3,30 EURO NR. 72 SEPT. 2018
Malerisches Münster Kunst-Exkursion durch die Stadt
POSTER
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Sparen Sie 5 Euro!
Alte Kinos Die Geschichte von Münsters Lichtspielhäusern
Spätsommer Die buntesten Feste im Münsterland
Bank & Bauernhof Wie eine Bankerin den eigenen Hof betreibt
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Die Angaben zu Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Emissionen werden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren gemäß der Pkw-EnVKV in der aktuellen Fassung ermittelt. Sie sind bereits auf Basis des neuen WLTP Testzyklus ermittelt und zur Vergleichbarkeit auf NEZF zurückgerechnet. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebotes. Sie beziehen sich auf die Basisversion des Fahrzeuges und können sich je nach Art der gewählten Ausstattung und/oder Reifengröße ändern.
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EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, was für ein Sommer! Hitzerekorde gab's im Münsterland, leider auch viel zu wenig Regen. Glaubt man den Wetterdiensten erwartet uns jetzt aber ein schöner Spätsommer mit »normalem« Wetter. Passend dazu dreht das Münsterland nochmal auf: Weil viele Veranstaltungen und Feste wegen der WM und den Ferien in den September verschoben wurden, erwartet uns ein Spätsommer voller Highlights – vom Schauraum bis zu den Stadtfesten in Lüdinghausen und Co. Eine große Übersicht über die vielen tollen Termine, die Sie nicht verpassen sollten erhalten Sie wie immer hinten im Heft und auch ab Seite 32. So behalten Sie in der Fülle des Angebots den richtigen Durchblick. Und wenn das Wetter mal nicht so gut sein sollte: Mit den vielen lesenswerten Geschichten in der Septemberausgabe wird Ihnen auch bei Regenwetter ganz bestimmt nicht langweilig.
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Wir wünschen viel Spaß mit der Lektüre!
Ihr Christoph Wüllner CHEFREDAKTEUR
Münster ǀ Ludgeristraße 112 Telefon: 0251 444 46 www.optik-viehoff.de Individuell vor Ort.
INHALTSVERZEICHNIS
STADT.
LAND.
6 BEWEGTE BILDERGESCHICHTEN
ie große Zeit des Kinos: D Münsters alte Lichtspielhäuser.
12 DREI GENERATIONEN UND VIER HUNDE
Erstaunlich, wie viele Bewohner unter ein »Dach« auf der Sentruper Höhe passen... 20 DER KOCH UND SEINE KRÄUTER
ir lassen uns von Daniel Groß aus W dem Chesa Rössli im Mövenpick bekochen.
26 DIE STADT AUF LINIE
ir treffen Till Lenecke, der uns auf W einen illustrierten Stadtspaziergang mitnimmt.
32 ZEIT DER BUNTEN FESTE
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BAUHAUS IN BORGHORST
ie Feiern zu 100 Jahre Bauhaus D beginnen überall in Deutschland – auch im beschaulichen Borghorst.
48 LESERBRIEFE
as gefällt Ihnen, was nicht? Hier W schreiben die MÜNSTER!-Leser...
50 ZWISCHEN BANK UND BAUERNHOF
u Besuch bei Margret Homann Z in Dülmen, die neben ihren Bankgeschäften einen Bauernhof führt.
56 TELGTE, ICH KOMM' AUS DIR...
L okalpatriotismus ist In! Wie er in Telgte gelebt wird. Plus 5-EuroGutschein für den MÜNSTER!Laden am Roggenmarkt!
I m September locken zahllose Events im Münsterland. Hier finden Sie die besten...
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INHALTSVERZEICHNIS
LEBEN. 64
AGICAL MÜNSTERL AND M TOUR #3 EINE FÜRSTLICHE REISE
ie dritte Leserreise führt nach D Coesfeld – und auf ein Schloss mit echter Prinzessin. 70
URÜCK ZUR NATUR Z DAMIT DIE BIENEN FLEISSIG BLEIBEN
ie im Münsterland den bedrohten W Bienen geholfen wird.
74 DA IST EIN KRAUT GEWACHSEN
I m Arzneikräutergarten von Haus Mariengrund in Gievenbeck.
78 18 ZAHLEN & FAKTEN
Kurioses und Wissenswertes aus der Welt der Zahlen.
im Restaurant Krautkrämer
TERMINE IM SEPTEMBER
ie besten Tipps für die D Spätsommer-Wochenenden.
