MÜNSTER! Nr. 41 November 2015

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O P T IK

HERBST ZUM WOHLFÜHLEN

100 E U R O IN GUTSCHE V IE H O F F

Balsam für die Seele: Wellness & gutes Essen

TRAUMHAUS AM WASSER

Das schöne Leben am Kanal

WOCHENMARKT www.muenster-magazin.com

Zeitreise zu Münsters alten Märkten

GRUSELIG

Auf Spuktour durch die Davert

3,30 EURO NR. 41 NOV. 2015


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~ NOVEMBER 2015

NIESSING MÜNSTER Alter Fischmarkt 8 niessing-muenster.de


Liebe Leserinnen und Leser, wie die Zeit rennt: Vor Kurzem haben wir noch die letzten Radtouren unternommen und teilweise wunderbare, fast spätsommerliche Tage genießen können, jetzt steht bald Weihnachten vor der Tür. Ende des Monats starten die Weihnachtsmärkte, vorher locken bereits Messen wie Zimt&Sterne oder die Winterträume auf Burg Hülshoff. Und natürlich finden Sie ganz viele Infos und Inspirationen zur Vorweihnachtszeit in dieser Ausgabe. Aber wir denken auch an alle, die sich dem weihnachtlichen Trubel noch nicht hingeben möchten. Stöbern Sie doch mal durch unseren umfangreichen Sauna-Führer für das Münsterland! Wir haben verschiedene Saunen für Sie getestet und zeigen Ihnen, was dort geboten wird. Und nehmen sie Ihr MÜNSTER!-Magazin ruhig mit in den Wellness-Tempel Ihrer Wahl – denn wie kann man schöner entspannen, als mit einer wunderbaren Lektüre auf einer gemütlichen Liege, wenn draußen der Regen prasselt? Wir wünschen Ihnen einen ruhigen, entspannten November und wie immer ganz viel Spaß in und mit MÜNSTER!

Neu in Münster: Roggenmarkt 13 (bei Ihr Christoph Wüllner CHEFREDAKTEUR

)

Montag bis Samstag 10 bis 19 Uhr www.raumundform.ms


EINLADUNG ZUR WEIHNACHTSAUSSTELLUNG Bald ist es schon so weit – Weihnachten 2015. Aus diesem Grund laden wir Sie herzlich zu unserer Weihnachtsausstellung ein. Lassen Sie sich von unseren Weihnachts- und Geschenkideen inspirieren und stimmen Sie sich mit uns auf eine fröhliche Weihnachtszeit ein. Wir freuen uns auf Sie.

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Landvergnügen Inhaberin Jutta Stein

Waldeyerstraße 78 48149 Münster Telefon 0251/4844594 Öffnungszeiten Di. – Fr. 9.30 – 13.00 Uhr 14.00 – 18.00 Uhr Sa. 9.30 – 13.00 Uhr Mo. geschlossen www.rosenduft-landvergnuegen.de

MÜNSTER PULS

04 MOMENTE DES MONATS

Wie der Sparkassen Münsterland Giro Amateure und Profis schwer begeisterte. Und wie Münsters Studenten in das Wintersemester starteten.

Floristik und Wohnkultur

Rosenduft

SCHIFFE IM WOHNZIMMER

06 MÜNSTERGEFLÜSTER

Was ist los in der Stadt und der Region? Was ist neu, was liegt an? Wir bringen Sie auf den aktuellen Stand. 28

ZAHLEN & FAKTEN

Kurioses und Wissenwertes aus der Welt der Zahlen. 68 TERMINE IM NOVEMBER Die besten Tipps für die

Herbstwochenenden

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UNSER ALTER MARKT

MÜNSTER LEBEN

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SCHIFFE IM WOHNZIMMER

Jeder kennt dieses tolle Haus, direkt am Dortmund-Ems-Kanal in Traumlage – wir waren für Sie drin.

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UNSER ALTER MARKT

Münsters Wochenmarkt ist eine echte Institution: Doch wie war das eigentlich früher?

37 MIT DURCHBLICK ZUM ERFOLG

Optik Viehoff schenkt MÜNSTER!-Lesern einen Gutschein für bis zu 100 Euro. 38

SELBST & STÄNDIG

Wie sich ein Ehepaar mittels Franchise den Traum von der Selbstständigkeit verwirklichte – und was Gründer heute bedenken sollten

46 DER RÜCKHALT

Wenn's drunter und drüber geht auf dem Platz, ist er die Ruhe selbst: Der neue Preußen- Torwart Niklas Lomb.


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W EIHNACHTSMARKT

MAL ANDERS

FIESE VIECHER

Ungebetene Gäste aus dem Kindergarten. 50 DER GROSSE MÜNSTER! SAUNA GUIDE

Im November steht Wellness hoch im Kurs. Wir haben Saunen im Münsterland für Sie getestet.

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GEISTERSTUNDE IN DER DAVERT

76 PERSÖNLICH

Münsters designierter Zoo- Direktor, Thomas Wilms.

Heiligabend

MÜNSTER GENUSS 20

GANZ GROSSE KÜCHE

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MEIN OPA, DER KIEPENKERL

Der Riesenbecker Thomas Bühner zählt zu den besten Köchen der Welt. Wir haben ihn besucht.

MÜNSTER!-Autor Jan Ahlers über seinen Großvater – einen der letzten Kiepenkerle.

30 WEIHNACHTSMARKT MAL ANDERS

60 SPIEL AUF ZEIT

Wie Sie sich am besten gegen Einbrecher schützen.

Jeder kennt sie, jeder liebt sie: Ende November starten die Weihnachtsmärkte in Münster. Wir blicken deshalb mal ins weitere Umland…

62 GEISTERSTUNDE IN DER DAVERT

34 VORFREUDE, ZIMT & STERNE

Wer auf der Suche nach November-Grusel ist, der sollte eine Herbstwanderung in der Davert unternehmen.

Bei drei Wintermessen im Münsterland kommen Sie Mitte November ganz schnell in Vorweihnachtsstimmung.

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LETZTE RUHE FÜR DEN BESTEN FREUND

49 Impressum 36 Abo-Service

Im November werden nicht nur die Verstorbenen betrauert, auf dem Tierfriedhof wird auch der Haustiere gedacht.

Genießen Sie ein weihnachtliches 5-Gang Menü und feiern Sie Heiligabend im Restaurant „Krautkrämer“. Pro Person 99,– € (inkl. begl. Weine) Pro Person 69,– € (exkl. begl. Weine)

1. und 2. Weihnachtsfeiertag Genießen Sie mittags (12 – 14 Uhr) oder abends (18.30 – 22 Uhr) neben unserem à la carte Angebot alternativ ein weihnachtliches Menü im Restaurant „Krautkrämer“.

Silvester Genießen Sie ein exklusives 6-Gang Menü und starten Sie mit Ihren Gästen in das neue Jahr 2016. Pro Person 159,– € (inkl. begl. Weine) Pro Person 209,– € (exkl. begl. Weine) Im Menüpreis ist der Champagnerempfang, Mitternachtsimbiss und Entertainment enthalten.

