MÜNSTER! Nr. 38 Juli & August 2015

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SOMMER

BIERGÄRTEN & FEIER-MEILEN

Wie Sie den Sommer im Münsterland richtig genießen

Kuhviertel

Spurensuche in verwinkelten Gassen

Raus auf’s Land!

Wie sich ein »Städter« einen alten Hof schön macht

Grill-Buffet

Tipps für’s perfekte Sommer­BBQ

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die Sommerferien haben begonnen und das ganze Münsterland ist auf den Beinen. Die einen sind schon unterwegs in den wohlverdienten Urlaub, die anderen genießen vielleicht die Zeit in unserer wundervollen Region. Auch wir machen einen Monat Pause – die nächste Ausgabe erscheint Ende August. Vorher wollen wir Ihnen aber mit dieser Ausgabe noch einen ordentlichen Schwung an Lektüre für die Sommermonate mitgeben. Die große Sommerausgabe steht natürlich im Zeichen der Freizeit: So finden Sie ganz viele Events und Termine vom Stadtfest bis zum Polopicknick, tolle Tipps für den Badespaß in der Heimat, aber auch eine Liste von Biergärten, die in der Stadt zum Verweilen einladen. Natürlich wie immer mit Infos zu Barrierefreiheit und Kinderfreundlichkeit. Grill­Freunde kommen bei dem großen Special zum Thema BBQ­Buffet auf ihre Kosten, historisch Interessierte entführen wir in das alte Kuhviertel, früher ein Plätzchen, an dem sich der oder andere Gauner herumtrieb. Und das Beste: Über die Monate Juli und August haben wir ein tolles Angebot für Sie. Wer sich bis Ende August für unser Sommer-Abo entscheidet, der zahlt für ein Jahr MÜNSTER! faktisch nur 8 Euro! Denn als Prämie gibt es zwei Freikarten für die tolle Landpartie im September im Wert von 25 Euro geschenkt! Wer da nicht zugreift … Wir wünschen ihnen jedenfalls viel Spaß in und mit MÜNSTER! und einen wunderbar­ erholsamen Sommer!

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STADTFLÜCHTIG IN SCHÖPPINGEN

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MÜNSTER PULS 04

MOMENTE DES MONATS

MÜNSTER LEBEN 10

Wer auf der Stubengasse ein Tänzchen mit dem Bagger aufführte. Und warum der gerade beginnende OB-Wahlkampf interessanter werden könnte, als gedacht. Mindestbestellwert bei Lieferung 12,– e Innenstadt Münster

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ZAHLEN & FAKTEN

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TERMINE IM JULI & AUGUST

Die besten Tipps für die Sommerwochenenden.

AUF ZUR L ANDPARTIE!

Was Sie auf der Landpartie im September erwartet und warum Sie sie sich vormerken sollten.

Was die Promis so treiben … 64

MÜNSTER FEIERT!

Stadtfest, Polopicknick, Straßenfeste, Kino vor dem Schloss – der Sommer im Münsterland hat wieder unglaublich viel zu bieten. Die wichtigsten Tipps & Events finden Sie hier.

MÜNSTER!-Lieblinge für den Sommer. 46

EINE KLEINE WELT FÜR SICH

Die bewegte Geschichte des Kuhviertels rund um die Überwasserkirche.

Kurioses und Wissenwertes aus der Welt der Zahlen. 35

STADTFLÜCHTIG IN SCHÖPPINGEN

Eine Familie in Schöppingen hat einen Traum verwirklicht: Heraus aus dem trubeligen Ruhrgebiet, rein in einen beschaulichen Kotten.

Was ist los in der Stadt und der Region? Was ist neu, was liegt an? Wir bringen Sie auf den aktuellen Stand.

Andere Stadtteile auf Anfrage Lieferzeiten Montags bis samstags 12.00 – 15.00 Uhr 18.00 – 22.30 Uhr Sonntags Ruhetag

MÜNSTERGEFLÜSTER

DAS PERFEKTE SOMMER-BBQ

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DAS MÜNSTERL AND GEHT BADEN!

Die schönsten Badeseen der Region – und was man dort alles machen kann …


Selbmann

Der Brillenladen

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MÜNSTER FEIERT!

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DAS MÜNSTERLAND GEHT BADEN

MÜNSTER GENUSS 48 MITTEN INS HERZ

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Die Manufaktur Niessing aus Vreden ist berühmt für ihre Ringe. Ein Besuch in der Werkstatt.

Vom Haustier zur Gartenplage.

Die höchste Kunst für Griller ist das BBQ-Buffet. Hier kommt es nicht nur auf leckeres Grillgut an, sondern vor allem auch auf Salate und Dips. Die besten Tipps vom KrautkrämerChefkoch.

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20 BBQ-KOLUMNE

51 MÜNSTER-KOLUMNE

ADEL VERPFLICHTET

Der Kaiserhof ist schon vom Namen her Münsters erste Adresse. Im Sommer feiert das Hotel gegenüber dem Bahnhof seinen 120. Geburtstag. 58 EIN PREUSSE IM HERZEN

Christian Pander – ExNationalspieler, Bundesligastar, Münsteraner und Preuße im Herzen. Leider (bisher) nur da. Ein Porträt. 72 PERSÖNLICH

Warum sieben Azubis auf einmal ganz allein eine große Filiale schmeißen mussten …

DAS PERFEKTE SOMMER-BBQ

Kult-Metzger Philipp Büning erklärt uns, wie es auch ohne Smoker mit dem Pulled Pork klappt. 36 MÜNSTERS SCHÖNSTE BIERGÄRTEN

Natürlich können wir nicht alle Biergärten zeigen, aber doch einige: Alle in Münster, alle zentral und immer mit der Info, ob kinderfreundlich und barrierefrei.

