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neunerNEWS Nr. 15, Juni 2010


neunerNEWS 15/2010

editorial Die Europäische Union hat 2010 zum „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ ernannt. Ziel dieses Themenjahres ist es, Armut und soziale Ausgrenzung in der breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen und der Stigmatisierung betroffener Personen entgegenzuwirken. Gemeinsam werden auf den verschiedensten Ebenen Lösungsstrategien erarbeitet, um Armut und soziale Ausgrenzung in der EU und in Österreich zu bekämpfen. Als „Botschafter des Europäischen Jahres“ lade ich Sie ein: Bringen auch Sie sich inhaltlich bei den zahlreichen Diskussionen und Veranstaltungen ein. Wenn es z.B.

»Gemeinsam gegen Armut und soziale ausgrenzung ankämpfen!« Markus Reiter

um die obdachlosen Menschen vom Audimax geht: im Dezember letzten Jahres in allen Medien, war rasch ein interimistisches Notquartier gefunden, das bis April befristet war. Wie geht es nun weiter? Eine dauerhafte, menschenwürdige Unterbringung ist dringend erforderlich. Auf Nachhaltigkeit setzen wir im neunerHAUS schon seit mehr als zehn Jahren, als unser erstes Haus in der Hagenmüllergasse eröffnet wurde. Mittlerweile betreiben wir drei Wohnhäuser. Unser zweites hat vor fünf Jahren in der Billrothstraße seine Türe für obdachlose Männer geöffnet. In dieser Ausgabe der neunerNEWS ziehen wir Bilanz. Über noch einen Geburtstag dürfen wir diesmal berichten – vor einem Jahr wurde die neunerHAUS Zahnarztpraxis für Obdachlose eröffnet. Soviel vorweg: Das Konzept ist aufgegangen. Mehr als 500 Menschen wurden seither behandelt und so mancher von ihnen kann nach zahnschmerzgeplagten Jahren nun wieder so richtig zubeißen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und ich bitte Sie wieder um Ihre Hilfe: Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, obdachlosen Menschen ein Dach über dem Kopf und adäquate medizinische Versorgung zu geben.

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wussten sie, dass… …2010 von der EU zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgerufen wurde? …17 % der EU-Bevölkerung – das sind über 80 Millionen Menschen – armutsgefährdet sind? Lettland (26 %), Rumänien (23 %), Bulgarien (21 %), Griechenland, Spanien, Litauen (je 20 %) sind am stärksten betroffen. Die niedrigsten Raten weisen Tschechien (9 %), Niederlande und Slowakei (je 11 %) auf. …jedes fünfte Kind in der EU von Armut bedroht ist? …über eine Million Österreicherinnen und Österreicher laut Statistik Austria armutsgefährdet sind und rund 500.000 Menschen in Österreich in manifester Armut leben? Tendenz steigend. …mehr Frauen verarmen als Männer? 11 % der Männer und 14 % der Frauen in Österreich sind armutsgefährdet, besonders betroffen: Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen. …im Jahr 2009 100.000 Personen in Österreich Sozialhilfe erhielten? Das bedeutet eine weitere Steigerung nach einem 9 %igem Plus von 2007 auf 2008 (Quelle: BMASK). …das neunerHAUS Billrothstraße heuer sein fünfjähriges Bestehen feiert? (siehe Bericht auf Seite 4)

Vielen Dank Impressum: Herausgeber: Verein neunerHAUS, Stumpergasse 60, 1060 Wien Tel.: +43/1/713 59 46, Email: verein@neunerhaus.at, www.neunerhaus.at Redaktion: Ruth Gotthardt Mitarbeit: Hanna Esezobor, Livia Mutsch Gestaltung: BÜRO Markus/Zahradnik Fotos: Anja Gerhartl, Johannes Hloch, Sebastian Messinger, Klaus Pichler u.a. Druck: Donau Forum Druck

Mag. Markus Reiter, Geschäftsführer

Fotos und Gestaltung wurden kostenlos zur Verfügung gestellt – das neunerHAUS dankt sehr herzlich!


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(K)ein Kurswechsel in der Armutspolitik?

