neunernews Dezember 2013

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NEUNERNEWS NR. 22 / Dezember 2013

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EDITORIAL

Liebe LeserInnen, stellen Sie sich vor, Sie sind obdachlos und leiden an Zahnschmerzen. Zu einem Arzt, einer Ärztin, haben Sie sich schon seit Jahren nicht mehr getraut. Sie haben Angst, was passiert, wenn Sie sich unter Menschen begeben. Angst, was passiert, wenn Sie Ihre Geschichte erzählen. Angst, auf kein Verständnis zu stoßen, zu irritieren. Doch der Zahnschmerz pocht. Die neunerhaus Zahnarztpraxis für obdach- und wohnungslose Menschen ist daher vor allem eines: niederschwellig. Unkompliziert und ohne Terminvereinbarung wird respektvoll zahnmedizinische Hilfe und sozialarbeiterische Unterstützung geleistet. Mehr dazu auf den Seiten 4 und 5. Walter, Thomas und Mounir, Bewohner des neunerhauses Billrothstraße, wollen so schnell wie möglich wieder eigenständig wohnen. Aber dazu muss Wohnraum leistbar sein. Drei Porträts auf den Seiten 6 und 7. Sie ahnen es: Angebote wie diese kosten viel Geld. Wir sind auch weiterhin auf Ihre Spende und Unterstützung angewiesen. Vielen Dank!

STRASSE MACHT KRANK Die neunerhaus medizinische Versorgung hilft. DAS LEBEN AUF DER STRASSE Das Leben auf der Straße

verursacht Krankheiten durch Kälte, Nässe und Stress

verlängert das Leben auf der Straße Immer mehr Schwierigkeiten im Alltag

Immer mehr Krankheiten auf einmal Krankheiten werden verschleppt

Ihre Redaktion

IMPRESSUM HERAUSGEBER: neunerhaus, Margaretenstraße 166/1. Stock, 1050 Wien Tel.: +43/1/990 09 09-900, E-Mail: verein@neunerhaus.at, www.neunerhaus.at ZVR-Zahl: 701846883, DVR-Nr.: 2110290 CHEFREDAKTION UND TEXT: Mag.a Flora Eder FOTOS: Alexander Gotter, Hans Hochstöger, Klaus Pichler, Anna Rauchenberger, Johanna Rauch GESTALTUNG: Schrägstrich Kommunikationsdesign e.U.; DESIGN: Büro X DRUCK: Donau Forum Druck Fotos und Gestaltung wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Das neunerhaus dankt sehr herzlich. Spendenkonto RLB NÖ-Wien IBAN: AT25 3200 0000 0592 9922; BIC RLNWATWW Spendenkonto Erste Bank: IBAN GIBAATWWXXX; BIC AT38 2011 1284 3049 1706 Spenden an das neunerhaus sind steuerlich absetzbar.

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TYPISCHE KRANKHEITSBILDER

Offene Beine ■ Diabetes ■ Herz-Kreislauf-Probleme ■ Alkohol

Atemwegserkrankungen Massiver Leidensdruck ■ Atembeschwerden ■ COPD, z.B. Asthma ■

Schlechter Zahnstatus Abszesse ■ Karies ■ Prothese nötig ■

Polyneuropathie – Gefäßsterben, Motorik, Wundheilungsstörungen Alkoholische Polyneuropathie – Leberzirrhose, großer Bauchumfang, verfärbte Augen

WAS HILFT? neunerhaus Arztpraxis

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Ordinationstage pro Woche

75

Team neunerhausarzt

ehrenamtliche ZahnärztInnen

neunerhaus Zahnarztpraxis

WEIL GESUNDHEIT EIN MENSCHENRECHT IST.

13.247

Konsultationen/Termine 2012


INTERVIEW

INNOVATION Dr.in Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, im Gespräch mit Markus Reiter über ihre Vision für das Wissen von morgen, Innovation und Gestaltungsspielraum. Markus Reiter: Sie sind seit zwölf Jahren an der Spitze der Österreichischen Nationalbibliothek. Ähnlich wie das neunerhaus erfüllen Sie hier einen öffentlichen Auftrag zum großen Teil auf Basis öffentlicher Finanzierung. Wie viel Raum zur Gestaltung und Innovation nehmen Sie in diesem Rahmen wahr? Johanna Rachinger: Innerhalb des gesetzlich vorgegebenen Rahmens sehe ich durchaus große Gestaltungsmöglichkeiten. So setzen wir uns beispielsweise mit neuen Informationstechnologien auseinander und fragen uns, wie wir Wissen für die Welt von morgen aufbereiten können. In unserer „Vision 2025“ denken wir weit über enge Grenzen hinaus und leiten daraus strategische Zielsetzungen ab. Wie das neunerhaus sammeln Sie zusätzlich zur öffentlichen Finanzierung auch Spenden. Nimmt sich hier die Politik aus der Verantwortung? Wir sind zwar seit 2002 vollrechtsfähig, das bedeutet aber nicht, dass sich die Politik aus der Verantwortung entlassen kann. Unseren Auftrag zur Lukrierung von Drittmitteln sehe ich aber auch – neben dem finanziellen Aspekt – als große Chance: Die Bibliothek soll sich nach außen öffnen. Und das ist auch in unserem Sinn. Welche Entwicklungsfelder sehen Sie aktuell für Organisationen wie das neunerhaus und die Nationalbibliothek? Es ist wichtig, nicht nur Bestehendes zu sichern. Das wäre zu wenig. Die Frage muss immer lauten: Wie kann ich auf unsere bestehenden qualitativen Angebote noch etwas Innovatives draufsetzen? Wie können wir noch besser werden? Große Möglichkeiten sehe ich