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Zum Hiltruper See 173 · 48165 Münster Telefon 0 25 01.80 50 info@krautkraemer.bestwestern.de www.krautkraemer.de


REKORD-GIRO Das war ein Giro! Nicht nur bestes Herbstwetter verwöhnte die Teilnehmer des 10. Sparkassen Münsterland Giro am Tag der Deutschen Einheit, mit 4602 Aktiven gab es auch einen neuen Teilnehmerrekord für die drei Jedermannrennen. Bei den Profis holte sich Weltmeister Tom Boonen nach 179,9 Kilometern zwischen Ibbenbüren und Tecklenburg den Sieg. Der 34-Jährige setzte sich an Münsters Schlossplatz im Massensprint vor seinem Landsmann Roy Jans sowie dem erst 23-jährigen Nikias Arndt durch. Der Sieger war ganz glücklich über die Schlussrunde über den Prinzipalmarkt: »Das war perfekt: technisch, schnell und richtig hart – und ich liebe Kopfsteinpflaster. Das war ein richtig schönes Rennen. Wenn es nach mir ginge, könnten wir jeden Tag in Deutschland fahren. Super Straßen und eine phantastische Organisation.« Von uns aus auch…

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NACHWUCHS FÜR DIE ALMA MATER 5151 junge Menschen begannen im Oktober ihr Studium an der WWU Münster. Die Alma Mater zeigte sich entsprechend gütig – und verwöhnte die Erstis bei der Begrüßungsfeier im H1 mit Musik und Theater. Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles: »Sie haben bisher alles richtig gemacht. Sie haben sich an der WWU beworben, waren gut genug und sind hier genommen worden – sie dürfen sich auf eine großartige Zeit freuen.« Oberbürgermeister Markus Lewe versprach, dass er alles tun werde, damit auch die diesjährigen Neulinge irgendwann sagen könnten: »Die Studienzeit in Münster war besonders schön.« Zur Zeit sind an der Uni Münster rund 42.600 Studenten eingeschrieben.

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Der Ausstellungstipp führt diesmal in den Süden der Region nach Hamm: Im Gustav-Lübke-Museum feierte eine große Sonderausstellung zu finnischer Kunst Deutschland-Premiere. 70 skandinavische Meisterwerke aus der Zeit um 1900 sind noch bis zum 20. März 2016 in »Sehnsucht Finnland« zu sehen. In Finnland sind die Gemälde aus der Epoche zwischen 1880 und 1920 so berühmt, dass sie dort als Nationalschatz gelten. Jetzt gingen sie geschlossen auf Reisen – eine absolute Ausnahme. »Wir sind stolz, diese bedeutende Kollektion bei uns zeigen zu können«, sagt Museumsdirektorin Dr. Friederike Daugelat. Die Bilder sind deshalb in Finnland so bedeutend, weil die Maler mit ihren Werken die dort aufkommende Nationalbewegung unterstützten. Durch die Ansichten von blauen Seen, hohen Himmeln und tiefen Wäldern gaben sie ihrer Heimat, die 700 Jahre unter schwedischer und 100 Jahre unter russischer Fremdherrschaft stand, erstmals ein Gesicht und damit eine eigene Identität. Infos: www.museum-hamm.de

MÜNSTER-QUIZ

Wie heißt der älteste münstersche Karnevalsverein?

Antwort: KG Freudenthal. Nachdem im der 17. Jahrhundert der alte Brauch en Fastnacht unter Strafe gestellt word rund war, tauchte das närrische Treiben er 200 Jahre später als Karneval wied auf. 1833 gründeten vermögende n Bürger mit dem »Comité« den erste in Karnevalsverein, der sich später Karnevalsgesellschaft Freudenthal ck umbenannte. Der Name geht zurü ndten auf ein Zitat des spanischen Gesa : »Ganz beim Friedenskongress von 1648 Münster ist ein Freudenthal.«

SEHNSUCHTSORT FINNLAND

Das Münster Quiz wurde von WilsbergSchöpfer Jürgen Kehrer ersonnen und ist erhältlich in MÜNSTER!-Onlineshop unter www.muenster-magazin. com (11,90 Euro, 103 Karten im Schmuckkästchen).

Positionen der zeitgenössischen Lackkunst Koreas 25. Oktober 2015 – 7. Februar 2016

Eine Einrichtung der BASF Coatings GmbH Find us on

Windthorststrasse 26 • 48143 Münster • Telefon ( 0251 ) 41851 - 0 • www.museum-fuer-lackkunst.de


ZURÜCKGEBLÄTTERT! Die Bildergeschichten von MÜNSTER!-Autor Henning Stoffers erfreuen sich auch im Netz großer Beliebtheit: In einem neuen Buch »Münster zurückgeblättert« hat er nun zehn Bildgeschichten zusammengefasst – angefangen am Zoo, über die Türmer und die Hammer Straße bis zum Kuhviertel. Eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit Münsters… Henning Stoffers: Münster zurückgeblättert, 96 Seiten, münstermitte medienverlag, 12,95 Euro ISBN: 978-3943557-34-3

KOMMT ENDLICH DIE SKYBAR? Die elfte Etage des Stadthauses ist bei Insidern äußerst beliebt: Als Kantine mit dem schönsten Blick über die Stadt (Foto) und bis weit, weit ins Umland. Leider aber nur bis mittags, abends bleibt die Plattform Gästen verschlossen. Da das Stadthaus ab Ende 2016 ohnehin umfangreich saniert werden soll, soll ein Gutachten jetzt klären, ob und wie diese Kantine als Skybar nutzbar ist, z.B. auch im privaten Betrieb. Ein Knackpunkt bisher ist der Zugang über die Aufzüge. Die Studie soll im Dezember vorliegen. Wir sind gespannt…

0% Finanzierung 19.10.-26.12.2015

LIVE. LIKE NO ONE ELSE. BeoLink Multiroom vereint all Ihre Bang & Olufsen Produkte in nur einem drahtlosen System - für mehr Freiheit in Ihrem Zuhause. Hören Sie in verschiedenen Räumen unterschiedliche Musik oder lassen Sie einen Titel im ganzen Haus erklingen. Mit nur einer Berührung können Sie ein Bang & Olufsen Produkt zuschalten oder den Musikstream ganz bequem über Ihr Mobiltelefon steuern.

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SCHIFFE IM WO H N Z I M M E R

rfer Straße Kanal und Warendo n vo le el st itt hn Sc An der er kennt. st jeder Münsteran fa s da s, au H n ei t steh rahlend »Geisterhaus« ein st en er üh fr m de s au Dass tivität der r gebündelten Krea de an gt lie e, rd wu weißes n, die dort d Norbert Stratman un t gi ar M en kt te Archi d ein ern und einem Hun mit ihren drei Kind en. neues Zuhause fand TE XT & FO TO S: AL D UL RI KE M EY W

KAUM VORSTELLBAR , dass das moderne Gebäude mit seiner geschmackvollen Kubatur einst von den Nachbarn als »Geisterhaus« bezeichnet wurde. Mit dem Büroanbau erweiterten Stratmanns ihr Haus für Wohnen und Arbeiten unter einem Dach

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DEN BLICK AUF DEN KANAL genießt die Familie vor allem in den Abendstunden, wenn das Kanal-Teilstück besonders illuminiert ist. Die beste Aussicht hat man vom Wohnzimmer und der darüber liegenden Dachterrasse

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wölf Jahre ist es her, dass Margit und Norbert auf eine Anzeige in der Zeitung stießen, in der ein Haus am Kanal angepriesen wurde. Zuvor hatten sie sich lange Zeit verschiedene Häuser zum Kauf angesehen. »Wichtig war uns immer, dass sich unsere Bürobereiche gut in unser Wohnhaus integrieren ließen«. Auf Münster waren sie dabei zunächst nicht festgelegt. Es hätte auch ein Haus im Umland sein können. »Zwischendurch dachten wir mal an so ein typisch westfälisches Langhaus, bei dem man das Büro gut auf einer Seite des Hauses unterbringen könnte, während man auf der anderen Seite wohnt.« Münsters Stadtgebiet war allerdings auf der Favoritenliste ganz vorn und so liefen sie an einem Wochenende zusammen mit vielen anderen Interessenten durch das dunkle, fast baufällige Gebäude am Kanal, das bei den Nachbarn als »das Geisterhaus« bekannt war. Schuld daran war die düstere Erscheinung mit verwittertem, dunkelgrauem Putz, braunen Fenstern und dunkelgrünen Fensterläden. IDEEN FÜR DAS GEISTERHAUS

»Doch Margit und ich hatten direkt eine Vorstellung, was wir aus diesem Haus machen könnten«, erzählt Norbert Stratmann. Vorher galt es aber die anderen Interessenten abzuhängen. »Wir gingen an einem der Tage nach der Besichtigung nochmal zum Haus, um grobe Maße und die örtliche