Strategien gegen Armut Armutspolitisch relevant sind Maßnahmen in mehreren Bereichen: so die Politik der Integration in den Arbeitsmarkt durch budget- und wirtschaftspolitische Maßnahmen à la aktuelle Konjunkturprogramme oder Projekte wie die „Aktion 4000“ für langzeitarbeitslose Jugendliche. Wichtig ist auch die Politik der Gleichstellung sogenannter atypischer Beschäftigungsformen, ablesbar z.B. an der Einbeziehung Freier DienstnehmerInnen in die Arbeitslosenversicherung, weiters die Förderung des Verbleibs in Erwerbsarbeit durch die Unterstützung von Kurzarbeit und Förderung beruflicher Weiterbildung. Nicht zuletzt möchte ich den armutspolitisch relevanten Ausbau des Systems sozialer Sicherung durch den Aus- und Einbau mindestsichernder Elemente anführen. Aus dem Bekenntnis zur Armutsbekämpfung im Regierungsprogramm 2007 resultierte ein Vorhaben, das m.E. eine wichtige Rolle in der Strategie gegen Armut einnehmen könnte: die Einführung einer bedarfsorientierten Mindestsicherung. Diese wird im heurigen Jahr beschlossen, ihre Konturen sind weitgehend bekannt. Ist sie in der geplanten Ausgestaltung ein Schritt zur Gegensteuerung zu Armut? Meine Antwort ist: Jein. Mindestsicherung unter Armutsschwelle Die geplante Mindestsicherung bringt für Betroffene Verbesserungen wie die Harmonisierung der Mindestsicherungsleistung auf einem z.T. höheren Niveau als die bestehenden Sozialhilferichtsätze, die Einbeziehung in das Gesundheitssystem und den Service des AMS oder die weitgehende Abschaffung des Regresses. Mit der absehbaren Ausgestaltung ist allerdings eine Reihe von Problemen wie insbesondere das unzureichende Niveau verbunden: die Mindestsicherung wird nur zwölf mal in Höhe von 744 Euro ausbezahlt.

Foto: Paul Wilke

Wie die politische Entwicklung der letzten 30 Jahre zeigt, sind offensive Strategien gegen Armut keine Selbstverständlichkeit. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Einsicht in diese soziale Problemlage, die lange Zeit nicht gegeben war. Im Regierungsprogramm 2003 kam das Wort „Armut“ nicht vor. Dass die schwarz-blaue Regierung keine einschlägige Politik machte, vermag daher nicht zu überraschen. Erst das Regierungsprogramm aus 2007 enthielt das explizite Bekenntnis zur Armutsbekämpfung.

Damit wird sie weit unter der Armutsschwelle nach EU-Berechnung liegen: für das Einkommensjahr 2008 betrug diese 951 Euro (für einen Einpersonenhaushalt). Weiters möchte ich auf die Anrechnung von 25% des Mindestsicherungsbetrages für Wohnungskosten, die Vermögensanrechnung, die Unklarheit hinsichtlich der Abdeckung höherer Wohnkosten oder die Deckelung der Kosten für die Bundesländer verweisen. Aufgrund der in einigen Bundesländern erwartbaren zusätzlichen Maßnahmen (wie beispielsweise der Beitrag zu Wohnkosten) wird das ursprüngliche Ziel der Harmonisierung unterlaufen. Kurz gesagt: Die Mindestsicherung wird einige Verbesserungen gegenüber der derzeitigen Sozialhilfe bringen. Ungeachtet dessen ist unübersehbar, dass ihr Ausgangspunkt nicht mehr das gesellschaftspolitische Ziel einer offensiven Politik der Armutsbekämpfung ist. Ein Kurswechsel in der Armutspolitik, für den es in der Vorgängerregierung Anzeichen gab, ist in weitere Ferne gerückt.

Emmerich Tálos Politikwissenschafter


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Fünf Jahre neunerHAUS BillrothstraSSe – Eine Erfolgsbilanz

FuSS fassen VOR dem Abdriften in die Obdachlosigkeit Schleichend begann der soziale Abstieg von Nico, als er vor etwa zwei Jahren delogiert wurde. Nach einem gröberen Mietrückstand, mehreren versäumten amtlichen Briefen und teilweise selbst verschuldeter Uninformiertheit, stand der noch nicht einmal Dreißigjährige damals auf der Straße. Es folgten Monate sporadischer Wohngelegenheiten bei Freunden und Bekannten, einige Nächte auf Parkbänken und Jobs im Gastgewerbe, die für die Finanzierung einer neuen Wohnung nicht reichten. Als der ehemalige Student den letzten Job auch noch verlor, hatte er seinen „Einbruch“, wie er es selbst beschreibt. Er wusste mit den Tagen nichts mehr anzufangen, trank Schnaps in der Früh „um alles auszuhalten“ und gegen das „Krachen“ (Händezittern, Anm.). Seine Geschichte erzählt Nico an dem Tag, an dem er „frisch vom Entzug“ aus Kalksburg kommt, und kurz bevor er seine erste Nacht im neunerHAUS Billrothstraße verbringt. Seine Geschichte ist eher untypisch, aber eine von vielen verschiedenen, die in die Wohnungslosigkeit führen. Dass so etwas passieren kann, denken die wenigsten. Es sind die anderen, die auf der Straße schlafen oder auf einem Karton im versteckten Hauseingang – will man glauben. Es braucht aber nicht viel, um die Härte des Lebens zu spüren: Scheidung, Schulden, Jobverlust, Krankheit oder alles zusammen. Das neunerHAUS in der Billrothstraße ist eine Anlaufstelle für Männer in akuter Wohnungslosigkeit, eine soziale Übergangseinrichtung. Dort hat nun Nico die Chance das Abdriften in ein „Leben auf der Straße“ mit eigener Kraft, aber mit professioneller Hilfe, zu verhindern. Die Zeit, bis Betroffene eine eigene Wohnung finden, kann hier überbrückt werden. Bei einer maximalen Aufenthaltsdauer von 6 Monaten bietet das neunerHAUS Billrothstraße mittlerweile 44 Wohnplätze an. Das Betreuungskonzept ist, Männer aufzufangen BEVOR sie in die Obdachlosigkeit geraten. Erfolgsbilanz nach fünf Jahren Betrieb Dass das Konzept funktioniert, belegen die Zahlen: in den fünf Jahren gab es 372 Bewohner, 328 haben wieder Fuß gefasst und sind in „normale“ Wohnungen zurückgekehrt. Auch Herr H. – ihm ist das Bewohnerportrait (Bericht letzte Seite) gewidmet – hat seinen Weg zurück geschafft. Für Nico zählt vorerst, dass er sein eigenes eingerichtetes Zimmer hat, eine eigene

