"Geh und fühle" – Johanna Goede

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Johanna Goede

Geh und fühle Barfuß im Dialog mit der Erde

Neue Erde

Kostenlose Leseprobe



Johanna Goede

Geh und fühle Barfuß im Dialog mit der Erde Leseprobe

Das Buch erscheint am 20. März 2017 mit der ISBN 978-3-89060-709-2 © Neue Erde GmbH 2017


Vorwort Das Leben als moderner Mensch zwischen Häuserfronten, Asphaltstraßen, in Büros, ferngesteuert vom Takt der Industrie, multimedial über viele Kanäle dauerberieselt, lässt kaum einen Spalt offen, durch den wir im Alltag in stille Verbindung mit der Erde treten können. Wir kommunizieren ständig – aber nicht mit unserer wichtigsten Partnerin – der Erde. Sie trägt das, was wir tun, sie nährt uns, sie ist der Körper, aus dem unser Leben und das Leben aller Wesen geboren sind. Aus ihr entströmt alles – und zu ihr kehrt alles auch wieder zurück in einem großen Kreislauf. Die Erde hört, sieht, fühlt – nur wir hören sie nicht, sehen sie nicht, fühlen sie nicht, weil unsere Sinne auf vielfältige Weise verschlossen sind oder ständig mit anderen Dingen beschäftigt. Diese Arbeit widmet sich dem Thema: Wie können wir wieder mit der Erde in Verbindung treten? »Nur wenn unsere Füße wieder lernen, auf heilige Weise zu gehen, und unsere Herzen erneut die wahre Musik der Schöpfung hören, können wir die Welt wieder ins Gleich­ gewicht bringen.« Llewellyn Vaughan-Lee, Spirituelle Ökologie

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Wir gehen heute im Eiltempo unseren Aufgaben nach, fahren in Autos, Zügen, fliegen um den Erdball und registrieren die Tatsache, dass wir uns auf der Erde bewegen, nur noch irgendwo am Rande. Die alles beherrschende Technik schneidet uns auf so gut wie allen Lebensebenen von der lebendigen Kraft der Erde ab. Wir schirmen uns in unseren Wohnungen und Häusern von den natürlichen Energien ab, unser Berufsleben verbringen wir häufig in Betonbauten hinter Glasfassaden in Büros, auf dem Weg zur Arbeit werden wir bewegt – durch Züge oder Autos. In unserer Freizeit suchen viele nicht selten Konsumtempel wie Geschäfte, Wirtshäuser oder Fitnessstudios auf, oder sie rasen mit Fahrrädern, Skiern oder Motorrädern Berge hinauf und wieder hinunter. Viele Menschen leben und bewegen sich tagein tagaus in künstlichen Welten, kommunizieren mit technischen Hilfsmitteln und haben den physischen und emotionalen Kontakt mit der Erde – unserem Heimatplaneten – verloren. Erholung vom »Alltagsstress « versprechen dann »Wellness-Urlaube« oder eine Reise in ein anderes Land – auf der Suche nach einem Stückchen unverbauter Natur, am liebsten »all inclusive«, also das, was ein voll industrialisierter Mensch gewöhnt ist. Wir haben durch diese Lebensweise nicht nur die Verbindung zu unserem Planeten verloren, sondern auch zu unseren Mitgeschöpfen, den Tieren, den Pflanzen, zu den Mitmenschen und oft sogar zu den eigenen Kindern. So viele Ablenkungen haben unser Leben aus den natürlichen 5