Stimmung aufzunehmen. Auf der Straße kam uns zufällig der frühere Eigentümer entgegen und wir unterhielten uns angeregt. Zum Ende des Gesprächs meinte er nur: ›Wenn Sie wollen, dann haben Sie das Haus.‹ Das war’s schon.« Bereits bei der Besichtigung war dem Architektenpaar aufgefallen, dass das Haus aus der Baulinie der Nachbarhäuser zurückspringt. »Da war noch Luft nach vorn für einen Anbau«. Dieser besteht aus einem zweigeschossigen, weiß verputzten Kubus und wird von Norbert mit seinen Mitarbeitern für sein Sachverständigen- und Architekturbüro genutzt. Er dient zudem als Puffer zur vielbefahrenen Warendorfer Straße, zu der er sich geschlossen zeigt. Dafür sind die Offenheit und Ausblicke auf die Kanalseite umso mehr zu genießen. BLICK AUF DEN KANAL

Den besten Blick aufs Wasser hat man allerdings aus dem nach Norden angebauten Wohnzimmer und der darüberliegenden Dachterrasse. Betritt man das Haus, blickt man durch eine raumhohe Verglasung durch Margits Büro hindurch direkt aufs Wasser. Geht man ein paar Schritte weiter ins Essund Wohnzimmer, hat man das Gefühl, auf der Kommandobrücke eines Schiffes zu stehen. Nur durch Schiebevorhänge unterteilt, reicht der Blick weit über die Wasserfläche bis hin

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UNSER ALTER MARKT TEXT & FOTOS: HENNING STOFFERS

Was wäre Münster ? Sich im ohne Wochenmarkt s inspirieren lassen Schatten des Dom nde und Bekannte und einkaufen, Freu fach gesehen werden, ein treffen, sehen und r hnuppern. Und unse die Atmosphäre sc voller e reiche Geschichte ein gt bir kt ar nm he Woc n Sie, eimnisse. Oder wisse Anekdoten und Geh ang haus keinen Bogeng warum das Stadtwein peltiewen hat oder was die Ap en im Winter unter ihr Röcken hatten?

DER WOCHENMARKT IM WANDEL DER ZEITEN Hier in den 1950er Jahren. Der Wochenmarkt auf dem Domplatz war bis vor 100 Jahren jedoch nur einer von vielen. Am Prinzipalmarkt herrschte bis zum Bau der Straßenbahn z.B. noch reges Markttreiben

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eit mehr als 1000 Jahren herrscht in Münster reges Markttreiben. Alte Straßenbezeichnungen erinnern daran: Prinzipalmarkt, Alter Fischmarkt, Roggenmarkt und Kalkmarkt. Die früheste bekannte Marktordnung stammt aus dem Jahre 1682. Danach ist ein Handel vor den Stadttoren nicht gestattet. Man wollte alles unter Kontrolle haben. Für die verschiedenen Warengattungen mussten die zugewiesenen Marktplätze genutzt werden: für Fisch der (Alte) Fischmarkt, für Getreide der Roggenmarkt und für Gemüse und Obst der Prinzipalmarkt (zwischen Lambertikirchhof und Stadtwaage am Stadtweinhaus). Zentraler Punkt zwischen den Märkten war die Lambertikirche als Münsters Marktkirche. An der Stelle vor dem Stadtweinhaus gibt es keine Bogengänge. Dies hat einen einfachen Grund. Damit die Pferdefuhrwerke im Bereich der Waage besser rangieren konnten, unterblieb dort eine Bebauung.

Nicht in der Verordnung erwähnt ist der Kalkmarkt an der Jüdefelderstraße/Münzstraße. Woher der Name stammt, ist nicht bekannt. Möglicherweise stand hier früher einmal ein Kalkofen. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden an dieser Stelle Viehmärkte statt, die dann später für einige Jahre auf den Neuplatz – heute Schlossplatz – verlegt wurden. KEIN DURCHKOMMEN UNTER DEN BÖGEN

Der Prinzipalmarkt war für das Marktgeschehen besonders attraktiv. Allein durch seine Breite bot er sich für einen größeren Publikumsandrang hervorragend an. Für die Händler und Bauern waren die Bogengänge geradezu ideal, konnten sie doch hier ihre Waren trocken lagern und sich selbst vor Wind und Regen schützen. An den Hauptmarkttagen Mittwoch und Samstag, wenn zusätzlich die Händler und Bauern kamen, gab es unter den Arkaden für die Bürger kein Durchkommen mehr. Dass sie die Straße nutzen mussten, war kein Problem, denn es gab so gut wie keinen gefährlichen Straßenverkehr. Die Marktfrauen wurden Appeltiewen genannt. Das Wort lässt sich ableiten von Appel wie Apfel und Tiewe wie bissige Hündin. Diese Frauen waren »nicht auf den Mund gefallen«, so erklärt sich der Begriff. Sommers wie winters saßen sie neben N O V E M B E R 20 1 5  ~

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THOMAS BÜHNER (53) vor seinem la vie in Osnabrück. Der Riesenbecker gilt inzwischen als einer der besten Köche weltweit. Gerade erst wurde er vom Aral Schlemmer-Atlas zum zweiten Mal nach 2004 als Spitzenkoch des Jahres ausgezeichnet

GANZ GROSSE KÜCHE

Als das renommierte britische Magazin four seine Liste der zehn besten Köche der Welt veröffentlichte, war auch ein Münsterländer darunter: Thomas Bühner. Der Riesenbecker ist Chef des Osnabrücker Gourmet-Tempels la vie, der in der Feinschmeckerszene einen Ruf wie Donnerhall genießt. Ein Besuch. TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER

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ie Kulisse ist eindrucksvoll. Mitten in der Osnabrücker Altstadt liegt das la vie in einer klassizistischen Villa. Im Eingangsbereich wartet eine edle Sitzgruppe, Glas und gesetzte Töne beherrschen den Raum – Thomas Bühners Reich, auch wenn das la Vie nicht ihm gehört, sondern er »nur« als Geschäftsführer wirkt. Ob er nicht den Traum habe, sich einmal selbstständig zu machen? Er grübelt: »Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es ist großartig so wie es ist.« Zeit dafür hätte er ohnehin nicht. Wenn er nicht im la vie vor Ort ist, jettet er durch halb Europa. Diese Woche geht’s erst nach Amsterdam, dann nach Berlin, später nach Frankfurt, wo eine Auszeichnung des Aral Schlemmer-Atlas' entgegennimmt als »Spitzenkoch des Jahres«, dann selbst bei einer Gala kochen und nochmal nach Amsterdam, wo er in der Jury eines Wettbewerbs sitzt. »In den Niederlanden bin ich wohl der bekannteste deutsche Koch, wir haben hier entsprechend viele holländische Gäste, was sicher auch der Nähe zur Grenze geschuldet ist.« 35 Gäste haben jeden Abend Platz und lassen sich vom 32-köpfigen Team auf das Exklusivste betreuen und natürlich bekochen. Dass der 53-jährige Westfale mal einer besten Köche der Welt werden würde, hat sich zwar nicht angedeutet. Aber gut, das wollte er immer werden. »Ich habe geschwankt zwischen Bäcker und Koch, habe meinen Eltern aber immer gesagt: Wenn ich Koch werde, dann will auch ein richtig guter werden.« Seine Ausbildung absolvierte Bühner im Schweizer Haus in Paderborn. Es folgten Stationen bei Günter Scherrer im Düsseldorfer Hilton, im Landhaus Scherrer in Hamburg sowie im Restaurant Grand Cru in Lippstadt und dem Restaurant Jörg Müller in Westerland auf Sylt. 1989 ging Bühner schließlich als Chef de Partie zu Harald Wohlfahrt