Dusche und vor allem auch AnsprechpartnerInnen, die ihm helfen, das Leben zu organisieren und – ganz wichtig – ihm zuhören. Wohnungskonzept Hassan El Sewifi ist Hausleiter in der Billrothstraße – dem einzigen neunerHAUS mit beschränkter Wohnzeit. Die Herausforderung für ihn und sein Team: in wenigen Monaten etwas für und mit den Bewohnern zu erreichen. Schulden müssen aufgelistet, notwendige Therapien eingeleitet und verschiedenste Papiere besorgt werden. Dass Bewohner in den vergangenen zwei Jahren in Wien gemeldet waren, ist eine der Voraussetzungen dafür, dass das Ziel, eine Gemeindewohnung zu vermitteln, von Erfolg gekrönt ist. „Wir arbeiten mit möglichst wenig Druck, haben kein Alkoholverbot so wie in allen neunerHÄUSERN, Haustiere sind erlaubt“, erklärt El Sewifi das Konzept. Verwirklicht werden konnte das neunerHAUS Billrothstraße im 19. Bezirk mit Unterstützung des Fonds S ­ oziales Wien.


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Bewohner des neunerHAUSes Billrothstraße, rechts außen das Betreuungsteam

Das Ziel In die Billrothstraße kommen jene erwachsenen Männer, die kurzfristig wohnungslos geworden sind und deren Selbsthilfepotenzial relativ hoch ist. Besonders oft ist auch der Verlust einer Dienstwohnung aufgrund von Kündigung ein Grund für eine solche akute Situation. Gemeinsam mit den SozialarbeiterInnen soll schließlich eine geeignete fixe Unterkunft gefunden werden. Zurücklehnen können sich die Männer in dieser Zeit nicht, von ihnen wird aktive Mitarbeit erwartet, Termine und Vereinbarungen müssen eingehalten werden. Möglichst selbstständig soll der Weg zur Lösung des Wohnproblems beschritten werden. „Falls danach noch jemand Betreuung braucht und will, stehen unsere SozialarbeiterInnen telefonisch oder persönlich zur Seite“, so El Sewifi. Neuer Wohnraum – aktuelle Bilanz Dass der Wohnraum im neunerHAUS selbst nicht

knapp wird, dafür wurde mittels Umbau gesorgt. „Laut, lästig und staubig war es“, berichtet der Hausleiter mit einem Augenzwinkern, „aber gelohnt hat es sich.“ Jahrelang wurde sukzessive saniert. Das neunerHAUS Billrothstraße ist denkmalgeschützt und wurde 1926 von der bekannten Wiener Architektin Ella BriggsBaumfeld als „Ledigenheim“ errichtet – von Beginn an war es also sozialen Zwecken gewidmet. Bis 2003 war es ein Studentinnenwohnheim. 2005 kaufte der Verein neunerHAUS das historische Gebäude. Mittlerweile ist das Haus fertig saniert, auch das Dach wurde neu gedeckt. Dabei wurden der Dachstuhl angehoben und neue Wohneinheiten eingerichtet. Insgesamt sind neun neue Wohnplätze entstanden. Investiert wurde auch in die Sicherheit: 41 Brandschutztüren nach historischem Vorbild, 88 Wärmedifferenzialmelder und eine Brandmeldeanlage wurden eingebaut, sowie eine Fluchtwegsbeleuchtung, eine Druckbelüftungsanlage, um das Treppenhaus im Brandfall rauchfrei zu halten, und automatische Türschließer. Auch in der Ausstattung hat sich einiges getan: das gesamte Haus wurde ausgemalt, es gibt neue Möbel und das Haus hat eine Generalreinigung hinter sich. Mithilfe der Bewohner In den Umbau waren auch die Bewohner eingebunden: „Sie waren eine große Hilfe“, erzählt El Sewifi. Gegen ein Taschengeld wurde verlässlich umgezogen, Hab und Gut von A nach B transportiert, Reinigungs- und Handwerkerarbeiten übernommen und Versammlungen organisiert. Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen. Einer, der einen der verschönerten Wohnplätze nun bezogen hat, ist Nico – mit hohem Potenzial, einer von rund 60 Männern zu werden, die jedes Jahr den Neuanfang schaffen. Denn, so Nico: „Du kannst nicht wachsen, wenn du aus der Tasche lebst.“ Marietta Türk Journalistin


