MÜNSTER! Nr. 56 März 2017

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FREIKARTE

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www.muenster-magazin.com

KO N Z E R T T H E AT E R COESFELD N GEWINNE

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3,30 EURO NR. 56 MÄRZ 2017

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Kinder brauchen soooo viel Platz!

Liebe Leserinnen und Leser, fünf Jahre sind eine ganz schön lange Zeit: Im März 2012 löste Joachim Gauck Christian Wulff als Bundespräsident ab, der BVB war Deutscher Fußball-Meister, in Münster wurde der Hindenburgplatz nach langer Debatte in Schlossplatz umbenannt – und MÜNSTER! erschien zum ersten Mal. 55 Ausgaben später gestatten wir uns nun, unseren fünften Geburtstag ein wenig zu feiern. Das hätte wohl 2012 nicht jeder gedacht. Optisch beschenkt uns auf dem Titelbild der Grafiker Jörg Hartmann mit einer seiner wunderbaren Wilsberg-Zeichnungen. Ein Porträt Hartmanns samt seiner Pläne für einen zweiten Wilsberg-Comic-Band finden Sie ab Seite 14. Aber auch wir beschenken Sie: Nur im März haben wir die Aktion »5 für 5« ins Leben gerufen – fünf Ausgaben für nur 5 Euro! Sie sollen schließlich auch etwas davon haben, denn ohne Sie, liebe Leser, würde MÜNSTER! doch gar nicht funktionieren. Deshalb sagen wir danke – und wünschen zum 56. Mal viel Spaß in und mit MÜNSTER!

Kranke Kinder brauchen mehr als eine bestmögliche medizinische Versorgung. Damit sie gut gesund werden, benötigen Sie vor allem die Nähe ihrer Familie. Dafür brauchen wir mehr Platz – deshalb bauen wir um. Unterstützen Sie uns dabei!

Spenden Sie für den Umbau der Kinder- und Jugendklinik!

Ihr Christoph Wüllner CHEFREDAKTEUR

Unser Spendenkonto

IBAN: DE02 4006 0265 0007 3736 10

www.mehr-raum-fuer-naehe.de

Eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster


Genießen Sie auch an den Ostertagen die besonderen Angebote unserer zwei Restaurants „Nikolas im Oerschen Hof“ und „Spitzner im Oerschen Hof“!

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DIE NEUE HEIMATKÜCHE

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WILSBERGS ZWEITER FALL

STADT. 10

DIE NEUE HEIMATKÜCHE

Veggie-Trend und Nachhaltigkeit: Der Große Kiepenkerl verbindet beides mit der westfälischen Küche. 14 WILSBERGS ZWEITER FALL

Unsere Küchenöffnungszeiten: 12.00 bis 14.00 Uhr und 18.30 bis 22.00 Uhr Wir freuen uns auf Ihre Reservierung unter Telefon (02 51) 41 44 15 50 oder info@oerschenhof.ms *** Mehr über unsere Internetseite www.oerschenhof.ms oder über unsere App. www.oerschenhof.ms

www.muenster-magazin.com Königstraße 42 · 48143 Münster

Zeichner Jörg Hartmann bereitet seinen zweiten Streich vor: Er arbeitet am neuen Wilsberg-Comic. Ein Besuch im Atelier. 19 DAS WUNDER VON BORGHORST

Das unschätzbar wertvolle Borghorster Stiftskreuz ist wieder da. Ein Krimi, der mit einem Wunder endet. 20 WIE DIE LEEZE ZUR LEEZE WURDE...

Vor 200 Jahren wurde das Fahrrad erfunden. Aber wie wurde Münster eigentlich zur Fahrradhauptstadt Deutschlands?

24 BLÜHENDE TOUREN

Auftakt zur großen Serie: Mit Touren in den münsterländischen Frühling. 30 MAKING OF MÜNSTER!