84 FRAGEBOGEN
LANGSCHLÄFER FRÜHSTÜCK
Barbara Westenberger von den Clinic-Clowns.
46 Impressum 81 Abo-Service
SONNTAGS*
Frühstücksbüffet für Ausgeschlafene ! 9.00 Uhr bis 14.30 Uhr Eierspeisen nach Wunsch: Omelettes, Rührei, Spiegeleier · inkl. Prosecco, Säften und Kaffeespezialitäten € 19,– pro Person € 9,90 pro Kind (5 – 14 Jahre) — Kinder bis 4 Jahre kostenfrei —
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STADT. LAND. LEBEN. ZWEI SEITEN DES SOMMERS...
Foto: Michael Lemmerhirt
Münster – Von wegen: »Entweder es regnet oder es läuten die Glocken ...« – Münsters Ruf als Regenstadt leidet. Denn im Juli haben die Regentropfen nicht einmal einen Eimer pro Quadratmeter gefüllt, über 31 Juli-Tage verteilt sind gerade mal 8,9 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen. Normalerweise hat der Juli laut Deutschem Wetterdienst einen Durchschnittswert von 68,7 Liter pro Quadratmeter. Der heißeste Tag war übrigens der 26. Juli mit 36 Grad, heißer war nur im Jahr 2015 ein Tag mit 37,7 Grad. Jedenfalls hat im Juli 2018 in Münster die Sonne 335 Stunden lang geschienen (Durchschnitt: 199 Stunden). Die Werte für den August waren zum Redaktionsschluss noch nicht ermittelt. Deshalb ächzen die Landwirte, denn wegen der Dürre drohen Ernteeinbußen von bis zu 30 Prozent. Auch das Ökosystem des Aasees litt kräftig: Im August kippte der See wegen des Sauerstoffmangels um, 20 Tonnen toter Fisch wurden geborgen. Aber der Sommer hatte auch schöne Seiten: Gefreut haben sich die Freibäder. Sudmühle etwa verzeichnete bis zum 15. August 24.661 Badegäste, so viel wie in normalen Sommern in einer ganzen Saison. Bei den Eisverkäufern brummte das Geschäft wie nie und am 27. Juli erstrahlte der Mond über dem Aasee während seiner Finsternis in einem selten schönen Rot...
Visualisierung: Architektengemeinschaft Prof. ThesingBöhm | Friedenspreis: Presseamt Münster | Nachhaltigkeitspreis: Ralf Emmerich | Zoo: Allwetterzoo Münster
STADT. L AND. LEBEN.
EIN HOCHAUS AM KANAL
NACHHALTIGKEITSPREIS FÜR MÜNSTER
Münster – Direkt am Dortmund-Ems-Kanal am Dreieckshafen soll bald ein Büro-Hochhaus mit 17 Stockwerken stehen. Damit gäbe es an der Robert-Bosch-Straße auf 20.000 Quadratmeter Büros zu mieten, die eine ganz besondere Aussicht bieten. Bis 2021 sollen die Flüchtlingsheime zurückgebaut werden, damit der Turm im Jahr 2022 fertig ist. Es soll vorerst Münsters letztes Hochhaus werden. Der Bauherr Interboden aus Ratingen hat im Investorenauswahlverfahren der Stadt Münster den Zuschlag für das Grundstück bekommen und investiert dort 60 Millionen Euro. Interboden hat zudem drei laufende Projekte am Düsseldorfer Medienhafen.
FRIEDENSPREIS FÜR PFADFINDER UND BALTISCHE STAATEN
Münster – Die Stadt wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 ausgezeichnet und gehört damit zu den nachhaltigsten Großstädten Deutschlands. Die Expertenjury begründete das u.a. mit dem Fahrrad als meistgenutztem Verkehrsmittel damit, dass die Stadt mehrfach mit dem European Energy Award Gold ausgezeichnet wurde und dass die Vergabe von Bauland nur an Investoren erfolgen solle, die verpflichtend mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen ausweisen. Der Siegerpreis von der Allianz-Umweltstiftung umfasst 30.000 Euro, die wiederum für Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung genutzt werden sollen. www.stadt-muenster.de/umwelt
MÜNSTERS HÖCHSTE BAUSTELLE
Münster – Der 10. Internationale Preis des Westfälischen Friedens ging an die Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp) und die drei baltischen Staaten. Preisgeld: 100.000 Euro. Rund 220.000 Pfadfinder engagieren sich in Deutschland, das würdigte die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) mit dem Preis. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet lobte in seiner Laudatio die Pfadfinder als »Vorbilder, die die Ideale einer friedlichen, toleranten Welt verkörpern«. In ihren Dankesreden bekannten sich die drei baltischen Staatsoberhäupter zu Europa. Der lettische Präsident Raimonds Vējonis mahnte, dass »immer dann, wenn Europa gespalten und zerrissen war, daraus Leid hervorgerufen« worden sei.