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Ein Jahr neunerHAUS Zahnarztpraxis für obdachlose Menschen in Wien

Auf den Zahn gefühlt

Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben in seinen eigenen vier Wänden und auf adäquate medizinische Versorgung. Seit mehr als 10 Jahren bietet der Verein neunerHAUS obdachlosen Menschen ein Zuhause und medizinische Betreuung. Seit einem Jahr auch zahnmedizinische.

gerechtes und zielgruppenorientiertes Angebot zu schaffen, das die Betroffenen wieder befähigt, einen Zahnarzt aufzusuchen. Dafür braucht es einen unkomplizierten und niederschwelligen Zugang, eine gute und barrierefreie Erreichbarkeit der Praxisräume, sozialarbeiterische Beratung und kostenlose Behandlungen.

Ein multiprofessionelles Team betreut die PatientInnen. Ehrenamtliche ZahnärztInnen sichern den Betrieb.

Im März 2009 eröffnete der Verein die neunerHAUS Zahnarztpraxis für Obdachlose in Wien. Dazu geführt hatten nicht zuletzt die Erfahrungen des Team neunerHAUSARZT. Die AllgemeinmedizinerInnen hatten bei ihrer Arbeit in den letzten Jahren festgestellt, dass 90% der obdachlosen Menschen mehrfach krank sind und bis zu 15 Krankheitsbilder gleichzeitig aufweisen. Besonders schlecht ist der Zustand ihrer Zähne, da der letzte Zahnarztbesuch oft sehr lange zurück liegt. Nicht selten leben diese Menschen Jahre oder sogar Jahrzehnte lang mit schmerzenden Zähnen. In eine „normale“ Zahnarztpraxis wagen sich Obdachlose kaum. Zu groß ist ihre Scham, aber auch die Angst vor den möglichen Kosten. Hier setzt die neunerHAUS Zahnarztpraxis für Obdachlose an. Das Konzept ist einfach: ein bedürfnis-

Das Angebot wird dankbar angenommen Die gute Inanspruchnahme im ersten Jahr gibt dem Konzept Recht. Insgesamt haben seit der Eröffnung mehr als 500 PatientInnen – 74% Männer und 26% Frauen – den Weg in die neunerHAUS Zahnarztpraxis für Obdachlose gefunden. Knapp 20% der PatientInnen sind unter 30 Jahre alt. Einen großen Teil der in mehr als 2.200 Konsultationen erbrachten Leistungen machen Voll- und Teilprothetik aus – dank des bedürfnisgerechten Angebots können viele neunerHAUS-PatientInnen nach Jahren zum ersten Mal wieder kräftig zubeißen. Unter den ersten PatientInnen fanden sich zahlreiche BewohnerInnen aus den neunerHÄUSERN und anderen Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe. Frau F. wohnt im neunerHAUS Kudlichgasse. Nach dem ersten Termin war ihre Angst verflogen und sie ist erleichtert wieder gekommen: „Nicht nur, dass ich nach langer Zeit nun keine Zahnschmerzen habe. Das Schönste für mich ist, dass ich endlich wieder lachen kann, ohne mich zu genieren. Jeden Tag freue ich In entspannter Atmosphäre werden alle Ängste abgebaut.


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mich über meine neuen Zähne, das ist ein ganz neues ­Lebensgefühl!“ Die Betroffenen werden in der neunerHAUS Zahnarztpraxis unabhängig von ihrem Versicherungsstatus behandelt. Ein Vertrag mit der WGKK erlaubt es dem Verein neunerHAUS, erbrachte Leistungen zu verrechnen. Eine Sozialarbeiterin unterstützt die PatientInnen beim Wiedererlangen des verlorenen Versicherungsanspruchs. Bei ca. 25% gelingt dies nicht, sie bleiben unversichert. Kosten, die nicht von der öffentlichen Hand übernommen werden, deckt der Verein neunerHAUS aus Spendengeldern. Ehrenamtliche ZahnärztInnen gesucht Unter dem Motto „Eine Zahnbehandlung gibt obdachlosen Menschen ihr Lächeln zurück“ arbeitet ein multiprofessionelles Team im Ordinationsalltag zusammen. Die zahnärztliche Assistentin und eine Sozialarbeiterin sind täglich vor Ort und mit den PatientInnen bestens vertraut. Sie sorgen für Kontinuität in der Betreuung. ZahnärztInnen, die sich ca. einmal pro Monat für einige Stunden unentgeltlich in der neunerHAUS Zahnarztpraxis engagieren, sichern den Betrieb – weitere ehrenamtliche ZahnärtzInnen werden aber dringend gesucht!

