keonda 01 01/2008

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Ausgabe 01/2008

Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands.

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Bewegt:

B Beleuchtet:

Freistil: F

Schlauer Statt Rechts geht immer! Seite 16

Gebrauchsanleitung für das G US-Wahlsystem. Seite 17 U

Slacklinen der neue S TTrend in Deutschland.

Seite 20


EDITORIAL

Tja was geht? What’s up? Che succede? Hva opp? Aşa pânǎ? Quoi de neuf? Mi baj van? ¿Qué onda? Oder wie’s gesprochen wird: ke:onda.

Es war einmal eine Jugendorganisation, die so vielfältig war wie ein Gemischtwarenladen. Im Norden und Osten kämpften sie gegen den braunen Sumpf, im Süden kletterten sie in den Bergen herum, im Südwesten zogen sie mit Becherlupe und Käscher in die Wälder und in der Mitte formierten sie sich gegen die kapitalistischen Großkonzerne. Da konnten sie untereinander schon einmal den Überblick verlieren und die eine Hand wusste nicht mehr, was die andere machte. Und wenn sie doch aufeinander trafen, waren sie immer wieder überrascht, dass die anderen doch nicht so engstirnig oder radikal waren, wie man hinter vorgehaltener Hand oft behauptet hatte. Oftmals gab es sogar gemeinsame Projektschwerpunkte und spätestens beim Singen der Internationalen standen sie alle dicht beisammen. Abends beim gemütlichen Ausklang, bei dem einen oder anderen Gläschen Wein kam man sich vorsichtig näher. Eine Frage stand im Raum: Was geht eigentlich bei euch?

So zahlreich die Möglichkeiten zu fragen, so vielfältig soll auch ke:onda sein. Politisch, kritisch, unabhängig und noch viel mehr. Sie soll Abhilfe schaffen und Hand und Hand beisammen halten. Ob jetzt IYNF, NFJD, Landesverbände, Ortsgruppen – ke:onda bietet Raum für all das, was ihr bewegt. Doch wir wollen mehr! Nicht umsonst sind wir eine politische, linke, internationale, nachhaltige Jugendorganisation. Wir wollen aktuelle und interessante Themen beleuchten, eure Ansichten hören und eurem Stil freien Lauf lassen. Das Ganze geht natürlich nicht ohne euch! Damit ke:onda wirklich ihrem Namen gerecht wird, brauchen wir eure Mithilfe! Ob’s Neuigkeiten aus euren Ortsgruppen sind, tolle Projekte auf Landesebene, internationale Jugendbegegnungen oder was es sonst noch alles gibt – stellt es uns vor. Ihr habt eure eigene Meinung zum Mitgliedsausweis, zu den KandidatInnen der Bundestagswahl oder was gerade sonst noch ansteht? – wir wollen sie hören. Natürlich brauchen wir auch immer wieder neue, schreibwütige und kreative RedakteurInnen. ke:onda lebt vom Mitmachen. Ohne euch läuft gar nichts!

JETZT ABER: ¿QUÉ ONDA? – WAS GEHT?

IMPPRESSUM ke:onda – Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands

Fotos: S. 1 chriskuddel – fotolia; S. 2 NFJD; S. 3 Konsum: 3d-Master – fotolia / Zur Sache: Ron / Nepal: Nina Bartz / Slacken: Johannes Hahn / Zeit: Gerd Altmann – pixelio; S. 4 Suprijono Suharjoto – fotolia; S. 5 NFJD Hessen; Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk der Naturfreunde, Verein zur Förderung der Naturfreundejugend Deutschlands e.V., Adresse siehe unten S. 6/7 Falco, Peters, Photography – fotolia; S.8/9 Alx, Falco, j. tromeur – fotolia; S. 10 Aafke Brinkhuijsen; S. 11 NFJD / B. Lang, bilderbox, H. Schwarz – fotolia; S. 12 Nina Bartz; S. 12 Nina Bartz (2). / (1.) Meddy Popcorn – fotolia; S. 13 Redaktionsanschrift und Verlag: Sebastian Suk (r.o.) / NFJD; S. 14 NFJD / klikk, vadiko, A. Earley – fotolia; S. 15 Naturfreundejugend Deutschlands // Haus Humboldtstein // 53424 Remagen Durocher – fotolia; S. 16 Nathalie P; S. 17 picture-optimize, St. Katzlinger – Telefon 02228-9415-0 // Telefax 02228-9415-22 fotolia; S. 18/19 Nina Bartz / photoallery – fotolia; S. 20 Johannes Hahn; S. 21 info@naturfreundejugend.de // www.naturfreundejugend.de Anley, Haciosmanoglu – fotolia; S. 22 Rumiantseva – fotolia; S. 23 Kai: NFJD / Mitglieder der Naturfreundejugend Deutschlands erhalten ke:onda kostenlos. Maya, Lyubkina, I. Fischer – fotolia Gestaltung: DIE PROJEKTOREN: agentur für gestaltung und präsentation ke:onda kann auch als Abo für 5€ pro Jahr inkl. Versandkosten bestellt werden. Druck: Lokay Druck Redaktion: Yannic Arnold, Nina Bartz, Julia Böhm, Cornelius Dahm, © Naturfreundejugend Deutschlands 2008 Martin Dahm, Frederic Düpmeier, Jan Düpmeier, Jasmin Khalil (V.i.S.d.P.), Fabian Löbach, Dennis Melsa, Lina Mombauer Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes Mitarbeit an dieser Ausgabe: Janett Häusler, Kai Niebert, Tobias Thiele


ZUR SACHE

TITELTHEMA: Nachhaltiger Konsum .................................................................. 04 Globalisierungskritischer Stadtrundgang ............................................................. 05 Fairer Konsum: armedangels .................................................................................. 06 Netzwerk: Utopia ...................................................................................................... 08 YouPEC08 ................................................................................................................... 10

RON: Ron die Socke .................................................................................................11 Post aus Kuba ............................................................................................................ 12 Ron erkl채rt die Welt ................................................................................................. 13

BEWEGT: Arbeit auf der Bundesebene ................................................................ 14 Heldin der Arbeit ...................................................................................................... 15 Schlauer statt Rechts ............................................................................................... 16

BELEUCHTET: Freiwilligeneinsatz ...................................................................... 18 W채hlen auf Amerikanisch ....................................................................................... 17

FREISTIL: Slacklinen .............................................................................................. 20 Orte und Musik ......................................................................................................... 21 Weltweite Weltsichten ............................................................................................ 21

ANSICHTSSACHE: Zeit ......................................................................................... 22 Kais Tanztee ............................................................................................................... 23


TITELTHEMA: NACHHALTIGER KONSUM

WIE WIR DIE WELT JEDEN TAG EIN WENIG VERÄNDERN KÖNNEN! Nachhaltiger Konsum? Was genau versteht man darunter und kann man wirklich nachhaltig leben ohne sich dadurch einschränken oder viel Geld ausgeben zu müssen? Dass wir ohne Nachteile, Verzicht oder höhere Kosten nachhaltig konsumieren können, zeigen wir dir aus verschiedenen Blickwinkeln in den nachfolgenden Artikeln. Doch zuerst einmal: was ist eigentlich nachhaltiger Konsum? Wir verstehen darunter das kritische Hinterfragen und die bewusste Entscheidung für ein Produkt aus der Vielzahl der Supermarktregale und Shoppingzentren.

Auch die Natur leidet unter den Abgasen und den auf Gewinn abzielenden Anbaumethoden der Rohstoffe. Zurück bleibt karges, unfruchtbares Land. Fällt ein Kind krankheitsbedingt aus, drohen Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlust. Schließlich gibt es noch genug andere, ebenfalls verarmte Kinder für diese Arbeit.

Ein Beispiel: Der Alltag eines Kindes in Pakistan – keine Ausbildung, kein Einkommen, geringe Partizipation am sozialen Leben. Da es auch den Eltern nicht anders ergeht, müssen die Kinder zur Familienversorgung beitragen. Bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten sie in Fabriken, wo sie für unsere Freizeit Fußbälle, T-Shirts, Hacky Sacks, Turnschuhe usw. herstellen. Als Gegenleistung erhalten sie nur einen Hungerlohn. Arbeitsschutz ist nicht vorhanden: giftige Dämpfe, unangenehme Temperaturen und unhygienische Arbeitsplätze gestalten die Arbeit zur Tortur.

