentlicht wurde. Beachtenswert sind auch die postmodernen Comics der Maszin-Gruppe, die von der polnischen Schule für Grafik und Plakatkunst beeinflusst sind •


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Kultur

B wie Bibliothek Es tut uns für all diejenigen leid, die den Geruch alten Papiers lieben, denn in den letzten Jahren wurden die Bibliotheken entstaubt, aktualisiert und computerisiert. Jetzt laufen hier Diskussionsklubs, Autorenlesungen und Workshops. Und genau das kann ein Vorzeigeprojekt für die gesamte Stadt sein. Die Bibliothek der Universität Warschau ist ein architektonisches Symbol, ihr Garten auf dem Dach Ziel zahllose Touristen. In Opole (Oppeln), scheint es, als ob die städtische Bibliothek flussabwärts gleiten würde •

P wie Poet

R wie Reportage

Krakau gilt als Hochburg der Dichter, da die Stadt eng mit der Avantgarde der 1920er-Jahre und den Literatur-Nobelpreisträgern Wisława Szymborska und Czesław Miłosz (oben) verbunden ist. Die Welle der Moderne wird durch Experten in Sachen Lyrik verkörpert, die der Korporacja Ha!art Circles und der Cyberbum-Poesie zugeordnet werden – hart, teilweise unausstehlich, und unter einer Creative-Commons-Lizenz herausgegeben •

Polen lieben Reportagen und lesen diese begierig. Ryszard Kapuściński ist nach wie vor der König dieses Genres, gefolgt u.a. von Wojciech Jagielski, Fachmann für Afrika und den Mittleren Osten, und Mariusz Szczygieł, der sein über alles geliebtes Prag mit einem außergewöhnlich sympathischen Humor beleuchtet. Dieses Feld bringt auch weiterhin hervorragende neue Autoren hervor. Ein Star der jüngeren Generation ist Filip Springer,

der clever diagnostiziert hat, an welchen Krankheiten Städter in ihren Dreißigern heute leiden. Und da die Realität sonderbarer als die Fiktion ist, bieten Buchhändler immer mehr Faktenliteratur zu jedem nur erdenklichen Thema an, über das man schon immer mal Bescheid wissen wollte bzw. über das, was man lieber gar nicht wissen will •


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Literatur

Die Meister der (literarischen) Kraft Olga Tokarczuk (geb. 1962) Eine Autorin, die über Jahre schafft, was eigentlich fast unmöglich scheint: Sie wird von den Kritikern gelobt und von der Leserschaft verehrt. Jedes Buch von Tokarczuk ist ein Event, das sowohl in Fachforen als auch in den Sozialen Medien diskutiert wird. Ihre Novellen sind voller Mythen, Nebensächlichkeiten, Legenden und Episoden des täglichen Lebens. In ihren Büchern werden Sie die Geschichte der bärtigen weiblichen Heiligen finden, ein Kuchenrezepte mit giftigen, psychedelischen Fliegenpilzen und den von der Beguny-Sekte der Altgläubigen angewandten Trick zur Vermeidung des Bösen: immer in Bewegung bleiben! Besondere Merkmale: Die schönsten Dreadlocks in der polnischen Hochliteratur • Dorota Masłowska (geb. 1983) Ihr Debüt gab sie 2002 mit Schneeweiß und Russenrot, einem virtuosen Werk mit Entlehnungen aus der Sprache der Straße, der Popkultur und dem Trash des alltäglichen Medien-

futters. Masłowska (oben) bringt das Klima in Polen auf den Punkt, eines Polens in ständiger Unruhe, das sich hohe Ziele setzt und dennoch in einem Sumpf aus Komplexen und Illusionen versinkt. Unlängst hat sie sich mit demselben Thema auch als Songwriterin versucht (unter dem Pseudonym Mister D.). Besondere Merkmale: Mädchenhafter Charme. Masłowska betrat die literarische Bühne vor mehr als einem Jahrzehnt, ist aber ein sprunghaftes Enfant Terrible geblieben • Andrzej Stasiuk (geb. 1960) Schreibt Romane, Erzählungen und Essays und ist gemeinsam mit Monika Sznajderman Inhaber des Verlags Czarne, der auf die Förderung der mittel- und osteuropäischen Literatur und Reportagen spezialisiert ist. Stasiuks Werke sind so breit gefächert – von Geschichten mit sexuellen Eskapaden bis hin zu meditativen Reise-Essays aus der weglosen Wildnis des „schlechteren Europas“ –, dass sie eine breite Zielgruppe von Lesern anspricht. Was man vielleicht nicht erwartet:

Sein Werk umfasst auch einen Band mit Liebesgedichten • Besondere Merkmale: Distanz. Der Schriftsteller lebt in dem Dorf Wołowiec in den Niederen Beskiden und kommt nur selten aus seinem Versteck heraus; er ist keiner, der auf den Medienzug aufspringt • Jacek Dukaj (geb. 1974) Räumt mit dem Mythos auf, dass man in einem gewissen Alter nicht mehr zugeben darf: „Mein literarisches Lieblingsgenre ist Fantasy“. Eine seiner Kurzgeschichten, Die Kathedrale, diente als Vorlage für einen animierten Kurzfilm von Tomasz Bagiński, der für den Oscar nominiert wurde. Dukajs bekanntestes Werk ist die monumentale Novelle Lód (Eis), wo in einer alternativen Welt Europa an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zufriert und Russland zur wissenschaftlichen und industriellen Großmacht wird. Besondere Merkmale: Vielfalt. Eis ist mit 1054 Seiten und als gebundene Ausgabe im wahrsten Sinne des Wortes schwere Kost, Dukaj schrieb aber auch den eher kurzlebigen Hypertext Der Alte Axolotl, der nur als E-Book erhältlich ist •


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Kultur

Darstellende Kunst

Spielen gegen die ­Routine Selbst wenn Sie des Polnischen nicht mächtig sind, dann heißt das nicht, dass der Besuch eines polnischen Theaters Zeitverschwendung ist. Das polnische Drama spricht eine universelle Sprache und erreicht so das Publikum aus allen Kontinenten. Das zeitgenössische polnische Theater stürzt sich liebend gerne ins Getümmel und mischt mit. Regisseure wie Krzysztof Warlikowski (oben – Die Franzosen, 2015), Grzegorz Jarzyna, die unbezähmbare Maja Kleczewska oder das radikale und kompromisslose Duo Monika Strzępka und Paweł Demirski stechen stets in das Wespennest

akuter gesellschaftlicher Themen. Ihre Aufführungen sind eine wichtige und oft kontroverse Stimme in der öffentlichen Debatte, wobei sie auch nicht davor zurückschrecken, dem Publikum die eigenen Fehler vor Augen zu führen. Eine junge Generation von Regisseuren, Bühnenautoren und Theaterdirektoren übernimmt nach und nach die wichtigsten Bühnen in Warschau, Bydgoszcz und Kalisz. In Warschau gibt es mehr Theater als in Berlin, was von der bedeutenden Rolle zeugt, die die darstellende Kunst in Polens Kulturleben spielt •


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Kultur

Experimentelle Tradition Polen ist das Heimatland zweier weltbekannter Traditionen in der darstellenden Kunst, die mit dem Werk zweier berühmter experimenteller Theaterregisseure verbunden ist: Jerzy Grotowski und Tadeusz Kantor (oben). Grotowski gründete das Theater Laboratorium in Breslau, wo er das Credo des „armen Theaters” umsetzte, das alles Unwesentliche von der Bühne

verbannte, um so das Verhältnis zwischen Schauspielern und Publikum ins Zentrum zu stellen. Kantor war der Schöpfer des Theaters der Avantgarde, aber auch bildender Künstler und Theoretiker. Er war ein Pionier in Sachen Happenings und führte die informelle Kunst in Polen ein. Unreflektierte Fertigware nannte er „Objekte von niedrigstem Rang •

Eine sich selbst organisierende Community Heute kommt die treibende Kraft von Künstlern, die diese Tradition herausfordern und der Postdramatik, der Sprache des Post-Happening oder der amerikanischen Neo-Avantgarde näher stehen. Das unabhängige Theater Komuna//Warszawa (rechts), Centrum w Ruchu (Zentrum in Bewegung – eine Gruppe junger Choreografen) oder Wojtek Ziemilski (Direktor und Gründer des Kleintheaters XS) experimentieren zwischen den Sparten und bieten neue Modelle für Institutionen und den Kontakt mit dem Publikum. Seit einige ehrgeizige Choreografen, darunter Marysia Stokłosa, Karol Tymiński und Magda Ptasznik, aus erstklassigen Tanzakademien aus dem Ausland zurückgekehrt sind und nun an Zen-

tren wie Stary Browar / Nowy Taniec (Alte Brauerei / Neuer Tanz) in Posen oder beim Festival Ciało / Umysł (Body / Mind) professionelle Unterstützung gefunden haben, erlebt der