» OBDACHLOSIGKEIT NICHT AUS DEM BLICKFELD DRÄNGEN « hier vor allem im Bereich der Social Media, vor allem wenn es darum geht, neue Zielgruppen zu erschließen. Innerhalb der Sozialorganisationen wird derzeit die Frage der Wirksamkeit heiß diskutiert: Kommt unsere Hilfe an, was bewirken wir – und wie kann man das messen? Dabei liegen Evaluierung und Kontrolle eng beieinander. Kann Kontrolle von Seiten der Fördergeber Innovation verhindern? Eine Kontrolle der Finanzgebarung ist für mich absolut in Ordnung, wenn man mit öffentlichen Geldern agiert. Eine inhaltliche Kontrolle ist ein anderes Thema, denn die operativen Entscheidungen sind der Geschäftsführung vorbehalten. Es spricht aber nichts gegen Evaluierungen. Wir agieren transparent, indem wir unsere Strategien, Visionen oder kultu-

rellen Programme publizieren und uns Debatten in der Öffentlichkeit stellen. Wenn Sie sehen, wie mit Obdachlosigkeit umgegangen wird und dass Menschen aus dem Stadtpark vertrieben werden – was möchten Sie uns mit auf den Weg geben? Vor allem möchte ich Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen meine Bewunderung aussprechen – ich kann mir vorstellen, dass Sie in einem herausfordernden Umfeld arbeiten. Gerade bei Obdachlosigkeit schaut die Gesellschaft gerne weg, da spielen viele Ängste und Vorurteile mit. Ich erlebe Obdachlose großteils als friedliche Menschen, die einfach ihre Ruhe haben wollen. Mich stört, dass es in einem so reichen Land nicht die notwendigen Rahmenbedingungen gibt. Jeder Mensch muss ein Dach über dem Kopf haben, und das ist definitiv eine Aufgabe des Sozialstaates.

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ZAHNARZTPRAXIS

FINGERSPITZENGEFÜHL neunerhaus Zahnarztpraxis: Eine offene Tür und Unterstützung im harten Alltag. Text: FLORA EDER

Vier Mal in der Woche, ab 8:00 Uhr früh, bildet sich eine Schlange vor der neunerhaus Zahnarztpraxis. Breiter Wiener Dialekt ist genauso zu hören wie viele andere Sprachen. Manche PatientInnen kommen einzeln, einige werden von FreundInnen begleitet, andere wiederum kommen mit der gesamten Familie und mehreren Kindern. Alle Altersgruppen sind vertreten, viele sind auffallend jung. Wie Judith (24), die trotz ihrer jungen Jahre schon mehrere Zähne verloren hat. Sie kommt heute zum ersten Mal mit ihrer neuen E-Card, die sie nach mehreren Amts- und Umwegen erhalten hat. „Jetzt möchte ich mir end-

lich neue Zähne machen lassen“, sagt sie stolz und hält ihre E-Card Susanne Pospisil, der neunerhaus Sozialarbeiterin, hin. In der neunerhaus Zahnarztpraxis werden alle obdach- und wohnungslosen Menschen in Wien von ehrenamtlich tätigen ZahnärztInnen behandelt. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art in Wien. Seit ihrer Gründung 2009 wurden über 2500 wohnungslose Menschen behandelt. Gerade Zähne werden durch Obdach- und Wohnungslosigkeit besonders in Mitleidenschaft gezogen: Mangelnde oder fehlende Mundhygiene, Abszesse, alte und schlecht verheilte Frakturen und die besonders große

Besonders die Zähne leiden unter den schwierigen Hygieneverhältnissen auf der Straße.

