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18 –Was sind wir Frauen?

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7 –Der Warteraum

7 –Der Warteraum

AGNES

Das macht mir nichts. Nur eine Suppe und ein paar Sandwiches. Und einen schönen, heißen Tee.

MICHAEL

Nein, Agnes, das musst du nicht.Das Mädchen soll später was hochbringen. AGNES Wo gehst du hin? MICHAEL Ich habe gestern den Entwurf für mein neues Buch im Büro liegengelassen. Und heute ist er natürlich verschwunden. AGNES Du gehst arbeiten? Heute? MICHAEL Warum nicht? Dann hab‘ich wenigstens was zu tun. (bleibt an der Tür stehen) Außer natürlich, du möchtest irgendwas machen. AGNES Nein. (ER geht) Obwohl…Ich#18 – Was sind wir Frauen? DAS IST MIR GANZ FREMD ALLES SCHEINT SO ANDERS PLÖTZLICH SCHLIESST SICH EINE TÜR (Die MUSIK spielt weiter. MICHAEL erscheint mit einem Manuskript in der Hand. ER überquert die Bühne und geht auf seiner Seite ab, ohne sie anzuschauen) DAS IST MIR SO FREMD PLÖTZLICH SIND WIR FREMDE UND ICH FRAG MICH STAUNEND WER ICH BIN… (SIE kommt vor und setzt sich auf die Stufen der Vorbühne, nah ans Portal. In Gedanken versunken singt SIE…) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de

WAS SIND WIR FRAUEN?

WIE UNSER WESEN?

WARUM SIND FRAUEN SO ÄNGSTLICH

ALLEINE ZU SEIN?

(AGNES)

WAS SIND WIR FRAUEN? WAS UNSRE WÜNSCHE? DARF ICH MIR WÜNSCHEN, ICH WÄRE VIEL LIEBER ALLEIN?

DIE JUNGEN MÄDCHEN SIND HELL WIE DER FRÜHLING DOCH SIND SIE FRAUEN, GEHT LANGSAM DER FRÜHLING VERLOREN

ICH GLAUB,WIRFRAUEN SIND MANCHMAL EINSAM, DOCH HEISST DAS NICHT, SIE IST GLÜCK-LICH NUR DANN, WENN SIE LIEBT.

(die Musik geht weiter, während SIE aufsteht und am Portal lehnt) DIE JUNGEN MÄDCHEN SIND HELL WIE DER FRÜHLING DOCH SIND SIE FRAUEN, GEHT LANGSAM DER FRÜHLING VERLOREN ICH GLAUBE, FRAUEN SIND MANCHMAL EINSAM, DOCH HEISST DAS NICHT, SIE IST GLÜCK-LICH NUR DANN, WENN SIE LIEBT. (nach dem Lied dreht SIE sich zu MICHAEL, der mit zwei Päckchen hereinkommt. ER legt sie auf das kleine Tischchen neben seinem großen Sessel. Dann entscheidet SIE sich „in die Szene hineinzugehen“) AGNES Michael, ich muss dir etwas sagen. MICHAEL Eine Minute, mein Schatz. Ich wollte damit eigentlich bis heute Abend warten, aber, was soll‘ s, ich kriege gerade sowieso nichts erledigt. AGNES Ich gehe weg. MICHAEL Du machst was? AGNES Ich gehe weg. NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de

MICHAEL (legt die Päckchen ab)

In den Urlaub?

AGNES

Nicht in den Urlaub, Michael. Für immer.

MICHAEL

Du willst umziehen? Willst du Freunde besuchen, oder…? Agnes, was zum Teufel ist denn los mit dir?

AGNES

Es ist gar nichts „los mit mir“. Es war noch nie etwas „los mit mir“ und im Moment könnte nicht weniger mit mir „los sein“. Ich kann einfach nicht… Ich kann nicht…

MICHAEL Kannst was nicht? AGNES Ich kann nicht hinterm Ofen sterben, wie ein kleines Haustier. MICHAEL Oh, mein Gott! AGNES Da kannst das nicht verstehen. Du bist ein Mann. Du kannst machen, was du willst, bis du siebzig bist. MICHAEL Aber mein Engel! AGNES Hör auf,mich Engel zu nennen. Du behandelst mich jetzt schon, als säße ich in einem Rollstuhl. Ich möchte leben, kannst du das nicht begreifen? –Mein ganzes Leben lang war ich Mutter. Mein ganzes Leben lang war ich Ehefrau. Mein ganzes Leben lang habe ich nur durch andere Leute gelebt und geatmet und existiert! Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin, was ich will! –Bei der Hochzeit heute –das war so unheimlich. Es war alles exakt gleich. Exakt gleich! Nur, dass ich es diesmal nicht war, sondern Lizzie. Und ich habe ihr Gesicht gesehen –so jung, so hoffnungsvoll, und ich dachte –ich dachte… (SIE beginnt zu weinen. ER will sie umarmen.) Nicht anfassen! (ER weicht kleinlaut zurück) Michael, ich mache dir überhaupt keine Vorwürfe. Du hast immer alles getan, was du…konntest. Auch wenn du mir nie die Tür aufgehalten hast –du bist immer zuerst ins Taxi eingestiegen. Du hast mir nie etwas gegeben, was ich wirklich–MICHAEL Nie etwas gegeben? Oh, zum Teufel, ich kaufe dir andauernd Geschenke. AGNES Oh ja, ich weiß, du hast mir viele hübsche Sachen gekauft. Aber wenn es einmal…nur einmal… ein Buch gewesen wäre, das du nicht selbst hättest lesen wollen –oder eine Tafel Schokolade, die du nicht selbst hättest probieren wollen! Aber nein, keinmal! Und ich glaube nicht…ich NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de glaube nicht…