Wie entsteht eigentlich eine Ausgabe von MÜNSTER!? Wir nehmen den 5. Geburtstag zum Anlass für einen Blick hinter unsere Kulissen. 44 WER IST HIER DER PROFI?

MÜNSTER!-Fotograf Michael Nölke erklärt, wie es ist bei Vox im Fernsehen zu kochen. 60 DER TREUE MAX

Max Schulze Niehues stammt aus dem Münsterland und hat sich beim SC Preußen zum großen Rückhalt entwickelt.

63 Impressum 37 Abo-Service


n Arbeite in n r und feie rs e t MĂźns Lage bester

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BLĂœHENDE TOUREN

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UNSER MANN BEIM SPIEGEL

LAND.

LEBEN.

38 UNSER MANN BEIM SPIEGEL

04 MOMENTE DES MONATS

Klaus Brinkbäumer leitet das wichtigste Nachrichtenmagazin Deutschlands. Jetzt war der Spiegel-Chef zu Besuch in der alten Heimat Hiltrup. 46 THEATER! THEATER! THEATER!

Freikarten fĂźr das konzert theater coesfeld und ein Dinner im Parkhotel Hohenfeld zu gewinnen. 48 KĂœNSTLER IN DER DIREKTORENVILL A

Was kommt dabei heraus, wenn zwei KĂźnstler eine alte Villa wohnlich machen? Hier sehen Sie es. 56 MODERSOHN UND DIE FARBTUBE

Otto Modersohn setzte MĂźnster und Westfalen in seinem FrĂźhwerk ein Denkmal. U.a. ihm ist in Hamm eine groĂ&#x;e Ausstellung gewidmet.

as Ende der alten OFD in D MĂźnster und welcher Trend den Karneval 2017 prägte... 06 MĂœNSTERGEFLĂœSTER

Was ist los in der Stadt und der Region? Was ist neu, was liegt an? Wir bringen Sie auf den aktuellen Stand. 18

UNSERE TRENDS FĂœR DEN MĂ„RZ

MĂœNSTER!-Lieblinge fĂźr den FrĂźhling

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ZAHLEN & FAKTEN

Kurioses und Wissenswertes aus der Welt der Zahlen. 63

SEGELOHREN FĂœR MUTTI

MĂźnsters Familien-Kolumne.

64 TERMINE IM MĂ„RZ Die besten Tipps fĂźr die

FrĂźhlingswochenenden.

AHOI dein HAFEN fĂźr JEDE gelegenheit! Einfach mal testen! 17 -18 Uhr Kostenfrei!

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P r o b e s e g e ur ln

WAS WIR BIETEN: DREI KONFERENZRĂ„UME & UNSERE DECKS 6 KAJĂœTEN & 2 OPEN OFFICES HIGH-SPEED INTERNET | WI-FI | DRUCKER EINE BESTENS AUSGESTATTETE KĂœCHE Ć›"" 2+! $21" !""+ (,01"+#/"&Č‚

68 PERSĂ–NLICH

Nach ßber 10 Jahren an der Spitze verlässt Prof. Norbert Roeder das UKM. Hafenweg 26a | ßber CafÊ Med fon: +49 (0) 251 28961475 mail: info@harbourside.de | www.harbourside.de


KÖPI-COMEBACK

365 TAGE IN MÜNSTER!

In Münsters Gastro-Szene ist wieder Einiges in Bewegung. Im Februar eröffneten die Köpi-Stuben in der Bergstraße neu. Der alte Charme ist trotz des Rückzugs von Bübi Wulff erhalten geblieben. Die Küche ist nach wie vor regional – und obwohl am liebsten Büble-Bier aus dem Allgäu ausgeschenkt wird, blieb der Name erhalten. Neben die Köpi-Stuben soll nach Abschluss der Baumaßnahmen eine Lindt-Boutique samt Café einziehen. Ebenfalls wieder geöffnet hat der Alte Pulverturm am Breul.