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Angst vor Arztbesuchen ergeben neben dem stressigen Leben auf der Straße eine schmerzhafte Mischung. Offenes Ohr. „Hier haben die Leute ein offenes Ohr und ausreichend Zeit für mich, es ist keine Massenabfertigung. Woanders würde ich nicht zum Zahnarzt gehen“, sagt auch die 26-jährige Tina, die soeben im Wartezimmer Platz genommen hat. Sie lebt in einem Übergangswohnhaus für junge Erwachsene und ist bereits seit längerem Patientin in der neunerhaus Zahnarztpraxis. Während der Wartezeit erzählt sie über ihr Leben. Schon als 14-jährige hat sie erstmals Drogen ausprobiert, ist mit Siebzehn von zu Hause in Oberösterreich ausgerissen und nach Wien gekommen. Seit zwei Jahren versucht sie, von den Drogen wegzukommen und nimmt Ersatzmedikamente. Doch diese sind für die Zähne sehr schädlich. „Sonst geht es mir mittlerweile immer besser, ich habe mein Leben gut im Griff und einen Hund, Lucky, den ich über alles liebe“, sagt sie. „Ich würde auch gerne einen Beruf haben – irgendwas mit Tieren. Am liebsten würde ich meine Matura nachmachen und Zoologie studieren“, sagt sie. Voraussetzung dafür wäre jedoch eine Entzugstherapie – doch Therapieplätze, an denen auch Tiere erlaubt sind, sind rar. „Bis jetzt habe ich noch niemanden gefunden, der in der Zwischenzeit auf meinen Hund aufpassen würde. Das ist ein echtes Problem“, erklärt Tina.


„GERADE DIE ZÄHNE SIND ESSENTIELL“ Dr. Christian Malek engagiert sich einmal im Monat ehrenamtlich im neunerhaus als Zahnarzt. Woher kommt Ihre Motivation, das neunerhaus zu unterstützen?

„Unser ehrenamtliches Zahnärztlnnen-Team braucht noch mehr Unterstützung“, appelliert neunerhaus Zahnarzt Dr. Christian Malek an KollegInnen.

Zugänglichkeit. „Das zeigt, wie wichtig die Zugänglichkeit der Hilfsangebote ist“, bekräftigt Sozialarbeiterin Susanne Pospisil. „Sonst kommt die Hilfe nicht an. In der Zahnarztpraxis achte ich deswegen darauf, dass niemand aufgrund von Bürokratie oder wegen eines verpassten Termins Angst hat, nicht mehr kommen zu können“, sagt sie. Als oft allererste Kontaktperson in der Wohnungslosenhilfe überhaupt ist das besonders wichtig. Denn viele trauen sich erst wegen der enormen Zahnschmerzen, Hilfe anzunehmen. „Der Andrang auf die Zahnarztpraxis wird immer größer, das bedeutet, dass es hier oft stressig zugeht. Ich versuche, ein Gegenpol zu sein und die Sicherheit auszustrahlen, die es braucht, um Angst vor dem Zahnarzttermin zu nehmen“, erklärt sie. Das ist auch für Luigi (39) und Romy (29) wichtig. Noch bevor sie Pospisil beim Erstgespräch ihre Namen sagen, betonen sie, wie groß ihre Angst vor dem Termin ist. Die beiden sind seit sieben Jahren ein Paar. Sie lebten früher gemeinsam in einer Gemeindewohnung – doch als Romy für drei Jahre ins Gefängnis musste, zog es Luigi

den Boden unter den Füßen weg. Er wurde schwer krank, hatte Probleme mit der Lunge. Sechs Monate musste er im Spital bleiben. In dieser Zeit häuften sich seine Schulden, Luigi konnte sich die Wohnung nicht mehr leisten. Er kam zwischenzeitlich bei einer Bekannten unter und wartete auf Romy. Nach der Haftentlassung fanden die beiden gemeinsam eine betreute Übergangswohnung der Wohnungslosenhilfe. „Wir wohnen auf 25 Quadratmetern und leben weit unter der Armutsgrenze – trotzdem: Das Wichtigste ist, dass wir zusammen sind“, sagen sie. In die Zahnarztpraxis haben sie sich erst getraut, als ihnen versichert wurde, wie unkompliziert man hier empfangen wird. Dabei hat Luigi schon seit Jahren nur mehr vier Zähne. „An die vielen Hürden, die es für wohnungslose Menschen bei regulären Praxen gibt, denkt man gar nicht, wenn man nicht selbst in einer Krisensituation steckt“, erklärt Pospisil. „Daher versuchen wir in der Zahnarztpraxis, diese Hürden gemeinsam Stück für Stück zu überwinden und damit eine Brücke ins reguläre Gesundheitssystem zu bauen.“

Ich möchte ein Stück von meinem großen Kuchen abgeben. Und ich weiß: Es kann schnell gehen, dass man auf der anderen Seite landet. Gerade die Zähne sind so essentiell, um wieder aus der Wohnungslosigkeit herauszufinden: Gute Zähne braucht man für einen neuen Job, eine neue Wohnung und eine neue Beziehung. Deswegen weiß ich auch, dass ich hier mit meiner kleinen Hilfe sehr viel erreichen kann. Das ist mir sehr wichtig. Was ist der größte Unterschied zu ihrer privaten Zahnarztpraxis? Es gibt keine großen Unterschiede – alle Menschen haben Angst vorm Zahnarzt (lacht). Im neunerhaus sind aber aufgrund des jahrelangen Lebens auf der Straße mehr PatientInnen, die Prothesen benötigen und jene, die akute Schmerzen haben. Wie oft sind Sie ehrenamtlich im neunerhaus tätig? Einmal im Monat, immer an einem Mittwoch. Das ist mein freier Tag und einmal im Monat verbringe ich den hier. Das ZahnärztInnen-Team benötigt aber noch mehr Unterstützung. Deswegen mein Appell an meine KollegInnen: Engagiert euch im neunerhaus! www.neunerhaus.at/zahnarzt