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51 Impressum 63 Online-Shop 67 Abo-Service

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MÜNSTER-QUIZ

Ach Gottchen, sind die flauschig! Bevor sich Geparden zu gefährlichen und verdammt schnel­ len Raubkatzen entwickeln, sind sie erstmal kleine Wollknäule. Gepard »Namoja« brachte im Allwetterzoo jetzt sieben Jungtiere zur Welt, von denen eines leider nicht überlebte. Doch die anderen entwickeln sich prächtig. Ein Wurf mit sieben Geparden ist extrem selten – in der Regel kommen drei bis fünf Jungtiere auf die Welt. »Namoja ist eine gute Mutter«, sagen Kurator und Zootierarzt. »Sie kümmert sich fürsorglich um ihre Jungtiere.« Übrigens: Wer die Kleinen sehen möchte, sollte sich am Gehege ruhig und geduldig verhalten …

Welcher münsterschen Handwerksgilde verschafft die Rettung des Abendlandes noch heute einen freien Montag?

Antwort: Den Bäckern. Der Legende zufolge vereitelten Bäckergesellen aus Münster, die 1683 während der Belagerung durch die Türken in der Wien arbeiteten, einen Versuch türkischen Truppen, die Stadt zu der erobern. Angeblich genehmigte n Kaiser daraufhin den Bäckern eine s, freien Tag. Tatsache ist jedenfall dass die Bäcker alle drei Jahre den »Guten Montag« feiern – mit Schützenfesten und Umzügen.

KUSCHEL-ALARM IM ZOO!

Das Münster-Quiz wurde von Wilsberg-Schöpfer Jürgen Kehrer ersonnen und ist erhältlich im MÜNSTER!-Onlineshop unter www.muenster-magazin.com (11,90 Euro, 103 Karten im Schmuckkästchen)

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gute Räder seit 1984


BAU-CHAOS AUF DER GREVENER STRASSE Keine schönen Aussichten für Berufs­ pendler und Wochenendeinkäufer: Ab August verwandelt sich die Grevener Straße in eine Großbaustelle – und zwar für mehr als ein Jahr. Zwischen Ring und der Ecke Kanalstraße werden Kanäle saniert und die Fahrbahn erneuert. Zwar soll es keine Vollsperrungen geben, aber bei etwa 10.000 Pendlern, die die Strecke nutzen, ist Chaos vorprogrammiert.

NEUE »KRISTALL«-KUNST Der LVM­»Kristall« am Koldering gehört schon ganz selbstverständlich zur Skyline. Für den, der direkt vor dem neuen Hochhaus steht, gibt’s jetzt auch Kunst zu gucken: In Form einer Hand präsentiert sich die neue Skulptur »Körper und Seele« auf dem Platz zwischen den beiden LVM-Gebäuden. Künstler Prof. Duk Ryang, der auch als Architekt für den LVM-Kristall verantwortlich zeichnet, stellt sie in die Tradition asiatischer Philosophie – sie öffnet sich nach Osten und begrüßt die Besucher mit einer einladenden Geste. Die Hand ist aus lichtdurchlässigem Polyurethan und wird bei Dunkelheit im Inneren beleuchtet.

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Der Giebel der ehemaligen Schweinestallungen, in denen Christian und Birgit Schirmers ihre Wohnung eingerichtet haben, ist von weit her zu sehen. Schöppinger Sandstein geht mit den hellen Fensterfaschen eine einladende Verbindung ein

STADTFLÜCHTIG IN SCHÖPPINGEN Mit Ehefrau und einer gesamten Agentur von Essen aufs Land nach Schöppingen zu ziehen, ist ein ungewöhnlicher Schritt, den Christian Schirmers immer wieder tun würde. Wer ein Mal auf dem Hof Rehring war, auf dem er nun lebt und arbeitet, versteht warum. TEXT & FOTOS: ULRIKE MEYWALD

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eist ist es die Ruhe, die einen Städter aufs Land zieht. In diesem Fall war es ein Bild, das diese Ruhe ausstrahlte: Von einer Allee, an deren Ende ein typisch westfälisches Bauernhaus steht. Dieses Bild fand Christian Schirmers eines Tages in einer Immobilienannonce. »Normalerweise sehe ich so etwas, finde es schön, und das war’s. Aber hier war das anders und so rief ich Leo Rehring an, machte kurzfristig einen Termin und nur wenige Tage später stand ich zum ersten Mal auf dem Hof.« Sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen zu können, dort zu wohnen, verlangte viel Vorstellungsvermögen, das Christian Schirmers als Inhaber der Agentur Schirmers Kommunikation in jedem Fall besitzt. Bis 2007 war der Hof Rehring ein Schweinemastbetrieb, mit Zweckbauten aus den 1960er Jahren zwischen schönen, alten Gemäuern. Das ehemalige »Eroscenter«, was im Schweinezüchterjargon so viel wie Besamungsstation heißt, beheimatet nun die Agentur Schirmers. Christian Schirmers bezog mit seiner Frau Birgit eine Wohnung vis a vis zur Agentur im früheren Schweinestall. »Ich war vom ersten Tag an hier zu Hause«, beschreibt er das Gefühl, auf dem Land angekommen zu sein. Dass die ruhige Atmosphäre auch gut ist für die Kreativität seiner Mitarbeiter, davon ist er ebenfalls überzeugt.

Im Hintergrund: Auch das untere Drittel des früheren bäuerlichen »Eros­ centers« besteht aus Sandstein. Damit die Agentur Schirmers einziehen konnte, plante Architekt Rainer Scharlau ein Haus in gedämmter Holz­ ständerbauweise im Haus. Vorne: Birgit und Christian Schirmers genießen das Landleben

Dank ausgebautem W-Lan-Netzwerk hat jeder die Möglichkeit, sich eine schöne Ecke im Garten zum Arbeiten zu suchen. Und davon gibt es viele. »Als wir nach gerade mal sieben Monaten Umbauzeit einzogen, waren sogar schon die Gärten fast fertig!« Diese Art von Verlässlichkeit war für Christian Schirmers neu. »Ein Handschlag und das Problem ist hier schon so gut wie erledigt«, lacht er. HAUS IM HAUS

Möglich wurde die kurze Renovierungszeit durch die vorausschauende Arbeit von Architekt Rainer Scharlau, der unter anderem mit der Rohbaufirma Scharlau zusammen arbeitete, die sein Bruder leitet. Auf die bange Frage, ob der instabil wirkende Zustand der früheren Schweinestallung denn ausreichend für einen Ausbau sei, antwortete Scharlau souverän: »Wir bauen ein Haus im Haus. Das ist kein Problem!« Ein voll gedämmtes Holzständerbauwerk wurde