Tanz einen regelrechten Boom. Bildende Künstler wie Oskar Dawicki und Konrad Smoleński integrieren immer mehr Performance-Elemente in ihre im Museum ausgestellten Werke •


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Darstellende Kunst

Weronika Szczawińska – Regisseurin, künstlerische Leiterin des Wojciech-Bogusławski-Theater in Kalisz

Marysia Stokłosa – Choreografin

Das, was in der darstellenden Kunst Polens heute am interessantesten ist, liegt vom Mainstream weit entfernt. Zum Beispiel das Theater Komuna//Warszawa, das nicht nur eigene Vorstellungen umsetzt, die Theater und bildende Kunst zusammenführen, sondern auch Künstler von außen einlädt, um multidisziplinäre Projekte zu verwirklichen. Dies fördert Begegnungen von Künstlern aus verschiedenen Bereichen, die alle an einer Entwicklung der engagierten Kunst interessiert sind. Auch die Dance-Community mit Persönlichkeiten wie Agata Maszkiewicz und Agata Siniarska boomt • Joanna Leśnierowska – Tanzdirektorin und Choreografin, initiierte Polens ersten, ausschließlich dem Tanz gewidmeten Raum: Stary Browar / Nowy Taniec (Alte Brauerei / Neuer Tanz) in Posen (unten) Das letzte Jahrzehnt wurde von der jungen polnischen Choreografie bestimmt. Eine ganze Generation von talentierten und ehrgeizigen Tanzschaffenden ist nach einem Studium im Ausland zurückgekommen und hat Akzente für die heutige Tanzszene gesetzt. Ihre Arbeit half Polen, in der Welt des Tanzes einen festen Platz zu finden. Mit zahlreichen internationalen Festivals und innovativen Projekten haben sie die polnische Tanzscene in eines der interessantesten Zentren für Tanz in Mittel- und Osteuropa verwandelt •

Nach 10 Jahren Studium im Ausland und meiner Arbeit in London, Amsterdam und Berlin kam ich nach Polen zurück und stürzte mich in die Entwicklung unserer Dance-Community. Mit einer Gruppe aus mehr als einem Dutzend Choreografen gründete ich das Centrum w Ruchu (Zentrum in Bewegung), ein Kollektiv und ein Ort für experimentelle Choreografie in Warschau. Es ist eine Keimzelle, die unerschrockene Künstler, Kritiker und ein wachsendes Publikum gleichermaßen anzieht • Marta Keil – Kuratorin, die das Międzynarodowy Festiwal Teatralny Konfrontacje in Lublin zusammen mit Robert Reszke wieder aufleben ließ In den letzten 20 Jahren kam es zu einer wahrhaften Explosion an Theaterfestivals. Mittlerweile gibt es über 400, Tendenz steigend. Festivals sind nicht länger nur ein Forum, in dem das Werk eines bestimmten Künstlers vorgestellt wird, sondern sie tragen mehr und mehr aktiv zur Schaffung einer zeitgenössischen Szene bei, zur Schaffung neuer Aufführungsformen, bringen nationale und internationale Koproduktionen hervor und werden zu einer Heimat

für Künstler. Polnische Festivals werden auf der internationalen Bühne immer interessanter, sie gehen Kooperationen mit den wichtigsten Festivals in Europa ein und bringen einige der begeisterndsten modernen Künstler hervor. Beispiele sind Gob Squad, Andcompany oder Forced Entertainment. Viele Theatergruppen kommen gerne nach Polen zurück, weil man solch ein enthusiastisches Publikum sonst nirgends findet • Piotr Gruszczyński – Theaterkritiker und Dramaturg, verbunden mit dem MCK Nowy Teatr in Warschau Die Art und Weise, wie institutionelle Theater in Polen geleitet werden, ändert sich. Das internationale Kulturzentrum Nowy Teatr ist ein ganz besonderer Ort, nicht nur wegen des künstlerischen Direktors Krzysztof Warlikowski und des Standorts, an dem das Zentrum errichtet wird, sondern auch wegen der Konzeption, nach der hier ein Raum geschaffen wird, der Disziplinen und Genres zusammenzuführt. Das Wort „Theater“ erscheint im Namen vieler Institutionen, aber unter der Philosophie Warlikowskis lehnen wir jede Grundvorstellung von Theater oder Theatralität ab, die den Beigeschmack von Routine oder überkommenen Konventionen hat •


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Die meisten Musen arbeiten auf dem Laptop


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Beweg dich! Gesund und interessant Die Polen haben sich von ihren Schreibtischen und ihren Fernsehsesseln erhoben, sind aus den Autos ausgestiegen und… treiben Sport. Fitnessstudios, Schwimmbäder oder Fitness-Zentren sind im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden geschossen. Es scheint, als gebe es mittlerweile an jeder Ecke einen Yoga-Club oder eine Tanzschule.

„Sport gehört dazu, um öko zu sein, genauso wie auf unsere Ernährung zu achten oder darauf, was wir konsumieren” , erklärt Maja Włoszczowska, Silbermedaillengewinnerin im Mountainbike bei der Olympiade 2008 in Peking. „Die Leute wollen irgendwie bei allem, was sie machen, öko sein, und Sport ist genau das Richtige dafür. Außerdem ist körperliche Aktivität eine gute Methode, den täglichen Stress abzubauen“. Im Gesamten gesehen ist Fußball der populärste Sport in Polen, sowohl für aktive Sportler als auch für Zuschauer, die sich die Begegnungen in den neuen Stadien, die

für die Europameisterschaft 2012 gebaut wurden, ansehen. Polnische Fußballer verdienen ihre Brötchen in einigen der besten Vereine Europas Der größte Star des zeitgenössischen polnischen Fußballs ist Robert Lewandowski, Stürmer bei Bayern München. Dank „Lewy“ haben Fußball-Fans in der ganzen Welt schon einmal von Polen gehört •


Sport und Fitness

Fu Be und der K ­ ommando-Hund Auch die Polen sind nicht immun gegen das Rennfieber. Tausende überqueren regelmäßig die Ziellinien von Marathonund Halbmarathonläufen. Eingefleischte Läufer wollen jedoch mehr, womit auch der anhaltende Trend hin zum Ultramarathon zu erklären ist. Filip Bojko und sein Hund Eto (oben) sind ein ungewöhnliches Paar. Wenn Eto mal wieder genug vom Stöckchenholen hat, rennt er einfach ein paar Extrarunden. Oder er rennt voraus, um andere Läufer zu grüßen •

Robert Lewandowski (rechts), Spitznahe „Lewy” ,polnischer Fußballer in den Farben von Bayern München und Kapitän der polnischen Nationalmannschaft. Er ist der achtteuerste Spieler der Welt. 2015 gelang ihm ein wohl einzigartiger Rekord, als er für den FC Bayern innerhalb von neun Minuten fünf Tore schoss! •

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Sport und Fitness

Skisprungfieber Im Winter stellt der Skisprung in Polen Popularitätsrekorde auf. Das Interesse an diesem recht ausgefallenen Sport schoss mit den Siegen von Adam Małysz in die Höhe, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts einige Jahre lang an der Spitze der Skisprungwelt stand. Interessanterweise dachte Małysz vor seinen ersten Erfolgen ernsthaft darüber nach, seine Sportlerkarriere an den Nagel zu hängen und wieder in seinen erlernten Beruf als Dachdecker zurückzukehren. Die MałyszManie endete 2011, als der mehrfache Medaillengewinner in den Ruhestand ging. In Kamil Stoch (rechts) der bei den Winterspielen 2014 in Sotchi zwei Medaillen gewann, fand er aber einen würdigen Nachfolger •

Yoga Yoga wurde in Polen in den 1990er-Jahren populär, nachdem die Grenzen sich geöffnet hatten und die Polen sehr viel einfacher das Geburtsland des Yogas, Indien, besuchen konnten. Der richtige Boom setzte dann im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums ein. Überall schossen Yoga-Schulen aus dem Boden, die alle Altersgruppen anlockten. Bei gutem Wetter praktizieren die Yoga-Fans im Freien. Ein Beispiel ist Yoga „im Gras“, das Teil der Initiative Sommer im Tal ist, die im Warschauer Stadtteil Służewiec (links) stattfindet und von der Architektin und Direktorin von Pawilon M3, Joanna Happach, geleitet wird •


