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MIT DEM RÜCKSPIEGEL KOMPONIEREND

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FRAGEBOGEN

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MUSIKALISCHE MÄRCHENSTUNDE

Musikvermittlung ist sozusagen die hohe Kunst der musikalischen Verlockung – so wie bei der «Musikalischen Märchenstunde». Die Posaune glänzt die Kinder förmlich an, und Frédéric entlockt seinem goldenen Instrument die wunderbarsten Klänge. Er kann grooven, raunen, tröten und röhren – aber auch sehr edle Melodien hervorzaubern. Und die Kinder werden das mit nach Hause nehmen, was ihnen am besten gefallen hat.

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Dimitris Flöte ist im Orchester unüberhörbar. Ihr Klang schwebt und schwirrt über alle Instrumente hinweg – aber wo ist er denn? Das Orchester ist wie ein grosses Wimmelbuch, die einzelnen Instrumente sind da nicht immer leicht zu entdecken. In der Märchenstunde ist Dimitri direkt vor unserer Nase. Er hat seine noble silberne Flöte dabei und auch eine selbstgeschnitzte Bambusflöte. Mit dieser klingt Dimitri wie ein Hirtenjunge.

Und für die Bässe, für die Harmonien, für den Tanz, aber auch für die Orgelklänge ist Christophe mit seinem Akkordeon zuständig. Das Akkordeon sehen wir nur selten bei uns im Orchester, aber es ist ein grossartiges Instrument; sowohl zum Spielen als auch zum Hören und Zuschauen. Die musikalischen Geschichten der drei Musikzauberer werden gekonnt ergänzt von Sibylles drei Märchengeschichten. Einmal ist keinmal – das gilt in den Märchen wie in der Musik. Denn was wiederholt wird, bleibt am besten haften. Die Kinder machen mit und treiben so die Erzählerin samt ihrer Erzählung an. Wieder zu Hause, sind sie noch voller Klänge, Bilder, Farben und Töne, und nun gibt es für die Kinder eigentlich nur eines: Flöte lernen oder Posaune oder natürlich auch Akkordeon. Oder überhaupt keine Musik, aber trotzdem gut: nämlich Geschichten erfinden!

Matthijs Bunschoten

Musikalische Märchenstunde

FR/SO 20./22. NOV 18.00 Uhr/11.00 Uhr

AUSGEFÜLLT VON ÉBÈNE CANOPÉE DE CAMAC

Mein Traum vom Glück ist ...

Einmal vom Harfenisten Xavier de Maistre gespielt zu werden. Er weiss am besten mit mir umzugehen.

Meine liebste Beschäftigung ...

All meine Saiten zu verstimmen, damit mich jemand immer aufs Neue stimmen muss. Es fühlt sich wunderbar an, wenn an meinen Wirbeln gedreht wird, so wie eine leichte Kopfmassage. Harfe, also eine Schwesterharfe kaufen. Dann würde ich mich nicht mehr so einsam fühlen, wenn ich nicht gespielt werde.

Mein Traumberuf als Kind ...

Engel.

Was mir an meinem Beruf

besonders gefällt ... Die Einzigartigkeit und die Abwechslung. Ich bin (meistens) das einzige Instrument meiner Familie im Orchester. Zudem habe ich das Glück, immer von anderen Harfenistinnen und Harfenisten gespielt zu werden. Andere Instrumente bleiben oft ein Leben lang oder zumindest für viele Jahre beim gleichen Musiker.

Wenn ich selber koche, dann

am liebsten ... eingelegten Schafsdarm. Für meine Saiten...

Mein Lieblingskomponist ...

Marcel Tournier. Einer der wenigen, der meinen Wert anerkennt und die meisten seiner Kompositionen mir gewidmet hat.

Mein wichtigster Charakter-

zug ... Die Fähigkeit, Menschen zu verzaubern.

Dieses Buch möchte ich

nochmals lesen ... «Das Echo der Harfe» von Dave D. Lambert. Ja, nur weil mein Name im Titel vorkommt.

Im nächsten Urlaub zieht

es mich ... Auf eine Welttournee, auf die grossen Bühnen der Alten und Neuen Welt.

Die neue Camac-Harfe (Modell Canopée in Ebenholz) ist seit Dezember 2019 beim Musikkollegium Winterthur im Einsatz.