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DAS PERFEKTE SOMMER-BBQ Ein sommerliches Barbecue im Garten, auf der Terrasse oder vielleicht mit den Nachbarn auf der Promenade – was Schöneres und Geselligeres kann es kaum geben. Aber das will natürlich gut vorbereitet sein. Damit diese Königsdisziplin aller Hobby­Griller auch gut gelingt, haben wir einen echten Experten besucht: Lukas Pawela, Chefkoch im Hotel Krautkrämer in Hiltrup. TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER | FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

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as renommierte Haus am Steiner See bietet immer freitags ein großes Barbecue an, thematisch mal mediterran, mal westfälisch oder im USStyle. »Unsere Sommer-Barbecues sind ein Riesenerfolg, ohne Reservierung geht inzwischen leider auch gar nichts mehr«, sagt Hotelchef Kay Plesse. Die Kombination aus der schönen Terrasse mit Seeblick und den großartigen GrillBuffets ist für viele Stammgäste ein Höhepunkt und der perfekte Start ins Wochenende. Aber worauf kommt es nun an? Denn es geht ja nicht nur ums Grillen, den eigentlichen Charme machen die Salate und die Dips aus. Lutz Pawela gibt uns einige Tipps …

FISCH »Fisch wird als Grillgut immer beliebter. Aber es ist auch nicht ganz einfach etwa Lachs zu grillen. Ein toll zu grillender Fisch ist die Buttermakrele. Hier kann selbst der Gelegenheitsgriller eigentlich nichts falsch machen. Das gilt auch für den Garnelenspieß oder den Knurrhahn.« Chefkoch Lukas Pawela auf der Terrasse des Hotels Krautkrämer. Wenn er sich einen Grillteller zusammenstellen dürfte, würde er genauso aussehen

SMOKER »Einen Smoker haben die Wenigsten daheim. Wer trotzdem Pulled Pork anbieten möchte, kann auch einfach das Fleisch bei 50 Grad 4 bis 5 Stunden vorgaren. Anschließend muss es nur noch kurz auf den Grill, um es kross zu machen. Eine Räuchermarinade gibt den typisch rauchigen Geschmack.«

HITZE »Barbecues finden nun mal im Sommer statt – und das bekommt vielen Salaten nicht so gut. Wenn Sie ein

Grill-Buffet anbieten, achten Sie darauf nicht zu viel Sahne, Milch und Ei zu verwenden. Und wenn doch, sollten die Salate wirklich nur höchstens zwei Stunden draußen stehen.«

immer zu kompliziert machen: Ketchup zum Beispiel ist als Grundstoff für fruchtige Dips wunderbar geeignet. Und ich würde auch immer die Klassiker anbieten: Aioli und Kräuterbutter.«

DIPS

PLANUNG

»Ein vernünftiger Dip gehört beim Grillen dazu. Hier sind er Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Es muss auch nicht immer Mayonnaise dabei sein, Quark ist ebenfalls ein guter Grundstoff. Und man muss es auch nicht

»Ein richtig tolles Buffet braucht ein bisschen Vorbereitung. Das Fleisch sollte einen Tag vorher mariniert werden, und auch Dips und Salate sollten vorbereitet werden, da vor allem Letztere gut durchziehen sollten.«

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Eng ist es in der Frauenstraße damals wie heute. Dass durch diese Straße früher sogar eine Straßenbahn fuhr, ist eigentlich unglaublich

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Eine kleine Welt für sich Das Kuhviertel ist ein kleines Stadtgebiet und war von seiner Eigenart und von seinem besonderen Charakter her immer eine kleine Welt für sich. Es ist ein Anziehungspunkt für Touristen und Kneipengänger und nicht zuletzt ein beliebter Drehort für Wilsberg und den Tatort. Kein Wunder: Vor 100 Jahren galt es noch als Ganovenviertel …

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TEXT & HISTORISCHES BILDMATERIAL: HENNING STOFFERS

a, das Kuhviertel hatte einen schlechten Ruf. Im 19. Jahrhundert wohnten hier die sozialen Randgruppen der Gesellschaft. Mit diesen Leuten aus dem »Ganovenviertel« wollte der gut situierte Bürger nichts zu tun haben. Landfahrer, Hausierer, Gaukler und Kirmesleute lebten mit ihrer Arbeit von der Hand in den Mund. Im Winter wurden Körbe geflochten und Bürsten hergestellt, um sie in den wärmeren Jahreszeiten an den Haustüren zu verkaufen. Gesprochen wurde das rotwelsche Masematte (Beispiel: »Was schmust der Osnik?« = »Wie spät ist es?«). Hier hatten Sintis, Jenische und jüdische Familien ihr Zuhause. Verkehrstechnisch war das Viertel allerdings Anfang des 20. Jahrhunderts schon gut erschlossen. Die Gleise der Straßenbahn führten über die Rosenstraße, die Frauenstraße, weiter am heutigen Schlossplatz vorbei bis zum Anfang der Steinfurter Straße. LIEBFRAUEN & ZWÖLFMÄNNER

Namensgeberin des Viertels ist die Kuhstraße. Diese war im mittelalterlichen Münster vermutlich nur ein kleiner Pfad, über den die hier wohnenden Ackerbürger ihre Kühe auf die vor der Stadt liegenden Weiden trieben. Die Hollenbeckerstraße dürfte ihre Bezeichnung von einer Familie gleichen Namens erhalten haben, die im 14. Jahrhundert hier wohnte. Im Jahre 1040 wurde das der Muttergottes gestiftete Frauenstift Überwasser gegründet. Im Mittelalter hieß die Frauenstraße »Unserer lieben Frawen Strass« oder auch »Liebfrauenstraße. Die Täufer nannten sie schlicht »Weststraße«. In der Zwölfmännergasse stand das Zwölfmännerhaus, welches bereits im 12. Jahrhundert erwähnt wurde. Dieses Haus beherbergte zwölf Diener der Domkapitulare. Früher war es

Ein Blick in die Vergangenheit des Kuhviertels: Der Lütke Drubbel (oben) und das Zwölfmännerhaus

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LENA THE DISCO BOYS

BOBBY KIMBALL

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KOOL & THE GANG JOHANNES OERDING

WINGENFELDER


MÜNSTER FEIERT! Zwölfmal feierte Münster das Eurocityfest, zuletzt 2011. In diesem Juli erlebt das Stadtfest endlich eine Neuauflage – und was für eine. Mit Topstars auf dem Domplatz, einer Schlemmermeile auf dem Prinzipalmarkt und ganz viel Party und Unterhaltung in der Altstadt.