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Sport und Fitness

Ball oder Hammer? Die Polen lieben Fußball wirklich sehr, es ist aber nicht die einzige Sportart, in der sie erfolgreich sind. Sie fahren auch Siege in verschiedenen Nischensportarten ein, auf die man oft vielleicht gar nicht achtet: Volleyball, Hammerwerfen oder Skispringen. Polnische Sportler überzeugen auch bei Leichtathletikwettkämpfen. Bei der Weltmeisterschaft 2015 in Peking belegte Polen im Medaillenspiegel den 6. Platz und brachte drei Weltmeister hervor. Die Polen sind buchstäblich verrückt nach Volleyball und die Fans sind die wohl fröhlichste und bunteste Gruppe, die man sich vorstellen kann. 2014 haben die polnischen Volleyballer mit einem Sieg im Finale gegen Brasilien die Weltmeisterschaft gewonnen (oben). Die WM fand in Polen statt, was kein Wunder ist, denn dieser Sport wühlt nirgendwo sonst die Emotionen so stark auf und zieht so große Menschenmengen an. Zum Eröffnungsspiel kamen 63 000 Zuschauer ins Nationalstadion. Die Tennisspielerin Agnieszka Radwańska (links), Finalistin in Wimbledon und ehemalige Nummer 2 der WTA-Weltrangliste, ist eine der meistzitierten Sportlerinnen Polens. 2015 gewann sie das Finale des WTA-Turniers in Singapur •


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Sport und Fitness

Nicht nur zur Selbstverteidigung

Poledance-Ministerium

Das Angebot an Kampfsportarten und Kampfstilen ist so groß, dass jeder problemlos das Passende für sich finden kann und sich sowohl Männer als auch Frauen dafür interessieren. In den Trainingszentren trifft man Jugendliche, Herren in den 50ern, aber auch Mütter beim Sparring mit ihren Töchtern. Noch vor zehn Jahren beschränkte sich das Kursangebot für Frauen auf die Selbstverteidigung, heute aber werden sie als gleichberechtigte Partnerinnen im sportlichen Sinne angesehen (oben). Polens größter Star im Bereich Mixed Martial Arts ist die 28-jährige Joanna Jędrzejczyk, welche beim Ultimate Fighting Championship die erste Europameisterin wurde •

Frauen wagen sich mittlerweile selbstbewusst an eine Art der sportlichen Betätigung, die noch vor wenigen Jahren nur mit dem Tanzen in einem StripClub assoziiert wurde, und geben dem Ganzen dadurch eine völlig neue Bedeutung. Zwei Beispiele dafür sind Poledance und New Burlesque. Pionierin der neuen Art des Poledance ist Marta Majchrzak. Vor fünf Jahren drängte sie eine Freundin, die Tänzerin im Teatr Studio Buffo in Warschau war, gemeinsam mit ihr nach London zu fliegen und einen professionellen Poledance-Kurs zu absolvieren. Nach ihrer Rückkehr gründeten sie die Poledance-Schule Oh Lala – und trafen

damit ins Schwarze. Majchrzak sagt, sie habe noch keinen Cent für Werbung ausgegeben und an Schülern mangelt es ihnen wahrlich nicht. Mittlerweile ist das Oh Lala eine Institution, die vom Ministerium für Sport als sportliche Ganzkörperbetätigung von Frauen (und Männern), u.a. Twerking, Akrobatik oder auch Training mit früheren Kommandos, empfohlen wird •


Sport und Fitness Radfahren zählt zu den beliebtesten sportlichen Aktivitäten in Polen. Die Polen fahren mit dem Rad zur Arbeit, unternehmen Radtouren und nehmen an zahlreichen Radveranstaltungen teil •

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Sport und Fitness

Im Land der tausend Seen gilt: Füße trocken halten In den Masuren, dem Land der tausend Seen, gehört Segeln zu den größten Touristenattraktionen. Nirgendwo sonst in der Welt gibt es so viele Seen, die über Kanäle miteinander verbunden sind, mit Segelrouten, die Dutzende von Kilometern lang sind und bei denen Touren sogar Wochen dauern können. Eines der geschäftigsten Unterrichtszentren für Segelneulinge ist das Gertis in Giżycko. Betrieben wird es von Marek Makowski, dessen Leidenschaft die Masuren und das Segeln sind. Er gründete sein Zentrum vor neun Jahren und hat bisher über tausend Menschen das Segeln beigebracht. Die Schule befindet sich im Jachthafen Giżycko, der modernsten Anlage dieser Art in den Masuren. Auch sehr viele Ausländer lassen sich hier in die Geheimnisse des Segelns einführen. Auf die Frage nach den Gefahren auf dem Wasser scherzt Makowski, dass die meisten Verletzungen entstehen, wenn jemand im Hafen aus der Hängematte fällt •

Skistöcke schnappen – und los geht‘s! Der zweifelsohne beliebteste Sport bei den Polen ist das Laufen, was aber nicht jedem

liegt. Nordic Walking (oben) ist ebenfalls sehr populär und einer der größten Befürworter ist Krzysztof Człapski. Zuerst dachte er, mit zwei Skistöcken herumzuwandern wäre doch etwas zu

unmännlich. Da er jedoch Probleme mit der Wirbelsäule und den Knien hatte und ihm zwei schwere Operationen drohten, rang er sich doch dazu durch. Dank Nordic Walking wurden die Operationen hinfällig. Heute ist er nicht nur gesund, sondern ermutigt auch andere zum Nordic Walking. Gelernt hat er es aus dem Internet und er beobachtet, dass 90 % der Leute es nicht richtig machen. Człapski ist der amtierende polnische Meister im Nordic Walking auf einer Distanz von 10 Kilometern in der Altersklasse 50+. Und Nordic Walking entwickelt sich langsam zu einer eigenen sportlichen Disziplin. Ein Argument, das jeden Anfänger überzeugen wird, ist, dass alle Muskelgruppen gleichmäßig trainiert werden •


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Beteiligung der Polen an Sportveranstaltungen

jr 52%

100 % der Bevölkerung

p sp pl   � 33% 29% no si 32% 17% 14%

ANGABEN: TNS, 2015. (Grundlage: Eurobarometer-Umfrage, Nov.–Dez. 2013, veröffentlicht im März 2014)

Polen bei den Olympischen Spielen 1924 Paris (22) 23 1928 Amsterdam (21) 12333 1932 Los Angeles (14) 1123333 1936 Berlin (22) 222333 1948 London (34) 3 1952 Helsinki (20) 1223 1956   Cortina d'Ampezzo (12) 3 1956 Melbourne (17) 122223333 1960 Rom (9) 11112222223 3333333333 1960   Squaw Valley (11) 23 1964 Tokyo (7) 111111122222 23333333333

1968 Mexico City (11) 1111122333333 33333 1972  Sapporo (13) 1 1972 München (7) 111111122222 333333333 1976 Montreal (6) 1111111222222 3333333333333 1980 Moskau (10) 1112222222222 2233333333333 333333 1988 Seoul (20) 11222223333 33333 1992 Barcelona (19) 11122222233 33333333 1996 Atlanta (11) 111111122222 33333

2000 Sydney (14) 11111122222 333 2002   Salt Lake City (21) 23 2004 Athen (23) 1112233333 2006  Turin (20) 23 2008 Peking (20) 1112222223 2010  Vancouver (15) 122233 2012 London (30) 1122333333 2014  Sotchi (11) 111123 Legende   Olympische Winterspiele 1 Goldmedaille 2 Silbermedaille 3 Bronzemedaille (X) Medaillenspiegel


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Essen Die polnische Küche ist wegen ihrer großen Vielfalt sehr verlockend, da sie sich mit den Traditionen anderer Länder und Menschen vermischt hat. Dies liegt zum Teil an der komplexen Geschichte Polens, zum Teil an der Bereitschaft, Neues auszuprobieren.