Münster – Seit Wochen stecken Teile von Münsters höchstem Turm unter Planen. Der Fernsehturm versorgt die Region mit TV- und Radioprogrammen, Mobilfunk, Richtfunk sowie mit weiteren Funkdiensten. »Sturm, Regen und Frost wirken sich in großer Höhe besonders stark auf die Bausubstanz aus«, erklärt Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der Deutschen Funkturm GmbH. Deshalb bekommt die Betonoberfläche eine spezielle Schutzschicht. Saniert wird zwischen 137 und 207 Metern Höhe. In mehreren hundert Fahrstuhlfahrten wurden Gerüst und Material transportiert, insgesamt sieben Tonnen. Im Oktober sollen die Arbeiten beendet und das Gerüst wieder abgebaut sein.
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Bewegte BilderGeschichten Münster – Am 11. November 1906 war es soweit: Münster bekam sein erstes, festes Kino, und zwar im Hause der Ludgeristraße 28a. Das Ludgeri-Theater hatte 300 Plätze, firmierte kurz danach als Tonbild-Theater, einige Jahre später wurde daraus das Capitol. Das Eintrittsgeld betrug je nach Platz 30 oder 50 Pfennig, Soldaten und Kinder zahlten die Hälfte. Der erste Film, der in Münster gezeigt wurde, war »Der Räuberhauptmann von Köpenick«. Es begann die große Zeit des Kinos... TEXT & FOTOS: HENNING STOFFERS
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ie Geschäfte gingen schnell sehr gut, so dass bereits ein Jahr später auf dem Prinzipalmarkt 34 (heute Zumnorde) ein weiteres Kino, das Prinzipal-Theater, eröffnet werden konnte. 1910 kam in der Salzstraße 25 das Lichtspielhaus mit 400 Plätzen hinzu. Es gab eine Heizung und Ventilatoren, das Programm wechselte häufig, und für die musikalische Untermalung waren Musiker eingestellt. DIE KINOS VOR DEM 2. WELTKRIEG
Das Roland-Theater entstand 1920 an der Bahnhofstraße. Ein Großkino mit 1200 Plätzen. In den Jahren 1927 bis 1933 hieß es Emelka-Theater, bis man zum alten Namen zurückkehrte. In den 6
Jahren 1921/1922 baute Christian Winter nach Abriss der Gaststätte Stadt New York auf dem Grundstück die Schauburg mit mehr als 800 Plätzen. In der Schauburg gab es neben Konzerten und anderen Veranstaltungen auch Varieté-Aufführungen mit kleinwüchsigen Menschen – damals nichts Ungewöhnliches oder Problematisches. Und natürlich ließen es sich die damaligen Filmstars, wie zum Beispiel Zarah Leander, nicht nehmen, bei Filmpremieren anwesend zu sein. Nach der großen Zeit des deutschen Stummfilms hielt 1929 der Tonfilm triumphalen Einzug. Am 1. November 1929 wurde in Münster der amerikanische Tonfilm »Der singende Narr« aufgeführt. Münsters Bevölkerung ~ SEPTEMBER 2018
war begeistert. Die Filmmusik wurde ein Gassenhauer. Das Apollo-Theater mit mehr als 900 Plätzen wurde 1937 von Christian Winter erbaut. Münster hatte in dieser Zeit vier große Kinos mit fast 4000 Plätzen: Das Capitol, das Roland-Theater, die Schauburg und das Apollo-Theater.
STADT. L AND. LEBEN.
