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LIBELLEN
Akrobaten der Lüfte
Bekannt sind sie als imposante Kunstflieger der Insektenwelt. Tatsächlich aber verbringen Libellen den Großteil ihres Lebens als Larven unter Wasser. Im Gartenteich können aufmerksame Beobachter die räuberischen Libellenlarven bei der Jagd nach anderen Wasserinsekten beobachten.
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Je nach Art werden bis zu 13 Häutungen, zumeist über ein oder zwei Jahre, durchlaufen, bevor aus der Larve eine bunt schillernde Pilotin entsteht. An das Leben im Wasser erinnert dann nur noch die zurückbleibende Larvenhaut (Exuvie), anhand derer ebenfalls die Art bestimmt werden kann. Weltweit sind rund 5.000 verschiedene Libellenarten bekannt. In Österreich gelten aktuell 77 Arten als heimisch, die jeweils spezifische Lebensraumansprüche haben. Es eint sie zwar alle die Bindung ans Wasser aufgrund des aquatischen Larvenstadiums, allerdings bestehen schon hier große ökologische Unterschiede. Von kalten Quellen, über Flüsse und stehendes Gewässer, bis hin zum Extremstandort Moor mit saurem und sauerstoffarmem Wasser, hat jede Libellenart ganz eigene Bedingungen an ihren Fortpflanzungsort.
Die ersten Vorfahren der heutigen Libellen flogen bereits vor mehr als 300 Millionen Jahren. Im Laufe der Erdgeschichte entwickelten sich sogar Arten mit knapp 70 cm Flügelspannweite. Auch wenn diese Zeit längst vorbei ist, so ist die Flugapparatur dieser Insekten fast noch immer dieselbe und trägt seit jeher zu dem langwährenden Erfolg der Gruppe bei. Die unabhängig voneinander beweglichen Flügelpaare erlauben rasante Flugmanöver, das Schweben auf der Stelle und für manche Arten sogar das Rückwärtsfliegen.
Im Jahr 2021 wurden 3.343 Libellenbeobachtungen von insgesamt 195 aktiven Melder*innen auf naturbeobachtung.at eingetragen. Das sind 467 Meldungen mehr als im Vorjahr! Es wurden 333 Beobachtungen direkt über die App gemeldet.
Im Bundesländervergleich kamen 2021 mit 929 Beobachtungen die meisten Meldungen aus Wien, gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich. Das Schlusslicht bildet Tirol. Österreichweit wurde die Große Heidelibelle mit 325 Beobachtungen am häufigsten gemeldet, gefolgt von der Blauflügel-Prachtlibelle und dem Großen Blaupfeil. Im Vergleich zum Jahr 2020 blieben Platz 1 und 2 gleich. Der Große Blaupfeil hat die Blutrote Heidelibelle von Platz 3 verdrängt.
Libellenmeldungen gingen außer im Jänner und Dezember in jedem Monat ein. Der Juni war mit 988 Meldungen der beobachtungsstärkste Monat.
Zu den aktivsten Libellenmelder*innen 2021 zählen Sylvia Marchart, Martin Strasser und Angela Timar.
Experte:
Henrik Stöhr, Libellenexperte
Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons), 28.05.2021, 1220 Wien, aufgenommen von Sylvia Marchart
Zweifleck (Epitheca bimaculata), 02.06.2021, 9570 Alt-Ossiach, aufgenommen von Martina Plattner
BEST OF LIBELLEN 2021
Im Juni des Jahres 2021 erreichte uns aus dem Bezirk Melk eine außergewöhnliche Libellenmeldung – eine Westliche Keiljungfer. Ungewöhnlich dabei ist das extrem weit östliche Auftauchen dieser Art, das aber von weiteren Experten schließlich bestätigt wurde. Ebenfalls ein tolles Foto gelang von der Zierlichen Moosjungfer in Wien, eine von insgesamt zehn bestätigten Meldungen dieser Art heuer. Eine besondere Beobachtung gelang einem Melder aus Salzburg, der für den ersten Nachweis der Östlichen Moosjungfer auf naturbeobachtung.at in diesem Bundesland sorgte. Ein schönes Foto eines Weibchens dieser Art kam aus einem bekannten Vorkommensgebiet der Art in Wien. Von den 31 auf naturbeobachtung.at bestätigten Meldungen der sehr seltenen Vogel-Azurjungfer stammen 30 von einer Melderin, die das bekannte Vorkommen an der Grenze Südburgenland-Steiermark regelmäßig dokumentiert – auch heuer wieder mit schönen Bildern. Erstmals wurde uns der seltene Zweifleck aus Kärnten gemeldet. Libellen sind oftmals sehr schwer zu fotografieren. Daher kann das „Besondere“ auch darin liegen, diese unsteten Tiere schön abzufotografieren – wie zum Beispiel ein nicht häufig zu findendes Weibchen der Großen Moosjungfer. Noch schwieriger gelingen gute Flugfotos – einem Melder ist das aber mit der Dokumentation einer Hochmoor-Mosaikjungfer in NÖ eindrucksvoll gelungen! Die beiden „reinen“ alpinen Libellenarten in Österreich sind alleine deshalb auf der Plattform extrem unterrepräsentiert, weil nur wenige Beobachter aus hochalpinen Regionen melden. Die Alpen-Smaragdlibelle wurde heuer zweimal gemeldet (Vorarlberg und Steiermark), die Alpen-Mosaikjungfer überhaupt nur einmal (Tirol).
Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis), 13.06.2021, 1220 Wien, aufgenommen von Beate Schoba Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus), 29.06.2021, 4392 Dorfstetten, aufgenommen von Wolfgang Schweighofer
Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris), 09.08.2021, 6794 Gaschurn, aufgenommen von Bernd de Bruijn Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica elisabethae), 29.07.2021, 3292 Gaming, aufgenommen von Wolfgang Schweighofer
Östl. Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons), 07.06.2021, 5151 Nußdorf am Haunsberg, aufgenommen von Christian M. Alpen-Mosaikjungfer (Aeshna caerulea), 24.09.2021, 6115 Kolsassberg, aufgenommen von Regina Hofmeister Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum), 26.06.2021, 8350 Hohenbrugg bei Fehring, aufgenommen von Cornelia Niemetz