Stompe, Sexueller Kindesmissbrauch und Pädophilie

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur Thomas Stompe

In den meisten Gesellschaften der Gegenwart sind die jüngsten Angehörigen vor Übergriffen durch Erwachsene durch Tabus, Normen und Gesetze geschützt. Nahezu alle Staaten greifen durch rechtliche Schutz- und Heiratsaltersbestimmungen weit in die Sexualitäts- und Verpaarungspräferenzen von Erwachsenen ein, um die sexuelle Unversehrtheit und Autonomie von Unmündigen zu gewährleisten. Dies erscheint uns inzwischen als so selbstverständlich, dass aus dem Blick gerät, dass diese Verrechtlichung unserer Wertehaltungen Endpunkt oder eher Zwischenschritt einer langen Geschichte der Humanisierung ist (Pinker 2011). Marksteine auf diesem Weg waren im Europa der Aufklärung die Religionsfreiheit, das Verbot der Folter und später der Todesstrafe, die Aufhebung der Sklaverei im 19. Jahrhundert, die Aufhebung der Apartheit, die Gleichberechtigung der Frau im 20. Jahrhundert und relativ spät erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts, die Stärkung der Kinderrechte. Zahlreiche historische Dokumente legen Zeugnis davon ab, dass inzestuöser und nichtinzestuöser sexueller Kindesmissbrauch in nahezu allen bekannten Kulturen so weit verbreitet war, dass sich eher die Frage stellt, wie es denn zu den Schutzbestimmungen kommen konnte, die wir heute für selbstverständlich halten (DeMause 1991, 1997). Bevor wir uns näher mit diesem Problembereich auseinandersetzen, ist es erforderlich, das semantische Feld der Pädosexualität zu beschreiben und einige Termini wie sexueller Kindesmissbrauch, Inzest, Pädophilie und Päderastie, auf die wir später immer wieder stoßen werden, begrifflich festzulegen.

2.1

Sexueller Kindesmissbrauch, Inzest, Pädophilie und Päderastie

Im ersten Schritt gilt es, sexuellen Kindesmissbrauch im Allgemeinen zu definieren und von Inzest abzugrenzen. Es existieren zahlreiche Definitionen des

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

sexuellen Kindesmissbrauchs. Allen gemeinsam ist, dass zwischen Tätern und Opfern ein Gefälle in Hinblick auf Alter, Reife oder Macht besteht. Die sexuellen Übergriffe erfolgen zumeist gegen den Willen des Kindes. Andrews et al. (2001) unterscheiden in ihrer Metaanalyse von 169 Studien drei Kategorien: 1. Missbrauch ohne Körperkontakt (Exhibitionismus, anzügliche Bemerkungen, Voyeurismus oder Konfrontation mit Pornographie) 2. Missbrauch mit Körperkontakt (Berühren von primären oder sekundären Geschlechtsmerkmalen, sexualisierte Küsse, Masturbation etc.) und 3. versuchte oder vollzogene Penetration. Pädophilie bezeichnet eine sexuelle Präferenz (Fantasien, Handlungen) für Mädchen und/oder Jungen vor der Pubertät. Inzest ist ein kulturell, juristisch oder moralischer konnotierter Begriff, der sexuelle Kontakte zwischen verwandten Personen beschreibt. Inzest kann innerhalb der Generationsgrenzen stattfinden (z.B. Bruder-Schwester-Inzest), kann diese aber auch überschreiten (z.B. Vater-Tochter-Inzest). Im ersten Fall sind die Betroffenen Kinder oder Jugendliche, manchmal auch Erwachsene, im zweiten kommt es zumeist zu sexuellen Kontakten zwischen einem Erwachsenen und einem Kind/Jugendlichen. Wer von dem Inzesttabu betroffen ist, richtet sich nach der kulturell vorgegebenen Verwandtschaftsterminologie. In manchen Kulturen wie etwa dem altägyptischen Reich ist für manche Personengruppen (Pharao) die inzestuöse Beziehung zwischen Bruder und Schwester normativ vorgeschrieben. Päderastie (auch Ephebophilie oder Hebephilie) bezeichnet eine erotische Beziehung erwachsener Männer zu nicht-verwandten männlichen Jugendlichen zwischen dem 12. und dem 18. Lebensjahr.

2.2

Staaten, Ethnien und Kulturen

Bevor man Überlegungen zur regionalen Verteilung von Kindesmissbrauch anstellt, gilt es, das Bezugssystem zu definieren innerhalb dessen Ähnlichkeiten und Unterschiede beobachtet werden. In US-amerikanischen Untersuchungen wird für gewöhnlich der Terminus Rasse verwendet, der aber hier nicht nur eine populationsgenetisch umschriebene Gemeinschaft meint, sondern auch auf kulturelle Eigenheiten verweist. Diese Vorgehensweise ergibt sich aus dem Umstand, dass verschiedene Gruppen wie die Afroamerikaner sich zwar relativ leicht durch die Hautfarbe unterschieden lassen, die ursprüngliche ethnische Zugehörigkeit (im Übrigen haben die Afroamerikaner ihre Wurzel vorwiegend aus westafrikanischen Yorubas und zentralafrikanischen Bantus) bei der Einzelperson nicht mehr sicher zurückzuverfolgen ist und darüber hinaus kulturell kaum mehr bedeutsam ist. In von europäischen Forschern geleiteten transkulturellen Studien werden hingegen zumeist Staatspopulationen, Ethnien oder kulturelle Einheiten verglichen. Staaten sind politische Gebilde, die ethnisch und sprachlich in unterschiedlichem Maße homogen sind. Während etwa die eingesessene österreichische Bevöl-

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2.3 Regionale Verteilung des sexuellen Kindesmissbrauchs

kerung sprachlich und ethnisch ziemlich homogen ist, gibt es bereits in der Schweiz vier gleichberechtigte Sprachen und in Nigeria sind sogar 511 lebende Sprachgemeinschaften katalogisiert. Insgesamt ist die angenommene Zahl der Sprachen rückläufig (geschätzt zwischen 5.000 und 7.000). Ethnie oder Ethnos (von griechisch ἔθνος) bezeichnet eine Gruppe mit einem starken „WirGefühl“, das auf einer gemeinsamen Kultur und Geschichte beruht. Der Begriff Ethnie ist nicht deckungsgleich mit dem der Sprachgemeinschaft. Eine Ethnie kann Mitglieder unterschiedlicher Sprachgemeinschaften umfassen, auf der anderen Seite kann eine Sprachgemeinschaft in unterschiedliche Ethnien zerfallen. Ethnologen fassen mit diesem Begriff benannte Populationen von Menschen zusammen, die Herkunftssagen, Geschichte, Kultur, Verbindung zu einem spezifischen Territorium und ein Gefühl der Solidarität miteinander teilen. Der Terminus Kultur kommt vom Lateinischen cultura was so viel meint wie „Bearbeitung“, „Pflege“, „Ackerbau“, von colere, „wohnen“, „pflegen“, „den Acker bestellen“. Er erfuhr in den letzten 200 Jahren zahlreiche neue Begriffsbestimmungen, die unterschiedliche Bedeutungsfacetten fokussierten. Eine für transkulturell-psychiatrische Studien geeignete Beschreibung von Kultur stammt von dem Kulturpsychologen Alexander Thomas, der darauf verweist, dass Kultur als Ausdruck von immaterieller Werthaltungen und Glaubenssystemen, gesellschaftlichen Beziehungen aber auch von Sitten und Gebräuchen sowie Verwendungsweise materieller Objekte die Komplexität reduziert und damit Orientierungshilfen bietet (Thomas et al. 2009).

