Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Dezember 2012 / Januar 2013
schaufenster
Kultur.Region Winterzeit / Vom Advent zur Ballsaison Glocken / Den Ton angeben . Junge Talente / Preisträger im Porträt
P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295
Stricken / Verzopft war gestern . Wir tragen Niederösterreich / Ball-Knigge
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www.noevers.at
Wir schaffen das.
WIEN NORD
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Editorial / 3
Wünsche
mehr sein Vom Meinunghaben und Meinungmachen.
„Ich bin der Meinung“, brummte der frühere Bundeskanzler Bruno Kreisky recht gerne, wenn er eine politische Botschaft unters Volk brachte. Bei Sonnenkönigen mag es wohl üblich sein, dass standortgesteuerte Standpunkte mehr oder weniger unreflektiert übernommen werden. Darzustellen, ob dies heutzutage anders oder aber bereits zur Regel geworden ist, wird nicht selten im Reich der anspruchsvollen Diskussion angesiedelt. Eine fundierte Meinung zu haben steht auf der einen Seite, bloßes Meinungsmachen auf der anderen. In der allgemeinen Wahrnehmung wird es wohl so sein, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Positionen verschwimmen oder ganz im Meinungsnebel verschwinden. Meinung zu machen versteht sich als Profession mit zahlreichen Verfeinerungen im Operativen. Bleibt es bei reiner Betriebsamkeit, kann dies den Blick auf den Kern einer Botschaft trüben oder ganz verstellen.
Es sind gerade die Künstlerinnen und Künstler, die sowohl in ihren Werken als auch mit ihren Worten dem Substanziellen verpflichtet sind. In seiner Festrede anlässlich der Verleihung der diesjährigen NÖ Kulturpreise rief der Karikaturist Gerhard Haderer daher die Kunstschaffenden auf, ein Denklabor zu gründen, in dem neue Formen des politischen Aktivismus erprobt werden können: „Wir haben die Phantasie, wir haben die Kreativität. Also gründen wir eine Denkfabrik, in die alle klugen Köpfe des Landes eingeladen werden.“ Ob dieses Plädoyer in seiner Tragweite auch verstanden werden will, liegt nicht zuletzt an der Durchsetzungskraft jener, die in der Lage sind, sich überhaupt eine qualifizierte Meinung zu bilden.
möge wichtiger sein als der Schein, der Inhalt wichtiger als die Verpackung. Oder sprichwörtlich: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Wenn sich Mella Waldstein so ihre Gedanken über allerlei Tage macht (siehe Seite 50), dann könnte ein Tag des Schweigens durchaus Sinn machen. Dabei geht es nicht um das Verschweigen oder um den Import von Neujahrsbräuchen aus Bali, sondern vielmehr um Besinnung, Innehalten, Nachdenken und um das Nehmen jener Zeit, die man braucht, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Diese Herangehensweise ist wahrscheinlich die beste Voraussetzung dafür, sich eine wirklich solide Meinung zu bilden. Dorli Draxler, Edgar Niemeczek
In den Tagen rund um Weihnachten und den Jahreswechsel dürfen in diesem Zusammenhang ein paar spezielle Wünsche ausgesprochen werden. Zum Beispiel: Das Sein
MusikSCHUL management KULTUR . REGION NIEDERÖSTERREICH
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Top-Termine / 4
Dezember 2012 – Januar 2013
TOP-TERMINE ADVENT AM BRANDLHOF —————————————————— Sa, 8. 12. 2012, 14.00–18.00 Uhr So, 9. 12. 2012, 10.00–18.00 Uhr 3710 Radlbrunn, Brandlhof —————————————————— Sa, 8. 12., ab 14.00 Uhr: Weisenblasen, Ziersdorf Bläser, Friedrich Damköhler, Lesung, Illuminierung des Christbaums, Männerensemble Taktlos, Offenes Singen mit Katharina Hofer und Ziersdorf Bläser So, 9. 12, ab 13.00 Uhr: Pulkauer Weisenbläser, Spitzer Tanzlmusi, Helga Maria Wolf (Texte über Weihnachten), Eberhard Kummer (Lieder zur Leier), Scheibbser 3er, Offenes Singen im Hof, Dorli Draxler und Pulkauer Weisenbläser. Eintritt frei!
KREMSER KAMINGESPRÄCHE DONAU.VISIONEN
2. niederösterreichischer TRACHTENBALL
Brandlhof, Tel. 02956 81222 www.volkskulturnoe.at
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ADVENTMARKT in STEIN
Mi, 9. 1. 2013, 18.00 Uhr Donau.Mythen Dr. Ruth Aspöck, Dimitré Dinev
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—————————————————— Sa, 15. 12. 2012, 13.00–19.00 Uhr So, 16. 12. 2012, 10.30–18.00 Uhr 3504 Krems-Stein, Ludwig-vonKöchel-Platz und Galerie der Regionen —————————————————— In beschaulicher Adventidylle werden liebevoll gefertigtes Kunsthandwerk, einfallsreicher Weihnachtsschmuck und kulinarische Schmankerl aus Niederösterreich geboten. Bläserensembles der Musikschule und der Stadtkapelle Krems sowie der Steiner Chor sorgen für die musikalische Umrahmung. Eintritt frei!
In der aktuellen Reihe der Kremser Kamingespräche steht die Donau, der zweitlängste Fluss Europas, im Zentrum der Diskussionen. Im Dezember erörtern Mag. Birgit Brandner-Wallner, Geschäftsführerin der Donau Schiffsstationen GmbH, und Landesrat Dr. Stephan Pernkopf Schätze und Potenzial des Flusses. Autorin Ruth Aspöck und Schriftstellerin Dimitré Dinev setzen sich zum krönenden Abschluss poetisch und literarisch mit dem zweitlängsten Fluss Europas auseinander.
Kartenvorverkauf Flanierkarte: EUR 35,00 (inkl. Eintritt, Aperitif) Kartenbüro Grafenegg im Auditorium Grafenegg, Tel. 02735 5500 (Fr–So 11.00–17.00 Uhr) bis 16. 12. 2012 Kartenbüro der Tonkünstler Grafenegg im Museumsquartier Wien Tel. 01 5868383 (Mo–Fr 9.00–17.30 Uhr) tickets@grafenegg.com Kartenvorverkauf Tischplatzkarte: EUR 75,00 (inkl. Eintritt, Tischplatz, Gedeck, Aperitif, Vorspeisenpotpourri, Schmankerlreigen, Mitternachtssuppe) tischkarten@volkskulturnoe.at Dresscode: festliche Tracht
Eintritt frei / Anmeldung erbeten!
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Information:
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Haus der Regionen, Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org
Haus der Regionen, Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org
Tel. 0664 8485388 www.wirtragennoe.at www.volkskulturnoe.at
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Inhalt / 5
Dezember 2012 – Januar 2013
INHALT Glocken Den Ton angeben
6 /
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Forschung Volksliedarchiv
9 /
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Kultur.Region Ziemlich bester Advent
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Weinviertel Handwerk ——————
Weinviertel Museumstreffen
Weinviertel Schulprojekt Korneuburg
Österreichischer Museumstag 2012 Neue Wege – Neue Medien
22 /
24 /
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Industrieviertel Kindelwiegen
26 /
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Advent Selber singen
Feuerwerk Juwelen der Nacht
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Christiane Singer Weihnachtsgedanken
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Musikschulen Junge Talente
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Trachtenbälle Kleiner Ball-Knigge
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Stricken Verzopft war gestern
32 /
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Kinderchorschule Klein, aber oho
19 /
Auslage Bücher, CDs & feine Ware
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Mostviertel Porträt der Hilfsbereitschaft
Kultur.Region Fortbildung
20 /
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Waldviertel Roratemessen
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36 /
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ORF Volksmusiksendungen
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39 /
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Museen Krippenausstellung
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Krahuletz-Museum Eggenburg Jubiläum
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Museen Josef Reither
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Museen Josef Figl
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Museumsdorf Niedersulz Hinter der Stille
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Kultur.Reion Intern
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50 / Die letzte Seite
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IMPRESSUM Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Mag. Günter Fuhrmann, Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Andreas Teufl, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Michaela Weiss, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Mag. Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Brigitta Appel, Mag. Doris Buchmann, Lisi Blüml, Mag. Gabriele Burian, Mag. Daniela Fuchs, Dr. Peter Gretzel, Dr. Franz Pieler, Oliver Pfeiler, Mag. Monika Scholz, Dr. Helga Maria Wolf, Prof. Edgar Wolf, M.C. Zingerle. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434 Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Cover: Teichlandschaft im Weinsberger Wald, Waldviertel. Foto: Manfred Horvath.
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Österreich-Bild / 6
Glocken
den ton angeben Regisseur Andi Leitner und Norbert Hauer, ein profunder Glockenkenner, folgen in diesem Österreich-Bild aus dem ORF Landesstudio NÖ dem Ruf der Glocke quer durch Niederösterreich.
Dreharbeiten in der Piaristenkirche (v. l. n. r.): Peter Dunst, Johann Dunst, Ernst Jurcsa, Helmut Muttenthaler, Wolfgang Steinschorn, Andi Leitner. Foto: Andreas Kotzmann
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Österreich-Bild / 7
Stift Göttweig: Zehn Glocken hängen in den barocken Doppeltürmen.
Das größte Geläut des Landes befindet sich in Stift Göttweig. In den beiden barocken Glockentürmen hängen heute zehn Glocken. Das Läuten ist in einer sogenannten Läutordnung genauestens geregelt. Sie wird eigens für das Geläut einer Kirche festgelegt und berücksichtigt die örtlichen Traditionen. Prior Pater Maximilian gewährt Einblicke in die Läutregeln des Klosters und demonstriert mit Norbert Hauer verschiedene Läutmotive. Besonders imposant klingt das volle Geläut mit allen zehn Glocken, das normalerweise nur zu ganz speziellen Anlässen geläutet werden darf. Für das Team des ORF NÖ wurde diesmal eine Ausnahme gemacht. Dieses Geläut zählt übrigens laut Expertenmeinung zu den schönsten Geläuten des Landes. Der Glockenklang begleitet die Menschen zeit ihres Lebens. Es wird eingeläutet und ausgeläutet, etwas beginnt und endet. Die Kinder ersehnen den Glöckchenklang des Christkindes, die Erwachsenen warten auf den Glockenschlag der „Pummerin“, um mit
Karl Bauer, der Glöckner von Schwarzenbach.
ihrem Klang das neue Jahr zu beginnen. Alle Feste der Kirche und besondere Ereignisse im Leben der Gläubigen werden mit dem Klang der Glocke gefeiert.
Zeichen der Macht Die ältesten Glocken stammen aus China (etwa 1600–1027 v. Chr.). Irische Mönche verbreiteten dann im 6. Jahrhundert die Glocke in Europa. Im frühen Mittelalter wurden auf Klosterkirchen und später auch auf anderen Gotteshäusern Glocken platziert. Seit dem 10. und 11. Jahrhundert entstanden hohe, zum Tragen des Glockenstuhls errichtete Türme. Glocken galten fortan hörbar als Zeichen der Macht. Ab dem 13. Jahrhundert wurden in den wichtigsten Städten Türme gebaut, in denen große Glocken bei Festveranstaltungen, aber auch bei Feuer und Gefahr läuteten. Ein Beispiel der Gotik ist der Stadtturm von Korneuburg.
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Im 17. Jahrhundert entstanden an zahlreichen Burgen und Schlössern Glockentürmchen, sie gehörten zum sichtbaren Markenzeichen eines modernen Adelssitzes und saßen meist auf alten Bergfrieden wie etwa in Pottenbrunn. Der Adel gab nun gemeinsam mit der Kirche wortwörtlich die Zeit und den Ton an. Eine weitere Spezialität sind Glockenspiele, wie sie im Steiner Tor in Krems oder, einzigartig mit Handspielanlage, im Stift Heiligenkreuz zu finden sind. Die Reise führt weiter nach Stockerau. Dr. Jörg Wernisch ist Werkstofftechniker und beschäftigt sich bereits seit seiner frühesten Kindheit mit den Glocken. Er sammelt Tondokumente und macht Aufnahmen von Glocken österreichweit. Mittlerweile besitzt er eines der umfassendsten Tonarchive. Im höchsten Kirchturm Niederösterreichs, in der Glockenstube der Stadtpfarrkirche Stockerau, trifft Norbert Hauer das Team um Dr. Jörg
Österreich-Bild / 8
Nach fast 70 Jahren läuten die Glocken der Kapelle von Schloss Schallaburg wieder.
Wernisch. Mit Klanganalysen geht die Gruppe auf Spurensuche nach dem idealen Klang österreichischer Glocken. Auch Stockerau hat seine klangliche Besonderheit: Der junge, ambitionierte Uhrmacher Christian Rerecha hat mit der Instandsetzung eines mechanischen Klöppelfängers den ursprünglichen Glockenklang der Stadtpfarrkirche Stockerau wieder geschaffen.
Die Klanggestalt erhalten Glocken gelten als die ältesten Musikinstrumente und haben daher historischen Wert. Gerd Pichler vom Bundesdenkmalamt erzählt von den Glocken als Zeitzeugen und ihrer Erhaltung als kulturelles Erbe. Tausende Glocken mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert und eingeschmolzen werden. Die fehlenden Glocken wurden nach den Weltkriegen durch neue ersetzt, und einige der wenigen erhaltenen historischen Glocken nahmen im Lauf der Zeit Schäden. Dies bedingt heute einen enormen Aufwand bei der Restaurierung. Von Seiten des Bundesdenkmalamts ist man bemüht, die ursprüngliche Funktion und Klanggestalt zu
erhalten – so wie bei der Restaurierung der Glocke im Turm des Stifts Dürnstein. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel ist die Frauenglocke in Weißenkirchen. Sie gilt als besonderes historisches Juwel unter den Glocken. Andi Leitner zeigt in dieser Dokumentation über mehrere Monate hinweg die aufwändigen Restaurierungsarbeiten.
Generationen für den Glockenklang Dort, wo man die Glocken nicht mehr restaurieren kann oder wo sie gänzlich fehlen, müssen sie neu gegossen werden. So erhielten die Kirche in Feuersbrunn am Wagram und die Kapelle auf der Schallaburg Glocken der Glockengießerei Grassmayr aus Innsbruck. Dort werden schon seit 1599 Glocken gegossen. Seit dieser Zeit hat die fesselnde Wirkung des Glockenklanges das älteste österreichische Familienunternehmen nicht mehr losgelassen. Das Geheimnis um den Glockenguss wird sorgfältig gehütet, durch Forschungen laufend erweitert und immer wieder vom Vater auf den Sohn vererbt. „Wir wollen die Stradivari unter den Glocken gießen“, formuliert Johannes Grassmayr die Suche nach dem schönsten Klang.
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Während in den meisten Glockenstuben längst die Automatisierung Einzug gehalten hat, lebt sie aber in manchen Türmen noch weiter: die alte Tradition des händischen Glockenläutens. Die mächtige Glocke in der Kremser Piaristenkirche muss unter Einsatz aller Kräfte von vier Männern geläutet werden. In Schwarzenbach im Waldviertel sorgt die Familie Bauer seit Generationen für den Glockenklang im Ort. An 365 Tagen im Jahr macht sich Karl Bauer drei Mal täglich auf zur Dorfkapelle, um zu den Gebetszeiten die Glocke zu läuten. / Text und Fotos: Lisi Blüml
RUF DER GLOCKE
——————————————————— So, 30. 12. 2012, ORF 2, 18.25 Uhr Ein Österreich-Bild aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich zum Thema „Der Ruf der Glocke“.
Forschung / 9
Volksliedarchiv
auf weihnachten zu Die Entwicklung des Weihnachtsliedes – von den mittelalterlichen Mischtexten bis zu der unüberschaubaren Vielzahl an Hirtenliedern.
„’s is a heilige Zeit auf Weihnachtn zua. A Wartn und Hoffm, sich nach was sehnen. Er is längst auf ’m Weg, der himmlische Bua, schon lang, bevor die Kerzn brennan!“ Der Mundartdichter Johann Staffenberger umschreibt die Zeit auf Weihnachten zu als ein Sein auf einem Weg, das den Menschen bewegt und ihn öffnet für das Kommende. Voraussetzung dafür ist das Hineinhorchen, das Stillwerden, das Gespanntsein. Der Wartende ist hellwach, vertreibt sich nicht die Zeit mit Nebensächlichkeiten. Er weiß, worauf er wartet – und kann warten. Der Wartende bereitet sich vor. Die wohl wirksamste Möglichkeit, sich einzustimmen und das Warten mit Spannung zu füllen, ist die Musik. Sie drückt das aus, „was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen“ (Victor Hugo), nämlich das Geheimnisvolle, das Großartige, das Innerste des Menschen. Wer dem Volk das Lied wiedergibt – das entschwindende –, „der gibt ihm seine eigene Seele zurück“, formuliert Peter Rosegger das Verhältnis des Volksliedes zur Seele. Versucht man die Spuren des Volksliedes in der Advent- und Weihnachtszeit nachzuzeichnen, muss man bis ins Spätmittelalter zurückgehen. Damals begannen sich in deutscher Sprache abgefasste Lieder langsam aus den lateinischen Gesängen herauszulösen, wofür beispielsweise Übersetzungen des Magnificats typisch sind. Gesungen wurden diese neu entstandenen Mischtexte hauptsächlich in der Liturgie, welche zunächst und lange Zeit der ausschließliche Raum des adventlichen und weihnachtlichen Singens war. Da die Lieder oft mit einem Kyrie eleison
„Laufet, ihr Hirten, lauft alle zugleich“, ein Text aus dem 18. Jahrhundert, wurde oft als Lied zum Krippenspiel verwendet. Fassung aus dem Raum Amstetten, aus der Sammlung Georg Kotek, NÖVLA A 140/3.
endeten, bezeichnete man sie als „Leisen“. Thematisch steht nicht die Kindlichkeit Christi an der Krippe im Mittelpunkt, sondern Christus als Gott, der zur Erde kommt.
Latein trifft Deutsch Zu den Liedern in Mischtexten gehören die dialogisch gesungenen Lieder. Das Lied „In dulci jubilo“ wurde im Wechselgesang von Priester in lateinischer und von der Gemeinde in der Volkssprache gesungen. Das Motiv der Hinwendung zum göttlichen Kind tritt zum vorhandenen Motiv des Weltenrichters hinzu. Gut möglich ist, dass sich aus diesen dialogischen Gesängen einfache szenische Darstellungen des Inhaltes entwickelten. Bis ins 14. Jahrhundert reichen die Verkündi-
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gungslieder zurück. Das Lied „Ein Engel zu Maria kam“ von 1392 umfasste 36 Strophen und erzählte den des Lesens und Schreibens unkundigen Menschen die Botschaft der Verkündigung des Erzengels Gabriel an die Jungfrau Maria. Manches frühe Weihnachtslied entspringt den Tageliedern, die das Motiv des Tagrufes eines Wächters aus dem mittelalterlichen Minnesang übernehmen. Wiegenlieder gehen auf den Brauch des Kindelwiegens zurück, der von Frauenklöstern ausging (siehe auch Seite 26 f.) Das in Prozessionen mitgeführte Christkind aus Wachs durfte von der Gemeinde und besonders von Kindern aus der Krippe genommen und gewiegt werden. Dabei wurden entsprechende Lieder gesungen.
Forschung / 10
„Schlaf Jesulein zart“, Text aus dem 17. Jahrhundert. Fassung aus Weidmannsfeld in Niederösterreich, aufgezeichnet 1923 von Pfarrer Franz Semelhofer, aus der Sammlung Karl Liebleitner, NÖVLA A 482/63.
Biblische Botschaft Wesentlich geprägt und beeinflusst hat Martin Luther das deutsche Weihnachtslied. Reformatorisch eingestellte Pfarrer verfassten ein neues Liedrepertoire, das man dem katholischen Messgesang entgegenstellen konnte. Ziel dieser Lieder war es, der Bevölkerung eine Hilfestellung zum besseren Verständnis der biblischen Botschaft in die Hand zu geben. Nach Luther war es vor allem Paul Gerhardt zu Beginn des 17. Jahrhunderts, der mit seinen Liedern die Gläubigen aufforderte, Geist und Sinn liebend auf das göttliche Kind zu richten und es innerlich bewegt zu verehren. Hirten- und Krippenlieder stammen ebenfalls aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Sie konnten deswegen einen sehr großen Verbreitungsgrad und einen hohen Variantenreichtum entwickeln, weil sich gerade die einfachen Leute in der Gruppe der Hirten wiederfinden konnten. Thematisch ranken sich die Lieder um die Herbergsuche, die Geburt, die Verkündigung der Engel auf dem Feld und die Anbetung der Hirten an der Krippe. Die unüberschaubare Menge von Hirtenliedern dürfte daher rühren, dass es sich im 18. und 19. Jahrhundert sogenannte „Kirchensingerschaften“ zur Aufgabe gemacht hatten, jedes Jahr in der Kirche ein neues Hirtenlied von der Empore aus vorzutragen. Aus diesen ständig wachsenden
Liederbüchern schöpften später die Volksliedsammler.
