Lucys Rausch Nr. 11

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Nr. 11  Herbst 2020  Fr. 18.50 | € (D) 14,80 | € (A) 15,30

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HANF

Das Magazin für psychoaktive Kultur

ETHNOBOTANIK

KULTUR

WISSENSCHAFT

Forum für veränderte Bewusstseinszustände Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Nr. 11 | Herbst 2020

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Cannabis und Corona Naturprodukt Psilohuasca SCHWERPUNKT

Regulierter Rausch

STANISLAV GROF

«Wir sind kosmische Energie» Der Bewusstseinsforscher über sein Lebenswerk

www.onegee.ch


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«Ich glaube, dass wir uns buchstäblich aus dem Drogenproblem herausdenken können, indem wir die Vorstellungen verändern, durch die das Problem überhaupt erst entsteht – die überholte Denkweise in Bezug auf das Bewusstsein in seinen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Formen.» Andrew Weil: Drogen und höheres Bewusstsein


Foto: JR Korpa / Unsplash

2 Lucys Rausch Nr. 11


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Regulierter Rausch

Seite 74


Foto: Dreamstime

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Lucys Rausch Nr. 11


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Zauberpilze: Mehr als nur Psilocybin?

Seite 94


Foto: fredweidmann.com

6 Lucys Rausch Nr. 11


7

Fred Weidmann: Kßnstler, Grenzgänger, Erotomane

Seite 44


Foto: Adobe iStock Stock

8 Lucys Rausch Nr. 11


9

Weltweit breit – Cannabis wird immer legaler

Seite 66


10

Lucys Rausch Nr. 11

INHALT

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Editorial Markus Berger

21

Entschleunigung

Klartext von Roger Liggenstorfer

27

Sind Drogen gefährlich? Coustos Psychedelikatessen

88 Cannabis

Was man inzwischen weiß, was man wirklich wissen sollte Maximilian Plenert

106

CBD gegen das neue Corona-Virus

Der Stand der Wissenschaft

Dr. med. Franjo Grotenhermen

KULTUR 44

Fred Weidmann

Künstler, Grenzgänger, Erotomane Claudia Müller-Ebeling

48

Arik Brauer: Shahid

ETHNOBOTANIK

Claudia Müller-Ebeling

120

Sommer auf Abstand

Partys und Festivals in Zeiten von Corona

Roberdo Raval

28 Der Fliegenpilz Ein kostbares Gewächs von wundersam berauschender Kraft Wolfgang Bauer

112 Begegnungen

mit Pflanzenwesen Die Wege der Heilpflanzenannäherung

Kevin Johann

CANNABIS 66

Weltweit breit

Cannabis wird immer legaler

Michael Knodt


11

INHALT

Regulierter

Rausch

38 «Wir sind kosmische Energie»

22

Psychedelic Science News Linus Naumann

94

Psilohuasca in Zauberpilzen: Mehr als nur Psilocybin Felix Blei

Stanislav Grof, Pionier der Bewusstseins- forschung, über sein Werk

Interview: Markus Berger

WISSENSCHAFT

SCHWERPUNKT

50

Drogen auf Reisen

Teil 5: Die Kathedrale

Stefan Haag

74 Transhumanismus Frank Sembowski

56 Regulierter Rausch

Fabian Pitter Steinmetz

80

Yoga und Psychedelika

Eine Reise zum Wesentlichen

60 Slow Dosing

Herkunft und Technik Markus Berger und Torsten Passie

René Schliwinski

85

In memoriam

Katja Redemann-Bauer Ram Dass (Richard Alpert)

RUBRIKEN 14 15 101 104 116 126 127

Flashback Lucys Mix Lucys Mediathek  Bücher und CD Lucys Rezept  Eleusis kompakt Impressum Lucys Vorschau


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EDITORIAL Foto: Jutta Berger

von Markus Berger

Markus Berger ist Drogenforscher, Autor zahlreicher Bücher und Chefredakteur von Lucys Rausch.

Corona-Ausfälle und Lucys in neuem Gewand

W

as für ein Jahr! Kurz bevor wir uns Ende künftig auf den stilisierten LSD-Tropfen, den der Februar der Fertigstellung dieser Ausgabe Apostroph in Lucys Wortmarke symbolisierte. Wir gegenübersahen, die Mitte April zu unse- bekamen auch Hinweise von Lesern, die uns erläurem angekündigten Bicycle-Day-Vortragstag in Mün- terten, dass der Apostroph ohnehin laut Rechtschreichenstein bei Basel erscheinen sollte, machte uns das bung fehlerhaft platziert sei – eine Regel, die in Corona-Virus einen gehörigen Strich durch die Rech- Deutschland Gültigkeit besitzt. In der Schweiz hingenung. Plötzlich ging gar nichts mehr. Erst musste gen – Lucys Heimat – ist die Verwendung des Satzzeiunser seit einem Jahr organisiertes Psychedelik-Sym- chens in dieser Weise korrekt. posium abgesagt werden – kurz darauf wurde uns Diese Veränderung ist begleitet von einem grafiklar, dass auch Lucys Rausch im April nicht würde schen Relaunch des Magazins. Mit der neuen Covergeerscheinen können. staltung – angepasst an die Präsentation der Zeitschrift Hatten wir zunächst die Idee, die Ausgabe kurzer- im Pressehandel – können inter­essierte Psychonauten hand um einige Wochen zu verschieben, kristallisierte unsere Publikation unter den zahlreichen Periodika sich nach und nach heraus, dass uns durch die am Kiosk auch dann finden, wenn sie noch nie von Covid-19-Pandemie bis auf Weiteres alle Vertriebs­ Lucys Rausch gehört haben. So sichern wir ein wachkanäle des Pressehandels weggebrochen waren. Und sendes Publikum, das wir benötigen, um dieses Maganicht nur das: Auch die Verkäufe unserer anderen Ver- zin auch künftig produzieren und als psychedelische lagsprodukte gingen durch den Shutdown massiv Plattform der Bewegung anbieten zu können. zurück – die Ausfälle hinterließen ein großes finan­ Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf dem zielles Loch. (Unpassenderweise war unsere Kasse zu Thema «Regulierter Rausch». Außerdem präsentieren diesem Zeitpunkt durch die Anschaffung einer drin- wir ein exklusives Interview mit dem Bewusstseinsforgend notwendigen Verlagssoftware und einen umfang- scher Stanislav Grof, der uns an den Erkenntnissen reichen Relaunch unserer Webpräsenzen bereits vor seiner jahrzehntelangen psychonautischen Forschung Corona arg belastet. Ein Crowdfunding, mit dem wir teilhaben lässt. Auch der Artikel zur sensationellen dank einer großartigen Community innerhalb weniger Entdeckung des Jenaer Wissenschaftlers Felix Blei soll Wochen über 20 000 Franken einsammeln konnten, hier hervorgehoben werden, denn Blei entdeckte vermochte die ärgsten Löcher zu stopfen.) Als unser zusammen mit einer Forschungsgruppe, dass diverse Vertriebspartner und Pressegrosso uns dann ebenfalls Psilocybe-Pilze nicht nur Psilocybin und Psilocin pronahelegte, die aktuelle Nummer Lucys Rausch ausfallen duzieren, sondern ebenfalls eine Reihe von Beta-Carzu lassen, sahen wir uns gezwungen, den Erschei- bolinen, die – wie in der Ayahuasca – als MAO-Hemnungstermin auf einen unbestimmten Zeitpunkt spä- mer fungieren. «Psilohuasca» ist also sozusagen ein ter im Jahr zu verlegen. Deshalb können wir unsere Naturprodukt – wer hätte das gedacht? Relaunch-Ausgabe 11 erst jetzt präsentieren. Ich wünsche erhellende Momente mit dieser Den meisten wird es beim Kauf am Kiosk oder relaunchten Ausgabe unseres Herzensprojekts wie beim Auspacken des Abobriefs schon aufgefallen sein: auch mit der Website lucys-magazin.com, die wir seit Lucy’s Rausch heißt ab sofort Lucys Rausch. Gespro- Dezember 2019 als täglich aktualisiertes Nachrichtenchen ändert sich nichts, aber optisch verzichten wir portal für psychotropen Lifestyle bespielen.



Lucys Rausch Nr. 11

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KLARTEXT Fo to : Chr i s He i d r i c h

von Roger Liggenstorfer

Roger Liggenstorfer ist Leiter des Nachtschatten Verlags und Herausgeber von Lucys Rausch.

Entschleunigung

D

er Titel meiner druckfertigen Kolumne im Frühjahr lautete «Die Gier und der Messewahn»*. Doch dann packte uns alle der Coronawahn – und er beschäftigt uns noch immer. Mit dem Ausdruck «Messewahn» kritisierte ich die ausufernden Hanfmessen, die auf lange Sicht weder für die Veranstalter noch für die Aussteller erfolgreich und nachhaltig ausfallen können. Vielen neuen Möchtegern-Veranstaltern hat die Pandemie nun einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Zu hoffen ist, dass bei einigen mit der Entschleunigung auch die Vernunft einkehrt und sie 2021 davon ab­s ehen werden, den Messekalender unnötig zu strapazieren. Auch wenn finanzielle Desaster und soziale Probleme viele Menschen schwer getroffen haben, zeigte der Lockdown auch positive Aspekte. Schon vor Jahren hat der Soziologe und Drogen­ legalisierungsaktivist Günter Amendt, der viel zu früh durch einen tragischen Unfall starb, die Entschleunigung der Gesellschaft konsequent eingefordert. Dass ihn ausgerechnet ein Kiffer, der eines epileptischen Anfalls wegen sein Auto nicht mehr unter Kontrolle hatte, vor der eigenen Haustüre überfuhr, ist umso tragischer. Der Todesfahrer hätte übrigens längst seinen Fahrausweis abgeben müssen, wäre sein Vater nicht ein Richter gewesen, der beim Führerscheinentzug beide Augen zudrückte. Parallel zur Entschleunigung beobachte ich eine Dynamisierung individueller und gesellschaftlicher Entwicklungen – wie eine Feder, die angespannt war und nun gelöst wird. Auch wenn wir einige Dinge in Bezug auf die Corona-Pandemie nicht verstehen und

vieles (noch) nicht geklärt ist, gleiten gegensätzliche Positionen oft ins Fanatische ab und erschweren eine sachliche Diskussion. Oft ist dieses Entweder-Oder begleitet von radikalen Äußerungen festgefahrener Vorstellungen – insbesondere in den sozialen Medien – begünstigt durch Pseudonyme, hinter denen man sich verstecken kann, und gefördert durch Algorithmen auf Youtube & Co., die den Nutzern ihre un­reflektierte Sicht der Dinge durch weitere unkritische Beiträge bestätigen. Da erinnere ich mich lieber an meinen Freund Albert Hofmann, den LSD-Entdecker, der statt von Entweder-Oder von Sowohl-als-auch sprach, von Ergänzung statt Ausschluss. Es gibt nicht nur These und Antithese, sondern auch die Synthese. Oder wie es der Nachtschatten-Autor und Sagenforscher Sergius Golowin in breitem Bärndütsch so treffend ausdrückte: Es cha sy, odr es cha nid sy – odr es cha gaaanz anders sy. Wir tun gut daran, aus dieser Krise nicht nur die Entschleunigung mitzunehmen, sondern auch die Fähigkeit, zuzuhören, zu differenzieren und weniger heftig zu reagieren. Entspannte Zeiten lassen sich dazu nutzen, auf psychonautischen Reisen eine andere Sicht der Dinge zu erleben – integrativ, empathisch, respektvoll und mit mehr Verständnis für andere Ansichten. Wenn äußere Reisen erschwert werden, bleiben uns immer noch die kostbaren inneren Reisen. Eben singen zwei Amseln ihr Abendlied, während ich schreibe. Auch dies hat uns die Zeit der Entschleunigung gelehrt: die Dinge vor unserer Haustür wieder vermehrt wahrzunehmen. Es ist ein Geschenk, die Schönheit der Natur zu sehen und wieder mehr Zeit für positive Erfahrungen zu nutzen – im inneren wie im äußeren Raum.

Wenn äußere Reisen erschwert werden, bleiben uns immer noch die inneren Reisen.

* nachzulesen unter lucys-magazin.com/gier-und-messewahn/



Luc ys Rau sch Nr.  1 1

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PSYCHEDELIKATESSEN Foto: Thomas Rojahn

von Hans Cousto Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Sind Drogen gefährlich?

P

sychoaktive Substanzen – dies gilt vor allem für Psychedelika – sind immer auch Träger von soziokulturell beeinflussten individuellen Bedeutungswelten und kollektiven Sinngebungen. Der Versuch, psychoaktive Substanzen zu isolieren und ihre Wirkung auf das Individuum alleine an der Substanz festzumachen, muss daher scheitern. Die sogenannte Gefährlichkeit von Drogen kann somit nicht alleine aufgrund der Substanzwirkung definiert werden. Die Wirkung und die sogenannte Gefährlichkeit von Drogen respektive das Risiko, nach dem Konsum Schaden zu erleiden, hängen eben nicht nur von der Substanz ab, sondern maßgeblich auch von Set und Setting. Die Einstufung als legale beziehungsweise illegale Droge korreliert wenig mit der Einschätzung der Gefährlichkeit wie bei den Studien von David Nutt (Nutt et al. 2007 und 2010). So figurieren beispielsweise Cannabis und Ecstasy weit unten auf der Liste im Unterschied zu Alkohol und Tabak, die als viel gefährlicher eingestuft werden. LSD liegt gemäß Nutt auf dem vorletzten Rang von 20 untersuchten Drogen, und psilocybinhaltige Pilze (Zauberpilze) liegen auf dem letzten Rang und weisen somit gemäß dieser Studie die geringste Gefährlichkeit auf. Jan van Amsterdam und Kollegen stellten auf der Basis der Studie von David Nutt eine Studie vor (van Amsterdam et al. 2009), in der ein niederländisches Expertenpanel mit 19 Experten aus Toxikologie, Pharmakologie, Klinik, Sozialwissenschaft, Epidemiologie und Polizei 19 Freizeitdrogen (17 illegale

Drogen plus Alkohol und Tabak) nach ihrem Risiko einstuften. Dabei verwendeten sie drei Hauptindikatoren mit Unterkategorien, nämlich akute und chronische Toxizität, Abhängigkeitspotenzial sowie individueller und gesellschaftlicher sozialer Schaden. Bei der chronischen Toxizität finden wir hier Alkohol auf Rang 3 der Gefährlichkeitsskala, Cannabis auf Rang 8, LSD auf dem vorletzten Rang und Zauberpilze auf dem letzten Rang. Zauberpilze haben gemäß dieser Studie mit Abstand die geringste chronische Toxizität. Auch beim Abhängigkeitspotenzial liegen LSD und die Zauberpilze auf den beiden letzten Rängen. Dies gilt sowohl für den individuellen als auch den gesellschaftlichen Schaden durch Drogen. LSD und Zauberpilze sind gemäß dieser Studie die Drogen, deren Konsum sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft mit dem geringsten Schaden verbunden ist. Wer Zauberpilze selber züchtet, bekommt eine innigere Beziehung zum «Pilzgeist». Für erfahrene Psychonauten kann das sehr bedeutungsvoll sein. Da der Konsum von Zauberpilzen mit einem wesentlich geringeren Schadensrisiko verbunden ist als bei allen anderen untersuchten Drogen, sollte die Gründung von Magic Mushroom Social Clubs öffentlich gefördert und als gemeinnützig anerkannt werden. Das wäre ein guter Beitrag zur Schadensminderung wie auch zur Förderung von Drogenkultur und würde den Konsum von Neuen Psychoaktiven Substanzen, die noch weitgehend unerforscht sind, sicherlich zurückgehen lassen.

