Aus Branche und Unternehmen. Mai 2014
Mehr als nur Abfall Kl채rschlamm als Energietr채ger
www.veolia.de/nahdran
nahdran.
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Aus der Branche
Weniger Emissionszertifikate für den Klimaschutz Die Anzahl der Emissionszertifikate in Deutschland wurde zu Jahresbeginn drastisch gesenkt. Das so genannte Backloading ist eine europaweite Maßnahme zur Regulierung des Emissionshandels, der aufgrund der rückläufigen Industrieproduktion und Inflation ein Überangebot an Zertifikaten aufwies. Die deutsche Auktionsmenge beträgt für 2014 nun noch rund 127 statt 205 Millionen Zertifikate. Europaweit wurde die diesjährige Versteigerungsmenge um 400 Millionen Zertifikate verringert. Weitere 900 Millionen eigentlich für die Jahre 2014 bis 2016 vorgesehene Zertifikate sollen zudem erst ab 2019 versteigert werden. Ziel der EU ist, mit dem Backloading Zeit für Strukturreformen zu gewinnen und das Instrument Emissionshandel wieder für den Klimaschutz zu schärfen. www.bmub.bund.de www.solarify.eu
Abfall kann fossile Energie in Europa ersetzen Altpapier, Pflanzen- und Speisereste sind eine wichtige Alternative zu fossilen Energieträgern. Bis zum Jahr 2030 werden nachhaltig verfügbare Reststoffe bereits bis zu 16 Prozent des Gesamtkraftstoffbedarfs der Mitgliedsstaaten sichern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie »Wasted: Europe’s Untapped Resource« des International Council on Clean Transportation (ICCT) im Auftrag mehrerer Umweltorganisationen, darunter der Naturschutzbund e.V. (NABU). In der Studie wurden Haushaltsabfälle wie beispielsweise Speiseöle sowie Abfälle aus Industrie und Landwirtschaft auf ihre Eignung als Biokraftstoffe untersucht. www.theicct.org
Kreislaufwirtschaft bietet laut Studie Stabilität Ohne funktionierende Produktkreisläufe kann die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts nicht effektiv sein. Dies unterstreicht der in Davos vorgelegte und kürzlich veröffentlichte Bericht »Towards the Circular Economy« des Weltwirtschaftsforums und der Ellen MacArthur Stiftung. Laut Studie wachse mit steigender Produktkomplexität und langen Lieferketten die Herausforderung, Materialkreisläufe geschlossen zu halten und natürliche Güter zu regenerieren. Eine lineare Marktwirtschaft wäre demnach immer ineffektiver, die Kreislaufwirtschaft erlaube es hingegen, in Zeiten schwindender Ressourcen am internationalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel der Herausgeber ist es, den Entscheidern in der Industrie einen gemeinsamen Aktionsplan vorzuschlagen und eine Plattform der Zusammenarbeit zu bieten. www.weforum.org/issues/circular-economy www.bvse.de
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Auf ein Wort
Alles nutzen, nichts vergeuden
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uf diese Idee muss man erst einmal kommen: Brennstoffpellets zu pressen aus einem Gemisch von Klärschlamm und Abfällen. Inzwischen ist aus der Idee ein innovatives Produkt geworden, das Veolia erfolgreich anbietet, denn es ersetzt dank seiner guten Eigenschaften in hervorragender Weise fossile Brennstoffe in Kraftwerken oder Zementfabriken.
Etienne Petit, Veolia-Landesdirektor Deutschland
Eine solcher Einsatz übrigens hat mit klassischer ‚Müllverbrennung‘ nicht viel gemeinsam, er nutzt aufgrund der hochwertigen Aufbereitung die enthaltene Energie um ein vielfaches effizienter und verbessert durch die Substitution etwa von Braunkohle die Klimabilanz. Erst jüngst hat das Öko-Institut Freiburg errechnet, dass das konsequente Nutzen der Möglichkeiten von Ersatzbrennstoffen die konventionelle Müllverbrennung in Deutschland fast vollständig überflüssig machen kann. Gerade aus umweltpolitischer Sicht ist diese Art der Verwertung deshalb eine wichtige Ergänzung des stofflichen Recyclings. Und sie zeigt auch eine Alternative auf zu der zunehmend eingeschränkten und mittelfristig politisch nicht mehr erwünschten landwirtschaftlichen Verwertung umweltpolitischer Sicht ist von Klärschlamm.
»Gerade aus diese Art der Verwertung eine wichtige Ergänzung des stofflichen Recyclings.«
Klärschlamm nicht nur als zu entsorgendes Material sondern als Ressource zu betrachten, das ist für viele vielleicht noch ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Für uns bei Veolia ist es seit vielen Jahren selbstverständlich und wird in unterschiedlichster Weise praktiziert. In diesem Heft erfahren Sie mehr darüber, ebenso über die Herausforderungen und Chancen für Kommunen und Industriebetriebe in diesem Bereich.
Die bestmögliche Nutzung scheinbar wertloser Stoffe ist ein gutes Beispiel für die globale Aufgabe, der sich unsere Lebens- und Wirtschaftsweise insgesamt stellen muss: den Umbau zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Veolia hat sich mehr denn je der Aufgabe verschrieben, diesen Umbau mitzugestalten und Städte und Unternehmen dabei mit innovativen Lösungen rund um den nachhaltigen Ressourceneinsatz zu unterstützen. „Resourcing the world – Ressourcen für die Welt“ ist deshalb das neue Leitmotiv, mit dem sich Veolia präsentiert, mit den drei Geschäftsbereichen Wasser, Entsorgung und Energie, weltweit und auch hier in Deutschland. Ressourcen für die Welt – das ist ein Angebot und ein Versprechen: Wir stehen als Partner in allen Aspekten des Kreislaufs der natürlichen Ressourcen zur Verfügung. Vom sozialund umweltverträglichen Fördern und Bereitstellen über ihre sparsame und effiziente Nutzung bis hin zu ihrer Rückgewinnung, Wiederverwertung oder sogar Erneuerung.
Alle Weblinks und die wichtigsten Materialien zu unserem Titelthema finden Sie unter www.veolia.de/nahdran
Zeit des Umbruchs Die Bundesregierung novelliert die Klärschlammverordnung – nach mehr als 20 Jahren
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lärschlamm ist schon lange kein Abfall mehr, sondern ein Rohstoff, um den herum sich eine ganze Verwertungsindustrie gebildet hat. Doch das komplexe Zusammenspiel von Entsorgern, Logistikern, Verwertern und Forschern steht vor einem Umbruch: Die Bundesregierung bereitet derzeit eine Novellierung der Klärschlammverordnung von 1992 vor. nahdran nimmt das Thema, seine Herausforderungen und Chancen in den Fokus und beginnt mit der Frage: Klärschlamm – was ist das eigentlich?