TEAMARBEIT Insgesamt 32 Mitabeiter kümmern sich im la vie um alles, was die Gäste glücklich macht – vom Service bis zur Küche. Besondere Unterstützung erfährt Bühner Thayarni Kanagaratnam, die Restaurantleiterin

in die Schwarzwaldstube nach Baiersbronn. Beste Voraussetzungen, um 1991 die Position des Küchenchefs im Restaurant La Table in Dortmund zu übernehmen. Fünf Jahre später wurde er dort mit dem ersten Michelin Stern ausgezeichnet, 1998 folgte der zweite. Der Gault Millau kürte Bühner 2001 zum »Aufsteiger des Jahres« und nur fünf Jahre später zum »Koch des Jahres«. Seit April 2006 leitet Thomas Bühner gemeinsam mit Restaurantleiterin

Thayarni Kanagaratnam das Restaurant la vie in Osnabrück. Das Restaurant ist mit 19 Punkten im Gault Millau und drei Michelin Sternen sowie Höchstnoten in allen anderen deutschen Restaurantführern ausgezeichnet. Und trotz allem hat Bühner seine westfälische Bodenständigkeit nicht verloren. »Ich liebe es in Münster über den Wochenmarkt zu gehen, der ist viel N O V E M B E R 20 1 5  ~

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Weihnachtsmark t mal anders…

Münsters Weihnachtsmärkte gehören zu den schönsten in Deutschland – das weiß man nicht nur im Münsterland. Ab dem 23. November locken Lambertimarkt & Co wieder rund eine Million Besucher an (alle Infos: www.stadt-muenster.de/weihnachtsmarkt). Wir wollen deshalb in diesem Jahr mal etwas in die Umgebung schweifen, denn auch andere Städte haben schöne Märkte…

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HISTORISCHER WEIHNACHTSMARKT OSNABRÜCK Seit Jahren zählt er zu den schönsten im Norden und ist inzwischen auch deutschlandweit und international ein beliebtes Reiseziel: Der Osnabrücker Weihnachtsmarkt vor der historischen Kulisse von Rathaus, Marienkirche und Dom sowie der Johanniskirche. Beliebte Treffpunkte sind die größte Weihnachtsspieldose der Welt, mit den lebensgroßen Figuren der Heiligen Familie, ein über sechs Meter großer, voll funktionstüchtiger Nussknacker und das historische Karussell vor dem Rathaus. 100 Holzbuden mit Kunstgewerbe, Spielzeug und Kulinarik laden zum Bummeln auf dem Weihnachtsmarkt ein. Darunter befindet sich die Wechselstube Stadt Land Lust, in der man im Wechsel der Anbieter die unterschiedlichsten Geschenke made in Osnabrück und dem Osnabrücker Land findet. Unvergesslich bleibt der Blick

auf die zauberhaft beleuchtete Innenstadt nach dem Aufstieg auf den Marienkirchturm am Markt. Die verschiedenen Kirchen der Innenstadt öffnen ihre Türen für Angebote zum Abtauchen, Lauschen oder Mitsingen. Das Kinderprogramm mit Märchen, Nikolaus, Tanzen und dem jonglierenden Weihnachtselch sorgt für Abwechslung bei den Kleinen. Um einen entspannten Weihnachtsbummel kümmern sich die Einzelhändler mit verlängerten Öffnungszeiten bis 20 Uhr an allen Adventssamstagen (am 5. Dezember sogar bis 22 Uhr). Tipp: Poffertjes und ein Osnabrücker Käsegriller! 25. November bis 22. Dezember 12 bis 21 Uhr www.osnabrueck.de/weihnachtsmarkt

BESCHAULICHE ATMOSPHÄRE IN ALTENBERGE

Zum ersten Adventswochenende zeigt sich das Hügeldorf weihnachtlich und lockt an zwei Tagen zum Besuch des stimmungsvollen Nikolausmarktes. Viele bunte Stände, Live-Musik und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm machen den Besuch lohnenswert. Höhepunkt ist auch in diesem Jahr am Samstagabend der Besuch vom Nikolaus, der

eindrucksvoll mit Pferd und Kutsche auf dem festlich geschmückten Marktplatz Einzug hält. Mit Unterstützung von Knecht Ruprecht dürfen sich die Kinder auf kleine Geschenke freuen. Samstag 28.11. 15 bis 22 Uhr Sonntag 29.11. 11 bis 19 Uhr www.werbegemeinschaft-altenberge.de N O V E M B E R 20 1 5  ~

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MUTIG Anne Theres und Sebastian Wildner vor ihrem neuen Geschäft, dem BoConcept-Store am Roggenmarkt. Der Laden läuft gut, doch trotzdem erfordert so ein Sprung in die Selbstständigkeit immer viel Mut

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SELBST & STÄNDIG Die Selbstständigkeit ist für viele Menschen ein Traum. Endlich nicht mehr mit dem Chef herumärgern, endlich nicht mehr für andere arbeiten, sondern für sich selbst, sein eigener Herr sein. Den meisten fehlt dann doch der Mut, anderen zweifeln an ihren Konzepten oder Ideen. Doch genau dafür gibt es Franchise-Konzepte, etwa das des dänischen Designmöbel-Herstellers BoConcept, das Sebastian Wildner jetzt seit März am Roggenmarkt mit Leben füllt. TEXT & FOTOS: CHRISTOPH WÜLLNER

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ch wusste erst gar nicht, das BoConcept ein Franchise-Konzept ist«, sagt Wildner, der sich in seinem Studium in Münster ohnehin schon mit diesem Handelskonzept beschäftigte. Kurz gesagt geht es darum, dass Unternehmen ihre Produkte und Konzepte mit selbstständigen Handelspartnern

umsetzen. Diese profitieren z. B. von der Erfahrungen und der Markenbekanntheit, umgekehrt fallen oft Gebühren für den Franchisenehmer an. »Nicht so bei BoConcept«, erklärt Wildner. Es fällt keine monatliche Gebühr oder ähnliches an, er muss lediglich seine Möbel über BoConcept beziehen. »Das ist schon ein Riesenvorteil, denn so werden

BEWÄHRTES KONZEPT Der Charme des FranchiseKonzepts liegt darin, das Rad nicht immer neu erfinden zu müssen: Gründer können auf Erfahrungen, bewährte Erfolgsrezepte und Hilfen, z.B. bei der Neueinrichtung eines Stores, zurückgreifen

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BREITE SCHULTERN Ähnlich wie Vorgänger Daniel Masuch sieht man Niklas Lomb an, dass er gut im Training ist. Anders kann sich ein Torwart heutzutage im Fünfmeterraum aber wohl auch keinen Respekt mehr verschaffen...

RHEINISCHER RÜCKHALT Fliegen ist seine Leidenschaft. Von der linken in die rechte Ecke – oder umgekehrt. Ansonsten aber steht Niklas Lomb (22) mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Der junge Torhüter unserer Preußen hat ein klares Ziel vor Augen. Über Münster in die Bundesliga. Hochgesteckt, aber nicht unerreichbar. »Man muss nur fest daran glauben und hart dafür arbeiten. Dann kann's klappen«, glaubt die Leihgabe von Bayer Leverkusen. Der Adlerklub ist für Lomb auf diesem ehrgeizigen Weg voraussichtlich nur eine Zwischenstation. Sein Vertrag läuft lediglich bis Sommer 2016. Noch völlig offen, wie und wo es dann für ihn weiter geht. Am liebsten jedoch aufwärts. Auch die Preußen bleiben dabei eine Option. Vor allem natürlich, wenn's tatsächlich mit dem Aufstieg in die 2. Liga klappen sollte … TEXT: JOACHIM SCHUTH (stv. Sportchef BILD-NRW) FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

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Schon sein Fahrzeug fällt auf dem Parkplatz von Münsters Drittliga-Kickern auf. Nicht protzig, aber schneeweiß. Ein schnittiges Mercedes Coupé mit Stuttgarter Kennzeichen. Dabei hat der gebürtige Kölner eigentlich gar keine Beziehung zur Schwaben-Metropole. Lomb klärt auf: »Jeder Profi aus der Bundesliga kann sich bei Mercedes Benz in Stuttgart ein Auto zu günstigeren Konditionen leasen. Da ich ja offiziell dem Leverkusener Erstliga-Kader angehöre, hab' ich diese Möglichkeit genutzt.« WURZELN IN KÖLN