Einzug ins Haus Im Zuge der Entwicklung des Weihnachtsfestes hin zu einem Fest in der Familie im 19. Jahrhundert hielt das Weihnachtslied Einzug in den häuslichen Gebrauch. Man sang es, oft begleitet von Instrumenten, um den Weihnachtsbaum versammelt, gefolgt von der Bescherung der Kinder. Bekannte Lieder wie „Tochter Zion“, „O Tannenbaum“ oder auch „Stille Nacht“ entstehen in diesem Umfeld. Gefeiert werden konnte das „häusliche“ Weihnachtsfest allerdings nur von privilegierten Familien. Eine Gegenbewegung zum verkitschten Kinderlieder-Repertoire der Biedermeierzeit stellte die neuerliche Hinwendung zu alten Advent- und Weihnachtsliedern dar. Teilweise wurden Anfang des 20. Jahrhunderts neue ernste und freudvolle Lieder komponiert.
Von Dreikönig bis Lichtmess Der Bogen des Weihnachtsfestkreises spannt sich vom Advent, dem Beginn eines neuen Kirchenjahres, über Weihnachten, Neujahr, Dreikönig bis hin zu Maria Lichtmess am 2. Februar. Dreikönigslieder oder auch Sternsingerlieder, gefolgt von Dreikönigsspielen,
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entstanden ab dem 16. Jahrhundert, als sich der sogenannte Heischeumzug im Kostüm der Heiligen Drei Könige entwickelte. Thematisch erzählt das Sternsingerlied die Suche der Weisen nach dem Kind in Bethlehem sowie die Begegnung mit Herodes. Das Fest „Maria Reinigung“, vierzig Tage nach der Geburt im Tempel, bildete bis zur Liturgiereform in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts den formellen Abschluss des Weihnachtsfestkreises. Im Bewusstsein der Bevölkerung hat dieser Bogen von Weihnachten her keine ausgeprägte Spannkraft besessen, da inzwischen der Fasching Einzug gehalten hatte. Überlieferte Lichtmesslieder erwähnen Maria und das Kind, drücken aber als Heischelieder besonders Glück- und Segenswünsche für die bald beginnende Zeit der Aussaat und des Wachstums aus. Im steirisch-niederösterreichischen Grenzraum gab es in Analogie zu den Dreikönigssingern sogenannte Lichtmesssinger, die für ihre Segenswünsche oft Wachs für Kerzen erhielten. Das Volksliedgut rund um den Weihnachtsfestkreis hat eine tief verwurzelte Tradition. Viele dieser auf uns gekommenen Lieder haben Menschen vergangener Generationen auf Weihnachten hinzuführen vermocht und ihnen die Botschaft von Weihnachten verkündet. Diese Lieder immer wieder zu singen beseelt. / Text: Peter Gretzel Abbildungen: NÖ Volksliedarchiv
WEIHNACHSTLIEDER AUF ABRUF
——————————————————— Suchen Sie bestimmte Lieder? Alte oder neue? Die Melodie klingt noch im Ohr, aber der Text fehlt? Wie jedes Jahr helfen Ihnen der Leiter des NÖ Volksliedarchivs (Dr. Peter Gretzel) und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin (Mag. Daniela Fuchs) gerne weiter. NÖ Volksliedarchiv c/o NÖ Landesbibliothek 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1 archiv@volkskulturnoe.at Tel. 02742 9005-12878 Öffnungszeiten: Di–Do, 9.00–15.00 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung
Advent / 11
Kultur.Region
ziemlich bester advent Angebote der Volkskultur Niederösterreich für einen gelungenen Advent.
Wir schreiben endlose To-do-Listen und klicken uns durchs Internet, um Weihnachtskäufe zu erledigen. Wir stehen im Stau. Wir machen Überstunden im Büro. Wir trinken zu viel Punsch. Wir ekeln uns vor der Plastikkonsumwelt. Wir sind gereizt. Wir haben ein schlechtes Gewissen. Das ist die Rahmenhandlung rund um den stillen Advent. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Immer mehr Menschen verweigern das ganze Getue ums Weihnachtsfest – Christmas-Cancelling wäre da ein Schlagwort. Die anderen fliehen in eine heile Welt, in alte Weihnachtsgeschichten, in ein durchdekoriertes Heim oder sehnen sich Omas Ofenbank herbei. Oft würde es genügen, sich eine Stunde pro Tag aus dem Getriebe der Welt herauszunehmen. Sich Zeit nehmen für Familie, für Freunde, Nachbarn und vor allem für sich selbst. Man könnte etwa einen Adventkalender der Zeitfenster erstellen: 1. 12.: Ein Spaziergang. 2. 12.: Besuch eines Menschen, der schon lang darauf wartet. 3. 12.: Eine medienfreie Zeitzone (ohne Handy, E-Mail, Facebook etc.). 4. 12.: Etwas bewusst und lange betrachten (eine alte Kirche, einen Baum, ein Bild). 5. 12.: Gemeinsam essen. … Das bewussteste Auswählen vorweihnachtlicher Aktivitäten hilft, sich nicht dem Overkill hinzugeben. Die Volkskultur Niederösterreich hat gehaltvolle Angebote: Bereits zum dritten Mal lädt sie etwa im Rahmen
Alljährlich wird beim Grafenegger Advent ein Schloss verzaubert. Foto: Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H.
des Grafenegger Advents zum Niederösterreichischen Adventsingen. Weihnachtliche Lieder und Weisen aus den Regionen Niederösterreichs hüllen das Auditorium in vorweihnachtliche Klänge aus bekannten und schon fast vergessenen Advent- und Weihnachtsliedern.
Auf nach Bethlehem „Auf nach Betlehem“ heißt es im Haus der Regionen in Krems-Stein. Den Abschluss des diesjährigen Konzertprogramms bildet das traditionelle Adventkonzert. Vier Gruppen spannen einen Bogen mit Liedern und Weisen vom Beginn der Adventzeit über den Heiligen Abend bis zu Maria Lichtmess. Zu den musikalischen Gästen gehört das Kvartet
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Vita, das weihnachtliche Lieder aus Slowenien vorträgt. D’Schlofhaumbuam bringen vokale Raritäten aus dem Industrieviertel zu Gehör. Instrumental trägt das Ensemble Rohrblatt seinen Teil zum Programm bei und die Mostviertler BlechMusikanten ergänzen das Konzert mit andächtigen Melodien. Durch den Abend führt Edgar Niemeczek.
Von A bis Z Von Aggsbach bis Ziersdorf, kaum ein Ort, eine Pfarre oder eine karitative Organisation, die nicht auch zu einem Adventmarkt einlädt. Ein Schloss zu verzaubern ist das Motto des Grafenegger Advents, der in diesem Jahr zum 36. Mal stattfindet. Er ist der größte und bekannteste in Niederösterreich.
Advent / 12
NIEDERÖSTERREICHISCHES ADVENTSINGEN
——————————————————— Do, 6., und Fr, 7. 12. 2012, 19.00 Uhr Schloss Grafenegg, Auditorium Chor Haag, Mostviertler BlechMusikanten, Familiendreisang Knöpfl, NiglHoga Stubnmusi. Lesung: Adi Hirschal Information und Karten: Auditorium Grafenegg: Tel. 02735 5500 Tonkünstler-Kartenbüro: Tel. 01 586 8383 EUR 14,00 bis 24,00 Mit Eintrittskarte freier Eintritt zum Grafenegger Advent!
AUF NACH BETLEHEM
Am Brandlhof: Handwerksmärkte in der Vorweihnachtszeit gab es ab dem 19. Jahrhundert. Foto: Dieter Schewig
Im Weinviertel sind Kellergassen (Advent in der Loamgrui in Untersinkenbrunn oder in der Trift in Großrußbach) ein beliebter Rahmen. Oder gleich im Keller, so wie beim vorweihnachtlichen „Drunter & Drüber“ in Retz. „Drüber“ – am Platz gibt’s reichliche Auswahl bäuerlicher Produkte, „drunter“ – in den Kellersystemen unter der Stadt eine Krippen- und Weihnachtsschmuckausstellung. Ganz oben (am Rathausturm) spielt das Bläserensemble der Stadtkapelle Retz. In Seebenstein ist der stimmungsvoll beleuchtete Naturpark die Kulisse des Markts. Die Märkte in den mittelalterlichen Mauern der Ruine Aggstein oder im Reckturm in Wiener Neustadt vermitteln ihr eigenes Flair. Bei der Schmiedeweihnacht in Ybbsitz präsentieren Schmiede aus Österreich und den Nachbarländern ihre Handwerkskunst, die Besucher können das Schmiedehandwerk hautnah miterleben. Das Feuer brennt in den Essen am Marktplatz, es riecht nach Kohle und duftet nach Glühmost. In den Brandlhof nach Radlbrunn sowie nach Krems-Stein lädt die Volkskultur Niederösterreich zu einem Besuch ein. Weihnachtlich dekoriert präsentiert sich der Ludwigvon-Köchel-Platz während des bereits zur Tradition gewordenen Adventmarkts. Gleich ums Eck ist die Galerie der Regionen, die bereits in den Wochen zuvor eine erlesene Auswahl an Weihnachtsschmuck und Geschenkideen anbietet.
Der Brandlhof in Radlbrunn, ehemals ein Meierhof des Stiftes Lilienfeld, ist durch seine Handwerksmärkte weithin bekannt. Ausgewählte Fertigkeiten werden am Adventmarkt dargeboten. Zartes wie Scherenschnitte, Kräftiges wie Schmiedeerzeugnisse, Korbflechten, Zinnfiguren, Hinterglasmalerei, Erzeugnisse einer Sattlerwerkstatt, Drechsler, Metalldrücker und Klöppler. /
——————————————————— Fr, 14. 12. 2012, 19.30 Uhr Sa, 15. 12. 2012, 18.30 Uhr 3504 Krems-Stein, Haus der Regionen Konzert mit Kvartet Vita (Slowenien), D’Schlofhaumbuam, Ensemble Rohrblatt, Mostviertler BlechMusikanten Information und Karten: Tel. 02732 85015 Kat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00 Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00 www.volkskultureuropa.org
ADVENTMARKT IN STEIN
aufs christkind warten
——————————————————— Einen ganz besonderen Adventkalender gibt es im Rahmen der Aktion „Warten auf das Christkind“. Auf der Website www.aktion-christkind.at ist in einem virtuellen Adventkalender hinter jedem Fenster die Geschichte eines weihnachtlichen Brauchs versteckt. Wir laden Sie ein, uns zu schreiben, welchen besonderen Brauch Sie kennen oder welche Traditionen Sie während der Adventzeit und zu Weihnachten pflegen. Alle Beiträge werden im Internet veröffentlicht. Als kleines Dankeschön werden unter den Einsendungen kleine Anerkennungspreise verlost. Einsendeschluss: 14. 12. 2012 Aktion Christkind 3109 St. Pölten, Postfach 101 Fax: 02742 21529 13 mitmachen@aktion-christkind.at www.aktion-christkind.at
schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2012 · Januar 2013
——————————————————— Sa, 15. 12. 2012, 13.00–19.00 Uhr So, 16. 12. 2012, 10.30–18.00 Uhr 3504 Krems-Stein, Ludwig-von-Köchl-Platz Eintritt frei! www.volkskultureuropa.org
ADVENT AM BRANDLHOF
——————————————————— Sa, 8. 12. 2012, ab 14.00 Uhr: Ziersdorf Bläser, Friedrich Damköhler, Advent- und Weihnachtslesung, u.v.m. So, 9. 12. 2012, ab 13.00 Uhr: Spitzer Tanzlmusi, Helga Maria Wolf, Eberhard Kummer, Scheibbser 3er, Offenes Singen im Hof, u.v.m. Eintritt frei! 3710 Radlbrunn 24, Tel. 02956 81222 www.volkskulturnoe.at Weitere Adventmärkte finden Sie auf dem Veranstaltungskalender (Plakat) oder auf www.christkindlmaerkte.at
Advent / 13
Selbstgemacht
singEN im advent „Selbstgemacht“ hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Das sollte auch fürs Singen gelten. Es erhellt die Dunkelheit und vertreibt die innere Kälte.
entstehen immer neue Veranstaltungen, alle mit dem Ziel: „Entfliehe dem hektischen Alltag, tauche ein in eine besinnliche Zeit der Ruhe und Entspannung für Körper, Geist und Seele!“
Funke, der überspringt Nun, das Singen ist eine Tätigkeit, die uns als Mensch ganz gefangen nimmt. Körper, Geist und Seele schließen sich zu einer nicht zu trennenden Einheit, wir agieren und versinken in diesen Zustand. Dies ist einer der Gründe, warum bei vielen Veranstaltungen das Singen mit dem Publikum ein fixer Programmpunkt ist. Der Zuhörer und die Zuhörerin, ob jung oder alt, sind mit eingebunden in das Geschehen. Es springt quasi ein Funke von den Ausführenden auf der Bühne zu den Zuhörenden. Beglückende Augenblicke im Zustand des Singens verlangen nach Wiederholung, nach mehr. So ist oft dieser Moment Anstoß, zu gegebener Zeit das Singen wieder zu versuchen, es zu tun. Damit wird die Freude am Singen geweckt, oder vielleicht wieder entdeckt.
Mut zum Singen In vielen Orten in unserem Niederösterreich erklingen bei Adventsingen Lieder, die schon viele Jahrzehnte zum fixen Bestandteil gehören. Jedoch kommen immer neue hinzu. Es sind Lieder im Volkston, geschrieben von Komponisten und Komponistinnen, die in unsere Zeit passen. Jetzt stellen Sie berechtigt die Frage: „Wie komme ich zu Liedern?“
Hinhorchen und dem Wunsch zum eigenen Singen Raum geben.
Advent, die Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu Christi, ist heute von Rastlosigkeit getragen. Da finden viele Menschen in unserer Gesellschaft es angenehm innezuhalten. Innezuhalten an einem stillen Platz, in einer Kirche während einer Rorate-Messe, bei einem Spaziergang in der nebelverhangenen Landschaft. In solchen Zeitspannen entsteht der Wunsch zum Singen. Und, es ist doch ein alter Spruch wie auch eine Tatsache, dass in wichtigen Momenten des Lebens der Wunsch nach dem Singen, dem eigenen Singen, vor-
handen ist. So denke ich, kann die innere Kälte, jener seelische Zustand der Menschen im Spätherbst, der durch die frühe Dunkelheit und die langen Nächte hervorgerufen wird, durch ein selbst gesungenes Lied erwärmt werden. Je lauter das Treiben in den Straßen der Städte und auf dem Land wurde, desto mehr entwickelten sich vielerlei Ausformungen des „Adventsingens“. Ausgehend vom Modell des „Salzburger Adventsingens“ entstanden und
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„Stiller Advent – Feiern im Kreise der Familie und mit Freunden“ ist ein Produkt, das gemeinsam mit den NÖN herausgegeben wird und dem „Schaufenster“ beiliegt. Da finden Sie: „Tauet Himmel den Gerechten“, „Heil’ger Nikolaus“, „O Jubel, o Freud“ und „Stille Nacht“. Sollten Sie Lust auf mehr Lieder bekommen, die Mitarbeiter des Niederösterreichischen Volksliedarchivs stehen helfend zur Seite. Manchmal genügt auch schon der Mut, Freunde zu einer Singrunde einzuladen, um jene Lieder zu singen, die noch aus der Kindheit in Erinnerung sind. / Text: Edgar Wolf Foto: atelier olschinsky
Weihnachtsgedanken / 14
schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2012 路 Januar 2013
Weihnachtsgedanken / 15
Christiane Singer
das geheimnis der welten Tief in den Wäldern der Karpaten führten meine Urgroßeltern eine einsame Herberge; dort hörte man in den Winternächten die Wölfen heulen. Damals kam es nicht selten vor, dass man einen verirrten Reisenden in letzter Not vor dem Rudel retten musste, das Jagd auf ihn machte. Sobald die Strohballen, die man in aller Eile angesteckt hatte, aufloderten und bis zu den Sternen hinaufknisterten, entfernte sich das Geheul. So erzählte mir meine Großmutter, als ich vier Jahre alt war. Von ihr habe ich die Wölfe, die Wälder und die Maßlosigkeit aller Dinge geerbt: die unendlichen Ängste und die unendlichen Hoffnungen. Heute ist mir wieder eine Geschichte eingefallen. Eisige Nacht. Der Wald ist tief und ausweglos. Ein vor Erschöpfung ganz verstörter alter Mann bahnt sich mit einer Laterne in der Hand seinen Weg durch die Finsternis. Er stolpert elend vor sich hin, sucht Halt an den Zweigen, sein Gesicht ist von den eisigen Nadeln zerrissen, seine Arme sind grausam zerkratzt. Schließlich findet sein Herumirren ein Ende: auf einer Lichtung eine strohbedeckte Hütte, die Tür steht offen. Eine alte Frau stürzt heraus und fängt ihn in ihren Armen auf. Sie zieht den Zusammengebrochenen in die Hütte, schleppt ihn bis zum Kamin, stemmt ihn in einen Schaukelstuhl. Sie beugt sich über ihn, legt ihm die Hand auf die Stirn und murmelt, während sie ihn hin- und herwiegt: „Ja, ja, schon gut, schon gut …“ Und immer wieder begleitet sie sein Stöhnen mit ihrer besänftigenden Litanei „ja, ja …“, knüpft endlose Girlanden der Liebe aus nichts als „ja, ja … ja, ja“.
Die Züge des Alten werden immer ruhiger, immer sanfter. Die Stunden perlen dahin. Jetzt ist es das Gesicht eines reifen, ruhigen Mannes. Die Stunden fließen weiter dahin. Jetzt ist es das Gesicht eines Mannes in der Blüte seiner Jahre, bald darauf das eines in Träume versunkenen Jünglings. Als die Nacht zur Dämmerung verblasst, ist es das Gesicht eines jungen, von wilden Locken umkränzten Burschen. Bei den ersten Strahlen der Morgenröte öffnet er die in die Unendlichkeit getauchten Augen eines neugeborenen Kindes. Der Kreis hat sich geschlossen. Die ganze Geschichte enthält die Quintessenz des Weihnachtsmysteriums. Ist diese eisige Winternacht nicht die, in der wir uns alle verirrt haben, unser aller Nacht, die zumeist den Blicken der anderen verborgen ist? Das Leben hat uns abgestumpft. Das grausamste Greisenalter ist nicht von organischer Art: Es ist das der Herzen. Wir sind zu alten, verbitterten lebenden Toten geworden. Der Glanz ist dahin; unser Hoffnungen abgewetzt; wir haben uns damit abgefunden, an der Welt zu verzweifeln. Der schlimmste Verrat, der sich denken lässt. Wie wäre in dieser Nacht der Wintersonnenwende, der endlosesten des Jahres, der Nacht der Häscher des Herodes, der Nacht der gezückten langen Messer, ein Bewusstseinswandel möglich, wie auch nur vorstellbar? Ja, wie? Das ist das ganze Geheimnis: das Einswerden von Abgrund und Gipfel. In dieser Nacht und in keiner anderen wird das Wunder geschehen.
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Und es geschieht! In der Nacht der Frauen, der Nacht der unendlichen Geduld, der Nacht der Niederkunft, der Nacht des Mutterschoßes! Denn das ist das Geheimnis der Welten, das sich in der Weihnacht offenbart. Auch wenn der Mensch sterben muss, ist ihm das Leben gegeben, um geboren zu werden, geboren und wiedergeboren … Ihm ist die Geburt verheißen und nicht der Tod. Sämtliche Rosse des Königs, alle Panzer und alle Bomben aller Armeen der Welt können weder die Finsternis festhalten noch das unaufhaltsame Nahen des Tagesanbruchs verhindern. Du musst nur noch zustimmen, damit das Wunder geschieht! Glückliche Geburt! Ja, fröhliche Weihnachten. /
buchtipp
——————————————————— Die französische Schriftstellerin Christiane Singer (1943–2007) lebte auf Burg Rastenberg im Waldviertel. Die Weihnachtsgedanken sind aus ihrem letzten Buch „Alles ist Leben. Letzte Fragmente einer langen Reise“, in dem sie in ergreifenden und zugleich ermutigenden Worten von ihrem Abschied aus der Welt erzählt. Christiane Singer: Alles ist Leben. Letzte Fragmente einer langen Reise btb Verlag ISBN: 978-3-442-74247-9 EUR 13,50 www.btb-verlag.de
Musikschulen / 16
Preisträger
junge talente Ob im Bereich der Klassik oder der Popularmusik – die Wettbewerbs-Saison war aus niederösterreichischer Sicht eine höchst erfolgreiche. Zwei Preisträger-Ensembles im Porträt.