2.3

Regionale Verteilung des sexuellen Kindesmissbrauchs

Zu dieser Thematik liegen zwei Formen von Studien vor. In ethnopsychiatrischen qualitativen Feldforschungen wird der sexuelle Umgang von Erwachsenen mit Kindern vor dem Hintergrund des kulturellen Weltbildes einer Gemeinschaft untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeiten können einander gegenübergestellt werden und so einen Einblick in die Komplexität der verschiedenen kulturspezifischen Sichtweisen auf die kindliche Sexualität geben (Korbin 1981). In quantitativ-epidemiologischen Studien werden Prävalenz und Inzidenz sexuellen Missbrauchs erfasst. Diese Daten aus verschiedenen Ländern wiederum können in Reviews gegenübergestellt werden oder in Metaanalysen verglichen werden. Quantitative und qualitative Studien zusammen geben uns einen Eindruck, inwieweit Verhaltensweisen wie Pädosexualität oder Inzest vorwiegend Teil unseres stammesgeschichtlichen Erbes oder doch kulturell gefördert bzw. gehemmt sind. Es gibt inzwischen bereits zwei große metanalytische Untersuchungen des regionalen Vorkommens (Andrews et al. 2004; Stoltenborgh et al. 2011). Stoltenborgh und Kollegen fassten die einzelnen Länder zu sechs Kontinentalgebieten zusammen. Die Prävalenzen sind in Europa und in Asien am niedrigsten, in Nordamerika, Australien und Afrika am höchsten. Es zeigt sich weiters, dass

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

mit Ausnahme von Südamerika und auch Afrika überall Mädchen mindestens doppelt so häufig als Jungen Opfer sexuellen Missbrauchs werden (s. Tab. 4).

Tab. 4

Prävalenz des sexuellen Kindesmissbrauchs, gesellschaftliche, ökonomische und kulturdimensionale Rahmenbedingungen, gesetzliche Bestimmungen, Heiratsverhalten und Fertilität nach geografischer Region Europa

Nordamerika Australien

Prävalenz Kindesmissbrauch ‚

13,0%

20,0%

Prävalenz Kindesmissbrauch „

6,0%

8,0%

Asien

Südamerika

Afrika

22,0%

11,0%

13,0%

20,0%

7,0%

3,0%

13,2%

18,5%

Individualismus/ Kollektivismus

63,9 ± 15,0

91

90

33,3 ± 14,2 22,1 ± 13,1 32,1 ± 13,9

Power Distance-Index

43,6 ± 17,3

40

36

69,2 ± 19,5 68,8 ± 17,6 68,8 ± 10,4

Human DevelopmentIndex

0,89 ± 0,1

0,96 ± 0,0

0,96

0,74 ± 0,1

0,74 ± 0,1

0,54 ± 0,1

Gender Gap-Index

0,72 ± 0,1

0,74 ± 0,0

0,73

0,65 ± 0,1

0,68 ± 0,1

0,65 ± 0,1

Rule of Law-Index

0,69 ± 0,1

0,76 ± 0,0

0,80

0,57 ± 0,1

0,53 ± 0,1

0,47 ± 0,1

Gini-Index

30,8 ± 4,5

39,9 ± 9,5

35,2

37,1± 6,2

51,2 ± 7,1

46,2 ± 10,3

Schutzalter ‚

15,1 ± 1,1

16,5 ± 0,7

16

16,2 ± 1,4

16,3 ± 1,5

16,1 ± 1,8

Schutzalter „

15,1 ± 1,1

16,5 ± 0,7

16

16,0 ± 1,3

16,3 ± 1,5

16,2 ± 1,7

Legales Heiratsalter ‚

18

18

18

18,7 ± 1,6

17,9 ± 1,3

18,1 ± 1,6

Legales Heiratsalter „

17,8 ± 0,5

18

18

17,4 ± 1,3

17,5 ± 2,0

17,1 ± 1,4

Erstheiratsalter ‚

27,7 ± 2,8

28,8 ± 0,1

29,8

26,0 ± 2,0

27,1 ± 3,3

26,7 ± 2,4

Erstheiratsalter „

24,7 ± 3,0

26,1 ± 0,1

27,0

21,7 ± 3,2

23,8 ± 3,7

21,7 ± 3,2

Kinderehen ‚ (%)

1,1 ± 1,1

0,8 ± 0,7

1,0

3,4 ± 3,3

3,7 ± 2,7

3,2 ± 2,6

Kinderehen „ (%)

5,7 ± 4,8

2,6 ± 1,8

1,6

Lebenserwartung

76,1 ± 4,2

79,1 ± 1,7

80,9

69,1 ± 7,3

69,9 ± 8,4

54,3 ± 10,0

Fertilität (Kinder pro „)

1,6 ± 0,3

1,9 ± 0,4

1,9

2,4 ± 0,8

2,8 ± 1,1

4,1 ± 1,4

15,5 ± 10,9 16,3 ± 12,3 26,3 ± 15,4

Wenn man Überlegungen zu den Ursachen dieses Befunds anstellt, gilt es zu beachten, dass es hier keinen natürlichen Nullpunkt gibt. Zur Erklärung der beobachtbaren Unterschiede können für gewöhnlich drei Ansätze herangezogen werden, die hier überprüft werden sollen:

2.3.1 Disclosure in individualistischen und kollektivistischen Kulturen Das Berichten der Betroffenen über stattgefundenen sexuellen Kindesmissbrauch (Disclosure) ist in den verschiedenen Regionen der Welt in unterschiedlichem Maße tabuisiert. In kollektivistisch orientierten Schamkulturen mit

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2.3 Regionale Verteilung des sexuellen Kindesmissbrauchs