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DER WEG ZURÜCK

DIE ZWEITE CHANCE Wieder wohnen, durchschnaufen und ins Leben starten. Text: FLORA EDER

Seit acht Jahren finden im neunerhaus Billrothstraße Männer in akuten Krisensituationen nach ihrem Wohnungsverlust einen Ort zum Ankommen, Durchschnaufen und wieder ins Leben starten: Im Übergangswohnhaus helfen die neunerhaus SozialarbeiterInnen beim Weg zurück, damit die Abwärtsspirale der Wohnungslosigkeit schnell gestoppt werden kann. Zentral ist die rasche Vermittlung einer eigenen leistbaren Wohnung. Leistbares Wohnen ist hier für alle ein Thema. Denn die meisten kamen aufgrund der rapide steigenden Mieten, einer Kündigung, Scheidung oder Konkurs ins neunerhaus.

Im Aufenthaltsraum wird ein wenig geplaudert und Internet gesurft, im Innenhof gerade ein Fahrrad abgesperrt. Den Blick nach unten gerichtet, grüßen die meisten schnell im Vorübergehen. Sie wollen meist möglichst rasch in ihre eigenen vier Wände. Die Türe schließen, vor den Problemen da draußen. Zur Ruhe kommen, Kraft sammeln. Die Wohnung zu verlieren ist für die meisten ein tiefer Schock: Obdachlos – das sind doch nur „die anderen“? Wie konnte mir das passieren? Wo soll ich jetzt übernachten, wo duschen, wo essen? Wo deponiere ich meine persönlichen Dinge, meine Dokumente? Wie

sieht mein morgiger Tag aus, wie kann ich wieder Hoffnung und Kraft für die Zukunft sammeln? Bei all diesen Fragen hilft das neunerhaus mit der Suche nach einer fixen Wohnung und begleitet mit Sozialarbeit. So wird der Weg zurück leichter: Bereits nach durchschnittlich sechs Monaten schaffen es hier über 70 Prozent der Bewohner, wieder eigenständig zu wohnen. In privaten Wohnungen oder im Gemeindebau. Denn Wohnen, das verlernt man nicht. Oft braucht man nur ein wenig Hilfe, leistbaren Wohnraum und den Mut, wieder nach vorne zu schauen.

WENN DAS LEBEN „SICH UMDREHT“ Scheidung. Die Suche nach einer leistbaren Wohnung.

Mounir F. hat strahlend braune Augen. Zuversicht liegt in seinem Schmunzeln und ein Lächeln steht ihm im Gesicht, auch wenn er von ernsten Dingen spricht. Aus Tunesien vor zehn Jahren geflüchtet, kämpfte sich der heute 32-Jährige in Wien durch. Er arbeitete hart, fand seine Frau, ein Kind folgte. Er renovierte die gemeinsame Wohnung. „Der Kleine ist heute schon neun Jahre alt“, sagt F. stolz. Doch das Familienglück hielt nicht. Die jungen Eltern ließen sich scheiden, „einvernehmlich“, betont F. Drei Monate durfte er noch in der Wohnung bleiben, dann musste er ausziehen. „Wissen Sie, wie schwierig es ist, derzeit eine leistbare Wohnung zu finden“, fragt F. Ihm ist es nicht gelungen, Geld für eine Kaution, Anzahlungskosten und Möbel aufzubringen. So ist F. bei Freunden untergekommen. „Aber auch, wenn man noch so gute Freunde hat: Das kann man nicht ewig machen“, sagt er. So wurde er an die Wohnungslosenhilfe und das neunerhaus vermittelt. „Auf der Straße bin ich zum Glück nie gestanden.“ Ein fixer Wohnplatz bedeute Freiheit, sagt er. Wenn man nicht wisse, wo man am Abend schläft, könne man nicht an die Zukunft denken. Aber gerade das sei nach einer Scheidung wichtig, wenn sich das Leben „ohnehin gerade umdreht“, wie F. es ausdrückt. 500 Euro, die derzeit durchschnittlich für eine Einzimmerwohnung verlangt werden, könne er nicht aufbringen. 400 Euro inklusive Betriebskosten gingen sich gerade einmal aus. Trotzdem bleibt er zuversichtlich: „Mein Leben, das wird schon wieder mit der Zeit.“

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DER WEG ZURÜCK

„DAS SOLL MAL EINER MITMACHEN“ Haft. Vorstrafe und Wohnungsverlust.