86 Aufführungen von Werken von Hermann dem damit einhergehenden Flugverbot über Goetz (1840 – 1876) sind im Archiv des Musik- Europa nicht stattfinden konnte.) Orchesterkollegiums Winterthur verzeichnet. Goetz werke, Solokonzerte und Vokalwerke von Herwurde 1840 als Sohn eines Bierbrauers in Kö- mann Goetz standen das ganze 20. Jahrhundert nigsberg (heute Kaliningrad) geboren. Seine über mit schöner Regelmässigkeit auf den Promusikalischen Studien absolvierte er ab 1860 grammen des Musikkollegiums Winterthur. am Stern’schen Konservatorium in Berlin und Dem 50. Todestag gedachte man am 6. Dezemkam 1863 auf Vermittlung von Carl Reinecke ber 1926 gar mit einer konzertanten Auffühals Nachfolger von Theodor Kirchner als Stadtorganist nach Winterthur. An seine Winterthurer Jahre erinnert heute die nach ihm benannte Strasse im Inneren Lind. Zum ersten 86 rung seiner Oper «Der Widerspenstigen Zähmung» im Casinothea-ter, und zu seinem 100. Geburtstag gestaltete Ernst Wolters am 7. Dezember 1940 einen GoetzMal erscheinen Werke von Goetz am 10. April Abend mit u.a. dem Klavierkonzert in B-Dur 1880 im Programm des Musikkollegiums Win- und der Sinfonie in F-Dur. Das Violinkonzert terthur. Unter der Leitung von Georg Wilhelm in G-Dur, welches der Konzertmeister Ralph Rauchenecker erklangen Arien und Lieder für Orendain am 6. November 2020 zur AuffühSopran sowie die Sinfonie in F-Dur. Letztere rung bringt, erklang bislang fünf Mal in Winwurde insgesamt elfmal aufgeführt, zum letz- terthur. Zum ersten Mal am 20. März 1895 (Soten Mal allerdings bereits 1945. Ebenfalls be- list Franz Bach), dann 1922 mit Joseph Szigeti, liebt ist seine «Frühlingsouvertüre» op. 15 mit 1935 mit Dora Niggli, 1941 mit Aida Stucki und zehn Aufführungen, zum letzten Mal am 14. zum letzten Mal am 4. März 1987 mit Abraham April 2010. (Mit diesem Winterthurer Gruss im Comfort. Gepäck war übrigens eine Konzertreise nach Maribor und Zagreb geplant, welche jedoch infolge des Vulkanausbruchs auf Island und Hauskonzert FR 06. NOV 19.30 Uhr siehe Seite 19

FR

06. NOV 2020

Hauskonzert

Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.15 Uhr CHF 40 Mitglieder gratis freie Platzwahl 18.30 Uhr Konzerteinführung mit Felix Michel (im Saal)

Neu für Mitglieder:

Bitte Mitgliederausweis mitbringen. Es gibt keine Eintrittskarten mehr. Wer in der Galerie sitzen möchte, muss sich zusätzlich in eine Liste eintragen.

Musikkollegium Winterthur

LEITUNG Thomas Zehetmair VIOLINE Ralph Orendain

RALPH ORENDAIN SPIELT HERMANN GOETZ

Annachiara Gedda (*1986) «Chasing Ice» für Orchester (2019) 13'

Hermann Goetz (1840–1876) Konzert für Violine und Orchester G-Dur, op. 22 (1868) 20' Allegro vivace – Andante – Allegro vivace – Vivace scherzando

— Pause —

Carl Nielsen (1865 –1931) Sinfonie Nr. 5, op. 50 (1922) 37' Tempo giusto – Adagio non troppo – Allegro – Andante un poco tranquillo – Allegro

Das Konzert wird für das Archiv des Musikkollegiums Winterthur aufgenommen.