nicht hinterfragbaren familiären Hierarchien wie etwa China, Japan oder Indien gilt die Ehre der Familie deutlich mehr als der Schutz der Integrität des Einzelnen. Konsequenterweise kommen in diesen Ländern schambesetzte Ereignisse wie sexuelle Übergriffe seltener als in individualistischen Schuldkulturen an die Öffentlichkeit (Fontes u. Plummer 2010). Eine Möglichkeit, die Stichhaltigkeit dieses Erklärungsmodells zu überprüfen, liefert der Vergleich der Kulturdimensionen nach Hofstede (2001) mit den Prävalenzen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Die Kulturdimensionen nach Hofstede basieren auf der größten bisher durchgeführten Wertestudie, die inzwischen 200.000 Befragte aus 93 Ländern umfasst (Hofstede et al. 2010). Für unsere Fragestellung sind die Individualismus/Kollektivismus-Dimension und der Power-DistanceIndex von besonderer Bedeutung. In Gesellschaften mit einem hohen Individualitäts-Index (IDV) werden die Rechte des Individuums wie Selbstbestimmung, Ich-Erfahrung und Eigenverantwortung für besonders wichtig genommen. In einer kollektivistischen Kultur mit niedrigem IDV-Index dominiert dagegen die Integration in Netzwerken. Der Power-Distance (PD)-Index gibt an, inwieweit weniger mächtige Individuen eine ungleiche Verteilung von Macht akzeptieren und erwarten. Ein hoher Power-Distance-Index spricht für eine große Akzeptanz hierarchischen Gefälles. Die statistische Analyse der Daten aus 93 Ländern (Hofstede et al. 2010) bestätigt, dass ein gewisser Zusammenhang zwischen kollektivistisch-hierarchischen Gesellschaften und niedrigen Prävalenzraten für sexuellen Kindesmissbrauch besteht (s. Tab. 4). In Nordamerika und in Australien, den Gebieten mit den höchsten Prävalenzen (Nordamerika: Mädchen 20%, Jungen 8%, Australien: 22% vs. 7%), zeigen die meisten Menschen ein stark individualistisch orientiertes Selbst (der IDVIndex beträgt in Nordamerika 91, in Australien 90) und eine Abneigung gegen starke hierarchische Gefälle (PD-Index/Nordamerika: 40, Australien: 36). In Europa sind sowohl der IDV-Index als auch die Prävalenz sexuellen Kindesmissbrauchs deutlich niedriger als in Nordamerika und Australien, ein Trend, der sich in Asien fortsetzt. Bei Südamerika und Afrika stößt man allerdings an die Grenze dieses Erklärungsmodells. Auf beiden Kontinenten zeigt die Mehrheit der Menschen mit den asiatischen Staaten vergleichbare kollektivistische Selbstkonzepte, sexueller Missbrauch kommt jedoch in Südamerika (Mädchen 13%, Jungen 13,2%) und vor allem in Afrika (Mädchen 20%, Jungen 18,8%) deutlich häufiger vor als in Asien. Hier erweist es sich als sinnvoll, gesellschaftliche Faktoren sowie die kulturspezifischen Bedingungen des Umgangs mit der Sexualität Heranwachsender in die Überlegungen mit einzubeziehen.

2.3.2 Gesellschaftliche und rechtliche Faktoren Von verschiedenen internationalen Institutionen wie den Vereinten Nationen, der Weltbank oder der CIA werden jährlich von allen Staaten relevante Maßzahlen erfasst, die die sozioökomischen und rechtlichen Verhältnisse eines

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

Landes zusammenfassend beschreiben. Der Human Development-Index 1 ist eine kombinierte Maßzahl für den Modernisierungsgrad und den Wohlstand eines Landes. Er ergibt sich aus der Alphabetisierungsrate im Erwachsenenalter, der Lebenserwartung bei der Geburt und dem Prokopfeinkommen. Der Gender Gap-Index beschreibt den Grad der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. 2 Vier kritische Bereiche der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen werden damit in 130 Ländern erfasst: Ökonomische Partizipation (Gehälter, Aufstiegschancen), Ausbildungschancen, aktive und passive politische Teilhabe sowie Gesundheit und Überlebensrate (Lebenserwartung, Geschlechter-

verhältnis). Der Rule of Law-Index des World Justice Project ist eine Maßzahl, die einen Eindruck über die Durchsetzbarkeit der Gesetze in einem Land vermittelt. 3 Er fasst zentrale Rechtsgüter wie Begrenzung der Staatsgewalt, Abwesenheit von Korruption, Ordnung und Sicherheit, Grundrechte, offene Gesellschaft, Effektivität der Behörden, Zugang zum Zivilrecht und effektive Strafjustiz als Indikatoren für die Rechtssicherheit in einem Land zusammen. Der Gini-Koeffizient oder auch Gini-Index ist eine statistische Maßzahl zur Darstellung von Ungleichverteilungen. Angewandt auf sozio-ökonomische Verhältnisse bedeutet ein Gini-Koeffizient von Null, dass jeder Bürger dasselbe Einkommen hätte. Bei einem Gini-Koeffizienten von Eins würde ein Einzelner über das gesamte Einkommen eines Landes verfügen. Er wird ebenfalls jedes Jahr im CIA World Fact Book veröffentlicht. 4 Wenn man die Verteilungen dieser Maßzahlen und der Prävalenzen von Kindesmissbrauch vergleicht, zeigt sich lediglich ein Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Ungleichverteilung von Ressourcen und sexuellem Missbrauch (s. Tab. 4). Die sozialen Unterschiede sind in Südamerika und Afrika deutlich höher als in Asien. Zu beachten ist, dass es sich dabei auch um die Regionen mit den höchsten Missbrauchsraten von Jungen handelt.

2.3.3 Kulturabhängige Konzeptionen der Sexualität In Kulturen und Ethnien werden über die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen sexuelle Skripts weitergegeben, die für diese Gemeinschaft spezifisch sind (Simon u. Gagnon 2007). Sexuelle Skripts umfassen intrapsychische, interpersonelle und kulturelle Anteile. Durch diese Kognitionen ist vorgegeben, wie die Annäherung an einen Geschlechtspartner zu verlaufen hat, welche Sexualtechniken, welche Sexualpartner erlaubt und verboten sind, ob vorund außerehelicher Geschlechtsverkehr gestattet ist, in welchem Alter übli-

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hdr.undp.org/en/reports/global/ www3.weforum.org/docs/WEF_GenderGap_Report_2011.pdf worldjusticeproject.org/rule-of-law-index/ https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/


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2.3 Regionale Verteilung des sexuellen Kindesmissbrauchs

cherweise mit sexuellen Handlungen begonnen werden darf und welche Heiratsformen in welchem Alter möglich und erwünscht sind. Die Folgen dieser kulturgebundenen sexuellen Skripts finden sich in epidemiologischen Untersuchungen zum Heiratsalter wieder. Das Heiratsalter kann dabei als Hinweis dienen, in welchem Alter ein Kind, ein Jugendlicher oder ein junger Erwachsener für reif gehalten wird, eine (sexuelle) Beziehung einzugehen. Gebräuche wie Kinderheirat (UN 2008) und Kinderverlobung treten in verschiedenen Zeiten und Orten auf. Dabei werden Kinder vor dem gesetzlichen Schutzalter 5 und dem legalen Heiratsalter in die Ehe gegeben, häufig sogar weit vor dem Erreichen der Pubertät. Auch heute noch sind solche Bräuche in Teilen von Afrika, Asien, Ozeanien und Südamerika ziemlich weit verbreitet. In früheren Zeiten sind sie auch in Europa aufgetreten. Kinderehen finden sich häufig im Zusammenhang mit arrangierten Ehen. In vielen Fällen ist nur ein Ehepartner ein Kind, zumeist die Frau. Ein wesentlicher Grund für Kinderehen ist in patriarchalischen Gesellschaften die Bedeutung der Jungfräulichkeit. Die frühe Heirat der Frau führt darüber hinaus zu einer höheren Kinderzahl, was Niederschlag in den Fertlitätsziffern dieser Gemeinschaften findet. 6 Wie aus Tabelle 4 hervorgeht, unterscheiden sich die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz- und Heiratsalter auf den sechs Kontinenten nur wenig. Umso auffälliger sind hingegen die starken Variationen im durchschnittlichen Heiratsalter und im Prozentanteil der Kinderehen an allen Heiratsformen. In Asien und Südamerika, vor allem aber in Afrika, findet man hohe Raten an von Eltern arrangierten Ehen pubertierender Mädchen. Diese Kinderehen finden sich vor allem in Ländern mit einer niedrigen durchschnittlichen Lebenserwartung der Bevölkerung (s. Abb. 2). Die Korrelation des Prozentanteils an Kinderehen von Frauen mit dem Prokopfeinkommen beträgt über 173 Länder gerechnet – .587**, mit der durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt – .591**. Dies zeigt wiederum, dass sich die Einstellung zur Sexualität von Heranwachsenden in traditionellen Kulturen von der in (post-)modernen Gesellschaften erheblich unterscheidet. Obwohl also die Altersgrenzen für Heirat und Aufnahme geschlechtlicher Beziehungen auf den sechs Kontinenten kaum voneinander abweichen, unterscheidet sich die Lebensrealität von Jugendlichen in diesen Bereichen ganz erheblich (s. Tab. 4). Der Beginn der reproduktiven Phase ist in Ländern mit niedriger Lebenserwartung nach vorne verlegt, die Zahl der Kinderehen ist entsprechend höher. Als Konsequenz verlängert sich die gebärfähige Periode, was wiederum höhere Fertilitätsziffern nach sich zieht (Kinderehen von Frauen x Fertilität: .628**) 7 (s. Abb. 3).