„WIE EIN LOTTOSECHSER“ Altersarmut. Ein Weltenbummler im neunerhaus. Den 68-jährigen Wiener Walter M. zog es immer schon in die Ferne: Hamburg, Mombasa, Texas, die Karibik und Orlando in Florida. Seit den 70-ern war er in der Welt fast überall zu Hause. „Das ist Freiheit“, sagt er heute. Er erinnert sich gerne an die Zeit. Schmückt sie bildhaft aus und erzählt Anekdoten über waghalsige Bootsfahrten bei Barbados, Wirbelstürme in Orlando und Safaris in Kenia. Nur für seine Ex-Frau machte er immer wieder einen Abstecher nach Wien. Bis 2011. Da lief es mit den Geschäften in Florida schon einige Zeit nicht so gut. Sein Sohn riet ihm, nach Wien zurückzukommen und in Pension zu gehen. „Ich löste mein geringes Vermögen von 7000 Dollar auf und suchte mir eine kleine Wohnung in Wien“, sagt er. „Von meiner kleinen Pension konnte ich gerade einmal die Miete zahlen – die weiteren Lebenskosten aber nicht.“ Leistbar wäre für ihn eigentlich nur eine Gemeindewohnung gewesen. Für deren Beantragung muss man allerdings zwei Jahre in Wien gemeldet sein.

„Mein Sohn konnte mir ja nicht ewig finanziell helfen. Ich war im Zahlungsrückstand. Na bumm. Was macht man da?“ M. wandte sich im letzten Moment an die Wohnungslosenhilfe. Zwei Monate lang kam er in einer Notschlafstelle unter. „Immerhin: Ich hatte nachts ein Bett und ein Dach überm Kopf. Aber als fix war, dass ich danach ins neunerhaus komme, zählte ich die Tage bis zur Überweisung runter“, sagt Walter. Er wusste: Hier wird ihm bei der Regelung seiner Finanzen und einer Wohnungsvermittlung geholfen. „Nun steht fest: In drei Tagen kann ich in meine Wohnung einziehen. Hurra! Das ist hervorragend und wie ein Lottosechser“, freut er sich. „Im neunerhaus wurde mir so gut geholfen. Seit ich hier bin, ist auf einmal alles gut geworden“, sagt M. „Wenn ich Geld hätte, ich würde es dem neunerhaus spenden!“

Thomas K. war 30 Jahre alt, als er von zwei Freunden beschuldigt wurde, sie mit HIV angesteckt zu haben. Obwohl K. seine Unschuld beteuerte, wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. „Von einem Tag auf den anderen hat sich mein Leben auf den Kopf gestellt, das hätte ich nie für möglich gehalten“, sagt er. K. wuchs in Innsbruck auf und ist wegen einer früheren Liebe nach Wien gekommen. Beruflich erfüllte sich sein Kindheitstraum: Er war Lokführer bei der ÖBB, hatte eine schöne, große Wohnung, eine Katze und ein Auto. K. war glücklich. Bis zu seiner Verurteilung. „Das Schlimmste beginnt aber eigentlich erst nach der Haft“, sagt K. „Ich habe nämlich meine Wohnung verloren.“ Am Entlassungstag sei ihm nur eine Liste von Hotels in die Hand gedrückt worden. Ohne Weitervermittlung an das neunerhaus und der Unterstützung seiner Mutter wäre er auf der Straße gestanden. „Von einem guten Einkommen und einer 78-m2-Wohnung auf 12 m2, einer Vorstrafe und kaum Aussicht auf

Beschäftigung: Das soll mal einer mitmachen“, sagt K. Er wünscht sich innig, dass sein Urteil aufgehoben wird. Er will sein Leben zurück. „Trotzdem dreht sich die Erde weiter“, sagt K. „Jetzt brauche ich erst einmal eine eigene Wohnung.“ Dabei hilft ihm das neunerhaus.

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KURZBERICHTE

GROSSER ERFOLG BEI DER 13. NEUNERHAUS KUNSTAUKTION AUSSER MAN TUT ES Soziales Engagement kann man fördern, auch als Unternehmen. Die Firma Henkel zeigt mit ihrem ersten Freiwilligentag am 5. Dezember vor, wie das geht: MitarbeiterInnen engagieren sich für soziale Organisationen – weltweit. Für das neunerhaus werden am Standort in Wien Sachspenden gesammelt: dringend benötigte Winterkleidung, Schuhe, Bettwäsche, haltbare Lebensmittel und Tierfutter. Mit dieser Spendensammelaktion spiegelt sich freiwilliges Engagement als Teil der Unternehmenskultur im täglichen Leben der Henkel-MitarbeiterInnen wider. Das neunerhaus sagt: Danke!

ALLE JAHRE WIEDER GUTES TUN Punschen gegen die Obdachlosigkeit: Auch heuer gibt es wieder einen Tag lang einen Punschstand zugunsten des neunerhauses. Die engagierten StudentInnen des Studiengangs „Technisches Vertriebsmanagement“ an der FH bfi Wien freuen sich über zahlreiche Gäste und Spenden. Samstag, 21. Dezember 2013 ab 10:00 Uhr, 1070 Wien, Mariahilfer Straße 110 (vor der Apotheke zur Kaiserkrone). Wir bedanken uns bei dem Team der FH und freuen uns auf zahlreiche BesucherInnen.