KUNST TUT GUTES! Die profilia Kunstaktion gilt als Geheimtipp unter Kunstfreunden. Am 1. und 2. April steigt die Auktion im Fachbereich Design der FH am Leonardo-Campus u.a. mit Werken von Peter Wattendorff, Marion Große-Wöstmann oder auch Werner Mally. Die Versteigerung erfolgt zu Gunsten versklavter, nepalesischer Mädchen. Und vielleicht helfen Sie nicht nur den Kindern, sondern holen sich ein echtes Schätzchen ins Haus. Denn Kunst gilt inzwischen als eine der besten Wertanlagen... www.profilia.eu

4. pro filia kunstauktion für mädchen in nepal

01/ 02 april 2017

zum ersten zum zweiten zum helfen

»Diese Stadt atmet Geschichte.« (Walter Lucas)

Das Buch »Münster – 365 Tage. Das Stadtalbum« verbindet eindrucksvolle Fotos von Jean-Marie Tronquet und Heiner Witte mit Zitaten aus und über Münster. Ein Begleiter durch die 365 Tage des Jahres, erhältlich auch im MÜNSTER!-Onlineshop unter www.muenster-magazin.com/de/shop

Zum Kaiserbusch 12 48 165 Münster 0251 / 13 65 708

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...hier wird meine Reklame gemacht!


EBEN KURZ... +++ Der neue Hauptbahnhof verspätet sich. Die Eröffnung wird wohl erst nach Beginn der Skulptur Projekte stattfinden. +++ Die Westfalen AG gibt ihr Gremmendorfer Werk auf und zieht damit nach Gelmer. So wird in Gremmendorf ein 117.000 qm2 großes Areal u.a. für Wohnbebauung frei.

CHINESISCHE LICHTER Erstmalig in Deutschland zeigt der Allwetterzoo Münster die Lichtinstallation »Chinesische Lichter«. In einer echt tierischen Umgebung erstrahlen vom 17. März bis zum 30. April täglich von 19 bis 22 Uhr beleuchtete Tierfiguren. Highlight der 39 Installationen ist ein 40 Meter langer und 10 Meter hoher Chinesischer Drache am Landoisplatz. Hier zeigen auch chinesische Akrobaten und Handwerker ihre Kunst. Tickets gibt’s für 16 Euro (erm. 12 Euro), die Tierhäuser sind geschlossen, das Parken ist frei. www.allwetterzoo.de

Klinik für Augenheilkunde am UKM

Augenblick mal!

+++ Eine Straßenbahn vom Hauptbahnhof nach Gievenbeck wünscht sich die SPD Münster und verweist auf große Fördermöglichkeiten seitens des Landes. Wahlkampf oder echtes Anliegen? Wir werden es sehen...

Die RundumVersorgung • Modernste Technik • Neueste Therapien • Etablierte Hornhautbank

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie wertvoll Ihr Augenlicht ist? Die Klinik für Augenheilkunde am UKM, Ihrem Universitätsklinikum Münster, hat die Spezialisten für alle Augenbehandlungen. Hier finden Sie modernste Untersuchungstechniken und Therapieverfahren, bei ambulanter oder stationärer Behandlung. Und Sie genießen bei Ihrer Augenbehandlung eine Rundum-Versorgung! Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Augenarzt. Er wird Sie kompetent und individuell beraten. www.AugenklinikUKM.de

Klinik für Augenheilkunde · Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude D 15 · Anfahrtsadresse: Domagkstraße 15 · 48149 Münster · T +49(0) 2 51-83-5 60 01


DIE NEUE HEIMATKÜCHE Vegetarische Küche klingt für einige immer noch nach Enthaltsamkeit, nach salatsoßengetränkter Humorlosigkeit. Und obwohl 2016 in Deutschland mit 8,22 Millionen Tonnen so viel Fleisch wie noch nie produziert wurde, ist ein Trend unverkennbar: Weniger Fleisch ist mehr! Doch wie begegnet gerade ein klassisch-westfälisches Lokal in Münster diesem Trend? Wir haben im Großen Kiepenkerl nachgefragt. FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT | REZEPT-FOTOS: MICHAEL NÖLKE

