7 minute read
5 –Etwas ist anders
(MICHAEL)
ICH LIEBE SIE ICH LIEB SIE SEHR UND NICHT NUR WIE EIN KUMPEL, WIE EIN, RRRR, LIEBHABER
VIELLEICHT KLINGT ES SELTSAM UND NACH HYSTERIE EGAL, WEN ICH SEH, ICH GESTEH ICH LIEBE SIE.
(SIE klettert zurück ins Bett und während ER singt bedeckt er sie mit Küssen) ICH LIEBE SIE. ICH LIEBE SIE. (ER wird immer schläfriger. Am Ende der Nummer schlummert er weg und lässt SIE hellwach, mit seinem Kopf an ihrer Schulter, zurück.) Ich bete dich an. (Und er ist eingeschlafen. SIE bemerkt es und legt seinen Kopf sanft auf das GIDL-Kissen. Dann deckt SIE ihn zu und gibt ihm einen Kuss. Die MUSIK ändert sich, wird weich und zärtlich. Agnes geht durchs Zimmer, legt liebevoll seinen Mantel und seine Hose zusammen und zur Seite. Dann nimmt sie ein neues Kleid, das zwischen den Sachen über ihrem Schminktisch ist und zieht es an. Und plötzlich sehen wir, dass sie sehr, sehr schwanger ist. Zufrieden lächelt sie ins Publikum und singt) #5 – Etwas ist anders AGNES ETWAS IST ANDERS (wenn der unvermeidliche Lacher vorbei ist, singt SIE weiter…) ALLES NEU ES IST ETWAS GESCHEHN PLÖTZLICH BIN ICH NICHT MEHR ALLEIN NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de DAS KANN MAN SEHR DEUTLICH SEHN MANCHMAL ATME (ICH) NICHT NICHT DEN LEISESTEN HAUCH UND DANN TRITT SEIN FÜSSCHEN ZÄRTLICH MEINEN BAUCH
(AGNES)
OH, ETWAS IST ANDERS UND ICH WEISS DIESE WELT WAR SCHON OFT DABEI FÜR MICH IST ES SO HERRLICH NEU ICH BIN ZWEI (Black. In die Dunkelheit hinein hören wir plötzlich eine altmodische Handglocke und hören MICHAEL rufen) MICHAEL Agnes! Agnes! (LICHT auf MICHAEL im Bett, mit einem feuchten Tuch auf der Stirn. Er ruft) Agnes! (ER läutet erneut die Glocke. AGNES schiebt eine Wiege herein – sie ist immer noch hochschwanger.) AGNES Ja, Liebling. Ja, ja, ja. Was ist denn? MICHAEL Ich halte das nicht mehraus. Wie soll ich mit solchen Schmerzen schreiben? AGNES Ach, mein Schatz, es tut mir so leid. (SIE nimmt das Tuch von seiner Stirn) Ich mach das Tuch noch malnass und du versuchst zu arbeiten. MICHAEL Nein! Es ist nicht mehr meinKopf. Es ist hier runtergezogen. (ER hält sich den Rücken) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
AGNES
Wo genau?
MICHAEL
Hier.
AGNES
Da hast du Schmerzen? MICHAEL Als hätte jemand ein Messer reingestochen. AGNES Was für Schmerzen? Kommensie –in Wellen? Zuerst kaum spürbar und dann immer mehr und mehr, bis du schreien möchtest? (ER nickt energisch und murmelt ‘ja, ja’) Mickey, das ist unmöglich. Du hast Wehen! MICHAEL Du spinnst! AGNES Und ich hab mir dieganze Zeit so Sorgen gemacht,weil ich dachte, du bist wirklich krank! MICHAEL Aber ich bin krank! AGNES Die ganze Zeit habe ich nuran dich gedacht. MICHAEL Und ich habe Tag und Nachtnur an dich gedacht. Wieso habe ich sonst wohl die Schmerzen, die du eigentlich haben solltest? (SIE beginnt zu schluchzen) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de Oh, Teufel! Es macht mich wahnsinnig.
(ER klettert aus dem Bett und macht einen schmerzhaften Sprung in seinen ‘Ankleidebereich’)
AGNES
Mickey, was machstdu?
MICHAEL
Ich hol meine Schuhe. AGNES Michael! Du läufst jetzt nichtweg, oder? MICHAEL Ich gehe zum Arzt. AGNES Nein, Michael. Das ist Quatsch. (ER sitzt auf dem Stuhl und zieht seine Socken an) MICHAEL Und wenn ich auf der Straße tot zusammenbreche, ich gehe zum Arzt. Ich werde dich nicht eine Minute länger in diesemZustand lassen. Das hat er selbst gesagt, als du diese Schmerzen bekommen hast! AGNES Als ichsie bekommen habe, Michael! Nicht als du sie bekommen hast! MICHAEL Spürst du garnichts? AGNES Nichts. Absolutnichts. MICHAEL Also, dann verstehe ich nicht, warum du gerade geweint hast?! NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
AGNES
Bitte, Liebling. Bitte geh wiederins Bett. Du wirst noch an einer Erkältung sterben.
MICHAEL
Aber ich willnicht.