5 http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Africa; http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Asia; http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Europe; http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_ North_America; http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Oceania, http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_ consent_in_South_America 6 https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ 7 Pearsons Korrelation; ** p < .01

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

Abb. 2 Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt und prozentueller Anteil an Kinderehen, die Frauen eingegangen sind (R2 Linear = 0,349) Es gibt neben den Menschen zahlreiche weitere Arten, die ihr Reproduktionsverhalten den vorherrschenden Lebensbedingungen anpassen können. Hier manifestieren sich unterschiedliche stammesgeschichtlich verankerte Fortpflanzungsstrategien (Smith u. Smith 2009): Langlebige Organismen bevorzugen die K-Strategie und eine lange Brutpflege (d.h. es kommen wenige zumeist überlebende Nachkommen zu Welt). Bei kurzlebigeren Organismen ist hingegen die r-Strategie mit zahlreichen Nachkommen einer hohen Sterblichkeitsrate und vergleichsweise kurzer Brutpflege evolutionär sinnvoller. Begünstigt werden Kinderehen durch das Faktum, dass aufgrund schwacher oder korrupter Zentralregierungen in diesen Ländern Gesetze häufig nicht umgesetzt werden können (s. Abb. 4). Neben diesen evolutionsbiologischen Mustern gibt es allerdings auch kulturelle Vorstellungen, die Kindesmissbrauch fördern können. In Schwarzafrika etwa ist die Meinung weitverbreitet, dass (gewaltsamer) Geschlechtsverkehr mit einem jungfräulichen Mädchen Männer von schweren Krankheiten befreien kann. Oft ist der Vergewaltiger der klassifikatorische Vater, d.h. ein enger biologischer Verwandter des Mädchens, der in matrilinearen Verwandtschaftssystemen die soziale Rolle des biologischen Vaters einnimmt (Lévi-Strauss 1981). Es gibt noch zahlreiche andere Faktoren, die zu den unterschiedlichen regionalen Prävalenzen des sexuellen Kindesmissbrauchs beitragen, eine genauere Darstel-

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2

2.4 Päderastie und Kultur

Abb. 3 Prozentueller Anteil von Kinderehen bei Frauen und Fertilität (R2 Linear = 0,395) lung würde den hier zur Verfügung stehenden Rahmen überschreiten. Es ist aber zu vermuten, dass die Prävalenzen in den traditionellen Ländern Asiens und Südamerikas aufgrund der Scheu der Bevölkerung, sich Fremden anzuvertrauen und dadurch der Familie Schaden zuzufügen, systematisch unterschätzt werden (Fontes u. Plummer 2010). Auf der anderen Seite sind Lebensbedingungen und kulturell verankerte Einstellung zur kindlichen Sexualität für die Unterschiede zwischen den traditionellen Ländern verantwortlich. Wie unterschiedlich die Haltung zur sexuellen Beziehungen zwischen Kindern bzw. Jugendlichen und Erwachsenen sein kann, zeigt der Blick auf die Kulturgeschichte der Menschheit, wo es immer wieder Zeiten und Perioden gab, in denen der sexuelle Verkehr zwischen den Generationen gestattet, wenn nicht sogar gefördert wurde.

2.4

Päderastie und Kultur

Wie bereits erwähnt, bezeichnet Päderastie eine legale oder zumindest halblegale sexuelle und/oder Liebesbeziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einem männlichen, zumeist zwischen 12 und 19 Jahre alten Jugendlichen. Ein Hinweis auf den soziokulturellen Hintergrund dieser Praktiken ergibt sich bereits aus den definitorisch ausgeschlossenen Kombinationen. Da heterosexuelle Beziehungen teleologisch auf Nachkommenschaft

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

Abb. 4 Durchsetzbarkeit von Gesetzen (Rule of Law-Index) und prozentueller Anteil an Kinderehen bei Frauen (R2 Linear = 0,482) ausgelegt sind, waren Paarungen zwischen einem Jüngling und einer älteren Frau zwar häufig nicht verboten, sie wurden jedoch oft belächelt und als unstatthaft empfunden. Sexueller Verkehr zwischen einem vergleichsweise älteren Mann und einem jungen Mädchen ist in vielen Kulturen durchaus in Gebrauch, wovon die hohe Zahl der Kinderehen Zeugnis ablegt. Allerdings gibt es auch hier Altersgrenzen, die nicht unterschritten werden sollten. In der westlichen Welt etwa ab der Neuzeit ist das Heiratsalter für Mädchen kontinuierlich angestiegen, das für Männer im Vergleich dazu sogar etwas gesunken (Burguiere et al. 2005). In Europa wurde zwar seit der Sturm und Drangzeit die Thematik der Beziehung zwischen älteren Männern und halbwüchsigen Mädchen von Künstlern und Literaten aufgenommen, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz fanden diese Paarungen in der Realität jedoch nie (Hochholdinger-Reiterer 1999; Stein 1999; Wetzel 1999). Geschlechtliche Beziehungen zwischen reifen Frauen und jugendlichen Mädchen waren zwar selten streng sanktioniert, waren allerdings auch nie Bestandteil kultureller Skripts. Es ging also in den meisten Fällen um den Umgang erwachsener Männer mit Halbwüchsigen beiderlei Geschlechts. Die Verpaarung mit jungen Mädchen war in vielen Kulturen so selbstverständlich, dass sie zumeist nicht eigens thematisiert wurde. Beziehungen zwischen Männern und Knaben wurden in bestimmten Regionen zu gewissen Zeiten zwar toleriert,