Dies ist nur ein Beispiel, es gibt noch zahlreiche andere. Nachhaltiger Konsum bedeutet nichts anderes als sich solcher Tatsachen bewusst zu werden und sie beim eigenen Einkauf zu bedenken. Jeder von uns trägt Verantwortung für unsere Welt. Mitmenschen ein besseres Leben zu ermöglichen, Natur und Tiere zu schützen und gleichzeitig seinen Spaß am „Shoppen“ behalten zu können, kann richtig spannend sein. Vielleicht ist der Effekt anfangs nur gering, aber je mehr Leute nachhaltig konsumieren, umso stärker wird der Druck auf Großkonzerne und Politik. Zeig, dass du selbstständig Entscheidungen treffen kannst und dich nicht von der Werbung bevormunden lässt! Lina Mombauer und Fabian Löbach


WAS HABEN WIR UNS DA EINGEHANDELT? Globalisierungskritischer Stadtrundgang in Frankfurt am Main Fragst du dich manchmal, wo man den Kaffee anbaut, den du morgens trinkst, wie Jeans produziert werden oder wo der Kakao für die Schokolade herkommt, die du abends genüsslich beim Fernsehen verdrückst? Genau mit solchen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigt sich der Globalisierungskritische Stadtrundgang Frankfurt. Angefangen hat alles vor ungefähr vier Jahren… In Anlehnung an den Stadtgang, der von JANUN e.V. in Hannover konzipiert wurde, gab es von der Naturfreundejugend Hessen die Idee, auch in Frankfurt einen Globalisierungskritischen Stadtrundgang anzubieten. Gemeinsam mit den beiden Kooperationspartnern BUNDjugend Hessen und attac Frankfurt wurde dieser Stadtrundgang entwickelt und mit Inhalt gefüllt.

Bei dieser besonderen Führung durch die Frankfurter Innenstadt geht es darum, an verschiedenen Stationen aufzuzeigen, wo und unter welchen Bedingungen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände unseres Alltags hergestellt werden, welche Konsumgewohnheiten wir haben und was das alles mit Globalisierung zu tun hat. Die einzelnen Produktionsschritte von Jeans, Schokolade oder Kosmetik werden aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht stets die Frage danach, welche sozialen und ökologischen Auswirkungen unser Konsumverhalten weltweit hat. Der Globalisierungskritische Stadtrundgang richtet sich vorrangig an SchülerInnen der Jahrgangsstufen 8 bis 13, wird aber auch für andere interessierte Gruppen angeboten. Durchgeführt wird der Stadtrundgang von ausgebildeten ReferentInnen und die Teilnahme kostet 2,- Euro. Janett Häusler

Weitere Informationen zum Stadtrundgang erhältst du bei der Naturfreundejugend Hessen unter 069-75 00 82 35 oder auf www.naturfreundejugend-hessen.de


TITELTHEMA: NACHHALTIGER KONSUM

SO ODER GAR NICHT! Die Marke „armedangels“ sorgt für mehr Gerechtigkeit in der Modebranche

social fashion [r]evolution – so steht es in dicken Lettern auf der Internetseite von „armedangels“. Die Streetfashion-Marke verändert den deutschen Modemarkt. Dabei setzen die Macher auf Biobaumwolle, Fair Trade und die Unterstützung von Hilfsprojekten. Was im Januar 2007 mit der Gründung der Social Fashion Company durch Anton Jurina (29) und Martin Höfeler (26) mit einem Internetshop anfing, ist inzwischen zu einem Vertrieb geworden, der seine Kollektion auch in 15 Straßenläden anbietet – und das nicht nur in Deutschland. Thomas D und Jürgen Vogel sind nur zwei von mehreren Promis, die sich zu fairer Mode und „armedangels“ bekennen. ke:onda sprach mit Anton Jurina über bewaffnete Engel, den Modemarkt und Hilfe zur Selbsthilfe. Ihr nennt euch bewaffnete Engel. Was sind denn eure Waffen? Unsere Waffe ist unsere Botschaft: Wir machen junge, coole Mode, die unter anständigen Bedingungen hergestellt wird. Wir sind ein Beispiel dafür, dass man mit strategischem Konsum tatsächlich etwas verändern kann. Was unterscheidet ein T-Shirt von „armedangels“ von anderen Modemarken? Bei uns gibt es faire Löhne, kontrollierte Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit. Für die biologische Baumwolle zahlen wir den Bauern einen Preis, von dem sie leben können. Während der gesamten Herstellung verzichten wir auf Pestizide und gesundheitsschädliche Chemikalien. Unsere Produkte sehen also nicht nur stylisch aus, sondern sind gut für Mensch und Umwelt. Unsere Kleidung ist nicht teurer als die anderer Markenfirmen. Mit Billiganbietern können wir allerdings finanziell nicht konkurrieren – bei denen liegen die Verkaufspreise im Laden zum Teil unter unseren Einkaufspreisen. Wie viel Geld fließt pro Verkaufsstück in Hilfsprojekte? Pro Verkaufsstück geht ein Euro an unsere Hilfsprojekte. An welches unserer drei Projekte es geht, kann der Käufer selbst entscheiden. Welche Hilfsprojekte unterstützt ihr? Das Projekt „Pratham e.V.“ organisiert Schulunterricht für Kinder in Indien. Da für den Anbau von Baumwolle viel Wasser benötigt wird, unterstützen wir das Projekt „Viva con Agua“, das zum Ziel hat, alle Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Beim Projekt „Trinkwasserwald e.V.“ werden in Deutschland Laubbäume gepflanzt, die dafür sorgen, dass mehr Wasser in die Erde gelangt.


Ihr nennt euch die Robin Hoods der Neuzeit. Gibt’s bei euch auch einen Sherwood Forest und wer ist euer Feind? Wir wollen vor den Missständen in der Textilindustrie nicht länger die Augen verschließen. Deswegen bemühen wir uns klassische Modeunternehmen um Marktanteile zu „berauben“, weil wir so sicherstellen können, durch unsere nachhaltige Produktion etwas zu verändern. Hat eine Geschäftsidee wie die von „armedangels“ in Zeiten von einer „Geiz ist geil“-Mentalität überhaupt eine Chance? Ein Großteil der Käufer von höherwertiger Kleidung ist bereit mehr für nachhaltige Kleidung zu zahlen. Unser Preis hält sich im Rahmen: T-Shirts sind bei uns beispielsweise ab 29 Euro zu haben, eine Kapuzenjacke ab 79 Euro. Immer mehr Leute erkennen, dass ein nachhaltiger Lebensstil wichtig ist und Studien belegen, dass dies nicht nur eine kurzzeitige Mode, sondern ein langfristiger Trend ist.

Jeder kann sich dort anmelden und der Welt sagen, warum er diese Ideologie unterstützt. Außerdem kann man sich als Model bewerben, als Designer neue Kollektionsentwürfe einsenden und uns über die „Frage der Woche“ Anregungen und Verbesserungsvorschläge schicken. Was ist eure Zukunftsversion? Wir möchten möglichst viele Menschen von fairer Mode überzeugen. Wir glauben an unser Konzept und arbeiten für eine Verknüpfung von Style und Haltung. Das Interview führte Nina Bartz

Welche Bedeutung hat für euch die „armedangels“-Community? Unsere revolution will für die Verbindung aus Mode und nachhaltiger Produktion begeistern und diese aus der Nische heraus holen. Und genau dafür steht die Community.

Mehr Infos zu „armedangels“ findet ihr unter www.armedangels.de

LINKS Unter www.korrekte-klamotten.de gibt’s auf einzelnen Blogs Neuigkeiten von verschiedenen Vertretern, die nachhaltig produzierte Kleidung anbieten. Das Ganze scheint allerdings noch in der Aufbauphase zu sein – einige Labels und Firmen sind erst etwas dünn oder noch gar nicht vertreten. Do good with your money – so steht’s auf der Internetseite: www.karmakonsum.de Die Seite will Menschen verbinden, die LOHAS leben – den Lifestyle of Health and Sustainability. Darüber hinaus gibt’s aktuelle Infos über Fair Trade, Fashion, Spiritualität und vieles mehr.