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EU-Kommissar Janez Potočnik, zuständig für das Umweltressort, hat das Jahr 2014 zum „Jahr des Abfalls“ erklärt. Dabei hat er wohl vor allem an die 500 Kilogramm Abfall gedacht, die jeder EU-Bürger im Jahr produziert. Gemeinsam mit den USA und Wachstumsländern wie China, Brasilien und Mexiko führt die Europäische Union die Rangliste der Abfallproduzenten an. Doch in dieser Tabelle möchte niemand ganz oben stehen. Das Ziel der EU-Initiative ist deshalb: Abfallvermeidung. Der Abfall, der weiterhin anfällt, wird zunehmend als Ressource entdeckt – das gilt auch für den unscheinbaren Stoff Klärschlamm. Fieberhaft wird an neuen Verfahren gearbeitet, ihn nicht nur zu entsorgen, sondern ihn nutzbar zu machen und mit Hilfe neuer Technologien dabei sein Potenzial bestmöglich auszuschöpfen. Doch Klärschlamm ist nicht gleich Klärschlamm: Man unterscheidet zwischen Schlämmen aus kommunalen Anlagen und denen aus industrieller Abwasserbehandlung. Erstere sind wegen ihres höheren Gehalts an organischen Stoffen als Ressource besonders attraktiv. Sie fallen als sogenannte Rohschlämme bei der biologischen Abwasserbehandlung oder als anaerob ausgefaulte Schlämme in kommunalen Kläranlagen an. Industrielle Schlämme hingegen sind teilweise für Mensch und Umwelt problematisch, zum Beispiel wenn sie mit gesundheitsgefährdenden Schwermetallen, Chemikalien oder Hormonen belastet sind. Das schränkt ihre Nutzungsmöglichkeiten ein. Auch sie enthalten häufig wertvolle Rohstoffe, die sich zurückgewinnen und nachhaltig nutzen lassen. Klärschlamm als Ressource Der Schlamm mit etwa drei bis fünf Prozent Feststoffgehalt wird in unterschiedlichen Verfahren und je nach späterer Verwendung entwässert und getrocknet. Von dem Verfahren, das zum Einsatz kommt, hängen der Wassergehalt, die spätere Verwendung, aber auch Kosten und CO2-Bilanz ab (vgl. auch den Beitrag auf Seite 8/9 dieser Ausgabe). Das Spektrum zur Trocknung umfasst Methoden des Verdampfens, Auspressens und Schleuderns. Schlämme, die bestimmte Grenzwerte für Schadstoffe nicht überschreiten, werden derzeit noch als Düngemittel auf Ackerflächen eingesetzt, so dass der enthaltene Nährstoff Phosphor in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt wird. Bundesweit gilt das für etwa ein Drittel der Schlämme aus kommunalen Anlagen. In den landwirtschaftlich geprägten Ländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern ist der Anteil deutlich höher. Die humusähnliche Klärschlammerde wird zudem als Pflanzensubstrat im Gartenund Landschaftsbau verwendet. Stärker belastete Schlämme werden in Kohlekraftwerken verbrannt und tragen ihren Teil zur Strom- und Wärmegewinnung bei. In den Stadtstaaten Berlin und Bremen beispielsweise wird Klärschlamm ausschließlich thermisch entsorgt. In neuester Zeit werden einzelne, kostbare Bestandteile des Klärschlamms auch extrahiert und so wieder nutzbar gemacht, darunter neben Stickstoff und Magnesium auch Phosphor. Die Politik unterstützt die weitere Forschung, auch um sich in Zukunft unabhängiger von phosphorexportierenden Län-
dern außerhalb der Europäischen Union zu machen (vgl. nahdran September 2012). Klärschlamm ist also mehr als nur Abfall. Aber dennoch gilt: Die Betreiber von Kläranlagen sind in der Pflicht, die anfallenden Mengen umweltgerecht und vorschriftsgemäß zu entsorgen – und brauchen dafür langfristig verlässliche Lösungen. Ein Verbot sorgt für Aufregung Umso mehr sorgt es für Aufregung, wenn sich nun die Rahmenbedingungen ändern: Die Bundesregierung hat die Absicht erklärt, den Einsatz von Klärschlamm als Düngemittel zu beenden. Bis zur Umsetzung sieht das Bundesumweltministerium eine Frist von fünf Jahren vor. Ausgebaut werden dagegen die Bemühungen, Phosphor und andere Nährstoffe aus Klärschlamm zurückzugewinnen. Hierbei will Deutschland, wie überhaupt beim Thema Wiederverwertung, eine Vorreiterrolle übernehmen. Ziel der Novellierung ist es, den positiven Trend bei der Schadstoffentlastung der Böden aufrecht zu erhalten. Das Thema ist nicht neu: Die Klärschlammverordnung gilt seit 1992, stammt also aus einer Zeit, in der Helmut Kohl Bundeskanzler und Klaus Töpfer Bundesumweltminister waren. Da seit damals große Anteile des Klärschlamms als Düngemittel verwendet wurden, griffen hier Grenzwerte und Verwendungsvorschriften der Düngemittelverordnung. Dies reicht heute nach Ansicht der Bundesregierung nicht mehr aus, um die Verwendung von Klärschlamm gesetzlich zu regeln. Ein weiterer Grund für die geplante Novellierung der Klärschlammverordnung ist auch die Überproduktion in Deutschland. Vereinfacht gesagt steht einer übergroßen Menge Schlamm zu wenig Fläche für die landwirtschaftliche Ausbringung zur Verfügung. Für diesen Schlamm werden also ohnehin andere Entsorgungsmöglichkeiten gebraucht. Doch was geschieht mit den rund 550 000 Tonnen Klärschlamm, der bisher zu Düngezwecken verwendet wurde? Gibt es hier ein Entsorgungsproblem? Zunächst einmal ist davon auszugehen, dass der Klärschlamm mit dem fortschreitenden Rückgang der Bevölkerung in Deutschland weniger wird. Weniger Menschen bedeuten weniger Abwasser. Dennoch: Der Markt und seine Infrastruktur geraten mit einem Verbot der landwirtschaftlichen Verwertung durcheinander. Entsorger, Logistiker, private Haushalte, Gewerbe und Kommunen müssen sich auf Veränderungen einstellen (mehr dazu im Interview Seite 6/7). Bundesumweltamt www.umweltbundesamt.de Klärschlammverordnung (Stand 1992) www.gesetze-im-internet.de Bundesumweltministerium www.bmub.bund.de
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»Kommunen müssen sich gut vorbereiten« Wenn die Novellierung der Klärschlammverordnung kommt, betrifft das nicht nur die Betreiber von Kläranlagen. Auch Kommunen, Entsorger und Logistiker wollen wissen: Was kommt da auf uns zu? Dr. Matthias Staub von der TVF Waste Solutions GmbH, einem Unternehmen der Veolia-Gruppe, hat Antworten auf einige Fragen.
»Wir müssen die so genannte ‘Klärschlammwende’ in Einklang mit den anderen Herausforderungen der Kommunen bringen. Was bringt es, einen Aspekt zu verbessern, wenn sich unter dem Strich alle anderen verschlechtern?« Dr. Matthias Staub, Vertriebsleiter TVF Waste Solutions GmbH
Eine Novellierung der Klärschlammverordnung steht seit Anfang der 90er Jahre auf der Agenda. Warum ist bisher so wenig passiert?
Die Bundesregierung will nun die Ausbringung von Klärschlamm zu Düngezwecken verbieten. So jedenfalls steht es im Koalitionsvertrag. Was kommt da auf die Kommunen zu?
Dr. Matthias Staub: Das hängt auch damit zusammen, dass die Überarbeitung der Düngemittelverordnung (DüMV) vorgezogen wurde, da sie im Zweifelsfall über der Klärschlammverordnung steht. Deren schärfere Grenzwerte wurden nach dem gesundheitlichen Vorsorgeprinzip ausgerichtet: Der deutsche Verbraucher will einfach mehr Sicherheit, was vom Acker auf seinen Tisch kommt, und Lebensmittelskandale um Schwermetalle, Arzneimittelreste und Dioxine haben in der Vergangenheit zur Verunsicherung beigetragen. In dem Zusammenhang wurden aber auch irreführende Informationen über die Nutzung von gereinigtem Abwasser oder Klärschlamm verbreitet. Man kann nun fragen: Ist eine Novellierung der Klärschlammverordnung jetzt überhaupt noch nötig? Ich finde ja, denn sie hilft, die Güte und Qualität der stofflichen Verwertung der Klärschlämme zukünftig zu sichern.