Zauberpilze haben mit Abstand die geringste chronische Toxizität.


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L u c y s R a u s c h Nr.  1 1

Der Fliegenpilz

Ein kostbares Gewächs von wundersam berauschender Kraft


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Was soll man denken, wenn man sieht, dass die Zwerge auf Fliegenpilzen sitzen?

TEXT

Foto: zvg

Wo l f g a n g B a u e r

Der Fliegenpilz steht als Giftpilz in paradoxer Weise einerseits als Symbol für die Gefährlichkeit der Natur, andererseits gilt er als Symbol des Glücks. Er schmückt Kinderzimmer, Wohnungen und Gärten und begleitet Feste im Jahreslauf, erfreut Jubilare und wird gern in der Kunst wie auch in der Werbung als unwiderstehlicher Augenfänger eingesetzt. Auch in der fantastischen Literatur, in Kriminalromanen und in Filmen hat er seine eindrücklichen Auftritte. In alten Zeiten benutzten Schamanen und Priester den Pilz bei ihren Seelenreisen zu Geistern und Göttern. Spuren des Gebrauchs finden sich in Legenden, Mythen und Zaubermärchen und in alchimistischen Werken, in denen über geheimnisvolle Wundermittel wie den heiligen Gral oder den Stein der Weisen spekuliert wurde.

hören, auf dem Zwerge sich munter im Kreis drehen. Wenn dann noch «Ein Männlein steht im Walde» erklingt, ist die frühkindliche Initiation perfekt.

Ein Pilzchen in Ehren

Kinder sind entzückt, wenn sie Gartenzwerge sehen. Oft stehen bei den Zwergen Fliegenpilze aus Keramik oder Plastik. Zum Gartenzwerg gehört der Fliegenpilz als Heimat und als Ursprung dazu. Ist der Zwerg mit seiner roten Mütze doch nichts mehr und nichts weniger als der Geist des Fliegenpilzes. Die Psychologen Wolfgang Schmidbauer und Jürgen vom Scheidt schreiben in ihrem Handbuch der Rauschdrogen: «Die Pilze werden als Zwerge personifiziert, die im Besitz der Droge allmächtig sind» (München 1971: 55). Dr. nan. Zipfel vom Verein zum Schutz des Animierter Fliegenpilz als Deutschen Gartenzwergs e.V. (alias Günter Wandschmuck, 1980er Griebel), wohl ohne die tieferen ZusamDas Glück in der Wiege Jahre.   Foto: WB menhänge zwischen Zwerg und Fliegenpilz Fliegenpilzobjekte gibt es ohne Zahl. Souvenir- und Spielzeugläden und das Internet sind voll zu kennen, rät in seinem Buch Zwerge typisch deutsch davon. Schon Säuglinge haben die Gelegenheit, dem Gartenbesitzern immerhin: «Wo ein Zwerg ist, sollte Fliegenpilz zu begegnen. Er lockt zum Greifen, wenn möglichst auch ein Fliegenpilz in der Nähe sein. Er er an einer Schnur mit anderen Spielobjekten über bietet dem Zwerg bei Unwettern durch seine breite die Mitte des Bettes oder über den Kinderwagen Pilzkrempe Schutz vor dem Gröbsten und Zwerge gespannt wird. Oder das Kind kann vom Bett aus an stehen halt auf Fliegenpilz. ‹Ein Pilzchen in Ehren einer Schnur ziehen. Dadurch wird in einem Flie- kann niemand verwehren›, ist eine alte Zwergen-Regenpilz aus Plüsch, der von der Decke herabhängt, densart» (Griebel, 1992: 108). Heute mehr denn je lieben es die Bewohner Gerein Spielwerk in Gang gesetzt und eine Melodie ertönt. Musikkreisel imitieren von Form und Bema- maniens, sich Figuren millionenfach in den Garten lung her Fliegenpilze. Musik ist auch aus einem klei- oder in die Wohnstube zu stellen, die eine rote persinen Fliegenpilz-Karussell aus Blech oder Holz zu sche Zipfelmütze, eine rote Jacke und grüne Hosen }


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Lucys Rausch Nr. 11

«Wir sind

kosmische Energie» Stanislav Grof, Pionier der Bewusstseinsforschung, über sein Werk INTERVIEW

Markus Berger

Das zweibändige Buch Der Weg des Psychonauten ist die Zusammenfassung deines Lebenswerks. Was hat sich verändert, seit du dich mit Psychedelika und holotropen Zuständen beschäftigst? Die meisten meiner großen Entdeckungen geschahen zwischen 1956 und 1966. Auf einer Konferenz für LSD-Psychotherapie 1966 in Amsterdam stellte ich erstmals die neue erweiterte Kartographie der Psyche vor – die postnatalen Erfahrungen mit dem Modell der COEX-Systeme (COEX  =  Condensed Experience) und die perinatalen Erfahrungen mit den Perinatalen Grundmatrizen (PGM) I bis IV; auch über die transpersonalen Erfahrungen wurde gesprochen. In Amsterdam habe ich zum ersten Mal das Schema der PGM präsentiert. Das gleiche Bild, das ich für die Holland-Konferenz gezeichnet habe, findet man heute im Weg des Psychonauten. Die etablierten Psychologen und Psychiater glauben immer noch nicht, dass das Trauma der Geburt im Unbewussten aufgezeichnet wird und die Quelle emotionaler und psychosomatischer Störungen und menschlicher Gewalt ist. Im aktuellen Buch verlagert sich nun der Schwerpunkt vom Geburtstrauma zu den Archetypen. Die Perinatalen Matrizen werden nun als spezifischer Ausdruck archetypischer Muster

betrachtet, ebenso wie religiöse Bilder. Dies ermöglichte es, in Zusammenarbeit mit Rick Tarnas psychedelische Erfahrungen in die archetypische Astrologie zu integrieren, mit der Betonung auf Synchronizität, Kunst und höhere Kreativität. Die neue Kartographie integriert alle wichtigen Schulen der Tiefenpsychologie – Freud, Adler, Rank, Reich, Jung und Klein.

Deine Arbeiten sind bahnbrechend und enorm wichtig für alle Menschen und den Planeten. Gibt es spirituelle, therapeutische oder sonstige Aspekte deiner Forschungen, die dir besonders wichtig sind? Für mich ist die wichtigste Konsequenz der psyche­ delischen Forschung eine radikale Überarbeitung der Psychologie und Psychiatrie, insbesondere der neuen erweiterten Kartographie der menschlichen Psyche. Psychiater könnten auf der Grundlage dieses Weltbildes emotionale Störungen besser begreifen und zielsicher behandeln. Wir würden menschliche Gewalt und Gier besser verstehen und besser damit umgehen. Wir würden das rituelle und spirituelle Leben der Menschheit – spirituelle Krisen, Schamanismus, Übergangsriten und Visionen spiritueller Praktiken – nicht pathologisieren.


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Murphy. Zu den Gästen des Esalen gehörten auch Albert Hofmann, Tim Leary, John C. Lilly, Karl Pribram, Lama Govinda, Bruder David Steindl-Rast, der Huichol-Schamane Don Jose und andere. Leider sind zwei wichtige Protagonisten während der Dreh-

Psychedelika haben das Potenzial, eine innere positive Transformation bei uns Menschen herbeizuführen.

Die ontologische Natur des archetypischen kollektiven Unbewussten entfernt die Mauer, die wir zwischen Spiritualität und Wissenschaft errichtet haben. Wenn wir Psychedelika verwenden dürften, könnten sich dogmatisch organisierte Religionen durch eine universelle, nicht-sektiererische Spiritualität verändern. Wir würden die Einheit hinter der Trennung sehen. Viele Menschen könnten in gut geführten psychedelischen Sitzungen unseren Planeten sehen wie die Astronauten aus dem Weltraum oder als Raumschiff Erde wie Buckminster Fuller und würden sich als Weltbürger sehen, nicht als Tschechen, Amerikaner oder Russen.

Es gibt neben dem zweibändigen Werk auch einen gleichnamigen Dokumentarfilm, The Way of the Psychonaut. Ergänzt er das Buch? Auf jeden Fall. Er ist hervorragend besetzt; die Protagonisten spielten in den 1960er und 1970er Jahren eine wichtige Rolle. Es kommen die Quantenphysiker Fritjof Capra und Amit Goswami zu Wort, der Biologe Rupert Sheldrake, der Vipassana-Buddhist Jack Kornfield, der Hirnforscher Robin Carhart-Harris, der Psychologe Sean F. Kelly, der Physiker Will Keepin, der Psychologe, Historiker und Astrologe Rick Tarnas, der Systemtheoretiker Ervin Laszlo und der Psychologe und Mitbegründer des Esalen-Instituts Michael

arbeiten verstorben: der Anthropologe und Schamane Michael Harner und der Psychologe und psychedelische Pionier Ralph Metzner. Der Film bestätigt mit den LSD-Sitzungen zweifelsfrei, dass das Geburtstrauma im Unbewussten aufgezeichnet wird und in der Psyche eine sehr wichtige Rolle spielt. Ebenso zeigt er, dass Bad Trips sich in positive Erfahrungen verwandeln können. Der Film macht außerdem klar, dass Psychedelika das Potenzial haben, eine innere positive Transformation bei uns Menschen herbeizuführen und dass sie für das Überleben unseres Planeten sehr wichtig sein könnten.

Es sieht so aus, als vollziehe sich zurzeit eine psychedelische Renaissance. Sie könnte die Chance mit sich bringen, die Erde als Lebensraum für die menschliche Spezies zu retten. Viele Menschen haben über ihre Erfahrungen aus Sitzungen mit Psychedelika und mit Holotropem Atmen berichtet, dass sie unseren Planeten am Schnittpunkt zwischen Zerstörung und einer phänomenalen Entwicklung zu einer höheren Bewusstseinsebene hin gesehen haben. Wir erleben bereits heute eine solche Entwicklung der Menschheit in der Gestalt von Persönlichkeiten, die in Musik, Malerei, Bildhauerei, Mathematik und Technologie eine außergewöhnliche Genialität erreichen. Gemäß der eingangs erwähnten Einsicht können wir uns selbst zerstören und viele andere Spezies mitnehmen, wenn wir weiter so handeln wie bisher. Wenn es uns jedoch gelingt, eine tiefe innere Transformation zu erfahren, können Zerstörung und Tod sich in psychospirituellen Tod und Wiedergeburt verwandeln. In sechzig Jahren meines Berufslebens habe ich Hunderte Menschen erlebt, die eine solche Transformation erfahren haben. Ob diese Transformation in einem ausreichenden Maß erreicht werden kann und ob wir genügend Zeit haben, sie zu }


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Lucys Rausch Nr. 11

Fred Weidmann

Künstler, Grenzgänger, Erotomane TEXT

W

Claudia Müller-Ebeling

enigen gelingt es, ihre künstlerische Integrität bis ins hohe Alter zu bewahren und weitgehend unabhängig von gängigen Trends und Hypes im Kunstmarkt von ihrem Schaffen leben zu können. Fred Weidmann ist dafür ein bemerkenswertes Beispiel. Der 1938 in Herisau in der Ostschweiz geborene Künstler und promovierte Soziologe traut sich was. In vielerlei Hinsicht. Er outete sich als Psychonaut – und riskierte damit prekäre Auswirkungen auf sein freies Künstlerleben. Er wagt farblich und thematisch Grenzüberschreitungen von Kitsch und Erotik. Weidmann ist eine grellgelbe Erscheinung von jugendlicher Dynamik und mit frischem Humor (den Vergleich mit einem Kanarienvogel verbittet er

sich allerdings. Denn weder lässt er sich in einen Käfig setzen noch trällert er auf Verlangen.) Wer ist Fred Weidmann, der mutige Mensch und Künstler? Sein schillernder Ausbildungswerdegang (nach der Schulzeit in Zürich) reichte von der Hochschule für Gestaltung in Ulm über Universitäten im Rheinland bis zu Stipendien an US-amerikanischen Universitäten von Montana und Harvard. Wesentliche Stationen seines Studiums der Soziologie, Anatomie und Kommunikationswissenschaft von 1957 bis 1971 waren die Universität Köln, wo er 1971 im Rahmen der Missverständnisforschung mit Grundlagen einer Kommunikationssoziologie zum Dr. rer. pol. promovierte. Er war Assistent für Kunsterziehung an der pädagogischen Hochschule Kettwig und von 1965 bis 1971 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Bonn.

Eine grellgelbe Erscheinung mit frischem Humor.