DIE NACHKRIEGSJAHRE
Alle vier Lichtspielhäuser wurden im Krieg zerstört. Mit der allmählichen Normalisierung des Lebens wuchs der Wunsch nach Zerstreuung, zum Beispiel durch einen Kinobesuch. 1946 wurde in Mecklenbeck das Roxy
eröffnet, es folgten die GertrudenhofLichtspiele im alten Tanzsaal an der Warendorfer Straße. In der Nazizeit war der Saal noch als Sammelstelle für Juden zur weiteren Deportation in die Konzentrationslager missbraucht worden. Im Juli 1947 öffnete der Neue Krug seine Türen. Im März 1948 war ~ SEPTEMBER 2018
ROLAND-THEATER Das »Roland« entstand 1920 an der Bahnhofstraße
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GESCHMACKVOLL Daniel Groß badet den Büffelmozarella in pürierten Kirschen
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Der Koch und seine Kräuter Münster – Das Küchengeheimnis aus dem Fine Dining Restaurant Chesa Rössli im Mövenpick Hotel Münster kommt aus dem Südviertel. Dort wohnt Koch Daniel Groß im zweiten Stock und kultiviert auf vier Quadratmetern Balkon exotische Kräuter. TEXT: CORNELIA HÖCHSTETTER | FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT
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nis? Ja, irgendwie schmeckt es nach Anis, dieses Thai-Basilikum. Es hat dunkle und kräftige Blätter und sieht definitiv widerstandsfähiger aus, als das Supermarkt-Topfbasilikum. Drei Blumenkästen weiter wächst Culantro, eine Art Koriander aus der Karibik. Im Balkonkasten blinzelt das Blau der Veilchen, die Kapuzinerkresse leuchtet. Am schönsten sind jedoch die flauschigen Blätter des australischen Zitronenblatts. Und wie die duften!
Deutschland. Das wandelt sich zwar langsam, aber wir hätten hier noch Nachholbedarf. Deshalb freut er sich am meisten, wenn seine Gäste bei ihm nachfragen: »Was ist das für ein interessanter Geschmack?«
Das versteckte Kräuterparadies liegt im Südviertel von Münster und ist der private Balkon von Daniel Groß, seit elf Jahren Küchenmeister im Chesa Rössli, dem Fine Dining in Münster am Kardinal-von-Galen-Ring 65. Groß ist ein so leidenschaftlicher Koch, dass er nicht nur daheim Küchenkräuter anbaut, mit denen er manches Chesa-Rössli-Menü verfeinert (das australische Zitronenblatt kommt in die Macha-Nachspeise mit weißer Schokolade …). Nein, Daniel Groß geht auch selbst auf Gourmet-Reisen. Er war vor drei Jahren in Mexiko, besucht immer mal den Vater, der in Thailand lebt oder es zieht ihn nach Spanien: »Ich stecke dann ein paar hundert Euro ein, fliege nach Barcelona und gehe dort fein essen!« Spaniens Molekular- und Avantgarde-Koch Ferran Adrià kennt und bewundert er. »Vieles, was vor einigen Jahren als Molekularküche bekannt wurde, ist längst Standard in ganz normalen Küchen«, meint Daniel Groß. In Spanien, Frankreich oder auch in den asiatischen Ländern, so findet er, genießt gutes Essen einen viel höheren Stellenwert als in
GANZ NORMALEN KÜCHEN«
»VIELES, WAS VOR EINIGEN JAHREN ALS MOLEKULARKÜCHE BEKANNT WURDE, IST LÄNGST STANDARD IN
Daniel Groß ist gebürtiger Wolfsburger – deshalb hängt auch ein Bulli-Kalender an seiner Küchenwand. Er war im Mövenpick Hotel in Braunschweig, bevor er nach Münster zog. Die Wohnungssuche war schwierig, aber heute betrachtet, ein voller Erfolg. Von der Küche aus sieht er zur St.-Josephs-Kirche, am Fensterbrett hängt ein Balkonkasten voller Kapuzinerkresse, der jeden Geranienkasten an Bauernhäusern vor Neid erblassen lässt. Sein Balkon ist ein Traum in Grün. Mehr wuchert es nur beim Nachbarn, der hat schon Urwaldqualität. Und das alles mitten in der Innenstadt. Da gedeiht die Minze wie Unkraut im Gemüsebeet. »Dieses Jahr habe ich angefangen, Minzesorten zu sammeln«,
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MIT STIFT UND AQUARELL ENTDECKT Till Lenecke zeichnet das Schloßtheater, das älteste noch existierende Kino Münsters
DIE STADT AUF LINIE Münster – Wenn einer am Prinzipalmarkt im Weg steht, immer wieder aufblickt, konzentriert seinen Block bearbeitet und fleißig skizziert, dann könnte das Till Lenecke sein. Er zeichnete unser aktuelles MÜNSTER!-Titelbild und lädt ein zum illustrierten Stadtspaziergang. TEXT: CORNELIA HÖCHSTETTER | FOTOS: MICHAEL LEMMERHIRT
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November 2018). Und weil er Münster kennt und mag, hat er sämtliche Sehenswürdigkeiten und die persönlichen Lieblingsplätze auf Papier gebracht. Daraus ist seine BachelorArbeit und gleichzeitig das Buch »Münster. Ein illustrierter Stadtspaziergang« (siehe Kasten, erhältlich im MÜNSTER!Laden am Roggenmarkt 6).