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Anfang November fand die bereits ­ 13. neunerhaus Kunstauktion statt, bei der Jahr für Jahr jeder Zuschlag dem neunerhaus als Spende zugute kommt. Über 160 Bilder und Objekte wurden versteigert. Gewohnt charmant und unterhaltsam führte Auktionator Otto Hans Ressler durch den äußerst erfolgreichen Abend im Museum für Angewandte Kunst (MAK). Maßgeblich ermöglicht wurde die Auktion durch die über 160 KünstlerInnen, die ihre Werke dem neunerhaus zur Verfügung stellten. Doch gerade KünstlerInnen leben in überwiegender Mehrheit am oder unterm Existenzminimum. Das betonte auch Andrea Schurian, Kulturressortleiterin der Tageszeitung „Der Standard“, in ihrem Vorwort im Katalog der Auktion. Denn trotz ihrer eigenen prekären Situation sind es gerade KünstlerInnen, die auch dieses Jahr mit ihren Arbeiten die Auktion in dieser Form überhaupt erst ermöglichten.

Bei der neunerhaus Kunstauktion kommt Jahr für Jahr der Erlös dem neunerhaus zugute.

Das Geld kommt den vielseitigen Hilfsangeboten für obdachlose Menschen des neunerhauses zugute. „Uns ist wichtig, dass Hilfe für obdachlose Menschen nicht bei einmaligen Hilfeleistungen stehen bleibt“, betont neunerhaus Geschäftsführer Markus Reiter: „Man kann und darf sich bei uns zu Hause fühlen. Das bedeutet für uns kompromisslose menschenwürdige Qualität, und damit sind wir auch sehr erfolgreich: So können wir Menschen nachhaltig helfen.“ Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei allen KünstlerInnen und UnterstützerInnen, die zum Gelingen der Auktion beigetragen haben! Bilder, die bei der Auktion nicht ersteigert wurden, können Sie im Nachverkauf bis Ende Jänner 2014 zum Rufpreis erstehen. www.neunerhaus.at/nachverkauf


AUS DEN HÄUSERN

V. l. n. r.: Michael Gehbauer (WBV-GPA), Stadträtin Sonja Wehsely, Stadtrat Michael Ludwig und Markus Reiter (neunerhaus) beim Spatenstich des Neubaus neunerhaus Hagenmüllergasse.

MITTEN IM DRITTEN Mit einem feierlichen Spatenstich startete am 13. September 2013 der Neubau des allerersten neunerhauses in der Hagenmüllergasse 34 im dritten Bezirk in Wien. Der Neubau wurde aufgrund wirtschaftlicher, sicherheitstechnischer und qualitativer Anforderungen notwendig. Erbaut von der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) werden in der neuen „Hamü“ 79 ehemals wohnungslose Menschen einen betreuten Wohnplatz und ein Zuhause finden. Jede Wohneinheit wird einen speziellen Grundriss haben – Individualität soll groß geschrieben werden. So waren die BewohnerInnen auch bereits an der Planung des Bauvorhabens intensiv beteiligt.

WOHNEN ZUERST Ohne Job keine Wohnung. Von der Notschlafstelle in ein Jugendherbergszimmer. Von dort zu Bekannten. Zurück in eine Notschlafstelle. Oder auf die Straße. Aber immer gilt: Ohne Wohnung kein Job. Damit sich dieser Kreislauf nicht weiter fortsetzt, geht das neunerhaus mit dem Betreuungsansatz „Housing First“ einen neuen, international bewährten Weg. An erster Stelle steht dabei das Wohnen in den eigenen vier Wänden, mit eigenem Wohnungsschlüssel und eigenem Mietvertrag. Vor einem Jahr wurde dieses innovative Projekt gestartet, nun gibt es erste Erfolge. Aber: „Passende und leistbare Wohnungen sind ein Grundstein des Projekts“, ng nu sagt Projektleiterin Clauoh W n re ba r leist Wissen Sie von eine dia Halbartschlager. unterstützen?

unerhaus und wollen das ne d sive Küche und Ba  Wohnungen inklu and bezugsfertigen Zust  In einem guten, ng  Zeitgemäße Heizu it: Keine Befristung  Nach Möglichke 2 1-3 Zimmer  30-80 m groß, Lassen Sie es uns wissen: ebskosten  Miete inkl. Betri ro verein@neunerhaus.at Eu 300,– bis 450,–