(SIE hilft ihm in seinen Bademantel und steckt ihn wieder ins Bett)
AGNES Aber ich möchtees. (SIE legt das GIDL-Kissen unter seinen Kopf) So. Bequem? MICHAEL (wie ein quengelndes Kind) Nein! (…und er wirft das Kissen auf den Boden. SIE schaut ihn scharf an und versucht sich dann nach dem Kissen zu bücken, was in ihrem Zustand nicht einfach ist. MICHAEL bemerkt es, springt auf und gibt ihr das Kissen. Dann kniet er neben ihr) Oh, Agnes, was, wenn dir etwas zustößt? Ich könnte das nicht ertragen. Ehrlich. Ich könntees nicht ertragen, wenn dir etwas passieren sollte. AGNES Aber Liebling, was redestdu denn da? Mir wird nichts passieren. MICHAEL Bist du sicher? AGNES Natürlich bin ich sicher. Das läuft schon so seit Millionen von Jahren. (ER schüttelt den Kopf, während er zum Stuhl geht und sich setzt) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
MICHAEL
Also, ich begreife nicht, wie die Männer das überstanden haben. Diese Anspannung! Das Warten! Und du –du trägst einfach nur das Baby. Acht Monate lang machst du einfach deinen Kram -nähst irgendwas, kochst ein bisschen... (zuckt mit den Schultern) … undso. AGNES Und die ganze Zeit überhast du still in deinem Eckchen gesessen, nicht wahr? MICHAEL Ich habe mich einfach zurückgenommen, als ich bemerkte, dass ich überflüssig bin. AGNES Och, du Engel. Du hast mir mehrgeholfen, als alle Traumehemänner zusammen. Ohne dich wäre ich acht Monate lang vor Angst gestorben.–Ich hatte allerdings keine Zeit dazu. MICHAEL Veralberst dumich? AGNES Ich liebe dich. Glaubstdu mir das? MICHAEL Tu ich. (SIE setzt sich auf seinen Schoß. Plötzlich, unerwartet, sticht der erste Schmerz – sie keucht. ER schaut auf ihren Bauch) MICHAEL NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
Agnes? Liebling?
AGNES
Oh!
MICHAEL
Der Arzt! Ich hol den Arzt!
(ER rennt zu seinem Schminktisch, zieht sein Nachthemd aus und seine Hose an) AGNES Nein! Oh!... Nein, nicht den Arzt. Bleib hier. (ER zieht sich weiter an) MICHAEL Aber was soll ich tun? UmHimmels Willen, ich muss doch was tun! (AGNES hält sich am Bettpfosten fest und beginnt laut zu rezitieren) AGNES „Vor achtundachtzig und sieben Jahren brachten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation hervor…“ Oh! „Unter dergroßen Kastanie, steht des Dorfes Schmiede…“ MICHAEL (zieht seine Schuhe an) Agnes! Agnes, wasist los? Bist du im Delirium? AGNES Nein, nein. Alles gut. Der Doktorhat gemeint, ich soll etwas aufsagen. MICHAEL Ah, mach weiter. Machweiter. AGNES Oh Gott, ich glaube, es ist viel zu früh. Ich bin noch nicht bereit dafür. NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
MICHAEL
Also, ich bin bereit! Wirklich, ich bin’s! Ich kannes kaum erwarten –ich werde mit ihm Fischen gehen, wenn es ein Junge wird –und wenn es ein Mädchen wird… Spaziergänge, durch die Natur streifen…
AGNES
Das wird Jahre dauern, bises soweit ist. Zuerst heißt es: Geschrei, Windeln und Fläschchen…
MICHAEL
Das macht nichts, Liebling. Das macht überhaupt nichts. Ich werde mich solange beschäftigen. (ER zieht seine Schuhe an. SIE wirft ihm einen kurzen Blick zu) Ich arbeite. Ich gehe alleine fischen. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. AGNES (ein stechender Schmerz) Oh! MICHAEL (hilft ihr ins Bett und platziert das GIDL-Kissen unter ihrem Kopf) Allesgut. Allesgut. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Das geht schon seit Millionen von Jahrenso. Also,was möchtest du? Soll ich dir was vorlesen? Ich weiß. Ich habe einen neuen Roman angefangen. Daraus lese ich was. (SIE nickt und ER greift über sie rüber zur anderen Seite des Bettes) Es wird eine Trilogie. Sie heißt: „BRENNENDER WEIZEN, Eine Liebe auf dem Land.“ Gefällt dir der Titel? AGNES Es wird eineTrilogie? MICHAEL Zu lang? AGNES NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de Vielleicht solltest du mit einem Buch anfangen.
MICHAEL
Ja. Vielleicht. Vielleicht hast du Recht. So fängt es an… alles inOrdnung?
AGNES
Mmmm.
MICHAEL
(liest)
„Als sie den Dachbodenmit dem Doppelbett betrat, beugte sie ihr Haupt. Zum einen,weil es derTempel war, in dem sie gebetet und geopfert hatte, zum anderen, weil die Decke sehr niedrig war. Es war nicht das erste Mal, das sie hierher zurückkehrte…
(SIE hat eine Schmerzattacke) Agnes? AGNES Jetzt! Ich glaube, du rufst ihn besser jetzt! MICHAEL Jetzt? (SIE nickt energisch und ER beginnt, hektisch herumlaufend, Hut und Mantel anzuziehen) Ja, ja –ich mach schon! AGNES Oh, Michael, sei vorsichtig. MICHAEL Bin ich, mein Schatz. AGNES Oh Mickey, ich liebe dichso sehr. MICHAEL NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de Ich liebe dich auch.
AGNES
Lass bitte nie –irgendetwaspassieren.