»M

ünster Mittendrin« nennt sich das Stadtfest im neuen Format (10. bis 12. Juli). Für die Hauptbühne auf dem Domplatz konnte die legendäre US-Band »Kool & The Gang« (Ladies Night, Celebrate) verpflichtet werden. Sie tritt am Samstagabend auf. Ebenfalls dabei ist dann »The Voice of Toto« mit Bobby Kimball (Africa). Freitag legen Wingenfelder (Ex-Fury in the Slaughterhouse), The Disco Boys und Lena los, am Sonntag macht Johannes Oerding (Alles brennt) den Abschluss. Die Karten kosten pro Abend 9 Euro, sind erhältlich im Vorverkauf und an Ständen auf dem Fest selbst. Neben dem großen Domplatz spielen aber vor allem die kleineren Locations die Hauptrollen beim Stadtfest. Neun weitere Bühnen- und Erlebnisinseln lassen die Organisatoren rund um Jovel-Chef Marvin Lindeberg bespielen. Jede Insel hat ihren Musik- und Unterhaltungsschwerpunkt – zum Beispiel Jazz und Blues (Stadthaus 1), Musik zum Feiern und Mitsingen (Drubbel), »Münster kulinarisch«

(Prinzipalmarkt), Unterhaltung für Kids und Familien (Syndikatplatz, Platz des Westfälischen Friedens), kreativer Strand- und Sandskulpturen-Bereich sowie Spaß und Menschenkicker-Fußball-Masters (Stubengasse). Auf dem Lambertikirchplatz soll ein westfälischer Biergarten entstehen. Das Schöne: Durch diese Insellösung müssen die engen Innenstadt-Straßen nicht komplett mit Verkaufsständen belegt werden. Außerdem haben sich die Organisatoren und die Marktbeschicker darauf verständigt, einen (abgespeckten) Wochenmarkt am Samstag auf dem Domplatz zu veranstalten. Es muss also niemand auf Liebgewonnenes verzichten. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen der langwierigen Finanzierungs- und Ausschreibungsprobleme sprach OB Markus Lewe vom neuen Stadtfest als »kleinem Wunder von Münster« – und die gibt es ja bekanntlich immer wieder. In Münster zumindest in den nächsten drei Jahren, denn so lange gilt der Vertrag zwischen der Münster Mittendrin GmbH und der Stadt. Infos: www.mittendrin.ms

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Münsters schönste Biergärten Biergärten und gemütliche Gartenterrassen gibt es einige in Münster. Aber in welchem kann man in Ruhe ein kühles Bier trinken und gleichzeitig die Kinder toben? Gibt es einen Biergarten mit Fußballleinwand? Und wie sieht das mit der Barrierefreiheit aus? Unsere große MÜNSTER!­ Übersicht stellt einige Biergärten vor und gibt die Antworten ­ damit Sie Ihre Altbierbowlen­ oder Kaffeepause auch ausgiebig genießen können … ZUSAMMENGESTELLT VON: GINA BUCHWALD-CHASSÉE

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DER ALTEHRWÜRDIGE

PARKHOTEL WIENBURG

Kanalstraße 237, 48147 Münster, Tel.: 0251 2012800

Das Parkhotel Wienburg bietet mit gleich zwei Biergärten vielfältige Möglichkeiten für eine Rastpause bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen oder einem erfrischenden und kühlen Bier im rustikalen Teil mit Bänken und Tischen aus dem Schwarzwald, sowie Sonnen- und Schattenplätzen unter Kastanien. Der andere Biergarten ist mit eingedeckten Tischen bestückt, damit Sie sich in gediegenem Ambiente von den Gaumenfreuden des Hauses verwöhnen lassen können. ÖFFNUNGSZEITEN: Mo. Ruhetag, Di.–So. 12–22

Uhr, warme Küche 12–14.30 und 18–22 Uhr BARRIE− REFREIHEIT: Ja KINDERANGEBOTE: Ein großer Spielplatz zum Austoben! SPEZIALITÄTEN: Gegrilltes, Eiskarte BESONDERHEITEN: Fußballübertragungen, Veranstaltungen wie den Oldtimertreff jeden zweiten Mittwoch von April bis September. GETRÄNKEPREISE:

Weizenbier (0,5 l) .............................................3,40 Euro Bier/Radler (0,3 l) ............................................2,40 Euro Altbierbowle (0,3 l) ..........................................2,40 Euro Apfelschorle (0,3 l) ...........................................2,60 Euro

DER RUSTIKALE

COOKY’S MAIKOTTEN

Maikottenweg 208, 48155 Münster, Tel.: 0251 382653

Die Sonnenterrasse des Cooky’s Maikotten bietet Platz für 340 Gäste und ist mit Schirmen und Holzstühlen ausgestattet. Also der perfekte Ort, um bei einem kalten Getränk und einem kleinen Snack die Sonne zu genießen. Der Bayerische Biergarten mit 300 Plätzen, Kies, Kastanienbäumen und zünftigen Biergarnituren ist ein schöner, geselliger Ort, um bei einem kleinen Bierchen zu entspannen oder mit Freunden ein Schwätzchen zu halten. ÖFFNUNGSZEITEN: Mi.–Sa. ab 15 Uhr, So. ab 10 Uhr, bei Sonne immer SPEZIALITÄTEN: sonntags offenes Barbecue ab 18 Uhr, eigenes Pils (Leick’S), Kuchenbuffet mittwochs bis samstags ab 14 Uhr und sonntags ab 15 Uhr mit frischem Landkuchen sowie Waffeln, Strudel & Co!, Donnerstag Reibekuchen-Tag von 1821 Uhr BESONDERHEITEN: Streichelzoo, Fahrrad‐Service, Speisekarte für Hunde BARRIEREFREIHEIT: Eigentlich nicht, aber das Servicepersonal ist bei Bedarf gerne bereit, zu helfen KINDERANGEBOTE: Ein Abenteuerspielplatz direkt am angrenzenden Biergarten mit Rutschen und Klettermöglichkeiten. Hier können sich die kleinen Gäste ordentlich austoben und es kommt weder beim Warten auf das Essen, noch bei Feiern Langeweile bei den Kleinen auf. GETRÄNKEPREISE:

Weizenbier (0,5 l) .............................................4,20 Euro Bier/Radler (0,3 l) ............................................2,50 Euro Altbierbowle (0,3 l) ..........................................2,80 Euro Apfelsaft (0,2l ) .................................................2,30 Euro

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Das Münsterland GEHT BADEN Sommer, Sonne, Kaktus – auch in der Regenmetropole Münster gibt es im Hochsommer einige Tage, in denen man sich am liebsten in die Eistonne legen würde. Für den Spontanurlaub fehlt aber entweder die Zeit oder das Kleingeld, die Freibäder sind hoffnungslos überfüllt. Doch der Tag ist nicht verloren! Das Münsterland bietet nämlich zahlreiche Möglichkeiten, echtes Strandfeeling aufkommen zu lassen, ohne in den Flieger steigen zu müssen. MÜNSTER! zeigt, wo man in und rund um die Domstadt ins kühle Nass springen kann. ZUSAMMENGESTELLT VON: JAN AHLERS

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1. DORTMUND-EMS-KANAL Wohl den Klassiker unter allen Erho­ lungsgebieten stellt der DortmundEms-Kanal dar. Schon Oma und Opa wussten um den nahezu unbegrenz­ ten Platz auf wild wuchernden Gräsern, um dann von der Spundwand einen Sprung ins Wasser zu wagen. Von Ol­ fen bis Rheine und durch das komplette

Stadtgebiet zieht sich der künstliche Wasserweg durch das Münsterland. »Das Wasser ist mir zu dreckig« – auch diesen Satz hört man von hierzulande Aufgewachsenen nur selten. Denn seit Generationen ist Kanal­Regel Num­ mer Eins: Kanalwasser schadet nicht,

Schon der Name des Badesees lässt einen in fernen Welten schweben: Silbersee, Wilder Westen, Winnetou … Doch um den Silbersee II zu besichtigen, reicht be­ reits eine knapp halbstündige Fahrt auf der A43 in Richtung Dülmen/Haltern.

sondern reinigt den Magen! Selbst vo­ rüberziehende Schiffe stören das Ba­ devergnügen kaum. Mit Luftmatratze wird das Badevergnügen auf eine neue Ebene gehoben. Denn ein Davontrei­ ben ist auf dem stehenden Gewässer nahezu unmöglich.

2. SILBERSEE II

Entstanden 1924 bei der Gewinnung von Quarzsanden, ist heute nur noch der zweite von vier Seen für die Badenutzung zugelassen. Auf einem über 800 Meter langen Strand finden sich in der Hochsaison täglich bis zu 15.000 Gäste ein, die die Gebühr von 2 Euro gerne zahlen. Denn Platz ist auf gut 65.000 Quadratme­ tern Wasserfläche wahrlich genug! Tipp: Auch Windsurfer dürfen den See benutzen. Für Wanderer und Radfahrer empfiehlt sich der in einem Naturschutzgebiet befindliche Silbersee III, um wel­ chen ein Rundweg führt.

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Gaaanz vorsichtig: Der Steinfasser muss den Brillianten sehr behutsam in sein »Bett« setzen

MITTEN HERZ

Gut 200 Handgriffe sind notwendig, bis ein Trauring der Firma Niessing am großen Tag zum Symbol ewiger Treue wird. Doch ohne die Mischung aus modernster Technik und alter Handwerkstradition könnte ein Ring wie etwa der berühmte Niessing Spannring mit dem schwebenden Diamanten gar nicht entstehen. MÜNSTER! zu Besuch in der Vredener Manufaktur. TEXT: BERNADETTE WINTER

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evor ein Schmuckstück wie der Spannring seine endgültige Form erlangt, besteht er noch aus vielen kleinen Einzelteilchen, der Legierung. Jede hat ihre ganz eigene Rezeptur, je nach Farbwunsch des Kunden sind bis zu 40 verschiedene Gold- und Platinlegierungen möglich. Bei rund 1000 Grad werden sie eingeschmolzen und zu einem Barren gegossen. Zehn bis 15 Mal pro Tag ist die gängigste Legierung 750 Gold an der Reihe. »Wir informieren uns sehr genau über die Herkunft der Ware«, sagt Produktionsleiter Johannes Verwohlt beim Gang durch die »Goldschmiede XXXL« wie er die NiessingManufaktur in Vreden nennt.

In der Manufaktur in Vreden arbeiten Menschen teilweise schon in der dritten und vierten Generation

JEDER MILLIMETER IST KOSTBAR

»Wo es geht, verwenden wir Recycling-Material.« Eine computergesteuerte Drahterodiermaschine schneidet unter Starkstrom in einem Bad aus destilliertem Wasser den Ringrohling aus dem Goldbarren. Zwar fallen bei 0,18 Millimeter Schnittdicke nur wenige »Reste« an, aber auch hier ist Recycling des kostbaren Materials angesagt: Feinste Stückchen, die im Filter landen, werden ausgesiebt und später wieder verwendet. Nachdem der Rohling geschliffen, das Steinbett eingefräst und der Ring poliert oder mattiert und je nach Wunsch graviert wurde, kommt der spannende Moment: Die Einsetzung des Diamanten. Mit äußerster Vorsicht setzt ein Steinfasser den Brillanten ein und drückt ihn sanft in sein »Bett«. »Die Spannung des Rings, also der Druck auf den Stein, wird bei jedem Ring exakt vermessen und dokumentiert«, erklärt Verwohlt. 25 Kilopond halten den Edelstein an Ort und Stelle. Doch zu einem echten Niessing-Ring wird das Schmuckstück erst durch die Punzierung: der Firmenschriftzug, daneben ein Herz, durch das sich ein Pfeil bohrt. BAUHAUS-DESIGN FÜR ASIEN