DREI MAL SO HOCH Im September dieses Jahres konnte die neunerhaus Tierärztliche Versorgungsstelle ihren dritten Geburtstag feiern. Bis zu ihrer Eröffnung 2010 gab es kein derartiges Angebot in Wien. Erkrankte und verletzte Tiere obdachund wohnungsloser Menschen mussten vor dieser Zeit von engagierten TierärztInnen vor Ort verarztet werden – in den unterschiedlichsten Unterkünften der TierbesitzerInnen, oftmals auch im Freien. Unsere TierärztInnen konnten bislang über 500 Vierbeinern obdach- und wohnungsloser Menschen kostenfrei helfen. Durch ihr ehrenamtliches Engagement halten sie den Ordinationsbetrieb aufrecht. Hier gilt umso mehr: Wer den Tieren hilft, hilft auch den Menschen. In diesem Sinne:

Happy Birthday!

www.neunerhaus.at/tierarzt

300 WÜNSCHE ANS CHRISTKIND Der Wichtel ist eine norwegische Sagengestalt, die Gutes tut. Und so tun es Jahr für Jahr zu Weihnachten die MitarbeiterInnen der s Bausparkasse: Beim neunerhaus-Wichteln beschenken sie über 300 unserer BewohnerInnen auf Basis ihrer persönlichen Wunschliste: Vom Kreuzworträtsel, einem neuen Tagebuch über Badeöl bis hin zu festen Schuhen mit dicken Sohlen. Im Namen unserer BewohnerInnen sagen wir hiermit allen s-Bauspar-Christkindern herzlich: Danke!

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IM RAMPENLICHT

MANCHE WUNDEN HEILEN NICHT Weit mehr als „nur“ Ärztin: Dr.in Herta Bayer kümmert sich vor Ort um 122 obdachlose BewohnerInnen eines betreuten Wohnhauses. Herr Z. reißt Leukoplast in mehrere kleine Streifen und reiht sie an der Kante eines Sessels feinsäuberlich auf. Er öffnet Verpackungen von Desinfektionstüchern und atmungsaktiven Verbänden und ordnet sie in einer bestimmten Reihenfolge auf dem Tisch vor sich quadratisch an. Dann kramt er Wundheilsalben und entzündungshemmende Cremes aus dem Plastiksackerl neben sich. Seit Jahren kommt der 65-jährige jeden Mittwoch in die Praxis von Dr.in Herta Bayer, um seine offenen Wunden behandeln zu lassen. Sie könnten unbehandelt zu einer Beinamputation führen. Dr.in Herta Bayer ist eine von elf All­ gemeinmedizinerInnen des Teams neunerhausarzt, das vor Ort in 16 Häusern für wohnungslose Menschen medizinische Grundversorgung leistet. Sechs Stunden pro Woche arbeitet sie im kleinen Arztzimmer eines betreuten Wohnhauses im 15. Wiener Gemeindebezirk. Für die allermeisten der 122 obdachlosen Menschen, die hier betreut wohnen, ist Bayer weit mehr als „nur“ Ärztin. Sie ist einer der geordneten Fixpunkte in ihrer Wochenstruktur. Die BewohnerInnen haben großen Respekt vor „ihrer Frau Doktor“. Obdachlosigkeit – das geht an niemandem spurlos vorüber. Auch nicht an Herrn P. Er ist mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen, den er zielsicher durch die Tür der kleinen Praxis steuert. Seine Beine sind gerötet und von Adern übersäht, er atmet schlecht. Den Blutdruck will er sich heute nicht messen lassen. „Ich bin viel zu aufgeregt“, sagt er. Seine Freundin, die er hier im betreuten Wohnhaus kennen lernte, musste in der vergangenen Nacht von der Rettung abgeholt und ins Spital gebracht werden. Die starke Raucherin hatte solche Atemnot, dass sie kaum mehr Luft bekam. Bayer erklärt Herrn P. eindringlich, dass er sie überzeugen

soll, mehrere Tage im Krankenhaus zu bleiben. Mit glasigen Augen merkt sich P. alles, das Bayer ihm aufträgt: „Ich will auf keinen Fall, dass ihr irgendetwas Schlimmes passiert.“ Viele Diagnosen gleichzeitig. Auffällig ist, dass kaum eineR von Bayers PatientInnen Socken unter den Hausschuhen trägt. Denn Schwellungen und Verletzungen an den Beinen sind neben Atemnot, dem Abnehmen der motorischen Fähigkeiten und der Schmerzwahrnehmung die häufigsten Erkrankungen, die Bayer diagnostiziert. „Die vielen Diagnosen hängen auch mit dem Lebensstil zusammen, wir arbeiten deswegen eng mit den SozialarbeiterInnen zusammen“, erklärt Bayer. Dann klopft es wieder an der Türe. Herr A. kommt herein, verschluckt sich fast an der Begrüßung und zählt sofort seine Zuckerwerte auf. Der 60-jährige