Erik Horvath (l.) und Simon Loichtl: die BigBoys als Vorgruppe von Bauchklang. Foto: Julia Pfeiffer
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Musikschulen / 17
„… und die Sieger des NÖ podium.pop.rock Award 2012 sind: Die BigBoys aus der Musikschule Traismauer!“ Strahlend stürmen die drei Zehnjährigen auf die Bühne und nehmen den Award entgegen. Als jüngste Band haben sich die BigBoys gegen die älteren Teilnehmer durchgesetzt. Den obersten Platz auf dem Stockerl scheinen die drei Traismaurer mittlerweile für sich abonniert zu haben: 1. Preis beim Landeswettbewerb mit Berechtigung zur Teilnahme am Bundeswettbewerb, NÖ podium.pop.rock-Award-Gewinner und nun auch ein 1. Preis beim Bundeswettbewerb podium.jazz.pop.rock in Ried.
BigBoys Doch zurück zum Beginn: Seit rund zwei Jahren proben Tobias Gärtner, Simon Loichtl und Erik Horvath sowie Adrian Panhauser als BigBoys. Das Ziel ist bald klar: die vier wollen bei podium.pop.rock, dem Popularmusikwettbewerb, antreten. Was folgt, sind intensivere Proben, sowohl im Einzelunterricht mit den Fachlehrern als auch in Bandproben mit Bandleiter Alfred Kellner. Und – ein Song muss her. Die Vorgabe zur Teilnahme am Wettbewerb ist (zumindest) eine Eigenkomposition, und so geht es ans Texten und Komponieren. Mit einem gebrochenen Arm fällt Adrian aus und die BigBoys treten zu dritt an. Über den Landeswettbewerb schaffen es die BigBoys bis zum Niederösterreich-Finale, dem NÖ podium.pop.rock Award, und spielen sich in der Wachauarena nicht nur in die Herzen der Jury: Auch das Publikum ist begeistert von der Eigenkomposition „Putze Katze“, deren Video auf youtube bereits zahlreiche Klicks erzielt. Als Vorband der Vokalkünstler Bauchklang dürfen die drei noch einmal auf die Bühne und bringen das Publikum zum Toben. Mit Standing Ovations und „Zugabe“-Rufen dankt das Publikum, als Auszeichnung gibt es neben dem Award auch einen Geldpreis. Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen gehen die BigBoys beim Bundeswettbewerb in Ried als erste Band an den Start, vom Siegen haben die drei noch lange nicht genug. Einer von vier 1. Preisen, die allesamt an Niederösterreich gehen, ist schließlich die Krönung einer langen Wettbewerbs-Saison für die BigBoys. Das Erfolgsrezept? „Die drei Jungs sind unglaublich talentiert und kreativ. Was sie besonders auszeichnet, ist, dass sie
BigBoys bei der Preisverleihung des NÖ podium.pop.rock Award in der Wachauarena Melk. Foto: Katharina Heger
bei den Proben viel Spaß haben, aber genauso mit viel Ernsthaftigkeit und Professionalität an die Arbeit gehen. Sie können unterscheiden, was in der jeweiligen Situation passend ist“, zeigt sich Bandleiter Alfred Kellner von der Reife der jungen Musiker begeistert. Als essenziellen Bestandteil des Erfolgs sieht er die Kommunikation mit den Fachlehrern, die die Jungs auf die gemeinsamen Proben vorbereiten. Gemeinsam arbeiten sie nun an der Produktion einer CD. Darauf zu hören: „Was wäre wenn …“, der neue Song, nach einer Idee von Tobias. Mit ihrem guten Abschneiden bei den Wettbewerben machen die BigBoys auch die hervorragende Arbeit sichtbar, die täglich an den NÖ Musikschulen geleistet wird. Die Breitenförderung in Form von Kooperationen mit Schulen, regionale Projekte und die Nachwuchsausbildung für Chöre und Blasmusikkapellen sorgt für die Heranbildung von Kulturträgern. Parallel dazu stellt die Spitzenförderung eine wesentliche Aufgabe der Musikschulen dar. Diese manifestiert sich in landes- und bundesweiten Wettbewerben, die gemeinsam mit den Orchester- und Musiktheaterprojekten des Musikschulmanagement Niederösterreich Mittel und Weg zur Begabten- und Talenteförderung sind. Die erste Popularmusik-Wettbewerbssaison der BigBoys übertraf alle Erwartungen und verspricht einiges für die nächsten Jahre.
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Im klassischen Bereich kann das Streichquartett Con Moto aus der Musikschule der Stadtgemeinde Mödling bereits zahlreiche Erfolge für sich verbuchen, haben die jungen Musiker doch jene Befähigung, die man „Hochbegabung“ nennt.
Begabtenförderung Starkes Bedürfnis nach Musik und musikalischem Lernen, richtiges und sauber intoniertes ausdrucksvolles Singen von Liedern bereits im Vorschulalter, hervorragende musikalische Hörfähigkeiten von Melodie, Rhythmus, Harmonie und Klang: Um von einer (Hoch-)Begabung sprechen zu können, müssen mehrere Faktoren zusammenspielen. Snezana Kis weiß, wovon sie spricht: Für die Erfolge ihrer Schüler bei nationalen und internationalen Wettbewerben hat die in der Musikschule der Stadt Klosterneuburg tätige Violin-Pädagogin bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Neun Bundespreisträger beim Wettbewerb prima la musica in einem Jahr sprechen für sich. Als Dozentin bei Meisterkursen und Jurymitglied bei diversen Wettbewerben zählt der Umgang mit jungen Talenten zu ihrem Alltag: „Ob jemand ein gutes Gehör hat, lässt sich sehr früh feststellen. Auch der Zugang zum Instrument zeigt sich sehr bald. Mit welcher Leichtigkeit jemand die ersten gestellten Aufgaben erfüllt, ist ebenfalls ein Zeichen für Bega-
Musikschulen / 18
Con Moto (v. l. n. r.): Stefan Smoly, Emil Geber, Stephanie Drach und Elisabeth Smoly. Foto: Gerald Lechner
bung. Manchmal kann es aber auch länger dauern, bis man eine Begabung bemerkt, da mitunter die Persönlichkeit des Kindes ein Hindernis für die Entfaltung der Begabung darstellt.“ Hanna Widl, deren Schüler jährlich als (Bundes-)Preisträger vom Wettbewerb prima la musica wiederkehren, pflichtet ihr bei. Die Begabung für ein spezielles Instrument zeige sich oft schon im frühen Kindesalter: Das Kind fühle sich zu diesem Instrument hingezogen und sei vom Klang fasziniert. Zur Hochbegabung muss jetzt noch Fleiß, Power, rhythmische Begabung und ein interessiertes und förderndes Elternhaus hinzukommen. Nicht nur die Technik zählt – der Musiker muss auch psychisch und emotional bereit und fähig sein, Gefühle zu erkennen und auszudrücken. „Eine frühe Förderung des Kindes ist wichtig, denn im Alter von zehn Jahren ist der Grundstock für das musikalisch-emotionale Empfinden des jungen Menschen zu weiten Teilen bereits gelegt“, so Hanna Widl.
Con Moto Hanna Widl betreut an der Musikschule der Stadtgemeinde Mödling zahlreiche hochbegabte junge Musiker. Vier von ihnen bilden das Streichquartett Con Moto. Die jungen Musiker, Stefan Smoly, Emil Geber (beide Violine), Stephanie Drach (Viola) und Elisabeth Smoly (Violoncello), spielen seit zwei Jahren in gleichbleibender Besetzung – und
das höchst erfolgreich. Dem 1. Preis beim Bundeswettbewerb prima la musica im Jahr 2011 folgte eine Einladung zum CharlesHennen-Festival (Niederlande) sowie eine Konzertreise nach Malta. Als Sonderpreis bei prima la musica wurde dem Ensemble Con Moto ein Stipendium für die renommierte Internationale Sommerakademie PragWienBudapest (ISA) zuerkannt, gestiftet von ISA und dem Musikschulmanagement Niederösterreich. Der musikalische Sommercampus ist ein Projekt der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und bietet hochtalentierten Nachwuchsmusikern Weiterbildung in kompakter Form. Mit 22 PartnerUniversitäten weltweit und als Vernetzungsplattform bietet die Sommerakademie ideale Voraussetzungen für junge Musiker. Einmal pro Woche proben die vier Musiker von Con Moto gemeinsam mit Hanna Widl, doch auch ihre solistischen Erfolge können sich sehen lassen: Die jungen Talente sind mehrfache 1. Preisträger beim Bundeswettbewerb prima la musica und dem INÖK Wettbewerb für Neue Musik. Als Ensemble wünschen sich Stefan, Emil, Stephanie und Elisabeth mehr gemeinsame Proben und die Möglichkeit, öfter bei Sommerkursen teilzunehmen. „Erst diesen Sommer haben wir an ISA12 teilgenommen. Diese zwei Wochen haben uns musikalisch sehr viel gebracht und wir haben viel dazugelernt“, so Stephanie Drach.
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Vom Wettbewerb zum Meisterkurs In ihrer Begabung sind die Musiker des Quartetts Con Moto herausragend. Doch selbst das beste Talent benötigt Förderung – im Besonderen durch die Eltern und den Lehrer. Snezana Kis sieht in Wettbewerben eine geeignete Form, um Schüler zu motivieren, an ihre Grenzen zu gehen: „Wettbewerbe schaffen ein Umfeld, in dem Schüler in einem gesunden Konkurrenzverhältnis zueinander stehen und zu guten Leistungen angetrieben werden. Dies kann eine Musikschule alleine nicht leisten, da es in den seltensten Fällen ausreichend Schüler in einer Altersklasse gibt, die mehr Förderung wollen. Kooperationen zwischen Musikschulen wären in diesem Fall wünschenswert: Miteinander Projekte auf die Beine stellen, Vorspiele und Konzerte organisieren, damit sich die Jugendlichen noch besser entfalten können.“ Junge Talente brauchen Förderung. Wettbewerbe, Musikschulprojekte und Stipendien stellen dabei einen wesentlichen Part dar. Zur Optimierung hat sich der Musikschulbeirat das Thema „Talenteförderung“ als Arbeitsschwerpunkt für die nächsten Jahre gesetzt. / Text: Katharina Heger
Musik / 19
Kinderchorschule in Baden
klein, aber oho! Die Kinderchorschule NANO für kleine Menschen ab drei Jahren fördert die Freude am Singen.
Üben zuhause passiert meist ganz von selbst: beim Spielen oder in der Badewanne sitzend. Dass die Kinder dabei im Laufe der Zeit nicht nur ein breites Spektrum an Liedern erlernen, ihr rhythmisches Empfinden ebenso geschult wird wie ihre Intonation und sie überdies auch mit Grundbegriffen der Musik vertraut werden, führt vor Augen, wie gut das Instrument Stimme für die musikalische Förderung in diesem Alter geeignet ist. Unsere Stunde beginnen wir erst einmal mit Übungen, die unseren Körper und im speziellen unsere Stimme aufwärmen und uns bereit machen. Wir spielen dabei nicht nur mit der Stimme, sondern verwandeln uns in zahlreiche zahme und wilde Tiere und kauen auch mal genüsslich Kaugummi, wobei wir riesige Blasen machen, ohne dass auch nur die geringste Gefahr besteht, dass uns der Kaugummi auf der Nase kleben bleibt. Warum? Wir spielen mit unserer Fantasie. Rhythmusspiele sowie Artikulationsübungen führen uns oft schon zum Erlernen eines Liedes hin. Wenn wir uns an anspruchsvolleres Liedgut heranmachen, ist manchmal auch ein wenig Sitzfleisch gefragt, dann aber lockert eine kleine Choreografie, Body Percussion oder ein Rollenspiel den Sitzkreis und die müden Geister wieder auf. / Text: Monika Scholz Foto: Christian Andersen
Kinderchorschule NANO mit Chorleiterin Mag. Monika Scholz (r.).
NANO IN BADEN
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In Baden gibt es NANO seit einem Jahr. Wir sind noch keine zwei Hand voll Kinder, aber wir wachsen. Und wir wollen wachsen – das liegt schon im Namen begründet: Was klein ist, „nano“, will groß werden. So ist es auch in Wien schon geschehen, wo NANO vor sechs Jahren mit sechs Kindern anfing. Die Kinderchorschule NANO für Kinder ab drei Jahren wurde von Sibyl Urbancic gegründet. Ziel ist es, Kindern von klein auf ein musikalisches Ambiente zu bieten, in dem sie über das miteinander Singen an Musik herangeführt werden und entdecken können, was sie selber dafür mitbringen und davon haben. Das Eingehen auf jedes einzelne Kind und dessen Förderung haben dabei Vorrang in den
Richtlinien der Betreuer und Pädagogen. Weiters gehört dazu das A-cappella-Singen sowie die Verwendung von Originalsprachen. Die Gruppengröße ist mit maximal zwölf Kindern limitiert, damit eine individuelle Berücksichtigung möglich ist. Unsere Jüngsten sind drei Jahre jung. Weil im Kindergarten der Freude am Singen oft nicht ausreichend Rechnung getragen wird, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die musikalische Erfahrung des gemeinsamen Singens schon in diesem Alter zu vermitteln. Ganz ohne Instrumente schulen wir das Gehör und fördern den frühkindlichen Selbstausdruck in Stimme, Sprache und Bewegung. Das
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NANO ist ein Projekt des Vereins Voces, Wien, und wird ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge der Eltern und durch Spenden finanziert. 2007 erhielt NANO den Jahrespreis des Erwin-Ortner-Fonds zur Förderung von Chormusik. NANO für Anfänger: 3- bis 6-Jährige: Mi, 15.15–16.00 Uhr NANO für Fortgeschrittene: 6- bis 10-Jährige: Mi, 16.00–16.45 Uhr Kursort: 2500 Baden, Erzherzogin-Isabelle-Str. 15 Kursleitung: Mag. Monika Scholz Tel. 02252 209 332 oder 0676 9420510 www.nano-titano.at
Mostviertel / 20
Porträt der Hilfsbereitschaft
helfen mit herz & HAND Das Ehepaar Chudik gestaltet Kerzen im Zeichen der Nächstenliebe.
Anni und Hermann Chudik und ihre Kerzenwerkstatt.
Alles begann am 6. Mai 1976, als die italienische Region Friaul-Julisch Venetien von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde. Die Gemeinden im Kanaltal wurden am schwersten getroffen. Insgesamt kamen bei der Katastrophe 989 Menschen ums Leben und 45.000 verloren ihre Häuser. In ganz Österreich organisierten sich Pfadfindergruppen zum Projekt HHH – Helfen mit Herz und Hand. Anni und Hermann Chudik aus Pöchlarn, damals noch mitten im Berufsleben und ebenfalls Pfadfinder – Anni gründete damals gerade eine Mädchengruppe –, wurden aktiv und begannen mit dem Verzieren von Kerzen. Die ganze Familie half mit, Eltern, Großeltern und Kinder. Eine
tag feierte, und die ausgebildete Diplomkrankenpflegerin, die auch schon lange in Pension ist, nicht mehr los. So machten sie mit dem außergewöhnlichen Hobby weiter und konnten durch den Verkauf der Kerzen viel Geld spenden. Beim Verkauf helfen die Pfadfinder und die Goldhaubengruppe Bechelaren. Bei beiden Vereinen sind die Chudiks seit Beginn an dabei. Die Spenden gingen nach Ecuador, auf die Philippinen, in den Sonnenhof, den Sonderkindergarten in Loosdorf. Mit viel Engagement wurden die Spendenempfänger genau geprüft, damit das Geld an die richtige Stelle geht. Seit vielen Jahren gehen die Erlöse aus dem Verkauf der Kerzen an die „Werkstätte Kemmelbach“, die seit 1995 besteht und im Oktober 2012 nach Um- und Zubauarbeiten feierlich wieder eröffnet wurde. Diese Werkstätte besucht auch der Sohn eines Mitglieds der Goldhaubengruppe Bechelaren, der das Down-Syndrom hat und in der Werkstätte Kemmelbach gefordert und gefördert wird. Hier hat er seinen Lebensmittelpunkt gefunden. Hermann macht mittlerweile die Kerzen alleine, da Anni wegen ihrer unruhigen Hände diese filigrane Arbeit aufgegeben hat. Sehr gerne hilft sie weiter beim Organisieren und Verkauf der Kerzen. Wir möchten heute Anni und Hermann Chudik vor den Vorhang stellen – ein Lichtblick in unserer heutigen Gesellschaft, die auch Menschen braucht, die bereit sind, die Ungerechtigkeiten der Welt zu sehen. Und die bereit sind zu handeln, um die Not – wenn auch nur punktuell – zu lindern. /
kleine Werkstatt in der Wohnung der Familie Chudik wurde eingerichtet. Viele gemeinsame Stunden innerhalb der Familie wurden um den Tisch verbracht, unzählige Kerzen verziert und bei verschiedenen Anlässen verkauft: Weihnachtskerzen, Osterkerzen, Kerzen mit Namensschriftzug für Erstkommunion. Hermann Chudik konnte mit 3.000 Schilling nach Friaul fahren und fleißig beim Aufbau eines Hauses mithelfen. Es war ein gutes Gefühl.
Text und Fotos: Claudia Lueger
Ein Lichtblick
Spendenkonto Raiffeisenlandesbank Niederösterreich – Wien
Und die Liebe zum „Kerzenmachen“ war geboren. Diese Liebe lässt den gelernten Schlosser, der letztes Jahr seinen 80. Geburts-
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WERKSTATT KEMMELBACH
——————————————————— Die Werkstatt Kemmelbach ist ein Projekt der Lebenshilfe Niederösterreich. www.noe.lebenshilfe.at
IBAN: AT633200000000078295 BIC: RLNWATWW
Waldviertel / 21
Kerzerlscheinmesse
RORATE Ob in Rappottenstein oder Bad Großpertholz, in Schönbach oder Gföhl – „Kerzerlscheinmessen“ erleben eine Renaissance.
nicht die Hektik des Alltags losgebrochen ist. Die Initiative geht von den Bürgern aus, wie zum Beispiel in Harmanschlag, St. Martin, Harbach oder Bad Großpertholz, wo der Pfarrgemeinderat vor drei Jahren die Roratemessen wieder eingeführt hat. Eine besondere Zusammenarbeit zwischen Kirche und Hauptschule findet sich in Ottenschlag. Die Religionslehrerin gestaltet gemeinsam mit dem Pfarrer die Roratemessen und die Musiklehrer organisieren die musikalischen Beiträge mit ihren Schülern. Die Feiern beginnen eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn, die Schüler besuchen sie freiwillig.
Engelamt
In der Stiftskirche von Geras. Foto: Barbara Krobath
Draußen noch Dunkelheit. Vor Anbruch der Morgendämmerung gehen die Menschen bei oft klirrender Kälte mit Kerzen, mit selbst angefertigten Kienfackeln oder mit Laternen in die Kirche. Das Gotteshaus hebt sich mit seinen erleuchteten Fenstern traulich aus der schneeigen, morgendämmerigen Landschaft ab. Die Kinder nennen sie auch oft „Kerzerlscheinmesse“. Es leuchtet kein elektrisches Licht, nur das lebendige Kerzenlicht allein erhellt den Kirchenraum, welches den Bann des bedrohlich Dunklen brechen soll. So wird die Atmosphäre dieser frühen Morgenandacht zum Symbol der herannahenden Weihnacht: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf “ (vgl. Jes 9,1). Die schlichten Weisen der adventlichen Lieder, meist von allen gesun-
gen, verleihen den Roratemessen eine zusätzliche Aura. Wenn die Menschen nach dem Gottesdienst die Kirche verlassen, dämmert es vielleicht schon, und alle Messbesucher sind von der Pfarre oder dem Stift zu einem Frühstück eingeladen.
Abseits des Alltags Nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils eher vernachlässigt, werden Roratemessen heute in vielen Pfarren des Waldviertels wieder als vorweihnachtlicher Brauch gepflegt und dienen zur besonderen Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Sie erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, da diese Eucharistiefeiern etwas Eigenes, Romantisches an sich haben. Sie bringen die Stimmung des Advents in den Gottesdienst. Sie finden zu einer Tageszeit statt, in der noch
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Seit Jahrhunderten gibt es in der katholischen Kirche die Tradition der Rorateämter im Advent. Bei diesen Liturgien handelt es sich um eine morgendliche Eucharistiefeier, die zu Ehren der Muttergottes im Advent gefeiert wird. Die Messen werden bis zu Beginn des „hohen“ Advents am 17. Dezember zelebriert, in der die gesamte Liturgie das Geheimnis der Geburt Jesu in den Blick nimmt. Nach dem 17. Dezember werden anstelle der Roratemessen die „O-Antiphonen“ gebetet oder gesungen, in denen die Sehnsucht nach der Ankunft des Heilands zum Ausdruck gebracht wird. Da während der Roratemesse das Evangelium von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel verlesen wird, hat sich später in manchen Landstrichen auch der Name „Engelamt“ eingebürgert. Im Mittelalter, aber vor allem im Barock, wurden die Rorateämter durch Spiele und szenische Darstellungen bereichert.