Zusammenhängen gerissen – und jetzt glauben wir an eine künstliche Welt und vergessen oft vollständig die Lebensgrundlagen, auf denen unser Dasein beruht! Wir gehorchen dem Takt der Maschinen, dem Ticken der Uhren, den Verordnungsfluten von Behörden und dem Diktat einer auf Wachstum programmierten Wirtschaft, die zwanghaft jedes sich regende Leben in monetären Gewinn verwandeln muss – oft bei gleichzeitiger Zerstörung von jenem. […] Für das Gehen in Ruhe »haben wir keine Zeit«, denn uns wurde eingeredet, wir müssten möglichst viel in möglichst kurzer Zeit erledigen oder erleben, um all diesen Erwartungen Genüge zu tun. Es scheint so, dass wir ständig »weg­ laufen« und gleichzeitig nie »ankommen«, denn das nächste Ziel winkt immer schon, bevor man überhaupt am vor­ herigen angekommen ist. Schon das ständige Tragen von Schuhen in unserem Alltag nimmt uns auf Schritt und Tritt das Gefühl für den Untergrund, für die Erde. Meist sind wir im Kopf woanders als dort, wo wir uns mit den Füßen gerade befinden. Unsere Füße sind jedoch unsere »Antennen in den Boden« und stellen unsere Verbindung zur Erde her. Gehen ist ursprünglich nicht nur Fortbewegung, sondern gleichzeitig ein Kommunikationsprozess mit der Erde. Unsere Verbindung zur Natur und zur Erde geschieht über die Welt der Sinne, des authentischen Erlebens. Selbst Erlebtes, das in uns eine gefühlsmäßige Resonanz erzeugt, uns berührt, empfinden 6


wir als wahr, im Gegensatz zu einer abstrakten geistigen Konstruktion, die uns emotional immer fremd bleibt und letztlich auch befremdet. Wahrheit ist das, was auf der ­eigenen Erfahrungsebene existiert, und nur das, was wir über unsere Sinne innerlich erleben, was wir »für wahr nehmen«, ist für uns existent und wahr. Wir leben jedoch ein Leben, in dem wir die Erde, das Land, die Wesenhaftigkeit der Natur nicht mehr spüren, »für wahr nehmen«, und sie daher nicht mehr Teil unserer Wirklichkeit sind.

Erste Schritte

Wie können wir uns wieder tief mit der Erde verbinden, in einen lebendigen Kontakt mit ihr treten und daraus Kraft für unser Leben schöpfen? Vor nicht allzu langer Zeit lebten noch viel mehr Menschen in dörflichen oder bäuerlichen Umgebungen. Die Hauptarbeit war das Säen, Ernten, ein Handwerk Verrichten und Hausarbeit. Die Menschen bewegten sich tagsüber sehr viel im Freien, wohnten in Holz-, Lehm- oder Ziegelhäusern, und in der Nacht schliefen sie auf Naturmaterialien wie Stroh, Heu oder Farn, in Gänsedaunen oder manche auch auf dem Boden in Schafwolldecken gehüllt. Feuer knisterte abends im Ofen, und elektrisches Licht gibt es erst seit etwa 1890. Die Kleidung der Menschen war aus Leinen-, Schafwoll- oder Filzmaterialien; als Schuhe gab es damals schon Lederschuhe, vorher hatten die Menschen Lappen an den Füßen zum Schutz 7


gegen Kälte, oder sie liefen barfuß. Die Menschen waren tagaus tagein in dieser oder jener Form in Berührung mit der Erde und den Naturkräften, häufig lebten sie in Gemeinschaft mit Tieren – Kühen, Hühnern, Pferden, Hasen, Enten –, die sie hielten und zu gegebener Zeit schlachteten oder verkauften oder gegen andere »Viktualien« eintauschten. In Flüssen, Bächen oder Seen wuschen sie ihre Wäsche, in den Auen sammelten sie Kräuter, im Wald holten sie Pilze und Beeren zum Einmachen. Auch in städtischen Umgebungen war die Natur nicht ausgesperrt. Jede größere Stadt hat einen Fluss, der maßgeblich für jede Entstehung städtischer Ansiedlungen ist, weil dadurch erst für eine Vielzahl von Menschen eine Infrastruktur aufgebaut werden konnte. Entlang dieser Lebensadern fand der Handel statt, wurden Mühlen gebaut, und die Einwohner lebten eng mit und am lebensspendenden Nass. Dieses enge Eingebundensein in die Kräfte der Natur hatte seine Vorteile und natürlich auch seine Nachteile, denn die Menschen waren häufig den Naturgewalten viel unmittelbarer ausgesetzt als heute. […] Der fundamentale Kontakt mit der Erde findet über die Füße statt! Die Füße sind unsere Antennen in den Boden, wenn sie nackt sind – barfuß. Sie sind unser Anker in die Erde. Also, der erste Schritt besteht darin, die Schuhe auszuziehen! Barfuß­ gehen ist Freiheit für die Füße! 8