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2

2.4 Päderastie und Kultur

manchmal sogar gefördert, zumeist ist jedoch in den überlieferten Quellen eine gewisse Ambivalenz spürbar. Die Päderastie steht daher in einem doppelten Spannungsfeld. Zum einen gab es in allen uns bekannten Kulturen Altersgrenzen für sexuelle Beziehungen, die nicht unterschritten werden sollten, zum anderen waren homosexuelle Beziehungen zwar in vielen Kulturen gestattet, aber nie so selbstverständlich wie heterosexuelle Beziehungen (Crompton 2006). Dabei lassen sich statusdifferenzierte Muster männlicher Homosexualität im antiken Griechenland oder im mittelalterlichen Japan von Homosexualität im Rahmen umdefinierter Geschlechterrollen unterscheiden (Adam 1986). Beispielsweise die Berdache bei den Sioux (Männer, die soziale Frauenrollen, Frauen die soziale Männerrollen einnehmen), die Hijras in Pakistan und Indien (Transsexuelle Kaste) oder die Gallos in Kleinasien (Transsexuelle, zumeist kastrierte Priester des Attiskults). Für die Thematik der Päderastie sind vorwiegend statusdifferenzierte Beziehungen von Bedeutung. Päderastische Beziehungen können vor einem profanen Hintergrund wie etwa in der abendländischen Antike stattfinden oder in einen mythologischen Kontext wie zum Beispiel in Melanesien eingebettet sein. Statusdifferenzierte homosexuelle Beziehungen sind nicht auf Akte zwischen Erwachsenen und Halbwüchsigen beschränkt, auch andere asymmetrische sexuelle Beziehungen wie die zwischen Herrn und (männlichen) erwachsenen Sklaven werden dazu gezählt. Typisch für all diese Beziehungsformen ist der sogenannte Penetrationscode (Boswell 1990). Der höhergestellte Partner übernimmt immer die aktive, der sozial niedriger Gestellte die passive Rolle. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Päderastie zwischen im Prinzip gleichgestellten, aber ungleich alten Freien immer strengen normativen Regeln unterlag.

2.4.1 Päderastie im antiken Griechenland Über sexuelle Beziehungen zwischen erwachsenen Männern (Erastes) und Knaben (Eromenos) im antiken Griechenland sind wir durch verschiedene Quellen wie Vasenmalerei, Graffiti, Komödien und philosophische Abhandlungen gut informiert (Dover 1983). Diese unterschiedlichen Quellen zeigen allerdings, wie ambivalent Erastes-Eromenos-Beziehungen gesehen wurden. Problematisiert wurden jedoch ausschließlich Beziehungen zwischen freien Bürgern, während Sklavinnen und Slaven jeden Alters ohnehin als (sexuelles) Eigentum ihrer Herren betrachtet wurden. Wie sowohl Vaseninschriften als auch die platonischen Dialoge dokumentieren, wurde von vielen Mitgliedern der gehobenen sozialen Schichten Athens die Beziehung zwischen einem Mann und einen Knaben als höherwertig eingeschätzt als die zwischen Männern und Frauen. Dabei wurde vorwiegend der Gefühlsaspekt hervorgehoben. Der Mann hatte sich die Zuneigung des Jünglings durch ein vorbildliches und tugendhaftes Leben zu erwerben, allenfalls konnte er versuchen, seine Gunst durch Geschenke zu gewinnen. Bereits die Annahme von Geschenken durch

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

den Eromenos wurde als problematisch angesehen, da die Beziehung dadurch in Richtung Prostitution gerückt wurde. Prostitution war jedoch den Einwohnern der Polis streng untersagt, wenn sie nicht ihrer Bürgerrechte verlustig gehen wollten. Idealerweise war die Beziehung zwischen dem Erastes und seinem Eromenos entsexualisiert, der Erastes bewunderte den Eromenos wegen seiner Schönheit, der Eromenos den Erastes wegen dessen Tugendhaftigkeit. Wenn der Eromenos seinem älteren Freund eine sexuelle Gunst gewährte, so war, zumindest offiziell, ausschließlich Schenkelverkehr gestattet. Oraloder Analverkehr wurden als Zeichen der Verweiblichung angesehen und waren dementsprechend verpönt. Im Übergang vom klassischen Zeitalter zum Hellenismus ist allerdings eine gewisse Veränderung zu beobachten. War im archaischen und im klassischen Hellas das Schönheitsideal der muskulöse, durchtrainierte Körper des Jünglings, so werden die Körperformen in der späteren Periode auf den Vasen weicher und femininer, auch die Haare werden länger und gelockter und damit mehr den Habitus der Frauen angeglichen. Mit dem ersten Bartwuchs fanden die päderastischen Beziehungen normalerweise ihr Ende, homosexueller Verkehr zwischen erwachsenen, freien Bürgern war in hohem Maße stigmatisiert. Die Beziehung zwischen Mann und Jüngling hatte im antiken Griechenland jedoch auch martialische Aspekte. In Sparta, ebenso wie im ionischen Raum, kämpften die Liebespaare Seite an Seite und versuchten einander in Mut und Todesverachtung zu übertrumpfen. Ein etwas anderes, deutlich weniger idealisiertes Bild der griechischen Päderastie vermitteln die Komödien des Aristophanes. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung der Geilheit des Erwachsenen und der Lüsternheit des Jugendlichen. Oral- und Analverkehr werden in aller Drastik thematisiert. Dadurch wurden eher die unteren sozialen Schichten der attischen Gesellschaft angesprochen, wo die Erastes-Eromenos-Beziehungen als Ausdruck der Dekadenz der oberen Klasse galt.

2.4.2 Päderastie im antiken Rom Im Gegensatz zum antiken Griechenland finden sich in Rom keine Hinweise auf eine Idealisierung der Päderastie, die gleichwohl bereits in der republikanischen Zeit und davor schon bei den Etruskern gepflegt wurde, lange bevor der griechische Einfluss spürbar wurde (Williams 2010). Homosexuelle Akte mit Sklaven oder Prostituierten gehörten zum Alltag, besonders seit dem Zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.), als der Wohlstand in Italien aufblühte und viele Slaven eingeführt wurden. Hier gab es auch keinerlei Altersbeschränkungen. Im Gegensatz zur griechischen Päderastie war allerdings jeder homosexuelle Akt zwischen einem erwachsenen Mann und einem freien Jüngling verpönt. Es ging dabei aber weder um eine moralische Entwertung der gleichgeschlechtlichen Anziehungskraft noch um den Schutz Minderjähriger vor sexuellen Übergriffen Erwachsener, sondern um die Penetration als Symbol sozialer Unterwerfung. Als vollkommen unproblematisch hingegen galt

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2

2.4 Päderastie und Kultur

der Wechsel zwischen homo- und heterosexuellen Begierden und Handlungen. Päderastische Akte hatten in Rom konsequenterweise keinen pädagogischen Überbau. Im Gegensatz zu den Griechen bevorzugten die Römer eher Knaben mit weichen Zügen, was sie allerdings wiederum bei freien erwachsenen Bürgern verabscheuten. Nach dem sexuellen Skript der Römer übernahm der freigeborene Bürger die aktive eindringende Rolle. Er suchte unabhängig vom Geschlecht des Penetrierten Lust und gab dafür Geld, Geschenke oder Vergünstigungen. Vom passiven Part wurde Gehorsam erwartet. In den Komödien des Plautus finden sich immer wieder Hinweise, dass allein der Gedanke, dieser könne den Akt als lustvoll empfinden, Abscheu und Verachtung auslöste. Trotz der umfassenden Unterdrückung der Sexualität durch das Christentum finden sich zahlreiche Anhaltspunkte für das Fortbestehen statusdifferenzierter Homosexualität sowohl unter der Schirmherrschaft der orthodoxen Kirchen im Osten als auch der katholischen Kirche im Westen (Boswell 1980). Deutlich päderastisch ausgerichtet war Homosexualität wieder in Italien ab dem 13. Jahrhundert.