Tauet, ihr Himmel Der Name Rorate rührt vom Eröffnungsruf („Introitus“) der Messfeier her: „Rorate, caeli, desuper, et nubes pluant iustum“ – „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten“ (vgl. Jes 45,8). Dieser Ruf drückt die sehnsüchtige Erwartung des Volkes Gottes auf die Ankunft des Herrn in Herrlichkeit aus und betont damit die Adventzeit als eine Zeit der Vorbereitung auf das Kommen Christi. Dieser Antiphon oder ein entsprechendes Kirchenlied wird daher zu Beginn von der Gemeinde gesungen. / Text: Andreas Teuf l
Weinviertel / 22
Handwerk
das glück dieser erde ... liegt auf dem Rücken der Pferde. Ein Blick in die Welt der Schaukelpferdrestauratorin und -tischlerin Maria Huserek.
Adam, Mary & Frederic Wroblewski, 1924. Foto: Libary of Congress, US
Hier werden Kinderträume wahr. Pferde blicken stumm und vertrauensvoll auf Maria Huserek. Die Kunsttischlerin restauriert und fertigt Schaukelpferde. Und das seit 40 Jahren. Ein Rappe, der noch von Schillingen in Trab gesetzt wurde, wartet geduldig, bis er an die Reihe kommt. „Es ist halt ein Pferd“, sagt Maria Huserek, zwar nicht aus Holz und mit motorischen Problemen, „aber sonst würde sich niemand darum kümmern“. Auch kran-
ke Karussellpferde finden in der Kunsttischlerei in Staatz freundliche Aufnahme. Schaukelpferde mit gebrochenen Beinen, ausgerissenen Schweifen, mit zerfetzten Sätteln, mit Bauchverletzungen und Augenproblemen warten auf ihre Instandsetzung.
Zähne zeigen Vermutlich wurde das erste Schaukelpferd im 17. Jahrhundert in den USA erfunden,
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welches dann im 19. Jahrhundert über England seinen Siegeszug nach Europa antrat. Schaukelpferde werden heute genau so gemacht wie vor 100 und 150 Jahren. „Die einfachen, solche machte auch schon mein Großvater, sind die Bretterschaukelpferde, deren Silhouetten aus einem Brett geschnitten und auf Kufen geschraubt werden“, so Maria Huserek. Die anderen Pferde haben einen Körper, der aus Stroh oder Holzspäne und Papiermaché geformt wird. Das „Skelett“
Weinviertel / 23
Die Tischlerei F. Bauer wurde von Maria Huserek erworben. Foto: Imagno/Gerhard Trumler
Dieser Torso wird ein Schwingpferd, getischlert und aufgeputzt von …
sind verstrebte Rücken- und Bauchbretter an denen Beine und Hals fixiert werden.
tionen mit Blessuren und sind heute als Sammlerstücke gefragt.
Eine weitere Schaukelpferdrasse sind die Gäulchen aus den waldreichen Regionen Thüringens (Deutschland). In den sehr oft nur kleinen Werkstätten wurde der Rumpf gedreht und auf der Schnitzbank gearbeitet, später geleimt und bemalt. Der Schweif der Pferde bestand aus Hanf.
Die Kunsttischlerin aus Staatz kaufte 1998 die Tischlerwerkstatt Ferdinand Bauer in Wien. Die Tischlerfamilie Bauer war 1893 von Waidhofen an der Thaya nach Wien gekommen und fertigte über 100 Jahre lang Schaukelpferde. In den 1950er Jahren wurden bei Bauer gut 1.500 Schaukelpferde jährlich produziert. Beim 80-jährigen Ferdinand Bauer lernte Maria Huserek, nach der „Methode Bauer“ zu arbeiten. „Er war erstaunt, dass ich so viel wusste. Aber auch enttäuscht, dass sich nur eine Frau für seinen Betrieb interessierte.“
Maria Huserek erkennt die Herkunft der Schaukelpferde schon auf den ersten Blick. Die, die den Kopf eingezogen haben, haben ihre Vorbilder in der Tradition des englischen Dressurreitens, sind englische oder auch französische Modelle. Auch haben sie das Maul geöffnet und zeigen ihre Zähne. Gerade hat Frau Huserek in der Werkstatt zwei „Franzosen“ mit geblecktem Gebiss in Arbeit. „Von ihnen weiß ich, dass sie aus dem Frankreichfeldzug im Zweiten Weltkrieg nach Hause kamen. Als Geschenk für die Kinder.“
Abenteuer & Dachboden Schaukelpferde sind langlebige Geschöpfe. Sie standen unter einem Weihnachtsbaum und trugen geduldig die Kinder in Abenteuer und Schlachten, durch die Prärie und wieder nach Hause. Dann kamen sie auf den Dachboden. Wurden dort vergessen. Moderne Wohnungen waren zu klein, um reitendes Volk aufzunehmen, Moden und Pädagogik änderten sich. In den 1970er Jahren wollte niemand das alte Zeug. Da war helles und im Design reduziertes Spielzeug gefragt. So überdauerten Schaukelpferde einige Genera-
Pferd aufputzen Nachdem das Gerüst des Pferdes getischlert ist, wird es mit Stroh ummantelt und ein Jutekörper genäht. Das Aufwändigste ist, den Körper aus Papiermaché zu modellieren. Drei bis vier Millimeter Zeitungspapier, in Streifen gerissen und kreuzweise gelegt, wird schichtenweise mit Glutinleim aufgetragen, bis aus den unterschiedlichen Bestandteilen ein einheitlicher, glatter, fester Körper entsteht. „Die vielen Lagen Papiermaché erzeugen die Stabilität“, so Maria Huserek. Da jede Schicht trocknen muss, dauert der Vorgang drei Monate. Danach wird das Pferd gekreidet. Mittlerweile wird mit der Fräsmaschine ein Kopf – bei uns üblicherweise mit geschlossenem Maul – gearbeitet, der händisch nachgeschnitzt wird. Nun steht ein Schimmel vor uns. Jetzt wird er aufgeputzt. Bekommt ein Fell oder wird bemalt: eine Satteldecke, einen Sattel, Steigbügel, Halfter, einen Schweif.
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… Maria Huserek, die seit 40 Jahren Schaukelpferde fertigt.
Maria Huserek kann alles. Sie näht Leder oder bestickt Satteldecken. Sie formt Draht zu Steigbügeln und flicht Bänder zu Zaumzeug. Sie setzt Glasaugen ein. Auch mithilfe der Augen kann sie das Alter eines Pferdes bestimmen. „Bis zum Zweiten Weltkrieg hatten die Glasaugen Lider, danach kamen wie bei den Puppen große Kulleraugen in Mode.“ Das Pferd wird auf Kufen geschraubt. Wenn die Kufen parallel laufen, bewegt sich das Pferd durch die Wohnung. Deswegen geht der Trend zum Schwingpferd. Dessen Beine sind mit Eisenstäben verbunden, die kugelgelagert auf einem Balken befestig sind. Das Schwingpferd kommt der Bewegung des Reitens am nächsten und bleibt doch am Fleck stehen. Selbst reitet Maria Huserek nicht. „In der Familie gibt es genug Reiter“, meint sie. Kürzlich sei ihr aufgefallen, dass sie noch nie auf einem Schaukelpferd gesessen ist. „Das ist eigentlich komisch. Aber wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass das Schaukelpferd für mich Arbeit bedeutet.“ Wenngleich auch eine Arbeit, der sie sich mit Herz und Seele widmet. / Text: Mella Waldstein
KUNSTTISCHLEREI NEJDL
——————————————————— Maria Huserek 2134 Staatz-Kautendorf, Meierhofgasse 1 Tel. O2524 2329 www.schaukelpferd.at
Weinviertel / 24
Schulprojekte
A CHRISTMAS CAROL 2012 Charles Dickens populäre Weihnachtsgeschichte wird gemeinsam mit 350 Kindern und Jugendlichen aus Korneuburger Schulen erarbeitet.
Schülerinnen und Schüler aus sieben Schulen auf einer Bühne.
In Dickens’ Weihnachtsgeschichte wird Ebenezer Scrooge in der Weihnachtsnacht mit den Geistern der Weihnacht konfrontiert. Die Auswirkungen seines Verhaltens auf seine nächste Umgebung werden ihm vor Augen geführt. Dickens prangerte in dieser außerordentlich populären Geschichte die Missstände des 19. Jahrhunderts an. „A Christmas Carol“ in Korneuburg? Der Mr. Scrooge Korneuburgs wird mit den Themen unserer Zeit konfrontiert. Es geht
um den Umgang der Menschen („Scrooge“) mit der Umwelt. Ebenso um den Umgang mit Menschen aus anderen Geburtsländern und um den Umgang mit dem „Hunger in der Welt und in Österreich“. Auch im Bezirk Korneuburg brennende Themen. In szenischen Darstellungen setzen sich Schüler der Oberschulen Korneuburgs damit auseinander. Ähnlich wie in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens endet diese Konfrontation versöhnlich, sogar besinnlich.
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Musik & soziale Themen Dies ist aber nur ein Teil des Weihnachtskonzertes in Korneuburg. 350 Kinder werden am 19. Dezember gemeinsam ihre Stimme erheben und im Geist der Weihnacht Lieder anstimmen, begleitet von einem Orchester. Ein erhebender Augenblick, sowohl für die Sänger als auch für die Zuhörer. Was ist nun das Besondere an diesem Weihnachtskonzert?
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der Schüler angeregt, sich mit Lerninhalten einmal auf andere Weise auseinanderzusetzen und sie am Ende mit Musik und anderen künstlerischen Disziplinen und Präsentationsformen zu verbinden.
Die Atmosphäre eines Konzertbetriebes kennenlernen.
Anliegen des Dirigenten Anton Gabmayer und seiner Frau Caroline Youngermann ist die Entwicklung und Durchführung von Projekten für und mit Schulen, bei denen Musik, aber auch soziale Themen einen Schwerpunkt bilden. Diese Projekte knüpfen an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen an und bringen die jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung weiter. Die positive Wirkung von Musik auf die Entwicklung ist vielfach publiziert. In Musikklassen verbesserten Kinder nicht nur ihre gesamtschulischen Leistungen, sondern auch ihr Sozialverhalten. Singen und Musizieren wirken sich erwiesenermaßen positiv auf den Menschen aus – auf den Organismus ebenso wie auf die die Förderung des Gehirns und seine kognitiven Fähigkeiten.
Alle machen mit Und gesungen wird in der Vorbereitungsphase für das Weihnachtskonzert „A Christmas Carol“ viel. Alleine in den Volksschulklassen arbeiten die professionellen Musiker Anton Gabmayer und Caroline Youngermann einmal wöchentlich mit den Kindern. In den weiterführenden Schulen erfolgt die Einstudierung durch ihre Lehrer, wobei bei Bedarf die beiden Musiker eingebunden werden. Die abschließenden Proben aller Schüler gemeinsam laufen unter der Gesamtleitung des Dirigenten und seines Orchesters hinsichtlich Aufwand und Ausdauer für die Schüler ebenso professionell ab wie im „normalen Konzertbetrieb“; ein kleines aber nicht unbedeutendes Detail
und zugleich ein besonderes Erlebnis für die jungen Mitwirkenden. Ein wichtiger Aspekt des Projektes ist, dass mit den Kindern in der Einstudierungsphase im kompletten Klassenverband gearbeitet wird. Denn jedes Kind kann singen und jedes Kind soll Musik erleben können – nicht nur jene, die bereits musikalische Förderung erhalten. Mit diesem Konzert wird der Zugang zu der Gemeinschaftsaufführung und somit zu dem Gefühl, ein Teil eines Gesamtprojekts zu sein, auch jenen Kindern ermöglicht, die nicht in einem musikalischen Umfeld aufwachsen. Dennoch werden die Kinder nicht „überfordert“: Der Gesamtchor singt einstimmig, komplexe musikalische Bereiche wie Rhythmus und Harmonien werden vom professionellen Orchester übernommen, das sich gegebenenfalls an die Tonlage der Kinder spontan anpassen kann.
Über Grenzen hinweg In der Vorbereitungsphase wird durch das gemeinsame Singen das soziale Miteinander gefördert, über konfessionelle und kulturelle Grenzen hinweg. Die Beschäftigung mit der Sprache ist ein wichtiger Aspekt, Aussprache und klare Artikulation sind beim Gesang wesentlich. Dass bei den englischsprachigen Liedern der native speaker Caroline Youngermann ein zusätzlicher Bonus ist, versteht sich von selbst. Durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wird die Kreativität
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In Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte geht Ebenezer Scrooge geläutert in den Weihnachtsmorgen, für die teilnehmenden Schüler der öffentlichen Schulen Korneuburgs wird der Abend des 19. Dezember mindestens ein ebenso erhebendes Gefühl auslösen wie jener Moment, als Mr. Scrooge seine guten Vorsätze umsetzt. Nach drei Monaten intensiver Vorbereitung wird der Geist der Weihnacht die Sänger, die Musiker und die Zuhörer erfüllen. / Text: Eva Zeindl und Anton Gabmayer Fotos: Anton Gabmayer
A CHRISTMAS CAROL
——————————————————— Mi, 19. 12. 2012, 19.00 Uhr 2100 Korneuburg, Franz-Guggenberger-Sporthalle Karten sind über die teilnehmenden Schulen erhältlich (Angehörige der mitwirkenden Schüler bevorzugt) und beim Bürgerservice der Stadt Korneuburg: Tel. 02262 770 DW 411-413 Die Akteure: Anton Gabmayer: Dirigent und Gründer des Orchesters „Haydn Akademie“ Caroline Youngermann: Studium Konzertfach Violine an der Southern Illinois University, USA; freiberufliche Künstlerin, u. a. in Orchestern, die sich auf historische Instrumente spezialisiert haben; Musikvermittlung an Schulen Beteiligte Schulen der Stadt Korneuburg: Volksschule I Volksschule II Neue Mittelschule – Hauptschule I Neue Mittelschule – Hauptschule II Polytechnische Schule Bundes- und Realgymnasium Bundeshandelsakademie
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Weihnachtsbräuche
KINDELWIEGEN Am Dreikönigsvorabend kann man in Klosterneuburg wieder am mittelalterlichen Weihnachtsbrauch des Kindelwiegens teilnehmen.
Christkindwiege, um 1340/50, Museum Schnütgen Köln. Foto: Rheinisches Bildarchiv
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Wann ist ein Brauch ein Brauch? In der älteren Literatur galten die Aspekte „Tradition“ und „Gemeinschaft“ als entscheidend. Aber Gemeinschaften wechseln, Rituale kann man auch allein durchführen. Mit der Bestimmung von „Tradition“ ist es noch kritischer. Im romantisch-nationalen Sinn sah man sie gerne als „uralt“ an und beschwor die Kontinuität. Doch kein Brauch hat sich seit mythischer Vorzeit ungebrochen und unverändert erhalten. Bräuche fallen nicht vom Himmel und kommen nicht aus einer nebulosen „Volksseele“. Sie werden von Einzelnen oder Gruppen erfunden, wandeln sich, kommen ab und entstehen wieder neu. So kann man auf die eingangs gestellte Frage zur Antwort bekommen: „Nach zwei Jahren ist es ein alter Brauch, nach drei Jahren ein uralter.“
Mönche als Akteure Ein wirklich alter Brauch ist das „Kindelwiegen“. Im Unterschied zu den meisten anderen reichen die schriftlichen Nachrichten darüber 850 Jahre zurück. Die erste Erwähnung des Kindelwiegens – anno 1161/62 – stammt aus dem oberösterreichischen Augustinerchorherrenkloster Reichersberg. Seit 1132 war dort der selige Gerhoh (1093–1169) Propst. Als strenger Reformer kritisierte er den Weihnachtsbrauch, mit dem seine Mitbrüder die Liturgie bereicherten. Romanische Kloster- oder Stiftskirchen waren die Aufführungsorte, Mönche oder Kleriker die Akteure. Die Kindelwiegenfeier bestand in einer Reihe von Gesängen aus dem Stundengebet, ergänzt durch einige Szenen. Es war das Zeitalter der Hildegard von Bingen, des Bernhard von Clairvaux – und des frühen Minnesangs. Die Brauch-Revitalisierung ist dem Wiener Musiker Eberhard Kummer zu danken. Sein Interesse gilt der Wiedererweckung des Minnesangs, historischer Volksmusik und des Epengesangs (von ihm stammt die erste und einzige Einspielung des gesamten, gesungenen Nibelungenliedes). Für den Weihnachtsbrauch fand er in der romanischen Kirche St. Gertrud – zufällig nach genau 850 Jahren, wieder bei den Augustinerchorherren – ideale Voraussetzungen: Andreas Redtenbacher CanReg. ermöglichte die Durchführung und besorgte auch die Requisiten. Eberhard Kummer sang den Part des Josephs und spielte auf der Drehleier. Die Musikpädagogin Maria Resch übernahm die Rolle der
Maria und führte gemeinsam mit dem Volksmusikanten Norbert Hauer den historischen Schreittanz an. Zwei Ministrantinnen schaukelten das auf Stroh gebettete Christkind in der Wiege. Die Messbesucher beteiligten sich spontan am Tanz.
Wissenschaftliche Grundlagen Bei vielen Bräuchen kann man beobachten, dass sie in bester Absicht „gepflegt“, aber die wissenschaftlichen Grundlagen vernachlässigt werden. Beim Kindelwiegen ist das anders. Der Direktor des Salzburger Dommuseums, Peter Keller, veröffentlichte schon 1998 ein Buch darüber. Er sieht einen Zusammenhang der klösterlichen Feiern mit den „Reliquien der Wiege Christi“, die in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore seit dem 12. Jahrhundert verehrt und deren Kult in den 1160er Jahren von den Tempelrittern forciert wurde. Die ältesten ausführlichen Beschreibungen einer Wiegenfeier fand er in Handschriften aus Prag und Krakau um 1400. „Der Überlieferungsgeschichte nach war die paraliturgische Kindelwiegenfeier durch Klostergeistliche im Raum zwischen Bayern, Steiermark und Böhmen verbreitet“, fasst Keller zusammen, „im Laufe des 15. Jahrhunderts kam sie außer Gebrauch, nur in Spiel und Volksbrauch lebte das Christkindwiegen weiter.“ Das Kindelwiegenlied par excellence war „Resonet in Laudibus“ aus dem 14. Jahrhundert. Die deutsche Fassung „Joseph, lieber Nefe mein“ stammt von dem als Mönch von Salzburg bekannten Liederdichter. Aus dem Jahr 1345 datiert ein Cantionale des Augustinerchorherrenstiftes Seckau (Steiermark), das für eine liturgische Feier der Geistlichen u. a. das „Resonet in Laudibus“ und den Lobgesang Simeons (Lk 2,29–32), einen Teil des klösterlichen Stundengebets, enthält.
Zum Kuss gereicht Hatten anfangs Stiftsherren, Mönche und Klosterschüler, seit dem 14. Jahrhundert Nonnen und Beginen (Frauengemeinschaften im Mittelalter), den Brauch gepflegt, so interessierten sich seit dem 15. Jahrhundert bürgerliche Kreise, Schüler und Ministranten dafür. Im Dom von Brixen (Südtirol) pflegten die Domschüler mit ihrem Schulmeister den Brauch. Um 1560 fand eine Abendandacht an
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Kindelwiegen – ein wirklich alter Brauch.
den Sonn- und Feiertagen vom Neujahrstag bis Maria Lichtmess statt. Der Mesner stellte die Wiege mit dem Kind auf den Stephansaltar. Zwei Schüler wiegten es, während der Lehrer mit den anderen „In dulci jubilo“ sang. Dann wurde die Figur zum Kuss herumgereicht. Mit dem Gesang „Puer natus in Bethlehem“ zogen die Knaben von der Kirche aus. Eine Chronik von Hof in Bayern aus dem 16. Jahrhundert berichtete: „Am heiligen Christtage zur Vesper, da man nach alter Gewohnheit das Kindlein Jesus wiegte, wie man’s nennte, schlug der Organist das Resonet in Laudibus … usw., welches der Chor sang … Da pflegten denn die Knaben und Mägdlein in der Kirche aufzuziehen und um den Altar zu tanzen …, welches man damals den Tomwitzel-Tanz zu nennen pflegte.“ Norbert Hauer berichtete von den Karmelitinnen in Hall in Tirol, dass sie ihr Schweigegebot zu Weihnachten brechen durften, indem sie das Kindel wiegten und es den Mitschwestern zur Verehrung reichten. / Text: Helga Maria Wolf
KINDELWIEGEN
——————————————————— Sa, 5. 1. 2013, 18.00 Uhr Gottesdienst, im Anschluss Kindelwiegen Der alte Brauch des Kindelwiegens findet zum zweiten Mal in St. Gertrud in Klosterneuburg statt. St. Gertrud 3400 Klosterneuburg, Leopoldstraße 31 Tel. 02243 411 (Stift Klosterneuburg)
Silvester / 28
Feuerwerk
juwelen der nacht Sie beschäftigt sich mit vergänglicher Schönheit – eine niederösterreichische Fabrik produziert Feuerwerkskörper.