Und fühlend zu gehen, ist ein im Alltag »bei jedem Schritt« anwendbares Aufmerksamkeitstraining, um wieder durch die Art, wie wir auf-(die-Erde)-treten, in Tuchfühlung mit ihr zu kommen und sie auf diese Weise fühlend berühren. Gehen ist die häufigste Alltagsbewegung, die wir durch unser ganzes Leben hindurch tun! Einen einfacheren Weg scheint es nicht zu geben, oder? Unsere nackten Füße sind unsere »Erdungsleitung«. Nicht nur, dass Spannungen unseres Körpers in die Erde abfließen, gleichzeitig laden wir uns durch den beständig fließenden Kraftquell aus der Erde auf. Unsere Füße werden lebendig und frisch und damit der ganze Körper. Die Erde selbst wirkt ausgleichend. Es gibt schon seit Urzeiten »Heilerde«Behandlungen – Barfußgehen auf feuchter Erde ist eine natürliche »Heilerde«-Behandlung. Wir haben ganz vergessen, dass unsere natürlichen »Schuhe« die Füße sind! Unsere Schuhe, die wir uns anziehen, sind Schutz gegen Verletzungen, aber dieser Schutz schneidet uns gleichzeitig auch von essentiellen Lebenskräften ab. In der Art, wie wir in Schuhen gehen, können wir ­jedoch nicht barfuß gehen. Die Schuhe federn viele Stöße ab, die wir beim Barfußgehen direkt unangenehm zu spüren bekommen. 9


Wie geht es – Gefühle oder »Geh fühle«? Wie geht es? Was ist der nächste Schritt? Wie geht es weiter? So geht es! Das »Gehen« ist nicht nur die Bewegung, die wir am allerhäufigsten in unserem Leben ausführen, auch die Frage, die am häufigsten rund um den Erdball gestellt wird, heißt: »Wie geht es?«, und eigentlich meinen wir:»Wie fühlst du dich«, wenn es nicht nur floskelhaft gefragt wird. Im Englischen heißt es: »How are you?« – wörtlich übersetzt heißt es: »Wie bist du?«, im Französischen fragt man: »Comment ça va?«, im Spanischen »como se va?«. Dass das Gehen und »wie es geht« einen direkten Zusammenhang hat, erkennt man hier. Aber spätestens dann, wenn das Gehen zum Mühsal wird, weil die Beine ein »Geh-brechen« haben, »geht es einem nicht mehr gut«. Dass unsere Gangart auch einen erheblichen Einfluss auf unser emotionales Befinden hat, ist nicht unbedingt etwas, das uns in der Schule beigebracht wurde, obwohl die Sprache ganz eindeutig darauf hinweist. Was geht hier vor sich? Wovor läufst du fort? Hältst du Schritt mit dem Fortgang der Dinge? Oder gehst du den Dingen aus dem Weg? Was ist dein persönlicher Fortschritt im Leben? Wohin geht die Reise, die kühnen Schrittes begann? Bist du bereit, einen Schritt zu tun? Kommst du nur mit kleinen Schritten oder mit Riesenschritten weiter? 10