5.000 Obdachlosen in Wien fehlt nur noch eines: Sie. Das neunerHAUS sucht ehrenamtliche Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Barrierefreie Erreichbarkeit, sozialarbeiterische Betreuung und kostenlose Behandlung erleichtern wohnungslosen Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung.

Jeder Mensch hat das Recht auf gesunde Zähne. Deshalb hat das neunerHAUS im März 2009 eine Zahnarztpraxis gegründet, deren Angebote speziell auf die Bedürfnisse obdachund wohnungsloser Menschen in Wien zugeschnitten sind. Die meisten Obdachlosen haben seit Jahren keinen niedergelassenen Zahnarzt mehr aufgesucht. Deshalb leiden viele von ihnen unter schmerzenden Zähnen, die ihren gesamten Gesundheitszustand maßgeblich beeinträchtigen. Jetzt suchen wir für unser Team dringend Verstärkung: Zahnärztinnen und Zahnärzte, die einmal pro Monat durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der neunerHAUS Zahnarztpraxis im 6. Bezirk die bedarfsgerechte zahnmedizinische Versorgung obdachloser Menschen sichern. Da unsere Praxis bereits vollständig eingerichtet ist, fehlt nur noch eines: Ihr Einsatz. Bitte helfen Sie mit und geben Sie Obdachlosen ihr Lächeln zurück. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte: Mag.a (FH) Livia Mutsch, Organisatorische Leiterin Geschäftsbereich Medizinische Versorgung Tel. (01) 713 59 46-17 livia.mutsch@neunerhaus.at www.neunerhaus.at Spendenkonto: 5.929.922, RLB NÖ Wien, BLZ 32.000 Spenden an den Verein neunerHAUS sind steuerlich absetzbar.

Wir geben Obdach.


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Es grünt so grün Es ist soweit: das neuerHAUS Kudlichgasse wird grüner! Aus drei Vorschlägen von BOKU-Studierenden wurde ein Mix ausgewählt. Es ist doch immer die Mischung, die es ausmacht. Unsere sieht nun so aus: An den Wänden in den Stockwerken werden Gittergerüste angebracht, in die Plexiglasscheiben und Zinkkübel inte­ griert werden. Beides kann be­liebig ausgetauscht und mehrfach genutzt werden. Die Kübel eignen sich sowohl für Pflanzen als auch für die Aufbewahrung von Stiften und Zeitungen, die Plexiglasscheiben können beschriftet und beklebt werden. Nicht nur, dass die Gerüste also „Zusammenhalt und Sicherheit symbolisieren“, wie die Studierenden erklärt haben, sie sind auch noch kommunikativ! Auf dem Dach bekommen wir drei Gemüsebeete (darum, wer die Gartengruppe leiten darf, wird bereits gekämpft) und vom Erdgeschoß bis in den fünften Stock hinauf wird eine „Grünsäule“ durchgezogen. Die Pflanzen sollen am Gerüst sowohl hinauf wachsen als auch hinunter hängen. Dadurch bekommt das Ganze einen Dschungel-Charakter.

Und damit zum Thema „Wildtiergehege im dritten Stock“! Die Vorgeschichte: Unsere liebe Bewohnerin Frau S. hat ihrem im November 2009 verstorbenen Lebensmenschen Karl P. versprochen, sich um seine Meerschweinchen Bumsi und Stupsi zu kümmern und hat die beiden Tiere bei sich aufgenommen. Unsere Bedenken, dass ihre Wohnung möglicherweise schon überbevölkert sei – immerhin leben dort mit ihr noch drei Katzen und zwei Vögel – hat sie geflissentlich überhört. Nach einigem Hin und Her kamen wir auf die Idee, die Tiere am Gang vor der Wohnung von Fr. S. zu beheimaten, was von der Nachbarschaft mit viel Freude aufgenommen wurde. Damit ist es hier wesentlich lebendiger geworden, man könnte fast sagen, das ganze gesellschaftliche Leben im dritten Stock spielt sich rund um die Tiere ab. Höhepunkt war die Feier anlässlich des zweiten Geburtstages von Bumsi und Stupsi, der mit einer Torte für die BewohnerInnen und diversen Leckerbissen für die neuen Stockwerkslieblinge gefeiert wurde. Und auch wir lernen dabei: als es um die Reinigung ging, haben wir erfahren, dass es bei den Meerschweinchen zwei Arten von Exkrementen gibt: Eines, das weggeräumt werden muss, und ein anderes, helleres, das von den Tieren „recycelt“ wird! Sie kauen daran und stärken so ihr Immunsystem! Emir Numanovic Wohnbetreuer im neunerHAUS Kudlichgasse

HAUBENKÜCHE ZUM BEISLPREIS In den fünf neunerHAUS-Kochbüchern stellen Top­KöchInnen des Landes, wie Johanna Maier, Walter Eselböck, Heinz Reitbauer, Lisl Wagner-Bacher, Gebrüder Obauer u.v.m. ihre besten Rezepte für günstige Gerichte zur Verfügung. Die Bücher sind mehrfach ausgezeichnet. Sie zeigen, dass feine Küche günstig sein und gleichzeitig helfen kann. Mit jedem Kauf unterstützen Sie die Arbeit des Vereins neunerHAUS für obdachlose Menschen in Wien und leisten einen Beitrag im „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“. Bestellen Sie direkt auf www.neunerhaus.at oder telefonisch unter 05 7801-1114


HINSCHAUEN UND HELFEN!