Erstmals als Solist zu hören am 9. Oktober 1993, letzmals am 8. Juli 2017 Thomas Zehetmair gilt als einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit und ist seit vielen Jahren als Dirigent, als Geiger und mit seinem eigenen Streichquartett auf den internationalen Konzertpodien und in den Aufnahmestudios präsent. Seit der Saison 2016/17 ist er Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur. Von dieser fruchtbaren Zusammenarbeit zeugen bereits mehrere CD-Einspielungen, so zum Beispiel die Aufnahme von Anton Bruckners dritter Sinfonie und ganz besonders die Einspielung der vier Sinfonien von Johannes Brahms, welche für das BrahmsFestival in der Saison 2018/19 realisiert wurde. Vor seiner Zeit in Winterthur war Thomas Zehetmair Chefdirigent des Orchestre de chambre de Paris und Artistic Partner des Saint Paul Chamber Orchestra in den USA. Von 2002 bis 2014 wirkte er als Music Director der Royal Northern Sinfonia und prägte sie zu einem der führenden Orchester Englands, dokumentiert durch Einspielungen von Sinfonien Schuberts, Schumanns, Sibelius', Hans Gáls und neu entdeckten Werken von Britten. Als «Conductor laureate» ist er dem Orchester weiterhin verbunden. Ehrendoktorwürden empfing er von den Universitäten in Newcastle und Weimar. Überdies dirigierte er das Helsinki Philharmonic, das Seattle Symphony Orchestra, das Moskauer Svetlanov Symphony Orchestra und das São Paulo Symphony Orchestra. Seit September 2019 ist Thomas Zehetmair ausserdem Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters.

Ralph Orendain spielt seit seinem fünften Lebensjahr Geige und wurde bereits vier Jahre später als Jungstudent an der Berliner Hochschule der Künste aufgenommen; seine Lehrer waren dort Margith Niestlé und Saschko Gawriloff. Mit dem Lankwitzer Streichquartett gewann er 1985 den Bundeswettbewerb «Jugend musiziert» und hatte erste internationale Auftritte. Nach seinem Abitur mit den Schwerpunkt-Fächern Mathematik und Physik studierte er Musik bei Emil Maas in Berlin und bei Igor Ozim in Bern und in Köln, die letzten Jahre davon als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit 1993 spielt Ralph Orendain als Erster Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur; als besonders prägend empfand er bisher die Zusammenarbeit mit Bernard Haitink, Douglas Boyd und Thomas Zehetmair. Er ist Erster Geiger im Sarastro Quartett und unterrichtet an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Ralph Orendain spielt eine Violine von Carlo Giuseppe Testore, gebaut in Mailand 1694.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 9. September 2020, Stadthaus Winterthur, Musikkollegium Winterthur, Leitung Thomas Zehetmair

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 9. September 2020, Leitung Thomas Zehetmair

Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Pauke, Schlagwerk, Streicher

Uraufführung: unbekannt

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 29. Oktober 1941, Leitung Ernst Wolters, Solistin Aida Stucki; letztmals am 4. März 1987, Leitung Ilarion Ionescu-Galati, Solist Abraham Comfort Annachiara Gedda «Chasing Ice» für Orchester «Aut inveniam viam aut faciam» – «Entweder ich finde einen Weg oder ich baue/mache einen.» Dies war Hannibals Reaktion auf die Mitteilung, man könne die Alpen nicht mit Elefanten überwinden. Diese Worte trieben über 2000 Jahre später auch den US-amerikanischen Polarforscher Robert Peary für seine Nordpol-Expedition an, und zwar dermassen, dass er sie an eine Wand in Fort Conger im Polarkreis schrieb, nachdem ihm durch die Kälte die ersten Zehen amputiert werden mussten. Auch wenn es Robert Peary anscheinend niemals wirklich ganz bis zum Nordpol geschafft hatte, inspirierte seine Reise die russisch-schweizerische Künstlerin Anastasia Mityukova zu ihrem Projekt «Find a way or make one». In ihrer Fotoserie verbindet sie arktische Gedankenspiele mit Pearys Beschreibungen. Mit Ansichten von Webcams, Überwachungskameras und Fotografien hinterfragt sie die stereotypische Sicht auf die Arktis und wie verschiedene Typologien von Bildern eine Landschaft formen. Jene Fotoserie wurde zur Quelle für die italienische Komponistin Annachiara Gedda. Für die Rychenberg Competition des Musikkollegiums Winterthur, bei der sich 191 Komponistinnen und Komponisten aus über 30 Ländern angemeldet haben, schrieb sie «Chasing Ice». Ihre musikalische Interpretation von Mityakovas Fotoserie überzeugte die Jury, denn: «Fantasievolle Details prägen die Textur, amorphe Strukturen werden durch feinziselierte Linien zu einem grossen Ganzen verbunden. Geddas Musik ist von eruptiver Energie getrieben, berührt aber auch mit einer verträumten Sensibilität und geheimnisvollen Schattierungen.»