Dr. Matthias Staub: Viele Kommunen müssen sich auf eine Umstellung vorbereiten und mit ihrem Klärschlammentsorger über mögliche Anpassungen des Entsorgungskonzepts reden. Im Klartext heißt das: Unter Umständen muss die gesamte Verwertungskette völlig neu gedacht werden. Auf jeden Fall heißt es, jetzt zu handeln, denn bis zum Inkrafttreten der neuen Regelungen zu warten, könnte riskant sein. Wie bewerten Sie die Frist, bis das geplante Verbot in Kraft tritt? Reicht die Zeit? Dr. Matthias Staub: Eine empfohlene Frist von fünf Jahren wird diskutiert – offiziell bestätigt wurde sie noch nicht. Allerdings gelten schon ab Januar 2015 andere Grenzwerte, beispielsweise für Schwermetalle bei der landwirtschaftlichen Ausbringung. Deshalb haben viele Kommunen und Industrie-
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brennungsanlagen stehen nicht immer in der Nähe zur Verfügung. Das schlägt sich dann auch auf die Verbrennungspreise nieder. Was für Kosten erwarten Sie? Dr. Matthias Staub: Ich persönlich glaube nicht an Kostenexplosionen bis zu 100 Euro pro Tonne für den Transport und die Entsorgung, wie es in manchen Berichten steht. Es ist natürlich davon auszugehen, dass Kommunen und Gewerbe die Mehrkosten an Privathaushalte und Endverbraucher weiterberechnen. Aber der deutsche Entsorgungsmarkt ist hart umkämpft, so dass die Entsorger auch bei sich selbst nach Verbesserungspotenzial suchen. Was bedeutet das Verbot für die Landwirte? Wie werden Ackerbauflächen in Zukunft gedüngt? Dr. Matthias Staub: Für die Landwirte bedeutet es kurz- bis mittelfristig, dass sie auf vergleichsweise günstigen und verfügbaren Dünger verzichten müssen. Dieser wird zum Teil durch mineralische Dünger ersetzt, aber auch durch andere organische Reststoffe, zum Beispiel aus Biogasanlagen. Langfristig, wenn eine Rohstoffrückgewinnung aus Klärschlamm und anderen Abfällen stattfindet, werden diese Produkte wieder vermehrt in die Landwirtschaft gehen – das ist zumindest der Plan. Eine für Unternehmen verpflichtende Phosphorrückgewinnung ist nach langer Diskussion nun doch nicht Teil der im April beschlossenen Änderung der Abwasserverordnung. Wie bewerten Sie das?
betriebe bereits dieses Jahr eine thermische Verwertung vorgesehen. Paradoxerweise geht es den Kommunen, die belastete Klärschlämme haben, vergleichsweise gut, weil die nötige Infrastruktur vorhanden ist und mittelfristig kein weiterer Handlungsbedarf besteht. Das gilt aber nur so lange, bis eine Rohstoffrückgewinnung vorgeschrieben wird. Welche Auswirkungen hat es auf die Verwertungskette von der Entwässerung über Trocknung und Transport bis hin zur Verbrennung, wenn viele tausend Tonnen Schlamm verbrannt werden müssen, die bisher in der Landwirtschaft verwendet wurden. Dr. Matthias Staub: Die genauen Auswirkungen sind schwer zu beurteilen, denn die Marktsignale sind noch nicht eindeutig. Beispiel Trocknung: Im Moment gibt es noch keinen eindeutigen Trend, obwohl man viel darüber spricht. Da vermutlich die thermische Verwertung in den nächsten Jahren zunehmen wird, kann man jedoch davon ausgehen, dass Klärschlamm über größere Strecken transportiert werden muss, denn Ver-
Dr. Matthias Staub: Das ist in dem Sinne von Vorteil, als dass bestehende Verfahren noch nicht ausgereift sind und erhebliche Investitionen nötig gewesen wären, um eine solche Verpflichtung umzusetzen. Andererseits wird so die Vorreiterrolle Deutschlands in Sachen Umwelt nicht gefördert. Wir leisten hier nämlich bereits einen erheblichen Beitrag zur Rohstofferhaltung und Treibhausgasreduzierung. In der vorgesehenen Frist von fünf bis zehn Jahren wäre die Phosphorrückgewinnung vielleicht technisch ausgereift gewesen. Ungeklärt bleibt nach der aktuellen Entscheidung auch die Frage, wie zukünftige Grenzwerte für Phosphor bei der Klärschlammverbrennung aussehen könnten. Was würden Sie sich persönlich wünschen? Dr. Matthias Staub: Wir müssen die so genannte »Klärschlammwende« in Einklang mit den anderen Herausforderungen der Kommunen bringen. Was bringt es, einen Aspekt zu verbessern, wenn sich unter dem Strich alle anderen verschlechtern? Unsere Herausforderung wird eher sein, die Energiewende, die Ressourcenschonung und den Umweltschutz mit der »Klärschlammwende« zu vereinen. Dabei wünsche ich mir eine ganzheitliche Betrachtung von Umweltstandards.
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Was tun mit dem Schlamm? Ein Ausblick in Forschung und Praxis
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ür Klärschlamm gibt es schon heute zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten. Wenn bald verboten wird, mit Schlamm Ackerflächen zu düngen, stellt sich jedoch die Frage nach den Folgen. Klar ist: Es fallen in Deutschland jedes Jahr 1,8 Millionen Tonnen Klärschlamm an, die transportiert und entsorgt werden müssen. Damit dies effizient, nachhaltig und wirtschaftlich geschehen kann, forschen Teams auf der ganzen Welt nach Lösungen. Hier ein paar Beispiele. Carbon ist Geld Carbon, also Kohlenstoff, ist Leben, ist Energie, ist – Geld. Carbon is Money, kurz CARISMO, ist ein Projekt, das kommunale Abwässer als Quelle für erneuerbare Energie erforschen und eines Tages zu Geld machen will. Bislang blieb das Energiepotenzial des Kohlenstoffs in Abwasser weitgehend ungenutzt. Das Team von CARISMO hat sich dies in den letzten drei Jahren genauer angeschaut. Anstatt zusätzliche Energie dafür aufzuwenden, um den Kohlenstoff im klassischen Belebungsverfahren biologisch abzubauen, wird er schon im Zulauf des Klärwerks isoliert – und so zur wertvollen Ressource. Die sogenannte Mikrosieb-Separationstechnik macht’s möglich. Die Ergebnisse einer umfassenden Energiebilanz zeigen, dass
das CARISMO-Konzept den Biogasertrag im Vergleich zu Referenzverfahren um 80 Prozent steigern kann. Damit wird das neue Konzept zum »energie-positiven« Klärwerk mit einem Netto-Energieertrag von 0.17 kWh/m³ Abwasser. Das Referenzverfahren dagegen verbraucht auch optimiert noch 0.2 kWh/m³ Abwasser. Das Projekt wurde vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin durchgeführt, mit Finanzierung durch die Berliner Wasserbetriebe und Veolia. Kohle im Eilverfahren HTC-Check – Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich der Versuch, Klärschlämme in Biokohle umzuwandeln. Erreicht wird dies über die sogenannte Hydrothermale Carbonisierung (HTC),
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Im Fokus der Forschung: Klärwerke werden zu Rohstofflieferanten.