2.4.3 Päderastie in der italienischen Renaissance Die italienische Renaissance kann als Blütezeit der Päderastie im nachantiken Europa bezeichnet werden. Berühmte Maler wie Leonardo oder Michelangelo waren homosexuell orientiert. Homosexuelle und heterosexuelle Aktivitäten wurden häufig von ein und derselben Person ausgeübt. Auch die Bezeichnung bisexuell ist nicht zutreffend, da dies bereits die Polarisierung in Homo- und Heterosexualität voraussetzt, die zu dieser Zeit noch nicht Bestandteil des kulturellen Skripts war. Im europäischen Mittelalter wurde Homosexualität mit anderen abweichenden Praktiken, die nicht der Fortpflanzung dienten unter dem Begriff Sodomie zusammengefasst. Seit dem Spätmittelalter wurde Sodomie streng bestraft. In Italien führt die Übersetzung und Rezeption antiker Schriftsteller wie Platon, Xenophon, Lukian und Plutarch zu einer Neuausrichtung des homosexuellen Begehrens auf Heranwachsende (Crompton 2006). Rasch versuchte jedoch die Kirche, die neu aufkeimende sexuelle Freiheit einzudämmen. Bereits im 14. Jahrhundert traten Gesetze zur Unterbindung der Homosexualität in Kraft. Von 1432–1502 war in Florenz, das neben Venedig Zentrum homosexueller Netzwerke war, das „Amt der Nacht“ als Exekutivorgan und Gericht eingesetzt. Allein zwischen 1478 und 1502 wurden 4.062 Männer wegen Sodomie verhaftet und angeklagt (Rocke 1996). Wie bereits in der Antike war die aktive Rolle dem Älteren zugedacht, die passive nahm der Jüngling ein (s. Abb. 5 u. 6). Wie die beiden nach den Aufzeichnungen des Amtes der Nacht angefertigten Abbildungen zeigen, war die Homosexualität in der florentinischen Renaissance überwiegend päderastisch ausgerichtet. Nur 11,6% der passiven Partner

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Abb. 5 Alter der Partner in der passiven Rolle in homosexuellen Beziehungen in der Toskana der Renaissance (1487–1502) in %, nach Rocke (1996) waren älter als 18 Jahre nur 3,5% der Knaben jünger als zehn Jahre, der Schwerpunkt lag allerdings, ähnlich wie in der Antike auf der Altersgruppe zwischen 13 und 18 Jahren (s. Abb. 5). Die aktive Rolle wurde hingegen von den Älteren eingenommen (s. Abb. 6). Beziehungen, in denen diese Rollen getauscht wurden, waren selten und betrafen ausschließlich die kleine Gruppe der gleichaltrigen, unter 19 Jahre alten Burschen. Damit schloss die Toskana der Renaissance an das im mediterranen Becken übliche Modell der statusstratifizierten Beziehungen mit dem monopolaren Penetrationscode an. Verletzung dieser Normen zogen weitreichende Sanktionen nach sich, die von Ehrverlust über Ausstoßung aus der Gemeinschaft bis zur Todesstrafe reichen konnten. Dieses rigide Rollenverhalten half, die Konturen der aufeinanderfolgenden sozialen und biologischen Stadien der männlichen Entwicklung zu schärfen. Durch das Einnehmen der aktiven Rolle stellte der erwachsene Mann seine Männlichkeit nicht infrage. Das sexuelle Skript formierte sich nicht um die Pole des Begehrens, sondern entlang der Achsen des männlichen und weiblichen Verhaltens, der Dominanz und der Unterordnung, der Ehre und der Scham. Homosexuelles Verhalten wurde als Durchgangsstadium für junge Männer bis zu ihrer Heirat angesehen. Reformation und Gegenreformation waren sich einig in ihrer Intoleranz gegen diese Beziehungsformen, die homosexuelle Subkultur wurde durch die Inquisition bestraft, die Päderastie verschwand aus dem offiziellen abendländischen Sexualdiskurs, das Aufflackern der Praktiken und der damit verbundenen Geisteshaltung im England des 19. Jahrhunderts wurde rasch unterdrückt, Päderastie wurde mit Pädophilie und sexuellem Kindesmissbrauch gleichgesetzt.

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60

55

50 40 30 20

17,8

17,5

6,6

10 0

< 19

19-30

31-40

41-50

2,2

1

51-60

> 60

Abb. 6 Alter der Partner in der aktiven Rolle in homosexuellen Beziehungen in der Toskana der Renaissance (1487–1502) in %, nach Rocke (1996)

2.4.4 Päderastie im islamischen Kulturraum Obwohl heute Homosexualität im islamischen Kulturraum weithin geächtet ist, kann die homosexuelle Päderastie auf eine weite Verbreitung und lange Tradition zurückblicken (Murray u. Roscoe 1997). Unter dem Einfluss der Perser und durch die Rezeption der Griechen fand die Knabenliebe Eingang in die Poesie aber auch in die sexuellen Skripts der privilegierten Schichten zwischen Zentralasien und dem Maghreb. Zu den am meisten beeindruckenden erhaltenen Zeugnissen dieser Zeit gehören die Liebesgedichte an bartlose Jünglinge aus Andalus, dem Spanien unter maurischer Herrschaft (Bossong 2005). Wie in der griechischen Antike findet sich eine starke Tendenz zur Ästhetisierung des angebeteten Jünglings. Gegenüber der antiken Päderastie gab es jedoch einige durchaus bedeutsame Unterschiede. Der in statusdifferenzierten Beziehungen übliche Penetrationscode ist im islamischen Kulturraum außer Kraft gesetzt. In der Miniaturmalerei finden sich Darstellungen von Geschlechtsakten, bei denen der jüngere den älteren Partner penetriert. Während Platon über die Bewunderung der Schönheit des Jünglings Zugang zum Reich der Ideen suchte (Vonessen 2001), wird im Sufismus in der Schönheit des Knaben Gott angebetet (Schimmel 1995). In den Gedichten Rumis wird Gott nicht nur in der Rose und der Nachtigall, sondern auch im bartlosen Jüngling gefunden. Obwohl sexuelle Leidenschaft häufig wesentlich direkter als in der griechischen Antike dargestellt wird, unterliegt die Päderastie auch im islamischen Kulturraum Reglementierungen. So gelten für beide Partner normativ festgelegte Altersgrenzen. Sobald aus dem zarten Flaum auf den Wangen des Jünglings ein veritabler Bart wird, kommt der Angebetete als Sexualpartner nicht mehr in Betracht. Umgekehrt markieren die ersten weißen Haare die Altersgrenze für den erwachsenen Mann. Es wird erwartet, dass der Jüngling nun in das Erwachsenenleben eintritt, die Rolle des Geliebten ablegt und heterosexuelle Bindungen eingeht, vom Mann wird erwartet, dass er sich mit den ersten Anzeichen des Alters von den sexuellen