Hermann Goetz Violinkonzert G-Dur

Die musikalische Karriere des jung verstorbenen Hermann Goetz ist eng mit der Geschichte Winterthurs verbunden. Der schon seit seinem 14. Lebensjahr an Tuberkulose leidende Komponist nahm 1863 den Posten als Nachfolger von Theodor Kirchner als Organist in der Stadtkirche in Winterthur an, in der Hoffnung, das mildere Klima würde sich positiv auf seine Gesundheit auswirken. Nach seinem Umzug von Berlin in die Schweiz etablierte er sich rasch als Pianist, Dirigent, Organist und Klavierlehrer, gründete einen Chor und trat auch einige Male gemeinsam mit dem Musikkollegium Winterthur auf. Bald traf er auf den wöchentlich zusammenkommenden Gelehrtenkreis «Sonntagskränzchen», bei dem er Laura Wirth kennenlern-

Besetzung: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Celesta, Steicher

Uraufführung: 24. Januar 1922, Kopenhagen, Leitung Carl Nielsen

Musikkollegium Winterthur:

Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. te – am 22. September 1868 heiratete er die junge Malerin. Beflügelt von diesem Lebensgefühl fand sich Goetz im Sommer 1868 in einem wahren Schaffensrausch: Innerhalb von vier Wochen, die der kranke Komponist zur Kur in Seewis im Prättigau verbrachte, schrieb er sein Violinkonzert. Wie es zu jener Zeit modern war, besteht das Konzert aus einem einzigen dreiteilig angelegten Satz von 20 Minuten, dessen kantable Passagen des Mittelteils entfernt an Max Bruch erinnern. Das Konzert spiegelt auf gewisse Weise das bescheidene Wesen von Goetz wider. Es handelt sich dabei nämlich nicht etwa um ein grosses Virtuosenkonzert, wie es im 19. Jahrhundert beliebt war: Kein «virtuoser Glanz», sondern «lyrischer Ausdruck» zeichnen die Violinstimme aus. Acht Jahre später starb Goetz. Das zu seinen Lebzeiten niemals aufgeführte Violinkonzert gehört auch heute noch zu den verborgenen Perlen der Musikgeschichte.

Carl Nielsen Sinfonie Nr. 5

Als man den dänischen Komponisten Carl Nielsen kurz vor der Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 5 fragte, ob der Erste Weltkrieg seine Komposition beeinflusst habe, entgegnete er, er sei sich eines solchen Einflusses nicht bewusst, aber «eines ist sicher: Keiner von uns ist der, der er vor dem Krieg war. Also vielleicht in diesem Sinne!» Aber eigentlich ist es gar nicht notwendig, nach einem bestimmten Ereignis zu suchen, das Nielsen inspirierte. Er selbst erzählte einem Vertrauten, er wolle «etwas sehr Primitives ausdrücken: die Trennung von Dunkelheit und Licht, den Kampf von Gut und Böse. Ein Titel wie ‹Träume und Taten› könnte vielleicht das Bild umschreiben, das ich beim Komponieren vor Augen hatte.» Diese «Trennung» stellte er auf innovative Weise dar. Er veränderte dafür u.a. den Aufbau seiner Sinfonie: Statt der üblichen vier schrieb er nur zwei Sätze. Während der erste Satz «ruhende Kräfte» ausdrücken solle, finden sich im zweiten Satz «erwachte Kräfte». Doch nicht nur die Form war neu: Das Werk kam auch wegen seiner musikalischen Sprache beim Publikum kaum an, sodass dieses aus Protest die ersten Aufführungen niederzischte oder den Saal verliess. Nielsen verstand seine Kritiker nicht: «Man hat mir gesagt, dass meine neue Symphonie anders sei als meine früheren; ich selber kann es nicht hören. Aber vielleicht ist es richtig. […] einige meinten sogar, dass Arnold Schönberg jetzt mit seinen Disharmonien zusammenpacken könne. Meine seien aber schlimmer. Das glaube ich jedoch nicht.»

