„Zu zwölft auf 20 m2“ Burgi, 54 Jahre, neunerHAUS Kudlichgasse Burgi teilt ihr kleines Reich mit ihrer Familie: „Das sind die Katzen Maxi, Schnurli, Cindy und Moritz, die Wüstenrennmäuse Felix und Rocco und fünf Finken, die haben keine Namen“, stellt sie ihre Schar vor. Im Herbst des Vorjahres ist Burgi vom neunerHAUS Hagenmüllergasse umgezogen in die Kudlichgasse, „Zuerst ungern, aber jetzt bringt mich hier keiner mehr weg, da bin ich stur!“ Hart im Nehmen musste sie auch werden, das Leben ist nicht gerade freundlich mit ihr umgegangen. Am Stadtrand von Wien aufgewachsen, hat sie zu früh die Mutter verloren und musste ganz schnell erwachsen werden. Gelernt hat sie Verkäuferin – „ausgelernt“, wie sie betont. Die Arbeit im Supermarkt hat ihr gefallen, aber dann erfüllte sie sich den Berufswunsch, den sie seit ihrem ersten Praterbesuch mit acht Jahren hatte: Mit 18 spielt sie Tod und Teufel in der Geisterbahn. Heimlich, ohne dass die Familie davon wusste. Als einziges Mädel im Team wird sie von den Kollegen beschützt und auch ein bissel verwöhnt. Über ihren späteren Mann ist sie hier im wahrsten Sinn des Wortes gestolpert, als der als Besucher im Geisterbahnwagen an ihr vorbeigefahren ist.
rend die Katzen ihre Streicheleinheiten bekommen. Mindestens einmal am Tag besucht sie Nachbar Karl auf ein Plauscherl und – wie sie verschmitzt hinzufügt – ein Bier. Auch in die hauseigene Kantine, das neunerBEISL, geht sie gern, im Sommer sitzt es sich gut im Garten und wenn „der Chef“ (Anm. Hausleiter Burkhard Mayr) sich dazugesellt, „dann rennt der Schmäh“, schmunzelt sie. Lieblingsprogramm für schlaflose Nächte sind Dracula- und Horrorfilme, offenbar eine Reminiszenz an die Geisterbahnzeit. Christopher Lee, den sie im Prater einmal persönlich kennen gelernt hat, fällt auch heute noch in die Burgi-Kategorie „fescher Zapfn“ (wie übrigens auch die Zivildiener im neunerHAUS). Musikalisch mag sie es sanfter. Bei Liedern wie „Aber dich gibts nur einmal für mich“ oder DJ Ötzis „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ kann man den Abend auch sentimental ausklingen lassen. Was wünscht sich Burgi für die Zukunft? „Zwei Papageien hätte ich gerne noch! Aber Spaß beiseite: Ich habe alles und bin dankbar, wenn ich so lange lebe, dass ich meine Tiere versorgen kann und keines zurücklassen muss“.
Ein Arbeitsunfall mit 28, bei dem sie schwer verletzt wird, setzt dem Praterleben ein Ende. Die Tochter soll ins Heim, also stimmt Burgi einer Adoption zu. Als ihr herzkranker Mann stirbt, kommen zum Alkohol noch Drogen dazu und ein viel jüngerer Mann, der sie ausnutzt. Den Drogenentzug schafft Burgi alleine, die Wohnung ist allerdings weg. Ihre größte Sorge sind ihre Tiere, die vorübergehend im Tierheim untergebracht werden. Dem Angebot, einen Wohnplatz im neunerHAUS zu bekommen, stimmt Burgi erleichtert zu, weil hier Haustiere erlaubt sind. Und die bestimmen nun auch den Tagesablauf – um fünf wird aufgestanden, da will die erste Katze gefüttert werden. Burgi genügen zwei bis drei Tassen Kaffee, die kann sie trinken, wäh-
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neunerNEWS Nr. 11, Juli 2008