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Leidenschaften befreit und zu einem kontemplativen Lebensentwurf findet (El-Ruayheb 2005). Eine weitere Facette der Päderastie sind die Köçeks im Ottomanischen Reich (Karayanni 2004). Dabei handelte es sich um männliche Jugendliche, zumeist um Kriegsgefangene, die bereits in der Kindheit zu Tänzern ausgebildet wurden. Sie traten bei Festen in Frauenkleidern auf und mussten für passiven homosexuellen Verkehr zur Verfügung stehen. Sie waren oft hochberühmt, ihre Schönheit wurde von Poeten besungen. Der Ursprung der Köçeks liegt in Anatolien mit Wurzeln, die bis zu den Gallis, den transvestitischen Priestern des Attiskults, zurückreichen. Sie können als Beispiel für die mit einem Geschlechterrollenwechsel verbundene Päderastie gelten.

2.4.5 Päderastie im mittelalterlichen Japan Das Japan zwischen 1000 und 1600 unserer Zeitrechnung war wohl gemeinsam mit dem antiken Griechenland das Land, in dem die Päderastie (japanisch nanshoku, der „Weg der Jugend“) am stärksten in die Alltagskultur integriert war (Leupp 1995). Die Knabenliebe war eng mit dem Samuraitum und den buddhistischen Klöstern verbunden. Nanshoku war ähnlich wie die Teezeremonie eine zentrale Ausdrucksform des Zen-Buddhismus, der 1236 aus China eingeführt wurde. Der Brauch, dass Männer sich in Knaben oder Jünglinge verlieben und mit diesen geschlechtlich verkehren, ist 200 Jahre älter. Erste Hinweise finden sich in dem zwischen 1020 und 1030 von der Hofdame Murasaki verfassten Roman des Prinzen Genji, einem bedeutenden Werk der Weltliteratur. Im zweiten Kapitel umwirbt der schöne, hochkultivierte Prinz eine adelige Hofdame. Dabei bedient er sich ihres halbwüchsigen Bruders als Mittler. Als die Dame ihn abweist, beginnt er eine Affäre mit dem Bruder, der sich in ihn verliebt hatte. Diese Episode ist der einzige Hinweis auf homosexuelle Handlungen in dem voluminösen, sechsundfünfzig Kapitel umfassenden Roman, dessen zentraler Handlungsstrang die Aneinanderreihung heterosexueller Beziehung des Prinzen ist. Die homosexuelle Affäre wird im Buch nicht als psychologischer Bruch beschrieben. Dies kann als Hinweis dafür gelten, dass auch in Japan die uns vertraute Polarität des Begehrens nicht etabliert war. Bereits wenige Jahrzehnte später verdichten sich die Hinweise auf eine im japanischen Adel etablierte Päderastie. Hochkultivierte Aristokraten der Heian-Zeit wie Oe Tadafusa (1040–1111) oder Fujiwara Kanezane geben in ihren Tagebüchern Einblick in eine Welt, in der häufig homosexuelles Begehren und herrschaftliche Loyalitätsforderungen zu erheblichen Spannungen und Konflikten führten. Etwa aus derselben Zeit erreichen uns die ersten Nachrichten von Liebesaffären zwischen buddhistischen Mönchen und Novizen, bekannt als chigo. Der ältere Liebhaber wurde als nenja, der Teenager als nyake bezeichnet. Das Paar schwor sich offiziell Loyalität und Treue. In dem Roman Geschichten von Uji (1116) wird die Tragik einer Beziehung zwischen einem hohen Tempelpriester und einem Novizen ausführlich geschildert. Zeitgleich entstanden meisterhafte erotische

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2

2.4 Päderastie und Kultur

Tuschzeichnungen zu dieser Thematik. Viele Schriftrollen stellen homosexuelle Praktiken dar, fast immer Analverkehr. Im traditionellen Japan stand Sexualität weder für ein romantisches Ideal, noch für einen phallischen Ritus, sondern ausschließlich für eine hedonistische Vereinigung. Keinesfalls wurde die Päderastie unter moralischem Gesichtspunt betrachtet. Während das Ideal des buddhistischen Mönchs der weiblich anmutende, eher verweichlichte Jüngling war, sah das Schönheitsideal der Samurai deutlich martialischer aus. Die Schüler der Samurai, die wakashu, waren keine fragilen und delikaten Blumen wie die buddhistischen Novizen, sondern angehende Krieger. Wie im alten Griechenland idealisierte die japanische Kultur diese Liebesbeziehungen (shudo) als Quelle von Moral und militärischer Tapferkeit. Vom Jüngling wurde Schönheit, Tugend und Gehorsam erwartet, der Liebhaber hatte dafür die Pflicht, seinem Schüler eine gute Erziehung angedeihen zu lassen.

2.4.6 Päderastie in Melanesien Während sich der rituelle Hintergrund für die kulturelle Einbettung der Päderastie in den bisher angeführten Beispielen nur schwach abzeichnet, dominiert er die sexuellen Beziehungen zwischen erwachsenen Männern und Knaben in Melanesien, Neuguinea und Australien (Godelier 1987; Herdt 1984). Vor allem während der Zeit der Initiation, in der die Knaben von den Müttern getrennt werden und in das Langhaus zu den erwachsenen Männern übersiedeln, kommt es zu päderastischen Kontakten, die allerdings mit dem Abschluss der Initiation beendet werden. Die initiierten Jünglinge werden danach verheiratet. Die westliche Kategorisierung in homosexuelles und heterosexuelles Begehren ist in Melanesien, ähnlich wie in den übrigen besprochenen Regionen, nicht anwendbar. Es hat sich unter den Kulturanthropologen, die auf diesem Feld forschen, der Terminus „Knabenbesamung“ (boy insemination) eingebürgert. Bei den Baruyas (Neuguinea) beschränken sich die sexuellen Praktiken auf Fellatio. Durch den Samen des Erwachsenen werden dem Heranwachsenden Kräfte verliehen, die mit dem Sonnengott assoziiert sind (Godelier 1987). Diese Vorstellung ist Teil eines komplexen Mythos, der das ganze Leben der Baruyas durchdringt. Bei anderen Stämmen ist Analverkehr durchaus gebräuchlich. Bei den im südlichen Neuguinea am Middle Fly River lebenden Boadzi ist es Brauch, dass der Knabe in das Männerhaus übersiedelt sobald sich der erste Bartflaum zeigt. Abgeschieden von der Dorfgemeinschaft wird er von seinem späteren, durch das Prinzip der Präferenzheirat vorbestimmten Schwiegervater, dem Bruder der Mutter, inseminiert (Busse 1987). Ein besonderer Diskussionspunkt ist die Frage nach dem Begehren hinter dem Ritual. Wie schon im antiken Griechenland ist das Erleben sexueller Lust nur dem aktiven erwachsenen Mann erlaubt, der Knabe hat die Zuwendung dankbar anzunehmen. Darüber hinaus ist noch nicht endgültig geklärt, wie die spätere Aufnahme erwachsener Beziehungen – durch Heirat und Sexualität mit Frauen – mit der Päderastie zusammenhängt.