Begonnen hat bei Niessing 1873 alles mit Devotionalien und Ringen für Nonnen und Priester. 1904 entwickelte Niessing den ersten fugenlosen Trauring, schon damals Zeichen für die Unendlichkeit der Liebe und Ehe. Mittlerweile kann wer sich traut zuhause auf dem Sofa mittels Trauring-Konfigurator in sechs Schritten den Ring für den ewigen Bund vorab zusammenstellen und mit ersten Ideen zum einem der zahlreichen Niessing-Partner oder einem der sieben NiessingShops in Deutschland gehen. Allein in Japan gibt es drei Niessing-Läden, einen in Südkorea. »Asien ist unser Wachstumsmarkt«, legt Sonja Kuhmann-Junge dar, die bei Niessing für die Kommunikation zuständig ist. Handwerk »made in Germany« habe in Asien einen sehr hohen Stellenwert, gerade das klare, ans Bauhaus angelehnte Design komme dort sehr gut an.

Der mit 250 Quadratmetern größte der deutschen Shops ist in Münster am Alten Fischmarkt beheimatet. Weiße Wände und Vitrinen, dezente Dekoration und erdige Farben bestimmten hier das Bild, die Niessing-Läden haben von Nagoya bis Stuttgart alle einen einheitlichen Look. Möglichst wenig soll von dem Hauptdarsteller Schmuck ablenken. Allen Geschäften gemeinsam ist eine Stampflehnwand, die in Münster den Bereich im hinteren Teil des Ladens markiert, in dem die Beratungen zu Trauringen stattfinden. »Der Lehm erdet uns und unsere Kunden, erinnert aber auch daran, dass das wertvolle Gold aus der Erde stammt«, erläutert Store-Managerin Kristin Garritzmann. Sie und ihre fünf Mitarbeiter beraten hier hauptsächlich heiratswillige Pärchen, Männer die zur Verlobung den Spannring als Geschenk kaufen oder einfach Münsteraner, die sich mit edlem J U L I / A U G U S T 2 015 ~

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Adel

VERPFLICHTET Schon der Name sagt eigentlich alles: Kaiserhof. Jahrzehntelang war das Hotel gegenüber dem Bahnhof Münsters erste Adresse. Bis es in den 1970er Jahren in einen Dornröschenschlaf fiel. Schon längst ist der Kaiserhof wieder erwacht und hat sich zu neuen Höhen empor geschwungen. Am 23. August feiert das Hotel seinen 120. Geburtstag. TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER

Ein Haus mit echter Hotel­Tradition: Der Kaiserhof gegenüber dem Hauptbahnhof in Münster

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it dem Kaiserhof verbindet eigentlich jeder Münsteraner etwas. Für die einen war es der Ort, an dem die Hochzeit stattfand, Gourmets schwören auf die sterneprämierte Küche, viele, gerade Damen, lieben den Spa-Bereich, wieder anderen klingelt noch das Lob der Tante in den Ohren, die über die Feiertage hier untergebracht war. Für die Studenten der 1950er-Jahre war eine Übernachtung im Kaiserhof das Synoym für beruflichen Erfolg. Wer mit dem Examen in der Hand die Stadt verließ, um sein Glück zu machen, sagte nicht selten: »Wenn ich zurückkomme, dann logiere ich im Kaiserhof.« Das Hotel war seit seiner Gründung 1895 lange Jahre der Inbegriff einer noblen Adresse. Ein Haus mit internationalem Ruf, welches in den 1960er Jahren sogar den saudiarabischen König beherbergte. Doch dann begann der Stern zu sinken, 1973 wurde sogar das Restaurant geschlossen, der Kaiserhof wurde als Hotel garni weitergeführt und bewirtete vor allem Gesellschaften. ANL AUFPUNKT FÜR PROMINENZ

Der große Umschwung kam mit der Übernahme der Geschäftsführung durch das Eigentümerehepaar Cremer (Foto S. 54). Peter Cremer, dessen Familie das Haus 1930 erworben hatte, erinnert sich: »Als wir die Leitung des Hotel am 1. Januar 1999 übernahmen, hatte der Kaiserhof schwere Zeiten erlebt. Aber wir wollten es wieder zum ersten Haus am Platz

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Anja und Kay Fenneberg führen das Hotel seit anderthalb Jahren mit großem Erfolg und noch größerer Begeisterung

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Christian Pander im Gespräch mit MÜNSTER!­Autor Joachim Schuth

EIN PREUSSE IM HERZEN Geärgert hat er sich. Mächtig sogar. »Ist doch schade, dass die Jungs im letzten Drittel der Saison wieder so eingebrochen sind«, bedauert Christian Pander (31) den verpassten Zweitliga­Aufstieg der Preußen. Seiner Preußen. Hier startete er selbst seine Profi­Karriere, in der er es inzwischen auf über 140 Bundesliga­Einsätze für Schalke 04 und Hannover 96 sowie zwei Länderspiele gebracht hat. Sein Herz aber hängt nach wie vor am Adler­Klub – und seiner Heimatstadt Münster.