„Wir sind ein Blogprojekt, das den en uralten Kampf gegen Ungerechtigkeit mit neuen Mitteln fortsetzt.“ Willkommen bei www.alles-was-gerecht-ist.de! Ob Stellenangebote, Buchtipps, Wettbewerbe oder Unterhaltung – bei diesem Blog ist für jeden etwas dabei. Das Transfair-Siegel kennt heute fast jeder. Wer aber mehr Infos über Produkte oder Anbieter, die mit dem Siegel ausgezeichnet sind, haben möchte, kann bei www.transfair.org vorbeischauen. Die GEPA ist Europas größte Fair-Handels-Organisation. Auf ihrer Internetseite www.gepa.de gibt’s neben jeder Menge Infos, auch einen Internetshop für GEPA-Produkte und ein Online-Kochbuch mit internationalen Rezepten und fair gehandelten Zutaten.


TITELTHEMA: NACHHALTIGER KONSUM

WILLKOMMEN IN UTOPIA! Utopia ist das kleinste Land der Welt: Es hat eine eigene Flagge, zählt seine Fläche in Gigabyte und hat zurzeit 20 000 EinwohnerInnen – und es wird jeder eingebürgert, der die Welt verändern will.

„Hallo Martin Dahm! Schön, dass Sie da sind.“ Zugegeben, ich stehe nun nicht auf der einen Seite eines Grenzpostens und kann der bösen, fiesen Welt auf der anderen Seite eine lange Nase zeigen. Ich habe es lediglich geschafft, mein Passwort richtig einzugeben und werde freundlich von der Internetplattform des Utopia-Teams begrüßt. Dabei sitze ich natürlich immer noch im Jetzt und Hier vor meinem PC. Utopia ist eine Internet-Community für fairen und nachhaltigen Konsum. Und jeder „Utopist“ – so die gängige Bezeichnung für die MitmacherInnen – kann dazu beitragen, dass die Community über neueste Entwicklungen und auch über Produkte ansprechend informiert wird. Utopia will die unsrige, eine Welt verändern. Ich bewege mich nach dem Eintritt über mein eigenes Profil nun durch eine große Fülle von Wissen, Unterhaltung und persönlichen Eindrücken von 20 000 Weltverbesserern.

Utopia wurde erst 2007 gegründet. Dafür ist es schon erstaunlich, wie schnell sich diese Internetplattform mit Leben und Wissen gefüllt hat. Ist die Anmeldung bei Utopia erst einmal gemacht, kann ich mein eigenes Profil anschauen. Dort stelle ich mich unter meinem Namen, mit Foto, ein paar Gedanken und Ideen erst einmal vor. Außerdem kann ich Gedanken zu Themen, die mich gerade beschäftigen, in meinem Blog niederschreiben. Auch wenn ich ein Produkt gekauft habe, um es zu testen, kann ich mein Ergebnis als Artikel veröffentlichen oder mich im Forum mit anderen Utopisten darüber austauschen. Und so habe ich auch schon ein paar Gleichgesinnte gefunden, wie das bei anderen Internetplattformen auch geht. Das klingt möglicherweise von der Art der Kommunikation nicht nach etwas, wozu eine neue Community gegründet werden müsste. Schließlich findet man viele Informationen zu Themen und Produkten auch einfach so im Internet. Doch der Unterschied ist, dass auf Utopia jede Meinung gefragt wird und auch jede Meinung zählt. Utopia ist durch seine Mitglieder und deren Standpunkte deutlich vielseitiger. Hier wird sich vernetzt, gegenseitig informiert und miteinander debattiert, über alles was mit nachhaltiger Entwicklung zu tun hat. Als die Bauern zum Beispiel wegen der Milchpreise gestreikt haben, bekam ich nicht nur gute Informationen, sondern auch die Meinung von MilchbäuerInnen, VeganerInnen, ErnährungsexpertInnen und VerbraucherInnen. Für mich sind diese Informationen also nicht einfach nur da, sie haben auch einen höheren Wert. Wer, wie ich, bei Utopia schon tiefer eingestiegen ist, wird schnell Möglichkeiten finden, sich nicht nur zu informieren, sondern auch mit seiner Stimme innerhalb und außerhalb der Community Dinge zu bewegen. So endete vor kurzem die Kampagne „Ökostrom jetzt!“, die auf sehr unterhaltsame Art und Weise zum Umsteigen auf Ökostrom aufforderte.


Weitere besondere Aktionen in der letzten Zeit waren ein Chat mit Umweltminister Gabriel für UtopistInnen, das Utopia-EMTorwandschießen und vor kurzem wurde vollkommen demokratisch über den besten Entwurf eines Community-T-Shirts entschieden. Zur Zeit laufen noch die „utopischen Spiele“. Das ist ein kleiner Wettbewerb, der UtopistInnen dazu motivieren soll, ihre (sportlichen) Vorhaben umzusetzen.

N O C H K E IN U T O P IS T ?

Die nächsten Ziele Die Utopia-Community wächst und wächst. Für die Vernetzung und Unterstützung von ökologischen und sozialen Projekten seid ihr hier genau richtig! Bald soll es in der Community auch spezifische Profile speziell für NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen), Initiativen und mehr geben. Die parallel zur Community eigens gegründete Utopia-Stiftung hat das Ziel, durch eigene Projekte im Bildungs- und Informationsbereich zu einer beschleunigten Entwicklung im nachhaltigen Lebensstil beizutragen. Im November finden zum ersten Mal die Utopia Konferenz und der Utopia Award statt und schon im nächsten Jahr sollen erste Bildungsprojekte umgesetzt werden. Du siehst: Hier bewegt sich was! Und wenn du in nächster Zeit ein Projekt im „utopistischen“ Bereich starten willst, wirst du hier bestimmt die Unterstützung finden, die du brauchst. Also auf nach Utopia! Martin Dahm

Hier geht’s lang: www.utopia.de

FILMTIPP The Corporation The Corporation ist ein Film, der die internationalen Großkonzerne „Corporations“ einmal genau unter die Lupe nimmt. Er taucht in die Welt des Kapitalismus ein und dokumentiert seine Funktionsweise durch Interviews mit KritikerInnen und BefürworterInnen, durch überraschende Fakten und zahlreiche Beispiele. Alles basierend auf mehr als sechs Jahren Recherchearbeit. Den Film gibt`s auf DVD zu kaufen, aber auch zum Runterladen im Netz. Made by Mark Achbar, Jennifer Abbott & Joel Bakan. Lina Mombauer

www.thecorporation.com


TITELTHEMA: NACHHALTIGER KONSUM

YOU PEC08: Zusammen etwas in Europa bewegen! Die Jugendkonferenz 2008 in Bakkum Ich sitze im Zug, müde, erschöpft aber mit einem tollen Gefühl im Bauch. Die YouPEC ist vorbei. Ich bin auf der Heimreise und versuche das Erlebte zu verarbeiten. Schon jetzt vermisse ich die Leute, das Gewimmel der unterschiedlichen Sprachen und die außergewöhnliche Atmosphäre. Die YouPEC, „European Youth Perspective on Consumption“ ist eine Konferenz, die vom 30. Juni bis zum 4. Juli 2008 stattfand. 130 junge Menschen aus 29 europäischen Ländern trafen sich in Bakkum – einem beschaulichen und typisch niederländischen Städtchen. Die Konferenz stand unter dem Thema „nachhaltiger Konsum“. Das Ziel: Ideen zur Rettung der Welt! ☺ Die YouPEC begann mit Workshops, bei denen wir einen Überblick über den vielschichtigen Themenkomplex erlangten. Im anschließenden Open Space wurden Strategien und Lösungsansätze erarbeitet. Viele TeilnehmerInnen arbeiteten zudem noch bis tief in die Nacht an der Entstehung einer Deklaration. Diese Jugendperspektive enthält sowohl Forderungen als auch Lösungsideen und richtet sich an politische und wirtschaftliche Akteure. Gleichzeitig zeigt sie aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen auf.