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2 Sexueller Missbrauch, Pädosexualität und Kultur

Ein früher Erklärungsansatz von Layard (1959) geht davon aus, dass eine Ursache für die Knabeninsemination in der ödipalen Inzestvermeidung liegen könnte. Jedenfalls ist in Melanesien erotisches Begehren immer eng mit sozialem Austausch und Gruppenbildung verbunden.

2.5

Fazit

Deutlich wird, dass der Päderastie in verschiedenen Zeiten und Regionen ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. In der Antike und später in der islamischen Welt unterlagen die Mädchen und Frauen einer radikalen Segregation. Sie waren aus dem öffentlichen Raum verbannt, der Zugang zum anderen Geschlecht war den Männern vor der Ehe damit weitgehend verwehrt. Libidinöse Bedürfnisse richteten sich auf Knaben und Jünglinge, die in ihrer geschlechtlichen Unbestimmtheit als anziehend erlebt wurden. In Japan wiederum unterlag Sexualität kaum Geschlechts- und Altersbeschränkungen und wurde mehr unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet. In Melanesien wiederum war das Begehren des Knaben in einen mythisch-rituellen Kontext eingebunden, Päderastie war ein notwendiges Durchgangsstadium für den Eintritt in die Welt der Erwachsenen. In allen Kulturen finden sich jedoch Altersgrenzen, die nicht unterschritten werden dürfen. Intendierte geschlechtliche Handlungen von Erwachsenen an Vorpubertierenden zum eigenen Lustgewinn kommen vermutlich ubiquitär vor, werden jedoch in allen Kulturen sanktioniert. Davon abzugrenzen sind Bräuche wie etwa das Masturbieren des Kleinkindes durch Familienangehörige, um es zu beruhigen, da diese Handlung nicht primär dem Lustgewinn des Erwachsenen dient. Aus evolutionsbiologischer Perspektive wäre es für Männer sinnvoll, mit Mädchen sexuelle Beziehungen einzugehen sobald diese geschlechtsreif sind, da dadurch die potenzielle Fortpflanzungsfähigkeit der Frauen am besten ausgeschöpft werden kann. Unter dem Einfluss der Kultur wird dieser Altersbereich häufig über- oder unterschritten. In Indien etwa werden Mädchen manchmal im Kleinkindalter verheiratet, bleiben allerdings bis zum Eintritt der Geschlechtsreife in Obhut der Eltern. In der modernen Zeit wurden das gesetzliche und das reale Heiratsalter angehoben, da die Frauen über den nun leichteren Zugang zum Bildungssystem für sich selbst das Recht auf Autonomie und Selbstverwirklichung einforderten.

❱❱❱

Wie am a Beispiel der Päderastie gezeigt werden konnte, gab es immer wieder i d Zeiten in der Geschichte der Menschheit, in denen sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Jugendlichen gebilligt, in manchen Regionen sogar normativ vorgeschrieben waren. Dies soll verdeutlichen, dass so etwas wie eine „natürliche“ Sexualität nicht existiert, sondern dass unsere Kategorisierungen immer zeit- und kulturgebunden sind.

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2.5 Fazit

Literatur Adam BD (1986) Age, structure, and sexuality: Reflections on the anthropological evidence on homosexual relations. In: Blackwood E (Hrsg.) The many faces of homosexuality: Anthropological approaches to homosexual behavior. Harrington Park Press New York Andrews G, Corry J, Issakidis C, Slade T, Swanson H (2001) Comparative risk assessment: childhood sexual abuse. WHO Collaborating Centre for Evidence and Health Policy in Mental Health. St. Vincent’s Hospital Sidney Andrews G, Corry J, Slade T, Issakidis C, Swanston H (2004) Child sexual abuse. In: Ezzati M, Lopez AD, Rodgers A, Murray CJL (Hrsg.) Comparative quantification of health risks, Volume 2. 1851–1940. World Health Organization Geneva Bossong G (Hrsg.) (2005) Das Wunder von al-Andalus. Die schönsten Gedichte aus dem Maurischen Spanien. Beck München Boswell J (1980) Christianity, social tolerance, and homosexuality: Gay people in Western Europe from the beginning of the Christian era to the fourteenth century. University of Chicago Press Chicago, London Boswell J (1990) Concepts, experience, and sexuality. Differences 2, 67–87 Bramberger A (2000) Die Kindfrau. Lust, Provokation, Spiel. Mathes & Seitz München Burguiere A, Klapisch-Zuber C, Segalen N, Zonabend F (Hrsg.) (2005) Geschichte der Familie. Mittelalter. Magnus Essen Busse M (1987) Continuities and discontinuities in the transition from adolscence to marriage among the Marin-Anim and Boazi of southern New Guinea. In: Herdt G (Hrsg.) Adolescence in Pacific Island Societies. Princeton Press Princeton UNICEF (2005) Early marriage – a harmful traditional practice. A statistical exploration. Stand: 2005. URL: http:// www.childinfo.org/files/childmarriage_EarlyMarriageFinal.pdf (abgerufen am 13.02.2013) Crompton L (2006) Homosexuality and civilization. Belknap Press, Cambridge Massachusetts and London DeMause L (1991) The universality of incest. J Psychohist 19, 2 DeMause L (1997) The history of child abuse. J Psychohist 25, 216–36 Dover KJ (1983) Homosexualität in der griechischen Antike. Beck München Fontes LA, Plummer C Cultural issues in disclosures of child sexual abuse. J Child Sex Abus. 2010; 19:491–518 Godelier M (1987) Die Produktion der großen Männer. Campus Frankfurt New York Human Development Report 2011 Sustainability and Equity: A Better Future for All. Stand: 2011. URL: http://hdr. undp.org/en/reports/global/hdr2011/ (abgerufen am 14.01.2013) Herdt GH (1984) Ritualized homosexuality in Melanesia. University of California Press Berkeley Los Angeles London Hochholdinger-Reiterer B (1999) Vom Erschaffen der Kindfrau. Elisabeth Bergner – ein Image. Braumüller Wien Hofstede G, Hofstede GJ, Minkov M (2010) Cultures and organizations; Software of the mind. McGraw Hill New York Hofstede G (2001) Culture’s Consequences – Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations. 2. Aufl. Thousand Oaks London Neu Delhi http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Africa (abgerufen am 13.02.2013) http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Asia (abgerufen am 13.02.2013) http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Europe (abgerufen am 13.02.2013) http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_North_America (abgerufen am 13.02.2013) http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_Oceania (abgerufen am 13.02.2013) http://en.wikipedia.org/wiki/Ages_of_consent_in_South_America (abgerufen am 13.02.2013) https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ (abgerufen am 13.02.2013) Karayanni SS (2004) Dancing fear & desire: race, sexuality and imperial politics in Middle Eastern dance. Wilfrid Laurier University Press Ontario Korbin JE (Hrsg.) (1981) Child abuse and neglect. Cross-cultural perspectives. University of California Press Berkeley Layard J (1959) Homo-erotism in a primitive society as a function of self. J Analytical Psych 4, 101–115

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