MI 11. NOV 2020

Abonnementskonzert

Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.00 Uhr Ende gegen 21.45 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 12/8/Tandem Öffentliche Generalprobe 09.30 Uhr CHF 20 – Neu: Unbedingt Vorverkauf benutzen! Mitglieder gratis

Musikkollegium Winterthur 

LEITUNG Thomas Zehetmair  VIOLONCELLO Alban Gerhardt 

BRUCKNERS FÜNFTE

Joseph Haydn (1732 –1809) Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 C-Dur, Hob VIIb:1 (vor 1756) 24' Moderato Adagio Finale: Allegro molto

— Pause —

Anton Bruckner (1829 –1896) Sinfonie Nr. 5 B-Dur, WAB 105 (1875/1878) 75' Adagio – Allegro Adagio Scherzo: Schnell Finale: Adagio – Allegro

Erstmals zu Gast Thomas Zehetmair gilt als einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit und ist seit vielen Jahren als Dirigent, als Geiger und mit seinem eigenen Streichquartett auf den internationalen Konzertpodien und in den Aufnahmestudios präsent. Seit der Saison 2016/17 ist er Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur. Von dieser fruchtbaren Zusammenarbeit zeugen bereits mehrere CD-Einspielungen, so zum Beispiel die Aufnahme von Anton Bruckners dritter Sinfonie und ganz besonders die Einspielung der vier Sinfonien von Johannes Brahms, welche für das BrahmsFestival in der Saison 2018/19 realisiert wurde. Vor seiner Zeit in Winterthur war Thomas Zehetmair Chefdirigent des Orchestre de chambre de Paris und Artistic Partner des Saint Paul Chamber Orchestra in den USA. Von 2002 bis 2014 wirkte er als Music Director der Royal Northern Sinfonia und prägte sie zu einem der führenden Orchester Englands, dokumentiert durch Einspielungen von Sinfonien Schuberts, Schumanns, Sibelius', Hans Gáls und neu entdeckten Werken von Britten. Als «Conductor laureate» ist er dem Orchester weiterhin verbunden. Ehrendoktorwürden empfing er von den Universitäten in Newcastle und Weimar. Überdies dirigierte er das Helsinki Philharmonic, das Seattle Symphony Orchestra, das Moskauer Svetlanov Symphony Orchestra und das São Paulo Symphony Orchestra. Seit September 2019 ist Thomas Zehetmair ausserdem Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters.

Der deutsche Cellist Alban Gerhardt begann mit acht Jahren mit dem Cello- und Klavierspiel. Früh schon gewann er Preise bei verschiedenen Wettbewerben. Seine internationale Karriere begann mit seinem Debüt als 21-Jähriger bei den Berliner Philharmonikern. Seitdem wurde er als Solist von über 250 Orchestern in der ganzen Welt eingeladen. Partner am Pult waren u.a. Myung-Whun Chung, Christoph von Dohnányi, Christoph Eschenbach, Marek Janowski, Neeme Järvi und Paavo Järvi, Kurt Masur, Andris Nelsons, Kirill Petrenko, Esa-Pekka Salonen und Christian Thielemann. Alban Gerhardts Repertoire ist umfangreich – so hat er bereits über 70 verschiedene Cellokonzerte aufgeführt. Ihm ist es auch ein grosses Anliegen, unbekanntere Werke vor dem Verschwinden von der Konzertbühne zu bewahren. Neben seiner intensiven solistischen Tätigkeit hat auch die Kammermusik in seinem Schaffen eine wichtige Bedeutung.

Besetzung: Violoncello solo, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher Uraufführung: unbekannt

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 15. September 1964, Leitung Victor Desarzens, Solist Antonio Tusa; letztmals am 11. Juni 2003, Leitung Christopher Warren-Green, Solistin Judith Gerster

Besetzung: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 9. April 1894, Graz, Leitung Franz Schalk

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 10. Februar 1926, Leitung Hermann Scherchen; letztmals am 26. April 1978, Leitung Milan Horvath Joseph Haydn Cellokonzert Nr. 1 C-Dur

1961 fand man im Prager Nationalmuseum eine Abschrift von Joseph Haydns verschollenem Cellokonzert: eine Sensation! Auch wenn wir nicht viel über das Werk wissen, etablierte es sich nach seiner Wiederentdeckung rasch auf den Konzertbühnen. Die Uraufführung des vermutlich zwischen 1762 und 1765 entstandenen Cellokonzerts fand wohl auf dem Wohnschloss der Esterházys in Eisenstadt (ca. 50 Kilometer von Wien entfernt) statt. Da keine weitere Aufführung bekannt ist, wäre es möglich, dass die Komposition erst 200 Jahre später, so beim «Prager Frühling» 1962, wieder zum Erklingen kam. Jammerschade, war doch das Konzert, das Haydn wohl für seinen Freund, den begnadeten Cellisten Joseph Weigl komponierte, für dessen frühe Schaffensphase recht ungewöhnlich, und der Schwierigkeitsgrad zu seiner Entstehungszeit wohl unübertroffen. Der damalige Cellist der fürstlichen Kapelle Joseph Weigl (1740–1820), der nur vier Wochen nach Haydn eingestellt und bald sein Freund wurde, zeichnete sich offenbar durch eine grosse Geschmeidigkeit und Brillanz in hohen Lagen sowie eine warme kantable Tongebung in Adagios aus, und könnte Haydn inspiriert haben, dieses virtuose Stück zu schreiben.