Seine Fußballer-Laufbahn startete er allerdings nicht beim Werksklub, sondern beim SC Köln-West. Erst mit knapp 15 Jahren kam die Anfrage von Bayer. Eine Chance, die sich Lomb nicht entgehen lassen konnte. Der ehrgeizige Teenager wechselte die Rheinseite und schlug in Leverkusen gleich groß ein. Bereits im zweiten Jahr wurde er mit Bayers Nachwuchs Deutscher Vizemeister. Nach seiner Jugendzeit wechselte er zunächst in die Regionalliga zur U23, trainierte aber immer mit den Profis. Gemeinsam mit Keeper-Kollege Bernd Leno (23), der unlängst von Bundestrainer Joachim Löw (55) gegen Irland (0:1) in den Kader der Deutschen Nationalmannschaft berufen wurde. Lomb: »Ich habe mich stets gut mit Bernd verstanden, kam aber nicht an ihm vorbei. Trotzdem hat mir die Zusammenarbeit viel gebracht.« Im Winter 2014/2015 ließ sich Niklas Lomb zum ersten Mal ausleihen – an Preußens Drittliga-Rivalen Hallescher FC. Sein Debüt für die Ostdeutschen gegen den MSV – gaaanz unglücklich. Nach nur 180 Sekunden sah er wegen Notbremse an Duisburgs Steffen Bohl die Rote Karte. Sein erster und bislang einziger Platzverweis. Lomb: »Als Torhüter bis du immer gefährdet. Jeder Fehlgriff kann für dich Rot bedeuten.«

Nach seiner Sperre kam er noch zu zwölf Einsätzen für Halle. Doch als er im Sommer das Angebot aus Münster erhielt, brauchte Niklas nicht lange zu überlegen. »Mir hat's auch in Halle gefallen. Münster aber ist eine ganz besondere Adresse. Ein Traditionsklub mit gutem Ruf und ehrgeizigen Zielen. Das passt gut zu mir.« HEIMATNÄHE

Ein weiterer Grund: Die Nähe zu seiner Heimat. Denn Lomb ist ein ausgesprochener Familienmensch. »Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinen Eltern und zu meiner Schwester«, sagt er, »ihre Unterstützung ist mir total wichtig.« Deshalb überlegt er sogar, sich vielleicht ein Tattoo mit ihren Initialen stechen zu lassen. Es wäre sein erstes. Ein schmückendes Hautbild mit tieferer Bedeutung. Noch aber hat er sich dazu nicht durchringen können. Lomb: »Diese Idee reift gerade erst in mir …« Sport begeistert sind bei ihm daheim alle. Papa Achim war früher selbst Handball-Torwart in der 3. Liga. »Es war eigentlich mehr drin«, erzählt sein Sohnemann grinsend, »aber ihm fehlte letztlich der nötige Ehrgeiz für höhere Ligen.« Mama Sybille schaffte es dagegen mit scharfer Klinge bis auf's Treppchen. Sie stammt aus der FechterHochburg Tauberbischofsheim, wurde Zweite bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Und Schwester Rebecca

FAMILIENBANDE Zu seiner Familie, vor allem zu Schwester Rebecca, pflegt Niklas Lomb immer noch ein inniges Verhältnis

(24)? Hat ein ganz großes Herz für den Fußball. Niklas: »Sie ist eingefleischter FC-Fan, kommt aber auch häufig zu meinen Spielen.« Wenn's ihre Zeit zulässt. Schließlich interessiert sich die junge Dame nicht nur privat für »harte Jungs«, sondern auch beruflich. Rebecca macht ein Duales Studium zur Justizvollzugsbeamtin. Den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie dabei in der JVA Köln, wo jede Menge schwerer Knackis einsitzen. An freien Tagen düst Preußens Nummer 1 regelmäßig nach Hause. Um die Familie und alte Freunde zu treffen. »Einfach nur mit ihnen etwas abhängen. Dabei kann ich am besten abschalten.« Was allerdings nicht heißt, dass N O V E M B E R 20 1 5  ~

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DER GROSSE MÜNSTER!

SAUNA GUIDE TEXT: BERNADETTE WINTER

DAS HIGHLIGHT IM AQUARIUS IN BORKEN: Die Panorama-Sauna mit Blick auf die gepflegte Gartenanlage bei 70 Grad

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as gibt es Schöneres, als im Herbst und Winter in der Sauna zu schwitzen? Runterkommen, abschalten, den Alltag vergessen, auf das prasselnde Feuer im Ofen starren und sich dabei einfach nur entspannen … Danach stellt man sich am besten unter die eiskalte Dusche. Ob bei sanften

45 oder heftigen 100 Grad, der Körper dankt es mit einem gestärkten Immunsystem für die Grippezeit. Wer sich dazu entschließt, sich einen Tag Auszeit zu gönnen, wird im Münsterland schnell fündig. Wir haben eine große Auswahl der schönsten Saunen und Bäder für die kalte Jahreszeit zusammengestellt.

AQUARIUS BORKEN Entfernung (zu Münster-Zentrum): rund 60 Kilometer Öffnungszeiten: Montag-Freitag: 9-22 Uhr Samstag, Sonn- und Feiertag: 9-21 Uhr

sorgen für das leibliche Wohl. Ob Kefir oder kleine Snacks, im finnischen Holzhäuschen oder im anliegenden Zelt mit Heizstrahlern und Blick auf den Naturbadeteich schmeckt es gleich doppelt so gut. Im Winter wird die Gastronomie komplett nach Innen verlegt.

DIE SAUNA: Finnisches Ambiente wird im Aquarius groß geschrieben. Die vier Außensaunen sind Blockhäuser aus KeloHolz, in der finnischen Sauna im Innenbereich können 25 Gäste bei 80 Grad schwitzen.

BESONDERS GEEIGNET FÜR: Hier ist für jeden was dabei. Eltern können mit den Kids die Riesenrutsche »Black Hole« testen oder im Außenbecken planschen. Sportler werden im 25-Meter-Becken glücklich. Wer es ruhiger mag, zieht sich in den 8000 Quadratmeter großen Saunagarten zurück. Die Anlage überzeugt mit ihrem schönen Außenbereich, dem günstigen Essen und Trinken sowie den finnischen Saunen.

BEWIRTUNG: Das Bistro Nautilus und das Ravintola Silencium

Parkstraße 20, 46325 Borken, www.aquarius-borken.de

Eintritt: 3 Stunden: 16,70 Euro, Tageskarte: 20 Euro (Eintritt ins Bad inbegriffen), Zutritt zur Sauna ab 16 Jahren

INSELBAD BAHIA BOCHOLT Entfernung: rund 80 Kilometer Öffnungszeiten: Montag-Samstag: 10-22 Uhr, Freitag: 10-23 Uhr Sonn- und Feiertag: 9-21 Uhr Eintritt: 3 Stunden: 17 Euro, Tageskarte: 22,30 Euro (Eintritt ins Bad inbegriffen) DIE SAUNA: Mediterranes Flair mit bunten Fliesen und orien-

BESONDERS GEEIGNET FÜR: Gestresste. Wer im Bahia einen Tag verbringt, kann runterfahren und die Seele baumeln lassen. Der weitläufige Garten, die Saunen und die Ruhebereiche (z.B. maurisches Kaminzimmer) lassen einen den Alltag vergessen. Highlight ist neben der Baumhaus-Sauna die Maa®-Erdsauna, das muss man gesehen und vor allem gefühlt haben.

Hemdener Weg 169, 46399 Bocholt, www.bahia.de

talischer Dekoration versprüht vor allem der rund 1000 Quadratmeter große Innenbereich des Bahia. Mit Sanarium, der Aufguss-, Rosen- und der Sternenhimmel-Sauna stehen verschiedene Temperaturen zur Verfügung. Draußen begeistert vor allem die Baumhaus-Sauna. Hier ist Schwitzen in fünf Metern Höhe angesagt.