ARMUT IN ÖSTERREICH

2010

Europäisches Jahr zur Bekämpfung von

Armut und sozialer Ausgrenzung

t m m i n t u m r A Perspektive ÖSTERREICH GEGEN AR WAS TUT Ö

MUT?

n Mindestsicherung » Einführung der Bedarfsorientierte keit e zur Bekämpfung der Arbeitslosig ket tpa ark sm eit Arb de sen fas um i » Dre ngsbereich » Zahlreiche Maßnahmen im Bildu n- und Einkommensteuertarifs Loh s de g un nk Se : 09 20 m for rre » Steue ter herungsbeiträge bei Einkommen un » Streichung der Arbeitslosenversic 1.350 Euro

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Die Angst vor dem Sozialtourismus Das Audimax war letzten Dezember sowohl Ausgangspunkt für bildungspolitischen Protest als auch Zufluchtsort vor der Winterkälte für hunderte Obdachlose. Für Menschen, die aus rechtlichen Gründen keine Hilfe bekommen. Advent. Statt nach einer Vereinssitzung auf einen Punsch zu gehen, besuche ich – einem Hilferuf Studierender folgend – das besetzte Audimax. Ich treffe vom Leben auf der Straße schwer gezeichnete Menschen. Krank, alkoholabhängig, schwer traumatisiert. Es sind vorwiegend Männer aus den neuen EU-Ländern. Keine Sozialtouristen, die schnell einmal für ein paar Tage im reichen Wien auf eine billige Unterkunft aus sind. Die Studierenden zeigen sich solidarisch. Szymon etwa erzählt, dass er nach der Wende als junger Mann nach Österreich gekommen ist. Die Gelegenheitsjobs am Bau wurden aufgrund einer Rückenverletzung und regelmäßiger Finanzkontrollen immer seltener, zuletzt war er fallweise am Arbeiterstrich. Auf Krankenversicherung und Sozialhilfe hat er keine Chance. In meiner Funktion als Vorsitzender des Verbands der WWH bemühe auch ich mich, die Stadt Wien, Studierende und Sozialorganisationen an einen Tisch zu bringen. Erste Maßnahmen werden gesetzt, SozialbeWWH Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe ist ein Interessenszusammenschluss jener zehn unabhängigen Sozialorganisationen, die in Wien – mit Ausnahme der städtischen – alle betreuten Wohnplätze für obdachlose Menschen anbieten. Dazu gehören u.a. Caritas, Rotes Kreuz, Volkshilfe und auch der Verein neunerHAUS.

treuer von Caritas und Rotes Kreuz helfen und beraten vor Ort. Fonds Soziales Wien und Caritas setzen ein Maßnahmenpaket auf. Auch die Presse wird auf die rechtliche Ausgrenzung dieser Menschen aufmerksam. Wer als in Österreich lebender EU-Bürger obdachlos wird, hat keinen Anspruch auf Obdachlosenund Sozialhilfe. Drei Tage vor Weihnachten. Um 6.30 Uhr räumen Polizisten das Audimax der Uni Wien. Sie finden 80 obdachlose Menschen vor, die das „offene“ besetzte Audimax als warme Zufluchtsstätte entdeckt haben. Es hat gefühlte minus 15 Grad. Das Uni-Rektorat empfiehlt den Betroffenen, sich an Beratungsstellen für

Wer hat Anspruch auf Obdachlosen-Unterkunft? §7a des Wiener Sozialhilfegesetzes regelt, wer Anspruch auf Sozialhilfe und somit auf Betreuung im Falle von Obdachlosigkeit hat. Danach steht eine von der Stadt Wien geförderte Unterkunft neben österreichischen StaatsbürgerInnen auch Menschen zu, die sich „erlaubter Weise im Inland aufhalten und deren Einreise nicht zum Zweck des Sozialhilfebezuges erfolgt ist.“ Ausgeschlossen sind derzeit BürgerInnen aus EU-Staaten, die in Österreich leben, kein eigenes Einkommen haben bzw. nicht erwerbstätig sind.“ Gemäß EU-Recht genießt aber „jeder Unionsbürger, der sich im Hoheitsgebiet des Aufnahmemitgliedsstaats aufhält, ... die gleiche Behandlung wie Staatsangehörige dieses Mitgliedsstaats.“ Ein Prüfverfahren der Volksanwaltschaft läuft.