Pilgerwege waren Seelenwege, die die Menschen seit Urzeiten gingen, um »in sich zu gehen«, ihre Lasten auf den Wegen mit jedem Schritt zu verlieren. Wallfahrten haben bis zum heutigen Tag Tradition. Gehen heißt, sich von der Schnelligkeit des Alltags zu lösen und im Tempo des eigenen Schritts wieder mit sich selbst »Schritt zu halten«, dem eigenen Rhythmus zu folgen, statt Gejagter zu sein. In der Bewegung des Gehens erlebt man oft einen inneren Klärungsprozess, und es kann passieren, dass sich innerlich und äußerlich Wege zeigen, die man vorher nicht sah. Rituelles Gehen ist in allen Kulturen bekannt – auch in unserer. So wurden regelmäßig von den Bauern Feldumzüge, Feldprozessionen gemacht, um die Kräfte des Wachsens und Gedeihens zu unterstützen; ein zu schützendes Grundstück wurde dreimal umkreist, Grenzmarkierungen wurden einmal im Jahr abgegangen, um diese Grenze zu erneuern. Zu Zeiten der Christianisierung wurden diese Feldprozessionen in Festtagsprozessionen umgewandelt, wie etwa zur Osterprozession oder zu Fronleichnam. Im Schamanismus kennt man das rituelle Gehen auch – man wanderte auf Verbindungslinien zwischen Heiligen Orten, entlang von Erdkraftlinien, die durch das Gehen aktiviert und neu belebt wurden. Auch kennt man das stampfende Tanzen indianischer Kulturen. Die getanzten Rhythmen waren Impulse in die Erde, um ihre Kräfte zu wecken, zu stärken, zu beleben. Gehen in Verbindung mit innerer Fokussierung auf urteilsloses Beobachten und 11


auf die B ­ ewegung selbst ist eine im Buddhismus praktizierte Methode, um seinen Geist im Jetzt zu verankern, das Gedankenkarussell zu durchbrechen und in die Stille einzutreten. Gehen im Kontakt mit der Erde und sich selbst kann Horizonte öffnen, wenn man dafür bereit ist. […]

Gangarten

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten zu gehen, vom langsamen tastenden Gehen zum zielgerichteten Marschieren bis zum Hetzen und Rennen. Jeder Mensch hat eine so charakteristische Gangart, dass man ihn am Laut seiner Schritte erkennt, wenn zum Beispiel eine bekannte Person zur Büro- oder Haustüre hereinkommt. Man kann schreiten, marschieren, trampeln, latschen, schlurfen, tippeln, schleichen, pirschen, stolzieren und so weiter. Der Gang einer Person ist so charakteristisch, dass wir die Person schon an ihrem Schrittrhythmus, der Auftrittsstärke und den dadurch erzeugten Geräuschen erkennen. Wir erkennen, ob es jemandem »gut geht«, an seiner Art zu gehen, wir erkennen aufgrund seiner Art zu gehen, welchen Charakters ein Mensch ist, auch, ob jemand niedergeschlagen oder krank ist. Hängende Schultern, ein nach vorne geneigter Kopf mit auf den Boden gesenkten Blick, dazu die Füße schlurfend über den Boden ziehend, sind eindeutige Signale, die jeder zu interpretieren weiß. Eine gut aufgelegte Person hingegen, die positive Signale sendet, 12


hat einen beschwingten Gang, anmutig fließend, Kopf, Schulter, Becken und Füße schwingen harmonisch in einer Achse und die ganze Wirbelsäule ist in sanfter Bewegung. Hektische Menschen haben Mühe, mit den Beinen dem Kopf hinterherzukommen. Jemanden »in Eile« erkennt man intuitiv daran, dass sein Oberkörper außerhalb der Körperachse zu weit nach vorne geneigt ist,der Körperschwerpunkt im Beckenbereich weit hinter dem Kopf liegt und die Beine dem Kopf hinterhereilen (meist ist der Gesichtsausdruck auch noch recht verkrampft). […]