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 5 B-Dur «Nicht um 1000 Gulden» hätte Anton Bruckner seine fünfte Sinfonie «noch einmal schreiben» wollen. So anstrengend hat der Komponist die eineinviertel Jahre andauernde Arbeit daran empfunden. Besondere Mühe hatte ihm der überwältigende letzte Satz bereitet, der gerade durch seine Komplexität wohl zu Bruckners gelungensten Finalsätzen gehört und verdeutlicht, wieso er seine Sinfonie als «kontrapunktisches Meisterwerk» verstand. Mit seiner Komposition wollte er wohl seine Fähigkeiten unter Beweis stellen und sich endlich als erfolgreicher Sinfoniker etablieren. Doch kaum zu fassen, aber wahr: Ob Brucknerfans oder Klassikhasser, jeder hat das Hauptthema des ersten Satzes von Bruckners 5. Sinfonie, dessen erste sieben Töne 2006 anlässlich der Weltmeisterschaft durch Jack Whites Song «Seven Nation Army» zur Hymne vieler Fussballfans wurde, schon einmal gehört – nur einer nicht: Anton Bruckner. Nachdem er das Werk im Mai 1876 fertiggeschrieben hatte, vergingen noch achtzehn Jahre bis zur Uraufführung. Der 69-jährige Bruckner war jedoch zu krank, um dieser

beizuwohnen. Wahrscheinlich war dies auch besser so: Sein Schüler, Franz Schalk, hatte derart brutal in die Orchestrierung eingegriffen und Kürzungen vorgenommen, dass die Sinfonie eher eine verstümmelte «brucknerfremde Gestalt» besass. Grund dafür war die von Bruckner angewendete Kompositionstechnik, die Schalk für das Publikum wohl als zu schwierig empfand: Anders als die anderen Symphonien Bruckners ist die Fünfte durch das kompositionstechnische Prinzip der permanenten Durchführung geprägt, was bedeutet, dass kein Thema in der gleichen Gestalt wiederkehrt. So kam das Werk erst fast 60 Jahre nach seiner Entstehung in seiner eigentlichen Gestalt zum ersten Mal zum Erklingen. Und begeistert seitdem seine Zuhörer.

Franziska Sagner

FR

13. NOV 2020

Hauskonzert

Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.15 Uhr CHF 40 Mitglieder gratis freie Platzwahl 18.30 Uhr Vortrag «100 Jahre Winterthurer Streichquartett» von Verena Naegele (im Saal)

Neu für Mitglieder:

Bitte Mitgliederausweis mitbringen. Es gibt keine Eintrittskarten mehr. Wer in der Galerie sitzen möchte, muss sich zusätzlich in eine Liste eintragen.

Winterthurer Streichquartett

VIOLINE Roberto González-Monjas VIOLINE Agata Lazarczyk UND Olivier Blache VIOLA Jürg Dähler VIOLONCELLO Cäcilia Chmel

100 JAHRE WINTERTHURER STREICHQUARTETT

Joseph Haydn (1732 –1809) Streichquartett F-Dur, Hob III:82 «Lobkowitz» (1799) 30' Allegro moderato Menuett: Presto – Trio Andante Finale: Vivace assai

Caroline Shaw (*1982) Entr'acte für Streichquartett (2011) 11'

— Pause —

Ludwig van Beethoven (1770 –1827) Streichquartett Nr. 8 e-Moll, op. 59/2 «Rasumowsky» (1806) 38' Allegro Molto Adagio Allegretto-Maggiore: Thème russe Finale: Presto

Das Konzert wird für das Archiv des Musikkollegiums Winterthur aufgenommen.