Die hochmoderne Klärschlamm-Aufbereitungsanlage, die derzeit in Hongkong gebaut wird, soll 2015 in Betrieb gehen.
bei der vorentwässerte Klärschlämme bei hoher Temperatur und hohem Druck behandelt werden und anschließend in der Kammerfilterpresse bis auf mindestens 65 Prozent Trockensubstanz entwässert werden. Diese »Biokohle« kann als regenerativer Energieträger in Kraftwerken verwendet werden. Dabei ist der Energiegewinn durch die Verbrennung der Biokohle aber gegen den zusätzlichen Energieaufwand der HTC abzuwiegen. Ziel des Projekts »HTC-Check« am Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) ist die Erstellung einer theoretischen Energiebilanz verschiedener HTC-Varianten, um die möglichen Vorteile des HTC im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren der Schlammentwässerung zu untersuchen. Bei optimierter Wärmerückgewinnung und Betrieb der HTC über Abwärme aus dem Blockheizkraftwerk zeigt sich ein potenzieller Vorteil der HTC in Energie- und CO2-Bilanz, der jetzt durch weitere Untersuchungen bestätigt werden muss.
Auf der Suche nach dem richtigen Verfahren In Zürich beschäftigt sich die Forschungsgruppe »Erneuerbare Energien« der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit Methoden der Klärschlammtrocknung. Wegen des großen Wasseranteils braucht es große Energiemengen, um Klärschlamm zu verbrennen. Hierbei kommen überwiegend fossile Brennstoffe zum Einsatz. Da in der Schweiz pro Jahr rund 4 Millionen Tonnen ausgefaulter Klärschlamm entsorgt werden müssen, sind Konzepte zur Verbesserung der CO2-Bilanz gefragt. Der Energieaufwand für die Verbrennung lässt sich beispielsweise reduzieren, wenn der Schlamm zuvor zentrifugiert, vergärt oder ausgepresst wird. In Zürich wird an Lösungen geforscht, mit welcher Methode sich bei der Trocknung in punkto Energieverbrauch, CO2-Ausstoß, Ressourcenverbrauch und Kosten die besten Ergebnisse erzielen lassen. Die solare Trocknung beispielsweise hat sich als wirtschaftlich rentables Verfahren erwiesen. Hierbei wird Sonnenenergie benutzt, um den Wassergehalt von ausgefaultem Klärschlamm zu senken. Die Folgen: Der getrocknete Schlamm verursacht deutlich weniger Entsorgungskosten für den Betreiber der Kläranlagen, der Heizwert ist höher und es fallen insgesamt weniger Transporte an. Das perfekte Klärwerk In den New Territories, im Westen Hongkongs, baut ein Konsortium von Veolia und Leighton Asia eine Klärschlamm-Aufbereitungsanlage – eine Investition von stolzen 414 Millionen Euro. 2015 soll die Anlage eröffnet und von Veolia betrieben werden. Die Anlage wandelt zukünftig Klärschlamm aus den elf Hongkonger Anlagen in etwa 20 Megawatt Strom um – pro Tag. Zum Vergleich: Damit lassen sich in Deutschland rund 45 000 Durchschnittshaushalte versorgen. Das Klärwerk ist jedoch nicht nur in Bezug auf Technologie und Nachhaltigkeit zukunftsweisend, sondern setzt auch architektonisch Maßstäbe. Das französische Büro Vasconi entwarf ein vom Meer inspiriertes, wellenförmiges Gebäude und eine Dachbepflanzung, die die Anlage mit ihrer grünen Umgebung verschmelzen lässt. Rund um das Gebäude sind Elektrofahrzeuge im Einsatz, um Besucher zu einem Lernzentrum und einer Aussichtsplattform zu bringen. Das vor Ort nötige Trinkwasser wird aus Entsalzungsanlagen gewonnen und das Abwasser recycelt. Die Anlage versorgt sich selbst mit Strom und gibt Überschüsse an das örtliche Netz ab. www.kompetenz-wasser.de www.zhaw.ch
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Mehr als nur »Ersatz« Energiequelle mit Potenzial: Ersatzbrennstoffe aus Abfällen
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ltreifen, Olivenkerne, Bauschutt, Reishülsen – eines haben diese scheinbar völlig verschiedenen Rest- und Abfallstoffe gemeinsam: Sie enthalten so viel Energie, dass sie in der Lage sind, konventionelle Brennstoffe wie Kohle oder Gas zu ersetzen. Anders als die konventionelle Müllverbrennung ist ihr gezielter Einsatz hocheffizient und klimafreundlich, deshalb gewinnen diese Ersatzbrennstoffe (EBS) gerade für die Industrie eine immer größere Bedeutung.
Schon in den 70er Jahren gab es Ansätze, Brennstoffe aus Abfall herzustellen. Mit Einführung des Recyclings verlor dieser Weg jedoch an Bedeutung – Abfälle mit hohem Heizwert, wie Papier oder Kunststoff, standen nicht mehr zur Verfügung. Doch das Bild wandelte sich. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz verlieh in den 1990er Jahren der energetischen Nutzung von Abfällen einen höheren Stellenwert. Und spätestens, seit im Jahr 2005 die Entsorgung von unbehandeltem »Rohmüll« verboten wurde, erhielt die Herstellung von EBS eine neue Bedeutung. Globale Entwicklungen treiben die Bemühungen zur energetischen Verwertung von Abfällen zudem voran: Während die Vorräte an fossilen Brennstoffen weltweit schwinden und der steigende Energiebedarf neue Konzepte der Energieversorgung erfordert, produziert unsere Industriegesellschaft immer größere Mengen an Abfall.
Energie mit Zukunftspotenzial Die Nachfrage nach EBS oder auch Sekundärbrennstoffen steigt. Rund sechs Millionen Tonnen EBS wurden 2010 in Deutschland hergestellt. Vor allem in Industrie-, Heiz- und Zementkraftwerken kommen EBS anstelle von Öl, Erdgas und Steinkohle zum Einsatz. Die Zementindustrie ist dabei Spitzenreiter: 61 Prozent der herkömmlichen Brennstoffe in deutschen Zementwerken wurden im Jahr 2010 durch EBS ersetzt. Hier, wie auch in Kalk- und Kohlekraftwerken, erfolgt der Einsatz von EBS in Mitverbrennung: Dem Hauptbrennstoff wird eine definierte Menge EBS beigemischt. Die Chemie-, Stahl- und Papierindustrie setzt verstärkt auf eigene EBS-Kraftwerke. Wärme oder Strom wird hier ausschließlich bei der »Mono-Verbrennung« aufbereiteter Abfälle gewonnen. Die Energie treibt Industriekraftwerke am selben Standort an.