»DIE MOTIV-SUCHE IST DAS WICHTIGSTE. ES SOLL DAS BEDÜRFNIS NACH HARMONIE
ANALOG IST SCHÖNER
STILLEN UND ES SOLL EINEM
»Fotokameras überfordern mich!«, schreibt er auf Seite sieben im Vorwort seines Buches. Wie er zum Zeichnen gekommen ist, wollen wir wissen und treffen uns im Marktcafé mit ihm. Dort erzählt er seinen Lebenslauf, der mehr Kurven hat, als seine Bilder von der Promenade. Denn bis er Illustration studierte, dauerte es. »Ich war als Jugendlicher schlecht darin, Entscheidungen zu fällen.« Damit kann Lenecke alle Eltern beruhigen, die nervös werden, wenn die Kinder nach dem Schulabschluss noch nicht wissen, was sie wollen. Till Lenecke hat erst Drucker gelernt, danach war er Zivildienstleistender in einer Sozialstation auf St. Pauli bei älteren Leute und in der Grundschule bei Kindern. Davon motiviert studierte er Sozialpädagogik und wurde Erzieher. Es folgte eine halbe Stelle als Erzieher, die übrige Zeit arbeitete er als Briefzusteller. Außerdem hatte er als Hamburger Kontakt zu Kapitänen, die ihn mit auf ihren Kleinfrachtern genommen haben. An Bord hat er Rost geklopft und gestrichen, vor
SELBST GEFALLEN.«
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in Schnappschuss vom Lamberti-Kirchturm dauert mit dem Handy eine Hundertstel Sekunde. Till Lenecke braucht etwa 30 Minuten. Er zeichnet mit Stift und Papier. Das fertige Bild ist filigran und imposant zugleich, schwarz-weiß, ohne Filter und Effekte. Kurz: Ein Unikat. Kunst. Ein echter Lenecke.
HANSA-KIOSK Till Lenecke fängt das Licht im Schaufenster der späten Nacht ein
Till Lenecke ist 46 Jahre alt, gebürtiger Hamburger, der unter anderem in Münster Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration studierte und inzwischen als freiberuflicher Illustrator arbeitet. Die Fotofunktion seines Handys ist unberührt, denn in seiner Umhängetasche stecken immer Skizzenblock und Zeichenstift. Damit liegt er voll im Trend, »Urban Sketching« ist angesagt. Es steht in einer Reihe mit Koch-Boom, dem Strick-Trend oder auch dem »Hand-Lettering« (MÜNSTER! berichtete in Ausgabe Nr. 66, Februar 2018). Selbstgemachtes, das ist die Gegenbewegung zur Digitalisierung. Deshalb lehrt Till Lenecke nicht nur »Urban Sketching« in Münster an der Fachhochschule, genauer an der MSA (Münster School of Architecture). Auch alle Nicht-Studenten können einen Zeichenkurs bei ihm über den Künstler-Bedarf Boesner belegen (nächster Kurs am 22.
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»LANDWIRTSCHAFT IST ALTERNATIVLOS, OHNE GEHT’S NICHT.«
VOR DEM FRÜHSTÜCK AUF DEM TRECKER : Margret Homann ist ganz pragmatisch: »Die rosa Bluse ist eine ausgemustertes Bank-Outfit. Jetzt wird sie im Stall aufgetragen.«
STADT. L AND. LEBEN.