TEXT: JOACHIM SCHUTH* | FOTO: MICHAEL LEMMERHIRT *stv. Sportchef BILD-NRW


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ir sitzen in seiner schicken, geräumigen Wohnung in Münsters Osten. Nichts erinnert hier daran, dass der schlanke Typ mit 5-Tage-Bart und rasiertem Haupthaar ein erfolgreicher Fußballer ist. Weder Fotos seiner Karriere an den Wänden, noch Trikots oder sonstige Poster. Alles schlicht, edel und modern. »Ich trenne Privates und Job sehr genau«, sagt Pander und strahlt dabei Freundin Camila an, »zu Hause muss sich wirklich nicht alles um Sport drehen.« Seit gut vier Jahren sind sie ein Paar. Die hübsche Amerikanerin mit dunklem Pferdeschwanz aus Portland/Oregon und der berühmte Kicker aus Gievenbeck. Von dem sie bei ihrem Kennenlernen allerdings nicht wusste, dass er Fußballer ist. Camila schildert Ihre Zufalls-Begegnung so: »Dass es mich überhaupt nach Münster verschlagen hat, liegt in erster Linie an meiner Mama. Vor einigen Jahren hat sie einen Niederländer kennengelernt, der hier stationiert war. Sie ist ihm gefolgt – und ich ihr. Aber erst nach meinem Highschool-Abschluss mit 16 Jahren. Da wollte ich ohnehin Auslands-Erfahrung sammeln und meine Deutsch-Kenntnisse vertiefen.« Die sind inzwischen nahezu perfekt, fast akzentfrei. Camila arbeitet heute als Fremdsprachen-Korrespondentin und studiert International Business Communication an der Fern-Uni. »So bin ich an keinen festen Ort gebunden und kann mit Christian da zusammen sein, wo er gerade unter Vertrag steht.« IMMER DIESES VERLETZUNGSPECH

Wo das künftig sein wird, ist unklar. Seit 2011 spielt der Linksverteidiger für 96, der Vertrag wurde aber nicht verlängert. Die letzte Saison stand für ihn unter keinem guten Stern. Einerseits Abstiegskampf bis zur letzten Sekunde, andererseits seine eigene

Verletzungsseuche. Immer wieder Knie-Probleme, nur acht Einsätze. Doch Pander hat gelernt, mit Rückschlägen zu leben. Von seinen insgesamt 13 Profi-Jahren fehlte er summiert knapp vier auf dem grünen Rasen. »Eine heftige Quote«, nimmt er es inzwischen mit Galgenhumor. Alles fing 2005 an. Im Trikot von Schalke 04. Pander erinnert sich genau an den sonnigen Samstag im April und das Pech-Spiel beim VfB Stuttgart. »Bei einem Zweikampf mit Andreas Hinkel hat sich mein Fuß unglücklich in dessen Hosenstoff verfangen. Wir kamen zu Fall und Hinkel ist mit voller Wucht auf meinem linken Knie gelandet. Da wurde mir schwarz vor Augen.« Diagnose: Totalschaden. Teilabrisse des Innen- sowie des hinteren Kreuzbandes, 18 Monate Zwangspause. Trotzdem verlängerten die Schalker in dieser schweren Zeit seinen Vertrag. Auch einer der Gründe, warum er – neben Preußen Münster – bis heute so sehr vom S04 schwärmt. Pander: »Ein außergewöhnlicher Klub mit außergewöhnlichen Fans. Ich mag einfach die Mentalität im Ruhrgebiet.« Am 5. November 2006 lief er schließlich erstmals wieder für Schalke auf – ausgerechnet beim 2:0 Heimerfolg über Bayern München. Wenn er nur daran denkt, bekommt er heute noch Gänsehaut: »Die Zuschauer haben mich mit einem wahren Beifallssturm empfangen. So etwas vergisst man nie!« Genauso wenig wie sein Startelf-Debüt für die Nationalmannschaft: Im August 2007 lief er im Wembley-Stadion von London gegen England auf. Pander gelang mit seiner linken Klebe aus gut 35 Metern der umjubelte 2:1-Siegtreffer. Erinnerungen und Erfolge, auf die er zu Recht stolz sein kann – und von denen er nur träumen konnte, als er mit 5 Jahren beim SC Nienberge mit dem Fußball begann. Pander: »Meine

Mutter besaß damals wie heute in Nienberge einen Getränkemarkt. Deshalb bin ich dort gelandet.« Danach ging‘s weiter zum 1. FC Gievenbeck. Ehe die Scouts von Preußen sein Talent erkannten und ihn mit 14 Lenzen an die Hammer Straße lockten. Der Sprung in den Senioren-Bereich aber gelang Christian Pander auf Schalke. Kurz vor seiner Volljährigkeit wechselte er nach Gelsenkirchen, kämpfte sich dort über die Amateure in den Profi-Kader. Insgesamt 10 Jahre in Königsblau. »Da erlebst Du alles, was Fußball mit sich bringt. Schalke ist der pure Wahnsinn!« MÜNSTER FÜR IMMER

Doch egal, ob er für den »Meister der Herzen« oder Hannover: Sein Hauptwohnsitz wird immer Münster bleiben. Davon ist er felsenfest überzeugt: »Hier sind meine Wurzeln, Freunde und Familie.« Und auch Söhnchen Luan. Der Fünfjährige stammt aus einer früheren Beziehung, hat ein inniges Verhältnis zu seinem Papa. Auch Lebensgefährtin Camila hat den kleinen Kerl auf Anhieb lieb gewonnen: »Ein pfiffiger Bursche. Wir kommen prima miteinander klar.« Jeden freien Tag düsen Christian und Camila deshalb aus Niedersachsens Landeshauptstadt an, um möglichst viel Zeit mit Luan zu verbringen. Obwohl seine sportliche Zukunft noch offen ist, suchen beide nach einem Eigenheim in Münsters Süden. »Ein oder zwei Jahre will ich noch auf hohem Niveau spielen. Ich denke auch, dass mein Körper das hergibt. Aber das Haus soll bereits eine Investition in mein Leben nach dem Fußball sein. Wir wollen in Münster alt werden.« Stellt sich nur die Frage: Warum zum Abschluss der Karriere nicht noch einmal Preußen? »Das wäre irgendwie zu gefährlich für mich. In Münster kann man schnell Heldenstatus erlangen – aber auch genauso rasch abstürzen. Wenn ich aus der Bundes- in die 3. Liga

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UNSERE PERFEKTEN SOMMER-WOCHENENDEN SAMSTAG, 4. JULI

10:00 Vainstream Rockfest

Das rockige Open Air-Festival am Hawerkamp: Das Vainstream Rockfest ist ein echtes Highlight des Festivalsommers. Mit dabei u. a. Sick of it all, Biohazard & die Donots. Los geht’s schon ab 10 Uhr. www.vainstream.com

14:00 »Münster verwöhnt …«

Die schönste Gastro-Meile der Region steht am Wochenende wieder auf dem Schlossplatz. Bei »Münster verwöhnt« bieten tolle Adressen einen kulinarischen Einblick in ihr Können. Dazu Musik und Illuminationen.