Die alte Rzeczpospolita Polska (Königliche Republik) war ein echtes ethnisches Mosaik, denn hier lebten neben Polen auch Deutsche, Litauer, Ruthenen, Juden, Tataren, Türken und Armenier. Den Speiseplan des Mittelalters bestimmten Getreide und Fleisch, Wild und Flussfische. Gemüse gelangte im 16. Jahrhundert aus Italien auf die polnischen Tische, französische Einflüsse folgten im 17. und 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert, als Polen von der Landkarte verschwunden und zwischen seinen Nachbarn Österreich, Preußen und Russland aufgeteilt war, passten die Polen ihre kulinarischen Gewohnheiten und Eigenarten an. Die polnische Küche erlebt heute eine rasche Entwicklung, die die 50 verlorenen Jahre des Kommunismus wettzumachen versucht. Eine der Stärken der polnischen Küche sind die ausgezeichnete Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Schätze seiner Wälder. Und dies verheißt eine wohlschmeckende Zukunft.

Eine weitere Stärke ist, dass die Polen schnell lernen: Wir wollen einfach immer auf dem Laufenden sein! Blogger, Lebensmittelmessen, kulinarische Festivals und neue Kochshows zeigen uns, was wir auf unsere Tische bringen sollten •

Pflaumenkuchen mit Streuseln (rechts) ist ein traditioneller Kuchen, der in jeder polnischen Familie gebacken wird. Saure Pflaumen mit einem süßen, knusprigen Topping – das ist der Geschmack des Herbstes. Im September freut man sich über die hiesige Pflaumensorte, die węgierki genannt wird und im eigenen Garten hinterm Haus wächst oder von Freunden als Geschenk mitgebracht wird •


Essen

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Essen

Fleisch auf dem Speiseplan

Überall in Europa ist Polen für sein Lamm, sein Gänse- und Entenfleisch sowie für sein Wild bekannt, worauf wir auch entsprechend stolz sind. Bekannt sind wir Polen aber auch für die

Herstellung von Wurstwaren, insbesondere geräucherte Würste, gewürzt mit einem Hauch Knoblauch und Majoran, die überall unter dem Namen kiełbasa geschätzt werden •


Essen

Polnische Küche Anna Maria Anders – Tochter des Generals Władysław Anders, Anführer der polnischen Armee der Sowjetunion (1941 – 1942), des 2. polnischen Korps während der Schlachten in Italien (1943 – 1945) und ausführender Befehlshaber der bewaffneten polnischen Truppen im Westen und der Theaterschauspielerin Renata Bogdanska. Geboren und aufgewachsen in England lebt sie seit Jahre in Polen. Sie ist ein Mitglied des polnischen Senats und Staatssekretärin - Gesandte für den Ministerpräsidenten für Internationalen Dialog.

Die polnische Küche war schon immer ein Phänomen für mich. Obwohl ich in England geboren wurde und viele Jahre dort lebte, wurde ich doch in einem pol-

nischen Haushalt großgezogen. Hier herrschte uneingeschränkt polnische Kost, sowohl im ­Alltag als auch an Feiertagen. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung muss die polnische Küche nicht schwer sein. Wenn man sie mit der meinen frühen Experimenten mit englischen Gerichten vergleicht, schneidet die polnische Küche blendend ab. Tag ein Tag aus aßen wir nicht nur, was Mutter uns servierte, sondern unsere Leibspeisen. Bei Suppen bedeutete das Brühe, Sauerampfersuppe oder Rote-Bete-Suppe. Als Hauptgerichte, “Hackschnitzel”, Rinderschulter, gołąbki (Kohlrollade), pierrogi oder Schinkennudeln. Am Heiligabend gab es das traditionelle Festessen der zwölf Speisen: Rote-Bete-Suppe mit Teigtaschen, Karpfen und Hering. Am ersten Weihnachtsfeiertag Rinderbraten. Das klassische Osterfrühstückk beinhaltete Sauerroggensuppe (Żurek), gefüllte Eier, Schinken und diverse Aufschnitte. Daheim luden wir oft zu festlichen Abendessen - “NimmPlatz Abendmahl”. Natürlich machten Appetithäppchen und

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Wurstwaren den Großteil aus. Mein Vater war darauf spezialisiert den Erdbeerpunsch vorzubereiten, der von manchen Kruszon genannt wird. Jedes Jahr am 27. Juni auf einer Gartenparty anlässlich seines Namenstages wurde er serviert. Nach all den Jahren, die ich verschiedenen Gegenden dieser Welt verbracht habe, und nach all den damit verbundenen kulinarischen Abenteuern, kehrte ich rührselig zurück zum polnischen Geschmack. Heutzutage verehre ich polnische Suppen, eine gute geröstete Ente mit Rotkohl oder roter Bete, oder einer gekochten Rinderschulter. Von meinem Vater – als klassischer Soldat mochte er einfache und gesunde Gerichte – bezog ich eine Schwäche für Hering mit Olivenöl und Zwiebeln, genau so frische Eier vom Lande, gelegt von Hennen, welche frei durch die Felder und Wiesen ziehen. Außerdem glaube ich, dass polnische Joghurts die besten der Welt sind. Ökologisches, gesundes polnisches Essen: es könnte ein Symbol der Küche höchster Qualität und eines gesunden Lebensstils sein •


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Kochen mit Wurzeln Tomasz Hartman – Gründer und Leiter der Stiftung Food Think Tank, Chefkoch des ­Szajnochy 11 in Breslau

Essen

Saisonales, lokales oder regionales Essen oder Neuinterpretationen von Klassikern? Schön und gut, aber wir gehen noch einen Schritt weiter. Wir nennen es „Kochen mit Wurzeln” ,weil wir bis tief hinunter zu unseren slawischen Wurzeln graben und wir dies mit unseren modernen Erfahrungen kombinieren. Wir verlassen uns auf die Jagd und das Sammeln dessen, was uns die Erde bietet. Wir

wenden längst in Vergessenheit geratene Kochtechniken an. Wir kochen mit Regenwasser, das wir selbst auffangen oder vergraben eine Suppe drei Tage lang in der Erde. Wir fermentieren, legen ein und pökeln. Die Zubereitung einiger Gerichte, permanent gefrorene und aufgetaute Äpfel zum Nachtisch beispielsweise, dauert ein halbes Jahr. Wir machen Dinge, die die Natur auch so machen würde,


Essen

oder unsere Vorfahren, die keine Kühlschränke hatten. Diese Vorgehensweise wählen wir jedoch nicht allein beim Essen, sondern auch beim gesamten Arrangement einer Mahlzeit im entsprechenden Ambiente. Wenn wir beispielsweise Mahlzeiten auf Tongeschirr servieren, ist dieses stets aus lokalen Materialien hergestellt. Für unser Abendessen „Erde und Wasser” verwenden wir

Geschirr aus Ton, der aber nur getrocknet wurde, nicht gebrannt. Die Gäste können es dann nach dem Essen einfach unter den Tisch werfen und es der Erde zurückgeben, von der es ja schließlich stammt. Die Zielsetzung von Think Tank ist es, eine bessere Stadt, eine bessere Gesellschaft, bessere Beziehungen zwischen den Menschen und mehr Verständnis für die Arbeit anderer zu schaffen.

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Als Koch habe ich nicht nur eine Menge über kulinarische Techniken gelernt, sondern auch über Crowdfunding, das Komponieren von Musik oder über Keramik. Unsere Projekte sind im Prinzip ein Vorwand, um ein Problem gemeinsam und aus verschiedenen Perspektiven anzugehen. Der Chefkoch ist bei uns ebenso wichtig, wie jemand, der im Garten hilft •


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Food

Vollkornbrot mit getrocknetem Apfel und Cidre

Zutaten 10 g frische Hefe 1 TL Zucker 150 ml Wasser 200 g Weizenmehl (vorzugsweise Brotmehl) 200 g Dinkelmehl (Typ 1850) 1½ TL Meersalz 100 g gekochte Kartoffeln 120 ml Cidre 3 TL Olivenöl 1 Apfel


Essen

Mischen Sie die Hefe, den Zucker und 100 ml warmes Wasser in einer Schüssel und lassen Sie es 15 Minuten gehen. Nun das Mehl mit dem Salz und den (durch die Kartoffelpresse gedrückten) Kartoffeln vermengen. In der Mitte eine Vertiefung vorbereiten und zuerst die Hefemischung hineingießen, dann den Cidre, das Olivenöl und das restliche Wasser. Das Wasser nach und nach hinzufügen, da die Menge vom Mehltyp abhängt. Nur so viel Wasser verwenden, dass sich der Teig glatt und elastisch kneten last. Den ungeschälten, entkernten und gewürfelten Apfel hinzufügen (Sie können eine Apfelscheibe als Dekoration zur Seite legen). Eine Weile kneten, dann in eine mit Olivenöl eingefettete Schüssel legen, mit Frischhaltefolie abdecken und eine Stunden gehen lassen.