Bitte beachten Sie die Ausstellung zum 100 Jahr-Jubiläum des Winterthurer Streichquartetts im Foyer des Stadthauses Winterthur.

Das Winterthurer Streichquartett setzt sich aus den jeweiligen Stimmführern des Musikkollegiums Winterthur zusammen und konzertiert seit 1920 unter diesem Namen, aber bereits seit 1873 gab es Auftritte in dieser Formation. Zurzeit besteht das Quartett aus Roberto González-Monjas (erste Violine, seit 2013), Jürg Dähler (Viola, seit 1993) und Cäcilia Chmel (Violoncello, seit 1989), heute ergänzen Agata Lazarczyk und Olivier Blache, beides Anwärter für die Stimmführerstelle, an der zweiten Violine. Die Existenz eines orchestereigenen Streichquartetts ist weltweit eine Rarität und zeugt von der langen Tradition in der Pflege der Kammermusik beim Musikkollegium Winterthur. International bekannt wurde das Quartett in den 1940er Jahren in der damals legendären Besetzung mit Peter Rybar, Clemens Dahinden, Oskar Kromer und Antonio Tusa. Auch in späteren Jahren gastierte das Ensemble regelmässig in anderen Schweizer Städten und gab Gastspiele in Europa und den USA. Dabei trat es mit Solisten wie Pinchas Zukerman, Christian Zacharias oder Emanuel Ax auf. Sein Wirken ist auf verschiedenen Tonträgern dokumentiert, so u.a. mit einer Einspielung von Werken der eng mit Winterthur verbundenen Komponisten Hermann Goetz und Georg Rauchenecker. Joseph Hadyn Streichquartett F-Dur

Nach 67 Lebensjahren unter ständigem Arbeitsdruck, der Komposition von vielen Hunderten Werken und zuletzt auch noch zwei strapaziösen Konzertreisen nach England war Joseph Haydn 1799 am Ende seiner Kräfte. Die Arbeit ruhte freilich nicht: Zu viele offene Posten hatte er, und an Inspiration fehlte es ihm auch nicht. Aber es ging langsamer voran als früher, und hinter den grossen Projekten wie Messen und Oratorien musste die Kammermusik zurückstehen. Der Plan von sechs neuen Streichquartetten für den Mäzen Fürst Joseph Franz Maximilian Lobkowitz erwies sich daher bald als utopisch: Zwei Quartette schrieb Haydn rasch, ein drittes begann er, dann musste er das Projekt aufgeben. Als er 1802 einwilligte, die zwei fertigen Quartette zu drucken, ohne den Rest abzuwarten, war der Fall klar. Das zweite von ihnen in F-Dur sollte Haydns letztes vollendetes Streichquartett werden. Hört man die Wehmut, den Abschiedsschmerz? In den Ecksätzen bestimmt nicht, höchstens zeugt die Ausdehnung des lebhaften Kopfsatzes und des polonaiseartigen Finales von einem besonders hohen Anspruch für dieses letzte Werk. Eher tröstlich als traurig ist auch der langsame Satz, bemerkenswert sein Anfang: Das Thema der Variationen wird als Zwiegesang von erster Geige und Violoncello vorgetragen, die Mittelstimmen schweigen. Erst, als man sie schon beinahe vergessen hat, stossen sie mit ungeahnter Innigkeit dazu und leuchten die Melodie mit ihren Harmonien richtig aus.

Caroline Shaw Entr'acte für Streichquartett

Der zweite Satz aber inspirierte rund 200 Jahre später die Musikerin Caroline Shaw. «Musikerin», so nennt sie sich selbst, und der Begriff bringt vielleicht am besten all ihre Talente unter einen Hut: Shaw ist Komponistin, aktiv als Sängerin und Geigerin, Klavier spielt sie wie beiläufig auch. Als ihr für ihre «Partita for 8 Voices» der Pulitzer-Preis verliehen wurde – als jüngster Preisträgerin der Geschichte, sie war knapp 31 –, doktorierte sie noch in Princeton. Das war 2013, unterdessen hat sie mit Kanye West zusammengearbeitet, aber auch viel für Streichquartett geschrieben. Die althergebrachte Gattung begleitet sie schon ein Leben lang: «Es ist etwas Gewohntes, und dennoch kann man immer wieder Türen öffnen und in diese kleinen ‹rabbit holes› abtauchen.» Der Kaninchenbau, durch den Alice in ihr Wunderland gelangt, faszinierte Shaw auch an Haydns Opus 77 Nr. 2. Sie war hingerissen vom beseelten Übergang zwischen Menuett