Alt-Rocker trägt ein T-Shirt einer HeavyMetal-Band. Er ist noch immer Jahr für Jahr mit seinem Rollator beim HarleyDavidson-Treffen auf der Donauinsel. A. versucht, so autonom wie möglich zu leben, will sich so wenig wie möglich vorschreiben lassen. „Das ist bei der Kontrolle seiner Diabetes aber oft ein Problem“, seufzt Bayer. Bayer macht ihren Job mit Herz und Seele. Schon vor dem neunerhaus war sie bei den Drogenberatungsstellen „Ganslwirt“ und „Treffpunkt“ engagiert. „Niederschwellige medizinische Versorgung hat es mir einfach schon immer angetan“, sagt sie. Gerade diese mache es aber schwierig, abzuschalten. „Das kann ich nur beim Tauchen – sobald ich unter Wasser bin, ist der Rest der Welt wie ausgeschaltet“, sagt Bayer. „Trotzdem denke ich mir: Es geht mir so gut, da fühle ich mich moralisch verpflichtet, etwas zurückzugeben.“

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DAS BIN ICH

AUF EINMAL WAR ALLES WEG Georg erwartet uns überpünktlich im Aufenthaltsraum des neunerhauses Billrothstraße. Die zehn Minuten bis zu unserem Gespräch überbrückt der 55-Jährige mit der Frage, ob er heute

ich sonst hin?“, erinnert sich Georg an den vergangenen Winter 2012. Eine Dauerlösung war das nicht. Er zog in eine Jugendherberge weiter. „Das war auf Dauer auch zu teuer. Viel Geld hatte

» ICH HATTE SO EIN FALSCHES BILD VON OBDACHLOSIGKEIT « Georg R., 55, Bewohner des neunerhauses Billrothstraße lieber Misch- oder Weizenbrot nimmt. Schwarz oder weiß, wie das Leben? Georg kennt jedenfalls nicht nur die Butterseiten, sondern auch die harten Seiten des Lebens. Wie am 20. November 2012. Der ehemalige Lagerarbeiter war gerade zehn Tage lang arbeitslos, als ein anfangs harmloser Streit mit seiner Frau eskalierte. Sie wollte für einige Tage Auszeit und fuhr zu ihrer Mutter. Als sie wieder kam, forderte sie Georg auf, ihre gemeinsame Wohnung zu verlassen. Die beiden hatten sich in der Schule in Siebenbürgen kennengelernt, waren in den 80er-Jahren aus Rumänien über Ungarn nach Österreich geflüchtet. Sie zogen zwei Kinder groß und gingen gemeinsam durch Höhen und Tiefen. „Ich liebte meine Frau. Nach 34 Jahren Ehe war das so plötzlich, ein richtiger Schock“, sagt Georg. Daher war er unsicher und hoffte, dass es nicht ernst gemeint sei. Dann stand die Polizei vor der Tür. Es war ernst gemeint. „Also habe ich zwei Wochen lang im eisig kalten Auto übernachtet. Wo sollte

ich nicht mehr“, sagt er. Georg suchte fieberhaft nach einer Wohnung und fand mit Müh und Not ein kleines Zimmer zur befristeten Untermiete um 350 Euro. Und er bekam den Tipp, sich an die Wohnungslosenhilfe zu wenden, die ihn ans neunerhaus vermittelte. Sonst wäre er nach Ablauf seiner Untermiete endgültig auf der Straße gestanden. Im Mai 2013 wurde die Scheidung eingereicht. Familie, Arbeit und zuhause. Auf einmal war alles weg. Trotzdem will Georg nach vorne schauen. Am wichtigsten ist ihm sein AMS-Kurs. Allein heute hat er drei Bewerbungen weggeschickt. „Ja, das ist fleißig, ich weiß“, sagt er stolz. Auch den Antrag für eine Gemeindewohnung hat er bereits gestellt. Die Motivation für einen Neuanfang kommt nicht nur vom neunerhaus, sondern auch von seinen Freunden. Sie glauben an ihn, halten zu ihm. Erst dadurch konnte er sich seiner Situation stellen. „Am Anfang ist es wirklich hart, ich habe sehr gelitten“, sagt Georg. Es hat Zeit gebraucht, Hilfe anzunehmen. Er habe sich oft geschämt, sagt er. Auch

ins neunerhaus hat er sich anfangs nicht alleine getraut, eine Bekannte begleitete ihn. „Wissen Sie, ich hatte so ein falsches Bild von Obdachlosigkeit. Ich war skeptisch. Und dann diese positive Überraschung. Ich hätte viel früher herkommen sollen“, lacht er. Ende Oktober 2013 konnte Georg aus dem neunerhaus in eine eigene Gemeindewohnung ziehen.

IHRE SPENDE VERÄNDERT LEBEN! Obdach- oder wohnungslos zu sein bedeutet, gezeichnet am Rande der Gesellschaft zu leben. Nicht nur ein schützendes Dach fehlt, sondern auch medizinische Versorgung. Mit Ihrer Spende mittels beiliegendem Zahlschein oder online helfen Sie uns, obdachlosen Menschen ein Dach über dem Kopf und dringend notwendige medizinische Betreuung zu geben. Vielen Dank! www.neunerhaus.at SPENDEN AN DAS NEUNERHAUS SIND STEUERLICH ABSETZBAR.


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