Ballengang und Hackengang

Betrachtet man die »Erwachsenenwelt«, so fällt auf, dass der Hackengang gemeinhin üblich ist und dass diese militärische Gangart signalisieren soll, man wäre ein Mensch, der tatkräftig und durchsetzungsfähig ist. Dass man sich beim Hackengang bei jedem Schritt sowohl das Knie als auch das Becken prellt, dass die Wirbelsäule immensen Belastungen ausgesetzt ist, macht sich bei den meisten ab dem Alter von fünfzig bemerkbar, wenn da und dort ein neues Gelenk fällig wird oder ganze Teile der Wirbelsäule zum Austausch anstehen. Die Frauen leiden häufig unter Vorderfuß-Fehl13


stellungen (»Hallux Valgus«), was dem Tragen von hohen Schuhen angelastet wird sowie einem geschlechtsbedingtem schwächeren Bindegewebe. Ein kleiner Selbstversuch genügt, um sich selbst den Stauch- und Stoßeffekt des Hackenganges auf den ganzen Bewegungsapparat zu verdeutlichen: Gehen Sie einfach ein paar Schritte zügig mit den Finger in den Ohren auf und ab – das deutliche Tock-tock in den Ohren ist das hörbare Geräusch des Stoßens der Knochen aufeinander, wenn Sie mit der Ferse auf den Boden aufprallen und die gesamte Knochenkette gestaucht wird. Abnutzung ist nur die natürliche Folge davon. Ein in die Millionen gehender Gesundheitsschaden an Gelenk- und Knochenapparat der sogenannten zivilisierten Bevölkerungskreise, unter anderem durch einen falschen Gang plus falsches Schuhwerk bedingt, ist ein beredtes Zeichen davon. Machen Sie nun einen weiteren Selbstversuch, stecken Sie wieder die Finger in die Ohren und üben Sie sich in der »Kunst des Pirschens«, treten Sie zuerst mit dem Ballen auf und federn den Schritt über den Rest des Fußes ab, weich und sanft. Was hören Sie nun? Ich vermute, nichts, denn Ihr Bewegungsapparat wird nun von einem federnden Schritt abgefangen, während beim Hackengang sämtliche Knochen aufeinanderprallen. […] 14


Geh-Fühle heißt, mit dem Herzen gehen. Und wie das geht – zeigen uns die kleinen Kinder, Katzen, Hunde, Leoparden, Gazellen, die ihre Füße nicht in Fußsärge stellen. Dass wir auf unserer Mutter Erde herumtrampeln – physisch mit jedem Schritt – und uns Menschen hier aufführen wie die allerletzten Vandalen, mag keine zufällige Parallele sein, die ich sehe. Fühlendes Gehen, wie die Indianer auf der Pirsch, wie ein Jäger im Wald auf Moos, erweckt ein völlig anderes Bewusstsein für den Boden, den Untergrund, auf dem der Mensch geht und steht. Fühlendes Bewusstsein ist der Schlüssel für ein neues Weltbild – für einen anderen Umgang mit der Erde. Und das fängt beim Gehen an, denn: So wie wir gehen, so geht es – oder geht es eben nicht. Speziell das Barfußgehen ist hierfür von entscheidender Bedeutung, denn durch den unmittelbaren Kontakt mit der Erde erwacht auch das fühlende Bewusstsein für den Boden, auf dem wir gehen und stehen und der uns letztendlich nährt und trägt. Mögen wir uns doch nur kurz vorstellen, wie es wäre, wenn wir auf unserer Erde alle ausnahmslos barfuß gehen würden. Wir würden auf Schritt und Tritt damit konfrontiert werden, welcher Dreck auf unseren Straßen, auf unseren Feldern ausgebracht wird, wie hart die Welt voller Asphalt und Pflastersteinen ist, wie unangenehm glatte Steinböden 15


im Verhältnis zu weichen Waldböden sind und wie viele lebensgefährliche Substanzen in Fabriken, Industrien und Gewerbegebieten täglich produziert und weggeworfen werden. Und wie wäre es, Barfußpolitiker, Barfußchefs, Barfußsoldaten vor sich stehen zu haben… Was würde von dem Maskenspiel noch übrig sein, wenn alle sich barfuß gegenüberstünden? Wollen wir mit der Erde in Kontakt treten, so geschieht dies zunächst einmal ganz lapidar mit Barfußgehen! […]