In wilden Zeiten

Hexenkräuter

Die 1960er und 1970er Jahre waren eine wilde Zeit, auch im Rheinland, wo Charles Wilp 1968 in seiner Düsseldorfer Werbeagentur mit der berauschten Africola-Werbung Furore machte. Wilp war ein TV-Werbestar mit weißem Overall. Fred ging bei ihm ein und aus, und sein Riesenformat Genesis hing lange an Wilps Wänden. Es erregte sogar die Aufmerksamkeit von Joseph Beuys, der Galionsfigur der Künstlerszene, zu der auch Weidmann gehörte. Die Jugend opponierte gegen verkrustete Strukturen in der Gesellschaft. Heutzutage studiert alle Welt Wirtschaftswissenschaften. Damals war Soziologie das Lieblingsfach an der Uni, und Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft waren hot shit – in der Werbung und in der Kunst. Beste Bedingungen für den Soziologen Fred Weidmann und seine


On the Pathway to Satori, 2014

Karriere als freier Künstler. Er lebte in Bonn und in Südfrankreich, sein Haus glich oft einer WG. Alles war möglich, die weite Welt stand offen, namhafte Galerien in Köln und Paris rissen sich um seine Werke, und der junge Wilde konnte sich und seine Familie ernähren. Weidmann war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch Zeiten ändern sich – und plötzlich war's aus mit dem Traum. Der von Richard Nixon propagierte War on Drugs und die im Betäubungsmittelgesetz juristisch verankerte weltweite Kriminalisierung von Pflanzen und Pilzen, die das Bewusstsein verändern, erweitern – und die im rituellen schamanischen Kontext einst heilig waren –, beendeten abrupt die schöne bunte «Sexy-Mini-Super-Flower-Pop-op-Cola»-Ära. Ernst Fuchs und anderen visionären Künstlerkollegen gelang es, einstmals unbekümmerte eindeutige Äußerungen auf wundersame Weise aus ihren künstlerischen Annalen zu tilgen. Fred Weidmann dagegen bescherten seine psychonautischen Bekenntnisse den vornehmen Rückzug sämtlicher Galeristen. Den beinharten Überlebenskampf besteht er bis heute – dank meisterhafter Beherrschung sämtlicher künstlerischen Stile, Techniken und Mittel, }


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Lu c y s R a u s c h Nr.  1 1

DROGEN AUF REISEN TEIL 5: DIE KATHEDRALE Iquitos, Peru

TEXT

Stefan Haag

Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum. Friedrich Schiller, 1785

IQUITOS. Im Hostal Alfert ist alles wie immer. Jesus lächelt milde von zwei Postern an der Wand, während die beiden Hauspapageien pöbelnd durch die muffligen Hotelgänge krächzen. Der gemütliche, überaus betagte Chef und Namensgeber, Señor Alfert, sitzt an seiner Rezeption beziehungsweise auf seinem Schaukelstuhl davor, starrt in den Fernseher und sinniert. Eine peruanische Amazonas-Idylle. Das Alfert war in früheren Zeiten ein schäbiger Amazonas-Puff, hat sich jetzt aber auf die Beherbergung von Rucksacktouristen mit knappen Budgets und kurzer Aufenthaltsdauer spezialisiert. Immer noch schäbig, aber keine Nutten mehr. Und obwohl das Alfert in allen Reiseführern für Traveller an erster Stelle genannt wird, ist es meistens dennoch leer.

Señor Alfert scheint mit einer Zimmerbelegung von 20 Prozent durchaus leben zu können, und er denkt nicht im Traum daran, irgendwelche umsatzfördernden Attraktionen wie Hotelbar, Restaurant mit europäischen Speisen oder Traveller-­ InfoAustausch-Pinboard einzurichten. Er will sich die Geruhsamkeit seiner alten Tage nicht mit übertriebenem Marketing und der daraus folgenden Mehrarbeit verderben. Nein, Señor Alfert will in erster Linie seine Ruhe haben. Und das ist auch gut so. Gäste wie dieser dubiose Schreiberling aus Alemania, die zwei, drei Monate am Stück bei ihm wohnen, pünktlich jeden Freitag die Miete abdrücken, aber sonst keine überflüssigen Fragen stellen (und natürlich auch keine gestellt bekommen möchten) und vor allem keinen Lärm machen, sind dem kauzigen Alten die allerliebsten. Langer Rede kurzer Sinn: Das Alfert ist eine langweilige Absteige, in der niemand länger als nötig bleibt. Außer ich halt. Denn sie hat durchaus ihre Vorteile und Attraktionen, wie freie Sicht auf das im


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Amazonasmorast gebaute Pfahldorf und den Fußballplatz, mit den Samstagsspielen zwischen den Stadtteilen San Antonio und Belen. Und natürlich – etwas wichtiger als die fußballspielende Dorfjugend – es gibt (oder es gab wenigstens) einen hoteleigenen ­Dealer, der mich zuverlässig versorgt, ohne dass ich das Haus verlassen muss. Aber acht Wochen nur bei Opa Alfert abzuhängen und im Coca- und Hanfrausch auf den Amazonas zu glotzen, war ja nicht der wirkliche Grund meiner abermaligen Reise nach lquitos. Eigentlich wollte ich an einem der Ayahuasca-Rituale teilnehmen, welche hier von geschäftstüchtigen Dschungelexperten und Reiseleitern ziemlich notorisch angeboten werden. Doch nach vier oder fünf Gesprächen mit den guias de ayahuasca («Ayahuasca-Guides»), wusste ich, dass ich mit solchen Gestalten eigentlich nichts zu tun haben möchte und beschloss, das zu tun, was ich eh immer am liebsten tat und (leider) immer noch tue, wenn ich nicht recht weiß, was ich tun soll: erst mal nichts zu überstürzen und vom gemütlichen Hotelzimmer aus weiter die Slums von Iquitos zu bestaunen und mein weiteres Vorgehen gründlich zu überdenken.

Das funktionierte mal wieder prächtig. Ich verbrachte fast einen Monat damit – bis mich das Schicksal bei einem Bummel über den Sonntagsmarkt aus meiner hedonistischen Lethargie und Unentschlossenheit riss. Und zwar in Person eines zahnlosen indigenen Altstadt-Kräuterhändlers, der mich sofort in seinen Bann zog. Er hatte nichts von den geschniegelten Touristenfängern, die auf dem schicken Plaza de Armas oder in den Hotels ein paar schnelle Dollars machen wollen. Er schaute mir nur in die Augen, zog den Rotz hoch und raunzte: «Hola gringo! Quieres ayahuasca?» Ich wusste sofort: Wenn nicht der, dann keiner. Und so investierte ich gerne die zwanzig Dollar, die er für die mit einer kotzbeigen, trüben Flüssigkeit randvoll gefüllte 295-ml-­ Coca-Cola-Flasche verlangte. Der Alte packte die Flasche in mehrere Lagen Zeitungspapier ein und verschnürte das Ganze akribisch. Dann musterte er mich mit seinen prächtigen dunklen Augen und sagte: «Trink die ganze Flasche und kotze nicht zu schnell. Die Götter mögen dich grüßen!» Der Herr gibt’s den Seinen halt im Schlafe. Somit hatte sich das Thema eines Ayahuasca-Pauschaltrips }


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Lucys Rausch Nr. 11

Regulierter

h c s Rau TEXT

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Fa b i a n P i t t e r S t e i n m e t z

egeln und Rausch sind Begriffe, die man wahrscheinlich nicht zwangsläufig miteinander verbindet, und wenn, dann wohl eher als konträre Begriffe. So wie die Ermahnungen der Mutter, um 17 Uhr zu Hause zu sein, einem rauschhaften Spielnachmittag eher im Wege standen, sind auch Türsteher und Polizisten für viele Menschen die Spaßbremsen des Nachtlebens. Gerade den Deutschen unterstellt man eine gewisse Liebe zu Regeln und Normen – ob das stimmt, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter erörtern. Dennoch muss man akzeptieren, dass wir in einem dichten Netzwerk von Regeln leben. Vom Verkehr über die Steuern bis hin zur Mülltrennung gibt es überall Regeln, an die wir uns mehr oder weniger halten. Auch bei Rauschmitteln gibt es Regeln, zum Beispiel, dass man nicht betrunken Auto fahren darf oder dass Tabak und Alkohol nicht für Kinder erhältlich sind. Dass man vor allem in Kindheit und Jugend Regeln zu brechen versucht, ist im Zusammenhang mit legalen und illegalen Drogen sehr interessant. Während mehr als jeder vierte Erwachsene mindestens einmal im Leben illegale Drogen konsumiert hat, ist die Prävalenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen signifikant höher. Ein Grund dafür könnte sein, dass unsere Wissensgesellschaft die Panikmache in Bezug auf Drogen (wie sie beispielsweise in den 1980ern vorherrschte) nicht mehr zulässt. Viele Jugendliche

gehen den Weg zur «Drogenmündigkeit» quasi alleine, obgleich wir diese Drogenmündigkeit traditionell von unseren Eltern oder Verwandten erlernen, zumindest bei Kulturdrogen wie Kaffee, Tabak, Bier oder Wein. Ich erinnere mich an die Worte meines Onkels, der mich als 15-Jährigen vor hartem Alkohol warnte, aber relativ tolerant gegenüber Bier war. Aber zurück zur Drogenmündigkeit: Was ist das eigentlich? Der Begriff Drogenmündigkeit ist geprägt von Gundula Barsch (Hochschule Merseburg); sie beschreibt ihn als Konzept für das Qualitätsmanagement und zur Suchtprävention im Bereich Drogenkonsum. So wie sexuelle Abstinenz bei den Wenigsten funktioniert, funktioniert auch Rauschabstinenz kaum. Verschiedene Menschen haben Präferenzen für verschiedene Substanzen; manche mögen lieber Stimulanzien, andere lieber Alkohol und andere wiederum Cannabis. In Maßen sollte das auch bei kaum einer Substanz ein Problem darstellen. Das Ziel sollte also sein, nicht den Rausch per se zu vermeiden, sondern die schädlichen Aspekte wie Sucht, Unfälle und Überdosierungen. Die vier Säulen eines mündigen, integrierten und autonom kontrollierten Umgangs mit Drogen sind laut Barsch Risikomanagement, Kritikfähigkeit, Genussfähigkeit und Drogenwissen. Dass man diese Säulen innerhalb einer Drogenprohibition


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nicht wirklich ansprechen kann, sollte dem aufmerksamen Leser klar sein. Kein Bundesministerium gibt Safer-Use-Regelwerke heraus oder bietet gar Zugang zu qualitätskontrollierten Drogen. Im Prinzip gibt es nur eine Regel, und die heißt: keine Drogen. Da Strafen aber kaum von Drogenkonsum abhalten, gelangt die deutsche Bürokratie sehr schnell an ihre Grenzen. Was bringen Regeln, die große Teile der Bevölkerung für unsinnig halten, aber auch vor allem ein Großteil der Experten auf dem Gebiet als schädlich und teilweise sogar als verfassungswidrig bezeichnen? Ein neues Regelwerk, wie hier angedeutet, zielt darauf ab, eine gesellschaftlich sinnvolle Alternative zu konzipieren. Dabei geht es nicht um Regeln, die den Rausch an und für sich verhindern sollen, sondern um Regeln, die den Rausch sicherer machen, also Unfälle, Sucht und andere Gesundheitsschäden vermeiden. Da Drogen unterschiedliche Wirkstoffe enthalten, bleibt uns ein Blick in die Pharmakologie der einzelnen Drogen nicht erspart. Unser aktuelles Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ist diesbezüglich nicht sonderlich ausgereift. Dieses Gesetz, das früher Opiumgesetz hieß und den nicht-medizinischen Handel von Opiaten unterbinden sollte, enthält mittlerweile viele nicht-betäubende und

nicht-suchterzeugende Stoffe. Auch wurde das BtMG durch das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) ergänzt, das ebenfalls viele nicht-betäubende und nicht-suchterzeugende Stoffe enthält. Während das BtMG historisch gewachsen ist und viele Pflanzen wie Koka, Kath, Mohn und Hanf erfasst, ist das NpSG eher ein pharmakologischer Chemiebaukasten, der teilweise auch unerforschte Substanzen verbietet. Da die Drogenprohibition bekanntlich gescheitert, schädlich und teuer ist, sollten wir uns schon mal Gedanken über eine Regulierung der einzelnen Drogen machen. In einer Publikation, an der ich mitwirkte, wurden 845 verschiedene psychoaktive Substanzen gezählt, die entweder in das Raster des BtMGs oder des NpSGs fallen oder langfristig fallen würden. Es kann aber nicht das Ziel sein, für jede dieser Substanzen komplexe, wissenschaftlich evaluierte Regeln zu kreieren. Viele dieser Substanzen sind nämlich erst aufgrund des Verbots entstanden. Synthetische Cannabinoide (vgl. Spice, Kräutermischungen etc.) werden vor allem dort genommen, wo es keinen legalen oder tolerierten Cannabismarkt gibt oder wo Konsumenten Drogentests zu befürchten haben, die bei diesen Sub­ stanzen im Gegensatz zu Cannabis meist nicht anschlagen. Auch im Bereich der Partydrogen }

Es geht nicht um Regeln, die den Rausch verhindern sollen, sondern um Regeln, die den Rausch sicherer machen.


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L u c y s R a u s c h Nr.  1 1

Slow Dosing

Foto: Pixabay

Herkunft und Technik

TEXT

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M a r k u s B e r g e r u n d To r s t e n P a s s i e

s gibt Konsumenten von Psychoaktiva, die sich mit den zuweilen überwältigenden Effekten eines beginnenden Psychedelika-Rauschs nicht anfreunden können, aber dennoch auf die Einnahme der Stoffe nicht verzichten wollen. Solche Anwender profitieren von einer Technik der gestaffelten Einnahme von Molekülen, die wir Slow Dosing nennen. Dabei nimmt man nicht die volle Dosis einer Substanz auf einmal, sondern die angestrebte Menge in mehreren Por­ tionen über einen gewissen Zeitraum. Dies verhindert beziehungsweise mildert potenzielle übermäßige psychische wie auch physische Reaktionen. Das kann beispielsweise für Anwender von Vorteil sein, die Angst vor einer plötzlichen vollständigen Veränderung des Bewusstseinszustands haben. Es profitieren aber auch jene vom Slow Dosing, die aufgrund körperlicher Vorbelastungen oder aus anderen Gründen lieber vorsichtig mit psychoaktiven Stoffen experimentieren.