BEWIRTUNG: Ob Salatteller oder Rumpsteak, im Sansibar und im Baloa herrscht die Qual der Wahl. Während sich die Gäste im Bad selbst bedienen, können die Besucher des Saunabereichs auf der bequemen Sitzecke mit Kamin auf ihr Essen warten.

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TREFFEN DER GENERATIONEN Wie hältst Du's mit der Tradition? Der münsterländischen Gretchenfrage gehen MÜNSTER!-Autor Jan Ahlers und sein Großvater im Zwiegespräch nach

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MEIN OPA, DER KIEPENKERL Früher gehörten die Kiepenkerle zum Bild des Münsterlands wie heute die Leeze. Diese Zeiten sind lange vorbei, das Denkmal im Kiepenkerlviertel ist noch die augenfälligste Erinnerung. Aber: Vereinzelt gibt es sie noch, die alten Kiepenkerle. Wie ist das, wenn münsterländische Tradition und Moderne so aufeinanderprallen? Lassen wir MÜNSTER!-Autor Jan Ahlers berichten. Er kennt nicht nur einen der letzten waschechten Kiepenkerle, in seinen Adern fließt sogar sein Blut. Sein Opa ist Kiepenkerl.

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TEXT: JAN AHLERS  |  FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

rifft man sie heute bringen Sie keine Eier oder Ge- meiner Zeit, ich wuchs mit ihm als fröhlichem Geschichtenflügel mehr, sondern faszinieren eher als heitere erzähler auf. Und seitdem trifft man Opa Bennad, wie er in Geschichtenerzähler aus mal mehr, mal weniger der Familie meist genannt wird, immer wieder in originalge»guten alten Zeiten«. Das ist bei meinem Opa nicht treuer Tracht an. Auch ich kenne ihn natürlich gut in diesen anders. Er ist einer der letzten Kiepenkerle, irgendwann eigentümlichen Klamotten. wird diese Tradition wohl ausgestorben sein. Blickt man sich allerdings in der Wohnung meines Opas um, deutet auch Die Kiepenkerle waren früher auch immer Herolde, die die nicht viel darauf hin, dass sich hier ein Kiepenkerl verbirgt. neuesten Nachrichten von Dorf zu Dorf trugen. Heute ist genau das ihre HauptfunkEinen Fernseher, einen Kamin, tion, das Erzählen. Er kann und ein Sofa und einige Stühle fintut es gern auf Plattdeutsch. det man neben einem großen »UND EINER SAGTE MIR IMMER Er gehört einer Generation Bücherregal in der Stube. Alles WIEDER: BERNHARD, DU MUSST an, für die das selbstverständist sauber und aufgeräumt, nur liche Umgangssprache war. ein Telefonbuch liegt auf dem MAL DIE KIEPE ANZIEHEN!« Ich verstehe höchstens noch Boden herum. Das räumt er gar die Hälfte. Fokussiert hat Opa nicht mehr weg, er benutzt es schließlich fast jeden Tag. Den meisten meiner Altersgenos- sich auf Kabarettstücke und Gedichte seines Idols Otto sen müsste wohl eher erklärt werden, wie ein Telefonbuch Reutter: »Er ist schon 80 Jahre tot, bleibt aber für mich der Star des deutschen Kabarett«, sagt Bennad, der in seinem überhaupt funktioniert… Repertoire knapp 100 verschiedene Stücke Reuters aufweisen kann. Die Mühen eines Kiepenkerls vergangener JahrAUF DEM MÜHLENHOF ÜBERREDET hunderte macht Opa sich dabei, auch körperlich bedingt, »Nach dem Eintritt in den Ruhestand traf ich mich oft mit aber nicht mehr, denn für den Warentransport gibt es heutFreunden am Mühlenhof-Museum«, erzählt er mir, »und ei- zutage andere Möglichkeiten. Aber die kleinen Geschichner sagte mir immer wieder: Bernhard, du musst mal die ten, die hat er eben von seinen Vorgängern übernommen Kiepe anziehen!« Gesagt, getan – und nur wenige Wochen – dies durfte ich schon seit dem Kindergartenalter immer später war das Hobby geboren. Dies geschah alles noch vor wieder miterleben. N O V E M B E R 20 1 5  ~

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SPIEL AUF ZEIT Ein kalter, grauer November, kurze Tage. Kaum eine andere Zeit ist derart für Räuber und KlauBanden geeignet. Im Schutz der Dunkelheit sind sie unterwegs, entweder haben sie ein Brecheisen dabei oder nur einen Schraubendreher, aber immer sind sie ausgestattet mit viel krimineller Energie. Doch eines haben sie alle nicht: Zeit. Und genau, damit können Sie diesen Gesellen ein Bein stellen.

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ünster ist eine Hochburg für diese Banden, die die gute Autobahnanbindung ebenso schätzen, wie die Struktur mit vielen Einfamilienhäusern in ruhigen Straßen. »In den letzten drei, vier Jahren stellen wir einen riesigen Nachfrageschub fest«, sagt Sascha Heinrichs. Nachfrage nach Schutz. Denn die Zahl der Einbrüche stieg – auch wenn die aktuellen Zahlen etwas geringer ausfallen als zuletzt – in den letzten Jahren rasant, gerade in Münster, aber auch dem Umland. Heinrichs kennt sich als stellvertretender Leiter der Sicherheitsabteilung der Firma RüTü aus. RüTü, oder Rüschenschmidt & Tüllmann, ist eine münstersche Traditionsfirma, die u. a. Türen

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WER ZULETZT LACHT... Klaus Sudmann und Sascha Heinrichs von der Firma RüTü wissen, wie man den Langfingern im Winter ein Schnippchen schlagen kann

verkauft – und genau deshalb auch sehr gut weiß, wie sich diese schützen lassen: »Einbrecher versuchen innerhalb von zwei Minuten, manchmal auch nur 30 Sekunden, blitzschnell ins Haus zu gelangen, sich zu bedienen und schnell wieder zu verschwinden. Dauert es länger, werden sie schnell nervös und brechen ab. Es geht also immer darum, Zeit zu gewinnen.« Die meisten Einbrecher bedienen sich dabei ganz klassisch mechanischer Mittel, sprich: Sie brechen ein Fenster oder eine Tür auf. »Besonders gefährdet sind dabei zum Beispiel Terrassentüren oder Kellerfenster, alles was den Blicken der Nachbarn möglichst entzogen ist«, erklärt der Experte. RüTüGeschäftsführer Klaus Sudmann ergänzt: »Das sind fast 80 Prozent der Fälle. Aber genau dagegen kann man sich ja auch schützen.« Das funktioniert z. B. über die Nachrüstung von Türen und Fenstern mit Schutzhebeln

und -verschlüssen. »Das empfehle ich jedem Hausbewohner. Mit relativ geringem Aufwand lassen sich solche Nachrüstungen durchführen, und oft verschafft das schon die nötige Zeit, um Einbrecher abzuschrecken.«

Zusätzlich zur mechanischen Absicherung, ist für einige die Sicherung durch funkgestützte Alarmanlagen sinnvoll, die preislich bei etwa 1500 Euro liegen und damit wohl günstiger sind, als die meisten vermuten. Heinrichs: »Grundsätzlich haben sich auch Bewegungsmelder bewährt, denn Einbrecher hassen Licht. Die Klassiker sind natürlich automatische Rollläden und Zeitschaltuhren für Lampen im Haus. Und eine aufmerksame Nachbarschaft ist ohnehin Gold wert…« cjw