Rezept von Eliza Mórawska – alias „Liska“ oder „Whiteplate“, abgeleitet vom Namen ihres Blogs whiteplate.com. Sie ist diejenige, die in Polen die Begeisterung für Kochblogs entfacht hat. Kochbuch-Autorin. Die beiden jüngsten – Alles über Äpfel und Alles über Brot – treffen den Geschmack ihrer Landsleute ganz besonders. Polen ist der größte Apfelproduzent Europas und die Polen wachsen mit einem großen Respekt vor typischerweise auf Sauerteig basierendem Brot auf, das sie in großen Mengen verzehren

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Wenn der Teig aufgegangen ist, einen runden Laib formen und ggf. mit einer Apfelscheibe dekorieren. In einem mit Mehl bestäubten Korb weitere 45 – 60 Minuten gehen lassen. Einen Pizzastein oder ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech in den Ofen schieben und auf 240 °C vorheizen. Besprühen Sie die Wände des Ofens mit Wasser oder legen Sie eine halbe Tasse Eiswürfel auf den Boden des Ofens. Schieben Sie den aufgegangenen Laib auf den heißen Stein. Nach 10 Minuten die Temperatur auf 210 °C reduzieren und weitere 30 – 40 Minuten goldbraun backen. In der Zwischenzeit immer wieder den Garzustand des Brotes überprüfen. Das Brot auf ein Kuchengitter legen und abkühlen lassen. Dann erst anschneiden •


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Essen

Urbaner ­Gartenbau ­angenehm und ­nutzbringend Joanna Sanecka – Soziologin. Ihre Interessen kreisen um ein nachhaltiges Wachstum und die urbane Natur. Sie hat einen eigenen Schrebergarten in Warschau.

Menschen, die „echte Lebensmittel” vermissen, entscheiden sich immer häufiger dazu, in der Stadt eigenes Gemüse anzupflanzen, sei es in Kleingärten, sei es in

Gemeinschaftsgärten. Das Schrebergartenwesen stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Welche Funktion erfüllen nun diese Kleingärten? Sie sind extrem abwechslungsreich und bringen immer irgendeinen Nutzen. Zum Beispiel aus ökologischer Sicht: Blumen blühen dort das ganze Jahr. Dank der Vegetation in den Schrebergärten, erlebt auch die urbane Bienenzucht eine Wiederbelebung und es gibt in den Städten immer mehr Bienenstöcke. Schrebergärten erfüllen auch eine wichtige soziale Funktion: Ältere Menschen finden einen Platz in der Stadt und der eigene Garten ist ein Ort der Freude und der Aktivität, an dem gute nachbarschaftliche Beziehungen weiterleben. Sie sind ein großartiger Ort für Familien mit kleinen Kindern, wo der


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Essen

Abgefüllte Aromen. Die Kunst der Likörherstellung

In den Städten gibt es immer mehr Bienenstöcke, u.a. auch auf den Dächern von ­Hochhäusern •

„Bei diesem populären Brauch sind die Vielfalt und die Qualität des für die Liköre verwendeten Obstes von entscheidender Bedeutung” ,so Zbyszek Kmieć, Agrarsoziologe und begeisterter Hersteller selbstgemachter Liköre. Hobbyproduzenten und Hersteller für den Eigenbedarf nutzen das, was sie auf lokalen Märkten oder im eigenen

Nachwuchs beobachten kann, wie die Natur funktioniert und woher die Lebensmittel kommen. Schrebergärten sind mittlerweile auch bei jüngeren Menschen unglaublich in Mode. Hipster kaufen oder pachten sie, um Öko-Gurken anzubauen. Essbare Pflanzen sind auch die Domäne von Gemeinschaftsgärten, in denen sich Gruppen zusammentun, um Gemüse anzubauen. Polnische Kleingärtner pflanzen Obstbäume oder Beerensträucher, bisweilen auch Gemüse, immer populärer hingegen werden dekorative Pflanzen. Das Schöne an den Schrebergärten ist, dass jeder sein „Gärtchen“ so betreiben kann, wie er möchte. Ob es nun ein Spielplatz für die Kleinen oder ein Ort sein soll, an dem man Karotten für die Suppe anbaut •

Garten finden. Von professionelleren Likörherstellern ist bekannt, dass sie bisweilen hunderte von Kilometern fahren, um die richtigen Früchte zu bekommen. Sie schaffen auch erstaunliche Kreationen mit oft unbeachteten Früchten wie etwa der Vogelkirsche oder Sanddorn •


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Essen

Hipster Food vs. Michelin-Sterne

Maria Przybyszewska – Lebensmittelherstellerin, die Fotografie und Produktionsmanagement studierte. Köchin und Food-Stylistin. Sie war Praktikantin bei Noma in Kopenhagen, das als das beste Restaurant auf Erden gilt.

In Polen gibt es immer mehr bedeutende Köche, die die Gastronomie überhaupt nicht erlernt haben. In den bekannten Restaurants kochen heute Musikwissenschaftler, Bildhauer und Wirtschaftswissenschaftler. Köchin wurde ich aus Leidenschaft. Ich organisiere gerne Pop-up-Frühstücke. Das ist das Essenskonzept, das mir am besten gefällt: vollkommen fremde Menschen, die sich an einem großen Tisch versammeln, um gemeinsam zu essen. Essen bringt die Menschen einander näher •

Kochen im Rhythmus der Natur

Wojciech Modest Amaro – Küchenchef und Gastronom. Sein Restaurant Atelier Amaro war das erste in Polen, das einen Michelin Stern erhielt.

Polens Reichtum ist seine Vielfalt und Tradition. Das Land ist ein Paradies für Pilze, Wildkräuter und Fisch. Bei uns gibt es hervorragende natürliche Wasserquellen sowie über 1,5 Millionen kleiner Bauernhöfe, einen gut entwickelten Obstanbau und Milchverarbeitung. Die Philosophie meines Ateliers beruht auf dem jahreszeitlichen Kalender der Natur. In Übereinstimmung mit dessen Rhythmus suchen wir Zutaten aus, die in einer bestimmten Woche ihren optimalen Reifegrad erreicht haben. Spargel servieren wir nur 4 Wochen lang, Tomaten gibt es bei uns etwa 6 Wochen, und beim Rest hängt alles davon ab, was blüht, was gerade reift und was in der Jagd- oder Fischsaison gerade verfügbar ist •


Essen

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Food

Milchbars

vs

Einst verschmäht und nach 1989 als Relikt des sozialistischen, kollektiven Ernährungswesens betrachtet, sind sie heute ein Ort, an dem man gut und preiswert essen kann. Kulinarische Experimente sucht man hier selbstverständlich vergebens, dafür werden Gerichte serviert, die wir alle kennen und lieben. Milchbars können über die kulinarische Geschichte Polens viel erzählen. Eine Atmosphäre, in der Sie Professoren wie Studenten, Polizisten wie auch Künstler antreffen können •

Das zunehmende Interesse an Kulinarischem und allem, was mit der Esskultur zusammenhängt, hat zur Entstehung vieler neuer Publikationen geführt. Diese sind gut geschrieben und gestaltet und bieten innovative Ansätze sowie einen Frischeschub. Sie tragen Namen wie Kuchnia oder Kukbuk, Usta oder Smak •


Food

Food-Trucks

Food-Trucks sind dynamisch und ein Beweis dafür, wie schnell sich die kulinarische Szene in Polen entwickelt. Sie haben eine bestehende Lücke geradezu perfekt mit gutem, günstigem Essen geschlossen. Food-Trucks bieten sozusagen eine langsame Art des Fast-Foods. Zubereitet werden zwar Hotdogs oder Hamburger, aber in der Gourmet-Version und mit den qualitativ allerbesten Zutaten. Für die Eröffnung eines Food-Trucks bedarf es einer relativ geringen Investition, die perfekte Alternative also für alle Experimentierfreudigen, die sich Backstein und Mörtel zur Verwirklichung kulinarischer Träume nicht leisten können und eine Schnittstelle zwischen AmateurKochen und Profi-Restaurant •