Japanische Brunnen, Römische Lichter oder Bengalische Feuer: explosive Kunstwerke am Himmel.
Man nehme einen Kaffeelöffel Magnesium, ein Stück reiner Holzkohle, ein Hirsekorn, eine Messerspitze Aluminium, eine kräftige Prise Schwefel, schlichte alles fein säuberlich in eine Kartonhülse, wickle in Schießpulver getränkte Wolle herum und warte auf die Dunkelheit der Nacht. So ähnlich lautet das (Geheim-)Rezept der traditionsreichen Feuerwerks-Fabrik Pinto. Hinter gut verschlossenen Türen und modernen Sicherheitssystemen arbeitet man bei Aggsbach-Markt das ganze Jahr über für die Silvesternacht. Die Geschichte der Feuerwerks-Dynastie Pinto begann vor über 200 Jahren in Neapel. 1933 wanderte Vinzenz Pinto aus, um in der Wachau einen eigenen Betrieb zu gründen. Das Feuerwerk wurde vor über 1.000 Jahren in China erfunden. Es war ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Schießpulver. Das
mit verschiedenen Stoffen versetzte Schießpulver zeigte beim Abfeuern blaue oder rote Lichteffekte. Dies machten sich die Chinesen zunutze und entwickelten prachtvolle Feuerspiele über dem nächtlichen Himmel von Peking. Über die Araber, die die asiatischen Feuerwaffen „Pfeile von China“ nannten, kam das Schießpulver nach Europa. Bei Pinto in Aggsbach-Markt kommen jedes Jahr neue Raketen-Kreationen auf den Markt. Diese werden vorher ein Jahr lang auf Sicherheit und Schönheit getestet, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden. 80 bis 100 Feuerwerke bekommen die Aggsbacher pro Jahr zu sehen, wenn die Firma Pinto auf ihrem Testgelände die neuen Feuerwerkskörper ausprobiert. Außer den nächtlichen Übungen ist von der Feuerwerks-Fabrik nicht viel zu sehen. Da mit einer Menge gefährlichem
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Material gearbeitet wird, ist ein Teil in Bunkern gelagert – das Fabrikgelände muss entsprechend gut abgesichert sein.
Hirsekorn Die Produktion der Feuerwerkskörper beginnt knapp nach Neujahr. Als Rohstoffe dienen Nitrat, Magnesium, Schwefel, Aluminium, Schießpulver, Schellack und Milchzucker. Um die himbeergroßen Leuchtkugeln herzustellen, nimmt man ein Hirsekorn als Grundkörper, der mit Klebstoff versehen und mit Aluminium- oder Schwefelstaub umhüllt wird. Granuliern nennt sich der Vorgang. Dann kommt rundherum eine Schicht aus Schießpulver. Das heißt Dragieren und passiert in einem Kupferkessel. Das Grundgerüst einer Rakete ist eine Kartonhülle. Unten wird der Treibsatz angebracht, der den Feuerwerkskörper in die Höhe schießt. Ein Zündstoff zündet dann während des Fluges den Effektsatz, der aus den dragierten Leuchtkugeln besteht. Bei den großen Feuerwerkskörpern, die von Fachleuten abgeschossen werden, gibt es zusätzlich einen Zerlegsatz, eine Sprengladung, die die Kartonhülle in kleine Fetzen zerteilt, damit durch herabfallende Trümmer niemand verletzt wird. Es sind die Termini wie Bomben und Raketen, das Spiel mit dem Feuer, die Gefahr beim unsachgemäßen Hantieren und die so rasche Vergänglichkeit, die alljährlich um Silvester die Diskussion aufkommen lässt, wie sinnhaft Feuerwerke wirklich seien. Zum Jahreswechsel werden in Österreich immerhin zehn Millionen Euro umgesetzt. Doch die Faszination bleibt. Nicht nur, weil man mit dem Licht die bösen Geister aus dem neuen Jahr vertreiben will. Sondern weil uns die Juwelen der Nacht wieder das Staunen lehren. / Text: Mella Waldstein
INFORMATION
——————————————————— Das Abfeuern von pyrotechnischen Gegenständen aller Art im Ortsgebiet und in Menschenansammlungen ist verboten. Sicherheitstipps finden Sie auf www.bundesfeuerwehrverband.at
Trachtenbälle / 29
Kleiner Ball-Knigge
am ball bleiben Tipps für einen gelungenen Ballabend: Dresscode und Benimmregeln für die Tanzsaison
Alles tanzte beim 1. Niederösterreichischen Trachtenball in Grafenegg.
„Wollen Sie mit mir tanzen?“ So unkompliziert können wir zum Tanz auffordern. Ein „Gestatten Sie“ ist nicht mehr die unumstößliche Floskel, um eine Dame auf das Parkett zu bitten. Dieses altertümliche Wort ist nicht mehr Pflicht – wiewohl, wenn’s jemandem leicht von den Lippen geht, Kür. Aber bevor wir uns aufs Parkett begeben, sind noch ein paar Dinge zu beachten, die einen gelungenen Ballabend ausmachen.
Die Ballnacht beginnt vor dem Kleiderkasten. Was ist das richtige Dirndl? Gibt es einen Trachten-Dresscode? Was trägt der Herr zum Trachtenanzug? Nicht jedes Abenddirndl eignet sich als Balldirndl. Samtmieder sind zwar festlich, aber zu warm, und Leinenmieder doch eher den Alltagsdirndln vorbehalten. Passend sind also Seiden- oder Brokatdirndln. Die Rocklänge reicht idealerweise bis etwas oberhalb des Knöchels. Der Unterrock soll kürzer als der Rock sein und nur
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beim Tanz hervorblitzen. Ballerinas oder Trachtenschuhe mit allzu flachen Absätzen eignen sich als Ballschuhe nicht, da sich mit ihnen nicht gut tanzen lässt. Die idealen Dirndlschuhe für den Ball sind Pumps mit mittelhohem Absatz.
Nationaltracht ist „hoffähig“ Der Herr trägt einen dunklen Trachtenanzug aus Loden, Cool Wool oder Samt, ein weißes
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Ein schönes Paar am Trachtenball in Grafenegg: Schneidermeister Hermann Fehringer und seine Frau Christa.
und keinesfalls ein kariertes Hemd. Unter den Trachtenrock gehören ein Gilet und eine Seidenkrawatte. Bei manchen Trachten ist eine Kniebundhose erlaubt. „Das kommt daher, dass die Nationaltracht in der Monarchie hoffähig war“, so Gexi Tostmann, Seniorchefin von Trachten Tostmann. Ein Jagdsmoking – dunkelgrüner Loden mit schwarzen Aufschlägen – und eine dazu passende schwarze Hose mit dezenten Lampassen gelten als besonders elegant. Irmie Schüch-Schamburek, Modejournalistin und Trendberaterin: „Der Dresscode ist die Festtagstracht, das ist bei Herren der Steireranzug oder der Niederösterreichanzug, bei Damen das Festtagsdirndl. Die zweite Variante ist die originale Festtracht, da gehört durchaus auch die Kniebundhose oder die Lederhose dazu. Es gibt den vorgeschriebenen Dresscode und den gelebten. Wer sich nicht sicher ist, ist gut beraten, beim Veranstalter nachzufragen.“ Handschuhe trägt der Mann nicht zur Tracht. Damen können gehäkelte Handschuhe oder
Wer telefonieren muss, verlässt den Saal.
solche mit Spitze tragen. „Bei den Accessoires sollte man traditionell bleiben: Ein Beutel – perlenbestickt oder aus Samt – ersetzt die Balltasche. Dazu ein Schultertuch. Ich finde es schön, wenn langes Haar zurückgebunden wird. Nylonstrümpfe finde ich bei Bällen in Ordnung, die traditionellen weißen Stutzen sind nicht so elegant“, empfiehlt Anna Tostmann.
begrüßen?“ ist eine gute Eingangsfloskel, um etwaigen Fettnäpfchen aus dem Weg zu gehen.
Orden können zur Tracht getragen werden, „allerdings“, so Irmie Schüch-Schamburek, „keine Phantasieorden, die in der Mode immer häufiger zu sehen sind“.
Auch beim eigenen Ehepartner kann die Vorstellung schiefgehen, er/sie ist und bleibt „mein Mann“ beziehungsweise „meine Frau“. Niemals Gattin oder Gemahlin. Diese Bezeichnung wird ausschließlich auf Ehefrauen eines anderen angewandt: „Grüßen Sie die Frau Gemahlin!“
Meine Frau ist nicht meine Gattin Dermaßen herausgeputzt, gilt es die Klippen der Begrüßung zu meistern. Wer wird eigentlich wem vorgestellt? Der Ranghöhere – das ist immer die Frau, der Ältere, der Kunde, der Gast, der Vorgesetzte – hat immer ein Recht auf Erstinformation. Das klingt einfach, ist aber nicht immer klar. „Darf ich Sie der Reihe nach
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Es könnte ja sein, dass wir am Ball hohen Herrschaften begegnen. Wie ansprechen? Der/die Botschafter/in ist eine „Exzellenz“, der Bischof ebenfalls und ein/e Rektor/in wird mit „Magnifizenz“ angesprochen.
Bei Tisch ist es ein Gebot der Höflichkeit, rundum Konversation zu führen. Man muss nicht krampfhaft originell sein, um ins Reden zu kommen. Schlichte Fragen, etwa nach dem Beruf, nach dem Wohnort oder nach Vorlieben, und ehrliches Interesse an den Antworten genügen, um ein Gespräch zu beginnen.
Trachtenbälle / 31
Tischgespräche: ein einfaches Gebot der Höflichkeit.
2. NIEDERÖSTERREICHISCHER TRACHTENBALL
——————————————————— Fr, 25. 1. 2013 Einlass: 19.30 Uhr Eröffnung: 20.30 Uhr Die originale Festtracht: schönster Aufputz für den Trachtenball.
Wenn die Dame vom Tisch aufsteht, erhebt sich ihr Tischherr immer als Geste der Ehrerbietung. Das Handy hat am Ball übrigens nichts verloren. Es bleibt stumm in der Tasche und lauert nicht am Tisch. Sie können gerne ab und zu schauen, ob das Kindermädchen angerufen hat. Zum Telefonieren verlässt man den Saal.
Damenwahl Immer mit der eigenen Partnerin tanzen, ist keinem Ball zuträglich. Also heißt es, möglichst elegant fremde Tanzwillige aufzuspüren. Unhöflich ist es, sich gleich an die Dame zu wenden, eine rhetorische Frage an ihre Begleitung ist angebracht, um sich dann an die Dame zu wenden und zu fragen: „Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“
eine schlechte Antwort, noch dazu, wenn sie eine Minute später mit einem anderen munter durch den Saal wirbelt. Lieber einen Grund angeben (Pause machen, auf andere Musik warten, ein Gespräch weiterführen wollen etc.). Generell erwartet man von allen Teilnehmern einer Abendveranstaltung, dass jeder etwas Positives zu diesem Abend beiträgt. Dazu gehört das Tanzen. Schön ist es, dass Frauen nicht mehr auf die Damenwahl warten müssen, um einen Mann zum Tanzen aufzufordern. Noch besser ist’s, dass dieser nicht ablehnen darf. Also, alles Walzer. / Text: Mella Waldstein Fotos: atelier olschinsky
Balleröffnung: Auftanz in den Trachten Niederösterreichs mit Tanzforum Niederösterreich und Tanzleiter Franz Hofer, zwei Ballsäle: Auditorium und Reitschule, Heuriger der „Vinothegg“ Grafenegg, Milchbar der Landjugend, Schmankerlreigen in der Schlossstube, Wir-tragen-Niederösterreich-Bar Kartenvorverkauf Flanierkarte: EUR 35,00 (inkl. Eintritt, Aperitif) Kartenbüro Grafenegg im Auditorium Grafenegg bis 16. 12. 2012 Tel. 02735 5500 (Fr–So 11.00–17.00 Uhr) Kartenbüro der Tonkünstler Grafenegg im Museumsquartier Wien Tel. 01 5868383 (Mo–Fr 9.00–17.30 Uhr) tickets@grafenegg.com Tischplatzkarte: EUR 75,00 (inkl. Eintritt, Tischplatz, Gedeck, Aperitif, Vorspeisenpotpourri, Schmankerlreigen, Mitternachtssuppe) tischkarten@volkskulturnoe.at Dresscode: festliche Tracht Informationen Tel. 0664 8485388 www.wirtragennoe.at www.volkskulturnoe.at
Was tun, wenn die Dame ablehnt? Darüber muss man sich keine Gedanken machen, denn in solch einem Fall liegt der Fauxpas eindeutig bei ihr. „Ich habe keine Lust“, ist
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Alltag / 32
Stricken
verzopft war gestern Die Neuentdeckung des Strickens – von Omas Fäustlingen bis zu Guerilla Knitting.
Stricken hat eine Bedeutungswandlung erfahren …
Geändert hat sich fast alles. Ein Schaf zu scheren und aus der gewonnenen Wolle ein wärmendes Kleidungsstück zu fertigen, um kalte Tage und Nächte zu überstehen in Zeiten, da man nicht an jeder zweiten Ecke Kleidungsstücke kaufen konnte, das hat hierzulande einmal Sinn gemacht in grüner Vorzeit. In grauer Vorzeit auch noch: Um wenig Geld ausgeben zu müssen, zogen Menschen in schlechten Zeiten überlebensnotwendiges Gestricktes an. In nicht ganz so schlechten Zeiten bekleidete man sich auch mit nicht ganz so überlebensnotwendigen Kleidungsstücken wie beispielsweise mit von Oma gestrickten wollenen Unterhosen, kratzig, dakota-beige und peinlich, in den 1950ern. Während es für Kinder und Halbwüchsige in den 1960ern und 1970ern eine Qual war,
… vom Kleidungsstück „direkt vom Schaf“ bis zum Statement urbanen Lebens.
Mutters scharfer Mahnung nachzukommen, gegen den leisesten Windzug im Herbst eine Haube aufzusetzen, scheint es heute nichts Angenehmeres zu geben, als auch im Sommer Seemannsmützen oder wollene Kleinsäcke, wie sie von Skateboardhasardeuren über den Kopf gestülpt werden, zu tragen. Schick und Charme scheinen da keine Rolle zu spielen, der Modetrend macht’s möglich.
Argumente Die rationalen Argumente für einen selbstgestrickten Pullover mögen sich vor Jahrzehnten so aneinandergereiht haben: selbstgefertigt ist billiger als gekauft. Die Strickerin kann ihrer Gestaltungskraft freien Lauf lassen und erschafft etwas, das perfekt passt.
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Das Kleidungsstück kann mit dem Träger mitwachsen, denn es können sehr einfach Ärmel verlängert und Bündchen breiter gestrickt werden. Trennt man den Pullover auf, ist die verwendete Wolle wieder verwertbar, indem man sie unter Zug auf ein Brettchen wickelt, anfeuchtet und trocknet – schon kann daraus etwas Neues entstehen, was und für wen auch immer. Und den in wohlhabenderen Kreisen aus Cashmere selbstgestrickten Mützchen und Deckchen für’s Baby haftete kein Geruch eines minderbemittelten Haushalts an, sondern ein kuscheliger Hauch von Qualität, die man sich leisten konnte. Heute ist billigste Massenstrickware aus Niedriglohnländern leicht erhältlich, somit wurde das Argument der Preisgünstigkeit
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Ökologisch wird mit toten Cochenille-Läusen, Walnussblättern oder Krappwurzeln gefärbt.
ausgehöhlt. Doch die Wiederverwertbarkeit von handgestrickter Qualitätsware könnte allerdings in unserer Wegwerfgesellschaft als ein tragbares Argument der Nachhaltigkeit gesehen werden.
Material Garne sind heutzutage in Discountern ebenso erhältlich wie in ultraschicken Spezialgeschäften und natürlich im Worldwideweb. Die angebotene Vielfalt der verstrickbaren Materialien ist beeindruckend. Zu finden sind pflegeleichte, industriell gefärbte Polyacrylgarne, simple Baumwollgarne oder Garne aus Seiden- oder Leinenfäden und deren raffinierte Mischungen. Weiters käuflich ist das geschorene und versponnene Haar diverser Tiere wie Büffel, Alpakas, Kamele, Merinoschafe, Angora- und Kaschmirziegen. Öko-Fashion-Freaks können Wolle und Fäden natürlicher Abkunft erwerben, die mit natürlichen Materialien gefärbt wurden (z. B. mit toten Cochenille-Läusen, Walnussblättern oder Krappwurzeln).
Lehre Vor zwei, drei Generationen hat man es noch von Mutter oder Großmutter gelernt: das Stricken von Schals, Fäustlingen, Pullovern mit Raglanärmeln und mehrfärbigen Norwegermustern, Jacken, Socken und Stutzen mit kompliziert verschlungenen Zöpfen. Vor ein, zwei Generation konnte man sich inspirieren
lassen von Strickbüchern, wie von denen der unter Kennern der traditionellen Strickkunst im Alpenraum hoch geachteten Lisl Fanderl, und Muster wie „Hennasteign“, „Glöckerl“ oder „Fensterl“ ins Wadl der selbstgestrickten Strümpfe einarbeiten. Heute zeigen gepflegte Damenhände auf youtube, wie’s geht, vom Anschlagen der ersten Maschenreihe bis zu komplizierten Mustern. Stricken und Kommunikation kann man genießen durch Teilnahme an Strickworkshops, die von einschlägigen Läden angeboten werden. So sitzt man nicht mehr allein auf dem Sofa bei Radiomusik, sondern geht mit Freundinnen auf Kaffee und Cookies in einen Strick-Shop, begutachtet und begreift die neue Wollwuschelware, findet den optimalen Schnitt für die neue Winterjacke und legt gleich mal los.
Nichts, was es nicht gibt? Im Jahr 2005 kamen in Texas zwei Damen auf die Idee, öffentlichen Räumen ihrer Lebensumgebung Farbe und Wärme zu geben, indem sie Bäume, Laternenpfähle oder Telefonzellen umstrickten. Benannt wurde diese wollige Phantasie mit Guerilla Knitting, Urban Knitting oder Yarn Bombing. Auf diese gestrickten Graffiti hatte die Welt gewartet, sie breiteten sich über den Globus aus und erreichten über New York, Paris und Berlin sogar Wien und Umgebung. Sie werden auch als sanfte Form von Street-Art bezeichnet, sind sie doch durch wenige Sche-
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Guerilla Knitting am Neusiedler See, Bgld.
renschnitte leicht und rückstandsfrei zu entfernen. Ist die Wiederentdeckung des Strickens ein Auswuchs der Weltwirtschaftskrise? Ein Symbol der Erschaffung einer behaglich-flauschigen Individualität versus die Globalisierung? Wie politisch ist Stricken geworden? Das Thema ist naturgemäß dehnbar. Während die einen glatt oder verkehrt gegen Atomkraft stricken, stricken die anderen linke Maschen gegen rechte Strömungen in der Politik. Die ganz anderen sind Handarbeitsanarchisten, stricken Graffiti und demonstrieren damit, dass nicht alles einen Sinn haben, Profit bringen oder reglementiert sein muss, sie machen die Welt einfach zu einem lustigeren Ort. Und sollte der Leser in nächster Zeit einem Hydranten mit Zipfelmütze begegnen, möge er die Wirkung desselben auf sich und die Umwelt doch bitte selbst interpretieren. Mittlerweile verstricken Designer Kabel zu Lampen, Phantasten stricken Schinken, Würste, Hendl und strickophile Durchschnittsbürger nadeln weiterhin an ihren neuen Socken. Somit tun es fast alle. Und ob Sie es glauben oder nicht – der nächste Weltstricktag kommt bestimmt: am 9. Juni. / Text: Gabriele Burian
Bücher, CDs & feine Ware / 34
Auslage ES ISCH ADVENT
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Wo wohnt Gott? Was trennt die Welt von Gott, oder bilden wir uns das nur ein? 209 Lebensjahre suchen Antworten. Aniada a Noar mit Andreas, Bertl, Michl & Wolfgang. Musik voll himmlischer Inspiration. Aniada a Noar hat sich Zeit genommen. Zeit für ein intensives Reflektieren der letzten Jahrzehnte. Zeit, um einfach mal stehenzubleiben und sich zu erinnern. Um Fragen wie dem „Kumman und Gehen“, den „Freind“, dem „Himmel auf Erdn“, der „Heiligen Marie“ und dem „Herrgott“ nachzugehen. Zeit für Gott & die Welt.