DIE PROFIS RANLASSEN! Einbruchsschutz gibt es heutzutage auch im Baumarkt oder regelmäßig im Discounter. Dennoch lohnt es sich, die Profis ranzulassen. Heinrichs: »Nur ein Beispiel: Sie können noch so ein schönes Kellerfenstergitter montieren – wenn es nicht richtig angebracht und mit verstärkten Schrauben versehen ist, hebelt der Einbrecher das einfach aus.« Die Firma RüTü etwa ist Partner im »Netzwerk Zuhause sicher« und bietet wie viele andere Firmen in dem Segment auch eine kostenlose Erstberatung an. »Wir zeigen dann die Schwachpunkte auf, empfehlen, was gemacht werden kann und muss, um sicher zu sein. Der Kunde kann dann entscheiden, ob und wieviel er davon umsetzen möchte.« Übrigens: Durch Schutz-Maßnahmen, die von zertifizierten Firmen durchgeführt werden, ergeben sich bei der Hausratversicherung in der Regel Rabatte. Infos: www.ruetue.de // www.zuhause-sicher.de


GEISTER-STUNDE IN DER DAVERT Das Münsterland ist bekannt für seine Sagen: vom Knaben im Moor oder den Spökenkiekern. Wenn das letzte Sonnenlicht unheimliche Figuren in den Abenddunst über den Feldern zeichnet, wenn nachts in der Davert der Nebel aufzieht, dann weiß man warum. MÜNSTER!-Autorin Cornelia Höchstetter ist ausgezogen, um das Fürchten zu lernen… FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

OH SCHRECK Vera Bolte reißt vor Schrecken die Augen auf – dabei spukt sie selbst in der Davert. Mit Joel, der einäugigen Puppe

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avensberg hat die Geisterstunde nach vorne verlegt. Punkt 20 Uhr treffen Grusel-Fans an der Schenkewaldbrücke auf eine dunkle Gestalt. Die Nacht riecht süß. Der Duft steigt aus der Pfeife auf, die lässig im rechten Mundwinkel von Thomas Bolte (48) hängt. Er begleitet den Nacht-Spaziergang unter dem Motto: »Sagen – Spuk – Spannung«. Seine Handlaterne scheint auf eine Gestalt unter dem Efeu am Brückenbogen. Schwarz hängt eine Henkersmütze über dem Gesicht bis zum Kinn. Die Hände halten sich am Geländer. Hände? Nein, es sind nur noch die Fingerknochen des Skeletts. Es ist die erste Begegnung beim Spukspaziergang in Davensberg. Bolte rückt sein Barett auf den Kopf zurecht, eine schirmlose Mütze auf dem Kopf (»damit haste Stil«). Er ist eine Art »Spukbeauftragter« in Ascheberg. Von November bis Januar nimmt er Grusel-Fans mit in den Turm von Davensberg, zeigt Verlies und Streckbank und geht danach in den Wald. Denn dort in der Davert soll man in klaren Nächten eine vierfach bespannte Kutsche dahin donnern hören oder in nebligen Niederungen das Weinen der Wilddiebin. Das Münsterland ist für seine Sagen bekannt – und die Davert ist die Hochburg des Spuks. Nicht ohne Grund: in Davensberg wurde am Turm der längst verschwundenen Burg und unter der tausendjährigen Eiche im 18. und 19. Jahrhundert Freigericht gehalten. Vorher gab es laut Dorfchronik 55 Hexenprozesse, den letzten im Jahr 1647.

sich die Davert mit dem Wiener Kongress 1815. »Danach wurde die Davert vermessen, kultiviert, entwässert und aufgeteilt auf die Höfe. Die Bauern forsteten auf, da entstanden die Eichenwälder, die heute noch stehen« – unter Naturschutz, wie Beulting betont. BLITZENDE AUGEN

Wir laufen zwischen diesen mächtigen Eichen, bis zu 200 Jahre alt, zwei Mann könnten deren Stämme gerade so umarmen. Was jetzt rauscht, ist nicht mehr nur der Emmerbach, sondern die Autobahn. Die zerschneidet wie die Zugstrecke und der Dortmund-Ems-Kanal die Davert von heute. Aber der A1-Lärm ist leise genug, dass wir die Waldschnepfe hören und sehen können. »Lange Beine, langer Schnabel«, Thomas Boltes Finger zeigt den beiden Vögeln nach. Wenn die Fledermäuse über die Gruselspaziergänger flattern, rast unser Herz. »Da! Da funkelt was!« – »Das sind die Augen der Rehe«, beruhigt Thomas Bolte. Nur vor dem Wolf hat (noch) keiner Angst, den letzten sah man hier 1635. Unser Blick bleibt im Gebüsch hängen. Zwei weiße Zahnreihen leuchten im Schein von Thomas Boltes Laterne, die er beim Gehen hin und her schwenkt. »Darf ich vorstellen? Das ist

WER DA? Es raschelt, jemand huscht hinter die Buche. Geht das mit dem Teufel zu?

ANFANGS WIRD NOCH GEKICHERT…

Die Schattengestalt auf der Schenkewaldbrücke faucht ungeduldig. »Das ist der Geselle, der bei der letzten DavertWanderung hängen geblieben ist«, stellt Thomas Bolte vor. Unter uns liegt dunkel der Emmerbach. Wo er weiter fließt, zwischen abgeernteten Maisfeld, verlassenen Kuhweiden und den Uferbäumen, zieht der Nebel auf. Thomas Bolte packt den Gesellen am Seil und drückt ihn uns in die Hand. »Euer Begleiter.« Sein Name? Den verrät weder Bolte noch der stumme Geselle. »Anfangs kichern noch alle Nachtspaziergänger, aber nicht mehr lang  …«, weiß Bolte. Die Davert ist ein uraltes Waldstück, urkundlich bekannt seit 1176. »Von der Geologie her liegt die Gegend in einer Senke, deshalb ist es dort so feucht«, erklärt Andreas Beulting von der NABU-Naturschutzstation Münsterland. Der nasse Lehmboden stammt von den Grundmoränen, das Material, das die Gletscher in der vorletzten Eiszeit unter sich herschleppten. »Nebelschwaden über dem Moor, Bruchwälder mit seltsam geformten Ästen – das sind Naturphänomene, aus denen sich oft Spukgeschichten entwickeln«, sagt Beulting. Die Gegend damals: kaum besiedelt, nur wenig Wege, ungeklärte Eigentumsverhältnisse. Verändert hat N O V E M B E R 20 1 5  ~

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LETZTE RUHE FÜR DEN BESTEN FREUND Der November ist der Trauermonat, der Monat, in dem wir der Toten gedenken. Für immer mehr Menschen bedeutet das nicht nur die Erinnerung an liebe Verwandte oder Freunde, sondern auch an ihre anderen täglichen Begleiter, ihre Haustiere. Für diese suchen sie eine würdige letzte Ruhe – und finden sie in Handorf auf dem Tierfriedhof von Franz-Josef Schulze Leusing. TEXT: BERNADETTE WINTER   |  FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

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chweigend steht Günter Smukal vor der rechteckigen Fläche, den Blick gesenkt. Ende August hat er auf dem Tierfriedhof Handorf seinen Rauhaardackel Fritz bestattet. Jetzt schmücken ein Stein, eine Kerze und frische Blumen das Grab. »Er ist friedlich eingeschlafen und einfach nicht mehr aufgewacht. Und ich hatte gedacht, er wird richtig alt, dabei war er erst zehn«, sagt Smukal. Fritz verbrennen zu lassen oder ihn zu einer Tierkörperbeseitigungsanstalt zu bringen, hätte Smukal nicht übers Herz gebracht. Jetzt fährt er fast täglich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit nach Handorf, um auf dem sehr idyllisch gelegenen Friedhof kurz innezuhalten, zur Ruhe zu kommen. »So kann ich Fritz immer noch nah sein.« Neben Fritz’ Begräbnisstätte sind noch viele weitere Gräber in Handorf angelegt. Nicht nur Hunde und

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Katzen, auch Vögel, Ratten oder Meerschweinchen liegen hier begraben. Direkt gegenüber von Fritz ruht Leo, sein Gefährte zu Lebzeiten. Wie Smukal konnte sich auch Leos Besitzerin Yvonne Schulte nicht vorstellen, ihren Dackel verbrennen zu lassen. »Wir mussten Leo einschläfern, weil er herzkrank war, ich konnte mich also von ihm verabschieden«, erzählt Schulte. Auch Jacky, Akki, Peggy, Ben oder Simba haben in Handorf ihre letzte Ruhe gefunden. »Wir werden dich nie vergessen« oder »Wir vermissen dich so sehr« ist auf vielen Inschriften zu lesen. KREUZE JA, KIRCHE NEIN

Deutschlandweit liegt die Zahl der Tierfriedhöfe nach Angaben des Bundesverbandes der Tierbestatter bei rund 120. 25 Krematorien bieten außerdem Einäscherungen an, Tendenz steigend, denn die Nachfrage wächst.