Entwicklung der Verwertung 1 Mg = 1 t (t/a)
Zementwerke Großkraftwerke Industrie-/EBS-Kraftwerke Die Einsatzmengen von Ersatzbrennstoffen aus Gewerbeabfällen und hochkalorischen Fraktionen in Deutschland steigen kontinuierlich. (Quelle: Chemie Ingenieur Technik, 84 (7), Stand 2010)
5 000 000 4 500 000 4 000 000 3 500 000 3 000 000 2 500 000 2 000 000 1 500 000 1 000 000 500 000 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2015
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Verwerten statt entsorgen Die wachsende Nachfrage nach EBS kommt nicht von ungefähr. Denn was zunächst nach zweitrangigem »Ersatz« klingt, ist ein Brennstoff, der durch komplexe technologische Aufbereitung zum hochwertigen Energieträger wird. Als Grundlage für EBS dienen ähnlich zusammengesetzte Gewerbeabfälle, produktionsspezifische Industrieabfälle, etwa aus der Kunststoffverarbeitung und der Zellstoffindustrie, und nicht-recycelbare Restmaterialien aus dem dualen Wertstoffsystem. Auch die Bestandteile von Haushalts- und Siedlungsabfällen mit hohem Heizwert, Sperrmüll und Klärschlämme werden zu EBS verarbeitet. In mechanisch-biologischen Aufbereitungsanlagen (MBA) oder eigens konzipierten EBS-Produktionsanlagen durchlaufen die Abfälle eine mehrstufige Behandlung: Sie werden sortiert, von Schadstoffen, mineralischen Bestandteilen und Metallen getrennt und schließlich mehrfach zerkleinert. Kunststoffe sowie wertvolle Eisen- und Nichteisenmetalle werden zurückgewonnen, etwa Kupfer und Aluminium. Balance zwischen Klimaschutz und Energieeffizienz Ziel der Behandlung ist es, EBS mit guten Verbrennungs- und gleichzeitig niedrigen Schadstoffeigenschaften herzustellen. Die bei der Verbrennung maximal nutzbare Wärmemenge – der Heizwert – ist zwar immer noch wichtigstes Qualitätskriterium für einen Brennstoff, muss aber immer stärker in Balance mit dessen Umweltauswirkungen betrachtet werden. Beim Einsatz von EBS sparen Kraftwerksbetreiber vor allem fossile Energieträger ein und vermindern damit den CO2-Ausstoß wesentlich. Denn da der biogene Anteil in EBS mit bis zu 60 Prozent sehr hoch sein kann, ist die Verbrennung größtenteils Kohlendioxid-neutral. Laut neuesten Erkenntnissen des Öko-Instituts könnte ein vermehrter Einsatz von EBS den deutschen CO2-Jahresausstoß um rund sechs Millionen Tonnen senken und Müllverbrennung so bald schon überflüssig machen. Klärschlamm führt dabei die Spitze der EBS in Sachen Klimaschutz an. Eine Studie der TU Dresden im Auftrag des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass durch Klärschlamm als EBS in Zementwerken im Jahr 2006 etwa 97 000 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Als Ersatz fossiler Brennstoffe in Braunund Steinkohlekraftwerken verringerte Klärschlamm den CO2Ausstoß im selben Jahr um weitere rund 822 000 Tonnen.
Beispiele von Heizwerten Brennstoff
Heizwert
Steinkohle Heizöl extra leicht Braunkohle Holz (lufttrocken) Methan (Erdgas)
27 000 – 34 000 kJ/kg 42 900 kJ/kg 8 400 – 11 300 kJ/kg 14 600 – 16 800 kJ/kg 50 000 kJ/kg 35 900 kJ/m3
Ersatzbrennstoff
Heizwert
Restmüll (feucht) Leichtfraktion aus mech. Restabfallaufbereitung Altreifen Klärschlamm ausgefault (Trockensubstanz)
8 000 – 11 000 kJ/kg
Klärschlamm nicht ausgefault (Trockensubstanz)
16 000 – 18 000 kJ/kg 29 500 kJ/kg 11 000 kJ/kg 17 000 kJ/kg
Durch die intensive Vorbehandlung erreichen Ersatzbrennstoffe aus Abfall sehr gute Verbrennungseigenschaften – ihr Heizwert kann dem von herkömmlichen fossilen Energieträgern gleichkommen. (Quelle: Abfallwirtschaft Land Steiermark, www.abfallwirtschaft.steiermark.at)
Ersatzbrennstoffe Beispiele für feste Ersatzbrennstoffe Papierabfälle Holzabfälle Holzkohle Kunststoffabfälle Gummiabfälle Altreifen Reisspreu
Olivenkerne Sonnenblumenkernschalen Kokosnussschalen Abfälle der Farbenindustrie Hausmüll Klärschlamm
Beispiele für flüssige Ersatzbrennstoffe Altöl Säureharz Lösungsmittelrückstände
Asphaltschlamm Ölschlamm Klärschlamm
Beispiele für gasförmige Ersatzbrennstoffe Deponiegas
Pyrolysegas
Verschiedenste Materialien dienen als Ersatzbrennstoffe.
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Zwischen Abfall und Energieträger – der Brennstoff ohne Namen So sehr sich EBS insbesondere in der Industrie durchsetzt, so schwer tut sich der Energieträger aktuell noch auf politischer Ebene. Denn weder der Begriff »Ersatzbrennstoff« ist klar definiert, noch gibt es gesetzliche Regelungen hinsichtlich Zusammensetzung und Aufbereitung. EBS aus der Kläranlage Nicht nur sein Nutzen für Klima und Umwelt macht Klärschlamm zu einem relevanten Brennstoff. Auch das geplante landwirtschaftliche Ausbringungsverbot macht alternative Verwertungswege notwendig. Eine Energieerzeugung aus den Faulgasen von Klärschlämmen lohnt dabei nicht immer, die Herstellung eines Ersatzbrennstoffs kann eine sinnvolle Alternative sein. Da in der Kläranlage anfallende Rohschlämme aus über 90 Prozent Wasser bestehen, muss der Schlamm zunächst entwässert werden. Die verbleibende Masse wird mit Sonnenenergie oder Abwärme getrocknet und anschließend zu EBS verarbeitet. Klärschlamm kann so – bei einer mechanischen Entwässerung und Volltrocknung – sogar den Energiegehalt von Braunkohle erreichen (vgl. Seite 4/5 sowie 8/9 in diesem Heft). Sogar ausgefaulter und getrockneter Klärschlamm kann mit einem geringeren Heizwert noch als EBS verwendet werden. Neben dem Aspekt der CO2-Einsparung überzeugt Klärschlamm besonders durch seine physikalischen Eigenschaften: Mischt man den Klärschlamm mit anderem EBS-Material, beispielsweise verarbeiteten Plastikabfällen, sinkt zwar der Heizwert des EBS-Gemisches, doch die Dichte des sonst sehr staubigen Materials verbessert sich durch den Wassergehalt im Klärschlamm deutlich, was Transport und Handel erleichtert. EBS-Gemische können sich so die Vorteile unterschiedlicher Abfallstoffe zunutze machen.
Die zwingende Voraussetzung für den Einsatz ist jedoch die gleich bleibende Qualität. Dem entgegen steht die wohl augenfälligste Eigenschaft von vor allem hausmüllähnlichen Abfällen: ihre heterogene chemische Zusammensetzung. Kohlenstoffanteil, Wassergehalt und somit auch Heizwert und Schadstoffgehalt schwanken stark. Angesichts der Vielfalt der aus Abfall gewonnenen EBS ist es noch nicht gelungen, einheitliche und flächendeckende Regelungen zu chemischer Zusammensetzung, Heizwerten und CO2-Emissionen einzuführen. Die Qualitätsanforderungen für EBS ergeben sich daher in der Praxis aus den technischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Anlage und werden meist in enger Kooperation zwischen EBSHerstellern und den jeweiligen Abnehmern ermittelt. Vor diesem Hintergrund setzt sich die Bundesgütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V. (BGS) für europaweite Standards und definierte Gütekriterien ein. Grundlegende Anforderungen an die Qualität sind bereits definiert, ebenso wurden Gewerbe- und Siedlungsabfälle hinsichtlich unterschiedlicher Zusammensetzung klassifiziert. Ein einheitliches Gütesiegel ist jedoch noch Zukunftsmusik. Die fehlende gesetzliche Verankerung erschwert auch eine klare Position im Markt und damit Wettbewerb. Zu viele Müllverbrennungsanlagen (MVA) und EBS-Kraftwerke wetteifern um die nötigen Verbrennungsmengen. Dadurch sinkt das Preisniveau der Verbrennung. Teilweise soweit, dass ein Sortieren der Abfälle für ein gezieltes Recycling unwirtschaftlich wird. In der Folge gehen wertvolle Rohstoffressourcen verloren, statt stofflich oder energetisch verwertet zu werden. In diesem Zusammenhang fordert der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse), dass die energetische Verwertung nicht vorbehandelter Abfälle gesetzlich begrenzt wird. Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V. www.bgs-ev.de Umweltbundesamt
www.uba.de
TU Dresden > Studie Nutzung der Potenziale des biogenen Anteils im Abfall zur Energieerzeugung http://tu-dresden.de Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. & Öko-Institut > Studie Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende www.oeko.de
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Aus dem Unternehmen
Veolia ist Sponsor der Kieler Woche 2014
Als Premiumpartner der Kieler Woche unterstützt Veolia auch in diesem Jahr das weltgrößte Segelereignis und eines der schönsten Sommerfeste Nordeuropas. Vom 21. bis 29. Juni 2014 heißt es wieder Start frei für das Veolia Sailing Team, das bereits einige nationale Meistertitel gewonnen hat. Weitere Höhepunkte werden das Veolia Feuerwerk sowie die Veolia Lounge auf der Sponsorenmeile sein, die allen interessierten Besuchern und Kunden offen steht. Die Veolia Lounge finden Sie auf der Sponsorenmeile in Kiel-Schilksee. Gemeinsam mit dem Partner NABU wird Veolia den Anlass auch nutzen, um die Öffentlichkeit für das Thema Verschmutzung der Meere zu sensibilisieren.