Einige Eckpunkte der Deklaration sind: Verringerung des Fleischkonsums, da dieser zu einem der größten Verursacher von CO²-Emissionen zählt Reduzierung der Müllproduktion unter anderem durch mehr Recycling und weniger Wegwerfartikel Energieeinsparungen sowie effizientere Nutzung von Energie und Ausbau von Erneuerbaren Energien Mehr Umweltbildung und Aufmerksamkeit für Umweltthemen vor allem an Schulen Einführung eines einheitliches Labels mit ökologischen und sozialen Kriterien für alle Produkte, um eine bewusste Entscheidung zu ermöglichen Am Freitagmorgen, und zwar wirklich früh am Morgen, ging es zum Highlight in den niederländischen Regierungssitz Den Haag. Hier zeigten wir in einer lebhaften, bunten Aktion, dass junge Menschen nicht nur reden, sondern auch handeln. Mit grün angemalten Füßen – als Zeichen für den ökologischen Fußabdruck – Trillerpfeifen und Spruchplakaten machten wir die Stadt unsicher. Zum Schluss übergaben wir die Deklaration an Frans Timmermans (niederländischer Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten), einen Repräsentanten des EU-Kommissars für Umweltpolitik Stavros Dimas und einen Vertreter des niederländischen Ministeriums für Wohnungsbau, Raumordnung und Umwelt. Unser Ziel, ein Zeichen für die Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes zu setzen, ist uns sicher gelungen! Lina Mombauer / Fotos: Aafke Brinkhuijsen

Weitere Informationen, die komplette Deklaration, sowie Fotos und Videos zur YouPEC gibt es unter www.youpec.eu


RON: DAS UNGLAUBLICHE LEBEN EINER SOCKE

Hallo liebe ke:onda-Leserinnen und -Leser, ich bin Ron und ich bin eine Socke. Ich bin Redakteur dieser Rubrik in der ke:onda „Was hat eine Socke bei der Zeitung verloren?“, wirst du dich fragen. Würde ich mich an deiner Stelle auch fragen. Nun, dazu muss man folgendes wissen: Während einer Dienstreise nach Kuba verlor ich meinen Partner aus den Augen. Ihm gefiel diese Insel nicht, war er doch eher konservativ eingestellt. Als ich ihm die spannende Geschichte von der kubanischen Revolution erzählen wollte, nahm er reißaus. Er beschimpfte mich als „linke Socke“ – was ich eher als Kompliment sah – und nahm den nächsten Koffer in Richtung Flughafen. Nun war ich aufgeschmissen. Das Leben einer Socke will es so, dass man alleine arbeitslos ist. Doch unverhofft kommt oft und so begab es sich, dass ich auf Nina traf, die mit einer ehrenamtlichen Redaktion zusammen gerade die ke:onda für die Naturfreundejugend Deutschlands auf die Beine stellte.

Nach einigen Minuten war mir klar, dass das genau das war, was ich machen wollte und ich bot Nina an, die letzte Rubrik zu machen, über die sich ihre Redaktion so den Kopf zerbrochen hatte. Und da bin ich nun, Ron Socke: Selber dauernd „auf den Socken“, gibt’s von mir Post, Fotos und Zitate aus aller Welt. Natürlich bin ich auch für fast jeden Spaß zu haben. Und wenn es mal ein bisschen kompliziert wird, erkläre ich euch gerne einmal die Welt. Viel Spaß beim Lesen meiner Rubrik

Euer Ron P.S.: Wenn du mal mit einer meiner zahlreichen verwandten Socken unterwegs bist, schieß ein Foto an einem spannenden Ort wie meines aus Kuba von ihr oder ihm, schreib einen Gruß dazu und schick es mir. Vielleicht kommt es ja in die nächste Ausgabe...

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POST VON RON Viva la revolu ción! RON grü ßt euch a ll e m iteinande Flagge K r aus Kub ubas steh a! Nicht t fü r Frieden, Kampf fü nur die Unabhän r die Freih g ig e keit und it , sondern 8 seinem P den auch Anto 200 ferd. Im z nio Mace weiten U zusamme o auf nabhäng n mit Má igkeitskri ximo Góm eg jagte aus dem e er z u nd José M Land, um artí die S dann alle zu verliere p rd a in nier gs Kuba n. Auch d an die US ies ist nu Ideale um A m n erikaner schon lan setzen, z ge Gesch u realisie manchm ichte. ren und z al seine Z u halten eit. Dies braucht e umso loh macht de ben nenswert n Einsatz fü er. Hasta ke:ond r sie aber la victori a Red a siempre aktion ! c/o Na turfre undeju Deuts gend chland s Haus Humb P.S.: Mein oldtst Namensv ein 5 3 4 24 Re etter - el ist übrige m a R g o n de Cub en ns das Le abenselixie r der Kub aner! Alema nia

Euer

Ron

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RON ERKLÄRT DIE WELT

DER KUBANISCHE SOZIALISMUS ODER WAS DAVON NOCH ÜBRIG IST Irgendwo in den Straßen von Havanna. El Máximo Líder schaut lächelnd von einer Plakatwand herab. Wichtiges hat er seinen Cubanos mitzuteilen und vergisst dabei sogar einmal den erhobenen Zeigefinger: „Revolución es sentido del momento histórico“ – Revolution ist Sinn des historischen Momentes. Da mag er wohl Recht haben, der alte Fidel. Was wäre wohl aus Kuba geworden, wenn es die Revolution nicht gegeben hätte – damals vor 50 Jahren? Der Inselstaat wäre wahrscheinlich immer noch Vergnügungsviertel, Bordell und sichere Geldquelle für reiche US-AmerikanerInnen und wohl nicht der (lateinamerikanische) Spritzenreiter in Sachen Bildung, Kultur, Gesundheitssystem und erneuerbare Energien. Und dies alles trotz der langjährigen und immer noch andauernden Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade unter Federführung der USA. Damit sollte es eigentlich gut sein, doch Fidel wäre nicht Fidel, wenn er nicht gleich eine ganze Aufzählung parat hätte: „Revolución es igualdad y libertad plenas” – Revolution ist vollkommene Gleichheit und Freiheit. Komisch, dass von einer klassenlosen Gesellschaft trotzdem nichts zu sehen ist. Die kubanische Gesellschaft teilt sich in diejenigen, die Zugang zu kubanischen Dollar CUC, und in jene, die nur kubanische Pesos haben. Ohne CUC läuft kaum noch etwas auf Kuba. Während die Peso-Läden durch die US-Blockade an der Knappheit von Lebensmitteln und Hygieneartikeln leiden, gibt es in den CUC-Läden alles zu kaufen: von Butter über Kleidung und Schuhe bis hin zu Handys und Waschmaschinen. Kein Wunder, dass viele KubanerInnen trotz abgeschlossenem Universitätsstudium lieber kellnern oder Taxi fahren. Bei den TouristInnen sind schließlich CUCs zu holen. So lässt es sich leben! Und Freiheit? Die Freiheit scheint eher eine von der Polizei überwachte Freiheit zu sein. Wobei, das muss ich zugeben, das nicht ganz stimmt. Die KubanerInnen sind Künstler darin, sich ihre Freiheit zu nehmen. Wie sagte doch ein kubanischer Freund zu mir: „Nichts ist unmöglich auf Kuba.“ Und das stimmt – zumindest fast. Im Salsa-Schritt, viel Humor und guter Laune tänzeln

die KubanerInnen um die Verordnungen herum: Auch wenn Rinderund Pferdefleisch verboten sind (schließlich sind die Viecher Kriegsreserve), Languste als Luxus gilt und daher nicht gegessen werden darf und die Liste an Verboten und Regulationen wohl noch ewig weiter geführt werden könnte, so gibt es doch alles. Man muss nur wissen wie und die richtigen Kontakte haben. Das ist Kuba! „Revolución es cambiar todo lo que debe ser cambiado“ – Revolution ist alles zu verändern, was verändert werden muss. Naja, eigentlich hätte Raúl Castro in dieser Sache als gutes Beispiel voran gehen können. Anstelle bei der Regierungsübernahme die Ministerposten an junge Parteigenossen zu verteilen, sitzen jetzt 80-jährige Kampfgenossen auf den Posten und entscheiden über Bildung und Familie. Weiter so! „Revolución es nuestro socialismo y nuestro internacionalismo” – Revolution ist unser Sozialismus und unser Internationalismus. Sozialismus? Der allgemeine Kubaner spricht da eher von Fidelismus und was den Internationalismus angeht, haben die meisten schon die Fahnen gestrichen. Bei Kontakt mit AusländerInnen kann es schon mal zu Verhaftungen kommen, E-Mail-Kontakt mit der restlichen Welt ist alles andere als einfach und eine Ausreise so gut wie unmöglich. Das nenne ich mal eine gelungene Internationale! „La moral de la revolución está tan alto como las estrellas” – Die Moral der Revolution ist so hoch wie die Sterne, sagt Fidel höchstpersönlich. Sicher, dass er sich dort nicht versprochen hat? Meinte er nicht vielleicht eher „Die Moral der Revolution ist wie die Sterne.“ Sie sind so weit entfernt, dass wir sie noch leuchten sehen, obwohl sie längst schon erloschen sind? Einen Mentiroso, bitte – ach ’tschuldigung, ich meinte natürlich Cuba libre! Salud! Nina Bartz


BEWEGT: ARBEIT AUF BUNDESEBENE In welchen Bereichen auch DU tatkräftig mitwirken kannst

Der Kindergipfel

r etwas Du hast Interesse an Politik, möchtest selbe n alt?? Jahre verändern und bist zwischen 13 und 16 9.. el rgipf 2009 Dann komm zum europäischen Kinde en gen ellun ch sagen, was du für Vorst Dort kannst du den Erwachsenen endli men mit Kindern und Jugendlichen zusam das und von der Zukunft hast – e läuft auf Deutsch, Englisch und aus acht europäischen Ländern. Das Ganz Französisch: www.kindergipfel.eu JugendleiterInnenausbildung gemacht? Du bist schon älter als 16 und hast eine beim KIGI mit dabei sein, Workshops Dann kannst Du im BetreuerInnenteam n. anleiten und Freizeitaktivitäten organisiere ejugend.de reund aturf s@n Mehr Infos gibt’s bei tobia

gie Das Jugendbündnis Zukunftsenernschluss von Jugend-

ie ist ein Zusamme Das Jugendbündnis Zukunftsenerg eine änden sowie Einzelpersonen. Ziel ist lichen aus fünf Jugendumweltverb . gien Ener uerbaren Energieversorgung aus 100 % Erne namtlich Aktiven im Alter von 17 bis ehre die sich en treff ate Mon Alle zwei nden. Aktuell beschäftigt sich das Juge 27 Jahren auf bundesweiten Treff itik, apol Klim a Them dem mit itskreisen bündnis in unterschiedlichen Arbe en. omm willk Zeit jeder ist Mitarbeit aber auch neue Projekte stehen an. n! pper chnu reins mal Einfach Infos: info@zukunftsenergie.org oder www.zukunftsenergie.org

Bunddesleitung B

llen für ein chlands Ste ts eu D d . dejugen Naturfreun äftsstelle an bietet die undesgesch B er anisieren d rg O in Jedes Jahr r d nieren un isches Jah g fo lo le ko Te , Ö en st du es Recherch Freiwillig teren kann sind neben n. Des Wei e te ch ek ei oj er gen Pr sb n ranstaltun aktuelle Tätigkeit are oder Ve Mitarbeit in in m ve ti Se n ea kr de henen auch die en, an Woc itwirken. hance nutz tkräftig m ta is n d n auch die C ü b Jugend e en und im www.foej.d zu besuch FÖJ unter m zu s fo In e n ei Allgem

Das FÖJ

Alle zwei Jahre wä hlt die Bundeskon ferenz der NFJD die amtli tliche Bundesleitun ehreng. Ihre Aufgabe ist es u.a. Projekte au desebene anzusto f Bunßen und den Verba nd nach außen un vertr d innen zu treten. So wird z.B . das Projekt ke:on da von der Bundesl betreut. Momentan eitung besteht die Bundesl eit ung aus fünf Mitgl im Alt A er von 19 bis 29 ied ern Jahren. Verstärkun g ist immer gern ge Die nächste Wahl seh en. steht schon vor de r Tür… Bei Interesse wend est du dich am be sten direkt an: kai@naturfreunde jugend.de

Reiseproviant... Essen über den Tellerand hinau Innen-Treffen s

Bundeesteamer

Warum finden wir es eklig, Hu nde und Frösch kein Prooblem e zu essen, habe mit gegorener n aber M ilch (Käse)? Ist deutsch“ und wo Sauerkraut „typ her kommt der isch Dö ner? Um diese geht´s vom 13 und ähnliche Fr .–15. März 2009 ag en be im Bundesteam im Naturfreund erInnetreffen 20 ehaus Kniebis 09 im Sc hwarzwald. W risch wie geist ir schauen kulin ig über den ei agenen Tellerra patible Methode nd, lernen grup n und Spiele zu penkomm Thema Interkul Ernährung kenn turelles Lernen en und essen un und d kochen jede aaus aller Welt... Menge leckere Sachen A Anmeldung un d Info: jasmin @naturfreund ejugend.de


HELDIN DER ARBEIT Sabine Georg weiß nicht, wie’s ohne ist – seit ihrer Geburt vor 26 Jahren ist sie Naturfreundin. Sei es in ihrer Ortsgruppe Berghausen bei Karlsruhe, im Landesverband Baden oder als gewähltes Mitglied in der Bundesleitung, sie mischt überall mit. Da muss auch manchmal ihre Arbeit bei der Autovermietung Avis zurückstecken. Und gibt es einmal eine etwas kniffligere Angelegenheit, dann hat sie direkt eine badische Lebenswahrheit parat – und seien es köstliche Käspätzle mit Salat! Wer bist du, beschreibe dich in drei Sätzen Bin verrückt genug im Kaufhaus zu singen und steh´ trotzdem mit zwei Füßen im Leben. Bin bereit für eine Idee, von der nur ich überzeugt bin, das letzte Hemd zu geben. Kann sehr gesellig sein; mir wird’s aber alleine auch nie langweilig. Mit wem würdest du gerne einmal Frühstücken und warum? Vielleicht mit Helmut Schmidt, da ich jeden Donnerstagabend im Zeit-Magazin sein Kurzinterview lese. Dein Rezept gegen Stress und zuviel Arbeit Gegen Stress hilft am ehesten mit dem Fahrrad anstatt mit der Bahn nach Hause zu fahren. Und an freien Wochenenden tanzen zu gehen, was das Zeug hält. Ohne was kannst du nicht leben? Ohne diese verrückten Naturfreunde überall um mich herum und ohne die Nordsee kann ich einfach nicht sein. Was willst du der Welt mit auf den Weg geben? Eines meiner Lieblingszitate: „Diese verdammte Gesellschaft glaubt, wenn Mädchen auf Bäume steigen, stirbt der Baum.“ von Taslima Nasrin.

Eure Meinung ist uns wichtig! Egal, ob ihr einen Kommentar zum Titelthema, Lob oder Kritik für die Redaktion oder was euch sonst gerade beschäftigt loswerden wollt. Schickt uns eure Leserbriefe! ke:onda Redaktion

c/o Naturfreundejugend Deutschlands

Haus Humboldtstein 53424 Remagen

Vervollständige den Satz: Für mich ist die Naturfreudejugend … ein von außen sehr chaotisch wirkender Haufen, der es schafft, das Unmögliche möglich zu machen. In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte überziehen? Naja, also im Urlaub an der Nordsee grundsätzlich in einem guten Drachengeschäft.


BEWEGT

SCHLAUER STATT RECHTS Zusammen mit den Landesverbänden der DGB-Jugend, der Falken und dem Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO) stellt sich die Naturfreundejugend Nordrhein-Westfalen der rechten Jugendszene entgegen.

Seit dem 27.01.2008 sind MitarbeiterInnen und Ehrenamtliche dieser Jugendverbände immer wieder im Einsatz. Mit einer Aufsehen erregenden Bannerenthüllung an der Düsseldorfer Rheinbrücke und einer gemeinsamen Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag im darunter gelegenen Apollo-Theater gaben die vier Landesverbände den Startschuss für ihre Kampagne „schlauer statt rechts!“. Seitdem wurden über 20 Aktionen gegen rechts im Zeichen der Kampagne durchgeführt. Weitere 20 sind bis zum 09.11.2008 geplant. Die einzelnen Verbände schreiben sich hierbei die Aufgabe zu, einzelne Aktionen von Jugendlichen in Schulen und Betrieben zu fördern, zu unterstützen oder mitzugestalten. Außerdem können sich die Jugendlichen an den antifaschistischen Veranstaltungen der einzelnen Landesverbände beteiligen. Hierzu zählen z.B. Seminare und Gedenkstättenfahrten sowie Demonstrationen. Mit dem vorwiegend informierenden und aufklärenden Charakter ist „schlauer statt rechts“ bis jetzt ein voller Erfolg, der dadurch gekrönt wird, dass die Kampagne in Nordrhein-Westfalen viele prominente UnterstützerInnen fand. Darunter die Comedians Ingo Oschmann und Fatih Cevikkollu sowie die Bands Microphone Mafia und Brings. Außerdem unterstützt der Schauspieler Klaus J. Behrendt „schlauer statt rechts“, der vor allem durch seine Rolle als Tatort-Kommissar Max Ballauf bekannt ist. Cornelius Dahm

Weitere Informationen findest du hier: www.schlauer-statt-rechts.de


BELEUCHTET

WÄHLEN AUF AMERIKANISCH – GEWUSST WIE! Das amerikanische Wahlsystem unter die Lupe genommen Monatelang waren die Vorwahlen der Demokraten das Top-Thema in den USA: Eine erbitterte Wahlkampfschlacht zwischen Barack Obama und seiner parteiinternen Konkurrentin Hillary Clinton. Man konnte den Eindruck gewinnen, es gehe bereits endgültig um das Amt des Präsidenten. Aber weit gefehlt! Wählen in den USA – scheinbar ein nicht enden wollendes Spektakel, dessen Gesetzmäßigkeiten kaum jemand aus dem Stand erklären kann. Deshalb hier das Wichtigste in Kürze. Am Anfang stehen die Vorwahlen: Dabei entscheiden die beiden größten Parteien in den USA, die Republikaner und die Demokraten, welchen Kandidaten sie für ihre Partei ins Rennen schicken. Je nach Bundesstaat kommt dabei eines von zwei unterschiedlichen Wahlverfahren zum Einsatz: Entweder das Caucus-Verfahren oder das Primary-Verfahren. Beim Caucus-Verfahren wird auf lokalen Parteiversammlungen entschieden, welcher Bewerber kandidieren soll. Das Primary-Verfahren gibt es in offener und geschlossener Form: Bei den offenen Primaries dürfen alle wahlberechtigten BürgerInnen teilnehmen, bei den geschlossenen Primaries nur registrierte Parteimitglieder. Egal welches System angewendet wird, immer werden anschließend die abgegebenen Stimmen auf „Delegierte“ übertragen. Diese Delegierten repräsentieren dann später auf dem jeweiligen Parteitag die Stimmen der BürgerInnen. Auch bei der Auszählung der Stimmen gibt es Unterschiede: Bei den Republikanern werden die Stimmen meistens nach dem „The winner takes it all-System“ ausgezählt: Der Kandidat mit den meisten Stimmen erhält dann die Stimmen aller republikanischen Delegierten dieses Staates, also auch die des parteiinternen Gegners. Die Demokraten zählen anders: Sie verteilen die Delegierten proportional zu den Wählerstimmen, die die Kandidaten auf sich vereinigen konnten. Dadurch bleibt lange unklar, wer insgesamt die Nase vorn hat. Erst die Auswertung des Gesamtergebnisses aller Bundesstaaten bringt hier die Entscheidung. Dadurch erklärt sich auch das lange Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hillary Clinton und Barack Obama. Wenn alle Bundesstaaten gewählt haben, nominieren die Demokraten und die Republikaner auf ihren nationalen Parteitagen ihre Präsidentschaftskandidaten.

Früher kam es erst hier zur endgültigen Entscheidung, doch mittlerweile ist diese offizielle Nominierung meist nur noch Formsache. Bei den jetzigen Vorwahlen wurden bei den Demokraten 3253 Delegierte gewählt, die auf dem Parteitag im vergangenen August für ihren Kandidaten stimmen mussten. Dazu kamen allerdings noch 796 sogenannte Superdelegierte, die in ihrer Wahl frei waren. Hierzu zählen unter anderem Ex-Präsidenten, Ex-Vizepräsidenten, Gouverneure und andere wichtige Parteimitglieder. Insgesamt benötigte der Kandidat der Demokraten, Barack Obama, 2025 der insgesamt 4049 Delegierten-Stimmen. Bei den Republikanern waren es insgesamt 2380 Delegierte - 1917 Delegierte, die sich verpflichtet hatten, für ihren Kandidaten zu stimmen, dazu 463 freie Delegierte. Insgesamt benötigte der republikanische Kandidat John McCain, 1191 Delegierte für seine Nominierung. Erst dann, nach der offiziellen Nominierung und Verkündung der Kandidaten der beiden großen Parteien, begann der eigentliche Wahlkampf um das Präsidentenamt, an dem auch noch Kandidaten anderer Parteien beteiligt waren. Diese waren allerdings chancenlos. In allen durch vier teilbaren Jahren wird dann am ersten Dienstag im November der Präsident von allen Bürgerinnen und Bürgern der USA gewählt. In fast allen Staaten durch das „The winner takes it all-Prinzip“: Wenn ein Kandidat in einem Staat die Mehrheit hat, gewinnt er alle sogenannten Wahlmänner dieses Staates. Die Anzahl der Wahlmänner hängt von der Anzahl der BewohnerInnen des Staates ab. Letztendlich entscheidet dann das „Wahlmännerkollegium“ über den Ausgang der Wahl: Der Kandidat, der mindestens 270 der 538 Wahlmänner auf sich vereinigt, gewinnt die Wahl. Bei Gleichstand müsste das Repräsentantenhaus entscheiden, was bisher aber nie vorgekommen ist. Dieses Jahr wurde am 4. November gewählt. Ein historisches Datum, denn Barack Obama ist jetzt der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten. Er konnte 349 Wahlmänner auf sich vereinigen. Nicht nur die AmerikanerInnen, sondern die ganze Welt setzt große Hoffnungen in ihn. Ob er sie erfüllen kann? Yannic Arnold


BELEUCHTET

BELEUCHTET: UNTERWEGS

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ZWISCHEN BERGEN, KNOCHENBRÜCHEN UND HEILIGEN KÜHEN Freiwilligendienst in Nepal

ie Frau in ihrer bunten Kurta – dem in Nepal traditionell getragenen Kleidungsstück – schaut mich an, zeigt auf ihr Kind und den mit Mullbinde eingewickelten Arm. Aus ihrem Mund sprudeln fremdartige Worte in einer rasanten Geschwindigkeit. Hilfe suchend schaue ich mich um zu Kedar – der lacht nur und wendet sich an die Frau. Wieder verstehe ich kein Wort von dem, was die beiden sagen. Schließlich wendet sich Kedar an mich: „Stitschs ent Drrresin“. Fragend wandert mein Blick im Raum umher. „Remove the stiches, clean the wound, change the bandage.“ Endlich verstehe ich. Nepali sowie Englisch mit starkem Akzent – das sind die größten Schwierigkeiten, die mich erwarten, als ich im Sommer 2007 in Kathmandu/Nepal lande. Die Stadt empfängt mich mit Lärm, Dreck, Gestank und einem Flair des Unbekannten. Hunderte von Mopeds, Taxis und kleinen Bussen verstopfen die Straßen. Frauen in flatternden Saris und bunten Kurtas, Mönche in ihren weinroten Gewändern fliegen am Autofenster vorbei. Aus den Augenwinkeln sehe ich gerade noch einen Tempel. An den Wegrändern häuft sich der Müll, mittendrin eine Kuh, die friedlich wiederkäut. Willkommen in Nepal. Für die nächsten dreieinhalb Monate ist dies mein neues Zuhause. Untergebracht in einer nepalischen Familie erhalte ich ganz neue Eindrücke in eine mir völlig fremde und faszinierende Kultur.


Im Vordergrund meines Aufenthaltes steht ein Freiwilligeneinsatz in einem Krankenhaus in Kathmandu. Das Nepal Orthopedic Hospital ist die einzige orthopädische Klinik in ganz Nepal. Das Ärzteteam besteht nur aus Männern, Frauen arbeiten höchstens als Krankenschwester, Physiotherapeutin oder in der Verwaltung. Frauen haben hier nicht viel zu sagen, das merke ich direkt an meinem ersten Tag in der Klinik. Behandelt wird im Krankenhaus jeder – ob er nun Geld hat oder nicht. Trotzdem warten viele zu lange, bis sie einen Arzt aufsuchen. Zu groß sind die Hindernisse: Die Kranken oder Verletzten müssen ins Krankenhaus begleitet werden, aber während der Erntezeit kann auf keine Arbeitskraft verzichtet werden; die Wege vom Hinterland in die Hauptstadt sind schlecht und dauern lange. Oft bleibt daher keine andere Wahl, als auszuharren. Die Folgen sind weit fortgeschrittene Krankheiten, falsch zusammengewachsene Knochen, stark entzündete Wunden etc. Die Ärzte tun ihr Bestes, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, wie die Kosten möglichst gering gehalten werden können. Dies geht bis hin zur Länge des Fadens, der bei Operationen verwendet wird. Immer wieder staune ich, wie viel mit wie wenig möglich ist.

Aber nicht nur die Leistungen der Ärzte beeindrucken mich, auch die Menschen selber. Trotz ihrer materiellen Armut scheinen sie voller Lebensfreude. Immer wieder begegnet mir Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Hindus und Buddhisten leben friedlich miteinander. Zeit scheint keine Rolle zu spielen. Von den Menschen geht eine Gelassenheit aus. Anders ließe sich das politische Chaos wahrscheinlich auch nicht ertragen: Korruption ist allgegenwärtig. Maoisten, Befürworter der Republik, Royalisten, Konservative, verschiedene ethnische Gruppen – sie alle kämpfen um das politische Sagen – teilweise mit bürgerkriegsähnlichen Mitteln. Auch die oft verschobene Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung und das Ausrufen der Republik scheinen Nepal nicht die erhoffte Stabilität gebracht zu haben. Vorsichtig entferne ich die Fäden und desinfiziere die verheilende Narbe. Das Kind lächelt mich schüchtern an. „Tapaiko naam ke ho?“ Schnell schaut es wieder weg. Ganz leise flüstert es seinen Namen. Der Verband ist angelegt. Ich bin fertig. Mutter und Kind strahlen nun beide. Dafür bin ich hierher gekommen. Sie legen die Hände zusammen „Namaste“. Ich erwidere die Geste „Namaste, bye-bye“. Nina Bartz


FREISTIL

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CKE

N , DIE NEUE AR

Wenn man im Sommer durch den Park läuft, kann man sie immer häufiger entdecken: Slackliner. Zwischen zwei Bäumen hängt ein dünner Spanngurt. Normalerweise dient ein solcher Gurt zur Sicherung von Transportware auf Lastwagen. Nicht aber dieser. Auf diesen Slacklines, wie sie die SportlerInnen nennen, werden Kunststücke vorgeführt, die man sonst nur aus dem Zirkus kennt.

U Z T

CIEREN N A L BA

Zum Slacken, oder auch Slacklinen, braucht man nicht viel: Eine Slackline und zwei Halterungen. Daher kann es fast überall betrieben werden: im Park, am Strand, im Gebirge, nah am Boden oder in luftigen Höhen. Über Gras, Sand oder über Wasser – alles ist möglich. Für AnfängerInnen empfiehlt sich das Balancieren im Park mit einem zusätzlichen Kletterseil über der Slackline. So könnt ihr euch festhalten und euch erst einmal ans Balancieren auf der Slackline gewöhnen. Das Slacklinen wurde das erste Mal mit dehnbaren Kunstfaserbändern von Adam Grosowsky und Jeff Ellington in den Achtzigern im berühmten Kletterparadies „Camp 4“ im Yosemite Nationalpark (USA) durchgeführt. Sie spannten dort die Bänder zum Zeitvertreib und balancierten. Doch wirklich verbreitet ist der Sport erst seit 2006. Damals organisierte Heinz Zak, einer der bekanntesten Sportkletterer Österreichs, das erste Internationale Slackline-Treffen. Außerdem gibt es seitdem immer mehr Komplettsets auf dem Markt, die es einfacher machen, Slacklines zu spannen.

Slackline heißt aus dem Englischen übersetzt „lockeres Band“ und zeigt schon, welche besondere Art des Balancierens hier betrieben wird. Es wird kein festgespanntes Drahtseil benutzt, sondern ein dehnbares Kunstfaserband.

Leider kommt es in letzter Zeit zu immer mehr SlacklineVerboten in öffentlichen Parkanlagen, so beispielsweise in Frankfurt oder Stuttgart. Und somit zur Kriminalisierung einer ansonsten harmlosen und ruhigen Sportart. Jan Düpmeier

Mehr Informationen zum Slacklinen und alles, was dazu gehört, findet ihr unter: www.slackline-tools.de


FREISTIL Conor Oberst (Merge Records, 2008)

DIE ORTE UND DIE MUSIK All the stars are little scars left from when the gods were playing darts (Ben Weaver) Kaum ein Bereich unseres Alltags ist so sehr globalisiert wie die Musik. Im globalen Musikmarkt spielen Orte scheinbar keine Rolle mehr: Stile und Sprachen mischen sich und ElectroRock kann heute aus Brasilien, Hip Hop aus Deutschland und Ska aus Russland kommen. Trotzdem gibt es natürlich ein Bedürfnis, Musik mit realen Orten in Verbindung zu bringen. Manche KünstlerInnen suchen deshalb für ihre Aufnahmen Orte aus, von denen sie meinen, dass sie am besten zur Atmosphäre ihrer Musik passen. Wenn zum Beispiel Oasis ihre neue Platte in den Londoner Abbey Road Studios aufnehmen, dann geht es ihnen sicherlich auch darum, ein wenig vom Geiste des legendären Beatles-Album einzufangen. Conor Oberst hat sein selbstbetiteltes Soloalbum im mexikanischen Tepotzlán aufgenommen – in einem Tal mit dem schönen Namen Valle Místico. Alle Stücke wurden in einem angemieteten Landhaus eingespielt. Die entspannte Atmosphäre des Ortes – das Coverfoto gibt einen Eindruck davon – hat der Musik sehr gut getan. Die Arrangements sind einfach gehalten und von der akustischen Gitarre dominiert – anders

als beim letBen Weaver: The ax in the oak (Bloodshot Records, 2008) zen Album von Conor Obersts Band Bright Eyes, das aufwändig produziert war. Die Musik knüpft an amerikanische Folkmusik und Country an, ohne kitschig zu klingen. Ganz im Mittelpunkt stehen die persönlichen Texte voller Sehnsucht und Conor Obersts emotionaler, fesselnder Gesang. Die Eisenbahn, in vielen Folksongs das Symbol für die Sehnsucht nach einer fremden, fernen Welt jenseits der Verwicklungen des Alltags, wird bei Conor Oberst von der Rakete abgelöst, die im Song Cape Canaveral startet. In einer vernetzten Welt, in der immer mehr Orte von der immergleichen globalen Konsumkultur geprägt sind, wird das Weltall zum letzten Fluchtpunkt. Auch Ben Weaver hat seine musikalischen Wurzeln in der Weite des amerikanischen Westens. Sein tiefer rauer Sprechgesang erinnert an Tom Waits oder Lou Reed. Er schreibt poetische Texte, die melancholisch sind, ohne dabei ihren Humor zu verlieren. Sein neues Album „The ax in the oak“ scheint weniger von dem Ort geprägt, an dem es aufgenommen wurde, als von dem Ort, an dem die Songs entstanden. Ben Weaver schrieb sie im Sommer 2007 als er für einige Zeit in Berlin lebte. So verbindet „The ax in the oak“ klassische Instrumente wie akustische und elektrische Gitarre, Cello und Klavier mit zeitgenössischer Elektronik. Im Laufe des Albums spielen sich scheinbar verspulte Beats und flirrende Sounds zunehmend in den Vordergrund, werden aber immer wieder von starken Melodien eingefangen. Das perfekte Album für den Herbst in der Großstadt! Tobias Thiele

WELTWEITE WELTANSICHTEN W Anley ((25 Jahre) aus Bayamo/Kuba, Englischlehrer, Rikschafahrer und Student Kurz und knapp: Ich übe über mich Ich bin jemand, der gerne Freunde hat. Außerdem bin ich eine sehr lebensfrohe Person, die gerne Spaß hat und diesen teilt und verteilt an die Menschen um mich herum. Was wünscht du dir für deine Zukunft? Ich wünsche mir, dass ich alle Ziele, die ich mir selbst gesetzt habe, erreichen kann und dass alle Menschen um mich herum glücklich sind und das bekommen, was sie verdienen – und mehr.

Wie sieht für dich die perfekte Welt aus? In einer perfekten Welt gibt es keine ne Kriege und alle Menschen leben in Gleichheit. Wenn du die Macht hättest, was wäre deine erste Amtshandlung? Wenn ich die Macht hätte, würde ich all den Kindern helfen, die kein Leben führen, wie sie es als Kinder verdienen, und ich würde etwas für alle Menschen verändern, die in Armut leben.


ANSICHTSSACHE „Wie lange eine Minute ist, hängt immer davon ab, auf welcher Seite der Toilettentür man steht“ hat Albert Einstein mal gesagt. Na, damit könnte ich meinem alten Physiklehrer wohl kaum kommen. Eine Minute sind 60 Sekunden, sind 60 Sekunden! Als ich noch bei ihm die Schulbank drückte und irgendwann begann, vor Langeweile meinem Sekundenzeiger mehr Beachtung zu schenken als ihm, schien jede Sekunde aber doch quälend lang. Nach den Minuten fragte ich mich gar nicht erst. Was Zeit angeht, komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass sich eine kleine Gruppe Menschen zwischen Lichtjahren und Femto-Sekunden zu Tode definiert. Und wozu das alles? Für den kleinen Moment nach den Messungen, in dem ich ganz sicher weiß: „Ha, meine Ergebnisse sind besser, schöner, genauer, als alle anderen auf der ganzen Welt!“ Dann kommt es zum kindlichen Geknatsche unter Erwachsenen: „Ätsch, mein heptozirkulanisches Quattropuffel kann das viel besser als dein blödes Ding da!“ Sie wissen sich natürlich gewählter auszudrücken, von großen Fortschritten der Wissenschaft ist da die Rede und so weiter. Okay, manchmal ist da auch etwas dran, aber ich finde den dort betriebenen Zeit- und Genauigkeitswahn absurd. Denn ohne diese Messgeräte, die sogar Staubkörner wiegen und Lichtblitze als Zeitlupe empfinden können, ohne die hätte sich gar keine Veränderung in unserem Zeitgefühl eingestellt! Die zwanzigste Nachkommastelle wäre uns total gleichgültig! Und für jedes andere Lebewesen sind Femtosekunden vollkommen uninteressant! Selbst eine Eintagsfliege, diese bemitleidungswürdige Fleischwerdung von Kurzlebigkeit, macht sich da doch keinen Kopf: „Bsss, je dunkler es wird, desto toter bin ich, bsss.“ Oder auch in die andere zeitliche Richtung: Kannst du dir 1000 Jahre vorstellen, Millionen, Milliarden Jahre? In der Geologie, der Wissenschaft von der Entwicklung unseres Planeten, ist es total selbstverständlich sich über solche Zahlen zu streiten. Wenn ich bei solchen Zeiträumen überlege, wie oft ich in etwa schon gestorben wäre, wird es in den Details ziemlich grotesk: Ausgehend davon, dass ich etwa 80 Jahre alt werden würde, hätte ich in „nur“ 10 000 Jahren 125 mal gelebt. Meine Verwandten würden mir 125 mal nachweinen, wenn der Deckel oben drauf kommt.

Ich würde etwa 750 mal die Frau meines Lebens finden (die natürliche Täuschungsrate berücksichtigt). Und ganz furchtbar: Ich müsste 125 mal wieder erwachsen werden! Ich glaube, ich hätte irgendwann einfach keine Lust mehr. Nach dem zwanzigsten Auftakt im Kreißsaal ist es doch schon längst nicht mehr witzig, zu wissen, was als nächstes passiert. Das ist der eigentliche Grund, warum ich persönlich nicht an ewiges Leben im Paradies oder an die Wiedergeburt glauben will. Ich finde beides auf Dauer einfach nur öde. Aber jedem das seine, okay. Und sonst so? Wie nehmen Menschen Zeit wahr, die nicht stundenlang an irgendwelchen Messgeräten herum werkeln oder zwischen Büchern und Knochen den Dinosauriern gute Nacht sagen? Ich meinerseits bin froh, wenn die Zeit in den richtigen Momenten nicht zu lang oder nicht zu kurz ist, wenn ich mal pünktlich bin, mal nicht die morgendliche Bahn verpasse. Das sind alles so Dinge, die ein gefühlter Moment sind, über den ich mich ärgere oder freue, je nach dem was gerade passiert. Das mit Einsteins Toilettentür ist da gar nicht so falsch. In größeren Zeiträumen bin ich ja schon heilfroh, wenn ich erahnen kann, was nächstes Jahr in etwa auf mich zukommt. Welche unpässlichen Zwischenfälle oder Glücksmomente mich da erwarten, kann ich nicht sagen. Ich finde es aber auch vollkommen borniert, sich alles so zu verplanen, dass der Zufall in meiner Zeit keinen Platz mehr hat. Mehr Gelassenheit Leute, mehr Zuversicht! Das Leben kann voller Überraschungen sein, wenn mensch nur will: Du kommst ins Krankenhaus, Bein gebrochen beim Fahrradsturz, ausgerechnet jetzt und nein wie furchtbar, das Meeting morgen, dein großer Tag, den kannst du jetzt vollkommen vergessen! Zeitsprung: Aber der Krankenpfleger war echt ein total süßer Typ! Und morgen bist du mit ihm zum Essen verabredet und schon total aufgeregt! Ach ja, und deine Chefin hat dir sogar einen Blumenstrauß vorbei gebracht und alles ist halb so wild! So kann es also auch sein. Ein altes japanisches Sprichwort lehrt dazu: „Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg.“ Martin Dahm


KAIS TANZTEE

MEIN DILEMMA IM SUPERMARKT

Kai Tan s z te e

Gesund soll es heute sein. Und gut fürs Gewissen. Obstsalat ist also das heutige Menü der Wahl. Flux wandern Orangen, Erdbeeren, Bananen und Kiwis in den Einkaufswagen. Bei den Äpfeln fange ich an zu stutzen. Vor mir liegen zwei Äpfel: Ein regionaler Apfel aus dem Alten Land und ein Bioapfel aus Neuseeland. Die Kosten unterscheiden sich nur unwesentlich. Aber wie sieht es mit dem Klima aus? Der Apfel aus dem Alten Land lag ein halbes Jahr gekühlt im Lagerhaus und wurde mit Kunstdünger gefüttert: macht 118 g CO2 pro Apfel, der Neuseelandapfel liegt bei 163 g, weil er mit dem Flugzeug angereist ist. Öko ist natürlich trotzdem besser, zumindest fürs Gewissen: Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide lassen ihn prinzipiell gesünder sein als den zwar regional geernteten, aber trotzdem gespritzten Apfel. Aber das Klima ist davon noch nicht gerettet.

Brauchen wir nicht also neben dem Biosiegel noch das Klimasiegel? Oder vielleicht gleich drei Ampeln: Eine für die Gesundheit (Fett-Ampel), eine fürs Klima (Klima-Ampel) und eine fürs Bioessen (Bio-Ampel). Die reichen aber wahrscheinlich auch nicht, oder? Gerecht (Fair-Trade-Ampel), frisch (Frische-Ampel) und regional (Transport-Ampel) soll es ja auch noch sein. Aber was mache ich, wenn die eine Ampel rot, dafür drei andere aber grün sind? Kaufen oder liegen lassen? Einkaufen ist gar nicht so einfach. Zumindest, wenn man sich von seinen Idealen leiten lässt. Früher war es einfacher: Da gab es einen Apfelbaum in Omas Garten, der war nicht gedüngt und zu Oma bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Und wer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zum Einkaufen fährt, spart 160 g CO2 pro Kilometer. Wer 5 km Fahrrad fährt, darf also 5 Äpfel essen: Guten Appetit!

Kai Niebert Bundesleiter der NFJD

SUDOKU Quelle: www.sudoku www.sudoku-knacker.de knacker.de

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Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend im l채ndlichen Raum


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