So werden zum Beispiel MDMA und verwandte Stoffe mit gleicher oder ähnlich hoher Dosierung beim Slow Dosing mit initialen Dosen von 20 bis 40 Milligramm eingeleitet, um dann 30 bis 60 Minuten später eine weitere, ähnlich große Portion einzunehmen. Das Ganze führt man dann im Halbstunden- oder Stundentakt fort, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Anwender berichten über einen deutlich milderen Wirkungseintritt, meist ohne kardiovaskuläre Symptome wahrzunehmen, und von einer dennoch intensiven Wirkung nach Erreichen der geplanten Dosis. Obgleich eine Fraktion innerhalb der psyche­ delischen Gemeinde der festen Überzeugung ist, dass ein Nachlegen von LSD aufgrund der Dauer bis zur vollen Wirkungsentfaltung nicht sinnvoll sei, gibt es doch ebenso viele Anwender, die das Gegenteil behaupten. Sie sind der Ansicht, dass auch LSD gut nachdosiert werden kann, wenn die Session entsprechend lange angelegt ist. So beginnen


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«Nichts Halbes und nichts Ganzes»

MINIDOSING

Es ist seit langem bekannt, dass die Einnahme kleiner Dosen von LSD oder Ähnlichem deshalb abgelehnt wird, weil man damit Zustände hervorrufen kann, bei denen sich die Umstrukturierung der Hirnaktivität, wie sie unter mittleren Dosen stattfindet, nicht entfalten kann und man sozusagen mit «halb aufgefaltetem Schirm» unterwegs ist, was Unwohlsein und ungünstige psychische Labilitäten begünstigt. In den USA nennt man das auch «dysfunctional in-between», was man mit «nichts Halbes und nichts Ganzes» übersetzen könnte. Aus diesem Grund wird praktisch nirgends das empfohlen, was doch durchaus gängige Praxis ist: «Ich nehme erst mal eine kleine Dosis, und dann sehe ich weiter, ob ich noch mehr nehme ...». Das kann gut funktionieren, aber auch die Chance auf einen Bad Trip erhöhen. Die meisten Psychedelika-User wissen, dass es am Anfang, wenn die Wirkung einsetzt, häufig zu Unwohlsein, nicht selten auch zu Angst kommt – bis man sich nach einer Weile «daran gewöhnt» hat und die Wirkung dann kontinuierlicher ist («Plateau»). Die Labilität der Anfangsphase ist auch daher zu erklären, dass das Mittel und die Veränderungen, die es im Gehirn anstößt, bei einer Einmaldosis recht abrupt und steil ansteigen, so dass sich zeitweilige Ungleichgewichte und Irritationen ergeben. Charles Tart, der US-amerikanische Mentor der Forschung zu veränderten Bewusstseinszuständen, hat dies als «Übergangsperiode» bezeichnet und sieht darin Umstellungsprozesse, die erst ein neues Gleichgewicht erreichen müssen, bevor es wieder stabiler wird. Nicht wenige «Bad Trips» nehmen in dieser labilen Übergangsphase ihren Anfang, wenn man in diesem Stadium auf ein «falsches Gleis» gerät. Problematisch an einem langsamen Eindosieren kann sein, dass man vielleicht die Dosis, die man aufnimmt, unterschätzt, weil die erwartete Wirkung nicht in der gewohnten Weise eintritt. Zudem kann sich – nicht bei LSD oder Psilocybin, aber bei potenziell toxischen Stoffen wie MDA oder MDMA – die Belastung des Organismus erhöhen, wenn man den Zustand erheblich verlängert.  Torsten Passie

manche User mit einer initialen kleineren Dosis, zum Beispiel 50 bis 100 Mikrogramm, und nehmen nach einer Stunde oder bis zu zwei Stunden später eine weitere Dosis, je nach gewünschter Intensität. LSDSlow-Doser berichten, dass die Wirkung sich so deutlich schleichender einstellt; sie baut sich über einen Zeitraum von vier bis sechs Stunden auf und bleibt

kürzer auf dem Höhepunkt, um schließlich ebenso schleichend und langsam wieder abzuflachen. Ralph Metzner spricht im Bezug auf die 5-MeODMT-Einnahme (geschnupfte Reinsubstanz) in seinem psychonautischen Praxishandbuch Die Kröte und der Jaguar von einer «Verfeinerung der Einnahme», die der Slow-Dosing-Technik entspricht, «welche die negativen Reaktionen [auf die volle Dosis 5-MeO-DMT] praktisch auf null reduziert». Er empfiehlt «zuerst ein Einschnupfen von 5 Milli­ gramm, einer Schwellendosis; dann, etwa 20 Minuten später, wenn die volle Wirkung spürbar ist, kann man, je nach Wunsch, eine weitere Dosis von 5–10 Milligramm einnehmen, um die Wirkung zu vertiefen. Diese stufenartige Methode erzeugt eine tiefe Heilungstrance, die etwa 90 Minuten anhält, worauf die gewöhnliche Wahrnehmung des Körpers und der Umgebung in Realzeit langsam und sanft zurückkehrt» (Metzner 2015: 75). Im Handbuch für nachhaltige Erfahrungen mit Entheogenen konkretisiert Metzner: «Bei diesem [zweiphasigen] Prozess wird in einem ersten Schritt nach vorbereitender Meditation eine ED-50-Schwellendosis

«Der Körper erkennt die Medizin und entspannt sich durch ihre Wirkung.» von 5 mg geschnupft, was wahrnehmbare muskelentspannende Effekte, die Wahrnehmung eines weichen, warmen Fließens in allen Körperteilen sowie einfacher farbiger Muster hervorruft. Die Hauptwirkung tritt nach circa 20–30 Minuten ein. Analog kann man sagen, es ist, als ob man auf einem Boot seine ‚See-Beine‘ findet – der Körper erkennt die Medizin und entspannt sich durch ihre Wirkung. Viele Teilnehmer können bei diesem Wirkungsgrad gegenwärtige Themen in ihrem Leben erforschen und psychosomatische Heilung herbeiführen. Diejenigen, die in tiefere Ebenen gehen möchten, können sich dann dafür entscheiden, weitere 5–10 mg über die Nase aufzunehmen, was eine Vertiefung und Ausdehnung ihrer Erfahrung für weitere 50–60 Minuten ab Einnahme der zweiten Dosis ermöglicht» (Metzner 2017: 103).

Safer Use: Verträglichkeitstests Mündige Psychonauten gehen kein unnötiges Risiko ein, sondern unterziehen sich bei ihnen unbekannten Substanzen zunächst grundsätzlich einem }


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Lucys Rausch Nr. 11

Weltweit breit Cannabis wird immer legaler TEXT

Michael Knodt

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is 2013 war klar: Cannabis ist weltweit illegal, solange es aus hedonistischen oder, wie man im Englischen sagt, «recreational» (rekreativen, entspannenden) Gründen konsumiert wird.* Seit Uruguay 2013 als erstes Land der Welt Cannabis legalisiert hat, macht das Modell Schule. Laut einer Erhebung des Deutschen Hanfverbandes (DHV) lebten Ende 2019 knapp 130 Millionen Menschen an einem Ort, wo Cannabis schon legal ist. Das sind nur ungefähr 1,5 Prozent der Weltbevölkerung. Bislang hat es nach Uruguay lediglich Kanada gewagt, für den Freizeitkonsum bestimmtes sowie medizinisches Cannabis im ganzen Land zu legalisieren und zu regulieren. Neben diesen beiden Ländern wollen noch zahlreiche andere zukünftig auf eine entspannte Cannabispolitik setzen, ohne dass sie bislang konkrete Gesetze erlassen haben. Doch das wird sich höchstwahrscheinlich schon im Laufe dieses Jahres ändern. Die Regierungen Luxemburgs und Mexikos haben bereits Gesetzesvorlagen auf den Weg gebracht, die eine Regulierung von Cannabisprodukten sowohl zum medizinischen Gebrauch als auch zu Genusszwecken vorsehen. Auch andere Länder wie die Schweiz und Neuseeland sind sich durchaus bewusst, dass ihre Cannabis-Gesetzgebung reformbedürftig ist, und wollen das nicht Hals über Kopf, jedoch langsam und schrittweise ändern.

Wenig wirklich gute Beispiele Dass Uruguay und Kanada den Ländern, die Ähnliches im Sinn haben, gute Beispiele liefern, wie ein regulierter Cannabismarkt aussehen könnte, ist leider ein Irrtum.

In Uruguay funktionieren die Cannabis Social Clubs sehr gut. Hier können sich Cannabis-Liebhaber zu Anbaugemeinschaften zusammenschließen, um die Früchte ihrer Arbeit gemeinsam zu ernten und genießen. Die Mitgliederzahl ist auf 99 beschränkt, damit ein kommerzieller Charakter vermieden wird. Das staatliche medizinische Programm ist nach Startschwierigkeiten auf gutem Weg, und auch der private Anbau von bis zu sechs Pflanzen pro Person hat sich bewährt. Anders verhält es sich mit den Verkaufsstellen. Das Gesetz verbietet Cannabis-Fachgeschäfte und zwingt stattdessen Apotheken, den Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken zu übernehmen. Die meisten Apotheken wollen aber gar kein Weed verkaufen. So gibt es in Uruguay bis heute sehr wenige Verkaufsstellen und bei einem großen Teil des konsumierten Cannabis handelt es sich um illegal importiertes Cannabis aus Paraguay. Zudem sind Touristen von den neuen Freiheiten ausgeschlossen. Kanada hat sich zwei Jahre lang Zeit genommen, sein Gesetz vorzubereiten und 2018 zu verabschieden. Das funktioniert mittlerweile auch passabel, allerdings gibt es aufgrund des unerwartet hohen Bedarfs noch immer Lieferschwierigkeiten. Cannabis ist bundesweit legal, wobei die einzelnen Bundesstaaten bei den Details wie Mindestalter, Lizenzvergabe oder Kontrollmechanismen durchaus mitbestimmen konnten. So liegt die Altersgrenze in einigen Territorien bei 18, in anderen bei 21 Jahren. Sogenannte Edibles (THC-haltige Snacks) sind erst seit Ende 2019 unter Berücksichtigung zahlreicher Sicherheitsauflagen erlaubt, nachdem es um deren

* In Deutschland ist das Wort Kiffen nach über 40 Jahren medialer Schelte so negativ besetzt, dass sich selbst einige Hanf-Fachzeitschriften und -plattformen seit ein paar Jahren den Begriff Freizeitkonsum schöngeschrieben haben. Das klingt allerdings stocksteif und ein wenig zu sportlich, um den relaxten Kern der Sache wirklich zu treffen. Deshalb soll der Begriff Freizeitkonsum wenigstens im vorliegenden Artikel soweit wie möglich vermieden werden.


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generelle Zulassung eine intensive Diskussion gegeben hatte. Dafür funktioniert das medizinische Cannabisprogramm in Kanada mehr schlecht als recht. Die Regierung hat es dort von Anfang an versäumt, medizinisches Cannabis ins Gesundheitssystem zu integrieren. Anders als in Deutschland oder den Niederlanden besteht dort eine Art medizinische Parallelwelt mit eigenen Ärzten und Apotheken, die rein gewinnorientiert arbeiten. Diese unsaubere Trennung beider Märkte, die von denselben Produzenten beliefert werden, hat bereits zu mehreren kleinen Börsenblasen sowie 2018 zu einer Rüge der UN geführt. Zudem verhindert dies, dass Cannabis ähnlich intensiv und gut wie andere, neue Arzneimittel erforscht wird. Weil das medizinische Cannabisprogramm nicht Teil des Gesundheitssystems ist, ist eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung wie in Deutschland nicht möglich.

Mexiko Mexiko muss laut einem Urteil des Obersten Gerichtshofs bis April 2020 den Besitz und Konsum kleiner Cannabismengen legalisieren. Die linksliberale Regierung hat damit kein Problem, und noch im Oktober 2019 sah es so aus, als ob Cannabis ab April 2020 legal sein wird. Doch der Widerstand in der politischen Führungsriege, besonders im Senat, ist größer als erwartet. So wurde das bereits fertige Gesetz dem Parlament immer

noch nicht zur Abstimmung vorgelegt. Sollte das bis April 2020 nicht geschehen sein, könnte das Oberste Gericht das Cannabisverbot per se für ungültig erklären. Da die Regierung das verhindern möchte, scheint die Frage der Legalisierung keine grundsätzliche, sondern nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ein Blick nach Kanada hat die Gesetzgeber in Mexiko dann dazu bewegt, mexikanische Klein­ bauern beim Gesetz zur Lizenzvergabe von Anbaugenehmigungen explizit zu bevorzugen. Mexiko möchte, anders als Deutschland, seine aufstrebende Cannabis­branche nicht in kanadische oder US-amerikanische Hände legen.

Neuseeland Neuseelands Regierungskoalition hat die Cannabis-Frage auf Initiative der Grünen kurzerhand auf den Wahlzettel gesetzt. Wenn die Kiwis am 21. November 2020 ein neues Parlament wählen, werden sie auch gefragt, wie es das Land ab dann mit Cannabis halten wolle. Stimmt die Mehrheit der Neuseeländerinnen für legales Cannabis, könnte die kommende Regierung Cannabis legalisieren. Die Abstimmung wird allerdings für die zukünftige Regierung nicht bindend sein.

Jamaika Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Regierung Cannabis zum rekreativen Konsum lediglich aufgrund der starren Haltung der USA bislang nicht }


Lu c y s R a u s c h Nr.  1 1

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Transhum Die transhumanistische Bewegung hat auf die Herausforderungen unserer Zeit ihre eigene Antwort gefunden.voloreh endaepe llupit, opta cori quundiatquas rem dere, nossitiam desedi ipsunt qui inusaperciat a

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Frank Sembowski

ereits der erste Schub der Digitalisierung hat gezeigt, wie schnell eine Technologie sich der gesellschaftlichen Kontrolle entziehen und sich verselbstständigen kann. In der Geschichte der Menschheit haben einzelne Erfindungen und technologische Errungenschaften schon häufig zu Umwälzungen geführt, aber die gegenwärtige Welle der Veränderungen – ausgelöst durch die digitale Revolution und die sich abzeichnenden Neuerungen auf den Gebieten der Bio- und Nanotechnologie – ist womöglich beispiellos in ihrer Eigendynamik und Komplexität sowie vor allem äußerst invasiv. Die Computer und das Internet haben uns neue Freiheiten gebracht, aber auch neue Abhängigkeiten. Einerseits sind sie Mittel zur Lösung einer zunehmenden Zahl globaler Probleme, andererseits tragen sie erheblich zu deren Verschärfung bei. Ablesen kann man das am gesteigerten Ressourcen- und Energiebedarf, an der grenzenlosen Monopolisierung und am Phänomen der Entwertung von Wissen und Kunst. In Krisenzeiten wie diesen steigt die Bereitschaft, vermeintlich einfache Lösungen zu akzeptieren. Das kann sich im Rückgriff auf längst überwunden geglaubte Ideologien oder wie im Fall des Transhumanismus in einer Art Schicksalsergebenheit äußern. Die transhumanistische Bewegung hat auf die Herausforderungen der Zeit ihre eigene Antwort gefunden: Nicht der rasante technologische Wandel ist für sie das Problem, sondern die Menschen, die das sinnstiftende Moment und die evolutionäre Notwendigkeit dieses Wandels nicht erkannt haben. Ihre eigene Geisteshaltung bezeichnen die Transhumanisten passenderweise als proaktiven Fortschrittsoptimismus: Die Zukunft der Menschheit – so lautet ihre Prophezeiung – wird eine herrliche sein. 1,2

Doch welche humanistischen Werte wird diese transhumane Zukunft mit sich bringen? Wird es die Menschheit, wie wir sie kennen, in hundert Jahren noch geben? Oder wird sie sich aufgespalten haben in Gegner und Befürworter einer Entwicklung, deren Ausmaß wir im Moment nur erahnen können? Obwohl der Transhumanismus diverse Strömungen und Einzelmeinungen umfasst, ist die Begriffsbestimmung des Philosophen Julian Huxley aus dem Jahr 1957 weiterhin aktuell. In ihr schildert er den Transhumanismus als einen Akt kollektiver Ver-

Das Transhumane wohnt dem Menschen von Anfang an inne, es ist seine ureigene Natur. antwortung, der die Menschheit zu sich selbst führt: «So diese es wünscht, kann sich die Spezies Mensch selbst transzendieren – nicht nur vereinzelt, ein Individuum hier auf diese Weise, ein Individuum dort auf jene Weise, sondern in ihrer Ganzheit, als Menschheit. Für diese neue Zuversicht muss noch ein Name gefunden werden. Vielleicht wird ihr Trans­humanismus gerecht: der Mensch, der Mensch bleibt, aber sich selbst durch die Verwirklichung neuer Möglichkeiten transzendiert, ausgehend von seiner menschlichen Natur und für seine mensch­ liche Natur.» 3 Gehen wir vorab auf einige weit verbreitete Missverständnisse ein: a) Das Transhumane kann gemäß der erweiterten Synthese der Evolutionstheorie als Bestandteil der menschlichen Evolution verstanden werden. So gesehen hat es nichts Künstliches an sich.