»Auch bei uns lassen über 90 Prozent ihr Tier inzwischen einäschern und nehmen die Urne mit nach Hause«, erklärt Franz-Josef Schulze Leusing, der bereits seit 25 Jahren seinen Friedhof betreibt. Ob Einäscherung oder Begräbnis, der Landwirt kümmert sich um einen würdevollen Abschied vom geliebten Haustier. Allerdings ohne Beistand der Kirchen. Zwar sind Kreuze auf dem Tierfriedhof erlaubt, eine echte Beerdigung findet jedoch nicht statt. Wer sein Tier bestatten möchte, muss sich das etwas kosten lassen. In Handorf ist wie auf den meisten Tierfriedhöfen eine Mindestliegezeit von vier Jahren vorgesehen. Ein Reihengrab mit


YVONNE SCHULTE UND GÜNTER SMUKAL an den Gräbern ihrer treuen Begleiter Leo und Fritz auf dem Tierfriedhof Handorf

individueller Pflege kostet für Hunde 380 bis 440 Euro. Eine Einäscherung liegt je nach Gewicht bei 150 bis 270 Euro. Dazu kommt falls gewünscht noch der Preis für eine schön gestaltete Urne oder gar ein Medaillon. »Die gesellschaftliche Bedeutung des Tieres nimmt einen immer höheren Stellenwert ein«, sagt Gabriele Metz, Pressesprecherin des Bundesverbandes der Tierbestatter. »Viele sind alleinstehend und teilen ihr Leben oft gerne mit einem Tier. Das wird zu einem geschätzten Sozialpartner, dessen Abschied würdevoll gestaltet werden soll.« DER BEDARF WÄCHST

Rund 8,2 Millionen Katzen und 5,4

Millionen Hunde leben laut Bundesverband der Tierbestatter in deutschen Haushalten. Auch die Zahl der Kleintiere und Ziervögel liegt im Millionenbereich. Pro Jahr sterben rund 1,3 Millionen Hunde und Katzen, 80.000 Tiere werden in Krematorien verbrannt. 10.000 erfahren eine körperliche Beisetzung auf einem Tierfriedhof, weil Herrchen und Frauchen das Ende in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt wie es früher die Regel war, zu grausam ist. Dort werden die Tiere zu Mehl pulverisiert, das Tierfett wird an die chemische Industrie weiterverkauft oder zu Biodiesel verarbeitet. Für Schulte und Smukal der Alptraum. »Ich wollte Leo so beerdigen, wie ich es mir für mich vorstelle, ich will auch

nicht verbrannt werden«, sagt Schulte. Mittlerweile ist es sogar auf einigen Friedhöfen möglich, gemeinsam mit dem treuen Begleiter bestattet zu werden. Allerdings gilt dies nur für Urnengräber und nur wenige Friedhöfe bieten diesen Service bisher an. Doch der Bedarf wächst. »Viele Friedhöfe haben damit zu kämpfen, dass die Fläche nicht vollständig genutzt wird und entwickeln deswegen neue Konzepte«, sagt Martin Struck, Vorsitzender des Bundesverbandes der Tierbestatter. Auch Schulze Leusing hat schon viele derartige Anfragen erhalten. »Das ist in der Tat ein Thema. Ich persönlich würde das gern umsetzen, mal sehen wie es sich weiterentwickelt«, sagt der Landwirt. N O V E M B E R 20 1 5  ~

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UNSERE PERFEKTEN NOVEMBER-WOCHENENDEN SAMSTAG, 31. OKTOBER

S ONNTAG, 1. NOVEMBER

14:00 – Preußen vs. Holstein Kiel

17:00 – Halloween in der Anholter Schweiz

11:00 – Bergbau-Luft schnuppern

Letztes Jahr kratzten die Norddeutschen an der 2. Liga, heuer läuft’s nicht so rund. Heute tritt das Team rund um Ex-Preuße Dominik Schmidt an der Hammer Straße an – und lässt hoffentlich drei Punkte da.

Im westlichen Münsterland brauchen Kinder (ab 10) und Eltern heute starke Nerven: Beim HalloweenFest im Naturpark Anholter Schweiz warten Lichteffekten und viele Überraschungen. Kostümierung erwünscht. Infos zu Preisen usw. unter:

An jedem ersten Sonntag im November findet im Bergbaumuseum Ibbenbüren der Tag der offenen Tür statt (bis 17 Uhr, Osnabrücker Straße, 49477 Ibbenbüren). Der Eintritt ist frei.

www.scpreussen-muenster.de

www.dsk-anthrazitibbenbueren.de

14:30 – Herbstsend Das sichere Zeichen dafür, dass der Advent kommt? Der Herbstsend geht zu Ende! Heute letzter Tag auf dem Schlossplatz, dann ist erstmal wieder ein paar Monate Send-Pause. www.send.muenster.de

www.anholter-schweiz.de

20:00 – Götz Alsmann am »Broadway«

21:30 – Gruseln im Theater

15:00 – Felix im Planetarium

18:00 – 2. Sinfoniekonzert

Gar nicht schaurig, sondern lebensfroh geht’s beim Götz Alsmann-Konzert im MCC Halle Münsterland zu. Jazz, Swing, Chansons und reichlich Sprachwitz ab 20 Uhr.

Von Nosferatu, Frankenstein und anderen Schreckgestalten – bei der Halloween-Lesung im Theater Münster (Kleines Haus) erwachen die GruselKlassiker zu neuem Leben. Danach Party im Theatertreff, gerne kostümiert. (Foto: Oliver Berg)

Im Planetarium können Kinder (ab 4) und Erwachsene spannende Abenteuer des reiselustigen Hasen Felix erleben. Drei Felix-Bücher der Autorin Annette Langen wurden für das Programm zusammengefasst.

Das Sinfonieorchester Münster (Solistin: Flötistin Friederike Wiechert) spielt Werke von Ludwig van Beethoven, Jörg Widmann (*1973) und Richard Strauss. Heute im Theater Münster – wenn Sie noch Karten bekommen … (Foto: Andreas Denhoff)

www.mcc-halle-muensterland.de

www.theater-muenster.com 68 |

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www.lwl-planetariummuenster.de

www.theater-muenster.com


Klinik für Augenheilkunde am UKM

Augenblick mal!

Die RundumVersorgung • Modernste Technik • Neueste Therapien • Etablierte Hornhautbank

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie wertvoll Ihr Augenlicht ist? Die Klinik für Augenheilkunde am UKM, Ihrem Universitätsklinikum Münster, hat die Spezialisten für alle Augenbehandlungen. Hier finden Sie modernste Untersuchungstechniken und Therapieverfahren, bei ambulanter oder stationärer Behandlung. Und Sie genießen bei Ihrer Augenbehandlung eine Rundum-Versorgung! Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Augenarzt. Er wird Sie kompetent und individuell beraten. www.AugenklinikUKM.de Klinik für Augenheilkunde · Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude D 15 · Anfahrtsadresse: Domagkstraße 15 · 48149 Münster · T +49(0) 2 51-83-5 60 01


ZWEIM AL IN M Ü NSTER · SAL ZSTR . 36 UND KLEMENSSTR . 1 · T 0251 482250 MÖ NCHENG L AD BACH · HAM BU RG: BR AHMFELD & GUTR UF · BLOG.FR EI SFELD.C OM


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