Vorbereitende Übungen für das Ballengehen Hier möchte ich ein paar unterstützende Übungen für das Ballengehen anregen. Es bedarf einiger Geduld mit sich, bis man sich auf den Ballengang umgewöhnt hat, denn die gesamte Körpermuskulatur und Haltung hat sich so sehr an den Hackengang gewöhnt, dass eine Umstellung meist nicht von heute auf morgen funktioniert. Langfristig ist es aber erheblich gesünder, gelenkschonender und sehr viel angenehmer. Und, die beste Therapie für viele Fußprobleme ist Barfußgehen – auch empfohlen vom TU-Sport­orthopäden in München, Ulrich Pfeiffer, und Markus Walther, Chefarzt am Zentrum für Sprung- und Fußgelenkchirurgie der Schön-Klinik in München-Harlaching. Auf die Frage, welche 16


Schuhe aus orthopädischer Sicht am besten seien, sagt er »ganz einfach, gar keine«. Gehen wird damit wirklich zum Genuss auf Schritt und Tritt! Übungen 1. Fußfesseln lockern: Im Stand abwechselnd links und rechts die Ferse heben, auf die Zehenspitzen stellen, Fußfessel strecken, wieder senken, beim Heben auch immer wieder mit der Ferse zur Lockerung der Bänder und Muskulatur leichte Drehbewegungen ausführen. Abwechselnd mehrmals wiederholen. 2. Rückwärts gehen. Beim Rückwärtsgehen tritt man automatisch zuerst mit dem Ballen auf und bekommt so ein Gefühl dafür. Gehen Sie vorwärts wie gewohnt und stecken Sie Ihre Finger in die Ohren – vermutlich werden Sie das Tock-tock der Knochen hören. Nun gehen Sie rückwärts und stecken wieder die Finger in die Ohren, um den Unterschied zu wahrzunehmen! Was hören Sie jetzt? 3. Sich hinstellen und dem Hohlraum in der Fußmitte seine ganze Aufmerksamkeit schenken – er ist die »Federung« des Fußes, der sensibelste Bereich am Fuß.

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Sich erden Die Naturvölker wussten und wissen noch immer, wie wichtig die Verbindung zur Erde ist. Luther Standing Bear, Häuptling der Lakota-Sioux, formulierte es einmal so: »Die Alten liebten die Erde buchstäblich. Sie saßen auf der Erde mit dem Gefühl, einer mütterlichen Kraft nahe zu sein. Es tat der Haut so gut, die Erde zu berühren, die Mokassins auszuziehen und mit nackten Füssen über die heilige Erde zu laufen. Der Erdboden beruhigte, stärkte, reinigte und heilte.« Wenn wir barfuß gehen, findet über den Kontakt mit den Füßen zwischen dem Körper und der Erde über die Berührung ein Ladungsaustausch statt. Wir »entladen« uns und laden uns mit der uns umgebenden Kraft auf. Bis so ein Ladungsaustausch stattfindet, vergehen mindestens zwanzig Minuten, so dass es mit »ein paar Schritten« auf Gras noch nicht so ganz getan ist. Es ist der direkte Kontakt über die Haut, der uns an die große Batterie wieder anschließt. Inzwischen gibt es bereits wissenschaftliche Studien dazu, wie heilsam das Erden über das Barfußgehen ist. Wenn unsere Haut die Haut der Erde unmittelbar berührt, findet ein Austausch von Ionen statt. […]

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Bücher für Menschen, die auf dem Weg sind

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Mit beiden Füßen auf der Erde

Johanna Goede Geh und fühle Barfuß im Dialog mit der Erde Paperback, 160 Seiten 14,90 s (D)/15,40 s (A) ISBN 978-3-89060-709-2

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