und Trio, zwischen Alltag und Zauberwelt, und schrieb 2011 ihr eigenes Entr’acte – trotz seines tiefstaplerischen Namens ein Werk von Substanz. Zugrunde liegt, wie bei Haydn, die Form eines Menuetts mit Trio. Zwischen die tonalen Klänge treten immer wieder kleine Dissonanzen, die sich sogleich wieder auflösen, als wäre nichts passiert. Auch die rhythmischen Muster wiederholen sich nie exakt gleich und sorgen so jedes Mal für ein kurzes Aufhorchen. Shaw setzt Klangeffekte wie Glissandi oder Geräusche sparsam, aber gezielt ein; sie nimmt das Streichquartett ernst und behandelt es liebevoll. Diese moderne, aber geschichtsbewusste Musik weist dem Streichquartett den Weg ins 21. Jahrhundert.

Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 8 e-Moll

Während Haydn sein letztes Streichquartett-Opus für den Fürsten Lobkowitz komponierte, arbeitete der junge Ludwig van Beethoven für ihn an seinem ersten: Mit den sechs Quartetten op. 18 sollte er beweisen, dass er hinter den Giganten Haydn und Mozart um nichts zurückstand. 1806 folgte der nächste Quartett-Auftrag, diesmal von einem anderen Mäzen: Graf Andrei Rasumowsky, ein in Wien stationierter russischer Diplomat. Er förderte Beethoven schon seit Jahren, aber erst kurze Zeit vorher hatte er das Streichquartett um den Geiger Ignaz Schuppanzigh unter Vertrag genommen, für das nun neue Werke gefragt waren. Die drei «Rasumowsky-Quartette» op. 59 huldigen ihrem Auftraggeber nebst einer Widmung dadurch, dass Beethoven in ihnen russische Themen verarbeitet. Im zweiten von ihnen in e-Moll betrifft dies das Trio des Scherzo-Satzes: Das sechstaktige «Thème russe» wandert von der Bratsche ausgehend dreimal durch alle Instrumente, deren Einsätze sich in immer dichterer Folge ablösen. Das ist komplex mitzuverfolgen, und auch der Rest des Werks ist keine leichte Kost. Der erste Satz ist von Pausen durchbrochen, immer wieder setzt die Musik neu an, dazwischen stehen lange, ratlose Passagen ohne Melodie. Eine Aufhellung bringt das E-Dur-Idyll des langsamen Satzes; das Scherzo steht in gehetztem e-Moll. Das Finale schliesslich mit seinem spritzigen Ostinato-Rhythmus beginnt wieder in Dur – doch trotz allem gewinnt am Ende e-Moll die Überhand.

FR

20. NOV 2020

Midi Musical

Theater Winterthur, Foyer Türöffnung & Bar ab 11.15 Uhr Beginn 12.15 Uhr ohne Pause Ende gegen 13.30 Uhr CHF 25 U30-Mitglieder gratis freie Platzwahl Abo Midi Musical Imbiss und Getränke an der Bar im Foyer erhältlich. Im Foyer des Theaters Winterthur gilt Maskenpflicht. SOPRAN Yerin Läuchli VIOLINE Aischa Gündisch VIOLINE Mija Läuchli VIOLA Ivona Krapikaite VIOLONCELLO Seraphina Rufer

MUSIK ÜBER MITTAG – STREICHQUARTETT UND GESANG

Christoph Willibald Gluck (1714–1787) «Gli sguardi trattieni» Arie des Amore aus der Oper «Orfeo ed Euridice» (1762) 4'

«Che fiero momento» Arie der Euridice aus der Oper «Orfeo ed Euridice» (1762) 4'

Robert Schumann (1810–1856) Sechs Gesänge, op. 107 (1851/52) Transkription für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann (1994) 10' Herzeleid (Titus Ullrich) Die Fensterscheibe (Titus Ullrich) Der Gärtner (Eduard Mörike) Die Spinnerin (Paul Heyse) Im Wald (Wolfgang Müller von Königswinter) Abendlied (Johann Gottfried Kinkel)

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893) Streichquartett Nr. 1 D-Dur, op. 11 (1871) 31' Moderato e semplice Andante cantabile Scherzo: Allegro non tanto e con fuoco Finale: Allegro giusto

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