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Aus dem Unternehmen
Innovative Wasserversorgung kombiniert mit Beschäftigungsprogramm
Vom Forschungsacker ins Heizkraftwerk
Das Zusammenspiel von nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft mit dezentraler Energiegewinnung steht im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekts im Braunschweiger Umland. Das Julius-Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) pflanzt bei Wendhausen schnellwachsende Pappelhecken zwischen Ackerstreifen, um den Standort ökologisch zu verbessern. Nach etwa drei bis sechs Jahren werden die Pappeln geerntet und als Energieholz im nahen Biomasse-Heizkraftwerk Gliesmarode eingesetzt. Das Heizkraftwerk ist ein Gemeinschaftsprojekt von BS|ENERGY und der SH Kraft-Wärme GmbH und deckt vor allem im Winterhalbjahr den erhöhten Wärmebedarf der Region.
Im zweitgrößten französischen Ballungsraum Lyon wird Veolia ab Anfang 2015 allein für die Trinkwasserversorgung der 1,3 Millionen Einwohner zuständig sein. Der auf acht Jahre ausgelegte Vertrag enthält mehrere Besonderheiten: So soll etwa ein integriertes Managementzentrum entstehen, das alle Vorgänge im Trinkwassernetz über Sensoren lückenlos überwacht, Lecks schnell ortet und die Trinkwasserqualität ständig in Echtzeit überprüft. Mit Hilfe des smarten Netzwerks können Kunden auch zeitnah ihren aktuellen Verbrauch messen und ihre Rechnungen über das Internet abrufen. Neben Verbesserungen im Umwelt- und Klimaschutz startet Veolia ein umfassendes Arbeitsplatzprogramm und integriert Arbeitslose aus der Region ins Unternehmen. Sie werden auf einem eigens eingerichteten Campus ausgebildet und sollen mittelfristig bis zu 15 Prozent aller Arbeitsstunden übernehmen.
Wasser wiederverwerten Wie Wasser effektiv wiederverwertet werden kann, untersuchen die 26 Forschungspartner des europäischen Gemeinschaftsprojekts »DEMOWARE«, unter ihnen auch das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB). An neun Standorten, an denen bereits aufbereitetes Abwasser für verschiedene Zwecke eingesetzt wird, durchleuchten sie Prozesse, Risiken und Umweltauswirkungen, aber auch Vermarktungs- und Lenkungsmechanismen. Das KWB etwa beschäftigt sich am Standort Braunschweig mit der landwirtschaftlichen Wiederverwertung von gereinigtem Abwasser und prüft darüber hinaus technisch einfache Methoden der Grundwasseranreicherung für Regionen mit geringer Wasserverfügbarkeit. Ziel des Projekts ist, die Hindernisse für eine effektive Wiederverwendung abzubauen.
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Grüne Flotte in Braunschweig auf Tour
Integriertes Standortmanagement für Novartis
Vorbildlicher Klimaschutz auf Rädern: BS|ENERGY hat bis März 2014 ein Drittel seiner Unternehmensflotte durch insgesamt 55 Elektro- und Erdgasfahrzeuge ersetzt. Der gesamte CO2-Ausstoß liegt nun mit 109,4 Gramm pro Kilometer deutlich unter dem Bundesdurchschnitt aller Neuzulassungen. Als Teil des bundesweiten Feldversuchs »Fleets go Green«, einem vom BMU geförderten Projekt verschiedener Unternehmen und Forschungseinrichtungen, untersucht BS|ENERGY federführend die Alltagsnutzung der umweltfreundlichen Fahrzeuge. Der Versorger will nun seine grüne Flotte nicht nur sicht-, sondern auch erlebbar machen: Noch bis 12. Mai 2014 sucht er Bürger als Testfahrer, die andere an ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen.
Das Schweizer Pharmazieunternehmen Novartis hat Veolia beauftragt, seine Dienstleistungen auf 15 der größten Produktionsstandorte in Europa auszuweiten. An diesen Standorten sorgt Veolia für eine Reihe verschiedener Services aus einer Hand, darunter Wasseraufbereitung, Energieversorgung, Facility Management sowie das Entsorgungsmanagement, insbesondere für gefährliche Stoffe. Die beiden Unternehmen arbeiten seit 2001 zusammen. Veolia hat im Rahmen dieser Partnerschaft für Novartis unter anderem ein spezielles Verfahren entwickelt, im Produktionsprozess eingesetzte Lösungsmittel im großen Stil zu recyceln. Außerdem werden nicht recycelbare Abfälle genutzt, um Strom für die Produktion und Wärmeenergie zu erzeugen. Novartis konnte seine CO2-Emissionen in zwei Jahren um 20 Prozent senken und versorgt an einem Standort inzwischen auch ein benachbartes Einkaufszentrum mit Wärme.
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Die Alleskönner
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lles eine Frage der Organisation: Multi-Service-Unternehmen leisten heute allein, was zuvor auf viele Schultern verteilt wurde. Kann das gutgehen? Globalis in Nordrhein-Westfalen macht es vor.
Es ist Sonntagmorgen. Auch heute stehen die Maschinen bei der Firma Neapco in Düren nicht still. Auf dem Werksgelände produzieren rund 700 Mitarbeiter täglich Fahrwerk-Komponenten für den weltweiten Markt. Und auch beim Dienstleister Globalis wird rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, gearbeitet. Das Unternehmen kümmert sich für den Automobil-Zulieferer um die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser. Um Instandhaltung, Reinigung und Abfallentsorgung. Und es übernimmt Lagerung, Recycling und die dazu notwendige Logistik.
minkalender? Vermutlich deutlich mehr. Matthias Armbrust ist bei Globalis verantwortlich für das Energiemanagement. Der gelernte Anlagenbauer kontrolliert von seiner Schaltzentrale aus die Stromversorgung des Werks. »Wir reden hier von 50 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Das ist etwa so viel, wie 20 000 Zwei-Personen-Haushalte verbrauchen. Düren hat nicht mal 90 000 Einwohner. Das ist also eine ganze Menge.« Von seinen Monitoren aus bedient er zudem die Heizkesseltemperatur, die Gebläseleistung oder den Kühlwasserdurchfluss. Multitaskingfähig sind auch seine Kollegen Dimitros Bobolas und Sascha Begerok. Der Mechaniker und der Techniker sind für eine von drei Schichten eingeteilt und haben dabei einen Aktionsradius in der Größenordnung von 14 Fußballfeldern. Sie sind auf dem Werksgelände für Instandhaltung und Ad-hoc-Einsätze zuständig, vom Austauschen einer Glühbirne bis hin zum Flottmachen einer Pumpe. Der Funk-Beeper am Gürtel zeigt an, wenn es irgendwo klemmt. Objektleiter Mesut Kissa koordiniert die Aufbereitung von Metallspänen. »Die Späne sind mit Öl, Wasser und Kühlflüssigkeit überzogen. Wir reinigen sie in Zentrifugen, damit sie wiederverwertet werden können«, erklärt er.