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Essen

Dem Käse auf der Spur

„Mein Abenteuer mit Bauernkäse, wie ich ihn nenne, begann 2007” , sagt Gieno Miętkiewicz. „In einem alten Laden der Kette Wiejskie Klimaty (Dörfliches Flair) kaufte ich Käse von verschiedenen lokalen Herstellern und ich hatte Glück, denn alle drei Käsesorten waren brillant. Hergestellt wurden diese von Sergiusz Langrowicz von der Ranczo Frontiera, der Familie Symonowicz aus Praslity und Thorsten Buth, einem Friesen, der das Käsehandwerk in der Schweiz erlernt

Wiederentdeckte Aromen Die polnische Küche wartet mit Ungeduld auf die Wiederentdeckung vergessener Produkte wie etwa der Jerusalem-Artischocke. Angesagt sind derzeit Süßwassermuscheln, die vor Jahrhunderten gerne gegessen wurden. Der Anbau von vergessenen Rübenarten, Karottensorten und Bohnen fördert die Biodiversität und bringt alte Gerichte und Aromen wieder auf den polnischen Tisch •

hatte und sich später in Węgajty bei Olsztyn niederließ. Dieser Käse faszinierte mich und ich begann mich zu fragen, ob es noch mehr solcher kleiner Hersteller gab. Ich schätzte sie auf 20 bis 30. Zu meiner Überraschung hatte ich nach einem Monat eine Liste von mehr als 50 Namen zusammen, nach einem halben Jahr waren es schon mehrere hundert. Jetzt kenne ich 150 von ihnen persönlich, die derzeitige Gesamtzahl beläuft sich jedoch auf 600 – und ich entdecke immer noch neue! •


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Wann essen die Polen?

32%

Die Hauptessenszeiten für warme Mahlzeiten in Polen

vor 14 Uhr

XII

3%

40%

nach 18 Uhr

III

IX

4%

unregelmäßig oder zu anderen Zeiten

IV

zwischen 14 und 16 Uhr

21% zwischen 16 und 18 Uhr

Was essen die Polen?

zb zb zb zb zb zb zb zb pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi pi ma mi mi mi mi mi mi mi mi mi mi mi ry ml ml ml ml ml ml ml ml ml ml ml ml ml nana na na na  ja ja ja ja ja jaja ja  ja ja ja ja wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa wa zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi zi ow ow ow ow ow ow ow ow ow ow ow ow ow ow al al al al

Durchschnittlicher Monatsverbrauch pro Person in einem Haushalt

Legende zb Getreideprodukte (¼ kg) pi Brot (¼ kg) ma Nudeln (¼ kg) mi Fleisch (¼ kg) ryv Fisch (¼ kg) ml Milch (¼ L) na Molkereiprodukte (¼ kg) ja Eier (Menge) wa Gemüse (¼ kg) zi Kartoffeln (¼ kg) ow Obst (¼ kg) al Alkohol (¼ L)


Bildnachweise Aeropix 152 Pressebilder von Academia Gorila 226 Akson Studio 193 Alternatif Turistik/Kris Duda 77 Anna & Miachal / Flickr.com 94 Aotearoa/Wikimedia Commons 24 Kunstgalerie Arsenał 113 Kenny Baird 204 Bartłomiej Barczyk/Agencja Gazeta 190 Jarosław Bartołowicz 142 Pressebilder von Beacon V ­ alley 182 Piotr Beczewski 66 Radek Benet 162 Krzysztof Bieliński 207 Bildagentur Huber / Schmid ­Reinhard/Forum 120 BPI/REX Shutterstock/East News 223 Adam Bogdan 138 Ł. Borkowski/Stadt Lublin 105 Kuba Bożanowski/ flickr.com 44–45 Filip Bramorski 16–17 Iwona Burdzanowska/Agencja Gazeta 44 Stadt Bydgoszcz 129, 130 Cafe La Ruina 161 Cambridge University - Trinity College/ Wikimedia Commons 24 Pressebilder Zentrales Textilmuseum 65 Centrum Promocji Bieszczad 34 Jakub Certowicz 89, 211 Kasia Chmura-Cegiełkowska/ teatralna.com 52, 219 M. Cieszewski/polska.pl 20, 26–27, 28, 34, 35, 36–37, 39, 44, 46, 50, 58, 64, 68, 75, 77, 82, 87, 94, 100, 105, 107, 108, 111, 113, 114, 116, 132, 137, 138, 139, 145, 150151, 156, 159, 160, 164, 168, 170, 172, 173, 174, 180, 184, 188, 203, 216, 225, 228 Bergbaumuseum in Zabrze 73 Mikołaj Długosz 23, 94 Pressebilder von Comarch 181 Pressebilder Cropp 200 Allan Crow 209 Press images of Ćmielów 185 dawnysopot.pl 146 dawnysopot.pl, aus der Sammlung Krzysztof Grynder 147 Michał Dąbrowski 242–243 Ł. Drobot/ Flickr.com 34

Pressebilder von Drutex 180 Kris Duda/Flickr.com 76 Łukasz Dunikowski/Flickr.com 89 Sebastian Durbacz 238 Dwie Siostry Publishing 185, 214 Piotr Dymus/ www.piotrdymus.com 223 Pressebilder von EC1 63 Endo 204 Europäisches Zentrum der Solidarność 23 FoKa/Forum 144 Forum Przestrzenie 10–11, 88 Sandra Franco/TIFF festival 169 Bartosz Frydrych/Museum der Gute-Nacht-Cartoons 99 Dariusz Gackowski 131 Mariusz Gaczyński / East News 227 Stiftung Galeria Foksal 205 Paulina Gawliczek 201 Krzysztof Gawronkiewicz/Archiv Dennis Wojda, Comic Mikropolis 215 Łukasz Gdak 157, 210 Pressebilder von Geek Girls Carotts 183 Gerard/Reporter 134 Gingerbread Museum in Toruń 135 Łukasz Giza 14–15 Adam Golec/Kino Świat 194, 196 Nicolas Grospierre 79 Grupa Wydawnicza Foksal 215 Gryfnie 81 Karol Grygoruk 205 Wojtek Gurak/Flickr.com 25 Grzegorz Hawałaj/Fotorzepa/ Forum 167 Magda Hueckel 218–219 Ivo/Hofste 220 Andrzej Iwańczuk/Reporter 219, 224 Maciej Janiec/Flickr.com 78–79, 80 P.T. Jakubowski 52 Wojciech Jakubowski/fotokombinat 144 Piotr Jaruga 104 Oskar Jan Jarzyna 62 Radek Jaworski/Forum 5 Przemysław Jendroska/Agencja Gazeta 75 Maciej Jeziorek/Forum 44 Bartłomiej Jurecki/Forum 36 Jacek Kadaj/PAP 56–57 Tomek Kamiński 143

Katowice – Stadt der Gärten 80, 80–81 Radosław Kaźmierczak 74, 74–75, 79 Bogna Kociumbas 140–141 Malwina Konopacka 221 Janusz Korbel 115 Paweł Kordaczuk/Olsztyn 123 Kacper Kowalski/ ­aeromedia.pl 12–13 Krzysztof Kozanowski 236, 237 Paweł Kozioł/Agencja ­Gazeta 174 Bogdan Krężel 174 Andoz Krishnadas 206 Celestyna Król 231, 241 Wojciech Kryński/POLIN Museum 59 Łukasz Krysiewicz 112 Paweł Krzan / Stadtarchiv ­Krakau 85 K. Krzemiński/Nikolaus-Kopernikus-Universität 82 Marek Krzyżanek/Nationale Kunstgalerie Zachęta 203 Alexandra Kubiak Ho Chi 44–45 Mikołaj Kuras/Agencja Gazeta 38, 134 www.kwasnejablko.pl 125 KWK Promes Robert Konieczny/ Jakub Certowicz 212–213 LAJA 81 Laski Diffusion/East News 60 Małgorzata Litwin 132 Stadt Lublin 104 Jolanta Łapinkiewicz/Łokietka 5 169 Pressebilder vom Łódź ­Design-Festival 69 Tomasz Łuszczak 106 Archiv Marta Łuksza 189 madaland/iStock 239 Krystian Maj/Forum 55 Jacek Malarski 50 Piotr Małecki/Napo Images/ Forum 43 Ewa Marchewka / Stadtarchiv Krakau 86 Krzysztof Mariański Krizz 208 David Marzocca/Flickr.com 120 Paweł Matysiak/Reporter 163 medusagroup.pl 76 Jason Merritt/Getty Images 195 Miastoprojekt Wojciech Łoziński 1951, mit freundlicher Genehmigung von B. Skrzybalski 87 Mieczysław Michalak/Agencja Gazeta 170