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eimatküche«, das liest man oft im Großen Kiepenkerl. Aber sind das nicht vor allem Grünkohl mit Kassler und Mettwurst, Töttchen und Krüstchen, also klassische Fleischgerichte? »Ja und nein«, sagt Wilma von Westphalen, die das Lokal leitet. »Warum sollen deftig-leckere Gerichte nicht mal ohne Fleisch zubereitet sein?« Sie müssen es vielleicht sogar, um am Puls der Zeit zu bleiben. »Wir setzen stark auf eine grüne Küche mit guten regionalen Zutaten. Der Anteil unserer Gäste, die vegetarisch bestellen, liegt bei bis zu 40 Prozent.« Eine Zahl, die ihr frisch angetrauter Ehemann Klaus Friedrich Helmrich, der mit seiner Tochter Judith die gegenüberliegende Butterhandlung Holstein führt, vor Jahren auch kaum für möglich gehalten hätte, die ihm aber gefällt. »Wir haben sowohl in der Butterhandlung, als auch hier im Großen Kiepenkerl immer sehr auf gute Produkte und zudem vor allem auf artgerechte Tierhaltung Wert gelegt. »Hier geht es um Tierschutz, denn nur in diesem Fall kann man auch mit Appetit essen.« KOHL MAL OHNE WURST...

»Wir haben auch viele Gäste, die einfach weniger Fleisch essen möchten, die sogenannten ›Flexitarier‹, für die der Grünkohl dann vielleicht mal ohne Mettwurst kommt, er aber dennoch in Speck angeschwitzt sein darf«, sagt Wilma von Westphalen. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum die Karte im Großen Kiepenkerl so gut funktioniert: eine unideologische Herangehensweise, hier werden keine Glaubenskämpfe ausgefochten. Einen Trend zu bedienen, heißt aber nicht, die Wurzeln zu vergessen. Wilma von Westphalen: »Natürlich gehört Fleisch elementar zur westfälischen Küche und damit auch zu unserer Karte.« Denn obwohl sich Grünkohl-Salat und vegetarische

Kohlrouladen zu echten Rennern entwickelt haben, am häufigsten wandern dann doch noch immer die oben genannten Krüstchen mit Freilandspiegelei auf die Tische.

HAUSHERREN Wilma von Westphalen und Ehemann Klaus Friedrich Helmrich. Geheiratet haben die beiden erst kürzlich in einem Weinort im Schwarzwald

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»ICH HATTE VERSCHIEDENE AUCH INTERNATIONALE OPTIONEN UND HABE MICH DANN DOCH FÜR WILSBERG ENTSCHIEDEN.«

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HARTMANN PRÜFT ENTWÜRFE Er nutzt grundsätzlich kein Lineal. »Sieht man genau hin, dann sind viele Linien etwas schief. Aber das Gehirn setzt das Bild korrekt zusammen, Wahrnehmungspsychologie…« Die Grafiken wirken so lebendiger


WILSBERGS ZWEITER FALL Als MÜNSTER! in der ersten Ausgabe vor genau fünf Jahren den Grafiker Jörg Hartmann (44) porträtierte, da hatte er gerade den ersten Wilsberg-Comic in Arbeit. Ob er pünktlich fertig werden würde? Ob es ein Erfolg werden würde? Damals völlig unklar. Und heute? Die Haare trägt er immer noch lang, Atelier und Galerie sind immer noch in der Sophienstraße und er arbeitet an Wilsberg. Geändert hat sich fast nichts – und doch hat sich fast alles geändert.