Es gibt Dienstleister, die auf jedem einzelnen dieser Gebiete hervorragende Arbeit leisten. Bei Veolia hat man sich gefragt: Wäre ein Service aus einer Hand nicht effizienter? Können wir das leisten? Als man das bejahte, wurde die Tochter Globalis vor elf Jahren von Veolia Wasser, Veolia Umweltservice und dem früheren Energiedienstleister Dalkia als ein modernes Multi-ServiceUnternehmen gegründet. »Wir wollten nicht nur in einigen Bereichen gute Arbeit leisten, sondern das ganze Spektrum abdecken. Damit haben wir einen Nerv getroffen«, sagt Arno Graf, zuständiger Geschäftsführer bei Veolia Umweltservice Industrie- und Gebäudedienstleistungen. Für Neapco löst die Zusammenarbeit mit Globalis gleich mehrere Probleme. Nicht einmal 50 Mitarbeiter kümmern sich um Aufgaben von der Instandhaltung der Gebäudeinfrastruktur über das Abfallmanagement, die Reinigung der Maschinen und Fahrwege, das Sammeln von Schrott, die Instandhaltung der rund 1 000 Trolleys und Materialwagen, die Aufbereitung und Entsorgung von recyclingfähigen Abfällen, die Wasserbeschaffung, -verteilung und -aufbereitung bis hin zur Gebäudereinigung. Wie viele Mitarbeiter wären es wohl, wenn all diese Aufgaben auf mehrere Unternehmen verteilt wären? Wie viele Arbeitsabläufe wären aufeinander abzustimmen? Wie viele Ter-
(1.) Ad-hoc-Einsatz für Techniker Sascha Begerok (2.) Effizienz statt Kabelsalat – Globalis und Neapco arbeiten seit 10 Jahren zusammen. (3.) Ein Mitarbeiter bereitet die Aufbereitung von Metallspänen vor. (4.) Matthias Armbrust in der Schaltzentrale
Für Neapco liegen die Vorteile des Multi-ServiceAnbieters auf der Hand: effizientere Abläufe, weniger Ansprechpartner, sowohl im operativen als auch im organisatorischen Bereich. Außerdem sind solche Synergieeffekte auch eine Kostenfrage, denn Globalis kann seine Dienstleistungen deutlich günstiger anbieten als eine Vielzahl einzelner Wettbewerber – und durch die räumliche Nähe und kurzen Dienstwege auch transparenter. Ein Konzept, das in den vergangenen elf Jahren der Zusammenarbeit gewachsen ist und sich bewährt hat. »Die Branche ist im Wandel«, stellt auch Arno Graf fest. »Es gibt einen deutlichen Trend hin zu MultiService-Unternehmen in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Darauf sind wir gut vorbereitet.«
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151 kleine Schätze Aus 151 Einzelteilen besteht dieser handelsübliche Toaster. Für dieses und andere kleinteilige Elektrogeräte geben die Deutschen jedes Jahr mindestens 3,5 Milliarden Euro aus. Früher oder später landen sie als Elektroschrott im Abfall – oder vor der Linse des Fotografen Todd McLellan, der für seinen Bildband »Things Come Apart« Haushaltsgegenstände zerlegt hat. Die meist achtlos im Restmüll entsorgten Geräte bergen neben umweltschädlichen Schwermetallen auch wahre Schätze in sich: viele nützliche Rohstoffe. Die meisten Bestandteile aus Plastik, Glas oder Metall können recycelt werden. Aluminium, Kupfer und Zinn zählen beispielsweise zu den begehrtesten Sekundärrohstoffen weltweit und sind in fast allen Elektrogeräten verbaut. Durch eine Novellierung des Elektrogesetzes (ElektroG) sollen deshalb nun die deutschen Verbraucher dazu animiert werden, den wertvollen Elektroschrott »sachgerecht« zu entsorgen. Nicht mehr nur Hersteller und Importeure werden künftig in die Entsorgungspflicht genommen, sondern auch die Händler. Vertreiber mit einer Verkaufsfläche über 400 Quadratmeter Fläche müssen vielleicht bald alle Altgeräte, die nicht größer als 25 Zentimeter sind, kostenlos zurücknehmen. Das sagt zumindest der jüngste ElektroG-Referentenentwurf des Umweltministeriums. Die Rücknahme soll dann auch unabhängig vom Kauf eines neuen Geräts möglich sein. Bis es soweit ist, gehören Elektrogeräte auf den Recyclinghof, oder, falls in der jeweiligen Kommune zugelassen, in die Wertstofftonne.
Quelle: Todd McLellan, ThingsComeApart
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Müllgrube Meer
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edes Jahr gelangen 20 000 Tonnen Müll in die Nordsee. Plastik, Metall und andere nicht verwertbare Stoffe machen das Meer zur tödlichen Falle für Tiere und Vögel und auf Umwegen auch zur Gesundheitsgefahr für den Menschen. Die Europäische Kommission hat deshalb im März die Ergebnisse einer öffentlichen Konsultation zum Umgang mit Meeresabfällen vorgelegt; Hersteller von Verpackungsmaterialien sollen stärker in die Pflicht genommen werden. Aber auch Verbraucher können durch ihr Konsumverhalten zum Schutz der Gewässer beitragen.
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Meeresmüll ist scheinbar weit weg. Im Pazifik, im Indischen Ozean und dem Roten Meer. Doch auch in Nord- und Ostsee treiben durchschnittlich 13 000 Plastikmüllpartikel pro Quadratkilometer Meeresoberfläche. Lange Zeit gingen Wissenschaftler davon aus, dass ein Großteil dieser Abfälle aus der Hochseefischerei stammt. Neueste Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch, dass rund 80 Prozent vom Festland kommen und über Flüsse in die Meere gelangen. So führt beispielsweise die Donau mehr Plastikmüll als Fischlarven mit sich. Die Folgen für die Umwelt sind fatal: Für in und am Wasser lebende Tiere werden Metalle, Plastikpartikel und Schadstoffe zur tödlichen Falle. Sie verfangen sich entweder in Abfällen oder verschlucken diese und verenden. Außerdem tragen zum Verzehr gefangene Meerestiere immer häufiger persistente toxische Schadstoffe in sich, die nach Angaben des Umweltbundesamts auch für den Menschen eine Gesundheitsbedrohung darstellen können. Wissenschaftler und Umweltorganisationen machen seit Jahrzehnten auf das Problem aufmerksam. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) etwa engagiert sich mit dem Projekt »Fishing for Litter« für eine Reinigung der Nord- und Ostsee. Derzeit nehmen fünf Ostseeund drei Nordseehäfen an dem Projekt teil, möglichst alle weiteren sollen ebenfalls Kooperationspartner werden. Fischer, die mit Schleppnetzen arbeiten, werden aufgefordert, Abfälle aus dem Meer zu holen und diese in den anliegenden Häfen abzuliefern. Dort werden sie sortiert, auf ihre Zusammensetzung untersucht und umweltgerecht entsorgt.