Bildnachweise Konrad Adam Mickiewicz/ www.konradmickiewicz.tumblr. com 161 Pressebilder von Modra Kuchnia 162 Michał Moniuszko 112 Magdalena Muna/H2 Happach Architekci 211, 224 Michał Murawski/ishootmusic. eu 198–199 Paweł Murzyn 92, 92–93 Napraw sobie miasto 78 Chris Niedenthal/Forum 139, 171 Karol Nienartowicz 18–19 Ewa Nowakowska 240 Piotr Nykowski 153 Pressebilder von Oceanic 181 Pressebilder von OFF Piotrkowska 66–67 Platige Image 193 Stadt Olsztyn 119 Pressebilder von Opera Nova 131 Pressebilder von Orlen 178–179 Pressebilder von Owoce i Warzywa 66 Daniel Pach 133 Pressebilder von Pan tu nie stał 68 Pap 90-91 PAWIRE/Press Association Images/East News 225 Cezary Pecold/East News 67 Błażej Pindor 59, 88 Archiv des Kinos Pionier 151 Kuba Piórkowski 143 Henryk Poddębski, 1935, Sammlung Stadtmuseum Gdynia 143 Polona.pl 109 Pressebilder des ­Poznański-Palasts 70 Tadeusz Poźniak 97, 98 Marta Pruska/www.pruska.­ flofolio.com 42 Przykuta/Wikimedia Commons 98 K. Ptak i W. Staroń / Agora SA / Argo Media 194 Grzegorz Pytka/ www.­grzegorzpytka.com 240 Dagmara Radzikowska 232 Stiftung Revita Warmia/Jacek Sztorc 126 Reporter 91 Agnieszka Rodowicz 173 Tadeusz Rolke/Museum für Moderne Kunst Warschau 204 Stanisław Rozpędzik/PAP 88

Grażyna Rutowska/Digitales Staatsarchiv 242 Bartłomiej Ryży 54 Stadt Rzeszów 97, 99 Jacek Scherer/Stadt Lublin 105, 106, 107 Przemek Sejwa/Studio Wasabi 112 Lena Sieczkowska 201 Sipa/EastNews 90 Marek Skorupski/Forum 122 Maciek Skowronek/Agencja Gazeta 228 Andrzej Skowroński 132 Pressebilder von Solaris Bus & Coach 179 Marcin Somerlik 154 City of Sopot 146 Rafał Sosin 89 J. Sosiński © Watchout Productions, Agora SA 196 Pressebilder Stadion Energa 138 Tomasz Stańczak/Agencja Gazeta 63 Piotr Staroń 93 B. Stawiarski 54 Jędrzej Stelmaszek 234 Adam Stępień/Agencja Gazeta 51, 53 Pressebilder von Stojaki 153 Archiv des Straßenkunst-Festivals 152 Stadt Stettin 149, 150 Krzysztof Szlęzak 103 Jerzy Szot/Ośrodek KARTA 216 St. Szydlo /Wikimedia Commons 100 Leszek Szymański/PAP 49 Bogna Świątkowska 99 Pressebilder von Taczaka20 159 P. Tadejko 111 Archiv Tatar Yurt 116 Pressebilder von T-Mobile Nowe Horyzonty 170 Piotr Tomczyk/MSŁ 65 Stadt Toruń 129, 132 Piotr Tracz 233 Archiv der Tratwa-Gesellschaft 122 Zbigniew Treppa 144 Pressebilder von TVP 197 Pressebilder von Tylko.com 186 Andrzej Tyszko/ECm Records 200 Universität Ermland und Masuren 121 Tadeusz Urbanik 145

Pressebilder von Urban Forms 66–67 Fanny Vaucher 30, 31, 32, 33 www.vzor.pl 187 Adam Wajrak 114–115 Uwe Walter 150 Stadt Warschau 24–25 Warsaw Gallery Weekend 40–41 The Warsaw Voice 208 Wezu/flickr.com 34 Archiv Dorftheater Węgajty 126 Tomasz Wiech 87 Bartek Wiczorek 201 Pressebilder von Wiedźmin 177 Sara Winiarska/Flickr.com 69 Monika Witowska 50 Jakub Wittchen 160 Jan Włodarczyk / FORUM 6–7 Wojciech Wójcik/Forum 8–9, 121, 123 Marcelina Wróbel 81 Wydawnictwo Literackie 217 Karol Wysmyk / Restaurant Yeżyce Kuchnia 162–163 Pressebilder der Nationalen Kunstgalerie Zachęta 205 Zajarani.pl 60 Maciej Zakrzewski 158–159 Beata Zawrzel/Reporter 202 Zentrum für Zeitgenössische Kunst Znaki Czasu - Toruń 133 Pressebilder von Zortax 183 Dorota Zyguła Siemieńska/­ Poszetka 78 Pressebilder von Oskar Zięta 187 Ola Żwan 52–53


Webseiten

Warschau

Łódź

Bar Prasowy www.facebook.com/Prasowy

Dom Music Club www.facebook.com/klubDOM

Café Kulturalna www.facebook.com/ CaféKulturalna

Lokal Restaurant lokal-lodz.com

Café Chmury www.facebook.com/ kawiarniachmury Bar Cuda na kiju www.facebook.com/ CudaNaKijuMultitapBar Café Fawory www.facebook.com/ kawiarniafawory Wohngebiet Jazdów www.facebook.com/jazdow Konditorei Lukullus www.cukiernialukullus.pl

Łódz Design Festival lodzdesign.com

Streetart-Festival Katowice www.katowicestreetartfestival.pl

Łódz Fashionphilosophy Fashion Week Poland fashionweek.pl

Zentrum der modernen Kunst Kronika in Bytom www.kronika.org.pl

Łódź Festival der vier Kulturen www.4kultury.pl

Bekleidungsgeschäft Nikiszowiec www.nikiszowiec.pl

Marek Edelmans DialogZentrum www.centrumdialogu.com

Handelshaus Mysia 3 mysia3.pl

­ ulturcafé Owoce i Warzywa ­ K owoceiwarzywa.com

Das Neon-Museum www.neonmuzeum.org

Katowice & Silesia

Kulturcafé Towarzyska www.facebook.com/ Towarzyska Museum der Geschicte der polnischen Juden POLIN www.polIn.pl Museum der modernen Kunst artmuseum.pl/pl Bibliothek der Universität Warschau www.buw.uw.edu.pl

Souvenirladen Gryfnie www.gryfnie.com Bergwerksmuseum Guido www.kopalniaguido.pl

Zentrum für Kultur Off Piotrkowska Offpiotrkowska.com

Kulturcafé Pardon To Tu www.facebook.com/pardontotu

Schloss in Cieszyn www.zamekcieszyn.pl

Eisdiele Ice Cream www.facebook.com/ŁodziarniaLody-na-Okrągło

Konditorei Royal Manufactory www.manufakturakrolewska.pl

Wohngebiet Przyjaźń przyjazn.org

Souvenirladen Geszeft www.geszeft.com

Ars Cameralis Festival www.arscameralisfestiwal.pl Restaurant Bakery Lokal www.facebook.com/ lokalbakery Konzerthaus des Nationalen Sinfonieorchester in Katowice www.nospr.org.pl Schlesisches Abendessen in Karczma pod młynem www.karczmapodmlynem.pl Kunstgalerie Dwie lewe ręce www.dwielewerece.art.pl Initiative Fix Your City www.naprawsobiemiasto.eu

Off-Festival www.Off-festival.pl Schlesischer Park in Chorzów www.parkslaski.pl Accessoire für Männer Poszewka www.poszetka.com Musikbüro in Katowice www.biurodzwieku.pl Heizkraftwerk Szombierki Power Plant in Bytom slaskie.travel/Poi/ Pokaz/1680/53/power-plantszombierki-In-bytom Tauron-Festival www.festiwalnowamuzyka.pl

Krakau Dokumentationszentrum der Kunst von Tadeusz Kantor Cricoteka www.news.cricoteka.pl Kulturcafé Forum Przestrzenne www.forumprzestrzenie.com Mocak-Museum für moderne Kunst in Krakau en.mocak.pl