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TEXT: CHRISTOPH WÜLLNER  |  FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

ir sitzen auf dem gemütlichen Sofa in der Galerie. Hartmann erzählt, an ihm springt Hund Matti hoch. Vor dem Schaufenster drücken sich neugierige Nasen platt, die Tür geht auf. Hartmann hat eigentlich nur freitags seinen offenen Galerietag, aber vergessen, das «Geöffnet«-Schild auszuknipsen. Herein kommt ein Buchhändlerpaar. Ob man nicht mal was zusammen machen könnte… SELBST EIN PROMI

»Das war früher anders«, erinnert sich Hartmann. Da sei er oft mit seinen Bildern aus der Münster Edition im Handel vorstellig geworden, selten mit Erfolg. Heute kann er es sich leisten zu warten. »Die Leute, die kommen wissen meist was sie wollen. Gerade die Bilder der Münster Edition sind ein großer Renner.« Und natürlich alles, was mit Wilsberg zu tun hat. Heute ist Jörg Hartmann selbst ein Promi, ein fester Akteur in der Stadtgesellschaft. Und auch in Sachen Wilsberg-Fortsetzung war es der Verlag, der erneut auf Hartmann zukam. »Die ursprüngliche Idee hatte ich zwar schon kurz nach dem ersten Wilsberg. Ich war krank und nahm ein Buch mit Wilsberg-Kurzgeschichten zur Hand. Da entstanden sofort Bilder im Kopf

SPANNUNG... Eine Zeichnung aus dem neuen Comic bei der Kolorierung. Wer oder was unter dem Zettel liegt, wird nicht verraten

und ich dachte mir, daraus kann man doch was machen.« Doch dann verlief sich das Ganze im täglichen Trubel etwas. Aber schließlich meldete sich der Carlsen-Verlag wieder und wollte etwas Neues machen. »Ich hatte verschiedene auch internationale Optionen und habe mich dann doch für Wilsberg entschieden. Ich habe dafür auf garantierte Pubikationen in Frankreich und den USA verzichtet – und hoffe, dass das kein Fehler war«, lacht Hartmann. M Ä R Z 20 1 7  ~

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JAHRE FAHRRAD 1817 erfand Karl Freiherr von Drais das Ur-Fahrrad. In der großen MÜNSTER!Serie dreht sich deshalb bis Oktober alles um unser Lieblingsgefährt, die Leeze. FOLGE 1

DREIKLANG Bis in die 1950er-Jahre prägten Autos, die Straßenbahn und immer mehr Fahrräder den Verkehr in Münster. Der Begriff Leeze leitet sich übrigens von Velociped ab – so nannte man Fahrräder in der Anfangszeit

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WIE DIE LEEZE ZUR LEEZE WURDE... Radfahren und Münster – das gehört erst seit gut 100 Jahren zusammen. 1885 eröffnete der Radsportler Anton Knubel das erste Fahrradgeschäft der Stadt. Die Knubel-Räder wurden zur Sensation: Bisher hatte man nur von Fahrrädern in Berlin, London oder Paris gehört, die dort seit wenigen Jahren auf den Straßen fuhren. Doch sehr bald entdeckten die Münsterländer die Liebe zum Fahrradfahren – und sie ist bis heute nicht eingerostet. TEXT: CHRISTOPHER GÖRLICH  |  FOTOS: HENNING STOFFERS

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icht zuletzt, weil besagter Anton Knubel eine Schule gründete, in der man das Fahrradfahren lernen konnte. Das Geschäft lief gut. Andere Händler kamen hinzu. Unter ihnen war auch Fritz Kiffe, der wie Anton Knubel in den folgenden Jahrzehnten nicht durch Fahrrad-, sondern durch den Autohandel bekannt werden sollte. VON VELOCIPED ZU LEEZE

Anfangs benannte man das Fahrrad noch mit einem lateinischen Namen: Velociped. Doch die Münsteraner verballhornten diesen umständlichen Namen zum Masematte-Wort Leeze, das bis heute in Münster ein Fahrrad bezeichnet. Bereits 1894 hatte der Fahrradverkehr so stark zugenommen, dass die Stadtväter zur Verhütung von Unfällen kurzerhand das Fahrradfahren auf der Promenade verboten – erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder für Fahrräder freigeben. Doch der Fahrradverkehr ließ sich auch durch Verordnungen, in denen für einzelne Straßen festgelegt wurde, wo Fahrradfahren verboten und wo es erlaubt sein sollte, nicht eindämmen. STADT DER RADFAHRER