Es isch Advent: Advent- und Weihnachtslieder für Harmonika EUR 8,00 Referat Volksmusik www.musikschule.it/referat-volksmusik Immer öfter hört man die Steirische Harmonika zur Advents- und Weihnachtszeit, wobei meist Boarische, Walzer oder Landler im langsamen Tempo dominieren. Walter Stifter, Präsident des Referats Volksmusik in Bozen, bietet mit dem vorliegenden Heft eine breitere Auswahl an einfachen und anspruchsvollen Advent- und Weihnachtsliedern, die auf der dreireihigen Harmonika spielbar sind.
Sänger und Musikanten aus dem Bezirk Mödling
STUBENMUSI meets FIDDLETUNE
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Booklet_HeiVo_107.indd 1
24.10.12 09:11
Klingendes Archiv: Die Schätze von Karl Liebleitner EUR 18,00 Volkskultur Niederösterreich www.volkskulturnoe.at
ZEIT FÜR GOTT & DIE WELT
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EUR 15,00 Erhältlich über www.aniada.at oder www.hoanzl.at
klingendes archiv
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Geige, Ziehharmonika, Dudelsack und Gitarre gesellen sich zu Maultrommel, Nasenflöte und singender Säge. Virtuos mit Stimme und Instrumenten – sowie dem Augenzwinkern, welches die Narren so sympathisch macht. Die Welt braucht sie und Gott liebt sie, die Musik von Aniada a Noar. /
Unter dem Titel „Volksmusik ABC“ hat das Referat Volksmusik eine neue Notenreihe gestartet, die maßgeschneidert ist für Musikschülerinnen und Musikschüler der ersten Unterrichtsjahre. /
Aniada a Noar: Gott & die Welt
Folkcrossover oder Worldfusion also. Aber nicht im Sinne von Kraut und Rüben oder Schokolade mit Essiggurkerl. Eher schon wie Heidensterz mit Peccorino und Tiroler Knödel mit Piri-Piri. Die sechs MusikerInnen bündeln ihre Ideen auf der neuen CD „private collection“, nehmen alles mit, was ihnen in die Ohren kommt, und kreuzen die buntesten Einflüsse zu grenzenlos energiegeladener Musik. /
Was über Musik geschrieben wird, trifft sowieso nicht zu. Am ehesten kann man sich noch was vorstellen, wenn Vergleiche mit Bekanntem gezogen werden. Wie wärs also mit: Stubenmusi trifft Fiddletune und Samba am Balkan, und alle drei fahren gemeinsam zu einem Jazzfestival in Neu-Delhi. Sowas wie
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Im Niederösterreichischen Volksliedarchiv finden sich viele Schätze, so auch die Liedhandschriften aus der Sammlung von Karl Liebleitner. Der Lehrer und Volksliedforscher Karl Liebleitner (1858–1942) zeichnete Lieder und Weisen aus dem Volksmund auf. Seine Sammeltätigkeit reichte von Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten bis über die Grenzen des heutigen Österreichs hinweg. Der gebürtige Korneuburger lebte in Mödling und ging auch dort seiner Sammeltätigkeit nach. Eine Reihe ausgewählter Handschriften diente als Vorlage für die eingespielten Aufnahmen. Der Wienerwald-Viergesang, die 5-Gspån-Musi, die 5-Viertler und die Sing-mit-Runde Wiener Neudorf bringen eine Auswahl jener Handschriften zum Klingen. /
Bücher, CDs & feine Ware / 35
ENTDECKUNGEN IN DER AU
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Ruth und Reinhard Trinkler: Das Wunder in der Au EUR 15,00 Edition Weinviertel www.edition-weinviertel.at Lesen, entdecken, staunen, sich für die Umwelt im Weinviertel begeistern, die freie Wildbahn erleben, den Zugang zur Natur wiederfinden … Dieses Buch soll die Fantasie beflügeln und Lust machen, die Wunder in den einzigartigen Augebieten der March und Thaya zu erforschen – das Geheimnis der blauen Frösche lüften, seltsame Hexenbäume entlarven, die seltene Vogelwelt erkunden. Viele Kinder wissen nichts um die Besonderheiten ganz nahe vor ihrer Haustür. Aber vielleicht sind auch sie schon bald begeisterte Natur-Detektive, die hier auf Biber-Pirsch gehen, mit dem Kanu über das Wasser gleiten, den Urwald durchqueren, Waldverstecke bauen und vieles mehr. Das Buch erzählt in kleinen spannenden Abschnitten von den Erlebnissen der beiden Geschwister Lisa und Stefan, begleitet von einem alten Fischer. Wenn Jung und Alt sich neu begegnen, eröffnen sich außergewöhnliche Perspektiven und Abenteuer. Spielerisch wird auch auf die geschichtliche Bedeutung der Region, die sprachliche Vielfalt und die geografische Lage im Dreiländereck Tschechien, Slowakei, Österreich eingegangen. Lisas und Stefans Reise in eine Welt voller Wunder kann beginnen. /
MIKROKOSMOS DER GESCHICHTE
—————————————————————— Waldviertel Akademie, Südböhmisches Museum u. a. (Hg.): So nah, so fern – Menschen im Waldviertel und Südböhmen Verlag Bibliothek der Provinz ISBN 978-99028-093-5 EUR 10,00, auch in tschechisch erhältlich bei www.waldviertelakademie.at Die Beiträge der tschechischen und österreichischen Historiker ermöglichen ein Ein-
tauchen in den Mikrokosmos Geschichte der unterschiedlichen politischen Systeme entlang der Grenze. 1946 spielten die Fußballer aus Dobersberg und Kautzen ein Freundschaftsmatch gegen die Mannschaft der Roten Armee. Leider ist das Ergebnis nicht überliefert. Als das südböhmische Dorf Mosty/Temerschlag 1948 elektrifiziert wurde, nahm jede Familie fünf Arbeiter in Kost auf und einige verliehen Betten an das Schulhaus, in dem die Arbeiter untergebracht waren. In České Velenice war das Kino der zentrale Kulturort. Karel Zimmel erzählt, wie ein Freund von ihm die störende Stalin-Büste vor der Leinwand wegstellte, um einen besseren Blick auf den Film „Lohn der Angst“ mit Yves Montand zu erhalten: „Er stand auf, packte den Stalin hinter den Ohren ... und stellte ihn auf den Boden.“
FREUNDSCHAFTSPAKET
—————————————————————— Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit schnürt die Galerie der Regionen kleine Pakete. Sie sind gefüllt mit allerlei Kleinigkeiten wie Krüge (Scheibbser Keramik), Servietten (Weberei Kitzmüller, Haslach), Traubenkernöl (Fa. Vitis, Langenlois) oder kunstvoll verzierten Lebkuchen (Lebzelterei Schmidt, Maissau). EUR 10,00–15,00 Galerie der Regionen Mo–Mi, Fr 14.30–18.00 Uhr, Do 14.30–19.00 Uhr Sa 10.00–12.00 und 13.00–17.00 Uhr sowie bei Abendveranstaltungen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 www.volkskultureuropa.org/galerie
AUF NACH BETLEHEM
Die Nachkriegszeit wird in diesem Forschungsband lebendig und in den Kontext der so nahen und doch so fernen Nachbarschaft gesetzt. Die unterschiedliche Entwicklung der Gesellschaft wird an einigen Ortschaften (u. a. Kautzen, Nová Bistrice/Neubistritz, Oedt an der Wild, Mosty/Tmerschlag) untersucht. Trotz fußnotenreicher Sprache der Wissenschaftler entwickelt sich eine lebendige Szenerie, die die „zwei Wege in die Moderne“ aufzeigt. (MW) /
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BRAUTBAUM
Auf nachAuf Bethlehem nach Bethlehem !
—————————————————————— Anton Distelberger: Mostviertler Volksbrauchtum. Von Brautbäumen, Brautbaumsprüchen und religiöser Volksfrömmigkeit EUR 25,00 Erhältlich in den Buchhandlungen der Region oder Bestellung unter Tel. 07479 7334-1 info@distelberger.at Mostviertler Bauernmuseum 3300 Amstetten, Gigerreith 39 Der bäuerliche Lebens- und Jahreslauf war geprägt durch religiösen Vollzug und daraus entstehende unterschiedliche Bräuche. Segensrituale, Amulette und religiös motivierte Handlungen sollten vor den Unwägbarkeiten des Lebens Schutz bieten. Als besonderes Ereignis im Lebenslauf wird die Hochzeit in den Mittelpunkt des Buches gestellt. Im Mostviertel schmückt als traditionelles Zeichen der Brautbaum den Vorplatz des Elternhauses der Braut. Dazugehörige Sprüche und Anekdoten ergeben ein lebendiges Bild dieses Fests. /
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D´Schlofhaumbuam · Andrea Hampl · Familiendreigesang Knöpfl · Rohrblatt · Salterina EUR 18,00
Erhältlich bei: Volkskultur Niederösterreich Tel. 02275 4660 Booklet_HeiVo_58.indd 1
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www.volkskulturnoe.at „Auf nach Bethlehem!“, dieser zwei Jahrtausende alte Ruf der einfachen Hirten bewegt viele Menschen auch heute noch. „Auf nach Bethlehem!“, dieser Aufforderung folgten die Hirten, indem sie sich auf den Weg zum Erlöser in einer einfachen Krippe machten, und bis zum heutigen Tag auch Christen aus aller Welt. In unseren Breiten spielt die Weihnachtsgeschichte und ihre Darstellung gerne in der gewohnten Umgebung: in der bäuerlichen Lebenswelt, umgeben von Bergen und in finsterer und kalter Nacht. Im Winter erinnern wir uns also an die Hirten, die zum Stall von Bethlehem eilten und ihre Geschenke darbrachten. Auf diesem Weg der Erinnerung spielten der Familiendreigesang Knöpfl, die Gruppen Rohrblatt, Salterina und D’Schlofhaumbuam sowie die Harfenistin Andrea Hampl Lieder und Weisen zum Weihnachtsfestkreis ein. /
Kultur.Region / 36
Fortbildung PROFESSIONELLE GESPRÄCHSFÜHRUNG
SPIELPÄDAGOGIK
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Foto: Ingo Pertramer
Foto: Iandesmuseum Niederösterreich
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HAST DU TÖNE?
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Fr, 8., und Sa, 9. 2. 2013, 9.00–17.00 Uhr Kunsthalle Krems, 3500 Krems Franz-Zeller-Platz 3 Referentin: Heidrun-Ulrike Wenzel
Fr, 1., und Sa, 2. 2. 2013, 9.00–17.00 Uhr Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Referentin: Mag. Andrea Zsutty Ziel des Seminars ist es, ein Repertoire zu erhalten, um sicher kommunizieren zu können und Gesprächssituationen im Arbeitsfeld der Kunst- und Kulturvermittlung künftig noch souveräner zu meistern. Das gemeinsame Arbeiten an Lösungsansätzen eröffnet ein Spektrum an möglichen Zugängen und Strategien im Umgang mit Gesprächssituationen im Berufsalltag. Praxisbeispiele geben Impulse zur Optimierung der individuellen Arbeitssituation. Andrea Zsutty ist Leiterin des Zertifikatskurses „Kunst- und Kulturvermittlung“ am Institut für Kulturkonzepte in Wien und war mehrere Jahre als freiberufliche Kunst- und Kulturvermittlerin in verschiedenen Museen tätig.
In welcher Weise ist das Spiel und seine Erscheinungsformen in einem Museum vorzufinden? Ist ein Museum als Institution und als pädagogisches Handlungsfeld auch ein Ort des Spielens? Das Spiel ist in der musealen Kunstvermittlung in vielfältigen Formen anzutreffen und erfüllt unterschiedliche Funktionen. In praktischen Einheiten wird sich dem Erkunden dieser Funktionen genähert. Heidrun-Ulrike Wenzel hat mehrjährige Erfahrung in der Konzeption und Durchführung museumsdidaktischer Programme und Publikationen sowie in der museumsdidaktischen Betreuung. Information & Anmeldung Museumsmanagement Niederösterreich Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 73999 museen@volkskulturnoe.at www.noemuseen.at
Fr, 2., bis So, 3. 2. 2013, 16.00–12.30 Uhr Bruckerhof 2734 Puchberg am Schneeberg Leitung: Ulrike Knapp-Korb-Weidenheim Die Volkskultur Niederösterreich lädt zu einem Volksmusikseminar ins Schneeberggebiet ein. Jeder kann mitmachen, ob mit der Melodiestimme oder einem Begleitinstrument. Im Ensemble bekommt man die Gelegenheit, sein Zusammenspiel mit anderen Instrumenten zu erproben. Es können sich Musikgruppen anmelden, Einzelpersonen, erfahrene Volksmusikanten genauso wie Volksmusikneulinge. Ergänzend zum Instrumentalunterricht wird Singen und Jodeln angeboten. Am Samstag, den 2. Februar, findet im Bruckerhof ein Abschlussabend statt, der von den Teilnehmern sowie den Referenten gestaltet wird und zu dem Interessierte herzlich eingeladen sind. Anmeldeschluss: Di, 15. 1. 2013 Kursbeitrag: EUR 58,00 (Kinder) EUR 68,00 (Ensemblemitglieder) EUR 78,00 (Erwachsene) Information & Anmeldung Volkskultur Niederösterreich 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1 Tel. 02732 85015 industrieviertel@volkskulturnoe.at www.volkskulturnoe.at
Information & Anmeldung Museumsmanagement Niederösterreich Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 73999, museen@volkskulturnoe.at www.noemuseen.at
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Kultur.Region / 37
Volksmusiksendungen des ORF
REMINDER
RADIO- & FERNSEHTIPPS
—————————————————————— Museumspädagogik Fr, 18., und Sa, 19. 1. 2013, 9.00–17.00 Uhr Kunsthalle Krems 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3 Referentin: OStR. Prof. Mag. Magda Krön Neue Medien in der Kulturvermittlung Mo, 18., und Di, 19. 2. 2013, 9.00–17.00 Uhr Kirchliche Pädagogische Hochschule Krems 3500 Krems, Dr.-Gschmeidler-Straße 28 Referent: Mag. Stefan Karlhuber „Voll krass“ – Vermittlungsangebote für und mit jugendlichen Migrantinnen und Migranten Mo, 25., und Di, 26. 2. 2013, 9.00–17.00 Uhr Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Referentin: Mag. Eva Kolm Information & Anmeldung Museumsmanagement Niederösterreich Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 73999, Fax 02732 73999 33 museen@volkskulturnoe.at www.noemuseen.at
RADIO NIEDERÖSTERREICH aufhOHRchen Di, 20.00–21.00 Uhr 4. 12.: Adventliches Kalendarium Gestaltung: Norbert Hauer 11. 12.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Dorli Draxler 8. 1.: Dreikönigsritt Gestaltung: Hans Schagerl 15. 1.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Dorli Draxler 22. 1.: „Zum Tanzn bin i ganga" Traditionelle Tanzmusik im Fasching Gestaltung: Edgar Niemeczek 29. 1.: Volksmusikalische Kostbarkeiten Gestaltung: Walter Deutsch aufhOHRchen spezial So, 23. 12., 20.00 Uhr Teilwiedergabe des NÖ Adventsingens vom 6. und 7. 12. auf Schloss Grafenegg Gestaltung: Dorli Draxler, Edgar Niemeczek „vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich 14-tägig, Do, 20.00–20.30 Uhr 6. 12., 20. 12., 27. 12., 10. 1., 24. 1. Kremser Kamingespräche Mi, 19. 12., Mi, 16. 1., 21.00 Uhr G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik Mi, Do, 20.00–21.00 Uhr
ORF 2 Wetter-Panorama täglich 7.30–9.00 Uhr Fernsehfrühschoppen Sa, 8. 12.: Maria Empfängnis, Adventfrühschoppen aus Ischgl Mi, 26. 12.: Stefanifrühschoppen aus Schladming Mei liabste Weis Sa, 15. 12., Mo, 24. 12.: 14.00–15.00 Uhr „Mei liabste Weihnachtsweis“ für „Licht ins Dunkel“ _
ORF 3 Unser Österreich Sa, 17.00 Uhr Mo, 12.00 Uhr _
RADIO IM INTERNET
Musikanten spielt’s auf Fr, 20.00–21.00 Uhr
Volksmusik im Internet
28. 12. 2012: Teilwiedergabe des Konzerts vom 14. 12. im Haus der Regionen Gestaltung: Edgar Niemeczek
www.emap.fm _
Frühschoppen So, 11.00–12.00 Uhr _
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http://noe.orf.at
Programmänderungen vorbehalten. Detailprogramme auf www.orf.at
Schule & Museum / 38
Weinviertler Museumstreffen
PARTNERSCHAFTEN Schulen und Museen können dauerhafte Partnerschaften eingehen. Das Südmährische Heimatmuseum in Laa ist ein Beispiel dafür.
Beispiel für südmährisches Handwerk eine Schusterwerkstatt. Weiters findet man Alltags- und religiöse Gegenstände, Geschirr, Kleidung, Ansichts- oder Glückwunschkarten und vieles mehr. Ein Raum ist jenen Ortschaften gewidmet, deren Vertriebene dieses Museum gegründet und eingerichtet haben.
V. l. n. r.: Hans Huysza (Liechtenstein Schloss Wilfersdorf), Dr. Edgar Niemeczek (Kulturregion NÖ), Brigitta Appel (Südmährisches Heimatmuseum), Mag. Ulrike Vitovec (Museumsmanagement NÖ), Ing. Manfred Fass (Bgm. Laa/Thaya). Foto: Ingrid Fröschl-Wendt.
Das Südmährische Heimatmuseum ist im Alten Rathaus in Laa/Thaya untergebracht. Am 10. November fand hier das Weinviertler Museumstreffen statt. Waren in den vergangenen Jahren Themen wie Inventarisieren und Pressearbeit ein Schwerpunkt des Museumstags, so war es diesmal „Museen und Schulen“. Die Obfrau des Museumsvereins Laa/Thaya, Brigitta Appel, referierte zum Thema „Museum und Schulen“. Im Schuljahr 2005/06 wurden die Schulen im Bezirk aufgefordert, an „Museum online“, einer Plattform des Bundesministeriums für Bildung und Kultur und KulturKontakte, teilzunehmen. Die Sporthauptschule in Laa wählte als Partner das Südmährische Heimatmuseum. Die Präsentation mit dem Titel „Die Thaya – wirklich eine Grenze? Feste und Alltag hüben und drüben, einst und jetzt“ war ein voller Erfolg, sodass die
Zusammenarbeit fortgeführt wurde. Weitere Projekte waren: „Rindfleisch und Semmelkren“, „Berühmte Persönlichkeiten im mährischen Raum“, „Spurensuche in Nikolsburg“ und „Joslowitz und seine Bedeutung für die umliegenden Ortschaften“. Besonders interessant war auch die Zusammenarbeit bei einigen der Projekte mit Schulen aus Tschechien.
Fixpunkte im kulturellen Leben Jedes Jahr findet das Museumstreffen in einem anderen Museum statt. Das Südmährische Museum zeigt die Geschichte Südmährens vom Mittelalter bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46 sowie das kulturelle Erbe und die Lebensweise der Bewohner Südmährens. So gibt es eine Küche, ein Ausnahmestüberl und als
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Einige Veranstaltungen des Museumsvereins sind bereits Fixpunkte im kulturellen Leben von Laa: die Saisoneröffnungsfeier Ende März oder Anfang April, Südmährertreffen von Fronleichnam bis auf den darauf folgenden Sonntag, die „Lange Nacht der Museen“ mit Lesung sowie die niederösterreichischen „Tage der Offenen Ateliers“, wo Künstler in den Räumlichkeiten des Museums ausstellen können. Heuer gibt es erstmals auch eine Weihnachtskrippenausstellung. Die Exponate stammen aus der Sammlung Josef Geissler aus Niedersulz, darunter auch einige Grulich-Krippen (das „Grulicher Ländchen“ lag im Nordosten von Böhmen), die in Südmähren sehr verbreitet waren. /
SÜDMÄHRISCHES MUSEUM THAYALAND
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Museen / 39
Österreichischer Museumstag 2012
neue wege / neue medien „Das kommunizierte Museum – (Neue) Wege und Möglichkeiten der Vermittlung und Auseinandersetzung mit Museen“ war zentrales Thema des 23. Österreichischen Museumstags am 11.–13. Oktober in St. Pölten.