Obdachlose zu wenden. Eine Stunde später ist von den Obdachlosen nichts mehr zu sehen. Von offizieller Seite heißt es, „die Wiener Wohnungslosenhilfe steht den WienerInnen zur Verfügung“. So sieht es das Gesetz vor. Und nur so lasse sich Sozialtourismus vermeiden. Ärger kommt auf. Gemeinsam mit Caritas und Studierenden sollte am selben Nachmittag ein Hilfsplan umgesetzt werden. Das Rektorat war darüber informiert. Ich weiß, dass die Obdachlosen vom Audimax von den Beratungsstellen – aus rechtlichen Gründen – bis dato abgewiesen wurden und sich nicht erneut dorthin wenden werden. Am Abend sperrt erstmals die Notschlafstelle für EU-BürgerInnen auf. Statt der erwarteten 80 Menschen finden nur fünfzehn den Weg in die „2. Gruft“. Abweisung von 400 Obdachlosen. In den Folgemonaten wird es in der Öffentlichkeit ruhig um das Thema. Die Caritas muss in ihrer Beratungsstelle P7 rund 400 obdachlose Menschen wegschicken. Gleichzeitig stellt die Stadt Wien das nach Weihnachten geschnürte „Winterpaket“ Ende April wieder ein. Ersatz für die Notmaßnahme gibt es nicht. Volksanwaltschaft prüft. Mitte April 2010 teilt Volksanwalt Dr. Kostelka in einem Schreiben an die WWH mit, dass ein Prüfverfahren zur Frage der Obdachlosenhilfe für Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft durchgeführt wird. Die Hoffnung lebt, dass ein Dach über dem Kopf für alle Menschen in diesem Land zu einem selbstverständlichen Anspruch wird. Dafür werde ich mich gemeinsam mit dem Verein neunerHAUS und allen Partnern aus der Wiener Wohnungs­ losenhilfe weiterhin einsetzen. Fortsetzung folgt. MARKUS REITER Geschäftsführer neunerHAUS


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Montagnachmittag in der »HAMÜ« An einem Montagnachmittag im März trug sich im neunerHAUS Hagenmüllergasse folgendes zu: Ich führte im großen Saal – getrennt von den Büroräumlichkeiten – ein Gespräch mit zwei BewohnerInnen. Da diese Besprechung in eine hitzige Diskussion ausartete und länger dauerte als erwartet, forderten die beiden schließlich Kaffee ein. Ich kam ihrem Wunsch gerne nach, denn auch ich war schon etwas müde, eilte in die Küche und setzte Kaffee auf. Milch und Zucker brachte ich hinüber in den Saal, als plötzlich die Bürotür zuknallte. Noch dachte ich mir nichts weiter dabei und machte mich wieder auf den Weg in die Küche, um Häferl zu holen. Vor der Bürotür kramte ich in meinen Hosentaschen nach dem Schlüssel – vergebens! Mein Büroschlüssel, den ich zum Aufschließen der Bürotür gebraucht hätte, lag friedlich neben der Kaffeemaschine im Büro. Mit Entsetzen stellte ich fest: Ich hatte mich ausgesperrt! „Meine Tasche mit Handy und Wohnungsschlüssel liegt im Büro und keiner mehr da“, schoss es mir durch den Kopf. Weiß wie eine Wand, wie die zwei BewohnerInnen meine Gesichtsfarbe später beschrieben, kehrte ich in den Saal zurück und erklärte den beiden mein Missgeschick. Da hatten sie auch

schon eine geniale Eingebung: Hauspsychiater Dr. W. sollte an diesem Montag um 20 Uhr ins Haus kommen – mit Schlüssel für´s Büro. Zuerst erleichtert, stellte ich bald ernüchtert fest, dass noch volle drei Stunden Wartezeit – und das ohne Kaffee – vor mir lagen. Die zwei BewohnerInnen erklärten sich sofort bereit, mir solange Gesellschaft zu leisten und meine Wartezeit angenehm zu gestalten. Schließlich gesellten sich auch noch andere BewohnerInnen zu der illustren Runde im Saal. Liebenswerte Versorgungsangebote wie a Zigaretterl, a Achterl Rot, a 16er Blech oder a Stamperl wurden – bis auf ersteres – von mir schmunzelnd abgelehnt. Gegen 20 Uhr erschien der ersehnte Retter in der Not – Dr. W.! Eigentlich schade, ich hatte mich beim ungeplanten BewohnerInnen-Kränzchen gerade köstlichst amüsiert. Lisa Baumgartner Sozialarbeiterin im neunerHAUS Hagenmüllergasse

kurzmeldungen Augustin Cup Der AUGUSTIN CUP geht am 11. September 2010 zum dritten Mal über den Rasen. Auch heuer werden wieder 12 Teams aus Einrichtungen für Wohnungslose und aus der Kultur- und Medienlandschaft zum gemeinsamen Kicken auf dem Kleinfeld aufeinander treffen. Mit dabei: der neunerHAUS FC.