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anismus Der Traum der Transhumanisten: Zugang zu virtuellen Räumen erlangen und in eine Art Bewusstseinskollektiv eintauchen. Foto: Shutterstock

b) Tatsächlich wohnt das Transhumane dem Menschen von Anfang an inne, es ist seine ureigene Natur: Kleidung, Kunst und Spiritualität, aber auch Medikamente, Sehhilfen, Zahnersatz und Herzschrittmacher zeugen davon. c) Aus biologischer Sicht ist jede Art eine Momentaufnahme der Zeit. Die Transhumanisten haben den ewigen Fortschritt in ihren Manifesten zum Dogma erklärt; sie übersehen allerdings, dass es in

der Evolution keinen Plan, kein Höheres und kein Ziel, sondern nur Anpassung gibt. An diesem Punkt unterliegt der Transhumanismus einem Fehlschluss. d) Auch wenn der Begriff Transhumanismus fast ausschließlich technologisch gedeutet wird, kann er sich auf beliebige Weise manifestieren, beispielsweise in neuen kulturellen Leistungen oder } Gesellschaftssystemen. }


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Lucys Rausch Nr. 11

YOGA UND PSYCHEDELIKA

Eine Reise zum Wesentlichen TEXT

René Schliwinski

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nde der Neunziger – ich war etwa 18 Jahre jung – wurde mir unvermittelt eine Erfahrung zuteil, die mein gesamtes Leben nachhaltig veränderte. Eigentlich war ich bis dahin Atheist, doch diese Erfahrung weckte in mir das Interesse für westliche und östliche Weisheitslehren, Religion, Yoga, Tantra und Schamanismus.

Kurze Vorgeschichte An einem lauen Sommerabend im Erzgebirge haben wir um eine Feuerstelle herum ein gemütliches Lager mit Isomatten, Decken und Schlafsäcken aufgeschlagen. Wir wollen eine gemeinsame psychedelische Reise machen. Nach einer RedestabRunde sitzen wir einen Moment gemeinsam in Stille. Dann ist es soweit. Die Medizin (LSD-25) wird in Form eines Blotters gereicht. Ich sitze im Kreis mit den Weggefährten, als hinter meinen Augenlidern allmählich bunte Farben und Muster zu tanzen beginnen. Unbekümmert lasse ich mich im Strom der Energie und der kaleidoskopischen Gebilde treiben. Meinen Kameraden geht es wohl ähnlich. Wir kichern, summen, lachen, atmen, seufzen und räkeln uns auf den Matten. Dann beginnt es plötzlich leicht zu regnen. Wir rücken näher zusammen und entzünden das Feuer. Das Feuerholz knistert und knackt. Ich sehe Gesich-

ter und Fratzen in der Glut und staune über dieses Spektakel. Wir genießen und feiern unser gemeinsames Hiersein. Nachdem der Regen abgeklungen ist, taumeln wir in verzückter Ekstase auf die angrenzende Waldwiese. Es ist mittlerweile dunkel geworden. Ein leuchtender Sichelmond und funkelnde Sterne erhellen die tiefschwarze Nacht. Nebel steigt von der Wiese auf. Grillen zirpen. Leuchtkäfer schweben über dem Boden. Ein magischer Anblick. Ich jauchze vor Freude. Es fühlt sich an, als ob ich das erste Mal hier auf diesem Planeten stehe. Ein unbeschreibliches Gefühl der Glückseligkeit durchströmt mich. Die Beine zittern, der Körper bebt. Ich fühle mich mit der Natur um mich herum verbunden. Mein Atem strömt ein und aus. Die nackten Füße spüren das feuchte Gras. Mutter Erde unter meinen Sohlen. Ich lasse mich auf die Knie fallen und lege meine Stirn auf den feuchtwarmen Boden.

Visionen Dunkelheit umfängt mich. Stille. Ein unendlicher Augenblick. Raum und Zeit lösen sich auf. Auf einmal erscheint in der Dunkelheit ein zartes Licht. Es scheint zunächst weit in der Ferne zu leuchten. Doch plötzlich offenbart es sich mir als Leuchten in meinem Inneren, als Licht in meiner Seele. Meine Auf-


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merksamkeit ist wie gebannt, die inneren Augen sind auf dieses Licht fixiert. Es kommt näher, wird stärker und beginnt, aus sich heraus zu pulsieren, um sich selbst zu kreisen wie eine Galaxie, im Zentrum eine strahlende, wabernde, lebendige Sonne. Meine Wahrnehmung wird vollständig davon absorbiert. Ich verschmelze mit diesem Strahlen, werde zu Licht … Dann wandelt sich diese Vision. Ich hocke auf den Knien am Fuß einer gigantischen Tempeltreppe. In meinem Inneren beginnen tibetische Mönchs­ gesänge, Glocken und Hörner zu ertönen. Ehrfürchtig hebe ich den Kopf und erblicke oberhalb der Stufen einen in goldenen Pailletten leuchtenden

Alles ist in mir und ich bin mit allem verbunden. Mein Wesen ist das gleiche wie in allen Formen. Bodhisattva kosmischen Ausmaßes. Still und erhaben thront er über mir. Die rechte Hand liegt zu einem Mudra geformt in seinem Schoß. Die andere Hand vor seinem Herzen hält zwischen den Fingern die leuchtende Sonne. Dieser Anblick ist so erhebend, dass mir die Tränen kommen und ich das Gefühl habe, vor Ekstase zu zerspringen. Dass mir als kleinem Menschlein so etwas zuteil wird, ist schier unfassbar.

Darshan – den Segen empfangen Plötzlich senkt das Wesen seinen linken Arm und berührt mit der Sonne meine Brust. Unendlich mitfühlend lächelt der Buddha mich an. Ich schlottere und weine vor Erregung. In diesem Moment durchfährt mich die Erkenntnis, dass dieses kosmische Wesen mein Innerstes ist. Ich erblicke in meinem Herzen die Erde, Berge, Meere, Flüsse, Wälder, Bäume, Pflanzen, Tiere, Insekten, Menschen. Alles ist in mir und ich bin mit allem verbunden. Mein Wesen ist das gleiche wie in allen Formen. Die Buddha-Natur offenbart sich. Ich fühle, dass alles demselben Urgrund entspringt und wieder in ihn zurückkehrt. Das verborgene Geheim-

nis, das hinter allem liegt, wird mir gezeigt. Aus diesem Grund manifestiert sich die Schöpfung. Abermilliarden Formen gehen daraus hervor, bleiben eine bestimmte Weile bestehen und kehren dann wieder zurück in die Leere. Ein ewiger Kreislauf von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Doch der Urgrund ist unbewegt und ewig. Körper kommen und gehen, so wie Wellen auf der Oberfläche des Meeres. Der Ozean dahinter ist jedoch grenzenlos, unermesslich tief und absolut still … Abrupt endet diese Vision. Ich hebe meinen Kopf vom Boden. Tränen der Rührung strömen über mein Gesicht. Ich schaue mich um. Meine Weggefährten sind immer noch mit mir auf der Wiese, als wären nur Sekunden vergangen. Ich stehe zitternd auf. Alles pulsiert, wabert, strömt. Mein Herzraum ist offen und weit. Staunend und von Ehrfurcht erfasst, blicke ich in den funkelnden Nachthimmel.

Der Weg beginnt Was in dieser Nacht geschah, markiert den Beginn meines inneren Weges. Ab diesem Moment war für mich klar, worum es in meinem Leben geht. Selbsterkenntnis und Freiheit. Ohne dass ich damals genau sagen konnte, was das eigentlich bedeutet. Ich wusste nur, dass ich etwas Wesentliches berührt hatte. Mein inneres Feuer für den spirituellen Weg war geweckt. Ich wollte es wirklich wissen. Ich begann, alles zu lesen, was ich in die Hände bekam: Hermann Hesse, Timothy Leary, Ram Dass, Ralph Metzner, Samuel Widmer, Alan Watts, Lao Tse, Meister Suzuki, das tibetische Totenbuch, Meister Eckhart und andere.

Psychedelisches Yoga Ich entschied mich, tiefer ins Yoga einzusteigen und begann zunächst mein autodidaktisches Selbststudium mit Hatha Yoga. Ich praktizierte, teils zurückgezogen wie ein Mönch, täglich morgens und abends ein bis zwei Stunden Asanas (Yogaübungen), Prana­ yama (Atemtechniken) und Meditation. Etwa einbis zweimal pro Woche rauchte ich vor meinen Übungen Marihuana, um die Praxis zu verstärken. Meine Erfahrungen wurden dadurch teilweise so intensiv, dass ich mich nur noch flach auf den Boden legen konnte, beten und warten musste, bis }


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Cannabis

Was man inzwischen weiß, was man wirklich wissen sollte TEXT

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Maximilian Plenert

as Thema Cannabis bietet für junge Forscher einen großen Vorteil: Die Hälfte aller wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Cannabinoide erschien erst in den letzten 10 Jahren. 50 Prozent aller Artikel auf PubMed zu «Cannabidiol» oder «Medical Cannabis» erschienen zwischen 2015 und 2019, in den letzten 10 Jahren waren es über 70 Prozent aller Publikationen. Damit gibt es vergleichsweise wenige Experten, die einen echten Wissensvorsprung aufweisen können. Die aktuellen Erkenntnisse waren vor 10 Jahren technisch, insbesondere chemisch-analytisch sowie genetisch, schlicht unmöglich bis undenkbar. 10 Jahre entsprechen etwa dem Zeitraum, den es braucht, um ein Medizinstudium und eine Facharztausbildung abzuschließen. Anders ausgedrückt: Als die Mediziner, die aktuell ihren Facharzt gemacht haben, mit dem Studium begonnen haben, gab es die Hälfte der Publikationen über Cannabinoide schlichtweg noch nicht. Als ich vor zwei Jahren – nach über zehn Jahren Tätigkeit – vom Deutschen Hanfverband zu Sens Media wechselte, dachte ich, dass ich ganz solide Kenntnisse über Cannabis besitze. Heute weiß ich, dass ich damals kaum etwas wusste. Anlass, mich noch intensiver mit Cannabis zu beschäftigen, war meine ADHS-Erkrankung. Erst als Erwachsener erhielt ich 2013 meine ADHS-Diagnose, 2014 wurde ich – mit einer Ausnahmeerlaubnis für eine ärztlich begleitete Selbsttherapie mit Cannabisblüten – offiziell Cannabispatient. In diesem Artikel versuche ich zu zeigen, warum es wichtig ist, die einzelnen Sorten Cannabis zu unterscheiden. Cannabis ist in Deutschland offiziell laut Monographie und Ausschreibung nur eine THC/

CBD-Pflanze, unterschiedliche Sorten und die weiteren Inhaltsstoffe außer THC und CBD kommen darin nicht vor. Für Patienten können diese Unterschiede sehr wichtig sein; daher sollten ihre Ärzte und Apotheker zumindest lernen, welche Sorten ähnlich und damit austauschbar sind und welche nicht. «Es kommt auf die Sorte an» ist nur ein Beispiel; es existieren weitere Themen, bei denen es relevante Wissenslücken gibt oder bestehendes Wissen nicht genutzt wird – Cannabis kann mehr, als klinisch bewiesen ist.

Offizieller Stand: Cannabis = THC + CBD Cannabis sativa ist in den Köpfen vieler Fachleute nur eine THC-Pflanze. Cannabis als Bezeichnung für die Pflanze, Cannabisblüten /Marihuana, THC und der Begriff Cannabinoide werden synonym verwendet. Die Existenz von CBD und anderen Cannabinoiden ist durchaus bekannt, mehr aber auch nicht. Dass CBD eine antipsychotische Wirkung besitzt und das Verhältnis von THC und CBD einen wichtigen Einfluss auf die psychischen Risiken des Cannabis­ gebrauchs hat, ist Stand der aktuellen Wissenschaft, aber allgemein kaum bekannt. Allerdings war der CBD-Gehalt professioneller Sorten auf dem Schwarzmarkt in den letzten Jahren ohnehin äußerst gering. Und hier kommen die weiteren Wirkstoffe der Can­ nabispflanze, insbesondere die Terpene, zum Tragen. Sie haben einerseits selbst eine Wirkung, andererseits steuern und modulieren sie die Wirkung von Cannabinoiden. In diesem Kontext lässt sich vereinfacht sagen, dass einige dieser anderen Stoffe ähnlich wie CBD wirken und das fehlende CBD ersetzen – je nach Sorte mehr oder weniger stark.


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Die antipsychotische Wirkung von CBD Laut offizieller amtlicher Beschreibung im Rahmen der Ausschreibung des Anbaus ist Cannabis eine Pflanze, die sich als Medizin über genau zwei relevante Inhaltsstoffe definiert: THC und CBD. In Bezug auf den Rausch und den Einsatz bei vielen Erkrankungen sind diese beiden Stoffe für einen großen Teil der Wirkung verantwortlich. Für die Fragen, in welche Richtung der Rausch geht, wie psychotisch Cannabis wirkt, wie verträglich es als Medizin wirkt oder was die Wirksamkeit bei bestimmten Diagnosen angeht, sind die weiteren Inhaltsstoffe relevante Größen. Wie beschränkt die amtliche Sicht auf Cannabis als «THC-CBD-Pflanze» ist, zeigt ein Gedankenexperiment, bei dem Medizinalcannabis durch medizinischen Alkohol ersetzt wird. Laut Ausschreibung wäre Alkohol vom Typ 1 definiert über einen Ethanolalkohol-Gehalt von 18 bis 22 Prozent. Damit könnte der

Das kollektive Populärwissen über Cannabis enthält durchaus auch solide Fakten. Hersteller von Medizinalalkohol Typ 1 entweder Portwein, Likör, Wermut oder Magenbitter an das BfArM liefern. In jeder Charge könnte etwas anderes enthalten sein – Hauptsache, der Ethanolgehalt liegt zwischen 18 und 22 Prozent. In der Praxis kann die Beschränkung auf THC und CBD dazu führen, dass Anbieter von Cannabisblüten aus Kanada ohne einen Wechsel beim Produktnamen von einer Charge zur nächsten die Sorte wechseln. Das Gleiche kann jedem Patienten passieren, wenn der Arzt statt einer nicht verfügbaren Sorte eine andere Sorte mit dem gleichen THC-Gehalt verschreibt – wobei es der Arzt im Gegensatz zu Cannabisfirmen kaum besser wissen kann.