Fragen auf: Welche Entwicklungen im Bereich der neuen Kommunikationsmodelle sind für den Einsatz in der Museumsarbeit geeignet? Welche medialen Wege lohnt es sich zu beschreiten? Auf welche Weise lassen sich diese neuen „Werkzeuge“ der Kommunikation in Museen und Kultureinrichtungen sinnvoll einsetzen? Von welchen Trends und Tendenzen sollte zugunsten eines dauerhaften und zukunftsfähigen Einsatzes der neuen Vermittlungs- und Kommunikationsinstrumente abgesehen werden?
Museum und Web 2.0
Niederösterreich war heuer Gastgeber der jährlich in einem anderen Bundesland stattfindenden Tagung. Schauplätze der Veranstaltung waren der Niederösterreichische Landtag, das Landesmuseum und am Exkursionstag attraktive Museums- und Ausstellungsstandorte in Niederösterreich, darunter die Schallaburg, das Stift Herzogenburg und das Museumsdorf Niedersulz. Die Tagungsbeiträge widmeten sich zwei hochaktuellen Herausforderungen, denen Museen heute gegenüberstehen: der Frage nach der zeitgemäßen Kommunikation mit den potenziellen Besucherinnen und Besuchern und der sinnvollen Nutzung der zahlreichen neuen Kommunikationsformen, die das Internet bietet, zusammengefasst unter dem Begriff „Social Media“. Beide Bereiche sind einem starken Wandel ausgesetzt. Sie in die Museumspraxis einzubinden, wirft viele
Grundlegende Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz der neuen Medien ist das Wissen über die Bedürfnisse der Menschen und die Beweggründe, die sie dazu bringen, Museen zu besuchen. „Neuromarketing“ heißt hier das Schlüsselwort, das Dr. HansGeorg Häusel von der Gruppe Nymphenburg Consult AG in seinem launigen Vortrag zur Frage „Was spielt sich im Kopf der potenziellen Museumsbesucher ab?“ erklärte. Detailliert befasste er sich mit den unbewussten Bedürfnissen und Emotionen der verschiedenen Zielgruppen – von den Traditionalisten bis zu den Abenteurern, von jung bis alt, von Frau und Mann. Wollen Museen diese unterschiedlichen Gruppen ansprechen, so müssen sie ihre Kommunikationswege entsprechend planen und einsetzen. Welche Möglichkeiten es hier im Detail gibt – mit ihren jeweiligen Bedingungen sowie Vor- und Nachteilen –, wurde im Zuge der Tagung in Diskussionsrunden und Workshops vorgestellt und besprochen.
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Der Block „Neue Wege der Vermittlung“ befasste sich mit dem Beruf des Kulturvermittlers und seiner Ausbildung generell sowie mit der Praxis barrierefreier Kommunikation, sonderpädagogischen Modellen und den ganz speziellen Anforderungen, die es braucht, um Jugendliche zu interessieren. Heiß diskutiert wurden Pro und Contra von „Web 2.0“ und die Möglichkeiten, die Facebook, Twitter, YouTube & Co bieten – im Zusammenspiel mit der Institution „Museum“, die wiederum mit authentischen Objekten punktet. Für viele ist das Museum nach wie vor ein Ort des Staunens und der kontemplativen Auseinandersetzung, der sich nicht dem Druck des übermäßigen Einsatzes neuer Medien unterwerfen sollte. Die Diskussionen über den Einsatz und die Aktualität der Social Media in der Museumsarbeit waren durchaus brisant und kontrovers – aber auch sehr anregend, sich mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten unserer Zeit auseinanderzusetzen. Abstracts zu den Referaten sind im Internet unter www.museumstag.at zu finden bzw. über den „QR-Code“ der Abbildung. Eine Publikation ist in Vorbereitung. / Text: Ulrike Vitovec
tagungstermine
——————————————————— 18. Niederösterreichischer Museumstag 10. oder 17. 3. 2013, Museumsdorf Niedersulz www.noemuseen.at 24. Österreichischer Museumstag 19. – 21. 9. 2013, Bozen, Südtirol www.museumstag.at
Ausstellung / 40
Krippen
BETLÉM Betlém (=Betlehem) heißen Krippen auf Tschechisch. Das Stadtmuseum Waidhofen/Thaya zeigt Stücke aus Tschechien und dem nördlichen Niederösterreich. Ein grenzüberschreitendes Projekt von „Porta culaturae“.
Die tschechischen Krippenfiguren aus Glas sind im Stadtmuseum Waidhofen/Thaya zu sehen.
Jahrhundertelang vermischte sich entlang der Grenze die böhmische und mährische Kultur mit der österreichischen; die natürliche Folge dieser Beziehungen war eine gegenseitige Beeinflussung der Kulturen. Eines dieser Feste ist selbstverständlich Weihnachten, das von Anfang an untrennbar mit dem Symbol der Krippe verbunden ist. Die Weihnachtskrippe, tschechisch Betlém, wurde im tschechischen und mährischen Gebiet von einigen Kirchenorden auch für die Verbreitung ihres Programms genutzt. Im 18. Jahrhundert wur-
den die Weihnachtskrippen zu einer üblichen Ausstattung der Kirchen und waren bei den einfachen Leuten sehr beliebt. Ihre Beliebtheit war dermaßen groß, dass dies kirchliche Würdenträger zu stören begann, da die detailreichen Krippen vom Gottesdienst ablenkten. In den josephinischen Reformen wurde das Verbot erlassen, Weihnachtskrippen in Kirchen auszustellen. Das Verbot kam zu einer Zeit, als die Krippen schon in die Haushalte Einzug gehalten hatten. Dort waren sie jedoch nicht mehr an die kirchliche
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Auslegung der Geburt Christi gebunden, was dazu führte, dass die Leute dieses Ereignis in eine andere ihnen bekannte, nahestehende oder erträumte Umgebung übertrugen. Das Resultat dieser Umsetzung ist eine reiche Vielfalt der Formen und der angewandten bildkünstlerischen Technik. In der Ausstellung im Stadtmuseum Waidhofen/Thaya gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiedlichkeiten in der Tradition der Krippendarstellungen zu entdecken.
Ausstellung / 41
kuratoren sammeln aber nicht nur historische und zeitgenössische Krippen aus der Region, sondern organisieren auch verschiedene Veranstaltungen. So gelang es ihnen im Jahr 1996, eine internationale Konferenz zu Krippen zu veranstalten, und seit 1998 findet alle fünf Jahre ein internationaler Krippenbau-Wettbewerb statt, an dem an die 100 Bewerber aus der Tschechischen Republik und den europäischen Nachbarländern teilnehmen. / Text: Mella Waldstein Triptychon „Krippe aus dem 21. Jahrhundert“ von Renata Sainitzer, Krippenbauverein Hollabrunn. Foto: Michal Zábrš
Seit Jahren sind Krippenbauer beider Länder – und vor allem der Krippenbauverein Hollabrunn – durch die grenzüberschreitende Initiative „Porta culturae“ miteinander in Kontakt. Seit 1999 besteht ein Austausch tschechischer und österreichischer Krippenbauer. Obmann Karl Bauer vom Krippenbauverein Hollabrunn: „Wir bauen keine so große Krippen wie die Tschechen. Auch ist es in Tschechien üblich, die Figuren selbst zu schnitzen. Das machen wir sehr selten.“ Sind in Tschechien in der Krippenszenerie viele Handwerker, Bauern, Bergleute dargestellt, so beschränken sich die heimischen Krippen auf biblische Figuren. Unter Mithilfe der Hollabrunner Krippenfreunde wurden an die 1.000 Krippen gefertigt. Obmann Bauer: „Wir wünschen uns, dass mehr heimatliche Krippen, die Weinviertler Dörfer darstellen, gebaut werden. Aber die Krippen mit Alpenszenerie sind einfach beliebter.“
Iglauer Krippenbauern in der Zeit um 1800 hergestellt wurde.
Im Guinnes-Buch der Rekorde Die Krippenreise führt von Waidhofen an der Thaya nach Jindřichův Hradec/Neuhaus. Das berühmteste Objekt des Stadtmuseums ist die mechanische Krippe. Wenn die Ziegen hinter dem Berg verschwunden sind, kippen sie kopfüber in das unsichtbare Getriebe der mechanischen Krippe. Sie sind auf einem Band befestigt, das sich zwischen Hütten und Palästen, Wassermühlen und Schmiedewerkstätten, Bergmännern und Rittern bewegt. Die Krippe zählt 1.398 Figuren, wovon 133 beweglich sind.
In Waidhofen an der Thaya sind Krippen aus den reichen Sammlungsbeständen der Museen Třebič und Jindřichův Hradec zu sehen, aber auch aus den Privatsammlungen der Krippenfreunde Hollabrunn. Dabei erscheint besonders reizvoll, dass Krippen aus völlig unterschiedlichen Materialien präsentiert werden. So werden neben Krippen aus Holz und Keramik auch eine mit Fischschuppen dekorierte Krippe, eine aus Leder gefertigte Krippe oder eine textile Krippe zu sehen sein.
Das Jesuskind könnte man beinahe übersehen, so geschäftig geht es in der größten mechanischen Krippe der Welt, die im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen ist, zu. Sie wurde vom Strumpfmachermeister Tomáš Krýza (1838–1918) in 60 Jahren Arbeit geschaffen. Die ganze Landschaft ist aus Packpapier hergestellt und dann mit Staub aus Bleierz überzogen. Die Tier- und Menschenfiguren sind aus Holz, Blech, Papier, Glas, Biskuit, Zelluloid und Stroh gefertigt. Manche aus einem besonderen Gemisch aus Mehl, Sägespänen, Gips und Leim und mit Farbe bemalt. Auf 60 Quadratmetern Krippenlandschaft ist die Mechanik unverändert, nur einige Antriebsriemen wurden erneuert.
Das Stadtmuseum Waidhofen an der Thaya präsentiert weiters eine Kastenkrippe, die ursprünglich aus der Waidhofner Bürgerspitalkapelle stammt und wahrscheinlich von
1935 erwarb das Stadtmuseum Jindřichův Hradec mit der mechanischen Tomas-KrýzasKrippe sein bekanntestes und das am meisten besuchte Ausstellungsstück. Die Museums-
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TSCHECHISCHE UND ÖSTERREICHISCHE KRIPPEN
——————————————————— Sonderausstellung im Stadtmuseum Waidhofen an der Thaya Öffnungszeiten: Sa, 1. 12. bis So, 30. 12. 2012 Sa, So und am Mi, 26. 12. 2012 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr 3830 Waidhofen/Thaya Moritz-Schadek-Gasse 4 Tel. 02842 53401 www.waidhofen-thaya.at
MUSEUM JINDŘICHŮV HRADEC
——————————————————— Öffnungszeiten: täglich 8.30–12.00 u. 13.00–17.00 Uhr Mo, 24. 12. und Mo, 31. 12. 2012 geschlossen 37701 Jindřichův Hradec Balbínovo náměstí 19 Tschechien www.mjh.cz
KRIPPENBAUVEREIN HOLLABRUNN
——————————————————— Krippenausstellung im erzbischöflichen Seminar Öffnungszeiten: Sa, So, 1./2. 12. und 8./9. 12. 2012, 10.00–17.00 Uhr 2020 Hollabrunn, Kirchenplatz 2 www.krippe-hollabrunn.at
Museen / 42
Krahuletz-Museum Eggenburg
IM WAPPEN DIE SEEKUH Der älteste Museumsbau Niederösterreichs feiert sein 110-jähriges Jubiläum. Bei einem Symposium wurde über Sammlungsstrategien und Sammlungspolitik diskutiert.
über die künftigen Aufgaben und kulturellen Beiträge regionaler Museen in Niederösterreich diskutiert wurde. Das Podium war mit Mag. Ulrike Vitovec, HR Hermann Dikowitsch, Dir. Carl Aigner und Prof. Fritz Steininger prominent besetzt. Als Schlüssel, damit auch regionale Museen ihre Funktion der Bewahrung und Erforschung ihrer Sammlungsbestände erfüllen können, wurden die Erarbeitung von jeweiligen Sammlungsstrategien und einer Sammlungspolitik gefordert. Eine Strategie zu entwickeln bzw. die Sammlungsgebiete exakt zu definieren und abzugrenzen, führt zwar zu größerer Klarheit, bei alten, gewachsenen Sammlungen wird es jedoch notwendig sein, gelegentlich Ausnahmen zu machen.
Johann Krahuletz auf dem Weg zu Feldforschungen nach Zogelsdorf, 1924.
Im November jährte sich die Eröffnung des Eggenburger Krahuletz-Museums zum 110. Mal. Es handelt sich um den ältesten Museumsbau Niederösterreichs, der eine der bedeutendsten und ältesten Sammlungen des Landes beherbergt.
Aus Anlass des Jubiläums wurde am 18. November eine Festsitzung der Krahuletz-Gesellschaft in Eggenburg abgehalten, wobei aber nicht nostalgisch auf die vergangenen Jahrzehnte zurückgeblickt, sondern im Rahmen eines kleinen Symposiums allgemein
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Der Schwerpunkt des Krahuletz-Museums ist die Natur- und Kulturgeschichte im nordwestlichen Niederösterreich. Johann Krahuletz selbst hatte den Grundstein zu diesem regionalen Schwerpunkt gelegt, dehnte seinen Aktions- bzw. Sammelradius aber immer wieder deutlich aus. Bei den „11 Schätzen“, einer aus Anlass des heurigen Jubiläums zusammengestellten Ausstellung der bedeutendsten Objekten aus den elf Jahrzehnten des Museumsbestandes, befindet sich auch der Depotfund von Neudorf bei Staatz. Es handelt sich hierbei um ein äußerst reiches Metalldepot, vor allem mit Schmuckgegenständen, der frühen Bronzezeit (ca. 2000 v. Chr.), das Johann Krahuletz 1908 für das Museum erwerben konnte. Nach dem Tod von Johann Krahuletz am 11. Dezember 1928 wurde Angela StifftGottlieb zur Kustodin des Museums bestellt.
Museen / 43
Orbiculite von Groß Gerungs sind die einzigen in Niederösterreich bekannten Kugelgranite. Im Zentrum findet sich Feldspat, der zwiebelschalenartig von Gesteins- und Minerallagen mit radialem Wachstum umhüllt wird.
Sie hatte zuvor gemeinsam mit dem Prähistoriker Anton Hrodegh die archäologischen Funde der Sammlung Engelshofen auf Schloss Rosenburg inventarisiert. Die Feldforschung auf dem Gebiet der Archäologie fand unter Angela Stifft-Gottlieb einen ersten Höhepunkt. Gegraben wurde vor allem im Nahbereich Eggenburgs bzw. in der Stadt selbst. Unter der Vermittlung des Prähistorikers Eduard Beninger vom Bundesdenkmalamts kam es sogar zu einer detaillierten Aufteilung der „Forschungsgebiete“ der Museen von Eggenburg, Horn und Drosendorf. Das damalige Verständnis von „Forschungsgebiet“ erinnert eher an Goldgräber-Claims und entsprang dem sehr starken Konkurrenzgedanken und nicht wissenschaftlichen Überlegungen.
Geologie & Paläontologie Nach dem überraschenden Tod Stifft-Gottliebs 1941 wurde der Anwalt Anton Frank als provisorischer Kustos bestellt, seine Hauptaufgabe bestand in der Ordnung und Inventarisierung der Sammlungen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Jahrtausendwende lag der Schwerpunkt der Forschungen vor allem auf den Gebieten der Geologie und Paläontologie. Die Ergebnisse dieser Forschungen flossen in die ab Anfang der 1990er Jahre durchgeführte völlige Neugestaltung des Museums und der Sammlungen ein. In weiterer Folge avancierte die Seekuh „Metaxytherium krahuletzi“ sogar
zum Wappentier des Museums. Durch den Ausbau des Kellergeschosses sowie die Adaptierung des von der Krahuletz-Gesellschaft erworbenen ehemaligen Lichtspielhauses für die Studiensammlung konnte die Erdgeschichte nach modernen Gesichtspunkten systematisch aufgestellt werden. Größere Änderungen in der Organisation ergaben sich 1999, da das Personal aus dem Stand der Stadtgemeinde ausgegliedert wurde und Angestellte des Vereins „Krahuletz-Gesellschaft“ wurden. Auch in der neuen Organisationsform blieb die Forschungstätigkeit als eine wichtige Säule des Krahuletz-Museums erhalten. Von den bedeutendsten neueren Projekten sei zum Beispiel das MineralienProjekt in Zusammenarbeit mit dem Geologen Dr. Andreas Thinschmid erwähnt, dessen erster Teil 2006 in eine vielbeachtete Sonderausstellung unter dem Titel „Waldviertel-Kristallviertel“ mündete. Aus Anlass des 110-jährigen Jubiläums zeigt das Krahuletz-Museum noch bis Jahresende eine weitere geologische Sonderausstellung, nämlich zu den Kugelgesteinen (Orbiculiten), Gesteinsexoten aus dem Waldviertel. Auch in anderen Bereichen fanden in den letzten Jahren Aktivitäten statt, so wurden 2010 in Straning und 2012 in Strass zwei kleine archäologische Grabungen im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführt. Zwei weitere, aktuell laufende Projekte konnten zum Teil in Kooperation mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung der Uni-
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Museumsleiterin Angela Stifft-Gottlieb mit Pfarrer Dr. Anton Hrodegh in Schwarzau im Gebirge.
versität für angewandte Kunst (Leitung Univ.Prof. Dr. Gabriela Krist) realisiert werden. Einerseits bearbeitet die Textilrestauratorin Barbara Eisenhardt die Sammlung der Trachtenhauben, die in einer aktuellen Sonderausstellung zu sehen sind, andererseits beteiligt sich ein Team der „Angewandten“ an der Neukonzeption des Museumsdepots. Die Ergebnisse dieser Arbeit und ihre Umsetzung werden uns wohl in den nächsten Jahren beschäftigen. Sie bieten aber eine solide Basis für eine moderne Sammlungspolitik, die wiederum die Grundlage relevanter Sammlungen und attraktiver Ausstellungen darstellt. Dies sind wohl die besten Garantien dafür, dass das Krahuletz-Museum noch weiterhin viele Jubiläen feiern wird können. / Text: Franz Pieler Fotos: Krahuletz-Museum, Eggenburg
KRAHULETZ-MUSEUM
——————————————————— Goldhauben und Schwarzhauben Sizilianisch-Byzantinisches Mittelalter Dekorative Gesteinsschalen Orbiculite – Kugelgesteine Öffnungszeiten: bis Mo 31. 12. 2012, Mo–Fr 9.00–17.00 Uhr, Sa/So/Fei 10.00–17.00 Uhr 3737 Eggenburg, Museumsplatz 1 Tel. 02984 3400 www.krahuletzmuseum.at
Museen / 44
Landeshauptmänner-Museen …
josef-reithermuseum Die Eröffnung des Josef-Reither-Museums in Langenrohr.
Ein Band der Zeitgeschichte positioniert die Arbeit des Politikers Josef Reither und zeigt die Wechselwirkungen.
Am 26. Juni 1880 wird Josef Reither in Langenrohr im Tullnerfeld geboren. Er ist der älteste Sohn eines bäuerlichen Betriebes, der seit 300 Jahren in Familienbesitz ist. Dem Berufsstand der Bauern widmet Josef Reither sein langes politisches Leben. Seine ersten politischen Erfahrungen sammelt er noch in der Monarchie, er erlebt vier Währungsreformen, wirkt als mächtiger Bauern-Politiker, als Landeshauptmann, als Minister in der Ersten und Zweiten Republik, durchlebt schwere Zeiten im KZ Dachau und im Gefängnis Berlin-Lehrterstraße und hilft wesentlich am Wiederaufbau Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg mit. Am 13. Oktober 2012 wurde in seinem Heimatort Langenrohr das Josef-Reither-Muse-
um eröffnet. Die Idee zu diesem Erinnerungsort hatte Komm.R. Johann Girschik, als er den Nachlass Josef Reithers sah: einzelne Fotos und Foto-Alben, unzählige Ehrenbürgerschaften und Ehrungen, die Josef Reithers politische Laufbahn dokumentieren. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Leopold Leinfellner gründete er den „Kulturkreis Langenrohr“. Die Räumlichkeiten für das Museum fanden sich im Josef-Reither-Haus in Langenrohr, der Raiffeisenkasse Langenrohr. Damit war der ideale Ort gefunden, da die Gründung der Raiffeisenkasse Langenrohr eine der ersten politischen Aktivitäten Reithers war. Gefördert wurde das Museumsprojekt von der Volkskultur Niederösterreich.