Webseiten Salzbergwerk Wieliczka www.kopalnia.pl

Branicki Palast www.ogrodbranickich.bialystok.pl

Restaurant Przystań www.przystanolsztyn.pl

Rzeszów

Polnische Koalition Esperant esperanto.pl

Stiftung Revita Warmia fundacjarevitawarmia.org

Berg Grabarka www.grabarka.pl

Vinyl Pub www.facebook.com/ vInylpubolsztyn

District-Museum www.muzeum.rzeszow.pl Lemko Union www.lemko.pl GutenachtgeschichteMuseum www.muzeumdobranocek. com.pl

Lublin Jüdischer Friedhof www.sztetl.org.pl/pl/article/ lublIn/12,cmentarze/1730,starycmentarz-zydowski-w-lublInieul-kalInowszczyznaKazimierz Dolny www.kazimierzdolny.pl Kazimiernikejszyn-Festival kazimiernikejszyn.pl Zwei Flussufer Festival von Film und Kunst www.dwabrzegi.pl Victoria Hotel www.hotel.victoria.lublIn.pl

Białystok Galerie Arsenal www.galeria-arsenal.pl Białowieża-Nationalpark www.bpn.com.pl Wissenschaft und Technologie – Park bpnt.bialystok.pl/konferencjatriple-helix

Nationalgestüt Janów Podlaski www.janow.arabians.pl

Theater Wegajty teatrwegajty.art.pl

Der Wanderweg des jüdischen Erbes in Białystok szlak.uwb.edu.pl

Toruń & ­Bydgoszcz

Narew-Nationalpark www.npn.pl

Zentrum der modernen Kunst Znaki Czasu csw.torun.pl

Europäisches Zentrum der Kunst – Das Opernhaus und Phiharmonie Podlasie www.oifp.eu Up to date - Festival www.uptodate.pl Stiftung Villa Podlasie www.villasokrates.pl Das gesellschaftliche Konzept Węglowa weglowa.org

Zentrum Młyn Wiedzy mlynwiedzy.org.pl Pfefferkuchenmuseum www.muzeumpiernika.pl Musikclub Mozg in Bydgoszcz mozg.pl Das polnische Theater in Bydgoszcz www.teatrpolski.pl

Puppentheater Wierszalin www.wierszalIn.pl

Gdańsk, Gdynia, Sopot

Kulturcafé Zmiana Klimatu klimatuzmiana.pl

Alternativa Festival www.alternativa.org.pl

Olsztyn

Artloop Festival www.artloop.pl

Glendoria SPA www.glendoria.pl Studentenwohnheim Kortowo www.kortowo.pl

Biebrza-Nationalpark www.biebrza.org.pl

Öko-Ansiedlung Kwaśne Jabłko www.kwasnejablko.pl

Kulturhaus-Bojary www.facebook.com/Bojary

Mediathek Planeta 11 www.planeta11.pl

Stiftung Pogranicze www.pogranicze.sejny.pl

Planetarium www.planetarium.olsztyn.pl

Gallerie und Café Dwie Zmiany www.facebook.com/ dwiezmiany Emigration Museum www.muzeumemigracji.pl Europäisches Zentrum der Solidarność www.ecs.gda.pl Das Opfernhaus Opera Leśna in Sopot operalesna.sopot.pl


Webseiten Shakespeare Theater www.teatrszekspirowski.pl Globaltica – Festival der Kulturen www.globaltica.pl Heineken Opener Festival www.opener.pl

Poznań Café Brisman www.brisman.pl Café La Ruina www.facebook.com/pages/ Café-La-RuIna

Kajakvermietung in Gdańsk www.kajakiempogdansku.pl

Zentrum Brama Poznania ICHOT www.bramapoznania.pl

Ladies Jazz Festival www.ladiesjazz.pl

Blumenladen Kwiaty i miut www.kwiatyimiut.pl

National Museum in Gdańsk www.mhmg.gda.pl

Eisdiele www.facebook.com/ wytwornialodowtradycyjnych/ timelIne

Restaurant Serio www.facebook.com/serio. gdynia Institut Wyspa Art www.wyspa.art.pl

Szczecin Bonds of Culture Festival www.kana.art.pl/fest_spoiwa_eng.html Das Schloss der Pommerschen Herzöge zamek.szczecIn.pl/?lang=en Theaterfestival Kontrapunkt www.kontrapunkt.pl National Museum in Szczecin muzeum.szczecIn.pl Musikclub Piwnica Kany kana.art.pl/onas_piwnica.html Café Stojaki stojaki.szczecIn.pl Philharmonie in Szczecin filharmonia.szczecIn.pl Streetart - Festival Szczecin www.facebook.com/ szczecInstreetartfestival Die Insel Wolin www.wolin.com.pl

Restaurant Modra Kuchnia www.facebook.com/ ModraKuchnia Café Piece of Cake www.facebook.com/PIECEOf-CAKE Weinstube Pod czarnym kotem www.facebook.com/ poznanpodczarnymkotem Bäckerei Pracownia GODny www.facebook.com/ PracowniaGODny Café Taczaka 20 www.facebook.com/ TACZAKA20 Restaurant Wypas www.wegewypas.pl Restaurant Yeżyce-Kuchnia yezycekuchnia.pl

Wrocław Brave Festival 2015.bravefestival.pl Muiskclub Das Lokal daslokal.pl

Hey Joe Thanks Jimmy Festival www.heyjoe.pl The International Festival Of Crime Fiction wroclaw2016.pl/theInternational-festival-Of-crimefiction Wohngebiet Sepolno www.sepolno.wroclaw.pl T-mobile New Horizonts Film Festival www.nowehoryzonty.pl Buchhandlung Tajne Komplety tajnekomplety.osdw.pl Tiff Festival tiff.wroc.pl Spielzeugmuseum www.muzeum-zabawek.pl Wratislava Cantas Festival 2015.wratislaviacantans.pl Wohngebiet Wuwa www.wuwa.eu



Über

Warschau / Warszawa 2017 Dritte Auflage ISBN 978-83-65427-07-6 Herausgegeben vom Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen

Redaktionsteam

Infografisches Design

Elżbieta Petruk, Bogna ­Świątkowska / Bęc Zmiana New Culture Foundation / www.beczmiana.pl

Tomek Bersz, Rafał Buchner, Hanna Dyrcz

Tomek Bersz, Sylwia Chutnik, Justyna Kosmala, Katarzyna Nowakowska , Magdalena ­Roszkowska, Anna Sańczuk

Anna Mikołajska , Magdalena Rabczak, Julia Sobolewska, ­Bartosz Stefaniak, Anna Stelmaszyk

Texte

Lektorat

Central Statistical Office of Poland (stat.gov.pl), City of Bialystok (bialystok.pl), Deepwater Container Terminal Gdańsk – DCT Gdańsk (dctgdansk.pl), Department of Promotion and Tourism of the City of Kraków (krakow.pl), Dialog Foundation (wielokulturowybialystok.pl), Medialab Katowice (medialabkatowice.eu), Polish Bird Protection Society (ptop.org.pl), Polish Olympic Committee (olimpijski.pl), Provincial Centre of Culture Animation in Białystok (woak.bialystok.pl), Public Opinion Research Center (CBOS) (cbos.pl), Silesian Museum in Katowice (muzeumslaskie.pl), The Living Museum of Gingerbreads in Toruń (muzeumpiernika.pl), The Port of Gdansk (portgdansk.pl), White stork museum in Kłopot (mbb-klopot.pl)

Krzysztof Ścibiorski

Druck

Grafikdesign und Satz

Legra Sp. z o. o. www.drukarnialegra.pl ul. Albatrosów 10c 30–716 Krakau

Rafał Bryndal, Sylwia ­Chutnik, Anna Cymer, Sylwia ­Czubkowska, Bogdan Deptuła, Agnieszka ­Grzybkowska, ­Aleksander ­Hudzik , Piotr Kowalczyk, Agnieszka Kozak, Zbigniew Modrzewski, Agata ­Połajewska, Elżbieta Petruk, Magdalena Roszkowska, ­Aleksandra Salwa, Agnieszka Sosnowska, Fanny Vaucher, Olga Wróbel Fotoredakteure Agnieszka Bilska, Ewa Ciszewska, Magdalena Rzeszot, Bartosz Stefaniak Übersetzung Kit Donisthorpe, Christopher Smith, Krzysztof Ścibiorski

Tomek Bersz / berszmisiak.com in Zusammenarbeit mit Rafał Buchner, Hanna Dyrcz und ­Norbert Strukow Buch erstellt mit ­Schrifttypenvon Neue Haas Unica, Skolar

Infografiken, statistische Daten




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