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»Müllreinigungsprojekte wie die Aktionen des NABU machen die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam«, so Dr. Lars Gutow vom Alfred-Wegener-Institut (AWI), der Forschungseinrichtung des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung. Sie könnten jedoch nur einen Bruchteil des Mülls beseitigen, so der Experte. Vor allem die Hersteller sind gefragt, betont auch die Europäische Kommission. Sie müssen umweltfreundlichere Materialien zur Produktion verwenden und auch Recyclingtechniken stärker nutzen. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der öffentlichen EU-Konsultation zum Meeresmüll zeigen, dass Politik und Bürger Hersteller künftig stärker in der Pflicht sehen. Ein Ruf, der gehört wird: Einige Hersteller haben sich im Projekt »Waste Free Oceans« (WFO) zusammengeschlossen und damit begonnen, aus dem Meer und an Stränden gesammelten Müll zu recyceln und daraus neue Verpackungsmaterialien herzustellen. Noch sind solche Industrie-Initiativen jedoch Pionierarbeit.
Der NABU sorgt mit »Fishing for Litter« für saubere Gewässer.
Auch jeder Verbraucher kann helfen, die Meere vom Müll zu befreien. Statt an der Supermarktkasse die Einkäufe in Plastiktüten zu packen, die schnell auf dem Müll landen, ist die Investition in einen oft wiederverwendbaren Beutel aus Stoff oder Recyclingmaterialien eine umweltfreundliche Alternative. Doch nicht nur Tüten und Verpackungen sind eine Gefahr für die Meere. Kosmetik- und Hygieneartikel enthalten sogenannte »Microbeads«, mikroskopisch große Kunststoffpartikel, die über das Abwasser oder den Hausmüll in Gewässer gelangen. Wer sie gezielt vermeiden will, der kann die von der Initiative »Beat the Micro Bead« entwickelte Handy-App nutzen: Damit können Produkte vor dem Einkauf gescannt und ihr Gehalt an Mikroplastik abgefragt werden.
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Nachdem Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen seit Jahren auf die Problematik aufmerksam machen, will Brüssel die EU-Mitgliedsstaaten zu Monitorings und Maßnahmen verpflichten, um europäische Gewässer sauberer zu machen. In der 2008 vorgelegten Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (kurz MSRL) wurden alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, bis 2020 den Zustand der Meeresumwelt zu verbessern. Dr. Onno Groß, erster Vorsitzender der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE e.V., begrüßt die Bemühungen der deutschen Regierung, die Richtlinie möglichst schnell umzusetzen. »Einige Mitgliedsstaaten haben die Bestimmungen noch nicht in nationales Recht umgesetzt«, kritisiert Groß. In Deutschland zeigen jedoch nicht nur die Regierung und das Umweltbundesamt, sondern auch Wissenschaft und Industrie große Bereitschaft, etwas für die Verbesserung der Situation bis 2020 zu tun. Das ist der richtige Weg: Denn das Ziel weitgehend müllfreier Gewässer ist nur zu erreichen, wenn Akteure aus allen Bereichen effektiv zusammenarbeiten. Das Projekt »Meere ohne Plastik« des NABU, zu dem auch »Fishing for Litter« gehört, präsentiert Veolia auf der Kieler Woche (siehe Seite 13).
Weiterführende Links: Naturschutzbund e.V. www.nabu.de Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung www.awi.de DEEPWAVE. e.V., Die Meeresschutzorganisation www.deepwave.org Umweltbundesamt > Themen > Müll im Meer Industrie-Initiative Waste Free Oceans (WFO) www.wastefreeoceans.eu Initiative Beat the Micro Bead, Download der Handy-App www.beatthemicrobead.org
Ein 20-Jähriger mit großer Vision – The Ocean Cleanup Wohl einer der interessantesten jungen Visionäre auf dem Gebiet der Beseitigung von Meeresmüll ist Boyan Slat. Der 20-jährige Niederländer entwickelt in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Delft im Projekt »The Ocean Cleanup« eine Technik, die in der Lage sein soll, innerhalb von fünf Jahren bis zu sieben Millionen Tonnen Müll aus den Ozeanen zu holen. Durch weit ausladende Schranken, die auf der Meeresoberfläche schwimmen, wird der Müll in seinem Fluss gestoppt und vom Gerät aufgesaugt. Schranken stellen anders als Netze keine Gefahr für Tiere dar, die sich einfach um die Barriere herum bewegen können. The Ocean Cleanup
www.uba.de boyanslat.com/plastic
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Termine 12. – 14. Mai 2014, Ancona (Italien) Waste Management 2014
28. Mai 2014, Bonn VDI-Expertenforum zum Thema Legionellen
7. Internationale Konferenz zu Abfallbehandlung und Umweltthemen
Fachdiskussion des VDI
www.wessex.ac.uk
www.vdi.de
13. – 15. Mai 2014, Berlin Stadtwerke 2014
3. – 5. Juni 2014, Brüssel (Belgien) Green Week, Umweltwoche der Europäischen Union
18. Europaforum-Jahrestagung
Umweltkonferenz zu Kreislaufwirtschaft und Ressourcen
www.stadtwerke-tagung.de
ec.europa.eu/environment/greenweek
15. – 16. Mai 2014, Essen 3. Essener EnergieForum
24. – 26. Juni 2014, Berlin BDEW Kongress 2014
Symposium zu den Bereichen Energiewirtschaft, -politik und -technik
Kongress zu neuen Geschäftsmodellen für die Energie- und Wasserwirtschaft
www.essenerenergieforum.de
www.bdew.de
19. – 21. Mai 2014, Berlin Berliner Energietage 2014 Kongress mit begleitender Fachmesse zu Energiethemen
17. – 18. September 2014, Straubing 5. VDI-Fachkonferenz Klärschlammbehandlung Energetische Verwertung von Klärschlämmen
www.berliner-energietage.de
www.vdi-wissensforum.de
22. – 23. Mai 2014, Amsterdam (Niederlande) Energy and Materials from Waste 2014 Zweite Internationale VDI-Konferenz zu den Themen Energie und Abfallverwertung
www.vdi-wissensforum.de
Veolia in Deutschland
23. – 24. Oktober 2014, München 8. Netzwerk21Kongress 2014 Bundesweiter Kongress für regionale Nachhaltigkeitsinitiativen
www.netzwerk21kongress.de
Wasser
Energie
Entsorgung
12.000 Beschäftigte
1,9 Mrd. Euro Umsatz
200 Standorte
Impressum: nahdran. Aus Branche und Unternehmen, www.veolia.de/nahdran | Herausgeber: Veolia, Unter den Linden 21, 10117 Berlin | Redaktion: Matthias Kolbeck (verantwortlich für den Inhalt), Dr. Martina Bruckschen, Sabine Kraus, Telefon: 030-2062956-72, nahdran@veolia.com | Druck: AlsterWerk MedienService GmbH | Konzept, Realisation, Illustrationen: Johanssen + Kretschmer Strategische Kommunikation | Bildnachweise: Titelstrecke von Luca Abbiento (S. 1, 4 - 7, 10 - 12), Shutterstock (S. 2), Joachim Donath/KWB (S. 8), ZHAW (S. 9), Olaf Ballnus (S. 16, 17), Todd McLellan (S. 18, 19), Shutterstock (S. 20 - 23), dpa picture alliance (S. 22), Veolia | Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier.