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Der Freigeist – Im Dialog mit Schauspieler Christian Peters

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Fr e i g e i s t

Im Dialog mit dem Schauspier Christian „Beppo“ Peters

Christian, wie kam es eigentlich dazu, dass du den Beruf des Schauspielers ergriffen hast?

Das hat sich mit der Zeit so ergeben. Ich bin seit meiner Kindheit künstlerisch und musikalisch sehr aktiv. Die Augsburger Domsingknaben haben mir einen frühen Zugang zur Musik bereitet. Auch die HipHop-Kultur hat mich damals schon sehr angezogen. Nach dem Stimmbruch kam das DJ-ing, mit 17 noch Rap und Graffiti dazu. Und durch meinen Mini-Job als Statist am Stadttheater lernte ich das Theater als „Spielplatz“ diverser Künste kennen und schätzen. Eigentlich wollte ich zuerst Bühnenbildner werden, aber dann wurde Schauspieler draus. Zwei meiner engsten Freunde brachten mich auf die Idee, also bin ich an Schauspielschulen zum Vorsprechen gegangen. Und als es dann geklappt hat, war ich froh, dass ich etwas gefunden hatte, das mir Spaß macht und das ich scheinbar ganz gut kann.

Du stehst nun seit fast 15 Jahren auf den Bühnen dieser Republik, warum aktuell ohne festes Engagement?

Als Schauspieler mit Festanstellung hat man zwar ein geregeltes Einkommen, allerdings sind die Verträge fast immer auf wenige Jahre befristet. Nach kurzer Zeit heißt es dann also wieder Koffer packen und weiter in eine andere Stadt, man wird einfach nie richtig sesshaft. Spätestens nach dem dritten oder vierten Umzug stellte ich mir dann die Frage, ob ich das mein Leben lang so durchziehen will. Und als es in meiner letzten Station am Theater in Trier dann auch noch zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Theaterleitung kam, die sich auf das ganze Ensemble auswirkten, stand für mich fest, dass sich etwas in meinem Leben ändern muss. Mir ging es damals wirklich nicht gut, ich hatte einen Burnout und war froh, ohne psychischen Schaden aus der Sache rauszukommen.

Und daraufhin bist du nach Augsburg zurückgekommen. Warum gerade wieder in die alte Heimat?

Wie du sagst, Augsburg ist meine Heimatstadt und ich bin hier tief verwurzelt. Es war für mich also die logische Anlaufstelle. Ich freue mich vor allem, den FCA wieder direkt vor der Haustür zu haben, ich hatte nämlich auch in den Jahren eine Dauerkarte, in denen ich gar nicht hier gelebt habe, bin nur ab und zu selbst ins Stadion gegangen, wenn ich mal wieder auf Heimat-Urlaub war. Und ich bin eng mit meinem Fanclub, den „Jubelpersern“, verbunden. Hoffentlich dürfen bald wieder alle Fans ins Stadion, dann bin ich natürlich auch wieder im O-Block.

Aber leider kann man halt nicht davon leben, FCA-Fan zu sein. Auf welchen Baustellen arbeitest du gerade konkret?

Da ich hier immer noch gut vernetzt war, konnte ich in Augsburg in den letzten Jahren einiges machen. Das Theaterspielen habe ich nicht komplett aufgegeben, es ist ja schließlich mein Hauptberuf. Ich bin ab und zu am Jungen Theater Augsburg (JTA) tätig und wir haben mit den Stücken „Patricks Trick“, „Adalbert der 8. Zwerg“ und „#Hass – Hauptsache radikal“ drei tolle Projekte verwirklicht. „#HASS“ musste aufgrund der Pandemie zwar auf den 26. November verschoben werden, dafür freue ich mich aber eben jetzt auf die Premiere im Abraxas. Es ist ein mobiles Jugend-Theaterstück, mit Synthesizer, Mikros und Loop-Maschine über ein relevantes Thema: Hetze, Hate Speech und Cybermobbing.

Und du hast wieder mehr Zeit für die Musik und machst seit zwei Jahren jeden Sonntag auf STAYFM um 22.00 Uhr mit EASY P‘S MAGYC VOODOO CLUB deine eigene Radiosendung. Was gibt es da zu hören?

Es ist eine Late Night Show, die mir sehr viel bedeutet. Ich spiele dort meistens entspannte, eher ruhige Musik zur Nacht, oft Hip-Hop-lastig, spreche über die Künstler und Songs, und lese ab und zu auch etwas vor. Die Zuhörer sollen einfach das Wochenende nochmal ruhig ausklingen lassen können und dabei bin ich gerne behilflich. Seit einigen Wochen kann man STAYFM übrigens fast täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr hören, alle Sendungen haben ihren festen Sendeplatz.

STAYFM ist offenbar zu einem wichtigen Bestandteil des Lebens geworden. Während des Lockdowns hast du zusammen mit der Theaterpädagogin Kathrin Jung die Sendung „Tschgilibip“ ins Leben gerufen, in der ihr Kindern unsere Stadt näherbringen wollt.

Das Projekt STAYFM ist eine ganz großartige Sache, bei der ich mich tatsächlich sehr engagiere. Mit Beginn des Lockdowns haben wir uns beim Jungen Theater Augsburg gefragt, wie wir den Kindern in dieser Zeit etwas bieten können, wenn schon alle anderen Aktivitäten wegfallen. So ist dann die Radiosendung „Tschgilibip“ entstanden, für die wir um die 20 Folgen gesendet haben. Die Sendung wurde jetzt zwar erst einmal auf Eis gelegt, aber der große Zuspruch hat uns gezeigt, dass wir bei unserem Radio auf jeden Fall auch eine Kindersendung brauchen. Wir werden sehen, wie wir das künftig umsetzten werden.

Gibt es darüber hinaus noch Projekte, die du in Zukunft noch verwirklichen möchtest?

Ich habe große Lust, wieder selbst öfter Musik zu machen und habe z.B. auch mit meinem guten Freund Daniel Bortz das Rapprojekt „Easy P & Danny B“. Außerdem lege ich sowieso im City Café am Königslatz Musik auf, immer am 2. Freitag im Monat. Darüber hinaus arbeite ich auch als Sprecher und produziere Hörspiele. Ich bin auch gerade dran, mehr in diesem Bereich zu machen. Es gibt ja in Augsburg verschiedene Produktionsfirmen in diesem Bereich und ich hoffe, bald noch häufiger Sprecherjobs übernehmen zu können. Und ich hab Bock, nach all dem Theater auch mal für Film und Fernsehen zu drehen. Ach ja, ich schreibe gerade an einer Web-Serie, wo auch drei Folgen schon abgedreht sind. Ihr werdet also von uns hören (lacht)!

Viele Kulturschaffende stellt die Coronakrise auf eine harte Probe, wie waren für dich die Auswirkungen der Pandemie zu spüren?

Als freischaffender Künstler bin ich es gewohnt, dass das Einkommen von Monat zu Monat variieren kann. Aber natürlich habe auch ich den finanziellen Einbruch gemerkt und musste die Soforthilfe für Solo-Künstler beantragen. Wenn ich aber in meinem Leben eines gelernt habe, dann ist es, so flexibel wie möglich zu sein und die Augen nach verschiedenen Verdienstmöglichkeiten offen zu halten.

Wäre eigentlich ein Engagement im Staatstheater deiner Heimatstadt keine Option?

In nächster Zeit möchte ich mich eher auf meine vielen eigenen Projekte konzentrieren. Aber sag niemals nie! Vielleicht ergibt sich ja mal wieder was.

Verrätst du uns zum Abschluss noch, wie du zu deinem Spitznamen „Beppo“ gekommen bist?

Klar. In der Schule wurde erst mein älterer Bruder und später auch ich, „Peps“ genannt. Das kommt vom Nachnamen, erst in der Schauspielschule wurde dann „Beppo“ draus. Ins Berufsleben am Theater hab ich diesen Spitznamen einfach mitgenommen. Denn den Namen Christian Peters gibt es in Deutschland sicherlich häufiger, einen Christian „Beppo“ Peters wahrscheinlich nur einmal (lacht).

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