Neustadt in Holstein - Europastadt an der Ostsee - Leseprobe

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neustadt in holstein

Europastadt an der Ostsee

Stadt-bild-verlag Leipzig



neustadt in holstein

Dit un Dat ut de Europastadt an de Oostsee Niestadt in Holsteen Fotos von Martin Vahlbruch · Texte von Heinrich Evers Plattdüütsch Seggwiesen utsöcht vun Heinrich Evers

Stadt-Bild-Verlag Leipzig


Blick vom Westufer des Hafens auf das Stadtpanorama

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Warm Wöör sünd beter as koles Swiegen!


Tru Di watt, snack weller Platt!

Een Minsch leevt, de anner ward blots öller!

Kiek in de Sünn un nich inʼt Muuslock! 5


Der große Schnitzaltar von Zacharias Hübener im Chorraum, dem ältesten Teil der Neustädter Stadtkirche, stammt aus dem Jahre 1643. Er stand zunächst im Dom zu Schleswig und wurde im Jahre 1669, also 26 Jahre nach seiner Fertigstellung, in die Neustädter Stadtkirche auf seinen jetzigen Standort überführt.

Gebet: Gott geev mi de Roh, dat hintonehmen, wat ik ni ännern kann, den Moot, dat to ännern, wat ik ännern kann un de Klookheit, dat ene vun dat anner to ünnerscheden! 6


Die auf der Südseite des Marktplatzes stehende Stadtkirche ist ab 1244 als dreischiffige Backsteinhalle mit zweijochigem Kastenchor errichtet worden. Das Schiff wurde ab 1334 zur steilräumigen Stutzbasilika umgestaltet. Zur gleichen Zeit erfolgte der Bau des Westturmes, der nach mehreren Umbauten letztmalig 1846/47 erneuert wurde. 1934 wurde die Kirchturmspitze, der sogenannte Kaiserstiel und zugleich die Helmstange durch die drei Neustädter Handwerksbetriebe Schmidt, Petersen und Grage erneuert. 1989 musste der Wetterhahn, der höchste Punkt der Stadt mit 56 m über NN, erneuert werden. Mit der Wiederherstellung der alten historischen Farbgestaltung bei der 1957 erfolgten Restaurierung wurde einer der schönsten gotischen Kirchenräume des Landes Schleswig-Holstein wiedergewonnen. Die heutige Grünanlage um die Kirche diente bis zum Stadtbrand 1817 als Friedhof. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Verstorbenen der Stadt hier oder in der Kirche bestattet. Mehrere alte Grabplatten, die älteste stammt aus dem Jahre 1375, lassen dieses noch heute nachvollziehen.

Goot Bispill is de halv Predigt! 7


In unseren Stadtmauern finden wir auch noch ein Handwerk, das zu den ältesten der Welt gehört. Die in Heide geborene Angela Christiansen ist gelernte Keramikerin, legte 1980 in Hannover ihre Meisterprüfung ab und betreibt seit 1982 in Neustadt, Vor dem Kremper Tor 12 eine KeramikWerkstatt. Vorwiegend wird traditionell auf der Töpferscheibe gedreht. Aber auch Plattentechnik, Kunstkeramik und Malerei auf Keramik gehören zu ihrem Betätigungsfeld. Individuelle Wünsche werden gern nach Absprache umgesetzt, natürlich auch für den Outdoor-Bereich. Kreativität wird groß geschrieben. Daher steht über ihrem Eingang zum Ausstellungsraum auch das Zitat von Albert Einstein: Phantasie ist wichtiger als Wissen!

Wo Handwark sik vereent mit Kunst, dor steiht dat in de hööchste Gunst! 8


Besonders stolz sind wir in unserem ostholsteinischen Hafenstädtchen auf die Blaudruckmanufaktur, die von den J. H. Koch Werkstätten in der fünften Generation seit 1803 in Neustadt, Vor dem Kremper Tor betrieben wird. Ob traditionell in indigoblau, im warmen Rot oder modern und bunt, alles geschieht mit viel Liebe zum Detail in Handarbeit, auch im Ätz- und Direktdruck. Blaudruck ist eine der ältesten Veredlungsformen von Textilien. Eigentlich ist es ja eine Bezeichnung für eine Färbetechnik und keine Druckart. Mit der Einfuhr des typisch blauen Indigofarbstoffes breitete sich das sogenannte Zeugdruckverfahren vor drei Jahrhunderten in Europa schnell aus. Durch Aufdruck einer wachsartigen, farbabweisenden Reserve, auch Papp genannt, bleiben auf dem gefärbten Leinen die durch Modeln aufgedruckten weißen Muster stehen. Einige der bestgehütetsten Modeln des Traditionsbetriebes sind bereits über 200 Jahre alt.

Doon is’n Ding; snacken köönt wi all! 9


Kiek mal weller in!

ISBN 978-3-942146-58-6


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