Haubenauflauf Bereits zum vierten Mal fand im Mai in der Lounge der ERSTE BANK das neunerHAUS Charity-Dinner Haubenauflauf in Zusammenarbeit mit Erste Bank Restaurantsbetriebe, Erste Bank und s Bausparkasse statt. Zehn HaubenköchInnen – Siegfried Kröpfl, Oliver Hoffinger, Martina Willmann, Bernie Rieder, Hannes Tinnacher, Manfred Buchinger, Roman Steger, Jacqueline Pfeiffer, Rainer Stranzinger und Ingo Taubert – schwangen erneut ihren Kochlöffel für den guten Zweck.

10. Kunstauktion des Vereins neunerHAUS Am 2. November 2010 wird unsere „Jubiläumsauktion“ – die bereits zehnte Charity-Kunstauktion zugunsten des Vereins neunerHAUS – unter der Leitung von Auktionator Otto Hans Ressler (Im Kinsky Kunstauktionen) im MAK stattfinden. Zahlreiche KünstlerInnen – von Angeli und Anzinger über Bohatsch und Brandl, Damisch, Fink, Gasteiger, Hausner, Kienzer, Kogler, bis hin zu Zitko und Zobernig – unterstützen uns dabei seit vielen Jahren.


Fritz H., 50, ehemaliger Bewohner des neunerHAUSes Billrothstraße

»Nur ein Eitzerl mehr Pech...« Fritz H. entspricht so gar nicht dem Bild, wie man sich einen ehemaligen Obdachlosen vorstellt. Zum Interview erscheint ein Mann in den besten Jahren, gepflegt, eloquent, macht einen fitten Eindruck. Ein äußerst angenehmer Gesprächspartner. Und trotzdem: ein harter Weg liegt hinter ihm. Burnout, das Scheitern seiner Firma, Scheidung. Der Abstieg geht ganz schnell Nach vielen Jahren als Arbeitnehmer hatte der gelernte Setzer sich selbständig gemacht und EDV-Dienstleistungen angeboten. Es hat nicht funktioniert. Irgendwann waren alle Reserven aufgebraucht – die finanziellen wie die emotionalen. „Blöd g`rennt: 50 Jahre alt und man hat nichts mehr. Den Boden hat es mir unter den Füßen weggezogen. Keine Arbeit, keine Familie, keine sozialen Kontakte – geblieben ist mir genau ein Freund“, fasst Fritz H. seinen Abstieg kurz zusammen. Das darauf folgende Jahr beschreibt er als eine Art Schwebezustand. Er wird zunehmend apathisch und in dieser Situation Hilfe zu suchen, kostete ihn die letzten Kräfte. „Als ich im neunerHAUS eingezogen bin, war ich zuerst einmal dauernd krank. Aber dann ist es aufwärts gegangen, mit ein paar Kilos mehr war auch das Nervenkostüm wieder gestärkt.“

leistbares Paradies. Ein paar Möbel bekommt er vom neunerHAUS mit und ein Bekannter hat ein Schlafsofa zu vergeben. Die neuen Nachbarn sind angenehm, viele haben eine ähnliche Geschichte. Mit der Ruhe kommt langsam die Energie zurück. Das Arbeitsamt hilft und Fritz H. macht eine Fortbildung aus dem 50-Plus-Angebot. Fehlt noch der richtige Job: „Ich bin erst 50 und ich möchte noch mindestens zehn Jahre arbeiten, am liebsten im Sozialbereich. Ich wünsche mir eine Arbeit, die mir Freude macht und von der ich leben kann.“ Seine Ansprüche sind bescheiden: „Ein bisserl die Wohnung herrichten und vielleicht einmal ein Urlaub in der Steiermark. Auf Sommerfrische.“ Mit der Vergangenheit endgültig abschließen und neu anfangen möchte er. „Unterm Strich bin ich ein glücklicher Mensch – nur ein Eitzerl mehr Pech und ich wäre auf der Strecke geblieben. Und von meiner Sorte gibt es wesentlich mehr, als man glaubt.“

Der Weg zurück in die Eigenständigkeit Der Wunsch, wieder Fuß zu fassen, ist groß, und nach fünf Monaten zieht Fritz H. in eine Gemeindewohnung. Die 36 EIGENEN Quadratmeter sind ein kleines, aber

Ruth Gotthardt Leitung Öffentlichkeitsarbeit neunerHAUS

JEder EURO ZÄHLT! Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben in seinen eigenen vier Wänden und auf adäquate medizinische Versorgung. Seit mehr als 10 Jahren bieten wir obdachlosen Menschen ein Zuhause und medizinische Betreuung. Selbstbestimmung und Selbstbefähigung stehen dabei für uns an oberster Stelle. Wenn auch Sie unsere Arbeit zugunsten von obdachlosen Menschen unterstützen wollen, können Sie mit beiliegendem Erlagschein oder online über unsere Website www.neunerhaus.at spenden.


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