«Nun sag, wie hast du’s mit den Sorten?» Für erfahrene Konsumenten und Patienten ist es offensichtlich, dass bestimmte Sorten über den Ge­ruch, das Aussehen oder die Wirkung unterscheidbar sind. Leider prallen aufgrund der Verbotsgeschichte von Cannabis bei diesem Thema Welten aufeinander. Einerseits gibt es Forscher, die sich neu mit

In Deutschland war und ist Dronabinol, also reines THC, das am häufigsten eingesetzte Cannabis-Medikament. Das ist verständlich, da Dronabinol das erste verschreibungsfähige Cannabis-Medikament war. Reines THC verursacht oral aufgenommen langanhaltende psychotrope Effekte. Diese sind als Nebenwirkungen ein Problem beim Einsatz von Dronabinol; Patienten brechen die Therapie wegen Unverträglichkeit ab oder die Dosierung kann nicht soweit erhöht werden, wie es für eine ausreichende Wirkung notwendig wäre. Für Patienten, die körperlich geschwächt sind – insbesondere ältere Patienten – kann das Risiko eines Sturzes ein guter Grund gegen eine Therapie mit Dronabinol sein. Andere Wirkstoffe in Cannabis aus der Gruppe der Terpene wirken ähnlich wie CBD oder erfüllen eine ähnliche Funktion. Cannabis-Ärzte aus anderen Ländern nutzen in der Regel statt Dronabinol eher THC-reiche Vollspektrum-Extrakte mit allen oder zumindest vielen weiteren Inhaltsstoffen; sie können über die starken Nebenwirkungen von Cannabis in Form von Dronabinol in Deutschland nur den Kopf schütteln. Die medizinische Fachwelt konnte dies im Kontext der Entwicklungsgeschichte von Sativex beispielsweise 2008 in Übersichtsartikeln finden, die eigentlichen klinischen Untersuchungen dazu wurden im Jahr 2003 veröffentlicht. besserlebenmitcannabis.de/optimal-bei-schmerzen-thc-plus-cbd/

Cannabis beschäftigen und mitunter so tun, als müssten sie bei null anfangen. Andererseits stammt das meiste praktische Wissen zu Cannabis, Sorten und Wirkungen oft aus illegalen, nicht öffentlichen Bereichen. Das kollektive Populärwissen enthält durchaus auch handfeste und solide Fakten. Exemplarisch wäre Kalifornien zu nennen; dort begann mit der Legalisierung von Cannabis als Medizin über eine Volksabstimmung im Jahr 1996 die Renaissance von Cannabis. Noch werden diese Jahrzehnte der Erfahrungen von Patienten, Ärzten, Caregivern, Dispensaries und Growern verhöhnt, belächelt oder ignoriert – dabei könnte dies die Basis sein. Was sich bei Patienten bewährt hat, sollte der Forschung zumindest als Ansatzpunkt gut genug sein. Sortennamen – von OG Kush über Purple bis Cookies  –  oder Bezeichnungen wie Haze stehen für bestimmte Eigenschaften; es sind Codes, nicht hundertprozentig genau, sondern unscharf mit einer }


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Lucys Rausch Nr. 1 1

Zauberpilze:

Mehr als nur Psilocybin

Foto: XYZ

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Fe l i x B l e i

chon seit langer Zeit werden psychoaktive Substanzen, sogenannte Entheogene, traditionell zu spirituellen, mystischen und religiösen Zwecken verwendet. Dabei haben diese Stoffe die Entwicklung der Weltreligionen nachhaltig beeinflusst; die Organismen, welche sie produzieren, wie Pflanzen und Pilze, wurden von den Urvölkern verehrt. Eine besondere Stellung nehmen hier die psychedelischen Pilze aus der Gattung Psilocybe ein. Forschungen haben gezeigt, dass die Menschen diese Pilze schon seit vielen Tausend Jahren zu spirituellen Zwecken konsumieren. Für die Azteken waren sie sogar heilig, und sie nannten sie Teonanacatl, was übersetzt «Fleisch der Götter» bedeutet. Erst 1955 gelang es Gordon Wasson als erstem westlichen Besucher, an einer Pilzzeremonie bei mexikanischen Ureinwohnern teilzunehmen. Dank Albert Hofmann konnten 1958 die Tryptamine Psilocybin und Psilocin erstmals isoliert, benannt und für die psychoaktive Wirkung verantwortlich gemacht werden. Nach der Aufnahme wird Psilocybin in der Leber schnell zum eigentlich aktiven Wirkstoff Psilocin umgesetzt. Weltweit sind mittlerweile über 200 verschiedene Pilzarten bekannt, welche diesen Inhaltsstoff produzieren, wobei sie auf nahezu jedem Kontinent der Erde zu finden sind. Einige Arten, wie Psilocybe cubensis, lassen sich sehr einfach kultivieren und werden deshalb auf der ganzen Welt von Psychonauten zu Rauschzwecken gezüchtet. Ein anderes, sehr bekanntes Entheogen ist Ayahuasca, dessen Name aus der Quechua-Sprache

der Andenregion Südamerikas stammt und «Seelenranke» bedeutet. Der Trank wirkt stark psychotrop, und die indigenen Völker Lateinamerikas setzen ihn seit mindestens 1000 Jahren bis heute in schamanistischen Zeremonien ein (Miller, Albarracin-Jordan et al. 2019). Um Ayahuasca herzustellen, kocht man Pflanzenteile der DMT-haltigen Psychotria viridis mit der im Amazonasbecken vorkommenden Liane Banisteriopsis caapi zu einem Pflanzensud. Dieser ent-

Als potente MAO-Inhibitoren können Beta-Carboline die Wirkung des Psilocybins verstärken. hält das oral inaktive Psychedelikum N,N-Dimethyltryptamin (DMT) und pflanzliche Beta-Carboline, nämlich die Alkaloide Harmin, Harmalin und Tetrahydroharmin aus Banisteriopsis. Durch eine temporäre Hemmung des Enzyms Monoaminooxidase A (MAO-A) verhindern die Beta-Carboline den Abbau des DMT und ermöglichen damit die Entfaltung der psychedelischen Effekte. Dasselbe Enzym sorgt auch nach der Aufnahme von Psilocybin und Psilocin für deren Abbau. Obwohl das Psilocybin, das Psilocin und weitere Tryptamine schon seit mehr als 60 Jahren bekannt sind, hat man weiteren Inhaltsstoffen der Magic Mushrooms bisher offenbar keine Beachtung

Foto: Manuel Barroso Parejo / Unsplash

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geschenkt. Forschern der Universität Jena ist es erst kürzlich gelungen, die aus dem Ayahuasca bekannten Beta-Carboline ebenfalls in verschiedenen Pilzen der Gattung Psilocybe zu entdecken (Blei, Dörner et al. 2019). Als sehr potente Inhibitoren der Monoaminoxidase (MAO) können Beta-Carboline die Wirkung des Psilocybins verstärken, indem sie dessen Abbau im Körper verlangsamen. Dadurch können sich die psychedelischen Effekte, die durch den Konsum der Pilze ausgelöst werden, im Vergleich zum Reinstoff verlängern; auch könnte dies eine Erklärung für unterschiedliche Erfahrungen beim Konsum verschiedener Zauberpilze darstellen. Durch die Hemmung der MAO-A könnte sich zudem der Wirkeintritt der psychedelischen Effekte (onset) beschleunigen. Was hat Ayahuasca nun mit den halluzinogenen Pilzen zu tun? Laut der erwähnten Publikation entdeckte man erstmals die Wirkstoffe Harman und Harmin und weitere Beta-Carboline wie das Norharman, das Perlolyrin und Cordysinine in

verschiedenen Spezies der Gattung Psilocybe. Die Wirkstoffe ließen sich in den Fruchtkörpern, Pseudo­ sklerotien («Trüffeln») sowie im Myzel der Pilze in unterschiedlicher Zusammensetzung nachweisen. Im Myzel fanden sich dabei die höchsten Mengen an Beta-Carbolinen. Momentan befindet sich die Forschung in einer «psychedelischen Renaissance». Neueste Ergebnisse zeigen, dass Psilocybin bei der Psychotherapie von Angst- und Zwangsstörungen und bei der Suchtentwöhnung von Rauchern und Alkoholkranken wirksam sein kann. Klinische Studien der Johns-Hopkins-Universität und der New Yorker Universität zeigten Behandlungserfolge von 60 bis 80 Prozent bei Depressionen und Angstzuständen durch eine Einmalgabe von Psilocybin (Sherwood et Prisinzano 2018). In all diesen Studien wurde stets Psilocybin als Einzelwirkstoff verabreicht. Allerdings wurden, verglichen mit Banisteriopsis caapi, nur geringe Mengen der Beta-Carboline in Psilocybe gefunden, und es existieren noch keine Forschungsdaten zu der }

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Lucys Rausch Nr.  11

CBD gegen das neue Corona-Virus: Der Stand der Wissenschaft TEXT

D r.  m e d . F r a n j o G r o t e n h e r m e n

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um Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags (August 2020) sind weltweit mehr als 700 000 Menschen an der neuen Corona-Virus-Infektion gestorben. In Deutschland stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen erstmals wieder über 1000. Bilder aus Italien, Großbritannien, Brasilien, den USA und weiteren Ländern mit hohen Infektions- und Todeszahlen mahnen uns, vernünftig zu bleiben, während die Wissenschaft intensiv nach Möglichkeiten zur Vorsorge und Therapie sucht. In den vergangenen Wochen sind einige wissenschaftliche Artikel zu möglichen therapeutischen Wirkungen von Cannabis und CBD gegen die Infektion mit dem neuen Corona-Virus (SARS-CoV2-Coronavirus) beziehungsweise zur Behandlung der daraus entstehenden COVID-19-Erkrankung erschienen. Es gibt bisher keine sicheren Daten, dass Cannabis und CBD hilfreich sind. Es gibt jedoch zwei begründete Ansätze für einen solchen Nutzen. Der eine Ansatz betrifft die Vorbeugung vor einer Infektion, der zweite die Therapie der Erkrankung, insbesondere der ausgeprägten Entzündungsreaktion.

für den Stoffwechsel die Wirtszelle. Viren sind daher keine Lebewesen. Es sind heute etwa 2 Millionen Viren bekannt. Sie haben meistens spezifische Wirte (Tiere), in denen sie sich vermehren. Sie können unter bestimmten Umständen auch auf einen neuen Wirt überspringen. Corona-Viren sind seit den sechziger Jahren bekannt. Sie kommen bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien vor und verursachen dort verschiedene Erkrankungen. Einige Corona-Viren haben mehrere Wirte. Beim Menschen sind bisher sieben Corona-Viren bekannt, die leichtere bis schwere Atemwegserkrankungen verursachen. Auch das neue Corona-Virus (SARS-CoV-2) verursacht eine schwere Erkrankung (COVID-19) und ist von einem anderen Wirt auf den Menschen übergesprungen. Verschiedene Tiere (Schlangen, Schuppentiere etc.) werden als möglicher Ursprung diskutiert. Die Übertragung geschieht in der Regel über Tröpfchen, zum Teil auch über Aerosole. Auch Schmierinfektionen werden nicht ausgeschlossen.

Das neue Corona-Virus (SARS-CoV-2)

Reduzierung der Infektanfälligkeit

Viren infizieren den Körper im Gegensatz zu Bakterien dadurch, dass sie sich außerhalb von Körperzellen verbreiten, jedoch in Körperzellen eindringen, um sich dort zu vermehren. Sie benötigen also grundsätzlich Wirtszellen. Viren selbst sind keine Zellen, sondern besitzen nur das Programm zu ihrer Vermehrung und Ausbreitung. Sie besitzen keine eigene Vermehrungsfähigkeit und keinen eigenen Stoffwechsel, sondern nutzen zur Vermehrung und

Die Hemmung des Eindringens in die menschlichen Zellen und damit der Ausbreitung des Virus stellt einen plausiblen Weg zur Vorbeugung der Erkrankung dar. Ähnlich wie andere Krankheitserreger der Atemwege wird SARS-CoV-2 unter anderem durch eingeatmete Tröpfchen übertragen. Es nutzt einen rezeptorvermittelten Eintritt in den menschlichen Körper über das Angiotensin-konvertierende Enzym II (englisch Angiotensin-converting enzyme 2,


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Foto: Shutterstock

kurz ACE2-Enzym). Das ist ein Enzym auf der Oberfläche menschlicher Zellen, das von Corona-Viren – inklusive dem neuen Corona-Virus – als Rezeptor oder Andockstelle genutzt wird, um in die Zellen zu gelangen. Je mehr Rezeptoren es gibt, umso schneller breiten sich die Viren in unseren Körperzellen aus. Dieser Rezeptor findet sich auf Zellen im Lungengewebe sowie in der Mund- und Nasenschleimhaut, der Niere, dem Herzen, den Hoden und dem Magen-Darm-Trakt. Forscher der Universität von Lethbridge in Kanada wiesen nun darauf hin, dass CBD den ACE2-Spiegel in diesen Zellen reduzieren kann (Wang et al. 2020). Der Mensch wäre damit weniger anfällig und verletzlich gegenüber dem Virus. So könnte sich grundsätzlich das Infektionsrisiko verringern. In ihrem Beitrag schreiben sie: «Im Rahmen der Forschungslizenz von Health Canada haben wir über 800 neue Cannabis-sativa-Sorten und -Extrakte entwickelt

und die Hypothese aufgestellt, dass C.-sativa-Ex­ trakte mit hohem CBD-Gehalt zur Modulation der ACE2-Expression in COVID-19-Zielgeweben verwendet werden könnten. Beim Screening von C.-sativa-­

Sativa-Extrakte mit viel CBD können den ACE2-Spiegel in den Zellen reduzieren. Extrakten unter Verwendung künstlicher menschlicher 3D-Modelle von Mund-, Atemwegs- und Darmgeweben identifizierten wir 13 Extrakte von C.-sativa mit viel CBD, die die ACE2-Genexpression und den ACE2-Proteinspiegel modulieren.» Und weiter: «Die Extrakte unserer erfolgreichsten und neuartigsten C.-sativa-Linien mit hohem CBD-Gehalt könnten in Erwartung weiterer Untersuchungen eine nützliche und sichere Ergänzung zur Behandlung von COVID-19 als Zusatztherapie werden. Sie können zur Entwicklung einfach anzuwendender präventiver Behandlungen in Form von Mundwasser und Rachengurgelprodukten sowohl }


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Begegnungen mit Pflanzenwesen Die Wege der Heilpflanzenannäherung TEXT

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Ke v i n Jo h a n n

er Zugang zum Wesen einer Pflanze kann auf ganz unterschiedlichen Wegen und Ebenen erfolgen. Diese können, obwohl sie auf den ersten Blick getrennt voneinander existieren und jede Zugangsebene scheinbar eine spezielle Betrachtungsweise in sich birgt, in einem wechselseitigen Zusammenspiel ein großes Ganzes ergeben. Es ist daher höchst ratsam, den Fokus nicht nur auf einen der im Folgenden beschriebenen Wege zu richten, sondern sich in gleicher Weise für die anderen zu öffnen. Nur dann wird es möglich, dass man das Wesen einer Pflanze, samt ihrer materiellen und geistigen Eigenschaften, mit einem ganzheitlichen Blick erfassen und kennenlernen kann. Richtet man seine Aufmerksamkeit hingegen lediglich auf eine

der Zugangsebenen, bleibt einiges im Verborgenen, und man nimmt nur einen kleinen Ausschnitt der Gesamtheit wahr.