MICHAEL

Weiter, weiter. Raus damit.

AGNES

Ich glaube, ich liebe dich nicht mehr.

(SIE dreht sich schnell zu ihm um)

Ich sage das nicht, um deine Gefühle zu verletzen, Liebling. Wirklich nicht. Ich möchte nur, dass du verstehst… Verstehst du es –ein bisschen? MICHAEL Ja, ich glaube schon. AGNES Ich weiß sogar noch den Moment, in dem ich erkannt habe, dass ich dich nicht mehr liebe. Ein ganz klarer, furchtbarer Moment. MICHAEL Wann war das? AGNES Vor etwa einem Monat. Du warst im Bad und hast deine kahle Stelle massiert. Und ich habe dir das Buch mit den Sonetten des jungen Mannes gebracht... der dir immer diese Briefe schreibt… und ich habe dir eins der Gedichte vorgelesen. Und ich habe dich gefragt, was der junge Mann deiner Meinung nach mit seinen Gedichten machen soll. Und du hast etwas sehr Vulgäres geantwortet. Ich hatte das Gefühl, ich erkenne dich zum ersten Mal. Es war schrecklich! MICHAEL Ich verstehe. (nach einer Weile) Und wo willst du hingehen? AGNES Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Zimmer in irgendeiner Pension. (dreht sich hilfesuchend zu ihm) Du verstehst mich doch, oder? Warum ich gehen muss? MICHAEL Na ja, wenn ich ins Badezimmer kommen würde, mit Liebesgedichten im Kopf und dann sehen würde, wie du dir Faltencreme ins Gesicht schmierst oder deine Achseln rasierst -dann würde ich nicht vor Zärtlichkeit überfließen. Aber ich würde auch nicht gehen und in eine Pension ziehen. AGNES (den Tränen nahe) Ich weiß doch auch nicht was mit mir passiertist. Warum ich mich so fühle. So hoffnungslos. Und so nutzlos. MICHAEL Nicht nutzlos! Nein, nicht nutzlos! Agnes, hör mir zu. Ich könnte ohne dich nicht schreiben. Ich könnte nichts fühlen ohne dich. Du bist meine Musik! Meine Freude, mein Schmerz -du bist NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de mein ‚ich‘. Ohne dich bin ich bloß ein alberner Penner. Entschuldige die Ausdrucksweise.

AGNES (mit einem Lächeln)

Schon ok.

MICHAEL

Oh, Agnes. Heute sollte wirklich ein glücklicher Tag für uns sein. Unsere Kinder sind verheiratet und sie werden eigene Kinder haben, und die werden auch wieder eigene Kinder haben, und die werden eigene Kinder haben, und die…

AGNES

Warte, warte! MICHAEL Nein, nein, nein. Ich meine das genauso. Wir werden einen riesigen Familienstammbaum haben. (plötzlich erinnert ER sich an etwas) Familienstammbaum! AGNES Was? Was ist los? MICHAEL (holt Geschenke vom Tisch) Du weißt, dass ich immer spüre, wenn es dirschlecht geht –richtig? Und ich mache immer etwas dagegen –richtig? Also, heute ist es nicht anders. Ich wusste, dass es dir heute furchtbar gehen würde, also bin ich losgegangen,um dir die hier zu kaufen. Und das macht mich zu einem Superehemann-richtig? Also, dein Superehemann hat Dir… (ER öffnet das erste Päckchen) …ein Buch gekauft, das er unbedingt lesen will! Und… (ER öffnet das zweite Päckchen) …eine Tafel Schokolade, die rein zufällig seine Lieblingssorte ist! Aber du magst sie auch. (ER holt ein drittes Päckchen aus seiner Tasche) Aber das hier –ist ganz allein für dich. Das ist ein Bettelarmband. Dasteht deinName drauf. Und hier meiner. Hier die Kinder und hier ist Platz für tausende von Enkeln. Es ist ein Familienstammbaum. (ER legt ihr das Armband an) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de

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