In den 1920er-Jahren gab es bereits überdurchschnittlich viele Fahrräder in Münster, denn die flache Topographie bot hervorragende Voraussetzungen. Jeder zweite Münsteraner

LEEZEN-LIEBE Gerade zu Karneval ist die Leeze als Verkehrsmittel unschlagbar – und zwar immer schon

nannte eine Leeze sein Eigen – deutschlandweit war es nur jeder vierte. Zum ersten Mal wird Münster 1926 als »Stadt der Radfahrer« bezeichnet. M Ä R Z 20 1 7  ~

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VOLLES HAUS 130 Hiltruper hören dem SPIEGELChefredakteur zu. Klaus Brinkbäumer ist Hiltruper – und verrät, dass er sich den FC St. Pauli in die Bundesliga wünscht

UNSER MANN BEIM SPIEGEL Vor 35 Jahren machte sich Klaus Brinkbäumer von hier aus einst auf, die Welt zu erobern. Jetzt kehrte der Hiltruper zurück in den heutigen Kulturbahnhof – als SPIEGEL-Chefredakteur. TEXT: CORNELIA HÖCHSTETTER  |  FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT

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»SEIN TALENT WAR VOR ALLEM SEINE EINSTELLUNG, SEINE PERSÖNLICHKEIT, DER WILLE, AN SICH ZU ARBEITEN UND BEHARRLICH ZU SEIN.«

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UNSERE PERFEKTEN MÄRZ-WOCHENENDEN SAMSTAG, 4. MÄRZ

S ONNTAG, 5. MÄRZ

10:00 – Viktormarkt in Dülmen

14:00 – SC Preußen gegen Halle

10:00 – Sporteln für Kinder

10:00 – Bridal Brunch im Kaiserhof

Über 40 Stände locken heute nach Dülmen. Geboten wird auf dem Viktormarkt ein großes Sortiment an Neuwaren. Auf der Porzellanmeile gibt es dagegen auch alte Schätzchen: Für alle, die etwas suchen oder die altes Porzellan verkaufen möchten.

Für die Preußen steht heute das Heimspiel gegen den Halleschen FC an. Die dümpeln gerade im Mittelfeld der Liga herum, was das Spiel aber wohl auch nicht leichter machen wird…

Action, Spaß und Spiel für Eltern und ihre Kinder: Bei Sporteln am Wochenende öffnen viele verschiedene Turnhallen in der Stadt und sorgen für einen durchtobten Vormittag.

www.scpreussen-muenster.de

www.stadt-muenster.de/sportamt

Eine exquisite Hochzeitmesse findet heute im Hotel Kaiserhof in Münster statt. Hier gibt es alles, von Torte bis Hochzeitsring, flankiert von einem tollen Frühstückbuffet (Kosten 19,50 Euro). Anmeldung erwünscht. www.kaiserhof-muenster.de/ restaurant-bar/specials-angebote/ bridal-brunch/

www.duelmen-marketing.de

20:00 – Sebastian Pufpaff im H1

App die Kappe bei Lappe: Theater, Kabarett, Musik – heute ist der letzte Termin der alternativen Karnevalssitzung (auch wenn seit Aschermittwoch eigentlich alles vorbei ist). Aber hier ist eben alles etwas anders.

»Auf Anfang« heißt das Kabarett-Programm von Sebastian Pufpaff im H1 (Schlossplatz). Gewohnt scharfzüngige, bissige und angriffslustige Unterhaltungskunst, in rasantem Tempo und mit hoher Pointendichte.

www.kappe-app.de

www.pufpaff.de 64 |

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11:00 – Art & Antik

11:00 – Frauenkram...