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Konzept und Gestaltung Die Ausstellung über die Persönlichkeit und den Politiker Josef Reither wurde von studio exhibit, Wien, kuratiert und gestaltet. Ein wichtiger Aspekt ist die Verzahnung der Person und des Politikers Josef Reither mit den historischen Ereignissen seiner Zeit: Ein „Band der Zeitgeschichte“ und der politischen Ereignisse läuft als Hintergrund und Basis durch den Raum. Elemente, die Josef Reithers Geschichte tragen, treten als zweite Ebene aus dem „Band der Zeitgeschichte“ hervor. Sie symbolisieren seine Position und Rolle im jeweiligen Zeitabschnitt. So ergibt sich ein räumliches Wechselspiel zwischen historischen Ereignissen, die Josef Reither geprägt haben, und Reithers politischem Wirken, seinen Einfluss als mächtiger Politiker auf den Lauf der Geschichte des Landes. Die Paneele, die über Josef Reithers Leben und Wirken erzählen, können nach Bedarf in den Raum und wieder in die Wand zurückgeschoben werden. So ist einerseits die Nutzung als Veranstaltungsraum gewährleistet und andererseits eine dreidimensionale Wirkung des Raumes als Museum spürbar. Um die dichten und komplexen historischen Geschehnisse in einer informativen, aber doch spannenden Weise und nach didaktisch modernen Kriterien vermitteln zu können, werden die Texte in kleinen „Portionen“ serviert, eingebunden in das eindrucksvolle Bildmaterial. Für eilige Besucher besitzt jeder Textabschnitt eine rote Schlagzeile, die als erste Informationsebene den Inhalt zusammenfasst. / Text und Foto: M. Christina Zingerle, Oliver Pfeiler
JOSEF-REITHER-MUSEUM
——————————————————— Öffnungszeiten: Di, Sa und So 9.00–17.00 Uhr oder gegen Voranmeldung 3442 Langenrohr, Josef-Reither-Straße 16 Tel. 0664 73 180670 (L. Leinfellner) oder 0664 32 66 850 ( J. Girschik) www.reither-museum.at
Museen / 45
… revisted
leopold-figlmuseum Die Neuaufstellung des Leopold-Figl-Museums in Rust.
das Museum nur leicht adaptiert. „Neu Gestalten bedeutete in diesem Fall nicht ,Ergänzen‘ sondern vielmehr ,Aufräumen‘ und, im Sinne einer Erzählung, Verdichten‘“, so Architekt Gerhard Abel von Planet Architects. „Aufgrund des beschränkten Budgets konzentrieren sich die Interventionen auf das absolut Wesentliche, um ein einheitliches Erscheinungsbild und eine übersichtliche Wegführung zu ermöglichen. Die Grafik erfuhr ein generelles ,Upgrade‘ und wurde durch große Plakate und Fotos ergänzt. Um eine eindeutige Wegführung zu ermöglichen, wurde eine bestehende, gebogene Wand im Hauptraum verlängert und an einem Ende geschlossen.“ Auf diese Weise können die Besucher einer chronologischen Erzählung in diesem Bereich folgen. Der zentrale Raum erhielt einen fünf Meter langen Tisch, der den langen, mühsamen Weg zum Staatsvertrag zeigt. Die bestehenden Medienstationen wurden auf den letzten Stand der Technik gebracht und in die Wände integriert. Außerdem wartet die Ausstellung mit einigen Leihgaben aus dem Privatbesitz der Familie auf.
Legede zu Lebzeiten
Im Mittelpunkt wieder echte Objekte – Hut und Brille –, im Hintergrund die Technik.
Leopold Figl (1902–1965) ist das Kind wohlhabender Bauern aus Rust im Tullnerfeld und wächst mit acht Geschwistern auf. Weil er „gar so gern redete“, kommt er nach St. Pölten ins Gymnasium. Später geht er auf die Hochschule für Bodenkultur. Im Gymnasium ist er Mitbegründer einer katholischen Mittelschülerverbindung. Schon hier lernt er Julius Raab kennen. Von 1945 bis 1953 ist er der erste Bundeskanzler Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Außenminister war er danach an den Verhandlungen zum Österreichischen Staatsvertrag beteiligt, den er 1955 für Österreich unterzeichnet. Im Jänner 1962 wird Leopold Figl vom niederösterreichischen Landtag einstimmig zum Landeshauptmann gewählt.
Brille, Hut & Visitenkarte Neue Medien können ganz schön schnell alt werden. Der Medienturm aus den 1990er Jahren war der stolze Mittelpunkt im Foyer des Museums und wurde bei der Adaptierung durch Kurator Christian Rapp und Architekt Gerhard Abel durch eine schlichte, klassische Vitrine ersetzt – mit Brille, Hut und Visitenkarte des großen österreichischen Politikers. „Heute werden Touchscreens so selbstverständlich eingesetzt und sind nicht mehr Mittelpunkt einer Ausstellung“, so Christian Rapp, der sich mehr als „Sanierer“ des FiglMuseums sieht, das von Prof. Ernst Bruckmüller konzipiert wurde. Räumlich wurde
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Schon zu Lebzeiten wurde Figl zur nationalen Legende, zum „Figl von Österreich“. Nach seinem Tod am 9. Mai 1965 wurden ihm zu Ehren Denkmäler errichtet und zahlreiche Straßen nach ihm benannt, in der Wiener Innenstadt ebenso wie in kleinen Ortschaften. Ein Fotoessay von Christoph Panzer dokumentiert Denkmäler, Häuser, Gassen, Schulen und Aussichtswarten, die nach ihm benannt sind. / Text: Mella Waldstein Foto: Planet Architects
LEOPOLD-FIGL-MUSEUM
——————————————————— Öffnungszeiten: nach telefonischer Voranmeldung 3451 Michelhausen, Museumsstraße 8 Tel. 02275 5241 Voranmeldung unter Tel. 02275 4272 (Fr. Kornhofer) www.michelhausen.at
Museumsdorf Niedersulz / 46
Winter
HINTER DER STILLE Winterarbeiten hinter den Kulissen des Freilichtmuseums.
Schneefahrbahn in der Museumsdorf-Kellergasse
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Museumsdorf Niedersulz / 47
Auslösen der Samen aus den Samenständen.
Allerlei Geflügeltier am zugefrorenen Mühlenteich im Museumsdorf.
„Still, wie unterm warmen Dach, liegt das Dorf im weißen Schnee; In den Erlen schläft der Bach, Unterm Eis der blanke Schnee.“ Klaus Groth (1819–1899)
Langsam und still ziehen die Nebelschwaden entlang der Dorfzeile am Sulzbach und die alten Mauern knistern in der nassfeuchten Kälte … es ist Winter geworden. Die fröhlichen Besucherströme, das Kinderlachen und das aufgeregte Schnattern der Gänse am „Lebenden Bauernhof “ sind verschwunden und machen der ernsthaften Ruhe des Winters Platz. Nächstes Jahr im April wird im Museumsdorf alles wieder zu neuem Leben erwachen, doch nun herrscht einvernehmliche Stille … Und doch nicht so ganz – denn für viele Arbeiten im Museumdorf ist erst in den Schließmonaten Zeit bzw. laufen viele Vorbereitungen für das kommende Museumsjahr ab April 2013 bereits auf Hochtouren.
Samen auslösen
Vor allem im Grünraumbereich des Museumsdorfes, in den Gärten, Wiesen und Feldern, fallen auch in den Wintermonaten so einige saisonal bedingte Arbeiten für das
Grünraumteam unter der Leitung von Ulrike Nehiba an. Der obligate Winterschnitt mit allen seinen Facetten steht an: Die Hecken werden ausgelichtet, verwachsene Dächer und das Bachufer freigeschnitten und die Bäume werden kontrolliert und bewertet, ob ein allfälliger Verkehrssicherheitsschnitt notwendig wird. Begonnen wird auch mit dem Obstbaumschnitt – bei über 600 Obstbäumen gibt es beim Kernobst immer wieder Bäume, die einen frühen und damit wachstumsanregenden Schnitt benötigen. Der Weingarten unterhalb des MuseumsPortals, mit Rebstöcken in historischer Stockkultur angelegt, bekommt ebenfalls seinen alljährlichen Rebschnitt und die Triebe für nächstes Jahr werden angebunden.
Indoor Zahlreiche Indoor-Arbeiten warten von Dezember bis Februar ebenfalls auf die Mitarbeiter des Grünraumes im Museumsdorf. Die Werkzeuge, Maschinen und der Fuhrpark werden gesäubert und gewartet, die Gärten der kommenden Saison werden geplant und die Aufzeichnungen, die während
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Hecken- und Baumschnitt in den Wintermonaten .
der Saison geführt wurden, evaluiert und bei den Bestellungen berücksichtigt. Eine wichtige Arbeit ist dabei auch das Auslösen der Samen aus den Samenständen, die danach in Portionsgrößen gelagert und inventarisiert werden. Auch die laufende Fortbildung und die Vertiefung des Basiswissens mittels Recherchen in Bibliotheken und Archiven sind in den Wintermonaten anberaumt. Hier macht sich Grünraumleiterin Ulrike Nehiba auf die Suche nach Aufzeichnungen in Enzyklopädien, Zeitschriften und Saatgutkatalogen, die im Zeitschnitt um 1900 datieren, um Anregungen und vielleicht sogar neue Erkenntnisse zu den Gärten oder der Landwirtschaft von Damals in dieser Region zu bekommen. So wurde beispielsweise entdeckt, dass der Brokkoli bereits um 1900 im Weinviertel eingeführt und angebaut wurde. Dabei steht das Team nach wie vor in engem Kontakt und Austausch mit dem Verein Ökokreis (www. oekokreis.org). Viele alte Obstsorten, die im Museumsdorf wachsen und gedeihen, wurden vom Ökokreis gesammelt, vermehrt und erhalten und dann ins Museumsdorf übernommen und hier weitergezogen. Eine „gesunde“ Kooperation, die sicherlich auch
Museumsdorf Niedersulz / 48
Beispiel werden die Dächer der rund 80 Gebäude auf dem 22 Hektar großen Museumsdorfareal auf ihre Dichtheit überprüft und bei etwaigen Schäden nachgedeckt. Die Nassräume werden frostfrei und winterfest aufbereitet, Holz für das Heizmaterial der Öfen wird geschnitten und Arbeiten, die rund ums Jahr rückgestellt werden mussten, werden nachgeholt.
Winterurlaub für Tiere
Die Marienkapelle aus Lanzendorf im Schnee.
in den nächsten Jahren fruchtbar sein wird. Für die kommende Saison sollen vor allem die Verwendung von Nutzpflanzen, eine Optimierung der landwirtschaftlichen Flächen und die Fasergewinnung aus Hanf und Lein im Fokus des Grünraumteams stehen.
„Heiße Luft“ für museale Objekte Nicht nur im „grünen Bereich“ des Museumsdorfs bedeutet der Winter ein Gros an Vorbereitungsarbeiten für den kommenden Frühling und Saisonstart, auch im Bauhof und in den Werkstätten wird emsig gearbeitet: Erstmals wurde eine mobile Thermokammer organisiert, die die von holzzerstörenden Insekten – vor allem der Hausbockkäfer, dem sogenannten Holzwurm – befallenen Museumsobjekte befreit. Die musealen Holzobjekte wie Möbel und Handwerksgeräte werden in die mobile Thermokammer geschlichtet und 24 Stunden bei einer Kerntemperatur von 60 bis 65 Grad Celsius und exakt regu-
lierter Luftfeuchtigkeit in der Thermokammer gelassen. Durch diese thermische Behandlungsmethode, die ausschließlich mit natürlichen Elementen wie Wasser und Luft arbeitet, wird ein einfaches biologisches Prinzip angewandt, wonach tierisches Eiweiß bei 55° C zersetzt wird. Die Vorteile dieser mobilen Schädlingsbekämpfungsmethode sind eindeutig: Die Objekte absorbieren keine gesundheitsgefährdenden giftigen Dämpfe und aufgrund der VorortBehandlung können die Museumsobjekte direkt bei den Werkstätten des Museumsdorfs behandelt werden. Zudem ist dieses Verfahren umweltschonend und zeitsparend. Die so konservierten, ungezieferfreien Gegenstände und Möbelstücke können danach im 900 Quadratmeter großen Depot gelagert werden. Die Bauhofmitarbeiter des Museumsdorfs haben in der kalten Jahreszeit zudem viele Wartungsarbeiten durchzuführen. So zum
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Auch der „Lebende Bauernhof “ mit seinen zahlreichen Nutz- und Haustierrassen wie Ziegen, Schafe, Schweine, Hühner, Enten u. v. m. wird in einen ruhigeren Winterbetrieb umgestellt und die Tiere für ihren Winterurlaub vorbereitet und versorgt. Die Winterquartiere und -stallungen werden kontrolliert und winddicht isoliert und die Wassertränken im Freigelände geheizt. Zudem sorgen die Mitarbeiterinnen des „Lebenden Bauernhofes“ während der kalten Monate für eine tägliche Fütterung – mit gehaltvoller Ernährung wie Karotten und Äpfeln – und eine extra dicke Einstreu bei den Unterständen im Freigelände. Eine besondere Aufgabe ist die Betreuung der trächtigen Ziegengeißen. Rund fünf bis sieben Zicklein werden jährlich in den Monaten Jänner und Februar im Museumsdorf geboren, die vor allem in den ersten Wochen eine spezielle Fürsorge der Bauernhofmitarbeiterinnen benötigen. Ja, still ist es im Museumsdorf geworden, wenn die ersten Flocken fallen … und trotzdem wird emsig hinter den Kulissen gearbeitet, damit wir im nächsten Frühjahr wieder in eine wunderbare und gut vorbereitete Saison starten können. / Text: Freya Martin Fotos: Museumsdorf Niedersulz
MUSEUMSDORF NIEDERSULZ
——————————————————— 2224 Niedersulz 250 Tel. 02534 333 info@museumsdorf.at Geöffnet ab Mo, 1. 4. bis Fr, 1. 11. 2013 Täglich von 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr www.museumsdorf.at
Kultur.Region / 49
Kultur.Region
INTERN Wir gratulieren
—————————————————--——— Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:
Zur Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens der Regionalkultur Niederösterreich gratulieren wir herzlich: Ingrid Haas, 14. Oktober 2012
Karoline Spatz, Rubring, 16. Dezember
Grete Wallner, 20. Oktober 2012
Hermine Gerstl, Kirchberg an der Pielach, 20. Dezember
Heidemarie Arbesleitner, 20. Oktober 2012
Margaretha Windbacher, Wiener Neudorf, 21. Dezember
Gisela Rehberger, 28. Oktober 2012
Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Ottilie Schmatz, Heiligeneich, 2. Dezember Tina Munz, Pressbaum, 25. Dezember Maria Schwarz, Baden, 19. Januar Johanna Morbitzer, Atzenbrugg, 20. Januar
Maria Haselbacher, 20. Oktober 2012 Josef Rehberger, 28. Oktober 2012 _ Zur Verleihung des großen Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich gratulieren wir herzlichst: Dr. Gesine Tostmann
Zehn Jahre Kulturpreise für Volkskultur und Kulturinitiativen
——-----——-------------—---——————————--—— Am 9. November 2012 wurden im Festspielhaus St. Pölten die Kulturpreise des Landes Niederösterreich vergeben. In diesem Rahmen wurden 2002 zum ersten Mal auch Kulturpreise in der Sparte Volkskultur und Kulturinitiativen, die von der Wirtschaft cofinanziert werden, vergeben. Der Würdigungspreis ging an den Musiker Rudi Pietsch. Die Anerkennungspreise gingen dieses Jahr an den Kulturhof Amstetten und DUM – Das Ultimative Magazin und wurden von der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien und Novomatic gesponsert.
Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: Abg. z. NR a. D. Rudolf Schwarzböck (65), Hagenbrunn, 9. Dezember Dir. Hermann Rafetseder (70), Wallsee, 11. Dezember Prof. Rudolf Grosser (85), Ybbs an der Donau, 21. Dezember
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll (3.v.r.) mit Wolfgang Kühn (l.) und Markus Köhle (r.) DUM, Mag. Alexandra Nagl, Novomatic (3.v.l.) und den Geschäftsführern der Volkskultur NÖ Dorli Draxler (2.v.l.) und Dr. Edgar Niemeczek (2.v.r.).
DI Gerhard Papp (65), Klosterneuburg, 21. Dezember Josef Rehberger (65), Martinsberg, 23. Dezember Dr. Johann Kandera (80), Amstetten, 5. Januar Ing. Johann Resch (60), Eggendorf am Wagram, 17. Januar Josef Fuchs (65), Frankenfels, 19. Januar Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Hans Schagerl (65), Scheibbs, 2. Dezember Ing. Ludwig Berghold (65), Klosterneuburg, 22. Januar Franz Weinhofer (60), Hafnerbach, 16. Januar _
Foto: NLK Burchhart
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NEUE MITGLIEDER
—————————------———————————-Wir begrüßen herzlich: DI Christa Heinzl, Unterstützendes Mitglied Ing. Wolfgang Maukner, Förderndes Mitglied Hannes Gruber, Förderndes Mitglied _
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Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll (3.v.l.) mit Fritz Rafetseder (l.) und Ernst Gassner, Kulturhof Amstetten, Dir. Mag. Dr. Kurt Miesenböck (3.v.r.) Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und den Geschäftsführern der Volkskultur NÖ Dorli Draxler (2.v.l.) und Dr. Edgar Niemeczek (2.v.r.). Fotos: Erich Marschik
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2nd life Das Museum der selbstgemachten Dinge in Moskau beherbergt Unikate des russischen Alltagslebens. Es speist sich aus der Gewitztheit und dem Einfallsreichtum der in sowjetischer Mangelwirtschaft geschulten Menschen. Da gibt es einen Lockenwickler, der als Käfig für die Bienenkönigin dient, oder eine mit PU-Schaum ummantelte PET-Flasche, die so als Thermoskanne ihr Second Life antritt. Auf ein Brett geschraubte Bierkapseln finden sich zu einem sehr effektiven Fußabstreifer zusammen. Oder, wie wir auf dem Bild sehen, das Schneeschieber-Modell „Achtung Bauarbeiten“, Moskau 1989. / Foto: Sammlung Vladimir Arkhipov
Landeinwärts
allerlei tage Die Überlegung, über allerlei Tage zu schreiben, die allerlei Themen gewidmet sind, wurde von folgendem E-Mail besiegelt, das ich unlängst erhielt: „… leider kann ich nicht kommen, abends habe ich noch eine Lesung im Literaturhaus (zum Tag des Tagebuchs) …“ Na so was, es gibt also einen Tag des Tagebuchs. Er war übrigens am 31. Oktober. Die Ausrufung des Tag des E-Books erwarte ich spätestens für 2013. Vor ein paar Wochen haben wir den Tag des Händewaschens absolviert. Für mich ist dieser Tag immer wieder ein gutes Druckmittel, um die Heranwachsenden in meinem Haushalt diese lebensrettende Tätigkeit nahezulegen. „Heute ist Tag des Händewaschens“, verkünde ich immer wieder, darauf hoffend, dass das tatsächliche Datum des internationalen Händewaschtags schon wieder vergessen wurde.
Die Tage sind dazu da, um auf fast Abgekommenes (Tagebuch), Gesundes (Apfel, zweiter Freitag im November) oder Benachteiligte (Migranten, 18. Dezember) aufmerksam zu machen. Auch die Werbung bedient sich ihrer ungeniert. Zum Beispiel gibt’s den Cleavage-Day (Tag des Ausschnitts) – und der wird von Dessous-Produzenten propagiert. Die epidemische Verbreitung allerlei Tage kommt aus dem angelsächsischen Raum, da gibt’s Tage, die wir nicht für möglich hielten. Der Day of Tin Can (19. Jänner) etwa: Aber was wären wir – so schreiben die britischen Zeitungen an diesem Tag – ohne Konservenbüchsen; wie würden alleinstehende Herren überleben? Die Konservenbüchse wurde 1810 patentiert. Napoleon hatte für eine Methode, Lebensmittel haltbar zu machen, einen
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Preis ausgelobt. Die Grand Armee hat es im russischen Winter 1812 nicht gerettet. Es kommt schon zu Doppelbelegungen. Der Tag der Toilette (von den UN forciert, ebenso wie der Welthändewaschtag, um auf schlechte Hygienebedingungen hinzuweisen) fällt auf den Tag der Suppe (19. November). Ich wollte Ihnen aber jetzt nicht den Appetit verderben. Den Tag des Nichtstuns möchte ich sozusagen aktiv begehen. Nicht umsonst wird er nach Weihnachten und Silvester gefeiert, nachdem wir arbeits-, familien- und kalorienreiche Tage hinter uns gebracht haben. Da kommt der 16. Jänner gerade recht. Was ich diesem Tag so alles nicht tat, werde ich gegebenenfalls berichten. / Mella Waldstein
Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von finanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at
GALERIE DER REGIONEN Erlesenes Kunsthandwerk und edle Geschenkideen aus Europas Regionen
3504 Krems-Stein · Donaulände 56 T. 02732 85015 · galerie@volkskultureuropa.org · www.volkskultureuropa.org Öffnungszeiten: Mo–Mi, Fr 14.30–18.00 Uhr · Do 14.30–19.00 Uhr Sa 10.00–12.00 Uhr und 13.00–17.00 Uhr