Wissenschaft Die wissenschaftliche Ebene der Annäherung an Heilpflanzen ist der Weg des Denkens sowie des materiell und instrumentell Messbaren. Es ist ein interdisziplinärer Weg, der sich mit botanischen, pharmakologischen und ökologischen Inhalten beschäftigt. Beispielsweise geht es um die Fragen, wie die Pflanze äußerlich (Morphologie) und innerlich (Anatomie) aufgebaut ist, welcher Gattung, Familie und Ordnung sie angehört (Taxonomie), wie sich die phytochemische Zusammensetzung gestaltet und


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Volksmedizinische Namen verraten oft viel über die heilsamen Eigenschaften des Pflanzengeistes. welche pharmakologischen Wirkungen die im Pflanzenmaterial enthaltenen Stoffe auslösen. Ebenso geht es auf dieser Ebene um die Durchführung von klinischen Studien sowie um die Isolierung einzelner Verbindungen vom ursprünglichen Stoffgemisch und deren Erforschung als Einzelsubstanz. Ein Beispiel für eine isolierte Einzelsubstanz, die derzeit für großes Aufsehen sorgt, ist zum Beispiel das Hanf­ molekül Cannabidiol (CBD), das über entspannende und antipsychotische Eigenschaften verfügt. Ein anderes Beispiel ist der Artemisia-­annua-Wirkstoff Artemisinin, der erstmals 1971 isoliert wurde und seither sehr erfolgreich in der Malariatherapie eingesetzt wird; außerdem könnten sich diese Verbindung und ähnlich wirkende halbsynthetische De­ rivate (beispielsweise Artemether, Artesunat) in der Krebstherapie bewähren.

Ethnomedizin Nähern uns wir uns der Pflanzenwelt auf ethnomedizinischem Wege, interessiert uns in erster Linie traditionell überliefertes Erfahrungswissen, das Hinweise darauf gibt, wie die uns umgebenden Pflanzen als heilsame Hausmittel zubereitet und angewendet werden und bei welchen Leiden sie Linderung verschaffen können. Pharmakodynamische Wirkkomplexe sind auf dieser Ebene im Grunde genommen genauso unbedeutend wie die botanischen Pflanzennamen. Schließlich gibt es für jedes Gewächs eine Vielzahl an regional variierenden Namen, die über die heilsamen Eigenschaften des Pflanzengeistes in vielen Fällen deutlich mehr verraten als eine botanische Bezeichnung. Ein Beispiel ist die in Europa sehr häufig vorkommende Schafgarbe, deren botanischer Name Achillea millefolium sinngemäß übersetzt «tausendblättriges Kraut des Achilles» bedeutet. Volkstümliche Namen für diese Pflanze sind unter anderem Augenbraue der Venus, Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Frauenkraut, Grundheil, Neunkraft und Wiesenjod – alles Bezeichnungen, die über das volks­ medizinische Anwendungs- und Indikationsspektrum sicherlich mehr Auskunft geben als der wissenschaftlich–botanische Name. Gleiches trifft oftmals auf die Pflanzensignatur (Blattform, Geschmack, Konsistenz, Standort, Farbe usw.) zu, die in der Volksmedizin eine der wichtigsten

Artemisia annua (oben), Achillea millefolium (unten). Fotos: Kevin Johann

Zugänge war. Mit ihrer Hilfe, davon waren unsere Vorfahren überzeugt, lassen sich Rückschlüsse auf die Heilkraft einer Pflanze ziehen. Die Signaturenlehre lässt sich besonders gut am Beispiel der Walnuss (Juglans regia) nachvollziehen, deren hirnähnliches Aussehen die Menschen früher dazu bewegte, sie als Mittel zur Stärkung der geistigen Kräfte und gegen Kopfschmerzen einzusetzen. Bedauerlicherweise leben wir in einer Zeit, in der die traditionelle und auf Erfahrungswerten basierende Heilpflanzenkunde nur noch sehr selten in der Familie oder im engen Bekanntenkreis von einer Generation an die nächste überliefert wird – die Gründe dafür sind vielschichtig und umfassen sowohl dramatische Veränderungen sozialer Strukturen als auch die über viele Jahrhunderte andauernde systematische Bekämpfung alten Heilwissens. Das bedeutet jedoch nicht, dass der ethnomedizinische Weg der Annäherung nicht mehr zugänglich ist, denn es gibt noch immer viele Kräuterkundige, die traditionelles Heilpflanzenwissen sammeln und weitergeben. Ebenso sind zahlreiche antiquarische und moderne Bücher mit spannenden Informationen zur Ethnomedizin für alle frei zugänglich.

Mythologie Auf der mythologischen Ebene werden die Kräfte einer Heilpflanze nicht über das Vorhandensein von pharmakologisch aktiven Wirkstoffen oder über }


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SOMMER AUF ABSTAND Partys und Festivals in Zeiten von Corona

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Roberdo Raval

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as haben ein Schlagerstar, die Violinistin eines klassischen Ensembles, ein Psy­ trance-DJ und eine Reggae-Sängerin gemeinsam? Sie alle haben seit März dieses Jahres praktisch keine öffentlichen Auftritte, trotz Sommers und Festivalsaison. Und deshalb deutlich weniger oder oft sogar gar kein Einkommen. Das gilt, etwas weniger offensichtlich, auch für jene Menschen, die ihre Auftritte vor ein Publikum bringen: Clubs, Veranstalter und Konzerthäuser. Die durch die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus ausgelöste COVID-19-Pandemie trifft alle Menschen und ihre Arbeit – doch Musik- und Tanz-

Partys und Konzerte verlieren durch Abstandsregeln einen wichtigen Teil ihrer Seele. veranstaltungen aller Art hat es besonders hart erwischt. Denn Kontrollverlust und körperliche Nähe sind zwei wichtige Zutaten im Rezept einer wilden Clubnacht, eines Festival-Wochenendes oder eines guten Konzerts – und zwei Faktoren, welche die Verbreitung des Virus begünstigen. Dieser Grundkonflikt zeigt die Bredouille, in der die Musikszene steckt, in voller Stärke. Denn während sich beispielsweise Restaurants wie auch der Einzelhandel an die hygienetechnischen Herausforderungen der Pandemieeindämmung mehr oder weniger gut anpassen können, verlieren Partys und Konzerte durch Abstandsregeln einen wichtigen Teil ihrer Seele.

Um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Partyveranstaltern zu illustrieren, hier ein Beispiel aus Deutschland, in dem sich die Schicksale Tausender anderer Crews, Clubbetreiber und Konzerthäuser aus der ganzen Welt widerspiegeln. 3000Grad, ein eingetragener Verein für Musik und Kultur, beschäftigt sechs Festangestellte, bildet aktuell zwei Veranstaltungskaufmänner aus und arbeitet ganzjährig mit verschiedenen Freiberuflern zusammen. Um diesen Menschen ihr bescheidenes Einkommen zu ermöglichen, werden jeden Monat Clubnächte und andere Events in der Region und in ganz Europa organisiert, im Sommer außerdem eine Bühne auf dem Fusion Festival und nicht zuletzt das vielleicht größte Leidenschaftsprojekt, das eigene 3000Grad-Festival. Seit März fällt all das weg, nach aktuellem Stand der Dinge bis mindestens Ende August. Und damit auch die finanzielle Lebensgrundlage der Crew. Anders als bei vielen großen Events mit fünfstelligen Besucherzahlen gibt es keine Rücklagen. Die Kosten für Lohnzahlungen, Büro- und Lagermiete, Abzahlungen für Investitionen auf dem Festivalgelände und von Schulden aus dem letzten Jahr laufen aber weiter. Es könnte das endgültige Aus bedeuten. Und da fängt der Rattenschwanz erst an. Denn insbesondere, wenn es ums Thema Festival geht, sind noch viel mehr Menschen involviert, deren Arbeit mal mehr und mal weniger offensichtlich ist: Anlagenverleiher, Tontechnikerinnen und Bühnenbauer, Security- und Catering-Crews, Dekorations-, Lichtund Performance-Künstlerinnen sowie natürlich die schon erwähnten Musiker und DJs.


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Lucys Rausch Nr. 11

Wer bei einem größeren Betrieb arbeitet, hat Glück im Unglück: Die milliardenschweren Kurzarbeit-Programme vieler europäischer Staaten zielen darauf ab, Arbeitsplätze zu erhalten, auch wenn es vorübergehend zu wenig Arbeit gibt. Abhängig von der Beschäftigung und vom Familienstatus werden beispielsweise Angestellten in Deutschland 60 bis 87 Prozent ihres Nettoentgelts als Kurzarbeitergeld gezahlt. Anders sieht es da aus, wo man solo-selbstständig und kleinunternehmerisch zu wenig Arbeit hat – also auch da, wo Kultur am lebendigsten und innovativsten ist: im Underground, um ein etwas überstrapaziertes Wort zu verwenden. Zwar sind sich Politik und Gesellschaft darüber einig: Kultur ist ein essenzieller Bestandteil des täglichen Lebens und deshalb unbedingt fördernswert; unterfüttert wird dies von ebenfalls milliardenschweren Hilfsprogrammen wie etwa «Neustart Kultur», was grundsätzlich eine sehr positive und erfreuliche Entwicklung ist. Für viele kleine Musiker, kleine Veranstalter und andere Kulturschaffende am unteren Ende des Umsatzspektrums gestaltet sich die aktuelle Lebensrealität aber weitaus schwieriger und undurchsichtiger als das Dasein der Kurzarbeiterinnen. Zunächst einmal sind die Regelungen nicht einheitlich: Die Kreativ-Metropole Berlin beispielsweise gestand ihren Tausenden kreativen Kleinunternehmern und Solo-Selbstständigen schnell eine bedingungslose Finanzhilfe zu. In anderen Bundesländern sah und sieht das anders aus. Dort werden beispielsweise Betriebsausgaben subventioniert - mit dem offensichtlichen Ziel, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Lebenshaltungskosten wie Einkäufe, Miete und die Krankenversicherung dagegen nicht – womit

die staatliche Hilfe für viele Kleinunternehmer und Solo-Selbstständige nutzlos wird. Denn wer in der privaten Wohnung arbeitet und jeweils nur projektbezogene Ausgaben hat, kann damit schlichtweg nichts anfangen. Ein Fall fürs Arbeitslosengeld? Nein, denn diese Personen sind ja nicht arbeitslos, sondern können ihre Arbeit aufgrund der

Nach Monaten der sozialen Isolation wächst der Partyhunger beständig. aktuellen Situation nicht ausüben. Deshalb ist ihnen die berüchtigte Gängelei und Auskunftspflicht der Arbeitsagenturen auch nicht zuzumuten. Diesen Standpunkt vertreten einige wichtige Kulturberater, und sie fordern die Politik mit Initiativen und Unterschriften-Kampagnen zu einer entsprechenden Nachbesserung der Corona-Maßnahmen auf.

Festivals auf Abstand Beständig wachsender Partyhunger nach Monaten der sozialen Isolation, im Wochentakt geänderte oder neue gesetzliche Bestimmungen und amtliche Auflagen für Tanz- und Musikveranstaltungen, Veranstalter, die ihr Selbstverständnis von Verantwortung neu definieren müssen: Das hochgradig instabile soziopolitische Dreieck dieser Faktoren bestimmt seit März die Situation von Partys, Festivals und Konzerten. Als erste Reaktion auf die Einschränkungen der Pandemie rollte eine Welle von


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Lucys Rausch Nr. 11

IMPRESSUM Lucys Rausch Nr. 11 September 2020 ISBN 978-3-03788-411-9 ISSN 2296-8695 Lucys Rausch erscheint zweimal jährlich. Nächste Ausgabe: Frühling 2021 Herausgeber Roger Liggenstorfer Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch www.lucys-magazin.com

Korrektorat Inga Streblow, Jutta Berger Layout Nina Seiler Mitarbeit: Silvia Aeschbach, Mascha Seitz Umschlaggestaltung Nina Seiler; Mitarbeit: Sven Sannwald sven@nachtschatten.ch Anzeigen werbung@lucys-magazin.com Administration Caro Lynn von Ow caro@nachtschatten.ch

Chefredaktion Markus Berger markus@lucys-magazin.com

Abo-Verwaltung Lukas Emmenegger lukas@lucys-magazin.com

Redaktion Roger Liggenstorfer roger@lucys-magazin.com

Büro Deutschland Jutta Berger jutta@lucys-magazin.com

Bild- und Textredaktion Nina Seiler nina@lucys-magazin.com

Bankverbindungen Schweiz Regiobank Solothurn Konto-Nr.: 443.213.16.114 IBAN: CH20 0878 5044 3213 1610 8 BIC: RSOSCH22

Mitarbeiter dieser Ausgabe Wolfgang Bauer, Felix Blei, Hans Cousto, Kathrin Gebhardt, Stanislav Grof, Franjo Grotenhermen, Stefan Haag, Kevin Johann, Michael Knodt, Claudia Müller-Ebeling, Linus Naumann, Torsten Passie, Maximilian Plenert, Fabian Pitter Steinmetz, Roberdo Raval, Giorgio Samorini, René Schliwinski, Frank Sembowski

Deutschland Postbank Hamburg Konto-Nr. 969 792 202 IBAN: DE35 2001 0020 0969 7922 02 BIC: PBNKDEF, Vermerk: Lucys Rausch

Druck Gedruckt auf LuxoArtSamt (115 g/m²).

Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen. Printed in Germany Vertriebe Pressevertrieb (Kioske, Supermärkte, Bahnhof- & Flughafenbuchhandlungen) IPS Pressevertrieb GmbH 53334 Meckenheim www.ips-pressevertrieb.de Buchhandel Schweiz AVA Verlagsauslieferung, Affoltern a.A. Head- & Hanfshops Schweiz Nachtschatten Versand versand@nachtschatten.ch Buchhandel, Head- & Hanfshops Deutschland & Österreich LKG, Rötha/Leipzig flora.ihlau@lkg-service.de Vertreterin Deutschland/Österreich: Ines Schäfer service@verlagsvertretung-schaefer.de Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.

Bitte beachten Sie unsere «Charta für eine Kultur des Rausches» auf lucys-magazin.com/charta. Beachten Sie auch die Inserate unserer Werbepartner und gleichzeitig das geltende Recht Ihres Landes. Der Verlag ruft weder zu illegalem Drogenkonsum auf, noch beabsichtigt er, diesen zu fördern.

VERKAUFSSTELLEN

Lucys Rausch ist im Kiosk-, Presse- und Buchhandel sowie in folgenden Head- & Growshops erhältlich (Stand September 2020): SCHWEIZ

BASEL  ethnobotanika / Gaia Media Lounge, Hochstrasse 70, ethnobotanika.ch • Sibannac GmbH, Güterstr. 138 (im Hinterhof), 4053 Basel, visionofhemp.ch • Zum Hinkelstein, Baslerstr. 7, 4103 Bottmingen BERN  KALISHA, Rathausgasse 47, 3011 Bern, kalisha.ch • Secret Nature, Kramgasse 68, 3011 Bern, secret-nature.ch LUZERN  Artemis GmbH, Murbacherstrasse 37, 6003 Luzern SOLOTHURN  Babacool, Löwengasse 4, 4502 Solothurn, babacool.ch • Nacht­schatten Shop, Kronengasse 11, 4500 Solothurn, nachtschatten.ch

ST. GALLEN  BREAKshop, Gaiserwaldstr. 16a, 9015 St. Gallen, www.breakshop.ch THUN  Secret Nature, Obere Hauptgasse 11, 3600 Thun, secret-nature.ch ZÜRICH  Bio Top Center GmbH, Konrad­str. 28, 8005 Zürich, biotop-zuerich.ch • Grünhaus AG, Herostr. 7, 8048 Zürich, gruenhaus-ag.ch DEUTSCHLAND ALTENMEDINGEN  Kudra NaturBewusstSein, Im Dorfe 1B, 29575 Altenmedingen-Bohndorf, kudra.net BERLIN  Buchladen Schwarze Risse, Gneisenau­str. 2a, 10961 Berlin • Kaya Foundation, Schliemannstr. 26, 10437 Berlin, kayagrow.de • Klaus der Gärtner, Straßmannstr. 1, 10249 Berlin, klausdergärtner.de • Queenz Einzelhandel, Dudenstr. 32a, 10965 Berlin, www.420queenz.de

Sensatonics, Teilestr. 11-16, T.0, 12099 Berlin, sensatonics.de • Verdampftnochmal, Karl-Kunger-Str. 28, 12435 Berlin, verdampftnochmal.de • Zabriskie, Manteuffelstr. 73, 10999 Berlin, zabriskie.de BRUCHSAL  Planet Blunt, Bannweideweg 4, 76646 Bruchsal, planet-blunt.de FRANKFURT/M.  Mr. Nice-Growshop, Große Seestr. 36, 60486 Frankfurt, mr-nice-shop.com HAMBURG  Zaubertrank, Mexikoring 11a, 22297 Hamburg, zaubertrank-hamburg.de LUDWIGSBURG  Green Planet, Abelstr. 47/49, 71634 Ludwigsburg MAINZ  Der Hänfling, Gärtnergasse 5, 55116 Mainz, derhaenfling.de MALSCH  Kalidat Grow- & Headshop, Am Bahnhof 6, 69254 Malsch, kalidat.de


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VORSCHAU

Nr. 12    Frühling 2021

SPECIAL nd Cannabis u r Hanfkultu

Heilmittel Hanf Cannabis als Medizin: Der Stand der Dinge

Bong Voyage Die Geschichte der Wasserpfeifen

Anbau von Cannabis Indoor vs. Outdoor: Was eignet sich für wen?

Ayahuasca-Tourismus in Peru Wissenschaftliche Betrachtungen

Psychoaktiver Honig und berauschende Bienen Über geistbewegende Honige

Fotos: PD

sowie zahlreiche Beiträge zu Psychedelik, Rauschkunde, Psychonautik, Ethnobotanik und Drogenpolitik ... MANNHEIM  New Asia Headshop, F1, 10 (Nähe Paradeplatz), 68159 Mannheim, new-asia-headshop.de MARBURG  Sirius Buchhandlung, Barfüßerstr. 13, 35037 Marburg, thefinalembrace.de NÜRNBERG  Aeroponik Systems, Austr. 71, 90429 Nürnberg • Inzider’s Metalhead Greenpoint, Vordere Sterngasse 15, 90402 Nürnberg REUTLINGEN  HanfHaus Reutlingen, Weingärtnerstr. 27, 72764 Reutlingen, hanfhaus-reutlingen.de ROSSDORF  Syntropia, Industriestr. 20, 64380 Roßdorf, syntropia.de, www.rauschkunde.net ULM  Hanf-Lager Ulm, Zinglerstraße 1, 89073 Ulm, hanflager.de

ÖSTERREICH KLAGENFURT  Mr. Smart, Siebenhügelstr. 15, 9020 Klagenfurt, mr-smart.at VILLACH  Mr. Smart Hempcenter, Maria-Gailerstr. 2, 9500 Villach, mr-smart.at WIEN  Querbeet, Neubaugasse 71, 1070 Wien, querbeet.at KANARISCHE INSELN LA GOMERA  Tienda Ansiria, C/Abisinia 8, Vueltas, 38870 Valle Gran Rey Aktualisierte Liste unter www.lucys-magazin/verkaufsstellen In Deutschland findet man Lucys Rausch über mykiosk.com.


Berauschend! Bisherige Ausgaben Kapitel

Kapitel

3

Kapitel

Lucy’s Nummer 3

Ralph Metzner: Die Kröte und der Jaguar • Timothy Leary • Cannabis als Medizin • Nana Nauwald • Gerhard Seyfried • Adi Dittrich • Neuer Psilocybin-Pilz • Drug Checking = Safer Use • Holotropes Atmen • Peyote-Weg • Progressive Psytrance

Ayahuasca • Luke Browns Kunst • Transformational Festivals • Barnim Schultze und das Akasha Project • Sasha Shulgin • Schadensminderung beim Feiern • Ethnobotanischer Pflanzenanbau: Windengewächse • Automatik-Cannabis • Reinkarnation

ISBN 978-3-03788-401-0 € 14.80 / Fr. 18.50

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Kunst: Klarweinder Welt die Mati Verbesserung ElVisionäre Pepe – oder Alchemistische nach mit Ralph Metzner – Ein Gespräch Albert HofmannDivination Der Herr der Blotter: Mark McCloud dem LSD-Entdecker

Nr. 10 / Herbst 2019

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Ralph Metzner: Leben für die Psychedelik HR Giger – Das grosse Interview Kambô: –Froschmedizin aus dem Regenwald Besuch im Val-de-Travers Absinthe Christian Psychedelische – Falsche Perspektiven Paläontologie Legal HighsRätsch: Indica vs. Sativa der Welt die Verbesserung ElCannabis: Pepe – oder Microdosing: Sinn und Unsinnmit – Ein Gespräch Albert Hofmann Kakao-Zeremonien: dem LSD-Entdecker Alltagsdroge und Rituale

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Christian Rätsch: Ayahuasca-Oper Psychoaktive Orchideen Erfahrungen mit CBD Psilocybin & Meditation MDMA-Untergrundproduktion Hans Plomp im Interview

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Jeremy Kulturgeschichte HR GigerNarby: – Das grosse Interview des Rauschs

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LSD-Analoga und Verwandte • Die Kunst des herman de vries • Das Lied der Schmetterlinge • Albert Hofmann und Psychedelika vor dem Übergang • Safer Use III • Ethnobotanischer Pflanzenbau: Mohngewächse • Psilocybin-Pilze Europas • Cannabispolitik

Nr. 10/ Herbst 2019

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Lucy’s Nummer 4

Christian– Rätsch: Psychedelische Paläontologie Besuch im Val-de-Travers Absinthe Bufo alvarius - Der Film zur Colorado-Kröte Perspektiven Legal Highs – Falsche

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr.8 / Herbst 2018

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Psychoaktive Pflanzen

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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Sonderausgabe 16 Seiten Extra!

Geburt einer psychedelischen Bewegung – Falsche Perspektiven Legal Highs Rätsch: LSD und Musik die Verbesserung der Welt ElChristian Pepe – oder Stanislav Grof: Der des Psychonauten – EinWeg Gespräch mit Albert Hofmann Unterwegs mit Timothy Leary dem LSD-Entdecker

CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

DAS WELTWEITE CANNABIS-VERZEICHNIS SEIT 2008

Nr. 9/ Frühjahr 2019

Nr. 8 / Herbst 2018

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Drogen auf –Reisen mit Stefan Haag Falsche Perspektiven Legal Highs Dissoziativa El Pepe – oder die Verbesserung der Welt Dendrobium: Eine psychoaktive Orchidee – Ein Gespräch mit Albert Hofmann Lucys Geschichte: John C. Lilly dem LSD-Entdecker

Akasha Project im–Interview Ein Gespräch mit Albert Hofmann Drug,LSD-Entdecker Set und Setting - Alex Bücheli dem

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Bicylce 75 Jahre LSD-Erfahrung HR Giger –Day: Das grosse Interview Vater des LSD: Albert Hofmann – Besuch im Val-de-Travers Absinthe

Ayahuasca Entheogen, Heilmittel und Lebenshilfe HR Giger – -Das grosse Interview Die Kunst –des Luke im Brown - Claudia Müller-Ebeling Besuch Val-de-Travers Absinthe Tanzkultur und Transformation - Roberdo Raval – Falsche Perspektiven Legal Highs Sasha Shulgin Pate des MDMA der Welt – oder -die Verbesserung El Pepe

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Nr. 7/ Frühjahr 2018

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr. 4 / Herbst 2016 CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Ketamin Depressionen HR Giger gegen – Das grosse Interview MDMA in –der Psychotherapie Besuch im Val-de-Travers Absinthe

Nr. 4 / Herbst 2015 / CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Nr.4 / Herbst 2016

Lucy’s Nummer 2

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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Preis: € 17.50 / Fr. 19.80

Auf dem Peyote-Weg

Ralph Metzners Welten des Bewusstseins • Ethnobotanik: DMT und 5-MeO-DMT • Cannabiskonzentrate und DabbingKultur • Steve Stoned • Christian Rätsch • Ketamin auf dem DanceFloor • Hanscarl Leuner

Lucy’s Nummer 1

Sammelschuber für 8 Lucys-Rausch-Ausgaben

Timothy Leary: Die Zeit in Harvard Cannabis als Medizin: Die politische Lage Holotropes Atmen

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Die Geburt der psychedelischen Kultur Heimische Psilocybin-Pilze

Die Kröte –und Jaguar Ralph Metzner HR Giger Das der grosse Interview Holotropes Atmenim Stanislav Grof et al. Val-de-Travers Absinthe – Besuch Timothy Leary in Harvard Mathias Bröckers – Falsche Perspektiven Legal Highs Kunst: / Gerhardder Seyfried oder Nauwald die Verbesserung Welt El Pepe –Nana Ein neuer Psilocybin-Pilz Jochenmit Gartz – Ein Gespräch Albert Hofmann Progressive Psytrance Roberdo Raval dem LSD-Entdecker

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

DMT und– oder 5-MeO-DMT in Pflanzen die Verbesserung der Welt El Pepe Cousto Drugchecking von A bis Z Hansmit – Ein Gespräch Albert Hofmann Günter Amendt Hirndoping dem LSD-Entdecker

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Welten des Bewusstseins Ralph Metzner HR Giger – Das grosse Interview Interview Steve Stoned – Besuch im Val-de-Travers Absinthe Cannabis und Cannabinoid-Medizin – Falsche Perspektiven Legal Highs

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3 Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr. 2 / Herbst 2015 / CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Nr.1 /Frühjahr 20152014 / CHF 12.50 / EUR 10.– Nullnummer / Frühjahr / CHF 12.50 / EUR 10.–

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Lucy’s Nummer 5

Lucy‘s Nummer 6

Ketamin gegen Depressionen • MDMA in der Psychotherapie • Drogen auf Reisen mit Stefan Haag • Dissoziativa • John Lilly, Bewusstsein und Delfine • L. Caroll und «Alice im Wunderland» • CannabisMedizin • Fliegenpilz trifft Ayahuasca

Lucy‘s Nummer 7

Lucy‘s Nummer 8

Lucy‘s Nummer 9

Lucy‘s Nummer 10

Geschichte des Schamanismus • Rapé – Schamanische Snuffs • Torsten Passie über Harry C. Kane • Die Opium-Moderne • Cannabis: alte Landrassen • Traumpflanzen • Frank Tempel • Meskalinforschung • Boom-Festival 2016 ISBN 978-3-03788-405-8 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978-3-03788-407-2 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978-3-03788-475-1 Fr. 18.50 / (D) 14.80 / (A) 15.30

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ISBN 978-3-03788-409-6 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978-3-03788-409-6 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

Bicylce Day: 75 Jahre LSD-Erfahrung • Ludlow, Der Haschisch-Esser • Acid-Pioniere: Albert Hofmann / Timothy Leary / Stan Grof • Wie psychedelisch kann Cannabis sein • Christian Rätsch: LSD und Musik

Über die erste AyahuascaOper Orfeo chaman • Eine psychoaktive Orchidee • Cannabis und Terpene • Erfahrungen mit CBD • Titanische Illusionen • Psychedelische Kunst • Psychonaut, Pionier und Poet Hans Plomp im Interview

• Ralph Metzner: Alchemistische Divination - 5-MeO-DMT: Film über Bufo alvarius • Jeremy Narby: Kulturgeschichte des Rauschs • Mark McCloud: Herr der LSD-Blotter • Musik für den Trip: The Young Gods • Christian Scharfetter: Haschisch-Forschung

Lucys Rausch abonnieren: www.lucys-magazin.com/abo

T-Shirts, Taschen, Postkarten, Blotter, Papers etc.

• Ralph Metzner: Leben für die Psychedelik • Kambô: Froschmedizin aus dem Regenwald • Christian Rätsch: Psychedelische Paläontologie • Cannabis: Indica vs. Sativa • Microdosing: Sinn und Unsinn Kakao-Zeremonien: Alltagsdroge und Rituale

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