SAMSTAG, 11. JULI

13:00 Münster Mittendrin!

Endlich wieder Stadtfest – und was für eins: Das ganze Wochenende über tobt das Leben in Münsters Innenstadt. Highlights: die Konzerte auf dem Domplatz, u. a. mit Kool & the Gang. www.mittendrin.ms

11:00 Straßenkunst im Zoo

12:00 Raus an die Luft!

Am Wochenende toben wieder die Gaukler durch den Zoo: Bis 18 Uhr steigt das 5. Internationale Straßenkünstler-Festival im Zoo. Die 30 Acts werden sich wohl mehr als 10.000 Besucher anschauen.

Jede Menge zur Auswahl: Fahren Sie doch mal zum Beckumer Sommer, auf dem Domplatz lassen sich Oldtimer bei den Kiepenkerl Klassik bestaunen und im Kloster Bentlage (Rheine) lockt das Mittelalterliche Salinenfest.

www.zookuenstler.de

www.muensterland.de

In Burgsteinfurt wird heute der Marktplatz wieder zur großen Bühne. In der prachtvollen Kulisse darf zu Oldies und Partymusik kräftig abgefeiert werden. Die Oldie-Night findet schon zum 24. Mal statt. www.werbegemeinschaftburgsteinfurt.de

www.muenster-verwoehnt.de

SONNTAG, 5. JULI

19:00 Oldie-Night in Steinfurt

SONNTAG, 12. JULI

14:00 Kirmes in Havixbeck

Wem es in Münster zu trubelig ist, der kann ja auch mal nach Havixbeck düsen. Der Rahmen ist zwar etwas kleiner, aber das bunte Kirmestreiben im Ortskern ist gerade für Kinder natürlich ein Riesenspaß. www.havixbeck.de

18:00 Johannes Oerding Open Air

Heute brennt alles auf dem Domplatz – für Johannes Oerding! Bei Münster Mittendrin hat der Sänger seinen großen Open Air-Auftritt. Am besten früh da sein, Karten gibt’s im VVK oder auf dem Stadtfest selbst. Keine Abendkasse! (Foto: Mathias Bothor) www.mittendrin.ms

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UNSERE PERFEKTEN SOMMER-WOCHENENDEN SAMSTAG, 18. JULI

07:00 Nachtflohmarkt

Atmosphäre und Stimmung sind einfach einmalig: Der Sommernachtsflohmarkt an der Promenade lädt Freitag ab 20 Uhr Schnäppchenjäger ein. Wer einfach zur klönen will, ist auch willkommen. Die ganze Nacht über bis heute um 14 Uhr. www.flohmarkt-muenster.de

19:00 Münsters Weinfest

Eingebettet in die wunderbare Kulisse des Überwasserkirchplatzes steigt am Wochenende das Weinfest in Münster. Tolle Winzer, tolle Weine, tolle Stimmung in einer weißen Pagodenstadt. Und: Auch in Rhede gibt’s ein Weinfest. www.muenster-weinfest.de

SONNTAG, 19. JULI

21:00 Dülmener Sommer

Der Dülmener Sommer bietet bis Mitte August jede Menge Programm, Theater und Konzerte. Heute rockt auf der Open-Air-Bühne auf dem Marktplatz u. a. die Coverband Just Pink. Programm läuft bis zum 16. August. www.duelmener-sommer.de

14:00 Greven an die Ems! An Grevens sommerlichen Emsstrand übernehmen am Wochenende ab 11 Uhr Gaukler, Sänger und Zauberer das Zepter. Der Mittelaltermarkt ist ein Highlight von Greven an die Ems! Samstag bis 22 Uhr, heute bis 18 Uhr. www.greven-beach.de

SAMSTAG, 25. JULI

14:00 Polopicknick in Münster

17:00 Emsfestival in Rheine!

www.polopicknick.de

www.verkehrsverein-rheine.de

Willkommen beim 12. Polopicknick auf dem Hugerlandshof in Handorf: Die Atmosphäre ist toll, die Pferde schön, die Leute nett, der Sport spannend. Was kann man mehr von einem Sommertag erwarten?

SONNTAG, 26. JULI

12:00 Color Run in Münster

In Münsters Innenstadt geht es bunt zu. THE COLOR RUN behauptet von sich der bunteste, lustigste und verrückteste 5-Kilometer-Party-Lauf der Welt zu sein. Aber ziehen Sie bloß nicht Ihre besten Sachen an … www.thecolorrun.de

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In Rheine steigt über das Wochenende wieder eine Riesenparty: Auf der schwimmenden Emsbühne gibt’s jeden Tag tolle Open Air-Mucke. Dazu gibt’s natürlich jede Menge Rahmenprogramm

14:00 Kulinarisches im Westen

Im West-Münsterland wird’s am Wochenende kulinarisch: In Bocholt lockt das große Weinfest und der Borkener Marktplatz verwandelt sich in eine Schlemmermeile bei Borken a la carte. www.muensterland.de


JETZT DAS GROSSE ! N E L O H * O B A R E M M O S Exklusive Sommer-Prämie:

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Wenn’s um unsere Heimat geht. Unsere Sparkasse ist da. Für uns gehören regionale Erzeugnisse vom Wochenmarkt zum täglichen Leben. Da kommt erst einmal das auf den Tisch, was das Münsterland so hergibt. Und als waschechte Münsterländer sind wir schon immer bei der Sparkasse. Man kennt sich von klein an, wie wir hier gerne sagen. Die tun ’ne Menge für die Region, fördern mit dem verdienten Geld Projekte vor Ort. Heimat ist wichtig und da können wir uns auf unsere Sparkasse hier voll und ganz verlassen. www.sparkasse-muensterland-ost.de Wenn’s um Geld geht

Sparkasse Münsterland Ost


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