Heute letzter Tag der Messe Art & Antik in der Halle Münsterland. Bis 18 Uhr geht es um alles, was mit Antiquitäten, Grafiken und schönen Dingen zu tun hat. Die Sonderausstellung befasst sich mit jungen Künstlern.

Wer Lust auf ein neues Styling für einen schmalen Preis hat, ist beim SecondHand Modemarkt »Frauenkram« in der Stadthalle Hiltrup genau richtig. An 120 Ständen wird fast nur privat verkauft – und trocken ist es auch... Bis 16 Uhr, Eintritt 3 Euro.

www.artundantik-muenster.de

www.frauenkram.land

Foto Puffpaff: Antje Dittmann/ZDF

20:00 – Nochmal Kappe app


SAMSTAG, 11. MÄRZ

09:00 – Sparen bei den Zootagen! An den Zootagen an diesem Wochenende im Allwetterzoo Münster profitieren Besucher von ermäßigten Eintrittspreisen. Diese werden nämlich um satte 40 Prozent reduziert. Kinder einpacken, los geht's! www.allwetterzoo.de

S ONNTAG, 12. MÄRZ

19:30 – Match Point Es sind die kleinen Zufälle, die über Wohl und Wehe entscheiden. Kein Film zeigt das anschaulicher als Woody Allens »Match Point«. Hauptpersonen: ein perfider Tennislehrer samt Intrigengespinst – und ein kleiner Tennisball. Die Bühnenversion heute im Kleinen Haus.

10:00 – Handarbeit im Mühlenhof

11:00 – Des Teufels General

Sehenswertes rund ums Handarbeiten gibt es heute im Mühlenhof (bis 17 Uhr). Es geht um textile Gestaltungstechniken und natürlich gibt es an den Ständen ein breites Sortiment. Märchenstunde für Kinder um 15 Uhr.

»Des Teufels General« ist der Film, der Curd Jürgens' Weltruhm begründete. Die Vorlage Carl Zuckmayers nahm sich Ernst Udet zum Vorbild, der in die Mühlen der Nazi-Diktatur gerät. Film heute im Schloßtheater (Reihe »Gelehrte im Theater«).

www.muehlenhof-muenster.org

www.theater-muenster.com

Foto Felix Lobrecht: Tino Bomelino / Match Point: Oliver Berg

www.theater-muenster.com

20:00 – Das dritte Auge der Westfalen Freuynde + Gaesdte machen sich am Stadtmuseum gemeinsam mit Historiker Dr. Bernd Thier auf die Suche nach der legendären »Spökenkiekerei«, also um die vielen Münsterländern nachgesagte Fähigkeit, vor allem unheilvolle Ereignisse vorauszusehen. www.f-und-g.de/buehne

20:30 – »Ich, Judas« Ben Becker präsentiert sein neues Programm »Ich, Judas« in der Überwasserkirche. Seine Geschichte ist eine der Schuld ohne Vergebung. Der Meistgehasste, Meistverfolgte und Verteufelte: Judas, der Verräter Jesu. Benefizveranstaltung mit Orgelbegleitung zugunsten des UKM-Prostatazentrums. www.eventim.de

13:00 – Frühlingsmärkte!

20:00 – Stand-Up in Kinderhaus

Im Münsterland stehen die Zeichen wieder ganz auf Frühling: Mit »Stadtlohn blüht!« samt Verkaufsoffenem Sonntag und der großen Gartenschau rund um den Markt, dazu lockt der Frühlingsmarkt in Emsdetten. Geschäfte bis 18 Uhr geöffnet.

Felix Lobrecht berichtet mit Berliner Schnauze in seinem Programm »kenn ick« über das Aufwachsen in Neukölln. Eine Mischung aus Poetry Slam, Moderation und Stand-Up-Comedy. Heute im Kap.8 im Bürgerhaus Kinderhaus. www.buergerhaus-kinderhaus.de

www.muensterland-tourismus.de

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