Zwischen Bank und Bauernhof Dülmen – Früh morgens Schweine füttern, am Vormittag geht es um Fonds und Finanzierung: Margret Homann ist eine echte Münsterländerin. Jeden Tag schafft sie den Spagat zwischen Bauernhof und Bank. TEXT & FOTOS: CORNELIA HÖCHSTETTER
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enn Margret Homann in Allerherrgottsfrüh die Tür zur Deele öffnet, bekommt sie ein Ständchen gesungen: Kätzchen schnurren, Hühner gackern und Schweine grunzen. Der mehrstimmige Chor auf dem Münsterländer Backsteinhof von 1868 in Dülmen will damit eins sagen: Zeit fürs Frühstück! Das Vieh will gefüttert werden, Selbstversorger sind im Sommer nur die Charolais-Rinder, die im Morgendunst Grashalme rupfen. Soweit, so gut. Es ist der typische Tagesbeginn eines jeden Landwirts. Aber danach geht Margret Homanns Tag anders weiter als auf anderen Höfen: Denn nach der Fütterungstour durch die Ställe legt sie die Arbeitshosen ab, springt unter die Dusche, schlüpft ins Kostüm, checkt beim Haare föhnen die ersten Mails auf dem iPad. Den wuchtigen Deutz D 5005 lässt sie in der Scheune und steigt in den VW Tiguan. Rauf auf die Autobahn Richtung Münster. Rein ins Parkhaus der Privatbank Merck Finck. Margret Homann ist nämlich im Hauptberuf Bankerin – und Bäuerin im Nebenerwerb. HÜHNER & CO
Gemeinsam mit ihrer Mutter hat sie den Hof im Griff – samt seiner elf Schweine, acht Rinder und derzeit 30 Hühner, die 25 Eier pro Tag legen. Die Tiere versorgt Margret Homann überwiegend alleine, die Eier und die Schweine vermarktet sie auch direkt. In der Bank kümmert sie sich um das Vermögen und die finanziellen Angelegenheiten ihrer Kunden und hat die Wertpapiermärkte im Blick. Dazu ist sie im Ehrenamt noch stellvertretende Vorstandsvorsitzende von »Frauen
NACH DEM FRÜHSTÜCK ZUM AUTO Mit Täschchen und Pumps in Richtung Münster
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STADT. L AND. LEBEN.
FR, 31. AUGUST
SA, 1. SEPTEMBER
SA, 1. SEPTEMBER
18:00 – Pferde-Nacht
15:00 – Festival in Werne
16:00 – Nacht der Museen
12:00 – Dreingaufest
Künstler aus 15 Ländern zeigen 15 Acts in der Innenstadt von Werne beim Straßenfestival. Artistik, Akrobatik, Comedy, Musik und Zauberei. Der Eintritt ist frei, die Künstler freuen sich über Applaus und Hutgeld. Von Freitag bis Sonntag.
Im Rahmen des »Schauraums« (siehe Seite 34) öffnen zur »Nacht der Museen und Galerien« in Münster die unterschiedlichsten Ausstellungsorte und bieten eigene Sonderprogramme. Inkl. Bustouren und Führungen, Eintritt frei, bis 24 Uhr.
Heute und morgen feiert Drensteinfurt sein Stadtfest: Beim »Dreingaufest« geht’s rund um Wagenfeldstraße und Marktplatz bunt zu. Tanz, Musik, Kunsthandwerk und Kulinarik. Abends sorgen verschiedene Bands und Showacts für die Partystimmung. Sonntag von 13 bis 18 Uhr verkaufsoffen.
www.werne-strassenfestival.de
www.tourismus-muenster.de
www.igw-drensteinfurt.de
SA, 1. SEPTEMBER
SO, 2. SEPTEMBER
20:00 – Sendener Lichter
15:00 – Promi-Kellnern am Aasee
Zum »Sendener Lichterabend« leuchten im Bürgerpark die Bäume: Feuershow, Lichtinstallationen, farbige Wasserspiele, Stelzen-Performance, Ballettvorführungen und mehr. Plus: Picknickplatz! Eintritt: sechs Euro.
Wilsbergs Promi-Kellnern Nr. 16 am Aasee: Leonard Lansink und sein Kellnerteam schwingen die Tabletts an den Aaseeterrassen in Münster und bewirten die Gäste mit Speisen und Getränken. Auch am Samstag gibt es ein erstes Benefizkonzert für die Krebsberatungsstelle.
»Warendorfer Pferdenacht«: Am Freitag Abend feiern Warendorfer und Gäste in der Innenstadt mit Livemusik, Late-Night-Shopping und der Pferdeflüsterin Abraxah und ihrem AraberSchimmel Sarouk. Samstag und Sonntag (verkaufsoffen) läuft die »Fiesta Championata«. www.warendorf.de
Mehr Münsterland geht nicht!
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www.senden-westfalen.de
www.krebsberatung-muenster.de
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Foto Schauraum: Stephanie Alker | Promi-Kellnern: Thomas Hölscher
FR, 31. AUGUST
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Zeit für mich. Banking und Beratung ohne Terminstress. Dafür einfach und sicher. Für mich ein Muss. Meine Sparkasse ist immer da.
Wenn’s um Geld geht
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Sparkasse Münsterland Ost